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Full text of "Decheniana"

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DECHENIANA 


Verhandlungen 

des 

natarhistorisclien  Vereines 

der 

preossisclien  Eheinlande  und  Westfalens. 


Mit  Bettrftgen  von 

CCheliuSi  F.  Leydig,  Fr.  Goldeuberg,  Cl.  Schlüter, 

A.  fiargatzky. 


Herausgegeben 

Ton 

0r.  C  h  kmifk^ 


Aelrtiuiddr€iMlg«tar  JFalurgwiK« 
fitite  Ftlgs:  S.  Jabrgiig. 

Mit  einer  geognostischen  Karte,  8  Tafeln  AbbUdungen  und 

29  HoLsscbnitteo. 


Bonn. 

In  Commission  bei  Max  Cohen  &  Sohn  (Fr.  Cohen). 

1881. 


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Inhalt 


Geographie,  Geologie,  Mineralogie  und 


Paläontologie. 

Seile 

Carl  Chclius:  Die  Quarzite  und  Schiefer  am  Ost- 

rande   des  rheinischen   Schiefer^ebirgos  und 

deren  Um^M:})ung.    (Hierzu  Taf.  I  und  2  Holz« 

achnitte.j   VcrhJl.  1 

Fr.  Goldenberg:  Beitrag  zur  Ineektenfauna  der 

Kohlenformation  von  Saarhrücken.  (Mit  2  Holz« 

schnitten.)    184 

CL  Schlüter:  Ueber  einige  Anthozoen  des  Devon. 

(Hiergg  Taf.  II  bis  IX.)    189 

Agg.  Bargatzky:  Die  Stromatoporen  des  rheim» 

sehen  Devon.  (Mit  11  Holzschpitten.)   .  .  .  .   233 

vom  Rath:  Geologische  Skizze  einer  Reise  durch 

Palaestina  und  das  Lihanongebiet  ....  Corr.-Bl.  66  u.  176 
Frey  tag:  Ueber  die  geognost.  nnd  balneologischen 

Verhaltnisse  des  Bades  Oeynhau8en   Corr.-Bl.  118 

Kaiser:   Leber  das  Wesen   und  die  Ursachen  der 

Erdbeben    118 

v.  Dücker:   Ueber  die  Lagernngsverhaltnisse  des 

Teutoburgerwaldes  und  des  Wesergebirges  .  .   120 

H.  Grabbe:  Ueber  den  Doberg  bei  Bünde  .  .  .  .   184 

O.  Weerth:  UebLT  Gletscliersimren  am  Toutobiirfrer- 

Walde    141 

▼.Dücker,  Prinz  von  Schönich  und  v.  Dechen; 

Bemerkungen  hierzu    147 

Fabricius:  Ueber  die  Beschreibung  des  Bergre« 

viers  Aachen  von  Bergrath  Wagner    148 

V.  Dechen  legt  Versteinerungen  von  Gerolstein  vor   149 


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IV 

von  Dechen  legt  vor  and  bespricht  die  Werke:  Dio 
Flötzlageriing  in  der  Stoppenhergor  und  Höret» 
Hertener  Mulde,  von  Dr.  J.  Ilaniel   Corr.-BL  149 

—  Grundxflge  und  Ziele  der  8teinkohleü«Chemie, 

von  Dr.  F.  Mack    149 

—  lieber  die  Gliederung  des  Ünterdevou  zwischen 

Taunus  und  Westerwald,  von  Karl  Koch  .  .   150 

—  Geognostiscbe    Uebersichtskarte    des  Harzes, 

von  K.  Lossen    151 

—  Geognostisch  illuminirte  Mantiacriptkarte  vom 

Piesberge,  von  R.  Pagenstecher    161 

—  8  Exemplare  der  gooloprischen  Uebersichtskarte 

von  Rheinland  und  Westfalen   151 

H.  Grabbe:  Uebor  neue  Funde  von  Stiurier-Fahrtfin 

im  Wealdensandstein  des  Bückeberges  «  .  .  ,   161 

B.  Stürtz;  üeber  Eopteris  Morieri  Saporta  und 

Eophyton  Linneanum  Torcl    176 

Fabricius  berichtet  über  die  Schrift:    „Das  k.  k. 

Qnecksilberwork  zu  Idria^    177 

Heuslor:     Ueber    ein    Phosphoritvorkonimon  am 

Steinrother  Kupf   Sit/t^sb.  7 

V.  Dechen:  üeber  grosse  Dislokationen   -  9 

vom  Rath:  üeber  einen  vermuthungsweise  für  Orthit 

angesprochenen  Krystall  (Mit  4  Holzschnitten)   25 

—  üeber  einen  Kalkspathkrystall  von  Lancashire. 

(Mit  1  Hulzschnitt)    28 

—  üeber  Fortwachsungen  an  Kalkspathkrystallen. 

(Mit  1  Holzschnitt)    30 

—  legt  vor  und  bespricht  einige  das  St.  Gott- 
hardgobirge  und  die  Gottbardbabn  betreffende 
Publikationen   :  31 

—  legt  einige  von  Dr.  Baumbauer  dargestellte 
Aetzfiguren-Pr&parate  vor    49 

—  legt  einen  künstlichen  Kalkspathzwilling  vor  .  -  60 

Sohlueter;    Ueber  Ancistrodon  de  Bey.     (Mit  I 

Holzschnitt)    61 

—  legt  einen  Sch&del  von  Notbosaurus  mirabilig 

aus  der  Trias  Westfalens  vor    .  62 

Hintze:  üeber  einige  Anatasstufen  von  der  Alpe 

Lerchelting   -  04 

—  Ueber  einige  Phosgenitstufen  von  Cromford  .  -  G4 

V.  Dechen:  Üeber  vermeintliche  Granitblocke  als 

Zeugen  von  Eisbergen  und  Gletschern  bei  Kern« 

scheid   Q4 


1 


y 

Soito 

vom  Rath:  Ueber  Aeschynit,  Danburit  und  ein  dem 

Cuspidiu  ähnliches  Mineral.  (Mit  2  Holzschn.)      Sitzgsb.  67 
—  legt  vor  und  bespricht  das  Werk  von  Dr. 
Balzer:  , Der  mechanische  Contact  von  Gneise 


und  Kalk   im  Rornor  OberlanJo^'  .   ,  ,  -_  7tf 

—  Bemerkimgen  über  Scbwerspathvorkoüimnisse 

im  Rftaalt   ^  ZI 

Schlueter;  üeber  Callopora  eifeliensis  und  Spon- 

gophyllum  semiseptatum.  (Mit  2  Holzschnitten.)  -  72 

—  Ueber  Favosites  bimuratus  Quenst.  und  Ree- 
meria  infundibulifera  M.  E.  (Mit  1  Holz- 
schnitt.)    76 

—  üeber  Cryphaeus  limbatus  von  Bundenbach   .   77 

Leb  mann:   Uclier  das  Vurkonmien  von  Titunmiiie* 

ralie.ii  in  den  sächsischen  Granuliten   .  .  .  .  z  97 

Haniel:  üeber  die  Flötzlagerung  in  der  Stoppen« 
berger  und  Horst-llertcper  Mulde  des  West- 
fälischen Steinkohlengebir^es   -  89 

Schlueter:   Uey)er  das  angcblicho  Vurkommen  der 

Gattun^^  Litbostrotiun  im  rheinischen  Devou  .  -  91 

Dechen  berichtet  über  „Dr.  Ad.  Schmitt,  Die 

Zinkerzlagerstätten  von  Wiesloch"    94 

V.  Lasaulx:    Ueber  Untersuchungen  sogenannter 

kosmischer  Staube   114  und  173 

—  legt  kunstliche  Analcim-Krystalle  vor  .  .  .  .   115 

—  legt  vor:  0.  Silvestri,  Ricerche  chimiche 
sulla  composizione  della  aoque  del  Fiume  Si- 

meto  etc    116 

V.  Dechen:  Ueber  Anthracoblattina Scudderi Go^gnfc.   116 

—  Ueber  die  Auffindung  einiger  Säulen  aus  dem 
Kalksinter  des  Römer-Kanals  au  der  Burg 
Dankwarderode  in  Rraunschwcig    116 

V.  Roehl  le^t  vor;  Dr.  Marsson,  Die  Cirripedien 
und  Ostracoden  der  weissen  Schreibkreido  der 
Insel  Rügen   1 18 

Angel  bis;  Ueber  die  glacialen  Friktionsphänomene 

im  Rereiche  des  norddeutschen  Diluviums  .  .   118 

V.  Dechen:  üeber  die  Verbreitung  der  Trachyte  und 
Basalte  des  Siebengebirges.  Westcrwaldes,  der 
Eifel,  des  Taunus,  Ilunsrücken  und  Habichts- 
wftldefl   122 

—  legt  den  ersten  Jahrgang  des  Jahrbuches  der 
Königl.  PreusB.  gcol.  Landesanstalt  und  Berg- 
akademie zu  Berlin  vor    132 


oogle 


■ 

VI 

Seite 

Sohlueter:  üeber  Dtrwinia  pmmpla  ep.ii....     Sitsgtb.  14S 

—  Ueber  Cryphaeut  aoutifrons  sp.  d.  und  Gr. 
rotnndifroiis  JBmm.  •  .  .  •   •  144 

—  legt  8  Uthographirto  Tafeln  von  Devon-Korallen 

vor   -  146 

Laeanlx  legt  eine  Photographie  der  Berliner  Ar- 

ehaeopteryxplatte  vor   -  149 

—  legt  vor  nnd  bespricht  Eryetalle  von  Apo- 

phyllit  aus  dem  Baealte  des  Minderberges  .  .  -  149 

—  Gismondin  aus  dem  Basalt  des  pressen  Weil- 
berges   -  149 

—  eine  interessante  Suite  von  Pyrenäen-Mineralien  -  149 

—  die  erste  Lieforuup  des  neuen  Lehrbuches  der 
Mineralogie  von  G.  Tschermack   -  151 

Gurlt  legt  vor  und  berichtet  über  Geologisk  Ocver- 
sigtskarta  öfver  Vermlands  Läa  von  A.  £. 
Törnebohm   -  152 

_  _  _    • 

Behmann:  Ueber  die  £rgebnieee  eeinerzwei  Reisen 

in  Südafrika   •  161 

V.  Boehl  berichtet  aus  Shrubsole's  Abhandlung  über 

eine  Diatomee  ane  dem  London  Clay  ....         •  163 

—  beepribht  das  Werk  von  Braune:  Geologie 

der  ümgegend  von  Tokio   •  164 

Fabricine:  Ueber  Funde  aue  dem  Lahngebiete, 

welche  beweieen,  da«s  die  Ablagerung  gewiaeer 

Ense  bie  zur  Gegenwart  fortdauert   -  164 

V.  Laeaulx  legt  eine  Eeihe  ausgezeichneter  Obsidian- 

etticke  vor   •  176 

—  legt  vor  und  bespricht  2   neue  Mineralien, 
Dumortierit  und  Hiddenit   -  177 

V.  Dechen:  üeber  ein  isolirtes  Basaltvorkooimen  an 

dem  n.  Abhänge  des  Ebbegebirges   -  178 

—  legt  vor  und  l)espricht  einige  Schieferstücke  aus 

der  Schuttmass  )  des  Bergrutsches  bei  Kaub  .  •  180 

—  legt  vor:  W.  Tronkner,  Die  geognostischen 
Verhältnisse  der  ümgegend  von  Osnabrück  etc.  -  180 

Gurlt  legt  eine  künstliche  Couglomeratbildung  aue 

dem  Bleibergwerke  zu  Lintorf  vor   -  181 

V.  D  e  c  h  e  n :  Ueber  die  Bimseteineande  im  Westerwalde         -  186 

Lehmann  legt  einige  grössere  DOnnei^lifie  von 

S&chsisohen  Granuliten  vor   -  188 

Andrft:  Ueber  Funde  von  Höhlenbären-  und  Ha* 
lianassareeten  bei  Kreusnach  nnd  Waldlaubere- 
heim   -  191 


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vn 

Seite 

Tom  Baih:  üeber  das  Erdbeben  toh  Isoliia.  •  .  .     Sitsgab.  192 

—  Ueber  den  Znetttid  des  Yesar  am  18.  Mftn  1881         •  198 

—  Ueber  einen  Besuch  des  Vultur  bei  Melfi.  (Mit 

1  Holzschn.)   -  200 

—  Ueber  die  Krystallform  des  Cuspidin.  (Mit  1 
Holzschnitt.)   -  208 

Sehlaeter  legt  einen  Merostomen  aus  dem  Rheini- 
schen ünterdevon  vor  •  -  210 

—  erörtert  den  Bau  der  Gattung  Tiaracrümi  •  .  -  211 

—  üeber  Xcnocidaris  conifera  sp.  n   •  213 

Ueber  das  Vorkommen  von  Astraeospongia  im 

Mittel-Devon  der  PafFrather  Mulde   -  213 

—  üeber  die  yeriikalc  Verbreitung  der  fossilen 
Biadematiden  nnd  Eehiniden  im  nördliehen 
Dentacdilaiid   -  218 

« 

Hiatae:  Ueber  Pieudomorphosen  Ton  Antimonit  naoh 
Senarmontit  und  Paramorpboaen  von  Valenti- 
nit  nach  Senarmontit   -  220 

Iiehmann:  Ueber  emptiTe  Gneiiae  in  Sachsen  und 

Beiern   -  220 

Seligmann:  Ueber  anegez^ofanete  Krjttalle  von 

Topas  nnd  Tnrmalin   -  238 

BotaBik: 

Weihe:   TTeber  seltenere  Pflanzen  der  Umgebung 

▼on  Oeynhausen   Corr.-Bl.  164 

Cornau  na  legt  einen  androgynen  Blutenstand  von 

Zea  Maia  vor   -  172 

Malaheimer  legt  Pflanzenmonstrositftten  nnd  Exem- 
plare von  Oenothera  mnricata  vor,  und  be- 
apricht  dieselben   -  175 

Selimidt:  Ueber  den  Protoplasmakörper  nnd  die 

Kerne  der  gegliederten  MildirShren  der  Pianaen     Sitegsb.  219 


Anthropologie,  Zoologie  aad  Anatomie. 

F.  Leydig:  Ueber  Verbreitung  der  Thiere  im  Bhdn- 
gebirge  und  Mainthal  mit  Hinbliok  auf  Eifel 


und  Shemthal   Verhdlg.  43 

Landois:  Ueber  die  Baukunst  der  Vögel  auf  ihren 

wahren  Werth  zurückgeführt   Corr.-Bl.  119 

Ueber  die  Reduktion  der  Zehen  bei  den  Säugc- 


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vni 

Seite 

tbieren  dnroh  Verkümmerung  und  Teraohmel-- 

zung   Gorr.*Bl.  125 

Cornelius:  Zur  Käfergattung  Bruchus  L.  und  be- 

eondere  über  Br.  pisorum  L   •  151 

von  dem  Rorne:    Ucber  die  Fischerei- Verhältnisse 

der  Werre   •  158 

Melsheinier:  Beitrag  zur  Intelligenz  der  Thierc  .  -  173 

—  legt  Pelias  berus  (Kreuzotter)  von  Pfaffendorf 

bei  Ehrenbreitstein  vor   -  174 

Hoff  mann  legt  einen  lobenden  Maik&fer  vor  .  .  .      Sitzgsb.  64 
Bert  kau  theilt  eine  briefliche  Notiz  des  Dr.  Dingler 
in  München  über  die  Verbreitangabesirke  yon 

Krokodilen  mit  .  •   -  78 

Trotcbel:  Ueber  einige  Gepbalopoden  des  Bonner 

Moeeums   -  85 

Sohftaffhausen  legt  den  11.  Jahrberioht  de«  Ameri* 
kaniBchen  Maseums  der  Nataitlfeeoluchta  in 

New-Tork  Tor   -  ÄS 

EoSgt  8  Sehidel  ans  römiseben  Grftbem  bei 

Mets  vor   -  98 

—  legt  Knoehenfnnde  ans  der  Scbipka-Hdble  in 

Mähren  vor   -  105 

—  bespricht:  Dr.  Chapman*8  Abhandlungen 
über  die  Zergliederung  eines  jungen  Orang- 
uian  und  die  Geburt  eines  Elephanten  in  der 

Mena<xerie  •  106 

TrOBchel  legt  eine  gelbe  Maus  vor   -  110 

zeigt  ein  Exemplar  von  Virgularia  Cbristii 

Koren  &  Dan.  vor   •  110 

—  bespricht:  Craven,  Monographie  der  Gattung 

Sinusigera  d'Orbign.   -  110 

—  Ueber  das  Auftreten  der  Gephenomyia  stimu- 

lator  Clarh  bei  Bonn   -  119 

Hoffmann:  üeber  Traobeliastes  Monrkii   -  119 

Bertkan  tbeilt  einiges  ans  der  Lebens-,  namentliok 

For^flansnngsgesobickte  Ton  Ixodes  rioinns 

mit   -  146 

Sohaaff bansen  legt  vor  n.  besprioht  den  Sobftdel 

von  Eirehbeim   -  164 

T.  Roebl:  üeber  Palingenia  longicauda   -  164 

Scbaaff  hausen :   üeber  ein  kolossales  Femur  des 

Pferdes,  gefunden  am  Ufer  der  Wupper ...  -  167 

—  bespricht  ein  Oberkieferstück  von  Equus  fossilis 

von  Ilöhr   -  167 


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IX 

ScliaalftftiiBeii  beipriehi  ▼mohiedene  Knodmi 

•of  einer  Sandgrabe  anweit  Bedburg  ....     Sitegtb.  168 

—  legt  Tor  und  bespricht  das  Werk  von  J.  D. 
Whitney:  The  auriferous  gravela  ol  the  Sierra 

nevada  of  California   •  170 

Nussbaum:  üeber  den  Nebenkern  der  Zellen  .  .  .  -  181 

Sebaaffhansen  le^t  Fbotographieen  von  bearbeite- 
ten Mammuthknochen  aus  einer  Höhle  bei 

Krakau  vor   -  190 

Troschel:  Ueber  die  Bevölkerung  sämmtlicher  zur 

Odermündung  gehörigen  Gewässer  mit  Karpfen  •  218 

—  zeigt  an,  dass  der  Herzog  Carl  in  Bayern  dem 
Natorbistorischen  Muaeum  2  Gemsen  zum  6e- 

schenk  gemacht  hat   •  280 

Sehaaffhanien:   Ueber  nenera  Fände  diluvialer 

Thiemete  im  Rbeinthal   -  286 

Chemie,  Technologie,  Physik  und  Astronomie. 

Stein  referirt  aber  W.  Spring's  Recherches  enr  la 
propri^te  que  poss^ent  les  oorps  de  ee  tonder 
tont  l'aoüon  de  la  pre«sion   Bitsgab.  4 

DeichmnUer:  üeber  die  Eometenersoheinangen  des 

Jahrea  1880  -  08 

Dftnkelberg:  Üeber  die  Anedebnnng  des  Yerbrancba 

kfinstlioher  Düngmittel  in  Dentachland  ...         -  68 

Siein :  üeber  die  im  blasigen  Kupfer  und  in  Kupftr^ 
legierungen  eingeiohlonenen  Gaae^  sowie  Über 
die  Heretellung  diebter  Oüeee  ans  diesen  Me- 
tallen   -  106 

Bert  kau  verliest  einen  Brief  von  Reuleaux  betreffs 
seiner  früheren  Mittheilaogen  über  wandernde 
Töne   .  116 

Stein:  Ueber  die  Ursache  der  Gährung  zuckerhalti- 
ger Flüßsipjkeiten   -  166 

Schönfeld:  ücbcr  die  Durchmusterung  des  Gürtels 

des  Himmels  von  2»— 23<>  aüdl.  Deklination   .  -  171 

Deicbmaller:  Ueber  den  grossen  Kometen  1881  b         -  187 

Physiologie,  Medizin  und  Chirurgie. 

Bina:  Ueber  Verwerthung  des  gerbsauren  Chinins 

In  der  Heilkunde   -  60 


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X 

Seite 

Leo:  Ueber  denselben  Gegenstand  •      Sitigib.  60 

Oebeke:  Ueber  einen  Fall  Ton  lokaler  Gehirnar- 

krankung   •  50 

Zun  tz:  Ueber  das  Verhältniss  swiiohen  OOf  und  AI* 

kalien  im  Blute   •  51 

E Oester:  Ueber  Myxom.  •   -  51 

Ungar:  Ueber  einen  Fall  von  Urticaria  recidiva 
mit  wohl  charakieriairton  AnfUlen  Ton  Aethma 
bronchiale   •  86 

Buseli:  Ueber  das  abnorme  anatomisehe  Yer halten 

einer  Hernie  in  der  Leiitengegend   •  86 

Bibbert:  Ueber  eine  neue  Beobaebtong  betraft  der 

BUdtmg  der  byalinen  Hamcjrlinder   -  III 

Kooki:  Ueber  ein  neaee  Yerlibren  bei  Anwendung 
Yon  QaeUkdrpem,  velobee  den  Zweok  bat^  die 
Oefobr  der  Infeotion  ginalieh  au  eUminiren  .         -  112 
—  Ueber  men  Blindsaek  an  der  binteren  Sohei- 

denwand   -  112 

Samelsobn:  Ueber  die  Entfemong  einee  in  den  In- 
nenrana  dee  Augapfels  eingedrungenen  £iten> 
eplitters  mitteilt  det  Elektromagneten  ....         -  118 

Boaeb:  Ueber  die  Heilwirkung  dee  Phoephon  bei 

Enochenkrankheiten   -  121 

Binz  und  Samelsobn  machen  Bemerkungen  zu  dem 

vorhergehenden  Vortrage   124,  126 

Samelsobn:  Ueber  die  Scelenblindheit  beim  Menschen  -  126 

B  inz:  Ueber  die  soj^.  Bcrgkachexie   •  130 

Finkler:  Ueber  den  Einfluss  der  Anwendung  trans- 
portabler pneumatischer  Apparate  auf  die  Cir- 
kuiation  des  gesunden  Menschen   •  158 

Köster:  Ueber  compensatorische  Hypertrophieen  in 

atrophischen  Nieren   •  158 

Ribbert:  Ueber  einen  Fall  von  partieller  compen- 
satorischer  Hypertrophie  des  Harnkauälchen- 
epitbels  bei  Üeckweiaer  interstitieller  Nephritis  -  161 

Binz:  Ueber  die  Wirkungen  des  EinaUunens  von 

Ozon  auf  Menschen  und  Thiere   -  166 

Finklenburg:  Ueber  einen  neuen  Apparat  zur  con- 
tinnirlichen  Anwendung  acbwacber  galvanischer 
Ströme   -  183 

Kooks  legt  eine  von  ihm  konstruirteAxensngiange  vor         -  185 

Doutrelepon t:  Ueber  Nervendehnung   -  288 

Leo  stellt  einen  Mann  mit  colossaler  Erweiterung 

der  Venen  der  Bauchdeoken  vor  •         -  288 


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XI 

Seite 

V.  Wol  ff :  Ueber  ein  birnförmiges  Luftpeesar  bei  pro- 

lapBus  uteri   Sitzgsb,  239 

Ungar:  Ueber  die  Genese  der Leyden'schen Astbma- 

krysUlle   239 

« 


Mitgiiederverseichniss  des  Naturhistorischen  Vereins 

der  prenss.  Rheinlande  und  Westfalens  .  •  •  Gorr.-Bl.  1 

von  Dechen:  Dr.  Hermann  Bleibtreu.  Nekrolog»  •  87  und  148 

▲ndrä:  Dr.  Ludwig  Clamor  Marqowrt  Nekrolog  .  41  und  172 

Ton  Dechen:  Fr.  Goldenberg,  koner  Lebensabriss  -  68 
Baruht  Aber  die  88.  GenendrYenammliiiig  des  Natur- 

hiitoritohen  Yereint   •  114 

Berieht  ftber  die  Herbstrenenimliiiig  in  Bonn  am  3. 

October   -  172 

MHUieüang  fiber  das  Geioiienk  einer  Photographie 

des  verstorbenen  L.  CL  Marquart   -  185 

Erwerbongen  der  Yereinsbibliothek   •  186 

Erwerbungen  der  Sammlnogen   •  197 


Berieht  über  den  Znstand  und  die  Thfttigkeit  der 
Hiedenrh.  Oesellsofaalt  fOr  Katur-  n.  Heilknnde 

.wihrend  des  Jahres  1880    Sitsgsb.  1 

An&ahme  neuer  MitgUeder  ....  8it«gtb.  85,  III,  131,  219,  288 

BeohnangsaUage  der  medie.  Seetion   Sitigsb.  121 

Aendemng  der  Veremsstatnten                         .  -  219 

Henwahl  des  Torstandes  ftr  1882    219,  288 

Bosoh  todtl   •  219 


Berichtigungen. 
Im  Correspondenzblatt  des  Jahrganges  1880  Seite  54  Zeile  10 

von  unten  lies  197  Mark  statt  192  Mark.  Seite  164  Zeile  2  von 
oben  lies  1880  statt  1879. 

Sitzungsberichte  der  Niederrh.  Gesellschaft  1881  Seite  78  Zeile 
13  und  16  lies  Cryphaeua  limbatus  statt  Cryphaeus  KoemerL 


Für  die  in  dieser  Vereinsschrift  veröffentlichten  Mit- 
theil angen  sind  die  betreffendeil  Autoren  allein  verant- 
wortlich. 


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Die  Qumite  und  Schiefer  am  Ostrand  des 
rheinischen  Schiefergebirges  nnd  deren  Umgehung. 

Von 

Dr.  Carl  Chelins 

in  Utabatg, 


}äit  einer  Karte  and  zwei  UoUschnitten. 


Die  früher  zum  Culm  gezogenen  Quarzite  am  Ostrande 
des  rheinisehenSohiefergebirgs  haben  in  den  letzten  Jahren 
besonderes  Interesse  erregt,  da  sie  in  ein  wesentlich  tieferes 
Niveau  versetzt  wiirdeo. 

Von  organischen  Resten  waren,  abgesehen  von  Crinoi- 
denstielen»  nur  Abdrucke  und  Steinkerne  Yon  Pentamenis  Ehe- 
nanus  Yon  einer  einzigen  Stelle  ans  denQuarziten  bei  Greifen- 
stein von  Roem  er  beschrieben  worden.  Dass  der  Fentame- 
rus  Bhenanm  Roemer  nicht  nnhedingt  anf  silnrisches  Älter 
hindeuten  muss,  ist  schon  wiederholt  ausgeführt  worden. 
Dieselbe  Form  wurde  von  Fr.  Maurer  im  Hangenden  der 
Orthocerasschiefer  vom  Kuppbachthal  eine  ähnliche  von 
Dr.  C.  Koch  bei  Wissenbaoh,  eine  ähnliche  Form  auch  bei 
Biedenkopf  durch  Herrn  Professor  Koenen  anfgefanden. 
Mindestens  ähnlich  ist  anch  der  vonHalfar  aus  dem  Harz 
beschriebene  Pentamerus. 

Bei  der  höchst  mangelhaften  Erhaltung  der  sämmt- 
lieben  Vorkommnisse  ist  eine  genane  Identificirang  nicht 
möglich  nnd  ans  dem  Vorkommen  von  solchen  grossen 
Tentamerm  dürfte  ein  Schlnss  anf  das  Alter  der  betreffen- 


1)  F.  Roemer,  „Ueber  die  lUteston  versteinern n<?s führenden 
Sehicbten  in  dem  rheinischen  Schiefergebirge".  Z.  d.  d.  geol.  G.  1874 
pag.  752. 

2)  Fr.  Maurer,  „Die  Thonscbiefer  des  Huppbachthals*'.  N.  J. 
f.  Min.  1876. 

Yeth,  d.  OAt  Ver.  Jalirg.  XXZVIIL  4.  Folge.  VUL  Bd.  1 


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den  Sehicht  nieht  za  ziehen  sein.  Sind  doch  die  Wissen- 
bacher Schiefer  selbst  bald  an  die  nntere^  bald  an  die  obere 
Grenze  des  Unterderon  rersetzt  worden,  während  Kooh*) 

schon  vor  Jahren  hinwies,  dass  ihre  Fauna  ^Tosse  Ueber- 
einstimmung  mit  der  Fauna  der  Kalke  £.  F.  G.  des  böh- 
mischen Obersilur  zeige. 

Ans  der  Nachbarschaft  der  Qaarzite  mit  PmtameruSy 
ans  den  Kalken  bei  Oreifenstein,  wnrde  dann  yon  Man r er  *) 
eine  Braebiopoden-  und  Trilobitenfauna  beschrieben,  welche 
mit  Formen  des  böhmischen  Obersilurs  im  Wesentlichen 
ttbereinstimmt. 

Nach  allem  diesen  war  also  einerseits  die  Frage  über 
das  Alter  der  FefUamerus  Qnarzite  selbst  noch  nicht  definitlT 
entschieden,  die  Fragä  tlber  das  Alter  der  ttbrigen  Qnarzite 
noch  als  eine  oflfene  zu  betrachten. 

Auf  Anregung  von  Herrn  Professor  v.  Koenen  unter- 
nahm es  desshalb  H.  Sprank^)  in  dieser  Hichtung  zuerst 
die  Quarzite  des  Wdllenbergs  zu  studiren,  ohne  indessen 
endgültige  An&chlilsse  ttber  deren  Alter  zu  geben.  Vor 
längerer  Zeit  schon  hatte  Wttrttenberger*)  die  Qaarzite 
des  Kellerwalds  einer  ähnlichen  Betrachtung  unterzogen. 

Ich  habe,  begünstigt  durch  neuere  bessere  Aufschlüsse, 
nun  die  Qaarzite  des  hohen  Lohr,  des  Jeost,  Kellerwald« 
nnd  einiger  anderer  Vorkommnisse  untersucht  und  werde 
im  Folgenden  zuerst  eine  geognostische  Beschreibnng  einiger 
Punkte  geben,  an  denen  Quarzite  auftreten,  um  deren 
Lagerungsverhältnisse  festzustellen  und  aus  diesen  und 
den  organischen  Einschlüssen  einen  Schluss  auf  das  Alter 
der  Quarzite  zu  ziehen  suchen. 


1)  Dr.  Carl  Ko  oh,  Yerh.  d.  nmt  Ver.  f.  Rh.  o.  Weitph.  Xm. 
1868  psg.  901  iL 

3)  Dr.  Carl  Kooh,  YflrhatidloiigeB  d.  nat.  Yer.  XXDL  1872 
pig.  86. 

8)  ¥t»  Haiurer,  „Der  KtUc  bei  QnifMiiteiB^^  K.  J.  fttf  Mint. 
1880  Beilage-Heft  I. 

4)  H.  Sprank,  „Der  Wollenberg  bei  Wetter  und  deaaen  üm» 
gebongt'.   Inaugural-Dissertation,  Marburg  1878. 

5)  G.  Württen berge r,  „Der  Culm  oder  die  untere  Stein- 


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A*  Geognofttlsclie  Beschreibung. 

I.  Die  Gegend  von  Dodenhausen. 

a)  Topographlselie  TfrUItilis^. 

An  der  Grenze  von  Kurhessen  gegen  Waldeck  ragen 
4ie  Gip&l  des  hoben  Lohr,  Jeiul  und  KeUerwald  ttber  alle 
Hohen  der  Umgebung  her?or.  Diese  8  Bergrtteken  bilden 

einen  spitzen  Winkel,  dessen  Schenkel  der  Kellerwald  und 
das  hohe  Lohr,  dessen  Spitze  der  Jeust  bildet;  an  ihrem 
Fusse  liegt  das  Dorf  Dodenhausen.  Innerhalb  dieser  Grenz- 
rttcken  schliessen  sich  im  Norden  des  genannten  Dorfes 
eine  Beihe  erst  niedriger,  dann  höher  anfiiteigender  nnd 
in  der  grossen  Aschkoppe  ihren  HOhepnnkt  erreiohender 
Gebirgspartien  an.  Das  zu  beschreibende  Gebiet  nimmt 
Theile  der  Kreise  Kirchhain,  Ziegenhain,  Frankenberg, 
Fritzlar  und  des  ftlrstlich  Waldeck'schen  Kreises  der  £der 
ein;  die  genaueren  Grenzen  bilden  im  Norden  die  Urie, 
im  Osten  die  Oüsa,  im  Sttden  der  Lindenbom,  im  Westen 
die  Wohra.  In  tiefen  nnd  engen  Thttlem  fliessen  die  Ge- 
wässer ab,  die  cIdcu  nach  dem  Gebiet  der  Weser  resp. 
Eder,  die  anderen  nach  dem  des  Rheins  resp.  Lahn.  Die 
Wasserscheide  zwischen  beiden  Flussgebieten  zieht  von 
der  «kalten  Hainbuche^  bei  Gilserberg  naeh  Norden  ttber 
den  ^alten  Kirchhof^  bei  Moischeid,  den  Kamm  des  Jenst 
nnd  hoben  Lohr  entlang  nach  dem  Winterberg  und  wendet 
sich  von  da  westlich  nach  Löhlbach  hin.  Die  höchsten 
Erhebungen  d.  z.  b.  Gebiets  sind: 

Der  „Wttstegarten"  (Kellerwald)  mit  673  m 
Das  „hohe  Lohr*'  „  655  m 

Die  ,tgrosse  Asehkoppe^'  „  688  m 

Die  „Katz"  (Jeust)  „  581m 

Die  Gestaltung  der  Berge  ist  je  nach  dem  Vorkommen 
gleichartiger  oder  ungleichartiger  Gesteine  eine  wechselnde. 
Der  Jenst  nnd  Kellerwald  zeigen  eine  gleichmässige  Ab- 
daehnng  der  Btteken  entsprechend  der  Einförmigkeit  der 


kohlcnformation  am  EeUerwalde  in  Eurhesaen'^  N.  J.  für  Min.  1865 
pftg.  530. 


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Oesteine.  Das  hohe  Lohr  dagegen  seigt  sahlreiehe  Ans- 
bachtiiDgeii  und  steile  Kuppen  nnd  daher  aneh  mehr  natür- 
liche Aiifschltisse;  zudem  waren  durch  den  Bau  von  mehreren 
Holzabfuhrwegen  auf  der  nördlichen  und  ostlichen  Seite 
desselben  die  Schichten  gut  entblösst,  so  dass  die  sonst 
an  den  Quaraitbeigen  meist  dnroh  Abhangaechntt  der  Qnarsite 
verhüllten  Zwischenschichten  von  Schiefem  hier  voUsttndig 
sichtbar  wurden.  Dem  hohen  Lohr  schenkte  ich  daher  bei 
meinen  Untersuchungen  besondere  Aufmerksamkeit 

h)  «et gaostiseke  VerbütiiMe. 

Die  Onmdmasse  der  an  beachreibend«i  Bergrtlcken 

bilden  zahlreiche  mit  Thon-  und  Kieselschiefem  wechselnde 
QuarzitzUge.  Diese  Schichten  werden  im  Westen  und  Süd- 
osten discordant  von  Grauwacken,  Kieselschiefern  nnd  Thon- 
sehiefem  ttberlagerti  an  wenigen  Pnnkten  anch  von  ober* 
devonischen  Schiefem  nnd  Kalken.  Das  ganze  Gebiet 
durchsetzen  zahlreiche  Diabase  von  verschiedenen  Typen. 

Im  Sudwesten  schneidet  eine  Ilauptversverfungslinie 
in  der  Richtung  des  Basaltvorstosses  von  Südost  nach  Nord- 
west Grauwacken-  nnd  Quarzitachichten  scharf  ab.  Diese 
Linie  beginnt  bei  Oilserberg,  länft  von  da  nach  dem  alten 
Kirchhof  bei  Moischeid,  dann  am  Fnss  des  Jeust  den  Linden- 
born  entlang,  Uberschreitet  diesen,  um  oberhalb  Herbel- 
hausen über  die  Wohra  in  der  Richtung  des  üerlegrabena 
sich  fortzusetzen. 

Eine  zweite  Verwerfhng  ist  in  derselben  Richtung  vde 
die  erste  nordöstlieh  vom  Jeust  nnd  hohen  Lohr  erkennbar; 
sie  kennzeichnet  sich  dadurch,  dass  sie  an  den  Quarzit- 
Zügen  des  Jeust  resp.  KcIIerwald  locaie  Versenkungen  her- 
vorgerufen hat|  ohne  die  Züge  in  ihrer  S^treichnngsrichtni^ 
zn  verrttcken,  dass  ferner  in  dem  dnrch  sie  gebildeten 
Graben  Oberdevon  nnd  Schichten  des  Grauwackeasystems 
lagern.  Diese  Linie  läuft  vom  Einfiuss  der  Norde  in  die 
Gilsa  zwischen  Jeust  und  KeUerwald  nach  dem  Klesbergs 
von  da  nach  dem  Pfefferholz  am  grossen  Keppelberg  vor- 
ttber  nach  dem  Elberoder  Grnnd  nnd  setzt  sich  hier  naeh 
knrzer,  aber  scharfer  Aenderang  ihrer  Richtung  in  eine 


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nordMliehey  zwisehen  Hain  and  Winterberg  wieder  nach 
Nordwest  zum  DtÜfershof  bin  fort  Alle  Sebiohten  im  Nord- 
osten dieser  Linie  gehören  dem  Qnarzitsystem  an. 

Eine  dritte  deutlich  erkennbare  Verwerfung  setzt  eben- 
falls am  Einfiass  der  Norde  in  das  Gilsathal  auf  und^streicht 
in  gerader  Linie  nordwestlich  Moischeid  bin,  wo  sie  senk- 
reeht  anf  die  snerst  bezeichnete  Linie  stOsst;  sie  trennt 
wie  die  zweite  Linie  Giauwacken  von  den  Qmurziten  im 
Nordwesten. 

1.  Die  Qnarzitschichten. 

Die  Quarzite  und  zwischenlagernden  Thon-  und  Kiesel- 
schiefer streichen  mit  geringen  Aendemngen  von  Sfldwest 
naob  Nordost  (40— 60<»  0)  nnd  fallen  alle  sehr  steil  ein. 
Der  Wechsel  des  Einfallens  nach  Slldost  und  Südwest  bis 

West  scheint  auf  eine  steile  Sattelhiidung  dieser  Schichten 
hinzudeuten,  wie  ich  sie  später  bei  anderen  Quarziten 
schildern  werde.  Die  einzelnen  Quarzitlager  ragen  bald 
klippenartig,  bald  Terrainkanten  bildend,  Uber  die  Schiefer 
hervor  and  lassen  sich  desshalb  leicht  flberall  verfolgen, 
znmal  einzelne  Klippen  anch  da  selbst  zn  finden  sind,  wo 
der  Abhangsschutt  die  Oberfläche  verhüllt.  Die  Mächtig- 
keit der  Quarzitlager  und  der  dazwischen  liegenden  Schiefer 
ist  eine  sehr  wechselnde;  die  der  QuarzitzUge  erreicht 
900  m  (am  hohlen  Stein).  Bald  sind  die  Qnarzite  mächtiger 
als  die  Schiefer,  bald  nmgekehrt;  ersteres  ist  der  Fall  aaf 
den  grösseren  Bergen,  dem  hohen  Lohr,  Jeust  und  Keller- 
wald; auf  den  im  Norden  vorlagernden  Kücken  werden  die 
Schiefer  mächtiger  und  die  Quarzite  verschwächen  sich 
bis  anf  dttnne  Lagen  und  Knollen,  ohne  indessen  irgendwo 
ganz  zn  yerschwinden.  Noch  weiter  nördlich  nehmen  sie 
wieder  an  Ifächtigkeit  zu  nnd  erreichen  an  den  beiden 
Asehkoppen,  dem  Wilm  und  Bilsenberg  im  Waldeck'schen 
dieselbe  Mächtigkeit,  wie  am  hohen  Lohr  und  Kellerwald. 

Am  „hohen  Lohr*"  treten  die  Quarzite  in  13  Zügen 
in  einer  Gesammtmäohtigkeit  Ton  ca.  1000  m  anf  Drei 
dieser  Zttge  springen  am  meisten  in  die  Augen.  Es  sind 
▼on  Haina  ans  ge^hlt  der  yierte,  flhifte  nnd  nennte ;  letzterer 
nimmt  den  Gipfel  des  hohen  Lohr  selbst  ein  und  wird 


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100—300  m  mächtig,  zieht  sich  längs  des  Bergkamms  nach 
dem  hohlen  Stein  und  bricht  dort  10  m  hoch  plötzlich  ab ; 
der  yierte  bildet  zwei  ca.  5  m  hohe  Klippen  anf  dem  «Lolir'' 
und  igt  aaeh  Büdwesilieh  yom  «Lohr**  bei  Herbelbaneen 

anstehend  zu  sehen;  er  hat  hier  wahrscheinlich  dazu  bei- 
getragen, dass  die  kleine  nördlich  und  nordöstlich  um  die 
Quarzitklippe  gelagerte  Zechsteinpartie  daselbst  der  Erosion 
entgangen  ist  Der  fünite  Zog  bildet  die  manerartigen  Klip- 
pen, welche  anf  dem  Wege  von  Haina  nach  dem  hohen  Lohr 
nnd  in  den  Bftckengrttnden  emporragen.  Unter  den  übrigen 
Zügen  zeii^t  noch  der  zehnte  unterhalb  des  Gipfels,  ausg-e- 
zeichnete  Klippenbildnng.  Die  4  westlichen  Züge  weichen 
in  ihrer  Streichungsrichtung  um  20  <>  icegen  die  übrigen  9 
Ostlioben  ab,  welche  mit  ca.  40  <^  0  Btreichen.  Wir  haben 
hier  wohl  einen  Sattel  vor  nne,  deesen  Flügel  etwas 
divergiren. 

Die  Farbe  der  Lohr-Quarzite  wechselt  von  weiss,  i^elb 
bis  roth  und  braun  in  allen  Nuancen,  Rollstücke  erscheinen 
äusserlich  immer  braongelb  und  haben  eine  glatte  Ober- 
fläche. Anf  den  Höhen  wird  der  Qaarzit  innen  ganz  weiss 
nnd  ist  dann  von  einer  2— 4  mm  dicken  Eisenoxyd  halHgen 
Mangan snperoxydkmste  überzogen  oder  er  wird  mürbe, 
roth  und  Sandstein  ähnlich  wie  auf  der  Burg  am  Abhang 
nach  Elberode.  Hier  und  da  kommen  in  den  Quarziten 
weisse  Quarzadern  vor,  die  in  Hohlräumen  nicht  selten 
klare  Qnan&krystaUe  der  gewöhnlichen  Form  P.  oo  P.  seigen. 
Die  Qnardte  sind  alle  feinkörnig.  Der  sechste  Qnarzitsng 
zeigt  im  Contact  mit  Diabas  am  Holzabfiihrweg  in  Bäckers- 
gründen  eine  Breccienbildung,  d.  h.  unregelmässige,  scharf- 
kantige Quarzitbrocken  von  derselben  grauen  Farbe,  wie 
der  in  der  Nähe  anstehende  dichte  Qaarzit,  sind  durch  ein 
feinkörniges,  kieseliges  Bindemittel  zn  einem  festen,  aber 
splittrigen  Gesteine  verkittet. 

Die  zwischen  den  Quarziten  lagernden  Schiefer  werden 
trotz  ihrer  im  Ganzen  grösseren  Mächtigkeit  fast  überall 
von  dem  QuanutgeröUe  bedeckt,  weil  sie  leichter  als  dieses 
der  Verwittemng  anheimfielen.  Durch  Anlage  mehrerer 
horizontal  den  Gipfel  umziehender  Holzabfuhrwege  waren 
aber,  wie  erw&hnt,  Profile  freigelegt  worden.  So  konnte 


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ich  auf  dem  zweiten  dieser  Wege  folgende  Schichtenibige 
direct  messen: 

1)  a5  m  i^thlioher  Qnanit, 

2)  250  m  dankelgraiie  Thonschtefer, 

3)  85  m  gelber  Quarzit, 

4)  90  m  blaugraue  Thonsehiefer, 

5)  20  m  grauer  Quarzit, 

6)  30  m  schwarze  Kieselschiefer, 

7)  15  m  rOthlieher  Qoanit, 
6)  dnnkelgrane  Thonschiefer. 

Dieselbe  Bchicbtenfolge  beobachtete  ich  im  Lochgruud. 
Selten  sind  die  zwischen  den  Quarziten  lagernden  Tbon- 
ftchiefer  mild,  sondern  meist  hart,  raub,  von  graner  bis 
schwarzer  Farbe,  sehleebt  spaltend  und  zeigen  transversale 
Sehiefening.  Häufiger  als  die  Thonsehiefer  sind  braune  nnd 
sehwanse  Kieselschiefer  (L)  dite)  mit  glatten  Spaltflächen; 
diese  treten  vorzugdweise  in  der  Nähe  der  zahlreichen 
Diabase  auf. 

Der^Jeusf'  zeigt  ähnliche  Verbältnisse  wie  das  hohe 
Lohr;  es  fehlen  ihm  aber  die  Diabase  nnd  zwischen  den 
Qnarziten  treten  &st  nnr  Kieselschiefer  auf. 

Da  der  Jenst  mithin  nur  ans  gleichartige»  und  gleich- 
harten Gesteinen  besteht,  zeigt  er  nach  allen  Seiten  eine 
gleichmässige  Abdachung  seiner  Gehänge;  nur  die  Tages- 
wasser  des  südlichen  Gehänges  konnten  eine  tiefere  Schlucht 
anssptUen.  Diese  ist  fast  die  einzige  Stellei  wo  die  Schich- 
ten aufgeschlossen  sind.  Vom  Ebersgraben  in  dieser  Schlucht 
aufeteigend  nach  der  Katz  erhält  man  folgendes  Bild  der 
den  Kücken  zusammensetzenden  Gesteine.  Zuunterst  stehen 
ca.  600  m  weit  zu  beiden  Seiten  des  Baches  die  Schichten- 
kupfe  von  Kie«elscbiefern  an;  hier  und  da  verursachten 
härtere  Partien  kleine  Wasserfälle.  Darauf  folgen  auf  ca. 
80  m  Quarzit,  dann  in  zweimaligem  Weehsel  150  resp.  200  m 
Schiefer  mit  50  resp.  60  m  Quarzit,  endlich  500  m  Schiefer 
und  der  ca.  ir»0  m  mächtige  Quarzitzug,  welcher  den  Kamm 
des  Berges  bildet  und  auf  der  Katz  schöne  Kiippenbildung 
zeigt  Auf  dem  östlichen  Abhang  konnte  ich  mit  Sicher- 
heit nur  3  Quarzitzflge  erkennen,  die  die  directe  Fortsetzung 
des  Kellerwalds  zu  sein  scheinen.  Der  dritte  dieser  Züge 

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steht  wenigstens  mit  dem  mittleren  Quurzitzng  des  Kell^- 

walds  im  Zusammenhang,  worauf  auch  Wlirtleii berger  ^) 
aufmerksam  macht.  Einen  vierten  und  tünften  Zug  auf  der 
Ostseite  könnten  ferner  die  Klippen  oberhalb  des  Schönsteiner 
Hammers  andeuten,  die  mit  den  2  östlichsten  Zügen  des 
Kellerwalds  anf  einer  geraden  Linie  liegen.  Am  alten 
Kirchhof  bei  Moischeid  kommt  der  westlichste  von  diesen 
Zügen  noch  einmal  unter  dem  ihn  im  Norden  bedeckenden 
Quarzitschotter  zum  Vorschein  nebst  den  ihn  begleitenden 
Sohiefem  und  liat,  wie  der  oben  erwähnte  vierte  Zng  des 
hohen  Lohrs,  eine  zweite  Zeehsteinpartie  vor  der  Erosion 
geschtitzt. 

Die  Farbe  und  Beschaffenheit  der  Qoarzite  des  Joost 
ist  dieselbe,  wie  am  hohen  Lohr. 

Der  Jeust  enthält  demnach  9  Quarzitzüge,  die  mit 
Schiefern  wechseln. 

Am  ,,Kelierwald''  sind  die  An&ehlttsse  verhlUtniss- 
m&ssig  am  sehlechtesten.  Details  habe  ieh  hier  nicht  zu 

erwähnen,  da  Wiirttenb erger  -)  sie  in  erschöpfender  Weise 
behandelt.  Dieser  rechnet  die  Quarzite  zu  seinem  „mittleren 
Oolm^'  und  gliedert  sie  in  einzelne  Bänke  und  Schichten- 
folgen; er  führt  9  Zonen*)  am  Kellerwaldrttcken  auf. 

Meinen  Anschauungen  nach  stellt  der  Kellerwald 
ein  System  von  Schiefern  mit  5  Quarzitzligen  dar,  von 
denen  die  3  mittleren  am  mächtigsten  sind,  den  Kamm  des 
Berges  einnehmen  nnd  die  Kellerklippe,  den  Exhelmer 
Stein  und  die  Fuchsklippe  bilden.  Zu  beiden  Seiten  dieser 
3  Züge  vermuthe  ich  noch  je  einen  weniger  mächtigen, 
da  ich  hier  noch  mehrfach  anstehende  Quarzite  fand.  Allen 
5  Kellerwaldzflgen  entsprechen,  wie  erwähnt,  5  Zflge  des 
Jenst,  der  somit  nicht  eine  selbständige  Gebirgspartie,  son* 
dem  nur  das  Ende  des  Kellerwalds  bildet.  Die  Gesteins- 
arten beschreibt  WUrtten berger  el)enfalls  genau.  Unter 
den  Quarziten  ist  ein  weisser  oder  röthlicheri  congiomerat- 


1)  a.  a.  0.  paj?.  532. 

2)  a.  a.  0.  pag.  544 — Ö55. 
d)  a.  a.  0.  pag.  558. 


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9 

ähnlicher*)  mit  vereinzelten  grösseren  Quarzkörnero,  der 
sieht  selten  Gmoidenetielglieder  führt»  beeonders  hervor^ 
lubehen,  wie  ihn  Sprank')  aneh  Tom  Wottenbeig  be- 
schrieben hat. 

Nach  Nordost  hin  nehmen  die  Quarzite  ^es  Keller- 
waMs  an  Mächtigkeit  ab  und  die  zwiachenliegenden  Thon- 
sehiefer  hemchen  vor  und  sind  an  den  sauren  Platten  ') 
nn  ürfethal  als  Daehschiefer  gewonnen  worden.  Ob  die  in 
der  Nähe  dieser  Schiefer  vorkommenden  dunklen  Kalke 
oberdevonisch  sind,  wie  WU rttenherger  *)  angibt,  oder 
Zwischenlagen  zwischen  den  Schiefem  des  Quarzitsystem^ 
darst^en,  wie  sie  aneh  bei|Battenhansen  nnd  an  den  Bttok- 
lingen  bei  Dodenhausen  yorkonmien,  oder  etwa  den  Kalken 
bei  Greiteiistein  in  der  NlUie  der  dortigen  Quarzite  ent- 
sprechen, konnte  ich  beijder  Armuth  derselben  an  Versteine- 
rungen nicht  entscheiden.  Herr  Professor  v.  Koenen  fand  in 
ihnen  nar  wenige  undeutliche  Beste.  Dieselben  Kalke  strei- 
eben  jenseits  des  Urfethals  am  Ortberg,  dem  Kenfhftuser  Hof 
und  legen  sich  dicht  an  die  Quarzite  des  Borsch  an.  Die 
Quarzite  des  Kellerwalds  setzen,  wie  sie  im  Südwest  mit 
denen  des  Jeost  in  Verbindung  stehen,  auch  nach  Nordost 
Uber  den  Ortbeig,  Horseh,  Haidehopf  bis  auf  die  Hohe 
ttber  Braunau  bei  Wildungen  fort 

In  ähnlicher  Weise  lassen  sich  die  Quarzite  nordöst- 
lich vom  hohen  Lohr  jenseits  der  sie  verdeckenden  Grau- 
-wacken  weiter  verfolgen.  Am  grossen  Keppelberg  liegen 
sie  im  Fortstreichen  der  9  östlichen  Zttge  des  hohen  Lohrs. 
Hier  und  am  Kasparstall  haben  sie  noch  eine  beti^chtliche 
Mächtigkeit;  diese  nimmt  aber  von  da  an  ab;  in  dem  Thäl- 
chen  von  Iltittenrode  liegen  die  Quarzite  nur  noch  als 
schmale  Bänder  in  den  Schiefern;  jenseits  des  Thals  am 
Winterberg  nehmen  sie  wieder  rasch  an  Mächtigkeit  zu 
und  erreichen  am  Scheerberg,  Wilm,  den  Aschkoppen  und 
dem  Bilsenberg  bei  Dälfershof  die  frühere  Stärke.  Die 


1)  Wflrttenberger,  a.  a.  0.  pag.  546. 

2)  a.  a.  0.  pag.  24. 

3)  cf.  W&riteBbergary  a.  a.  0.  pag.  540. 

4)  a.  a.  0.  pag.  589. 


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10 


Qnanite  sind  hier  geMnon  bis  rOililieh  gelb,  ziemlieh 
mtlrbe  und  spaltbar;  am  Bilsenberg  enthalten  sie  viel 
Glimmer.  Zwischen  beiden  Ascbkoppen  fand  ich  an  einem 
Qnarzitzug  in  der  Nähe  eines  Olivindiabases  eine  zerreib- 
liche^  sandige  Masse  von  weisser  Farbe,  in  der  grosse, 
nmdey  dniehsiohtige  QuarzkOnm  liegen;  es  isl  diee  wohl 
eine  Contaetbüdiing. 

Zwischen  den  Quarziteu  am  Kasparstall  und  dem 
Keppelberg  liegen  mächtige  Thonschiefer  von  Diabasen 
bald  bedeckt,  bald  out  diesen  wechselnd.  Die  meisten 
dieser  Schiefer  zeigen  transversale  Schieferang  und  sind 
in  der  Nftlie  der  Diabase  ranh  nnd  Kieselsehiefern  ähnlieh. 

Fast  frei  von  Qnardten  ersoheinen  die  Thon-  nnd 
Kieselschiefer  am  Westabhang  des  Kellerwalds,  am  Böhl 
und  nördlich  von  Dodenhausen.  Vereinzelte  Quarzitbrocken 
auf  den  Abhängen  lassen  in  diesen  Scliiefern  dennoch 
Qnarziteinlagen  vermnthen;  tritt  doch  «aoh  ein  Lager  von 
grosslScherigcin  Qnarzit  am  Böhl  bei  Dodenhausen  aof. 

Mit  Ansnahme  eines  Qnarzites  am  Kellerwald,  in  dem 
kleine  Crinoidenstielglieder  vorkommen,  habe  ich  in  den 
Quarziten  selbst  keine  Petrefacten  gefunden.  Die  Schiefer 
zwischen  den  Quarziten  enthalten  am  hohen  Lohr,  JeoBt 
nnd  Kellerwald  nur  s]>&rlich  glatte  Tentaeuliten,  die  wohl 
KU  l^fßiola  laevis  zu  sdehen  sind.  Reicher  an  Petre&otea 
sind  die  Schiefer  zwischen  den  schmalen  QuarzitzUgen  am 
Fuss  des  Winterbergs  bei  Hüttenrode,  wo  ich  folgende 
Arten  ^)  fand: 

1)  GoniaÜtes  plebqjus  Barrande.  Barrande  Syst.  Sil. 
Boh.  VoL  U  pag.  37  ff.  tb.  V  Fig.  11  u.  tb.  VO  Fig.  5-r8. 

An  den  7  geftmdenen  Exemplaren  ist  die  Wohnkammer 
nicht  oder  nur  zum  Theil  erhalten;  ihr  Durchmesser  ist 
1 — 1,8  cmj  dieselben  stimmen  mit  den  oben  bezeichneten 


1)  Da  es  bei  der  immerhin  maugelhaften  Erhaltuncr  misslicb 
war,  nur  nach  Beschreibungen  und  Abbildungen  zu  bestimmen,  so 
wurden  wegen  der  "Wichtigkeit  dieser  Petrefacten  dieselben  Herrn 
Barrando  iu  Prag  vorgelegt,  der  die  grosse  Güte  hatte  den  grössten 
Theil  der  Arteu  zu  uutersuchea  und  mir  seine  Ansichten  darüber 
mitzutbeilen. 


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* 


Abbüdasgen  Barrande's  in  der  Gestalt  des  Gehäuses,  ia 
der  Länge  der  ELammera,  in  der  Form  des  Nabels  and  dem 
Verlanf -der  Loben  gnt  ttberein.  Barrande  findet  in  der 
Dünne  der  Windungen  einen  Unterschied  von  dem  böh- 
mischen plehejus.  Vielleicht  ist  dies  nur  eine  locaie  Ver- 
schiedenheit. 

GimMikB  pkb^  Barr,  hält  Kaiser  ^)  filr  synonym 
mit  dem  nassanisehen  nnd  harzer  GamaHies  laiesepMus 
Beyr.  Ich  habe  hierttber  kein  Urtheil;  jedoch  meine  Exem- 
plare stiininen  besser  mit  dem  böhmischen  plebejus,  als  mit 
lateseptatus  überein.  Denn  von  dem  Sand  berge  rächen 
lateseptattis  ^)  unterscheiden  sie  sich  durch  eine  gedrungenere 
Gestalt,  dnreh  die  geringere  Zunahme  der  Htfhe  der  Win^ 
düngen,  durch  das  Fehlen  eines  Rttckenkiels,  dnreh  einen 
kürzeren  Dorsallobus,  der  nicht  mit  gerundeten  Schenkeln 
in  den  flachen  Lateraliobus  Ubergeht;  vielmehr  l)ilden  die 
Schenkel  des  Dorsallobas  mit  denen  des  Lateraliobus  einen 
scharfen  Winkel  von  95«— lOO».  Von  dem  Kaiser'schen^) 
laieseptaius  unterscheidet  sieh  meine  Form  durch  das  voll- 
ständige Fehlen  der  Kante  auf  der  Grenze  zwischen  Aussen- 
und  Banchseite  der  Windungen,  auf  welche  Kaiser  Ge- 
wicht legt  und  welche  er  besonders  bei  jüngeren  Exem- 
plaren für  charaoteristisch  hält  (cf.  dessen  Abbild,  tb.  VI 
Fig.  1 — 5);  aber  gerade  meine  Exemplare  sind  der  Grösse 
nach  als  jüngere  zu  betrachten;  ein  weiterer  Unterschied 
Hegt  im  Querschnitt  der  Windungen,  welcher  bei  meinen 
Exemplaren  entsprechend  der  flachgewölbten  Rücken-  und 
Banehseite  überall  gleich  hoch,  verhältnissmässig  sehr  breit 
und  an  der  Aussenseite  abgerundet  ist,  während  bei  dem 
Kaisefschen  latesqdatus  der  Querschnitt  halbmond^rmig, 
anletzt  hoch  hnfeisenfi^rmig  wird;  demgemSss  umfassen 
auch  die  äusseren  Windungen  meiner  Art  die  inneren 


1)  m.  a.  0.  pag.  60. 

3)  F.  o.  G.  Sandberger,  Rb.  Seh.  Natt.  tb.XIFj|^.  7  p.  118. 

8)  £.  Kays  er,  „Die  Faaua  der  ftltetten  DeTonablagerungen 
dm  Hanes'.  Abb.  z.  gool.  Spea  tou  Pr.  n.  d.  ib.  St  Bd.  II  H.  4 
n.  Atlas  pag.  50—53  tb.  VI. 


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12 


Dicht,  während  dieselben  bei  jenem  halb-  oder  weiter- 
umfassend sein  sollen. 

2)  Goniaiites  suhnaHfilinus  var.  vt^^er  Sandb.  Saadb. 
Bh.  Soh.  NasB.  tb.  XI  Fig.  3  (a-b)  pag.  115-116. 

Das  eine  gefondeiie  Exemplar  hat  eineo  Dnrohmeaaer 
von  2,5  cm;  die  Wobnkammer  desselben  ist  nocli  zum  Theil 
erhalten.  Bezeichnend  fUr  diese  Form  ist  in  Ueberein- 
stimmung  mit  den  Abbildungeii  Sandbergers  der  Quer- 
aehnitt  der  Kammern,  der  weite,  mftssig  tiefe  Nabel,  stärker 
geschwungene  Loben  und  die  geringe  OrOesenzunahme  der 
Wohnkammer;  in  der  Nähe  dieser  stehen  die  Kammern 
etwas  gedrängter  als  Sand  berger  abbildet 

Eine  Vereinigung  mit  Goniatites  pleb^us  Barr,  iai 
wegen  des  Verlaufs  der  Loben,  der  Form  des  Nabeis  und 
des  abweichenden  Querschnitts  der  Windungen  nicht  mög- 
lich, wie  dies  auch  Barrande's  Ansicht  ist. 

Ebenso  wenig  kann  derselbe  Goniatites  lateseptatus 
Beyr.  zugerechnet  werden. 

Von  dem  Kaiser'schen  0  »tbnauitilmusSehlothvar,? 
und  dem  S an dberge raschen typischen  suhnauHUnuB 
unterscheidet  er  sich  wesentlich  dadurch,  dass  die  Win- 
dungen fast  nicht  umfassen  und  allesammt  in  dem  flachen 
Nabel  zum  Vorschein  kommen;  auch  nehmen  die  Windungen 
meines  Exemplars  weniger  rasch  an  Höhe  zu. 

Wie  Kaiser^)  bemerkt,  steht  dieser  Varietät  vitiiger 
des  subnautiliniis  dem  Goniatites  crispus  Barr.  (cf.  S.  S. 
Boh.  pl.  IX  Fig.  29—31)  näher  als  dem  typischen  sttb- 
nautüinus;  dem  laieseptatm  Beyr.  kann  sie  aber  nicht  an- 
gereiht werden. 

3)  Baetrites  gracUis  Sandb.  (^&Mo^Aeiiim  QmMt.) 
Sandberger  Rh.  Scli.  Nasa.  tb.  XII  Fig.  2  tb.  XIII  Fig.  5 
pag.  130. 

Die  vorhandenen  6  Fragmente  schliessen  sich  gut  au 
die  citirten  Abbildungen  Sandbergers  an,  was  auch 
Barr  an  de  bestätigt. 


1)  a.  a.  0.  pag.  54  pl.  VII. 

2)  a.  a.  0.  pag.  114  pl.  XI  Fig.  1  u.  2. 

3)  a.  a.  0.  pag.  67  Anmerk. 


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•  18 


4)  Bactriies  Koeneni  mihi. 

Das  eine  Fragment  besteht  ans 
5  Kammern,  deren  Hohe  znr  Breite i 

wie  1  :  3  sich  verhält,  ist  12  mm  lang 
und  zeigt  einen  ovalen  Querschnitt, 
dessen  grösster  Durchmesser  an  der 
mittleren  Kammer  5  mm,  der  kleinste 

4  mm  betragt  Von  dem  randliehen, 
dttnnen  Sipho  sinken  die  Kammer- 
wände herab.    Die  erhaltene  Schale        nartrue*  Koeneni. 
zeigt  zwischen  je  2  Kammerwänden  »  in  nat  oröim  {von  der  seit« 

5  wellige  Anwachsetreifen,  die  wenig  ^  q^*!^^*^^ 
geneigt,  aber  sohrSg  gegen  die  Be>  e  Twgitesert  (tob  der  BmuA» 
grenznngslinien  der  Kammern  verhrn-  «^•»)- 

fen  nnd  an  der  Seite,  wo  der  Sipho  liegt,  sich  etwas  auf- 
biegen. 

Von  dem  Bacirües  eaarinatus  MUnst  unterscheidet  sieh 
diese  Form  wesentlich  dureh  das  Fehlen  eines  Kiels,  den 
ovalen  Querschnitt  und  die  Seulptur.   Die  Streifen  bei 

carinaitis  sind  nämlich  viel  mehr  (ca.  um  45  (cf.  Sandb. 
pl.  XVII  Fig.  3)  geneigt,  als  bei  meinem  Exemplar. 

Wie  auch  Barrande  bestätigt,  stimmt  die  Art  mit 
keiner  bisher  bekannten  tiberein  und  glaube  ich  desshalb 
sie  als  neue  Speeies  benennen  zu  dürfen. 

5)  (Jrihoceras  erosum  Barr.  Barr.  S.  S.  BoL  pl.  413 
Fig.  22—25;  pl  257  Fig.  8—9. 

Von  dieser  Art,  die  durch  einen  cylindrischen  Appendix, 
wießarrande  sich  ausdrückt,  ausgezeichnet  ist,  fand  ich 
7  Fragmeute.  Die  Länge  der  Kammern  ist  durchschnittlich 
5  mm,  ihr  Durchmesser  ebenfalls  5  mm.  Der  dtlnne  Sipho 
liegt  sowohl  in  dem  Appendix,  als  auch  in  der  ganzen 
Kammer  central.  Der  cylindrische  Appendix  ragt  ca.  Vt  mm 
aus  den  Kammern  hervor  und  hat  2,5  mm  Durchmesser. 
Meine  Exemplare  stimmen  sowohl  in  der  Grösse  als  den 
meisten  Übrigen  Merkmaien  mit  der  Barrande'scbenForm 
ttberein.  Da  aber  der  cylindrische  Appendix  ktirzer  als 
bei  dem  böhmischen  erasim  und  feine  Längstreifen  der 
Schale  nicht  au  erkennen  sind,  so  hftlt  Barrande  die 


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Identität  meiner  Art  mit  der  bMimiseben  nicht  fttr  nnswei- 
felhaft. 

6)  Orthoceras  planicanaliculatum  Saudb.  Sandb.  Rh. 
Seh.  Nass.  pl.  XVIII  Fig.  4  pag.  161. 

Der  elliptische  Qaerschnitt  der  Kammern  and  der 
excentriflohe  Sipho  von  drei  gefondenen  Exemplaren  kwea 
diese  dem  Sandberger^eehen  hieanäUmdakis  smreehnen^ 
was  Barrande  befürwortet.  Einzelne  Stücke  scbwauken 
im  VerhUltniss  der  Lliii'^e  der  Kammern  zu  ihrem  Durch- 
messer und  es  fehlen  ihnen  die  Längsrippen. 

Ausser  xabireieben  BmdistOeken,  deren  Zugehörigkeit 

zu  einem  bestimmten  CTcnus  wegen  des  Mangels  an  Merk- 
malen in  Folge  der  schlechten  Erhaltung  niclit  zu  erkennen 
ist,  besitze  ich  von  demselben  Fundorte  noch  folgende 
fhigiichen  Formen  meist  in  Fragmenten: 

Orthoceras  sj)?  anscheinend  3  Fragmente  von  der  Wohn- 
kammer eines  Orthoceratiten  von  kreisrundem  Querschnitt 
und  mit  einer  breiten  Längsleiste  auf  jeder  Seite. 

Orthoceras  cf.  reguläre  Sehloth.  mehr  als  100  Bmeh- 

stlicke  von  Orthoceratiten  mit  centralem,  dllnucm  Sipbo, 
und  bald  längeren,  bald  kürzeren  Kammern. 

Fleurotomaria  ef.  subearinata  F.  A.  Boemer.  Kayser 
Abb.  2.  geol.  Sp.  pl.  XYII  Fig.  7;  Sandb.  Rh.  Seh.  Nass. 

tb.  XXII  Fig.  15  pag.  191 ;  Maurer  N.  J.  f.  Min.  1880  Bd.  II 
tb.  II  Fig.  8. 

Das  eine  Exemplar,  welches  ich  fand,  scheint  den  an* 
geführten  Abbüdongen  in  Zahl  der  Windungen,  in  der  Zu- 
nahme derselben  und  in  der  Lage  des  SchUtzbandes  ge- 

nUgeud  zu  entsprechen. 

BeUerephen?  1  Exemplar. 

Cardkla^  (e£.  eexeostahm)  F.  A.  Boemer.  Maurer  a. 
a.  0.  N.  J.  f.  Min.  1880.  B.  B.  L  1  tb.  II  Fig.  21. 1  Exemplar. 

Cardiola?  (cf,  liercynica)  Kay 8 er.    Kayser  a.  a.  0. 
tb.  XIX.  13—16.  1  Exemplar. 
Jjfem^a?  1  Exemplar. 
Offphai^'^  2  Fmgmrate. 
'   Phaeope^  8  Fragmente.  ' 
TaeniocyaäiMBi  cf.  Gümbei  Fichteigeb.  pag.  4G2. 


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15 


CriDoideDStielglieder  von  der  Form  uod  Grösse,  wie 
aie  in  den  Qnaniten  am  Wellenberg  und  am  Kellerwald 
TOfkornnen. 

Diese  Petrefacten  in  den  Scbiefem  bei  Hüttenrode 
Bind  verkiest,  aber  leider  schon  mehr  oder  weniger  in  Zer- 
setzung zu  Brauneisenstein  begriflen  und  zerfallen  l)oim 
Herausscblagen  leicht.  Abdrtteke  von  Goniatiten  hatten 
bisweilen  einen  Dnrohmeflser  von  10— 12em. 

2.  Die  Schiefer  von  Armsfeld  und  Haddenberg. 

Wesentlich  verschieden  von  den  beschriebenen  Schich- 
ten sind  die  Schiefer  vom  Pickelberg  und  Kaltenbauni 
zwischen  Armsfeld  und  Haddenberg.  Dieselben  liegen 
zwisehen  Urfe,  Krentzersgmnd  nhd  £ppenbaeb  und  er- 
fltreekeD  sieh  im  Sttden  bis  gegen  die  Weiberwand  bei 
Haddenberg  hin;  sie  streichen  von  Südwest  naeb  Nordost, 
fallen  gleichmässig  nach  Südost  ein  und  zeigen  häufig 
transversale  Schieferuug.  Es  sind  meistens  dunkle  Thon- 
schiefer, die  hier  und  da  schwarzblaue,  kalkige,  oft  mehr 
als  einen  Kubikmeter  grosse  Knollen  einsebliessen.  In  der 
Mftbe  Ton  Armsfeld  am  Piokelberg  sind  die  Schiefer  in 
einem  grösseren  Bruche  aufgeschlossen  und  wurden  früher 
als  Dachschiefer  ausgebeutet.  Nur  in  der  Nähe  der  im 
Streichen  der  Schiefer  vorkommenden  eigentlichen,  fein- 
ki^migen  Diabase  werden  dieselben  härter,  bekommen  eine 
braune  Farbe  nnd  werden  von  weissen  Qoarzadem  durch- 
zogen. 

Von  Petrefacten  fand  ich  in  diesen  Schiefern  neben 
vielen  leider  zur  Bestimmung  nicht  genügenden  Besten 
folgende: 

1)  Ooniatites  compres8U8  Be  jr.  Sandb.  Bh.  Sch.  Nass. 
pag.  120  tb.  XI  Fig.  4. 

2)  OrihoeeraB  regOmre  Sehloih.  Sandb.  Rh.  Sek.  Nass. 

tb.  XX  Fig.  2  b.  ' 

3)  Styliola  laevis  Richter  ( bicanaliculata  Ludwig). 
Kajser  a.  a.  0.  tb.  XXXI  Fig.  6.  Falaeantographica  9  tb.  L. 

4)  Cardida'i  ef.  rigida  iL  Roemer.  cf.  Kayser  a.  a. 
O.  tb.  XXVUI  Fig.  2. 

5)  Spirifer?  cL  hngwifer  cf.  Sandb.  tb.  XXXI  Fig.  7. 


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16 

Dieselben  Formen  finden  sich  in  den  erwähnten  Kalk - 
einlagen,  jedoch  schlechter  erhalten;  in  diesen  Kalken  kommt 
ausserdem  eine  schon  von  Wtlrttenberger  gefundene 
MurMwma^.?  eL  Kayser  a.  a.  0.  ib.  XVII  Fig.  2  tot» 

3.  Das  Oberdevon  am  hohen  Lohr. 

An  der  Ostscite  des  hohen  Lohr  liegen  in  einer  zwei- 
fachen Einbuchtung  des  Rückens  und  am  Fusse  desselben 
nach  Dodenhausen  zu  oherdevonische  Schiefer  und  Kalke 
disoordant  auf  dem  Qnarziteystem  mit  einem  Streichen  von 
SSW  nacb  NNO  nnd  sehr  wechselndem,  bald  steilem,  bald 
sanftem  Einfallen  nach  OSO.  Der  Wechsel  des  Einfallens 
ist  durch  eine  Reihe  von  parallelen  Speciaiverwerfungen 
im  Sinne  der  Streichrichtung  hervorgerufen. 

Vom  Rttcken  des  hohen  Lohrs  nach  Dodenhansen  hov 
absteigend  nnd  somit  ins  Hangende  der  Sohiehten  gehend, 
erhält  man  folgende  scharf  ausgeprägte  Gliederung  des- 
selben. 

I.  Unteres  Oberdevon.  ^ 

1)  Intnmesoenzstnfe: 

a.  knotige  granbranne  Thonsehiefer  mit  Ealkoonere- 

tionen  (Phacops  latifrons,  Orthoceratiten), 

b.  schwarze  bituminöse  Kalke;  20  cm  mächtig  (Gonia- 
tiies  tntumescemjCtMräiolaretrostriatay  Entomis  serrato-striataj^ 

c.  schwarze,  sandige,  bitnminOse  Schiefer;  5— 10  cm; 
(TmiiaeuUles  iemtieineiHs)^ 

d.  hellgraue  bis  blaugraue  Kalke;  8— 10m  (Cyrioceras^ 
Crinoidenstielglieder). 

•  II.  Oberes  Oberdevon. 

2)  pjrpridinenschiefer  (rothe,  braune  und  grane  Schiefer 
mit  Entomis  serrafo-^Maia). 

3)  Clymenienhorizont : 

a.  rothe,  knotigschieferige  Kalke  (versteinerungsleer), 

b.  grane,  knotige  Kalke  mit  weissen  Adern  (Clymmia 
lamgaia). 

Der  untere  nnd  obere  Kalk  ist  in  2  Brtlchen  aufge- 
schlossen und  wird  zum  Kalken  der  Felder  gebrannt,  dürfte 
aber  als  Mauerkalk  geeigneter  sein.  Der  obere  Steinbruch 
zeigt  die  Schichten  l(b— d)  in  horizontaler  Lage;  zwei  kleine 


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17 

Verweitegen  in  der  Streiefarichtang  des  Kalks  bewirkten 
eine  loetJe  Versenkang  am  oa.  8  m.  Die  Kelke  sind  auf 

ein  Terhältnissmässig  kleines  Terrain  beschränkt.  Weiter 
nördlich  von  dem  Revier  „Kalk"  bis  zur  Weiberwand  sind 
als  Vertreter  der  Kalke  üur  bröekUohe,  braune  und  rotbe 
SeUefer  des  Oberdevon  vorbanden,  llberall  das  rotbe  Band 
Cjpridinensebiefer  in  ihrer  Mitte  einschliessend.  Ebenso 
wie  auf  der  Ostseite  des  hoben  Lohrs  sind  auch  auf  der 
Westseite  durch  alte  Schurflöcher  die  knotigen  Sebiefer 
imd  Kalke  des  unteren  Oberdevon  blosgclcgt. 

NordOstliob  von  diesen  oberdevoniseben  Sebiefem 
naeh  Haddenberg  bin  treten  zwiseben  den  ttlteren  Sebieb- 
teo  ähnliche  rothe  Schiefer  ohne  Cypridineu  auf. 

In  dem  unteren  oberdevoniseben  Kalke  fand  ich  fol- 
gende Arten: 

1)  Fkacopa  hüifrcm  Bronn. 

2)  C^€mä^ie8  mkmeseeM  Beyr. 

3)  Ooniatites  cf.  retrorstis  mris  v.  Buch. 

4)  Orthoceras  vittaium  Sandb. 

5)  Gyrtoceras  spl  Das  9  cm  hohe  und  ebenso  breite 
BraebstUek  zeigt  die  für  diese  Gattung  ebaraeteristisebe 
Biegung;  an  demselben  sind  die  46  mm  bebe  nnd  80mm 

breite  Wobnkammer  und  4  langsam  sich  verjüngende  Kam* 
raern  erhalten  von  7 — 9  mm  Höhe. 

6)  Tentact4i^te8  tenuicinctus  F.  A.  Roemer. 

7)  JBnUnms  aerratihstrifxta  (Ojfpridina  s.str.)  Sandb. 

8)  CanMa  rHrosiriata  v.  Bueb. 

9)  Cameroph&ria?  cf.  subreniformis  Schnur*) 

10)  Linrfula?  cf.  stthparallcla  Sandb. 

11)  Uexacrinm?  c£  grantd^er  F.  Koemer.  (Stiel- 
glieder.) 

In  dem  oberen  oberdevoniseben  Kalke  femer: 

1)  Clymenia  laevigata  Münst. 

2)  Clymenia  (undulata)?  MUust 


1)  J.  Sobar,  „Braobiopoden  der  Eifel'S  PalaeoQtograpbica; 
cf.B.Sajter,  „Bracbiopoden  derEifel*'  Z.  d.  d.  geoL  6.  z.  Berlin. 
Bonn  1871. 

3)  cf.  Sendberger  a.  a.  0.  tob.  XXXIV  Fig.  19. 

Verh.  d.  CAt.  Ver.  Jabrg.  XXXVIII.  4.  Folge.  Vlll.  Dd.  2 


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18 


3)  Orthoceras  Dechem  mihij  ein 
10  cm  langes  Fragment  eines  Ortlio- 
eeratiten  Ton  lan^  coniscber  Gestalt, 

rundem  Querschnitt  und  centralem  8i- 
pho;  die  Kammerwände  sind  niedrig 
und  durch  betrltchtiich  geneigt  stehen- 
de Scheidewände  ansgezeiebnet.  Die 
Höbe  der  Kammern  yerbftlt  sieh  zn 
ihrem  Durchmesser  wie  3  :  10. 

Zu  vergleichen  wHre  die  Fbrm 
nur  mit  dem  von  8 an dberger  abge- 
bildeten OHkoceras  obUqitegepiaiim  von 
Wissen baob,  mit  dem  sie  jedoeh 
weder  in  der  Grösse  noch  in  der  Ilöhe 
der  Kammern  und  dem  bipiio  überein- 
stimmt. 

4)  TerebraMa  kleiner  nnd 
flaeber  als  Ter^aMa  saeeukts.  Hohe 

2  und  2,5  mm,  Breite  3  und  5  mm, 
Länge  4  und  6  mm. 

Es  sind  dies  meist  Formen  des  ty- 
pischen Oberdevon.  Dasselbe  hat  hier 
in  petrographischer  Hinsicht  grösste  Aehnlicbkeit  mit  dem 
von  Weilburg  a.  d.  L.  (Weg  nach  Löhnberg),  wo  die  mit 
1  b  bezeichnete  schwarze  Kalklagc  ebenso  characteristisch 
ist.  Mit  den  oberdevonischen  Kalken  von  Bicken  und  Braa- 
nan  bei  Weilbnrg  zeigt  es  ebenfalls  ähnliche  Ausbildung 
und  stimmt  in  palaeontologischer  Hinsicht  mit  diesen  und 
allen  ttbrigcu  mir  bekannten  oberdevonischen  Vorkommen 
ttberein. 

4.  Die  Grauwackenschichten. 

Der  beschriebene  oberdevonische  Kalk  und  die  Quar- 
zitschichten  werden  im  Nordwest  und  Südost  discordant 
Ton  einem  System  von  Granwacken^  Thon-  und  Kiesel- 
schiefern tibergreifend  überlagert  und  yon  Wttrttenberger 
theils  als  „oberer",  theils  als  ,,unterer  Culm"  ^  bezeichnet. 


1)  8.  N.  J.  f.  Blin.  1866  pag.  686  und  pag.  666. 


Orthoteras  Vecheni 
in  natürliober  OrusM. 


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19 

Die  Gnnwaekmii  Thon-  und  Kiesekehieter  bilden  zwei 
grosse  Complexe;  der  eine  im  Nordwesten  des  z.  b.  Ge- 
biets, das  hohe  Lohr  von  allen  Seiten  ansser  im  Süden 

umßchliessend,  nimmt  den  ganzen  Löhlbacher  Forst  ein  und 
begleitet  auf  der  pag.  4  und  5  bezeichneten  Linie  die  Quar- 
site.  An  der  Ostseite  des  hohen  Lohr  ist  sein  Zusammen- 
bang  doreb  firosion  gestihrt  nnd  das  von  ihm  ttberlagerte 
OberdoYon  tritt  zu  Tage.  Der  zweite  grosse  Sebiohten-. 
complex  Ton  Granwaeken  und  Schiefem  zu  beiden  Seiten 
der  Gilsa  wird  im  Norden  von  dem  Quarzitsystem,  im  Sü- 
den und  Osten  vom  Buntsandstein  und  einzelnen  Zechstein- 
partien begrenzt.  Die  Grenzlinie  bildet  ein  Dreieck,  dessen 
Basis  vom  alten  Kirchhof  bei  Moischeid  Uber  Densbeig 
nach  Obemrf  reicht,  dessen  Schenkel  die  Linien  Oberarf, 
Jesberg,  Haodshaosen  nnd  Sebbeterode,  Gilserberg  dar- 
stellen. 

Die  Schichten  dieses  Systems  zeigen  ein  sehr  wech- 
selndes Streichen  und  Einfallen,  hervorgemfen  durch  zahl- 
rache  flache  Sattel-  nnd  Muldenbildnngen.  Viele  nnd  gute 
Anischlitsse  zeigen  diese  Lagerungsverhftltnisse  sehr  schön. 
Unter  anderen  nenne  ich  die  Profile  in  der  Nähe  von 
Kloster  Haina,  im  Königshäuser  Grund,  am  Dielenberg,  am 
hohen  Lohr  und  an  der  Leuchte  gegenüber  dem  mitUeren 
Hammer.  Besonders  das  letztere  ist  sehr  interressant;  es 
seigt,  dasB  die  erwähnte  flache  Sattelbildnngdnrcfa  Diabase 
hervorgebracht  ist,  welche  nach  Ablagerung  der  Schichten 
anf  dem  ganzen  Untergrund  auftraten  und  den  Sattel  ver- 
einzelt in  Kuppen  durchbrachen.  An  den  zahlreichen  Be- 
rührungsflächen der  Diabase  mit  den  Uberlagemden  Sedi- 
menten haben  sich  dann  Torzi^weiae  jene  Contactgesteine 
gebildet,  die  so  hftnfig  ans  'dieser  Gegend  (als  Jaspis, 
Achat  etc.  etc.)  erwilhnt  werden.  Wttrttenberger  glie- 
dert den  von  ihm  beschriebenen  oberen  und  unteren  Culm 
in  16  Theile  0-  Nach  neuen,  deutlichen  Profilen  am  Die- 
ienbei^,  am  hohen  Lohr  nnd  oberhalb  des  Schönsteiner 
Hammers  konnte  ich  in  petropraphischer  Hinsicht  nnr  5 


1)  «.  S.  0.  pag.  678—675. 


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20 


gat  charakterisirte  Horuonte  von  unten  naoh  oben  nnter- 
aeheiden:  ' 

1)  Thon-  und  Griflelsehiefer  mit  Onrnwaekeneiniagen; 
mit  mdeiiüichen  Pflunenresten  (in  der  Nfthe  dee  Pfeffer- 
holzes und  bei  Dodenhausen  das  Oberdevon  direct  be- 
deckend), 

2)  feinkörnige,  rüthliche  Grauwacke  mit  dttnnen  Gran- 
wackenechieferswischenlagen  in  Blinken  von  2—3  dm  (M 
Haina,  avf  der  Nordostseite  des  hoken  Lohr  und  am  Die» 

lenberg,  sowie  gegenüber  der  HerlemUhle)  mit  JPosidonO" 
mya  Bechen, 

3)  grobkörnige  Conglomerate  mit  Crinoidenttiel^e- 
dem.  Korn  von  Erbsen-  bis  FanstgrOsse  mit  Qnarsit- 
brocken  (in  Bftckersgrttnden,  am  IMelenberg,  Einfirst,  Kloster* 

holz,  Densberger  Hammer), 

4)  feiDkömige,  glimmerreiche  Grauwacke  und  Kiesel- 
schiefer,  Zone  der  meisten  Contactgestcine  (Kemnatenkop^ 
Hain,  Lenchte^ 

5)  rauhe  gltmmerreiche  Oranwackensehiefer  mitPflaa- 
zenresten  (Densberger  Hammer,  Schönau). 

Von  Petrefacten  fand  ich  ausser  spärlichen  Pflanzen- 
resten nnd  Crinoidenstielgliedern  eine  Foädonomffa  Becheri 
Bronn. 

5.  Die  Zechst  ein-  nnd  Bnntsandsteinformation. 

Im  Westen  und  Stlden  Yon  den  beschriebenen  älteren 
Formationen  legt  sich  nnterer,  feinkörniger  Bnntsaad- 
stein  an. 

Unter  diesem  ragen  jedoch  kleine  Zechsteinpartien 
inselartig  hervor.  Die  erste  derselben  unmittelbar  am  Dorfe 
Herbelhausen  wurde  bereits  erw^nt.  £s  liegen  hier  rothe 
Sohieferletten  Überlagert  Ton  rothen,  granen  oder  gelben 
krystallinischen  Dolomtten,  welche  Holzapfel^)  zum  oberen 
Zeehstein  zählt.  Ein  zweites  Vorkommen  von  Zechstein- 
mergel und  Schieferletten  am  alten  Kirchhof  bei  Moischeid 


1)  E.  Holzapfel,  „Die  Zecbsteinformatioo  am  Ostrande  des 
Rhein.- Wertph.  8ohiefergebirg«'S   Inaagnral-DiflAert.  Marburg  1879. 


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21 


woide  kllnlieh  dnreh  AnBgrabangeii  freigelegt  und  bildet 
demwMb  ein  Ton  Holzapfel  vermltstes  ZwlAoheiiglied  zwi- 

fldben  Gilserberg  UDd  Herbelhausen. 

Weitere  Zechsteinpartien  legen  sich  dann  als  Dolomite 
bei  Oilserberg,  Sebbeterode  and  Jeaberg  auf  die  Graa- 

6.  Die  diluvialen  und  alluvialen  Gebilde. 

Die  Quarzitrticken  des  hohen  Lohr,  Jeust,  Heust  und 
Kellerwald  sind  an  ihren  Abbäugen  von  mächtigen  dilu- 
vialen Ablagerungen  umgeben,  die  ich  ihrer  Beschaffenheit 
naeh  eintheile  in: 

1)  eigentliehen  fetten  Lebm, 

2)  steinigen,  unreinen  Lehm  (Nieterde)  Oi 

3)  Quarzitsehotter. 

Letzterer  bildet  die  obere  Zone  der  Diluvialmassen, 
besteht  aus  oft  faustgrossen,  bald  abgerollten,  bald  noch 
scharfkantigen  Qnanutbrocken,  die  nur  spärlich  von  einer 
sandigen  Thonmasse  umbttUt  wird;  er  ist  vermengt  und 
verollt  durch  Abhangsschntt  ähnlich  dem  basaltisohen  Di- 
luvium. Darauf  folgt  bis  zu  den  Flussläufen  reichend  der 
steinige,  sehr  undurchlässige  Lehm,  der  in  der  dortigen 
Gegend  |,Nieterde^^  bezeichnet  wird;  derselbe  hat  eine 
biaoa-  bis  rothgelbe  Farbe  und  schlieest  eine  Menge  von 
Gesteinsfragmenten  ein.  Dieser  Lehm  und  der  Quarzit- 
sehlotter  lassen  sich  in  der  Regel  gut  unterscheiden;  trotz- 
dem v^ird  es  schwierig  eine  scharfe  Grenze  überall  zwi- 
schen beiden  zu  ziehen. 

Ganz  verschieden  hiervon  ist  der  innerhalb  des  Grau- 
wackengebiets  und  an  der  Grenze  vom  Buntsandstein  in 
grösseren  Partien  auftretende  oft  bis  zu  7  m  und  vrohl  mehr 
mächtige  echte  Lehm. 

Derselbe  ist  gelblich,  zäh  und  frei  von  Verunreini- 
gangen.  Besonders  oberhalb  der  Vereinigung  des  Linden- 
borut  Ebertsbach  und  der  Wohra  tritt  dieser  Lehm  in  grosse- 
rer Ausdehnung  auf. 

Die  alluvialen  Ablagerungen  der  ThSler  sind  sehr 


1)  of.  Warttenberger  a.  a.  0.  pag.  534. 


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22 


gering  and  erreichen  erst  angserhalb  der  älteren  Gebiigs- 
glieder  eine  erheblicbe  Anfldebnnng. 

7.  Oesteinsbeecbreibang. 

1)  Sedimentgesteine. 

Die  mikroskopisch  nntersochten  Thonsehiefer  zeigten 
die  von  Zirkel  n.  A.^  beschriebenen  Eigenftchaften. 

Die  Qnarsite  erseheinen  nnter  dem  Microsoop  am 

kleinen  Quarzkörnern  bestehend,  die  durch  ein  krystallini- 
scliea,  kieseliges  Bindemittel  verkittet  sind;  in  einigen 
Yariet:iten  kommen  Orthoklaskörner,  in  anderen  Glinuner* 
blättchen  häufig  vor. 

2)  Emptivgesteine. 

Die  in  dem  beschriebenen  Gebiet  auftretenden  Emp- 
tivgesteiue  gehören  zur  Gruppe  der  Diabase  oder  Plagio- 
klas-,  Augit-  und  Plagiokla8-Augit(Diallag)-01ivin-Gesteiuen. 
Den  microscopischen,  chemischen  nnd  geologischen  Ver- 
hältnissen Rechnung  tragend,  lassen  dieselben  sich  in 
zwei  Hauptabtheilungen  bringen,  deren  jede  wieder  in  zwei 
ünterabtheilungen  zerfallt. 

Diese  unten  folgende  Eintheilung  l'asst  sich  jedoch 
nur  dann  rechtfertigen,  wenn  ich  nach  Rosenbusch*)  die 
strenge  Unterscheidung  von  Augit  und  Diallag  nicht  znm 
Haupteintheilungsprincip  mache  und  somit  die  diallaghalti- 
gen  Gesteine  den  angithaltigen  Diabasen  als  Unterabthei- 
lung beifügen  darf. 

Hierzu  veranlassten  mich  ausser  den  von  Rosen- 
busch angeführten  Gründen  vorzugsweise  die  geologischen 
Verhältnisse. 

L  eigentlidie  Diabase. 
1)  UnterdoYonische: 

a.  grobkörnige  (mit  Plagioklas,  Augit  und  chloriti- 
sehen  Substanzen). 


1)  cf.  F.  Zirkel,  ,,Die  mieroscopitohe  BeBchaffenbeit  der  Mi- 
nerslien  und  Geeteine'<  pag.  490  a.  ff. 

2)  H.  Roienbusob,  „Mioroscop.  Physiograpbie  der  massigen 
Geeteiiie*<  1877  Bd.  n  pag.  827-828. 


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23 


b.  feinkörnige  [dichte]  (mit  Plagioklas  und  cbloriti- 
Bchen  Substanzen;  ohne  Angit). 

2)  Garbonische  grobkörnig  (mit  Plagioklas  und  Angit). 

n.  Olivittdiabase. 

1)  feldspatharme,  nnterdevonisch  (mit  Olivin,  Augit 
und  Diallajr). 

2)  feldspathreiclie,  carbonisch  (mit  Oliyin,  Diallag  und 
IPkagioklas). 

Da  ich  an  mehr  als  40  Localitilten  Diabase  zu  schla- 
gen hatte,  kann  ich  hier  nur  die  charaktenstischesten  her- 

Torheben  und  die  übrigen  nur  aufzUhlend  diesen  beiordnen. 
Ein  eiDgehendeie  Behandlung  derselben  muss  ich  mir  für 
später  vorbehalten. 

Verschiedene  meiner  Dttnnsohiiffe  legte  ich  Herrn  Prof. 
Stweng  in  Oiessen  vor,  der  mir  ttber  mehrere  wichtige 
Punkte  Aufklftmng  gab.  Die  ohemiscben  Untersuchungen 
der  Gesteine  führte  ich  im  Laboratorium  von  Herrn  Prof. 
Zinke  dahier  aus,  dessen  freundlichste  Unterstützung  mir 
dabei  zu  Theii  wurden  beiden  hochverehrten  Lehrern  ttihle 
loh  mieh  zu  besonderem  Dank  verpflichtet. 

1)  Grobkörnige,  unterdevonisohe  Diabase  oharacterisirt 
durch  das  Vorhandensein  von  milchweissem,  trübem  Plagioklas 
in  grossen,  bis  zu  5  mm  langen  leistenförmigen  Krystallen 
und  Augit  in  rothbrauuen  Körnern;  accessorisch  kommen 
vor  Apatit,  Magneteisen,  Titaneisen  und  Quarz;  letzterer 
vrohl  meist  secnndftr.  Secundäre  Gebilde,  die  ich  als 
chloritische  Substanzen  anführe,  sind  bald  reichlich  da, 
bald  seltner,  vorhanden  aber  immer;  es  sind  Substanzen, 
die  unter  den  Namen  Viridit,  Opacit,  Seladonit,  Grengesit, 
(Chlorit),  Chloropit,  Cblorophaeit  in  der  Literatur  genannt 
werden.  Nach  Rosen busch  ziehe  ich  diesen  Namen  die 
obige,  unbestimmte  Bezeichnung  „chloritische  Substanz'*  vor, 
weil  unter  meinem  Material  sowohl  innerhalb  eines  Ge- 
steins als  auch  bei  den  verschiedenen  Vorkommen  diese 
bubstanzen  ihren  Cbaracter  wechseln  und  oft  noch  in  wei- 
terer Umsetzung  begriö'en  sind.  Macroscopisch  erscheinen 
diese  Gesteine  graugrün,  grau  oder  dunkelgrün  mit  weissen 
bis  Töthlichen  Flecken;  durch  Verwitterung  erhalten  sie 
ein  eigen  braunes  Aussehen. 


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24 


Vorkommen:  Alle  hierher  gehörigen  Gesteine  treten 
innerhalb  des  Gebiets,  in  dem  QnansitEllge  vorhanden 
siady  anf. 

Es  sind  die  Gesteine  vom  hohen  Lohr,  (Bäckersgrllnde, 
Gipfel,  lange  Haide,  Lochgrund,  Ebertsgraben),  vom  Keller- 
wsid  oberhalb  Dodenhausen,  vom  Winterberg  nördlich  £Ube- 
rodOy  vom  Kasparstall,  vom  Dülfershof,  vom  Ahrberg^  von 
der  Knppe  oberhalb  Battenhaosen  n.  a,  Punkten  mehr; 
ausserhalb  des  besciuriebenen  Gebiets  kenne  ieh  sehr  fthn- 
liehe  von  der  Ludwigshtitte  bei  Biedenkopf  und  der  Ross- 
bach ebendort,  ferner  ähnliche  vom  Fciselberg  und  Rim- 
berg bei  Kernbach  und  von  Niederdieten    bei  Biedenkopf» 

Unter  diesen  erwähne  ich  3  Varietäten: 

a.  Gesteine  Tom  Nordabhang  des  hohen  Lohr  und  der 
langen  Haide.  Farbe  graugrün.  Plagioklas  trttb  und  opak. 
Die  Zersetzung  desselben  beginnt  im  Kern  der  Krystalle 
und  setzt  sich  unregelmässig  nach  der  Peripherie  fort.  Die 
äusseren  Theile  der  Krystalle  sind  es  daher  besonders» 
welche  noeh  hie  und  da  die  Zwillingsstreifung  naeh  dem 
Albitgesetz  erkennen  lassen.  DerAngit  ist  inEömem  von 
hellrolbbranner  Farbe  als  Zwisehenklemmnngsmasse  vor- 
handen, erscheint  noch  sehr  frisch  und  vollkommen  durch- 
sichtig; einzelne  unregelmässige  Sprünge  durchziehen  ihn. 
Die  Mengenverhältnisse  von  Augit  und  Plagioklas  sind  un- 
gefähr gleich.  Die  chloritische  Substanz  ist  hellgrün  und 
selgtimpolarisirtenLiohtkeineBadialfaBerstrttctar.  Magnetit 
kommt  in  grossen  unregelmässigen  E9rnem  und  in  dendri- 
tischen Formen  vor,  die  eine  Grösse  von  3—4  mm  erreichen. 
Apatit  selten. 

b.  Gesteine  von  Bäckersgrttnden  (und  von  Biedenkopf) 
Ton  schwarzgrttner  Farbe  mit  grossen  Partien  weisser  und 
röthlicher  Feldspäthe,  die  ihnen  ein  gefleektes  Anssehen 

verleihen.  Diese  Flecken  lösen  sich  unter  d.  M.  in  mehrere 

querliegende  Plagioklaskrvstalle  auf,  die  von  grossen  Apatit- 
nadeln in  verschiedenen  Richtungen  durchwachsen  sind,  so 
dass  man  bald  deren  seehseekige  Querschnitte,  bald  deren 


1)  cf.  Rosenbttfch,  Pbysiogr.  Bd.  II  p.  8(0. 


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25 


langgezogeue  prismatische  Längsschnitte  wahrnimmt.  Der 

• 

Augit  tritt  gegen  die  zahlreichen  Plagioklaskrystalle  zurück 
und  hat  dureh  eine  von  «eiaen  Sprüngen  ausgehende 
Umwandlung  und  Ablagerang  von  £Uenyerbindiingeii  da- 
seHMt  ein  dlleteree  Aneselien.  Chloritische  Sabstaazen  sind 
Mltan;  um  so  mehr  aber  tritt  der  Temiiithlich  ans  ihnen 
entstandene  Quarz  häufig  auf.  In  einem  der  hierher  ge- 
hörigen Vorkommen  fehlt  der  Aup:it  und  chloritische  Sub- 
stanz gänzlich  und  an  deren  Stelle  tinden  sich  nur  Quarz 
und  Eisenoiydanaeeheidangea.   Garbonate  fehlen. 

c.  Gestein  oberhalb  Haina  in  BSekersgründen  au  bei- 
den Seiten  eines  kleinen  Baches  anstehend,  sieht  verhlüt- 
nissmässig  sehr  frisch  aus,  ist  hellgrau  und  sehr  hart.  Es 
ist  besonders  ausgezeichnet  durch  seine  polysyuthetischen, 
grossen  Plagioklaskrystalle,  die  von  Apatitnadeln  reich 
dnrehspiokt  erseheinen,  und  durch  das  vollständige  Fehlen 
▼onAngit  Die  ehloritisehen,  blassgrttnlichen  Oemengtheile 
bilden  reisende  sphärolitische  Aggregate  und  zeigen  i.  p.  L. 
ausgezeichnete  Interferenzkreuze.  Prof.  Streng,  dem  ich 
dieses  eigenthümliche  Gestein  vorlegen  durtief  hält  die 
grünlichen  Massen  iMr  echte  Pseudomorphosen  nach  Angit^ 
der,  wie  zarte  Umrisse  es  noch  andeuten,  in  Krjrstallen 
vorhanden  war  und  deren  Baum  seine  Zersetsungsprodnkte 
jetzt  einnehmen.  Mehrere  der  Begrenzungslinien  stellen 
nach  Winkel  und  Form  achteckige  Querschnitte  der  ge- 
wöhnlichen Augitform  00  P.  00^  oo.ooP  00.  P  vor.  Die 
radialfaserigen  Partien  nnd  ebenso  nicht  ittdividaalisirten 
Einschlllsse  in  denselben  werden  von  faserigen  Sohalen 
eingesohlossen.  Hornblende  kommt  aceessorisch  in  kleinen 
blassgrttnen  faserigen  Partien  vor  und  zeigt  starken  Di- 
chroismus.  Magnetit  ist  selten;  häutiger  Titaneisen,  das  mit 
einem  bei  au£Oaliendem  Licht  weisslichen  Körper  (Titane- 
morphit?  )  Uberzogen  zu  sein  scheint  Sowohl  Ti  als  P  (der 
Apatitnadeln)  konnte  ioh  in  relatir  grossen  Mengen  ehemisch 
naahweisen. 

2)  Feinkörnige,  unterdevonische  Diabase  (dichte  Dia- 
base, Diahasaphanite,  Diabasmandelsteine  z.  Theil  älterer 
Autoren),  hellgraue  bis  grünlichweisse  Gesteine  von  frischem 
Ausseheui  die  n.  d.  M.  in  einer  gleichmüssigen  hell-  oder 


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tiefgrUnen  chlorifciseheii  Masse  viele  sohmale  Plagioklasleisfe»^ 

eben  zeigen  und  in  denen  Augit  nicht  vollständig  fehlt.  Die 
Plagioklase  bestehen  regelmässig  nur  aus  2  Lamellen  und 
gaben  mir  wegen  ihrer  gleichen  Aasbildnng  in  vielen  Ge- 
steinen ein  Merkmal  zor  Zusammenfassung.  Magnetit  febit 
hak  ganz.  Einselne  donkle  Floeken  sind  in  der  ttbrigea 
hellen  Masse  zerstreut  Diese  Diabase  kommen  in  zahl* 
reichen  Abänderungen  vor  und  zeigen  an  den  Grenzen  oder 
den  Kuppen,  oft  auch  an  der  ganzen  Oberfläche  der  Ge- 
biete, wie  ich  durch  ausgezeichnete  Aufschlüsse  im  Kreutzers- 
gmnd  wahrnehmen  konnte,  Mandelsteinbildnng  mit  Mandeln 
von  Hirsen- bis  Erbsengritose;  nach  innen  hOrt  diese  Mand^- 
bildung  auf  und  die  Gesteine  sind  dieht;  die  Mandeln  sind 
gefüllt  mit  Kalkspath,  der  oft  wieder  ganz  oder  zum  Theil 
ausgelaugt  ist,  Verhältnisse,  wie  sie  GUmbel  ')  auch  für 
die  Diabase  des  Fichtelgebirges  angibt.  Aeusserlicb  sind 
diese  Diabase  an  ihrer  besonders  sehneli^  Zersetzung  zu 
einem  hellen,  gelbbraunen  Lehm  und  einer  weissgdben 
tnffartigen,  porösen  Masse  leicht  kenntlich. 

Vorkommen:  im  Bernshachthal,  an  der  Fischbach, 
längs  des  Krentzersgrund,  am  kalten  Baum,  am  Kiesberg, 
an  der  Weiberwand,  am  Böhl  u.  a.0.;  sie  treten  vorzugs- 
weise innerhalb  des  Gebiets  der  nntenkvonisehen  Ortho- 
eerassehiefer  auf. 

Bemerkenswerthe  Varietäten  sind: 

a.  Gesteine  von  der  Fischbach;  ohne  Augit  und  Magnetit; 
in  grösserer  Entfernung  von  der  Hauptkuppe  enthält  das 
sonst  dichte  Gestein  microscopisch  kleine  Kalkspathmandeln, 
in  denen  der  CaCOs  faserig  erseheint  und  duroh  Ablage*- 
rung  von  grtlnliehen  Substanzen  auf  zarten  Spalten  eine 
grüne  Farbe  zeigt.  Die  chloritische  Substanz  ist  blassgrün 
und  sieht  sehr  gleichartig  auä.  Die  Plagioklase  sind  sehr 
klein  und  schmal. 

b.  Gestein  vom  Krentzersgrund  bat  denselben  Habitus 
wie  das  vorhergehende.  Die  ehloritisehen  Substanzen  ahMl 
aber  dnnkelgrttn,  enthalten  MagnetitiiLQmei:  und  in  kleinen 

1)  cf.  0.  W.  Gümbel,  „Geogoostische  Beschreibung  des  Ficbtel- 
gebirga*'  pag.  214. 


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27 


Zwiscbenräamen  häufig  Quarz.  Die  grossen  Kalkspath* 
mandeln  desselben  zeigen  ausgezeichnet  die  Ton  Rosen- 
bvseh  beflehriebene  polysynthetiaehe  Krystalbidfonn 
nach  V»  R  vnd  die  Linien,  welehe  die  Zwillingslamellen 

andeuten,  erscheinen  in  den  schönsten  Farbenstreifen. 
Magneteisen  ist  vorhanden.  An  Stelle  desselben  findet  sich 
an  einem  Vorkommen  vom  Pickelberg  reichlich  Titaneisen 
mii  Titanomorphit  (?).  . 

c.  Oestetn  von  der  Weiberwand  zeigt  allein  noeh  yon 
den  hierhergehörigen  neben  Plagoklas  in  einer  granfilzigen 
bis  grünlichen  Masse  Spuren  von  Au^it;  das  Vorkommen 
dieses  Angits  bestimmt  mich,  auch  die  in  den  obigen  Ge- 
steinen vorkommende  chlori tische  Substanz  für  ein  letztes 
Umwandlnngsprodukt  desselben  zn  halten. 

8.  Carbcmisebe  Diabase  sind  sowohl  in  geologischer 
als  petrographischer  Hinsieht  yon  den  yorherbeschriebenen 
nnterdevouischen  Diabasen  zu  trennen;  sie  kommen  nur 
innerhalb  der  Schichten  des  Grauwacken Systems  vor  und 
haben  eine  frischere  graue  Farbe,  enthalten  meist  voll- 
stttndig  kbire  Plagioklaakrystalle,  liohtcaffeebraunen,  rissi- 
gen Aagit,  mit  dem  Felds|Nitb  in  gleichem  Mengeayerhllli- 
niss,  und  eine  wirr  faserige,  graugrtlne,  chloritische  Sub- 
stanz, die  nur  spärlich  auftritt;  Magnetit  in  Körnern  ist 
selten.  Während  also  der  Augit  dieser  Gesteine  ähnlich 
dem  der  unterdevonischen,  wenn  auch  heller  ist,  so  liegt 
ihr  ElauptBBtersohied  in  den  abweichenden  Plagioklasen 
und  ehleritiseben  Substanzen. 

Vorkouniien:  bei  Elberode  (Westseite),  an  der  Leuchte, 
am  Hain,  an  der  langen  Haide  oberhalb  des  Kalks,  am 
Keppelberg,  am  Klosterholz;  ähnlich  die  Gesteine  von  den 
Heünbergen,  am  W^Uenbag  und  der  Lahnbrttcke  bei 
Biedenkopf. 

Als  Typus  fttr  diese  Diabase  kann  das  yon  der  West- 
seite des  Elberoder  Grunds  gelten,  dessen  Plagioklaskrystalle 
besonders  durchsichtig,  scharf  begrenzt  sind  und  i.  p.  L. 
neben  der  prachtvollsten  Zwillingsstreifung  nach  dem  Albit- 


1)  cf.  Rosenbaiob,  Physiogr.  Bd.  I  pag.  217. 


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28 

gesetz  noch  andere  Verwachsungen  zeigen.  Unter  Anderen 
sind  Viellinge  da,  deren  eine  Hälfte  einfach,  die  zweite 
poljsynthetisch  ist;  die  polysynthetische  Hälfte  zeigt  Zwil- 
lingsbildnog  nach  dem  Albit-  und  PeriklingeBeti  zngleieb, 
80  dass  dieselbe  ans  4  staMOrmigen,  im  Qv^nohnitk  fisit 
quadratischen  (4  etwas  Uber  86 Individuen^)  zu  bestehen 
scheinen  ([  T  =  Q.  S.) 

Ausserdem  beobachtete  ich  u.  d.  M.  einen  Feldspatb- 
kiystall,  dessen  fast  quadratisch w  Qaerschnitt  durch  eine 
gerade  Linie  fast  diagonal  in  zwei  b.  p^^L.  versohieden- 
farbig  erscheinende  Hälften  getheilt  war  Q.  S.),  ein  Vor- 
kommen, wie  es  bei  Bavenoer  Zwillingen  des  Orthoklas  ^) 
wohl  beobachtet  wurde. 

Die  Gesteine  von  den  anderen  LocalitSten  sind  nidit 
alle  so  prägnant  wie  das  beschriebene.  Kalkspathmandeln 
kommen  bisweilen  ebenfalls  vor,  jedoch  nicht  von  rundlichem, 
sondern  unregelmässig  eckigem  Querschnitt;  die  der  Ge- 
steine vom  Keppelberg  lassen  im  Q.  S.  schöne«  regelmässige 
Zwillingslameiien,  die  weite  Zwischenrftnme  zwischen  sidi 
haben,  erkennen.  Durch  Gegeneinanderwachsen  zweier  ver- 
schiedener  Kalkspath-Krystalloide  zeigen  diese  Lamellen  bis- 
weilen eine  zierliche  Biegung  da,  wo  sich  die  2  Krystalloide 
trafen  und  verdrängen  wollten.  Der  Augit  der  letztgenann- 
ten Gesteine  yariirt,  wahrscheinlich  in  Folge  grosserer  Zer« 
Setzung. 

4)  Feldspatharme  Olivindiabase  (feldspathfreic  Olivin- 
diabase,  Palaeopikrite,  „Schwarzensteine'' Gtlmbels  z.  Th. 
syn.)  (Melaphyre,  Hypersthenfelse,  Serpentinfelse  z.  Tli. 
Üterer  Autoren     sogar  einzelne  Aphanite  derselben). 

Allgemeine  Zusammensetzung  und  Umwandlung  dieser 
Felsarten,  die  mit  den  von  Koseni)usch^)  resp.  Moesta 


1)  cf.  F.  Zirkel,  Micr.  Besch,  d.  Mio.  pag.  133  und  H.  Eo- 
senbuscb,  Physiogr.  Bd.  II  png.  824. 

2)  cf.  F.  Zirkel,  Microac.  Besch,  d.  M.  pag.  124. 

•  3)  cf.  C.  Koch,  Palaeozoische   Schichten  und  GrünBteine 

cf.  pag.  132  u.  ff.  p.  153,  pag.  173  oder  Württenberger,  D.  Culm 
am  Kellenv'.  N.  J.  f.  Min.  1865  pag.  541. 

4)  a.  a.  8.  0.  Bd.  II  pag.  850  u.  527. 


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29 

(Hain  bei  Oberdieten,  Tringenstein,  Lixfeld,  Wissenbach) 
and  Ottmbel^)  (SchwanBensteia  bei  Trogen,  Harlesreath) 
gegebenen  Bee^reibongen  nnd  Abbildnngen  fibereinslininien, 

bedarf  keiner  wiederholten  Schilderung;.  Dieselben  kommen 
in  dem  beschriebenen  Gebiet  häufig  vor  und  sind  charac- 
leriatisch  fUr  einen  bestimmten  Horizont,  was  unter  Anderen 
schon  Koch*)  andeatet 

Die  wiehtigeren  Vorkommen  sind: 

1)  Gesteine  vom  Humberrain  und  der  Haingrube  am 
KeUerwald,  vom  Böhl  bei  Dodenhaosen. 

2)  Gesteine  von  der  Aschkoppe,  dem  Ahrberg,  Kaspar- 
stell,  Ton  Hflttenrode  nnd  Battenhaosen,  erstere  mit  schon 
sink  tu  Serpentin  sersetstem  Oliyin,  mit  Angit  in~  Römern 
Ton  röthlichbrauner  Farbe  und  in  Krystalien  (Querschnitte 
der  Form  oo  P.  oo  oo .  oo  P  oo .  P.)  von  auffallend  hellerer 
Farbe  als  die  Kömer,  eine  Erscheinung,  die  wohl  auf 
stirere  Zersetsang  oder  yielmehr  Anslangnng  der  Angit- 
sabstans  znrttcksaftthren  ist  In  derThat  sind  diese  hellen 
Angitkrystalle  von  schmalen  grünen  Bändern  der  Aus- 
laugungsproducte  gangartig  durchzogen;  letztere  führen 
reichlich  braunen  Magnesiaglimmer;  das  Gestein  vonHtltten- 
rode  enthält  neben  dem  gewöhnlichen  blassröthlichen  Augit 
Überwiegend  echten  Diallag  mit  allen  Eigenschaften,  die 
bei  der  früheren  strengen  Scheidung  dieser  beiden  Mineralien 
geltend  gemacht  wurden;  seine  Farbe  ist  ein  blasses  Braun; 
seine  Lamellen  3)  parallel  dem  Orthopinakoid  stehen  dicht 
geditogt  Den  bisher  üblichen  Bezeichnnngsweisen  nach 
ktoe  man  also  bei  diesem  Oestein  in  Verlegenheit,  ob  es 
„augithaltiger  Olivingabbro^'  oder  „diallaghaltiger  Olivin- 
diabas'*  zu  nennen  sei.  Dieses  gleichzeitige  Vorkommen 
▼on  Augit  und  Diallag  in  demselben  Gestein  und  die  Ver- 
wandtschaft desselben  mit  anderen  derartigen  Olivingesteinen 
In  geologischer  Hinsieht  scheint  mir  einen  weiteren  Beitrag 
zu  den  Kangverhältui6»en  der  Gabbro  und  Diabase  zu  geben. 


1)  ft.  ft.  0.  psg.  160  «.  ff.  mid  psg.  688. 
3)  I.  a.  ft.  0.  pag.  819. 

S)  ef.  Rosenboseh,  Pbydogr.  Bd.  I  AbbUdang  62  tb.  IX. 


* 


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30 


Ein  ähnliches  Gestein  Itthrt  Bosenbusch  0  von  Weiibi^rg 
an,  das  aber  mehr  Plagioklas  enthält 

Etwas  abweichend  yon  diesen  ist  der  Olivindiabas 

von  Rattenhausen,  nördlich  vom  Dorfe  aufgeschlossen,  von 
dunkelgrüner  Farbe  und  grosser  Frische;  er  bildet  die  am 
weitesten  ausgedehnte  Diabasmasse;  enthält  neben  sehr 
spärlichen  Feldspathleistchen,  Angit  und  Olivin  stellenweise 
eine  blassgelbliohey  amorphe,  einfachbrechende  SnbstanSi 
welche  die  In  Zersetzung  begrififenen  OlivinkOmer  um* 
Bchliesst. 

Abweichend  sind  in  diesem  Gestein  die  Zersetzungs- 
erscheinungen  des  Olivin  yon  denen  anderer  Olivindiabase; 
sein  Endnmwandlungsprodnct  ist  nicht  der  gewöhnliche 

Serpentin,  sondern  eine  friscligrUne,  glasartige  Masse  ohne 
alle  Maschenstructur,  die  eine  Neubildung  der  sihihisten, 
zusammengesetzten  und  einfachen  Magneteisen-Trichite  *) 
zeigt.  B.  p.  L.  ist  in  derselben  oft  noch  ein  Olivinkem 
deutlich  wahrnehmbar.  Grossere  OlivinkOmer  zeigen  an 
anderen  Stellen  wieder  eine  seltene  Frische,  hellgelbe  Farbe 
und  i.  p.  L.  zahlreiche,  helle,  einfach  brechende  und  scharf 
begrenzte  Einschlüsse,  die  ich  nicht  zu  bestimmen  ver- 
mochte. Neben  diesen  Einschlüssen  kommt  Magnetit  als 
gerade  Nädelchen  und  von  quadratischem  Querschnitt  in 
demselben  vor  und  ist  bei  diesen  an  secundäre  Bildung 
nicht  zu  denken.  Der  Angit  iu  grossen,  einzelnen  Körnern 
polarisirt  mit  besonders  lebhaften  Farben  und  zeigt  An- 
deutungen der  sonst  häufigen  Zwillingserscheinuugen  des 
Augits  nach  oo  P  oo. 

5)  Feldspathreicher  Olivindiabas  vom  Kemnatenkopf 

bei  Löhlbach,  Schichten  des  zur  Carbonformation  gehöri- 
gen Grau wackensy Sterns  durchdringend.  Derselbe  steht 
am  neuen  Waldweg  zur  Rechten  des  Einflusses  des  Anbiss- 
bom  in  den  Geklingebaeh  an.  Es  besteht  aus  Olivin, 
Diallag  und  Plagioklas  und  zwar  so,  dass  der  mit  dem 


1)  a.  a.  0.  Bd.  II  pag.  355. 

2)  ef.  Bosenbutoh  a.  «.  0.  II  pag.  856. 


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31 

Feldspatb  gleich  häufige  Oliyin  weit  den  Diallag  der  Menge 
nach  fiberwiegt. 

Der  Plagigklae  kommt  in  heilen,  dorehsiehtigen  Yiel- 
lingskrystallen  vor,  die  naeh  dem  Albitgesets  entwiokelt  sind. 

Der  Olivin  in  Krystallen  mit  geradlinigen,  an  den 
Ecken  abgenindeteu  Umrissen,  ist  meistens  schon  zu  typi- 
schem Serpentin  zersetzt^  an  einzelnen  Stellen  zeigt  der 
Serpentin  eine  faserige  Ansbildang,  indem  feine,  pinsel- 
arfcige  Bttsohel  von  Fasern  ans  dem  dichten  Serpentin  ^  im 
Kiirise  hervorragen. 

Nach  Prof.  Strengs  Vennuthung  wäre  das  Gestein 
zn  dem  von  Tb.  IliortdahP)  analysirten  und  von  Hauau  ^) 
beschriebenen  Gestein  aus  der  Gegend  von  Skurruvasclo  in 
Norwegen  zn  stellen,  welches  mit  dem  Namen  „Anorthit- 
OUvinfels''  belegt  worden  ist  und  vonCohen^)  den  „diallag^ 
armen  OlivingabbroV  angeschlossen  wird. 

Der  oben  angeführten  Tendenz  zu  Folge  reihe  ich  es 
den  Olivindiabasen  an. 

Neben  vielen  qualitativen  Untersuchungen  obiger  Ge-  . 
steine  fahrte  ich  im  hiesigen  iiaboratorinm  einige  qnanti* 
tative  Analysen  ans,  deren  Resnltate  besondm  bei  einem 
Vergleich  des  Kieselsäure-,  Magnesia-  nnd  Kalkgehalts  die 
microscopische  Analyse  und  die  Classification  auf  Grund 
dieser  bestätigen.  £s  sind  die  Analysen  I.  eines  unter  1 
angeführten  grobkörnigen  Diabases,  IL  eines  feinkömigein 
(2)  nnd  UL  des  Olivindiabas  (3)  von  Battenhansen. 

Analysen: 

8iO,   MgO    CtO  Al,03  Fe,04  PjO«  Ka(NRj)0  H^O  CO, 
L  (ad  la)  51,72  11,45    7,29  10^5  10,86  6^1     4.08      —  — 
n.  (ad  2a)  45,30   0,51  11,70   8^1  22,80  2,60     8,01     2,72  7,80 
IIL(adS)   40,17  21,40   8,02   7,78  25.59   1,12     0,25      ^  — 

Sammen:  1  =  100,58   II  =  100,75   HI  =  99,28 

In  I  nnd  II  fanden  sich  noch  Sparen  von  TiOf. 
Die  hier  besehriebenen  Diabase  wurden  nach  meinen 


1)  of.  Zirkel  s.  a.  0.  pag.  446. 

2)  s.  Neaea  Jahrb.  f&r  Hfai.  1879  Heft  V— VII  pag.  607. 
8)  a.  N.  J.  f.  Min.  1880  Bd.  H  Halt  H  pag.  202. 

4)  a.  K.  J.  f.  Mm.  1879  V-VH  pag.  608. 


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82 


Dtlimscbliffen  you  Professor  Dr.  Bosenbasch  geprüft;  der- 
selbe stimmt  im  Wesentlichen  mit  meinen  Angaben  tlber- 
ein,  Tenniatfaet  aber,  dass  unter  den  pag.  25  —  27  be- 
schriebenen feinkörnigen  Diabasen  stark  zersetzte  Diabas- 

porphyrite  versteckt  sein  könnten. 
8)  Contactgesteine. 

An  den  Grenzen  der  Diabasgebiete  gegen  die  Sedi- 
mentgesteine sind,  wie  schon  Yon  Wttrttenberger  er- 
wähnt, Contactgesteine  häufig  und  sowohl  endomorphe  als 
exomorpheContactphänomene  ausgezeichnetausgebildet.  Vor- 
zngsweise  haben  die  carbonischen  Diabase  solche  hervor- 
gemfen.  Weniger  prägnant  sind  die  Contactzonen  in  den 
nnterdcTonischen  Gebieten.  Gontactbildungen  mit  Qnaniteii 
haben  schon  oben  Erwähnung  gefunden. 

Besonders  lehrreich  für  Contacterscheinungen  ist  das 
Profil  an  der  Leuchte,  wo  carbonische  Kieselschiefer  3  flache, 
parallele  Sättel  bildeni  deren  Sattellinien  jedesmal  auf 
Diabas  liegen.  Direct  tfber  dem  zersetzten  Diabas  findet 
sich  eine  engere,  eisenreiche  Contactzone  von  brauner  und 
schwarzer  Farbe.  An  manchen  Stellen  derselben  erscheint 
der  Schiefer  dUnnspaltig,  splittrig,  vom  Ansehen  einer 
trocknen  Brannkohle,  an  anderen  ist  alle  Schieferstmctor 
Tcfschwnnden  nnd  ein  kieseliger  Eisenstein  von  bunten 
Farben  vorhanden.  Weiter  oben  folgen  gewöhnliche  graue 
und  braune,  klüftige  Kieselschiefer. 

1.  Endomorphe  Contactgesteine. 

Die  Contactzonen  in  dem  Eruptivgestein  selbst  anfzu- 
finden  ist  ungleich  schwerer  als  die  der  Sedimente.  An 
einem  kleinen  Diabasrorkommen  oberhalb  des  Kessels 

konnte  ich  dieselbe  deutlich  erkennen.  Der  kOrnige  Diabas 
daselbst  zeigt  an  seiner  Grenze  nach  dem  Waldrand  zu 
erst  eine  grössere  Härte,  ohne  seinen  Habitus  zu  ändern. 
Darauf  iblgt  das  eigentliche  Contactgestein,  welches  eine 
frisch  grttne,  glasig  sprOde  Masse  darstellt  und  braunrothe 
Flecken  zeigt;  hier  und  da  durchziehen  es  weisse  Quarz- 
adern. U.  d.  M.  erkennt  man  eine  fein  krystalliuische 
Quarzmasse,  in  der  innig  eingebettet  milchige  Feidspath- 
partien,  Epidot  und  grttne  flockige  Substanzen  liegen.  Die 


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33 


Qaani^aiBe  eatlüUt  zahlroioh^fiohlriUime,  die  im  Innereiit 
wie  Qumchnijkte  dertelben  erkennen  lasseni  Ton  einer 

schwarzen  stanbartigen  Masse    bekleidet  sind. 

Dahin  gehören  Gesteine  vom  Böhl,  der  Weiberwand, 
dem  Keppelberg  und  dem  Kemnatenkopf  mit  grobkörnigerer 
QaArzmaase  und  reichlicheren  £in8chUlflgen  in  Schnüren 
oder  Bindern. 

2.  Exomorphe  Contactgesteine. 

Zn  den  hier  in  Betracht  kommenden  Gesteinen  rechne 

ich  zuerst  alle  in  dem  beschriebenen  Gebiet  vorkommenden 
Kieselschiefer,  abgesehen  von  denen  des  Jeust.  Die  Lage- 
rungsverhältnisse und  die  microscopischen  Untersuchungen 
bestätigen  dies.  Fast  bei  jedem  Kieselschiefervorkommen 
ist  die  Bertthmng  mit  einem  Diabas  nachweisbar.  Die 
Keselschiefer  der  dortigen  Gegend  sind  kieselsftnrereiche, 
verhärtete  Thonschiefer  von  brauner  Farbe  mit  weissen 
Qoarzadern;  ihre  Schieferstructur  ist  erhalten  und  nur 
dnrch  Sprünge  senkrecht  zu  der  Schieferung  ondentlich 
geworden. 

Aehnlich  diesen  sind  zahlreiche  bunte,  weissrothe  Ge- 
steine, die  unter  den  verschiedensten  Namen  (Jaspis,  Achat 
u.  a.  m.)  umlaufen.  Derartige  anscheinend  dichte,  blutrothe 
Gesteine  vom  Kaltenbaum  liessen  o.  d.  M.  erkennen,  dass 
sie  ebenfalls  Thonschiefer  waren,  welche  mit  vollständigem 
Yerlnst  der  Schiefemng  von  Qnarzmasse  durchdrangen 
und  in  nnälhlige  kleinste  Theilchen  eerpresst  wurden. 

Der  Düunschlilf  zeigt  bei  auffallendem  Licht  dieselbe 
intensiv  rothe  Farbe,  wie  das  Gestein,  im  durchfallenden 
Licht  aber  ist  er  braun.  Die  braunen  Thonschiefertheilchen 
passen  mit  ihren  Kanten  noch  genan  aufeinander  und 
seheinen  nicht  im  geringsten  ver&ndert  zn  sein.  DieQuars- 


1)  Wihrend  dei  Druoks  IMeiefl  finde  ich  fthnliobe  Enohai- 
mmgeii  in  einein  sflorisohen  Kieaelaoliiefer  au  Sadnen  dnroh  Herrn 
H.  Botbplsii  beMhiieben,  die  auf  soo-phytogene  Entttefanng  dai 
Seluefen  hindeuten  eollen. 

Bei  den  oben  erwähnten  Yorlcomnien  ist  keinenfalls  an  eine 
derartige  Entetehnng  sn  denken ;  e£  Z.  d.  d.  geol.  6. 1880  Heft  HI« 

Voll.  d.  nai.  Ver.  Jahrg.  2LXXVIU.  4.  Folge.  Vm.  Bd.  $ 


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34 


masM  fttfart  viele  EiDSchittsse;  in  sie  hiDein  ngee  rothe 
Krystsnohen  mit  AnheftuDgspnnkt  aa  den  Thonsohiefer- 

sttlckchen;  ihre  Form  konnte  nach  dentlicbeii,  sechsecki- 
gen Querschnitten  und  prismatischen  Längsschnitten  mit 
aufgesetzter  Spitze  als  die  des  Quarzes  festgestellt  werden. 

Dieselben  Verhältnisse  zeigen  macroseoinsch  yiele 
Gesteine  in  den  Thälem  des  Löhibaeher  Forstes;  in  diesen 
werden  die  Qnarsadem  fingerbreit  nnd  nnss-  bis  fanstgrosse 
ThonschieferstUcke  sind  durch  sie  verkittet.  Alle  derartigen 
Gesteine  zeigen  hohe  Härte  und  Sprödigkeit. 

Verschieden  von  den  beschriebenen  Contactgesteinen 
und  jedenfalls  in  anderer  Weise  gebildeti  sind  die  in 
Kestem  oder  nur  vereinzelt  in  der  Nllhe  der  Diabase  For- 
kommenden  blangrttnen,  brannen  nnd  sebwarzen  feuerstein- 
ähnlichen  Hornfelse,  ohne  Schieferstructur,  welche  den  von 
Sprank^)  resp.  ß (Icking  beschriebeueu  üornfelsen  vom 
Wollenberg  ähnlich  sind. 

Zn  vreiterer  Untersuehung  der  zahlreichen  derartigen 
Vorkommnisse  mangelte  mir  Zeit  und  Raum  in  dieser  Arbeit 

Erwähnen  möchte  ich  hier  noch,  dass  nach  meinem 
Vennuthen  auf  Grund  der  vorhandenen  Stollen,  Halden 
und  Schürf  lücher  die  Eisengewinnung  früherer  Zeit  in  dieser 
Gegend  sich  fast  ausschliesslich  auf  die  Contactzonen  der 
Diabase  gegründet  hat  nnd  dass  diese  eisenhaltigen  Contact- 
gesteine  oft  Veranlassung  zu  Bergbanversnchen  gegeben 
haben. 

ir.  Die  Quarzitvorkomnieii  zwischen  den  hohen  Uhr 

und  BreifiNietein. 

Nnr  wenige  Meilen  vom  hohen  Lohr  in  der  Biehtong 
seiner  Quarzitzttge  nach  Sttdwest  jenseits  der  oben  be- 
schriebenen Glieder  des  Buntsandsteins  und  der  Zechstein- 
foriiiiition,  trifft  man  auf  die  Quarzite  des  Wollenbergs. 
Der  Beschreibung  Sprank's  Uber  diesen  vermag  ich  Nichts 
hinzuzufügen.  Derselbe  fasst  seine  Untersnohnngen  in  fol- 


1)  a.  a.  0.  pag.  61.  3  u.  4. 


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d5 

geaden  Sohlnsflsftt^n  znsammeii,  die  loh  bem  Vergleich  mit 
doD  Qnarriten  des  hoben  Lohfs  nnd  Kellerwalds  mid  vob 

eigoer, Anschauung  nur  bestätigen  kann: 

i,Der  Kern  des  Wollenbergs  besteht  aus  anscheinend 
aattelftnnig  gelagerten  Quarzitzügen  mit  zwischenliegenden 
QnansaDdateiaen,  Thon-  und  KieaeLiehiefeni.  Naoh  Nord 
vnd  Sfld  legen  sieh  anf  diese  discordant  Oranwacken,  Thov- 
Uüd  Kieselschiefer  u.  s.  w.*' 

Sprank  lässt  die  im  Streichen  der  Wolienberg-Quar- 
zite  lagernden  Schleier  von  Kernbach  unberücksichtigt 
In  diesen  Schiefem  von  Kembaeh  finden  sich  Terkiest  ähn- 
liche Formen  wie  am  Pickelberg  bei  Armsfeld;  besonders 
jene  kleine,  cliaracteristische  Brachiopode(Spirifer?),  Gonia- 
tites  compressus  und  Orthoceratiten.  Die  Diabase  in  der 
Nähe  von  Kernbach  (Feiselberg  und  Rimberg)  und  die  vom 
WoUenbei^  (Heimberg)  reihen  sich  den  oben  nnter  1  nnd  2 
beschriebenen  grob-  nnd  feinkl^migen  an. 

Sprank  scheint  den  grobkörnigen  Diabas  vom  Feisel- 
berg, der  dort  neben  dem  feinkörnigen  vorkommt^  nicht 
gefanden  zu  haben. 

Weiter  sfldwestiich  liegen  Qnarzite  bei  Weitersbansen 
In  2  B&nken  zwischen  Kieselschiefer,  welche  im  Fortstreichen 
in  Tbonschiefer  übergehen.  300  Schritt  östlich  von  diesen 
Quarziten  und  Schiefern  befinden  sich  schon  von  Wtlr tten- 
berger^)  erwähnte  Plattenkalke.  Weder  in  dem  Schiefer 
Boeh  den  Kalken  konnten  organische  Beste  gefanden  werden. 

Eine  MeOe  südwestlich  von  Weitershansen  &nd  ich 
ebenfalls  Quarzite*),  in  deren  Nähe  die  Dachschiefer  von 
Gladenbach  liegen,  die  in  den  wenigen  Petrefacten  Aehn- 
lichkeit  mit  solchen  vom  Kuppbacbthal  zeigen. 

Aaf  derselben  Linie  liegen  endlich  die  Qnarzite  bei 
Oreifenstein,  welche  von  Roemer  nnd  Manrer*)  eingehend 
bebaDdclt  wurden.    Ersterer  gibt  a.  a.  0.  an^  dass  auch 


1)  s.  0.  pag.  548. 

2)  üeber  diMe  und  andere  wihrend  dee  Dmdks  d.  A.  ia  der 
ümgebang  Gladenbaobs  aufgefundene  Quamte  behalte  ich  mir  toTi 
erenl  spiter  MittbeiluDgen  za  macben. 

8)  a.  a.  0. 


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hier  die  Quarzite  zwischen  Schiefern  liegen«  and  stidwert- 
lieh  davon  die  ktirzlich  von  ihm  *)  beschriebeneii  Kalke  vor- 
kommen. Die  QaarzitB  haben  dass^be  Streiohen  wie  all» 
oben  erwihnten  Qoanit-  und  Schiefersehiehten;  jüngere 
devonische  Schichten  sollen  dort  widersinnig  die  älteren 
Fonnationsglieder  überlagern. 

III.  Die  Quarzite  von  Biedeakapr. 

Im  Westen  der  eben  beschriebenen  Linie  tritt  ein 
svreites  Qaarzit-  und  Sohiefersjstem  auf,  in  dessen  Fort- 
Btreioben  die  Sohiefer  von  Niederdieten  und  Aehenbaoh 
und  die  Ortboeerasschiefer  von  WIssenbaeb  liegen.  Das 

Streichen  dieser  Schichten  ist  dem  der  Kellerwald-,  hohe 
Lohr-  und  Wollenberg-Quarzite  parallel.  Bei  Biedenkopf 
treten  Quarzitc  im  Westen  der  Stadt  zu  beiden  Seiten 
der  Bahn  ani  Die  Quarzite  treten  hier  ähnlieh  wie  am 
hohen  Lohr  manerartig  hervor,  weehseln  viel&eh  mit 
Sehiefem,  streichen  von  Südwest  nach  Nordost  und  fallen 
in  Folge  steiler  Sattelbildungen  verschieden  ein.  Im  Südost 
werden  sie  von  rothen  Cypridinenschiefem  und  Grauwacken 
discordant  überlagert,  im  Nordwest  durch  das  Perf-  und 
Weifenbaehthal  abgesehnitten,  jenseits  deren  vermnthlich 
meist  Spiriferensandstein  folgt 

Im  Ganzen  fand  ich  dort  6  Quarzitzüge,  die  theilweise 
sich  als  Flügel  und  GegcnflUgel  ein  und  derselben  Schicht 
erwiesen,  wie  das  aus  der  Mächtigkeit  und  äusseren  Aehn- 
lichkeit  der  Sehiehten  hervorgebt.  Die  Mächtigkeit  der 
Qnarzitsflge  ttberateigt  hier  nioht  2  m.  An^gezeiohnete  Pro- 
file für  ihre  Weehsellagerung  mit  Sehiefem  finden  sieh  an 
dem  Nordufer  der  Lahn  und  gegenüber  am  Rossberg  un- 
weit der  Ludwigshütte  bei  Biedenkopf  Dieselbe  Schichten- 
folge ist  das  Bossbachthal  hinauf  und  östlich  derKossbach 
an  verfolgen;  ebenso  westUeh  der  Rossbaeh  oberhalb  Breiden- 
stein ;  von  hier  naeh  Breidenbaeh  sn  werden  die  Quarzite 
glimmerreieh,  sehiefrig  find  weniger  mächtig.  Im  Norden 
der  Lahu  setzen  sich  die  Quarzite  noch  weit  fort  und  wer- 


1)  a.  a.  0. 


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87 


den  im  Osten  mttA  von  CypridiDensobiefern  nnd  Oranwacken 
tiberlagert.  Die  zwischen  den  Quarziten  liegenden  Schiefer 
haben  meist  eine  Mächtigkeit  tou  200 — 300  m,  sind  stark 
lerklttflet  nnd  «eigen  besonders  gnt,  wie  die  transremde 
Sehieferaig  bald  die  Sobiebtang  yollstiadig  unerkennbar 
macht,  bald  Sehichtnng  nnd  falsche  Kltlfte  gleichwiegend 
sind,  wodurch  Griffelschiefer  entstehen,  endlich  wie  die 
Schichtung  wieder  das  Uebergewieht  Uber  die  transTersale 
Sehi^enag  erhält 

Dieser  Weehsel  der  Sohieferang  wiederbott  sieb  bei 
jeder  Satlelbildnng  nnd  erschwert  das  Bestiomien  des  Ein- 
fiülens. 

Westlich  von  der  Lndwigshütte  ftlhren  die  zwischen 
danOnarsiten  befindliehen  Schiefer  Petrefaetan  in  geriagor 
ZakL  Ea  sind  kleine  Braobiopoden- nnd  OrtbeeeratitenreslOy 

Stylioia  laevis^  und  ausserdem  Pentamerus  cf.  Bhenanus^  auf 
dessen  Vorkommen  Herr  Professor  v.  Koenen  auf  der  Ver- 
sammlang  der  deutsch-geologischen  Gesellschait  zu  Badenr 
Badeii  (Herbat  1879)  sehen  aufmerksam  gemacht  hat 

Die  das  QaaüsitSTStem  liberlagemden  Oranwaeken  mir 
lialten  dieselben  Pflanzenreste  und  Crinoidenglieder,  wie 
die  Grauwacke  Fon  Densberg  und  zeigen  mit  dieser  grosse 
petrographische  Aehnlichkeit. 

Dib  bei  Biadeiikopf  innerhalb  des  QuamtsjalBld  Tor- 
kommenden  Diabase  gleichen  den  Vorkommen  yon  Bäckera- 
grtinden  am  hohen  Lohr,  der  Diabas  an  der  Brücke  bei 
Biedenkopf,  der  innerhalb  der  Grauwacke  auftritt,  ähnelt 
denen  Tom  Hain  und  Eeppelberg  bei  Elberode. 

Im  Fortstreichen  der  Qnarzite  von  Biedenkopf  liegen 
£e  Sehlerer  Ton  Niederdieten,  Oberdieten  und  Achenbach*), 
welche  ebenfalls  Tentaculiten  und  Orthoceratitenreste  führen. 
Ein  Trilobit  von  Niederdieten  stimmt  in  Grösse,  in  der 
Zaiil  der  Leibringe  und  der  Form  des  Pygidiums  mit  einem 
Best  Ton  Hüttenrode  tiberein  und  zeigt  noch  Theile  des 
Kopfes,  naeh  denen  derselbe  und«somit  Tielleicht  auch  der 


1)  lieber  diese  Schiefer  von  Achenbach  hoffe  ich  in  Kürze 
weitere  Mittheilungen  machen  zu  kÖDDen  betreffs  ihrer  Stellung  zu 
den  Wiambtoher  evenk  aoeh  tu  den  Bandenbsehar  Sohiefenu 


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38 


Ton  Httttenrode  ab  Cyphaspis  zn  bestimmen  ivHfe.  An 

diese  Schiefer  schliessen  sich  nach  der  von  DecheD'scben 
Karte  die  Orthocerasschiefer  von  Wissenbach  mit  gleichem 
Streichen  an. 

Hier  wie  dort  treten  die  auch  am  Kellerwald  nnd 
hohen  Lohr  ehsraeteristiseheni  feldspatharmen  OliTindia- 
base  anf. 

Schliesslich  mögen  noch  Qaarzite  nnd  Schiefer  ron 
Raumland  und  Berleburg  Erwähnung  finden,  die  dort  in 
1 — 2  m  mächtigen  Bänken  zwischen  den  Dachschiefem 
liegen.  Durch  die  ausgezeichneten  Au&ehlflase  daBcIbst  in 
Folge  eines  regen  Bergban's  ist  die  regelmässige  Weehsol- 
lagemng  beider  Gesteine  hieg  wie  sonst  nirgends  «n  er- 
kennen. Aus  den  dort  in  den  Schiefern  vorkommenden 
Petrefacteu  ist  bis  jetzt  kein  Schluss  anf  ihre  Zugehörig- 
keit zn  einem  der  beschriebenen  Vorkommen  zu  ziehen. 
Neben  nndentUohen  Terkiesten  Orthoceratiten  nnd  Gtoniatiten 
konnte  nnr  ein  Phaeopa  ht^rons  sicher  bestimmt  werdeo. 
.  Ein  Goniatit  von  der  Gmbe  HOme  daselbst  stimmt  mit 
dem  pag.  10  beschriebenen  Qoniat.  plebeius  bis  auf  die 
etwas  mehr  nach  dem  EUcken  zu  sich  senkenden  Loben 
ttberein. 

B«  Allgemeine  Folgenrngen  ud  ZuaamieB- 

fasaang* 

Nach  dem  oben  Angeführten  scheint  es  zunächst  im 
höchsten  Grade  wahrscheinlich,  dass  die  versteinerungs- 
freien Quarzite  vom  Kellerwald,  hohen  Lohr,  Winterberg, 
Wollenberg  bei  Wetter  nnd  Tom  Bossberg  bei  Biedenkopf 
gleichalterig  sind. 

Dafttr  sprechen  die  gleichartigen  LagemngsverUUt- 
uiüsc  und  die  petrograpbischen  Beziehungen  derselben. 

Was  nämlich  zuerst  das  Streichen  dieser  Schichten 
betrifft,  so  ist  dies  bei  allen  das  von  Südwest  nach  Nordost 
Alle  Vorkommen  liegen  anf  einer  Streichnngslinie  oder  anf 
einer  Parallelen  deiselben.  So  bilden  die  Qnarzite  nnd 
Schiefer  des  Gebiets  von  Dodenhausen  eine  nnr  durch  Ver- 
Senkungen  von  Südost  nach  Nordwest  unterbrochene  Linie 


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39 


mit  den  Quaniten  resp.  Schiefern  vom  Wollenberg  nnd  bei 
Greifeosteiii;  swischen  diesen  Punkten  werden  sie  daich 
jüDgerere  Fonnationen  bedeekt  Die  Qaarzite  nnd  Schiefer 

der  Gegend  von  Biedenkopf  liegen  auf  einer  Linie,  welche 
der  ersten  parallel  läuft.  Eine  dritte  Linie  durften  die 
Qnnrzite  nnd  Schiefer  yon  Kaumland  andeuten. 

Steiles  Ein&ilen  nnd  steile  Sattelbiidnngen  sind  allen 
Quaniten  mit  Sebiefem  gemein. 

Die  Quarzite  sind  sich  petrographisch  im  Allgemeinen 
sehr  ähnlich;  jedoch  darf  einer  solchen  petrographischen 
Aehnlichkeit  kein  entscheidendes  Gewicht  beigelegt  werden. 
DieQnarsite  sind  meist  sehr  feinkOmig,  werden  aber,  wie 
*im  Hars,  Öfters  Granwaeken  fthnlich.  In  der  Mächtigkeit 
schwanken  sie  zwischen  2  A  —  300  m.  Fast  jeder  grössere 
Beurk  zeigt  Quarzitvarietäten  von  glimmerfreieu  bis  glimmer- 
reichen,  Ton  feldspatharmen  bis  feldspathreichen,  von  fein- 
körnigen bis  grobkörnigen,  conglomeratfthnlichen  Gesteine. 
Wie  eimselne  dieser  Yarietilten  gleich  eharaeteristisoh  an 
den  verschiedensten  Localitäten  vorkommen,  ist  oben  er- 
wähnt. Zwischen  den  Quarziten  liegen  kieselige  oder  milde 
Thonschieiery  welche  auf  den  höheren  Bergen  gegen  die 
Qoanite  znrttcktreten.  Die  Schiefer  zeigen  meist  transyer- 
sale  Sehiefemng.  Aehnlieh  stimmen  an  den  verschiedenen 
Qnarzitlokalitäten  die  Diabase  üboreiu  und  dürften  bei  der 
YergleichuDg  der  behandelten  Sedimente  in  Betracht  kom- 
men« Denn,  wie  ich  wenigstens  bei  der  Gruppe  der' Diabase 
^anbe  annehmen  sn  dürfen  ^  dass  zu  ihrer  Classification 
microscopische  nnd  chemisehe  Analyse  nicht  annähernd 
ausreichen,  wenn  sie  nicht  mit  der  geologischen  Unter- 
suchung Hand  in  Hand  geht,  so  wird  auch  aus  dem  Vor- 
kommen besonders  eharacteristischer  Eruptivgesteine  ein 
Bettmg  zur  Benrtheilung  der  Altersstellnng  der  von  ihnen 
durdibroehenen  Sedimente  zu  gewinnen  sein 


1)  lÜMe  Ansieht  wird  wie  von  Mteren  Autoren  —  cf.  G.  Kock 
«.  n.  O.  —  so  noch  in  neuerer  Zeit  wieder  vertreten  —  ef.  C  W. 
eambel  n.  n.  0.  —  Dathe,  mcroic.  Untersnchuog  der  Diabeae^ 
Z.  d.  d.  geol.  0.  1S74  nnd  cf.  W.  Schau f,  Untertuehnngen  Aber 
naannäMbeDiabaee,  aus  Verb.  d.  naturh.  Yer.  d.  Rh.  n.  W.  1860  I. 


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40 

In  dem  beschriebenen  Gebiet  herrschen  die  feldspatb- 
armeti  Olivindiabase  neben  eigentlichen^  grobkörnigen  Dia- 
bäsen  (ef .  p.  23  n.  p.  28)  vor.  Beide  treten  im  Gebiet  toa 
Dodenhausen  im  Contaet  mit  den  Qoaniten  nnd  Sefaiefbm 
auf.  Westlich  von  Biedenkopf  sind  dieselben  Gesteine 
häufig.  Dieselben  haben  hier  wie  dort  eine  beträchtliche 
Ausdehnung  und  sind  schon  macroscopisch  leicht  kenntlich. 

Wie  sich  die  behandelten  Quarzite  and  Scliiefer  zu 
Minliehen  Schiehteii  in  anderen  Gegenden  verhalten,  wOide 
nnr  dnreh  vergleiehende  pajaeontotogisehe  Studien  fSsstsn- 
»teilen  sein ;  indess  sind  die  bekannten  Faunen  zu  dürftig, 
um  bestimmte  Schlüsse  zu  erlauben.  Vielleicht  werden  in 
Betracht  zu  ziehen  sein  die  Quarzite  und  Schiefer  in  Nord- 
frankreich, welche  von  Oosseiet  ^)  als  Qidinmm  SMpiriemr 
kUrziieh  besehrieben  worden  sind. 

Was  endlich  das  relative  Altfer  der  in  unserem  Ge- 
biete erwähnten  Schichtenfolgen  anbelangt,  so  lässt  sieh 
dasselbe  etwa  in  folgender  Weise  feststellen. 

Die  p.  18  ff.  beschriebenen  Grauwacken,  Thon-  und 
Kieselschiefer  sind  durch  das  Vorkommen  von  FoMommffa 
Bkketi  als  Oulm  charakterisirt 

Die  von  diesen  Oulmsehiehten  Qhergreiftttd  tlberlager* 
ten  Kalke  und  Schiefer*)  bei  Dodenhausen  am  hohen  Lohr 
geh(')reQ  dem  typischen  Oberdevon  an,  wie  schon  erwähnt 
wurde. 

Die  Schiefer  zwischen  Armsfeld  und  Haddenberg*) 
und  von  Kembach^),  in  welchen  GhmiaHies  eompressuSj  Or- 
thoceras  reguläre  vorkonnnen,  dürften  bestlnrait  den  Wissen- 
bacher Orthocerasschiefern  zuzurechnen  sein. 

Da  nun  die  Quarzite  und  Schiefer  d.  b.  G.  steile 
Sättel  bilden,  welchen  die  Schiefer  von  Armsfeld  und  Had- 
denberg angelagert  sind,  so  sind  die  Quarzite  jedenflRllB 
&lter  als  die  Wissenbacher  Schiefer.  Die  Versteinerungen, 


1)  Esqottse  g6ologiqae  do  Nord  de  la  Fran^  et  des  contrte 
.  ▼oitines  per  M.  J.  Oese ele t. 

2)  B.  oben  pag.  16  ff. 
S)  «.  oben  pag.  16. 
4)  8.  oben  pag.  86. 


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41 


welebe  in  den  Schiefern  zwischen  den  QuarzUen  bei  Httt- 
tanfode  liegen,  und  tlieUweiae  flolche»  welohe  ans  tmseiem 
I>0i^D  nieht  bekannt  sind,  wohl  aber  identiseh  oder  min- 
destens sehr  ähnlich  sind  Arten,  welche  aus  den  böhmi- 
schen Silnrbildangen  von  Barrande  beschrieben  wurden. 
Unsere  Fauna  ist  ün  Wesentlichen  eine  Gephaiopodenfaana 
und  hat  somit  eine  andere  Facies  als  die  yon  Manrer  be- 
fldriebene»  reichere  Trilobiten-  nnd  Braehiopodenbnna  des 
Kalks  bei  Greifenstein,  welcher  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  über  den  Quarziten  liegt  oder  denselben  wenigstens 
nahe  steht  (fiüls  nicht  eine  Verwerfung  dort  auftritt). 

Von  den  Arten,  welche  ich  bei  Hüttenrode  saomelte^ 
mnd  seoha  bestimmbar  nnd  dnigefmassen  ^ot  erhalten. 
Es  sind  dies: 

1)  Orthoceras  planicanaliculatum  S  a  n  d  b. ,  vorkom- 
mend in  den  Hercya-Schichten  Kaisers  and  bei  Wissen- 
baeh. 

2)  Baänhs  graeüia  Sandb.  ane  den  Orthoceras- 

schiefern  von  Wissenbach  nnd  vom  Ruppbachthal  be- 
kannt. 

3)  OomMUes  subnautüinus  var.  vittiger  San  dbg.  eben- 
fidls  ans  dem  nsssanischen  Unterdevon  beschrieben. 

4)  nnd  5)  Zwei  Arten:  OomaHUs  pMm»  Barr,  nnd 

Orthoceras  erosum  Barr,  sind  aus  dem  böhmischen  Ober- 
silar,  ersterer  aus  den  Etagen  F  und  6,  letzterer  aus  der 
Etige  D  von  Barrande  beschrieben. 

6)  Baciriiea  Koenmii  ist  nur  von  Httttonrode  bekannt 
Yfwr  die  HUfte  der  Verstoinemngen  bei  Hüttenrode  stimmt 
also  mit  Formen  der  Wissenbacher  Schiefer  überein,  obwohl 
von  diesen  eine  analoge  und  reiche  Fauna  bekannt  ist. 
Ich  glaube  hieraus  schliessen  zu  müssen,  dass  beide  Pan- 
nen nicht  gleichalterig  sind.  Das  Vorkommen  Ton  zwei 
Arten  des  böhmischen  Obersilnr  liest  es  femer  ebenfalls 
mindestens  nicht  unstatthaft  erscheinen,  die  betreffenden 
Schichten  für  älter  als  die  Orthocerasschiefer  zu  halten. 
Wir  werden  also  ebenso  wie  aus  der  Lagerung,  auch  aus 
dm  Yerstoinennigen  den  Schlnss  ziehen  dürfen,  dass  die 
Qnarzite  älter  als  die  Wissenbacher  Orthocerasschiefer  sind. 

Ob  wir  demnach  nun  die  fraglichen  Quarzite  nnd 


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42 


Schiefer  noch  zum  unteren  Unierdevon  oder  zar  silurischea 
Formation  stellen  eoUen,  mag  sanftebst  noch  offen  bleiheiL 
Jedenfalls  haben  wir  in  dieser  Fauna  ein  Bindeglied  mehr 

zwischen  Silur  und  Devon. 

Fasse  ich  die  Resultete  vorliegender  Arbeit  in  wenigen, 
kurzen  Sätzen  zusammen,  so  kann  dies  in  folgender  Weise 
geseh^en: 

1)  Die  Hau|>trfleken  des  beschriebenen  Ckbiets  (Keller- 

watld,  Jeust,  hohes  Lohr,  Winterberg,  Aschkoppe)  bestehen 
aus  steilen  Luftsätteln  von  Quarziten  mit  zwischenliegen- 
den Thon-  und  Kieselschiefern,  welche  den  Quarziten  and 
Sohiefem  vom  Wollenberg,  dem  Bossberg  bei  Biedenkopf 
und  den  Quarziten  bei  Greifenstein  entsprechen  dttrften. 

2)  Die  Schiefer  zwischen  Armsfeld  und  Haddenberg 
sind  jünger  als  die  eben  angeführten  Quarzite  und  gleich- 
alterig  den  unterdevonisohen  Orthocerasschiefem  von  Wissen* 
buch. 

3)  Die  Quanite  und  Schiefer  werden  discordant  nm 

typischem  Oberdevon  —  Mitteldevon  scheint  überall  ausser 
am  Wollenberg  zu  fehlen  —  und  dieses  von  Culm-Grau- 
wackeuy  Thon-  und  Kieselsehiefem  meist  ttbergreifead 
ttberlagert 

4)  In  den  Quarziten  und  Schiefem  treten  feldspathanne 

Olivindiabasen  neben  grobkörnigen,  eigentlichen  Diabasen 
auf,  in  den  Schiefem  zwischen  Armsfeld  und  Haddenberg 
feinkörnige  eigentliche  Diabase. 

Im  Gulm  finden  sieh  neben  eigenUiehen  Diabasen  auch 
(Mtrindiabase;  beide  sind  indessen  wesentlicb  Tcrsdiiedea 
von  den  Diabasen  der  alteren  Schichten. 

Anmerkung.  Alle  in  dieser  Arbeit  erwähnten  Petrefacten, 
sowie  eine  Collectioü  von  den  wichtigeren  Gesteinen  sind  auf  dem 
palaeontologischen  Museum  zu  Marburg,  Doubletten  derselben  auf 
dem  palaeoDtologiachen  Maseum  su  Göttiogen  deponirt. 


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lieber  VerbreituDg  der  Thiere 

im  Bhöngebirge  und  Hainthal 

Bit  Hinblkk  auf  Eifel  ud  ftheiiitlial. 

Von 

Dr.  F.  Leydig 

in  Bonn. 


OoQsldeniüo,  oontemplalioqM  Minne 
Mt  MiUiionim  ingeniommqQe  lutaimlo 
qnoddam  qmuA  p«lmlain.  Olo«ro. 

Man  begegnet  hin  und  wieder  Ansicht,  dass  fau- 
Distische  Arbeiten  am  leichtesten  auszuiUhren  seien.  Dazu 
bedürfe  es  keines  besonderen  Wissens ;  es  sei  eine  Thätig- 
keit  der  allereiniiaehsten  Art,  and  Tielleicht  liegt  demabflU- 
ligeii  ürtiieii  etwas  Wahres  za  Omnde,  so  lange  man  nur 
den  durch  Feld  und  Wald^'  Schreitenden  und  Sammelnden 
kennt,  den  „coureur  des  bois  et  des  champs*'. 

Anders  denkt  Derjenige»  welcher  mit  der  ernsteren 
Seite  dieser  Beschäftigang  sich  vertraut  gemacht  hat.  Wie 
aehwierig  ist  es  oft  und  welch'  vieles  Vergleichen  wird 
nothweindig,  nm  Uber  eine  Thierform  ins  Klarere  an  kom- 
men nnd  den  quälenden  Zweifel,  dass  man  sie  verkannt 
haben  möge,  zu  beseitigen.  Ja  es  trifft  sich  wohl,  dass  der 
Beobachter,  will  er  anders  das  Ziel  erreichen,  auf  d^is 
Stodiom  des  Baues  und  selbst  der  Entwicklung  zarttok- 
gehen  mnss.  In  der  knappen  Sprache  der  Systematik  yer- 
birgt  sich  alsdann  freilich  fttr  den  Unkundigen  die  Weite 
des  Weges,  welche  zwischen  dem  Aulaug  der  Untersuchung 
und  dem  Ergebniss  liegt. 

Indessen  belohnen  auch  wieder  solche  Studien  in 
mancherlei  Weise.  Sie  regen  fortwährend  zum  Nachdenken 
Uber  die  liiatnr  im  Orossen  nnd  Ganzen  an  nnd  (Iber  das 
Eiiibeitliche  der  Ersdieinungen;  im  Besonderen  streifen  die 


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44 


Nachforschungen  Uber  Ausdehnung  und  Grenze  des  Ver- 
breitongsbezirkes  der  Thiere  gar  nicht  selten  die  ersten  und 
letsten  Fragen  der  Morphologie  and  Biologie.  Unsre  Vor- 
steilnngen  bezttglich  des  Grandes  thierischer  Gestaltang 
mttssen  beeinflusst  werden  durch  die  Wahrnehmungen  über 
Anpassung  an  einzelne  Oer tlichkeiten  und  die  hiervon  be- 
dingte Abhängigkeit  zn  leben. 

.  Femer,  da  man  die  antergegangene  Thierwelt  immer 
nnr  im  Zosammenhang  sowohl  anter  sieh,  als  auch  mit  der 
lebenden  vor  Augen  behalten  soll,  so  werfen  solche  For- 
schungen nicht  selten  ein  Liebt  auf  die  nächst  vorausgegange- 
nen Veränderungen  der  Erdoberfläche. 

Zuletzt  Hesse  sich  zn  Oansten  derartiger  Stadien  auch 
geltend  machen,  dass,  neben  dem  eigentlichen  wissenschaft- 
lichen Gewinn,  selbst  für  das  gewöhnliche  tägliche  Leben 
mancherlei  Nutzen  abfällt.  Die  Kenntniss  der  naturhisto- 
rischen Beschaffenli^it  der  nächsten  Umgebong  kann  dazu 
dieneni  schädlichen  £inwirkangen  Torzabeogen  and  ander» 
seits  das  Wohl  des  Einzelnen  and  des  Ganzen  za  erhöhen. 

Faunistiscbe  Aufzeichnungen  haben  freilich  vollen 
Werth  nur  dann,  wenn  sie  Uber  die  Gruppen  eine  gleich 
darchgehende,  ziffernmässige  Darstellung  der  Arten  zu  geben 
im  Stande  sind.  Es  lässt  sich  daher  das  Bedenken  änsserBy 
ob  eine  Behandlang  der  Sache,  wie  sie  hier  vorliegt,  be- 
stehen könne  neben  den  methodischen,  streng  systematisch 
durchgeführten,  und  auf  Vollständigkeit  abzielenden  Local- 
faanen.  Auch  war  ich  selbst  nach  Abscbluss  der  Arbeit 
nahe  daran,  die  Blätter»  weil  sie  eben  einer  solchen  Anr 
forderang  nicht  entsprechen,  zarflekzolegen.  Dass  letzteres 
nicht  geschah,  vielmehr  dieselben  der  Oeffentlichkeit  tiber- 
geben werden,  hat  seinen  Grund  in  der  Annahme,  dass 
denn  doch  manche  Wahrnehmung  und  Bemerkung  darin 
Terzeichnet  ist,  welche  yielleicht  den  wissenschaftlichen 
Antheil  eines  Fachgenossen  erregt;  sodann  weil,  trotz  aller 
UnVollständigkeit,  der  Blick  auf  die  gesammte  Thierwelt 
des  Landstriches  gerichtet  wird,  und  dadurch  ein  unge- 
fähres Bild  Uber  dessen  Thierbevölkerung  zu  Stande  kommt 
Endlich  will  es  mir  scheinen,  als  ob  znmal  jüngere  Beob- 
achter sich  am  so  mehr  angeregt  fthlen  konnten,  dem 


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45 


Btediam  einer  Onippe  der  hetmttoheii  Thierwelt  sich  za 
iridmen,  wenn  sie  sehen,  wie  gar  manche  Airtheilang  vOllig 
braeh  Hegt  nnd  des  Bearbeiters  harrt. 

Und  80  sollen,  nach  vorausgeschicktem  Verzeicbniss 
einer  Anzahl  einschlägiger  Schriften  und  einigen  Yorbe- 
aisAongen  tlber  das  Gebiet  der  Fauna,  als  Hanpttheil  der 
AiMtdie  Thiergmppen  anj^gesShlt  werden,  nm  snletst  noch 
eine  nnd  die  andere  Frage  von  allgemeinerem  Belang  in 
Anregang  zu  bringen. 


Utaraliir 

1.  Getanimt-FAiina  oder  vernTischtd  Gruppen. 

BftlliBg,  HeilqiieUeB  und  Bider  so  Kiedsfen.  JSnle  Aofl. 
ISSly  leehile  vom  Mir  ISSS.  ~  Bartels,  ^Efotisea  nur  Fanns  des 
Yenjaiipebieftee.  Katurii.  Ter.  d.  preua.  BheipUmde  184$.  —  Beh- 
lea,  der  Spessart,  Ldpsig  1823^27.  »  Cornelias,  aur  Faonadsr 

Umgegend  Yon  Slberfeld.  Natnrh.  Ter.  d.  preuu.  Rheinlande  1878. 
~  Dieaal»  ErfiümiQgea  ans  dem  Gebiete  der  niedera  Jagd  1848. 

—  Goldfutt  nnd  Biaehoff,  Pbynkaliseh-statiitiafihe  Beaelireibnng 
dea  Flehtelgcbirges ,  Nürnberg  1817.   (Insecten  des  obersten  Main« 

gebietes.)  —  Jftokel,  A.  J.,  Thierwelt  des  fränkischen  Oesammtge* 
Inates.  Bavaria,  Landes-  u.  Volkeskunde  des  Königreichs  Bayern 
1865.  —  heydig  F.,  Skizze  einer  Fauna  Tubingensis.  In  der  Be- 
schreibung d.  Oberamts  Tübingen  1867.  (Mit  .\ngaben  über  Main- 
ond  Tauberthal.)  Ders. ,  Beiträge  und  Bemerkungen  zur  württ. 
Fauna  mit  theilweisera  Hinblick  auf  andere  deutsche  Gebenden.  Ver. 
f.  Naturk.  in  Württemberg.  1871.  —  Noll  C,  der  Main  in  seinem 
unteren  Lauf  1866.  Ders.,  einige  dem  Rheinthal  von  Bingen  bis 
Coblenz  eigenihümliche  Pflansen  und  Thiers.  Frankfurt  a.  Main  1878. 

—  Sandberger  fV.,  über  Ablagerungen  der  Gtacialzeit  und  ihre 
Fauna  bei  Würzhurg.  Phys.-raed.  Oes.  in  Würzburg  Bd.  14.  — 
Schäfer  M.,  Moseifaana,  Trier  1844.  —  Sohn  eider  Jos.,  natur* 
hkloriaehs  Beaohreibong  dea  diesseitagea  hohen  Ehdngebirgee  nnd 
iSDier  noedwestUehen  Yorhsrge.  Frankfort  a.  Main  1816.  Eine 
swsite  gaas  nmgearbsitete  nnd  Termehrte  Anflaga  ersofaisn:  Fnlda 
1840,  hsgleHet  von  ssohs  TIafelii  sanher  geaeiohnster  nnd  lithogra- 
pfaliisr  RliSasnsiriiten.  Sohnnr,  systessatisohe  Zusammeaatsl- 
lofig  der  tsi  BagienmgsbeshriES  Msr  bis  jeist  aofisefiuideoen  Bep- 
tQiMit  Fiseba  nad  MeUosksn.  Gei^  t  ntttaUohsForsohungen  in  Trier 


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1868.  —  Schöpf  Gregor,  historisch- statiatischo  Beschreibung  dem 
Hochstifles  Würzburg  1802.  (Mit  Yerzeichniss  fräakischer  S&iige- 
thiere,  Vögel,  Amphibien  und  Fische  nach  Linne's  System,  je- 
doch ohne  nähere  Angabe  des  Fundortes.)  —  Wagner  A. ,  Bei- 
träge zur  Kenntniss  der  bayerischen  Faunsu  Gelehrte  Anzeigen  d. 
Mancbeuer  Akademie  1846. 

2.  S&ugetbiere,  Vögel,  Reptilien,  Amphibien,  Fische. 

Bertkan  Fb.,  Vorkommen  dee  Triton  helretleoa  bei  Bonn. 

Sitzber.  d.  niederrh.  Ges.  f.  Natur-  u.  Heilkunde  1872  (rorgelegt  von 
Troschol).  —  Brahts  F.  P.,  Vogelfauna  von  Neuwied.  Naturh. 
Ver.  d.  preuss.  Rheiulande  1858.  —  Engels,  ornithologischo  Mit» 
theiluugen  aus  dem  Gebiete  des  Niederrheins.  Naturh.  Ver.  der 
preuss.  Rheinlande  1846.  —  Fuhlrott,  Verzeichniss  der  im  Wup- 
perthal vorkommenden,  von  Dr.  Hop  ff  beobachteten  Vögel.  Na- 
turh. Ver.  d.  preuss.  Rheiulande  1848.  Nachtrag  ebendaselbst  1854. 
—  Fraisse,  die  Fische  des  Maingebietes,  von  ünterfranken  und 
Aechaffenburg.  Würzburg  1880.  —  Grebel,  Vogelkunde  (Gegend 
Yon  Coblenz).  Natnrh.»Ver.  d.  preuss.  Bheinlande  1858.  —  Hey- 
den, 0.  V.  ,  Calopeltis  flavescens  bei  Scblangfenbad  and  Tropidono* 
ins  tessellatas  bei  £me.  Ver.  f.  Natark.  in  Naaiaa,  Helt  XVI.  — 
Jftokel,  Materiftlieii  snr  bayerisohen  Fauna.  Regeasbnrger  Corra- 
pondenzbl.  Jahrg.  1868, 1868, 1864,1855, 1856,1869.  —  Eirsohbaam, 
Beptilien  nnd  Fische  des  Hersogthama  Naasan.  Ver.  t  Nsloxk.  in 
Naaaaa  1865.  —  Eooh,  C,  das  Wasentliche  der  Chiropferen  mit 
besonderer  Besehreibnng  der  im  Henogtham  Nasaan  und  daran 
grensenden  Landeatheilen  vorkommenden  Fladermiose.  Ver.  f.  Kft> 
tiirk.  in  Hassan  1865.  Ders.,  Die  in  Rheinland  imd  ümgebnng  b^ 
obaohteten  Batraohler.  Natnrh.  Yer.  I.  Rheinland  n.  West&Ien  1879. 
Ders.,  Formen  nnd  Wandinngen  der  ecaudaten  Batraohier  des  ünter- 
Main  und  Lahngebietes.  Senkenb.  naturf.  Ges.  1872.  —  Kress  J., 
die  Säugelhiere  des  Steigerwaldes,  Ein  Beitrag  zur  Fauna  der 
ßaugethiere  Frankens.  Naturf.  Ges.  in  Bamberg  1859.  —  Leib- 
lein  V.,  Beiträge  zur  Fauna  von  Franken.  Erste  Abtheilung,  Auf- 
zahlung der  Säugethiere,  Vögel  und  Reptilien  1856.  (Handschrift- 
licher Nachlass,  seiner  Zeit  der  med.-phys.  Gesellschaft  in  Würzbarg 
angeboten,  aber  „wegen  Mangel  an  Kaum"  in  die  Gesellschafte- 
schriften nicht  aufgenommen.)  Ders.,  Versuch  einer  Aufzählung  der 
Fische  des  Maingebietes.  Correspondenzbl.  d.  zooL-mineralog.  Ver. 
in  Begensbarg  1853.  —  Leydig  F.,  die  Molche  der  württembeiTgi- 
Bchen  Fauna  1869.  (Mit  Angaben  über  Main- u.  Tauberthal.)  Ders., 
die  in  Dentsohland  lebenden  Arten  der  Saurier ,  T&bingen  1871. 
Ders.,  anore  Batraehter  der  dentsoheo  Famw  1877.  ^  Leuthntr» 
die  mittelrfaeiniriohe  Fisohfanna.  Basel  1877.  —  Maller  Fr.,  Yer- 


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zeichniss  der  in  der  Umgegend  von  Basel  gefundenen  Reptilien  und 
Amphibien  1877.  —  Noll  C,  TropidonotuB  tessellatus,  eine  deutsche 
Schlange.  Zool.  Gart.  Bd,  10.  —  Römer  A.,  Nachtrago  zum  Ver- 
zeichnisse der  Saugethiere  und  Vögel  des  vormaligen  Herzogthuras 
Nassau.  Ver.  f.  Naturk.  in  Nassau  1878  und  1879.  —  Sand  ber- 
ger G,,  vergleichender  Beitrag  zur  Fauna  der  warml)lütigen  Wir- 
belthiere  des  Mitteirbeins.  Naturh.  Ver.  d.  preuss.  Rheinlande  1857. 
—  Siebold,  C.  Th.  v.,  die  Süsswasserfische  von  Mitteleuropa.  Leq»- 
«g  1863.  —  Trotohel  F.,  Arten  der  Ratten  und  Mäuse  bei  Bonn. 
Natarb.  Ter.  d.  preass.  Rheinlande  1864.  Ders. ,  Anfünden  einer 
£injs  enropMe  bei  Grafeld.  EbendMelbtt  Bd.  81. 

8«  MolluBken. 

fitch  H,  Systematisches  Yerzeicbniss  der  bis  jetzt  bei  Bop- 
pard, Trier  and  einigen  andern  Orten  der  preussischen  Rheinlande 
mnfgefandenen  Mollusken.  Naturh.  Ver.  d.  preuss.  Rheinl.  1841. 
Der 8.,  Heliüophanta  brevipes.  Ebeiulas.  1841.  Ders.,  couchyliolo- 
gische  Bemerkungen.  Ebcndas.  1850.  —  BöttgerO.,  Clausilien 
aus  dem  Rhöugebirge.  Nuchrichtsbl.  f.  Malakol.  1879.  Ders.,  zur 
Molluskenfauna  der  Eifel.  Ebendas.  1680.  (Auf  Grund  des  Mate- 
rials, welches  C.  F.  Jickeli  auf  einer  Fussreise  durch  die  Eifel, 
Ende  September  1879,  gesammelt  hatte.)  —  Dufft,  die  Weich- 
thiere  bei  Kissingen,  in  Ballings  Schrift,  die  Heilquellen  und  Bäder 
zu  Kissingen  1865.  —  Fuhlrott,  Paludina  viridis.  Naturh.  Ver.  d. 
preass.  Rheinlande  1848.  —  Gärtner  G.,  Versuch  einer  systema- 
tischen Beschreibung  der  in  der  Wetterau  bis  jetzt  entdeckten  Con- 
chylien  1814.  —  Goldfuss  0.,  Verzeichiiiss  der  in  der  Umgegend 
von  Bonn  beobachteten  Land-  und  Wassermollusken.  Naturh.  Ver. 
d.  Rheinlande  und  Westfalens  1857.  Ders.,  Nachtrag  hierzu.  — 
Heynemann  D.  F.,  die  Molluskenfauoa  Frankfurt!.  Yer.  f.  Na- 
turk. in  Ofienbaoh  1869.  —  KobeltW.,  die  Fauna  der  nassauischen 
Mollusken  1872.  —  Küster  Ii.,  Biunenmollusken  der  Umgegend 
Bambergs.  Naturf.  Ges.  in  Bamberg  1852.  Nachtr&ge  und  Berich- 
Uguageüy  ebendas.  1856.  —  Leib  lein  V.,  Mollusken fauna  der  Ge- 
gend von  Wnrsbnjg.  Isie  1829.  —  Leydig  F.,  Hautdecke  und 
Sobale  der  Qastropoden,  nebst  einer  Uebertiobi  der  oinbeimisoben 
Limacinen.  Arebiv  f.  Natnrgetcb.  1876.  —  Lieobke,  Mollniken 
der  Gegend  nm  Elberfeld.  Nntnrb.  Ver.  d.  Rbeinlande  n.  WetiMens. 
BdL  36.  —  Dere.|  über  Amalie  margineta.  Neobriobiabl.  d.  makkoL 
6m.  1860.  —  PArkhaaer  Fr.,  die  BinnenmoUatken  dee  Taaber- 
grandei  bei  Rotbenburg.  Natnrf.  Gee.  in  Bamberg  1866.  —  Sand- 
berg er  Fr.,  Molloaken  beobaebtet  bei  BrOokenao.  Neohriohtebl. 
et  nalakot  Gei.  1872.  —  Dere.,  snr  Conohylienfenna  der  Gegend  ▼on 
Würabnrg.  Netnrw.  Zeitaehrift  in  Würsbnrg  1867.  »  Dere.,  in 


e 


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Verbindung  mit  C.  Koch:  Beiträge  zur  Keiratniss  der  Mollusken 
des  oberen  Lahn-  und  Dillgebietes.  Ver.  f.  Naturk.  in  Nassau  1851. 
Ders^  zur  Concbylienfauna  der  Gegend  von  Würzburg.  Naturwiss. 
Zeitschrift  in  Würzburg  1867.  —  Schlereth  y.,  ,,Fauna  conchyo- 
logica  Fuldensis^',  mir  nur  bekannt  aus  Barth,  das  Rhöngebirge. 
Fulda  1870.  (Mit  Angaben  ober Sohnecken  der  Rhön.)  —  Schmidt 
A.,  malakologische  Mittheilungea*  Natarh.  Ver.  d.  preuss.  Rhein- 
lande  1861.  (Kritieohe  Bemerknogen  Aber  rheinisoha  nnd  westflili» 
adia  Canehylien.)  —  Sohneidar  Gütt,  die  Bimeimiolliiakaa  dar 
UoigegaDd  von  Sobwaiafiiri  Katorf.  Oei.  Sa  Bamberg  1866b 

4.  Ineeotan,  Arachniden,  Myriapoden,  Krebaa. 

Bach  und  Wagner,  systematisches  Verzeichniss  der  Tag- 
falter, Schwärmer  und  Spinner,  welche  in  der  Umgegend  von  Bop- 
pard  und  Bingen  vorkommen.  Naturh.  Ver.  d.  preuss.  Rheinlanda 
1841.  Der 8.,  Entomologiicbe  Kleinigkeiten.  Ebendaselbst  1851.  — 
Bartkan  Ph^  üeber  einige  interessante  Formen  der  einheimischen 
Inseotenfauna.  Natarh.  Ver.  d.  preuss.  Rheinlande  1877.  Der 8.» 
Ueber  fünf  bei  Bingen  gefundene  Weibchen  einer  Eresns-Art,  wahr- 
Mdiainliah  K  oinnaborinns.  Ebandaselbii  1877.  Ders.,  Aber  A^* 
pna  (A.  pioeat  n.  A.  alfinis)  bei  Bann  tind  Cöln.  Ebendaa.  1877. 
Dart.,  PompUns  eoeoiaeaa  als  Sohmarotaar  tob  Eraoua  ainnabori- 
oaa  bei  Bingen.  Sitaber.  d.  niederrh.  Gas.  fOr  Naior*  n.  HaQkonde 
187a  Dare.»  Yarsaiefanisi  dar  bisbar  bei  Bonn  beobaebtaten  8piii> 
nan.  Yarb*  d.  natarh.  Yer.  d.  pr.  RheinL  n.  Weetf.  1880.  Dara., 
über  den  Tonapparat  von  Epbippiger  vitiuai.  Ebendaselbst  1879. 
Bars.,  Malanismns  von  Apatara  Iris  und  A.  Uia  aos  dem  Kotten- 
fofft»  Sbendaselbst  1880.  —  Budge  J.,  Bemerkungen  über  Bran- 
ehipus  paludosus.  Katurhist.  Ver.  d.  preuss.  Rbeinlande  1846.  — 
Cornelius,  über  die  entomologisohen  Verbältnisse  Westfalens.  Na- 
turhist.  Ver.  d.  preuss.  Rheinlande  1864.  —  Fischer,  zweiGlieder- 
thiere  aus  der  Gegend  Freiburgs  (Ccrmatia  araneoides  und  Mantis 
religiosa).  Nalurf.  Ges.  in  Freiburg  i.  B.  1855.  —  Förster  A., 
zur  Berichtigung  der  von  Bartels  mitpfetheilten  entomologischen 
Notizen.  (Dabei  eine  üebersicht  der  Arten  und  Arbeiten  der  Coo- 
cinellen  aus  der  Aachener  Gegend.)  Naturhist.  Ver.  d.  preuss.  Rhein- 
lande 1846.  Ders.,  Käferfauna  der  Rheinprovinz.  Ebend.  Bd.  VI. 
Ders.,  Gatinngen  und  Arten  in  der  Familie  der  Psylloden.  (Na- 
mentliob  aus  der  Aachener  Gegend.)  Ebenda  1848.  Ders.,  Eiaa 
Genturie  neuer  Hymenoptaren.  Erste,  iweiia,  dritte  Beeade.  (Maiat 
ans  der  Umgqgand  von  Aaohan.)  Ebenda  1860.  Dari.,  eine  Oeii- 
tnrie  nener  Hymanoptaran.  Vierte  nnd  fftnila  Baaade.  (M^  aoa 
der  Umgegend  von  Aachen.)  Ebenda  1851.  Dara.,  neue  Blad- 
weepen  (üut  alle  ans  der  ümgebong  TOn  Aachen).  Ebenda  1864. 


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Der  8.,  zweite  Centurio  neuer  Hymenopteren  (zum  Theil  aus  Aachen, 
Boppard,  Cöln).    Ebenda  1869.    Ders.,   üeberaicht  der  Gattungen 
und   Arten  der  Plectiscopiden.     (Meist  au8   der  Umgegend  von 
Aachen.)    Ebenda  1871.    Der».,   Gattungen  und  Arten  in  der  Fa- 
milie der  Stilpuüiden.     (Viele   aus   der   Umgegend  von  Aachen.) 
Ebenda   1876.    Ders.,  Monographien  parasitischer  Hymenopteren. 
(Meist  aus  der  ümgegorid  von  .Vachen.)    Ebenda  1878.  —  Fuchs 
A.,  Lepidopterologische  Mittheilunofen  aus  dem  Nassauischen  Rhein- 
lande.   Stettiner  entomol.  Zeitling  1879.  —  Funk  M.,  die  Papilio- 
niden  der  Bambergor  Umgfgend.    N'aturf.   Ges.  in  Bamberg  1859. 
Ders.,  die  Sphegideu   und  Chrysiden  der   Umgebung  Bambergs. 
Ebenda  1859.  —  Fraisse  P.,  das  Auftreten  des  Brancbipus  Grubii 
in  der  Umgegend  von  Würzburg.    Zool.  Anz.  1880.  —  Haupt, 
über  Cypris  im  Allgemeinen  nebst  Besohreibfing  xwaier  neuer  Arten. 
CorrespondenzbL  cL  zool.-mineralog.  Ver.  in  Regensburg  1850.  Der8.| 
Yeneichniss  der  nm  Bamberg  bis  jetzt  aufgefundenen  Sohmetter* 
linge.    Naturf.  Ges.  in  Bamberg  1854.  —  Uensler,  Verzeichnias 
der  Insecten  des  Spessart.  In  B  e  hie n's  Werk:  der  Spessart.  Leipz. 
1823.  —  Höfling,  Käfer  der  Rhön,  In  Jos.  Schneider's  Werk: 
über  die  Rhön  (a.  oben  „Oeaammtfanna").  —  Heyden  L.  y.,  die 
Käfer  Yon  Naasaa  und  Frankfurt    Ter.  f.  Naturk.  in  Nasiaa 
1876  n.  1877.  Deri.,  erater  Nachtrag  Merza.  EBendaaelbat  1878 
XL  1879.  — Hoaioa^  fibev  die  Oammamaarten  der  G^ndTon  Bonn. 
Axeh.  f.  Natnrgeaob.  1860.  —  Hymmen  T.,yeraeiohmaader  Sohmet- 
terünge  aoa  der  Umgebung  von  THer.  Qea.  f.  nüUliehe  Foraohungen 
an  TUer  1854.  —  Kirachbaam,  die  Rbynchoten  der  Gegend  Ton 
Wieabaden.  Ter.  f.  Naturk.  in  Naaaan  1856.  Dera.,  die  Gioadinen 
der  Gegend  Ton  Wieabaden  nnd  Frankfart  a.  M.  Ebendaaelbat  1868, 

—  Kooh  C,  Veraeiohniaa  naaaaiiiacher  Spinnen.  Yer»  f.  Katnrk.  in 
Naaaaut  Heft  27  u.  28.  —  Kreaa  Ig.,  die  Eifer  dea  Steigerwaldea, 
ein  Beitrag  zur  entomologiaoben  Fauna  Frankena.  Natarf.«>Ge8.  in 
Bamberg  1856.  —  Leydig  F.,  der  Bau  und  die  ayatematiaohe  Stel- 
lung der  Rftderiblere.  Zeitaebrilb  f.  ^aa.  Zoot  1854.  (Arten  bei 
Würsbnrg.)  Dera.,  zur  Anatomie  nnd  Entwicklungsgeschiehte  der 
Laoinnlaria  aooialis.  Ebendaselbst  1851.  (Bei  Rotbenburg  a.  d.  T. 
beobachtet.)  Ders.,  über  Hydatina  senta.  Archiv  f.  Anat.  n.  Phys. 
1857.  (Bei  Würzburg.)  Ders.,  Naturgeschichte  der  Dapbniden. 
Tüb.  1860.  (Auch  Arten  aus  dem  Main-  und  Tauberthal.)  Ders.,, 
über  Amphipoden  und  Isopoden.  Zeitschrift  f.  wiss.  Zool.  Bd.  30 
Suppl.    Ders.,  über  Argulus  foliaceus.    Ebend.    (Bei  Würzburg.) 

—  Mengelbier  W. ,  Beitrag  zur  Insectenfauna  der  Rheinprovinz. 
Die  Schmetterliugo  der  Aachener  Umgegend.  Naturhist.  Ver.  d.  pr. 
Rheinlaride  1847.  (Auch  Funde  aus  der  Eifel  sind  angeführt.)  — 
Oechsner  G.,  die  Käfer  d.  Umgebung  von  Aschaffenburg.  Jahresb. 

▼flkh.  d.  BSi.  Vsv.  Jskrg.  ZZZVIII.  4.  Irolgs.  YZIL  B4.  ^ 


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d-  Landwirthschafta-  u.  Ge^rerbsschule  zu  Aschaflfenburg  pro  1853— 
64.  —  Richters,   zur  Verbreitung  des  Branchipus  Grubil.  ZooL 
An«.  1880.  —  Rö ssler  A.,  Verzeichniss  der  Schmetterlinge  des 
Herzog! huma  Nassau.    Ver.  f.  Natark.  in  Nassau  1866.  —  Schenk 
A.,  Beschreibung  der  in  Nassau  aufgefundeneu  Goldwespen  (Chrysi- 
dida).  Ver.  f.  Naturk.  in  Nassau,  Heft  XI.    Ders.,  Beschreibung  d. 
nassauischen  Ameiiett.   Ebend.  1852.    Ders.,   die  Grabwespen  des 
Heraogtbams  Kassau.    Ebend.  1857.    Ders.,   die  Bienen  des  Her- 
zogthutns  Nassau.    Ebend.  1861.    DeVs.,  die  deutschen  Vesparien. 
Ebend.  1861.   (Eotbält  auch  Arten  Tom  Obermain  und  Mitlelrhein.) 
Den.,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  naisanitobttn  Cynipiden.  Ebend. 
1865.  —  Schnitzle de  Oniscineis  agri  Bonnensis  1863.  —  Schnur, 
tyttematisohe  Aafs&blang  der  Crustaceon,  Arachniden  und  Myim» 
poden  in  der  Umgebung  TOn  Trier.   Gea.  f.  nätsUche  Forschungea 
SU  Trier  vom  Jahr  18S6.        Selys-Longcbampi  de,  additiooe 
ei  eorreotiona  au  Gatalogoe  raiaonne  des  Orthopteres  de  Belgiqoe. 
An.  d.  1.  8oe.  ent.  de  Belgique  1868.  Enth&lt  auch  Orthopteren  von 
Kiseingen.   (Die  Kenniniaa  dieaer  Arbeit  verdanke  ich  Herrn  Dr. 
Herrn.  Eranaa  In  Wien.)  —  Stellwerk  F.,  Entamologische  Be- 
obachtungen und  Erfahrungen  aus  dem  Jahre  1849.  Natarhiat. 
Ver.  d.  preusa.  Rheinlande  1850.    Ders.»  entomologiiohe  Mitthei- 
Inngen.  Ebend.  1868.  Deri.,  Versdehniaa  der  bia  jetit  im  Kreiae 
Crefeld  au^fnndenen  Schmetterlinge.  Ebend.  1864.  Dera.,  Nadi- 
trag  hiersu.  Ebend.  1869.  Dera.,  die  Lepidopterenfauna  der  pr. 
Rbeinlande.  Ebend.  1868.  —  Weidenbach  v.,  entomologiaehe Kx- 
cnrsionen  im  Monat  Juni  1842  in  d.  Umgebung  d.  Badea  Kiaaingeiu 
Stettin,  entomol.  Zeitung  1846. 

6.  Plattwftrmer,  RundwArmer,  Ringelwfirmer. 

BudgeJ.,  Clepsine  bioculata.  Naturh.  Ver.  d.  preuss.  Rhein- 
lande 1849.  —  Claparede  E.,  histologische  Untersuchungen  über 
den  Regenwurm.  Zeitschrift  f.  wiss.  Zool.  1869.  (Pachydrilus  Kroh- 
nii  in  der  Soole  von  Kreuznach.)  —  Greeff  R.,  Augenfuhrende 
Angoillulinen  in  den  Salinen  bei  Kreuznach  und  Münster  am  St^nu 
Katurh.  Ver.  der  prensa.  Rheinlande  1865.  —  Kennel  v.,  die  in 
Deutsdiland  gefundenen  Landplanarien.  Arbeiten  d.  zool.-zoot.  Inat. 
in  Wfirsburg  1879.  —  Leydig  F.,  Zoologisches.  Aroh.  f.  Anat.  u. 
Phya.  1864.  (Neue  Strudelwfirmer,  neuer  Rondwurm  aus  dem  MaiiL.) 
Der«.,  6ber  die  Annelidengattung  Aeolosoma.  Ebend.  1866.  Dera.« 
Fhreoryctea  Henkeanna.  Arch.  f.  mikrosk.  Anat  1866.  —  Kol! 
Phreoryctes  Heydeni.  Arch.  f.  Katurgeioh.  Bd.  40.  —  Schul tse 
Mas,  Lencocblondinm  paradoxum  aus  Suoeinea  amphibia.  (Aas 
einem  Graben  awischen  Oberdollendorf  und  Heisterbach.)  Naturh. 
Ver.  d.  preuBB.  Rheinlande  1871.  —  Semper  C,  die  natfirlichea 


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ExieteDzbediDgung^en  der  Thiera.    Leipzig  1880.    (Paoliydriliis  im 
Salzwasser  von  Kiningen.) 

6.  Pro  to  so  es. 

Greeff  R.,  über  einige  in  der  Erde  lebende  Amöben  und 
Bhizopoden.  Archiv  f.  mikrosk.  Anat.  1866.  Ders. ,  über  Actino- 
phry«  Eichhoniii  u.  einen  neuen  Süstwaaserrhizopoden.  Ebend.  1867. 
Ders.»  Aber  Radiolarien  und  radiolarienuüge  Rhizopoden  des  Büsseii 
Weeeers.  Ebend.  1869.  Ders.,  Pelomyza  palustris,  ein  amöben-  . 
Artiger  Orguiismiis  des  süssen  Wassers.  Ebend.  1874.  Ders.,  aber 
Kadiolsrien  und  rtdiolsriennriige  Rhisopoden  des  sassen  Wassers. 
Ebead.  1876.  Ders^  aber  erneu  dem  Bathybias  nabesiehenden  Or- 
gonismaa  des  sflssen  Wassers.  Natarb.  Ver.  d.  preass.  Rbeinlande 
1810.  (Allee  ans  der  Umgegend  tob  Bonn.)  —  Hartwig  TL  und 
I«  aas  er  fiber  Rbiaopoden  and  densdben  nabestebende  Orga- 
■ismen.  Ardi*  t  mikrosk.  Anat  1874.  (Umgegend  Ton  Bonn.)  ^ 
LaetaasB  J.,  Bbixopoden,  Infnsorien  der  Gegend  Ton  Bonn.  Na- 
tnrb.  Ter.  d.  preoss.  Bbeinlande  1869«  Dersiy  Parantea  des  Gam- 
maros  puteanns.  Ebend.  1869. 


1.  JRhöngebirge. 

Die  Ansicht  der  Rhön  von  der  Nordwestseite  ist  eigen- 
artig: ntcbt  weiche  WeUenlinfen  oder  stumpfe,  in  Wald 

gehüllte  Kuppen  bieten  sich  dem  Blick  dar,  sondern  Ecken, 
Zinken,  spitze  Winkel.  Von  allen  anderen  Seiten  betrachtety 
•dineidet  sich  das  Gebirge  flach  am  Horizonte 

Im  Innern  ist  das  landschaftliche  Bild  sehr  verschie- 
den: hier  erfireolich  durch  Laubholz,  ausgedehnte  Hoch- 
wiesen, frische  Quellen,  dort  malerisch  durch  felsige  Massen. 
Doch  flLhU  man  sich  auch  wieder  ahgestossen  von  Uberaua 
fmshten,  in  Nebel  geballten,  wenig  Ton  der  Sonne  erleuch- 
teten  Tbftlem;  einen  dtlsteren  Anstrich  haben  auch  die 
Oden,  langbingestreckten,  einsamen  Haiden.  EelnWnnder, 
dass  man  seit  Langem  und  namentlich  die  plange  Bhön** 
nordischen  Gegenden  verglichen  hat. 

Nicht  durch  die  Höhe  der  Bergzüge,  die  yergleichs- 
weise  wenig  bedeutend  ist,  sondern  durch  die  Basalte,  den 


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Reichthum  an  Quellen  und  die  schwammigen  Moorgründe 
ist  die  Temperatur  unter  das  Verhältniss  des  Breitengrades 
herabgedrttokt  j»Niz,  lun,  nnx,  nebalae  sunt  optima  monera 
Rhoenae*.  Die  Bewohner  des  Haiothales  stellen  sieh  ancb, 

wie  ein  Botaniker  der  früheren  Zeit  erwähnt,  die  Rhön 
„sab  imagine  Sibiriae^  vor. 

Unter  den  Natarforsehem  waren  es  die  Mineralogen 
und  (Jeognosten,  welehe  sieh  am  frühesten  in  der  RhOn 

einfänden,  da  das  massenhafte  Auftreten  vulkanischer  Ge- 
steine zu  näherem  Studium  einladen  niusste.  Dann  kamen 
die  Botaniker  und  Zoologen  und  zwar  die  ersten  ans  Fulda» 
g^gen  welche  Stadt  das  Rhöngebirge  sein  nordwestliches 
Profil,  nblan  nnd  daftig'^  hinzeigt.  Ich  selber  habe  dieeett 
Landstrich  zu  wiederholten  Malen  von  WUrzburg  nnd 
Tübingen  aus  besucht  und  wochenlang  Aufenthalt  dort  ge- 
nommen, insbesondere  im  Herbst  1863,  September  1873^ 
zuletzt  im  Angnst  1874. 

Die  Fauna  der  Rhön  ist  die  eines  waldigen,  feuchten 
Berglandes  mitteldeutscher  Gegend.  Man  darf  nicht  er- 
warten, selbst  nicht  beim  Besteigen  der  Berge,  deren  höch- 
ster —  die  Wasserkappe  —  sich  bloss  3017  Pariser  Fuss 
Aber  die  Heeresfläehe  erhebt,  anf  Thiere  von  echt  alpinem 
Charakter  zu  stossen,  wenn  sich  auch  ein  theilweises  Her- 
Ubergehen  nordischer  Formen  ankündigt.  Wenig  boten  mir 
die  kahlen  frostigen  Kücken  dar;  sie  werden  aber  wohl 
Manches  dem  noch  geni^hren,  welcher  aosdaaemder  niid 
zu  yerschiedener  Jahreszeit  sie  absacht. 

In  dem  breiten,  sanften  Saalgrund  ist  die  Wärme 
erheblich  grösser  als  in  der  dahinter  ansteigenden  eigent- 
lichen Rhön.  Das  Gedeihen  des  Weinstockes  im  nnteren 
Becken,  dann  noch  einmal,  wenn  anch  als  letzte  Wein- 
lage im  Norden  Bayerns,  im  mittleren  Becken  —  an  der 
Südseite  des  Berges,  welcher  die  Ruinen  der  alten  Salz- 
burg trägt  —  drückt  solches  sofort  aus,  sowie  auch  Flora 
nnd  Fauna  in  vielen  Stücken  Gemeinsames  mit  der  Thier* 
nnd  Pflanzenwelt  des  warmen  Mainthaies  darbieten. 


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2.  Mainthal. 

Das  Tielgdcrfliniiite  Mainthal  zeigt  betracbtliehe  Unter* 

schiede  in  Boden  und  Klima,  und  grossen  Wechsel  im 
Landschaftsbiid.  Bald  nach  dem  Oberlauf  des  Flusses  ge- 
iteiiet  sich  das  Thal  zu  einem  breiten,  flachen  Grund; 
UerMf  wird  das  Thal  im  Mittenanf  eng  und  bildet  einen 
groBsen  Bogen.  Der  Unterlauf  hat  kein  Thal  mehr,  sondern 
nimmt  nur  ein  Bette  in  der  breiten  Rheinebene  ein. 

Die  Thalweitnng  zwischen  Jura  und  Frankenwald 
Mi  snr  Begnitzmttndnng  zeigt  manches  Thier  anf,  das  ans 

dem  Nordosten,  anderseits  ans  dem  Südosten  sich  herein- 
gezogen hat.  In  der  engeren  Umgrenzung  des  Thaies 
zwischen  den  Hassbergen  und  dem  Steigerwald,  herrscht  die 
Fanna  des  die  Höhenzüge  bedeckenden  Laubwaldes  vor. 
Dort  wo  der  Flnss  die  Tafelebene  des  Hnschelkalkes  betritt, 
breitet  sich  wieder  eine  freie  offene  Gegend  ans,  deren 
„Altwasser"  oder  Reste  ehemaliger  Wasserläufe,  dann  auch 
die  Sumplstrecken  neue  und  interessante  Thiere  besitzen. 

Besonders  charaktenstiseh  stellt  sich  aber  jener  Theil 
des  Thaies  dar,  weleher  als  Steilrand  am  rechten  Ufer  das 

fränkische  „  Weingebirgsland "  bildet.  Wie  raucbgraues 
Mauerwerk  erheben  sich  oftmals,  namentlich  unterhalb 
Wflrzbnrg,  die  Felsen  über  das  Grün  des  Weinstockes, 
wihrend  die  Tafelfläche  der  Hohe  sich  in  Oednn^n  ver- 
lieren kann.  In  diesen  sonnigen  Gegenden  sind  denn  auch 
manche  Tliiere  zu  Hause,  welche  grössere  Wärme  lieben 
und  durch  ihre  Anwesenheit  den  Eindruck  südlichen  Wesens 
der  Landschaft  erhi^hen. 

Unterhalb  Oemttnden,  indem  der  Flnss  jetzt  wieder 

ein  Waldgebirge  durchbricht  und  in  das  Gebiet  des  Bunt- 
sudsteins  Ubergeht,  muss  die  Fauna  durch  Auftreten  der 
gernndeten  waldigen  Kuppen  des  rauhen  Spessarts  auf  der 
leehten  SeitCy  nnd  des  milderen  Odenwaldes  auf  der  linken 
Seite,  in  mehr  als  einem  Betrachte  sieh  Andern  nnd  nene 
Züge  erhalten.  Doch  sind  noch  einmal  die  südlichen  Ab- 
hänge mit  Reben  bepflanzt  und  mit  ihnen  bleibt  auch  noch 
manches  Thier,  welches  wännere  Oertlichkeiten  liebt 


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Endlich  in  das  Gebiet  der  Seeebene  des  Mains,  welche 
mit  der  Rheinebene  zusamraenrällt,  hat  sich  vom  Rheinthal 
her  dieses  und  jenes  südwestliche  Geschöpf  eingebürgert, 
und  die  weiten,  zum  Theil  dttnenartigen,  Sandfläehen  be- 
günstigen das  Vorkommen  der  sandliebenden  Arten. 

Von  den  Zuflüssen  des  Mains  geschieht  im  Nachfol- 
genden, ausser  der  fränkischen  Saale,  besonders  häufig 
des  TauberthaleSi  welches  die  südlichste  Spitze  der  Tafel- 
ebene des  Masoheikalkes  einnimmt»  Erwähnung.  Anfängliob 
fliesst  die  Tauber  in  der  Mitte  eines  breiten,  muldenförmigen 
Thaies  herab,  das  einem  ehemaligen  Seebecken  nicht  un- 
ähnlich ist^).  Bei  dem  Kirchlein  St.  Leonhard  hat  sie  sich 
tiefer  eingewühlt  und  das  gegenwärtige  Thal  gebildet^ 
welches  die  hochgelegene,  vielthürmige,  alte  Stadt  Rothen- 
borg  umzieht,  und  nach  15  M.  langem  Lauf  bei  Wertheim 
in  das  Mainthal  ausgeht.  Der  Gegend  kommt,  obschon  an 
der  Fauna  des  Mainthales  theilnchmeud,  doch  auch  Eigen- 
thümliches  zu. 

In  Franken  zu  Hause,  hat  Verfasser  im  Tauber*  und 
Mainthaie  viele  zoologische  Ezcnrsionen  unternommen.  Er 
ist  aber  weit  entfernt  davon,  das  ganze  Gebiet  und  noch 

weniger  alle  Thiergruppen  kennen  gelernt  zu  haben,  muss 
vielmehr  auch  hier  bekennen,  dass  gegenüber  der  Masse 
dessen,  was  zu  wissen  wünscheuswerth  wäre,  nur  ein  kleiner 
Theil  in  seinen  Gesichtskreis  gefallen  ist. 

3.  Eifel. 

Das  Landschaftsbild  der  Eifel  trftgt  meist  einen  ern- 
sten Charakter  und  nicht  ohne  Grund  hört  man  von  der 
^melancholischen  Schönheit*'  des  „rheinischen  Sibiriens" 
sprechen.  Die  bald  steinigen,  bald  bewaldeten,  auch  wohl 
sumpfigen  Hochtlächen^  sowie  zahlreich  aufragende  Kuppen» 
auoh  die  Stille  und  Menschenleere  erinnern  an  die  BhOn. 
Einen  eigenartigen  Zug  aber  verleihen  der  Eifel  die  gr^teseren 
und  kleineren  Seen,  welche  die  Krater  Itillen.  —  Heiter 
und  schön  sind  oftmals  die  Abhänge  gegen  das  warme 
Moselthal  hin,  und  es  können  die  steilen  buschigen  Hal- 
den mit  Weinbergen  dazwischen,  die  zahlreichen,  fast  in 


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WSldchen  beisammenstelieBdeii ,  grossen  Nussbllmiie,  an 

GregeDden  am  Südfusse  der  Alpen  erinnern. 

Die  Fauna,  verglichen  mit  jener  der  Rhön,  ist  an- 
ziehend ,  denn  obschon  die  Eifel  in  ziemlich  gleicher 
Breite  mit  dem  Rhöngebirge  liegt  and  das  Klhna  kein 
mildes  ist,  so  zeigt  doeh  die  ThierbeTölkening  einige  ent- 
schieden sttdliehe  Arten  anf,  die  in  der  Rhön  fehlen  and 
vom  Rhein-  und  Moselthal  stammen. 

Ich  habe  bisher  viermal  die  Eifel  von  Bonn  aus  be- 
•ßucht:  Pfingsten  1877;  Herbat  1878  mit  dem  verstorbenen 
Botaniker  Gastav  Becker;  Angust  1879;  das  letzte- 
mal  Aagost  1880»  in  Gesellschaft  von  Dr.  Max  Weber  in 
ütreeht 

4.  Mittel-  nnd  Niederrbein. 

Ueber  die  Thierwelt  des  weiten,  grossen  Rheinthaies 
steht  mir  nar  beschrftnkte  eigene  Erfahrang  za  Gebote. 

Bisher  beging  ich  bloss  einige  Strecken,  z.  B.  die  Umgegend 
von  Weinheim,  RUdesheim,  Bingen,  sowie  die  nähere  und 
fernere  Gegend  l)ci  Bonn.  Einheimische  Zoologen  und 
Freunde  der  Natur  haben  hingegen  von  lange  her,  bis  zur 
Stande»  das  Thal,  die  Stromebene  und  das  Beigland  mit 
Eifer  erforscht  nnd  eine  ganze  Reihe  zum  Theil  trelFlicher 
Arbeiten,  welche  fast  alle  Thierabtbeilungen  umfassen,  ge- 
währt uns  reiche  Belehrung. 

Im  Hinblick  auf  die  Verbreitung  der  Thiere  darf  an 
dieser  Steile  schon  jetzt  herrorgehoben  werden,  dass  gleich- 
wie der  Rheinstrom  eine  der  grossen  Handels-  nnd  Reise- 
Strassen  zwischen  dem  Süden  und  Norden  von  Europa  noch 
beute  darstellt,  so  auch  die  Fauna  dieses  Thaies  ein  ent- 
sprechendes Gepräge  an  sich  hat.  Thiere  des  Südens  sind 
hier  weit  herauf  nordwärts  gerückt;  nördliche  Thiere  süd- 
wSrts  gedrungen.  Ein  Verhalten,  wie  es  auch  bezüglich 
der  Pflanzen  sich  kund  gibt 


Die  obigen  Landstriche,  deren  Fauna  im  Kaehfolgenden 

zur  Sprache  kommt,  sind  nicht  willkürlich  zu  diesem  Zwecke 
zusammeDgestellt  worden,  sondern  es  besteht  zwischen 


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Urnen  ein  gewisser  innerer  Zusammenhang.  Die  gedachten 
Gegenden  bilden  eioen  Theil  der  Westhälfte  DeutschlaiidB. 
Die  Rhön  Usst  rieh  ab  das  letsle  Glied  der  langen  ge- 
birgigen Ostbegieitnng  des  Oberrbeinthalee  betraehten, 

deren  südliche  Kette  der  Schwarzwald  bildet.  Rhön  und 
Eifel  liegen  in  der  vulkanischen  Hebungslinie  des  mittleren 
Dentschlands;  der  Main  ist  integrirender  Bestandtheil  dea 
Bheingebietes. 


I>ie  einzelnen  Hiiergruppen. 
1.  Sftngethiere. 

Die  Kenntniss  der  Säugpetbiere  des  RhösgebirgM  förderten 
Sohneideri  Balling,  Wagner  nnd  J&okel,  entweder  durch  ei- 
gene Beobeehtnngen  oder  indem  ele  die  eingesendeten  Bertebte 
der  Fontimter  benoteten.  Mittbeihingen  ftbar  die  Stagetbiera  d«i 
llungebietes  verdenken  wir  Scböpf  (Hodhstift  Wünboig),  Beblen 
(Speesart),  Börner  •Büchner  (Gegend  nm  Frankfurt),  Erese  (Stai- 
gerwald),  Küster,  Jftokel  (Mittel- and  Unterfiranken),  insbesondere 
aucb  dem  früheren  Professor  der  Zoologie  in  Würsborg  Leib  lein. 
Ueber  ditf  8&ugethiere  des  Mittelrheingebietes  hat  O.  Sandberger 
ein  Verseiehniss  veröffentlieht;  die  Ordnung  der  Fledermäuse,  welche 
in  früherer  Zeit  schon  am  Untermain  von  Lei  Bier,  dann  Kühl  Bum 
Gegeustande  gründlicher  Forschung  gemacht  worden  war,  hat  zu- 
letzt C.  Koch  sehr  genau  bearbeitet,  lieber  die  Säugethiere  des 
Moseltbals  uud  der  Eifel  berichtet  Schäfer. 

Die  grösseren  früher  einheimischen  Säugethiere  sind,  wie  in 
allen  Culturländorn,  in  Art  und  Zahl  zur  Seltenheit  geworden  oder 
TÖllig  verschwunden.  Theilweiso  und  in  gewissem  Sinne  sind  an  ihre 
Stelle  die  Haus-  und  Pflegethiere  getreten.  Und  nicht  bloss  die 
grösseren  dem  Menschen  im  Wege  stehenden  Geschöpfe  waren  es, 
welche  weichen  mussten,  sondern  auch  die  kleinen  harmlosen  Arten 
fallen  immer  mehr  dem  gegen  die  frei  lebende  Thierwelt  geführten 
Yemiohtungswerk  zum  Opfer.  Noch  am  ehesten  halten  sich  die 
Chiropteren,  Soricinen  and  die  kleineren  Nager. 

Vesperuga  Leihen,  schon  1826  von  Leiblein  bei  Wttn- 
bürg  beobachtet;  nm  dieselbe  Zeit  Ton  Römer-Bttcbner 

bei  Frankfurt;  später  erbielt  sie  Kirscbbaiim  aus  Mainz; 
C.  Koch  fand  sie  im  Amte  Dillenburg.  Im  G^zen  eine 
üeitene  Art  —  V,  discolar^  nach  Aa^ichnnngen  Leib- 


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leiBs  im  Maiog^biet  eimeln  and  selten:  aaoh  C.  Kuoh 
■eldel  besUgUoh  Kaman's  «nd  der  «Dgienzenden  Linder 

ein  ,,äa89erst  seltenes  Vorkommen".  —  F.  noctula,  in  Fran- 
ken häufig;  kommt  auch  nach  0.  Koch  am  ganzen  Rhein 
Ton  Basel  bis  in  die  Q^end  von  Cöln  vor.  ~  F.  Nathusii, 
ist  Leiblein  «ifolge  noeh  niobl  im  Meinihal  getroffen 
wwden,  wibiend  sie  in  Hittelfranken  bei  Nttmbeig  vor- 
kommt;  auch  im  Gebiete  des  Mittelrheins  sehr  yereinzelt, 
nach  C.  Koch  kann  man  leichter  fünf  bis  sechshundert 
V.pipistreüiis  erhalten  als  eine  F.  Nathusii.  —  V^pipistreUuSj 
eine,  der  hänfigsten  nnd  gesellsohaftlieh  vorkommenden 
Arten.  —  V.wrüikm^  im  Mnintbal  nnd  Bheinthali  ttberall 
doeb  stets  vereinzelt.  —  F.  murinuSy  gemein.  —  F.  Beck- 
stänii,  in  den  unteren  Maingegenden  hin  und  wieder  (Leib- 
lein).  —  V.NcUtereri,  ebenfalls  selten  in  den  Maingegenden; 
im  Gebiete  des  Mittelrbeins  naoh  C.  Koob  noch  ,|Ziemlieh 
r^ehnSssig"  yorkommend  —  F.  DmAenianü  kannte  Leib- 
lein  aas  der  Umgegend  Wtirzburg's  noch  nicht,  sondern 
nur  aus  der  Wetterau;  durch  C.  Koch  weiss  man,  dass 
sie  nicht  nur  am  ganzen  Rhein  her  sich  findet,  sondern 
den  Main  beranf  bis  Wflrzbnrg  geht  ^  F.  mystoaiws,  eine 
der  seltneren  Arten,  ist  im  Mainthal  noob  nicht  bemerkt 
worden,  wohl  aber  im  Nassauischen  durch  C.  Koch.  — 
Die  nordische  Fledermaus  F.  Nilsonii,  welche  uoch  im 
Hane  nnd  anderen  deutschen  Gebirgen  Yorkommt,  darf 
man  als  Bewohnerin  der  ßhön  TeHnnthen.  Im  mittel- 
iheiniaeben  Gebiet  ist  erst  ein  einziges  Exemplar  von  C. 
Koch  bei  Dillenburg  erlegt  worden.  —  Plecotus  auritus, 
weit  verbreitet  in  den  Main-  und  Rheingegenden.  —  Syno- 
barbüstdliiSf  von  Leiblein  als  ziemlich  selten  für  die 
Maingegenden  bezeichnet;  nach  C*  Koch  ist  im  gebirgigen 
Then  des  Shetnlandee  die  Hopsfledermans  „ziemlieh  regel- 
■issig^^  anzutreffen.  —  Ehinolophus  ferrum  equinumy  von 
Schöpf  bereits  aufgeführt,  ist  sie  bei  WUrzburg  selten; 
das  Vorkommen  bei  Aschaffenbnrg  erwähnt  Kittel;  auch 
im  Steigerwald  nach  Kress  eine  Seltenheit  —  R  Mppa- 
orqns,  im  Steigerwald  nach  Kress  nicht  selten;  in  den 
■nttelMnkischen  Kalkgebirgen  nach  Küster  ebenfalls 
häufigi  scheint  bei  Würzbarg  zu  fehlen.  Li  Aschaffenbarg 


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konnte  ich  unter  dem  Dach  eines  alten  Gebäades  eine 
ganze  Anzahl  nnd  die  ei^nthttmlichen  Bewegvngen  dee 
hSagenden  Thiwes,  dnreh  die  GeflUligkrit  des  Herrn  Flaeh, 
beobachten.  Nadi  G.Koch  gibt  es  am  Rhein,  Tannne  nnd 

Lahn  kaum  eine  alte  Ruine  mit  unterirdischem  Gewölbe, 
wo  man  die  kleine  Hafeisennase  nicht  antrifft 

Von  Tcdpa  etiropaea  kamen  mir  gelbweisee  Tbiere 
seiner  Zeit  in  Wttrzbnrg  wiederholt  in  die  Binde  *).  — 
EnfMcms  europaeus.  —  8are»  araneua.  —  8.  hueodon,  bier 
und  da  in  der  Umgebung  WUrzburg's,  Getreidefelder  lie- 
bend. —  S.  vulgaris^  gerne  in  der  Nähe  sumpfiger  Ge- 
iN^ser,  ohne  jedoch  zn  Bohwimmen;  frtther  z.  B.  am  Qoellen- 
baoh  bei  Wttrzbnrg.  —  8.  pifgmaem,  Ittnget  schon  Toa 
Römer^Bttchner  fHr  die  Umgegend  von  Frankfurt  nachge- 
wiesen, hat  sich  auch  weiter  aufwärts  am  Main,  bei  Aschaffen- 
borg,  vorgefunden  und  femer  im  Steigerwald.  —  S.  fadieuSf 
nieht  selten. 

ürsia  ardoSy  noch  im  vorigen  Jahrhondert  im  Fiditel- 

gebirge  Torhanden,  der  letzte  wnrde  1769  getödtet  (Jftekel); 
in  der  Rhön  und  im  Maingebiete  wohl  schon  seit  Jahr- 
hunderten erloschen.  (Selbst  in  deu  Ablagerungen  der 
Qlaeialzeit  Jl)ei  Wttrzbnrg  finden  sich  nach  Sandberger 
seine  Reste  selten.)  —  Mdes  iaam^  frtther  httnfigeri  jetzt 
nur  hin  nnd  wieder  am  Sanm  grösserer  Wttlder,  so  z.  B. 
der  Frankenhöhe,  wo  sich  mir  einigemal  die  Gelegenheit 
geboten  hatte,  frisch  erlegte  Tbiere  zu  zergliedern;  auch 
im  Steigerwald  ist  er  zur  Seltenheit  geworden  (Kress). 
Das  gleiche  gilt  wohl  vom  RheinthaL  (Wer  den  Rochna- 
berg  bei  Bingen  besncht/denkt  an  OOthe  nnd  die  anmnthige 
Schilderung  des  Rochusfestes,  dem  er  im  August  1814 
anwohnte.  Damals  wurde  durch  die  den  Berg  heranziehende 
Prooession  ein  Daehs  an%eschreckt  und  getttdtet,  was  jetzt, 
wo  Gestein,  Bnseh  nnd  Oestrttppe  znrflckgedrttngt  sind, 
sieh  nicht  mehr  ereignen  wird.) 

Die  kleineren  Raubthiere,  wie  Mustela  martes,  M. 
foina,  M.  putorius,  M.  erminea  und  M,  vulgaris  sind  alle 
Yorhanden,  doch  ist  eine  fortwährende  Abnahme  auch  dieser 
Tbiere  zu  bemerken.  —  Mustela  furo  wird  in  der  G^;end 
TOB  Aschaffenburg  zur  Jagd  anf  Kaninchen  gezUhmt  ge* 


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balten  (Leiblein).  —  Auch  Lfära  vulgaris  wird  jetzt  nur 
noch  ab  und  zu  am  Main  und  dessen  Nebenflüssen  gefangen, 
während  sie  in  früherer  Zeit  so  häufig  war,  dass  urkund- 
lichen KaehriohteB  zufolge  in  verschiedenen  Bezirken  bo- 
Bcmdere  Otternftnger  anfgestellt  waren.  Am  Niederrhem 
bat  sie  eicb  noch  In  ziemlicher  Menge  zn  erhalten  gewnsst 
Zeitungen  berichten  z.  B.  im  December  1880,  dass  ein  an- 
gestellter Otternfänger  im  Laufe  von  etwa  5  Jahren  192 
Stttck  erlegt  habe.  > 

Felis  eatus,  vereinzelt  in  ansgedehnteren  Waldangen; 
in  jedem  der  grosseren  WKlder  bei  Wttrzbnrg  mOgen  jftbr- 
Heb  4—6  Stttck  erlegt  werden.  Fehlt  nach  Fnblrott  nnd 
Cornelius  in  den  Waldungen  von  Elberfeld.  —  F.  lynx^ 
in  unserem  Gebiete  trüber  vertilgt  als  der  Wolf.  Es  wird 
z.  B.  in  den  Wildbannrecbnungen  der  alten  Reichsstadt 
Bothenbarg  a.  d.  T.  schon  im  Jahre  1664  als  Merkwürdig* 
keit  anfgezeichnety  dass  der  FOrster  zu  Endsee  einen  Lnebs 
geschossen  habe.  In  der  RbOn  war  das  Thier  nach  den 
Mittbeilungen  ,,über  die  Forstverwaltung  Bayerns  aus  dem 
Jahre  1861",  bis  ins  16.  Jahrhundert  einheimisch.  Es  ist 
wohl  ein  Versehen,  wenn  in  der  ersten  Auflage  des  Balli  ng'- 
sehen  Werkes  noch  aas  den  dreissiger  Jahren  dieses  Jabr- 
hnnderts  der  Laobs  aas  der  Rhön  angeführt  wird.  ^)  Im 
Spessart  war  er  bis  zu  Ende  des  17.  Jahrhunderts  Tor- 
handen.    (Zeitschrift  Sylvan  Jahrg.  1825 — 26.) 

Canis  lupus,  hatte  sich  in  der  Rhön  bis  in  die  zweite 
Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  gehalten;  in  den  Revieren 
Steinaeb,  Sebmaiwasser,  aneb  in  der  Nähe  des  Kreazberges 
nnd  a.  0.  sind  noch  yerscbiedene  Wolfiigniben  zu  erkennen 
(Jäckel).  Bei  Rothenburg  a.  d.  T.  war  der  Wolf  noch  1709 
und  1714  vorhanden.  Jetzt  ist  er  in  Franken  als  Stand- 
tbier  erloschen;  Streifwölfe  sind  aber  noch  in  diesem  Jahr- 
bnndert  erlegt  worden,  der  letzte  1859  in  den  Hassbergen. 
Ans  alter  Zeit,  als  die  Wdlfe  noch  geübrcbtete  Raabthiere 
aneb  in  ünterfranken  waren,  schreibt  sieb  eine  besondere 
ständige  Abgabe  her,  welche  die  Schäfereibesitzer  noch  bis 
Tor  wenigen  Jahren  (Leiblein  18j0)  dem  Staate  zu  ent- 
richten hatten,  als  Erkenntlichkeit  fUr  die  Besch ützung  der 
Schäfereien  gegen  Wdlfe.  —  Zn  den  Merkwürdigkeiten  d^ 


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Eifel  gebärt,  dass  dort  der  Wolf  nicht  gar  selten  ist  und  sich 
in  strengen  Wintern  manchmal  selbst  vor  den  Thoren  Trier's 
zeigt  (Schäfer,  im  Jahre  1844.)  Im  harten  Winter  1879/80. 
bringen  wiederholt  die  Zeitungen  Naobricbten  Tom  Er- 
scheine des  Wolfes  in  der  Eifel;  man  hatte  sie  am  Saume 
der  Wftlder  zu  5  und  8  gesehen.  —  C.  vulpes^  auch  im 
Maingebiete  hin  und  wieder  von  bemerkenswerthen  Farben- 
abändernngen.  Öo  sah  man  nach  Leibiein  in  den  Jahren 
1830—31  in  dem  Bevier  Nie^^erbofen,  weiss  und  roth  ge- 
fleckte Fflchse,  wovon  nnter  Aüderm  einer  die  halbe  Kopf- 
seite völlig  weiss,  die  andere  roth  hatte ;  die  untere  Hälfte 
der  Ruthe  war  völlig  weiss,  der  Leib  aber  gefleckt.  Auch 
bei  Gersield  in  der  Rhön  wurde  nach  Diezel  ein  Fachs 
▼on  äusserst  seltener  Färbung  geschossen«  (Ganz  weiss  mit 
Bchwänliohem  Grunde  und  einzelnen  hervorstehenden 
schwarzen  Haaren,  die  Obren  sehwarz,  mit  kurzem  wollen- 
artigem Haar;  die  Augen  mit  strohgelber  Binde;  RUcken- 
linie  gelblich  weiss;  Vorder-  und  Hintergliedmassen  mit 
langen  schwarzen  Streifen ,  dazwischen  die  Grundfarbe 
blass  rosa&rbig,  &st  PfirsichbliUhrotb,  ebenso  die  Wunel 
der  Ruthe,  welche  übrigens  sonst  weisse  Haare  mit  sehwar* 
zen  Spitzen  hatte.) 

Leptis  timidus  der  Rhön,  auf  dessen  Gr(tose  bereits 
Schneider  binweist|  hebt  sieb|  wie  solches  auch  von  den 
Hasen  des  Harzes  bekannt  ist,  als  Gebiigsform  von  den 
Feldhasen  der  Ebene  ab.  Die  weiten  Thalebenen  des  Vor- 
Spessart  und  die  ausgedehnten  Fluren  von  Aschaffenburg 
gewähren  dem  Feldhasen  günstige  Aufenthaltsorte.  Zu 
welcher  Menge  er  sich  in  den  fruchtbaren  Gauen  des  Main- 
gebietes  vermehren  kann,  ersieht  man  aas  DiezePs  Er- 
fahrungen :  in  der  sog.  Stad^agd  bei  Würzburg,  bei  einer 
geringen  Zahl  von  Treibern,  wurden  in  der  Regel  an  einem 
Tage  200  Hasen  geschossen,  im  Winter  1832/33  betrug  die 
Zahl  S23y  im  Winter  1834/35  sogar  348  Stück.  Die  Rotten- 
dorfer Feldjagd  lieferte  in  einem  Tage  1841/42  das  Er- 
gebniss  von  346  Stttck,  1842/43  die  Zahl  442  und  im  Jahre 
1844/45  sogar  500  Stück*).  —  L.  cuniculuSy  einst  bei  Aschaflfen- 
burg  ausgesetzt,  bat  sich  dort  dermassen  vermehrt,  dass  er 
^  Feld-  und  Waldcultur  schädlich  ist.  —  Casiar  fiber 


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61 


kam,  wie  Jäckel  dnrch  historische  Forschungen  dargethan 
bat«,  noch  gegen  Ende  des  17.  Jahrhunderts  in  der  Sinn 
mnd  in  der  Tauber,  sowie  in  der  Rothenbarger  Landwehr 
▼or.  (Urkonden  snfolge  gebfibrten  dem  regierenden  Bttrger- 
meister  zu  Rothenburg  a.  d.  T.  alle  Biber,  welche  im  Ge- 
biete der  Reichsstadt  erlegt  wurden;  das  Hochwild  aber, 
weiches  von  den  reichsstädtischen  Jägern  ins  Haus  geliefert 
WBrde,  mnsste  €t  an  die  Rathsherren  vertheilen.) 

8eiwu8  tnägarigj  kommt  im  Main-  nnd  Taabeiigebiet 
neben  der  gewöhnlichen  fnchsrothen  Färbung,  doch  ziem- 
lich selten,  auch  schwärzlich  grau  vor;  man  soll  übrigens 
rotbe  nnd  schwarze  Junge  in  einem  und  demselben  Neste 
finden. —  Myoxm  fii»^  in  den  waldigen  Begrenzungen  des 
Mainlhales,  z.  B.  im  Spessart,  Steigerwald,  im  Gramschatzer 
Wald  bei  Würzburg;  im  Tauberthal  bei  Rotbenburg,  doch 
selten.  Auch  im  Rheinthal  scheint  der  grosse  Schläfer 
keineswegs  häufig  zu  sein:  er  wurde  z.B.  am  Ehrenbreit- 
stein Ton  Bartels  gefunden;  von  Prof.  Andrft  im  Sieben- 
gebirge beobachtet;  ebenso  bei  Linz  von  Oberförster  M els- 
heimer;  aus  der  Gegend  von  Trier  im  März  1879  als 
Seltenheit  angezeigt.  —  M.  niiela,  im  Mainthal  bisher 
nicht  von  mir  gesehen,  kommt  nach  Kress  im  Steiger- 
wald TOr;  am  Niederrhein  ist  der  Gartenschläfer  nicht 
Seiten:  ich  habe  ehrend  meines  nun  sechsjfthxigen  Auf- 
enthalts in  Bonn  9  Stücke  erhalten,  aus  den  Gärten 
der  Stadt,  6  auf  einmal  aus  einer  alten  Pappel  an 
der  Kölner  Landstrasse.  Gemein  im  Moselthal  bei  Trier 
(Schäfer).  Jf.  andkmariusj  kommt  in  den  Waldungen 
des  Ifaingebietes  am  Oflesten  zur  Keifntniss  der  Zoologen; 
selbst  in  den  buschigen  Anlagen  des  Glacis  bei  Würzburg 
fand  man  schon  das  Nest  mit  Jungen ;  auch  im  Tauberthal 
ist  er  zn  Hause;  im  Steigerwald  nach  Kress  nicht  selten. 
Im  Melbthal  bei  Bonn  nach  MittbeilungBertkau*s  häufig; 
ein  Nest  mit  der  Mutter  und  yier  Jungen  fsrnd  der  Ge- 
nannte in  der  ersten  Hälfte  des  September  1871 :  die  Jungen 
machen  sich  nach  dem  Verlassen  des  elterlichen  Nestes  in 
dessen  Nähe  kleine  Nester.  M.  Weber  sah  auf  unseren 
Streifereien  durch  die  Eifel  bei  Manderscheid»  im  Anstiege 
ssm  BelTederei  eine  Haselmaus. 


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I 


82 


Mus  rcUtus,  Hansratte,  im  Maingebiete  seit  längerer 
Zeit  verschwunden.  (Im  zoologischen  Museum  der  Universität 
%u  Wttrzburg  war  früher  ein  altes,  sehr  unscheinbar  ge- 
wordenes Exemplar  angestellt,  das  aus  Franken  stammte.) 
M,  decumanusy  Wanderratte^  hftn6g  nnd  l&stig.  —  In  Bonn 
liabe  ich  im  Deoember  1875  einige  Tage  hintereinander 
M,  rattus  aus  dem  Poppelsdorfer  Schloss  erhalten.  Es  lebt 
aber  noch  eine  dritte  Art  in  hiesiger  Stadt.  Gleich  in  den 
ersten  Tagen  meines  Hierseins,  im  April  1875,  wnrde  anf 
die  Anatomie  eine  friseh  getOdtete  Katte  gebracht^  die 
weder  zn  M.  raUus,  noeh  sn  Jf.  deeumanua  zn  stellen  war, 
ich  glaubte  M.  alexaridrinus  vor  mir  zu  haben.  Bald  kam 
auch  zu  meiner  Kenntniss,  dass  Troschel  schon  mehr  als 
zehn  Jahre  vorher  auf  dieses  Thier  als  einer  dritten  Art 
der  bei  Bonn  sieb  findenden  Ratten  die  Aafmerksamkeit 
gelenkt  bat.  Der  genannte  Zoolog  stellt  sie  ebenfalls  frag- 
weise zu  M.  aleucandrinus.  —  M.  musculus,  —  M.  sylvatictis. 
—  M,  minutusj  bei  Aschaffenburg  (Jäckel);  Frankfurt  a.  AL 
(Bömer-Bttchner);  Bonn  (Trosehel).  —  M^agrarius^  dem 
nördlichen  nnd  mittleren  Deutschland  sonst  angehörigi  sott 
nach  Bohlen  im  Spessart  zn  Hanse  sein. 

Cricetus  frumentariuSy  wird  im  Schweinfurtber  und 
Ochsenfurther  Gau  zeitweise  zur  Landplage.  Aus  schrift- 
lichen Aufzeichnungen  Leiblein's  ergibt  sich,  dass  selbst 
anf  den  Feldmarkungen  von  Wttrzburg,  Heidingsfeld,  Botten- 
dorf, Gerbrunn  n.  a.  Hamster  getroffen  wurden;  bei  Kloster 
Himmelspforten  und  Veitshöchheim  wurden  noch  1853  die. 
Thiere  ausgegraben.  Gegen  die  Rhün  dringt  er  vereinzelt 
herauf  bis  Neustadt  a.  d.  Saale  und  findet  hier  seine  Nord- 
grenze« Nach  Mittheilung  Bertkan's  lebt  der  Hamster  ver- 
einzelt, aber  ständig  in  einigen  Punkten  der  Eifel,  z.  B. 
bei  Friesheim;  als  Plage  trat  er  auch  im  „Vorgebirge^'  des 
Niederrheins  Ende  der  fünfziger  Jahre  auf.  —  Afvicola 
amphibit4$y  häufig  im  Maingebiete.  Die  Form  A,  terrestris 
beobachtete  ich  in  grösserer  Zahl,  mit  Httlfe  eines  kleinen 
Hnndes,  an  den  Ufern  des  Laacher  8ee*s.  Alle  merklich 
kleiner  als  A.  amphibius  und  kurzer  geschwänzt,  auch  mehr 
von  graubrauner  Färbung;  die  behaarte  Stelle  .der  Mund- 
schleimhaut ebenfalls  zugegen.  —  A.  arvalis.  —  A,  agresUs 


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68 


und      glareola  beide  durch  Kress  im  Steigerwaid  nach- 

8m  scrrfa,  Mber  allgemem  in  den  grosseren  Wal- 
dungen Frankens,  selbst  noch  tot  etwa  80  Jahren  in  der 

Nähe  von  WUrzburg,  z.  B.  im  Guttenberger  und  Gram- 
schatzer  Wald;  jetzt  nur  noch  eingeparkt.  —  In  der  Eifel 
iett  cUm  Wiidsohwein  noch  zahlreich,  der  Fruchtsaat  und 
sonstigen  Anpflananngen  oft  erhebliehen  Schaden  zniUgend. 

Oenm  daphm^  noeb  zahlreieb  im  Spessart;  eine  An- 
«ibl  Yon  Stocken,  etwa  18  im  Jahre  1865  nach  Jäckel, 
im  Gemeindewald  bei  Burgbernbeim.  —  Cervus  capreolus^ 
in  gutem  Stand  in  den  grösseren  Waldungen,  z.  B.  im 
Gramschatzer-,  Guttenberger-  and  Steigerwald  (Jäckei).  Im 
Torigen  Jahrhundert,  namentlich  unter  der  Begiemng  des 
Fürstbischofs  Adam  FViedrieb,  welcher  .als  grosser  Jagd- 
liebhaber das  Wild  stark  hegen  Hess,  gab  es  soviel  Schwarz- 
und  Rothwild  In  Franken,  dass  bei  Prunkja^^den  250  bis 
300  Schweine  und  einige  hundert  Hirsche  und  Rebe  er- 
legt wurden.  Aus  dieser  Zeit  stammt  auch  noch  das  ge- 
fftnmige  Jagdaeughaus  in  Wttrzburg,  jetzt  als  Stallung  fltr 
die  Artilleriepferde  benutzt,  dessen  Embleme  Uber  dem  Ein- 
gang auf  den  früheren  Zweck  hindeuten. 

2.  Vögel. 

Dan  nMhfolgenden  Angaben  Uber  die  Vögel  Frankene  liegen 
nanentlich  die  Arbeiten  yon  Leiblein,  Jickel  nnd  Kreit  sn 
Grande.  £än  Veneichniw  der  Vögel  dee  Blittelrheinee  gab  6.  Sand- 
berger;  Brahti  ein  eolebes  bezuglieh  der  ümgegend  von  Ken- 
wied;  d*Atqnen  Toa  der  Gegend  nm  Mülheim  am  Bbein;  wichtig  ist 
nucb  ein  von  Fnhlroti  vareffentliehtei  YerteichDiss  der  Vögel  im 
Wuppertbale.  Sehr  eiDgehend  behandelt  Schäfer  die  imMoselthal 
und  der  Eifel  sieh  einstellenden  oder  dort  nistenden  Arten. 

Auch  die  Zahl  der  frei  lebenden  Vögel  vermindert  sich,  wie 
schon  dem  aufmerksamen  Laien  nicht  entgeht,  von  Jahr  zu  Jahr 
und  es  gewähren  daher  Aufzeichnungen  über  das  Vorkommen  zu 
einer  gewissen  Zeit  und  an  welchem  Orte  an  sich  ein  Interesse. 

Von  VuJtur  fulvus  wurde  ein  Exemplar  des  zoologischen 
Museums  in  Würzburg  bei  Kloster  Heidenfeld  geschossen; 
ein  Pärchen  im  Jahre  1841  bei  Gubaeh  (Dtf  bner).  —  AguUa 
fidoa  ist  ans  versohiedenen  Orten  Frankens  bekannt  ge- 


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worden,  so  z.  B.  bei  Lohr,  Orb,  Gremsdorf.  —  A.  naevia^ 
in  Deutschland  sehr  selten,  wird  schon  von  Schöpf  aas 
dem  Hochstift  Wttrzbnrg  aufgeführt;  ist  nach  Jäekel  aach 
jetst  noehy  s.  B.  bei  Oebsattel  im  Tanbergebiel  geeohoseeft 
worden.  —  Boüaehs  aUbicttla;  das  zoologische  Mmenm  in 
Wttrzbnrg  besitzt  Exemplare  aus  verschiedenen  Orten  der 
dortigen  Umgebung,  z.  B.  von  WalelbUttelbrunn,  Gramschatzer 
Wald,  ein  besonders  grosses  Exemplar  wurde  zu.  Rechten- 
bach bei  Lohr  im  December  1852  erlegt  In  der  Mosel- 
gegend naeh  Sehftfer  sehr  selten.  — -  Pandim  haHiaeiaSy 
nicht  selten  am  Main  und  den  grösseren  Nebenflüssen.  Im 
Steigerwald  bei  Koppenwind  brütet  er  jährlich  (Kress). — 
Fäleo  peregrinuSy  an  verschiedenen  Orten  des  Gebietes  schon 
erlegt,  so  z.  B.  bei  Bothenbnrg  a.  d.  T«,  Windsheim,  Nen- 
*  Stadt  a.  d.  Ai8ch,*ete.  —  RaeMikn  wird  nicht  selten  «nf 
seinem  Zuge  im  Herbst  in  Vogeldohnen  gefangen  (Kress); 
geschossen  auch  im  Spessart,  bei  Aschaffenburg,  Orb, 
Schweinfurt  (Diezel).  —  F.  subbuieOf  in  der  Rhön  nnd 
Steigerwald  ziemlich  sdten;  meistens  beobachtet  im  Gram- 
Schätzer  Wald.  —  F.  islandieus,  hochnordisch  nnd  nnr  ab 
seltener  Gast  von  Jückel  angeführt.  —  F.iinnunculus.  — 
F,  vespertinnSy  Bewohner  des  östlichen  und  nordöstlichen 
Europa  nnd  zuweilen  auf  der  Wanderong  getroffen,  so  bei 
Mergentheim,  Offenbach.  —  Oireaäus  gaUicHSy  frfiher  Öfter 
in  der  Gegend  yon  Aschafienbnrg  nnd  im  Spessart  wahr- 
genommen, ist  er  in  den  „letztern  Jahren''  (Leib lein  1853) 
nicht  mehr  bemerkt  worden.  —  Buteo  vulgaris,  auch  von 
weisser  Färbung,  im  Revier  Koppenwind  des  Steigerwaldes 
(Kress).  —  B.lagcpu$j  in  Mänsejahren  nicht  selten  (Lei 
letn);  brütet  im  Revier  Ebrach  (Kress).  Femis  api- 
vort4Sy  den  Sommer  über  in  Wäldern,  in  deren  Nähe  viele 
Obstbäume  sich  betinden,  auch  zuweilen  an  Rabenhütten 
beobachtet  (Wttrzbnrg,.  Aschaffenbnrg,  Steigerwald,  Rothen- 
burg a.  d.  T.).  —  As^pidumbariua,  — •  A.  nisua.  —  Müohb 
regäUs^  horstet  in  der  Aschaffenbnrger  Gegend  nnd  in  den 
Revieren  des  Steigerwaldes  ziemlich  häufig.  Am  Weinfelder 
Maar  in  der  Eifel,  bei  wiederholtem  Besuch,  belebte  die 
Oede  nnd  Stille  ein  Milanenpaar,  welches  hoch  in  der  Lnft 
„langsanii  schön  nnd  schwimmend'*  seine  Kreise  zog.  — 


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65 

M.  mgetf  bei  WttTzbnig  nnr  seltOD  als  Sommeryogel,  öflerB 
bei  Asehafibnbiirg,  aber  nnr  in  der  Nähe  des  Mains,  weil 

er  über  das  Wasser  hin  zn  streichen  liebt,  ganz  nach  Art 
des  Fisehaars  (Diezel).  —  Circus  cyanens^  einzeln  bei 
Wttrzbnrg^  Aschaffenburgy  Bothenburg  a.  d.  T.  Im  Steiger- 
wald sehr  selten  (Kress).  —  (7.  ruf^s^  sehr  selten:  ein 
Exemplar  anf  der  Treibjagd  bei  Qerolzhofen  im  Winter 
geschossen  (Kress). 

Buho  maximus,  frUher  Standvogel  in  den  Felsenklüften 
der  Festung  Marienberg  bei  WUrzburg  und  auch  in  den 
Felsen  bei  Retzbach  und  Karlstadt.  Noeh  in  den  Jahren 
1840 — 50  sah  ieh  in  jedem  Sommer  jnnge  Thiere  anf  dem 
Markte  zu  Wttrzbnrg  zum  Verkaufe  ausgestellt.  Im  Innern 
des  .Spessart  und  der  Rhön  soll  der  Scliuhu  nicht  vor- 
kommeu,  sondern  zunächst  nur  in  den  die  Sinn  begrenzen- 
den Waldungen.  —  Oktafndgaris.  —  0.  braehyatuSj  in  MänscF- 
jahien  gegen  den  Herbst  hin  ziemlieh  hänfig.  —  Der  slld- 
enropäische  0.  scops,  äusserst  selten  auf  dem  Zuge  in  Unter- 
franken I D  i  e  z  e  1).  —  Strix  flamniea^  nicht  selten.  Das 
zoologische  Museum  in  Wtlrzburg  enthält  auch  Exemplare- 
mit  xiemlieh  dnnklem  Schleier;  andere  mit  fiist  ganz  choco- 
ladoiirbigem  Oefieder;  wieder  andere  ▼on  fast  weisser 
Färbung,  wie  Albinos.  —  S.  aluco.  —  S.  passerina.  —  S. 
pygmaea,  im  Jahre  1847  bei  Aschaffenburg  ein  Stück  er- 
legt (von  der  Muhle).  —  S.  dasypuSj  selten  im  Winter; 
Steigerwald  bei  Ebrach  (Kress).  —  S.  uluia^  am  Unter- 
main  bei  Offenbach  (Meyer);  bei  Frankfurt  (ROmer- 
Bflebner). 

IHcus  viridis.  —  F.  canus.  —  P.  martius,  Standvogel 
im  Spessart;  bei  Orb;  im  Steigerwald  nicht  selten  (Kress). 

P.  me^.  —  JP.  mediuSf  weniger  hftnfig.  —  P.  niinar, 
aaeh  nnr  einaeln.  —  P.  Mdadykts,  ein  Stttck  1819  bei 

Ebrach  im  Bteigerwäld  geschossen  (Kress).  Sollte  nicht 
der  dreizchige  Specht  in  der  Khön  und  im  Spessart  vor- 
kommen V  —  Yunx  torquata,  —  Cucuhis  canorus.  —  Alcedo 
üpida;  dieser  prächtige  Vogel,  aneh  bei  Bonn,  z.  B.  an  der 
Siegmflndnng,  im  Endenicher  Wäldchen,  hin  nnd  wieder 
zu  sehen,  besuchte  im  Sommer  1378  einen  Tümpel  (in  der 
Nähe  der  Schützenvilla),  der  von  grossen  Larven  des^Pe/o- 

T«rb.  4.  aal.  Ver.  Jahig.  XZXVXa.  4.  Folge,  vm.  Bd,  5 


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hates  fuscus  mmmelt,  eine  ganze  Zeit  lang,  um  auf  die 
Laryen  za  stoBSen.  Nach  Cornelias  bei  Elberfeld  nicht 
mehr  vorhanden.  —  Merops  apiaster,  am  Main  als  Selten- 
heit bei  Aschaffenburg  beobachtet,  hat  auch  bei  Randers- 
acker in  einzelnen  Paaren  gebrütet.  —  Upupa  ^ops,  allent- 
halben, doch  nirgends  häufig.  —  Caraeias  garruhj  auf  dem 
Strich  in*  der  Ebene  des  Mains;  dann  aach  anf  der  Rhön; 
im  Hassgebirge,  Steigerwald,  im  Tanberthal  bei  Rothen- 
burg, Mergentheim  u.a.  0.  Wurde  früher  wiederholt  indem 
Kottenforst  bei  Bonn  gesehen;  in  den  letzten  Jahren  nicht 
mehr  (Bertkan). 

Caprimulgus  europaeus,  bekannt  ans  dem  Gramschatzer 
Wald,  Gnttenberger  Wald ;  Spessart  nnd  Steigerwald.  Häufig 
in  der  Umgebung  Honn's.  —  Cypselus  mnrarius.  —  Hirundo 
rmtica.  —  II.  riparia^  am  Main  und  den  Nebenflüssen, 
nistet  z.  B.  nicht  selten  in  der  Aschaffenburger  Gegend,  bei 
Kitsingen  n.  a.  0.  in  Uferlöchem.  —  H.  urhica.  Alle  drei 
Sehwalbenarten  sind  aneh  bei  Bonn,  nach  Bertkan,  vor- 
handen. —  Certhia  famUiaris. 

Tichodroma  muraria.,  in  Unterfranken  noch  nicht  nach- 
gewiesen, wohl  aber  in  Mittelfranken:  Schioss  Kadolzbnrg; 
Mauern  der  Festung  Wttlzburg;  Stadtmauern  von  Nürn- 
berg. —  SUta  europaea,  —  Parus  major.  —  P.  aier,  — 
P.  palustris j  z.  B.  in  den  buschigen  Ghicis-Aiilagcn  bei  WUrz- 
burg.  —  P.  cyaneus^  nordöstlich,  in  Mittelfranken  bei  Nürn- 
berg (von  der  Mühle)  beobachtet,  noch  nicht  in  Unter- 
franken (Leiblein).  —  P,eaudalus,  —  P.  6iarmteif9y  nörd- 
lich und  (tetlieh,  wird  schon  von  ßehlen  im  Spessart  aa~ 
geführt,  soll  auch  nach  Jäekel  unweit  Orb  angetrofi'en 
worden  sein;  Römer-B Uchner  verzeichnet  die  Art  eben- 
falls^ aus  der  untern  Maingegend. 

Ahmäa  alpestris,  nordisch,  erscheint  sie  hin  und  wie- 
der auf  dem  Winterzuge  ;  steht  im  Verzeichnisse  Mnkischer 
Vögel  von  Schöp  f;  wurde  im  Februar  18:U  bei  Nürnberg  ge- 
fangen (von  der  Muhle);  im  Moselthal  bisweilen  (Sc  hafer). 
—  Ä.  arvensiSf  auch  weissliche  und  schwärzliehe  Abarten 
bei  Wttrzburg.  —  A.  crisMaf  ist  nach  Leiblein  seit  eini- 
gen Jahrzehnten  in  Franken  nicht  nur  von  Korden  her 
mehr  verbreitet,  sondern  auch  da  und  dort  Staudvogel 


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geworden:  Würzburg,  Fuss  des  Steigerwaldes,  Breitbach, 
Obersebwarzachy  Geroizhofen.  —  Ä,  arborecu  —  Ä-eaHandrOj 
im  Untermaiii  bei  Frankfart  wahrgenommen;  nooh  nicht 
in  ünterfrauken  und  der  Aschaffenburger  Gegend. 

Emheriza  nivalis^  nicht  selten  in  strengen  Wintern, 
z.  B.  1829  und  1845.  —  E.  lapponica^  nach  Römer- Büchner 
als  Seltenheit  bei  Frankfart  beobachtet  —  E,  miiana^  im 
Tanberthal  bei  Mergentheim;  im  Ochsenfnrther  Gan;  im 
Spessart  (Behlen);  auf  Wiesen  bei  Kirchschünbach  im 
Steigerwald  (Kress);  bei  Kitzingen.  —  E.  citrinella.  — 
E.  cirlm,  als  Zugvogel  hin  und  wieder  z.  B.  im  Spessart 
(Behlen).  —  E,e%a^  ein  südlicher  Vogel;  im  Spessart  nnd 
Steigerwald  bei  Aschach  in  einem  einzigen  Exemplar  ge- 
sehen worden  (Kress);  in  den  Weinbergen  von  Steeg  bei 
Baclierach  gegen  den  Herbst  hin  zu  Hunderten  (Bartels);  • 
im  Moselthai  selten  (Schäfer).  —  K  kortulana,  ebenfalls 
dem  mittleren  nnd  südlichen  £aropa  angehörig,  ist  schon 
auf  dem  Znge,  z.  B.  im  Spessart  (Behlen),  bemerkt  wor- 
deiL  —  E.  8choeniclu$, 

Fringilla  coelebs.  —  F.  montifringilla^  war  in  den  Jahren 
1818  und  1819  bei  Rossbach  im  Khöngebirge  so  häufig, 
dass  anf  2  Schüsse  50  Stück  erlegt  werden  konnten  und 
sie  beim  Auffing  förmlich  die  Luft  yerdnnkelten.  Winkell 
nh  eine  Schaar  beim  Fortznge,  welche  über  eine  halbe 
Stunde  sich  ausdehnte.  Bei  Bonn  in  kalten  Wintern  ein 
regelmässiger  Gast  (Bertkau).  —  F.  nivalis,  soll  nach 
Diezel  bisweilen  in  schneereichen  nnd  kalten  Wintern  in 
Unterfranken  vorgekommen  sein.  —  JP.  eardudis.  —  F. 
ipidm,  —  F,  linairia.  —  F,  fhinrostria,  hoehnordisch,  zu- 
weilen im  Winter  auf  dem  Zuge,  die  Stoppelfelder  be- 
suchend. —  F.  serinus,  bei  Aschaffenburg  nicht  selten,  brü- 
tet auch  dort,  „scheint  überhaupt  in  der  neueren  Zeit  mehr 
nach  Franken  einzuwandern  und  da  sich  zu  yerbreiten^^ 
"  F,  pyrrhuhj  zuweilen  truppweise  in  den  buschigen 
Glacisanlagen  bei  Würzburg;  ein  gewöhnlicher  BrUtvogel 
bei  Aschaä'enburg;  ebenso  in  verschiedenen  Theilen  des 
Steigerwaides.  —  Passer  domestimis,  —  P.  montanus,  — 
P.  jietroiMf»,  im  Tanberthal  bei  Mergentheim;  im  Ochsen- 
ihrther  Gau,  wo  man  schon  Schaaren  zu  etlichen  Hunder- 


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68 


ten  sah;  bei  Aschaffenburg,  —  Loxia  ddoris,  —  L.  cocco- 
ihraustes,  brütend  im  Steigerwald,  Rothenburg  a.  d.  T.  und 
anderen  Orten  beobaebtet.  —  X.  emicleaior^  selten  bemerkt 
von  Diezel,  Mergentbeim  1883.  —  L.  eurviros^,  im 

Steigerwald  nicht  selten  auf  dem  Strich  in  kleinen  Zügen, 
in  Beständen  mit  Nadelholz  gemischt  (Kress).  —  L.  pityo- 
psiitacuSf  in  ebenen  und  gebirgigen  Nadelbolzwaidungen 
(Diezel). 

Museieapa  tuäwm^  Zngyogel  in  der  O^nd  von 
WflTsbnrg^  AsebaffSenburg,  Rothenburg  a.  d.  T.,  Bnrgbern- 

heim,  im  Aischgrunde  etc.  —  M,  eollaris^  ziemlich  häufiger 
Zugvogel  den  Sommer  Uber  im  Steigerwald  und  Spessart. 
Aus  dem  Kahlgruude  erhielt  Prof.  Döbner  ein  bis  auf 
die  Sehwungfedem  der  erstem  Ordnung  und  Sehwanz  gans 
•  weisses  Exemplar.  —  üf.  grisokt,  —  Jf.  parva,  einer  der 
seltensten  Vögel  Frankens,  wurde  im  Mai  1856  von  Kress 
als  Brutvogel  in  den  Buchen licstlinden  dQ3  Stcigerwaldes 
bei  Ebrach  beobachtet.  —  Bonibycilla  garnda^  in  grösserer 
Menge  erschienen  in  den  Wintern  1821/22,  1828/29,  lS34/35> 
1844/45  und  1847/48.  Auf  dem  Vietualienmarkt  in  Würz- 
bürg  sab  man  den  Vogel  alsdann  nieht  selten  mit  Drosseln 
zum  Verkaufe  ausgestellt  (Leibiein).  —  Lantus  collurio. 

—  L.  ruficeps.  —  L,  minor,  seltener  als  die  vorigen  Arten. 

—  Xf.  excuhitor, 

Motadlla  alba.  ~  M.  sulphurea^  bei  Asehaffenburcp 
ziemlieb  häufig  am  Main  (Döbner);  flberwintert  im  Steiger- 
wald bei  Ebraeh  in  nieht  zu  kalten  Wintern  (Kress).  — 
M.  flava.  —  Anthits  campesiris^  alleiitlKilheii,  wenn  auch 
nicht  häufig.  —  A.  arhoreuSy  brütet  nicht  selten  aufschlagen 
des  Steigerwaldes  (Kress).  —  A,  ayrestis,  zuweilen  auf 
der  Wanderung  im  Herbst,  sowie  im  Frühjahr  auf  dem 
Rttekzug:  Asehaffenburg,  Steigerwald,  Aischgrund.  —  A. 
pratensis,  hier  und  da';  nistet  häufig  im  RhOngebirge,  z.  Bw 
auf  dera  Krcii/Jjerjj; ;  auch  im  Spessart,  Steigerwald  ziem- 
lich häutig.  —  Syhia  nwdularis.  —  S.  sylvicola  Lath.  — 
S.  trochilus.  —  S,  rufa.  —  Ä  cinerea,  —  f^.  curruea.» — 
S.  nmriaf  naeh  Jäekel  an  den  Ufern  des  Mains,  unter- 
halb Wflrzburg.  —  Ä  atrieapüla.  —  8.  hartensis.  —  8,  cori- 
eeUj  hier  und  da  auf  dem  Zuge  im  Herbst  und  Frühliug 


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69 

m  Snmpfstelleii,  welehe  mit  Seggensehilf  and  Weides- 
gestrtipp  bewachsen  sind,  z.  B.  im  Ochsenfarther  Gau;  auch 
bei  Mergentheim  soll  er  nicht  selten  getroffen  werden.  — 
8.  luscitnuy  fehlt  in  der  Rhön;  auch  im  Steigervvald  nur 
auf  dem  Zöge  sichtbar,  brütet  dort  nieht  (Kress);  häafig 
bei  Ochsenfnrfthi  Wttabnrg,  Aschaffenburg.  Auch  wohl  an 
Tiefen  Stellen  des  Rheinp;ebietes:  ich  hörte  sie  z.  B.  bei 
Bingen,  Kreuznach.  Bei  Bouu  schlägt  die  Nachtigall  aus 
Gärten  und  Büschen,  wird  aber  weiter  abwärts  am  Nieder- 
rbein,  wo  das  Klima  rauh  nnd  feuohtkalt  ist,  so  z.  B.  bei 
Hberfeldnach  Cornelias  eine  Seltenheit  —  S.phthmdOf 
mehr  im  stldlichen  Europa  zu  Hause,  nur  hin  und  wieder 
als  seltener  Vogel  auch  im  Maiugebiet,  so  z.  B.  bei  Wttrz- 
burg  und  Bamberg.  —  S.  rubectila,  —  S.  suecica,  bei  Hei- 
dingsfeld-  auf  den  mit  Weidengestrttpp  bedeckten  Main- 
inaeln  nidbt  selten;  im  Steigerwald  selten  und  nnr  anf  .dem 
Zug.  —  5.  phoenicurus,  S.  tühys,  —  Saxkola  oetianthe, 
—  S.  rubetra,  —  S.  mhicola.  —  Regulus  cristaius.  —  R 
ignicapülus.  —  Ctnditöa(jfiia/tc^,  Standvogel,  jedoch  selten: 
RbOn,  Sfiesaart,  Steigerwaid,  Boihenbmrg  a^  d.  T.  Findet 
sieh  naeh  Bertkan  auch  in  der  Eifel. 

Iktrdus  tnerülay  ein  ganz  weisses  Exemplar  im  zoo- 
logischen Museum  in  Würzburg.  —  2\  torquatuSj  einzeln 
auf  dem  Zage  im  Main-  und  Tauberthal;  im  llerbstzug 
sieht  selten  anf  der  £h<^n:  Krenzberg,  Dammersfeld;  ebenso 
im  Steigerwald.  —  T.ptZdm,  manchmal  hänfig;  eine  weisse 
Varietät  bei  Rothenburg  a.  d.  T.  vorgekommen.  —  T.  visd-  ^ 
tforus,  in  den  Hochwaldungcn  des  Spessart,  der  Hassberge, 
des  Steigerwaldes;  im  Winter  auch  in  die  Thalsohle  und 
Ebenen  herabstreifend.  —  T.  üiaeus,  —  T.  musieus,  ^  T. 
saxaHKs^  brütet  nach  Jftekel  am  Finnberg  bei  Aschaffen- 
hoTg.  Im  wannen  Rheinthal  bei  Ehrenbreitstein  ist  die 
Steindrossel  längst  eiiii,^'l»iirgert;  Sie  nistet  aber  auch  bei 
Mayen  in  Felsen,  die  früher  viel  Weinbau  hatten  (Bartels); 
nistet  beinahe  alljährlich  an  Felsen  des  Moselthaies  (Zeit- 
ler). —  Noch  bemerkenswerther  ist  aber,  dass  bei  Trier 
anf  der  linken  Moselseite  schon  einigemal  nach  Besselich 
die  Bhmmerle,  T.  ci/antus,  genistet  hat. 

Stumm  mdgaris.  —  Fastor  roseua,  verfliegt  sich  zu- 


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9 


70 

weilen  aas  dem  sttdöstliehen  Europa  anoh  in  die  Main- 

gegeiulen.  —  Oriolus  galhida.  —  Garrnlus  glandarius.  — 
Niwifraga  caryocatactes,  in  manchen  Jahren  als  Zug-  und 
Strichvogel  erscheinend,  z.  B.  1844  in  der  iUiOn  UDd  im 
Spessart,  viele  wieder  im  Jahre  1860.  Alle,  auch  aas  dem 
Steigerwald  and  der  Gegend  von  Orosslangheim  einge- 
lieferten, „waren  langschnäbelii^e  Formen^*  (L e  i  b  1  e  i  n).  — 
Tica  caudata.  —  Corvtcs  monedula.  —  C.  corax y  paarweise 
hier  und  da,  nistete  z.  B.  auch  auf  dem  Schenkenthurm 
bei  Wttrzborg,  wird  aber  als  der  niederen  Jagd  schädlieh 
nicht  gedaldet.  In  den  fünfziger  Jahren  sah  man  einen 
gezähmten,  sehr  verständigen  Vogel  dieser  Art  auf  dem 
Markte  in  Würzburi;  sich  herumtreiben,  der  allgemeinen 
Schatz  genoss  und  unter  dem  Namen  „Polizei-Krak"  be- 
kannt war,  da  er  Nachts  im  Polizeihof  seine  Schlafstätte 
hatte.  Oegen  Angriffe  von  Strassenhnnden  wasste  er  sich 
sehr  gut  zu  wehren.  —  C.  corone.  —  G.  comix,  einzeln; 
im  Steigerwald  hat  man  sie  mitunter  brtlteud  getrotfen.  — 
0./rM^'fe^,  im  Allgemeinen  nicht  häufig,  doch  manchmal 
in  grosseren  Schaaren,  z.  B.  im  Herbst  1844  in  der  Gegend 
von  Windsheim;  hat  anch  schon  in  der  Gemarkung  zwischen 
Main])ernheim  und  Marktsteft,  Ebrach,  Gerolzhofen  genistet 
(Kress). 

Colutnba  pahmbuSf  im  Steigerwald,  Spessart,  besonders 
dort,  wo  viel  Haidekomgebaat  wird  (Böhlen).  —  Coenas. 
—  0,  livia^  kommt  wohl  in  Franken  als  wirklieh  wilde 

Taube  auf  dem  Zuge  nicht  vor,  sondern  die  an  Thürmen, 
Kirchen  und  Ruinen  hier  und  da  sich  aufhaltenden  und 
daselbst  nistenden  sind  nnr  verwilderte  blaue  Schlagtauben 
(Leiblein).  —  C.  UirtuTj  brtttet  z.  B.  bei  Aschaffenbarg, 
im  Steigerwald,  Aischgrund  n.  a.  0. 

Ferdix  cinerea,  hänfij^  und  oft  ketteiiweise  auf  den 
Feldmarkungen,  seltener  wo  grosse  Fluren  tVhlen.  z.B.  im 
Steigerwald;  in  harten  Wintern  z.  B.  1829  und  1844/45 
kamen  sie  aach  in  die  Dörfer  aaf  Miststfttten  and  Dang- 
haafen.  —  Ootumix  äactyltsonans^  ziemlich  im  ganzen  Ge- 
biet, wo  es  fruchtbare  Getreidefelder  und  ^rasreiche  Wiesen 
gibti  seltener  im  Steigerwald  und  in  der  Rhön.  —  Lagopus 
älpinuSf  im  Winter  1847  bei  vielem  Schnee  in  einem  Gar* 


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\ 

71 

ten  des  Dorfes  Steinach  unweit  fiothenbarg  a.  d,  T.  zwei 
Tage  lang  beobachtet.  —  Teirao  urogattus^  Standvogel  in 
ißn  Waldnngen  des  Spessart,  derRh()n,  des  Steigerwaides. 

—  21  teirix^  seltener  im  nördlichen  Bereich  des  Spessart, 
auf  der  Khön,  im  Steij^erwald,  Neustadt  a.  d.  Aiscb,  Markt 
Einersheim.  y,Von  dem  T.  medius  ist  kein  Fall  in  Franken 
bekannt  geworden'' (Leib lein).  —  T.  donosui,.  kam  zu  An- 
£uig  der  zwanziger  Jahre  hftnfiger  in  der  Rhön  vor  als 
das  Birkbuhn,  scheint  aber  nach  und  nach  zu  verschwinden 
(Winke  11).  Aus  dem  Steigerwald  wird  es  von  K res s  aus 
dem  Jahre  1854  ebenfalls  nicht  mehr  erwähnt.  In  den 
Waldungen  der  Eifel  leben,  nach  Schäfer,  und  nisten  T. 
urogaüuSf  T.  tetrix  und  T.  htmoM. 

Otis  tarda,  in  strenj^en  Wintern  einzeln  oder  paar- 
weise im  Ochsenfurtber  Gau,  bei  Tbüngersbeini,  Mergent- 
beim,  Windsheim,  Gollachostbeim;  bei  Kloster  Ebrach  wurden 
1826  sieben  Stück  sichtbar,  auch  bei  Aschaffenbnrg  kommen 
zuweilen  ganze  Zttge  Tor, '  so  z.  B.  im  Januar  1850.  Wäh- 
re ud  des  letzten  harten  Winters  1879/80  erschien  in  der 
niederrbeinischen  Ebene  die  «grosse  Trappe  im  December 
und  Januar,  einzeln  oder  truppweise,  bis  6  Stück,  an  den 
yerschiedensten  Punkten:  Bonn,  Herford,  Düsseldorf, 
0.  teirax,  bei  Frankfurt  auf  dem  Herbstzug  beobachtet 
(Bömer-Büchner);  weiter  aufwärts  wohl  sehr  selten,  bei 
Windsheim  z.  B.  wurde  um  Weihnachten  1848  ein  Weib- 
chen geschossen. 

Qlareoia  iarquaia^  welches  auf  dem  Zuge  an  den  U&m 
des  Rheins  jeweilen  getroffen  wird,  vermuthet  Leiblein 
in  der  unteren  ^laingegeud.  —  Cursorius  isahellinuSj  dürfte 
ebenfalls  in  der  letztgenannten  Oertlichkeit  auttreten,  da 
er  in  der  Umgebung  von  Heidelberg  1847,  in  den  Furchen 
der  Felder  herumlaufend^  wochenlang  beobachtet  wurde.  — 
Oedienemus  erepitans,  selten  und  einsam  in  sandigen  Gegen- 
den am  Main,  auch  an  der  Tauber  bei  Mergentheim.  — 
Charadrtus  pluvialis.  —  Cli.  monneUus.  —  Ch.  hiaticuluj 
eigentlich  dem  sandigen  Meeresstrand  angehörend,  in  Fran- 
ken als  Zugvogel.  —  Ch.  minor.  —  CLalbifrans.  —  Vanel- 
Ims  erisiaius,  nicht  selten,  z.  B.  bei  Grosslangheim,  Volkach, 
im  Steigerwald  bei  Breitbach,  Siegendorf,  Aschbach;  im 


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72 


Spessart  und  anderwärts  auf  sumpfigen  Wiesgrtinden  mit 
Riedgräsern;  r»fters  mit  geschossenen  Amseln,  Weindrosseln 
Staaren  u.  dgl.  als  Halbvögel  auf  den  Markt  in  Wttrzbaig 
gebracht  —  Sir^mku  eoUaria,  selten  auf  dem  Zuge  ans 
nördlicben  Ländern  ins  stldliehe  Europa.  —  Haematopus 
ostrdlegus,  ebenfalls  sehr  selten  als  Strichvogel,  z.  B.  1832 
bei  Mtthlbacli  oberhalb  KLarlstadt.  —  HitnatUapus  rußpeSj 
sehr  selten.  —  F$Uiea  atra^  z.  B.  in  dem  jetzt  Tersehwnn- 
denen  Stadtgraben  vor  dem  Pleichacher  Thor  bei  Wttnt- 
burg;  auf  den  Seen  im  Hofgarten  von  VeitsbOchheim.  — 
Gallinula  chloroptis,  kam  ebenfalls  im  Würzburger  Stadt- 
graben vor.  —  Crex pygniaea^  seltener  Zugvogel.  —  BaUus 
aquaiieus.  —  S.  parzana,  im  Ochsenfurther  nnd  Sehwein- 
fiirther  Gau  zuweilen  h&afig;  aneh  im  Steigerwald.  — 
jR.  minutus. 

Scolopax  rusticola,  auf  der  Rhön  und  im  Steigerwald 
zuweilen  brUteni.  —  S.  major,  seltener  als  vorige.  —  & 
gätUnagOy  trappweise;  auch  im  Steigerwald  .  nioht  selten 
an  Teiehrändem  nnd  auf  sompfigen  Wiesen  brütend  (Eres  s). 

—  S.  gaXlinula,  seltener.  —  Limosa  rufa,  selten  auf  dem 
Herbstzug  in  den  Maingegenden.  —  L.  melanura,  selten; 
ein  Exemplar  des  zoologischen  Museums  in  Wlirzburg;  ein 
anderes  erhielt  P/of.  Dr.  Döbner  aus  der  Gegend  Ton 
Aschaffenburg.  —  Tringa  subarguaia,  hier  und  da  am  Main. 

—  T.  variahilis.  —  T.  piisilla.  —  T,  mimäa,  selten.  —  T, 
cinerea,  zuweilen  im  Herbst  (Jäckel).  —  T.  hypoleuca.  — 
Machetes  pugnax,  selten  auf  dem  Zuge  im  Herbst  und  Früh- 
jahr. —  CMidris  areiMria.  —  Takmus  ^glaUis,  —  T,  ochro- 
pus*  —  T,  stagnatüis.  —  T.  caUdris.  —  2*.  fuscus^  hier 
und  da  truppweise.  —  Phalaropus  cinereus,  in  den  Main«- 
geilenden  sehr  selten  (Jäckel).  —  Numaiius  arquatus, 
selten.  —  N,  pJiaeopus,  noch  seltener.  —  Bccurvirostra 
avoceUa,  in  der  unteren  Maingegend  bei  Oftenbaeh  vor  lan- 
ger Zeit,  August  1811,  ein  altes  Weibehen  erlegt  (Meyer).  — 
Ihis  fdlcifiellus,  ein  im  zoologischen  Museum  zu  Wörzburg 
belindliches  Exemplar  stammt  von  Bimbach  am  Fusse  des 
Steigerwuldcs ;  auch  am  Main  bei  Aschaffenburg  wurde 
sehen  ein  Stttek  geschossen  und  ist  in  der  Sammlung  der 
dortigen  Forstlehranstalt  aufgestellt 


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73 

I 

Ardea  emereOf  Standvogel  längs  des  Mains  nnd  der 
grftoseren  Nebenflttsse.  Im  Steigerwald  bei  Kloster  Ebraoh 

und  Koppeuwind  war  früher  eine  grosse  Reihercolonie  in 
einem  Bestand  von  alten  Eichen.  Durch  Abtrieb  derselben 
and  Trockenlegung  eines  grossen  Weihers  bei  Gerolzhofen, 
den  die  Beiber  tilglieb  besaebten,  yersehwanden  die  Vögel 
(Kress).  —  Ä^purpured,  seltener  Wandervogel;  beobachtet 
«.  B.  bei  Kitzingen;  auch  iui  Jahre  1848  im  Schlossgarten 
zn  Aschbaeh.  —  A,  alba^  auch  nur  als  Seltenheit  aus  dem 
sädöstlicben  £aropa  in  Franken.  —  A,  garjsetta^  ebenfalls 
eine  selteneErscbeinong  in  unserem  Gebiete.  —  Ä.raUoide8f 
selten;  bemerkt  an  der  Sinn  bei  Gemflnden;  Aschaffenbnrg; 
Neiibrif  im  Steigerwald.  —  A.stellaris^  hier  und  da:  Steiger- 
wald, Rothenburg  a.  d.  T.,  Neustadt  a.  d.  Aisch.  —  A.minida^ 
einzeln  in  der  Umgegend  von  Wtlrzbarg;  im  öteigerwald 
bei  Mdnebherrendorf. 

Qrui  emerea,  dnrebziebt  im  November  nnd  März  aneb 
unsere  Gegenden.  Im  kalten  Winter  1740  kamen  viele 
Kraniche  vor;  1832  wurden  bei  Schvveinfurt  grosse  Heerden 
beobachtet;  zu  Ascbbach  im  Steigerwald  wurde  ein  Exem- 
plar 1845  gesdiossen;  Ende  März  1853  ein  anderes  nnter 
Knristadt  bei  Ensenbeim  erlegt;  zn  gleieber  Zeit  wnrde 
iuith  eine  ganze  Heerde  in  der  Nähe  von  Franmiersbacb 
getroffen.  —  Ciconia  alba,  nistet  nicht  in  der  nächsten  Um- 
gebung von  Wttrzburg,  wobl  al)er  häufig  bei  Aschaffenburg; 
1848  fand  sieb  ein  Paar  anf  der  Bbön  ein  und  bante  auf 
einem  alten  Tbnrm  bei  Kissingen;  ein  Paar  nistet  aneb 
in  Hammelburg,  wo  es  bei  dem  grossen  Brande  1854,  wo 
die  Flammen  fast  das  Nest  erreichten,  dennoch  diesen  Auf- 
entbalt  nicht  auigab.  Im  Steigerwald  brütet  der  weisse 
Storch  jäbrlieb  an  yersebiedenen  Orten;  aneb  in  Winds* 
beim,  Markt  Ippesbeim,  Rothenburg  a.  d.  T.  —  C,  nigra, 
selten  anf  dem  Zuge;  ein  Exemplar  des  zoologischen  Museums 
in  Wiirzhurg  stammt  aus  Franken,  wahrscheinlich  Schall- 
feld im  Steigerwald;  ein  StUck  wurde  im  August  1848  bei 
Nenbof  im  Steigerwald  gesehossen;  £nde  Angnst  1850 
seigten  sieh  drei  Exemplare  zn  Wenignenstadt  bei  Aschaffen- 
bnrg, wovon  ein  Exemplar  in  der  Sammlung  der  dortigen 
Forstlehranstalt  sich  befindet  —  Flaialea  leucorodia,  sehr 


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74 


selten;  am  untern  Main  1807  zwei  Exemplare  sichtbar 
(Meyer).  —  Fhoemecpterua  antiqmrum;  toh  dem  aus  27 
Stttck  beBtehenden  Trupp,  welcher  im  heissen  Sommer 

1811  sich  in  deutsehe  Gebenden  verflogen  hat,  sah  man  im 
Juni  eine  Anzahl  ül)er  Hamberg  ziehen  (Meyer);  in  dem- 
selben Jahr  wurde  ein  janger  Flamingo  an  der  baale,  in 
der  Nähe  von  Kissingen  geschossen  (Jäckel).  —  Carba 
eorfnaranus;  das  zoologische  Museum  in  WUrzhnrg  besitzt 
Exemplare,  die  belHassfart  und  Ochsenfiirt  erlegt  wurden; 
auch  schon  bei  Aschaffenburg  getroffen,  z.  B.  im  Winter 
.1844/4r>. 

Anser  einer eus,  —  A.  segetum  —  A,  älbifrons,  Tauber- 
thal  bei  Mergentheim  (Landbeck).  —  Ä,  iarqwUus.  — 
leueopsisj  einzelne  Stttcke  am  Untermain  (J&ckel).  — 
Oygnus  nmsietia,  in  strengen  Wintern  einzeln  am  Matn, 

z.  B.  in  den  Jahren  1809,  1822;  bei  Zell  Uber  Würzbur«- 
1829/30  und  1845;  im  Frühjahr  1848  auf  der  Saale  bei 
Neustadt;  Anfang  März  1855  in  der  Gegend  von  Werneck 
ein  ansehnlicher  Flug  von  etwa  12  Stücken.  Aelteren  Nach- 
richten zufolge  waren  in  den  besonders  kalten  Wintern  1709 
und  1740  bei  Markstefft  und  Uffenheim  ganze  Schwärme 
des  Singschwanes  bemerkbar.  —  Anas  hoschas;  die  Zahl 
der  wilden  Ente  hat  auch  im  Maiugebiet  seit  40  bis  50 
Jaluren  beträchtlich  abgenommen,  in  Folge  der  Trocken- 
legung vieler  Sumpfgewässer  und  grösserer  Seen.  —  A. 
ereeea.  —  Ä.  querqueäuUL  —  Ä.8trepera.  —  A,  pendope. — 
A.  acuta.  —  A.  clypcata.  —  A.  tadorna ;  die  letzten  zwei 
Arten  sehr  vereinzelt.  —  Ebenso  selten  sind  A.  rutila^  A, 
dangula,  A.  marila^  A.  fertnoy  A.  cristata,  A.  rufina^ 
nigra.  —  A.  fusca,  auf  dem  Striche  fast  jeden  Winter  von 
December  bis  Februar  hier  und  da  auf  dem  Main.  — 
A.  glaeialiSy  sehr  selten;  ebenso  ^.  ^ts^rumtca.  —  A,indUis^ 
sima,  in  der  untern  Maingegend  vor  lanp^er  Zeit,  November 
1804  von  Meyer  bei  Ofl'enbach  beobachtet;  1834  ein 
Exemplar  in  Mittellranken,  bei  DUrrnfarmbach ;  26  Jahre 
früher  sollen  an  derselben  Stelle  zwei  Stttck  geschossen 
worden  sein  (Jäckel).  —  Mergus  merganser,  fast  jeden 
T^nter  am  Main,  im  Jahre  1848  häufig  in  Franken  Uber- 
haupt. —  M.  Sen  ator y  ebenfalls  nicht  selten.  —  M,  alhdlus^ 


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75 

in  kilteren  Wintern.  —  Stema  hmmdo,  als  Zugvogel  niebt 

selten  am  Main  im  Sonmier,  besonders  an  seichten  Stellen 
mit  sandigen  und  kiesigen  Bänken.  —  P.  mimäay  seltener. 

—  S.  nigra,  nicht  selten.  —  5^.  caspia^  von  Schöpf  1802 
im  Verzeiehniss  fränkischer  Vögel  angefahrt. 

LarusmarinuSf  sehr  selten  (Meyer  nnd  Wolf ,  Jäckel). 

—  2/.  eanuSf  wird  nicht  selten  am  Main  getroffen;  in  manchen 
Jahren,  1801,  1809,  1810,  sollen  sie  am  Main  überall  be- 
obachtet worden  sein.  —  L.  argcntatus,  zuweilen  am  Unter- 
main.  —  L.  fuscus,  einzeln  zur  iStricbzeit  im  Spätjahr,  im 
Mai  1801  Hess  sich  ein  ganz  grosser  Trupp  bei  üanan 
nieder  (Römer-Bttchner);  das  zoologische  Mnsenm  in 
Wlirsborg  besitzt  ein  Exemplar,  geschossen  bei  Zeltingen 
nach  vorausgegangener  sehr  stürmischer  Witterung;  im 
Spätherbst  1850  ein  Stück  bei  Neustadt  a.  d.  Aisch  er- 
legL  —  L,  tr^dactylus,  —  L,  ridilnmdus.  —  Lestris  caJtair^ 
rkaäeSf  im  Katalog  der  älteren  Blank'schen  Sammlung  in 
Wfirzborg  zwei  Exemplare  aufgeführt,  wovon  das  eine,  ein 
Männchen,  bei  Ebrach,  das  andere,  ein  Weibchen,  bei  Hass- 
fnrt  geschossen  sein  soll  (Leib lein).  —  L.pomarina,  1835 
bei  Wttrzburg  ein  Exemplar.  —  L,parasUa^  1849  ein  Exem- 
plar bei  Rothenburg  a.  d.  T.;  1842  ein  Exemplar  bei  Schein- 
feld. —  eephuSy  1882  bei  Anb  ein  Stttok  geschossen.  — 
Procellaria  cinerea^  1834  ein  Exemphir  bei  Karlstadt  am 
Main.  —  P.  pclagica,  ebenfalls  durch  Stlirme  schon  in  die 
MaiDgegend  yerschlagen;  bei  Aschaffenbnrg  schon  lebend 
gefangen. 

Fodiceps  crisiaius.  —  P.  ruMeoUiSf  seltener.  —  P.  au- 
rUus,  zuweilen  im  Main.  —  P.  eomutus,  hier  und  da.  — 
P.  arcfieusy  im  Winter  1829/80  bei  Rothenburg  a.  d.  T.  ein 
Stttck  lebend  gefangen.  —  P.  minor.  —  Colymhus  septm- 
trioftalis;  die  bis  jetzt  in  die  Maingegenden  streichenden 
Vögel  waren  immer  nur  junge  Thiere;  das  gleiche  gilt  von 
C  gHaeialis.  —  C.  arcHeus^  ein  Exemplar  des  zoologischen 
Museums  in  Wttrzburg  auf  dem  Main  bei  Hassfurt  erlegt; 
bei  Rothenburg  a.  d.  T.  im  Winter  1829/3U  ein  Stück  lebend 
gefangen.  —  C.  hcUticus,  im  Winter  1849  bei  Aschaffenburg 
ein  altes  Exemplar  geschossen  (Döbner).  —  üria  troUe^ 


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76 


als  yerirrter  Vogel  1804  im  Janaar  bei  Sttdwestwind  auf 
\  dem  Main  getroffen  (Meyer). 

3.  Beptilien. 

Znr  EenntDMs  der  ReptiUen  der  mittelrbeiniflchen  Gegend 
irngen  bei  C.  Heyden,  Kirschbaam  and  Noll,  üeber  jene 
der  Rbdn,  des  Mun-  und  Taubergebietea  gab  ieb  einige  Anfklarangen, 
die  hier  venroUei&ndigt  werden. 

Lacerta  agilis^)  ist  mir  in  der  eigentlichen  Rh9n 
während  der  Monate  August  und  September  nicht  aufge- 
stosfien,  wohl  aber  in  den  Verbergen,  z.  B.  an  Weinbergs- 
lagen bei  Kissingen,  anf  sonnigen,  yon  Haidekrant  flber^ 
zogenen  Waldblössen;  femer  bei  Wächterswinkel.  Aensse- 
rungen  der  Bewohner  des  am  Fasse  der  Milseburg  liegenden 
Dorfes  Klcinsassen  deuten  darauf  hin,  dass  im  Frllbjabr 
doch  auch  an  wärmeren  Stellen  der  eigentlichen  Rhön  die 
Art  nicht  fehlt.  Im  Mainthal  findet  sich  das  Thier  allge- 
meiner, besonders  zahlreich  anf  sandigem  Boden;  zieht  sich 
auch  in  die  Thäler  des  Odenwaldes  und  Spessarts  strecken- 
weise hinein,  so  bei  Lohr,  Miltenberg,  Amorbach.  Im  Rhein-  ; 
thal  weit  verbreitet;  geht  auch  in  die  Eifel,  wo  ich  die 
Art  bei  Gerolstein,  Bertrich,  Altenahr,  am  Laacher  See  an- 
traf, üeberall  nnr  von  gewöhnlicher  Färbung.  Das  Männ- 
cheu   individuell  mitunter  sehr  UbergrUnt.    Die  Jungen  j 
(L.  argus)  treten  den  Rlickzug  im  Herbst  später  an  als  die  | 
Alten  und  lassen  sich  daher  noch  zu  einer  Zeit  treffen,  in  [ 
welcher  die  alten  Thiere  nicht  mehr  sichtbar  sind.  ^)  — 
Die  als  L,  er^hranaim  unterschiedene  rothrttekige  Form 
mnss  doch  sehr  selten  sein :  ich  habe  sie  in  den  genannten 
Gegenden  nirgends  wahrgenommen.  —  L.vivipara^)  ist  in 
der  Rhön  nacli  meiner  Erfahrung  häufiger  als  L.  agilisi 
schon  bei  Kissingen  nicht  selten  in  westwärts  gekehrten,  > 
schattigen  Abhängen,  sammelte  ich  femer  eine  ganze  An- 
zahl am  Kreuzberg,  an  der  Milseburg,  Stellberg,  Wadberg;  ^ 
zum  Theil  unter  Baumrinde  oder  Steinen.  Die  erwachsenen 
Männchen  besassen  einen  prächtig  gelben  Bauch  und  waren  • 
anch  sonst  Ton  sehr  lebhafter  Färbung.  Am  Dreistelz  luttte 
ich  schon  frflher  die  Var.  nigra  an  sehr  feuchtem  Platze  I 
erbeutet.  Im  Mainthal  ist  mir  die  Art  nirgends  im  Bereiche  ' 


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/ 


77 

des  Weinbaues  zu  Gesicht  gekommen,  wohl  aber  in  den 
waldigeB,  das  Mainthal  begrenzenden  Bergen,  so  z.  B.  im 
Spessart  bei  Lohr.  Aneh  bei  Amorbaeh  im  Odenwalde 

glaube  ich  in  der  Nftbe  des  Wassers  die  Species  gesehen 
zu  haben,  ohne  des  Tlüeres  habhaft  geworden  zn  sein. 
Nach  neueren  Beobachtungen  Anderer  kommt  unsere  Ei- 
deehse  aneh  in  der  Ebene  des  Untermains,  bei  Frankfurt 
und  Offenbaeh  auf  sumpfigen  Strecken  vor.  Dass  ich  L. 
vivipara  in  dem  waldigen  Höhenzug,  welcher  die  Wasser- 
scheide zwischen  der  Tauber,  Wörnitz  und  AltinUhl  bildet 
—  Fraukenhühe  —  häufig  beobachtet  habe,  wurde  ander- 
wärts schon  berichtet.  Auch  hier  am  [b^iederrbein  fehlt  die 
Ali  nicht:  ich  fing  sie  im  Kottenforst  bei  Bonn;  Bertkan 
an  sumpfiger  Stelle  des  Vennsberges.  (Ein  im  Sommer 
1878  unmittelbar  am  nördlichen  Saume  der  Stadt  Bonn  auf- 
gegriffenes Stück  mag  wohl  nur  durch  Zufall  verschleppt 
gewesen  sein.)  Die  Art  gehört  ferner  der  Eifel  an:  ich 
fand  ein  Exemplar  bei  Gerolstein;  ein  zweites  hatte  mir 
seiner  Zeit  der  Botaniker  Gustav  Becker  Ton  Montjoie 
mitgebraeht.  Am  Laacher  See  (hige^^en  habe  ich  verf^eblich 
an  Plätzen,  wo  die  Eidechse  hätte  sein  können,  darnach 
gesucht  Nach  Brüggemann  ist  L,vmpara  im  nordwest- 
deutschen FUlchland  einheimisch;  namentlich  anf  den  Torf» 
mooren  h&nfiger  als  L,  agüis  und  ausgezeichnet  dnrch  sehr 
lebhafte  Färbung.  —  L.  viridis  mangelt  dem  Maingebiet; 
gehört  dagegen  mehreren  runkteu  des  Ober-  und  Mittel- 
rheincB  an,  zu  denen  auch  das  Nahethal  zu  zählen  ist.  Dem 
Unterrhein  fehlt  sie.  —  L.  muralis*)  ist  im  Maingebiet 
nicht  zu  Hanse.  Es  wäre  aber  von  Interesse  zu  erfahreui 
ob  sie  nicht  vom  Rheine  her  gegen  die  Mainebene  sich 
etwas  erstreckt.  Nach  Römer- HUchner  kommt  die  Art 
»»gegen  Darmstadt''  vor,  welche  Gegend  indessen  bereits 
den  Vorhttgeln  des  Odenwaldes  und  der  Rheinebene  zuge- 
älhlt  wird.  Im  Rheingebiet  ist  L,muräti8  weit  verbreitet: 
ich  könnte  aus  eigener  Beobachtung  anführen  Rochusberg 
und  Scharlachskopf  bei  lUngen,  Hönningen,  Drachenfels 
des  Öiebengebirgcs,  Ebernburg  im  Nahethal,  Altenahr  im 
Ahrthale;  sie  ist  selbst,  wenigstens  frtlher,  in  der  Stadt  Bonn 
beobachtet  worden:  an  sonnigen  Hauern  der  alten  Anato- 


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78 


mie  (y.  la  Valette  St.  George),  am  „alten  Zoll'*  und  der 

Mauer  der  gynäkologischen  Klinik  (Bertkau).  Im  Mosel- 
thal ist  sie  von  lange  her  durch  Schnur  als  die  gemeinste 
Eidechse  angezeigt  worden,  ich  selber  sah  sie  dort  in 
Menge  an  Felsen  nnd  Weinbergen,  sowie  aneh  innerhalb 
der  altersgrauen  Stftdteben,  an  Kloster-  nnd  Burgruinen; 
an  manchen  recht  günstigen  Stellen  in  der  Grösse  so  statt- 
lich, dass  sie  z.B.  denen  von  Meran  nicht  nachsteht;  vom 
Rhein-  und  Moselthal  zieht  sich  L.  tnuralis  auch  in  die 
Eifel»  ohne  aber  allgemein  verbreitet  zn  sein.  In  der  Um- 
gegend von  Dann  z.  B.  habe  ieh  weder  an  sonnigen  Berg- 
»  hängen,  noch  in  der  Umgebung  der  Maare  eine  Spur  des 
Thieres  bemerkt;  auch  im  Lieserthal  nicht;  erst  auf  dem 
Wege  von  Manderscheid  nach  Meerfelden,  im  tief  einge- 
schnittenen Thal  der  kleinen  Kyll,  erschien  sie  an  sonnigen 
Felsen;  zahlreich  waren  die  Thiere  bei  Manderscheid  am 
Anstieg  /um  „Belvedere";  ferner  fing  ich  sie  bei  Gerol- 
stein, dann  im  Uesthal  bei  Bertrich,  wo  sie  ebenlalls  bis 
zum  Saume  der  Hochfläche  hinangeht;  endlich  ist  sie  zahl- 
reich am  Laacher  See,  an  Felsen  und  Gebäuden,  auch  an 
den  Steinhalden  Niedermendigs. 

Änguis  fragilis^  im  Main-  und  Tauberthal  an  passen- 
den Oertlichkeiten,  nameutlich  unter  Steinen  der  Bergab- 
hänge nicht  selten.  Ebenso  im  Odenwald,  wo  sich  z.B.  in 
Amorbach  bei  zweiwöchigem  Aufenthalt  gegen  mehr  als 
ein  Dutzend  wahrnehmen  Hess.  Auch  in  der  Rhön  ist  sie 
noch  ein  häufiges  Thier;  es  begegnete  mir  z.  B.  auf  dem 
Stufenberg,  Trimburg,  Wadberg,  Stellberg.  In  der  Eifel 
lernte  ich  die  Blindschleiche  kenneu  bei  Gerolstein,  Bertrich, 
Laaeher  See.  Ich  gedenke  dieser  verschiedenen  OertUcli- 
keiten  anch  desshalb,  weil  alle  aufgegriffenen  Exemplare 
auf  die  etwaige  Anwesenheit  einer  ,, Ohrspalte**  geprüft 
wurden,  ohne  dass  auch  jemals  nur  eine  Spur  davon  zu 
erblicken  gewesen  wäre.  Nicht  anders  verhalten  sich  die 
am  Niederrhein  gesammelten  Exemplare.  Hingegen  liess 
sieh  der  Farbenwechsel,  durch  Chromatophoren  hervorge- 
rufen, wiederholt  beobachten  ^^). 

Tropidonotus  natrix,  an  gar  manchen  mir  bekannten 
Punkten  Frankens  früher  ein  sehr  häufiges  Thier,  wird 


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79 


jetzt  gewöhnlich  nur  vereinzelt  getroffen  In  dor  Rhön 
igt  mir  keine  einzige  Ringelnatter  zu  Gesichte  gekommen; 
Jos.  Schneider  konnte  sie  seinerzeit  noch  als  Glied  der 
RhOnfonna  anfftlhren.  Der  rtthmlich  bekannte  I^r^ologe 
Geheeb  in  Geisa,  welcher  das  Rhöngebirge  seit  Jahren 
nach  allen  Richtungen  durchstreift,  hat  brieflicher  Mitthei- 
lung zufolge,  gleich  mir,  diese  Schlange  niemals  in  der 
Ebdn  angetroffen.  Hier  bei  Bonn  ist  sie  aneh  selten:  im 
Laufe  von  sechs  Jahren  habe  ich  ein  einziges  Stttck  im 
Freien  beobachtet;  in  der  Eifel  stiesa  sie  mir  nirgends  auf 
als  bei  Bertrich,  wo  ich  vier  junge  Exemplare  in  Händen 
hatte.  (Die  Varietät  nigra  der  Ringelnatter  scheint  dies- 
seits  der  Alpen  sehr  selten  zu  sein.  Ich  habe  ein  einzigesmal 
ein  solches  schwarzes  Thier,  mit  lichterer  Bauchseite,  vor 
Jahren  im  Stambergersee  des  bairischen  Hochlandes  ge- 
fangen. Auch  Gistl,  Jsis  1829,  fand  einst  bei  München 
ein  ^saramtschwarzes  Exemplar  mit  weissem  ünterleib". — 
T.  iesadkUus,  ein  echtes  Wasserthier  nnd  südlich  der  Alpen 
häufig,  gehört  zn  den  Geschöpfen,  welche  ins  Rheingebiet 
einwanderten.  Im  Jahre  1819  durch  C.  y.  Heydon  bei 
Ems  nachgewiesen,  hat  sie  Kirschbaum  in  der  Lahn, 
Noll  bei  St.  Goar  am  Rhein,  Geisenheyner  in  der  Nähe 
bei  Creuznach  aofgefunden.  Im  Uesthal,  einem  Seitenthal 
der  Mosel,  wo  man  das  Thier  ebenfalls  vermuthen  könnte, 
habe  ich  mich  vergeblich  darnach  umgesehen. 

CoroneUa  austriaca,  in  dem  Jos.  Schnei  de r'schen 
Verzeichniss  nicht  erwähnt,  gehört  zu  den  Thicren  der 
Rhön:  ich  traf  ein  StUck  bei  Brückenau  und  ein  zweites 
in  der  Nähe  des  Schlosses  Biberstein.  Geheeb  erbeutete 
die  Schlange  im  „Erlich*  bei  Oelsa  und  fand  auch  ein  ge- 
tödtetes  Exemplar  am  Dietrichsberg  der  nördlichen  Vorder- 
rhiin.  Bei  Rotlienburg  am  Anfang  des  Tauberthales  und  am 
Ausgang  bei  Wertheim,  sowie  an  verschiedenen  Punkten 
des  Mainthales^  z.  B.  der  Würzburger  Gegend»  habe  ich 
das  Thier  gesammelt,  zwar  immer  nur  vereinzelt,  aber  doch 
so,  dass  sich  im  Verlaufe  eines  Sommers  etwa  ein  halbes 
Dutzend  aufzeichnen  Hess.  Es  scheint  gegenwärtige  Art 
trotz  der  durch  Bodencultur  herbeigeführten  UmUnderung 
der  Oertlichkeiten  sich  doch  leichter  erhalten  zu  können, 


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80 


als  die  Ringelnatter,  da  sie  nicht  wie  diese  zum  Absetzen 

der  Eier  ganz  bestimmter  Plätze  bedarf,  auch  nicht  das 
BedUrfniss  bat,  zeitweilig  ins  Wasser  zu  geben.  Sie  ist  als 
viYipares  Thier  anabhängiger.  Obschon  übrigens  vorzugs- 

^  weise  an  sonnigen  Berghalden  lebend,  nimmt  sie  doch  anoh 
gerne  den  Aufenthalt  anter  fencht  liegenden  Steinen.  Auch 
bei  Bonn  und  im  Siebengebirge  bisher  llinf  Stück,  frei  lau- 
fend oder  unter  Steinen,  gesehen,  ebenso  bei  Bertrich  in  der 
Eifel  zweiStttck  angetroffen  ^^),  —  Elaphis  flavescenSy  eine  der 
grössmn  europäischen  Nattern^  welche  bis  acht  Fuss  lang 
wird,  ist  seit  1817  durch  0.  y.  Heyden  aus  dem  Schlangen- 
'  bad  bekannt.  In  neuerer  Zeit  wurde  sie  auch  bei  Trier 
gefangen  und  wahrscheinlich  ist  ,,Zamenis  viricliflaviis^*, 

.  welche  nach  Schäfer  in  den  grossen  Gebirgswäldem  des 
Moselthales  einheimisch  ist,  dieselbe  Schlange.  Sie  mag 
übrigens  selten  sein,  denn  ich  habe  in  den  wärmeren  Strichen 
der  Eifel  ganz  besonders  auf  das  etwaige  Vorkommen  ge- 
achtet, aber  keine  Spur  wahrgenommen  Die  Angabe  in 
der  weit  verbreiteten  Synopsis  von  Leunis:  ^^Ü. atroviretis 
(syn.  mit  Z.  virid^kwus)  häufig  am  Bbein",  muss  auf  In> 
thum  und  Verwechslung  beruhen  Immerhin  wäre  im 
Moselgebiete  darauf  ferner  zu  achten,  ob  nicht  doch  die 
letztgenannte,  ebenfalls  südliche  Schlange,  hier  eingedrungen 
wäre;  in  welcher  Vermuthang  man  bestärkt  werden  kann 
durch  die  Bemerkung  in  der  sorgfältig  gearbeiteten  Fauna 
Belgiens  von  de  Selys-Longchamps:  ,,dans  les  bois 
montagneux  du  departement  de  ia  Moselle,  surtout  sur  les 
bords  de  TOrne'*. 

Vipera  herus  wird  bereits  von  Jos.  Schneider  für 
die  Rhto  angezeigt^  vorausgesetzt,  dass  die  Angabe  nicht 
auf  die  von  ihm  nicht  erwähnte  und  so  oftmals  mit  der  Kreuz- 
otter verwechselte  C.  austriaca  sich  bezieht.  Doch  geht 
das  wirkliche  Vorkommen  der  Viper  schon  aus  einem  Be- 
richt A.  Wagner's  (1846)  hervor:  das  Thier  halte  sich 
einzeln  im  Revier  Oberbach,  Forstamt  Kothen,  aui  Mir 
selber  bot  sich  niemals  Gelegenheit  dar,  die  Kreuzotter  in 
der  Rhön  zu  erblicken.  Nicht  anders  ist  es  Geheeb  er- 
gangen, der  „seit  fünf  Jahren  jedes  Jahr  Uber  hundert 
botanische  Excursionen  im  Rhöngebirge  nach  seiner  gan- 


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81 

zen  Ausdehnung  gemacht  hat".  Aber  es  hat  der  Genannte, 
brieflicher  MittheUang  zufolge,  fast  jedes  Jahr  gettfdtete 
Ezemplaie  erhalten,  wobei  die. Zahl  der  Weibchen  viel 

häufiger  war  als  jene  der  Männchen.  DieThicre  stammten 
vom  Tagstein  bei  Kaltennordheim;  Erbenhäuser  Forst  (im 
letzteren  wurden  Ende  April  1873  gegen  ein  halb  Dutzend 
getOdtet);  Wald  zwischen  Geisa  und  Dermbach;  Umgebung 
▼OQ  Lengsfeld  (nordöstliche  Vorderrhttn).  Im  Tauber-  und 
Mainthal  ist  mir  F.  hems  noch  nie  zu  Gesicht  gekommen; 
mehr  als  einmal  bat  sich  der  behauptete  Fund  als  Ver- 
wechslung mit  C.  austriaca  erwiesen.  Die  Angabe  JäckePs 
in  «Bayaria^y  dass  F.  berus  im  Guttenberger  und  Gram- 
sefaatzer  Wald  bei  Wflrzburg  zugegen  sei,  beruht  auf  Ver- 
sehen; A.  Wagner  (Gelehrte  Anzeigen,  München  1846) 
sagt  schon  ausdrücklich  und  richtig,  dass  sie  dort  fehlt. 
Hingegen  soll  sie  bei  Gerolzhofen  vorkommen,  was  bei  den 
soBgedehnten  Moorstrecken  dieser  Gegend  nichts  auffallen- 
des bitte»). 

Mit  gespannter  Aufmerksamkeit  habe  ich  bei  Bertrich 
in  der  Eifel  nach  (xlitsciilaugen  mich  umgesehen,  weil 
Schnur  und  Schäfer  die  Angabe  haben,  dass  dort  ein 
Todesfall  in  kurzer  Zeit  nach  dem  Bisse  einer  Schlange 
erfolgt  sei.  Da  nun  V.aspis  gegen  Metz  zu,  yielleicht  auch 
im  Luxemburgischen  sich  findet,  so  vermuthet  Schäfer, 
die  let742;enannte  Art  habe  das  Unglück  verursacht^'').  Ich 
habe  indessen  bei  Bertrich  so  wenig  als  in  den  sonst  be- 
saehteo*  Strecken  der  Eifel  eine  Giftschlange  vor  die  Augen 
bekommen,  weder  F.  astpis  noch  F.  herus;  auch  die  hin 
und  wieder  angestellten  Nachfragen  bei  den  Bewohnern 
ergaben  keinen  Anhaltspunkt.  Flir  das  Kyllthal  bei  Gerol- 
^in  wird  das  Vorhandensein  einer  Giftschlange  geradezu 
femeint.  Das  zoologische  Museum  in  Trier  enthält  Exem- 
plare Ton  F.  hents  aus  der  Umgebung  dieser  Stadt  und 
wie  mir  Bertkau  mittlieilt.  cnflüilt  auch  die  Sammlung  "  . 
iles  hiesigen  Naturhistorischeu  Vereins  zwei  Exemplare, 
Ton Besselich  eingeschickt,  mit  dem  Fundorte  Trier.  Aus 
dem  Bheinthal  ist  mir  F.  berus  noch  nicht  bekannt  gewor- 
deo;  sie  mangelt  in  der  Rheinpfalz  (Medicus  in  d.  Bavaria, 
Ikl-  IV,  2);  Cornelius  nu  Idet  auch  das  Fehleu  derselben 

T«rh.  <1.  xtMt,  V«r.  JAhrg.  XXXYUI.  4.  Folge.  VlII.  B4.  6 

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82 


rheinabwärts,  im  «Bergischeo  Land^;  während  auch  dort 
noch  T.  natrix  and  C,  austriaca  zugegen  seien. 

4.  Amphibien.' 

Den  Amphibien  in  anserm  Gebiet  haben  ihre  Anfinerkiainkeii 
sugewendet  besondere  Kirechbaom  (Mittelrhein»  Tannas)  und 
Carl  ffooh  (Untermain-  nnd  Lahngegend);  loh  selber  jenen  des 
Kittelmaln-  und  Tanbergebietes,  sowie  des  Niederrheins. 

Bnfo  vulgaris,  in  der  Rhön  zahlreich  an  ^Stellen,  wo 
8ich  Laichplätze  finden:  im  Thiergarten  z.B.  wimmelte  es 
Anfangs  September  auf  den  Waldwegen  von  jungen  Krötohen; 
vereinzelt  zeigten  sie  sich  z.  fi.  bei  Kleinsassen,  Kissingen. 
Hänfig  im  Mainthal  und  oftmals  von  stattlichem  Umfang; 
in  der  Umgegend  von  Araorbach  in  grosser  Menge,  an 
manchem  feuchten  Berghang  Hess  sich  kein  Stein  umlegen, 
ohne  dass  ein  oder  mehrere  Stücke  darunter  geborgen  ge- 
wesen wären,  offenbar  im  Zusammenhang  mit  den  bleiben- 
den günstigen  Laichplätzen  des  „Seegartens^^  nnd  den  an- 
deren kleinen  Seen  des  Thaies.  In  der  Eifel  sah  ich  das 
Thier  nur  hin  und  wieder ;  aber  die  Umgebung  des  Laacher 
Sees  war  geradezu  merkwürdig  durch  die  Menge  dieser 
Krötenari  Ende  August  und  im  September  trieben  sich  die 
jungen  Thierchen  rings  um  den  See,  auf  allen  Feld-  und 
Waldwegen,  sowie  auf  den  Wiesflächen  lierum;  bei  herein- 
gebrochener Dämmerung  wurde  es  auch  lebendig  von  alten 
Thieren,  jedoch  nicht  entfernt  in  der  Zahl,  in  welcher  die 
Jungen  da  sind,  wahrsoheinlich  weil  die  meisten  d6rselben  • 
schon  früh  yernnglücken.  Im  Moselthal  scheint  das  Thier  | 
eine  besondere  Grösse  erreichen  zu  können,  wenigstens 
stiess  ich  bei  Bertrich  nach  einem  warmen  Gewitterregen 
■  am  Bömerkessel  auf  ein  riesiges  Exemplar,  wie  ich  es  noch 
niemals  gesehen.  Auch  Schäfer  gedenkt  schon  in  der 
^Moselfanna^  der  „übermässig  grossen  Individuen'^  und 
spricht  sie  als  „J^.  pdLmarum''^  au. 

(Das  Bulletin  de  la  soei6td  loologique  de  France  1877  enUüUt  i 
Hittheilnngen  ,snr  lesDipt^res  parasites  des  Batraeicns  par  Oollin  < 
de  Plancy  und  K  Taton**.  Hiersn  bot  sieh  imJnlil879  ein  Bei* 
spiel  aneh  in  Bonn  dar,  indem  bei  einem  B,  mUgaria  eine  Menge 
Dipterenlaryen  —  ansebeinendderSohmeiBsfliege  (\Äi]pJborafmiiitorta 


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83 

—  in  der  !7ftteuböb1e  tloh  befand,  die  dadnroli  to  wie  die  äussern 

KaeeDöCfnuDgen  weit  ausgefresscn  war.) 

B.  calamitay  lebt  ebenfalls  in  der  Rh(1n :  am  Stellberg 
ein  erwachsenes  männliches  Thier  unter  einem  trocken 
Hegenden  Stein;  in  einem  Feldtflmpel  ohne  allen  Pflanzen- 
wnchs  bei  Kleinsassen  die  Lairen.  Fehlt  auch  nicht  im 
Odenwald:  bei  Amorbach  eine  grosse  Gesellschaft  junger 
Tbiere  an  der  Wasseransammlung  eines  Steinbruches  be- 
obachtet im  Mainthal  bei  Wilrzbarg  sehr  zahlreich;  bei 
BotbenbuTg  a.  d.  T.  nicht  selten;  ebenso  am  Niederrhein  bei 
Bonn;  anch  in  der  Eifel  traf  ich  die  Erenzkrtfte;  im  Hosel- 
thal bei  Alf.  —  B.  varioMiSy  weniger  verbreitet:  sah  sie 
nicht  in  der  Rhön,  nicht  bei  Amorbach,  vermisste  sie  auch 
in  der  Eifel.  Hingegen  ist  die  Art  nicht  selten  im  Main- 
nnd  Taaberthal  (Wflrzburg,  Rothenburg))  Mittelrhein  nnd 
ünlerrbein  (von  mir  gesammelt  bei  Weinheim,  Bingen,  am 
Fusii  des  Rochusberges,  Speyer,  bei  Bonn,  hier  erst  im 
Frülyahr  1879). 

Bomhinafor  igncus,  im  Main-  und  Tauberthal  gemein, 
ist  in  der  Bhön  nicht  häufig,  nur  bei  Kissingen  gesehen 
(Bach  derOelmflhle,  See  bei  Winkels,  Waldtfimpel  bei  der 
Klosterruine  Aurach).  In  der  Eifel  ebenfalls  nur  spärlich, 
z.  B.  bei  Bertrich;  häutig  im  Rheinthal.  —  Alytes  obstetri- 
cans,  charakteristisch  fUr  das  Rheinthal,  geht  auch  in  die 
Eifel:  ieh  sammelte  drei  Stttek  am  Palmberg  bei  Bertrieh| 
ein  Stttek  in  dem  bei  Cochem  ins  Moselthal  mündenden 
Endertthal,  nach  dem  Regen  an  steinigem  Abhang.  Max 
Weber  entdeckte  bei  unserem  Besnch  des  Mosenberges 
nnter  einem  Schlackenklumpen  ein  Exemplar.  Im  eigent- 
lichen Maintfaal  habe  ich  die  Geburtshelferkröte  bisher 
ni^ends  gefunden,  wohl  aber  scheint  sie  sieh  am  Saume 
der  Rhein-Mainebene  einzustellen,  so  nach  Koch  bei  Mam- 
molsheim  am  Abbang  des  Taunus.  —  Pelobates  fuscus  ist 
im  Maingebiet  bisher  nur  bei  Würzburg  und  Frankfurt 
nachgewiesen  worden;  im  Bheinthai  an  zwei  Endpunkten, 
bei  Basel  und  Bonn ;  dass  sie  wohl  noch  an  gar  manchen 
Zwi^cheustellen  vorkommt  und  aucli  noch  weiter  abwärts, 
bteht  zu  vcrmuthen;  im  Moselthal  wäre  die  Art  nach  Schnur 
i^irgends  selten'^  In  der  Rhön  und  Eifel  Hess  sich  keine 


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84 


Spar  des  Thieres  bemerken.  Im  Frflbjahr  1878,  als  in  einem 

Tümpel  bei  Bona  die  Larveu  ;iusiielimend  häufig  waren, 
sah  man  sie  in  Haufen  und  mit  Gier  menschliche  £&cre- 
mente  fressen,  welche  am  Rande  des  Wassers  lagen.  Aneh 
PMbaies  mttsste  nach  der  ungemeinen  Menge  Ton  Larven, 
welche  in  einem  einzigen  Oraben  zugegen  sind,  ein  sehr 
häufiger  Batrachier  werden,  wenn  die  Alten  nicht  fast  regel- 
mässig gerade  solche  Laichplätze  wählten,  welche  gegen 
den  Juni  hin  austrocknen,  ehe  die  Vollendung  des  Thieres 
so  weitTorgerttckt  ist,  nm  das  Wasser  verlassen  zu  können» 
Bs  ist  ein  trauriger  Anblick,  wie  in  den  wasserleer  werden- 
den, dann  völlig  austrocknendon  Griilicn  und  Tümpeln  die 
Larven  massenhaft  zusammengedrängt,  zu  Grunde  gehen. 
Ich  hatte  etwa  50  Stück  im  Sommer  1878  im  Aquarium 
gezttchtet,  an  denen  nach  vollendeter  Metamorphose  auf- 
fallen musete,  wie  verschieden  die  Thiere  im  Ton  der  Orund* 
färbe,  der  Fleckenhildung  und  des  aufgesetzten  Rothes  sich 
schon  jetzt  verliielten.  Die  Ilältte  brachte  ich  in  den  rings- 
ummauerten  Hausgarten,  die  andern  wurden  im  Zimmer 
fortgepflegt.  Als  nach  Jahr  und  Tag'  an  einem  warmen 
Regenabend  die  ersten  im  Ckrten  wieder  sichtbar  wurden, 
war  der  Unterschied  in  der  Körpergrösse  zwischen  den  im 
Zimmer  ernährten  und  den  frei  lebenden  ein  grosser: 
letztere  waren  mehr  als  noch  ein  mal  so  umfänglich  als 
die  erstereui  trotzdem  dass  es  jenen  im  Zimmer  nie  an 
Nahrung  fehlte.  Es  wiederholte  sich  sonach  auch  hier  die- 
selbe Erscheinung,  die  mir  schon  öfters  beim  Aufziehen 
von  Tritonen  sich  bemerkbar  machte:  die  Thiere  erreichen 
in  der  engeren  Umgebung  trotz  aller  sonstigen  Pflege  nicht 
die  Grösse  der  im  Freien  aufwachsenden  gleichalterigen 
Genossen. 

Hyla  arhorea^  nicht  selten  im  Mainthal  bei  WUrzburg; 
sehr  häufig  bei  Rothenburg  a.d.  T. ;  in  den  Vorbergeu  der 
KhüD  bei  Kissingen,  wenigstens  die  Stimme  bei  bedecktem 
Himmel  und  Begenluit  einigemal  bemerkt;  völlig  vermisst 
in  der  eigentlichen  Rhön;  auch  bei  Amorbach  im  Odenwald 
nicht  gesehen,  auch  nicht  in  der  Eifel,  nur  am  Laacher 
See  einmal  die  Stimme  ireliört  in  der  Nähe  der  P^iscbteiche 
(hinter  der  Abtei),  im  Kheinthal  stellenweise  sehr  zahlreich. 


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85 

bei  Bonn  nicht  häutig,  am  ehesten  zur  Laichzeit  in  den 
Tfbnpeln  am  Fasse  des  Venosberges  zu  seben,  dann  auch 
in  denen  von  Lengsdorf:  b&ufiger  auf  der  rechten,  wllmieren 

Bheinseite.  Weiter  abwärts  wird  der  Laubfrosch  immer 
seltener,  wie  solches  aus  den  Angaben  von  Cornelius 
Uber  das  Bergische  Land  hervorgeht. 

Bona  esculmta^  in  der  Rhön  mir  nur  aus  der  Um« 
gefaung  des  Thiergartens,  in  der  Saale  bei  Kissingen  und 
dem  Bache  der  Oelmtthle  bekannt  geworden;  in  Wassern, 
welche  durch  Flachsrösten  trtib  und  hässlioh  geworden 
waren,  dauert  das  Thier  noch  aus;  durciiweg  in  der  Khön 
▼on  geringer  Grdsse.  In  den  Gewässern  des  Mudauthals  im 
Odenwalde  bei  Amorbach  zahlreich  und  grftoser.  Im  Main- 
thal  erreicht  besonders  in  den  Altwassem  des  Sehwein- 
fnrter  Beckens  diese  Froschart  einen  stattlichen  Umfang. 
Auch  die  Larve  gewinnt  in  sonnig  gelegenen,  abgegrenzten 
mbigen  Plätzen,  hin  und  wieder  eine  solche  Grösse,  class 
sie  den  hierin  ausgezeichneten  Larven  von  Pekibaies  nicht 
nachsteht.  In  der  Eifel  an  den  Maaren  vorhanden,  doch 
nicht  häufig  und  klein.  —  Der  braune  Frosch  des  Rhön- 
gebirges ist  nur  R.  fusca;  nicht  anders  verhält  sieh  der 
Odenwald  an  der  Mainseite;  ebenso  die  Eifel.  Ich  habe 
mir  alle  im  Kyllthale,  GemttndenerMaar,  Weinrelder  Maar, 
Bertrich,  Laacher  See,  Pnlvermaar  etc.  anfstossenden  „Gras- 
f'ösehe"  angesehen  und  immer  nur  R.  fusca  vor  mir  ge- 
habt. Doch  war  interessant,  am  Rande  des  Pulvermaares 
bei  Gillenfeld  eine  typische  grosse  H.  fusca  zu  treffen,  die 
das  helle  Rflckenband  deutlich  besass.  —  R,  arvedis,  bis 
jetzt  nur  nachgewiesen  auf  den  Torfgriinden  des  Schwein- 
farter  Beckens  bei  Schwebheim  und  in  der  Mainebene  bei 
Frankfurt;  am  Niederrhein  in  den  Sümpfen  von  Siegburg.  — 
R-  agüisy  vor  Kurzem  durch  Boettger  aus  dem  Elsass 
bei  8trassburg  bekannt  geworden  (Zool.  Anzeiger,  1880, 
3.  551).  Nach  C.  Koch  kftme  die  Art  auch  im  Gebiete 
des  Untermaines  vor  *^). 

Triton  o'istatus  kam  mir  in  den  Bcr^^wassern  der  Rhön 
nicht  zu  Gesicht,  sondern  nur  im  Thiergarten  und  in  den 
Vorbergen  bei  Winkels.  An  letzterem  Ort  zeigten  sich  Ende 
August  in  einem  schattig  liegenden  Weiher  herangewachsene 


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Lamn  so  zahlreich,  daes  das  aaft  Oerathewohl  durch  das 

Gewirre  der  Uferpflanzen  gezogene  Netz  nicht  etwa  ein 
oder  das  andere  Exemplar,  sondern  jedesmal  gleich  Dutzende 
aufbrachte.  Viele  der  Larven  hatten  bereits  die  Tracht  des 
,  J.  earmfex'^  angenommeii.  Im  Taaber-,  Main-  nnd  Rhein- 
thal  allgemein  yerbreitet  ;  geht  anch  in  die  Eifel:  in  dem 
kleinen  Kratersee  „Wanzenboden"  auf  dem  Mosenberg  im 
August  eine  Menge  Larven  herausgehoben,  erwachsene 
Thiere  fanden  sich  an  der  Nordseite  des  Berges  unter 
Steinen.  Ende  Jnli  fing  ich  bei  fionn  eine  grosse,  9  cm. 
lange  Larre  des  T,  erisMus  von  anffälliger  Fftrbnng. 
Grundton  war  ein  Oliveugrün,  am  Klicken  am  dunkelsten 
und  hier  hoben  sieh  zahlreiche  weissliche  Flecken  ab;  da- 
zwischen einzelne  schwärzliche.   Aul  der  lichteren  Grund- 
farbe der  Seiten  sind  die  dunkeln  Flecken  *  zahlreicher. 
Vorderflftche  der  Riemen  zeigt  ein  schOnes  Bronzegrfln. 
Bauchseite  schwach  gelblich;  noch  schwächer  gelblich  an- 
geflogen der  Hautsauni  des  Scliwanzes  und  der  Zehen  — 
T.  taeniatuSt  im  Tauber- ,  Main-  und  llheinthal  der  gewöhn- 
lichste Wassermolch ;  in  der  Rhön  im  Thiergarten,  Stein- 
wand,  am  Ebersberg,  bei  Winkels,  alle  unter  feucht  liegen- 
den Steinen  gefunden;  Odenwald  (Amorbach).  In  der  Eifel 
am  Mosenberg,  Rand  des  Pulvermaars,  am  Laacher  See. 
Auch  die  Larven  lassen  sich  bis  in  den  October  hinein 
noch  in  den  Gewässern  beobachten     —  T.  hdveticus  fehlt 
in  der  RhOn,  Spessairt,  Odenwald,  Tauber-  und  Mainthal; 
ist  aber  im  Rheinthal  weit  verbreitet:  von  Basel  bis  Bonn, 
in  hiesiger  Gegend  sowohl  in  Tümpeln  auf  den  l)ergcn, 
Venusberg  z.  B.,  als  anch  in  denen  des  Thaies,  z.  B.  in 
den  südlich  Ton  Kessenich  gelegenen  Wasseransammlungen» 
dann  in  Waldgräben  des  Kottenforstes.  —  T.  älpeslris,  sehr 
verbreitet  in  der  Rhön :  ich  sammelte  die  Art  bei  Brückenau, 
Milseburg,  Stellberg,  Ebersberg,  Thiergarten.  Aus  dem  Ge- 
biete der  Tauber  nicht  l)ekannt  geworden.    Im  Mainthal 
bei  WUrzburg  habe  ich  das  Thier  bis  jetzt  so  wenig  wie 
frtther  wahrgenommen;  wohl  aber  in  den  waldigen  Ab- 
hängen des  Spessart  nach  dem  Mainthal  hin,  bei  Lohr, 
(vier  Stück  in  beiden  Geschlechtern,  Juni  1879);  auch  im 
Gramsohatzer  Wald  wurde  die  Art  entdeckt  (Flesch). 


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Fehlt  dem  Kheinthal  nicht,  kommt  z.  B.  bei  Bonn  vor,  er- 
streckt  sich  anch  in  die  Eifel,  von  mir  beobachtet  am 

Moaenberg;  endlich  im  Moselthal  bei  Trier. 

Die  alten  Aerzte,  weuig  vertraut  mit  der  heimischen  Thier- 
weit,  hielten  die  in  onsern  Gewässern  lobenden  Triton en  für  den 
Apotheke rsldnk.  Einer  der  wenigen  hierin  besser  sehenden ''war 
Müttbiolus  und  daher  dem  Tübinger  Anatomen  Leonhard 
FnehSf  welcher  ebenfalls  die  an<redeutete  irrige  Ansicht  aufgestellt 
hntte,  gegenüber  trat:  keines  der  in  nnsem  Grftben  sich  aufhalten- 
den Tbiere  sei  ein  wirklicher  Skink,  „scincus  legiümas'',  Tielmehr 
«MlaiDandrae  generi  adscribendnm*. 

SaJaniandra  maculosa^  häutig  in  der  Khön  und  schon 
von  Jos.  Bcinieider  angezeigt.  Ich  fand  das  Thier  am 
Fasse  der  Milsebarg;  im  Tbale  am  Stellberg  vnter  feucht 
liegenden  Steinen  eine  grössere  Anzahl  sehr  junger  ein- 
bis  zweijähriger  ThieTe,  denen  man  gewöhnlich  seltener 
begegnet  als  den  ganz  erwachsenen  Individuen.  Geheeb 
sah  unsern  Salamander  auch  am  Kreuzberg,  Geiserberg 
und  Roekenstuhl.  Aus  dem  Taubergebiet  kenne  ich  das 
Thier  Tom  Vorbachthal  bei  Rothenburg,  Wald  bei  Burg- 
bemheim.  Fehlt  bei  Würzburg,  tritt  erst  auf  an.  den  Be- 
grenzungen des  Mainthaies  durch  den  Spessart  und  Oden- 
wald, häufig  z.  ß.  bei  Rotheniels  uüd  bei  Amorbacb.  Im 
Bheinthal  an  vielen  Orten:  aus  eigener  Erfahrung  könnte 
idi  nennen  Eibingen,  das  Thal  „Noth  Gottes",  das  Sieben- 
gebirge, Ahrthal  (Altenahr),  Aggerthal;  nach  Cornelius 
auch  im  Bergischen  Land  zu  Hause,  doch  seltener.  In  der 
Eifel  sammelte  ich  die  Art  bei  Gerolstein,  bei  Bertrich  im 
Veebachthal,  am  Fasse  der  Faeherhöhe;  in  der  Umgebung 
des  Laacher  Sees  Tcrmisste  ich  das  Thier;  im  Moselthal 
z.  B.  bei  Trarbach  vorhanden**). 

Ifan  hört  bin  und  wieder  die  fiehauptnng,  dass  Salamandra 
aira  rar  Thierwelt  der  Eifel  gebore,  was  wenn  es  sieb  bestätigen 
liesse,  kaum  minder  merkwürdig  wikre,^  als  etwa  das  Vorkommen  von 
Leiodiiton  arcüens  ond  Rosalia  alpina  in  Pommern  (Stettiner  entom. 
Zettg.  1851),  oder  von  Myrmdeon  pisanum  auf  der  frischen  Nehrong 
hei  Kahlberg  (Stettiner  entom.  Zeitg.  1854).  Denn  genannter  8a* 
lamander  gehört  dem  hisherigen  Wissen  sufolge  ausschliesslich  alpi* 
nen  ond  subalpinen  Gegenden  ao,  von  den  Seealpen  bis  zu  den  Kar- 
pathen, ohne  jedoch  im  ganzen  Zog  der  Alpenkette  vorhanden  su 


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sein.  Sollte  der  Alpensalamander  jetzt  freiliob  im  Schwarswalde  «n- 
^troffen  werden,  so  würde  sich  dioB  daraas  erklären,  dafts  in  neu*» 
^rer  Zeit  bei  Wildbad  und  bei  Freibnrg  eine  Anzahl  lebender  Exem- 
plare ausgesetzt  wurde  (Zeitschrift  f.  wisF.  Zool.  1876).  Im  zoologi- 
schen Museum  in  Bonn  l)eüiidet  sich  aWerdmgB  Salamandra  atra  mit 
der  Aafiichrift  ^^Eifei^,  die  angeblich  von  Goldfust  herrAhrt. 
Troisdem  gUube  ich^  dsss  ein  Fehler  untergelaulen  ist  Mir  selbor 
ist  in  den  besucbten  Gegenden  der  EitÄ  keine  Spur  des  Tbieres  aof- 
findbar  gewesen;  auch  bin  ich  nicht  durch  Andere,  welche  dort 
wohnen  and  darch  mich  anfmerksam  gemacht,  den  Molch  einzasen- 
den  ▼ersprachen,  falls  er  aufzutreiben  wftre,  in  den  Besitz  eines 
solchen  gekommen.  Auffallend  könnte  man  es  immerhin  finden,  das« 
auch  französisebe  Faunisten  unsem  Salamander  im  Moselgebiete  vor* 
kommen  lassen;  allein  die  Angaben  mögen  ebenso  auf  Verwecha* 
lungen  beruhen,  als  es  unbezweifelbar  die  sind,  nach  welcheu  ö'.  (itra 
bt'i  Berlin,  Slutt{,^arl  und  audt-rn  nicht  alpinen  Geg-enden  Deutsch- 
lands loben  soll.  Erwähnt  mag  aucli  noch  sein,  dass  Schäfer  in 
der  „MoselfHiiiKi"*  ü\>tT  dieses  Anij>hil)ium  schweigt  und  demnach 
auch  nicht  als  Bewohner  der  Eifel  kennt» 

5.  Fische. 

Weder  die  Fische  der  Bh6n,  noch  die  des  bairischen  Oden- 
Wäldes,  auch  nicht  die  des  Taabergebietes  sind  in  nenerem  Sinne 
der  PrSfung  unterworfen  worden.  Das  Kachfolgende  bezieht  aieb 
daher  hauptsächlich  auf  die  besser  gekannten  Fische  des  Mains  und 
Bheiues,  nach  eigenen  Studien,  sowie  denen  von  Leib  lein,  Sie- 
bold, Fraisse. 

Perca  fluviatilisj  auch  iu  dea  Laacher  See  eingesetzt 
und  dort  za  stattlicher  Grösse  heranwachsend.  —  Acerina 
cemmy  nicht  selten  bei  Wttrzbur^,  hält  sich  gerne  am 

Grunde  auf.  Auch  im  Rhein  bei  ßonii  oftmals  zu  erlialtCD ; 
er  geht  den  Rhein  hinauf  bis  Unsel.  Die  Herkunft  des 
Kamens  „Kaulbarsch"  ist  mir  in  Bonn  erst  klar  geworden, 
indem  hier  ,,Kanle'*  gleiohbedentend  mit  ,,Grnbe''  ist,  onaer 
Barsch  aber  gerade  durch  zahlreiche  and  gprosse  Graben 
am  Kopfe  ausgezeichnet  erscheint.  —  Cottus  gohio^  auch 
in  der  Tauber  und  den  Nebeuhäclicu  häutig.  Gaster- 
osteus  aculeaius  ]  zu  den  frühesten  Beobachtungen  Uber  den 
merkwürdigen  Nestbau  des  Stichlings  gehören  jenCi  welche 
im  Jahre  1834  im  Mainthale  bei  Wttrzburg  angestellt  wur- 
den :  „Ein  kleiner  Beitrag  zur  Naturgeschichte  des  Stich- 


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lings,  T.  L.*  (derdamaligeProsector  Leiblein?),  Zeitsohr. 
law,  1834,  S.  227.  —  Lata  vulgaris^  durch  die  Winter- 
fischerei im  Maiu,  wo  er  frtiher  häufig  war,  jetzt  selten 
geworden  (Fraisse).  —  Fleuranectes  flesus^  bei  Klingen- 
berg am  Main  vor  Jahren  Ton  dem  damaligen  Gericbtsarzt 
Dr.  Braan  beobachtet.  Ist  meines  Wissens  bisher  der 
einzige  bekannt  gewordene  Fall  geblieben. 

Cifprinm  carpio,  trüber  häufig  im  Main,  ist  jetzt  im 
Flusse  zur  Seltenheit  geworden.  —  Carassius  vulgaris,  — 
Tinea  vulgaris^  ist  auch  in  den  Laacher  See  eingesetzt; 
das  Fleisch  hier  frei  von  Schlammgeschmack.  — >  Rurhis 
flutnatilis,  —  Oohio  fluvinUilis.  —  Bhodeus  amarus.  —  Äbra- 
fiiis  hrama.  —  Abramis  blicca.  —  Abramidopsis  Leulcartiiy 
häufig  im  Main  (Fraisse).  —  Bliccopsis  abranw-mtilus^ 
Bastard  (Fraisse).  —  JUmmusluddus.  —  AbiptmckUm. 

—  A^nusrt^pax.  —  Idus  m^anotus  und  die  goldgelbe  Varie- 
tät: J.  orfus,  —  Scardtnius  erythrophihälmuSf  auch  im  Frieken- 
bauser  See  der  Rbön.  —  Leuciscus  rutilus.  —  Squalius  cepha- 
lus.  —  &  leuciscus.  —  Fhoxinus  laevis,  auch  in  der  Tauber 
häufig.  —  Chandrostoma  nasus. 

Salmo  salar^  steigt  selten  mehr  znr  Laichzeit  in  den 
Main  herauf.  Bei  Geinüuden  am  Main  bestand  ein  eigener 
Lacbsfang  und  geborte  zu  den  Regalien  der  Filrstbiscböfe 
von  Wlirzburg.  —  S.  fario,  auch  in  Gewässern  der  Kbön, 
X.  B.  bei  Oersfeld;  findet  sich  nicht  in  der  oberen  Tauber 
bei  Bothenbnrg,  wohl  aber  weiter  nnten,  z.  B.  bei  Oambach. 
In  den  Bäcbuu  der  Eitel.  —  Thymallus vulgaris^  nicbt  im 
liain,  sondern  in  den  kleineren  einfliessenden  Bergwassern. 

—  Esox  lucius^  gehört  zu  den  Fischen,  welcbe  in  die  Maare 
4er  £ifel  eing^tzt  würden,  aUwo  er  sehr  gedeiht,  nament- 
lieh  aber  im  grOssten  der  Maare,  im  Laacher  See.  Wäh- 
rend meines  mehrwöchigen  Aufenthaltes  an  letzterem  wur- 
den wiederbolt  fünfzebnptiindigc  Heehte  gefangen,  und  man 
erzählte,  dass  noch  um  Vieles  gewiebtigere  von  Zeit  za 
Zeit  erbeatet  werden.  —  Alosa  vuHgaris^  warde  von  mir 
Ende  der  vierziger  und  Anfang  der  fttnfziger  Jahre  anf  dem 
Fisehmarkt  in  WUrzburg,  aut"  seiner  Weiterwaudcruug  vom 
Khein  ber,  regelmässig  im  FrUbJabr  gesehen;  was  jetzt 
aicbt  mehr  der  Fall  zu  sein  scheint,  da  Fraisse  sagt:  „soll 


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manchmal  am  unteren  Main  angetroffen  werden''.  —  Cobitis 
fmük^  nicht  selten  im  Main.  —  C,  harbatuia,  noch  mehr 
▼erbreitet,  auch  in  der  Tauber  —  (7.  taenia.  —  AngmOia 
wdgaris^  anoh  in  der  Tauber 

Acipenser  siuriOy  grosse  Seltenheit  im  Main  bei  Würz- 
bürg.  Leiblein  bemerkt  im  Jahre  18&3:  „es  sind  bereits 
wohl  ttber  zwanzi^^  Jahre,  dass  meines  Wissens  der  letzte 

dahier  getroffen  wurde".  Einige  Jahre  nachher  hatte  ich 
jedoch  Gelegenheit,  wieder  ein  lebendes  Exemplar  zu  sehen. 
Hier  am  Niederrhein  stellt  er  sich  öfters  ein:  so  z.  B.  im 
Juni  1879  gerieth  ein  sechs  Fnss  langer  Sttfr,  und  einige 
Tage  darauf  ein  anderer  yon  zehn  Fuss  Länge  und  57  Zoll 
im  Umfange  ins  Netz^  dessen  Gewicht  auf  400  Pfund  ge- 
schätzt wurde;  die  Zeitungen  berichteten  damals,  dass  ein 
alter  Fischer  in  Poll  bei  Deutz  am  Fang  von  54  Störeu 
Theil  genommen  habe.  Noch  im  Juni  1880  wurde  ein 
kleineres  Exemplar  bei  Bonn  gefangen. 

Eine  die  fränkische  Fauna  betreffende  Angabe  bei  Plinius 
(Natnr.  bist  lib.  IX,  XVII)  möchte  ich  auf  den  Stör  beziehen:  «Prae- 
dpne  in  Moeno  Oermaniae  amne  protelis  boum,  et  in  Danubio  msr- 
ria  eitrahitur,  porcnlo  marine  nmillimat*.  Nach  dem  voranage» 
gangenen  und  über  „SÜoras*  handelnden  Sati,  müsste  dieaer  groaae 
Fiaoh  des  Mains  der  Wels  sein.  Allein  wenn  man  bedenkt,  dasa  der 
Wels  ein  seltenes  Vorkommniss  gegenwftrtig  im  Mittelrhein  bildet 
und  nur  wie  sufallig,  durch  Ueberschwemmungen,  von  dort  in  den 
Untermain  gelangen  könnte  wo  er  übrigens  noch  nie  beobachtet 
wurde  — ,  so  mdobte  man  eher  den  gössen  Fisch  des  Mains,  der 
einem  Meerschwein,  d.  i.  Delphin,  äholich  ist,  in  dera  Stör  suchen, 
dessen  Gestalt  immerhm  eine  entfernte  Aehnlichkeit  mit  dera  Del- 
phin bat.  Freilieh  stände  in  argem  Widerspruch  mit  dieser  Deu- 
tung, was  Plinius  von  der  Lebensweise  des  Fiscfies  sagt:  „Silurus 
grassfttur,  ubicunque  est,  omne  auiraal  appetens,  equos  natantes  saepe 
doniergens'^.  Ziehen  wir  die  bei  Plinius  öfter  sich  einstellenden 
und  auf  HfH-onsagen  beruhenden  üobortreibunizon  ab,  so  wäre  uns 
nebenbei  bemerkt,  damit  doch  oin  echter  Zug  im  Leben  des  Welses 
verzeichnet:  ..er  schnappt  nach  schwimmenden  Enten  oder  selbst  am 
Strande  weidenden  Gänsen  und  man  fand  in  Wien  einmal  eiBen 
Pudel  und  bei  Pressburg  Reste  eines  Knaben  ira  Magen  eines  alten 
Welses".  (Heckel  u.  Kner^  Süsswasserfische  d.  österr.  Monarchie 
1858.)  Trotzdem  möchte  ich  bei  der  Annahme  bleiben^  dass  dar 
alte  Naturforscher,  welcher,  nach  mehreren  Angaben  zu  schliesaen. 


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die  gferflMiiifoh-röiiiuelieii  Plrcmnsen  au  cigaDer  AnaoliAUttog  kennt, 
in  dem  gromn,  Delphin-fthnliehen  Fisch  des  Mains  den  Stör  im  Ge> 
dicbtniss  hat,  aber  vieneioht  im  Niedersofareiben  auch  den  Wels  da- 
mit znsammenwfirfelt. 

Tetromyzoyi  marlnuSy  im  Frubjahr  hin  und  wieder  iiu 
Maiu  uüd  von  mir  selbst  einigemal  in  Würzburg  erworbeo. 
Hier  bei  Bonn,  wahr8cheinlieh  weil  sieh  die  Einwandern- 
den nöcli  weniger  in  die  Seitenflttsse  vertbeilt  haben,  kommt 
die  Seelamprete  bäafiger  in  die  Hände  der  Fiseher.  In  den 
sechs  Jahren  meines  hiesigen  Aufenthaltes  sind  mir  im 
Frübjabre  wiederholt  lebende  Stücke  zugetragen  worden. 
Deber  die  Körperbeschafifenheit  des  geachlecbtsreifcn  M'änn- 
ehens  liesBen  sieh  einige,  die  Angaben  Panizza's  bestäti- 
gende Beobachtungen  machen.  (Nene  Beiträge  z.  anat. 
Kenntuiss  d.  Hautdecke  u.  Hautsinnesorgane  d.  Fische,  1870, 
S.  43,  Anmerkg.j  —  P.  fluviatüi%  nicht  häufig  im  Main.  — 
F.Flanerip  sehr  verbreitet  in  Nebenbächen  des  Mains;  anch 
bei  Amorbach  hänfig.  Nach  den  neuesten  Untersnchnngen 
von  Anton  Sehneider  (Beitr.  z.  vergl.  Anat.  n.  Entwiek- 
lungsgesch.  d.  Wirbeltlneie,  Berlin  1879)  gehiJren  übrigens 
P.  fluviatUis  und  P.  IHaneri  als  eine  einzige  Species  zu- 
sammen, nnr  nach  den  Wohnorten  kleine  Unterschiede 
zeigend. 

6.  Weichthiere. 

Die  Sehneeken  und  Muscheln,  stille,  ru)iige  Bewohner  des 
Landes  und  Süsswassers,  sind  aneh  in  anserm  Gebiete  vielfach  unter- 
sneht  worden.    Es  sammelten  die  Conchylien  der  Rh5n  Dufft, 

T.  Scblereth,  Sandberger;  jene  des  Ober-  und  Mittelmains 

Küster  in  der  (teg^end  von  Bamberg;  Oastav  Schneider  im  Be- 
zirke von  Schweinfart  ;  die  um  Würzburg  brachten  zur  Kenntniss 
Leiblein  und  Sandberger;  jene  des  Tauhorf,a'undes  stellte  Pürk- 
hauer  zusammen.  Zu  den  t'rüiiesteu  Beobachtern  einheimischer 
Weichthi  ere  gehört  am  Untermaiu  Gärtner,  in  unaern  lagen 
sammelten  Ileynemann,  Kobelt  u.  A.;  um  die  Couchylienkuude 
des  Rbeiothals  machten  sich  verdient  Bach,  0.  Goldfuss, 
Lisch  ke;  um  jene  des  Moselthaies  Schnur.  Den  eigenen  Ar- 
beiten über  diese  Thiergmppe  reihe  ich  im  Folgenden  manchen  klei- 
aen  Nachtrag  an. 

Arion  empiricorum,  allgemein  yerbreitet,  in  manchen 

Gegenden  herrscht  die  braune  bis  schwärzliche  Form  vor, 


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1 


92 

I 

in  anderen  die  röthlicfae.  Im  Odenwald  beiAmorbach  z.B. 
ist  die  rdthe  Fonn  häufiger  als  die  braune,  ebenso  in  der 
Eifel.  Zu  prftehtigem  Zicgelroth  steigert  sich  oftmals  die  ' 

«  Farbe  im  Siebengebirge,  im  Uesbaclithal,  im  Ahrthal,  im 
Aggerthal.  Die  brennend  rotlien  können  auch  die  bedeu- 
tendste Grösse  erreichen.  In  der  Umgebung  des  Laacher 
Sees  neigen  alle  Exemplare  wieder  in  die  dunkle  Färbung; 
an  sehr  feuchten  Stellen  der  Rhön  ging  das  Kaffeebraun 
unserer  Schnecke  ins  völlig  Schwarze  über  und  selbst  der 
rüthliche  Fussrand  und  die  sonst  helle  Sohle  färben  sich 
schwarz").  Aehnlich  waren  im  Thal  der  Winneburg  (Eifel) 
auf  der  feuchten  Nordseite  alle  ttberschwärzt,  auf  der  Höhe 
des  Berges  aber  roth.  Bei  Bonn  lernte  ich  durch  Dr.  Hugo 
Schulz  eine  ausgezeichnete  Farbcuvarietät  kennen,  welche 
vom  Venusberg  stammte.  Die  Grundfarbe  war  ein  leichtes 
Gelbroth,  über  das  sich  ein  breites  schwarzes  verjüngt  aus- 
laufendes Rttckenband  zog.  Das  Thier  erinnerte  im  frischen 
Zustande  lebhaft  an  den  ,,Arum  aiery  Var.  meäiu$**^  welchen 
Broeger  beschrieben  und  abgebildet  hat  (Bidrag  til 
Kristiania  fjordens  MoUuskerfauna,  1872).  —  A.  ienelius^ 
oft  von  schönem  Spangrttn,  ist  Jugendi'orm  des  A.  etnpvri" 
eortm.  —  A,  subfuseuSf  meist  nur  yereinzelt,  so  bei  Amor- 
bach  und  in  der  Rhön,  (drei  Stück  von  der  Milseburg  und 
dem  Stellberg);  auch  im  Mainthal  hin  und  wieder  bei  Würz- 
burg und  Lohr.  Hingegen  traf  ich  viele  bei  Bertrich  in 
der  Eifel,  an  den  Schwämmen  der  Buchenwälder;  ebenso  in 
den  Wäldern  Cochem  gegenüber;  |im  Laacher  See  sammelte 
ich  sieben  Stück,  welche  von  einem  gewissen  jdumpen 
Habitus  waren:  Grundfarbe  des  Rückens  schwach  graugelb 
mit  verwaschener  Längsbinde,  Schild  in  der  Mitte  stark 
orangcgelb,  nach  dem  Rande  hin  hellgelblich.  Am  Drachen- 
fels des  Siebengebirges  wieder  nur  einige  Stücke.  — 
harten^is, 

TAmax  cristatus  (Anialia  marginata),  fehlt  in  der  Rhön; 
auch  bei  Amorbach  im  Odenwald  vermisst;  ist  häufig 
hingegen  im  Tauberthal  bei  Rothenburg;  im  Mainthal  bei 
Wttrzburg;  Carleburg  bei  Carlstadt  (bei  Lohr  am  Hain  und 
auf  derlftuine  Klingenberg  nicht  gesehen).  Auch  im  Rhein- 
gebiete ist  die  ,,schöne  Nacktächnecke*^  sehr  verbreitet: 


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93 


zuerst  TOD  0.  Ooldfnss  auf  der  LOwenburg  im  Sieben- 
gebtrge  und  bei  Friesdorf  anweit  Bonn  naebgewiesen,  be- 
obachtete sie  Lif^chke  auf  der  Rolandsbur^  und  bei  Cieuz- 
nnoli.  Ich  selber  fand  sie  nahe  der  Ruine  Ebrenfels  bei 
Bttdesheim,  Scharlacbkopf  bei  Bingen,  auf  der  £benibnrg 
bei  Mflnater  am  Stein,  femer  bei  Altenahr.  Abwärts  in  der 
niederrheiniseben  Ebene  seheint  das  Thier  zu  fehlen,  denn 
es  steht  nicht  in  der  Aufzählung,  welche  Lischke  über 
die  Mollusken  der  ElberleUler  Gep^eud  veröüeutlicht  hat 
Bei  Gerolstein  in  der  Eifel  sah  ich  nichts  von  unserer 
Sehnecke,  auoh  nioht  am  Laaeher  See;  hingegen  war  sie 
geradezu  häufig  bei  Bertrich,  fast  auf  jeder  Excursion  tfaal* 
auf-  oder  abwärts  war  sie  unter  Steinen  zu  finden,  auch 
schon  im  Orte  seihst,  z.  B.  an  der  Kirchhofsmauer.  Auch 
bei  Ali  im  MosclthaL  im  Endertthal  bei  Cochem,  sowohl 
unten  als  auch  oben  auf  der  Winneburg  liessen  sich  mehrere 
Sttteke  beobachten.  Vom  Moseltbal  hatte  sie  bereits  Schnur 
als  L.  marginalis  angezeigt  —  L.  cmereo-nigrr,  allgemein 
verbreitet:  in  der  Rhön  meist  von  ganz  schwarzem  Rücken, 
doch  auch  schwärzlich  grau  mit  weissem  Kamm;  bei 
Amorbaeh  von  sehr  stattlicher  GrOsse  und  yorherrschend 
grau,  ebenso  im  Spessart  bei  Lohr;  Tauberthal,  Mainthal, 
Aggerthal,  meist  schwarz  am  Kücken;  ebenso  im  Ahrthal; 
Rheinthal;  noch  bei  Elberfeld  (Lischke)  in  Willdern;  in 
der  Eifel  im  Uesbachthal  waren  alle  ganz  dunkel  Uber  die 
RadLenfläche  w^;  am  Laacher  See  hatte  ich  vierzehn  Tage 
lang  Tcrgeblich  nach  dem  Thier  mieh  umgesehen,  bis  plötz- 
lieh an  ei«em  Regonta*::  an  der  Nordseite  des  Laacher 
Kopfes  fünf  Stücke  zum  Vorschein  kamen:  alle  gross  und 
sattglänzend  schwarz  von  den  Fühlern  bis  zur  Sehwanz- 
spitze; meh  die  zwei  Seitenfelder  der  Sohle  tief  schwarz, 
80  dass  das  helle  Mittelfeld  aufs  schärfete  sich  abhob.  Ich 
glaube  noch  niemals  so  prilchtig  schwarze  Individuen  ge- 
sehen zu  hal)en  und  der  Gedanke,  dass  ein  Zusammenhang 
mit  dem  Schwarz  des  vulkanischen  Bodens  bestehen  möge, 
nmsste  sieh  unwillktlriich  einstellen.  Im  Moselthal  ist  mir 
neben  rielen  gleichmässig  schwarzen  nur  an  der  Winne- 
hurg  ein  banflstreifiges  Exemplar  aufgestossen.  Ein  durch 
Färbung  merkwürdiges  Thier  traf  ich  im  April  1879  im 


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»4 


Niederwald  bei  Rlidesheim:  dasselbe  hatte  ttber  die  heUerea 
Partien  weg  einen  deutlich  grünen  Anfing.  —  L.  monUmm, 

einige  Stücke  unter  Baunistumpeu  der  Milseburg  in  der 
Rhön;  im  Mainthal  auf  der  Carleburg,  von  ziemlicher 
Grosse  und  keineswegs  zurUekfUbrbar  auf  jnnge  i^.  eiii«r0O- 
mffer\  auch  in  der  Eifel  bei  Bertrich,  a.  B.  gegen  die 
Falkenley  zn,  nnd  am  Laacher  See  getroffen.  —  L.  eine- 
reuSy  in  der  Rhön  2-^)  nirgends  gesehen,  auch  nicht  im  Oden- 
wald bei  Aniorbacli.  Im  Mainthal  kenne  ich  das  Thier  bis- 
her nur  aus  WUrzburg  (Festuogsmauern,  llöchbergerthal). 
Im  Nahetbal  bei  Crenznach  ein  StUck;  in  der  Eifel  bei 
Bertrich  zwei  Stück  gefonden,  in  nächster  Nähe  des  Ortes; 
ebenso  bei  Altenahr  eine  grosse  Anzahl.  Hier  bei  Bonn 
häufige  Schnecke,  namentlich  in  Hansgärten;  auch  noch  bei 
Elbedeid  (Lischke)  iu  Kellern  und  in  der  Nähe  der  Woh- 
nungen. —  Den  mehr  sttdearopäischen  i«.van^ato  kenne 
ich  bisher  nnr  ans  der  von  mir  seiner  Zeit  angegebenen 
Fundstelle  in  Würzburg.  Fries  (Zool.  Anzeiger  1879)  hat 
dazu  noch  eine  neue  bezeichnet:  die  Casematten  in  Wtirz- 
burg;  auch  traf  er  dort  zwei  Albinos.  Bei  Frankfurt  nach 
Hejnemann.  Im  Rheinthal  und  der  Eifel  habe  ich  bisher 
vergeblich  nach  diesem  Thier  gesucht  —  L.  margmaiut* 
sehr  verbreitet  in  der  Rhön;  Odenwald  bei  Amorbach: 
Spessart;  Pallicnthal  bei  Trier;  Eifel  (Daun,  auch  in  der 
öden,  sehneckenarmen  Umgebung  des  Weinfeider  Maares 
unter  Steinen;  an  Baumsttmmen  am  Pulvermaar;  sehr  häufig 
bei  Bertrich  an  feuchten  Felsen  und  Wegsteinen,  in  be- 
sonderer Menge  und  ansehnlicher  Grösse  am  Palmberg; 
.  Laacher  See,  Niedermendig,  zum  Theil  versteckt  in  mor- 
schem Uolz.  ' —  L.  agrestis,  Uberall  gemein,  selbst  an  den 
kahlsten  Stellen  der  Eifel,  wo  man  sich  vergeblich  nach 
Gehäuseschnecken  umsah,  gesellschaftlich  unter  Steinen, 
z.  B.  auf  dem  Mänseberg,  Mosenberg.  —  Der  zarte,  wachs- 
gelbe  L.  cinctus  gehrirt  ebenfalls  zu  den  weitverbreiteteu 
Arteu:  zahlreich  in  der  Rhön,  zum  Theil  so  gross  und  leb- 
haft gefärbt  wie  man  sie  in  alpinen  Gegenden  zu  treffen 
pflegt;  im  Tauberthal;  Mainthal;  Amorbach  (Wildenbnrg); 
Spessart;  besonders  zahlreich  traf  ich  die  Thiere  im  ües- 
bacbthal  bei  Bertrich,  namentlich  an  Schwämmen  j  im  Eudert- 


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95 

thml  nahe  der  Winnebnrg;  auch  in  den  WUdern  des  Laacher 
Sees,  niebt  selten  an  altem  Hok,  Bindensttloken:  eine  Brnt 

sehr  junger  erst  6  mm  langer  Thierchen  besass  schon  ganz 
un?erkennbar  die  charakteristische  wachsgelbe  und  durch- 
scheinende Farbe  der  Alten.  Bei  letzteren  .  ist  die  Farbe 
numchmal  ein  blasses  Schmntziggelb.  Anch  der  Fanna  des 
Niederrbeins  gehört  die  Art  an:  bereits  frttber  habe  ieh 
sie  in  einem  Limax  vermuthet,  den  0.  Goldfuss  vom 
Venusberg  bei  Bonn  beschreibt,  ohne  ihn  zu  benennen. 
Seit  dem  October  1878  habe  ich  gedachte  Schnecke  wieder- 
holt am  Vennsberg  getroffen,  nnter  Steinen.  Lisohke  er- 
wähnt die  Art  niebt  ans  der  Gegend  nm  Elberfeld.  —  L. 
bruntieus  von  mir  früher  schon  aus  dem  Siebengebirge  an- 
gezeigt, fand  sich  jetzt  auch  bei  Bonn  unter  dem  feucht- 
liegenden UolzstUck  eines  Wassergrabens;  ein  anderes 
£zemplar  erhielt  ich  mit  dem  Netz  ans  dem  Wasser  selber, 
indem  es  anf  dem  Blatt  von  Hjdroeharis  sass. 

Daudehardia  rufa,  früher  in  Frauken  un])ekannt,  ist 
von  Sandberger  im  Guttenberger  Wald  bei  Würzburg, 
sowie  am  Kreuzberg  der  Rhön  entdeckt  worden.  Spätere 
Erfahnmgen  haben  gezeigt,  dass  anf  Winterexcnrsionen 
das  Thier  gar  nicht  selten  zn  sammeln  ist  Im  Rheinthal 
seit  Langem  durch  P>ach  um  Boppard,  durch  0.  Goldfuss 
und  Seubert  um  Bonn  nachgewiesen.  —  Die  sehr  seltene 
oder  sehr  verborgen  lebende  D.  nivalis  hat  Flach  bei 
Asehaffenbnrg  anfgefunden.  —  Von  Vürina^  deren  Arten 
ebenfalls  erst  im  Spfttherbst  hftnfiger  zn  werden  pflegen, 
habe  ich  in  der  Rhön  bloss  zehn  Stück  lebende  Thiere 
aufgegriffen.  Es  waren  V.  diaphana^  darunter  am  Krenzberg 
ein  Thier  von  solcher  Grösse,  da»s  ich  dasselbe  als  einen 
jnngen  Limax  vom  Boden  aufgenommen  hatte.  (Leider  be- 
sitze ich  nnr  noch  die  an  Ort  nnd  Stelle  gefertigte  rohe 
Skizze  über  Form  und  Grösse.)  Auch  im  Mainthal  bin  ich 
seiner  Zeit  nur  selten  auf  Vitrinen  gestossen,  am  ehesten 
zu  Beginn  des  Herbstes  anter  Gesträuch  und  Steinen  an 
den  Rändern  der  Weinberge;  häufiger  waren  sie  in  den 
feuchteren  Nebenthälem  des  Taubeigmudes,  z.  B.  der  Sand- 
tauber.  In  der  Eifel,  namentlich  bei  Bertrich,  Manderscheid, 
im  Moselthal  (Winneburg),  dann  auch  im  Ahrthale  ist  F. 


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96 


peUucida  nicht  selten;  bei  trockenem  Wetter  traf  ieb  sie 

sehr  fest  angeheftet,  wie  angespoimeii,  an  der  Unterseite 
der  Steine.  Jüngst  ist  auch  die  von  0.  Goldfuss  scboa 
lange  bei  Bonn  und  dem  Siebengebirge  nacbgewiesene 
V.nuj^ar  bei  Monreal  gefunden  worden  (Btfttger);  für  die 
Oegend  nm  Elberfeld  bat  sie  anch  Liscbke  als  hinfig 
und  ungewöbulicli  gross  angezeigt. 

Hyalina  ceUaria,  in  der  Rhön  verbreitet  aber  nicht 
häufig;  im  Odenwald  bei  Amorbach  auf  der  Wildenbnrg; 
aneb  im  Main-  nnd  Tauberthal  nnr  yereinselt;  hingegen 
bei  Bonn  häufig  in  Hausgärten,  besonders  auch  in  Kellem. 
Anch  in  der  feuchten  Umgebung  des  Laacher  Sees  nicht 
selten.  —  //.  aystallina  in  der  llhim  nur  zwei  Stück  ge- 
sammelt. (Auf  der  Mibseburg  fand  ich  auch  eine  HyaUna, 
die  ich,  freilich  ohne  Oijginalezemplare  yergleichen  m 
können  und  daher  nur  fragweise,  auf  H.  cUaphana  beziehen 
möchte:  ohne  eigentlichen  Nabel,  nur  schwach  trichterig 
eingesenkt,  Mündung  sehr  eng.)  —  //.  radiattda,  Kreuzberg 
der  Rhön  und  im  Geniste  der  Saale;  Eitel.  —  B.  nitens, 
Wlirzburg(Sandberger);  Eitel:  CasselbUrg  (Böttger).  — 
H,  ludda,  zahlreich  und  zum  Theil  sehr  gross  im  Ufer- 
gebtisch  der  Saale,  auf  feuchten  Wiesen ;  Rand  des  Laacher 
Sees;  Aggcrthal.  —  II.niNdida,  am  Mauerwerke  des  alten 
Schlosses  Biberstein  in  der  Rhön  (Sebiereth);  in  Wäldern 
bei  Kissingen  auf  Sandboden  (Sandberger).  —  H.  fulva, 
in  den  Laubvmldungen  des  Kraterwalles  am  Laacher  See 
in  ziemlicher  Menge  gefunden  und  zwar  oben  am  trockenen 
Kamm  des  Walles  von  bell  bornfarbigem  Ausseben  (Var. 
Mort(jni)\  am  Seeufer  unter  ganz  feucht  liegenden  Brett- 
stttcken  war  Schale  und  Thier  dunkel,  fast  schwarz,  aaoh 
im  Ganzen  etwas  grösser. 

Helix  rotimdaia,  eine  der  häufigeren  und  überall  vor- 
komme ii  den  Arten,  unter  feuclitlioirenden  Holzstücken,  r>aum- 
rinde,  Steinen:  Rhön  (Kissingen,  Gersfeld,  Kreuzberg, 
Kleinsassen),  besonders  zahlreich  auf  der  Salzburg  bei  Neu- 
stadt; Odenwald  (Amorbach);  am  Ober-,  Mittel- und  Unter- 
main, sowie  im  Tauberthal  nnd  Mttnsterthal;  Moselthal; 
Eifel  (Daun,  Manderscheid):  Rheintbal.  Thiere  und  Schule 
öiud  iiiu  und  wieder  ganz  pignientlos.  —  H.  rupesiris,  merk- 


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würdig  sowohl  durch  ihre  Eagelgestalt,  trotzdem  dass  sie 
FelaeoschDecke  igtf  als  auch,  insofern  sie  eine  der  ganz 
wemgen  Beispiele  —  vielleieht  das  dritte  —  Yon  Viyiparim 
M  Hdhet  abgibt,  fehlt  der  BhOii  and  Eifel,  ebenso  dem 
Rheinthal.  (Die  bei  Bonn  von  Goldfass  aufgefandenen 
waren  ?om  Rhein  angeschwemmte  Sttlcke.)  Im  Maintbal 
wire  sie  nach  Gustav  Schneider  zn  Hanse:  „in  Wäldern 
uter  fimlem  Laab  und  an  Felsen  bei  Zell^  Fehlen  soll 
lie  im  ganzen  Tanbergrund;  Pürkbaner  und  ich  haben 
indessen  in  der  Mitte  der  vierziger  Jahre  die  H.  rupestris 
bei  Rothenburg  a.  d.  T.  aufgefunden,  allwo  sie  in  grosser 
GeieUsobafty  alt  und  jung  beisanraien,  an  dem  undten  Maner- 
wok  swischen  Steg-  nndFuchsmflUe,  dann  weiter  aufwärts 
am  Kaiserstnbl,  lebt  Vor  Kurzem,  Oetober  1879,  habe  ich 
mich  an  Ort  und  Stelle  überzeugt,  dass  das  Thier  auf  den 
aiten  Plätzen  noch  in  Menge  vorhanden  ist.  —  iL  actdeataf 
wmzig  und  duroh  den  Bau  der  Schale  interessant,  ist  mir 
in  Bhöngebirge  nicht  zn  Gesicht  gekommen,  obschon  sie 
dort  schwerlich  fehlen  wird;  fossil  hat  sie  Sandberg  er 
im  Tuflf  von  Weissenbach  gefunden.  Im  Tauberthal,  Main- 
thal habe  ich  sie  ebenso  vermisst,  was  ich  aber  gleichfalls 
mr  Air  anfällig  halte,  seit  ich  mich  am  Laaeher  See  liber- 
mgt  habe»  wie  es  ganz  anf  die  richtige  Zeit  des  Sammeins 
lakemmt  Dort  nämlich  Hess  sich  im  September  1879  in 
den  Frühstunden,  bei  noch  feuchter  Laubdecke  des  Hoch- 
waldes, in  kurzer  Frist,  mehrere  Tage  hintereinander,  eine 
gsme  Anzahl  leicht  ausreifen,  während  Nachmittags  und 
bei  trocken  gewordenem  Boden  kein  einziges  Exemplar  an 
gWAer  Stelle  zu  sehen  war.  —  H.ptdchellay  bei  Kissingen, 
dann  am  Kreuzberg  der  Rhön  nicht  selten,  zusammen  mit 
H.  costata;  Schier  et  h  gibt  sie  vom  Biberstein  an.  Die 
leUtere  sah  ich  auch  in  der  Umgebung  der  Papiermtthle 
bei  Amorbach;  im  Tanberthal,  Mainthal* häufig;  hier  bei 
Bonn  im  Rheingeniste,  wie  schon  Goldfuss  meldet,  zalil- 
reich  angeschwemmt;  die  lebende  Schnecke  aber  ziemlich 
vereinzelt,  am  ehesten  im  Frühjahr  unter  Steinen,  im  üerbst 
QBter  Fflaozenrestea.  Auch  in  der  Eifel  nur  yereinzelt  ge« 
tntkOf  1.  B.  am  Laacher  See,  am  Saume  des  Gemttndener 
Ibares.  Im  Aggerthal;  im  Siebengebirge. 

Vertu  d.  oäi,  Ver.  Jahrg.  XXXVUJU  4.  Folgt.  VOI.  Bd.  7 


98 


H,personataj  eine  ^in  der  deutschen  und  selbst  euro- 
päischen Fauna  ganz  isolirt  dastehende  Schnecke^,  fand 
ich  in  der  Bhön  an  der  Mtlsebmgi  wo  sie  bereits  Schle- 
reth  angegeben  hat,  doch  nnr  in  wenigen  Stflcken;  tahl- 
reicher  war  sie  auf  dem  Stufenberg  bei  Kissingen;  wieder 
vereinzelt  auf  dem  Kreuzberg  und  Stellberg  bei  Kleinsassea. 
Sand  berger  sammelte  sie  am  Dreistelz  und  bei  Scbwarsen- 
fels,  doch  war  sie  «selten  nnd  klein**.  Tanberthal»  M ttnater- 
thal,  Mainthal  hftufig  nnd  gesellschaldieb  beisammen,  nament- 
lich in  Wald-  und  Buschgegenden.  Auf  der  Ruine  Klingen- 
berg am  Main  konnte  man,  August  1880,  an  feuchten  Plätzen 
keinen  Stein  umlegen,  ohne  nicht  auf  ein  oder  mehrere 
Stücke  zn  Stessen.  Für  das  Bheingebiet  gilt  unsere  Sehneeke 
als  Seltenheit.  Goldfnss  erbeutete  bei  Bonn  nur  einige 
vom  Rhein  angeschwemmte  Stücke;  lebend  fand  er  sie  bloss 
in  der  Neanderhühle  bei  Düsseldorf.  Auch  dort  ist  das  Thier 
den  neuesten  Mittheilungen  Lisch ke's  zufolge  durch  die 
Ausdebnüng  der  Steinbrüche  yemichtet.  Um  so  mehr  darf 
erwähnt  werden,  dass  ich  im  August  1878  auf  der  Cassel- 
bürg  bei  Gerolstein  von  der  Unterfläche  moosiger  Steine 
die  interessante  Schnecke  in  grösserer  Anzahl  abhob;  an 
anderen  Punkten  der  Eifel  ist  sie  mir  nicht  begegnet.  — 
H.  ohwAuta,  in  der  Rhön  häufiger  als  die  roigenannte  Art 
(Kissingen,  Stellberg,  Milseburg),  hier  schon  durch  Schlereth 
angezeigt;  Scblossberg bei  Brückenau  (Sandberger).  Anior- 
bach  auf  der  Wildenburg;  Tauber-,  Main-,  Rheintbal  nicht 
selten.  Bei  Bonn  z.  B.  häufig  in  den  Bergen  über  Limprich; 
Ycreinzelt  in  der  Eifel,  z.  B.  bei  ßertrich.  —  Die  rierliche 
jS*.  biäms^  eine  in  vielen  Gtegenden  Deutschlands  fii^lende 
Schnecke,  wird  von  Gustav  Schneider  unter  der  Bezeich- 
nung IL  hidentata  als  grosse  Seltenheit  aus  der  Umgegend 
von  Kissingen  angeführt.  Der  nächste  mir  aus  eigener  Er- 
fahrung bekannte  Fundort  ist  der  Band  des  Senddbaches 
im  Hauptsmoor  bei  Bamberg. 

H,  sericea,  nicht  selten  in  der  Rhön  (Kleinsassen, 
Brückenau,  Kreuzberg);  Main-  und  Tauberthal;  Sieben- 
gebirge; Eitel  (Laach,  Manderscheid);  bei  Bonn.  Die  bis- 
her als  IL  UbeHa  unterschiedene  Art,  yon  Sandberg^r 
auf  Trimberg  und  beiWUrsburg  aufgefunden,  kcümt  nach 


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99 


B^ttger  auch  in  der  £ifel  (Caaselbarg)  Tor;  doch  sieht 
sie  der  Geiuuuite  bot  als  VarietiU  der  H,  serkea  aa.  — 
S.gramiUäa  in  der  Eifel:  Kyllburg,  Monreal  (Böttger).  — 
H.  hispida,  bei  Amorbach  im  Odenwald  auf  feuchten  Wiesen, 
DamenÜieh  im  Seegarten  so  häufig,  dass  sie  in  den  über 
im  Gras  streifenden  Kotseher  in  Menge  kommt  Die  echte 
Jiispida^  anob  bei  Bonn  nicht  selten  aaf  feuchten  Flftteen 
in  der  Nähe  des  Wassers,  z.  B.  im  Melbthale.  —  H.  montana^ 
schon  von  Schnur  für  die  Eifel  angezeigt,  habe  ich  in 
einem  einzigen  Stück  auf  der  Winneburg  gesammelt  — 
Beittglieh  d«r  im  Allgemeinen  den  höheren  Gebirgen  zn- 
komnenden  H.  mUlmksta  hat  tot  50  Jahren  Leiblein  die 
Beobachtung  gemacht,  dass  die  Schnecke  auch  dem  Gebiete 
des  Mains  angehöre:  er  traf  „hin  und  wieder  ein  leeres 
Oebäus  nach  Ueberschwemmungen**.  Die  Richtigkeit  der 
Bestimmung  zeigen  die  noch  yorhandenen  Exemplare  nnd 
flbeidiea  hat  die  Sehale  auch  in  neneeter  Zeit  Flach  im 
Geniüte  des  Mains  bei  AschafTenburg  gefunden.  Man  darf 
TieUeicht  an  das  Fichtelgebirge  denken,  als  den  Ort,  wo 
das  Thier  leben  könnte.  —  H,  fnUicum^  in  der  Rhön,  z.  B. 
im  Stellbergi  bei  Kissingen  (dunkelbraun  und  gefleckt, 
neist  klein);  Tanberthal,  Ifainthal,  hier  am  gewöhnlichsten 
Ton  weisser  Grundfarbe  und  ohne  Binde;  bei  Amorbach 
omsonst  gesucht;  bei  Bonn,  was  schon  Goldfuss  bemerkt, 
besondera  gross.  —  J7.  strigdla^  in  der  Rhön  von  mir  nicht 
gsAmden,  jedoch  yon  Sandberger  im  Eisgraben  bei  Fla- 
dungen; femer  Tcrmisst  bei  Amorbach;  im  Tauberthal  bei 
Rothenburg  vorhanden,  doch  selten  gegen  das  Hochbach- 
schlösschen  zu;  auch  bei  Würzburg  und  Karleburg  bei 
Karlstadt  nicht  häufig;  weder  iifdcr  Eifel  noch  bei  Bonn 
bemerkt  —  Kineamaiat  Ton  dgenthttmlicher  Scnlptur  der 
Sehale,  wmt  verbreitet:  Rhön,  Odenwald  (Wildenburg), 
Tauber-,  Main-  und  Rheinthal;  in  der  Kifel  (z.  B.  Laacher 
See,Mander8cbeid,  Bertrich,  Winnebarg).  —  H.carfhusiana^^)^ 
10  den  interessanteren  Thieren  der  rheinischen  Fauna  ge- 
bflrig,  selbft  bei  trockenstem  Wetter  in  Menge  (nur  im 
Sommer  1880  spärlich,  wohl  wegen  des  vorausgegangenen 
harten  Winters)  auf  Pflanzen  um  die  neue  Anatomie  in 
Bonn;  am  Rande  der  Siegniederang  auf  Straochwerk|  hier 


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100 


von  lebhaft  rosenrother  Lippe  und  bereifter  Schale;  häufig 
bei  HömuDgen  (Arieufels)  und  auf  der  Plittersdorfer  Wiese.  * 
Ans  dem  Moselgebiet  hat  sie  lange  sehen  Sehnnr  ange- 
zeigt, „an  der  Strasse  von  Trier  nach  Jgel*. 

Das  in  jüngster  Zeit  beobachtete  Vorkommen  der  den 
Sudabhängen  der  Alpen  eigenthUmlichen  H.  cingulala  am 
Staffelberg  des  Obermains,  ist  jedenfalls  auf  absichtliche 
Verpflanzung  znrttckzaflihren«  Bekannt  ist  mir,  dass  Dr. 
Fnnk  aof  Bergen  der  Bamberger  Umgegend  gedachte 
Schnecke  vor  etwa  zwanzig  Jahren  ausgesetzt  hat. 

H,  lapicida,  eine  echte  Stein-  und  Mauerschnecke, 
unsere  einzige  scharfrandige  Art,  ist  mit  allen  Bodenarten 
znfiieden  nnd  daher  sehr  Terbreitet  und  oftmals  äusserst 
zahlreich  zn  treffen,  besonders  anf  diokem  alten  Oemftner, 
des  Morgens  nach  einem  nächtlichen  Regen.  Rhön,  Tauber-, 
Main-,  Rheinthal^  Odenwald,  Spessart,  Eifel. 

Die  trockene  Raine  und  Basen  liebenden  Xerophilen 
sind  auf  dem  Kalkboden  des  warmen  Ifainthales  and  anch 
im  Tanberthal  nicht  nur  zahlreich  vorhanden,  sondern  kön- 
nen auch  eine  stattliche  Grösse  erreichen.  So  habe  ich 
schon  vor  Längerem  auf  die  grossen  Exemplare  der  Helix 
erieeUmm  hingewiesen,  welche  bei  Wttrzburg  (felsige,  mit 
CbBStrüpp  bewachsene  Abhänge  des  Festangsbecges,  Bene- 
dictashVhe,  Volkenberg,  Burggraben  der  Karleburg)  ror- 
kommen.  Selbst  auf  den  Sandfeldern  nahe  dem  Main  ist 
die  Schnecke  zugegen,  doch  hier  nur  von  gewöhnlicher 
Grösse.  In  der  Bhön  ist  sie  noch  häufig  auf  Kalkboden 
der  Kissinger  Gegend;  ich  sah  sie  auch  bei  Frickenhausen; 
Sandberger  bei  Meilerichstadt  und  Fladungen,  doch  „klein 
und  nicht  häufig*^  Im  Ntihethal  sammelte  ich  sie  an  der 
Ebernburg;  im  Rheinthal  bei  Büdesheim ;  Bingen.  In  der 
Eifel  findet  sie  sich  und  zwar  nur  in  kleinen  Exemplaren 
auf  Kalkboden  bei  Gerolstein;  nicht  vorhanden  am  Laa- 
eher  See;  bei  Bonn  kenne  ich  sie  bloss  Ton  den  üfern 
des  Rheins  (PI  Ittersdorf  er  Wiese,  hier  an  einigen  alten 
Weidenbäumen  angesiedelt ^  Oberkassel;  Beuel),  auch  da 
nur  von  geringer  Grösse.  —  H,  camäidtda^  in  der  Rh5n 
bloss  anf  der  Bodenlaube  bei  Kissingen  lebend  beobaohtot 
und  einige  leere  Gehäuse  anf  der  Bube  bei  Geisfeld  ge- 


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101 

t 

flmdeih  Naob  Sandberger  bei  MellridiBtadt  und  Schwar- 
zenfels anf  Wellenkalk.  Hingegen  ausnelimend  häufig  im 
Kalkgebiete  des  Tauber-  und  Maintbales:  bei  Wtlrzbnrg 
z.  B.  aaf  den  Feldern  hinter  und  seitwärts  vom  Schenken- 
acUom  tritt  sie  bei  KOBagenderWittenuig,  namentlich  kon 
Tor  beginnendem  Regen,  so  massenhaft  auf,  dass  im  bnch- 
stäblichen  Sinne  jeder  Grashalm  von  einem  oder  mehreren 
dieser  Thiere  besetzt  sich  zeigt.  Bei  Ronn  nicht  verbreitet, 
ich  kenne  sie  von  sonnigen  Hügeln  unter  Oberkassel,  doch 
tsoh  dort  gesellschaftlich  lebend;  fehlt,  wie  die  Xerophilen 
flberhanpt,  am  Laacber  See. 

H.  arhustorumy  in  der  Rhön:  Milseburg  (v.  Sohle reth); 
Kissingen  (Dufft);  Rabenstein  (Sand b erger).  Im  Oden- 
wald bei  Amorbach  finde  ich  sie  zahlreich  im  Seegarten 
and  am  Bande  von  Gildien  gegen  Schneeberg  tat  meist 
dtanschalig,  sart,  wie  von  unfertigem  Aussehen)  von  Farbe 
'wenig  gefleckt.  Derselben  Form  begegne  ich  auch  draussen 
im  Mainthale,  im  Park  von  Kleinheubach.  Ueberall  wo  ich 
Bie  sonst  noch  vom  Mainthal  kenne:  Kloster  Zell  bei  Wttrz- 
borgy  Ufer  gegen  Heidingsfeld  zu,  feuchte  Mauern  hinter 
dem  Stildtchen  Lohr,  an  der  Spessartsette,  ist  die  Schnecke 
dickschaliger  und  schön  gefleckt.  Bei  Rothenburg  a.  d.  T. 
kommt  sie  lebend  nicht  vor,  sondern  nur  fossil  im  Tuff  an 
beschränkter  Stelle.  Bei  Bonn  nur  am  Rande  der  Sieg- 
sUmpfe,  wohl  ausgebildet  und  zahbreich.  Im  Ahrthale  in 
der  Nähe  der  Brücke  bei  der  Lochmtthle. 

H.  nemaralis,  durch  die  lebhaften  Färbungen  an 
Schnecken  der  Tropengegenden  erinnernd,  ist  weit  ver- 
breitet und  oftmals  die  Yorherrschende  Schneckenart:  be^ 
Kissingen  in  den  Vorbergen  der  RhOn  noch  gross  und 
zahlreich,  wird  sie  in  der  eigentlichen  Rhön  weniger  häufig 
nnd  geht  in  der  Grösse  zurück,  z.  B.  auf  dem  Wadberg; 
anf  der  Milseburg  vereinzelt  und  auffallend  klein;  auf  dem 
Kieuaberg  fand  ich  nur  ein  einziges  leeres,  Tcrwittertes 
Gehios.  Im  Odenwald  bei  Amorbach  namentlich  häufig 
längs  der  Landstrassen,  wohl  durch  den  Kalk^ebalt  der- 
selben herbeigezogen,  meist  von  schmutzig  rothgelber  Grund- 
farbe und  bebändert:  Waldform.  Im  Spessart  bei  Lohr  ist 
sie  wieder  klein.  Es  gewährt  InteressOi  die  Veränderung 


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in  Farbe  und  Gritaee,  welche  die  Schnecke  Tom  Nieder* 
rheiü'  bis  zam  Tanberthal  durchmacht,  sn  verfolgen.  Bei 

Bonn,  dessen  Klima  ein  feuchtes,  jedoch  mildes  ist,  er- 
scheint die  grosse  und  häufige  Schnecke  meist  als  Wald- 
form:  die  Grundfarbe  ist  von  rothgelblichem  oder  matt 
echmatziggelbem  Ton,  kaom  je  gesteigert  zum  reinen  Hodi- 
gelb.  In  der  O^nd  des  sttdlicher  gelegenen  Coblens  er- 
scheint das  Gelb  schon  als  ein  weit  satteres  und  endlich 
bei  Mainz  ruht  das  Auge  mit  Wohlgefallen  an  dem  Hoch- 
citronengelb  der  auch  sonst  dicken  und  grossen  Schale. 
Während  wir  nnn  einbiegend  ins  Maingebiet»  selbst  bei 
dem  warmen  Ascbaffenbnrg,  die  Omndfarbe  wieder  hinfig 
in  das  Blassgelb  und  Rothgelb  zurückschlagen  sehen,  z.  B. 
im  »Schönbusch,  was  noch  mehr  der  Fall  ist  in  den  wal- 
digen Bezirken  aufwärts,  so  tritt  wieder  auf  der  Sommer- 
seite des  Mainthalesy  im  Bereich  der  Weinberge,  von  EArls> 
Stadt  bis  Kitzingen,  jene  von  Mainz  erwähnte,  eharakteristi-' 
sehe  Form  auf:  Hochcitronengelb,  gross  und  dickschalig. 
In  dem  höher  gelegenen  rauheren  Tauberthal  bei  Rothen- 
burg ist  die  Schnecke  abermals  kleiner  und  blasser  ge* 
worden.  ^  £ine  schöne  Farbenvarietät  der  H.  nemoroUs 
kommt  bei  Bonn  vor,  deren  schon  Andere,  z.  B.  Ooldfnss 
gedacht  haben:  das  Roth  der  Grundfarbe  vertieft  sich  m 
einem  dunkeln  Brauuviolett.  Ich  finde  sie  namentlich  an 
feuchteren  Plätzen  gegen  den  Kottenforst  zu,  auch  bei 
Kessenich.  Lischke  gedenkt  dieser  „kaffeebraunen  und 
violetten  Varietät*^  auch  ans  der  Rheinebene  bei  Erkrath. 
H,  horiensiSj  in  den  Vorbergen  der  Rhön  häufiger  als 
.  ^ie  vorausgegangene  Art;  das  gleiche  findet  statt  bei  WUrz- 
bnrg;  das  umgekehrte  Verhältniss  beobachtete  ichimTau- 
bertbal,  sowohl  bei  Rothenburg  als  anoh  bei  W^heim;  bei 
Amorbach  im  Odenwald  halten  sich  die  beiden  Arten  das 
Gleichgewicht.  Auf  den  höheren  Bergen  der  Rhön,  z.  B.  der 
Milseburg,  Kreuzberg,  Eube,  tritt  sie  nur  vereinzelt  auf, 
wird  klein  und  unansehnlich;  an  denen  bei  Amorbach,  auf 
Bnndsandstein,  ist  hin  nnd  wieder  die  Schale  so  dflnn  und 
weich,  dass  sie  dem  Fingereindrack  weicht  Die  Form  mit 
darchscheinenden  Bändern  anch  bei  Rlingenberg  gefunden; 
iu  einem  innerhalb  der  Stadt  WUrzburg  gelegenen  Garten 


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leigten  nahezu  alle  Exemplare  ein  Znsammengeflossen- 
sein  stamtUoher  Kinder,  fiei  Bonn  nähert  sieh  die  röth- 
Hobe  Farbe  öfters  einem  tiefen  Fleisehrotb,  das  an  das  er- 
wähnte Kaffeebraun  der  H.  nenioralis  erinnert.  Im  Agger» 
thal  sah  ieh  bloss  einige  Stück  der  H,  horterisis;  aach  in 
der  Eifel,  wenn  wir  die  Kalkgegenden  abrechnen,  ist  sie, 
ißmA  der  H.fiemaraU8f  nor  hin  nnd  wieder  (Bertrich  z.B.) 
m  treffen  nnd  dfinnflohalig.  —  H.  pomaüa^  bei  Kissingen, 
Neustadt  a.  d.  S.,  Frickenhausen  noch  häufig,  zum  Theil 
sehr  gross  und  stark  gewölbt,  tritt  sie  in  der  eigentlichen 
Bhdn  znrflok:  aaf  der  Milsebarg  habe  ich  nur  wenige  Stücke 
benerkt;  aneb  am  Wadberg  ist  sie  nicht  saUreich.  Sand- 
berger  gedenkt  ebenfalls  des  nnpyereinzelten  Vorkommens 
bei  Brückenau,  Rabenstein,  Kreuzberg.  Auch  auf  dem  Bund- 
Sandstein  des  Odenwaldes  bei  Amorbach  nicht  häufig  und 
nicht  gross;  nicht  anders  in  der  Eifel,  nur  an  der  Burg 
Mandersoheidy  wohl  in  Folge  des  zu  Gebote  stehenden 
Kalkraditels,  Ton  ansehnlicher  OrOsse.  Im  Tanberthal  nnd 
Mainthal  auf  Kalkboden  zahlreich  und  oft  von  bedeuten- 
dem Umfang;  ausnehmend  gnm  wird  aber  unsere  Schnecke, 
was  schon  Goldfuss  nicht  unerwähnt  gelassen  hat,  im 
Biebengebirge.  loh  traf  beim  ersten  Besuch  (20.  Juni  1875) 
Exemplare,  die  mich  in  Erstannen  yersetzten.  Weiter  ab* 
wärts  am  Niederrhein,  bei  Elberfeld  z.  B.,  wird  die  Art 
nach  Lischke  (sowie  auch  H.nemoralis  und  H.hortensis) 
aelten.  Das  „Weiss"  der  Schale,  wie  es  gerne  an  Thieren 
im  Gebiete  des  Weinbanes  beobachtet  wird,  darf  wohl  in 
eine  ibnliche  Beziehung  zur  Sonne  nnd  Wärme  der  Auf- 
enthaltsorte gebracht  werden,  wie  unter  gleichen  Umständen 
so  viele  Schnecken  der  südeuropäischen  Fauna  eine  weisse 
Farbe  und  geringere  Durchsichtigkeit  haben.  Auch  bei  un- 
seren Xerophilen  ist  ja  das  Weiss  Torherrschend.  —  (Die  sfld- 
nnd  westeuropäische  H.  aäspersa  ausgesetzt  und  Terwildert» 
im  Jahre  1826,  in  einem  Wäldchen  hinter  Garzenhausen  im 
ßergischen.  Verh.  d.  Ver.  1846,  S.  16.  Ob  noch  vorhanden?) 

Bidimus  raäiatus,  fehlt  in  der  hohen  Rhön;  kommt 
aber  noch  im  Saalthal  yor  (Kissingen,  Trimburg,  in  beson- 
derer Menge  an  der  Sfidwestseite  des  Stnfenberges),  meist 
einfarbig  weisS|  doch  auch  gestreift.  Im  Bheinthal:  Berge 


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bei  Gaualgesheim,  Rüdesheim,  Bingen;  im  Nahethal:  Creoz- 
nach,  Ebernburg  bei  Münster  am  Stein.  Mangelt  im  Oden- 
wald bei  Amorbaoh,  ebenso  in  der  Eifel,  nioht  minder  b« 
Bonn.  Hingegen  ist  diese  einzige  Vertreterin  einer  im  Orient 
verbreiteten  Schneckengruppe  eines  der  häufigsten  Thiere 
im  Main-  und  Taubcrthal  auf  Kalkboden,  und  besonders 
im  letzteren  zeichnet  sich  das  Gehäuse  durch  Grösse  und 
scharf  gezeiehnete  dunkle  Streifen  ans.  —  £.  indms,  im 
Tanberthal  bisher  bloss  bei  Mergentheim  geftinden;  im 
Mainthal  bei  Würzburg  schon  von  Leiblein  angezeigt  als 
nicht  selten  an  den  Abhängen  des  Gaisberges;  zahlreiche 
und  frische  Sttlcke  habe  ich  im  Geiste  des  Mains  nach 
Ueberschwemmnngen  im  Frtthjahr  gesammelt»  einiebie  aneh 
anf  einem  Kleefelde  in  der  Ntthe  des  SchenkensehloBses» 
endlich  am  Lindlcinsberg.  Lebende  beobachtete  Dr.  M. 
Braun  nach  einem  Regen  in  einem  Graben  des  Kugel- 
fanges. Fehlt  der  Ehön,  dem  Odenwald,  der  Eifel.  Bei 
Trier  Ton  Schnur  gefunden ,  sowie  von  Goldfnss  bei 
Bonn  („an  der  Meekenheimer  Strasse'O«  B.  quaändmB^ 
eine  südliche  Art  und  nur  wenigen  Punkten  des  Ober* 
rheines  angehörig,  wurde  schon  als  leeres  Gehäuse  im 
Bheinröhricht  bei  Bonn  von  dem  letztgenannten  Beobachter 
getroffen.  —  Den  Bttnme  liebenden  B.  mowUmus  fuid  ieh 
in  der  Bhtfn  nicht  selten  am  Wadberg,  anf  der  Milseburg; 
einige  Stocke  auch  auf  dem  Stnfenberg,  Eube,  Kreuzberg. 
Auf  dem  Raben.steiu  (Sand berger)  häufig  und  gross.  Bei 
Amorbach  bloss  auf  der  Wüdenburg  beobachtet.  Im  Tauber- 
thal bei  Bothenburg  bisher  yermisst,  wohl  aber  fanden  sich 
einige  leere  Oehänse  in  dem  Oeniste  des  Baches,  wdcher 
das  waldige,  bei  Creglingen  mündende  Münstertbal  durch«- 
fliesst.  Fehlt  in  der  Eifel.  Im  Siebengebirge  auf  der  Löwen- 
burg. ~  Von  B,  obscurus  brachte  ich  in  der  Rhön  (Kis- 
smgen,  Krenzberg,  Milseburg)  nicht  mehr  als  acht  StOek 
zusammen;  Sandberge r  bezeichnet  die  Art  auch  fUr  den 
Rabenstein  und  Bauersberg  als  selten.  In  der  Eifel  wieder 
bloss  zwei  Stück  gesammelt,  eines  bei  Niedermendig,  das 
andere  bei  Manderscheid.  Ebenso  ist  die  Art  im  Tauber-, 
Main-  und  Bheinthal  überall  nur  Tcreinzelt  an  Manem, 
unter  Steinen  oder  an  Baumstllmmen  zu  treffisn. 


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Adudma  htbrieOj  in  der  RhOn  hSafig  unter  fenoht- 

liegeDdem  Hok  nnd  Steinen;  im  Odenwald  bei  Amorbach 
nur  wenige  Stücke  gejTunden;  im  Tauber-  nnd  Mainthal 
nirgends  selten;  auch  im  Rheinthal  yerbreitet;  häufig  in 
der  UmgeboDg  des  Laaeher  Sees;  im  Aggerthal.  —  A. 
oüimla  als  leeree  Oehllns  nnter  QestrUpp  nnd  im  <3e- 
niste  der  Bäche  und  Flüsse  an  vielen  Orten  eine  gewöhn- 
liche Erscheinung  (Bamberg,  öchweinfurt,  Wtirzburg,  Rothen- 
barg, Bonn),  wird  das  unterirdisch  lebende  Thier  selten  in 
frischem  Zostande  beobachtet.  Pttrkhaner  in  Rothenbarg 
hatte  s.  B.  eine  Anzahl  an  firalenden  Wurzeln  des  Garten- 
salates  gefunden.  Eine  den  Bedürfnissen  der  (Gegenwart 
entsprechende  anatomische  Untersuchung,  besonders  der 
wie  es  scheint,  pigmentlosen  Augen,  wäre  erwünscht  — 
ÄJteca  Mtnhecma^  eine  der  allerseltensten  Sehneeken  und 
Ten  beeohrllnktem  Verbreitungsbezirk,  traf  ich  zum  ersten 
mal  in  meinem  Leben  in  einem  einzigen  Exemplare  auf 
der  Rhön  und  zwar  an  der  durch  Schlereth  angezeigten 
Stelle:  ,,auf  der  Höhe  der  Milseburg  in  fer£aaltem  erdigem ' 
Holse^.  Es  ist  mir  durch  diesen  Fand  der  so  eigenartig 
geformte,  schroff  abgedachte  Berg,  „der  höchste  Fels 
Frankens'^  noch  interessanter  geworden,  als  er  es  schon 
'  vorher  war. 

Pupa  frumentumy  von  Farbe  hellbraun,  ist  im  Kalk- 
gebiet der  Tauber  häufig,  z.  B.  in  der  Umgegend  von 
Bothenborg  nnd  Creglingen;  ebenso  im  Mainthal  bei  Wttrz- 
borg.  In  der  Rhön  nnr  in  den  Strichen  mit  kalkigem  Boden: 
Kissingen,  Mellrichstadt,  Fladungen,  Schloss  ßiberstein. 
Bei  Bonn  bloss  angeschwemmt  im  Rheingeniste.  Nirgends 
in  der  Eifel,  wo  anch  die  zwei  nächsten  Arten  fehlen.  — 
Die  dankelbrannrothe  P.  acenacea^  bekanntlich  ttberall  wo 
sie  anftritt,  gesellsefaaftlieh  lebend,  ist  anch  die  hänfigste 
Art  des  Mainthaies  und  besetzt  z.  B.  bei  Wtirzburg  die 
Steine  und  Weinbergsmauern  vieler  Stellen  in  Menge.  Sie 
erstreckt  sich  aoch  durch  das  Tanberthal,  wo  ich  sie  z.  B. 
bei  Bothenboig  nnd  Oreglingen  sammelte;  anch  für  Mergent- 
heim wird  sie  angegeben.  —  P.  seeale  habe  ich  selber  noch 
nicht  im  Main-  und  Taubergebiet  wahrgenonmieu.  Die  Art 
wurde  zwar  von  Pürkhaner  für  die  Gegend  von  Rothen- 


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barg  angeführt:  es  ist  aber  hitbei  F.  avenacea  für  P.secale 
genommen  werden.  Ich  bin  eigens  im  October  1879  an  die 
Stelle  gegangen  —  Weinbei^pnnaner^am  Beginn  der  fMs^si^ 
Steig*^  naeh  Dettwang      und  mieh  «benengt,  dasa  ea 

P.  avenacea  ist,  welche  abermals  io  Menge  das  Gemäuer 
besetzt  Auch  Leib  lein  hatte  seiner  Zeit  denselben  Fehler 
gemaehty  indem  er  für  die  Gegend  um  Würzbarg  P.  Moofe 
anaeigty  nicht  aber  die  wirklieh  vorhandene  P.  aotmtea» 
P.  imaemm,  leere  Oehftnse  im  Geniste  der  Saale  bei  Kia* 
singen;  in  der  Umgegend  von  Wtirzbiirg  nicht  selten,  z.  B. 
auf  dem  Volkenberg;  bei  Bothenburg  ist  sie  z.  B.  an  der 
Kirehbofsmaner  Yon  Dettwang  immer  sehr  häufig  gewesen: 
noch  im  Oetober  1879  hStte  ich  das  lebende  Thier  an 
Hunderten  anter  Steinen  und  Ziegelattteken  anfleaen  ken- 
nen; in  der  Eifel  von  Böttger,  bei  Bonn  von  Goldtuss 
nachgewiesen.  —  P.mmutissimay  VVürzburg  (Sandberger); 
Bothenburg  (Pttrkhaner);  Eifel  (Böttger).  —  r.pffma&a^ 
Wttraburg  (Sandberger);  Rlostenruine  Heisterbaoh  im 
Siebengebirge  (Goldfuss).  —  F.pnsilla^  Rothenburg (P ttr k- 
hauer).  —  Die  lebhaft  braunsclialige  P.  antivertigo  traf  ich 
zahlreioh  au  feuchtliegenden  Pflanzen resten  des  Ufers  vom 
PttlTermaar  und  Oemtlndnermaar  in  der  fiifel;  naeh  Leib* 
lein  wurde  sie  auoh  im  Gteniate  der  Pleiehaeh  bm  Wlln>  ' 
bürg  gefunden. 

Während  die  Gattung  P«|;a  in  der  Rhön  eine  geringe 
Vertretung  hat,  erscheint  die  Gattung  Clausüia  zahlreich. 
So  iat  0,  lamkkUa  ^)  eine  der  hftufigaten  Sohneeken  dieaea 
Berglandes;  aueb  bei  Amorbach  (Wolkmann ^  Seegarfeen, 
Wildenburij;)  vorhanden;  in  der  Eifel  habe  ich  sie  selber 
nicht  gej?ehen,  wohl  aber  gibt  sie  Goldfuss  von  dort  an; 
im  Tauber-  und  Maingebiet  häufig.  —  C.  venttricosa,  scheint 
auch  in  der  Khön,  wie  fast  immer,  nur  yereinielt  ▼onar 
kommen,  ieh  sammelte  bloss  einige  Sttteke  auf  der  Milae- 
bürg  undEube;  Sandberger  bei  Brückenau;  Schneider 
im  Mainthal  bei  Schweinfurt;  Flach  bei  Aschaflfenburg. — 
CplicattUa,  von  mir  in  der  Rhön  so  häufig  wie  CUummUa 
gefunden.  (Bei  Sohlereth  wird  0.  pUeaMa  nieht  ange- 
zeigt, sondern  C,  pHeata,  weleber  ieh  nirgends  begegnete, 
wesshalb  wohl  ein  Schreibfehler  zu  vermutten  steht.)  Im 


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107 


Odenwald  anf  der  Ruine  Wildenbnrg;  Mamthal,  Tauber» 
thal;  nicht  beifioiiii(Go)dfQftB).  —  CLerueUäa,  weit  ver- 
breitet in  der  Rhön,  auf  Bergen  nm  Kleinsassen  nnd  nm 

Biückenaa.  —  C.  lineolata^  Guttenberger  Wald  bei  Wtirz- 
barg  (Sand berger).  —  C.  dubia,  nicht  selten  in  der  Rhön; 
ebenso  im  Tauberthal  bei  Rothenburg;  bei  WUnbnrg  schien 
sie  selten  am  sein,  ist  aber  nenerdinge  in  Menge  am  Marien- 
berg wahrgenommen  worden;  in  der  EifeL  —  O.  parmtOf 
Rhön;  Odenwald  (Wildenburg);  Eifcl  (Manderscheid);  Tau- 
berthal ;  Maintbal.  Obschon  echte  Felsen-  und  Mauersebnecke, 
wird  sie  doch  auch  im  Laub  und  an  Baumstämmen  ange- 
troffen.    O.  eanoj  h&ufig  in  der  Rhön  am  Kreuzberg,  Raben- 
stein, Dreietels,  Sehildeek  (Sandberge r);  von  mir  anf  der 
Milseburg,  Eube  und  Ebersberg  gesammelt.  Die  Exemplare 
ron  letztgenanntem  Standorte  hatten  (gleichwie  auch  C.  par- 
vuJa)  ein  weissgraues  Gehäns^  ganz  von  der  Farbe  des 
Klingsteines,  auf  dem  sie  lebten.  Es  ist  ein  feiner,  ab- 
wiscbbarer  üeberzng,  unter  dem  die  gewShnliehe  braune 
Farbe  zum  Vorschein  kommt.  ^  C.hiplicata,  häufig  in  der 
Hhön;  in  ungemeiner  Menge  im  Wallgraben  der  Salzburg 
bei  Neustadt  a.  d.  S.  nnd  unter  dem  Mauerwerk  der  Burg 
selbst;  Odenwald  (Amorbaeh,  WUdenburg);  gemeinste  Art 
ha  Tauber-  und  Mainthal;  am  Miein  hftufig,  z.  B.  bei  El- 
bingen, Bonn;  in  der  Eifel  am  Mauerwerk  der  Burg  Mander- 
scheid, Niedermendig  unter  den  Halden  der  Lavasteine.  — 
G.  rugaaOj  in  der  Eifel  (Goldfuss,  Böttger);  vielleicht 
ist  die  von  Qnst. Sehneider  als  C^nigneana  fttr  die  hohe 
BhOn  aufgefUhrte  Art  das  gleiehe  Thier. 

Balea  fragilis,  aus  der  RhOn  schon  seit  Scblereth 
bekannt;  aus  dem  Siebengebirge,  Eifel  und  Niederrhein 
durch  Goldfnss.  Diese  im  Allgemeinen  den  Gebirgsgegen- 
den und  hauptsäehlioh  dem  Urgebirge  angehörige  Artscheint 
dem  Mainthale  zu  fehlen,  wenn  sie  nieht  bei  Schweinftirt 
(Gust.  Schneider)  vorhanden  ist.  Um  so  mehr  verdient 
hervorgehoben  zu  werden,  dass  die  Schnecke  in  merkwürdig 
isolirter  Weise  an  der  uralten  Kirch hofsmauer  von  Dett- 
wang  im  Tauberthal  bei  Rothenburg  lebt.  Pttrkhauer 
uad  ieh  haben  sie  dort  um  das  Jahr  1844  entdeckt  nnd 
ich  habe  mich  im  October  1879  Uberzeugt,  dass  das  Thier 


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106 


die  Stelle  —  es  ist  zumeist  die  nördliche  Seite  der  Mauer  — 
auch  jetzt  noch  zahlreich  bewohnt. 

Succinea  putris,  an  Wassergräben  und  auf  Hehr  feuchten 
Wiesen:  Rhön,  Odenwald  (bei  Amorbach  sehr  dttnnsebalig}; 
Eitel  (üferrand  des  Sehalkenmehrer  Maars);  Tanber-,  Maiii-, 
Rheintbal  (sehr  gross  an  der  Sie^^^miiiidiing  bei  Bonn).  — 
S.  Pfeiff  erij  ebenso  verbreitet  wie  die  vorige  Art.  Am  Laacher 
See  in  Form  and  Farbe  sehr  ausgebildet  and  typisch.  Schon 
Goldfass  nennt  die  Ton  dort  stammenden  i^die  sehönatea 
Exemplare".  —  Von  der  in  den  Sehiehten  derDilnviaheit 
BO  äusserst  häufigen  S.  ohlonga  habe  ich  in  der  Rhön  nur 
wenige  leere  Gehäuse  im  Geniste  der  Saale  gefunden;  im 
Odenwald  bei  Amorbach  (Papiermühle)  zahlreicbe  lebende 
Exemplare  in  der  Nähe  des  Wassers  am  fenditen  Hoti| 
alle  mit  der  sebnppigen  Erdkmste;  in  der  Bifel  bßi  Dan; 
bei  Bonn  schon  mehrmals  lebend  im  Melbthal  an  fencbten 
Plätzen;  ebenso  im  Aggerthal.  Im  Mainthaie  ist  die  Art 
selten  lebend  gesehen  worden. 

CSgfyc^wmmtmiim,  anter  fenehtem  Holz  bei  Kissingen; 
nnter  gleichen  Umständen  im  Tanber-,  Main-,  RheingeMet, 
in  der  Eifel  am  Rande  der  Maare  (Pulvermaar.  Gemtlndner- 
maar).  —  Acniefu^ca,  von  mir  bisher  erst  ein  einziges  mal 
in  lebendem  Zustande,  und  zwar  jenseits  der  Alpen  bei 
Bazzes,  getroffen,  soheint  doeh  sehr  selten  zn  sein.  Bei 
Tübingen  wurde  im  Oeniste  des  Nekars  nnter  Hunderten 
anderer  Schnecken  ein  Stück  gefunden;  bei  Würzburg  bis 
dahin  ganz  vermisst,  hat  ein  Studirender  vor  Kurzem  ein 
ebentalls  nur  leeres  Gehäuse  entdeckt;  aus  dem  Tauberthal 
und  der  Rheinprorinz  noeh  nieht  bekannt  geworden.  Und 
doeh  kommt  es  am  Ende  wieder  nnr  auf  die  riehtige  Zeit 
des  Nachforschens  an.  Denn  gefälliger  brieflicher  Mitthei- 
lung zu  Folge  hat  Frhr.  v.  König-Warthausen,  Mitte 
November,  zunächst  der  Umgebung  des  Schlosses  Wart- 
hansen, innerhalb  einer  Woohe  sieben  lebende  Stück  von 
Aeme  fiisea  gesammelt!  —  Ckfdoshma  degam,  im  Büttel- 
meergebiet  weit  verbreitet,  der  Rhön,  dem  Tauber-  und 
Maiugebict  fehlend,  ist  dem  Ober-  und  Mittelrhein  eigen- 
thlimlich,  wo  sie  an  vielen  Stellen  vorkommt;  als  letzter 
Punkt  abwärts  galt  bisher  Bolandseok,  dochfiandBertkan 


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109 

die  interessante  Schnecke  noch  auf  dem  Finkenberge  un- 
weit Benel,  also  nahe  heran  znr  Gegend  von  Bonn;  ansser- 
dem  hftnfig  anf  dem  Hammerstein  und  Ockenfels,  sowie 

am  Wintermtthlenberg  bei  Königswinter. 

Von  der  Gattung  VcUvcUa  habe  ich  in  der  ^bim  nur 
einige  leere  Gehänse  der  F.  erisMa  aus  dem  Geniste  der 
Saale  angelesen;  ein  Stück  ans  dem  Fiasko  mitohte  loh 
für  F.  äepressa  halten.  In  der  Tauber  nnd  im  Main  ist 
V.  piscinalis  unter  Steinen  häufig;  V.  cristata  bei  Rotben- 
burg vermisst,  habe  ich  im  Höchberger  Weiber  einmal 
.  Frfll^hni  an  faulenden  Blättern  in  grosser  Anzahl  gefon- 
deoy  ebenso  in  den  Sümpfen  von  Grosslangheim.  Sie  ge- 
hM  aneb  den  Maaren  der  Eifel  an  (Schalkenmehren,  Meer- 
felden);  an  einer  der  frtlheren  Strandzonen  des  Laacber 
Sees  ist  der  trockene  Schlamm  voll  von  abgebleichten, 
morschen  Schaalen;  das  lebende  Thier  konnte  ich  mir, 
Aognst  1879,  nieht  ans  dem  See  versehaffen.  Ans  der  An- 
gabe bei  Gold  fnss:  „in  sehr  grosser  Anzahl  an  den  Ufern 
des  Laacber  Sees  bei  Andernach",  geht  nicht  hervor,  ob 
dies  im  Jahre  1866  anders  war. 

Fäludina  ffhiparaf  die  nmfitnglichste  SüssWasser- 
sehneeke  £aropa*s,  fehlt  der  Bhto  nnd  Eifel;  im  Main 
tritt  sie  erst  anf  in  den  schlammigen  Gewüssem  seines 
unteren  Laufs,  bei  Hanau.  Im  Taubergebiet  kommt  sie  aut 
der  Hochebene  bei  Rotbenburg  (Thurmsee,  Lindleinsee) 
and  der  Frankenhöbe  (Windelsbacher  Weiher,  See  an  der 
Kanaehmüble)  Tor  nnd  bildet  sich  bei  Windelsbach  zu 
statffieher  GrOsse  ans  (Var.  magna).  Da  nach  der  Angabe 
erfebrener  Concbyliologen  P.  vivipara  ein  treuer  Begleiter 
de»  Planorbis  Corneas  ist,  so  mag  bemerkt  werden,  dass  in 
der  bezeichneten  Taabergegend  Flanorbis  eomens  fehlt 
Am  Niedenrhein  bei  Bonn  (Goldf  nss);  bei  Deutz  im  sog. 
Schneller  (Be  rtksii).  —  P.  faseUUa,  bei  Boppard  (B  a c  b).  — 
Bythinia  tentaculaiay  in  der  Tauber  bei  Rotbenburg  keines- 
wegs häuhg,  ist  sie  eine  der  gewöhnlichsten  Schnecken 
des  Mains;  ebenso  bei  Bonn.  In  den  Maaren  der  Eifel  fand 
ieh  sie  in  jenem  Ton  Schalkenmehren.  Am  Laacber  See 
wieder  eine  Menge  von  Gehftnsen  in  halbfossUem  Znstande 
auf  den  Aeckern  der  trttheren  Strandzone.  —  BythineUa 


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110 


eompressoj  im  sehir  kalten  QneDen  der  Rhihi  unter  abgeMlenm 

Blättern,  eine  Entdeckung  Sandberger's.  —  Die  von 
Pürkhauer  im  Geniste  der  Sandtanber  bei  Kotheubaiig; 
aii%etundene  häufige  BjfikineUa  (jetzt  B.  Pürkhamri  ge- 
nannt) is^  bis  bisher  nooh  nicht  lebend  beobachtet  worden. 
Im  September  1873  habe  ich  abermal«  einen  ^nten  Theil 
des  Thaies  und  die  einmündenden  Quellen  auf  das  Schneck- 
chen abgesucht,  aber  wieder  umsonst.  ^  B,  viridis,  {B. 
Dunkeri?)  „Yor  30  Jahren  in  Bergqnellen  bei  filbwfeld 
massenhaft  gesanmielt^  (Fahirott,  Lischke). 

NerUma  flimaiiUsy  durch  inneren  Bau  und  Form  des 
Gehäuses,  ja  selbst  durch  die  Zickzackzeichnung  der  Schale 
an  Meerschnecken  erinnernd,  ist  zahlreich  in  der  Saale, 
8.  B.  bei  Enerdorf;  fehlt  in  der  Taaber  bei  Rothenbm^v 
sott  aber  bei  Mergentheim  Torkommen;  häufig  ii^  Main, 
Rhein,  Mosel. 

Die  Gattung  Lymnaeus  ist  in  der  Rhön  nicht  zahlreich 
vertreten:  L.  auricidariuSf  kleine  Form,  iu  der  Saale  bei 
Kissingen;  L.  peregetf  am  verbreiteteten,  s.  B.  bei  Getsfeld, 
Brückenau  u.  a.  0.;  seltener  ist  £.  truneaMm*  Im  Oden- 
wald traf  ich  L.  ovaiuSy  von  typischer  Form,  in  den  Quell- 
teichen des  Thaies  bei  Amorbach ;  dann  noch  L.  truncatulus. 
Zahlreicher  sind  die  Arten  in  den  keaselartig  erweiterten 
Theiien  des  Mainthaies  und  in  der  grossen  Ebene  am  Untor» 
main.  Leiblein  führt  ans  stehenden  md  ffiessenden  Ge- 
wässern von  WUrzburg  neun  Speeles  auf,  die  in  dem  Ver- 
zeichniss  Sand  berge r's  auf  sechs  herabsinken  {L.auncu- 
larius,  L.  ovatus,  L.  pereger,  L.  stagnalisy  L,  palustris,  L, 
tTmecUiklmy^  dieselbe  Zahl  enthält  die  „Uebersicht  der 
Conohylien  des  Tanbergmnds^'.  Hier  am  Niederrhein  kommt 
L.  glaher  ]imz\x  (Goldfuss)  und  der  iiitcrcissante  nordische 
Ij.  ghäinosus  (Amphipeplea  glutinosa).  Von  Goldfuss  zu- 
erstwahrgenommen, ist  diese  zartschalige  Schnecke  neuer- 
dbgs  auch  von  Bertkan  anf  der  Wahner  Haide  wieder 
anfgefanden  worden.  In  der  Eifel  sah  ich  in  den  abge^ 
schlosseneu  Maaren,  z.  B.  im  GeniUndner  Maar  bloss  L. 
truncatulus;  in  jenen,  welche  mit  FlUssen  zusammenhängen, 
trifft  man  auch  noch,  was  schon  Schnur  angezeigt  hat,  L. 
ikignaU8nndL.auHeuiarimf  so  in  den  Maaren  ren  Schalken* 


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III 

mehren  und  Meeffeldeiu'  Lj/nmaeus  stagnaHis  bildet  in  beiden 
eine  dnreh  das  lang  nnd  q»ita  ausgesogene  Ctowinde  auf- 
fidlende  Foim.  Lffwmaiem  mmeularius,  dfinn  nnd  zer- 
brechlich, daher  der  gefleckte  Mantel  prächtig  durchschim- 
mert Im  Laacher  See  finde  ich  von  L.  auncuJariiis  eine 
kleine  Fornii  etwa  Var.  lagotis  ;  den  L,  stagnaUs  traf  ich  nicht 
lebend  an,  sondern  nnr  balbfossil  im  Soblamm,  gegen  den 
Aisflass  6m  Sees  hin,  aber  merkwürdig  dfinnsehalig  nnd 
das  Gewinde  so  lang  pfriemenförmig  ansgezogen,  dass  eine 
Gestalt  entsteht,  welche  lebhaft  an  die  nordische  Var. 
niMata  erinnert. 

Die  Gattung  FUmorbis  ist  abermals  in  der  Rhl)n  seh  wach 
vertreten:  P.  aUmSj  zahlreieb,  aber  klein  in  der  Saale; 
P.  contorttAS,  nur  wenige  leere  Gehäuse  aus  dem  Geniste 
der  Saale.  Aus  G.  Schneide r's  „Binnenmollusken  der  Um- 
gegend von  Schweinfurt"  ersieht  man,  dass  die  Art  eigent- 
lieb  iik  den  MflUteiohen  bei  Kissingen  lebt  Anoh  im  Oden- 
wald bei  Amorbach  ist  nur  P.  ewUt^rh»  nnd  P.  aßmy  aber 
in  sehr  zahlreichen  Individuen  zu  treffen,  auch  vnrd  P. 
aibus  theil weise  so  merkwürdig  gross,  dass  mich  Prof. 
Sandberges  an  den  von  mir  mitgebrachten  Stücken  auf  ent- 
qnredwnde  sibirisohe  Exemplare  seiner  Sammlang  anfmerk- 
SSB  maohie»  Anob  die  Tanbergegend  bei  Rothonburg  be- 
sitzt einzig  und  allein  die  beiden  vorgenannten  Arten.  Im 
Maiuthal  aber,  namentlich  in  der  Thalweitung  bei  Schwein- 
fart  un^  in  der  Ebene  des  Untermains,  nimmt  die  Zahl 
dsr  Arten  in  interessanter  Weise  zu,  indem  sie  bis  anf 
etwa  zehn  steigt,  wovon  wobl  manche  dem  Erlöschen  nahe 
sind:  P.  marginatus,  zu  Leiblein's  Zeit  häufig  bei  Würz- 
burg, hat  sich  nur  noch  in  den  Gräl)en  vor  dem  Burkarder- 
thor  erhalten;  P.  (xuriiMitus^  nicht  bei  Würzburg,  aber  bei 
Kloster  fieidenfeld,  gross  nnd  sehr  heUschalig,  so  dass  die 
letheBlnt&rbe  des  lebenden  Thieres  anfs  dentiiehste  dnreh- 
sehinunert;  P.  spirorbis  und  P.  vortex,  schon  von  Leib- 
lein als  selten  bezeichnet,  scheinen  bei  Würzburg  ganz 
ausgestorben  zu  sein,  haben  sich  aber  bei  iSchweinfart 
(fi.  Sehneider)  erhalten;  P.  mbrieaiua^  nnr  einmal  vor 
vielen  Jakren  von  Born  (siehe  Leiblein)  in  einem  Wasser- 
graben unterhalb  der  „dürren  Brücke"  gefunden,  ist  keinem 


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* 


112 


Sammler  in  der  Würzburger  Gegend  mebr  in  die  Hinde 
gefallen,  findet  sich  jedoch  „sehr  selten"  in  der  Schwein- 
forter  .Gegend  (6.  Schneider),  sowie  am  Untermain 
(Kobelt).  Im  Fluss  selber  kommt  freilieh  «leh  am  Unter- 
main nnr  P.  albus  Tor;  alle  anderen  aber,  wosn  anaser  den 
genannten  noch  P.  nUidus,  P.  eomplanaius,  P.  Rosamaesieri 
aufzuzählen  sind,  leben  in  stehenden  Gewässern.  Was  den 
Riesen  unter  den  Arten  der  Gattung,  den  P.  comeus,  be- 
trifft, so  ist  die  Angabe,  es  sei  die  Art  ,,aUgemein  im  Main- 
thal  verbreitet'',  nnrichtig:  das  Thier  gehört  nnr  dem  Unter- 
main (Frankfurt,  Hanan)  an,  weiter  aufwärts,  also  aacb  bei 
Würzburg  fehlt  es.  In  den  Maaren  der  Eifel  lebt  in  den 
abgeschlossenen,  wie  im  Gemtindener  Maar  P.  albus,  im 
Pul?ermaar  ausserdem  noch  P.  imbrieaius.  In  den.  mit 
Flttssen  ansammenh&ngenden,  wie  im  Sehalkenmehrerlfanr, 
kommen  m  den  kleinen  P.  cUms  nnd  P.  contortus  noch  der 
grössere  und  ganz  grosse  P.  carincUus  und  P.  comeuSy  letz- 
terer so  stattlich  wie  er  in  den  Sümpfen  des  Niederrheina, 
z.  B.  bei  Bonn  nnd  der  Siegmündnng  auftritt  Im  Meer* 
felder  Maar  sammelte  ich  P.  fmUmm,  P.  amtartua  nnd 
P.  mibrieaibts.  Am  Laacher  See  wiederholt  sich  dieselbe 
eigenartige  Erscheinung,  die  oben  schon  bezüglich  anderer 
Arten  erwähnt  wurde:  auf  deuAeekem  der  Strandzone  des 
Sees  liegen  abgebleichte  und  morsche  Schalen  des  P.  comait 
in  Menge,  ein  lebendes  Exemplar  im  See  selber  sah  Ick 
nicht.  Im  lebenden  Znstande  wnrde  nnr  P.  emtiPfius  und 
P.  spir Orbis  beobachtet;  Goldfuss  hat  noch  P.  ades  ge- 
funden. 

Von  der  Gattung  Physa  kam  mir  weder  P.  finUmaUg 
noch  P.  hjfpnanm  in  der  Rhön  sn  Gesicht,  was  beaflgitek 

der  letzteren  Art,  welche  besonders  feuchte  Gegenden  liebt, 
autfallend  ist.  Doch  auch  im  Tauber-  und  Mainthal  habe 
ich  sie  noch  nicht  bemerkt.  In  den  Gräben  des  Haupts- 
moors  bei  Bamberg  (Kttster)  ist  sie  Torhanden.  Bei  Wttrs- 
burg  in  dem  jetzt  yerschwundenen  Stadtgraben  war  die 
zarte,  lebhafte  P.  fimUnaUa  Mher  häufig;  ebenso  traf  ich 
sie  in  den  Altwassern  des  Mains  bei  Klosterheidenfeld 
und  Grafenrheinfeld;  bei  Rothenburg  a.  d.  T.  vermochte  ich 
sie  in  den  letzten  Jahren  an  der  alten  Stelle  nicht  mehr 


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113 


ZV  finden.  Am  Niederrfaein  bei  Bonn  sind  beide  Arten  zu- 
gegen: P.  hypyiorum  z.  B.  in  Gräben  des  Kotteiiforstes; 
P.  fontinalis  z.  B.  in  den  Tttmpeln  bei  Godesberg,  in  den 
Sttmpfen  der  Siegmündung;  im  Laacber  Qee,— AncylusfitmO' 
iX8**)j  häufig  in  der  Saale  bei  Kissingen;  klein  nnd  yon 
dunkler  Farbe  in  dem  Baehe  zwischen  Milseburg  und  Stell- 
berg;  in  der  Fulda  bei  Gersfeld  so  scbwarz  wie  die  Basalt- 
steioe,  an  denen  die  Tbiere  sitzen;  feblt  aucb  uicbt  in  der 
moorfarbigen  braunen  £1&  Im  Tauber-^  Main-  und  Rhein- 
gebiet häufige  und  vorherrsehende  Art  Gehört  auch  zu  den 
Thieren,  welche  nicht  bloss  in  den  fliessenden  OewSs- 
sem  der  Ei  fei  leben,  sondern  aucb  in  den  abgescblossenen 
Maaren  sich  angesiedelt  baben,  so  z.  B.  im  Geraündener 
Maar;  vorhanden  aucb  im  Laacher  See.  —  A.  lacustris 
sammelte  ich  in  der  Rhön  mehrmals  aus  der  Saale,  an 
BlSttem  der  gelben  Seerose.  Bei  Rothenburg  a.  d.  T.,  wo 
sie  nacb  Plirkhaiier  t'eblen  soll,  lilsst  sie  sieb,  wenn  auch 
selten,  autreflen;  im  Maiutbal  bei  Würzburg  scheint  die 
Sehnecke  verschwunden  zu  sein  —  schon  Leib  lein  be- 
zeichnete sie  als  selten  — ,  hingegen  trefi'e  ich  sie  in  der 

:  Sdiweinfhrter  Gegend,  bei  Orafenrheinfeld.  Am  Untermain 
(Kobelt)  wird  sie  bäufiger,  ebenso  am  Niederrbein;  ist 
auch  im  Laacber  See  zugegen. 

Von  grösseren  Muscheln  lernte  ich  in  der  Rhön  bloss 
m  der  Saale  bei  £uerdorf  den  Unio  batavus  kennen.  Im 
Odenwald  bei  Amorbach  Hess  sich  in  der  Mudach  wieder 
nur  U.  hatavtiS  bemerken,  welcher  dort  als  „Perlmuschel" 
gilt.  Aucb  in  der  Tauber  bei  Kotbenburg  ist  genannte  Art 
einziger  Vertreter  der  Gattung.  Im  Main  bingegen  niipmt 
die  Zahl  der  Arten  zu;  Leiblein  unterschied  U.iumiduSt 
UJü&räliSj  U.hai<wus,  U.jncianmmdU.rostraius]  Sand« 

^  berg  er  und  Kobelt  fassen  die  Formen  des  Mains  zu- 
»«amnien  unter  U.  tumiduSy  U.  pictonim  und  U.  batavus,  —  So- 
wohl in  einigen  Zuflüssen  des  Mains  im  Fichtelgebirge, 
als  auch  in  der  Jossa,  einem  Seitenbach  der  fränkischen 
Saale  lebt  femer  TJ,  marganiifer.  Darum  sang  schon  der 
MS  Wipfeld  in  Franken  gebürtige  Conrad us  Celtes 
Prot u ci US  (Fi ekel V)  im  L5.  Jabrbundert:  ,,ünio  cum  gem- 

Imis  (gläm^nde  Quarzkiesel?)  Moeno  reperitur  in  amne^^ 
Vvh.  d.  Bfti.  V«.  Jahif  .  XXXVZn.  4.  Toi««.  VUL  B4.  8 
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114 


Während  aber  sämmüiche  Perlenbäche  in  Oherfrankeii 
unter  der  Aafsicht  dee  K.  Forstpersonales  stehend,  gat  ge- 
pflegt sind  nnd  naeb  Jäekel  (1865)  einen  sehOnen  Bestand 

an  Perlenbänkeii  aufzeigen,  werden  die  Perlmuscheln  in 
der  Jossa  als  seit  etwa  20  Jahren  völlig  eingegangen  be- 
aseichnet  Nach  einer  Bemerkung,  auf  welche  ich  im  Berieht 
d.  Ver.  f.  Naturkunde  in  Fulda,  1870,  S.  XVIÜ,  stosse,  über 
„selbstgesammelte  Perlmuscheln^,  scheinen  aber  doch  noeh 
einzelne  Tbiere  sieb  dort  erhalten  zu  haben.  —  Im  Rhein 
bei  Bonn  käme  nach  Groidfuss  noch  U,aier  zu  den  Arten 
des  Hains  hinzu;  in  der  Agger  sah  ich  nur  ^7.  hai€am\ 
ans  Seitenflttssen  der  Mosel  wird  durch  Schnur  ü.  marga- 
riiifer  namhaft  gemacht 

Von  der  Gattung  Anodonta  kommt  in  der  Tauber  A. 
anatina  vor.  In  dem  grossen  seit  vielen  Jahren  trocken  ge- 
legten, auf  der  Rejmann'schen  Specialkarte  von  Deutsch- 
land aber  immer  noch  vorhandenen  Lindieinsee,  lebte  A, 
cygnea  und  erreichte  dort  die  bedeutende  Oritase  von  10^ 
Länge.  Dieselbe  Art,  aber  etwas  kleiner  und  mit  schwerer 
verdickter  Schale  sammelte  Pürkhauer  und  ich  ferner 
in  dem,  auch  nicht  mehr  bestehenden,  Weiher  am  „Wilden- 
hof ^  Für  den  Main  zählt  Leiblein  auf  A.  anatmaj  Ä. 
tniermeßki  und  fragweise  A,  cygnea.  Es  besteht  eben  anch 
noch,  wie  für  Unio^  so  für  Anodonta^  Unsicherheit  iu  der 
Abgrenzung  der  Arten:  Sa ndb erger  bringt  die  Anodonten 
des  Flusses  einerseits  unter  A,  cygnea^  andererseits  unter 
A»  piseindlis^  Var.  ponnderasa.  Zu  der  ersteren  Art  rechnet 
er  auch  die  Muscheln  im  Teiche  des  Gartens  zu  Veitshoch- 
beim.  Für  die  Gegend  von  Sehweinfurt  unterschied  G. 
Schneider  noch  A.  gihha  wwd  A,  complanata.  Die  letztere 
Art  und  die  meisten  der  vorhergehenden  zählt  auch  Gold- 
fuss aus  den  Gegenden  des  Niederrheins  auf.  In  der  Eifel 
hatte  ich  bloss  Gelegenheit  am  Meerfelder  Maar  mich  zu 
Überzeugen,  dass  in  demselben  eine  grosse  AnodotUa  (an- 
scheinend A.  cellcnsis)  lebt. 

Cydas  rivicola,  nicht  in  der  Tauber;  häufig  im  Main; 
nicht  im  Rhein;  aber  im  Laacher  See  in  dem  erwähnten 
halbfossilen  Zustande.  —  C.  eomea^  Altwässer  der  Saale, 
des  Tauber-,  Main-  und  liheinthales;  im  Laacher  See  Var. 


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meleus.  —  C.  locustris,  Teich  bei  WeisenlMtch  in  der  Rhön 
(Sandberger).  — -  0.  aäycukiia^  sobon  von  Leiblein  er- 
wähnt^ ist  mir  mir  ans  dem  kleinen  Teiehe  auf  der  Höbe 

über  Heidingsfeld  bekannt.  —  Im  Sande  des  Mains  wurde 
Yon  Sandberger  die  dickschalige,  stark  gerippte,  an  die 
OattODg  Cyrene  erinnernde  C.  solida  aufgefunden;  lebend 
mehrmals  beobaobtet  am  Untermain  (siebe  Kobelt),  an  der 
Grense  des  tiefeten  Wasserstandes.  —  Die  bisber  ans  dem 
Main  in  Frankfurt  bekannte  G,  DicJänii  hat  Flach  aucb 
im  Main  bei  Wlirzburg  gefunden.  Bei  ihr  scheint  die  Byssus- 
drtise  Itir  das  ganze  Leben  in  Thätigkeit  zu  bleiben,  denn 
sie  spinnt  Fäden.  —  Die  Gattung  Fisiäkm  tritt  noeb  in 
Gewässern  anf,  welebe  keine  andere  Mnsebel  mebr  be* 
herbergen.  So  fand  ich  im  Frickenliausor  Stjc  allein  noch 
ein  kleines  Pisidium:  im  Odenwald  bei  Amorbach  ist  P. 
pmiüum  sehr  zahlreich  in  den  Wiesengräben.  Im  Main 
kommt  zn  P.  Miquum^  P.  fantinale  und  P.  obtusale  noeh 
P.  supmum  binzn  (Sandberger).  In  der  Eifel  traf  ieb 
P./bw^iwaZß  (fossarinum)  in  den  Maaren  von  Schalkenmehren 
und  Meerfelden,  ebenso  erschien  dasselbe  winzige  MUschel- 
chen  als  einzige  Vertreterin  der  Weichthiere  in  dem  braunen 
torfigen  Wasser  des  Kratersees  i,  Wanzenboden"  auf  dem 
Mosenberg  bei  Miandersobeid. 

Dreissena  polymorpha  (Tichogonia  Chemnitzii),  zuerst 
von  Funk  bei  Bamberg  wahrgenommen,  ist  unterdessen 
im  Main  bei  Wlirzburg,  von  mir  auch  bei  ThUngersheim 
auf  Anodonten  wiederbolt  gefunden  worden:  selbst  noeh  auf 
gebleichten,  trocken  im  Sande  liegenden  Schalen  der  letzte- 
ren lassen  sich  hin  und  wieder  die  fest  klebenden,  schwar- 
zen eigenartigen  Byssusreste  erkennen,  zum  deutlichen 
Beweise,  dass  eine  Dreissena  an  die  Anodonta  sich  fest- 
gesponnen hatte.  In  der  Mosel  seit  etwa  15  Jahren  unge- 
mein yerbrdtet  (Besselich). 


Wenn  wir  die  Bryozoen  noch  unter  die  Weichthiere 
bringen,  so  ist  PhmaikMa  repens  der  gewöhnlichste  Feder- 
buschpolyp der  Saale,  der  Tauber  und  des  Mains,  auch  fai 


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116 


""den  Zaflttssen  aus  dem  Odenwald.  Frisoh  angelegte  Stöoke 
Terbreiten  sicli  Sstig  auf  der  Flftcbe;  bei  starker  Vermeb* 
rting  können  sie  sich  aber  zu  moosartigen  Polstern  erheben: 
in  letzterer  Form  besetzt  das  Thier  im  Main  gerne  die 
Steine,  welche  als  VorsprUnge  der  in  den  Flnss  gebanten 
Qnerdkmme  einer  lebhafteren  Waseerstrdmnng  ansgeeetcfc 
sind.  Bei  einer  frtlberen  Gelegenheit  habe  ich  diese  Form 
als  Alcyonella  stagnonan  angesprochen,  was  ein  Irrthum 
war.  Die  eigentliche  A.  sfagnorum  habe  ich  erst  am  Nieder- 
rhein bei  Bonn  und  im  Aggerthal  kennen  gelernt:  sie  bildet 
eine  lederige  Rinde  an  den  von  ihr  Überzogenen  Körpern 
nnd  anf  dem  senkrechten  Schnitt  einer  Oolonie  erscheint 
Röhrchen  dicht  an  Kührcben.  —  Lophopus  crystcdlinm,  nicht 
häufig:  ich  sah  ihn  bisher  bloss  im  Wilden weiher  bei  Rothen- 
burg a.  d.  T.,  ferner  in  einem  pflanzenreichen  Altwasser 
des  Mains  bei  Wflrzbnrg»  endlich  hier  in  den  Sttmpfen  bei 
Siegburg. 

7,  Insecten. 

Man  wird  nicht  erwarten,  dass  eine  ansgedehntere 

Aufzählung  der  an  sich  unübersehbaren  Schaar  der  Insecten 
gegeben  wird:  innere  und  äussere  Gründe  verbieten  ein 
solches  Unternehmen;  es  soll  nur  auf  das  hingewiesen 
werden,  was  mehr  oder  weniger  von  dem  Standpunkt  ans^ 
der  für  diese  Arbeit  massgebend  ist,  beachtenswerth  er- 
scheint. 

Auch  im  Main-  und  Rheingebiet  ist  die  Zahl  der  Männer,  ftof 
welche  das  Studium  der  einheimischen  Inseotenwelt  eine  groese  An- 
siehung:  ausgeübt  hat,  eine  nicht  geringe  pfewcsen. 

fiereitf  alt  der  Nfirnbergwohe  Arzt  Wolf  gang  Panssr,  dam. 
dai  Glück  in  dem  dasamal  ISjibrigen  Jacob  Sturm  einen  ebenao 
bescheidenen  als  trefflichen  Künstler  sageffthrt  hatten  die  so  ^vioh- 
tig  gewordene  Fauna  inseetomm  Germaniae  heransiagehen  begann,- 
lieferten  auch  aus  den  Gegenden  des  Obermains  —  dem  „mens  pini- 
fems**  —  Kling  er,  Arst  in  Wunsiedel,  Funk,  Apotheker  in  Ge» 
freee,  Flessa,  Theologo  in  Bayreuth  u.  A.  manchen  schönen  Bei- 
trag. Bald  darauf  wurde  Goldfuss,  später  Professor  in  Bonn,  der 
Bearbeiter  der  Fauna  seiner  Heimath  des  Fichtelgebirges.  Im  Peg- 
nitzgrande, wo  ein  Rösel,  Esper  u.  A.  die  Liebe  zu  diesen  Studien 
geweckt  hatten,  pflegten  in  uusrer  Zeit  Eosenhauer  und  Küster 


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die  Kunde  einheimischer  Insecteri.  In  Bamberg  erwarb  sich,  ausser 
Prof.  Haupt,  besonders  M.  Funk,  praktischer  Arzt,  welcher  ein 
reiches  Material  über  genaimte  Gegend  zusammengebracht  bat,  am 
die  KeDotaiss  oberfHmkiMher  Insecten,  nicht  geringes  Verdionst.  Die 
Coleopteren  des  Steigerwaldes  hat  Landwundarzt  Kress  in  Kloster 
Ebraoh  bekannt  gemacht.  Daneben  hat  es  auch  niemals  an  Beob- 
iditeni  gefehlt,  welche  ohne  selbst  literarisoh  herrorcairaten  — 
wenigstent  nieht  auf  entomologisohem  Felde  Andern  ihre  Fnnde 
war  YerQffentliehang  überliesien  oder  gnte  dem  viseeniohaftticheii 
Mraneh  dienliche  Sammlungen  anlegten.  Es  wftre  s.  B.  an  nennen 
ms  frflherer  Zeit  der  Orden^geistliche  Dionys  Linder  in  Kloster 
Bus,  dessen  Andenken  Cereopis  Dionytii  erhilt,  wfthrend  in  der 
Gegenwart  Pfarrer  Weisse nfeld  in  Niedermieriberg  in  ähnlicher 
Weite  wirkt. 

Am  Mittelmain  war  z.  B.  der  Aret  Wolf  in  Schweinfurt, 
"Welcher  die  Pulmonaria  moliis  zuerst  unterschieden  und  benannt  hat, 
ein  ^insectorum  obscrvator  assiduus".  Selbst  in  manchem  kleineren 
Städtchen  gab  es  einen  insectenkundigen  Arzt :  in  Mainbernheim 
s.  B.  lebte  Schnitzlein,  „Physicus",  welcher  unter  Aiuierm  Tetra- 
torna oinnamoniea  „in  fungis**  auffand  und  das  winzige  Gymnetron 
linariae,  ,,metamorphosiu  in  folliculis  galliformibus  Antirrhini  lina- 
riae  subien8*^  In  Würzbnrg  scheint  um  diese  Zeit  einzig  und  allein 
der  Miniaturmaler  Laabreiss  es  gewesen  zu  sein,  welcher  In- 
secten, namentlich  Coprophagen  sammelte  und  sie  an  Jac.  Sturm 
nach  Nürnberg  schickte.  Nur  einmal  finde  ich  noch  die  gelegent- 
licbe  Erwfthnnng  Fey's  als  eines  Würzburger  Entomologen  gegen 
das  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts.  Ans  spätrer  Zdt  ist  zu  nennen 
Sehedel»  Berierf&rster,  dessen  aus  Schmetterlingen,  Eifern,  Haat- 
flfiglem  und  Wanzen  bestehende  Sammlung,  nach  seinem  Tode  die 
Qnmdlage  für  die  entomologische  Abtheilnng  des  aoologisehen  Mu- 
seums der  Universität  Würaburg  wurde.  In  der  Gegenwart  besitzt 
Wfltsburg  an  dem  Bezirkaarzte  0.  Hofmann  einen  treflFlichen  Le- 
pdopterologen,  insbesondere  einen  Kenner  der  Mikrolepidopteren. 

Die  Gegend  von  Aschaffenburg,  Spessart  und  Rhön  wurde  von 
dort  einheimischen  Gelehrten:  Hensler,  Oechsner,  Kittel,  Döb- 
ner  und  Hoffmann  untersucht.  In  jüngster  Zeit  hat  Carl  Flach 
sich  mit  den  Käfern  der  Aschaffenburger  Umgebung  in  gründlicher 
Weise  beschäftigt  und  eine  bis  zu  den  „Minutien*^  herab  elegante 
Sammlang  zusammengebracht. 

Am  Üntermain  zeichnet  sich  besonders  Frankfurt  schon  seit  dem 
vorigen  Jahrhundert  bis  zum  Augenblicke  durch  eifrige  Sammler  und 
wisaenschaftliche  Bearbeiter  der  Insecten  aus.  Von  den  Vielen  seien 
genannt:  Gladbach,  Geming,  6.  Koch,  Scribs,  Saalmuller, 
Carl  V.  Heyden,  Lucas  v.  Heyden,  Böttger. 


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118 


Am  Mittelrhein  verdankt  man  den  nassauiscben  Natarforschem^ 
z.  B.  Kirschbaum,  Schenk,  Rössler,  Fuchs,  Prälat  Schmidt 
in  Mains,  die  Erfonohung  ihres  Qebietos.  Ans  firfiherer  Zeit  ist  in 
gedenken  des  Terdienstlioben  Brahmi  in  MeinE. 

Weiter  abwftrte  und  am  Niederrhein  waren  und  sbd  noeh 
▼ide  an^feeeidmete  Entomologen  th&tig,  Von  denen  ioh  nnr  nenne 
8.  B.  Baoh,  Bertkan,  Cornelias,  Fdrsteri  Kaltenbaob,  Hei- 
gen, Stellwerk,  Winners  als  diejenigen,  deren  Arbeiten  mir  melir 
oder  weniger  bekannt  geworden,  sind. 

Odacantha  fuclanura,  ein  sonst  seltenes  Käferchen, 
zeigte  sich  1877  im  ausgetrockneten  Fasanenteich  bei 
Aschaffeabarg  häafig  (Flach).  —  Ctfchrus  aitenucUus,  von 
H (Ofling  ans  der  Rhön  nicht  erw&hnl,  wurde  Ton  mir  bei 
Brttckenän  nnd  am  Fasse  der  Hilselnirg  erbeutet  Auch  in 
der  Eifel  an  der  Falkenley  ein  Stück  *^).  —  Procrusies 
coriacetis,  in  der  Rhön,  z.  B.  in  der  Gegend  von  Kleinsassen^ 
£a8t  der  häufigste  der  Caraben;  zahlreich  im  Odenwald  bei 
Amorbach;  im  Spessart;  im  Steigerwald  (Kress)  nicht 
hftnfig;  bei  Wttrzbnrg  Tom  Spfttsommer  an  bis  tief  in  den 
Herbst  hinein  häufig.  Hier  bei  Bonn  im  Laufe  von  sechs 
Jahren  ein  einziges  Exemplar  beobachtet;  ein  Stück  im 
Aggerthai;  häufiger  bei  Bingen;  nicht  in  der  Eifel  ge- 
sehen. Caraibus  eakumUfimf  in  der  Rhön;  Odenwald; 
Spessart;  Eifel  (Gerolstein,  If Osenberg).  —  C.  momUs^  auf 
der  hohen  Rhön  nach  Flach  eine  kleine  blaue  Form  nicht 
selten;  die  erzfarbige,  für  das  Rheinthal  schon  von  Voigt 
(s.  Panzer)  entdeckte  Form  findet  sich  auch  bei  Bonn, 
bisher  dreiStttok  ans  einem  Hansgarten  erhalten.  —  Nach 
der  Var.  (7.  affinis,  welche  Panzer  zufolge  „sub  lapidi* 
bus  Herbipoli"  lebt  und  seiner  Zeit  von  Laubreiss  auf- 
gesammelt wurde,  habe  ich  mich  dort  immer  vergeblich 
umgesehen.  —  G.  arvetisis,  Spessart;  Steigerwald.  —  (7. 
gramdaiuSf  auch  in  der  Eifel  häufig,  namentlich  am  Laacher 
See  gesellschaftlich  in  morschem  Holz.  —  C.  mofhittomtSj 
Mainthal  und  Tauberthal  (Rothenburg,  Kloster  Brombach) 
in  schönen  grossen  Exemplaren;  noch  nicht  bei  Bonn  ge- 
troffen. —  C.  canedUUuSf  anch  in  der  Eifel  häufig  und  auf- 
fidlend  durch  den  gesteigerten  Metallglanz,  wobei  die  FlOgel- 
decken  lebhaft  ins  Grüngoldene  gehen.  Kommt  in  dieser 
Form  auch  an  sonnigen  Stellen  des  Rheinthaies  vor^  wäh- 


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rend  die  Thiere  aus  dem  dunkeln,  feuchten  Kottenforst 
mattglänzend  und  kupferroth  sind.  —  (7.  auraimy  tritt  in 
der  £ifel  sorflck  und  wird  selten,  was  sehon  Wirt  gen 
Vegetation  der  Eifel")  gelegentlieh  bemerkt.  (Der  sonst 
so  gemeine  Käfer  fehlt  auch  z.B.  bei  München  (Geni  minder), 
bei  Regeiiöburg  (Fürnrobr).)  —  Der  prächtige  C.  auro- 
fniens  ist  häofig  in  der  Rhön,  besonders  bei  Brttekenan; 
9,gemein'^  im  Steigerwald  (Kress);  seltener  im  Spessart; 
gar  nieht  bemerkt  im  Odenwald;  aneh  nieht  in  derEifel.  — 
C.  intricatua,  verbreiteter  als  dervorige:  Steigerwald  (Kress), 
Rhön,  Spessart,  Odenwald,  Eifel  (Bertrich  zwei  Stück,  Alten- 
ahr ein  Stück);  Siebengebirge;  Bertkau  fand  selbst  bei 
Bonn  auf  dem  Yenosberg  drei  Exemplare.  Im  Mainthal 
nnr  wo  die  Waldgebirge  in  der  Nähe  sind,  z.  B.  bei  Wert- 
heim am  Kaflfeiberg.  —  Von  C.  convcx^is  in  der  Rhön  bloss 
2  Stück  am  Wadberg  getroffen;  im  Steigerwald  (Kress) 
nieht  selten;  im  Hainthal  bei  Wflrzborg,  soweit  meine  Er- 
fidmmg  geht»  selten;  ans  der  Aschaffenbnrger  Gegend  wird 
er  von  Oeehsner  gar  nicht  anfgeftihrt.  In  der  Eifel  ein 
Stück  bei  Gerolstein;  im  Siebengebirge  auf  der  Löwen- 
bnrg  fand  Bertkau  ein  Exemplar.  —  C  glabraius^  nicht 
selten  in  der  Rhi^n  (Brttekenan,  Hilsebnrg);  Steigerwald; 
aoch  im  Spessart  (zwei  Stttok  anf  sebattigem  Waldweg  bei 
Mespelbrunn) ;  nicht  im  Odenwald,  nicht  in  der  Eifel  und 
Siebengebirge.  —  C.  nemoralis^  häulig  in  der  Rhön;  Si)essart; 
Steigerwald;  Odenwald;  häuüg  im  Mainthal  bei  WUrzburg; 
im  Rheinthal  bei  Bonn  der  gemeinste  Laufkäfer,  der  uns 
sdbet  in  den  neuen  Strassen  der  Nordseite  der  Stadt  nieht 
selten  begegnet,  vielleicht  als  Ueberbleibsel  aus  der  Zeit 
wo  sieh  der  Waldbestand  vom  Kreuz-  und  Venusberg  wei- 
ter herabzog;  fehlt  auch  nicht  in  der  Eifel  und  im  Mosel- 
ihal«  (Oestlieh  seheint  er  nach  Redtenbacher  selten  zn 
werden.)  —  C.  niolaceuSy  im  Mainthal  nur  in  der  Ebene 
(Flach).  —  C.  purpurascens,  Rhön,  Spessart,  Steigerwald; 
auch  bei  Bonn  nicht  selten  (rechtes  Kheinufer,  Beuel,  Sieg- 
niederung); Aggerthal;  in  der  Eifel. 

CUosoma  syeaphantOf  habe  ich  selber  nur  bei  Bamberg 
(Hauptsmoor)  und  bei  Rothenburg  a.  d.  T.  beobachtet  — 
Leistus  spinilabris  (L.  cocruleus),  vier  Stück  in  der  Rhön 


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gesammelt  (Ebersberg,  Milseburg),  unter  Steinen  und  Rinde; 
ein  Stück  in  der  Eifel  bei  Gerolstein  („Habitat  in  alpibus** 
sagt  seiner  Zeit  Panzer).  Bertkan  theüt  mir  mit,  daat 
er  bei  Gerolstein,  am  rothen  Kopf,  nnter  einem  Stein  ttber 
zwanzig  Stück  getroffen  babe;  auch  bei  Bonn  sei  der  Käfer 
ziemlich  häufig,  während  L.  ferrugineus  zu  den  grossen 
Seltenheiten  gehöre.  Das  letztere  gilt  nach  meiner  Erfah- 
mng  aneh  für  das  Mainthal,  ich  habe  im  vorigen  Herbst 
znm  erstenmal  ein  Exemplar  anf  dem  Volkenberg  gesammelt 
—  Cymindis  axillaris^  in  derRbOn,  (von  Höfling  nicht  er- 
wähnt); auch  bei  WUrzburg;  Bert  kau  fand  ein  Exemplar 
auf  dem  Veuusberg  bei  Bonn,  mehrere  auf  dem  Arienfels, 
anoh  am  Boehnsberge.  —  FUro^iekm  aäkiopSj  Rhön  (nach 
Redtenbaeher  „anf  Alpen^O«  —  Molops  nuiaßieuSy  häufig 
in  der  Rhön;  im  Spessart  bei  Lohr  nur  ein  Stück  gefun- 
den; im  Steigerwald  (Krcss)  ziemlich  häufig;  im  Sieben- 
geb ir^e,  in  der  Eitel  gesehen.  —  Brosens  cephalofes^  nicht 
selten  an  sandiger  Steile  bei  Glerölstein  in  der  Eifel;  ebenso 
am  rechten  Ufer  bei  Bonn.  —  Den  sonst  seltenen  Lidmua 
eassiäms  finde  ich  nnter  Steinen  an  den  warmen  Berghängen 
desMainthalesbei  Würzburg  jedes  Jahr  im  Herbst  in  mehreren 
Exemplaren.  Nach  Kos  enhauer  auch  bei  Müggendorf  vor- 
handen; kommt  anch  bei  Ejrenznach  (Bach)  vor.  (Panxer 
kannte  den  Kftfer  seiner  Zeit  nnr  „E  Mnsaeo  D.  Prof.  Hell- 
wig.  Habitat  Jenae  D.  Daldorf  Er  muss  übrigens  auch 
im  Mainthal  nicht  verbreitet  sein,  denn  das  Oechsner' sehe 
Yerzeichniss  über  die  Aschaffenburger  Gegend  enthält  das 
Thier  nicht  —  Asuisoäactylm  pseucUh-aeneuSf  anf  salzhal- 
tigem Boden  bei  Kissingen  (v.  Weidenbaoh);  am  Hain, 
selten  bei  Aschafienburg  (Oechsner).  —  Bemhidnm  doHs, 
bei  Rothenburg  a.  d.  T.  —  B.  aerosnm  und  B.  decornyn^ 
charakteristisch  für  das  Mainufer  (Flach).  —  B.  bicorm&, 
anf  salzhaltigem  Boden  bei  Kissingen  (v.  Weidenbach).  — 
Dratnm  fenestraiuSf  bei  Würzbnrg  nnd  Aschaffenburg.  — 
Von  grösseren  Wasserkäfem  habe  ich  im  Tanber*  und 
mittleren  Mainthal  iiiniier  vergeblich  nach  dem  Dyticus 
latissimus  mich  umgesehen;  am  Obermaiu  kommt  er  vor, 
auch  am  Untermain  (Oechsner)  ist  er  schon  einigen 
Exemplaren*'  anfgefhnden  worden.  Bei  Bonn  von  Back 


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seiner  Zeit  angegeben,  ist  er  dort  in  neuerer  Zeit  nicht 
mehr  beobaehtet  worden  (Bertkan).  —  2).  punuiiäahiSt 
xweimal  von  mir  in  Gräben  bei  Bonn  getroffen.  —  O^nsier 

Boesdiij  häufig  am  Obermain,  z.  B.  bei  Bamberg  (Breitenau); 
nie  gesehen  bei  Rothenburg  und  WUrzburg ;  kommt  bei 
ÄBchaffenburg  vor;  ebenso  bei  Amorbach.  Selten  bei  Bonn 
(Bertkan).  Sobeint  ostwärts  häufiger  zu  werden.  (Zu  den  - 
merkwttrdigen  Veiündemngen  im  Abgehen  gewisser  Käfer 
in  einer  Gegend  gehört,  dass,  wie  Kosen  hau  er  gezeigt 
hat,  innerhalb  der  letzten  hundert  Jahre  bei  Nürnberg  der 
Aciliua  suldpennis  den  A.  sulcatm  verdrilngt  hat.)  —  Von 
kleineren  Wasserkäfem  ans  dem  rothen  Moor  in  der  Rhön 
sei  ervHihnt  z.  B.  Hydraporus  erythroeephahis  und  EMcpkarus 
aquaticus.  In  den  Kissinger  Grüben  zeigten  sich  Laccohius 
tmnutuSf  Halipltis  lincato-collis,  Phühydrus  testaceus  und  P. 
melanocephaln.^.  —  Pelobius  Hermanni  in  der  Nähe  der 
Stadt  Asebaffenburg  (Oeehsner).  —  Den  häufigen  Betih 
mts  hteidus  habe  ich  bei  Bonn  schon  mehrmals  mit  Eier- 
gack  gesehen,  den  das  Weibchen  ähnlich  mit  sich  trägt 
wie  der  hier  fehlende  Sperchem.  —  Am  Laacher  See  unter 
einem  Stein  des  Uferrandes  traf  ich  die  Larve  von  J9y- 
draphäms  piceuSf  was  ich  desshalb  erwähne,  weil  ich  we» 
der  in  diesem  See,  noch  in  den  Maaren  der  Eifel  einen 
grösseren  Wasserkäfer  zu  Gesicht  bekommen  habe,  son- 
dern nur  mittlere  und  kleinere  Arten.  — 

Von  der  Gattung  Necraphortis  leben  bei  Aschaffen* 
barg  sieben  Arten,  darunter  auch  der  grOsste  2^.  germam- 
cm  nicht  selten  (Oeehsner).  —  K  gallieus  bei  Seli- 
genstadt (Bach).  —  Silpha  laevigata^  Ringen,  Bonn,  nicht 
delten.  —  Zu  den  schon  bekannten  Pselaphiden  der  Main- 
gegend kommt  nooh  AiM^  adnexus  mdlkplectus  perplexms 
(Flach).  —  Okemkm  MMeretilaftfm,  «eines  der  selten- 
sten Thiers  aus  der  Fiiuna  Deutsehlands*  wurde  schon 
mehrmal  bei  Aschatlenburg  getroffen  (Oec hsner,  Flach); 
bei  Boppard  am  Rhein  (Bach).  Das  erste  deutsche  Exem- 
|»lar  fand  Carl  v.  Heyden  1820  bei  Ems.  Clamger 
hmgieamia  bei  Aschaffenburg  (Flach).  —  Von  grosseren 
Staphylinen  fällt  die  Häufigkeit  des  Ocffpua  ölens  im  Rhein- 
und  Moselthal  auf;  während  z.  B.  von  S.  maxiUosuSf  im 


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122 


Mainthal  häufig,  mir  innerhalb  sechs  Jahren  bei  Bonn  ein 
einziges  Stück  zu  Gresicht  kam.  —  Pkilonthus  cyanipenms 
in  einem  Baumstamm  bei  Ueisterbaeh  im  Siebengebirge. 
—  Oeypus  rufus  sehr  zahlreich  in  Schii^mmen  der  RfaOn 
und  des  Odenwaldes.  —  UlediusbicomiSy  auf  salzhaltigem 
Boden  bei  Kissingen  (v.  Weidenbach).  —  Quedius  dilor 
iatm  Hand  Oechsner  bei  Aschaffenbarg  ^mehrere  dutzend- 
mal am  ausfliessenden  Saft  alter  verwondeter  Eichen' ;  ein 
Ähnliches  Vorkommen  beobachtete  Bertkan  im  Sommer 
1877  auf  dem  Venusberg  bei  Bonn,  seitdem  ist  das  Thier 
aber  an  demselben  Stamm  nicht  mehr  gefunden  worden. 
~  Thymcdus  UmbaUts  von  Döbner  als  Seltenheit  bei 
Asehaffenbnq^  gesammelt,  ist  nach  Flach  im  Spessart 
hftnfig.  Bei  lebenden  Thieren^  welche  ich  zor  Ansicht 
hatte,  bildet  das  Uautsecret  einen,  schon  von  J.  Sturm 
erwähnten,  schimmeligen  Ueberzug. 

Oeotrupes  sylvaUeits  kam  auf  Waldwegen  des  Spessart 
im  Mai  1879  in  nie  gesehener  Menge  vor  die  Augen :  zu 
Hunderten  lagen  die  Käfer  wie  Pflanzenfrfichte  dicht  bei* 
samnien,  an  der  Stelle  der  durch  ihre  Thätigkeit  ver- 
schwundenen Kothhaufen.  Und  es  schien  durch  ihre  zu 
gro^  Menge  an  hinreichender  Nahmi^  zu  fehlen,  denn 
die  von  den  Rädern  des  Wagens  zerquetschten  dienten  so- 
fort wieder  zur  Speise  der  Oberlebenden.  In  den  WÜr 
dorn  um  den  Laacher  See  war  dieser,  doch  sonst  (auch  in 
der  Rhön)  gemeine  Käfer,  im  Herbst  1879  eine  wahre  Sel- 
tenheit —  G.  tifphoeuSf  TOn  Sturm  aus  dem  Anfang  des 
Jahrhunderts  für  die  Würzburger  Gegend  erwähnt;  von  mir 
dort  niemals  gesehen ;  am  Untermain,  z.  B.  bei  Aschaffen- 
bur^^  noch  häufig;  schon  Hoppe  1795  sagt:  „copiose 
circa  Franeofurtum  (in  regione  circa  Erlangam  rarissimum 
insectum)  deprehenditur^^  In  der  Rhön  schon  1816  von 
Jos.  Sehneider  (erste  Ausgabe  des  Werkes)  bemerkt 
und  von  mir  Pfingsten  1843  ebenfalls  gesammelt,  habe  ich 
den  Käfer  bei  späteren  Besuchen  der  Khüii  niemals  mehr 
getrofi'en.  Nach  ßertkau  häufig  bei  Köln  (Mülheim)  und 
Bonn  (Venusberg,  Wahner  Haide),  im  Spätherbst  und| 
wahrscheinlich  überwinternd,  im  ersten  Frtthling.  Bereits 
im  Februar  sah  er  die  von  dem  Käfer  frisch  gebohrten 


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128 


Löoher  am  Boden.  Im  Mai  seien  die  todten  Männchen 
massenhaft  anf  der  Wahner  Haide,  bei  Mtthlheim  n.  s.  w. 
sn  finden.  Vielleicht  ktoen  zwei  Generationen  vor.  Anf 

dem  Venusberg  würden  sie  namentlich  am  Kaniiiehcnkoth 
beobachtet.  —  Gymnopleurus  cantharus  scheint  hei  uns  dem 
Verschwinden  nahe  zu  sein.  Ein  mehr  südlicher  Käfer 
war  er  bei  Wttrzbnrg  im  Anfang  des  Jahrhunderts  (yergl. 
Starm)einbeiniisGh;  ich  habe  trotz  anhaltender  Achtsam- 
keit in  vielen  Jahren  keine  Spur  bemerken  können,  in- 
dessen erklärt  mir  C.  Flach,  dass  er  im  Mai  1879  am 
Eande  des  Gnttenberger  Waldes  den  Käfer  im  Flage  sicher 
gesehen  nnd  unterschieden  habe.  Am  Untermain  ist  der 
Kifer  ebenfalls  (vergl.  L.  y.  Heyden)  noch  wahrge- 
nommen worden.  Bei  Bingen,  wo  ihn  Bach  gefunden 
hat,  war  bisher  alles  Aufpassen  von  meiner  Seite  ohne 
£riolg.  —  Copris  lunaris^  Aschaffeuburg.  —  Die  Aphodien 
hatte  nm  Wttrzburg  seiner  Zeit  Lanbreiss  gesammelt  nnd 
unter  diesen  auch  Aphodius  lugensy  damals  nur  aus  Oester- 
reicb  bekannt.  —  Von  Onthophagus  sind  die  verbreitetsten 
Arten  0.  nuchicumis^  0.  fracticomis  und  0.  ovatus.  Bei 
Bonn  sind  mir  diese  bisher  einzig  und  allein  bekannt  ge- 
worden.  Bei  Bertrich  fand  ich  0.  tages;  Bach  gibt  ihn 
TOn  Homberg  an.  Dass  0.  lemuTj  schon  von  Stnrm  und 
später  Gistl  (Isis  1829)  aus  der  Würzburger  Gegend  an- 
gezeigt, sich  noch  dort  tiudet,  weiss  ich  durch  Herrn  Flach. 
Weiter  abwärts,  bei  Gemtlnden  und  Aschaffenbnrg  ist 
0.  Sehreben  (dessen  schon  Hensler  als  ,,Schuberi'^  ge* 
denkt)  nicht  selten;  bei  Amorbach  traf  ich  ausser  den 
gewöhnlichen  und  0.  coenohita  auch  0.  taurus  var.  capra 
in  einem  iStüek.  —  Sisypkus  Schaefferi,  im  Tauber-  und 
Mainthal  ron  mir  yermisst,  kommt  nach  Flach  bei  Markt- 
breit yor  und  femer  auf  dem  Sodenberg  bei  Hammelburg. 
—  OnUiedlus  fUmpes^  schon  yon  Oechsner  für  die 
Asehaffenburg(n-  Gegend  selten  genannt,  ist  jetzt  nicht  mehr 
gefunden  worden.  —  Den  sehr  seltenen  Bolboceras  mobiii- 
eomis^  bereits  yor  langen  Jahren  yon  Sturm  aus  der 
Gegend  yon  Wttrzburg  erwähnt,  fing  ich  zum  erstenmale 
im  October  1877  auf  einer  Wiese  am  Main:  ein  Weibehen 
von  dankelbrauner  Farbe,  einige  Schritte  davon  das  Manu- 


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124 


eben,  kleiner  und  hellbraun  (Var.  testaceus).  —  „Gerechtes 
Erstaunen"  erregte  bei  den  Entomologen  die  vor  Kurzem 
erfolgte  Entdeckong  eines  neuen  Trox  bei  Ascbaffenbnig 
durch  G.  Flach,  der  ihn  als  T.  Haroidi  bekannt  gemadit 
bat.  Aescdus  scarabaeoides,  bekanntlich  vonCreutzer, 
„entomologu  aeutissimo  Vindobonensi  in  iigno  putrido 
quercino  circa  Nenwaldegg  prope  Viennam  Austriae"  ent- 
deckt^ von  mir  noch  niemals  lebend  gesehen,  ist  Ton 
Scriba  im  Stockstädter  Wald  bei  Aschaffenbnrg  in  meh- 
reren Exemplaren  gefunden  worden.  —  Oryctes  nasicot-nis, 
dessen  eigentliche  Heimath  der  Mulm  alter  Eichen  ist, 
masste  mit  diesen  aus  vielen  Gegenden  verschwinden. 
Angesiedelt  zeigt  er  sich  jetzt  da  und  dort  in  der  Eichen» 
lohe  der  Gerbereien.  Nicht  im  Taubergebiet,  nicht  bei 
Würzburg,  bei  Aschaffenburg  längst  die  „letzte  Flügel- 
decke'^ gefanden;  in  Amorbach  nacli  Aussage  der  Gerber 
in  manchen  Jahren  häufig. 

Pdifphyüa  fvMOf  scheint  zwar  unter  allen  Kftfem  die 
weiteste  Verbreitung  zu  haben,  aber  trotzdem  ist  die  An- 
gäbe  „allenthalben  in  Deutschland"  nicht  zutreffend. 
Mangelt  im  Taubergebiet;  bei  WUrzburg  weiss  ich  nur  von 
einem  einzigen,  wahrscheinlich  verflogenen  Exemplare  im 
Laufe  vieler  Jahre;  hingegen  unterhalb  Aschaffenburg,  in 
der  Gegend  der  ehemaligen  Sanddtlnen  bei  Kahl,  Det- 
tingen oft  häufig  (Oechsner).  Dort  lebt  auch  eines  der 
interessantesten  Insecten  der  untern  Maingegend,  die  Änoxia 
piüasa^  welche  Herr  Elbert  in  Aschaffenburg  im  Juli  1880 
in  einer  Anzahl  lebender  Exemplare  (nebst  P.  fullo)  zu- 
zusenden die  Gute  hatte.  Hierbei  Hess  sich  bemerken, 
dass  der  Käfer  gleich  dem  P.  fuUo  einen,  wenn  auch 
schwächeren,  zirpenden  Ton  von  sich  gibt.  Auch  die  Be- 
wegungen, das  ganze  Naturell  sind  anders  als  beim  gemei- 
nen Maikäfer.  Zuerst  von  Panzer  (Fauna  inseci  Germ.) 
als  häufig  um  Frankfurt  angegeben,  scheint  sie  es  dort 
nicht  mehr  zu  sein,  da  L.  v.  Heyden  nur  die  Gegend 
zwischen  Cassel  und  Bibrich  bezeichnet,  wo  vor  Jahren 
Prof.  Schenk  sie  gesammjelt  habe.  —  Melolantha  hippo- 
casknUy  im  nassen  kalten  Sommer  1879  bei  Bonn  sehr 
zahlreich  und  stellenweise  allein  den  Maikäfer  vertretend. 


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125 


Des  Wechsels  zwischen  M.  vulgaris  und  M,  hippocasfani 
gedenkt  schon  ßöBel.  Die  Varietät  nigripes  bei  Asehaf- 
fenbnrg  Pfingsten  1880  gesammelt.  —  Während  bei  Bonn 
noch  Arten  von  Khißotrogus  leben,  ^ibt  es,  Cornelius 
zufolge,  bei  Elberfeld  keinen  Bhizotrogus  mehr.  —  Osino- 
derma  eretnita^  war  früher  iaWUrzbarg,  so  lange  noch  die 
Wlüle  mit  ihren  hohen  Ulmen  standen,  am  Fasse  der 
atten  Bftome  ein  häufiger  Käfer;  bei  Bonn  sehr  vereinzelt. 
—  Die  prächtige  Cetonia  speciosissitna  Hess  sich  bei 
Aschaflfenburg  in  den  Niederlassungen  der  Waldtauben, 
in  den  Höhlen  hoher  alter  Eichen  zu  vielen  Hunderten 
sammeln  (Oeehsner).  —  Die  Hochwälder  des  Spessarts 
liefern  wahre  Riesenexemplare  des  iMcamts  eervusy  während 
am  Niederrhein ,  wo  Busch vvald  vorherrscht  und  der 
Hirschkäfer  keineswegs  selten  ist,  doch  fast  alle  Thiere 
nur  klein  oder  mässig  gross  ausfallen,  mit  mehr  oder  we- 
niger znrttokgegangenen  Mandibeln.  Auch  weibliche  Exem- 
plare erhielt  ich,  die  kaum  grosser  als  Lncanns  parallele- 
pipedus  waren.  Nach  Cornelius  sammelte  man  bei  El- 
berfeld im  Jahre  1867  zu  Hunderten  die  Hirschkäfer  auf 
höchstens  zwei  Morgen  Bodeniiäche,  alle  entsprechend  den 
dlnnen  Eichen  kleiner  als  gewöhnlich  —  Anthaxia  aar 
ItM,  bei  Wtlrzbnrg  anffiiUend  häufig  an  eichenen  Planken 
(Flach).  —  A.  candenSj  von  Medicinalassessor  Frisch- 
mann in  Erlangen  seiner  Zeit  entdeckt,  „iusectum  splen- 
didom  ac  ramm  tanti  quoque  est  pretii,  ut  quatuor  flore- 
nie  ematnr^'  (Hoppe  1795),  wurde  in  ziemlicher  Anzahl  von 
1877—79  in  Kirschen-  nnd  Pflaumenbäumen  bei  Aschaf- 
fenburg beobachtet.  —  Chrgsohothrys  affinis  (chrysostigma) 
bei  Marktbreit  (Fla ch);  Aschaffenburg  (Oeehsner).  — 
Corymhites  cruciatus  F.,  nach  Panzer  „in  editioribus", 
fnd  ich  Pfingsten  1880  am  sttdlichen  Bande  des  Schön- 
busches  bei  Ascbafienbnrg. 

Lgita  vesicatoria,  frtlher  so  häufig  im  Tauberthal  bei 
Bothenbnrg,  dass  man  auf  junge  Eschen  Stessen  konnte^ 
die  davon  wimmelten  und  der  starke  Geruch  des  Thieres 
weit  umher  die  Luft  erftlllte,  ist  jetzt  nur  vereinzelt  zu 
sehen.  —  Unter  den  Meloen  ist  doch  in  unserm  Gebiete 
Mdoe  vatiegcUus  recht  selten,  im  Laufe  vieler  Jahre  sam- 


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melte  ich  l)ei  Rotbenburg  a.  d.  T.,  bei  Wertheim,  bei  Würz- 
burg immer  nur  je  ein  Stück. 

Der  beachtenswerthestd  Käfer  desRheingebietes  istJMda 
grisea.  BekaiiiiÜieh  den  Mittelmeerländera  eigen  nnd  dort 
gemein,  bat  zwar  bereits  Panzer  die  Art  als  deutsches 
Insect  unter  der  Bezeichnung  Pimelia  variolosa  aufgeführt, 
aber  wie  es  scheint  aus  dem  üBterreichischen  Kü&tenlaiide 
erhalten  („habitat  in  Austriae  campis  sabulosis,  nnde  in 
colleetionem  meam  transiit'O*  Bach  nnd  0.  v.  Heyden 
haben  das  Insect  zuerst  diesseits  der  Alpen  im  Rbeinge- 
biete  aufgefunden,  bei  Boppard,  Coblenz  und  am  Laacher 
See.  Zuletzt  entdeckte  Bert  kau  den  Killer  in  grösserer 
Menge  am  Arienfels  bei  Hönningen  am  Rhein;  ich  selber 
habe  im  Herbst  1878  am  Palmberg  bei  Bertrich  nnd  im 
September  1879  bei  Niedermendig  —  beidemal  in  nur  je 
einem  Stück  ~  das  Thier  gesammelt. 

Lixus  parapledicm  und  L.  gtmellaius  häutig  am  Wilden- 
weiher  bei  Rothenburg  a.^d.T.;  die  erstereArt  hatte  schon 
Oistl  (Isis  1829)  ans  dieser  Gegend  angezeigt  —  JL 
aseaniiy  am  Laacher  See  1  Stttck;  bereits  von  Bach  fttr 
dieselbe  Gegend  erwähnt.  —  Bagous  puncticollis  bei  Würz- 
burg. —  Sphmophorus  Mreviatus,  bei  Würzburg  (scheint 
nach  L.  v.  Heyden  S.  mtäillatus  zu  sein;  der  echte  S. 
(Mrwiaius  komme  nur  in  Sttdenropa  vor).  —  Oonopaipm 
flameolUs,  Aschaffenburg  (Döbner).  —  BhkKmaeer  leptu- 
roides^  an  Tannenklafteru  iu  der  Striet  bei  Aschaffenburg 
.  (Döbner). 

Die  Wälder  der  Rhßn,  des  Spessart  und  von  Amor- 
bach  beherbergen  yiele  Longicomier;  dort  begegnete  ich 
z.  B.  mehrmals  dem  grossen  Priomts  faber^) ;  wird  von 

Kress  aus  dem  Steigerwald  nicht  erwähnt.  —  Aegosonxa 
scahncorn€y  schon  zu  Panzers  Zeit  als  „ungemein  selte- 
ner Forstkäfer^^  bezeichnet,  war  früher  bei  Aschaffenbnig 
nicht  selten,  scheint  jetzt  aber  verschinuden  sn  sein.  — 
Mesosa  eureuUonaides,  bei  Rothenburg  a.  d.  T.,  1  Stttck 
Tor  Jahren.  —  Im  Kalkgebiet  der  Tauber  bei  Rotheuburg 
und  des  Mainthals  bei  Wür/Jjurg  ist  Dorcadion  fuliginator 
häufig.  Eine  auch  im  ganz  frischen  Zustande  fast  schup- 
penlose schwarze  Form  auf  dem  Rochusberg  bei  Bingen 


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127 

ist  wohl  die  gleiche  Varietät,  welche  Bach  auf  dem 
(jraaalgesheimer  Bei^  gefanden  hat  (s.  L.  Heyden).  — 
Purpimeenus  KoMar%  von  mir  in  den  vierziger  Jahren 
zweimal  bei  Würzburg  am  Weinstock  gefangen,  später  nie 
mehr;  auch  Hensler  führt  ihn  für  den  „Spessart^^  auf^ 
wobei  man  wohl  nur  an  die  warmen  Abhänge  gegen  den 
Main  denken  darf;  im  Oechsner'sehen  Terzeiehniss 
der  Asehafibnbnrger  Inseeten  nieht  erwähnt;  bei  Kissingen 
durch  V.  Weidenbach  nachgewiesen.  Am  Rhein  scheint 
er  da  und  dort  nicht  selten  zu  sein:  nach  Bach  bei  Bop- 
pard zuweilen  häufig;  im  Siebengebirge  sammelte  ein 
Bonner  Student  im  Sommer  1877  eine  grossere  Anzahl; 
Bertkan  hat  ihn  aneh  in  nftehster  Nähe  von  Bonn  gefun- 
den. —  Rosalia  alphuij  von  Sturm  noch  in  dem  letzten 
Insectencatalog  1843  nur  aus  „Austria"  angeführt ,  wurde 
von  mir  seiner  Zeit  auf  verschiedenen  Punkten  der  schwä-' 
bischen  Aib  getroffen;  merkwürdiger  Weise  hat  man  den 
schonen  Käfer  in  frttheren  Jahren  aneh  bei  Frankfurt, 
Bibrich  und  im  Taunus  gefangen  (vergl.  L.  v.  Heyden). 
(Lebt  auch  in  Pommern  laut  der  Stett.  entom.  Zeitung  1851, 
nebst  dem  Leioohiton  arcticus.)  —  CaUimus  cyaneus,  sonst 
sehr  selten,  von  Bertkan  bei  Linz  a.  Rh.  und  Königs- 
wmter  in  grosserer  Anzahl  anf  der  Chaussee  unter  Ahom- 
bäumen  aufgefunden.  —  Donacia  hidens.  Würzbnrg.  — 
Cassida  chloris,  Rothenburg  a.  d.  T.;  ebenda  Fhyllohrotica 
quadrinuiculata.  —  Sphaeroderma  testacea^  Würzburg,  Bo- 
thenburg  a.  d.  T.  —  8.  caräm^  ebendort  Zu  den  yer- 
bieitetsten  und  häufigsten  Ohrjsomelen  ist  die  seh^^ne  0. 
«0rea{t5  zu  rechnen;  ist  auch  auf  den  kurzrasigen  Berg- 
häng:eu  der  Ei  fei  ein  gewöhnlicher  Käfer.  —  Endomychus 
<^cci9ieus^  den  Oechsner  im  IVIainthal  ,|nur  einmal*' 
bekam,  traf  ich  gesellschaftlich  am  Laacher  See  unter 
Baumrinde.  Bertkau  fing  den  Käfer  auch  zweimal  auf 
dem  Venusberg  (bei  Annaberg).  —  Lycoperdina  hovistae  im 
Mainthal,  nach  Oechsner  nicht  selten,  wurde  von  Bert- 
kan bei  Bonn  ein  einzigesmal  hinter  dem  Kreuzberg  ge- 
bngen. 

Von  den  bienenartigen  Hymenopteren  habe  ich 
die  stahlblaue,  hummelähnliche  Xyloco^a  violacea,  ein  im 


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128 


Allgemeinen  stideuropäisches  Thier,  nie  im  Tanberthal  bei 
Bothenbur^  gesehen;  wohl  aber  bereits  au  der  Ausmttn- 
dung  ins  Mainthal  bei  Wertheim ;  findet  sich  bei  Bambeig 
(Pank);  ist  bei  Wttrzbnrg  gar  nicht  selteiiy  und  swar  nieht 
bloss  im  Frtlhjahr  auf  Blttthen,  sondern  bis  tief  in  den 
October  hinein  fliegt  sie  noch  bei  warmer  Sonne  Mittags 
um  die  Herbstblumen ;  auch  im  Kheingebiet  wohl  weit  ver- 
breitet: ich  selber  sah  sie  bei  Weinheim  an  der  Bergstrasse» 
bei  Schwetzingen,  Bacheraoh,  Bonn;  bei  Elberfeld  (Ger- 
ne lins)  nicht  mehr  vorhanden.  (Oehört  wohl  die  X^to^ 
copa  des  Main-  und  Rheinthals  auschliesslich  zu  violaeeaj 
oder  mögen  nicht,  wie  das  z.  B.  bei  Bozen  nachgewie- 
sen ist,  auch  X  valga  und  X.  cyanescens  darunter  begrif- 
fen sein?)  —  Mdecta  pmäaia^  bei  Altenahr  and  Bertrieb 
am  Palmberg  nicht  selten;  anoh  bei  Bonn.  ^  AaUMmm 
manicatum,  Rothenburg;  dort  auch,  sowie  am  Kloster  Brom- 
bach a.  d.  T.,  umfliegt  im  ersten  Frühjahr  die  Stachel- 
beerblüthen  die  fuclisrothe  Osnüa  bicomis.  —  Von  0.  vul- 
peeida  ü^nd  Bertkan  ein  ans  harzigem  Stoff  verfertigta» 
Nest  an  einem  Stein  auf  der  Wolkenbnrg  nnd  erhielt 
daraus  9  Exemplare.  —  Scolia  quadripunctata,  schon  von 
H  e  n  s  1  e  r  für  Aschaflfenburg  als  selten"  angezeigt.  Bei 
Bamberg  auf  Thymus  am  Rande  des  Hauptsmoorwaldes  sehr 
selten  (Funk);  bei  Bingen  (Bertkan).  —  Der  durch  seine 
Grösse  sich  anszeichnende  0»m5«ir  tfariahüii  fehlt  aneh  bei 
Bonn  nicht.  —  Die  merkwürdige  und  auflallende  Muttüa 
europaea '^'^)  vermisse  ich  im  Tauber-  und  Mainthal,  doch 
scheint  sie  Rosen hauer  bei  Bamberg  gefunden  zu  haben 
(Bawia  Bd.  lU,  1865,  S.  141);  fehlt  anch  ün  Bheingebiet^ 
wo  nnr  die  kleinste  Art,  M.  rtifipes^  von  Cornelins  ent* 
deckt  wurde.  —  Wie  aus  andern  Thiergruppen  südöst- 
liche Formen  in  die  Gegend  von  Bamberg  sich  hineiner- 
strecken, so  findet  sich  dort  auch,  zufolge  der  Entdeckung 
Fnnk's,  die  prächtige  Goldwespe  Famopes  camea  ,,nicht 
sehr  selten,  jedoch  sehr  serstrent  und  Tereinedt  im  Haupts- 
moor  anf  bltlthenbedeektem  Rasen  des  Thymus  seq)yllam 
im  stärksten  Sonnenschein  sich  tummelnd*^  —  Sfcj^hanus 
corofuUuSf  welchen  der  Entdecker  Jurine  „semper  supra 
lignnm  essiccatnm  reperit'',  beobachtete  auch  Bertkan 


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am  Dattenberg  bei  Linz,  wie  er  den  Legestachel  tief  in 
einen  morschen  Weinbergspüfthl  eingesenkt  hatte.  Die 
Valerlandsangabe  ^Stldenropa''  der  soologischen  Hand- 
bidier  ist  sn  eng  gefasst.  —  Den  hflbschen  PmpOus  coeci- 

netis  eriiielt  Bert  kau  aus  Eresus  ciunaberinus  Yon 
Bingen. 

Die  systematische  Lepidopterologie  ist  darch  die 
Tielen  Liebhaber,  welche  diesen  Theil  der  Naturkunde 
pflegen,  besonders  yorgeschritten,  so  dass  ich,  wenig  ttber 
das  Gewöhnliche  hinaus  in  diesem  Fache  unterrichtet,  mir 
nur  einige  Bemerkungen  einzuschalten  gestatte. 

Nach  einem  Bericht  in  den  Schriften  der  naturf.  Ges. 
in  Fddai  1880,  S.  16,  hat  es  den  Anschein,  dass  in  der 
RhOn  Pattmsiitg  nmemasyne,  vielleicht  als  Stellvertreter  des 
P.  qpoUoj  vorkommt.  —  Im  Herbst  1879  flog  in  Franken, 
wie  in  vielen  anderen  Gegenden  Deutschlands  und  der 
Schweis  Colias  edusa  sehr  häufig;  es  war  dies  anch  das 
Jahr,  in  welchem  Vanessa  cotrim  in  Schwttrmen  anftrai  — 
Schon  seit  Jahren  bemerke  im  Herbst  auf  grasigen  BOhen 
bei  Würzburg  die  Blirstenraupe  von  Dastjchira  selenitica  in 
solcher  Menge,  dass  z.  B.  auf  der  Benedictushöhe,  auf  eine 
Banpe  von  Bambyx  näri  50  und  mehr  von  D.  selenitica 
gehen«  —  Die  spiralig  gewundenen  SUcke  von  Ryehe  Mtop, 
an  Steine  geheftet,  fand  ich  im  Herbst  1880  auf  dem  Vol- 
kenberg;  0.  Hof  mann  hat  auch  P.  opacella  bei  WUrz- 
burg  beobachtet.  —  Satumia  pyri  hat  man  in  Franken, 
bei  Windsheim,  einznbttrgem  gesucht  (Zool.  Gart  1873). 
Ab  bemerkenswerth  für  das  Hainthal  bezeichnet  mir  0. 
Hof  mann  unter  andern  Arten  z.  B.  Zygaena  melHoti,  Z, 
scabiosae^  Sesia  annulata^  Nodua  ononidis,  N.  leucotnelas, 
JEMbdia  murinarioj  Solenobia  tnqiwtreüaj  S,  pineti. 

Wenn  man  in  den  Preiscataiogen  ttber  verkäufliche 
Inseden  von  Dr.  Gladbach  in  Frankfurt  a.  M.  aus  dem 
Jahre  1774  den  Sphinx  airopos  mit  ,,10  und  mehr  Tha- 
ler" angesetzt  sieht,  so  scheint  dieses  einen  deutlichen 
Fingerzeig  zu  flehen,  dass  das  Thier  unterdessen  von  Sü- 
den her  sich  nOrdlich  mehr  ausgebreitet  nnd  vermehrt  hat 
—  Ueber  ein  merkwürdig  zahlreiches  Anftreten  der  Baupe 
von  Sphinx  nerii  im  Jahre  1846  am  Niederrhein  berichten 

Verh.  d.  nai.  Ver.  JaJarg.  XXXVill.  4.  Folge.  YIU.  Bd.  9 


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Fuhlrott  und  Cornel  ius.  AmOberrhein  zeigte  sich  das 
südliche  Thier  in  auffallender  Menge  im  warmen  Sommer 
1835 :  bei  Hannheim  wurden  gegen  200  Raupen  anwiesen, 
sogar  von  Oleand ersticken  in  verborgenen  Haasgärtehen ; 
selbst  in  engrcn  Höfen.  Auch  in  F rankfurt,  Darnistadt, 
WUrzburg  wurden  viele  gefunden  (Mannh.  Ver.  f.  NaturL 
1836).  In  den  Jahren  1811,  1822  mit  ihren  warmen  Som- 
mern hatte  man  Aehnliches  beobachtet. 

R  0  8  8 1  e  r  gewinnt  ans  seinen  Stndien  das  Ergebniss, 
dass  die  Lepidopterenfauiia  des  Rbeintliales  von  Mainz  bis 
zur  Lahnniündung  den  südlicheren  Bergländern  verwandt 
sei.  —  In  die£ifel  ziehen  sich,  wie  man  ans  der  Abhand- 
lung Stollwerk's  erfährt,  manche  interessante  westliehe 
Arten.  Was  mir  besonders  merkwürdig  vorkommt,  ist  die 
Anwesenheit  des  Parnassius  Apollo  in  der  Eifel.  Ich  habe 
diesen  schönen  Falter  bisher  nur  an  verschiedenen  Puneten 
des  schwäbischen  und  fränkischen  Jura,  dann  auch  an  den 
Kalkfelsen  bei  Rottenburg  am  Neckar  gesehen.  Wiel  bat 
ihn  bei  Bertrich  ge&ngen,  Anfang  August;  Hahn  auf  der 
hüben  Acht;  Cornelius  nach  einer  mündlichen  Mitthei- 
lung an  Bertkau  auf  der  Landskron  am  Ausgang  des 
Ahrthaies. 

Das  flügellose,  spinnenfbrmige  Dipteren  Okionea 
araimides  hat  Flach  am  „Stein''  bei  Würzburg  im  Spät- 
herbst unter  Steinen  aufgefunden.  —  Die  Larve  der  Fliege 
Microdon  mutahilisj  bekanntlich  so  seltsamer  Art,  dass  sie 
für  eine  Nacktschnecke  gehalten  und  beschrieben  wurde, 
gehört  auch  dem  Tauber-  und  Rheingebiet  an.  (Im  Som- 
mer 1873  sammelte  ich  sie  femer  in  einem  Baumstnmpeii 
bei  Tübingen,  was  ich  im  Hinblick  auf  meine  Bemerkungen 
über  dieses  Thier  in  den  WUrttemb.  Jahresheften  d.  Vereins 
f.  Naturkunde  1871 ,  S.  256,  hier  nachtragen  möchte.)  — 
Ob  sich  die  Fliege  Epkydra  scHina^  nach  C.  y.  Heyden 
häufig  in  der  mit  Salzwasser  getränkten  Erde  an  den 
Gradirhäusern  zu  Kreuznach,  auch  bei  Kissingen  sich  ent- 
wickelt, weiss  ich  nicht  anzngei)en,  obschon  ich  dort  in  den 
Salzgräben  Larven  von  Dipteren  als  häufige  Bewohner 
wahrgenommen  habe;  darunter  auch  jene  von  Stratiomsßs^ 
die  zu  ganz  ausnehmender  Länge  gedieh. 


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131 


Die  nachsMiendeii  Orthopteren  sind  dem  grfind- 
Hchen  Kenner  Hermann  Eranss  in  Wien  zor  Prüfung 

vorgelegen. 

Feriplaneta  orientalis.  —  PhyUodromia  germanieOf  ist 
mir  ans  dem  Main-  and  Tanberthal  nicht  bekannt  gewor- 
den; sie  konunt  aber  naoh  G.  y.  Heyden  in  Frankfurt  a.  M. 
TOT  (s.  Fischer  Orthoptera  enropaea)  nnd  ich  selber  habe 
sie  in  einem  alten  Hause  in  Mainz  gefangen;  lebt  wie 
Cornelius  berichtet  in  Dortmund;  ich  fiEUid  sie  auch  in 
Gerolstein  in  der  Eifel.  —  Ectobia  lappomea^  nicht  selten 
in  der  Bhön;  im  Tauber-  nnd  Mainthal;  auch  bei  Bonn. 
—  E.  Uvida^  Bonn;  Cochem  im  Moselthal.  —  Forficula 
auricularia,  fiel  auf  durch  die  Menge  unter  den  Schlacken 
des  Moseuberges  in  der  Eifel.  —  F.  albipenniSf  am  Laacher 
See.  —  Mantis  reHgiosa^  fand  sich  noch  im  vorigen  Jahr- 
Irandert  bei  Wttrzbnrg  nnd  Frankfurt  a.  M.  (Deber  diese 
merkwttrdige  Thatsache  siehe  meine  Beiträge  z.  Württemb. 
Fauna,  Jahreshefte  des  Vereins  für  vaterländische  Natur- 
kunde, 1871,  S.  262.)  Die  Hoffiiuug,  dass  gedachtes 
sfldiiches  Thier  in  einer  der  wirmsten  Lagen  sich  noch 
erhalten  haben  mOge,  habe  ich  nach  wiederholten  nnd 
immer  vergeblichen  Nachforschungen  aufgeben  müssen.  — 
Gryllotalpa  vulgaris^  nicht  im  Tauberthal ;  häufig  am  Ober- 
joain  bei  Bamberg;  bei  Würzburg  ursprünglich  nicht  vor- 
handen, aber  durch  fremde  Gartenerde  znnl&chst  in  den 
alten  botanischen  Oarten  verschleppt;  bei  Bonn  in  der 
Gegend  des  Tannenbusches.  —  Acheta  campestris,  nament- 
lich im  August  1873  bei  Kissingen  ganz  ausnehmend  häufig: 
man  konnte  an  warmen  Berghängen  keinen  Stein  um- 
legen, ohne  dass  darunter  ein  oder  mehrere  Feldgrillen 
im  Larvenznstande  gewesen  wären.  Auch  in  der  Eifel 
häufig  (Bertrich,  Laacher  See,  u.  a.  0.).  —  Nemobius  syl- 
vestriSj  weit  verbreitet  in  Franken;  zu  den  früheren  An- 
gaben könnte  ich  jetzt  noch  Wertheim  und  Lohr  setzen; 
gemein  in  der  BhOn  bei  Kissingen,  BrUckenao,  Kleinsassen, 
Schaekan,  an  Walditadem  nnd  sonnigen  Pltttsen,  ebenso 
ira  Odenwald  bei  Amorbach;  im  Siebengebirge;  Veuusberg, 
Fiükenberg  bei  Bonn;  in  der  Eifel  (Niedermendig»  Ber- 


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132 


trieb  z.  B.);  im  Maselthal  (Ali^  Winneborg  z.  fi.);  im  Agger- 

Locmsta  vinäis9i$iM^  im  Mun-  imd  Tanberüisl  hftnfig; 

in  der  Rhön  selten;  im  Odenwald  bei  Amorbach  1880  gar 
keine  gesehen  (doch  war  das  Thier  in  diesem  insectenarmen 
Jahr  auch  am  Wttrzburg  spärlich);  in  der  Eifei  bloss  am 
Laaoher  See  bemerkt;  im  Aggerthal  vereinselt;  bei  Bonn, 
doeh  aaeh  nieht  hftufig;  bei  Dortmund  yertritt  naeh  Cor* 
nelius  L,  earUans  die  Stelle  von  L.  viridissima.  —  Decti- 
Cits  verrucivorus  y  auch  in  der  Eifel:  am  Laacher  See  mit 
grttner  Grundfarbe;  amMäuseberg  bei  Daun  mit  vielBoaen- 
roäh  —  Das  im  Leben  ftnsserst  zarte  nnd  blaas  gritne 
Meecnema  porium  sah  ieh  in  der  Rhön  nnr  yereinselt 
bei  Brückenau;  häufiger  im  Odenwald  (Gotthartsberg,  Berge 
um  Weilbach)  auf  Eichengeblisch ;  häufig  im  Tauberthal 
bei  Kothenbarg;  bei  Bonn  lässt  sich  das  Thier  zahlreich 
von  fiiehengebttsehen  dee  Vennsbergs  abklopfen;  ebenao 
aneh  am  Laaeher  See.  —  Bemerkenswertfa  ist  die  Verbrei- 
tung der  zierlichen  Phaneroptera  fdhata  in  unserm  Gebiete. 
Zuerst  von  mir  auf  den  Bergen  des  Mainthals,  welche  den 
„Kalmuth''  erzeugen,  bemerkt,  fand  ich  sie  später  auch 
bei  Veitshöehheim  auf  den  Oedangen  zwischen  den  Wein- 
bergen nnd  dem  Edelmannswald;  femer  auf  der  Bene- 
dictushöhe  bei  Retzbach ;  endlich  im  Herbst  1879  auch  auf 
dem  „Käppelesberg"  bei  WUrzburg.  Es  geht  aber  das 
Thier  bis  zur  Frankenhöhe,  denn  ich  habe  noch  bei  Bad 
Bnrgbemheim  1873  an  sonniger  Waldblösse  ein  Stttck  ge- 
sammelt. Gegen  den  Rhein  hin  scheint  der  Spessart  der 
letzte  Punct  des  Vorkommens  vai  sein:  ich  habe  wenigstens 
bei  Lohr,  Anfang  Juni,  winzige  Larven  von  äusserster  Zart- 
heit gefunden,  die  Hermann  Krauss  auf  Fh.  falcata  be- 
ziehen möchte.  Im  Rhein-  nnd  Hoselthal  habe  ich  dies 
Inseet  nirgends  bemerkt;  auch  nicht  in  der  Eifel.  —  Odtm- 
iura  serricauda\i9Li  de  Sely  s-Longch  amps  bei  Kissingen 
nachgewiesen,  welche  Art  mir  bisher  weder  im  Main-  noch 
Taaberthal  begegnet  ist.  Wohl  aber  fand  ich  die 
(Leptophyes)  pfmeUäissma  im  Mainthal  auf  der  Benedictus- 
höhe  bei  Retzbach,  nicht  häufig;  kommt  nach  de  Selys- 
Longchamps  auch  bei  Kissingen  vor;  nicht  selten  rings  um 


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133 


BooBy  auch  im  Eottenforst;  im  Mobetthal  bei  Cochem;  an 
▼eneliiedeiieii  Pancten  der  Eifel;  geradesn  häufig  am 

Laacher  See.  —  Als  ein  bemerkenswerthes  Glied  der  Or- 
thopterenfauna  des  Bheinlandes  ist  Ephippiger  vütum  her- 
▼onnbeben.  Wie  es  scheint,  haben  schon  längere  Zeit 
Kirschbanm,  L.  y.  Heyden  und  C.  Koch  dasselbe  bei 
Wiesbaden,  im  Nahethal  nnd  bei  Nenstadt  a.  d.  Hardt  be- 
obachtet. Ohne  davon  zu  wissen,  habe  ich  die  interessante 
Heuschrecke  1876  im  Nahethal,  an  der  Ebemburg,  gefangen, 
ein  Weibchen,  und  solches  in  der  Schrift  über  die  annren 
Batrachier  1877,  S.  65,  Anmerkg.  erwähnt  Dann  &nd 
Bertkan  nnser  Thier  bei  Rfidesheim  nnd  Bingen,  später 
noch  bei  Cochem  an  der  Mosel.  —  Xiphidium  fuscum^  bei 
Bonn  an  mehreren  Stellen. 

Von  der  Gattung  Flatycleis  ist  ausser  der  £ast  ttberall 
lAnfigen  P.  grisea  anch  F.  bieohr  nnd  P.  bradiifpiera  nicht 
selten  im  Mainthal.  —  Ebenso  ITiamnoMMm  ei$iereu8\  be- 
gegnet nns  auch  in  der  Rhön  und  Eifel.  —  Stenohothrus 
dorsaius;  S,  lineatus;  S,  variahilis]  S.  prcUorum  allgemein 
verbreitet.  —  Gomphocerus  rufuSj  G.  higuttcUtiSy  Rhön.  — 
Stäheopkyma  grosmn^  Kissingen  an  fenchten  Stellen;  Wilden- 
weiber bei  Rothenburg;  feuchte  Wiesen  bei  Amorbach; 
Sümpfe  von  Grosslangheim  bei  Kitzingen.  An  letztrer  Stelle 
hatte  ich  auch  zuerst  Gelegenheit,  die  bereits  von  deGeer 
erwähnten  Eigenthtlmlichkeiten  des  Männchen  kennen  zu 
lemen:  dasselbe,  viel  kleiner  als  das  Weibchen,  fliegt  weit 
und  seine  Stimme  ist  kurs  und  knackend.  —  TMx  hi" 
punctata;  T.  suhulata,  auch  in  der  Eifel  gemein.  —  Oedi" 
poda  coerulescens  und  0.  germanica  allgemein  verbreitet; 
auch  in  der  £ifel,  die  erstere  z.  B.  am  Rande  des  Gemtln- 
dener  Maares,  die  zweite  bei  Bertrich;  am  Laacher  See 
wieder  nur  die  blauflttgelige.  —  0.  coerulanSy  Wttrzborg, 
2.  B.  auf  der  Maininsel,  Schenkenschloss.  —  Fachytylus 
sfridulus^^)j  selten  in  der  Rhön,  nur  auf  sonnigen  Halden 
der  Milseburg  und  des  Wadberges  wahrgenommen;  auch 
bei  Amorbach  nur  einige  an  Waldblössen  des  Wolkmann 
bemerkt;  nicht  bei  Bonn;  anch  in  der  Eifd  und  im  Mosel- 
thal Tcrmisst;  häufig  im  Tauberthal  bei  Rothenburg.  — 
Bemerkenswerth  ist  die  stetige  Anwesenheit  der  Wander- 


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184 


heuschrecke  P.  cinerascetis  bei  Bonn.  Schon  im  ersten 
Sommer  meines  Hierseins,  August  1875,  kam  sie  mir  auf 
dem  Vennsberg  vor  die  Augen  and  seitdem  jedes  Jahr ; 
anch  brachte  ioh  in  Erfahrnng,  dass  sie  Fr.  Ooldfnss 
in  seiner  Doctordissertation  schon  vor  Jahren  angezeigt 
hat.  (Symbolae  ad  Orthopterorum  quorundam  oecono- 
miam*  Bonnae  1843.)  Sehr  häufig  wieder  im  August  des 
Yorig^  Jahres  1880.  Auch  weiter  unten  am  Kiederrhein 
(Dllaseldorfy  Siegen)  nnd  in  Westfalen  ist  sie  schon  beob- 
achtet worden;  im  oberen  Bheinthal  war  die  Wanderheu- 
schrecke im  Jahre  1875  in  verheerender  Menge  aufge- 
treten. —  Caloptenus  üalicuSj  imAtainthal  häufig  bei  Würz- 
borg,  Veitshöchheinii  Betsbaeh;  nach  de  Seiys-Long- 
champs  anch  bei  Kissingen;  nicht  bei  Rothenbnrg;  feUt 
auch  in  der  Eifel  und  bei  Bonn.  —  Arten  von  Thrips  in 
Blüthen  häufig,  ohne  sich  in  Franken  dem  Getreide  schäd- 
lich zu  machen;  T.  cerecdium  in  dem  Sumpfgebiet  des 
Kiederrheins  nnter  dem  Namen  „Oewitterwtlimchen"  be- 
kannt nnd  httnflg;  soll  dem  Getreide  schaden. 

Aus  der  Gruppe  der  Thysanuren  gedenke  ich  der 
Machiiis  polypoda^  welche  mir  und  Andern  früher  ein  sel- 
tenes Insect  zu  sein  schien,  in  Wirklichkeit  aber  weit  ver- 
breitet nnd  hänfig  ist:  Hainthal  nnd  Seitenthftlery  Oden- 
wald, Eifel.  Jedoch  macht  mich  Bertkan  anfmerksamy 
dass  namentlich  am  Siebengebirge,  Hünningen  u.  s.  w.  die 
Specie8  M.  annulicomis  häufiger  als  M.  polypoda  sei.  — 
Auf  dem  Bochosberg  bei  Bingen  fiiud  Bertkau  zwei 
Stttck  Ton  Japsfx  8olifugu8.  —  Ein  kleines  gelbes  Lq^ima 
trifft  man  im  Mainthal  allenihalben  an  Waldittndem,  Hohl- 
wegen und  Mauern,  immer  verborgen  unter  Steinen,  ein- 
zeln oder  in  Gesellschaft;  auch  wohl  zusammen  mit  Amei- 
sen. In  der  Nähe  eines  austrocknenden  Sumpfes  bei  Wiirs- 
bnrg  sah  ich  einmal  wohl  gegen  yiendg  beisammen,  alt 
nnd  jung.  Beim  Lttpfen  des  Steines  stieben  sie  ftnsserst 
behend  nach  allen  Richtungen  auseinander.  Eine  ganze 
Anzahl  auch  im  Niederwald  bei  Rüdesheim  beobachtet 
Die  Jungen  sind  von  weisser  Farbe,  die  Alten  semmelgelb. 
Das  Mikroskop  lehrt,  dass  es  ein  angenloses  Thier  ist 
(Anch  bei  Tttbingen  war  dieses  Insect  nidit  selten,  vom 


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135 


Mai  bis  tief  in  den  Ootober  hinein,  z.  B.  am  Steinenberg, 
Schlossberg  u.  a.  0.) 

Den  auffallenden  schmetterlingsartigen^coAxpAu^cocca- 
jus  (italicas),  ans  der  Gruppe  der  Nenropteren,  habe 
ieh  im  Mainthale  noeh  nirgends  bemerkt,  wohl  aber  vor 
Jahren  im  Vorbacbtbal,  einem  Seitenthal  der  Tauber  bei 
Rothenburg  •'^2).  Deu  niirdlicbsten  bis  jetzt  bekannten  Punkt 
der  Verbreitung  scheint  das  Insect  im  Hheinthal  bei 
Bingen,  RüdeBheim  nnd  Lorch  zn  haben.  (L.  t.  Heyden, 
Mann,  Glaser»  Mahr.)  —  MyrmecdUon  farmiearius  nnd 
M.  formiea  lynx  bei  Bamberg;  eine  Art  ist  anoh  hier  bei 
Bonn,  wenigstens  in  der  Larven  form,  am  Venusberg  zu  be- 
obachten; noch  bei  Dtlsseldorf  häufig,  fehlt  bei  Elber- 
feld (Cornelias).  Den  zarten  Osmylus  macidiUttöy  wel* 
eher  bei  Tübingen  nicht  selten  war,  hat  Bertkaa  auch 
bei  Bonn  gefunden;  ebenso  den  nirgends  häufigen  Heme* 
robius  phalaenoäes  aus  einem  Gespinnste  erhalten.  —  Die 
dem  Krebse  Argulus  ähnelnde  Larve  von  Frosopistoma 
punciiformisy  wahrscheinlich  einem  Nenropteren  zugehOrend; 
findet  sich  aoeh  im  Taabergebiet  —  Weder  am  Laacher 
See  noch  den  übrigen  Maaren  der  Eifel  sah  ich  die  sonst 
so  gewöhnliche  Äyrion  vir(jo ,  wohl  aber  namentlich  am 
Schalkenmehrer  Maar  ausser  A.  puella  noch  eine  Anzahl 
andrer  grosser  Libellen,  von  denen  ich  nur  Aechsna  granr 
dis  und LUMtda  canceüaia  za  anterscheiden  glaubte^').  — 
Auf  der  Wahner  Haide  fliegt  Ende  Mai  nnd  Anfangs  Jani 
der  in  Westfalen  noch  nicht  bcobaclitete,  schöne  und  grosse 
Cardulegaster  annulaius  in  Gesellschaft  mit  Cordulta  me- 
taüica  und  aenea  (Bertkanj.  In  der  Rhön  sammelte  ich 
einige  Gehäase  von  Phrjganiden,  welche  Prof.  Braaerin 
Wien  za  bestimmen  die  Gttte  hatte:  es  waren  Agapetus 
ciliatus^  IJonjstoma  maculatum  und  Goniotaulins.  —  In  den 
Waldungen  der  Rhön  tielcn  einigemal  die  wunderlichen 
Larven  eines  Hemerobiden  in  die  Augen,  welche  eine  aus 
den  aasgesogenen  Haatbälgen  von  Blattlftasen  bestehende 
Sttckendecke  Aber  sich  trogen. 

Bezüglich  der  Hemipteren  sei  erwähnt,  dass  die  so 
charakteristisch  schwarz  und  rothstreifige  Wanze  Tefyra 
niffrolineata  auch  dem  Maingebiet  nicht  fehlt:  ich  sah  sie 


186 


im  September  1874  auf  dem  Moor  bei  Schwebheim  an 
Umbeliiferen;  Flach  fand  sie  im  Gramschatzer  Wald  bei 
WUrzborg;  Hensler  hat  sie  für  den  Spessart  aufgeführt 
Im  Rheingebiet  habe  ich  sie  bisher  bloss  im  Ahrthal  bei 

Altenahr  oberhalb  der  Weinberge  im  Juni  1878  gesammelt. 
—  Andere  interessante  Wanzen  des  Rheinthaies,  von 
Bert  kau  nachgewiesen,  sind:  Pirates  stridtdus,  Harpactor 
iraeimdua^  haemarrhoidaliSf  Fj^goUrnpis  bifureak^  Fhymata 
erampea.  Die  Larre  Ton  Piraies  stHdulm,  welche  Wanze 
als  sudeuropäisch  gilt,  sah  ich  öfter  im  Mainthal  bei  Wttrz- 
burg,  das  vollkommene  Insect  erst  ein  einzicres  Mal  im  Sep- 
tember 1877  auf  dem  Volkenberg,  ThÜBgersheim  gegen- 
ttber,  unter  Steinen.  —  Von  Wasserwanzen  kommt  Eana- 
ira  linearis  im  Tanbergebiet  bei  Rothenbnig  Tor;  PZoa 
minutissima^  Sümpfe  von  Grosslangheim. 

Fidgora  europaea,  von  mir  immer  vergeblich  im  Main- 
thal gesucht,  wird  vor  langen  Jahren  durch  Nees  Ton 
Esenbeck  als  einheimisch  bei  Kitzingen  (Sickershausen) 
bezeichnet  Im  Rheinthal  ist  dieser  ^^europäische  Latem- 
♦träger"  nach  Kirschbaum  auf  der  Morabacher  Ilaide  von 
Juli  bis  September  häufig.  Soll  auch  (Stett.  ent.  Zeitg.) 
bei  Breslau  vorkommen,  was  sich  an  das  Vorhandensem 
mancher  anderer  sfldlichen  Thierform  in  Schlesien  an- 
schliessen  wflrde.  —  Ein  yerbreitetes  Thier  ist  Oereopis 
sanguinolefita  (im  älteren  Sinn):  Tauberthal  bei  Rothen- 
burg; Mainthal,  zwar  nicht  bei  WUrzburg,  aber  weiter 
unten  sehr  zahlreich  bei  Lohr  und  Aschaffenburg;  Saalthal 
bei  Kloster  SchOnan;  Amorbachi  auf  Pflanzen  und  Busch«, 
werk  der  verschiedensten  Art.  Femer  nicht  selten  bei 
Bonn  und  in  Thälern  um  Trier-"*).  —  Cmtrotus  cornutus, 
nicht  häutig,  doch  nirgends  wohl  fehlend;  auch  bei  Bonn 
uud  im  Siebengebirge  vorhanden.  Selten  sieht  man  C 
gmktae;  yon  mir  auf  der  Wahner  Haide  gekötschert  — 
Issus  eoleoptratuSy  dessen  Vorkommen  in  vielen  Schriften 
auf  „Stldeuropa"  beschränkt  wird,  habe  ich  sehr  zahlreich 
von  Eichengebüschen  an  der  warmen  Seite  des  Laacher 
Sees  in  den  Schirm  geklopft.  Fehlt  auch  nicht  bei  Bonn 
(Melbthal  z.  B.);  nach  Kirschbaum  häufig  bei  Hombach 
und  Frankfurt*  — -  Ledra  aunrita,  bei  Bamberg  (Funk); 


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187 

Fxankünrt  (C.  v.  Heyden);  bei  Bonn,  Köln  (in  der  Stadt 
Larren  auf  Wemsttk^ken),  Erkelenz,  eine  Image  an  einer 
Eeehe  im  Angngt  1877  (Bertkan)!  —  Die  kleinere  8ing- 
cicade,  Tettigonia  montana,  iöt  in  Franken  weit  verbreitet, 
am  Obermain  z.  B.  bei  Bamberg  zahlreich  vorhanden.  Ich 
mOehte  aneh  für  einen  Theil  der  Rhön  ihr  Dasein  ver- 
mndien,  naeb  einem  wahrhaften  Goneert  von  Oezirpe, 
welehes  mir  Abends  ans  dem  Oebflsch  nnd  den  B&nmen 
der  Landstrasse ,  im  Thal  von  Gersfeld  nach  Fulda,  ent- 
gegen schallte  und  sich  auf  keine  mir  bekannte  Heu- 
echrecke  denten  Hess.  Hingegen  scheint  beztiglich  des 
BheiBgebietee  eine  ziemlieh  Terbreitete  Angabe,  womaeh 
am  Drachenfeb  des  Siebengebirges  die  T.  nmiam  einen 
wahren  Chorgesang  ertönen  lässt  (v.  Sicbold),  auf  einem 
Irrthnm  zu  beruhen  oder  es  mttsste  ein  Verschwinden  des 
Thieres  an  diesem  Ort  im  Spiele  sein.  Denn  ich  selbst, 
so  wBBig  wie  Dr.  Bertkan,  haben  bisher  dort  einen  Oe- 
saug  der  Cleaden,  sondern  nor  das  Geztrpe  von  Hen- 
schrecken  wahrgenommen.  Wie  selten  das  Thier  am  Rhein 
ist,  geht  daraas  hervor,  dass  0.  v.  Heyden  ein  Stück 
bei  Zwingenberg  an  der  Bergstrasse  gefangen  hat  nnd  ein 
anderes  Sehenk  in  Dülenbnrg  (siehe  Kirschbanm).  — 
Als  ein  eharakteristiseher  Zng  in  der  Fanna  des  mittleren 
Maintbales,  z.  B.  bei  Eibelstadt,  Randersacker,  Würzburg 
hat  zu  gelten,  dass  dort  in  den  besonders  warmen  Lagen 
der  Weinberge  die  grosse  Singcicade,  T.  hoematodeSj  lebt 
and  bei  ihrer  Menge  in  heissen  troekenen  Sonunem  dnreh 
den  scharf  gellenden  Gesang  aneh  dem  Volke  sieh  be- 
merkbar machend,  den  Namen  „Lauer"  trägt.  In  den 
letzteren  Jahren  mit  den  feuchten,  kühlen  Sommern  hat 
lieh  der  „Lauer''  wenig  hören  lassen.  Panzer  scheint 
von  dem  Vorkommen  des  Thieres  im  Weingebiete  des 
Maintbales  noeh  niebts  gewnsst  zn  haben,  er  hfttte  sonst 
kaum  sagen  können:  Tettigonia  haematodes  habitat  in 
qnercetis  Gennaniae  austraiis'^  ^^). 

8.  Araehniden. 

Im  Hinblick  auf  die  spitmenartigen  Thiore  des  Mainthals  ist 
2a  verweisea  auf  die  Schriften  von  L.  Koch,  Arzt  in  Nurnherg; 


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138 


die  des  Kheingebietes  haben  C.  Koch,  Landesgeolo^  in  Wiesbaden 
und  Bertkau  in  Bonn  erforscht.  Da  die  eigenen  Kenntnisse  nicht 
weit  geben,  beschränke  ich  mich  auf  wenige  Angaben. 

In  den  wtaneren  Thailen  des  Mainthaies  fiUlt  gegen 
den  Sp&tsommer  nnd  Herbst  die  Menge  der  Krenzspinnen, 

Epeira  diadema,  in  Gärten  und  Weinbergen  auf.  (Wurde 
bei  Tübingen  nur  bin  und  wieder  bemerkt)  —  Die  im 
Wasser  lebende  nnd  dnrch  ihr  gloekenförmiges  Gewebe 
bekannte  Är^anäa  aqwäka  war  bei  Wttrzbnrg  in  dem 
ehemaligen  Stadtgraben»  z.  B.  in  der  Nfthe  des  Plelehaeher 
Thores,  häufig;  fehlt  bei  Bonn;  findet  sieb  nach  Scbnur 
bei  Trier.  —  Im  Gebiete  des  Museheikalkes  im  Mainthal 
hat  L.  Koch  mehrere  sonst  nur  jenseits  der  Alpen  beob- 
'  aehtete  Arten  anfgefnnden :  lAomin»  diadema  nnd  T.  ^a- 
5omf»y  sowie  eine  nene  TegmmOy  welche  der  in  Grieebeniand 
lebenden  T.  intricaia  sehr  nahe  stehe.  —  Eresus  cinnaheri" 
nuSf  y^eine  der  schönsten  Spinnen  Europa's",  dessen  roth- 
leibiges  Männchen  ich  früher  nnr  von  Sttdtyrol  kannte, 
z.  B.  anf  der  Mendel  ttber  den  Weg  laufen  sah  ^  wies  C* 
Koch  für  Nassau,  Neustadt  a.  d.  Hardt,  von  Mainz  ttber 
Ingelheim  bis  zum  Rochusberg  bei  Bingen  nach.  Bei  Kreuz- 
nach hatte  Geisenheyner  ein  Männeben  gefangen. 
Bertkan  entdeckte  das  bis  dahin  unbekannte  schwarze 
Weibchen  eben&Us  am  Eoehusbergt  bald  darauf  beobaeh- 
tete  er  das  interessante  Thier  auch  am  Arienfels  bei  Hö- 
ningen. Zu  diesen  Fundorten  konnte  ich  noch  als  neu 
das  Moselthal  fügen ,  wo  ich  im  September  1878  auf  der 
Hübe  gegenüber  von  Cochem  ein  Männchen  antraf  und  es 
▼ier  Wochen  lang  am  Leben  erhielt  —  Die  prächtige  Ar- 
giape  Brünnichii,  ein  südliches  Thier,  Ton  mir  im  Samthai 
bei  Bozen  erbeutet  und  dem  Tübinger  Museum  einverleibt, 
gehört  auch  dem  Bheinthal  an ,  von  Strassburg  bis  unter- 
halb MainZy  wie  mir  Dr.  Fickert  gefälligst  angab.  Der 
eben  genannte  Entomologe  besitzt  ein  Exemplar  vom  Nero- 
berg bei  Wiesbaden.  C.  Koch  fand  sie  bei  Monibach  und 
Frankfurt  a.  M.  Es  scheint ,  dass  sich  das  Thier  in  der 
Mainebene  bis  gegen  Aschaffenburg  zieht.  Herr  Flach 
nämlich  gab  mir  mttndliche  Mittheünng  ttber  eine  äusserst 
auflBUligc  grosse  Spinne^  welche  er  in  der  |,Striet''  bei 


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139 


Aaebaffenboig  beobaehtet  habe  Hud  die  naeh  Grtteae,  Form 
des  Leibes  und  Farbe  nielits  anderes  als  Argiope  sein  kann. 

—  Weiche  Menge  interessanter  Spinnen  ausserdem  im 
Rheinthal  vorkommt,  geht  aus  der  Arbeit  Bertkau's  klar 
hervor.  Es  sei  nur  erwähnt:  Attjpus  piceus  und  A.affinis; 
Mkatia  splmdiäissmai  FkruralWius  wrsieus^  bisher  bloss 
Ton  Corsika  bekannt;  Seytodea  thoraeiea,  Pholeus  opüiomdes. 

Trogulus  nepaeformis  ist  in  der  Umgegend  von  WUrz- 
burg  unter  Steinen  nicht  allzu  selten ;  auch  in  der  Rhön 
bei  Gersfeld  habe  ich  ein  Stück  gesammelt.  In  Erinne* 
rang  mag  gebracht  sein,  dass  bereits  vor  mehr  als  50  Jahren 
das  seltsame  G^esebOpf  ftlr  die  Umgebung  Frankfurts  a.  H. 
durch  R(3mer-BUchner  angezeigt  worden  ist.  —  Leio- 
hmnum  hemisiihaericam,  im  Tauberthal  bei  Kothenburg.  — 
roHmdum,  Fhalan^ikm  eammimn^),  Opüio  iridens,  0. 
tmtiedla,  alle  vom  Laacher  See;  letatere  Art  in  grosser 
Zahl  gesammelt  Die  Ewei  letztgenannten  Speeles  brachte 
ich  auch  aus  der  Rhön  zurllck,  und  ausserdem  Metoptis 
morio.  Die  Bestimmung  dieser  Arten  verdanke  ich  Herrn 
Dr.  Ludwig  Koch  in  Nürnberg.  —  Von  Ixodes  kommt 
aseb  die  an  Bidechsen  schmarotzende  Art  nicht  selten  vor. 

—  In  einem  Garten  Bennos  hatte  ich  einen  mir  unbekann- 
ten P^endoscorpionen  kennen  gelernt,  welcher  zu  meiner 
Verwunderung,  iudem  er  sich  tiüchtete,  Sprünge  ausführte, 
fast  wie  die  Spinnengattung  Salticus.  Ich  sammelte  daher 
eine  ganze  Anzahl  nnd  bat  abermals  den  eben  genannten 
gründlichen  Araehnologen  in  Kümberg  nm  gefftllige  Anf- 
kläruug,  die  deuu  auch  dahin  haltete,  dass  das  Thierchen 
Öhthonius  trombidioides  sei.  Er  selbst  habe  das  Springen 
eben&Us  schon  beobachtet,  während  Simon  (Les  Arach- 
indes  de  France  T.  VII,  p.  69)  es  nie  gesehen  haben 
wQL  Brebison  habe  sogar  einen  Okäwmm»  saUahr  be- 
schrieben*'). 

9.  Myriapoden. 

Die  wenigen  Jdiden  nnd  Scolopendriden,  welche  ich 
gesammelt,  verdienen  nur  desshalb  Erwähnung,  weil  sie  Ton 
Herrn  Dr.  Mein  er  t  in  Kopenhagen  bestimmt  worden  sind. 


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140 


Jtdus  pusilluSy  J.  LondinensiSf  J.  unilineatus^  Rhön ,  Main- 
thal;  J.  aibipesj  Rhön;  J.  speiandieuSj  J.  foetidm^  alle  diei 
Arten  im  Tanberthal  bei  Bothenbarg.  Folydeamm  eomphh 
flatus,  Rhön;  Mainthal;  auch  in  der  Eifel  nicht  selten; 
Crasjyedosoma  Ratclinsii,  Rhön;  Lithohius  forficatus,  Rhön, 
Mainthal;  L.  crass^ea,  JL  er}f(hroc^hdlm^  Rhön;  jL.  bucok- 
fanlitf,  Mainthal. 

Der  nenneniwertheste  Myriapod  des  Gebietes  und 
Deutschlands  überhaupt  ist  die  sttdeuropäische  Scutigera  aror 
neoides,  welche,  wie  zuerst  durch  den  Botaniker  Perleb  be- 
kannt geworden  war,  am  Oberrhein  in  alten  Häusern  von 
Freibnrg  L  B.  verkommt  Dnreh  Fiseher  hat  num 
später  erfahren,  dass  es  gerade  die  ffiUuser  sind,  welche 
mit  der  ehemaligen  Ringmauer  um  die  Stadt  zusammen- 
hängen oder  dieser  nahe  liegen.  Das  „gespenstartige** 
Thier  komme  hinter  Zimmergeräthen  and  aus  den  Ritzen 
des  Bodens,  namentlich  in  heissen  Sommern  herror.  Sollte 
das  merkwttrdige  Oeschöpf  nnr  auf  die  Stadt  Freibnrg  be- 
schrankt sein  und  nicht  auch  über  die  umliegenden  Ort- 
schaften sich  verbreitet  haben?  Ein  zweiter  Punct  in 
Deatschland  ist  das  Moselthal,  wo  es  Schnur  aus  Trier 
angezeigt  hat:  „Unter  altem  Heise  auf  Speichern  etc.  selten**. 

Von  der  Gattung  Qlameris  traf  ich  in  der  hohen  Rhön 
nur  marginata  zahlreich  und  in  besonders  grossen 
Exemplaren  an,  auch  G.  marmorata  ist  dort  nicht  selten. 
Hingegen  war  Q,  pusttdaia  (G.  rufo-guttata),  nur  im  Saal- 
thal bei  Kissingen  Torhanden;  offenbar  vom  Mainthal  her. 
Denn  dort  und  im  Tanb^hal  ISsst  sich  die  Art,  insoweit 
Muschelkalk  sich  erstreckt,  sehr  häufig  finden:  an  gar 
manchen  sonnigen  und  dabei  etwas  feuchten  Plätzen  kann 
man  keinen  Stein  umlegen,  unter  dem  sich  nicht  ein  oder 
mehre  dieser  Thiere  befänden.  Im  Odenwald  bei  Amor- 
bach  sah  ich  wieder  nnr  6«  marginaia  nnd  G,  marmorda. 
Ebenso  im  Siebengebirge  und  in  der  Eifel  (Gerolstein,  Ber- 
trich, Laacher  See).  In  der  Gefangenschaft  häutete  sich 
das  Thier  nach  Art  der  Krebse:  die  Haut  wird  als  Ganzes 
Yon  oben  her  abgestreift,  das  nene  Thier  bleibt  einige  Zeit 
weich  nnd  Ton  etwas  heller  Farbe.  Ich  yermeine  ttbri- 
gens  die  Ansicht  aussprechen  zu  können,  dass  Glomeris 


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Ul 


pustuida  specifisoh  nicht  yeischieden  ist  von  G,  wmata 
(6.  naigiiialaX  noeh  von  &.  mamaroia^'^)» 

10.  Crastaceen. 

Ueber  eine  Anzahl  von  Arten  der  Krebse  aus  dem  Tauber- 
und Mainthal  habe  ich  Mittheihmgen  gegeben ;  einzelne  Gruppen 
aus  der  Gegend  von  Bonn  behandeln  Hosius  und  Schnitzler  in 
systematiBcher  Weise ;  die  ganze  Ordnung  soweit  sie  in  der  Umgegend 
Ton  Trier  zur  Beobachtung  kam,  hat  Schnnr  überaiohtlich  dar- 
gesteilt. 

Astams  fluviatilis  gehört  za  den  Thiereiii  welche  auch 
üi  die  Maare  der  £ifel  eingesetzt  wurden.  loh  beob* 
Mhtete  lebende  Krebse  im  Pnlvermaar,  im  Sobalken- 

mehrer  Maar,  im  Laacher  Seej  ein  todtes  Stück  am  Ufer 
des  Geraündner  Maares. 

Von  Amphipoden  zeigten  sich  in  der  Ithön  Oammarus 
IhmMit  in  der  Saale  und  stehenden  Gewissem  bei 
Ettsingen,  Neustadt,  Wollbach;  G,  pulex  hingegen  lebt  in 
Bächen  bei  Bischoffsheim ,  Kleinsassen,  Schackau.  Im 
Odenwald  bei  Amorbach  sah  man  nur  die  letztere  Art  und 
iwar  in  den  rasch  üiessenden  Bergwassem.  —  Im  Main- 
thtl  nmWttnborg  finden  sich  die  beiden  Speeles:  G.pühx 
X.  B.  in  dem  kleinen  Baoh  der  Alandsqnelle ,  nicht  aber 
im  Main.  In  letzterem,  namentlich  an  buchtenartigen  Stel- 
len und  in  den  seenartigen  Altwässern  lebt  6r.  fluviatilis. 
In  der  Tauber  bei  Rothenburg  sab  ich  nur  G,  fluviatilis^ 
md  auch  in  den  Bächen  und  Seen  des  ganien  dortigen 
Gebietes  inuner  nur  diese  Art.  Um  Bonn  sind  beide  Spe- 
eles vertreten ;  im  Rhein  selber  habe  ich  bisher  nur  G, 
pulex  angetroffen,  ebenso  in  der  Agger.  —  Im  Gemilndner 
Maar  der  Eifel,  im  Weinfelder  Maar,  im  Pulvermaar  und 
selbst  in  dem  von  Schalkenmehren  wurden  die  Gammari- 
den  durchaus  Termisst;  hingegen  sind  im  Laacher  See  G, 
judex  und  G.  fluviatilis  vorhanden.  Im  Rümerkessel  bei 
Bertrich  findet  sich  G.  putex.  —  G»  jpttteanus  wurde  im 
Maingebiet  bisher  einzig  und  allein  von  Fries  in  einem 
Bronnen  des  Müitilrlazareths  in  Wttrzburg  beobachtet; 
kinfig  am  Niederrhein:  Bonn,  Köln,  Elberfeld. 

Asell^  aguaticus,  in  der  Rhön  (Gersteid,  Kissingen)  j 


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142 


im  Odenwald  (Araorbach)  m  WiesenfprlLbeii;  sehr  häufig  im 

Tauber-  und  Mainthal;  nach  der  Oertlicbkeit  bald  von 
reiner  beller  Haut,  oder  dunkel,  fast  schwärzlich  von  star- 
kem SohmutzUberzug.  In  der  Umgebung  Bonns  z.  B.  bei 
Ptttzehen  und  in  den  Gewässern  derSiegmUndnng  in  Menge» 
An  letzterem  Ort  die  Weibehen  noch  am  6.  Angnst  1880 
mit  gefüllter  Bruttasche.  In  jenen  Maaren  der  Eifel,  welche 
ohne  Gammarns  sind,  fehlte  auch  Asdlus  aquaticus\  im 
Laacher  See  ist  das  Thier  zugegen.  —  A,  eavaticiiSj  im 
Maingebiet  noch  nicht  nachgewiesen;  in  Brunnen  des  Nie- 
derrheins nicht  selten:  Bonn,  Elberfeld.  —  Ligiditm  Per- 
soonii  ist  auch  in  der  Rhön  zugegen  (ein  Exemplar  am 
Stellberg);  ebenso  in  der  Eifel,  unter  faulem  Holz  der 
Casselburg;  am  Ufer  des  Laacher  Sees  (4  Stück);  im  Oden- 
wald; im  Tauber-  und  Mainthal.  Nach  einer  jüngst  ge* 
machten  Beobachtung  m(k)hte  zu  schliessen  sein,  dass  die 
Assel  gegen  die  uiederdeutscbe  Ebene  .sich  besonders  ver- 
mehrt. Im  Juli  1880  nämlich  traf  ich  im  Kottenforst  bei 
Bonn^  auf  gerodetem  Platze  unter  Baumstumpeo,  ganze  Ge- 
sellschaften des  Ligidkm  an,  wohl  20—30  auf  einmal.  Sol- 
ches stimmt  mit  Angaben,  welche  mir  Dr.  Max  Weber 
macht,  denen  zufolge  bei  Amsterdam,  selbst  auf  Gebü- 
schen, das  Thier  äusserst  häutig  sei. 

Von  eigentlichen  Asseln  brachte  ich  aus  der  Rhön 
Burllck:  Ontsens  nmrarius;  PareeUio  BaUf^mrgiif  P.  acaber^ 
P.  pieUtSy  P.  EaMii  (trilmeatus);  ChfUsUcus  eamfeam;  PU- 
hseia  madidaj  ArmadilUdium  pidum,  A.decipiens.  (Mehrere 
dieser  Arten  hatte  Herr  Dr.  Bu dde-Lund  in  Kopenhagen 
zu  bestimmen  die  iTreundiiehkeit.)  Aus  dem  Main-  und 
Tanberthal  sei  ausser  den  eben  genannten  noch  erwähnt: 
PoreelUo  laevie,  MeiopmunihuB  pnmoaus,  lIVieham9cus  pn- 
sülus.  —  Ueberau  häufig  ist  Arnuidillo  vulgaris  und  At-ina- 
dillidiumy  letzteres  namentlich  unter  Baumrinde.  —  Typhh- 
niscus  Stemii,  gehört  ebenfalls  zu  den  sehr  yerbreiteten 
Landasseln  im  Tauber-Main-Bheinthal;  geradesa  zaUrmh 
nnd  grosser  als  sonst  war  das  Thier  unter  den  Scbntfthal- 
den  bei  Niedermendig  in  der  Eifel. 

Apm  cancriformiSy  bei  Würzburg  im  Jahre  1826  in 
grosser  Anzahl  erschienen»  war  später  lange  Zeit  Nieman- 


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148 


den  mehr  zu  Gesicht  gekommen,  bis  ich  Mitte  April  1867, 
nack  lang  daaemder  nasser  Witterong  und  mehrmals  vor- 
an^gegaogenem  Hochwasser  des  Hains,  diesen  Krebs  in 
einem  Graben  unterhalb  der  ^ydttiren  Wiese''  wieder  er- 
blickte. Durch  Dr.  Brann  erfobre  ich,  dass  sich  Ä,  e<m- 
criformis  in  einem  Tümpel  auf  dem  Kugelfang  bei  WUrz- 
bni^  seit  mehren  Jahren  regelmässig  einstellt.  —  Aehnüch 
yerhält  es  sich  mit  Branchipus  stagnalis.  Von  mir  s^ber 
bisher  nirgends  in  Franken  beobachtet,  ist  das  Thier  bei 
Würzburg  im  Juli  1872  von  Priparator  Hof  mann  in  dem 
eben  erwähnten  Tümpel  des  „Kugelfanges"  entdeckt  wor- 
den. Jüngst  wurde  in  gleicher  Gegend  noch  eine  zweite 
Art,  B.  GrubU  von  F  r  a  i  s  s  e  angefunden  und  ebenso 
dueh  Richters  bei  Frankfurt  a.  M.  —  In  der  Gtegend 
Too  Bonn  kam  Apm$  eancrifonms  ror  Tierzig  Jahren  vor 
und  gab  Veranlassung  zu  Zaddach's  Schrift:  Apodis  can- 
criformis  anatome  et  historia  evolutionis,  Bonnae  1841. 
Später  scheint  der  Krebs  nicht  mehr  bemerkt  worden  zn 
sein  und  ich  selber  habe  Insher  denselben  yergebens  ge- 
sucht Für  das  Moselthal  bezeichnet  Schnur  den  Ä.  eem- 
tfiformis  als  ,,einmal  im  Sumpfe  bei  Kühnen  gefunden", 
ausserdem  noch  A.  productus  als  „selten^^  Doch  scheint 
gerade  die  Umgebung  von  Trier  auch  die  andern  Phjllo- 
poden  KU  besitzen:  sowohl  A'imc^^Mcs  Hagnaiis  als  auch  JB. 
IMiIiMiositf  werden  anfgeftthrt.  Die  letztere  Art  hatte  sich  auch 
bei  Bonn  im  Frühjahr  1845  eingestellt  und  wurde  von 
J.  Budge  dazumal  untersucht.  —  Besonders  wichtig  stellt 
sich  die  Mittheilung  Schnnr's  dar,  dass  das  grosse  £nto- 
mostraeon  Linmadia  Hermmniy  von  mir  noch  niemals 
lebend  gesehen,  bei  Trier  yorkommt:  „selten  in  Pfühlen 
und  Sümpfen  in  Wäldern**.  Am  Oberrhein  wurde  das  Thier 
im  Sommer  1872  in  grosser  Zahl,  nach  abgelaufenem  Hoch- 
wasser des  Rheins,  bei  Worms  von  Glaser  wahrgenom- 
laen  (Zool.  Gart.  1873).  —  Sida  crffSiaUma,  im  Tauberge- 
biet bei  Rothenburg  (Wildenweiher),  findet  sich  auch  am 
Kiederrhein:  stehende  Wasser  bei  Kessenich,  Dottendorf, 
Siegburg.  —  Fohjphemus  stagnorum,  nach  Schnur  in  Mo- 
rästen und  Sümpfen  bei  Trier.  —  Daphnia  magna,  bei 
Bothenburg  a.  d.  T«;  das  Weibchen  sehr  gross.  —  D. 


144 


hrachiata  und  D.  rectirostris  y  in  einer  Lehmgrube  bei 
Rothenburg;  D.  mucronata  in  gleicher  Gegend,  aber  auch 
bei  Bonn  in  den  Sümpfen  yon  Siegbni^.  —  Der  groiM 
Lyneens  lamdlatuSf  im  Tauber-  and  Maingebieft  Termini» 
ist  am  Niederrhein  zn  finden,  so  in  den  Or&ben  an  der 
Siegmündung;  auch  in  einigen  Maaren  der  Eifel:  Schalken- 
mehren, Meerfelden,  Kratersee  des  Mosenberges,  Laacber 
See"). 

Die  Gyklopiden  nnd  Cypriden  gehören  in  nnserm  Ge- 
biete %n  den  Thiergruppen,  am  welche  sieh  aasser  Schnur 

noch  Niemand  bekümmert  hat.  Und  doch  begegnen  sie 
uns  allenthalben;  auch  in  den  Alaaren  der  Eifel  kamen  mir 
mancherlei  Arten  unter  die  Aagen,  ohne  dass  ich  nähere 
Aa&clilflsse  darttber  zu  geben  im  Stande  wftre.  Ojfdcpgime 
easfar  war  im  April  1873  bei  WUrzbarg  so  zahlreich,  dtaa 
die  im  Grunde  des  feinen  Netzes  sich  aufsammelnde  Masse 
aus  lauter  solchen  Thierchen  bestand.  Ist  auch  bei  Bonn 
im  Frtüyahr  häufig.  —  Harpacticus  staphylinus  ist  überall 
httofig.  —  Kleine  Arten  Ton  Oifpris  scheinen  in  manehea 
Wftssem  der  Rhön  die  Hauptbewohner  za  bilden;  in  der 
Soole  der  Gräben  bei  Kissingen  lebt  massenhaft  eine 
grössere  CypriSy  wahrscheinlich  G,  fuscata.  (Schale  des 
lebenden  Tbieres  braun,  mit  graaer,  zum  Theil  an  ein 
S  erinnernder  Fleckenzeichnnng.)  —  Ana  der  Gegend  ven 
Bamberg  beschrieb  Hanpt  zwei  neae  Arten:  0.  hamata 
und  C.  theobromacea^*).  —  Von  Schmarotzerkrebsen  sind  auf 
dem  Fischmarkt  in  Würeburg  von  mir  nicht  selten  ge- 
sammelt worden:  Argulus  foliaceuSy  den  Schaar  bei  Trier 
„ein  einzigesmal"  gezehen  hat;  dann  Achiheres  perearmm 
nnd  Tradieliaties  polycolpus. 

lieber  die  Rotatorieu  der  Umgegend  von  WUrzburg 
habe  ich  seiner  Zeit  ausführlicheren  Bericht  erstattet  und 
'hatte  hierbei  auf  manches  nicht  gewöhnliche  Thierchen  hin- 
zaweisen,  z.  B.  kam  dortiS^^pibafiac«n»j&ieMorim  vor.  Noch 
merkwtirdiger  war  die  Nokmmaia^  welche  ich  za  Ehren  des 
Herrn  v.  Sicbold  benannt  habe.  Es  ist  das  grüsste  der 
Räderthiere  von  denen  wir  gegenwärtig  wissen.  Nach  mir 
ist  dieses  Rotatorium  nur  noch  von  Prof.  Stein  in  Böh- 
men wieder  aafgefanden  worden.    LßcmdaHa  soeMis 


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145 


stamiBte  avB  dem  WfldenweOier  bei  Bofhenbnrg.  Die  Rüder- 

thiere  der  Rhön,  der  Eifel,  des  Niederrheines  harren  noch 
ihres  Beobachters.  In  der  Soole  der  Gräben  bei  Kissingen 
stiess  mir,  obsohon  nicht  häufig,  ein  kleines  Botatoriam, 
ColmiBf  auf  9  das  mieh  lebhaft  an  die  Ton  mir  seiner  Zeit 
im  Wasser  des  Hafens  Ton  Oenna  gesehene  Form  er- 
innert. 

11.  warmer. 

SEM  fehdne  loologiaehe  Aufgabe  wftre  die  Kletie  der 
Ringdwfirmer  «iNrt  Gebietet  mit  den  Jettlgea  HÜftmittehi  la  itu- 
diren,  etwm  in  der  Weiie,  wie  das  „Ck>niiU  fSr  die  neinrhietoritohe 
lABdetdurohibrtehong  Böhment"  solehee  begonnen  hat.  Wie  viel 
KeiNt  vnd  Interessantes  den  grSndliehen  Forscher  belohnt»  seigt  die 
Monographie  über  AdlyfrasM  von  Yejdowsky,  welche  vor  Knr» 
Mn,  1879,  ersohienen  ist  Die  bisherigen  üntersoohnngen  einheimi* 
i^sr  ABnsiidin>  von  Andern  und  mir»  waren  nur  voraugsweise  anf 
dsrsa  anatomischen  Baa  gerichtet. 

Atdocostomum  nigrescens,  weit  verbreitet;  auch  in  der 
Eifel  bei  Gerolstein  nud  im  Kratersee  des  Mosenberges 
beobsditet — Hirudo  mediemalis^  in  den  meisten  Gegenden 
Destsehlands  jelct  ansgeroitet,  ist  aneh  in  nnserm  Gebiete 

durch  das  lang  fortgesetzte  Wegfangen  zu  medizinischem 
Gebrauch  verschwunden.  Vom  Hörensagen  weiss  ich,  dass 
das  Thier  a.  B.  in  stehenden  Wassern  bei  Rothenbarg  sonst 
hlnfigwar.  (Die  zwei  einaigen  Stellen,  die  mir  ans  eigner 
Erfidining  als  solehe  bekannt  wurden,  in  welchen  der  medi- 
zinische Blutegel  auch  gegenwärtig  noch  lebt,  sind  ein 
Weiher  bei  dem  einige  Stunden  von  Tübingen  entfernten 
Ort  Keyh  nnd  die  Sttmpfe  bei  Meiselstein  im  Allgäu.)  — 
Nq^htUs  tmlganSf  Terbreitet  nnd  häufig  im  stehenden  nnd 
fltetienden  Wasser  des  Tanber-,  Main-  nnd  Rheingebiets. 
In  den  Maaren  der  Eifel  bei  Meerfelden  und  Schalken- 
Diehren.  Jung  leicht  röthlich- braun,  erwachsen  entweder 
YOD  hellem  Rothbraun  oder  anch  Olivenbraun ;  darüber 
|Weg  können  dunkle  Punkte  zerstreut  stehen.  Zur  Zeit  der 
IBegattuDg  thun  sie  sich  wie  so  viele  andere  Thiere  gesell* 
«chaftlich  zusammen:  es  lässt  sich  im  April  und  Mai  be- 

Iitachten,  daas  in  abgegrenzten  Wassern,  von  denen  man 
Vtth.  Ii.  aat.  Vtr.  iahrg.  ZXXVUI.  4.  Volg«.  VlU.  B4. 
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146 


vorher  weiss,  dasa  sie  reioli  an  soloheB  Egeln  sind,  kein  ein- 
ziges Individnum  trotz  sorgfältigem  Nachsuchen  sieh  «eigen 

will,  bis  mau  endlich  an  einen  Stein  geräth,  an  dessen  Unter- 
fläcbe  ein  zahlreicher  Trupp  beisammen  sitzt  Diese  von 
mir  bereits  in  der  Skizze  der  Fanna  Tnbingensis  erwähnte 
Wahrnehmung  habe  ieh  unterdessen  wiederholt  zu  maeben 
Gelegenheit  gehabt.  —  Piscieola  geomehra  häufig  anFisehen 
des  Mains,  namentlich  an  Karpfen;  auch  im  Seegarten  bei 
Araorbach  ins  feine  Netz  gerathen.  —  P.  respirans  bei 
Bonn.  BeideArten  haben  sowohl  mir  als  auch  Prof.  Troschel 
Veranlassung  zu  monographischer  Bearbeitung  gegeben. 
—  Die  Gattung  Clepsine*^)  scheint  in  der  Rhön  schwach 
vertreten  zu  sein,  es  kam  bloss  die  kleine  C.  hioculata  im 
Bach  bei  Gersfeld  zu  Gesicht.  Im  JMain  bei  WUrzbuxg 
lernte  ich  seiner  Zeit  ausserdem  noch  die  grosse  C.  com- 
planaia  kennen,  deren  verästelte  Darmanhftnge  an  Mach 
gefangenen  Thieren  häufig  rotb  durebschimmem  von  dem 
aufgenommenen  Blut  der  Ncphclis.  Doch  ist  die  Zahl  der 
Arten  wohl  grösser,  denn  Noll  führt  aus  dem  Untermain 
noch  auf:  C.  marginatcti  C.  paludosa  und  C.  papiUcBCL  Im 
Laaeher  See  sah  ich  nur  eine*  kleinci  schlanke,  grünliche 
Art  (G.  biocidaia?).  Im  Meerfelder  Maar  kamen  swei 
Arten  zum  Vorschein,  wovon  die  eine  sehr  höckerig  war 
(C.  papulosa?).  Bei  Bonn  ist  C.  bioculata  die  gewöhn- 
liche Art  und  wurde  hier  vor  langen  Jahren  von  Prof« 
Budge  auf  den  Bau  näher  studirt  —  Der  kleinste  Egel  der 
deutschen  Fanna,  Branchiohä^f  ist  nirgends  selten  als 
Schmarotzer  des  Flusskrebses.  Man  unterscheidet  eine  | 
kleinere  mehr  äusserlich  am  Krebs  herumkriechende  und 
eine  grösserCi  in  der  Kiemenhöhle  sich  aufhaltende  Formi 
B,  parcaUa  und  B.  astaeL  Die  Frage,  ob  die  Uefaiere  Aiaf 
Jugendform  der  grösseren  ist,  oder  ob  es  sich  um  zwei 
Arten  handelt,  muss  immer  noch  als  eine  offene  gelten. 

lieber  die  Speeles  der  Grattang  Lumbrictis,  welche  im 
der  Gegend  von  Wttrzburg  leben,  sind  xuerst  durch  Fr  als  s« 
gelegentlioh  seiner  Studien  Aber  die  Spermatophoren  (Ar* 
beiten  aus  d.  zool.-zoot.  Institut  in  Wttrzburg  Bd.  V)  einige 
Mittheilungengegeben  worden.  Er  unterscheidet:  L.comma^. 
niSf  L.  agricola^  L.  agüis^  L,  didus^  Lu  purpureus,  L.  ripat 


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147 


fiNf.  —  LumMaAts  fmiegatuty  den  0.  F.  MttUer  „ret- 
mium  s^entiain  terrestriom  et  flnviatiliiim  imleherriminii'' 

nennt,  ist  eines  der  verbreitetsten  Thiere  im  Hain-  und 
Tauberthal,  das  Geflecht  der  die  Tümpel  Uberziehenden 
Algendecke  blitzschnell  durdischläogelnd ;  im  rothen  Moor 
der  Rhön  nieht  mehr  von  dem  scbitaien  Aneeehen  durch  das 
derehsehimmemde  orangerothe  Blnt^  sondern  von  eehwlln- 
Hoher  Moorfarbe,  ebenso  in  den  Sümpfen  von  Grosslang- 
heim; auch  in  den  Maaren  der  Eifel  war  es  mehr  dunkel 
als  hell;  ebenso  im  Laacher  See.  —  Der  merkwürdige 
Fknoryäea  Menkeanus  kommt  bei  Bothenburg  a.  d.  T.  in 
Brumen  vor,  nnd  swsr  fUlt  die  Eintdecküng  des  Thieres 
in  Schöpfbrunnen  bei  Pyrmont  durch  Henke  und  das 
Aaftinden  bei  Rothenburg  in  das  gleiche  Jahr.  Am  san- 
digen Eheinufer  bei  liudesheim  bat  bereits  1835  0.  v.  Hey- 
den einen  langen  rothen  dünnen  Wurm  entdeokt,  den  er 
Lmlmeagardms  BarUmmm  genannt  hat  Noll  iknd  das 
Thier  wieder  im  Jahre  1868  bei  St  Goar  und  beschrieb 
es  als  Phreoryctes  Heydeni,  —  Arten  von  Enchytraeus 
lassen  sich  allenthalben,  z.  B.  auch  am  Laacher  See  unter 
Laab  nnd  Walderde  blicken,  ohne  dass  ich  sie  gesammelt 
nnd  bestimmt  hUtte,  was  sich  jetzt  an  der  Hand  des  Wer- 
kes Ton  Vejdowsky  wird  leiehter  ansfUhren  lassen.  Im 
Hinblicke  auf  neuere  Mittheilungeu  von  andrer  Seite  über 
den  Bau  des  Thieres  mag  zu  bemerken  gestattet  sein,  dass 
ieh  auch  längst  auf  die  „schönen  und  grossen,  ovalen, 
glattandigen  Lymphkttgelohen  in  der  Leibeshöhle''  auf- 
merksam gemaeht  habe  (Histologie,  1857,  S.  451). 

In  der  Salzlauge  zu  Kreuznach  entdeckte  K  r  o  h  n 
den  nach  ihm  durch  Clapar^de  benannten  Fachydrilus 
J&oAim,  nns  bedeutsam  insofern,  als  diese  Gattung  Meeres- 
bewohner nmiasst  Eine  nene  Art  hat  Semper  aneh  in 
der  ,^lur  starken  Soole*'  ron  Eissingen  gefunden.  Sae- 
nuris,  überall  häufig;  bei  Bonn  namentlich  in  frost- 
freien Wintern  an  den  Rändern  des  am  Anatomiegebäiide 
herfliessenden  schwanbodigen  Baches  blntrothe  Massen 
bildend,  weiohe  schon  zu  irrigen  Dentongen  Anlass  ge- 
geben haben.  —  Ausser  gewöhnliehen  Naiden,  wie  Nais 
^imguiSf  Stylaria  probascideaf  Chaetogaster  lymmei^  Ch. 


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148 


diaphams,  bemerkte  ich  bei  Würzbarg  aaeh  Dero  digUata 
mit  kiemenartigen  Anhängen  am  Schwanzende ;  dann  Arten 
des  zierlichen  Aeolosoma  im  Main  und  in  der  Taaber,  im 
SohmotEttbenmg  der  Steine.  (Aach  im  Schliersee  des  bai- 
risdien  Hochlandes  habe  ich  das  Thier  beobachtet)  — 
Einen  kleinen  neuen  Nematoden,  den  ich  nnter  dem  Ka- 
men Oncholaimus  rivalis  bekannt  machte,  fand  ich  vor 
Jahren  an  der  Unterlääche  der  Steine  im  Main.  —  Ein 
neues  Beispiel  vom  Vorkommen  gewisser  Meeresthiere  in 
der  Soolc  der  Salinen  des  Binnenlandes  liefert  eine  Est- 
dccknng  Oreeffs  besflglich  der  Salslauge  in  Kreouiaeli. 
Er  fand  dort  zwei  Arten  von  AnffuilltUa  „mit  schönen, 
rothen  Augenpunkten".  Bis  dahin  hatte  man  augenfttbrende 
Angoillolinen  als  charakteristisch  für  die  Meeresiaona  an- 
gesehen. 

Die  Torbellarien  unseres  Gebietes  sind  wieder  als 

Thiere  zu  bezeichnen,  deren  systematische  Kenntniss  noch 
im  Argen  liegt.  Die  „Planaria  torva^',  unter  welche  man 
gegenwärtig  eine  ganze  Anzahl  von  grossen  zweiäogigea 
Stradelwttrmem  bringen  will,  begreift  sicher,  schon  nach 
Umriss,  Farbe  und  Umfang,  verschiedene  Arten.  So  lebt 
in  der  Rhön  zahlreich  unter  den  Steinen  der  l^che  eine 
Planaria  mit  Kopflappen,  welche  ich  fllr  P.  gonocephala 
halte  and  seiner  Zeit  aus  Bächen  des  fränkischen  Jura 
und  der  Umgebung  von  Ttlbingen  erwähnt  hi^.  In  der 
RhOn  kann  man  sie  auch  yon  nahezu  sdiwarser  Farbe 
antreffen.  Das  gleiche  Thier  begegnet  mir  in  rasch  flies- 
senden Wässern  bei  Amorbach ;  bei  WUrzburg  im  Bach  der 
Alandsquelle  unter  Steinen  lebt  eine  verwandte,  branne 
Planaria,  doch  ohn^  seitliche  Kopf  läppen;  eme  ähnlioh 
schwarzgraue  bemerkte  ich  in  den  Gräben  des  Bömer- 
kessels  bei  Bertrich.  Bei  Bonn  in  den  Sfimpfen  der  Sieg- 
mUndung  stösst  man  auf  eine  braungraue  Planarie  f„P. 
torva")  von  stattlicher  Grösse,  ohne  Oehrchen,  im  er- 
wachsenen Zustand  fEist  wie  ein  junger  Blutegel  sich  aoa- 
nehmend;  noch  im  Weingeist  hat  sie  bei  dicklicher  Leibea- 
beschaffenheit  eme  Länge  Ton  14  mm,  bei  einer  Breite  von 
5  mm.  —  F.  lactea,  häufig  im  Main  und  in  der  Tauber: 
auch  bei  Amorbach,  in  stehendem  and  fliessendem  Waaser; 


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U9 

kt  auch  im  Laftoher  See  sahlreioh  vorhandeiiy  streckeii- 
wdse  tut  unter  jedem  Steine  ein  oder  mebrere  Stitek;  im 

Mtar  von  Schalkenmehren  nnd  Meerfelden,  (daneben  hier, 
doch  seiteuer  P.  torva);  auch  im  Gemtindener  Maar  zu- 
?e^ii.  —  Polycdis  nigra^  im  Taaberthal;  Mainthal^  Bhön; 
OdfiBwmld  hftafig;  ebenso  im  Laaeher  See  und  anderen 
Mami  der  Eifel.  —  Seitdem  dnieh  0.  F.  Mtlller  im  Jahre 
1773  die  erste  Landplanarie,  Planaria  terrestris^  entdeckt 
worden  war,  sind  viele  Arten  aus  Amerika,  Australien, 
Ceylon,  Ostindien,  China,  Japan  bekannt  geworden.  Die 
Mttller'sehe  Landplanarie  ist  aneb  am  Bhein,  bei  St  Goar, 
dmh  Noll  naehgewiesen  worden  nnd  bei  Wlirzbnrg  dnroh 
Brtin,  Fraisse,  v.  Kenne l.  Eine  zweite  Art,  Geodes- 
mus  büineatus  von  Mekznikow  bei  Giessen  auf  Blumen- 
töpfen entdeckt  nnd  wahrscheinlich  durch  fremde  Qe- 
wiehae  eingefttirt,  wurde  in  Wttrsbnig  ebenüsUs  beobach- 
tet —  Die  kleinen  aabbeieben  rbabdoeoelen  Stmdel- 
wltrmer  der  Gewässer  des  Main-  und  Rheingebietes  sind 
noch  nicht  bestimmt  worden,  was  aber  wohl  in  Bälde 
wenigstens  für  das  Mainthal  geschehen  wird»  da  v.  Kennel 
in  Wtinbarg  nnd  Oraff  in  Aschaffienbnrg  diesen  Tbiem 
tiUtende  Anfmerksamkeit  sehenken.  Mir  fiel  bei  Oers- 
Md  in  der  Rhön  ein  kleiner  Strudelwnrm  anf,  weleher 
whr  suihlreich  in  der  Fulda  war  und  sich  vom  schwarzen 
Gestein  dnrch  weisse  Farbe  lebhaft  abhob.  Bei  Bonn  ist 
im  ersten  Frtügabr  in  d^  Gräben  anf  der  rediten  Bhein- 

bei  Limprieh  a.  B*  ein  blattgrttner  rhabdoeoeler  Stm- 
delwarm,  wob!  Vortex tfiridis,  nicht  selten.  —  Die  von  Dugös 
in  Frankreich  entdeckte  merkwürdige  Catenula^  welche  spä- 
ter Niemand  mehr  zu  Gesicht  bekam»  so  dass  der  Wurm 
in  den  systematischen  Schriften  nnter  die  ,yHelminthes 
fietib  on  fabnlenz'^  gerathen  ist,  wurde  von  mdbr  bei  Wlln- 
birg  wieder  aufgefunden.  ^  Endlieh  babe  ieh  ancb  einen 
neuen  Nemertinen  aus  dem  Main  unter  dem  Namen  Pro- 
rkjfnchus  flumcUüis  beschrieben. 

Ans  der  Grdppe  der  Trematoden  verdient  Erwtth- 
mgDiplogom  paradoxHmj  welches  im  Hain  an  den  Eie- 
Mi  des  Brachsen  mir  oftmals  unter  die  Augen  kam. 
(ktcbaihrkim  lanceolatum^  bei  Bonn  im  Frühjahr  an  Clu- 


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150 

I 

piea  aloasi  einerder  gewOhnUckeii  Parasiten.  —  Aspidogasier 
wnMeolaf  im  Hersbeiitd  der  Anodonten  nm  dem  Main 

bei  Wtirzbnrg  häufig,  während  ich  das  Thier  an  den 
Muscheln  aus  der  Gegend  von  Bonn  bisher  vermisse.  — 
LeucoMoridium  paradoxum  hat  Max  Schnitze  bei  Bonn  i 
beobaehtet;  ieh  seiner  Zeit  (siebe  Fauna  Tabingen8iB)aaeli  ' 
bei  Tübingen. 

12.  Zoophyten.  | 

1 

Eines  der  allerbedeutsamsten  Thiere  des  Sflsswassers, 
md  &8t  allein  die  Zoophyten  im  Binnenlande  vertrelendy 
bleibt  die  Oattong  Sfyirä.  Aneh  jetzt  wie  frtther  (Fauna 

Tubingensis)  kann  ich  nur  drei  Arten  unterscheiden:  Hy- 
dra  viridis^  in  Franken  an  verschiedenen  Stellen;  auch 
in  der  Umgebung  von  Bonn  häufig,  z.  B.  in  den  Gräben 
bei  Limprieb;  Greeff  hatte  sehen  seiner  Zeit  diese  Art 
in  einer  Sitzang  der  niederrbeinisehen  Gesellsohaft  ftr 
Naturkunde  vorgezeigt;  in  Teichen  und  Tümpeln  von  Elber- 
feld von  Lischke  gefunden.    Bei  WUrzburg  traf  ich  ein- 
mal, Mai  1853,  in  einem  Tümpel  der  Maininsel  den  grünen  ! 
Aimpolypen  in  soleher  Menge,  dass  alles  was  im  Wasser 
lag,  namenilieh  modernde  Hotestdoke,  davon  grOn  ttbensogen 
waren.    In  der  Rhön  wollte  mir  diese  Art  nicht  auf- 
stossen.  —  Die  zweite  Speeles :  Hydra  vulgaris  (H.  grisea, 
H.  anrantiaoa),  ist  die  allerverbreitetste,  in  fliessendem 
nnd  stehendem  Wasser;  aneh  in  der  Rhön,  granbiinnlieh 
oder  bellgelblieh  mit  seebs  knrzen  Armen.  —  Die  dritte 
Art:  Hydra  fusca^  bedeutend  grösser  als  die  andern,  von 
brauner  Farbe  und  sehr  langen  Armen,  —  eine  ganze  Co- 
lonie  Torattglieh  dargestellt  in  dem  Tremble j^sohen 
Werke  nnd  gestooben  von  Ly  onet  — ,  bat  einen  besehittaik- 
teven  Verbreitangsbezirk.  In  Franken  sah  ieb  sie  nnr  im 
Wildenweiher  bei  Rothenburg;  in  den  Gewässern  bei  Nürn- 
berg und  auch  bei  Regensburg  ist  sie,  nach  den  Arbeiten  , 
Böse  Ts  und  Sohäffer's  zu  schliessen,  häufig. 

Den  Sttsswasseraebwanun  SpongiUa  fimnatilis  bemerkt 
man  in  der  Tanber,  Main  nnd  Saale  allenthalben;  auf 
ganze  Strecken  hin  kann  jeder  Stein  an  der  Unterseite 


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151 


damit  besetzt  sich  zeigen.  Auch  beiBieberich  (Bertkan) 
im  Rhein  häufig. 

13.  Protozoen. 

Die  Protozoen  des  Maingebietes  haben  noch  keinen  systemati- 
schen Bearbeiter  gefunden;  obscbon  einzelne  Arten  der  Umgebung^ 
Würzburgs  vom  anatomischen  Gesichtspunct  aus  genauer  studirt  wor- 
den sind.  Hingegen  gehört  die  Umgegend  Bonns  wohl  zu  den 
wenigen  in  Deutschland,  deren  Infusorien  und  Bhizopoden  besondere 
Beachtung  gefunden  haben  durch  Lacbmann,  Greeff,  Kichard 
Hertwig  und  Lese  er.  Insbesondere  ist  es  die  Klasse  der  Süss- 
wasserrhizopoden ,  welche  sich  in  den  Tümpeln  der  Umgegend  ton 
Bonn  reieh  vertreten  seigi. 

Simiar  polymorphus,  bei  Wtirzburg  häufig;  ebenso 
Arten  von  Vorticellay  EpisfyliSj  Carcliesium^  welche  eigent- 
lich überall  auftreten.  Neue  Arten  von  Oxytrkha,  Episty- 
Us,  Vaginieola  hat  Lachmann  ans  Gewässern  bei  Bonn 
besehrieben.  —  Auf  WasserkAfem  sehe  ieh  hier  wi6  bei 
Tübingen  eine  grosse  Todophrya,  —  Von  Dendnmmdes 
zeigt  Lachmann  eine  vielleicht  neue,  auf  Gammarus  pu- 
teanus  schmarotzende  Art  an.  —  D,  paradoxtis  scheint 
nicht  häufig  zn  sein ;  ieh  habe  erst  einmal  das  Thier  an 
Gammanis  pnlez  getroffen.  —  Oreeff  hat'  bei  Bonn  eine 
ganze  Anzahl  nener  Oattnngen  nnd  Arten  Ton  Vertretern 
der  Radiolaricn  im  SUsswasser  aufgefunden:  z.  B.  Äcan- 
thocystis  pallida,  A.  ^nifera,  Ästrodisculus  minutus^  A. 
rubeTy  A.  flttvescens,  —  Actinapkrps  Mehhomii  bei  Würz- 
bnrg  nicht  selten,  ist  bei  Bonn  „ausserordentlich  hänfig'^ 

Einer  Gregarina,  vielleicht  neu,  gedenkt  Lacbmann 
aus  dem  Darm  des  Gammarus  puteanus.  —  Wollten  wir 
etwa  den  Volvox  globator  den  Thieren  näher  rtlcken,  als 
den  Pflanzen,  so  könnte  noch  erwähnt  werden,  dass  der- 
selbe bei  Würzbnrg  gemein  ist,  während  er  z.  B.  bei  Ttt- 
bingen,  was  ich  jedoch  nur  für  zufällig  halten  möchte,  sei- 
ner Zeit  nicht  aufzutreiben  war. 


152 


JSiücMMcke  tmd  Mlgemeinerea. 

Der  Stock  der  ThierbeT()lkeniiig|  welche  jetst  den 
westlichen  Theil  Dentschlaads  efamimiikty  hS&gt  mit  der 

mitteleuropäischen  Fauna  zusammen  und  diese  bildet  wie- 
der mit  der  nordasiatischen  ein  Ganzes.  Viele  Verände- 
rungen und  Verschicbungen  mögen  wohl  stattgefonden 
haben^  bis  sich  der  Stand  der  Gegenwart  ausbildete.  Ein 
Theil  der  Thiere  ISsst  sieh  yielleicht  als  üeberbleibsel 
der  Eiszeitfauna  deuten;  ein  anderer  mag  auf  nordische 
Einwanderung  nachfolgender  Zeiten  bezogen  werden.  Dann 
macht  sich  aadi  eine  Anzahl  von  Arten  bemerklich,  welche 
▼on  Süden  her»  westlich  und  dstlieh»  sieh  in  die  Fauna 
unseres  Gebietes  eingemiseht  hat,  wodurch  gerade  das 
Maintha],  in  höherem  Grade  das  Rheinthal  und  Moselthal 
einen  südlichen  Charakter  empfangen. 

Die  einzelnen  Arten  genau  auszuscheiden,  welche  als 
nordisehe  oder  eiszeitliche  zu  bezeichnen  w&ren,  mttsste 
eine  Aufgabe  für  sich  bilden,  und  wftre  etwa  in  der  Weise 
zu  behandeln,  wie  Ernst  Hof  mann  bezüglich  einer 
Gruppe  der  Lepidopteren  solches  durchgeführt  hat.  (Iso- 
porien  der  europäischen  Tagfalter,  Württ  Jahreshefte  1873.) 
In  der  AbtheiluQg  der  Mollusken  können  wohl  zunttehat 
alle  die  Arten  hieher  gerechnet  werden,  welche  durch  die 
Forschungen  Sandberge rs  im  Löss  des  Mainthals  nach- 
gewiesen worden  sind  (lieber  Ablagerungen  der  Glacial- 
zeit  und  ihre  Fauna  bei  Würzburg.  Phys.-med.  Ges.  za 
Wttrzburg  Bd.  XIV);  ausserdem  aber  mischten  wohl  noch 
Arten^  wie  z.  B.  Amphipeplea  ghämoia  oder  Fhysa  hypno-^ 
rwm,  welche  nach  v.  Middendorf  noch  am  nächsten 
Yom  Nordpol  gefunden  wird,  hieher  zählen.  Unter  den 
Arthropoden  dürften,  ausser  gewissen  ideineren  Wass^ 
käfemund  Laufkäfern,  namentlich  aus  der  Gruppe  der  nie- 
deren Orustaeeen  gar  manche  in  diese  Reihe  fidlen; 
Wirbelthieren  vielleicht  Eana  arvcdis. 

Zu  den  Arten  des  Main-  und  Rheingebietes,  welche 
von  Süden  her  einwanderten,  können  aus  dem  Stamm  der 
Arthropoden  geziUdt  werden  z.  B.  die  Inseeten:  AMa 


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153 


grisea,  Pamopes  camea,  Mantis  religiosa,  Oecanthus  pellu- 
CO»,  Efhippiger  mtimm^  Aaeakipkus  coccajw^  Tetiigoma  kae- 
MmtoäeBy  Rilgara  eurapaea;  von  Spinnen:  Sregus  cima- 
herimutf  Argiope  Bnimehü;  Ton  Myriapoden:  Cermaiia 
armeoides.  Aus  der  Gruppe  der  Weichthiere;  Bulimus 
qmdridens,  Hdix  carthusianOy  Cydostoma  elegans,  Limax 
wanegaiuSf  vielleicht  auch  L.  eristatm  (Amalia  marginata). 
Am  der  Gbuie  der  Beptilien:  Lac&iß  niriäis^  L.  nrntaUSj 
Elapkig  flaoeicem^  TropidomUa  iesHÜahis;  von  Amphibien: 
Ältftes  ohsietrieans^  Triton  helveticus.  Auch  einige  der  oben 
in  diesem  Sinne  schon  bezeichneten  Vögel,  z.  B.  Turdus 
cifonem^  Emheriea  cio,  Twrdus  saxaUlis  könnten  angereiht 
weiden.  —  Die  Hanptwege  filr  das  Einwandern  eüdlieher 
Thiere  ins  Rheingebiet  gingen  wohl  einerseits  dareh  das 
Moselthal,  andererseits  durch  die  GebirgslUcke  zwischen 
Jura  und  Vogesen. 

Ton  einem  sttdlichen  Thier  der  rheinischen  Fauna 
wissen  wir^.  dass  es  dnreh  mensehliehes  Thon  einge- 
schleppt wnrde:  es  ist  Olausüia  Btammi  (0.  itala)  an  der 
Bergstrasse  bei  Weinheim,  welche  durch  italienische  Reben 
in  diese  Gegend  gekommen  ist.  Eine  frühere  Ansicht,  wo- 
nach auch  BUlmm  radiakts  durch  den  Weinban  in  unser 
Gebiet  gekommen  wftre,  hat  sieh  nieht  festhalten  lassen. 

Als  ein  Wiederaufleben  alter  Einwandemngslust  ist 
es  vielleicht  anzusehen,  wenn  z.  B.  das  Faustbuhn,  Syr- 
rhapies  paradoxtis,  der  Flamingo,  Phoenicopterus  anüquorum^ 
oder  der  Oleanderschwftrmer,  Sphinx  nerii^  in  manchen 
Jahren  ron  Nordosten  her  und  aus  dem  Mittdmeergebiet  bei 
uns  ersebeinen;  oder  wenn  Fleu/ronedes  flesus  den  Rhein 
und  Main  hinauf  geht.  Auch  an  die  Muschel  Dreissena 
polymofpha,  im  südlichen  Europa  heimisch,  darf  erinnert 
werden,  welche  sieh  in  unsem  Tagen  im  Bhein-  nnd  Main- 
gebiet ehngebllrgert  bat  Selbst  das  zeitweilige  Herab* 
rSeken  maneber  nordiseben  Fledermaus,  wie  insbesondere 
von  Vesperiilio  Nilsoniiy  gegen  das  Rheinthal  könnte  man 
sich  versucht  fühlen,  als  Fortbestehen  einer  Neigung  zur 
Einwanderung  auszulegen. 

Unter  andere  Gesichtspunkte  ist  aber  wohl  das  perio- 
dlsehe  oder  jährliebe  Wimdem  in  stellen,  welches  lai- 


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154 


chende  Fische  und  viele  Vögel  iu  bestimmter  Jahreszeit 
in  das  Bheiugebiet  führt« 

Neben  denVerilnderangen  nnd  Umwülziingen,  welch» 

unsere  Fauna  dnrcb  Einwandern  der  Thiere  erfahren  bat, 
gibt  es  andere,  welche  auf  Zurückgehen  und  Erlöschen 
der  Arten  bis  in  die  jüngste  Zeit  herein  beruhen.  Ee» 
hat  z.  B.  Ne  bring  in  einer  der  fränkischen  Höhlen  den: 
„snbfossiW  Rttckenwirbel  einer  grösseren  Sehlange  ge- 
funden, den  er  auf  die  Aesculapschlange  zu  deuten  geneigt 
ist  (Zool.  Gart.  1880).  Im  Falle  sich  die  Annahme  be- 
wahrheitet, wäre  zu  schliessen,  dass  die  südliche  Schlange, 
welche  in  Franken  jetzt  nicht  mehr  Yorkommt,  sondern 
anf  wenige  Pnnkte  im  Bheingebiete,  ohne  Hinznthnn  dea 
Menschen,  beschränkt  ist,  früher  einen  grösseren  Verbrei- 
tungsbezirk gehabt  habe.  —  Das  Vorkommen  der  Mantis 
rdigiosa  im  Mainthale  und  ihr  Erlöschen  vom  vorigen  Jahr* 
hundert  ins  jetzige  liegt  dentlich  zn  Tage.  ' 

Die  Umwandlung  der  „zoologischen  Physiognomie'* 
auch  unseres  Landes  vollzieht  sich  aber  am  meisten  durch 
die  menschliche  Uebervölkemng  nnd  das  Thun  und  Trei* 
ben  des  Menschen.  Die  immer  weiter  ansgreifende  Bear» 
beitnng  des  Bodens,  Umgestaltung  der  Flttsse  in  Canftle, 
Ausfullen  der  Wassergräben,  Trockenlegen  von  Seen  und 
Sumpfstrecken,  Schwinden  der  Wälder  oder  wenigsten» 
Behandlang  des  Waldes  als  Forst,  schonungslose  Jagd  und 
Fischerei  und  Anderes  sind  yielen  Thierarten  verderblich 
geworden. 

Endlich  will  es  auch  scheinen,  als  ob  ein  Erlöschen 
mancher  Thiere  durch  die  besitodige  Verschlechterung  dea 
Clima's  erfolge.  Dem  aufmerksamen,  langjährigen  Beob- 
achter kann  unmöglich  entgehen,  wie  z.  B.  gewisse  Arten 
von  Insecten,  die  er  vor  Jahren  zahlreich  in  einer  Gegend 
wahrgenommen  hat,  welche  von  den  vorhin  gedachten  Ein- 
griffen des  Menschen  verschont  geblieben  ist,  dort  völlig 
ausgegangen  sind.  Allzulang  dauernde  und  sich  zu  oft 
wiederholende  Kälte  und  Nässe  scheinen  Eier  und  Larven 
zerstört  zu  haben.  Womit  auch  eine  Erfahrung  stimmt, 
welche  Kenner  der  Thierwelt  des  Hochgebirges  angezeigt 


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155 


haben  nnd  dahin  geht,  dass  diese  and  jene  Art  von  Insecten 
ein  Absteigen  in  den  Alpen  begonnen  hat. 


Ohne  solche  Wandlungen  in  der  Fauna  unseres  Lan- 
des weiter  verfolgen  zu  wollen,  so  bieten  sich  uns  ferner 
manche  Beispiele  dar,  welche  die  Abhängigkeit  des  Thieres 
Yon  der  Umgebung  nnd  die  dadnreh  bewirkte  Veiände- 
rang  des  Einaelwesens  zeigen.  Als  seiner  Zeit  Willde- 
now,  der  norddeutsche  gründliche  Botaniker,  zum  ersten- 
mal in  der  Gegend  von  Salzburg  Excursionen  machte,  er- 
kannte er  einige  ganz  gemeine  Pflanzen,  die  auch  um  Ber- 
yn  waehseDy  anfangs  gar  nioht  wieder,  sondern  hielt  sie 
für  besondere  Arten.  Das  gleiche  Erlebniss  wiederholt 
sich  wie  oft  auch  bei  dem  Zoologen,  der  bisher  nur  ver- 
traut mit  den  ihn  umgebenden  Formen,  dieselben  Arten  in 
einer  andern  Gegend  za  Gesicht  bekommt. 

So  sinkt  Mdix  nemoroK»  auf  den  höheren  Bergen  der 
BhOn  zn  anfGdlaider  Kleinheit  herab.  Anf  dem  Bnndsand- 
stein  bei  Amorbach  wird  die  Schale  von  HeUx  arhtisiorum 
dUnn  und  biegsam,  die  Färbung  einfach.  Der  Käfer  Dor- 
cadion  fxdiginator,  ein  kaikiiebendes  Thier,  ist  auf  dem 
Mnschelkalke  des  Tanber-  nnd  Mainthaies  in  Grösse,  Tracht 
und  Farbe  recht  verschieden  ron  dem  des  Bochnsberges 
bei  Bingen,  welcher  gar  wohl  als  Varietät  abgegrenzt  werden 
kann;  auf  dem  Keuperbodcn  bei  Tübingen  ist  wieder 
ein  ganz  anderes  Thier  daraus  geworden,  jene  schön  ge- 
ltreifte Form,  welche  längst  als  D.  Imoc^  von  den  Syste- 
nalikem  abgesweigt  wnrde. 

Oegenflber  diesen  Einwirkungen  des  Bodens  gibt  es 
Ändere  merkwürdige  Abänderungen  der  Gestalt  von  ganz 
localem  Gepräge.  Dahin  lässt  sich  z.  B.  der  so  äusserst 
8pitz  ausgezogene  I^^mnaeus  stagncUis  der  Maare  der  £ifel, 
hishesondere  d^  fast  pfriemenfbrmige  des  Laacher  Sees 
leehnen.  Es  mOcbie  einem  beinahe  der  Oedanke  kommen, 
sla  ob  diese  tiefen  trichterförmigen  Wasserbecken  durch 
ihre  Form  auf  die  Gestalt  des  Gehäuses  gewirkt  hätten. 

Der  £influss  von  Licht  und  Wärme  äussert  sich  sehr 
bestimmt  an  der  Färbung  der  Hdix  nmataks  in  nnserm 


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156 


Gebiete.  Das  prächtige  Citrongelb,  welches  die  Schale 
dieser  Schnecke  bei  Mainz  und  an  sonnigen  Weinbergg- 
lagen  des  Mainthales  darbietet»  Yennisst  man  am  Nieder- 
rhein,  trotzdem  dass  das  Thier  in  Orösse  imd  Dioke  der 
Schale  sich  hier  sehr  entwickelt  zeigt.  Hingegen  ist  in- 
teressant, wie  in  der  Gegend  von  Bonn  und  weiter  rhein- 
abwärts  das  Roth  dieser  Schnecke  sich  inCpcaobraun  ver^ 
tieft  nnd  die  oben  erw&hnte  sehöne  Varietät,  welehe  jedem 
Sammler  anflkUen  mnss,  herrorraft.  Hierbei  lisst  sioli 
wohl  nicht  bloss  im  Allgemeinen  sagen ,  die  Feuchtigkeit 
der  niederrheinischen  Ebene  ist  bedingend  ftlr  diese  Farben- 
abänderung, sondern  ich  möobte  die  Vorstellung  hegen, 
dass  yielleioht  die  tieraafdringende  Meeresfeaohtigkeit  der 
Luft,  welehe  ja  hier  bei  Bonn  anf  das  Pflaosenleben  aadi 
deutlich  wirkt,  mit  im  Spiele  ist. 

Dies  führt  mich  zurück  zu  einer  von  mir  schon  mehr- 
mals yertheidigten  Ansicht,  der  zufolge  das  Dunkelwerden 
mancher  Thiere  mit  grosser  Fenehtigkeit  des  Aufenthalts- 
ortes in  Verbindung  stehen  möge.  Von  snstimmenden  Be- 
obachtungen erwähne  ich  jene,  welche  Fries  (Zool.  An» 
Zeiger  1879,  Nr.  24,  S.  155)  veröffentlicht  hat  Und  gleich- 
wie ich  schon  früher  die  schwarzen  Abänderungen  einbei- 
miseher  Beptilien,  wie  Vtpera  herus  yar.  prester,  LaeeHa 
vivipara  m.  mgra^  Jngms  fragüis  in  sehwaraer  FSri>uii|^ 
ans  der  gleichen  ürsaehe  ableitete,  so  mOehte  ieh  aneh  die 
schwarzen  Varietäten,  wie  sie  unterdessen  an  Lacerta  mu- 
ralis  durch  Eimer,  v.  Bedriaga  undBraun  bekanntge- 
worden sind  und  zwar  immer  nur  an  Thieren  der  kleinen 
Insehi  des  Mittelmeeres,  ebenfalls  mit  der  Binwirknng  der 
fenohten  Meeresluft  in  Verbindung  bringen.  Es  spricht 
doch  jedenfalls  für  diese  Auffassung,  dass  Beobachter, 
welche  von  meinen  Wahrnehmungen  und  Schlüssen  keine 
EenntniBS  genommen  haben,  denn  doch  bezflglioh  anderer 
Thiergmppen  zu  gleieher  Annahme  sich  hingezogen  fühlen. 
So  hebt  in  der  Stettiner  entomologischen  Zeitung  1877  ein 
Sammler  von  Schmetterlingen  bei  Bilbao  hervor,  dass 
eine  entschiedene  Neigung  zur  Verdüsterung  und  Schwär- 
zung der  Farbentöne,  ähnlich  wie  im  Norden  und  auf  den 
Alpen,  dort  sich  zeigCi  nnd  er  spricht  ans,  es  scheine  die 


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Nähe  des  Meeres  —  also  die  feuchte  Luft  —  diese  Ver- 
ändernug  zn  bewirken.  Ein  anderer  Lepidopterologe  be- 
liebtet  (ebend.  1879),  dasa  ein  fenehter  Lehmboden  bei 
mandien  Arten  eine  dunklere  IHrbnng  heryonarafen 

scheine. 

Den  Reihen  von  Beobachtungen  über  das  Dunkel- 
werden des  Arion  empirieorum  an  sehr  feuchten  Plätzen^ 
welehe  ioh  soboii  früher  Teröffentiiebte,  könnte  ieh  jetaet 
soeh  manche  andere  beatttigende  anftigen.  Dabei  hfttte 
ich  aber  auch  als  Ergebniss  zu  bemerken,  dass  ausser  der 
Feuchtigkeit  schlechthin  doch  auch  die  besondere  Boden- 
besehaffenheit  ihren  Einfluss  üben  mag;  und  ausserdem 
wohl  aaeh  eine  innere  Anlage  oder  Empfi&nglicbkeii  des 
Organismus  den  Einwirkungen  von  anssen  entgcgenznkcmi- 
men  hat.  Das  tiefe  Schwarz,  z.  B.  des  Limax  cinereo-niger 
auf  vulkanischem  Boden  (Laacher  See)  denke  ich  mir  als 
mit  dem  letzteren  in  Beziehung  stehend.  Sucht  man  sich 
über  jeden  einzelnen  Fall,  der  uns  dranssen  anfstttsst, 
Rechenschaft  an  geben,  so  gerathen  wir  freilich  oftmals 
in  Verlegenheit.  So  z.  B,  was  bedingt  das  prächtige  Feuer- 
roth des  Arion  empirieorum  in  vielen  rheinischen  Gegen- 
den,  das  mir  am  Main  und  der  Tauber  niemals  zvl  Ge- 
sieht gekommen  ist,  nnd  womit  sich  dann  wieder  eine  be- 
dentende  OrOsse  des  Thieres  TergeseUschaftet?  Und  nicht 
allznfem  davon  oder  gleich  daneben  lebt  die  kaffeebraune 
Form,  ohne  dass  Boden  und  Luft  dem  gewöhnlichen  Siun 
und  Geitihl  nach  verschieden  wären.  Wie  verwickelt 
übrigens  die  Fragen  noch  sind,  geht  z.  B*  anch  daraus 
hervor,  dass»  wie  ich  ans  eigener  Erfahrung  weiss, 
eimäkKs9ma  der  Insel  Sardimea.  eine  dicke,  kreideweisse 
Schale  besitzt,  das  Thier  selber  aber  ganz  schwarz  ist. 

Der  Beobachter  im  Freien  nimmt  oft  deutlich  wahr, 
dass  gleichwie  die  leblose  Natur  einen  Abschnitt  macht, 
indem  sie  etwa  anf  den  Kenpersand  den  Kalkboden  folgen 
lasst,  so  anch  anf  rinmal  nene  Pflanzenformen  nnd  Thiere 
sieh  um  uns  zeigen.  Bei  Kissingen  z.  B.  ist  die  Ostseite 
des  Thaies,  aus  Muschelkalk  besteheud,  reicher  an  Pflan- 
zen, Mollusken  und  Insecten  als  die  Westseite,  deren  Grund- 
lage der  bunte  Sandstein  bildet.   Wie  sehr  ilUlt  dem  die 


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Eifel  Durchwandernden  die  Armuth  an  Gehäuaeschnecken 
dort  auf,  wo  er  auf  dem  Schiefergebirge  steht,  besonders 
wenn  er  sieh  «n  die  Kalkgegenden  des  Mainthaies  znrttek- 
erinnert  Hier  in  letzterem  an  sonnigen  Pläden  die  Mei^ea 
des  Btdimus  radiatus^  der  Xerophilen  (Helix  erieetorumy 
H.  candidülä);  Mauern  und  Steine  besetzt  von  zahlreichen 
GeseUschaften  der  Fupa  avenacea;  —  dort  in  der  Eifel  ent- 
weder Tauiger  Mangel  oder  höchstens  spärliches  nnd  be- 
schränktes Vorkommen!  Welch  eigenthtlmlichen  AnUiok  ge- 
währt es  zu  sehen,  wie  die  (Jehänsesehneeken  darauf  be- 
dacht sind,  sich  des  wenigen  sich  ihnen  darbietenden  Kalkes 
zu  versichern.  Man  triöt  nach  warmem  liegen  leere,  stark 
verwitterte  Schalen  der  HeUx  pomaUa^  welche  mit  jungen 
und  halberwaehsenen  Thieren  ron  JBL  nemoralis  und  J91 
kofiensU  wie  bespickt  sieh  zeigen.  Die  lebenden  Schnecken 
benagen  das  leere  Gehäus  bis  zur  Durchlöcherung,  oder 
bemächUgen  sieh  des  Kalkes  wenigstens  insoweit,  dass 
nnr  das  „Chitinhäntchen^'  ttbrig  bleibt 

Der  Kalkmörtel  alten  Gemäuers  kann  Oolomen  von 
Gehänseschnecken  die  Existenz  ermöglichen,  die  dort  ab- 
gesondert wie  auf  einer  Insel  sich  halten,  so  z.  B.  auf  der 
stattlichen  ßuine  Wildenborg  im  Odenwidd,  wo  sich  Arten 
und  zwar  zahlreich  finden,  die  man  ringsum  yeigebena 
sucht.  Selbst  der  Kalkstaub  der  Landstrasse  in  solchen 
Gegenden  befördert  längs  ihres  Bandes  die  Entwicklung 
gewisser  Arten. 

Merkwürdig  bleibt  es  dann  freilieh  solchen  li^rschei- 
nungen  gegenttber,  dass  es  andererseits  Gehäuseschneeken 
gibt,  die  überall  zu  leben  wissen,  wie  z.  B.  JEUix  k^^idda^ 
und  die  dickschalige  Perlmaschel,  Alasmodontamargarüifer, 
gerade  in  kalkarmen  Gewässern  gedeiht! 

Bei  Kissingen  sind  der  Boden  und  das  Wasser  der 
Gräben  in  der  Nähe  der  Gradirhäuser  sahshaltig;  und  es 
stehen  dort  nicht  bloss  Salzpflanzen,  sondern  es  finden  sieh 
auch  Thiere,  welche  nur  auf  salzhaltigem  Boden  auftreten. 
Aehnlich  sind  die  Verhältnisse  bei  Kreuznach.  In  der 
Soole  selber  sind  Arten  von  Würmern  nachgewiesen  wor- 
den, die  sonst  nur  dem  Heere  angehöre 


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Zu  mancherlei  Betrachtungen  könnten  die  Wasser- 
aiwammlnngen  anr^n,  welche  in  der  fihöa  und  Eifel  vor- 
kommen,  in  der  ersteren  ab  ,yMoore"  bekannt  sind,  in  der 

letzteren  die  Bezeichnung  „Maare"  führen.  Die  Moore  der 
Rhön  sind  nach  der  Ansicht  zahlreicher  Geologen  Ablage- 
rungen in  ehemaligen  Kratern,  welche  Anpassung  durch 
das,  was  sieh  mir  beattglieh  des  Thierlebens  darbot,  anter- 
sttttEt  wird.  In  der  Rhto  habe  ich  zwar  nnr  am  „rothen 
M  0  0  r"  und  unter  nngünstigen  Umständen  Nachforschungen 
angestellt,  und  in  dem  Wasser  Insectenlarven,  kleine 
Wasserkäfer,  Wasserwanzen,  Cyclopiden  und  Daphniden, 
von  Anneliden  den  Limbriculus  variegaius  und  einige 
Neiden  bemerkt;  hingegen  nichts  Ton  Wasserschnecken, 
nichts  von  Gammarus  oder  Asdlus.  Wem  es  vergOnnt  sein 
wird,  bei  stillem  ruhigem  Wetter  längere  Zeit  zu  verweilen, 
wird  wahrscheinlich  noch  mehr  Lebendiges  zu  Gesicht  be- 
kommen; allein  in  der  Hauptsache  wird  sich  kaum  ein 
anderer  Charakter  in  der  Fauna  der  Moore  entwickeln,  als 
der  ist,  welchen  ich  schon  bezüglich  des  mir  näher  be- 
kannt gewordenen  Sees  bei  Fr  ickenhausen  in  der  Rhön 
gezeichnet  habe.  (Anure  Batrachier  der  deutschen  Fauna, 
S.  105,  Anmerkg.  2.)  Auch  in  diesem  vielberufenen,  sagen- 
haften See  yermisst  man  Gammarus,  Wasserschnecken  und 
nur  ein  kleines  Piaidmn  vertritt  die  Weichthiere;  die  Be- 
völkerung des  Wassers  besteht  aus  Larven  von  Insecten 
(Dipteren,  Neuropteren),  kleinen  Wasserkälcrn,  Cyclopiden, 
Daphniden.  Ein  Weissfisch  ist  wohl  durch  Verschleppung 
dorthin  gelangt  Der  See  hat  nach  dem,  was  in  ihm  lebt, 
nicht  die  Besehafibnheit  eines  offenen,  jetzt  oder  Mher 
mit  einem  grösseren  Wasser  in  Verbindung  gestandenen 
Teiches,  sondern  beherbergt  eine  Thierbevülkerung,  wie 
sie  sich  imBegen  und  Quellwasser  ansiedelt.  DerFricken- 
häuser  See  und  die  Moore  fällen  sich  dureh  Quell-,  Regen- 
nnd  Schneewaaser,  bestehen  sonst  abgeschlossen  fllr  sieh; 
woraus  sich  denn  auch  der  faunistische  Befund  erklärt. 

Vorbereitet  durch  diese  Erfahrungen  betrat  ich  mit 
Spannung  die  „Maare"  der  Eifel,  von  denen  ich  bisher 
aus  eigener  Ansehanung  das  Gemttndener  und  Weinfelder 
Maar,  das  Sdbalkenmehrer  und  Meerfelder  Maar,  daa  Pul- 


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vermaar,  den  Wanzenboden  auf  dem  Mosenbergi  endlich 
dea  Laacber  See  kennen  gelernt  habe. 

Ans  dem  Wasser  des  Oemllndener  Maaiee  brmelite 

das  feine  Netz  kleine  Wasserkäfer,  Larven  von  Aeshnay 
Agrion^  Ephemera^  von  Dipteren,  Wassermilben,  kleine 
Cyclopiden  and  Lynceiden.  Kein  Ganmarus  oder  Äsdius 
ist  siehtbar.  Unter  nnd  an  Steinen  lebt  Jucylitt  flmfiaHihf 
I^nmamus  irmeaMuSy  Planortns  aXbue,  ImnUmeidtis  vorie* 
gatuSf  Planaria  lactea,  Polycelis  nigra.  Eigentliche  Wasser- 
pflanzen, wenn  wir  von  Elatine^  die  sich  am  Boden  aus- 
breitet, absehen,  mangeln;  die  Pflanzen  der  Umgebung 
sind  solehe»  wie  man  sie  an  Grftben  nnd  feuchten  Orten  sa 
treffen  pflegt.  Am  Ufer  begegneten  mir  lUma  fusea  und 
R,  esculentUf  Helix  ptUcheUa,  Pupa  antivertigOf  CarffMum 
tninitnum. 

Aehnlich  ist  die  Fauna  in  dem  Weinfelder  Maar, 
dessen  Kraterrand  so  rein  gezeichnet  ist  und  wie  die  ganze 

Umgebung  durch  die  einfach  gelbgraue  Färbung  ein  eigen- 
thtlmlicbes  Gepräge  an  sich  bat.  AoLcb  hier  sab  man  nichts 
Ton  Oammarus  oder  AseUuSf  sondern  wieder  nur  Larren 
von  Dipteren  und  Keuropteren.  Auf  der  öden  von  Tulka- 
nisobem  Tuff  gebildeten  Umgebung  war  aueb  wenig  Leben: 
etliche  Rana  fusca^  einige  gewöhnliche  Käfer  wie  Timarc^ 
coriariaj  Chrysomela  cerealis,  Heuschrecken  trieben  sich  an 
den  steilen  Böschungen  herum;  unter  Steinen  fenden  sich 
einige  Gehäus-  und  Nacktschneoken  {BMx  Aorfenm,  Ia- 
max  agrestis  und  L.  arterMfi);  auch  ein  Weibchen  von 
Triton  taeniodus. 

Das  schöne  grosse  PuWermaar  bei  Oillenfeldy  ab- 
geschlossen wie  die  beiden  Torgenannten»  bot  wieder  nur 

geringes  Thierlcben  dar.  Das  Wasser  enthielt  Larven  Ton 
Neuropteren,  Laich  von  Phryganeen,  iVais,  Nephelis  vul- 
garis, an  Pflanzenresten  Sydira  vulgaris  ^blassorange);  yoa 
Weichthieren  sah  man  den  kleinen  Fkmorbi$  dUm»  und 
P.  eristakts.  Der  feuchte  Ufersaum  zeigt  Pupa  an/äwertigo, 
Carychium  minimum^  Ifclix  fulva,  Achatina  hibrica  und 
Uyalina  nitida.  An  den  Böschungen  erblickte  man  nur 
gewöhnliche  insecten:  z.  B.  Scarabaeus  sterccrarius^  Ontho- 


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phagusnuchicomiSf  Aphodius;  von  Mollusken :  Limcuc  eereuSf 
ron  Amphibien:  Bona  fmca^  2Vüan  taetmUts, 

Merklich  anders  werden  die  Verhältnisse  am  Maar 
von  Schalk enmehren.  Hinabgestiegen  zum  See  fallen 
uns  sofort  zahlreiche  Wasserpflanzen  ins  Auge:  Menyan- 
ihes,  Pdamogeton,  Nymphaea^  Mima,  Wasserranmikeln  and 
Anderes.  YonThieren  hebt  das  Netz  viele  Wasserinseeten 
berans:  Arten  von  Colymbetes,  Agabus  paludosus,  NepOy 
Noionecta,  Sigara,  Larven  von  Neuropteren;  unter  Steinen 
zeigen  sich  Flamria  lactea^  Nephdis  vulgaris.  —  Von 
MoUnsken  kamen  znmVoraehein:  Lymnaeua  sfagnaUSf  Fla- 
«ori»  oOmSt  P.  ecntofiu8f  P.  eameus^  P.  earinakis^  Fol- 
tala  erisiaia,  Bt^hmu  teniaeid(äa,  JPisiänm  fossarinum» 
Immer  noch  vermiast  wurden  Gammarus  und  Aselh*s;  vor- 
handen zeigten  sich  Lynceiden,  darunter  L,  lamellatus^ 
Cyclopiden,  Cypridm,  Den  Sehil&anm  des  Ufers  belebten 
viele  Libellen;  die  grasige  Umgebnng  Buecmea  putria. 

Das  Meerfelder  Maar,  wenn  schon  weniger  pflanzen- 
reich  —  doch  steht  auch  hier  Menyanthes  —  verhält  sich 
ähnlich.  Von  Weichthieren  Hessen  sieh  naehweisen:  Lfftn^ 
nams  stagnaUs  nnd  L.  auHeuHariuSy  PkmorbiB  foniamtSy  P. 
eotUortiis,  P.  cristatus,  Valvata  cristata,  eine  grosse  Ano- 
donta,  Pisidium  fossarintim.  Von  Wasserinseeten  schien 
Ploa  minuiissitna  (ich  urtheilte  nach  dem  augenblicklichen 
Befand,  ohne  eine  spätre  Prüfung  yomehmen  zu  können) 
sehr  h&ofig  za  sein;  die  Gruppe  der  Wflrmer  war  ver- 
trcten  durch  Nephelis,  Clepsine,  Planaria.  Wieder  ver- 
misßt  wurde  Gammarus  und  Asellus. 

Vom  Meerfeider  Maar  den  Mosenberg  hinansteigend» 
trifft  man  oben  den  kleinen  Kratersee  ^^Wanzenboden'', 

der  bis  zum  Jahre  1850  torfig  war,  ohne  Wasser,  und  sich 
erst  seit  1854  geftlllt  hat.  In  dem  braunen  torfigen  Wasser 
liess  sich  kein  Gastropode  blicken,  sondern  nur  ein  klei- 
nes Piädmn.  Von  Grnstaeeen  sah  man  Daphma^  Lgticem 
(darunter  Z.  Zomellflrfitö),  Cyclops;  es  fehlte  nieht  an  kleinen 
Wasserkäfern,  Larven  von  Dipteren  und  Neuropteren, 
Wasserwanzen:  Nepa,  Notonecta,  Sigara;  von  Würmern  kam 
Auloeostomum  nigrescens  zum  Vorschein.  In  grösster  Menge 

T«rlu  d.  aal  Ttr.  Jftlug.  XUVIIL  4.  folge.  YUL  Bd.  l\ 


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162 


waren  Larven  von  Tritonen  zugegen ;  jeder  Zug  des  Netzes 
hob  eine  ganze  Anzahl  heraas. 

Am  reichsten  an  Thierleben  bekundet  sich  der 
Laacher  See.  Aehnlich  wie  im  Maar  von  Schalken- 
mehren und  Meerfelden  sind  zunächst  echte  Wasserpflanzen 
zugegen,  z.  B.  die  weisse  nnd  gelbe  Seerose,  UirkutanOf 
CeratophyUum,  Wasserranunkeln.  Hier  erscheint  von  Kreb- 
sen, Gammarus  pulex  und  G.  Boeselii,  sowie  Asellus  aqua- 
ticus]  unter  den  Lynceiden  witdßi  Lynceus  lameUatus,  Von 
Mollusken  ernährt  das  Wasser  Lymnaeus  inmeaiulm  und 
eine  kleine  Form  des  L.  aurieulariuSf  var.  lagoHs^  Ancylus 
lacustris  und  A.  fluviatüiSy  Planorhis  contortus^  P,  spiror- 
bis.  Von  Strudelwürmern  ist  sehr  häufig  Planaria  laciea^ 
seltener  Polycdis  nigra  ;  Anneliden  sind  vertreten  z.  B. 
durch  Cl^^sine  hioeiüata  und  Liimbricidus  variegaku.  Bona 
esctdenta,  Larven  von  Tritonen  fehlen  nicht 

llerkvrttrdig  und  mir  nicht  recht  verständlich  ist 
das  schon  oben  erwähnte  Vorkommen  zahlreicher  halb- 
fossiler Schnecken  nnd  Muscheln  in  der  Strandzone  des 

Sees,  und  zwar  solcher,  welche  gegenwärtig  nicht  mehr  im 
See  leben.  Auf  den  Aeckern  rings  umher  liegt  eine  Menge 
meist  ganz  abgebleichter  und  morscher  Gehäuse  von  PIo- 
norMs  eameus^  ByMma  tenkusulaia  und  Vdhakt  enstata; 
von  Muscheln  die  Schalen  von  Oyclas.  Die  Erklärung  suchte 
ich  zuerst  darin,  dass  beim  Zurückweichen  des  Sees,  als 
man  den  Wasserspiegel  tiefer  legte,  die  Thiere  dem  ab- 
fliessenden  Wasser  nicht  zu  folgen  verstanden  und  so  als 
Bewohner  der  Strandzone  ins  Trockne  geriethen.  Allein 
diese  Annahme  passte  nicht,  als  sich  zeigte»  dass  im 
Schlamme  unter  dem  Wasser,  gegen  den  Ausfluss  des 
Sees  zu,  ebenfalls  Bythinia^  Vcdvata,  dazu  der  sehr 
schlanke  Lymnaeus  stagnaiis  und  Gydas  in  gleichem  halb- 
fossilem  Zustande  sich  vorfigmden  —  wie  bespickt  mit 
Schneekengehäusen  und  Mnschelschälcben  erscheint  der 
Schlammboden!  Annehmen  wollen,  es  seien  die  genannten 
jetzt  im  See  nicht  mehr  lebenden  Weichthiere  durch  stär- 
kere Entwicklung  des  kohlensauren  Gases  getodtet  wor- 
den, scheint  auch  nicht  zusagend,  obgleich  man  durdi  die 


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noch  bestehende  „Mofette^^  an  der  Ostseite  des  Sees  auf 
solohe  GedaDken  geführt  werden  könnte. 

Am  TOTstehendeo  MftkheUnngen  Aber  die  Fauna  der 

Maare  ergibt  sich,  dass  die  Thierbevölkerung  sich  merk- 
iidi  Teisdiieden  zeigt,  je  nachdem  das  Maar  ein  völlig  ab- 
geschlossenes ist  oder  mit  dem  Flassaystem  der  Mosel  und 
des  Rheins  rasammenbttugt  Im  erstem  Fall  —  und  da- 
hin gehören  das  Gemtlndenery  WeinfeMer  nnd  PnlTermaar 
—  hat  sich  eine  Thierwelt  angesiedelt,  die  wohl  nur  durch 
zufällige  Verschleppung  in  die  Wasserbecken  gelangen 
konnte.  Im  zweiten  Fall  aber  —  so  beim  Maar  von  Schal- 
kenmehren, Meerfelden  nnd  dem  Laacher  See  —  bestand 
die  MOgUchkeit  unmittelbarer,  im  Laufe  der  Zeit  sieb  voll- 
ziehender  Einwanderung  von  den  Flüssen  her,  wodurch 
sich  die  Fauna  eines  sog.  Altwassers  entwickeln  konnte. 
Nicht  in  Betracht  kommt  der  Flusskrebs,  Ästacus  fluviati- 
Ks,  Yon  dessen  Anwesenheit  ich  mich  z.  B.  am  Pulyer- 
maar  und  Laacher  See  überzeugen  konnte;  ebenso  wenig 
die  Fische :  Hecht,  Barsch,  Schleie,  Kothauge  im  Laacher 
See,  Blaufellchen  im  Gemündener  Maar,  welche  Thiere 
sämmtlich  vom  Menschen  eingesetzt  wurden,  um  die  See- 
beeken  nntsbar  au  machen. 

Der  Kratersee  des  Mosenberges  erinnert  wie  durch 
die  braune  Farbe  seines  Wassers,  so  auch  durch  Mangel 
an  Gastropoden  an  das  i^rothe  Moor"  der  Bhön« 

Aus  dem  Munde  der  Eifelbewohner  hört  man  die  Be- 
merkung, dass  die  Maare,  abgesehen  von  den  eingesetzten 
Fischen  und  Krebsen,  „todte  Gewässer"  seien;  kein  son- 
stiges lebendes  Wesen  finde  sich  darin»  In  wiefern  diese 
Annahme  sn  besehrilnken  sei,  kOnnen  die  obigen  Dar- 
legungen lehren. 


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164 


Apmerkungen» 

1)  Vergl.  Waith  er.  Topische  Geographie  von  Bayern.  Mün- 
chen 1844.  —  Den  Namen  „Rhön^*  wollen  Manche  ableiten  TOn  „rauh, 
Ronaha,  renden,  roden,  Rain".  loh  halte  den  Namen  für  ein  sprach- 
Uekes  AUerihttiB,  ttii  ich  ia  einem  Briefe  des  dänischen  Katar* 
lonohm.AMani«!  m  Minen  Xjehrer  Linn4,  aat  dorn  Jtlir»  17^1, 
«nf  fidgwdtßltlle  gnkomvi  bin:  „U^im  m  hit  ngioMbw  (ItaüM) 
omtot  (M^ütreo  albido  utplvriinoin,  imiwlpabiü,  paro  a  aiimaiQ  «d 
imum,  oolles  Lm,  Itlandi  &öyse  vooant  ... 

3)  Eine  IManmOaf  welche  mtn  im  Gestein  der  Abbinge  det 
„Wacheenbergeü^  intrifit,  and  mir  seit  Langem  bekwint  ist,  sprioht 
Ar  d&ee»  AafftMong. 

S)*0ebev  Baa  und  Leben  des  MavüwwrfBS  hat  sieh  eine  reiche 
Literatur  angesammelt ;  insbesondere  ist  es  das  Auge  gewesen,  das 
seit  Swammerdam  wiederholt  der  Zergliederung  unterworfen 
wiyrde.  Da  nun  jüngst  ein  italienischer  Autor  eine  ^^DescriüoDe 
anatomica  dell'  occhio  della  Talpa  europaea"  in  den  Mem.  de  Accad. 
di  Boloß^na  1875  veröftentlicht  hat,  ohne  im  geringsten  das  bereits 
Vorhandene  zu  berück'?i('hti;TPn  und  dadurch  den  Anschein  erwecken 
kann,  als  ob  jetzt  zum  erstenmal  der  Gegenstand  klar  gelegt  würde, 
■O  mag  bemerkt  sein,  dass  die  wesentlichen  Züge  im  gröberen  and 
feinarea  Bau  längst  bekannt  sind.  Bezüglich  der  ersteren  ist  na- 
mentlich auf  die  in  schlichter  Art  anftrt^endft,  aber  treffliche  Inau- 
gonüabhandlang:  Koch,  de  talpae  europaeae  oculo,  Regimontii  18*26 
sa  Terweieen,  tllwo  Lege,  Grösse  nnd  Form  des  Augapfels  im  All* 
gemeinen,  däon  di^  Angenlidspalte,  tfnakeln,  Drftten,  Homhent^ 
SUera,  Irit,  diedieblbreokenden  Medien,  «Ifo  aaoii  Lime^  snlelaiKet»- 
}mi9k  MwBrym:ei^)n  i^bigfilafivMt  werd«n.  Einige  Jelmbnte 
ipfti^r  gab  ich  die  ernten  bietoUigiioh^p  lüttlieilqngfin  ftber  ge- 
dachtes Organ  (Archiv  f.  Anat  o.  Phys.  1854  8.  846);  weitere  Beob- 
aebtangen  über  die  Retina  und  «das  Verharren  der  Linse  anf  em- 
bryonalem Züstande  enth&H;  das  ,,Lehrbuch  der  Histologie'*  18BT 
8.  288  u.  8.  240.  —  Da  iöh  a.  a.  0.  p.  519  auch  den  Maulwurf  als 
eines  jeuer  Saugethiero  zu  nennen  hatte,  in  dessen  nervenreicher 
Clitoris  man  leicht  durch  Aufhellung  ein  längliches  Knochenstück  er- 
kennt, so  mag  bemerkt  sein,  dasa  man  auf  g-leiche  Weise  auch  bei 
Vespertilio  murinus  und  wahrscheinlich  auch  an  andern  Arten  von 
Fledermäusen  ein  Os  clitoridis  wahrnehmen  kann. 

4)  Auf  deutschem  Boden  scheint  sich  der  Luchs  besondere 
lang  im  Allgäu  gehalten  zu  haben.  Bei  ^ner  Wanderung  im  Juni 
1867  fiel  mir  in  Hindelang  auf,  dass  aussen  an  der  Försters  wob- 
nnng  mehrere  Lochssobadel  sich  angeheftet  aeigien,  die,  obsohon 


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1^5 


dem  Wind  und  Wetter  preiflfegebt&v  naeh  dem  AnMehen  UBinAgUeh 
alhuiiiige  dort  geweam  lein  können. 

6)  In  der  alten  zoologiscben  TTniTnrnititmmnilniic  in  W^fs- 
bürg  befand  aiob  aoob  ein  „Lepus  timiim  ctrtiMflc".  M  nifaifer 
JUatemiolniiig  fand  sich,  dset  ein  Idemet  verkrüppeltet 'BeUbedl^Se- 
mSh  dem  Hetenteliftdel  eafgetetst  worden  war. 

$)  St  Itt  wie  ieh  eobon  enderwftrtt  erMert»  toMk^  Xo- 
teria  iUrpium  Dendin  ni-tolirtiben»  weil  Dandin  mit  dteten-Nfr- 
nm  blott  dtt  Mlnndhen  beieiohnet  bat  und  dm  Weiboheii  ide  JL 
amUdla,  Irrig  ist  aneb  Lacertß  ogüiB  Lian^  an  tetatttv  weü  wie  ieh 
ia  der  AnmerkuDg  8  zeigen  kann,  Linud  mit  ZmeHü  offtlis  die  L. 
mipara  meint;  entere  gegenwirtige  L,  ägÜii  itt  ihm  L.  viridis. 
Der  erste,  welcher  die  Bezeichnung  affüis  in  unzweifelhafter  Weise 
angewandt  hat,  bleibt  Wolf,  seinerzeit  SemiDarlehrer  und  Natur- 
forscher in  Nürnberg.  —  Zu  den  Schriften,  welche  früher  gelegent- 
lich meiner  Arbeit  über  die  deutschen  Saurier  hätten  erwähnt  wer- 
den sollen,  gehört  Ben  dz:  Bidrag  til  den  sammenlignende  Anatomie 
of  Nervus  glossopharyngeus,  vagus,  accössorius  Willisii  og  Hypo- 
glosaus.  Vid.  Sei.  naturh.  og  math.  Afh.  1843 (Contoaraeiohuug  über 
die  hinteren  Kopfnerven  von  Lacerta  agilis). 

7)  Einer  neuen  biologischen  Beobachtung,  welche  ich  nach  dem 
Erscheinen  des  Baohet  über  „die  in  Deutschland  lebenden  Saurier^ 
Tübingen  1872*',  gemacht  habe  und  auf  eise  Art  Bruipflege  hin« 
roweiten  scheint,  erlaube  ich  mir  hier  zu  gedtaken.  Am  16.*JiiU 
(1874)  legte  eine  eeü  dem  2&  Mai  im  Zwinger  gehaltene  J^mric 
e|p0it  ein  nimmt  et  bald  darauf  in  den  Mnnd  imA  irigi  et  ia 
dar  Qnerlage.  lob  tab  den  Vorgang  alt  eine  mir  firOber  mehi  'ge^ 
laagene  Bettitigang  der  Angabe  D-nget'  ma,  datt  Bidtebtea  dli 
Bitr  der  eigenen  Art  gern  aaffrotttn.  Doeb  wurde  ia  meinem  Fallt 
dtt  Ei  niebt  venebrl,  tondem  lag  am  andern  Tbge  wieder  tm  Bo- 
den. Am  29.  Jnli  trigt  daatelbe  Thier  abemalt  ein  lUteb  .geltgtet 
Ei  im  Monde,  aber  wieder  keinetwegs  so,  alt  ob  et  dattelbe  auf» 
tebsto  wi^te,  tondem  bllt  et  mit  weit  aufgesperrtem  Monde  zwi- 
schen den  Zähnen.  Es  wandert  mit  dem  Ei  den  halben  Tag  herum 
ond  lässt  es  endlich  fallen.  Den  gleichen  Vorgang  sehe  ich  sich 
Boch  mehrmals  wiederholen.  Zuletzt  liegen  alle  die  gelegten  Eier 
vertrocknet  auf  der  Erde  und  keines  war  aufgezehrt  worden.  Mir 
seheint  nun,  als  ob  ganz  entgegen  der  bisherigen  Annahme,  dass  die 
einheimischen  Reptilien  sich  um  ihre  Eier  nicht  weiter  kümmern, 
gegen wkrtige  Wahrnehmunpf  auf  eine  gewisse  Brutpflege  zu  deuten: 
ich  lege  mir  das  Geseheue  so  aus,  dass  die  Eidechse  das  frische  Ei 
quer  zwischen  die  Z&hne  nahm,  nicht  um  et  zu  verspeisen,  sondern 
um  es  an  einen  für  die  Weiterentwicklung  passenden  Ort  zu  tragen 
ond  da  «ob  im  Zwinger  diet  niobt  aotlObren  Jattta  wollte,  to  liem 


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166 


sie  m  Bdetii  wied«r  lUleii.  Beim  ITaohfiioIwii  im  FMm  tni  ieb 
diken  Bier  Ton  Laeerta  agHU  en  Stellen,  s.  B.  nnter  eehr  fla«h  Be» 
geoden  Steinen,  wo  ee  eohwer  sa  begreifen  wer,  wie  dee  Oeeehlft 
dee  ISeriegens  hier  hüte  bewerkitelligt  werden  eollen.  Jetel  denke 
iah  mir,  deee  die  Ifotter  die  Eier  dorthin  mit  dem  Ifnole  ge- 
tragen hat. 

S)  Frfiher  Uom  im  Bedtee  der  eecheten  und  der  dreiaehnten 
(Omelin'koheB)  Ausgabe  Ton  Linn^'t  Syatemn  nntarae  konnte  Idi^ 

da  mir  auch  die  Faana  sneoica  in  den  beiden  Ausgaben  linjBfere  Zeit 
mangelte,  mich  nicht  darüber  znrecht  finden,  wie  weit  die  Kenntniss 
Linne 's  bezüglich  der  einbei mischen  Eidechsen  gegangen  war.  Jetzt 
aber,  nachdem  ich  die  immer  seltener  werdende,  wichtige  Editio 
duodecima,  sowie  die  zwei  Ausgaben  der  Fauna  suecica  erlangt 
habe,  Hess  sich  die  bestimmte  Ueberzeugnng  schöpfen,  dass  Linne 
sowohl  die  gegenwärtige  L,  agüis,  als  auch  die  X.  vivipara  vor 
Aogen  gehabt  hat. 

In  der  ersten  Ausgabe  der  Fauna  Suecica  Stockholmiae,  1746, 
führt  Linnö  auf:  „2<acer<a  viridis^  habitat  in  pratis  Scaniae  ot 
alibi'S  Da  nan  die  eigentliche  L.  viridia  nicht  in  Scandinavien  ynr^ 
kommt.  80  hat  er  offenbar  mit  dieser  Beaeichnnng  das  Männchen  Ton 
der  ap&teren  ttgüis  im  Hoohaeitekleide  gemeint.  Dann  setzt  er  die 
Bemerkung  bei:  „Vidi  qnondnm  in  Lapponia  lulenai  ad  temphim 
^oekmeok  Leoertnm  perTam  doreo  stelinlia  pnleherrime  piotam,  eed 
fogitivla  modo  ooaKi,  onm  manne  noetraa  eraeerit;  hoee  omnino  di- 
■thiotft  ipectee  erat,  eed  non  aniBeienter  examinaliatar^.  Wer  ntn 
nna  eigener  Erfidimng  die  L.  mripara  kennt,  wird  nicht  im  Zweif^ 
etehen,  daaa  Linnd  die  eben  genannte  Eidedhae^  wenn  aneh  iinr 
lliehtig  geaehen  hat  Ee  epricht  daftr  daa  hohe  nördliche  ToilDom- 
men,  die  Angaben  über  die  Farbenaeichnung  dee  Rfiokenay  endlkh, 
daea  Linnä,  da  in  Sdhweden  nnr  agÜi8  und  vimpara  vorkoonntk 
doch  sofort  den  Eindruck  empfangen  hat,  dast  es  eine  yon  leiner 
damaligen  „wridtV*  verschiedene  Art  sei. 

Im  „Appendix"  desselben  Werkes,  S.  387,  wird  eine  Laceria 
ohne  Speciesbezeiohnung,  aber  mit  „Descriptio"  aufgeführt,  die  ihm 
R.  Hast  „inter  lapides"  gesammelt  hat.  Auch  die  Beschreibung 
dieses  Thieres  zielt  entschieden  auf  L.  vivipara.  Zuerst  wird  aber 
die  P'arbe  bemerkt:  coeruleo-cinerenm,  punctis  albis  nigrisquo  spar- 
sis,  Caput  supra  lividum.  Dann  wird  ausdrücklich  die  Zahl  der 
Längtreihen  der  Bauchschilder  auf  6  angegeben.  Laeerta  agüis  hat 
immer  dentÜoh  8;  bei  X*.  vwipara  sind  die  innersten  aber  oft  ao 
klein,  daea  man  gar  wohl  nnr  von  6  sprechen  kann,  wie  dies  auch  viele 
Autoren  thnn  (Tcrgl.  meine  Schrift  „Deutaohe  Sanner**  S.  210^ 
8.  SIS). 

In  deraelben  Aoegabe  der  Fannn  aneeien  wird  unter  N.  864 


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167 

eine  „Laceftef*  ohne  Speciesbezeiehnmigf  ftvfg^f&hrt  mit  den  Merk- 
maleo:  „pedüius  inermibus,  manibus  tetradactylis,  palmis  pentadacty- 
lis,  corpore  livido,  linea  dorsali  fusca  duplici.  Habitat  in  sylvis'^ 
Dies  sowie  die  „Descriptio"  lassen  keine  Zweifel  bestehen,  dass 
Linne  das  Weibchen  von  Triton  taeniatus  in  der  Tracht  des  Land- 
aufenthaltes vor  sich  gehabt  hat.  Wenn  er  sowohl  zu  diesem  Thier 
als  auch  zu  seiner  vorher  erwähnten  Lacerta  im  „Appendix  (Nr. 
1352)"  als  Synonym  citirt  Kajus  yfLacertus  vulgaris^^  was  mit  der 
Zeit  von  Vielen  für  Lacerta  vivipara  wiederholt  wird,  so  bestätigt 
dia  nur  ra«ine  anderwärts  ausgetproohene  Ansicht,  dass  man  in  die- 
sen Worten  des  englischen  Zoologen  onmögUoh  die  Lacerta  vivipara 
mit  Sicherheit  zu  erkennen  yermag.  —  Die  Ewei  andern  Leoerien 
(N.  266  and  N.  267)  sind  ebenfalls  Triionen,  J.  criitaim  and  T. 
taadaim^  nnd  berOhren  uns  hier  nicht  weiter. 

FflnlEebn  Jahre  später,  als  Linnä  die  Faana  saeoioa  lam 
tweitenmal  nnd  „miUe  animalibns  anota'*  heraasgab  (1761),  erscheint 
in  N.  S6i  ffLaeerta  agiUit  caada  verticUlata  longioscola:  sqaamis 
aontist  ooUari  sabtos  sqaamis  artieolato".  Und  naöbdem  er  die  Dia- 
gnose aas  der  erstsn  Aaflage  wiederholt  hat,  stellt  er  als  Tarietiten 
•of :  ß  Laeertua  viridis ;  y  LaetTtm  dorso  ponctis  albis,  duplid  serie. 
Da  er  nan  sa  Yarietas  ß  citirt  Aldrovandi  and  aasdrüeUich  be- 
merkt: Yarietas  ß  rarissima  nec  mihi  ipsi  obTia,  so  hat  ihm  wohl 
ein  Andrer  vom  Vorkommen  einer  ganz  grünen  Eidechse  in  Schwe- 
den erzählt,  aber  doch  nur  das  Männchen  von  L.  ag^ilis  gesehen, 
denn  die  echte  L.  viridis  kommt  nicht  in  Scandinavien  vor.  Von  der 
Varietas  y  sagt  er:  ,,ad  templum  Jockmock  Julensis  Lapponiae  et 
prope  Upsaliam  ecmel  Iccta",  und  diese  Art  ist,  wie  ich  bereits  be- 
gründete, die  Lacerta  vivipara. 

Da  nun  aber  Linne  selber  in  der  Sache  zu  keiner  Klarheit 
gelangte,  wovon  der  Grund  oflfenbar  im  Mangel  an  ausreichendem 
Material  lag,  so  stellt  er  in  dem  fünf  Jahre  nachher  erschienenen 
Systems  naturae;  Ed.  XII,  1766,  die  gegenwärtige  Lacerta  vivipara 
all  jyLacerta  agüii^*  aaf,  and  was  wir  jetat  Xr.  a^Us  heissen,  ist  seine 
„Yar.  mruüs**. 

Eine  mir  seiner  Zeit  anbekannt  gebliebene  aber  erwähnens- 
«crthe  Not»  enthält  ein  Anfsata  v.  Bär 's  in  Möckers  ArchiT 
1887,  8.  672.  Dort  wird  schon  derYerschiedenheit  der  L.  vivipara 
—  bei  ihm  efoeM  —  Ton  X.  agüia  gedacht.  Trots  aUedem  ist  be- 
kanntlich Ton  Späteren  L»  vivipara  bald  mit  X.  agiKa,  ander- 
seits aach  mit  X.  mmäUs  oftmals  sasammengeworfen  worden. 

9)  Kach  eigenen  nnd  fremden  Beobachtangen  schien  es  frü- 
her, als  ob  Lacerta  mmSÜB  Ton  ^Hrol  her  die  Berge  nicht  Über- 
sehreite,  sondern  nach  Deutschland  ins  Kheingebiet  gelangt  sei 
darch  die  Schweiz  und  von  Frankreich   ans;  dann  durch  das 


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168 

DoDauthal  herauf.  Hermann  Krauss  hat  aber  die  Wahrnehmung 
gemacht,  dass  an  den  Abhängen  der  Breunerstrasse  zwischen  Inns- 
bruck und  Schupfen,  theils  an  Glimmerschieferfelsen,  theils  am 
Stein-  und  Holzgeländer  der  Strasse  X.  muralis  häufig  vorkommt, 
sonach  ein  Einwandern  über  den  Brenner  stattgefunden  haben  muss. 
(Verbandlungen  der  zooL-bot.  Ges.  in  Wien,  1873,  S.  8,  Anmerkg.) 

De  Belyi-Longohampt  sttner  Zeit  mit  dem  Fange  der 
Laeerta  wutaMt  in  der  Umgegend  von  Turin  beschäftigt,  sagt ; 
„eile  86  laisse  approcher  facilement  lonqn'on  siffle  an  air,  tandie 
qoe  la  notre  (die  belgiiefae  L.  mmrcMa)  n'eit  nnllement  eentible  k 
U  mntiqiie".  leb  habe  die  meikwflrdige  Ei^entoiiaft  der  genannten 
Eideebie  f&r  Hnsik  empOngliob  m  lein,  swar  in  der  mehrfaoh  an- 
gesogenen Sehrift  erwihnt»  ohne  selbet  Eiüithrangen  hierüber  ge» 
maeht  an  haben«  Um  lo  interessanter  war  es  mir,  im  Ahrtlial  einen 
dort  ans&ssigen  Thierfreond  nnd  aafmerksamen  Beobaehter  kennen 
an  lernen,  der  ohne  soologisohe  Bildung  an  besitaeni  mir  mittfaeilto^ 
dass  er  die  an  don  Weinbergs manem  hftnfigen  Eideefasen  dnr«^ 
Vorpfeifen  auf  einem  Schlüssel  allezeit  zu  sich  herbeilocken  könne. 

Als  Nachtrag  zur  Literatur  in  meiner  Schrift  über  die 
deutschen  Saurier  (1872)  ist  zu  verzeichnen:  Studiati,  Miscellanea 
di  osservazioni  zootomiche,  Mem.  d.  Accad.  d.  sc.  di  Torino,  1854. 
Beim  Embryo  hängen  die  Blutgefässe  des  Dottersackes  und  jene  der 
Allantois  durch  ihre  Endnetze  zusammen.  (Der  genannte  Autor 
nennt  das  Thier,  welches  zu  den  Untersuchungen  diente,  L.  agüis, 
es  ist  aber  nach  dem  Orte  des  Vorkommens,  Pisa,  und  der  Kopf- 
biidnng  dentUch  L,  muräiü.)  —  Das  Werk  Needham's  NoaTelles 
obeerrations  mieroeoopiqnes  1750,  enthält  auch  ein  Capitel  „de  la 
langoe  du  Lezard''.  —  Eine  Originalabbildung  des  Zungenbeine 
findet  sich  in  den  Tafeln  rar  vergleiohenden  Anatomie  Ton  Onatav 
Caras,  Taf.  XI,  38. 

10)  Tor  langer  Zeit  habe  ieh  im'Lehrbneh  dar  Histologie,  1857, 
8.  90,  angeceigty  daas  nnsere  BUndsehleiohe  eine  ansammenUbigende 
Bepanaernng  Ton  Hantknoehen  besitae.  Der  ftinere  Baa  der 
Knoohentafeln  wurde  dargelegt  in  den  Yeriiandlungen  d.  Leop.- 
Cirol.  Akademie,  1888;  wieder  kam  ieh  anf  den  Gegenstand  anrikek 
in  der  Sehrift  über  die  in  Dentsehtand  lebenden  Arten  der  Saurier, 
1872»  S.  161,  S.  167,  S.  250;  weitere  Mittheilungen  über  Verkal- 
kung der  Lederhaut  enthält  meine  Abhandlung  über  die  allgemei- 
nen Bedeckungen  der  Amphibien  1876. 

Ich  gestatte  mir  dieses  hier  zu  erwähnen  im  Hinblick  auf  die 
von  0.  Fraas  zur  Feier  des  üniversitatsjubiläums  in  Tübingen  er- 
schienene Festschrift:  Aetosaurus  ferratus,  die  gepanzerte  Vogel- 
Echse  aus  dem  Stubensandstein  in  Stuttgart,  1877.  Dem  Ver- 
fasser  sind  meine  über  den  Hautpanser  veröfßsntliohten  Arbeiten 


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169 


wia  M  seheint  oirbekamit  gebUebeB,  was  seiner  Sobrift  niebt  g6- 
nd«  im  ▼oftheil  g«reiobt  b«t.  jing^B  fitagüii  iogiit,  wie  2^mii- 
dbpHf  jRrifani  odef  fteSoiiibe  übefbeupti  beoitteA  ▼om  flobeitel  bie 
mi  leisten  Sobwttiiswirbel  ein  regehn§aeigee  System  von  Psnuer- 
ringsn,  wes  gneb  der  Grund  ist,  wmrara  die  BHndsebleiehen  oder 
ein  SobeltoposilL,  obsohon  ton  iebhngenibnliehem  Ansseben,  siob 
nor  onbebollBn  rafroUen  nnd  fortsdhieben.  Sonaeh  Ist  es  ein  Irr* 
tbnm,  wenn  Frans  berrorbeben  sn  nifissen  neint^  dass  die  „Voget- 
BeM",  abgeseben  Ton  den  Erokedilinen,  dnroh  den  Schuppenpanzer 
einzig  dastehe  nnd  nichts  Gleichartiges  unter  den  Reptilien  der 
Gegenwart  vorhanden  sei.  Die  Vogel-Echse"  schliesst  sich  viel- 
mehr, was  den  Schuppen panzer  betrifil.  an  Angtns,  Pseudopus  und 
die  Glanzschleichen  überhaupt  an.  —  (üeber  die  Hautknochen  von 
Cydodus  and  TrachysaimiS  aiehe  auch  Yerh.  d.  naturf.  Ges.  in  Frei- 

;  bürg  i.  B.  1865.) 

Nachträf^lich  zu  der  Schrift  über  die  deutschen  Saurier  sei 
biogewiesen  auf  Beobachtungen  Studiati's  (a.a.O.)  über  cotyle- 
donenihn  liehe  Bildungen  an  Seps  tridactylus ^  dem  südeorop&i- 
sdien  n&chsten  Verwandten  unserer  Anffuis  fragüis.  In  Verbindung 
mit  meinen  Angaben,  betreffend  die  Uterasschleimhaut  trächtiger 
Thiers  der  einheiniisoben  Arten,  deuten  sie  auf  Bildung  einer  Art 

:  Matterkaeben  bin.  —  Selbetindige  Abbildungen  ftber  Bmsibein  und 
Bedken  ton  AngiriB  fnp&U  siebe  aneb  in  R.  Wagner's  ioones  soo- 
tooiiale,  TalL  Xm.  —  Die  Scbrlfl  von  Sioborer,  8eps  tridaetylns, 
iMsi.  biaog.,  praeside  Rapp,  Tabingae  18S6,  eotbllt  viele  eigene 
saalondMbe  Beobaebtnngen  aneb  Aber  Anguis  flraffüU.  — >  0ne  mir 
nur  dem  Titel  naeb  behannt  gewordene  Arbeit  lur  Anaionrie  amerae 
Uderee  von  Lebmsn n  eiehe  im  ,,Magasin  d.  Oes.  natorf.  Freunde 
SB  Min,  IT.  Jabrg.  1810.  (Oben  spricbt  davon  Isis  1818  2.  Tb. 
8.  1164.)  —  Entgegen  den  Mlieren  Angaben  Teebodi^  besdireibi 
Fritz  Meyer  die  Begattung  der  Blindsobleiobe  ^Sool.  Garten  1874, 

a  818). 

11)  Wie  sehr  die  Ringelnatter  in  früheren,  für  die  Thier- 
welt ruhigeren  Zeiten  an  günstigen  Stellen  sich  vermehren  konnte, 
zeigen  z.  B.  auch  Mittheilungen  des  Med.-Rathes  Müller  in  Calw 
(Württ.  naturwiss.  Jahreshefte  1875,  S.  30):  „Die  Ringelnatter  war 
früher  in  den  lauen  Thermen  von  Liebenzell  {Schwarzwald)  so  häufig, 
dass  als  in  den  zwanziger  Jahren  dieses  Jahrhunderts  die  längere 
Zeit  eingegangene  Badanstalt  daselbst  wieder  eingerichtet  wurde, 
der  neue  Besitzer  geraume  Zeit  zu  kftmpfen  hatte,  bis  er  sie  aus 
allen  Winkeln  des  EhMiies,  in  welchen  eie  siob  eingenistet  hatten, 
tertreiben  konntet*' 

An  jüngeren  Exemplarm  babe  iob  mehrmals  bemerkt,  dasi^ 
vma  sie  im  Freien  plfttilieb,  wenn  aneb  mit  Sobonnng,  ergriflen 


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170 


Warden,  in  Starrkrampf  verfielen;  erst  nach  längerer  Zeit  erhielten 
die  Thiere  die  Bewegen gsiahigkeit  wieder.  Die  Erscheinung  gehört 
wohl  zu  jenen,  welche  bei  den  Eidechsen  als  eine  „Art  BezauberuDg" 
boaohrieben  wurde.    Vergl.  m.  Schrift  üb.  d.  deutsch.  Saurier  S.  157. 

12)  Auch  die  Schlangen  scheinen  sich,  ähnlich  wie  andere 
Tbierarten,  höhere  und  niedere,  der  Fortpflanzung  lialber,  in 
beftimmter  Jahreaseit  gesellschaftlioh  tasammenButhun,  „eu  tohnir 
Mn''  in  der  Sprache  der  EntOBiologon.  Obeohon  ich  selber  nie  Zeuge 
TOB  tolofaen  ZuaammonkOnften  war,  ao  vöehte  ich  doch  auf  diei— rk* 
wMigeD  Beobaditoiign,  weldM  dar  gentao  Gene  (Storia  naUifmb 
degli  taimali  Yoi  II)  an  CoroneOa  mutnaea  gwatobt  htA,  U»- 
ipeim:  der  Geiuuwta  Mb  die  Tbier»  la  HnodMien,  JabrolftBg  aa 
demselbea  Fiats  und  aa  donelbaB  Zeii  aaaaanneakomineii« 

Ein  bobar  Gnd  abarraaobe&der  Bratpflaga  bei  OmiMBa 
mutrißca  worda  von  Dr.  Set  tari,  Ant  in  Heran,  beobaehtai.  Sr 
batte  die  SoUange  mebrera  Jahre  in  dar  Gefaagantebaft  danl^a- 
bracht,  wobei  aie  ni  wiedefbolteuaalan  Jange  aar  Welt  aelata  oad 
aufzog.  Es  erfolgte  eine  wirkliebe  Pfitterung  der  Jungen  durch  die 
Mutter,  zwei  bis  drei  Wochen  hindurch,  indem  das  alte  Thier  M^l- 
Würmer,  kleinere  Eidechsen  etc.  zuerst  zu  sich  nahm,  daun  nach 
einer  oder  zwei  Stunden  wieder  heraufwürgte  und  den  Jungen  m 
den  Mund  steckte.  (Vergl.  G  r  e  d  l  er,  Fauna  d.  Kriechthiere  u.  Lurche 
Tirols,  1872.)  Es  schliesst  dies  alles  an  jene  merkwürdigen  Züge 
an,  welche  schon  früher  im  Leben  der  Schlangen  wahrgenommen  wur- 
den. In  Silliman's  American  Journal  Vol.  29,  1836  (mir  bekannt 
aua  der  Isis)  zeigt  z.  B.  ein  Beobachter  an,  data  die  sogenannte 
gestreifte  oder  die  Garten-  (Knieband-)  Schlange,  welche  Kier  legt, 
ihre  Jungen  bei  Gefahr  Tertchluckt  und  dann  wieder  heraotwiift. 

18)  Elaphis  flavucau  gehört  auch  den  Oberrhein  (Schwarzwald 
and  •ftdlichea  Baden)  an  nnd  musa  dort  aohon  um  die  Zeit  erkannt 
worden  aein^  ala  Heyden  ihr  Yorkammen  im  mittelrheimaebaa 
Sehlaaganbad  naohwiei.  Denn  Merrem  (Yeranoh  eines  SjeteaMder 
AmphiUao,  Marbarg  1920),  weleber  nntere  ScUanga  all  GL  Soofdü 
auff&brty  aagt:  y^ii^bitat  in  Germaiiia  meridionali''.  Aneb  mSehta  lab 
binweiaen  anf  Sander 'a  „Naehrieht  von  ^er  anbekanntan  Seblangen- 
art  in  St  Blasien**  (dar  Natnrforaeher.  Kabiebntee  Stftal^  HaUe  1788). 
El  wird  über  eine  MBaomioblange*'  dea  Sohwanwaldea  bariebtat  aad 
anadrfleklleb  erUirt,  dasa  rieh  daa  Thier  anf  Biuinan  anlhalle.  IKci 
thut  aber  unter  den  hier  in  Betracht  kommeDden  Schlangenartes 
mit  Sicherheit  nur  JE.  flavescenSy  welche  bekanntlich,  durch  Um- 
schlingen, auf  dünnen  Bäumen  von  Zweig  zu  Zweig  klettert.  Auch 
was  sonst  von  Sanders  mitgetht?ilt  wird,  führt  nur  auf  diese  Art 
hin.  (Dass  unser  „Professor  in  Carlsruhe"  die  beiden  vorstehenden 
Kathen  für  ,,zween  kleine  Üeischige  Füaae''  hält,  kommt  hier  nicht 


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171 

in  Betracht;  auch  ein  Anatom  wie  Swammerdam,  Bibel  d.  Natar 
S.  292,  hatte  die  Penes  der  Schlangen  für  Qehwerkzetige  genommea.) 

£ine  Andeutung,  dass  E.  flavescens  im  südlichen  Baden  zu 
Haute' aei,  ergibt  aioh  aus  der  Abhandlung  Weber'a  Aber  die  im 
Qffonhenogtiram  Baden  forkonmieiidffik  Soblangen  (Jahreaber.  d.  MaDo- 
baimerymliia  1  Natorkimd«»  1866).  Dort  haiart  es,  dasa  aadh  HÜ- 
theünng  dea  praktiaohan  Arstes  Stock  er  die  gelblieha  Natter,  Ckh 
MtßrfUKmom»  auf  den  aoonigen  HShan  dea  joraiaohen  Bandangobirgea 
dai  Seekraliea  aidh  findet,  doch  als  Seltenheit;  wfthrend  aie  am 
^  Blarian  auf  dem  Sehwaxaandda  ans  dem^  vorigen  Jahrhnndart 
,,aU  gar  mchi  eeltea"  beseiehnet  wird. 

Der  Angabe  Giebels  gegenüber,  dass  sich  E,  flavescens  auch 
bei  Blankenheim  in  Thüringen  und  am  Mägdesprung  am  Harz  vor- 
finde, kann  ich  mich  eines  Misstrauens  nicht  erwehren:  ich  denke 
an  Exemplare,  welche  aus  der  Gefangenschaft  entkommen,  später  im 
Freien  aufgegriffen  wurden.  Ich  möchte  anführen,  dass  auch  in  der 
Umgebung  Würzburgs  in  den  letzteren  Jahren  wiederholt  E.  flave- 
scens aus  dem  Freien  eingebracht  wurde,  wobei  es  sich  nachweis- 
lich um  käuflich  erworbene  Thiere  handelte,  die  entkommen  waren; 
^le,  die  sich  immer  häufiger  zutragen  können,  seitdem  Reptilien 
nach  vielen  Gegenden  Taraobiekt  werden.  Wurde  doch  s.  B.  als  iah 
noch  in  Tübingen  war,  eine  Em^s  eunpoM  von  ainam  Fiwbar  im 
Neckar  entdeokt;  ein  «weites  Exemplar  Ton  einem  Bürger  erbeutet, 
im  Frühjahre  am  Fasse  dea  Oesterberges,  wait  weg  von  der  Stadt. 
Nach  der  Erdkrasta  dea  mir  gebraohteo  Thierea  an  aohUessaa,  mochta 
&  Sehildkrüte  soebea  daa  Wintenrerateok  Torlassan  haben. 

14)  Die  Angabe  in  der  Synopsis  Toa  Lea  nie,  dass  0,  läro» 
sirsM  hftafig  am  Rhein  aai,  war  mir  an  merkwürdig,  als  dasa  iah 
mish  nicht  hütta  bemühen  sollen,  ein  tob  denselben  Yarlhsser  harana- 
gegebanea  Sohulprogramm  M^ber  die  Sehkngen  und  besonders  jene 
dsr  Umgegend  Hildeshdms  IStfO^  anfentreiban,  am  vieUeieht  darüber 
aihere  Mittbeilungen  zu  erhalten.  Allein  die  genannte  Schrift,  eise 
geringe  und  wenig  wissenschaftliche  Arbeit,  enthalt  keine  weitere 
Aufklärung. 

16)  Obschon  Vipera  berus  auch  ein  für  den  Arzt  nicht  un- 
wichtiges Thier  ist,  so  hat  es  doch  an  vielen  Orten  lange  gedauert, 
bis  man  diese  einzige  Giftschlange  auf  deutschem  Boden  unter- 
scheiden lernte.  Im  Hinblick  auf  Süddeutschland  sagt  z.  B.  Schübler, 
der  äeissige  Forscher  auch  auf  dem  Gebiete  der  württembergischen 
Fauna  noch  im  Jahre  1822:  Coluber  bems  soll  schon  bei  Göppingen 
und  Urach  gefangen  worden  sein ;  auch  in  der  Gegend  von  Neres- 
heim  soll  sich  die  giftige  Natter  finden,  doch  bedürfe  dies  Alles 
einer  niharen  Prüfung.  In  den  nichsten  Jahren  ist  die  Sache 
offenbar  nooh  aiaht  antsobiedeD  gewesen,  denn  O.  t.  Martana 


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172 


erklärt  im  Jahre  1830:  „die  bis  jetzt  noch  in  wenij^en  Gegendea 
"Württembergs  aufgefundene  giftige  Viper,  Coluber  cheraeüy  findet 
sich  bei  Herrlingen  und  Ameck,  besondere  in  den  Felsen  des  Kiesen- 
tbales  (Oberamt  Blaubeuern)'*.  Erst  von  jetzt  an  scheint  Ulan  das 
Thier  mit  Sicherheit  erkannt  zu  haben,  und  wir  finden  ©s  in  den 
Oberamtsbeschreibungen  aufgeführt,  so  von  Tettnang  (1838),  Geis- 
lingen (1842),  Leutkirch  (1843),  Albthaler  bei  Göppingen  (1844),  in 
der  Alb  bei  Aalen  (1854),  Freudenstadt  (1859),  Neuenbürg  (1860), 
8uk  (186Ö),  Oberndorf  (1868),  Gemünd  (1860),  Neraheim  (1872). 
Aus  dieser  Znsammenstellung  enta^UBen  wir  auch,  dass  Vipera  herm 
dem  Sohwarzwald,  dann  dem  ganzen  Zag  des  Jnra  und  endlich  den 
Torfinooren  ObeMobwabent  angehört.  Vom  aohw&biscben  Jnra  gehl 
eie  auf  den  frinkiaohen  fther,  dann  sie  iit  im  BiohattdtiadMn  «nd 
Pftppenhaimiwhtn  geadm  irord«n  (J&okal),  wie  ioh  dioi  mSlm 
«in  EbDNnplar  (die  eohwme  Form,  Yar.  presUt)  Tom  nawolberg 
besats.  Dass  das  Thier  rom  wArttembeigisohen  aaf  den  ganaen 
hftfaeren  badiiohen  SobiimrBwald  ftbergeht,  lehren  die  mtOwihuigei 
Weher's  (Mannheimer  Yer.  f.  Natnrkoiide  1866). 

In  den  Alpen,  wo  di«  KreniotUr  bekanatlioh  bk  nt  €000  F. 
in  die  Höhe  tteigt,  lohelnt  Ar  Verbreitangsbeslrk  ein  groeaer  an 
sein.  Schon  tnn  Mfinohen  war  sie,  wie  ich  aus  eigener  Erfahrung 
weiss,  noch  im  Anfang  der  vierziger  Jahre  nichts  weniger  als  selten; 
später  habe  ich  das  Thier  z.  B.  bei  Reutte,  am  Planensee,  Lermoos 
u.  a.  0.  angetroffen,  besonders  nach  warmem  Regen,  meist  zusam- 
mengerollt, ruhig  am  Wege  liegend.  In  welcher  Menge  die  Vipem 
in  früheren  Zeiten  da  und  dort  in  den  Alpen  zugegen  waren,  ersiebt 
man  z.  B.  aus  den  Mittheilungen  des  Wiener  Botanikers  Tratt  i  nik 
(Hoppe,  bot.  Taschenbuch  auf  das  Jahr  1799),  wonach  ihm  „CWu- 
her  berus^^  auf  jeder  £xcarsion  zu  Gesicht  gekommen  sei,  am  hia- 
figsten  im  Saugraben,  einer  Partie  des  Schneeberges.  Aehnlieboa 
erzählt  ans  denelhen  Zeit  v.  Braune  (ebendaselbst  1797)  fon  doi 
Sakburger  Alpen.  Die  Bergalpe  bei  Werfen  s.  B.  konnte  man  einat 
„wegen  Menge  dieses  Gezüchtes*^  gar  nicht  benntien«  *—  Wallte  ich 
allein  naoh  meinen  bisherigen  Erftdirungen  sehlieaaeni  ao  wIn  in 
8fldd«ataohltnd  die  sohwuse  Ferm  (Yer.  pntUr)  die  hinfigere.  Die 
greoe  Gnmdfarbe  fand  ich  bei  lUnnehen;  die  bimune  bei  Weibehmi 
(Y.  ehtnea).  In  8ehwers  (Y.  pntUr)  kfonen  die  beiden  Geaehleehtar 
nmaetsen. 

16)  Ftper»  aapis  geht  von  der  Weitoohweis  ans  nehe  aa  die 
deoteehen  Qrensen,  im  Jure  bis  Basel;  fBr  die  Umgebung  iron  MeCa, 
Jüaxemburg  und  LfitÜeh  ist  sie  durch  de  Selys-Longchamps 
Badhgewiesen  (Fanne  Beige).   Sonach  kann  das  Thier  als  Glied  der 

Faona  des  deutschen  Reiches  angesehen  werden. 

Hingegen  war  schwerlich  jemals  V,  ammodytes  an  irgend  einem 


I 

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173 


Orte  diesseits  der  Alpen  einheimisch.  Der  Fund  bei  Rosenheim 
(Hahn,  Fauna  boica  1882),  an  dem  uralten  Handelswege  zwischen 
Italien  und  Deutschland,  deute  ich  auf  ein  entaprungenes  Exemplar; 
denn  es  wurden  ja  sowohl  V.  aspis  als  auch  V.  ammodifUs  lebend  in 
Menge  über  die  Alpen  zu  Arzneizweckeogebracht.  M  ey  er  z.  B.  (Vorsiel- 
limg  tllerband  Thier»  nit  ihr^o  Qerippen  ,  1762)  aagt  aasdräcklicb, 
dui  die  Sand-V^r,  wonach  er  üü»  Abbildaog  gemacht^  ein  Nürn* 
berger  Kaufmann  ,,mit  Tielea  andern  ans  Italien  bekommen.'^  An» 
den  Soliriftett  dee  Stnuwborger  Preteon  Spielmann»  des  Wiener 
AntM  und  Nnifurfonohere  Hoet,  eelbei  noÄ  nun  der  im  Jnbre  XW 
«Mliieneaen  med.  Zoologie  von  Brandt  und  Bntiebarg  eni^t 
■en,  deee  hm  gegen  die  Zeü  des  Rosenheinier  Fnndee  hin  lebendige 
yi^m  über  die  Aigm  in  die  deutiolien  Apotheken  geliefert  worden. 
Dv  den  Cbrenaen  dee  denteoben  Beiebee  san&diat  gelegene  Panot» 
wo  lieb  7.  mmoiifitB  wirklioh  findet^  iet  die  Gegend  n»  Bosen,  wo 
Leipold  im  Jefcre  1660  (ZooL  bot.  Terein  in  Wien,  1864,  S.  19) 
dai  Thier  fing  und  vielleicht  gleichzeitig  P.  Gradier  (de  Betta, 
Erpetol.  d.  prov.  Venete,  1867,  p.  257).  Doch  hat,  was  ich  in  Erin- 
nerung brachte  (Archiv  f.  mikr.  Anat.  1872,  S.  11,  Anmerkg.)  schon 
im  vorigen  Jahrhundert  Soopoli  aus  Südtyrol,  Fleimaerthal,  die  V. 
aamiodytes  angezeigt. 

17)  Zu  den  bisher  bekannt  gewesenen  Merkmalen,  doreh  welche 
sich  Eana  arvcUis  und  Rana  fusca  unterscheiden,  sind  durch  Born 
neue  und  wichtige  Kennzeichen  hinzugekommen.  Sie  liegen  in  den 
Skelettheilen  des  Fasses  (Schles,  Ges.  f.  vaterl.  Cultur,  1879).  Es 
hatte  Dr.  Born  eueh  die  GeiUUgkeit,  mir  Anfangs  April  18(79  le- 
bende Pärchen  von  B.  4MtvaUs  ans  der  Breslaaer  Gegend  zu  senden^ 
welche  abbald  im  Zimmer  laichten.  Hierbei  lieee  sich  deutlich  wabr- 
ndunen,  daae  eioh  im  Laich  und  den  jungen  Larven  die  beiden  Arten 
von  einender  nntereebeiden.  Dee  ^I^tterkorn'*  des  Leiobee  ist  bei 
B.  «reoKa  am  ein  Drittel,  wenn  niebt  mehr,  kleiner  ele  bei  J2^ 
Amm;  die  Hülle  lerter;  der  necb  unten  gekehrte  weieee  Po)  enage- 
doknter.  Indem  dee  „Dotterkom''  rieh  sn  dem  „Wfirmeben^  ent* 
wiekelt,  bleibt  der  GröeeennnterMihied  doröhaae  eo,  deae  wenigetene 
vm  ein  Drititbeil  die  Lerren  der  B.  oroott»  kleiner  eiad}  nie  jene 
von  Kfimtu  —  Die  Thiere  betten  bei  der  Ankonft  die  gewöhnliobe 
FlidMmg.  Ine  Weeeer  geeetet«  begeitketen  eiek  swei  Ptere^  wobei  dee 
eine  Mftnnchen  in  der  Färbung  unTerlndert  blieb,  dee  andere  eber 
durch  Auftreten  des  blauen  „Reifes'^  ein  ganz  auffallendes  Anesehen 
bekam.  Nach  einigen  Stunden,  als  ich  wieder  zueah,  war  der  Reif 
verschwunden  und  das  Thier  sehr  dunkelfarbig.  Die  Daumendrüse 
war  bei  allen  Männchen  dunkelbraun,  fast  schwärzlich. 

18)  Das  Weibchen  des  Triton  taeniatus  weicht  in  der  Tracht, 
besonders  wehrend  deel^andaufenthaltee  so  sehr  von  dem  Männohea 


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wurde;  bei  Sehr  an  k  (Fauna  bdea  I,  S.  285)  ist  et  als  „WaM- 
eidechse"  unter  die  eigentlichen  Lacerten  gerathen.  Auch  manche 
der  neuesten  Faunisten  machen  es  nicht  besser:  z.  B.  in  einer  Schrift 
vom  Jahre  1871  („die  Wirbelthiere  Pommerns,  Stolp")  wird  Männ- 
chen und  Weibchen  unseres  Triton  als  teondere  Art  aufgeführt; 
ebenso  in  einem  Verzeichniss  der  Amphibien  und  Reptilien  des  Pe- 
tersburger Gouvernements,  Zool.  Garten  1878.  —  Vor  Kurzem  war 
ich  in  der  Lage,  «eigen  zu  können,  dass  Bösel  bereits  niohi  bloae 
des  TtiUm  cristahUf  dann  den  T.  cUpestris  gekannt,  sondern  anch 
den  T.  tcieniattis  nach  beiden  Geschlechtem  unterschieden  hat  (Hc^ 
petologisohe  Zeichnongen  ans  dem  Nachlass  Rotal't  von  Boaeii- 
hof.  Verh.  d.  nat  Yer.  f.  Rheinland  n.  WeetMcn  1878). 

Brfiggemann  (Arehir  f.  Natafi^esoh.  1876)  hat  g9gm  mibh 
den  Tadel  anagMproohen,  data  ich  Linnö's  Laoeria  pttbutriB  waS 
Wkm  enitaiue  gedeatet«  wfthriHid  dieaer  Name  sweifeUoi  dac  Mian- 
ohen  Ton  T,  Umiahu  beieichD«.  Etwas  betroffen  darttbery  daü  bei 
der  Aufimerkaamkeit,  welche  loh  den  Schriften  Linnepe  widmen 
dieser  Fehler  sollte  begangen  worden  sein,  schlug  ich  noch  einmal 
nach,  muss  aber  erklären,  dass  ich  die  vermeintliche  Berichtigung 
nicht  gelten  lassen  kann.  Blicken  wir  in  die  erste  Quelle,  in  die 
Fauna  suecica  von  1746,  so  sind  unter  Nr.  254,  Nr,  266  u.  Nr.  257 
drei  Tritonen  aufgeführt  unter  der  Bezeichnunfy  Lacerta^  wovon  Nr. 
254:  Lacerta  pedibus  inermibus,  manibus  tetr adactylis,  palmis 
pentadactylis,  corpore  livido,  linea  dorsali  fusca  duplici,  —  ohne 
Zweifel  das  Weibchen  von  T.  tamiatiM  in  der  Tracht  dee  Land- 
nu^Mithaltes  darstellt.  Auch  passt  alle«  übrige,  was  Linnd  Mgt| 
genau  auf  daeielbe:  pallide  livida  est,  a  oapite  utrinqne  Becnndam 
donom  linen  fosca  excarriti  abdemen  flayeecens,  interdnm  nigria 
macnUs  ponotatom,  canda  iereHeaenla»  longitndine  oorporii,  nngnea 
in  pedibna  nidli.  •  Man  rieht  ana  ilauntliofaen  Merkmalen  dentUoh 
die  Torhsn  erwihnte  „Waldeidediie*  Sohranka. 

£•  Ueiben  abo  jetat  noch  übrig  Nr.  966:  Lacerla  pedlboe 
inermibna  fisdai  manibns  tetradactylis,  planüa  pentadactylis,  canda 
ancipiti.  Diee  iit,  worauf  anch  dae  Synonym  Lacerta  aqaatica  ma- 
jor hinweist,  der  gegenwärtige  T.  eristtUuSj  womit  auch  die  das 
Einzelne  gebende  „Descriptio"  übereinstimmt.  Und  endlich  Nr.  257 
Lacerta  pedibus  inermibus  fissis,  manibus  tetradactylis ,  cauda  tere- 
tiuscula  deutet  durch  daa  Synonym  von  Laoerta  aqaatica  minor  auf 
dra  T.  taeniatus. 

Im  Systema  naturae,  Ed.  XII,  1766,  erhält  Nr.  264  die  Be- 
zeichnung Laoerta  vulgaris.  (Weibchen  dee  T,  taeni^us).  Dann 
folgt  Lacerta  aqaatica  und  diese  geht  wieder  auf  T.  t€teni<Uus,  nicht 
anf  jT.  erieMuBi  denn  obaobon  Linn^  nieht  mehr  sagt:  Laoerta 


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175 


«qvfttioa  niBor,  to  drückt  doch  die  Frage:  Larra  an  praecedentis ? 
—  «sd  dioMT  tofliergebeiide  ist  eben  LaoerU  yutgaris,  d.  h.  dM  Weiln 
«Imi  fon  T.  <a«ii(rtwg  —  klar  ant,  daas  aa  aush  nicht  um  daa  Tie! 
gr&Mem  T.  «rMolMt  haadaln  kaos,  acmdarn  «n  dan  ktoinaran 
Wiammoleh;  anok  dia  «^oanda  taratimaola*'  wird  wiadailiolt  80- 
nadi  Uaikt  Lacarta  palMtria  anr  IBr  Drittm  eH$MM$  übrig,  wia  iok 
«a  atfaier  ZaH  gethan  haba. 

loh  war  bei  Abfassung  der  Schrift  über  die  Würtembergi- 
scheu  Molche  noch  nicht  im  Besitz  von  Nilsson's  Scandinavisk 
Faana,  Amübierna  1842.  Jetzt  wo  ich  dieselbe  vergleichen  kann, 
sehe  ich  mit  Vergnügen,  dass  Nilsson,  der  gleich  allen  skandinavi- 
schen Naturforschern  sich  gewohnt  zeipft.  die  Dinge  in  der  Natur 
und  die  Schriften  Linne 's,  Eines  so  genau  wie  das  Andere  anzu- 
sehen, gerade  so  wie  ich  die  Linne 'sehen  Thiera  gadantet  hat: 
Laoerta  palnatria       2W<oii  tritkifhti;  Laoarta  aqnatioa  «m  DriUm 

19)  Brüggamamii  walaliar  als  grotaa  Seltanbait  dan  TriUm 
MMtkm  noch  in  Obaniaaknd  bai  Bremen  arbaatala,  (üabar  einige 
Amphibiaii  tind  ReptUiaD  dar  Fanna  von  Bremen,  1874)  meint,  ea 
Mi  moht  einanaehen,  warum  iofa  den  Hamen  „hdwiimui^  ainfüluta, 
aailatlder  keineswegs  unpaasenden  Bcacaehnnng  ^jpafodtmu*^,  welebe 
doch  bei  Razoumowsky  vorangestellt  sei.  Hierzu  bemerke  ich, 
dass  dieses  desshalb  geschehen  ist,  weil  schon  Andere  vor  mir,  z.  B. 
Bonaparte  und  Wagler  unsern  Triton  „Salamandre  suisse"  nennen 
und  also  den  zweiten  Namen  gewählt  hatten.  Ich  huldige  dem 
Grundsatz,  man  solle,  wenn  immer  möglich,  in  der  Xiamengebong 
sich  den  Yorgängam  anschliessen. 

20)  In  dam  anriehend  geschriebenen  Aufsatz  Milde 's:  Ausflug 
nach  dem  grossen  Teich  im  Bietengebirge,  Verb,  daa  bat.  Yar.  für 
Brandanbvrg  IX,  findet  aieh  eine  den  Trikm  (OfUliriM  betraflhnde 
Kotii,  deren  Unrieht^^nit  wobl  Jeder  bemerkt,  welcher  daa  Fort- 
pflaaaangBgeaehift  des  Thieres  kennt  Bs  beisst  dort,  dass  Hun- 
dsrte  Ton  THtonen  aioh  im  Waaser  jagten  nnd  ,um  diese  Zeit  — 
Ende  Jnli  —  aohwammen  aneh  mehr  als  Iknstgrosse  Ballen  Laich 
im  Teiche  herum",  die  unser  Beobachter  von  T.  älpestris  abstammen 
liwt.  Bekanntlich  heften  aber  alle  einheimischen  Species  die  Eier 
einzeln  an  Gegenstände,  welche  sie  im  Wasser  vorfinden,  am  liebsten 
an  lebende  Pflanzen.    «Laichballen''  geben  sie  nicht  von  sich. 

Grelle  Farbenveränderungen  durch  Chromatophoren  wur- 
den auch  an  genannter  Art  von  neuem  beobachtet.  An  einem  sehr 
warmen  Apriltage  hellte  sich  z.  B.  die  vorhin  ganz  dunkle,  fast 
sehwane  Grundfarbe  daa  weiblichen  Thieres  ins  hellflaaohengrüae 
auf,  ton  dem  aiob  jeirt  anlb  aohOnsta  bnmne  Fledm  abbobaa.  Das 
Minnahen  worda  balltvaaBerbkn,  geatort  mit  biinnUehen  Flaakm. 


176 


—  An  dem  fruisöeitohexi  grüngaArbteii  IVdoM  wumnmratm^  teiak 

schon  einige  Jahre  in  Gefangenschaft  halte,  Hess  sich  ebenfftlls  beob- 
achten, dass  er  an  kühlen  Tagen  im  Mai  ganz  dunkel,  fast  achw&rt 
wurde  und  sich  wieder  aufhellte  bei  warmer  Witterung.  Auch  wie- 
derholte sich  an  diesem  Thier  dieselbe  Erscheinung,  welche  ich  seiner 
Zeit  über  den  Einfluss  frischen  Pflanzengrüns  auf  die  Farbe  der 
Haut  an  Syla  arborea  mitzutheilen  hatte.  Während  der  Winieneit 
waren  n&mUeb  die  sonst  grünen  Thiere  schwärzlieb  grau  geworden; 
eine  Partie  von  frischer  CaüitricKe  in  das  Gefäss  gesetzt,  rief  »aA 
in  den  «iob  darauf  niederlaaienden  Trüonen  daa  „fresdigiito''  Qfto 
der  Hant  hervor. 

Aooh  nrodele  Batrachier  geben  unter  gawiwen  aftbmotpbici» 
tdien  Binfliltten  eine  Stimme  von  aiob.  Im  Juli  vor  Anabraoh 
eiaea  Qewitten  kamen  bei  groteer  Stalle  im  Zimmer  ana  den  OÜ- 
sero,  welobe  THkm  manmaluß,  Shiproetu&  Btuoomi  ond  Ptemoddm 
WcUtii  enthielten,  kurz  abgebrochene  Laute  hervor,  ohne  daas  frei- 
lich zu  bestimmen  war,  welcher  der  genannten  Batrachier  die  Töne 
▼on  sich  gegeben  liatte. 

21)  Ich  habe  bei  einer  früheren  Gelegenheit  (Act.  acad.  Leop.- 
Carol.  Vol.  XXXIV,  p.  33)  auf  eine  alte  Angabe  äedi's  hingewiesen, 
aus  der  hervorgeht,  dass  er  den  Farbenweohael  beim  aterbendea 
Aaly  den  wir  jetzt  durch  das  Sichzosammenziehea  und  in  di«  TLefe- 
treten  der  donklen  Pigmentaelkn  bedingt  wiaien,  beobachtet  habai 
Sine  viel  apiUre  Wahmehmongy  tber  immer  noeh  in  eine  Zeit  fei- 
lend, ala  man  von  bewachen  FarbaeUan  oder  Chromatofhom 
aiohta  waitte,  "finde  ich  bei  Beil:  „die  Faache  erbhMen  nahe  vor 
ihrem  Tode  doroh  Erttiokong,  nnd  verUeren  die  BliitedeaRAokeiM** 
(Ai«hiv  f.  Phys.  Bd.  8,  8.  450.) 

22)  V.  Scblereth  führt  zwar  den  Limax  cinereus  als  Be- 
wohner der  Rhön  auf;  er  hat  aber  zweifellos  den  L.  einer eo-nigtTy 
von  ihm  nicht  erwähnt,  dafür  genommen.  Sonst  zählt  er  noch  auf 
den  L.  agrestis  und  den  Ärion  empiricorum  als  X.  ater  und  L.  ruf'us.  j 

28)  Auch  bei  Mollusken  gibt  es  ausser  den  eigentlichen  oder  | 
festen  Färbungen  noch  solche,  welche  an  der  Lederbaut  oder  ao 
der  Schale  wie  abwischbare  Stoffe  haften«    Sie  find  ab  ein  nach  ^ 
anaeen  abgeschiedenes  Beeret  zu  betraohten,  waa  ich  schon  ander- 
Wirte  beaftglioh  dar  Naoktaohneeken,  a.  B.  dee  waehmelben  lamts 
ekidm  dargethan  habe.  Ein  ihnliohei  am  Finger  klebende»  HmU 
aeoret  bilden  aaeh  manehlaltige  abetreifbarei  fbrbige  üebera^ge  am  | 
KArper  geiwiaier  Tneeeten,  wor&ber  die  nnter  meiner  MithflUb  er- 
iohienene  Diaeertation  dea  Dr.  Hemmerling  (Haatfarbe  der  la* 
aeoten,  Bonn  1877)  weiteren  Aufsohlnss  gibt. 

Zu  den  Schnecken  mit  bereiftem  oder  beduftetem  Gehäuse  ist  ^ 
in  unserer  Fauna  ausser  Hdix  strigeUOf  H,  fruticumf  noch  ganz  be- 


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177 


sonders  //.  carthusiana  zu  rechnen.  Das  Gehäuse  des  lebeudeu 
Tbieres  zeigt  sich  oftmals  wie  matt  augcliaucht.  liei  starker  Ver- 
grÖBserung  läaat  sich  ein  auffifehiperter  Stoff  unterscheiden,  welcher 
in  Form  feiner  Krümeln  in  der  Kichtiing  der  zarten,  schräg  über 
die  Windungen  la\»feaden  Sculpturlinicn  sich  verbreitet.  Nach  An- 
wendung von  Kalilauge  erfolgt  ein  Zusammenfliessen  zu  grösseren 
ElQmpcfaen,  yielleiobt  in  Folge  der  Loetmg  eines  Tbeiles  der 
flobttans.  Seit  dieser  Wahmehmang  gelten  mir  auch  die  ander* 
nirti  erwihnten,  leicht  seretörbaren  xuaammenfliessenden  Schftpp- 
ehen  der  M,  firuHam  alt  Secretbeteg  der  Schale.  Daas  der  abge- 
«chiedene  Stoff  die  Form  von  Schüppchen  annimmt,  wird  Den  nidit 
in  Yerwondernng  aetien,  welcher  weiss,  wie  anoh  die  Hantseerete 
bei  Ittsecten,  gewisse  Aphiden  s.  B.,  die  Qestalt  fadiger  Bildungen  an- 
nehmen. 

Besonders  bedeutsam  will  mir  aber  die  ganze  Erscheinung 
um  desswillcri  vorkommen,  weil  solche  flüchtige,  auf  Abschcidung 
beruhende  Farben  oÜV'iil)iir  auch  bei  höheren  Thieren  nicht  ausge- 
schlossen sind.  So  habe  ich  bereits  auf  eine  ältere  bisher  nicht 
beachtete  Antrabe  hingewiesen,  wornaeh  die  fri«5che  Kreuzotter, 
Vipera  beruSy  am  Rücken  und  an  den  Seiten  „mit  einer  Art  Fuder- 
lu'be^'  überzo;7en  sei.  Ferner  sei  jetzt  erwähnt,  dass  L.  Martin 
in  Stutt^rart  bei  Säugethieren  und  Vögeln  in  gewisser  Jahresseit 
flochüge  Farben  beobachtet  hat,  die  er  geradezu  einen  wachs* 
artigen  Anfing*«  nennt  (ZooL  Garten,  1879,  8.  249).  Ich  bin  der 
Ansicht,  daas  dch  in  dieser  Art  Färbung,  bewirkt  dnrch  einen 
waohsartigen,  ausgeschiedenen  Stoff,  ein  Tom  Fflanzenkörper  be- 
kannter Zag  anf  den  thierischen  Organismus  ausgedehnt  zeigt. 

24)  Ueber  Soulptur  des  Gehinses  von  A^^aHna  adeuhj  sowie 
anderer  einheimischer  Schnecken  siehe  meine  Mittheilungen  im 
Archiv  f.  Naturgesch.  1876. 

25^  Clausilia  laminata  besitzt  an  vielen  Oertlichkeiten  ein 
reinea  unversehrtes  Gehäuse,  wahrend  an  andern  Plätzen  fast  alle 
Stücke  sich  anj^efressen  zeigen.  Kleine  Löchelcben ,  mit  rings  um 
sich  einstellender  Abblätterung,  iliesseu  zusammen  und  es  bilden 
sich  in  die  Tiefe  gehende  Abschilferungen.  Es  darf  angenommen 
werden,  daas  Algen  sich  zunächst  einbohren;  die  weitere  Zerstörung 
mag  dann  den  athmosphiiiaoben  Einflössen  znznschreiben  sein. 
Auch  Exemplare  von  Ckmüia  vmtricoBa  traf  ich,  weldie  im  leftien- 
den  Znstande  anf  qnelligem  Waldboden  einen  gans  dünnen,  schwer 
absnwischenden  üeberzug  mikroskopisdher  Algen  darboten.  Die 
Bippenlnidung  der  Ob^rfliehe  hatte  in  Folge  dessen  an  Sbhftrfe  ein* 
gcibftsat. 

26)  Man  bekommt  in  neuerer  Zeit  wiederholt  und  zwar  als 
ob  es  sich  um  eine  nagelneue  Wahrnehmung  handle,  die  Anzeige  zu 

Tiib.d.nal.T«r.lil»g.ZXXVm.  i.  Folgt.  Tm.  Bd.  IS 


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178 


Geeicht,  dass  Lungenschnecken  des  Wassers  auch  ausserhalb  des 
"Wassers  leben  können.  Indessen  ist  es  seit  Langem  bekannt,  dass 
Lymnaeus  truncatulus  das  Wasser  freiwillig  verlässt  und  ebenso, 
dass  andere  Lymn&en,  selbst  Physa  und  Planorbis  bei  austrocknen- 
den Sümpfen  sich  in  noch  feuchtem  Schlamm  lang  am  Leben  er- 
halten. Aaeh  von  Äncylua  fluviatüis  hat  vor  Jahren  schon  Held 
angegeben,  dass  das  Thier  häufig  an  Felswftoden  klebe,  die  Yom 
Stoobregen  der  Wasserfalle  befeuchtet  werden  und  ebenso  habe  iah 
Aber  die  gleiche  Art  berichtet:  ,,ieh  sah  die  Tbiere  (im  Tauber- 
gmnd)  selbst  an  Felswftnden  kleben,  welche  Ton  Qa^watser  nur 
schwach  befeuchtet  lind^. 

27)  Beim  Dnrchgehen  älterer  entomologiseher  Schriften,  i.  B. 
▼on  Fans  er 's  Fanna  ineectoram  Germaniae,  wird  ersichtlich,  wie 
unbekannt  dasomal  die  BhÖn,  der  Spessart  und  Odenwald  in  natnr- 
wissensehaftKeher  Hinsicht  waren.  Cyehnts  attefw^xtus  z.  B.  kaant» 
man  nur  vom  Andreasberg  des  Harzes,  wo  er  von  dem  Braunsohwel- 
g^schen  Professor  Hellwig  entdeckt  worden  war.  Andere  Carabea 
wie  den  C.  auronitenSy  Pterostichus  metaUicus  u.  a.  führt  der  genannte 
Autor  nur  aus  fernen  Gegenden  an.  Selbst  noch  im  Jahre  1815 
weiss  Jac.  Sturm,  der  eine  sehr  gute  Abbildung  des  Cychrus  atte- 
nuatus  veröffentlichte,  nur  als  neuen  Fundort  den  Tharander  Wald 
bei  Dresden  und  „Oesterreich^*  anzuführen. 

28)  Lucanus  cervus^  dessen  Lanre  des  Malms  der  Eichen 
(wohl  auch  der  Bachen)  bedarf,  muss  nach  und  nach  seltener  we^ 
den,  seitdem  man  an  vielen  Orten  systematisch  die  Ltaabwaldungen 
in  Nadelhola  umwandelt.  Desshalb  mag  eine  die  frühere  H&ofig- 
keit  nnseres  grdssten  deutschen  Kftfers  betreffsnde  Mittheilong  W. 
Ueniel's  hier  eine  Stelle  finden.  „Im  Jahre  1847  genossen  wir  In 
einem  Bergwald  oberhalb  der  Stadt  Heidenheini  (Württemberg)  ein 
seltenes  Schaospiel.  Der  Wald  wimmelte  n&mlich  in  diesem  Sommer 
Ton  grossen  Hirschk&fern,  die  zu  Taasenden  auf  dem  Boden  hemm- 
liefen ,  da  sie  doch  in  andern  Jahren  viel  seltener  vorkommen.*' 
(Denkwürdigkeiten,  Leipzig  1877.) 

28a)  Die  Augen  eines  seit  Jahren  in  der  Sammlung  stecken- 
den Exemplars  von  Prionus  faber  aus  der  Rhön  schimmern  bei  ge- 
wisser Beleuchtung  in  lebhaft  purpurnem,  rothgelben  Glanz,  „leuch- 
ten" gewissermassen.  Mit  der  Lupe  und  bei  wechselnder  Stellung  ist 
wahrzunehmen,  dass  die  Farbe  in  der  grobgokörnelten  Hornhaut 
sitzt;  nach  der  Grösse  der  einzelnen  glinsenden  Punkte,  die  bei  g^ 
wissem  Einfall  des  Lichtes  sich  zu  einem  feorig  Both  steigern  kön« 
nen,  sind  es  die  einzelnen  Hornhaut verdiokangen,  in  welchen  die  Br» 
Bcheinung  ihren  Sita  hat.  Am  frisch  eingefangenen  lebenden  Tfaiar 
ist  nichts  Ton  dem  «Lenchten*  yorhanden,  das  Auge  seigt  sich  ykü^ 
mehr  gleichmisBig  dunkel. 


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29)  Das  flügellose  Weibchen  der  3fMü7?a  europaea  habe  ich  bei 
Tübingen  wiederholt  auf  Waldwegen  angetroflfen;  zuletzt  noch  im 
Juni  1874  auf  der  Alb  bei  Dettingen.  Hierbei  liess  eich  die  Er- 
fahrung machen,  dasa  das  tüchtig  stechende  Thier,  bei  der  Be- 
fohroog  auch  knarsende Töne  von  sich  gibt;  dieses  scheint  weniger 
tllgemein  bekannt  zn  sein,  da  man  in  zusammenstellenden  Arbeiten 
iber  die  Tonapparate  der  Insecten  alt  einzigen  Gewihrtmaan  Bar* 
seiet  er  aaiofiUuren  pflegt.  Das  geflügelte  Mäonoben  kam  mir 
kiiber  ein  einsigesmal,  im  botaniteben  Garten  an  Tübingen,  ?or 
die  AngeB.  Ton  dem  letsteren  fobönen  Inseet  bat  Cnvier,  nooh 
am  An&ng  aeiner  natarwissenscbaitlioben  Lanfbabn  stabend»  eine 
wie  es  sobemt  kaom  bekannte,  naturgetreue  farbige  Darstellung 
«inem  jener  Briefe  beigesdilossen,  welobe  er  an  die  Freunde  in 
Stuttgart  von  der  Normandie  ans  gerichtet  hat.  (Cu  vier 's  Briefe 
ÄQ  Pf  äff  aus  den  Jahren  1788  bis  1792.)  Die  Mutilla  ist  dort 
nicht  gezeichnet  als  aufgespanntes  Inseet,  sondern  in  Krümmung 
des  Körpers,  Haltung  der  Beine  und  Flügel,  sowie  es  an  der  Nadel 
steckt.  Dazu  heisst  es  im  Briefe:  „die  Figur  20  stellt  ein  Ilyme- 
nopterum  vor ,  worüber  ich  Dich  um  Rath  bitten  möchte.  Ist  es 
wohl  ein  geflügeltes  Plxemplar  von  Muttüa  europaea?* 

80)  Der  dem  Osten  angebörige  Neniobius  frontalis  hat  sich 
unter  den  vielen  £xemplaren  aus  dem  Maingebict,  Mosel  und  £ifel 
nicht  vorgefunden;  somit  bleibt  Tübingen,  wo  Hermann  Krause 
im  FtAlgabr  1869  das  Tbier  naehgewiesen  bat  (Wfirttemb.  Jabres- 
hsAe  1871  y  &  260)  der  westlicbste  Pnnct  des  Yerbreitnngsbe* 
bssirfcas. 

81)  In  dem  „  Beitrag  sur  Ortbopteren-Fauna  Tirols"  (Yerb, 
d.  sooL-botan.  Ges.  in  Wien  1878)  fäbrt  Hermann  Kranes  an, 
(km  ieb  Oedipoda  tübereiilaia  „bei  Meran**  beobaobtet  bebe.  Hier- 

10  erlaube  ich  mir  zu  bemerken,  dass  ich  mich  auf  das  Vorkommen 
in  gedachter  Gegend  nicht  zu  erinnern  weiss,  wohl  aber  habe  ich 
die  Art  am  Pianensee  bei  Reuttc  in  Nordtirol  gefangen ,  wo  mir 
das  Thier  zunächst  dadurch  auffiel,  dass  es  bei  Südwind  und  bevor- 
stehendem Regenwetter  hoch  in  der  Luft  unter  starkem  Gescbuarre 
lange  umherflog,  ehe  es  sich  einmal  nieder  liess.  Ich  habe  diese 
Wahrnehmung  und  den  Fundort  anderwärts  erwähnt.  (Allgemeina 
Bedeckungen  d.  Amphibien,  Sonderausgabe,  S.  66,  Anmerkg.  1.) 

82)  In  der  Skizze  über  die  Fauna  Tnbingensis  wurde  unter 
Aaderm  auch  Einiges  darüber  mitgetbeilt,  wann  und  vro  Ascalaphtu 
meßju9  in  Württemberg  naeb  nnd  naob  bekannt  vrorde.  Bei  Bott* 
^  am  Neckar  bat  man  Um  am  frflbesten,  im  Jabre  1803,  wabrge- 
■nunen.  Er  bat  sieb  dort  bis  jetst  erbaUen:  im  Mai  1871  bebe  ieb 
das  Tbier  ,»eines  unserer  scbönsten  Inseeten**,  das  bekanntliob  im 
SwiiwBsebrtn  bei  seinem  eigentbttmlich  gaukebuden  Flöge  etwas 


180 


schwer  zu  fanden  ist,  an  einem  ranhen  Tag  von  Pflanzenstengeb 
einfach  abheben  können. 

83)  Als  einen  Nachtrag  zu  den  Veröffentlichungen  über  die 
Insocten  Württembergs  möchte  ich  hier  angeben,  dass  ich  die  wohl 
nirgends  häufige  Libeüüla  flaveola  an  einem  feuchten,  mit  Binaen 
bewachsenen  Tümpel  aaf  dem  Floriansberg  bei  MeUiiigeii  im  Joii 
1872  in  liemlioher  Menge  angoiroffen  habe. 

84)  Gibt  68  aooh  myrmeeophile  Gio«d«B?  Mir  war  uwrl^ 
wttrdig  im  Min  1878  bei  Wfirsbnrg  an  beobaeliten,  daaa  unter  dra 
Steinen,  beeetat  mit  Ameiseneolenien,  jedeamal  mitten  nnter  den 
kleinen  dnnlden  Ameiaen,  gana  eohwarae  Cioaden  an  4  bia  8  aa—ea 
Sie  tohienen  mir,  naeh  der  Erinnerang,  CercopU  wlBkiops  so  aein. 
Ihr  VerbiltnisB  als  Gäste  zu  den  Ameisen  ergab  sich  anch  darai», 
dass  nach  dem  Aufheben  des  Steines  und  trotz  des  dadurch  ent- 
standenen (lewimmels  die  Cicaden  ruhig  sitzen  blieben  und  die 
Ameisen  sieh  förmlich  wie  zum  Schutze  um  die  Cicaden  sam- 
melten. Erst  allmählig  rückten  die  letzteren,  immer  tod  Ameisen 
begleitet,  einzeln  weiter. 

35)  Ueber  das  Vorkommen  der  Singcicaden  in  Württem- 
berg vergl.  meine  Bemerkungen  in  d.  Jahrealieften  d.  Yer.  f.  TaterL 
Naturkunde  1871,  S.  258. 

85a)  In  der  yor  Kurzem  eracbienenen  Sohrift:  fi.  Blane,  Ana- 
tomie et  phytiologie  de  l'appareil  eexuel  male  dea  Phalangidee,  La»* 
aanne  1880,  fragt  der  Yerfaaaer,  worin  wohl  die  Nahrung  dieaer 
Thiere  beatehen  möge.  Ala  einen  Beitrag  zur  Kenntniaa  der  Lebena» 
weise  der  Phalangien  erlaube  ich  mir  desshalb  nachträglich  einaa- 
aehalten,  dass  ich  im  Freien  wiederholt  Phalangium  opilio  an  einer 
frisch  getödteten  Feldmaus  betroffen  habe,  wo  sie,  in  Gesellschaft 
von  Wespen,  eifriiist  beschäftigt  waren,  das  Fleisch  zu  benagen. 

86)  Es  wird  in  neuerer  Zeit  öfters  darauf  hingewiesen,  dass 
Chelifer  andere  Insecten  als  Schmarotzer  bewohnt,  um  sie  zur  Orts- 
veränderung —  zum  Reisen  —  zu  benutzen.  Ich  gestatte  mir  desa- 
balb  auf  Beobachtungen  hinzuweisen,  welche  der  Skiaze  der  Fauna 
Tubingensis  1867,  angefügt  sind:  „Don  Büoherscorpion  habe  ieh 
mehrmals  schmarotiend  ^Fhaianpum  opiUo,  anoh  einmal  an  einer 
Sehmeiasfliege,  angetroffen,  und  dass  dieses  nicht  etwas  ZuAU%ea 
war,  geht  aus  einer  andern  Beobaehtung  hervor.  Bei  einem  in 
Weingeist  aufbewahrten  Aeneinui  Umgmanm  (groasor  Boekkftfcr 
aoa  Südamerika)  fluid  aidh  unter  den  Flfigeldeeken,  genauer  mter 
den  eigentlichen  oder  häutigen  Flügeln  und  dem  Abdomen  eben* 
fiills  ein  stattlicher  CheUfer  amerieanm  Deg.".  —  Arten  von  Lcode* 
streift  bekanntlich  das  Netz  nicht  selten  von  dürrem  Gras  oder  Ge- 
sträuch ab.  Die  Thiere  sind,  weil  uoeh  in  nüchtenieiu  Zustande, 
dünn  und  klein.   Den  J,  ricinm  habe  ich  im  Mainthal  öftere  an 


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flODoigen  Orten  unter  Steinen  wahrgenommen  und  dann  äusserst  prall 
aod  gross  von  aufgenommenem  Blut.  £■  lässt  sich  daraus  scbliessen, 
duf,  nachdem  das  Thier  Gelegenheit  gefunden  hatte,  tan.  Wild  oder 
Hunden  sich  an-  nnd  ToUzutangen ,  es  sich  alsdann  an  passendem 
Pbis  £iUen  Hast»  um,  in  einem  Schlupfwinkel  Terkrocben,  dort  die 
Terdmnng  elnawarten. 

87)  Bte  oben  Mtgeeprooliene  Aneiebt,  deat  OUmeri»  piuMakif 
B,  tomaUt  nnd  G,  manMtüia  nur  Farbenabftnderongen  einer  und 
denelben  Art  aein  mögen,  grfindet  aiob  darauf,  daaa  man  naeb  der 

^  Bodenbeachaffenbelt  nnd  den  Witterungsverb&ltnieeen  des  Jabrea  die 
;  "^afben  ineinander  fibergehen  siebt.  Im  September  1672  s.  B.  kamen 
der  Umgebung  von  Wfiraburg,  aaf  Kalkboden,  20  bis  80 

'  nata  auf  eine  G.  pustulaia  nnd  «war  in  üebergängen  von  der  einen 
xor  andern  Speeles,  liei  dem  einen  Individuum  waren  erst  einige  der 
gelben  Flecken  aufgetreten,  während  sie  bei  andern  sich  weiter  ver- 
breitet hatten;  am  gewöhnlichsten  zeierten  sich  zwei  gelbrothe 
Flecken  auf  dem  Brustring  und  zwei  auf  dem  Schwanzring;  dabei 
bestand  in  Zahl  und  Grösse  der  Flecken,  sowie  in  der  Sattheit  der 
Farbe  —  von  lebhaft  Gelhroth,  Blassgelb  bis  Weisslich  —  ©ine  be- 
deutende Verschiedenheit  nach  den  einzelnen  Tbieren.  Im  October 
1878  sab  iob  an  den  gleichen  Plätzen  in  Menge  die  zonata^^  und 
ffi,  wiarmondaH,  aber  keine  eintige  „G.  pustuHata*^  nnd  ich  denke 
mir,  daaa  die  grosse  Feuchtigkeit  des  damaligen  Sommers  die  Ür- 
saehe  war,  wessbalb  die  Orangefleeken  aasblieben  oder  Terscbwaii- 
deo.  Zar  Bekriltlgong  dieser  Anfiassung  lässt  sieh  aaob  anführen, 
daas  man  mit  der  Loope  an  gar  maneben  Individoen  der  „(7.  tomUc^ 
flporent  wenn  aach  oft  sehr  sebwaebe,  Ton  liditen  oder  weisslieben 
Fleeken  an  nntersebeiden  fermag.  In  Amorbacb  traf  ich  ancb 
£<mata''  jrani:  von  der  brAunlichen  Grondfarbc  der  „G'.  marmorata^K 
36)  Indem  ich  behufs  gegenwärtiger  Arbeit  die  Aufzeich- 
nungen wieder  vornehme,  welche  ich  vor  mehr  als  20  Jahren  über 
Daphniden  gemacht  habe,  fallt  mir  ein  Blatt  in  die  Hände,  wel- 
ches aus  Friedrichshafen  am  Bodeusee  herstammend,  die  Skizze  der 
Leptodora  hyalina  enthält,  mit  der  Bemerkung,  dass  sicli  das  Thier 
im  Magen  eines  Blaufellchens,  aber  von  der  Verdauung  schon  stark 
sagegriffen,  gefunden  habe;  zugleich  mit  dem  Krebschen,  welches 
ich  später  unter  dem  Namen  Bythotrephes  bekannt  gemacht  habe. 
Selbstverständlich  will  ich  mit  dieser  nachträglicben  Bemerkung 
nach  keiner  Seite  bin  Priorit&tsansprficbe  erbeben;  nnr  wird  man 
lieb  mit  mir  wandern  dfirfen,  dase  iob  bei  Aosarbeitong  meiner 
Sebrill  ftber  die  Daphniden,  Tübingen  1860,  gar  kernen  Gebraaob 
fOB  der  Skiise  gemacht  babe.  So  blieb  es  bekanntlieb  dem  dini- 
sehen  Zoologen  P.  EL  Müller  Torbebalten,  das  merkwürdige  Thier 
als  cor  Krebefiionm  dea  Bodensees  gehörig  zaerst  ansaseigen.  Die 


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182 


bisherige  Speciesbezeichnung  „hyalina^^  Liljeborg,  muss  indeasen 
in  j,Kinätii'*  Focke,  uragewandelt  werden,  auf  Grund  der  Mittbei- 
lun^^en ,  welche  vor  Kurzem  Ludwig  über  die  nachgelassenen 
Blätter  und  Zeichnungen  dos  trefflichen  Naturforschers  G.  W.  Focke 
in  Bremen  veröfifentUcht  hat.  Es  geht  darauB  hervor,  dass  vom 
Genannten  das  Thier  nicht  bloss  bereits  im  Jahre  1838  im  Stadt- 
graben zu  Bremen  entdeckt  wurde»  •ondem  dass  derselbe  aadi  ia 
den  anatomisohen  Bau  eingedrnngen  war.  Ebenso  hatte  er  bermti 
die  beiden  Gesehleehter  nntenohieden  und  Ton  Allem  Zeiohnimgen 
hinterlassen.  Kindt ,  nach  welchem  Fooke  das  Thier  benannte^ 
war  Apotheker  in  Bremen,  «ia  »^sgeseichneter  Chemiker"  nnd  nahei 


SU  der  einsige  Mann  in  jener  Stadt,  welcher  an  den  mi]aroskop^ 
sehen  Stadien  seines  Freundes  lebhaften  Antheil  nahm. 

39)  Vor  Kurzem  hat  Prof.  Weismanu  in  Freiburg  i.  B.  den 

Bau  der  „kolossalen  Schleimdrüse"  von  Cypris  besprochen  (Zool. 
Anzeiger  1880,  S.  84),  in  der  Meinung,  dass  er  zum  erstenmal  den 
richtigen  Bau  des  Organs  darlege.  Allein  solches  ist  vou  mir  schon 
vor  20  Ja  lu  e  u,  nach  Untersuchungen  an  Cypris  monacha,  geschehen 
(Katurgesch.  d.  Daphniden,  1860,  S*  72).  Die  Angaben  Zenker 's 
sind  dort  bereits  verbessert  worden. 

40)  üeber  die  in  Deutschland  vorkommenden  Arten  der  Qat* 
tnng  CUpsim  wiren  neue  Untersuohangen  sehr  wfuuehenswerth. 
So  besitse  ich  s.  B.  eine  mir  unbekannte  Art»  welche  Dr.  Fries 
im  Jahre  1871  Ton  einer  sool(>gisehen  Ezcursion  nach  dem  Feder> 
see  in  Oberschwaben  surfickgebraeht  hat.  Im  Leben  war  sie  dankd- 
olivengriin;  Bauchseite  etwas  heller;  oben  und  unten  fein  sohwan 
besprenkelt.  Sie  fühlt  sich  keineswegs  knorpelig  an.  wie  C.  com* 
planata,  der  sie  sonst  am  nächsten  zu  stehen  scheint,  sondern  ist 
sehr  weich.  Damit  hängt  auch  wohl  zusammen,  dass  sie  im  lieben 
weit  beweglicher  war,  als  es  bei  C  complanaia  der  Fall  ist. 


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InkaltBYerMieliiiiss. 


Seite 


Einleitung   4S 

Literatur   •   45 

Das  Faunengebiet. 

1.  Bhöngebirga  •   61 

2.  Maintlud   5S 

8.  Eifel   54 

4.  Mittel-  und  Niederrhein   66 

Die  einselnen  Thiergmppen. 

1.  Säugethiere  •  «.  •  59 

2.  Vögel   68 

8.  BepUlien   76 

4.  Amphibien   82 

6.  Fisobe   88 

6.  Weichthiere   91 

7.  Insecten   116 

8.  Araohnideii   187 

9.  M yriepoden   189 

10.  Cruitaeoen   141 

11.  Würmer   145 

12.  Zoopbytcn  ,  ,   150 

IS.  Protozoen  161 

B&ekblioke  and  Allgemeineres  ..«  152 

Anmerkangen  164 


V 

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1 


Beitrag  zur  Insectenfauna  der  Kohlenformation 

Ton  Saarbrfieken. 

Von 

Dr.  Fp«  Ooldeiberg . 


Mit  zwei  Holuohnitten. 


Genus  Anthracoblaitina  Scudder. 

Randteld  (M)  lang,  meistens  wenigstens  V4  der  Fltigel- 
längei  mauchmal  sogar  dio  öpiUe  erreicliend.  Die  Aeste 
der  Scapolaris  nach  ansäen,  die  der  extemomedianen 
Ader  nach  innen  gerichtet;  so  daas  die  Nerratnr  jeder-  I 
seits  des  scapular-cxtcrnomcdianen  Zwischenraums  diver-  ' 
girt.  Scai)iilar-  und  exteruoniedianes  Feld  nehmen  zu- 
sammen weniger  als  die  Hälfte  des  Flügels  ein.  Die  in- 
temomediane  Ader  endet  ttber  oder  in  der  Mitte  der 
äusseren  Hälfte  des  Flügels. 

Die  Gattung  Anthracoblaitina  Scudder  steht  der  von 
MoblcUtitia  Sc.  am  nächsten.  Da  dieselbe  hauptsächlich 
Bich  nur  durch  ein  hreiteres  und  längeres  Bandfeld  und 
eine  geringere  Entfaltung  des  Scapularfeldes  von  letzterer  • 
nnteTBohetdet.  Von  der  O.  OerMatHna  J3c.  unterscheidet 
sie  sich  dadurch,  dass  die  extemomedianen  Aeste  von 
Gerablatt iua  nach  aussen  statt  nach  innen  und  von  der 
Q.  HermobhMm^  dass  die  Scapularäste  dieser  O.  nach 
innen  statt  nach  aussen  gerichtet  sind  und  endlich  von 
Peträblattina  Sc.  durch  das  Wesen  und  Vertheilung  der 
Adern  in  dem  extemomedianen  Felde. 


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185 


Die  8  bis  jetzt  bekannten  Arten  dieser  Gattung  ge- 
hören alle  Europa  an  und  ihr  Vorkommen  erstreckt  sich 


Fig.  1.  Fig.  2. 


vom  mittleren  Kohlengebirge  (Dudweiler)  bis  zur  untern 
Dyas  (Weissig)  inclusive  und  zwar  gehören  zur  untern 
Dyas  von  Weissig  1)  Änthracohlaitina  spectabilis  Sc.  = 
Blattina  spectabilis  Gold.;  2)  A,  sopita  Sc.  =  Bl.  didyma 
Gein.;  3)  Ä.  porrecta  Sc.  =  Bl.  porrecta  Gein.  zur  Dyas 
von  Stoekheim;  4)  Ä,  Buckerti  Sc.  =  Bl.  Buckerti  Gold. 
Zur  oberen  Kohlenformation  von  Sachsen  5)  A.  dresdensis 
Sc.  =  Bl.  dresdensis  Gein-Deichm.  Zum  Saarbrücker 
Kohlenbassin  6)  A.  Beniigio  Sc.  =  Bl.  Bemigii  Dohm.; 
7)  A.  Winteriano  Sc.  =  BL  WinterianoGo\d.\  S)  Anthra- 
coblcUtina  Scudderi  Gold. 


186 


ÄntkraeoblaUina  Seudderi  Gold. 

Ein  ^sser  Oberflügel  von  einer  Blattinaria  Ton 
Wenunetweiler  nnweit  der  Leaiasehicht 

Die  Adern  dieses  Flttgelrestes  sind  stark  ausgeprägt 
und  eingedrückt  mit  feinem  polygonalem  auch  rechtwink- 
ligem Zwischengeäder,  letzteres  besonders  in  der  oheren 
Hälfte  des  Flügels.  Die  Feldohen  zwischen  sämmtlichen 
Adern  sind  convex  aufgebogen.  Das  Band-  nnd  AnaUeU 
fehlen,  doch  sind  von  ersterem  Spuren  der  dasselbe  ab- 
grenzenden Mediastinalvene  hic  uud  da  zu  erkenneB. 
Wahrscheinliohe  Länge  55mm,  Breite  22mm. 

Die  Flügelspitze  ist  nieht  nach  Blattenart  gemndet, 
sondern  zugespitzt  und  zeigt  hierdurch,  sowie  durch  die 
Convexität  der  Aderzwischenräume  eine  sehr  bemerken^ 
werthe  Uebereinstimmnng  mit  ÄnthracohlaUina  Winteriamj 
die  jedoch  wegen  der  sonstigen  Abweichungen  im  Aderbas 
des  scapnlar-extemomedianen  und  intemomedianen  Feldes 
nicht  als  ein  und  dieselbe  Art  oder  als  kleiuere  Varietät 
derselben  bezeichnet  werden  kann. 

Von  der  Scapularader  sind  zwei  Hanptäste  zu  er- 
kennen, die  bei  Vs  Flflgellänge  von  der  Spitze  fast  in  glei- 
cher Höhe  sich  gabclig  theilen ;  die  beiden  Gabeläste  dos 
äusseren  Hauptastes  gabeln  auf  halbem  Wege  nach  der  ^ 
Spitze  hin  noch  einmal,  so  dass  von  diesem  vier  Ausläufer 
an  den  Aussenrand  gelangen;  von  den  beiden  OabelSstefi 
des  Innern  Hauptgabclastes  bringt  der  äussere  durch  ein- 
fache Gabelung  unweit  der  Spitze  zwei,  der  andere  durch 
wiederholte  Theilung  drei  Aeste  an  den  Aussenrand  der  i 
Spitze,  so  dass  dieser  von  9  Aesten  der  Scapnlaradw  ans- 
gefnllt  ist.  Alle  diese  Abzweigungen  der  Seapnlaris  sind 
sanft  nach  der  Spitze  hin  nach  aussen  gebogen.    Die  ex- 
temomediane  Ader  lässt  ebenfalls  zwei  Hauptstämmo  er- 1 
kennen,  die  beide  etwas  oberhalb  der  Mitte  der  Fittgel- . 
länge  in  gleicher  Höhe  sich  gabelig  spalten;  die  beida  I 
Gabeläste  des  äusseren  Stammes  gabeln  bald  nach  ihrem 
Ursprung  noch  einmal  und  senden  so  vier  Aestchen  nach 
dem  Innenrande  der  FlUgelspitze»  während  die  beiden  Gabel- 
äste des  zweiten  Stammes  ungetheilt  diesen  Band  er 

1 

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187 

leielien,  so  dasB  ia  dem  externomediaiieii  Aderfelde  am 
Innenrande  der  Spitze  seebs  nach  innen  nmgebogene  Zweige 

sich  zeigen,  deren  gleich m äs sij:^e  Zwischenräume  merklich 
breiter  sied,  als  die  des  Scapularfeldes.  Die  vierte  Haupt- 
ader,  die  intemomediane,  ist  durch  einen  in  die  Angen 
springenden  breiten  Zwisehenranm  von  der  vorigen  ge- 
trennt; sie  sendet  sieben  l»is  acht  einfache  am  Ende  merk- 
lich nach  innen  gebogene  einfache  Zweige  au  den  mitt- 
leren Innenrand  des  Flügels  in  gleichmässigen  Zwischen- 
rftunen,  die  die  des  vorigen  Feldes  noch  an  Breite  Uber 
treffen. 

Da  dieser  interessante  Flügelrest  mit  Fulgorina  Klie- 
veri  Gold,  gleiche  Fundstelle  theilt,  so  ist  mir  die  Frage 
nahe  gelegt,  ob  nicht  diese  FtdgannOf  sowie  Fulg.  Eberaif 
nnd  LebaehenHs  als  Hinterflügel  von  Blattinarien  zn  be- 
trachten sein  dürften.  Das  Wenige,  was  wir  vom  Hinter- 
flUgelbau  der  Blattinarien  kennen,  spricht  nicht  gegen  diese 
Auffassang;  ebenso  die  Vergleichong  mit  dem  Ausbau  von 
Hinterflflgeln  lebender  tropischer  Blatten,  die  mir  vor- 
liegen. 


Erklärung  der  Abbildungen  Fig*  1  und  fig,  2.' 

Die   Abgrenzung  der  Felder  der  Oberflügel  ist  am  Rande 
durch    fÜDBtriche  markirt  und  die   einzelnen  Felder :  Marginal-, 
Scapalar-^  FxterDomedian-,  Internomedian-  and  Analfeld  bezieblich 
am  Rande  des  Flfigdt  mit  den  grossen  Anfangsbachstaben  M,  S, 
1,  A  beseiohnet. 

Fig.  1.    JMhraeotilattina  SeiMeri  Gold,  in  natftrliolier  Oreese. 

Fig.  2.     Dasselbe  in  doppelter  Vergrösserang  von  einer  Photogra- 
phie entnommen. 


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üeber  einige  AitliociieB  des  DeTei^). 

Von 

Dr.  Clemens  Schlüter, 

Professor  an  der  Universitiit  zu  Bonn. 


Elena  Tafel  U-IX. 


DasBedfirfhiss,  mich  über  den  inneren  Bau  yerschie- 

dener  Korallen  der  Eilel  zu  unterrichten,  gab  zu  einer 
jReibe  von  Untersuchungen  Veranlassung,  deren  Ergebniss, 
soweit  es  von  allgemeinerem  Interesse  sein  könnte,  den 
Gegenstand  der  vorliegenden  Bl&tter  bildet  Die  Unter- 
8uchaDgen  sind  hiermit  nicht  abgeseblossen,  aber  es  nöthigte 
die  Zahl  der  beizugebenden  Tafeln  die  Mittheilungen  vor- 
läuüg  zu  beschränken. 

Was  die  Art  nnd  Weise  der  Prüfung,  nm  ttber  die 
innerenVerh&ltnisse  der  Korallenstocke  AnfisehlnsB  zn  erhal- 
ten, angebt,  so  genligte  es,  mit  Ausnahme  eines  einzelnen 
Falles,  uicht|  die  Stücke  nur  anzuschleifen  oder  durchzu- 
schneidea;  es  mussten  vielmehr  DUnnschlifife,  sowohl  ver-* 
tikale,  welehe  darch  die  Achse  der  Zellen  gehen,  wie 
horizontale,  welche  die  Zelle  rechtwinklig  zur  Achse  durch- 
scbneiden,  hergestellt  werden.  Um  nicht  durch  tlieils  in- 
dividuelle, theils  dureh  lokale  Abweichungen  im  Urtheile 


1)  Vergl.  Zeitsohr.  d.  deatsoh.  geol.  Ges.  Jahrg»  1881. 

Terlt.  a,  nak.  Ver.  Jahrg.  XXX VIII.  4.  Folge.  VUl.  Bd.  18 


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190 


beirrt  zu  werden  *),  wurde  als  Regel  festgehalten,  wo  mög- 
lich immer  eine  Mehrzahl  von  Schliffen  anzufertigen.  Zum 
Theil  lag  hierfar  anch  deshalb  eine  Ndthignng  vor,  weil 
das  Versteinern  11 -\sinatcrial,  bisweilen  ungünstig,  im  DUnn- 
seliliff  oft  iiiilchicht  trübe  Bilder  gab.  Öo  wurden  für  den 
Zweck  der  vorliegenden  Untersuchang  gegen  hundert  Dflnn* 
Bchliffe  geprüft. 

Die  vergrösserten  Zeichnungen  der  EMlnnschliffe  wur- 
den mit  auf^^eschraubteni  Prisma  licrgestcllt,  wodurch  die 
möglichste  Treue  —  bei  klaren  Objecteu  —  geboten  ist. 

BraehFelbiuig  der  Arten. 
Zoantharia  nigosa  expleta. 

Gattung  CtUophyUum  Dana,  1846. 
Calqphffütm  paucitabukUum  Sehl  ttt. 

Taf.  n,  Fig.  1—4. 

Calophylhim  paucitahulatum  Schlüter,  Sitzungsberichte, der  natur- 
forschenden  Freunde  in  Berlin,  16.  März,  1880,  pag.  52. 

Die  Koralle  bildet  einen  grossen,  bttndelartig  suBam- 

mengehäuften  Stock,  welcher  durch  Kelchknospung  sich 
ausdehnt  und  so  etwa  einem  Straiisse  gleicht. 

Die  einzelnen  Polypiten  erreichen  eine  Länge  Yon 
100  bis  130  mm  und  haben  oben  einen  Durehmesser  tob 
80  bis  40  mm,  während  er  an  der  Basis  nur  8— 12  mm  b^ 
trägt.  Sie  sind  von  kegelförmiger  Gestalt,  gerade  oder 
je  nach  den  Raumverhältnissen  leicht  gebogen.  Die  Wand 
etwa  1  mm  stark,  anscheinend  mit  dünner  £pithek  beklei- 
det und  diese  fein  und  unregelmftssig  quer-  und  etwas 
gröber,  aber  regelmässig  längsgestreift.  Die  Polypiten  legen 
sich  nur  ausnahmsweise  aneinander  und  bleiben  gewöhn- 
lich durch  einen  mehr  oder  minder  grossen  Zwischenrauoi 
(etwa  bis  5  oder  10  mm)  von  einander  getrennt,  gewinnen 


1)  Beispielsweise  fehlen  in  einer  der  drei  Zellen  Taf.  9,  Fig.  S, 
irre^lärer  Weise  die  peripherischen  Blasen  zum  Theil  und  reichen 
hier  zugleich  die  Böden  der  Centralregiou  bis  sar  Aueeenwand. 


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191 


aber  einen  gegenseitigen  Halt  dnreb  entferntstehende  dünne 
wonelartige  Gebilde  von  rnndeni  Querschnitt^  welche  sich 
TOD  einer  Wand  znr  anderen  erstrecken,  ähnlich  wie  bei 

Merüplasma  radicans. 

Das  Waciisea  des  Stockes  geschieht  darch  reichliche 
Kelchknospnng,  indem  sich  ans  der  Kelchwand  8  bis  6 
Kelche  erheben,  welche  anfangs  die  eine  Hälfte  der  Wand 

mit  dem  Mutterkelche  gemein  haben.  Ein  vorliegender 
defecter  Stock  zeigt  drei  oder  vier  Generationen  überein- 
ander. Die  Sprossenpolypen  der  einzelnen  Generationen 
lauen  keine  Verschiedenheiten  erkennen. 

Was  den  inneren  Bau  der  Koralle  angeht,  so  führen 
die  Polypiten  nur  ganz  rudimentäre,  aber  zahlreiche  Sep- 
teo,  erster  nnd  zweiter  Ordnung,  von  denen  selbst  die 
enteren  kanm  ein  Blillimeter  weit  in  das  Innere  des  Kel- 
ches sich  erstrecken.  Ausser  den  Septen  sind  nnr  noch 
Böden  vorhanden.  Dieselben  sind  kräftig  und  horizontal, 
aber  ganz  angewöhnlich  weit  von  einander  gestellt,  so  dass 
die  Entfernung  von  einander  häufig  mehr  beträgt,  als  der 
Zollendurchmesser  und  es  infolgedessen  anfisings  schwierig 
war,  sich  von  dem  Vorhandensein  derselben  zu  über- 
leugen^. 

Bemerk.  Verwandt  ist  ein  in  den  eisenschüs- 
sigen Stringocephalen-Schichten  bei  Hüttenrode  im  Harz 

vorkommender  ziemlich  grosser  Steinkem,  den  Ad.  Rö- 
mer-) abbildet  und  Cyathopsis  (Fetraia)  gigas  M'Coy 
nennt  Freilich  sind  trotz  der  als  ,|langkegelförmig^'  an- 
gH^benen  Gestalt,  die  Einzel-Polypen  unserer  Koralle  noch 
gestreckter.  Und  ehe  an  eine  Identitüt  beider  Vorkomm- 
nisse  gedacht  werden  kann,  wäre  anzunehmen,  dass  Ad. 
Börner  die  Böden,  welche  er  weder  zeichnet  noch  be- 
spricht, übersehen.  Die  Möglichkeit  hierfür  ist  angedeutet 


1)  Üm  90  mehr  ati  der  Stock  von  mehreren  dünnen  Kalk- 

^atb^an^en  horizontal  darchsetzt  ist,  welche  iu  verBchiedenen  Zelleo 
den  falschen  Schein  von  Böden  hervorrufen. 

2)  Ad.  Römer,  Beiträge  zur  geol.  Kenntniss  des  nordwestL 
flarxgebirges,  HL  Abtb.  1855|  Tab.  19,  Fig.  14. 


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192 


durch  die  Angabe:  y.ä^e  Basis  des  Kelches  (am Steinkeni) 

ist  glatt  und  horizontal  oder  schräg". 

Cjfothcpsis  ist  ein  aufgegebener,  von  d'Orbigny  im 
Prodrome  de  Palöontologie  aufgestellter  Name  fittr  die- 
jenigen Amplexus-Arten^  welche  eine  Septalfiirche  besessen. 
Wäre  die  Bestimmung  von  Ad.  Römer  zutreffend,  so 
würde  auch  unsere  Koralle  der  englischen  aus  dem  Devon 
Ton  New-Quay  verwandt  sein.  Dies  ist  aber  nicht  der 
Fall.  Sie  onterscheidet  sich  schon  anf  den  eisten  BUck 
durch  die  starke  Entwicklung  der  Septen. 

Fetraia  gigas  M'Coy')  wurde  durch  Milne  Ed- 
wards und  Haime')  zu  Oyathophyüum  gestellt  und  da 
durch  Yandell  und  Shumard  in  der  Oeology  of  Ken- 
tucky bereits  ein  Oyatkophfllum  gigas  aufgestellt  war,  nun- 
mehr OyathophyUum  Bucklandi  genannt. 

Sonach  könnte,  auch  wenn  einstmal  der  Beweis  der 
Identität  der  harzer  und  rheinischen  Koralle  erbracht  wäre, 

dieselbe  dennoch  nicht  die  Bezeichnung  Pdraia  gigas  oder 
Cyatho2)hyllum  Bucklandi  trai^eii.  ei>  wUrtlt*  auch  jener  die 
neu  aufgestellte  Bezeichnung  Ckdophyllum  paucUabukUum 
zufallen. 

Unter  den  Korallen  des  rheinischen  Devon  erinnert 
das  Aeussere  der  vorliegenden  au  Cyathophylhm  radicans 
Goldi»)  aus  der  Eifel. 

,,Die  einzelnen  Stämme  sind  schlank,  yerlftngert,  ge- 
rade und  hängen  durch  schiefe  wurzelft)rraige  Querrunzeln 
aneinander,  welche  sich  aus  den  Rändern  der  schief  pro- 
liferirenden  Endzeilen  henrorbilden.  Hie  und  da  sind 
auch  junge  Sprossen  aus  den  Bändern  der  Endzeilen  em- 
porgewachsen. Die  (Gestaltung  der  Lamellen  lässt  sich  am 
unvollständigen  Exemplare  nicht  deutlich  bestimmen."  Die 
innere  Structur  aber  ist  völlig  verschieden  und  ergibt  ihre 


1)  M*Coy,  Brit  .PaUMOS.  Fossils,  1851,  p.  74,  HoliMbniU 

p.  66. 

2)  Milne  Edwards  et  Haimo,  BritiBli  iuesil  Corals,  1853, 
p.  226.  ' 

3j  Goldfuss,  Petref.  Germ.  1,  p.  55,  Tab.  16,  Fig.  2. 


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193 


Zugehörigkeit  zu  den  CystiphyUidae.  Das  Inuere  0  ist 
ganz  avsgefttUt  mit  Blasengebilden;  grosse,  steil  aufgerich- 
tete Blasen  im  ausgedehnten  peripherisehen  Theile  des 

Visceral raiimes,  kleiuere  und  llachere,  mehr  Br>den-artige 
im  centralen  Theile.  Deutlich  entwickelte  Septen  fehlen  und 
konnten  deshalb  auch  von  Goldfnss  nicht  gesehen  werden^ 
aber  an  den  Stellen,  wo  das  Exemplar  angewittert  ist,  be- 
merkt man  feine  Längsrinnen.   Diese  führen  auf  rudimeu- 
täre  So])ten,  wonach  also  die  Gattung  Microplasnia  vor- 
liegen würde.   Bei  manchen  Cystiphyllen  ordnen  sich  frei- 
lich die  Blasen  in  so  regelmässige  vertikale  Reihen^  dass 
durch  deren  Contactgrenze  änsserlich  der  Schein  Ton  Sep- 
ten hervorgerufen  wird-).   Die  Grösse  der  Blasen  des  vor- 
liegenden Stückes  scheint  aber  zu  verbieten,  die  Kinnen 
desselben  hierdurch  erklären  zu  wollen.  —  Milne  Ed- 
wards nnd  Haime*)  bezeichnen  die  Abbildung  Gold- 
fuss's  „mauvaise  ügure"  und  belegen  in  Folge  dieser  fal- 
schen Auffassung  mit  dem  Namen  Cyathophyllum  radicam 
eine  völlig  abweichende  (mir  durch  Autopsie  nicht  be- 
kannte) Koralle,  welche  24  bis  26  gut  entwickelte  Septen 
besitzt  und  also  neu  zu  benennen  ist.  Auch  Steininger^) 
hat  bereits  früher  den  gleichen  Irrtluun  begangen,  indem 
er  eine  mit  gleichstarken  vortretenden  Lamellen  versehene 
Koralle  der  £ifel,  ohne  sie  näher  zn  characterisireni  als  Cynt- 
ioph.  raäiean$  auffiahrte.  —  Das  von  Goldfnss  abgebil- 
dete Original  ist  bisher  das  einzige  Exemplar  geblieben. 
Vielleicht  ist  deshalb  der  angegebene  Fundort:  die  Eifel, 
ein  irriger.  Mir  selbst  ist  niemals  in  der  Eifel  ein  Stück 
vorgekommen.  Milne  Edwards  nnd  Haimo  nennen  sie 
I.e.  freilich  auch  von  Bensberg  und  d' Orb  igny^)  von  Fer- 


1)  Vergl.  Taf.  II,  Fig.  5  und  6,  wo  UnifaDg  fehlte  der  beim 
Schleifen  verloren  gegangen  ist. 

2)  Vergl.  auch  Dybowski,  Zoantbaria  ragOM,  1.  Q,  p.  626. 
8)  Polyp.  f088.  palacoz.  p.  388,  Tab.  18,  Fig.  8. 

4)  Geognottisofae  Betohreibosg  der  Eifel,  1868,  p.  30. 

5)  Prodr.  de  pal4ontol.  Tom.  I,  p.  106. 


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194 


ques.  £b6Q80  wird  sie  auch  durch  Tcbichatcheft*  aus 
Kleioasien  aufgeführt 

Was  die  Gattung  betrifft,  der  die  YorHegende  Koralle 

einzufügen  ist,  so  zeigte,  so  lauge  es  den  Anschein  hatte, 
dass  die  Böden  eine  sekundäre  Bildung  seien,  nur  die 
durch  Graf  Münster  aufgestellte,  aber  erst  durch  Knuth^) 
fest  begründete  Gattung  "BäroMk  nähere  Beziehungen;  als 
aber  das  Vorhandensein  von  wirklichen  Böden  festgestellt 
war,  da  war  zugleich  die  Verwandtschaft  mit  Amplexus 
Sow.  dargethan.  Ungewöhnlich  wären  für  Amplexus  so 
sparsam  auftretende  Böden,  sowie  die  Art  der  Fortpflan- 
zung, indem  nur  Binzelkorallen  bei  Amplexus  bekannt  sind. 
Der  Umstand  aber,  dass  bei  unserer  Koralle  keine  Septal- 
furche  nachgewiesen  werden  konnte,  verbietet  bestimmti 
sie  mit  Amplexus  zu  vereinen. 

Sonach  bleibt  nfir  die  Gattung  QUophyUum  Dana'), 
Ton  der  wir  Herrn  Dybowski*)  eine  etwas  erweiterte 
Diagnose  verdanken,  nachdem  sie  von  Mi  Ine  Edwards 
und  üaime^)  eingezogen  und  unteri  die  Synonyma  von 
Amplexus  verwiesen  war. 

Die  erste  europäische    Koralle ,  welche  zu  dieser 


1)  Vergl.  TheaaoniB  DevoDieo-Csrboniferous  by  JohnBigsby, 
London  1878,  p.  10. 

2)  Zeitschr.  d.  dentaeh.  geol.  Geaell.  Tom.  22,  1870,  p.  87  £ 
8)  Dana,  Explor.  Ezped.  Zoopb.  1846,  p.  115;  mir  onzogang- 

lidL  NaehKing,  PernÜAn  fossils,  London  1860,  Paieont  Soc  p.2'2, 
lautet  die  Diagnose  Dana's  so:  „Qaite  simple,  caltealato-ramose,  or 
agfifregate  Corallam  within  Irans versely  septate;  cells  concave,  regn- 
larly  stellate;  no  internal  dissei>imftnts  between  the  lamellae  and 
the  sides  of  the  coralluin  therefore  not  cellular". 

4)  Dybowski.  Zoautharia  scler.  rugosa.  Archiv  für  il.  Na- 
turk.  Liv-,  Ehst-  iind  Curlauds.    Ser.  1,  Bd.V,  3.  Li^f.,  1873.  p.  374. 

5)  Milno  Edwards  et  Haimo,  Polyp,  foss,  terr.  paL  p.  347 
nnd  Hist.  corall.  Tom.  III,  p.  348. 

6)  Miller  führt  in  seinem  Cataloi?  „American  Palaeozoie 
Fossils;  a  catalogne  of  ibe  genera  and  speoies,  Cincinati  1877^',  keine 
Art  der  Gattung  CahphyUum  ans  pidftOEoisehen  Schriften  Nord- 
Amerika's  auf.  —  Bigsby,  Thesaums  Silnriens,  London  1868,  p.  7, 
nennt  nur  eine  Art  der  Gattung  überhaupt:  (Mfphfßum  pkragm»^ 


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195 


Gattung  gestellt  wurde,  war  Calophylltm  dcnaiiammJLirig^ 
im  englischen  Zeehstein  und  dann  (M<^yUum  profundum 

Germ,  im  Zechsteiu  Englands,  Deutschlands,  Russlands 
und  Aniieniens 

Ftir  die  erste  Art  hatte  King^)  die  Gattung  PoJp^ 
mUa  aufgestellt,  dieselbe  aber  bald  darauf  als  synonym 
mit  Oahphytlum  Dana  bezeichnet'),  worin  ihm  H'Goy^) 
folgte. 

Durch  Milne  Edwards  und  Haime  wurde  Polycoe- 
ha  wieder  hergestellt,  dagegen  CakphyUum  mit  Amplexus 
vereint;  Dybowski  dagegen  hielt  in  seiner  Monographie 
der  Zoantharia  rugosa  1873  beide  Gattungen  uutVeclit, 
^t^WiQ  aber  irriger  Weise  Folycoelia  neben  Petraia  in  die 
Gruppe  der  Zoantharia  rugosa  inexpleta^  worin  ihmZittel 
folgte,  — *  sich  lediglich  auf  die  Oattungsdiagnose  von 
Milne  Edwards  und  Haime  stutzend,  indem  er  ttber- 
sah,  dass  die  Iranzösischeu  Autoren  dieselbe  zur  Familie 
der  Stauridae  stellten,  als  deren  Character  sie  betreffs  der 
Septen  herrorhoben:  „qui  sont  unies  lateralement  par  des 
traverses  lamellaires^'. '  Somit  ezistirt  eine  King'sche  Po- 
lycodia  im  Sinne  von  Dybowski  nicht. 

Dybowski  fügt  der  Gattung  Cdophyllum  noch  fünf 
silurische  Arten  hinzu  und  eharacterisirt  (1.  c.  pag.  374) 
dieselbe  so: 

„Der  Polyp  ist  entweder  einfach  und  von  Kegelform 
oder  bildet  einen  angehäuften,  blindelartigen  Stock.  Die 
Epitheka  ist  stets  deutlich  entwickelt  Die  Längsscheide- 
wände  sind  regelmässig  radiär  angeordnet  und  in  beiden 
Ordnungen  gleichmässig  entwickelt,  diejenigen  der  ersten 


eeras  Salt,  aus  Ober^Silar  des  Wellington  Channel  im  arctiBchen 
Amerika. 

1)  Val. Möller:  Ueber  die  bathrologische Stellang  des  jünge- 
ren paUosoiecben  SehicbtenaystemB  Ton  Djonlfa  in  Armenien.  Neaea 
Jahrb.  Mineral.  1879,  p.  286. 

2)  King,  On  tome  Families  and  Genera  of  Corals.  Ann. 
Mag.  nai.  hi«t.  2.  Ser.  Tom.  HI,  1848,  p.  888. 

8)  King,  Permian  Fowilt  of  England. 

4)  M'Coy,  Brit  palaeoz.  fose.  1861,  p.  91. 


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196 


Ordnung  reichen  nicht  bis  zum  Centnim,  sondern  lassen 
stets  einen  bedeatenden  mittleren  Raum  ganz  frei,  die  der 
zweiten  Ordnung  erreiehen  wenigstens  die  halbe  Breite  der 

ersten.  Die  Uöden  sind  verschieden  gestaltet  und  horizon- 
tal ausgebreitet.  Sie  nehmen  die  ganze  Breite  der  Vis- 
ceralhöhle  ein/^  Wird  hinzugesetzt»  dass  im  Gegensatze 
zu  Amplexus  keine  Septalfarche  yorhanden  sei,  so  findet 
die  beschriebene  DeTon-Eoralle  nnter  allen  bekannten  Ge- 
schlechtern hier  ihre  naturgemässe  Stelle. 

Vorkommen.  Ich  sammelte  ein  grösseres  und  ein 
paar  kleinere  Exemplare  im  Stringocephalenkalk  von  Heb- 
bom,  nnweit  Bergisch-Gladbach»  weiche  möglicherweise 

einen  einzigen  Stock  bildeten.  Originale  in  meiner  Samm- 
lung. 

Gattung  Ikxrwinia  Dyb.,  1873. 
DartoifUa  rhenana  Schlttt 

Taf.  III,  Fig.  1—4. 

DoriPtfiüi  rhenana  Sehlfiter ,  Sitzungsbeiiobt  der  OeeeUeohaft  nstor- 
fonohender  Freunde  sa  Berlin,  16.  Mftrs  1880,  pagp.  61. 

Es  liegen  zwei  platteniormige  Fragmente  eines  Stoekes 
vory  der  anscheinend  ans  mehreren  Lagen  sich  anfbant 
Das  grössere  Stflok  hat  eine  Länge  von  150,  eine  Breite 
von  80  und  eine  Dicke  von  30— 40  mm.  Auf  seiner  Ober- 
fläche erheben  sich  29  Kelche  in  Gestalt  niedri^^er  abge- 
stumpfter Kegel  mit  breiter  Basis,  von  6 — 5  mm  Höhe,  oben 
von  6— 9  mm  Durchmesser  und  stehen  nm  den  2-  bis  3fachen 
Durchmesser  von  einander  entfernt.  Die  Kelehgmben  eng 
und  nur  wenig  eingesenkt;  in  deren  Centrum  eine  knopf- 
förmige  Erhöhung  (eines  falschen  Säulcheus).  In  den  Kel- 
chen zählt  man  30  abwechselnd  schwächere  und  stärkere 
Septen,  von  denen  die  letzteren  sich  etwas  weiter  gegen 
das  Gentrom  erstrecken  nnd  zum  Theil  mit  dem  Knopfe 
verbinden.  Nach  ausw^ärts  setzen  die  Septen  in  dach- 
förmiger Gestalt  (anscheinend  mit  gekerbtem  Kiele)  über 
die  Oberfläche,  resp.  die  Lagen  des  Stockes  fort  und  ver- 


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197 


binden  sich  theils  geradlinig ,  theils  kniefbrmig  gebogen 
mit  denen  der  benaehbarten  Kelche,  welche  nicht  dnreh 

zwißchenliegende  Wände  geschieden  sind. 

Es  liegen  Liingssebnitte  vor,  welche  das  Innere  von 
aecbs  Kelchen  und  deren  Zwischenmittel  zeigen.  Zunächst 
ergibt  sich,  dass  die  Septen  nicht  durchgehend  Ton  einer 
Zeile  tnr  anderen  reichen,  wie  bei  FhiUipastraea,  son- 
dern auf  die  Zellen  beschränkt  sind.  Ferner  erweisen  sich 
die  Kelche  von  gedrängt  stehenden  Böden  ertüllt.  Wenn  die- 
selben wechselnde  Gestalt  zeigen,  bald  fast  plan,  bald  nach 
aufwärts  gebogen,  bald  glockenförmig,  so  möchte  dies  daran 
liegen,  ob  der  Schnitt  die  Zelle  mehr  im  peripherischen 
oder  mehr  im  centralen  Theil  getroffen  hat,  und  möchte 
die  glockenförmige  Gestalt  wohl  die  allgemein  gttltige  sein. 
In  der  Abbildung  Fig.  2  würde  dieselbe  zu  suchen  sein  in 
der  oberen  Partie  der  unteren  Hälfte  der  Zelle  zur  rech- 
ten Hand.  Leider  ist  diese  Partie  aber  vom  Lithogra|)lien 
in  der  Zeichnung  verfehlt,  weil  zu  weit  auseinander  ge- 
zogen nnd  damit  zn  sehr  abgeflacht. 

Während  bei  entsprechender  Schnittlage  in  den  Kel- 
chen sich  Septen  zeigen  und  zwar  als  vertikale  Linien, 
wird  in  dem  exothekalen  Gewebe  zwischen  den  einzelnen 
Kelchen,  niemals  eine  Spur  von  Septen  wahrgenommen. 
Zunächst  bemerkt  man  Vs  bis  Vtmm  dicke  Lamellen, 
welche  sich  —  meist  leicht  concav  nach  unten  gekrümmt 
—  von  einer  Zelle  zur  anderen  erstrecken.  Dieselben  sind 
im  allgemeinen  3  bis  5  mm  von  eiu^inder  entfernt  und  ent- 
sprechen den  Anwachsschichten,  welche  sich  beim  Zerfal- 
len der  Koralle  loslösen.  Der  Raum  zwischen  je  zwei  La- 
mellen wird  ausgefüllt  durch  kleinere  und  grössere  nicht 
hohe,  aber  gern  weit  ausgedehnte  Blasen,  die  nur  gegen 
die  Zellen  in  steiler  Stellung  absetzen.  Bisweilen  scheint 
es,  als  ob  einige  derselben  in  die  Böden  der  Zellen  über- 
gingen (wie  auch  die  Zeichnung  angicbt)  wahrscheinlicher 
ist,  dass  diese  sich  stets  nur  an  die  nächstbenachbarte 
steile  Blasenwand  anlehnen.  Eine  accessorische  Innenwand 
ist  jedenfalls  nicht  vorhanden. 

Der  Querschnitt  zeigt  Übereinstimmend  mit  dem 
Vertikalschuitte,  dass  die  Septen  auf  die  Zellen  beschränkt 


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198 


sind.  Die  ^össtc  Zahl,  welche  beobachtet  wnrde,  beträgt  32. 
£8  wechseln  kürzere  und  dUunere  mit  längeren  und  stär* 
keren  ab.  Bisweilen  scheinen  mehrere  der  letzteren  im 
Gentmm  der  Zelle  znsammenznstossen  nnd  diese  bilden 

dann  im  Verein  mit  den  aufgerichteten  Böden  die  erwähnte 
Psendocolumeila. 

Die  beiden  abgebildeten  Querschnitte  gehören  de^ 
selben  Zelle  an,  Fig.  S  mit  14  Septen  der  tieferen  Partie, 

Fig.  4  mit  32  Septen  der  oberen  Partie  entnommen.  Bei 
letzterer  ist  der  Umfang  beim  Schleifen  zum  Theii  Ter- 
loren  gegangen.  In  der  unteren  Partie  des  Bildes  werden 
Zelle  und  Septen  scheinbar  von  einer  aceessorisehen  Wand 

begrenzt.  In  Wirklichkeit  ist  es  nur  der  Durchschnitt  einer 
der  oben  erwähnten,  in  der  Umgebung  der  Zelle  aufge- 
richteten dicken  exothekalen  Lamellen.  Fig.  3  hat  keine 
solche  Liamelle,  nur  Blasengewebe  getroffen. 

Bemerk.  Wenn  H.  von  Dechen^)  und  E.  Kay- 
ser-)  aus  dem  Ober- Devon  von  Aachen  auch  FhüHp- 
astraea  Vemeuli  H.  £.  nnd  H.  aufillhreni  so  ist  unter 
dieser  Angabe  wahrscheinlich  die  eben  besprochene  Ko- 
ralle zu  verstehen. 

Bei  aller  Achnlichkeit  der  äusseren  Erscheinung  der 
amerikanischen  Koralle ist  dieselbe  doch  nicht  ident  zu 
erachten  mit  dem  deutschen  Vorkommen.  Bei  jener  sind 
nämlich  die  Kelchgruben  in  die  Oberfläche  des  Stockes 
eingesenkt  und  nur  von  einem  kreisl^rmigen  Wulst  um- 
geben, nicht  aber  kegelförmig  vorspringend.  Zugleich  ist 
der  Durchmesser  der  Kelche  etwas  kleiner  und  ihre  Ent- 
fernung von  einander  geringer. 

Ueber  die  Structur  dieser  Koralle  erfahren  wir  nur. 


1)  Orographi8ch-f,'eogno8ti8che  üebersicbt  des  Regierungsbezir» 
kes  Aachen.    Aachen  1866,  p.  103. 

2)  Z.  d.  i\.  g.  G.  1870,  p.  847. 

3)  M.  E.  et  U.,  Polyp,  foss,  des  torr.  palaeoz.  p.  447,  Tab.  10, 
Fig.  5.  Die  nfM:ero  Abbildung  von  Rominf?or,  fJoological  Survey 
of  Michigan,  Vol.  III,  Pari.  U,  New>York  1876,  Tab.  38,  gibt  eis 
weniger  klares  Üild. 


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199 


dass  sie  durch  ühereinandergestellte  Schichten  aufge- 
kuit  sei. 

In  diesem  Umetande  stimmt  sie  mit  der  yorliegenden 

überein.  Derselbe  spricht  aber  nicht  für  Fhillipasfraea. 
Dieser  Gattung  wird  von  Milne  PMwards  und  llaimc, 
sowie  insbesondere  nochmals  nachdrücklich  durch  Kunth^ 
eine  aecessoriscbe  innere  Wand  zugeschrieben  —  das  an- 
gebliehe  Vorhandensein  einer  echten  Columella  wird  von 
Kunth  (bis  auf  die  iiiclit  geniii^eud  bekannte  Ph.Vcnujtdi) 
zurückgewiesen  — ,  welche  ein  weiteres  iiinderniss  abgeben 
würde,  unsere  Stücke  zu  PhiUipastraea  zu  stellen.  Allein 
eine  Innenwand  ist  in  Wirklichkeit  nicht  vorhanden,  es 
wild  nur  der  Schein  einer  solchen  dadurch  heryorgemfen, 
das«  die  die  Zelle  zunächst  bekränzenden  Blasen  einen 
steilen  Absturz  haben.  Ich  habe  zum  Vergleich  Tab.  2 
Fig.  7  eine  neue  Abbildung  eines  Längsschnittes  YonPMlL 
Hamaki  von  Ebersdorf  in  Schlesien  gegeben  und  fttge  hin- 
xn,  dass  meine  Dünnschliffe  keine  Verschiedenheit  zeigen 
von  denen  die  Kunth  angefertigt  hat  und  im  Museum  der 
Universität  zu  Berlin  aufbewahrt  werden. 

Wenn  so  auch  dieses  Hindemiss  in  Wegfall  kommt, 
80  gestattet  doch  neben  dem  Vorhandensein  der  Zuwachs- 
Ismellen  die  Nichtfortsetzung  der  Septen  durch  das  Zwi- 
scbennüttel  nicht,  die  vorliegende  Koralle  zu  ViiUlipastraea 
(auch  im  Sinuc  Kunth's,  der  iS'mi^Äia  als  synonym  betrach- 
tet) zu  stellen. 

Eine  äussere  Aehnlichkeit  zeigt  aueh  Syringophyl- 
lum  Organum  Lin.  sp.*).  Bemerkt  doch  schon  Ferd. 
Römer^):  „Nahe  verwandt  mit  Phillipastraea  unterschei- 
det sich  Syringophyllum  durch  das  Vorragen  der  Kelche 
ind  die  dentliehere  Trennung  der  einzelnen  Polypenzellen^^ 


1)  Beitrag  znr  Eenntnits  fossiler  Korallen,  m.  Z.  d.  d.  g.  Ges. 
Tom.  22,  1870,  p.  32,  Tab.  I,  Fig.  4. 

2)  Was  Milne  Edwards  und  Haime  (Brit.  foss.  CoralsTah. 

71,  Fig.  3)  unter  diesem  Namen  abbilden  ,  ist  von  der  gcnanntm 
Koralle  des  baltischen  Silur  offenbar  sehr  verschieden, 
ä)  F.  Römer,  Leib,  geogn.  lU.  Aufl.  p.  200. 


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200 


Doch  sind  hier  die  Zellen  von  einer  soliden  Wand  ab- 
geschlossen und  die  plattenfönnigen  Lagen,  welche  an 
einzelnen  Exemplaren  eben,  an  anderen  coneay  ab- 
wärts gebogen,  dort  entfernt,  hier  sehr  genähert  stehen, 
sind  —  wie  vorliegende  Stücke  darthun  —  von  Kanä- 
len durchzogen,  welche  (ähnlich  wie  hei  der  reeenten  Tu- 
hipara)  die  Wand  der  Zelle  durchbrechen  [jedoch  nicht 
alle]  nnd  so  auf  deren  Innenseite  ansmttnden,  durch  wel- 
chen Umstand  sich  diese  Koralle  von  siimmtlichen  Ku- 
gosen  eiitferDt.  Die  Septen  erscheinen  nur  als  linienartige 
Hervorragungeu  auf  der  Innenseite  der  Zellenwand.  Die 
scheinbare  Fortsetzung  derselben  auf  den  Verbindungsplatten 
wird  hervorgerufen  durch  das  vorragende  G-ewOlbe  der 
Kanäle.  Die  Böden  im  Inneren  der  Zellen  sind,  wenig- 
stens bisweilen,  lang  tricbtertormig,  wodurch  Milne  Ed- 
wards und  Uaime  zu  der  Annahme  einer  Columella  ver- 
anlasst sein  mögen.  So  ergibt  sich,  dass  der  innere  Bau 
von  SyringophyUtm  völlig  verschieden  ist  von  dengeni- 
gen  der  in  Rede  stehenden  Koralle. 

Dagegen  stimmt  nun  der  Bau  unserer  Koralle  in  sei- 
nen typischen  EigenthUmlichkeiten  mit  einer  Koralle,  welche 
DjbowskiO  aus  dem  Silur  Russlands,  von  Kattentak, 
als  Dcarwmia  spemsa  beschrieben  hat,  und  ist  die  tcnt- 
liegende  als  zweite  Art  derselben  beizufügen. 

Nun  schreibt  mir,  in  Folge  meiner  oben  citirten  No- 
tiz, einer  der  besten  Kenner  paläozoischer  Korallen,  Herr 
liindström  ans  Stockholm,  Ikarwima  fidle  zusammen  mit 
i(raeAftop%7{Mm  Dana  und  2)artotnta  speciosa  sei,  trotz  der 
entgegengesetzten  Angabe  D  y  1) o  w  s  k  i ' s ,  synonym  mit 
Strofnbodes  diffluens  M.  E.  und  11.  aus  den  Wenlock- 
Schichten.  Mir  selbst  fehlt  es  an  Material,  diese  Angabe 
zu  prüfen,  zugleich  ist  mir  die  Originaldiagnose  Dana*8 
unzugänglich.  Der  Versuch  M'Coy's'*),  die  Dana'sche 
Gattung  weiter  eiuaniführcn,  hat  veranlasst,  heterogene  For- 


1)  Zoantharia  rugosa,  1.  c.  p.  404,  Tab.  II,  Fig.  8. 

2)  Mil  ne  Ed  ward  s  et  Ilaime,  Polyp,  foss.  des  terr.  palaeoz. 
p.  430  und  Brit.  foss.  Cor.  p.  294,  Tab.  71,  Fig.  1. 

3)  British  palaeozoic  fossüs  p.  38  u.  72. 


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201 


men  znsammenzufafiseD,  wie  er  denn  Smitkia  Hennahi  auch 
unter  dieselbe  yerweiset  Die  amerikanisehen  Paläonto- 
logen selbst  baben  die  Gattung  nicbt  aufgenommen^ 
insbesondere  findet  sich  der  Käme  auch  inclit  in  dem 
Cataloge  der  paläozoischen  Fossilien  Amerika's  von 
Miller.  Selbst  die  Darstellung  des  inneren  Baues  des 
oben  genannten  Sirmhodes  difflnena  dnreh  M 11  n e  Ed- 
wards und  Halme  lässt  wobl  an  Phülipasfraea  aber 
nicht  an  Darivinia  denken.  Dagegen  gibt  die  Beschreibung 
and  Abbildung  von  Dybowski  zum  ersten  Male  ein  ge- 
Bflgendes  Bild  der  betreffenden  Koralle,  wodureh  ein  siebe* 
rer  Tergleicb  ennöglicbt  ist  Dies  aOes  nötbigt  die  vor* 
liegende  Koralle  hier  der  Gattung  Darwinia  beizufügen. 

Vorkommen.  Darmnia  rhmmia  iand  sich  im  Ober- 
Devon  und  zwar  in  dem  mergeligen  Kalkstein  zwischen 
Yemeuli-Schiefer  und  Kramenzel  des  fireiuigerberg  und 
Yiebtbaebtbales  sttdlieb  Stolberg  unweit  Aacben. 

Gattung  MeliophyUum  Dana,  1846  >). 

Dnreh  Milne  Edwards  und  Haime  sind  eine  An- 
lahl  deyoniseber  Bugosen  wegen  angebliehen  Vorhanden- 

ßeins  einer  Innenwand  (accessorischen  Wand)  zur  Gattung 
Acenidaria  gestellt  worden.  Da  jedoch  eine  Innenwand 
nicht  wirklieh,  sondern  nur  seheinbar  vorhanden  ist,  so 
könnte  man  sie  als  Fseudoocenndaria  bezeiehnen.  Der 
Sehein  einer  Innenwand  wird  nftmlieh  dadureh  yeranlasst, 
wie  ein  Querschnitt  zeigt,  dass  die  Interseptalblasen  sich 
an  der  Stelle  der  scheinbaren  Innenwand  dichter  zusam- 
mendrängen, dass  die  Septen  sieh  hier  verdicken,  und 
nm  Theil  aneh  dadureh,  dass  die  auf  den  Septen  befind- 
fiehen  „Vertikalleisten"  hier  näher  beisammenstehen,  als 
gegen  die  Peripherie  des  Polypiteu.  Da  die  bis  jetzt  näher 
geprüften  Stücke  sämuitiich  mit  Vertikaileistchen  versehen 
sind,  so  kann  man  sie  mit  der  dureh  diese  eharaeterisirten 


1)  Milne  Edwards  et  Haime,  Brit.  foss.  Corals,  1860,  In- 
trod.  p.  69  j  Pol.  foss.  des  terr.  palaeuz.  y.  408. 


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202 


Gattung  Heliophyllum  vereinen.  Sollte  sich  ergeben,  dass 
die  Vcrtikalleistcu  nicht  allgemein  bei  diesen  Formen  vor- 
haaden  seien,  was  eine  weiter  ausgedehnte  Prlitung  fest- 
stellen wird,  80  würde  man  gezwungen  sein,  für  dieselben 
eineneneOattung  aufzustellen,  da  sie  nicht  bei  Aeemdaria  be- 
lassen werden  können  und  sich  durch  die  genannten  Um- 
stände sowohl  von  Ciiathophylhm  wie  von  dem  Typus  der 
Dana 'sehen  Oattung  HdiophyUtm  MM  ^)  verschieden  er- 
weisen. 

Zu  den  beiden  Gattungen^  welche  durch  Dybowski 

neben  nelio])iiylIum  errichtet  sind,  ÄcanthophyUum  und 
Craspedophyllum,  können  die  fraglichen  Formen  nicht  ver- 
wiesen werden,  indem  bei  jener  die  Seitenflächen  der 
Lftngsscheidewände  mit  domigen  Auswüchsen  versehen  sind, 
diese  aber  noch  eine  vollkommen  deutliche  accessorisehe 
Wand  im  Innern  besitzt*),  welche  die  Septen  nicht  über- 
schreiten. Sämmtliche  mir  bekannten  Arten  der  drei  ge- 
nannten Gattungen  bilden  durch  das  Fehlen  einer  tischen 
Innenwand,  durch  die  Beschaffenheit  ihrer  Septen,  welche 
sich  in  keiner  Weise  gegen  das  Innere  der  Polypiten  ver- 
dicken, einen  Gegensatz  zu  der  Gruppe  von  Formen,  welche 
hier  der  Familie  der  Craspedophyllidae  unter  der  Gat- 
tungsbezeichnung Hdiaphpüum  zugefügt  werden.  Die  zahl- 
reichen von  Ad.  Römer')  beschriebenen  Acervnlarien  ans 
dem  Ober-Devon  des  Harzes,  welche  der  erneuten  Prüfung 
bedürfen,  gehören  vielleicht  auch  zum  Theil  hierher.  So 
könnte  Acervul.  macrommata  *)  von  Grund  und  KUbe- 
land,  möglicher  Weise  mit  HeUoph,  Trosekeli  zusammen* 


1)  Heliophyllum  Halli,  liäufijr  im  Mittel-Devon  ISord-Amorika's 
(Hamilton-group)  und  auch  in  England  (Torqnay)  nachgewiesen,  hat 
Bich  im  deutschen  Devon  noch  nioht  gezeigt.  Dagegen  1ie<rt  ein« 
neuerlich  durch  Rominger  (Michigan  III,  2  p.  101,  Tab. 35)  abge* 
trennte  und  aU  Cff<Uhophyüim  juvenis  beschriebene  kleinere  Art, 
mit  sahhreicheren  Septalleisten,  aaoh  von  Oerolatein  vor. 

2)  Wie  ▼erliegende  Stüoke  Ton  öraapedophyÜum  amerieamm 
Dyb.  aue  dem  Silnr  ?on  Sanduski  City  (Ohio)  darthun. 

8)  Beitrlg«  UI,  1866,  p.  142  £ 
4)  p.  146,  T^b.  21,  Fig.  22. 


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203 


üftllen.  Indess  gibt  Ad.  Eümer  nur  von  einer  Art, 
voo  Aeemdaria  granuhsa,  welche  in  den  Grössenverhält- 
niflsen  mit  Acervid.  pentagona  Ooldf.  sp.  flbereinkommt,  an, 

da&>  die  Septen  „gekörnt '  seien. 

HdiophyUum  Troschdi  M.  £.  und  ü.  sp. 
Taf.  IV,  Fig.  3,  i. 

C^aKhaphißum  Ananas  Goldf.,  Petr.  Gem.  1826,  pag.  60,  Tab.  19, 

Fig.  4b  (non  4a). 
Jetrwiaria  Traacihdi  M.  E.  and  H.,  Polyb.  foss.  terr.  palaeos.  1851, 

m-  416.  . 

AemnOaria  Goldfuati  F.  Kdm.,  Leih.  geognoBt  III.  Anfl.  1856,  I. 
'  p.  196,  Tab.  1,  Fig.  14. 

Udiophyllum  Iroscheli  Schlüter,  Sitz.  Gesell,  naturfürsch.  Freuude 
zu  Berlin,  1880,  pag.  50. 

Die  äusseren  Verhältnisse  der  Koralle  sind  durch  die 
Mheren  Darstellnngen  hinreichend  festgestellt 

Der  Dnrchmesser  der  Eelchgruben  pfle^^t  etwas  mehr 
zu  betragen,  als  des  Zelleiidurchmcssers:  4  bis  5mm. 
Die  Septen  zweiter  Ordnung  werden  an  der  steil  einfal- 
lenden Kelchwand  obsolet,  ehe  sie  den  Boden  des  Kelches 
erreichen,  dessen  Tiefe  etwa  Vs  des  Durchmessers  beträgt. 
An  zwei  Exemplaren  (von  Burtscheid)  finde  ich  die  Zahl 
der  Septen  etwas  beträchtliclier  als  Milne  Edwards  und 
üaime,  nämlich  36  nnd  ausnahmsweise  40,  während  jene 
mir  28  bis  84  angeben. 

Der  Querschnitt  (Dttnnschliff  von  11  Polypiten) 
fest  keine  Spur  einer  inneren  Wand  erkennen.  Die  Sep- 
ten erster  und  zweiter  Ordnung,  von  gleicher  Stärke,  er- 
scheinen hier  in  spindelförmiger  Gestalt,  d.  h.  gegen  die 
Mitle  der  längeren  hin  von  der  Anssenwand  nnd  vom  Gen- 
tnun  (welches  sie  nicht  erreichen)  her  allmftlich  an  Dicke  zu- 
nehmend. Die  Blasen  zeigt  der  Quer  schnitt  als  gekrümmte 
Linien,  zwischen  den  Septen  etwa  das  mittlere  Drittel  des 
Polypiten  freilassend.  Gegen  die  Endigung  der  Septen 
iweiter  Ordnung  hin  verstärken  sich  die  Blasen  etwas  nnd 
drängen  sich  dichter  snsammen,  je  5  bis  6  zwischen  je  2 
Septen,  wodurch  im  Verein  mit  der  Verdickung  der  Sep- 
ten eine  entfernte  Aehniichkeit  mit  einer  breiten  inneren 


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204 

Wand  hervorgerufen  wird.  Weiter  zum  Centrum  zeigen 
sich  nur  hin  und  wieder  Durchschnitte  von  Böden.  Die  Sep- 
ten  zweiter  Ordnang  duichsetzen  diese  Pseado-Wand  nicht 
ganz.  Entsprechend  der  Kerbnng  des  oberen  Randes 
der  Septen^  zeijren  sich  die  Septen  im  Querschnitte  von 
dunklen,  seitlich  etwas  vorspringenden  Querlinien  („Ver- 
ticaileistchen'')  durchsetzt  Sie  erstrecken  sich  in  beiderlei 
Septen  yon  der  Aassenwand  gleich  weit  gegen  das  Innere^ 
80  dass  nnr  derjenige  Theil  der  primären  Septen,  welcher 
der  centralen  Area  angehört,  von  ihnen  frei  ist.  Sie  sind 
nicht  Uberall  gleich  deutlich  entwickelt,  nicht  so  gleich- 
förmig, wie  die  Abbildung  zeigt. 

Vertikalschnitt  £s  wurden  mehrere  Längsschnitte 
angefertigt,  welche  indess  sämmtlich  nicht  parallel,  son- 
dern schräg  zur  Achse  verlauten,  da  das  dunkle  Gestein 
keine  Orientirung  über  die  Richtung  des  Schnittes  gestat- 
tete. Deshalb  zeigt  auch  die  Abbiidong  eine  Mehrzahl 
schräg  durchschnittener  Septen.  Der  Schnitt  zeigt  drei 
Längsregionen,  von  ungefähr  von  gleicher  Breite,  so  dass 
jeder  etw^a  Vs  des  Polypiten  einniuinit.  Die  innere  Region 
zeigt  die  ziemlich  gedrängt  stehenden,  mehr  oder  minder 
horizontalen  Böden,  welche  theils  darohgehen,  theils  ge- 
brochen sich  anfeinanderstfitzen.  Die  beiden  äusseren  Re- 
gionen sind  erllillt  von  Rlasengewebe.  Die  Blasen  stehen 
seitlich  tiach  und  richten  sich  gCi^en  die  Mittclregion  hin 
steil  auf.  Unabhängig  von  den  Blasen  bemerkt  man  auf 
den  qnerdnrchschnittenen  Septen  stärkere  nnd  schwächere, 
den  „Vertikalleistchen''  der  Septen  entsprechende  Linien» 
welche  auswUrts  parallel  der  Ausscnwand  verlaufen  und 
die  Kerbung  an  der  oberen  Seite  der  Septen  bewirken, 
während  sie  im  Innern  sich  gegen  die  Mittelregion  neigen 
und  dem  entsprechend  die  Kerbnng  des  Innenrandes  der 
Septen,  welche  der  Eelchhtfhlnng  zugewendet  ist,  be- 
wirken. 

Das  Verhilltuiss  von  HeL  Trosdieli  zu  Meh  limitatum 
ist  bei  diesem  besprochen. 

Verwandt  ist  CyathophyUum  Sedgwicki  M.  £.  o.  H.  0 

1)  Brit  foM.  GonOa»  p.  281,  Tab.  62,  Fig.  S. 


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205 


TonToiqiiajy  welches  naeb  dem  TergrOBserten  Querschnitte 

(Fig.  3a)  ein  Hdiophylhm  ist  Die  Zahl  der  Septen  wird 
auf  32  bis  40  angegeben.  Diejenigen  erster  Ordnung  bilden, 
im  Centrom  etwas  gekrümmt^  ein  falsches  Säulchen  und 
die  Septen  zweiter  Ordnung  erstrecken  sich  weiter,  Uber 
die  Pseadowand  hinaus,  gegen  das  Gentmm  hin. 

Auch  die  irrig  zu  Äcermlaria  gestellte  Acervularia 
profunda^)  aus  amerikanischem  Devon,  ist  verwandt,  aber 
verschieden  durch  grosse  Ungleichheit  der  Zellen,  ailmä- 
hche  fiinsenkung  der  Kelchgruben  etc. 

Vorkommen.  Die  Art  gehOrt  dem  Ober-DeTon  an. 

Ein  Exemplar  im  Museum  des  naturh.  Vereins  in 
Bonn  von  Burtscheid  bei  Aachen,  ein  zweites  vom  gleichen 
Fondpunkte  im  Museum  der  Universität  in  Bonn,  ein  drit- 
tes Eiemplar  daselbst  yon  Namur. 

Die  Angabe  des  Vorkommens  im  Mittel-DeTon  der 
£ifel  hat  sich  bisher  nicht  bestätigt. 

SeUophyttum  ef,  Umiiakm  M.  E.  und  H.  sp. 

Taf.  lY,  Fig.  1,  2. 

Ammaafia  KmUaki  M.  E.  und  H.,  Polyp.  fSots.  des  ierr.  palieos. 
1851  p.  417. 

AmmUuia  UmiMa  H.  E.  und  H.,  Brit  foae.  Corals,  1852,  p.  238, 
Tat».  54,  Fig.  1. 

HHiophyllum  Göldfussi  Sehl  u.t,  Sitz.  Gesell,  d.  natnrforsclL  Freunde 
in  Berlin,  1880,  pag.  50. 

Zusammen  mit  HeUapkyUum  Traseheii  findet  sieh  im 
Ober-Devon  bei  Aachen  und  Namur  eine  Kugose,  welebe 
im  äusseren  Habitus  der  erstercn  gleicht.  Das  gleiche 
abgeflachte  Oberende  der  Poiypiten,  dieselbe  steile  Ein- 
senkung  der  Kelchgrube;  aber  durch  kleinere  Dimensionen 
der  Polypiten  und  Kelchgruben,  welche  nur  Vs  oder  Vt  so 
gross  sind,  abweichend.  Auch  die  Zahl  der  Septen  ist  ge- 


1)  Hall  and  Withney,  Report  on  tbe  geolog.  Survey  of  the 
State  of  Jowa,  Yol.  I,  pari.  U,  Palaeontology  1858,  p.  476,  Tab.  1, 
Fig.  7. 

▼«fk.  4.  ni.  y«r.  Alirg.  XlZVm.  4^  VMgt.  7IIL  Bd.  14 


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206 


ringer.  Die  meisten  Zellen  zeigen  nnr  24,  ansnahrngweiae 
sinkt  ihre  Zabl  anf  22,  und  in  einer  Zelle  wurden  29  ge- 
zählt. Ferner  liegt  die  Anschwellung  der  Septen  weiter 
gegen  das  Innere.  Auch  die  Zahl  der  verdickten  Blasen, 
welche  die  Pseudo-Wand  darstellen,  ist  geringer,  sie 
schwankt  zwischen  2  nnd  4. 

Bemerk.  Durch  Goldfuss  wurden  diese  Koral- 
len mit  zu  seinem  Cyathophyllum  Ananas^)  gezogen  (pag. 
60,  Tab.  19,  Fig.  4),  wie  eine  angefügte  Etikette  von 
Ooldfnss's  eigener  Hand  lehrt.  Da  nnn  Milne  Ed- 
wards nnd  Haime  die  dnrch  grosse  Kelche  ausgezeich- 
neten Stücke  AccrvuL  Troscheliy  die  mit  kleineren  Äcervtd. 
Goldfmsi  nannten,  so  wären  unsere  Stücke  als  Rdwpkfr 
Um  Ooldfusri  zu  bezeichnen,  wie  auch  firtther  yon  mir  ge- 
schehen. Allein  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  unter  der 
Bezeichnung  Cyath.  Ananas  drei  verschiedene  Arten  zu- 
sammengefasst  sind*).  Das  Original  zu  der  Abbildung  4a 
bei  Goldfuss,  welches  die  französischen  Autoren  Ac 
OdU^itssi  nannten,  hat  sich  nicht  wieder  auffinden  laaeen. 
Zellen  und  Kelche  sind  grösser  (2—3  mm),  als  bei  der  in 
Rede  stehenden  Koralle  (2  m),  so  dass  dieselbe  rücksicbt- 
lich  dieses  Verhaltens  zwischen  AcervuL  GoJ^fassi  und 
Acervtd.  pentagona,  womit  sie  in  der  That  wiederholt  Ter- 
wechselt  ist,  stellt.  Hinzu  kommt,  dass  die  Kelche  tob 
einem  etwas  vorspringenden  Wulst  eingefasst  sind'),  und, 
was  die  innere  Structur  angeht,  „Vertikalleistchen**  der 
Septen  von  Milne  Edwards  und  Haime  weder  in  der 
Beschreibung  noch  in  Abbildung  angegeben  werden,  also 
die  Ghittung  Heliophyllum  überhaupt  nicht  vorliegt. 

In  allen  diesen  Beziehungen  steht  Acervtd.  limüaia  tob 


1)  Durch  Ludwig  (Korallen  aus  pal&ol ithischen  FormatioiMk 
Palaeontographica,  Tom.  14,  1866,  p.  284)  wurde  Cyath.  Anantu 
Gold  f.  als  AiStroehartodiscus  ananaa  Ludw.  betproofaen,  jadodk 
über  den  inneren  Bau  niohts  beigebraobt. 

2)  Wi«  denn  laut  noch  Torbandener  Etikette  Goldfaii  «neb 
die  Acemiairia  pentagona  nnprfinglicb  »Ii  UetnaeUigite  YwMil 
ebenfallt  noob  zu  Cgadh,  aiumaa  sog. 

8)  nün.  pea  d6bordte  per  les  doiaons^. 


* 


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207 


Torqnay  mit  26  seitlich  „granalirten*'  Septen  säher.  Die 
CfrOue  der  Kelche  wird  freilich  auf  2Vf  mm  angegeben, 

was  bei  den  vorliegenden  Stücken  nur  ganz  ausnalimsweise 
der  Fall  ist,  während  sie  bisweilen  nicht  ganz  die  Grösse 
Yon  2  mm  erreichen. 

NaehtrSglioh  ist  mir  ein  Korallenstoek  ans  draiOber- 
Devon  des  YichtbaehtbaleB  zugekommen'),  denen  Aenase- 
res  für  Acervtdaria  Goldfussi  spricht.  Man  zählt  24  bis  28 
Septen.  Diejenigen  erster  Ordnung  erscheinen  im  Querschnitt 
etwas  spindeHÖrmig  gesohwollen  and  sind  stärker  nnd 
länger  als  diejenigen  zweiter  Ordnung.  In  vielen  Kelchen 
zeigen  sie  die  Neigung:,  sich  im  Centrum  etwas  zusammen- 
zudrehen und  ein  falsches  Säulchen  zu  bilden.  Eine  fal- 
sehe  innere  Wand  entsteht  durch  Zusammendrängen  etwas 
släAerer  Bhisen,  je  8  bis  4  zwischen  2  Septen.  Bestimmt 
ausgesprochene  Verticalleistchen  auf  den  Septen  lassen  sich 
nicht  beobachten,  in  einem  grossen  Querschnitte  nur  an  zwei 
oder  drei  Stellen  undeutliche  Spuren  derselben. 

Aeenrnkuria  iub%dosa  Ad.  Börner^,  ebenfalls  mit 
Kelehwnlst,  steht  nahe  nnd  könnte  man  fihr  synonym  mit 
Äc,  Goldfussi  halten,  wenn  nicht  die  Zahl  der  Septen  auf 
32  angegeben  würde. 

Vorkommen.  Ediaphjflhm  ImUakm  gehört  dem 
Ober*DeFon  an.  Mehrere  Exemplare  Yon  Aachen  nnd  Ma- 
mur  im  Museum  der  Universität  zu  Bonn. 

Gattung  Acervularia  Schweig.,  1820. 
Äeenmhria  pentagona  Ooldf.  sp. 

Taf.  V,  Fig.  4,  6. 

Oyatkoghißim  padagomm  Ooldl,  Petr.  Genn.  pig.  SO^  Ttb.  19^ 
Flg.  5. 

JmrmOmria  pmtagma  If  iehelis,  loonogr.  loophyt  1845,  pag.  180. 
9  M.  E.  und  H.,  Polyp,  terr.  palaeoi.  p.  418. 

Trotz  der  vortrefflichen  Abbildung  von  Goldfuss  ist 
die  Art  mehrfach  verkannt  nnd  verwechselt  wordeui  viel-  , 


1)  Orig.  im  Mus.  des  naturhist.  Ver.  in  Bonn. 

2)  Beiträge  III,  1855,  p.  148,  Tab.  21,  Fig.  IS. 


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206 

leicht  in  Folge  des  neueren,  aber  wegen  der  zn  grossen 
Kelchgruben  nicht  zutreffenden  Bildes  von  M  il  n  e  E  d- 
wards  und  Haime  in  den  British  fossil  Corals.  Zum  Ver- 
gleiche (namentlich  auch  mit  HeUaji^Ufm  UmiMum)  wird 
hier  deshalb  das  vetgrSsserte  Bild  eines  Dünnschliffes,  ins- 
besondere auch  des  bislang  fehlenden  Längsschnittes,  Fig  5, 
von  Acervularia  pentagona  gegeben,  welcher  einem  Exem- 
plare ans  dem  Ober-Devon  des  Viohtbachthales  südlich  von 
Stolbezg  entnommmi  ist 

Die  mittlere  Partie  des  Längsschnittes  zeigt  den 
centralen,  mit  längeren  und  kürzeren  Böden  erfüllten  und 
noch  Spuren  von  drei  Septen  zeigenden  Visceral-Raum  des 
Folypiten,  der  von  der  äusseren  mit  Blasengebilde  erfall- 
ten  Partie  durch  die  Innenwand  getrennt  ist,  welche  %\fk 
als  zwei  senkrechte  starke  Unien  darstellt  Bemerkens- 
Werth  ist  die  hier  angedeutete  Bildung  der  Innenwand  [im 
Bilde  die  Linie  rechts,  in  der  unteren  Partie].  Zuerst  bil- 
deten sich  die  BUisen  aus  und  erst  durch  nachträgli<die 
Sclerendiymablagerung  wurde  die  dem  Kelchinneren  zu- 
gekehrte Seite  zu  einer  gleichmässigen  Wand  verdickt*). 
Dies  ist  bei  dem  Typus  der  Gattung,  bei  der  silurischen 
Acervularia  luxurians  (der  Insel  Gotland)  nicht  der  FalL 
Hier  betheiligen  sich  die,  den  Böden  ähnlichen,  flachen 
entfernten  Blasengebilde  ebenso  wenig  an  dem  Anfban  der 
inneren,  wie  an  dem  der  äusseren  Wand.  [Dasselbe  ist 
der  Fall  bei  Craspedophyllum  Americanum  Dyb.]  Die  in- 
nere Wand  der  genannten  silurischen  und  devonischen 
Acervularien  ist  also  nicht  gleichwerthig. 

Die  Zeichnung  des  Querschnittes  gibt  die  Blasen 
nicht,  weil  sie  im  Originale  zu  wenig  deutlich  sind.  Die  Sep- 
ten zweiter  Ordnung  erstrecken  sich  nur  von  der  Aussea* 
bis  zur  Innenwand.  Die  Septen  erster  Ordnung  setaen  als 
feine  Fäden  auch  Uber  die  Innenwand  bis  zum  Centnun 


1)  Dasselbe  scheint  der  Fall  zu  lein  bei  Acervularia  ef.  im- 
pressa  Ad.  Rom.  (B«itrftge  m,  1855,  pag.  142,  Tab.  21,  Fig.  25). 
Doch  ist  das  einzige  vom  Iberge  bei  Grand  im  Hanse  vorliogeoda 
Fragment  ra  Uein,  um      befriedigendes  Urtheil  su  gewinnen. 


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209 


fort,  wo  sie  sich  mehrfach  vereinen.  In  einem  Exemplar 
Yon  Eugis  ist  dies  nur  in  wenigen  Zellen  der  Fall,  in  den 
Hieiflten  Zellen  verhalten  sie  sieh  mranteischeidbar,  wie  die 
iweiter  Ordnung.   Ob  hier  nur  eine  sekundäre  Ersehei- 

üUDg  vorliegt  und  die  Sepien  im  centralen  Theile  des  Vis- 
ceralraumes  später  zerstöct,  oder  ob  sie  hier  überhaupt 
nicht  znr  E^twieklnng  gelangt  sind,  ist  Tor  der  Hand  nieht 
aiunnmaehen. 

Bin  Yon  Smithia  mierommaia  Ferd.  Römer >) 

gefertigter  Dünnschliff  zeigt  eine  deutliche  Innen-  und 
Anssenwand  und  lässt  keinen  Unterschied  von  Acervul» 
pentagona  erkennen,  als  dass  keine  Septen  in  den  centra- 
len Visceralranm  eintreten,  was  nach  dem  vorstehend  Be- 
merkten ohne  Bedeutung  sein  dürfte. 

Dagegen  ist  Ästrea  parallela  Ad.  Römer^),  welche 
Milne  £dwards')  zu  Acervulcaria  stellen  m()chte,  wie  ein 
vorliegender  Dünnschliff  darthnt,  eine  echte  AmAta  {= 
Phfflipastraca  nach  Kunth),  und  wohl  nicht  verschieden 
von  Smithia  Bowerhanhi  M.  E.  und  H.*)  von  Torquay. 

Anscheinend  ist  Acef^ularia  concinna  Ad.  Börner^) 
vom  Iberge  bei  Gmnd  nieht  von  Acermd.  pentagona  ver- 
schieden. Grösse  der  Zellen  nnd  Kelche  und  Zahl  der 
Septen  sind  übereinstimmend. 

In  der  Grösse  steht  auch  Äcervularia  granulosa  Ad. 
Börner*)  nahe,  aber  die  Septen,  deren  Zahl  28  be- 
trägt, erscheinen  durch  feine  Qnerblftttchen  gekörnt",  und 
möchte  deshalb  zu  Heliophyllum  gehören.  — 

Vorkommen.  Ac.  pennt,  liegt  vor  ans  dem  Ober- 
Devon  des  Vichtbaehthales,  sttdlich  Stolberg,  nnd  zwar 
ans  den  Ealkmergeln  zwischen  Eramensel-  nnd  Vemenili« 


1)  Letb.  geogn.  8.  Aafl.  I,  p.  197,  Tab.  V». 

2)  Ad.  Römer,  Verstein.  Harzgeb.  p.  5,  Taf.  3,  Fig.  8. 
3j  Milne  Edwards,  Hist.  nat.  Coral.  III,  pag.  411. 

4)  Milne  Edwards  et  Halme,  BriU  foaa.  Cor.  p.  241,  Tab. 
Fig.  1. 

5)  Ad.  Börner,  Beiträge  UI,  165^  pag.  144»  Taf.  21,  Fig.  19« 

6)  find.  p.  144,  Tab.  21,  Fig.  21. 


4 

210 


Schiefer.  Vier  Exemplare  im  Hiueiim  des  natiirliifttoriaehei 
Yerelos  in  Boul  Awerdem  Tom  Harz,  aas  Belgien  und  j 
Frankreich. 

Gattung  BpcngaphyUumiLilM  £dw.  n.  Haime,  185L 

Ftlr  diejenigen  mit  Anssenwand  yeisehenen  Bogoaen» 
deren  Sepien  anf  den  centralen  Visceralranm  bescbffinkt 

sind  und  nicht  die  Aussenwand  erreichen,  die  ausserdem 
noch  Böden  und  Blasengchilde  besitzen,  stellten  M  i  1  n  e 
Edwards  nnd  Haime ^)  die  Gattungen  Spangopkjßm 
nnd  SndojyhyUum  anf.  Den  zwei  Arten  der  letzten  Gat- 
tung wird  eine  accessorische,  innere  Wand  zugeschrieben, 
welche  dem  einzigen  Spongophyllen  Sedgwicki  fehlt.  Nach 
Dybowski*)  ist  es  wahrscheinlichi  dass  die  aagebliolid 
Innenwand  der  EHdophyUimhAxtm  aof  einem  Hissyersttod- 
nisse  beruhe,  welches  durch  die  im  Horizoutalschnitte  ring- 
förmig erscheinenden  Durchschnitte  der  Böden  veranlasst 
sei.  Sonach  wäre  bis  jetzt  die  Gattung  EndophyUum  gegen- 
standlos,  indem  die  ihr  zugefügten  Arten  der  Gattung 
SpongophyUim*)  zufielen. 

Aus  dem  Silur  beschrieb  Dybowski: 
Spangqphyllum  rectiseptatum^ 

^  emtoriisepUxtum. 
Von  den  bisher  bekannten  vier  deTonischen  Arten 
Spangophyllum  ahditum  M.  £.  und  H.  sp., 

„         Bowerhanhi  M.  £.  and  H.  sp.^), 


1)  Polyp,  ton.  palMOs.  pag.  495  nnd  898. 
9)  2k>uitharia  mgoM,  L  o.  pag.  478^ 

8)  Die  Gaitiuig  Kmiindcophjßim  Thoms.  iL  Nieh.  (Tboa-  | 
ton  «nd  NicbeUon,  Gontribatioiis  to  the  Study  of  the  palaaonis 
eoinli.  Ann.  Mag.  nai.  hiat.  4.  aer.  tom.  17,  1878,  pag.  297)  onlsr- 
scheidet  rieh  Yon  Spongophylbm  dofoh  Yorbandeiiaehi  einer  Gel«* 

mella;  Lonsdalia  M.  E.  u.  H.  durch  Vorhandensein  einer  ColumeOa 
und  einer  Innenwand;  Chonaxis  M.  £.  u.  11.  von  LonadaUa  durch 
Fehlen  der  Aussenwand  verschieden. 

4)  Die  Abbildung  von  Endophyüum  Bowerbanki  (M.  E.  a.  ft 
Brit.  fosB.  Corals,  Tab.  83,  Fig.  1)  wird  sonderbarer  Weise  von 
MilneEdwarda  lelbet  anoh  walEridopkjfUum  VememUanum  bezogen 


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211 


Spongophyllum  Sedgwicl'i  M.  E.  und  H. 

„         pseudovermiculare  M'Coy  sp., 
ist  bisher  nnr  die  letztere  in  Deatschland  naohgewiesen 
und  swar  bei  Oberknrzendorf  in  Schlesien').  Im  oftch- 

folgenden  werden  noch  vier  Arten  aus  dem  Kalk  der  Eifel 
hinzugefligti  denen  demnächst  noch  einige  andere  folgen 
werden^). 

8p(mgophifUim  tarasum  Schlttt. 

Taf.  VI,  Fig.  1—5. 

ßpcmgopkjßum  iorosum  Sohlüteri  YermmmL  d.  naturhist  Yer.  der 
Bheinl.  u.  Wettf.  in  Boniii  8.  Oet  188a 

Die  Koralle  bildet  einen  grossen,  aus  zahlreichen 
Individuen  bündelartig  zasammeugehäoften  Stock.  Die 
cylindrischen  Sprossenpolypen  stellen  sich  in  aufrechter 
Richtung  nahe  nebeneinander.  Die  Eelohgmben  becher-  oder 
tricbterfönnig  eingesenkt,  unten  verengt,  von  einer  Tiefe, 
welche  etwa  dem  halben  Zellendurchmesser  gleichkommt, 
ansnahmsweise  auch  mehr  beträgt.  Die  scharf  vorspringen- 
den Septen  pflegen  den  Kelchrand  nicht  zu  erreichen. 

Die  lünge  der  Sprossenpolypen,  welche  an  einigen  noch 
unvollständig  erhaltenen  Polypenstöcken  gemessen  werden 
konnte,  beträgt  25— iiO  cm ;  der  Durchmesser  beträgt  im 
Mittel  etwa  20  mm ;  doch  kommen  auch  stärkere  und 
schwächere  vor.  Die  mit  Epithek  bedeckte  Aussenseite 
zeigt  unregelmftssige  Anwachsstreifen  und  Wttlste,  welche 
manchmal  stark  anschwellen  und  bisweilen  zugeschärft 


(vergl.  Hist.  Dat.  Corallmrcs,  tom.  UI^  pag.416),  dabei  zugleich  Brit^ 
fon.  Corals,  Introd.  pag.  71  citirt»  wo  nur  Erid*  »enaU  genannt 
mdf  welehee  man  in  der  Histoira  vennisat. 

1)  Die  AbbildoDg  dea  Lftngaaehnittea  bei  Milne  Edwarde 
a.  flftime^  Tab.  66,  Fig.  2e  iteht  anf  dem  Kopfe. 

2)  Dybowaki,  Z.  d.  d.  geol.  Oea.  tom.  25,  1878,  pag.  408. 

3)  Anaebeinung  gehört  aoch  die  gröaite  Einzelkoralle  der  Ei- 
M  0»a  120mm  Dnrohmeaaer)  hierher.  Qaenatedt,  KoraUen,  pag. 
488,  Tab.  169,  Fig.  24,  nannte  de  Cya^hophyttum  «emjaenMiMi, 
Gold f US s  mit  weniger  deutlicher  Abbildung:  Cyaihophyüum  turbi- 
natum. 


212 


sind.  Vertikale  Epithekalstreifen  bemerkt  man  nur  ganz  aiis- 
Dabmsweise.  Die  Vermehrung  findet  durch  Seitensprossung 
statt  Die  einzelnen  Sprossenpolypen  scheinen  sich  nur 
selten  aneinander  zu  legen,  gewöhnlieh  bleiben  sie  daroh 
einen  m&ssigen  Zwisebenranm  getrennt.  Sie  treten  aber 
mit  einander  durch  Seitenaus^vtichse  in  Verbindung,  in- 
dem gewöhnlich  die  Wülste  weiter  vorspringeu  und  zwar 
meist  in  Form  abwärts  geneigter  snngenförmiger  Ver- 
längemngen.  Dieses  sind  nieht  etwa  lediglieh  Epithekml- 
gebilde,  sondern  die  innere  BlasenauffÜllung  nimmt  hieran 
Theil. 

lieber  die  innere  Structur  geben  sowohl  ange- 
witterte Sttteke,  wie  die  vorliegenden  Dünnschliffe  Auf- 
Bchlnss.  Der  peilpherisohe  Visceralranm  der  Zellen  wird 

etwa  bis  auf  Vs  des  Radius  durch  grosse  Blasen  ausgefüllt, 
indem  im  Mittel  drei  Blasen  eine  schräge  Reihe  bilden. 

Der  centrale  Theil  des  Visceralraumes  fuhrt  gedrängt 
stehende,  stark  eoncaye  Böden,  welche  sieh  bisweilen  im 
Gentmm  in  nnregelmässiger  Weise  yerbinden  (wie  im 
grössten  Tbeile  des  abgebildeten  Stückes  Fig.  2).  Die 
Sepien  sind  auf  den  centralen  Theil  des  Visceralraumes 
beschränkt i  zeigen  nur  ausnahmsweise  Spuren  an  der  Wand, 
nnd  treten  im  Gentrnm  nicht  miteinander  in  Bertthnmg. 
Sie  sind  manchmal  ToUkommener,  bisweilen  nnyollkomme- 
ner  entwickelt.  Im  ersteren  Falle  pflegen  sie  sich  sym- 
metrisch ZQ  ordnen  und  lassen  das  Hauptseptum  und  die 
Seitensepten  erkennen.  Bei  einem  deutlichen  Querschnitte 
zählt  man  in  den  Hanptqnadranten,  jederseits  des  Hanpt- 
septnms  acht  Septen,  in  den  Gegenqnadranten  jederseits 
neun  Septen. 

Bemerk.  Spongophyllum  torosum  ist  die  grOsste 
bis  jetzt  bekannte  Art  des  rheinischen  Deyon  und  ausser 
durch  die  Stärke  0  der  Polypiten,  insbesondere  auch  doroh 


1)  Nsdhtriglieh  habe  ich  m  der  HiUeahelmer  Mulde  nooh  iwei 
Biemplare  genmmelt  mit  engeren  Zellen,  yon  nur  10  bis  18  mm 
Dnrohmeeier.  Der  innere  Ben  dieser  wthreohehiliöh  hierher  gehört* 
gen  Stüoke  wurde  nodi  nicht  n&her  geprüft. 


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213 

die  eigenthtimliche  Verbindung  derselben  unter  einander 
dorch  die  YorspriDgenden  Wülfte  uud  Zungen  von  den  an- 
deren Arten,  insbesondere  von  Sp.  elongatum  yersehieden. 
Die  SnssereErseheinang  der  Art  erinnert  aneb  an  CycUho- 
phylhm  radkans  M.  E.  nnd  H.  (non  Goldfn88V)i  mit 
24—26  Septen,  welche  die  französischen  Autoren  nur  aus  der 
Eifel,  sowie  von  Bensberg  aufführen.  Leider  ist  der  in- 
nere £an  der  Koralle  bis  jetzt  unbekannt  Mir  ist  nie  ein 
Exemplar  zn  Oesiebt  gekommen. 

Nur  ein  später  zu  besprechendes,  ebenfalls  dem  Eifel- 
kalk  angehöriges  Cystiphylluntj  kihinte  durch  die  äussere 
Erscbeinungsweise  vielleicht  ebenfalls  mit  der  vorstehenden 
Art  Terweobselt  werden,  aber  der  innere  Bau  leitet  sieber*). 

Eine  llhnliobe  Verbindung  der  Zellen  zeigt  aneb  das 
mit  accessorischer  innerer  Wand  versehene  Eridophyllum^) 
aus  nordamerikanischem  Devon. 

Vorkommen.  Ich  sammelte  mehrere  kleinere  Stücke 
in  den  Stringocepbalen-Scbiehten  yon  Bemdorf  bei  Hilles- 
beim.  Zwei  grosse  Exemplare  von  unbekanntem  Fandorte 
im  Museum  der  Universität  zu  Bonn. 

8p<mgaphifUum  ehngahtm  Sehllit. 

Taf.  VU,  Fig.  1-6. 

SpongophyUum  elongatum  Schlüter,  Versamml.  des  naturh.  Ver.  d. 
preoss.  Rheini.  u.  Westfal.  in  Bonn  am  3.  Oct  1880. 

Der  grosse  Stoek  wird  gebildet  dnreh  zablreiebe  sebr 
lange  cylindrische  Polypiten,  etwa  von  der  Dicke  eines 
kleinen  Fingers,  welche  sich  parallel  unmittelbar  ancin- 
anderlegen,  ohne  sieb  zu  drängen,  d.  b.  ohne  ibren  kreis- 
^rmigen  Umfang  an  yerlieren  nnd  ebne  zn  yerwacbsen 
vnd  daber  bei  einem  Seblage  mit  dem  Hammer  leiebt  sieb 
trennen.  Die  Höbe  der  grössten  vorliegenden,  noch  un- 
Yollständigen  StUcke  beträgt  40  cm.    Die  Länge  der  ein- 


1)  Mf^  Um.  des  terr.  PaUwdo  p.  888,  Tib.  18«  Fig.  8. 

^  Vfifgi  dis  Anmerkang  bei  SpongophyUmm  dongatum. 

8)  Vergl.  IL  E.  a.  H.,  Polyp,  fo«.  des  terr.  PaL  p.424»  Tab.  8. 


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214 


zelnen  Zellen  scheint  im  allgemeinen  hiervon  nicht  ?e^ 
Bchied^y  obwohl  sioh  hin  nnd  wieder  jnnge  Zellen,  aar 
aeheinend  dnreh  Seitenknospnng  einsehieben.  Der  Dnroh* 
messer  der  Zellen  möchte  im  allgemeinen  zwischen  8  uod 
10  mm  liegen,  doch  kommen  auch  etwas  stärkere,  sowie 
dttnnere  Zellen  Tor.  —  Die  anscheinend  mit  dtinner  Epi- 
thek  bekleidete  Anssenseite  ftthrt  nnr  schwache  Anwachs- 
streifen  aber  niemals  stärkere  Wülste  oder  andere  Herror- 
ragungen.  Vertikale  Epithekelstreifen  sind  nicht  deutlich 
wahrnehmbar.  —  Die  Kelchgruben «  welche  an  keinem 
Stttcke  gnt  erhalten  sind,  scheinen  an  Tiefe  dem  Zellen- 
dnrchmesser  gleichzukommen. 

Innere  Structur.  Der  verhältnissmässig  grosse  cen- 
trale Vif^ceralraum  ist  von  stark  concav  gekrümmten  Böden 
erfüllt,  welche  bald  etwas  näher  zosammengedrängt  li^geo^ 
bald  etwas  weiter  yon  einander  entfernt  sind.  Der  Übrig- 
bleibende peripherische  Theil  des  Visceralraumes  führt  grosse 
Blasen,  zwischen  denen  hin  und  wieder  kleinere  sich  ein- 
schieben. Sie  sind  meist  steil  aufgerichtet»  besonders  die* 
welche  die  Böden  begrenzen.  Die  Septeni  deren  man  etwa 
dreissig  zählte  beschränken  sich  anf  den  centralen  Theü 
der  ZcllC;  treten  aber  nicht  im  Centrum  miteinander  in 
Berührung. 

Bisweilen  scheint  es»  als  ob  die  Septen  sich  symme- 
trisch  ordneten;  dann  faJIen  anf  jeden  Hauptquadnunten 

sechs  Septen  und  auf  jeden  Gegenquadranten  acht  Septen. 

Bemerk.  Die  Art  besitzt  nach  dem  bis  jetzt  vor- 
liegenden Material  die  längsten  Polypiten.  Dem  Zellenr 
dnrchmesser  nach  stellt  sie  sich  zwischen  Spangoph.  taramm 
nnd  Spongoph.  semiseptatum,  von  jenem  durch  die  fehlenden 
Wülste  und  von  diesem  durch  minder  enges  aneinander- 
drängen  der  Zellen  und  anscheinend  durch  minder  weite 
nnd  tiefer  eingesenkte  Kelche  auch  bei  minder  guter  Et- 
baltnngsart  leicht  nnterscheidbar. 

Die  Art  wurde  anscheinend  bisher  nicht  von  Cyath, 
caespitosum  geschieden,  wie  z.  B.  die  Abbildung  bei  Quen- 
stedty  Korallen  Tab.  161^  Fig.  11 S,  pag.  513,  welcher  em 
Eifel-Ezemplar  zn  Omnde  liegt,  darthnt  Der  grOsste  TheB 
der  Zellen  hat  hier  durch  Verwitterung  die  Aussenwaad 


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I 

215 

I 

▼erloren  and  leigt  in  Folge  dessen  das  peripherische  Blasen- 
gewebe; wo  die  Verwitterung  noch  tiefer  eingegriffen 
hat,  kommen  dann  die  Septen  zum  Vorschein.  Dass  der 
QneiNhniit  der  Fig.  11 Q  niohts  von  der  inneren  Struktur 
zeigt,  ist  bemerkenswerlh.  loh  war  auoh  geuöthigt,  eine 
grössere  Zahl  von  Dtinnschliffen  anzufertigen,  bevor  es  bei 
der  milchicht-trliben  Beschafienheit  gelang«  deutliche  Bil- 
der zu  erzielen^). 

Vorkommen.  Ich  sammelte  mehrere  unvoHstttudige 
Exemplare  an  einer  Stelle  anf  den  Crinoiden-Schichten  bei 
Bemdorf  in  der  Hillesheimer  Mulde.  Möglicher  Weise 
stammen  diese  sämmtlichen  Stücke  Yon  einem  einsugen 
grossen  Stocke. 

Spongophyllum  semiseptatum  SchlUt 
Taf.  Y,  Fig.  1—8. 

Spongophyllum  semiseptatum  SchluieTf  Sitzaog  der  niederrbein.  Ges. 
in  Bonn,  16.  Febr.  1881. 

Die  Koralle  bildet  St5eke,  welehe  sieh  aus 

cylindrischen  oder  leicht  prismatischen  Einzelpolypiten  von 
durchschnittlich  etwa  7,  oder  allgemeiner  4  bis  9  mm  Durch- 
messer zusammensetzen.  £s  liegen  nur  Brnehstiieke  Tori 
welehe  noeh  einen  Dorehmesser  Ton  100  bis  150  mm  auf- 
weisen, während  ihre  Höhe  nur  noch  60  mm  beträgt  und 
mithin  kein  Urtheil  Uber  wirkliche  Länge  der  Polypiten 
gestatten,  da  eine  Verjüngung  derselben  nach  unten  hin 
nicht  bemerkbar  ist. 

Die  Polypiten  legen  sieh  unmittelbar  aneinander  und 
drängen  sich  gern  so,  dass  sie  häufig  einen  leicht  poly- 


1)  Betrachtet  man  Fig.  15  1.  c. bei  Qaenstedt,  welche  ebeDfalls 
zu  Cyath.  cae^tosum  gezogen  wird  und  von  der  es  heisst:  „dass  sie 
concentrisch  ranzelige  Anwaohsstreifen  haben,  von  denen  zeitweia 
hakige  Fortsätze  nach  unten  hangen  und  sich  auf  den  Nachbar  zu 
stützen  suchen,  und  sieht,  man  in  der  mit  No.  6  bezeichneten  Zelle 
aa  der  verwitterten  Partie  die  Längasepten  unter  blasengewebe 
henrortreten  (wonach  also  die  Zeichnung  der  abgebrooheoen  Ober* 
enden  vnrkbtig  w&re),  to  ktnn  man  sieh  derVermutbung  nieht  ent* 
soUsgen»  es  möge  dwin  ein  Spongaph.  iofO$im  voriiegen^. 


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216 


gonalen  Umru»  erhalten  und  mit  einander  yerwachsen,  no 
dass  ein  Schlag  mit  dem  Hammer  Bie  nieht  trennt,  sondern 
spaltet 

Die  Wand  erscheint  verbältnissmässig  dick  und  an- 
seheinend  von  dünner  Epithek  hedeekt 

Die  Oberseite  des  Stoekes  seigt  weite,  massig  tiefe 
Kelcbgruben  ^)  mit  fast  senkrecht  abfallenden  Wänden. 
Sparen  von  Septeu  nimmt  man  erst  bei  näherer  Prüfung 
hin  und  wieder  wabr. 

Der  Längssehni  tt  zeigt  nächst  der  Wand  eine  £^e 
steil  aufgerichteter  yerhftltnissmftssig  grosser  Blasen  nnd 
dem  Kelcbengrunde  entsprechend  sehr  entwickelte,  flach 
concav  nach  abwärts  gebogene  Böden,  bald  gedrängter, 
bald  sparsamer,  entweder  durchgehend  und  sich  an  die 
Blasen  anlehnend  od^  gebrochen  und  kurz,  und  dann  sich 
ganz  oder  zum  Theil  gegenseitig  stützend. 

Der  Querschnitt  zeigt,  wie  rudimentär  die  Septen 
.  entwickelt  sind.  Meist  fehlen  sie  im  peripherischen  von 
Blasen  eingenommenen  Theile;  ausnahmsweise  von  der 
Aussenwand  ausgehend,  erreichen  sie  niemals  das  Centnim, 
das  mittlere  Drittel  der  Zelle  frei  lassend,  manchmal  ganz 
fehlend,  gewr)hnlicb  auf  eine  oder  andere  Partie  beschränkt, 
habe  ich  sie  nur  einmal  in  einer  ganz  jungen  Zelle  rin^- 
um  in  gleichen  Abständen  yorhanden  gesehen.  —  Um  die- 
ses Verhalten  klar  zu  legen,  musste  eine  Mehrzahl  von 
Querscbnitten  abgebildet  werden,  doch  ist  keine  Zelle  da- 
runter, in  welcher  g:ar  keine  Septen  entwickelt  sind. 

Bemerk.  Der  äussere  Habitus  der  Stöcke  erinnert 
sehr  an  Miehdima^  namentlich  an  gewisse  nordamerikaai- 
sehe  Arten^  insbesondere  an  Ißehdinia  eyUndriea  (Em' 
mofisia^  cylindrica  M.  E.  und  H.)-;  aus  der  Helderberg- 
group. 

Eine  Verwechselung  mit  anderen  Arten  der  Gattung 


1)  Die  Eelobg^ben  sind  meist  sehr  weuig  tief,  aber  es  ist 
fruglich,  wie  weit  an  den  vorliegendsn  Stücken  die  Yerwitterong  mi^ 
gewirkt  hat. 

2)  Geolog.  Sorvey  of  Michigan,  Vol.  III,  Pert.  II,  Palaeontology« 
CoralB  by  C  Born  Inger.  New-Tork  1876,  psg.  74»  T^b.ae,  flg.  4 


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217 


scheint  kaum  zu  befürchten.  Sollten  sich  bei  weiterer  Nach- 
forschung noch  mehrere  Arten  mit  verkümmerten  Septen 
finden,  bo  würde  man  dieselben  wohl  in  eine  Untergat- 
timg  sQBammenfassen,  die  sieh  ähnlioh  Terhielt  wie  bei- 
spielsweise CampophyUum  zu  CyathophyUum, 

Vorkommen.  Mehrere  Exemplare  aus  dem  mittel- 
deyonischen  Kalk  der  Eifel  in  meiner  Sammlung  and  im 
Unseom  des  natarbiatoriaehen  Vereins  zu  Bonn. 

Spongophyllum  Kunthi  Schiüt. 
Trf.  VII,  Fig.  4,  6,  TÄf.  Vm,  Fig.  1,  2. 

OfoikophyUtm  quadrigeminum  Qoldf.,  Petr.  Germ.  1626—88,  pftg.50 

mm  Theil;  Tab.  18,  Fig.  6a, 
ßpangofhjßum  JB^mUhi  Schlüter,  Sitsoogsberioht  der  Geiellaohaft 

astiufortohender  Freonde  sa  Berlin,  1880,  Kr.  8,  pag.  49. 

Bei  Aufstellung  des  Cyathophyllum  quadrigeminum  sind 
einige  Irrthttmer  unterlaufen,  von  denen  einer  bereits  durch, 
de  Köninck  richtig  gestellt  ist.  Ooldfuss  besehrieb 
(p.  4,  Tab.  1,  Fig.  11)  ein  angeblich  aus  der  Eifel  stam- 
mendes, verkieseltes  Fossil,  als  Manon  favostm  und  meinte 
dann,  es  sei  wahrscheinlich,  dass  die  sonderbare  Honig- 
waben-Koralle nichts  anderes  sei,  als  eine  Versammlung 
▼on  Keimen  von  Oyathophyllum  quadrigemmim  (pag.  50) 
und  erklärt  später  geradezu:  j,Manon  favosum  ist  Cyatho- 
phyllum quadrigeminum"  (pag.  243).  de  Köninck^)  be- 
sweifelte  mit  Becht  das  Vorkommen  des  Fossils  in  der  £ifel 
und  identificirte  es  mit  einer  gemeinen  Koralle  des  Kohlen- 
kalkes  von  Touruay,  für  die  er  die  Gattung  Mididinia 
aufstellte  und  Michelinia  favosa  nannte. 

Sodann  bemerkte  Goldfuss  (p. 50):  ,,Die  ersten  An- 
ikoge  Ton  OytUkophglhm  qjmärigminiim  bilden  eine  Scheibe 
▼on  seichten  rundlichen  oder  eckigen  Zellen,  wie  solche  in 
Tab.  18,  Fig.  6a  („Rasenförmig  vereinigte  Keime  dieser 
Koralle'^)  dargestellt  sind.  In  einigen  derselben  sieht  man 
noch  keine  Stemlamellen;  in  anderen  sind  sie  im  Mittel- 


1)  Deacript  des  aninuuix  fosa.  dea  terr.  carbonif.  de  ^elgique, 
1842— 1844,.  pag.  80. 


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218 


punkte,  als  Anfänge  der  sweiteui  sich  erhebenden  ZeOe  in 

bemerken". 

Diese  fraglichen  Stöcke  gehören  nun  nicht  zur  Gat- 
tung CyathophyUum,  sondern  zu  Spongophyllum  nnd  des- 
halb sieht  man  Stemlamdlen  nnr  im  Mittelpankte,  d.  b. 
im  centralen,  nicht  im  peripherischen  Theile  des  Viscenl- 

Baumes. 

Die  Koralle  stellt  faust-  bis  kop%rosse  halbkugelige 
Stöcke  dar«  welche  ans  prismatischen,  radialgestellten,  m- 
nigverwachsenen  Zellen  gebildet  werden.   Dieselben  sind 

von  verschiedenem  Durchmesser,  jedoch  durchschuittlich 
etwas  kleiner,  als  bei  CyathophyUum  quadrigeniinum.  Die 
Kelchgruben,  welche  ohne  Randausbreitung  von  der  Aussen- 
wand  direct  sich  einsenken  wie  bei  Cyaih.  qmAr%geni.j  sind 
in  der  oberen  Partie  flach,  trichter-  oder  becherförmig  und 
senken  sich  dann  plötzlich  verengt  noch  tiefer  ein.  Siehe 
die  untersten,  dorchschnittenen  Zellen  in  Fig.  4 

Der  Längsschnitt  zeigt,  dass  nngef&hr  das  mitt- 
lere Drittel  des  Visceralranmes  ron  gediilngtstehenden,  nur 
zum  Theil  durchgehenden  Böden,  welche  leicht  conc4iv 
nach  unten  gebeugt  sind,  erfüllt  ist.  Jederseits  eine  breite 
Zone  Yon  Blasengebilde;  nächst  der  Anssenwand  grossere, 
nach  innen  zu  kleinere  nnd  steiler  aufgerichtete. 

Der  Querschnitt  thut  dar,  dass  die  Septen  nicht 
von  der  Anssenwand  ausgehen,  sondern  auf  den  centralen 
Theil  des  Visceralranmes  beschränkt  sind. 

Ihre  Zahl  beträgt  anscheinend  20 — ^24,  nnd  es  scho- 
nen längere  mit  kurzem  zn  wechseln,  aber  es  ist  an  des 
vorliegenden  Sttlcken  nicht  deutlich  wahrzunehmen,  ob  et- 
wa einige  der  ersteren  im  Centrum  mit  einander  in  Be- 
rtlhmng  treten.  Zwischen  den  Septen  bemerkt  man  SpnieB 
der  Böden.  —  Der  peripherische  Theil  des  Visoeralranmei 
zeigt  lediglich  die  Durchschnitte  der  grossen  Blasen. 

Aus  diesem  inneren  Bau  erklären  sich  dann  auch  die 
abweichenden  Bilder,  welche  die  verschieden  fortgeschrit- 
tene Yerwitternng  der  Stikske  darbieten.  Die  Abbildmig 
bei  ßoldfnss  zeigt  ein  Exemplar,  welches  grösstentheik 
angewittert  ist,  ähnlich  wie  in  der  unteren  Partie  unserer 
Fig.  4,  während  in  unserer  Fig.  5  die  Kelchgmben  der 


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2ld 

Olmfliche  rODig  Teracbwunden  und  seitlieh  sich  in  den 

Zellen  die  peripherische  Partie  mit  den  grossen  Blasen 
scharf  ahgrenzt  gegen  die  centrale,  die  Septeu  und  Böden 
iasMode  Partie,  weiche  sich  wie  eine  Säule  ahhebt. 

Bemerk.  Wenn  Steininger'}  eine  mit  S^anAodes 
pmhgomm  Goldf.  verwandte  Koralle  Yon  Oerolstein  be- 
schrieb, wofUr  er  die  Bezeichnung  Cylicopora  fasciculata 
schuf,  80  ist  dazu  zu  bemerken,  dass  mir  eine  Stromhodes- 
fthniiche  Koralle  niemals  in  der  Eifel  selbst,  niemals  in 
einer  Eifel-Sammlnng  Torgekommen  ist,  und  die  Beschrei- 
kng  die  Vermntliung  nahe  legt,  es  sei  die  nene  Oattong 
aaf  solche  stark  yenvitterte  Exemplare  von  Spongoph, 
Eumthi  gegründet. 

Was  die  als  Cyalhaph,  quadrigeminum  tlbrig  bleiben- 
den Formen  betrifft,  so  zerfiJlen  dieselben  naeh  meinen 
bisherigen  Beobaebtnngen  in  zwei  Gruppen.  Bei  der  einen 
reichen  die  Septen  nicht  bis  zum  Centrum,  sondern  lassen  etwa 
das  mittlere  Drittel  der  Zelle  frei.  Man  bemerkt  schon 
mit  freiem  Ange  grossen  glatten  Kelobboden.  Die 
Septen  sind  dttnn  und  abweebsefaid  länger  nnd  ktirzer*). 

Bei  der  zweiten  Gruppe  sind  ebenfalls  abwechselnd 
längere  und  kürzere  Septen  vorhanden,  aber  die  ersteren 
reichen  bis  zum  Oentrum,  verbinden  sieh  hier  zum  Theil 
ud  verrathen  hin  nnd  wieder  die  Neigong,  sieh  etwas  zn 
drehen.  Die  Septen  beginnen  krilftig  an  der  Aossenwand 
ünd  schärfen  sich  keilförmig  gegen  das  Centrum  hin  zu. 
(Taf.  8,  Fig.  3.) 

Die  Angabe  von  Milne  Edwards  und  Haime,  dass 
die  Septen  gleieh  lang  seien,  habe  ieh  an  keinem  StUeke 
eonstatirt;  aneh  die  Zahl  derselben,  welehe  sie  anf  46  angeben, 
habe  ich  niemals  gesehen,  vielmehr  gefunden,  dass  sie 
durchschnittlich  etwa  35  beträgt,  und  allgemeiner  zwisohen 
33  und  42  sehwankt 

Wenn  Goldfnss  angibt,  dass  die  Theilnng  der  End- 


1)  GeogDOstische  Bogrheibung  der  £ifel,  1853,  pag.  33. 

2)  In  der  Abb.  Taf.  YII  Fig.  4  nicht  hinrdoheiid  scharf  «w- 


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220 


zollen  durch  sl&rkeres  Wachstbam  yon  vier  Septen  Tenui« 
lasst  wtfrde,  so  habe  ich  mich  davon  nicht  bestimmt  flbe^ 

zeugen  können,  aber  bestimmt  beobachtet,  dass  dieses  in 
mehreren  Fällen  nicht  statt  hat.    Viertheilung  findet  sich  ( 
allerdings  bisweilen,  aber  wohl  nicht  öfter  als  Drei-^  Fttnf- 
nnd  Sechstheilnng.  Eine  solche  Kelchknospong  wnide  bi»-  1 
her  nnr  bei  der  ersten  Gruppe  beobachtet.  | 

Sollten  die  angegebenen  Differenzen  in  der  Länge 
und  Stärke  der  Septen  nicht  etwa  zufällige  Erscheinungea 
sein,  was  dnrch  weiter  fortgesetzte  Untersnchung  festso- 
stellen  sein  wird,  so  würden  dieselben  allerdings  eine  ver- 
schiedene Artbezeichnung  erhalten  mUssen. 

Bis  dahin  mag  die  erste  Gruppe 
Can^pophylhm  guadrigeminum  (Goldf.  Tab.  18,  Fig. 

Fig.  6c) 

genannt,  und  fär  die  zweite  die  Bezeichnung 

CyathophyUum  guadrigeminum 
festgehalten  werden. 

OampophyUum  guadrigemimm  habe  ich  zun  Theil  ii 
mehr  als  fiissgrossen  Stöcken  im  Hittel-Deyon  bei  Unter- 
Bosbach in  der  Paffrather  Mulde  und  bei  Loogh  in  der 
Hiilesheimer  Mulde  aufgefunden. 

Vorkommen.  Ich  sammelte  einige  Exemplare  m 
8pang(^hyttum  Eimtki  im  Stringocephalenkalk  der  Hüks- 
heimer  Mulde  in  der  Eifel;  ebenso  in  der  Gerolsteiner 
Mulde  beobachtet.  Von  den  in  dem  Bonner  Museum  lie- 
genden Stücken  weiss  man  nur,  dass  sie  ttberhanpt  aus 
dem  Kalk  der  Eifel  stammen. 

Gattung  Misci4ndari4i^)  Dybowski,  1873. 
Fascieularia  eonglomerata  Schlüter. 

Taf.  IX,  Fig.  1—4. 

.FVlieteiilaita  eon^mmita  Schlüter,  Yertanunl.  &m  naturhiti.  Yer. 
d.  preasa.  RheinlAnde  u.  Weitfalenty  80.  Aug.  1880. 

Der  Polypenstock  aus  sehr  zahlreichen,  langen,  raben- 
federdicken,  parallelen  oder  etwas  divergirenden  Poljpen- 
zellen  zusammengesetst,  welche  sich  aneinander  legen,  bis- 


1)  Der  Name  FaacictUaria  mvm  durch  oiueu  anderea  erseUt 


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221 


mQm  auch  drilngen,  so  dass  der  Qisprttnglioh  kreisförmige 
ümriss  yerzerrt  wird,  aber  kaum  jemals  Polygone  hervor- 
ruft. Die  grössten  vorliegenden,  noch  unvollständigen  Stöcke 
haben  eine  Hnhe  von  300  mm  und  den  gleichen  Durch- 
messer. Die  meisten  Bruchstücke,  welche  mau  aufliest,  sind 
freilich  nur  ein  oder  zwei  Faust  gross. 

Der  Dnrefamesser  der  Zellen  yariirt  zwischen  2  nnd 
3  mm.  Zellen  von  solcher  verschiedener  Grösse  finden  sich 
unmittelbar  neben  einander  im  selben  Stocke.  Stöcke, 
welche  Zellen  bis  zu  4  mm  Durehmesser  besitzen,  beobaoh- 
tet  man  nnr  ganz  ansnahmsweise. 

Eiue  Dichotomie  der  Polypiten  oder  eine  Knospuug 
ans  der  Zellenwand  nimmt  man  nur  sehr  selten  wahr. 

Die   Zellenwand  ist  ungewöhnlich  dick  nnd  Yon 
einer  dttnnen  Epithek  bedeckt,  welche  eine  leichte,  nn- 
regelmftssige  Querstreifung  und  bisweilen  geringe  Runze- 
Jung  zeigt,  aber  meist  abgewittert  ist.  —  Die  Kelcbgruben 
erscheinen  gewöhnlich  wenig  eingesenkt,  so  dass  ihre  Tiefe 
kanm  dem  halben  Zellendarchmesser  gleichkommt.  Viel- 
leicht ist  dies  nnr  Folge  der  beginnenden  Verwittemng, 
da  man  ab  und  zu,  wenn  auch  selten,  auf  scharfrandige 
Kelchgruben  stösst,  deren  Tiefe  den  Durchmesser  tiber- 
trifft. —  Man  erkennt  dentlich  Septen  erster  nnd  zweiter 
Ordnung,  Ton  denen  die  ersteren  bis  zum  Centrum  reichen, 
wo  einige  derselben  bisweilen  in  Bertthmng  treten.  Bis- 
weilen glaubt  mau  eine  symmetrische  Gruppirung  der 
Septen  zu  beobachten,  was  insbesondere  dadurch  veranlasst 
wird,  dass  ein  Septum  die  ttbrigen  an  Länge  ttberragt, 
allein  in  den  meisten  Kelehen  sieht  man  nichts  derartiges, 
so  dass  sich  kein  festes  Gesetz  herausstellte').    Die  Zahl 
der  Septen  ist  schwankend,  was  besonders  dadurch  veran- 
lasst scheint,  dass  die  Septen  zweiter  Ordnung  bisweilen 
nnr  zum  Theil  zur  Ausbildang  gelangten.  Im  Mittel  be- 
tragt ihre  Zahl  etwa  25. 


werden,  da  derselbe  bereiti  dureh  Milne  Edwarde  für  eine 
Bryoaoe  Terwiiidi  wurde. 

1}  In  mehreren  Keloheu  sfthlte  ieh  von  den  vier  FrimSreepten 
abgesehen  in  jedem  Quadreuten  6  Septen  b  24. 

Yerh,  d.  nat.  Ter.  J^hrg.  XXXVni.  4.  Folge.  IUI.  Bd.  15 


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222 


Von  der  inneren  Struktur  der  Zellen  einen  befrie- 
digenden Aufschluss  zu  erhalten,  war  etwas  umständiioli, 
da  die  Dannschlifife  anfangs  nur  trttbe  Bilder  gaben.  Ee 
worden  20  Sehliffe  angefertigt 

Der  Längsschnitt  zei^^t  im  peripherischen  Theile  des 
Visceralraumes  eine  einzige  vertikale  Keibe,  verhältnias- 
mässig  grosser  Blasen,  welehe  sieh  in  steiler  Stellang  an 
die  Anssenwand  anlehnen.  Der  centrale  Theil  des  Vis* 
ceralraumes  ist  mit  mftssig  entfenitstehenden,  concay  ge- 
krümmten liöden  erfüllt,  welche  sich  seitlich  au  die  Blasen 
anlehnen.  Von  den  drei  ^abgebildeten  Zellen  zeigt  die  zur 
linken  Hand  in  der  nnteren  Partie  eine  lokale  Unregel- 
mässigkeit, indem  hier  die  Blasen  an  der  einen  Seite  der 
Wand  fehlen  und  in  Folge  dessen  die  Böden  bis  zur 
Aussenwand  durchgehen. 

Der  Querschnitt  zeigt  die  von  der  dicken,  mit 
Epithek  bedeckten  Anssenwand  ausgehenden  Septen;  in 
jedem  Septum  eine  feine  Mittellinie,  welche  sicli  bis  tief 
in  die  Wand  hinein  erstreckt.  Bisweilen  scheint  es,  als  ob 
die  Septen  die  dicke  Wand  durchsetzten,  dann  würde  man 
an  nachtrilgliche  Sclerenohjmablagernng  zu  denken  haben. 
Gegen  eine  solche  Annahme  scheint  zu  sprechen,  dass  sich 
die  Blasen  an  diese  dicke  Wand  anlehnen.  Zwischen  den 
Septen  hin  und  wieder  Spuren  von  Büden  und  Blasen^). 

Bemerk.  Auffallender  Weise  ist  diese  nicht  seltene 
Etfel-Koralle  durch  Goldfuss  nicht  zur  Darstellung  ge- 
langt, wahrscheinlich  steckt  dieselbe  aber  unter  den  von 
S  te  ininger  aufgestellten  Kamen.  Möglicher  Weise  könnte 
man  an  CaryophyUia  vermieidans  Stein.  ^)  oder  an  Sarei- 
mHa  fasdeidata  Stein,  denken,  wenn  unter  letzterer  nicht 


1)  Von  einem  Stocke,  dessen  Aensteres  einer  dfinmeUigoii  .FIm- 
cicuUuia  canghmerata  gleicht,  habe  iob  eine  groiie  Zahl  von  Zellea 
darobsohnitten.  Dieselben  lassen  keine  regaüren  radiftrgeiteUteo 
Septen  erkemien.  Liegt  hier  keine  kranUiafte  Ersohemung  vor,  so 
hfttte  man  vielleieht  an  Korallen  aus  der  Yerwandtsohaft  von  He- 
terophyUnM  za  denken. 

2)  Steininger,  geogn.  Beschreib,  d.  Eifel,  1858,  pag.  88. 


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228 

etw%  Sjfringopara  eifeUemia^)  Sohl  fit  zn  Terstehen  ist 
Die  nieht  Tan  AbbildoDgen  begleiteten  Beschreibungen  sind 

tber  leider  so  wenig  bestimmt,  dass  man  ohne  Kenntniss 
der  Originale  nicht  vor  Missgriffen  sicher  ist,  wenn  man 
einen  der  Namen  wählen  wollte. 

VieUeieht  ist  die  Koralle  schon  dnreh  Qnenstedt') 
TOB  inbekanntem  Fnndpnnkte,  oberflächlich  abgebOdet.  Er 
stellt  sie  zu  Cyathophyllum  caespitosum  und  identificirt  sie 
mit  Syringopora  mulikaule  Hall;  daher  CyathophyUum 
nmltiemde.  lieber  den  innem  Ban  wird  nichts  beige* 
bnudit 

Einen  unserer  Art  ähnlichen  Querschnitt  bietet  das 

Bild,  welches  Milne  Edwards  und  Haime^)  von  Batters- 
byia  itmegualis  auf  dem  Devon  von  Torquay  geben,  wenn 
man  von  dem  ^^sgpangiose  irrttgaier  Coenmchißmat*^  absiehti 
Ten  den  Dankan^)  nachwies,  dass  es  nichts  anderes  sei, 
alseine  zufällige  Durchwachsiuig  des  Korallenstockes  durch 
«ine  Sfrotnatopora.  Die  Zellen  zeigen  eine  ähnliche  Grösse 
und  Gruppirung  wie  unsere  Art,  dieselbe  dicke  Anssen- 
wmd  und  die  Zahl  der  Septen  soll  bis  26  betragen,  — 
aber  das  ganxe  Innere  der  Zelle  ist  mit  blasigem  Gewebe 
ausgefüllt,  wovon  leider  keine  Abbildung  beigeltlgt  ist. 

Die  dicken  Wände  und  doppelschichtigeu  Septen  er- 
innern an  Densiphyllum^),  welches  jedoch  nur  Böden 
mid  kein  Blasengewebe  im  Inneren  führt 

So  bleibt  denn  nur  die  Gruppe  der  DiphyphyUime 
Dyb.  übrig,  in  der  unsere  Koralle  eingereiht  werden  könnte. 
Sie  stellt  sich  der  Gruppe  der  CyathophyUinae  (mit  Cyatho- 
fkjfUmn  und  Campophyüum)  dadurch  gegenüber,  dass  ihr 
peripherisches  Blasengebilde  nur  I-  oder  2 -reihig  ist, 
wilöend  die  Oyathophyllinen  ein  vielreisiges  Blasengebilde 


1)  BfirbetremnimL  des  natarhirt.  Ter*  Bheinl.  n.  Westt  in  ^ 
S.  Oet  1880. 

2)  Korallen  p.  516,  Tab.  161,  Fig.  12. 

S)  British  foBsil  corals,  pag.  213,  Tab.  47,  Fig.  2. 

4)  Philosopical  Trausactions  of  the  Royal  society  of  LondoDf 
1867,  tom.  157,  pag.  643. 

5)  Dybowski,  1^  a  pag.  392,  Tab.  Ii,  Fig.  2. 


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224 


besitzen.  Der  älteren  Gattung  dieser  Gruppe :  Diphyphyl- 
bim  ^)  kann  sie  nicht  beigefügt  werden,  da  deren  Septen 
nur  als  Bohmale  Lamellen  aa  der  Anssenwaad  Terlaatoit 
ebensowenig  zu  der  wohl  nieht  abtrennbaren  Gattosg 

Donacophyllum,  deren  Septen  sich  ebenfalls  nicht  bis  zum 
Centrum  erstrecken  und  stets  einen  mehr  oder  weniger 
betrltohtlichen  Theil  der  Viseeralhöhle  frei  lassen.  Sie  be- 
sitzt grosse  Endotbelblasen,  während  die  von  Diph^h^ 
Jum  klein  sind  Sonach  bleibt  nnr  die  Oattnng  Fasciei^ 
laria  übrig,  deren  Septen  sich  bis  zum  Cciitnim  erstrecken^ 
wo  sie  aneinander  Stessen»  (nicht  immer!)  ohne  sich  spiralig 
an  drehen.  Freilich  kennt  man  bis  jetzt  nnr  Fasäetdcaia  mit 
2  Blasenreihen  man  hat  also  betrefib  dieses  Punktes  die  Fa- 
miliencbaracteristik  noch  in  die  Gattnngsdiagmose  anftii- 
nehmen.  EigenthUnilich  bleibt  freilich  auch  dann  für 
unsere  Koralle  die  ungewöhnliche  Dicke  der  Aussen wand^ 
anch  wenn  man  Ton  der  Grösse  der  Blasen  absieht 

Torkojmmen.  Faseicularia  conglomerata  liegt  bis 
jetzt  nur  aus  dem  raitteldevonischem  Kalk  der  Eifel  vor 
und  zwar  aus  der  Gegend  von  Dahlem  und  Schmidtheim, 


1)  IHpkigphißim  LoHsd,  (M'Coy,  Brii.  palMocfoM,  psg.  87)  war 
durah  Milne  Edwards  und  Hai  ms  unterdrückt  and  die  beides 
Arten  ale  Liiko8tfütüm  angesprooheo.  Kanth  (KoraUen  dee  eohle- 
liiohen  Eohlenkalket ,  Z.  d.  d.  geoL  Gei.  tom.  21»  1869,  pag.  200) 
hat  das  Irrige  dieser  Annahme  nachgewiesen  und  die  Gattung  Di- 
phyphyUum  wieder  hergestellt.  —  Nicht  aUe  Autoren  fassen  die  Gat- 
tung in  gleichem  Sinne.  So  finden  wir  CraspcdophyUum  americanum 
Dyb.  bei  Rominger,  Michigan  III,  2,  pag.  126,  Tab.  47,  mit  ac- 
cessorischer  Innenwand  und  Scptalleisten,  als  Diphyphyüum  Archiad 
Bill,  aus  dem  Mittel-Devon  beschrieben. 

2)  Wie  schwankend  der  Begriff  der  Länge  der  Septen  ist,  er- 
gibt sich,  wenn  man  z.  B.  vergleicht  IHphyphyüum  concinnum  mit 
DoHOCophyUum  Middendar/fi  in  den  eigenen  Abbildungen  D  y  b  o  w  s  k  i's 
(die  erstere  Terhandl.  rosa.  kais.  mineral.  Geaell.  1872,  Tab.  111,. 
Fig.  8;  die  iweite,  Monogr.  der  Zaantik  rugosa,  1.  c  Tab.  III, 
Fig.  6),  10  betrigt  in  beiden  Fftllen  die  L&nge  der  S^tan  Vt  des 
Kelöhdurohmeflaers. 

8)  YergL  in  Bflöksioht  auf  den  Werth  der  Maaepreihen  An^ 
nerknng  8  auf  pag.  228  bei  JB\uek¥Hana  eaespitoBo. 


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225 

fiille8hdiiD*-Benidorf  and  Gerolstein.  Wahrsoheinlich  bildet 
ihre  Hauptlagenitttte  der  untere  Stringocephalenkalk,  an- 

scheiDcnd  kommt  sie  auch  in  den  Crinoiden-Schicbteu  vor. 

Exemplare  in  den  Museeu  zu  Bonn  und  Berlin  und 
in  meiner  Sammlung. 

Faseieidaria  caespUaga  Goldf.  sp. 

Taf.  V,  Fig.  6,  7. 

Lithodenänm  canpUomm  Goldf.,  Petr.  Germ.  pag.  44,  Tab.  18, 
Fig.  4. 

Liämhotkm  muHqiimm  Milne  Edwards  n.  Haime,  Polyp,  fon. 
toir.  pakeoi.  pag.  489. 

Lithodendron  caespitosum  Goldf.  aus  dem  Stringoce- 
phaleDkalk  von  Bensberg  wurde  durch  Milne  Edwards 
ond  Halme  zur  Gattung  LiOtostndian  gestellt  und  als 
IMMtrcHon  cmtiguum  besehrieben  und  über  die  fllr  die 
Gattung  charakteristische  Coluinella  bemerkt:  „Columella 
IUI  peu  grosse  et  un  pen  comprimöe^. 

Der  Umstand,  dass  ich  bei  meinen  vielfachen  Wan- 
derungen in  der  fiensberg-PaflErather  Kalkmulde  niemals 
ein  Exemplar  von  Lithostrotion  aufgefunden  habe,  Hess  es 
wünschenswerth  erscheinen,  das  Gol d fuss'sche  Original 
selbst»  welches  ja  Milne  £dwards  bei  Durchsicht  der 
im  Bonner  Museum  vorhandenen  Korallen  gesehen  haben 
mnsste,  einer  näheren  Prüfung  zu  unterwerfen. 

Mehrere  angefertigte  Quer-  und  Längsschnitte  zeigen 
nun  auf  das  Bestimmteste,  dass  eine  Columella  nicht  vor- 
handen ist,  dass  dagegen  der  ganze  Bau  der  Koralle  völ- 
lig übereinstimmt  mit  der  durch  Dybowski^  ftlr  eine  Ko- 
ralle aus  dem  Devon  von  Oberkurzeudorf  in  Schlesien  die 
durch  Dam  es*)  zuerst  als  Lithosirotion  caespitosum  citirt 
war  und  dann  ^)  Cyathophyllum  Kunfitiii  genannt  wurde,  — 
aufgestellte  Gattung  Fasci^ukma. 

Im  Längsschnitte  bemerkt  man  eine  breite  innere 


1)  Zeitaob.  d.  deutsch,  geolog.  Gea.  tom.  26,  1878,  pag.  407, 
Tal  X8,  Fig.  8,  4. 

2)  Z«it8eh.  d.  dentsoh.  geol.  Oet.  ton.  80,  1868,  pag.  492. 
8)  Ibid.  tom.  21,  1869,  pag.  699. 


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226 


Zone,  welche  dnreh  Böden  aosgefttUl  ist,  die  theile 
ganz  durchgehen,  theils  kfiraer  sind,  nnd  sieh  dann  anf 

accessoriache  schräg  gestellte  mehr  blasenartige  Gebilde 
Bttttzen  An  jeder  Seite  schliessen  sich  zwei  sehr  viel 
engere  Zonen  an.  Die  innere  wird  aus  halbkreis  —  oder 
hnfeisenfönnigen  Blasen  gebildet,  welche  in  einfMher 
Beihe,  die  convexe  Seite  nach  oben  *)  flbereinandergelagert 
sind.  Die  etwas  breitere  äussere  Zone,  welche  durch  die 
Ansaenwand  begrenzt  wird,  zeigt  ebenfalls  Blasen,  welche 
aber  kanm  gebogen  sind  nnd  daher  im  Längsschnitte  mehr 
den  Eindrack  horizontaler  Böden  henrorrafen.  Der  Quer- 
schnitt zeigt  ausser  zwei,  den  Zonen  entsprechenden 
kreisförmigen  Linien,  die  Septen,  welche  im  Gegensatze 
za  Fase.  Kunthi  nicht  völlig  das  Centmm  erreiche. 

Die  Koralle  ist  sonach  als  F^aüeitkma  casQMlMa  sn 
bcEcichnen 

Goldfnss  nannte  als  Fandort  derselben  nur  Bens- 
berg. Ein  zweites  im  Museum  vorhandenes  Exemplar, 
weiches  von  Goldfass  Hand  ebenfalls  als  LUhodendron 
cae^^iUmm  bezeichnet  nnd  von  Schwelm  stammen  soU,  int 
also  wahrscheinlich  erst  später  in  seinen  Besitz  gelangt. 
Das  umschliessende  Gestein  ist  ein  dunkler  Kalk,  die 
Koralle  selbst  verkieselt  Hier  liegt,  wie  ein  angefertigter 
Dünnschliff  (Taf.  9,  Fig.  4  nnd  5)  darthnt,  ein  echtea 

1)  Dybowtki  zeichnet  dieeelben  nicht,  sie  tiiid  jedcMsh  aaoh 
an  den  Oberkaniendorfer  EzempUren  vorhanden,  wie  ein  Dfinn- 
BcUiff  dsrihnty  der  von  einem  Originalatfieke  entnommen  iet»  wel> 
Ohes  idi  Herrn  Damee  verdanke. 

S)  Dia  Fig.  8  bei  Djbowski  steht  aof  dem  Köpfet 

Ebenao  dieselbe  Figur  bei  Qnenstedt,  Korallen  Tab. 
Fig.  10z,  welohe  die  hnfeieenlSnnIgen  Blasen  ta  wenig  soharf  aeieh- 
net  Qnenstedt  trennt  diese  Oberkmusendorfer  Stücke  nicht  Ton 
Oyathophylhim  caespitosum  pag.  612. 

3)  Ausser  den  mehr  cylindriechen  Stämmeben,  von  denen  acht 
ühereinstimmende  Dünnscblifie  vorliegen,  habe  ich  auch  eine  Anzahl 
kürzere  Bruchstücke  gesammelt,  welche  am  oberen  Ende  etwsw  an- 
schwellen. Unter  drei  Längsschnitten  zeigen  zwei  das  bemcrkens- 
werthe  Verhalten,  dass  im  oberen  Theile  der  Zelle,  an  der  Innen* 
Seite  sich  an  die  hufeisenförmigen  Blasen  noch  1 — 3  Reihen  kleiadr, 
steil  gestellier  Blasen  yon  der  gewöhnlichen  Form  anlehnen. 


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227 


LUhostrotum  vor  und  zwar  aus  der  Verwandschaft  des 
LUk  juneeum  Fkm.  nnd  LUh.  Martini  M.  E.  nnd  H.  0 

dem  Eohlenkalky  von  denen  Kunth')  vermnthet,  dass  sie 
nebst  Lüh.  irreguläre  Phill.  nur  eine  Art  bilden. 

Wenn  auch  die  weniger  regelmässige  Entwicklung 
der  Böden  bei  anserer  Koralle  vorläufig  eine  Identifioirang 
mit  einer  der  genannten  Arten  verhindert,  so  ist  es  doch 
wahrscbeinlich,  dass  in  ihr  eine  Kohlenkalkkoralle  vorliege 
nnd  eine  Verwechselung  des  Fundpunktes  stattgefunden 
habe.  Bei  Schwelm  ist  nur  Devon  bekannt  und  die  mir 
von  dort  vorliegenden  Korallen  sind  nicht  verkieselt. 

Somit  würde  die  Gattung  Lithostroiion  bisher  im 
rheinischen  Devon  noch  nicht  nachgewiesen  sein^). 


Alphabetisekes  Verfei^its  der  auljselÜUirteii 

Gattungen  und  Artei. 

jMTMilarNi  eofietmMi  Ad.  Röm.  p.  209. 

„  gramtbia  Ad.  Röm.  p.  808,  209. 

„  impressa  Ad.  Röm.  p.  206. 

„  limitata  M.  E.  &  H.  p.  206. 

„  luxurians  L.  p.  208. 

„  macrommata  Ad.  R u ui.  p.  202. 

1,  parallela  Ad.  Röm.  p.  209. 

„  pentagona  Goldf.  sp.  p  206,  207,  t.  5.  f.  4,  6. 

„  profunda  Hall  &  Witbuey  p.  206. 

„  ^09cheU  M.  £.  &  H.  p.  203. 

„  tulndosa  Ad.  Röm.  p.  207. 


1)  Mi  Ine  Edwards  et  Haime,  Rrit.  foss.  Cor.  Tab.  40.  — 
De  Köninck,  nouv.  rccherch.  sur  les  aDimaux  fosB.  des  terr.  carb. 
de  la  Belgique,  1872,  Tab.  1—3. 

2)  Z.  d.  d.  g.  Ges.  tom.  21,  1869»  pag.  208. 

8)  Ob  die  ▼orstebenden  Bemerkungen  aucb  für  das  aogeblicbe 
Vorkommen  Ton  „LitlmMiim  eacqn'toitfm  Goldf.*  im  Mittel- 
Devon  Ton  Hitteldeataehlaiid  (vergl.  Oümbely  geognost.  Beschreib, 
dee  Königr.  Bayern.  8.  Abtb.  Ficbtelgebirge,  1879,  pag.  478)  an- 
treftend  sind,  kann  ohne  PrOfung  von  Originalst&oken  nioht  benr- 
tlieilt  werden. 


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228 


AeanAophyUum  Dyh.  p.  903. 
ArachnophyUum  Dana  p.  200. 
Astrochartodiscus  ananus  Ludw.  p.  206. 
Battersbyia  inaequalis  M.  E.  &  II.  p.  223. 
Calophytium  donatianum  King  p.  195. 

•phragmacerus  Salt.  p.  194. 
,y        profumium  Germ.  p.  195. 

paucitabulatum  Schlüt.  ip.  130,  t,  2,  /. 
Carycphyüia  vermicularis  Steining.  p.  222. 
ChatMxis  M.  £.  ^  fl.  p.  210. 
Oraapedophyllum  americanim  Dyb.  p.  202,  208. 
OifMopiia  d'Orb.  p.  192. 

n       P»^at  M'Coy  p.  191. 
Oißieopcra  foBeieulaia  Stein ing.  p.  219. 
CytUhophyUum  Ammas  Ooldf.  p.  208. 

M  Bwklandi  H.  K     a  p.  192. 

„  eaeßpUomim  Qaenst.  z.  Tli.  =  ßpongophjfOmm 

elon^altim,  p.  216. 
„  gigas  Yand.  &  Shum.  p.  192. 

„  multicauU  Quenst.  p.  223. 

yi  pentagonwn  Gold  f.  p.  207. 

^  quadrigeminum  Gold  f. 

z.  Th.  =  Spong ophyllum  Kunthi  p.  217. 
z.  Th.  =  Campophyllum  q^uadrigeminum 
p.  220. 

„  ra^Ucan»  noldf.  s  Microplasma  radt- 

cans  p.  192. 

„  ra^^ns  M.  E.     iL  =  sp.  n«  p.  198,  213. 

„  radicana  Steining.  p.  198. 

„  SedgwidBi  M.  £.     H.  p.  204. 

„         nmioiikitkm  Qnentt  p.  211. 

„  tmtbinaium  Goldf.  p.  211.  * 

Darwinia  rhenana  Sohlftt.  p.  198,  t.  t,  f.  1—4. 

„  ipecioaa  p.  202. 

DiphyphyUum  p.  224. 

„  Arehiaci  Rom  ing.  s  OraspedophyUum  ameri- 

Canum  Dyb.  p.  224. 

„  concinnum  Dyb.  p.  224. 

DonacophyUum  ^fiddendorß  Dyb.  p.  224. 
Emmonsia  cylindrica  M.  E.  &  H.  p.  216. 
Endophyllum  Boircrhanki  M.  E.  &  H.  p.  210. 
JEridophyÜum  sericUe  M.  £.  &  Ii.  p.  211. 

vernemlianum  M.  E.  &  H.  p.  210. 
Faseicularia  eaespitosa  Goldf.  sp.  p.  22^  i.  6,  f.  6f7 


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229 


Fascicularta  conglomerata  ^GhlüU  U  9^  /.  1 — 4. 

Metiopl^üum  Dana  p.  201. 

„         Goldfussi  Schlüt.  p.  205,  206. 

^        Baüi  M.  £.  A  H.  p.  202. 

„        juvenU  Rom.  p.  202. 

M        ItMttattN»  M.  £.  4(  H.  p.  M06,  t.  5,  f.  1,  2. 

„       TroHMi  M.  £.  a;  B.  !>.  IM,  206,  «.  4,  f.  3,  4. 
Setenflk^km  p.  222. 
ZoNtiieisoplyOiMi  Thom.  Nieh.  p.  2ia 
LUhodendftm  eaegpiktsim  Goldf.  s  F^Mcieularia  eaeapi- 
tosa  p.  225. 

Lithostrotion  antiquum  M.  E.  &  H.  ss  Fascicularia  caespü 

tüsa  p.  225. 
lAthostrotian  irreguläre  Phill.  p.  227. 

junceum  Flem.  p.  224. 
„         Martini  M.  E.  &  H.  p.  227. 
LonsdoUa  iL  E.  &  U.  p.  210. 

Mamn  fcmosum  Goldf.  =  CyathophyUum  pudriffimimimp,  217. 
Michdinia  eyUndriea  Boming.  p.  216. 
Mienplatma  radiama  Goldf.  ap.  p.  108. 
Fktraia  giga»  H'Coy  p.  191. 
FhillifMiraea  Hennahip.  299,  t  9,  f,  7. 

n  T^^nMutlf  M.  £.  A  H.  p»  126. 

Pioikfcot^Ua  King  p.  195. 
Fseudoacervularia  p.  201. 
Sareinula  fasciculata  Stein,  p.  222. 

Smithia  micrommata  Ferd.  Köm.  =  Acerv.  pentagona 

p.  209. 

SpongophyUum  M.  E.  &  H.  210. 

„  abdUum  M.  E.  &  H.  sp.  p.  210. 

„  Botoerbariki  M.  E.  &  H.  sp.  p.  210. 

„  eontortiseptaium  D  y  b.  p.  210. 

M  elofi^attim  Sohlfit  p.  218,  t.  7,  I.  1—6. 

„  Kunihi  Sohlfit  p.  217,  t  7,  f.  4, 6, 1 8,  L  1, 2. 

9,  ^peudovermieidare  WCoj  p.  211. 

„  reeUiepMuM  Dyb.  p.  210. 

„  SedgwidBi  IL  K  A  &  p.  211. 

„  semiseptatuM  Sohlfit  p.  91S,  t  6,  f.  1—5. 

Strombodes  difßuens  M.  E.  &  H.  p.  200. 
Syringopora  cife.Uaisis  Schlüt.  p.  223. 

„        inulticaule  Hall  p.  223. 
Byringophyllum  Organum  LId.  p,  J39. 


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230 


£rkläriiiig  der  Tafeln. 

Tafel  2. 

1—- 4.  Calöphyllum  paucitahulatum  SchlüU  Aas  dem- 
Mittel-Devon  der  Paffrather  Kalkmiilde. 

1.  Theil  eines  gprösseren  Stockes  in  der  natürlichen 
Grösse.  Aas  dem  Kelche  der  grösseren  Mutterzeiie 
treten  5  Sprossenpolypen  hervoTi  links  eine  gleiche  mit 
8,  reohts  eine  solche  mit  2  Sprossenpoljpao.  Die  Wsad 
der  grössten  Zelle  an  einer  Stelle  geöffiiet;  man  siebi 
hier  im  Innern  die  yertikalen  Septen  nnd  einen  der  hori- 
lontalen  Böden.  —  pag.  190. 

2.  Der  in  der  Sprossnng  begriffene  Keksh  ans  Fig.  1  f  oa 
der  Oberseite  in  natflrlicher  Grösse. 

3.  Ein  qner  durchschnittener  in  der  Sprossung  begriffeasr 
Kelch  von  der  Unterseite.    Natürliche  Grösse. 

4.  Bruchstück  einer  vertikal  durchschnittenen  Zelle,  mit 
sehr  entfernten  horizontalen  Böden.  Oben  im  Querscboiti 
die  kurzen  Septen.    Natürliche  Grösse. 

ö|  6.  Microplasma  radicans,  Goldf.  sp.  in  Tierfacher 
Grösse.  Die  äussere  Wand  beim  Schleifen  bei  beidsa 
Dönnschliffen  Terloreli  gegangen.  —  pag.  192. 

5.  Querschnitt. 

6.  Vertikalsohnitt 

7.  Smi^hia  Eennahif  Lonsd.  sp.  ron  Ebersdorf.  —  pag.  199. 
LIngssehnitt  in  f&n£Gwher  Grösse. 

Tafel  8. 

1 — 4.  Darwinia  rhenana  Schlüt.  Aus  dem  Ober-De?OB 
von  Stolberg.  —  pag.  19G. 

1.  Theil  eines  grösseren  Exemplares  in  natürlicher  Grösse. 

2.  Yertikalschnitt  darcb  2  Zelten  und  deren  Zwischen- 
mittel, nach  einem  etwas  trüben  Dünnschlifife  und  de»> 
halb  in '  der  Zeichnung  nicht  gana  oorrect.  VergL  dsa 
Text.  Dreifache  Grösse. 

8.  Horisontalsehnitt  daroh  eine  Zelle.  TergL  die  Dasdim 
bong.  Dreifaohe  Grösse. 

4.  Horisontalsehnitt  dnroh  die  obere  Partie  derselben  Zella 
Dreifaohe  Grösse. 

Tafel  4. 

1,  2.  Hdiophyllum  cf.  limitatum  M.  E d  w.  &  Halme  sp.  Vier- 
fache Grösse.    Ober-Devon.  —  pag.  205. 

1.  Querschnitt  durch  mehrere  Zellen. 

2.  Vertikalscbnitt  durch  eine  Zelle,  der  etwas  schräg  tct- 
Iftnft,  in  Folge  dessen  eine  Mehrsahl  yon  Septen  doich» 


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231 


schnitten  ist,  von  welohen  die  seitlioben  die  „Vertikal« 

leisten"  zeigen. 

FSg.  8,  4.  Heliophpllum  Troscheli  M.  Edw.  ä  Haime  ap. 
Ober- Devon.  —  pag.  208. 
8.  Qaanolimtt  dureh  mehrere  ZeUaa.  FikiiflBMhe  Qi6eie. 
4.  LingaaebniH  dmh.  eine  ZaUe,  dar  atwaa  aehrAg  ver- 
Iftvft»  in  Folga  daaaan  eine  M ahnahl  toh  Saptan  ga> 
aefanittaniat,  Yon  danan  dia  aaitUcban  dia  yertikaUaiataii 
seigan.  FftnffiMba  Grötaa. 

Tafel  5. 

Fig,  1—8.  Spongophfßllum  semiaepiaium  Sohlüt  Mittal-Da- 
▼on.  Eifal.  —  pag.  216. 
1«  Em  Theil  eines  groaaeren,  nnyolltttDdigen  Stookes.  Dia 
laDgan  ZaUan  mabr  oder  minder  aagewitiart,  seigan  Tor- 
wiegend  dia  grossen  horizontalen  Böden,  Sparen  von 
Septen,  sowie  die  peripherischen  Blasen.  Nfttürlicbe 
Gru8ee. 

2.  Querschnitt  von  10  Zellen  in  drei  Gruppen.  Dreifache 

Grösse. 

3.  Längsschnitt  durch  eine  Zelle-    Dreifache  Grösse. 
Fig.  4,  5.   Acervularia  pentagona  Gold  f.   sp.  Ober-DoTonr 

Stolberg.  —  pag.  207.    Fünffache  Grösse. 

4.  Qnerschnitt  darch  mehrere  Zellen. 

6.  Lftngssobniti  dareb  eine  Zelle,  in  walobem  die  Innen* 
wand  sowohl  wia  dia  Anasenwaad  als  8  Tartikala  Linien 
aracbainan« 

6,  7.  Faseieularia  eaespitosa  Goldf.  ap.  Mittal-DaToa. 
Pafoitber  Mnlde.  Dreifaebe  Grösse.  —  pag.  925, 

6.  Qoersebnitt  durch  eine  Zelle. 

7.  Längsschnitt  durch  eine  Zelle. 

Tafel  6. 

1—6.  Spongophffllum  toro$um  Soblüt.  Mittel-Deron. 
Eifal.     pag.  211. 

1.  Oben  zwei'  Zellen,  daran  aina  mit  Seitensprossan,  welche 
die  Kelebgmben  saigen,  aas  einem  grösseren  Stocke; 
nnten  swei  abgebroobene  Zellen  mit  dentiiobem  Qner- 
schnitt, welche  durch  Seitenwnlst  verwaebaan  Bind,  einem 
andern  Stocke  angehörig. 

2,  Längsschnitt  durch  eine  Zelle  in  dreifacher  Grösse. 
3—5.    Querschnitte  durch  drei  Zellen  in  dreifacher  Grösse. 

Tafel  7. 

Fig.  1--8.  Spongojihyllum  elongatum  Seblflt.  Hittel-Beron. 
Eifel.  —  pag.  218. 


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232 


1.  Mehrere  abgeschnittene  Zellen  aus  einem  grösseren 
Stocke.  Die  mittlere  Zelle  ist  noch  mit  der  Aussen- 
wand  bekleidet;  bei  der  Zelle  zur  linken  Hand  ist  die- 
selbe abgewittert,  so  dass  das  peripherische  Blasenge- 
bilde frei  hegt ;  bei  der  Zelle  zur  rechten  Hand  auch  diese 
Bisten  grösstentheils  abgewittert,  so  dass  die  auf  den 
centralen  Tbeil  de«  Yisceralrftamea  beschrankten  Septes 
hier  als  L&ogslinien  sichtbar  werden.  —  Natürl.  Gröite. 

2.  Yertikelsehniit  davoh  nrai  Zelleo.    DreiMhe  Oröeee. 
8.  Qoenehnitt  dnrek  eine  Zelle.  Drei&ehe  Grosse. 

4,  6.  SpoHffophfllum  Kunihi  Schlftt    Mittel  •  Deroa. 
Eifel.  »  pag.  217. 

4.  Bmcfast&ek  eines  grösseren  Stoekes  mit  Kelcbgruben, 
welche  zum  Theil  ▼ollkommen  erhalten,  zum  Theil  leicht 
angewittert,  zum  Theil  vertikal  durchschnitten  sind. 
Natürliche  Grösse. 

5.  Bruchstück  eines  oben  und  seitlich  stark  angewittertan 
Stockes.   Natürliche  Grösse. 

Tafel  a 

1,  2.  Sponffophyllum  Kunihit  Sohl&ter.  Mitiel-DeTon. 
EifeL  Sechsfache  Grösse.  —  peg.  217. 

1.  Lingtsohnitt  dnreb  eine  Zelle. 

2.  Querschnitt  durch  mehrere  Zellen. 

8.  Olfaihophyllum  quaiHfmkmm,  Mittd-Deron.  Nieder- 
bosbach. Querschnitt  durch  mehrere  Zellen  in  fünf- 
facher Grösse.  —  pag.  220. 

4.  Campophyüum  quadrigeminum.  Mittel- Devon.  Kifel. 
Querschnitt  durch  mehrere  Zellen  in  fünffacher  Grösse. 
—  pag.  220. 

Tafel  9. 

1— d.   Fascicularia  conglomerataf  Schlüter.  Mittel- 
Devon.   Hillesheim.  —  pag.  220. 

1.  Partie  aus  einem  grossen  Stocke.    Natürliche  Grösse. 

2.  Querschnitt  durch  3  Zellen.  Achtfache  Grösse. 
8.  Lingssohnitt  duroh  8  Zellen.  Dreifache  Grösse. 

4,  6^).  Litho8  trat  ton,  angeblieh  von  Sohwelm.  —  peg.  226. 
4.  Querschnitt  einer  Zelle  in  dreifacher  Grosse. 

6.  LftDgsschnitt  einer  Zelle  in  dreifacher  Grösse. 


1)  Auf  der  Tafel  selbst  steht  irrig  fg.  8,  4. 


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Die  Stromatoporen  des  rliemischiii  DeTons. 


Von 

Angrnrt  Bargatiky. 


Einem  Bathschlage  des  Herrn  Professor  Dr.  Schlüter 

folgend  beschloss  ich,  die  Stromatoporen,  welche  man  bei 
Excnrsionen  in  das  rheinische  Devon  in  so  grosser  Menge 
antrifft,  einer  genauem  Untersuchung  zu  unterwerfen. 

Die  Stnmaiaporm  gehören  zu  jenen  Organismen^ 
über  deren  systematische  Stellung  man  noch  nicht  zu  einem 
einheitlichen  Resultate  gekommen  ist.  Man  hat  sie  zu  den 
SpongieUj  Foraminiferen,  AntJwgomf  Mydrozoen^  JBryojsoen 
gestellt,  oder  sie  fttr  eine  Vereinigung  mehrerer  Formen, 
oder  für  Reprftsentaiiten  erloschener  Organismen  gehalten. 
Die  gegenwärtig  von  den  meisten  Autoren  vertheidigte 
Ansicht  tlber  die  Natur  der  Stromatoporen  ist  die,  dass  die 
genannten  Versteinerungen  Ilydrozoen  seien.  —  Die  unge- 
heure Menge,  in  welcher  sich  die  Stromatoporen  in  den 
deTOttisehen  Ablagerungen  der  Eifel  und  Ton  Paftrath  Tor» 
finden,  hat  mir  die  Verschaffung  des  zu  genauem  Unter- 
suchungen erforderlichen  Materials  verhältnissmässig  leicht 
gemacht  Ausser  den  von  mir  namentlich  im  mitteldevo- 
niehen  Kalk  von  Paffrath  gesammelten  Exemplaren  habe  ich 
in  dieser  Abhandlung  die  Stromatoporen  der  Sammlung  im 
Poppelsdorfer  Öchloss  berücksichtigt 


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234 


Literatur* 

Goldfast.  PetrefiMta  Gemaniae.  1826—1844. 
De  BUinylUe.  Manuel  d'Actinologie  1883. 
MarohitOD.  Süttiian  System.  1889. 

Lonidale.    Transactioni  of  tbe  Geologieal  Society  of  LondoB. 

Ser.  2,  T.  6,  1840. 
Phillips.     Falaeozoic    Fosails   of   Cornwall,    Devon  and  Wert- 

Sommerset.  1841. 
Fr.  Ad.  Rom  er.    Versteinerungen  des  Harzgebirges.  1843. 
Keyserling.    Reise  in  das  Petschora-Laud.  1813. 
Portlooky  J.  E.  Report  on  tbe  Geology  of  the  county  of  London* 

derry  pag.  826.   Dublin  1843. 
C.  Ferd.  Römer.   Das  rheinische  Uebergangigebirge  1844. 
Hall.   Palaeoutologie  of  New- York  1847. 

D*Orbigny.    Prodome  de  Paläontologie  Stratigrapbiqna  univaneUs 

des  Animauz  moUusques  et  rayonnSt.  1849. 
M*Coy.  Desoription  of  tbe  Britisb  Palaeozoio  Fosaila  in  the  geob- 

gioal  Museum  of  the  ünWersity  of  Cambridge.  Part  II,  1851. 
D'Orbigny.   (Jours  Mementaire  de  Paläontologie  et  de  Geologie 

Stratigraphiques.  Vol.  II.  1852. 
Fr.  Ad.  Römer.     Beiträge  zur  geologischen  Kenutniss  des  nord- 
westlichen Harzgebirges;   2  Abth.  in  Palaeontographica  Bd.  Uli 

2.  Lief.  1852.  3  Abth.  in  Pal.  Bd.  V,  1.  Lief.  1855. 
Steininger.  Geognostische  Beschreibung  der  Eifel.  1853. 
Sandberge r.   Versteinerungen  des  rheinischen Sohicbtenq^atems  ui 

Nassau.  1850—66. 
C.  Ferd.  Römer.   Letbaea  geognostica  Bd.  I,  1861—1866. 
Eiohwald.  Iiethaea  Bonioa.  Bd.  I,  1859. 
M'Coy.  A.  Synopeia  of  the  Chai^poterB  of  the  Carboniferoua  laue- 

stone  Fosaila  of  Ireland.  1862. 
Bronuy  H.  G.  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreioha.  Bd.  HL 

pag.  1208.  1862—66. 
Wi nebe  11.    Report  on  the  Michigan  Peninsula.  1866. 
Win ch eil.    Proccedings  of  the  American  Association.  1866. 
Lud  w  i  g.  Korallen  aus  den  palaeolitbischen  Formationen ;  in  Palse> 

outogr.  Bd.  XIV,  6.  Lief.  1866. 
von  Rosen,    lieber  die  Natur  der  Stromatoporen  und  über  die 

Erhaltung  der  Hornfaser  der  Spongien  im  fossilen  Zustande.  186*. 
Lindström.  Kongl.  S?enska  Yetenshapa  Akademiena  Handlingar. 

Bd.  IX.  1870. 

Nicholson.  On  some  new  Special  of  Stromatopora;  in  „The  Aiintb 
and  Magasine  of  Natural  History<*.  Ser.  4,  T.  XU  1878. 


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235 


üall.  Twenty-third  Anoal.  Report  on  the  State  Cabinet.  1878. 

Salter.   Caialogue  of  the  Silurian  Fossils.  1878. 

Nicholson.    Od  the  AfEnities  of  tbe  Genus  Strotnatopora  with 

Description  of  iwonew  Speoies;  in  Ann.  and  Mag.  N«L  Hist  8er.  4, 

T.  XUI  1874. 
Dawson.  Dawn  of  Life.  1876. 

Lindström.  On  ihe  AfiBnities  of  the  Anthozoa  Tabalata;  in  Ann. 
and  Hag.  Nat  Bist.  8er.  4,  T.  XYIII.  1876. 

Sollaa.  On  Stanronema,  a  new  Speeiei  of  Fossil  HezaotinelUd 
Spenges ;  with  a  Description  of  its  two  Species  St.  Oarteri  and 
8t  lobata.  in  Ann.  and  Mag.  Nat  Eist.  Ser.  4,  T.  XIX.  1877. 

Carter.  On  the  dose  Belationship  of  Hydractinia,  Parkeria  and 
Stromatopora ;  with  Descriptions  of  new  Species  of  the  former, 
both  Recent  and  Fossil;  Ann.  and  Mag.  Nat.  Hist.  Ser.  4,  T. 
IX.  1877. 

SoUas.  On  the  Structure  and  Affinities  of  the  Genus  Siphonia; 
in  „Quartcrly  Juurual  of  the  Geoiogical  ISociety  of  London". 
T.  XXXIII.  1877. 

Nicholson  und  Muries.  On  the  Minute  Structure  of  Stromatopora 
and  its  Allies;  in  „Journal  of  the  Linnean  Society^'.  Zoology. 
T.  XIV.  1878. 

Steinmann.  Ueber  fossile  Hydrozoen  aus  der  Familie  der  Cory- 
uden;  in  Palaeontogr.  8.  Folge,  fid.  I,  8.  Lief.  1878. 

Carter.  On  new  Speeiea  of  Hydraetiniidae»  Beoent  and  Foanl,  aad 
on  tha  Identity  in  Btmetore  of  Millepora  aldoomia  with  Stroma- 
topora; in  Ann.  and  Mag.  Nat  Hist  Ser.  5,  T.  I,  1878. 

Dawson.  Stromatopora  as  distingnished  from  Millepora;  in  Ann. 
Süd  Mag.  Kat  Hist  Ser.  6.  T.  U,  1878. 

Carter.  On  the  probable  Natnre  of  the  Animal,  wbich  produced 
tbe  Stromatoporidaei  traced  through  Hydractinia,  Millepora  alci- 
eomis  and  Caunopora  to  Stromatopora;  iu  Au.  and.  Mag.  Nat. 
Hist.  Ser.  5,  T.  II.  1878. 

Quenstedt.    Petrefactenkunde  Deutschlands.    Bd.  V.  1876—1878. 

Carter.  On  the  Mode  of  Growth  of  Stromatopora,  including  the 
OommensaHsm  of  Caunopora;  in  Ann.  and  Mag.  Nat  üist.  Ser.  5, 
T.  IV,  1879. 

Carter.  On  the  Structure  of  Stromatopora;  in  Ann.  and  Mag.  Nat 

Hist  Ser.  5,  T.  IV;  1879. 
C  harn  per  nowne.    Hote  on  some  DeTonian  Stromatoportdae  from 

Dartington  near  Totnes;  in  Q^aarL  Jonm.  GeoL  soo.  Lond. 

T.  XXXV.  1879. 

Dawson.  On  tbe  Mioroakopie  Stmotore  of  Stromatoporidae  and 
on  Pelaeozoio  Fossils  mineraüzed  with  Silicates,  in  lUnstration  of 
Eoaoon;  in  Qnart  Jonm.  GeoL  soo.  Lond.  T.  XXXV.  1879. 


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286 


C.  Ferd.  Köm  er.    Note  on  the  Genus  Caonopora  of  Phillips,  m 

«The  Geological  Magazine".  1880. 
Carter.     On  Stroroatopora  dartiogtoniensis  d.  sp.  with  Tabulation 

in  the  Largcr  Branches  of  the  Astrorhiza;  in  An.  and  Mag.  Kai. 

HiBt.  Ser.  6,  T.  VI.  1880. 


Historisches. 

Die,  Gattung  Stramatopora  wurde  aufgestellt ,  toii 
OoldfuBsO  und  definirt  als  halbkugelförmige  KalkkonJle, 

welche  aus  abwechselnden  mit  einander  verwachsenen 
dichten  und  schwammig  porösen  Schichten  besteht.  Gold- 
fuss beschrieb  eine  Art  aus  dem  Devon  der  Eifel  unter 
dem  Namen  Sir,  amembrica^  welehe  nach  Ansicht  des 
genannten  Verfassers  aus  trichterförmig  ineinandersteeken- 
den  Schichten  besteht,  so  dass  die  inneru  und  obem 
Schichten  allraälig  kleiner  und  flacher  werden.  Aus  dieser 
Beschreibung  und  ebenso  ans  der  Abbildung  geht  jedoch 
hervor,  dass  Goldfuss  die  zuerst  gebildeten  Schichten 
fUr  die  ftltesten  hftit  und  umgekehrt.  Goldfuss  weist  in 
seinem  Werke  „Petrefacta  Germaniae"  der  Str.  concentrica 
ihren  Platz  zwischen  den  Milleporen  und  Madreporen  an.  — 
Bei  der  Beschreibung  der  neuen  Species  Str.  ^)  pdf^morpki, 
ebenfaUs  aus  dem  Devon  der  Eifel,  konmit  Goldfnss  in 
der  üeberzengung,  dass  die  Stromatoporen  keine  KoriBen 
sondern  schwammige  Zoophyten  gewesen  seien,  deren  netz- 
förmiges Fasergewebe  sich  als  Ueberzug  auf  andern  See- 
körpem  ansetzte  und  sich  in  gleich- oder  ungleichförmigen 
mehr  oder  weniger  zahlreichen  Schichten  fibereinander- 
legte.  Goldfuss  erklärt  bei  dieser  Gelegenheit  auch,  dass 
die  früher  von  ihm  als  Tragus  cqpUatum  G  o  1  d  f.  femer 


l^Petr.  Genn.  Bd.  I,  a  91 ;  Taf.  VIII,  Fig.  6. 
9)  Petr.  Germ.  Bd.  I,  8.  916;  Taf.  LXIY,  Fig.  a 
8)  Petr.  Germ.  Bd.  I,  S.  13;  Taf.  V,  Fig.  6. 


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237 


ab  Cenopara  verrucosa  Ooldf. beBebriebenen  devonischen 
Versteinerungen  ein  und  dasselbe  und  zwar  Str,  polymor- 
pha  seien;  er  erkannte  somit  die  Uebereinstimmung  dea 
üuieni  Baues  der  so  Tersohieden  gestalteten  Organismen, 
and  es  ist  dieses  wiederum  ein  Beweis  daflir,  dass  Ooid- 
fnss  die  Petrefacten  durchaus  nicht  nur  nach  äussern 
Charakteren  beurtheilte,  wie  es  ihm  und  den  andern  ältem 
Palaeontologen  vielfach  vorgeworfen  wird. 

De  BlainTille')  stellt  Sinmaiopara  mit  Vorbehalt 
iB  den  Korallen.  Die  üntersnebang  des  Originals  von 
8tr,  concentrica  Gold  f.  veranlasste  deBlainville  zu  der 
Bemerkung:  „En  rexaniinant,  nous  avous  dout^,  si  ce  ne 
acrait  pas  un  morcean  de  sphörulite  plutöt  qu'un  veri- 
tsMe  polypier''.  Dieser  Ansieht  de  Blain^ille'Si  dass 
Ar.  umeenMea  ein  Bmehstflek  eines  Badiolithen  sei,  tritt 
Gold fu SS  mit  der  Bemerkung  entgegeni  dass  Siromatopora 
eine  devonische  Versteinerung  sei. 

Lonsdale*)  besehreibt  nnd  seiehnet  im  Jahre  1840 

eine  stromatoporenartige  Versteinerung  als  Coscinopora 
placenia  mit  der  Bemerkung,  dass  Coscinopora  placenta 
sich  von  Strojnatopora  coHcenirica  nur  dnrch  paialleiei 
entfernt  stehende  Tuben  unterscheide ,  welche  das  im 
übrigen  stromatoporenartige  Gtehäuse  durchsetsen. 

In  Murchisons  ^Silurian  System^  sind  obersilurische 
Stromatoporen  abgebildet  als  Stromakißcra  ememlfiea^)  und 
Ar.  iNMwiMiJi^MMfiSw»).  Letztere  bildet  kleine,  sehr  flache 

Sphaeroide,  welche  äusserlich  einem  Nummuliten  ähnlich 
sehen  und  aus  dünnen  concentrischen  um  einen  fremden 
Kern  hemmgewachsenen  Lagen  bestehen.  Ich  glaube  nicht, 
dssB  diese  Versteinerung  etwas  mit  Strmaiopora  m  tbun 
hat  Auch  in  Murchisons  ^Silurian  S3rstem*  ist  die 
Gattung  Stromatopora  au  die  Milleporen  augereiht 


1)  Petr.  Germ,  Bd.  I,  S.  33.  Taf.  X,  Fig.  6. 

2)  Man.  d'Act.  p.  413;  T.  LXX  Fig.  1.  1833. 

3)  Trans.  Geol.  Soc  Lond.  Ser.  2,  T.  V.  1840. 

4)  Sil.  Syst.  Part  III,  pl.  XV.  Fip.  31. 

5)  8iL  ^t.  Part  in,  pL  XY.  Fig.  82. 

Tfih.  d.  BS«.  Tot.  Jthrg.  XXXVm.  4.  Folgt.  Vm.  Bd.  X6 


238 


Im  Jahre  1841  besehreibt  Jobn  Phillips  0  einige 
Stromatoporen  ab  Anthozoen.  Er  betrachtet  die  radialen 
Elemente  den  Skelets  von  Siramatopara  fUlsehlicfaenreise 

als  Röhren.  Die  von  Loiisdale  beschriebene  Cosrinopora 
placenta  ist  nach  Angabe  von  Phillips  von  unbestimmter 
Gestalt;  das  Skelet  ist  yon  feinen  wurmfdrmig  gebogenen 
Kanälchen  nnd  ansserdem  von  grossen,  geraden^parallelmi 
oder  strahlig  angeordneten  Rohren  dnrchgraben.  Phillips 
glaubt  Coscinojtora  als  ein  Vcrbindun,c:8g:lied  zwischen  den 
Gruppen  Strotnatopora  und  Forües  betrachten  zu  kimnen. 
Db,  Co8einopara  placenta  Lonsd.  mit  Coacmopora  Gold  f.') 
absolut  keine  Verwandtschaft  hat,  so  legt  Phillips  der 
Coscinapora  placenta  Lonsd.  einen  neuen  Gattungsnamen, 
den  Namen  Caunopora  '^)^  hei.  Phillips  bildet  eine  neue 
Form  als  Catinopora  ramosa  ^  j  aus  dem  Devon  von  Dar- 
tington  ab|  welche  charakterisirt  ist  durch  verzweigte,  die 
Orandmasse  durchsetzende  cylindrische  Röhren. 

Mit  Ausnahme  einer  einzigen  Stroniatopore,  welche 
er  unter  dem  Namen  AUi/oyium  rrhinatum  Stein.^)  als  den 
ältesten  ihm  bekannt  gewordeneu  Seeschwaniiu  abbildeti 
betrachtet  Fr.  Ad.  Römer  in  der  Abhandlung:  j,Ver<» 
Steinerungen  des  Harzgcbirges^  die  Stromatoporen  als  Ko- 
rallen. Doch  haben  die  Stroniato])oren  Fr.  Ad.  Körners 
nur  die  äussere  Gestillt  mit  den  typischen  Formen  gemein. 
Die  devonische  Ä/r.  jpöi«/mor/)/ia ®)  Fr.  Ad.  Römer  besteht 
nämlich  aus  Zellen,  welche  sich  senkrecht  auf  der  untern 
Fläche  erheben,  und  welche  nicht  durch  Querböden  in 
llbercinanderliefcende  Etagen  a])^"etheilt  sind.  Je  zwei  be- 
nachbarte ZeÜGU  sind  durch  eine  gemeinschaftliche  Scheide- 
wand Ton  einer  Dicke  gleich  dem  Durchmesser  der  Zellen 
getrennt  Die  benachbarten  Zellen  stehen  in  Verbindung 
durch  feine  in  den  Scheidewänden  befindliche  Poren. 


1)  PaL  FoiB.  Pag.  18  pL  X  figt.  27  u.  28. 

3)  Petr.  Germ.  Bd.  I,  Taf.  IX,  Fig.  18. 
8)  Pal.  FoN.  Pag.  18,  ^1.  X,  fig.  39. 

4)  Pal.  Fo88.  Pag.  19,  pl.  VHI  ftg.  22. 

5)  Verst.  d.  Harzgeb.  S.  3,  Taf.  XD,  Fig.  2. 

6)  Verst.  d.  Haregeb.  S.  6.  Taf.  H,  Fig.  14. 


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239 


&r.  cancepUrica  F.  A.  Rom.  ^)  aus  dem  Devon  ist  znsam- 
meageaetzt  aus  haarfeinen,  dicht  an  einander  liegenden 
BSbreheDy  in  denen  viele  senkrechte  Scheidewände  wahr- 
zimehmen  sind.  Ans  dieser  Beschreibung  geht  hervor, 
dass  die  Stromatoporen  Fr.  Ad.  Rr)raers  mit  der  Gattung 
SiranaUqpora  Gold  f.  nicht  zu  vereinigen  sind. 

Auch  Alexander  Graf  Keyserling*)  hält  die 
Stromatoporen  für  Korallen.  Er  macht  in  seiner  „Beise 
in  das  Petscbora-Land*'  auf  die  grosse  Aehnlicbkeit  auf- 
merksam, welche  zwischen  Str.  polymorpha  Goldf.  und 
MvcolÜes  Lam.  bestehe.  Diese  Bemerkung  macht  es  je- 
doch wahrscheinlich,  dass  Keyserling  keine  jSfir.  pdly- 
morpha  vor  sich  hatte.  Dass  Sir.  polymorpha  Gold£  und 
Str.  concentrica  Goldf.  verschiedene  Species  seien,  glaubt 
Keyserling  daraus  scb Hessen  zu  können,  dass  die  in  so 
grosser  Menge  im  Devon  gefundene  Str.  polffmarpha  nie- 
mals zosammen  mit  der  silurischen  Sir.  cfmcenMca  vor- 
komme. 

Dahingegen  spricht  im  Jahre  1844  C.  F.  P  ö  m  e  r  •) 
die  Ansicht  aus,  dass  Str. polymorpha  G  o  Idf.  und  Str.  concen- 
trica Goldf.  nur  verschiedene  Erhaltungszustände  von  Str^ 
pclifmarphazeieü.  Caunqpora  pHacenta  Phill.  hält  Rttmer 
für  eine  Yon  Sir&maiopora  überwucherte  Syringoporencolonie. 
Str.  polymorpha  Goldf.,  Str.  concentrica  Goldf.,  Ccriojjora 
verrucosa  Goldf.,  Tragos  capitatum  G  o  Idt'.,  Alcyonium  echi- 
Wiium  Stein.,  Stromaiopora  concentrica  Lonsd.^  Str.  conr 
«mfriea  Phill.|  Str.  polymorpha  Phill.«  Str.  concentrica 
F.  A.  B9m.,  Gmmopora  plaeenta  Phill.  betrachtet  er  als 
Vertreter  einer  und  derselben  Species. 

In  seiner  «Palaeontologie  of  New- York"  stellt  James 
Hall  eine  neueStromatoporengattung:  Stromatocerium  waS, 
ebie  scharf  begrenzte  Charaktere  fllr  dieselbe  anzugeben. 
Er  beschreibt  eine  Art  aus  dem  untern  Silur  als  Str.  ru- 
gosum  %  welche  charakterisirt  ist  durch  concentrische  La« 


1)  Ymt  d.  Hangeb.  8.  6,  Tal.  n,  Fig.  15. 

Beiae  in  d.  PetaciL-L.  8.  179. 
8)  BhehL  U6berg.-Q6b.  8.  67. 
4)  PaL  New-Tork.  T.  I,  p.  48.  pl.  XII,  figi.  2— Sb. 

r 


240 


mellen  und  schwach  angedeutete  verticale  Tuben.  Hall 
reiht  dieselbe  an  Columnaria  and  ChaeieUs  an.  StromaUh 
pera  ist  nach  Halls  Ansicht  snsammengesetzt  ans  kleinen 
(^lindrisehen  Bohren,  zwischen  denen  siendich  bedenteade 
Zwischenräume  sich  befinden,  die  ausgetüllt  sind  von 
dünnen,  die  lamellare  Struktur  von  Sir,  concentrica  her- 
▼orbiingenden  Kalklagen.  Indem  Hall  die  yerticalen 
Sftnlohen  filr  Söhren  hiUt^  yerftllt  er  demselben  Irrthun, 
wie  Phillips.  Dieser  irrthtlmlichen  Anffassnng  von  Sh'O' 
matopora  ist  es  auch  zuzuschreiben,  dass  Hall  die  Gattung 
Stromatopora  fttr  verwandt  mit  Tuhipora  hält  Letztere 
nnterscheidet  sich  nach  Hall  von  Stromatopora  nur  durch 
den  Mangel  der  Kalklamelleni  welche  die  ZwischenrftQoie 
zwischen  den  Röhren  von  Stromatopora  ausfüllen.  Hall 
beschreibt  zwei  Arten  von  ^roma^(>para  als  Str.  concentrica^) 
und  Str,  coisteüata^),  ^ 

D*Orbigny')  hält  die  Stromatoporen  für  Schwämme. 
Er  beschreibt  eine  Art:  SKr.  striaUtta  «  Str.  Cfmemiiriea 
Lonsd.  ^)  mit  dicht  zusammengedrängten  Lamellen.  Str. 
capitata  d'Orb.  aus  dem  PafFrather  Kalk  ist  identisch  mit 
Tragos  capitatum  Gold  f.  Str.  Goldfussn  d'Orb.  mit  Str. 
pol^morpha  Goldi  (Petr.  Genn.  Taf.  LXIV,  Fig.  8a),  Sir. 
Sttfeoto  d*Orb.  mit  Str.  ptAyinorpha  Ooldf.  (Taf.  LXIV, 
Fig.  8c).  Die  durch  grössere,  als  Oscula  gedeutete  Oeti- 
nungen  an  der  Oberfläche  charakterisirten  Stromatoporen 
vereinigt  d'Orbiguy  unter  dem  Namem  Sparsispongia.  Sp. 
pol/ymofpha  d'Orb.  ist  gleichbedentend  mit  Str.jpoiifmorpka 
Ooldf.  (Taf.  LXIV,  Fig.  8f),  Sp.  radiosa  d*Orb.  mit  Str. 
polymorpha  Go  Idf.  (Taf.  LXIV,  Fig.  8d),  Sp.  ramosa  d'Orb. 
mit  Str.  polymorpha  Goldf.  (Taf.  LXIV,  Fig.  8e). 

Auch  in  dem  „Conrs  ^lementaire  de  Paläontologie  et 
de  OtologieStratigraphiqnes**^)  führt  d'Orbignj  die  Stroma- 
toporen nnter  den  Spongien  an. 

1)  Pal.  New-York.  T.  U,  p.  136,  pl.  XXXYII,  figt.  la— I  t 
p.  825,  pl.  LXXIII,  fig8.  2— 2b. 

2)  Pal.  New-York.  T.      p.  824,  pL  LXXH,  figi.  2a— 2b. 
8)  Prodr.  d.  PaL  2.  I,  p.  26,  61  a.  109. 

4)  Mareh.  Sil.  Sjrtt.  Part.  III,  pL  XT,  fig.  81. 
6)  YoL  I,  1.  Partie,  p.  214,  216. 


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241 

ITCoy  hiDgegen  spricht  in  seiner  „Desoription  at 
the  British  Palaeozoic  Fossils  in  tbe  geological  Museum  of 
the  Umyersity  of  Cambridge"  Part.  II  p,  12  die  Ansicht 
am,  dass  die  Stromatoporen  wahre  Koralien  seien,  tw- 
wandt  mit  FisMpara  und  Fciaetq^oreL 

S^romalcpara  TaMOa  ^\  von  Fr.  Ad.  Börner  im  Jahre 
1852  beschrieben,  ist  keine  Stromatopore.  Ihre  Unterseite 
ist  einer  PaieUa  ähnlich,  und  ihre  obere  Fläche  mit  meist 
dnrehbohrten  in  der  Nähe  des  Bandes  stehenden  Wanen 
besetzt^  ron  welchen  feine  Fnrohen  nach  der  flach-  eon- 
caven  Mitte  zulaufen.  8tr,  polymorpha  vor.  stdlifera  Fr. 
Ad.  Rom.  ^)  scheint  eine  mit  Höckern  besetzte  Stramatopara 
gewesen  zu  sein,  deren  Höcker  verwittert  sind. 

Eine  nene  Species  ans  dem  Eifeler  Kalk  worde  von 
Steininger  nnter  dem  Namen  Sirmaicpara  faliaia^)  be- 
schrieben als  ein  Schwamm,  dem  die  grossen  Poren 
fehlen. 

Die  Gebrttder  Sandb erger  ^)  ieümTen  Stroniatopora 
eimemtnea  als  snsammengesetzt  ans  ooncentrischen  Schichten, 
welehe  verbunden  werden  dnreh  ziemlich  entfernt  stehende 

elliptische  Röhrchen.  Gestützt  auf  diese  zweifellos  irrige 
Auffassang  der  verticalen  Säulchen  als  Bühren  stellen  sie 
die  Stromatoporen  zn  den  Bryozoen. 

lieber  die  systematische  Stellang  der  Stromatoporen 
Bpricht  Ferd.Bömer  in  der  ^Ldkaea  geognosHea^  sich 
dahin  aus,  dass  die  Stromatoporen  wegen  des  Mangels  an 
einem  Kanalsystem  und  wegen  des  Aufbaues  ihres  Skelets 
sss  concentrischen  Schichten  von  den  Spongien  zu  trennen 
lod  mit  den  Bryozoen  zn  verdnigen  seien.  Er  glanbt  an 
eine  Verwandtschaft  zwischen  SUromatopora  und  der  le- 
benden Cdlepora.  Das  Fehlen  deutlicher  Zellen  in  dem 
regelmässigen  Fasergewebe  erklärt  BOmer  aus  der  ge* 


1)  Palaeontogr.  Bd.  III,  2.  Lief.  S.  86.  Taf.  XIII,  Fig.  6. 

2)  PalaeoDto^r.  Bd.  V,  1.  Lief.  S.  2.  Taf,  IV,  Fig.  1. 

8)  Geo^.  Beschr.  d.  Eif.  S.  35. 

4)  Tent.  d.  rh.  Sohiobieas.  in  Nassaa  8.  SSO,  Taf.  XXXYII, 
Fig.  9. 

5)  Bd.  I,  &  lae. 


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242 


ringen  Grösse  und  der  leiehten  ZerstOrbarkeit  derselben. 
In  einer  Anmerkung  ftndert  er  die  oben  ausgesprochene 

Ansicht  und  gibt  die  Erklärung  ab,  dass  ein  Exemplar 
aus  der  Eifel,  weiches  aus  prismatischen,  durch  Quer- 
scheidewände in  tibereinanderiiegende  Abtheilungen  ge- 
theilten  Röhren  bestehe,  der  Gattung  S^rmaiopora  einen 
Platz  in  der  Nähe  von  Chätdes  und  Cahanapora  anweise.  — 
Im  Besitze  des  Herrn  Professor  Schlüter  befindet  sich 
eine  Versteinerung  aus  dem  Eifeler  Kalk,  welche  man  bei 
oberflächlicher  Beobachtung  wegen  ihrer  knolligen  Grestalt 
und  wegen  ihres  conoentrischen  Baues  für  Stramatqpara 
halten  könnte,  in  welcher  man  jedoch  bei  näherer  Betrach* 
tung  eine  echte  Cdlamopora^  bestehend  aus  feinen  Kelchen, 
entdeckt.  Ich  vermuthe,  dass  C.  F.  Römer  eine  eben- 
solche feinröhrige  echte  Cakmopora  für  eine  mit  CaUxmO' 
para  verwandte  Siramakpora  gehalten  hat. 

Eichwald  definirt  in  seiner  „Lethaea  Rossica^  die 
Stromatoporen  als  schwammige,  andere  Organismen  über- 
wachsende Körper,  deren  Skelet  aus  concentrischen,  aas 
einem  Netzwerk  yon  Homfasem  zusammengesetzten  Schich- 
ten besteht  Er  ist  der  erste,  welcher  behauptet,  dass  die 
Gehäuse  von  Stromatopora  ursprünglich  hornig  gewesen 
seien.  Er  bildet  ab  Str.  pohjmorpha  Goldf.  var,  constellata  % 
welclie  Eichwald  fttr  identisch  mit  Geriopora  verrucosa 
Goldf.  hält 

In  einer  Abhandlung  „A  Synopsis  of  the  Characters 
of  the  Carboniferous  Limestone  Fossils  of  Ireland"  schliesst 
M*Coy  die  Stromatoporen  an  Favosites  an.  VerHciüopara 
duMa  M'Goy welches  der  Autor  an  die  Stromatoporen 
anreiht,  scheint  keine  Stromatopore,  sondern  eine  tabulate 
Koralle  zu  sein.  Stromatopora  subtil is  M'Coy  ^)  unter- 
scheidet sich  von  Str.  concentrioa  Lonsd.  nur  durch  den 
feinem  Bau. 

Die  Abhandlungen  yon  Professor  Winchell,  in 


1)  Leth.  Boss.  Vol.  I,  p.  345. 

2)  Carb.  Limest.  Foss.  P.  194,  pl.  XXVII,  Fig.  12. 
8)  Carb.  Limest  Foss.  P.  194,  pl.  XXVii.  Fig.  9. 


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243 


welchen  derselbe  mehrere  Arten  von  Stromatopora  be- 
schreibt die  Gattung  C!9e»losl^rollla  aufstellt  ^)  nnd  sich 
Aber  die  systematisohe  Stellung  der  Stromatoporen  aas- 
spricht,  hatte  ich  nicht  Gelegenheit  durchzulesen. 

In  seiner  Arbeit  über  die  Korallen  aus  den  palaeo- 
lithischen  Formationen  3)  ftlhrt  Rud.  Ludwig  für  Stroma- 
kpara  den  Namen  LiaplaeoeycUhus  ein.  £r  definirt  Licplor 
eoe^atm  eanumirieus  als  ans  einzeln  stehenden,  im  Goenen- 
ehvm  versenkten  Bechern  ])ef5tehendes  Gehäuse  und  ver- 
gleicht  die  Stromatoporen  mit  den  Milleporen  der  Jetztzeit 
Welche  Versteinemngen  Ludwig  für  Siromalapora  an- 
rieht, ist  mir  nicht  klar. 

Genauer,  als  alle  bisher  genannten  Autort*n,  beschäf- 
tigte sich  Friedrich  Baron  Kosen ^)  mit  den  Stromato- 
poren. Seine  Vorgänger  hatten  fast  nur  die  maeroscopischen 
Charaktere  berttcksichtigt  nnd  mehi:  oder  weniger  ohne 
Angabe  des  Grandes  den  Stromatoporen  irgend  einen  Platz 
im  Thierreich  augewiesen.  Rosen  studirte  die  innere 
Struktur  der  fraglichen  Organismen  an  Dünnschliffen  und 
führte  somit  eine  neue  Methode  zur  Erforschung  des  Innern 
Baues  der  Stromatoporen  ein.  Bei  seinen  Untersuchungen 
kommt  Rosen  zu  dem  Resultat,  dass  das  Gehäuse  der 
Stromatoporen  ursprünglich  aus  zu  Faserbüscheln  grup- 
pirten  Homfasem  zusammengesetzt  waren  ^  und  dass 
die  Stromatoporen  Vertreter  von  Homschwämmen  seien. 
Wenn  auch  die  Annahme  Rosens  ^on  der  ursprünglichen 
hornigen  Beschaffenheit  des  Skelets  von  Stromatopora  un- 
richtig ist,  und  wenn  diese  falsche  Annahme  auch  manche 
andere  falsche  Schlüsse  über  die  Organisation  der  Stroma- 
toporen zur  Folge  hatte,  so  verdanken  wir  dennoch  Ros^n 
wichtige  Aufschlüsse  über  den  Bau  derselben.  Die  feinen 
Poren  an  der  Oberfläche  vieler  Stromatoporen  hält  Rosen 
fttr  Einströmungsdfinungen,  die  häufig  an  der  Spitze  der 
H((cker  von  Stromatopora  polymorpha  Ooldi  liegenden 


1)  Report  OD  tbe  Michigan  Peuiusula.  1866» 

2)  Proc.  Am.  Asa.  1866. 

3)  PalaeoDtogr.  Bd.  XIV,  6.  Lief.  1866.   S.  242. 

4)  Naiar  d.  StromatoporeD.  1867. 


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244 


grössern  Oeffhungen  für  Oscula.  Von  den  sternförmigen 
Vertiefungen,  wie  sie  sich  in  den  interlaminaren  Bäumen 
vieler  Stromatoporen  vorfindeni glaubt  Bosen,  dass  ea  den 
AnafluBskanälen  der  Spongien  entspreehende  Kanalgrnppen 
seien,  die  wahnehdnUeh  nnr  eine  oentznie  AiuiiiasOffiiiiDg 
hatten. 

Eine  in  der  schwedischen  Zeitschrift:  «Kongl.  Svenska 
Veftenskaps-Akademiens  Handlingar^  erschienene  Abband* 
long  YOii  Dr.  OtUBt  Lindström  Uber  Anihoßoa perfaraia 
Ton  Ootbland  habe  leb  aus  naheliegenden  Orttnden  nicht 
durchgelesen.  Nach  Angabe  von  Nicholson  und  Murie*) 
hatLindstro  m  in  dem  betreffenden  AaiaatzP(^t^  discaidea 
Lonsd.  als  Stromatopore  nnter  dem  Hamen  Coenostroma 
diMaiäeum  beschrieben  nnd  Skimiatopara  selbst  fttr  dne 
Foramin^ere  erklärt. 

In  einer  andern  Abhandlung  über  Anthosoa  fdbulata  *) 
scheidet  derselbe  Verfftsser  die  Gattung  Labechia  £.  u.  H. 
von  den  Anthosoen  ans  und  stellt  dieselbe  zn  den  Hydro- 
aoen.  Femer  macht  er  auf  die  Verwandtschaft  von  Labe- 
chia  mit  Ilydractinia  aufmerksam.  Gestützt  auf  eine  Mitthei- 
lung von  G.  Eisen,  der  auf  Gothland  Formen  gefunden 
bat,  welche  die  Merkmale  von  Stramaiopora  (Coenostroma) 
mit  denen  YonLabediia  vereinigen,  zieht  Lindström  den 
Schloss,  dass  OoeHos^roma  an  Labeehia  anznsohliessen  sei. 

In  dem  „Twenty-tbird  Annal  Report  on  tbe  State 
Gabinet"  1873  beschreibt  Hall  einige  neue  Stromato* 
poren. 

Salter  vertheidigt  in  dem  «Catalogne  of  the  Silnrian 
Fossils'*  1873  die  Ansicht,  dass  die  Stromatoporen  solide 
Kaikschwämme  seien. 

In  demselben  Jahre  gibt  H.  Aileyne  Nicholson^) 
eine  Beschreibung  mehrerer  neuer  Stromatoporen.  An  Sürth 
nuäopara  osMata  Nich.  ans  dem  mitUem  Sümr  Canadas 


1)  Bd.  IX»  ptg.  921. 

2)  Limi.  See.  Jonn.  Zoology  T.  XIV,  pw  187. 

8)  Ann.  and  Mag.  Nat.  Hitt  8er.  4»  T.  XYUI  1878.  p.  1. 
4)  Ann.  and  Mag.  Nai.  Hiit  8er.  4,  T.  XII,  1876»  p.  90,  pL  IT. 

1;  P-  9  i  pi-  IV,  fig.  2;  p.  94,  pl.  IV,  Sgl.  8,  4. 


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245 


hat  der  geDennte  Verfasser  konischei  meist  an  der  Spitze 
dorohbohrte  Erhabenheiten  der  Oberfläche  beobachtet, 
welche  er  für  gleichbedeutend  mit  den  AnsflnsB^ffnnngen 
der  Schwämme  hält.  Nicholson  ist  der  Ansicht,  dass 
Stromatoporen  mit  Aasströmungsöffnungen  za  den  Kalk- 
BpoDgien,  solche  ohne  dieselben  zu  den  Foraminifer^  zu 
steOen  seien.  Bei  Str.  tubereutata  Nich.  ans  dem  DcTon 
von  Canada  waren  die  Warzen  der  Obei'fläche  meist  un- 
durehbohrt;  bei  der  devonischen  Str.  granulcUa  Nich. 
konnte  Nicholson  Poren  in  der  Oberfläche  überhaupt 
nicht  entdecken.  Ob  er  die  Erhöhungen  an  der  Oberfläche 
Ton  8§r.  nummittaia  ans  dem  canadischen  Devon  für  Osctda 
halten  soll,  darüber  ist  der  Verfasser  in  der  erwähnten 
Abhandlung  noch  zweifelhaft. 

Bei  einer  im  folgenden  Jahre  angestellten  Betrach- 
tong  äber  die  systematische  Stellung  der  Stromatoporen  in 
der  Abhandlung:  „On  the  Affinities  of  the  Genus  Stroma- 
topora  with  Description  of  two  new  Species"  kommt 
Nicholson  zu  dem  Besultat,  dass  die  Stromatoporen  ur- 
sprttiiglich  Kalkspongien  und  zwar  nicht  Vertreter  der 
lebenden,  sondern  der  ausgestorbenen  (Geschlechter  gewesen 
seien.  Was  das  Skelet  der  Stromatoporen  überhaupt  an- 
gehty  so  deünirt  der  genannte  Verfasser  dasselbe  als  zusam- 
mengesetzt aus  Lamellen,  die  durch  Verschmelzung  hori- 
zontaler Nadeln  entstanden  sind.  Die  zwischen  den  auf- 
einanderfolgenden Lamellen  befindlichen  interlamellaren 
Hohlräume  sind  durch  verticale  Systeme  feiner  kalkiger 
solider  Stäbchen  in  mehr  oder  weniger  vieleckige  Zellen 
geiheilt  In  derselben  Abhandlung  macht  der  Verfasser  die 
Mittheilung,  dass  er  nun  auch  an  der  von  ihm  früher  be- 
echriebenen  Sirotnatopora  gramäata  Oscula  entdeckt  habe. 
Zwei  neue  Species,  aus  dem  Devon  resp.  dem  oberen  Silur 
von  Oanada  besehreibt  er  unter  dem  Namen  8tir.  perfonOa 
und  8tr,  SSndeai,  Erstere  ist  eine  caunoporaartige  Ver- 
steinerung, deren  Tuben  Nicholson  für  Ausüusskanäle 
hält 


1)  Ann.  and  Mag.  Hat  Hist  8er.  4,  voL  XIII»  p.  4»  figa.  1—8. 


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246 

Mit  dem  Aufsatz,  betitelt:  „On  the  close  Relationship 
of  Hydractinia,  Parkeria  and  Stromatopora;  wiUi  Deserip- 
tion  of  new  Speeles  of  the  former,  both  Beceot  and  Foe- 
fsH^^)  eröfihetCarter  eine  Reihe  bedeutender  Arbeiten, 
zwar  manche  Widersprtlche  enthalten,  denen  wir  aber  den- 
noch die  wichtigsten  Aufschlüsse  über  das  Wesen  der 
Stromatoporen  verdanken.  Im  Gegensatz  zu  NiehoUom 
Tertheidigt  er  die  Ansicht  |  dass  <Üe  Stromatoporen  dnrdi 
Parkeria  und  EfydraeUnia  pliocena  mit  den  lebenden  Hy- 
dractiuien  in  Verbindung  stehen  und  nichts  mit  den  Spon- 
gien  gemein  haben.  Die  steroförmigen,  von  einem  Cen- 
tram ausstrahlenden  Vertiefongen,  welche  an  der  Ob^- 
fläehe  vieler  Stromatoporen  vorkommen,  findet  Carter 
wieder  in  den  strahligen  Vertiefungen  auf  den  Erhaben- 
heiten der  OberÜäche  von  Farkeria  sphaerica  und  merk- 
würdigerweise bei  Hydractinia  eehinaia  in  den  Kanälen  der 
grossen  Nadeln  der  Oberflilche.  Die  parallelen  Schichten 
und  die  verticalen  Tuben  hält  er  bei  Parkerin  und  Stro- 
malopora  für  komohige  Gebilde.  An  einer  andern  Stelle-) 
gibt  Carter  jedoch  die  Erklärung  ab,  dass  die  von  ihm 
mit  Farkeria  verglichene  Stromatopora  nicht  Sh-omaiopom, 
sondern  Caunopora  war.  Von  grOsster  Wichtigkeit  für  die 
Erklärung  der  Stromatoporen  ist  der  von  Carter  bei  Hy- 
dractinia eehinaia  beobachtete  WachstbomsprocesSi  worauf 
ich  noch  später  zurückkommen  werde. 

Der  Ansieht  Carters,  dass  die  Stromatoporen  den 
Hydractinien  verwandt  undHydrozoen  seien,  schliesst  sich 
Zittl  in  einem  Supplement  zur  englischen  Uebersetzung^) 
seines  Werkes;  ,|Beiträge  zur  »Systematik  der  fossilen 
Spongien^'  an. 

Um  dieselbe  Zeit  behauptet  IW.  J.  Sollas*),  dass 
Stromatopora  concentrica  und  einige  andere  Stromatoporen 
wegen  der  hezactinelliden  Structur  des  Gtoliäuses  nicht  von 


1)  Add.  »nd  Mag.  Nat.  Ilist.  Ser.  4,  T.  XIX,  1877;  p.  44. 

2)  Ano,  and  Mag.  Nat.  Hist.  Ser.  5,  T.  II,  p.  304,  187Ö. 
8)  Ann.  and  Mag.  Nat.  UUt.  Ser.  6,  T.  IT.  1878. 

4)  Ann.  and  Hag.  Nat.  Hist  Ser.  4,  T.  XIX«  p.  l,  1877. 


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247 


den  vitreohexaetinelUdeii  Spongien  getrennt  werden  dürf- 
ten. Später^)  yerwahrt  derselbe  Antor  sieh  Zittl  gep:en- 
über  (higegeu,  dass  er  säramtliche  Stroniatoporen  ftlr  hexa- 
ctiuueilide  Spongien  halte;  er  sei  vielmehr  der  Meinung, 
dasB  gewisse  Stromatoporen  zn  den  Hydrozoen,  noeb  an- 
dere zu  noeb  nicht  bestimmten  Ornppen  zn  stellen  seien. 

Wichtig  ist  ferner  eine  Abhandlung  von  II.  A Heyne 
Nicholson  und  J.  Murie:  „On  the  Minnt(3  Structure  of 
Stromatopora  and  its  Allies"*).  In  derselben  führen  die 
Verfasser  den  definitiven  Beweis ,  dass  das  Skelet  der 
Stromatoporen  ursprünglich  weder  hornig,  noch  kieselig, 
sondern  kalkig  gewesen  ist.  AVie  von  Ro.se n,  so  glauben 
auch  Nicbolson  and  Marie  sämmtliche  für  dieiSpongiea 
oharakteriatischen  Merkmale,  wenn  auch  in  modifioirter 
Weise,  bei  den  Stromatoporen  wieder  zn  finden.  Sie  hal- 
ten daher  die  Stromatoporen  für  Vertreter  eines  erlosche- 
nen Stammes  von  Kalkscliwämmen.  Caunopora  betrachten 
sie  als  einheitlichen  Organismus  und  beschreiben  höcke- 
rige Stromatoporen  unter  dem  Namen  Stylodietycn  solche 
mit  sehr  dicken  Lamellen  als  Pachystroma*),  solche  mit 
rudimentären  Säulchen  als  Dictyostroma^),  solciie  ohne 
Iteulchen  als  Stromatocermm^)  und  endlich  solche,  bei  de- 
nen die  Sttnlohen  durch  Einwärtsbiegungen  der  Lamellen 
vertreten  sind,  als  Okährodieiffon''). 

Steinmanu^)  stellt  die  Stromatoporen  zu  den  Ily- 
dractinien.  Er  macht  auf  den  Unterschied  aufmerksam, 
der  zwischen  der  Struktur  eines  Skeiets  von  Amorphozoen 
und  eines  solchen  von  Coelenteraten  besteht.  In  der  That 


1)  Quart.  Journ.  Geol.  Soc.  London.  T.  XXIII,  p.  790,  1877. 

2)  Linn.  Soe.  Journ.  Zoology  T.  XIV,  p.  187,  1878. 

3)  Linn.  8oo.  Jonrn.  Zoology  T.  XIV,  p.  221,  pl.  II,  fig.  14, 
pL  III,  figi.  1—8. 

0  Linn.  Soe.  Journ.  Zoology  T.XIV,  p.  228,  pl.  IV,  figs.  2— 7. 

5)  Linn.  Soc  Jonrn.  Zoology  T.XIV,  p.  224. 

6)  Linn.  Soe.  Jonrn.  Zoology  T.XIV,  p^ 223,  pl. III, figs. 9— 10. 

7)  Linn.  Soc.  Journ.  Zoolopry  T.XIV,p.  220,  pl.  II,  figs.  6—18. 

8)  Palaeontogr.  3.  Folge  Bd.  I,  3.  Lief.  &  101,  1878. 


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248 

deatet  die  ZiiBaiiiiiieiisetzniig  des  Skelets  der  Stromato- 

poren  aus  verschmolzenen  Kalkkörperchen  darauf  hin,  dass 
die  Stromatoporen  Coelenteraten  sind.  Die  äussern  Merk- 
male: den  eoneentrisehen  Aufbaa,  die  Eigensehaft,  fremde 
Körper  en  ttberwacheeiiy  die  BadialrOhrea,  die  stemfttmiige 
Gruppirung  der  Oberflächenfarcben,  sowie  die  Höcker  der 
Oberfläche  findet  man  gleichfalls  bei  Coelenteraten  und 
zwar  bei  den  lebenden  HydrozoeUi  namentlich  bei  den 
Hydiaotinien  wieder. 

In  der  Zeiftsehrift:  ,,The  Annale  and  Maga^ne  of  Na- 
tural History"*)  veröffentlicht  Carter  einen  Aufsatz:  „On 
new  Species  of  Hydractiniidae,  Recent  and  Fossil  and  on 
the  Identity  in  Structare  of  Millepora  alcicornis  with  Stro- 
matopoia^'y  in  weiebem  er  die  Uebereinstimmong  zwisekea 
dem  Ban  des  Skeleta  von  Millepora  äleicorms  und  dem  der 
Stromatoporen  hervorhebt.  M.  alicornis  unterscheidet  sich 
nach  der  Meinung  Carters  von  den  Stromatoporen  nur 
durch  das  Fehlen  von  sternförmig  gruppirten  Vertiefungen 
der  Oberflttohe.  Statt  dessen  aber  finden  sidi  bei  MüU- 
pora  älcicorms  nnregelmftssig  verlanfende,  versweigte  For- 
chen, welche  wie  die  sternförmig  gruppirten  Furchen  bei 
Mydractima  echinata  die  Eindrücke  rOhrenartiger  Fort* 
sittze  des  Coenosaros  sind.  Der  Form  nach  sind  die  Fur- 
chen bei  den  Müleporen  nnd  Stromatoporen  versdiieden; 
ihre  Bedentang  ist  nach  Carter  für  beide  Organismen  die- 
selbe. 

Dawson^)  tbeilt  nicht  die  Ansicht  Carters  in  Be- 
treff der  Beziehungen  zwischen  MiUepöra  nnd  den  Stro- 
matoporen. Er  sieht  Tielmehr  eine  Verwandtschaft  zwischen 

den  letztern  und  Eozoon.  Von  den  Säulchen  glaubt  er, 
dass  sie  theils  hohl,  theils  solide  seien.  Die  für  Cauno- 
para  charakteristischen  verticalen  Tuben  vertreten  nach 
Dawson  die  hohlen  Säulchen  der  fischen  Stromato- 
poren. 

Zu  gleicher  Zeit  mit  der  Abhandlung,  in  welcher 


1)  Ser.  6,  t.  I,  p.  208,  pl.  XVH,  I87a 

2)  Ann.  tnd  Mag.  Nat  Hirt.  Ser.  6,  T.  Q,  p.  28,  1878. 


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249 

Dawson  diese  Gedanken  anssprach,  erschien  eine  solche 
im  Carter >)y  in  welcher  derselbe  nochmals  die  Ueber- 
einstimmnng  im  Bau  der  StromatopoTcn  mid  zwar  nament- 
lich im  Bau  der  Gattung  Caunopora  und  dem  von  ^lille- 
pora  cddcornis  henrorhebt  Caunopora  betrachtet  Carter 
als  ein  Verbindungsglied  zwischen  MiUipora  und  Stroma- 
iopara.  Die  Taben  Ton  Caunopora  sind  nach  Carter 
Kelche,  welche  von  Polypen  bewohnt  wurden;  bei  iSifroftio- 
toporoy  wo  diese  Kelche  fehlen,  dienten,  wie  bei  Hydra- 
ciiniOf  die  feinen  Poren  in  den  Lamellen  den  Polypen  als 
Locher  zum  Aastritt  Koiz  Ifydraetnmf  Mük^tora,  Camuh 
pora  nnd  Stromatopora  betraditet  Carter  als  nahe  rer- 
wandte  Vertreter  der  Hydrozoen. 

Kurze  Zeit  nachher  ändert  derselbe  Verfasser  seine 
Ansicht  über  Caunopora  *).  Er  bezweifelt  den  organischen 
2Sasammenhang  zwischen  den  Btf hren  nnd  der  Grandmasse 
▼an  Caunopora  nnd  glaubt  in  den  Taben  der  letzteren 
einen  iu  Stromatopora  lebenden  Gast  zu  erkennen. 

In  einer  Abhandlung:  „On  the  Structure  of  Stromato- 
pora"') geht  Carter  auch  von  der  früher*)  von  ihm  ver- 
theidigten  Ansicht,  dass  die  vertiealen  Säalchen  solide 
seten^  ab  und  behauptet,  dieselben  seien  in  ihrem  Verlanf 
hohl  und  an  der  Spitze  —  analog  den  vertiealen  Säulen 
von  Labechia  und  den  Nadeln  von  HydracHnia  —  wahr- 
sdieinlich  geschlossen.  Für  die  Eindrücke,  welche  die 
Fortsfttze  des  Coenosarcs  bei  den  Stromatoporen  hinter- 
lassen haben,  ftthrt  er  in  der  genannten  Arbeit  den  Namen 
j^steüaie  venation^^  ein. 

In  seiner  „Petretactenkunde  Deutschlands^^  handelt 
Qnenstedt  die  Stromatoporen  bei  den  Schwänunen  ab. 
Er  beschreibt  einige  nene  Speeles  als  8Pr.  texHUs^)  and 
Str.  Wortheni^)  aus  dem  Hitteldevon  Nordamerikas.  Str. 


1)  Ann.  and  Mag.  Nat.  Bist.  Ser.  5,  T.  II,  p.  804,  1878. 

2)  Ann.  and  Map.  Nat.  Hist.  Ser.  5,  T.  IV,  p.  101,  1879. 

3)  Ann.  and  Mag.  Nat.  Hiat.  Ser.  5,  T.  IV,  p.  253,  1879. 
4j  Quart.  Journ.  Geol.  Soc.  1879,  T.  XXXV,  p.  67. 

6)  Qiienst.,  Petrefactenk.  S.  577,  Taf.  142,  Fig.  7. 
6)  Quenai.,  Petrefactenk.  S.  680,  Taf.  142,  Fig.  9. 


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250  1 

cansora  QnenstO  scheint  identiBch  m  sein  mit  8ir,poly- 

morplia  Goldt*.  Taf.  ü4  Fig.  8d;  ebenso  halte  ich  Str. 
vcrrmulosa  Queuät.^)  für  ideutiflcb  mii  Sir,  ^lymorpka 
Qoldi.  Taf.  64  Fig.  8d. 

Champemowne  weist  in  einer  Motis  über  de- 
vonische Stromatoporen  den  letztem  ihren  Platz  in  der 
NUhe  von  Millepora  an,  und  theilt  mit,  dass  er  Vertreter 
der  Gattung  Caunopora  getiindeu  habe,  deren  Tuben  mit 
Böden  und  mit  einer  Columella  versehen  seien,  und  deren 
Grundmasse  vollständig  vom  Ban  der  typischen  Stromato- 
poren abweiche.  I 

In  der  Zeitschrift:  ,,Quarterh^  Journal  of  the  Geolo- 
gical  Society  of  London''  ^)  wiederholt  Dawson  noch  ein- 
mal die  von  ihm  schon  früher  ansgesproohene  Ansicht  Aber 
die  Natur  der  Stromatoporen  und  fügt  hinzu,  dass  die  von 
einigen  Autoreu  fÖr  Oscula  ^elialtenen  Oeffnungen  und  , 
ebenso  die  verticah^ii  mehrere  Lamellen  durchbohrenden 
Kanäle  mancher  »Stromatoporen  secundäre  Gebilde  seien, 
welche  den  auf  Stramatopara  lebenden  Parasiten  ihren  Ur- 
sprung verdanken.  Dawson  beschreibt  eine  Stromato- 
pore  als  Caunopora  hudsonka*)^  bei  welcher  von  den  vcr- 
ticaleu  Tuben  in  jeder  Lamelle  nach  aiicn  Richtungen  hin 
Kanäle  ausstrahlen.  Einer  von  ihm  schon  früher^)  be-  ' 
sohriebenen  Art,  bei  welcher  die  horizontalen  Kanäle,  an- 
statt von  einer  einzigen  Tube,  von  ^nem  System  paralle- 
ler Tul)cn  ausgehen,  legt  er  den  Namen  Coenostroma  gaHr 
tdiise  bei^). 

Im  August  des  vorigen  Jahres  machte  Ferd.  Börner^ 
die  Mittheilnng,  dass  er  im  Devon  der  Eifel  nnd  im  Ge- 
schiebe bei  Groningen  in  Holland  Cannoporen  gefanden 


1)  Queiist..  Pelrefactenk.  S.  582,  Taf.  142,  Fig.  12. 

2)  Quenst.,  Petrefactenk.  S.  564,  Taf.  141,  Fig.  13. 
8)  Tom.  XXXV,  p.  48. 

4)  Tom.  XXXV,  p.  56,  pl.  IV,  fig.  9,  pL  V,  fig.  10. 
6)  Dawn  of  Life  1875  p.  160. 
6)  Quart.  Joam.  Geol.  Soo.  T.  XXXV  p.  56. 
7}  Geol.  liag.  1880. 


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251 


habe,  in  welchen  man  deutlich  eine  von  Stromaiopara  Uber- 
waehsene  Aukpora  r^^ens  erkennen  k()nne.    Die  Uber- 

wuchernde  Stromatopora  der  fra^lieben  Exemplare  ist 
theils  Str,  concentrica^  theils  S(r.  striafdla.  woraus  Könicr 
den  sehr  gewagten  Schluss  zieht,  dass  die  Kühren  der  als 
Ocmncpora  beiNshiiebenen  Versteinemngen  ein  fttr  allemal 
Jsäcpcra  repens  seien,  nnd  dass  Caunopora  nicht  als  eine 
besondere  Gattung  betrachtet  werden  dttrfe.  —  In  der 
Sammlung  im  Poppelsdorfer  Sehloss  hetimlct  sich  eine  Ver- 
steinerung aus  dem  Geschiebe  von  Groningen,  welche 
&oidfas8  als  Syrinj^aparaßiformis^)  beschreibt,  und  welche 
Ton  Ferd.  Römer  in  seinem  Werke:  „Die  fossile  Fanna 
der  silurischen  Diluvialgeschiebe  von  Sadewitz  bei  Oels 
in  Niederschlesien"  als  Heliolites  interstincta  gedeutet  wird. 
Diese  Versteinernng  ist  jedoch  eine  echte  Camapora  FhiU, 
mi  nicht  eine  von  Stnmiaiapara  überwucherte  Auhpara, 
Eine  andere  Versteinemng  ans  dem  silurischen  Geschiebe 
der  norddeutschen  Tiefebene,  welche  sich  im  Besitze  des 
Herrn  Prof.  Schlüter  befindet,  ist  gleichfalls  kein  zu- 
sammengesetzter Organismus,  sondern  eine  echte  Cama^ 
pera  Xiek,  —  In  Betreff  der  oft  durchbohrten  Warzen  auf 
der  Oberfläche  mancher  Stromatoporen  behauptet  Römer, 
dass  sie  secundären  Ursprungs  seien.  Er  entdeckte  näm- 
lich bei  mehreren  Exemplaren  unter  den  Warzen  kleine 
s^rale  Anneliden»  welche  durch  die  Poren  an  der  Spitze 
der  Waraen  die  Terbindung  mit  dem  umgebenden  Wasser 
aufrecht  erhielten.  Dass  viele  Warzen  nicht  durchbohrt 
sind,  findet  darin  seine  Erklärung,  dass  der  Widerstand 
der  Anneliden  häufig  von  der  Uberwachsenden  Stromato- 
pore  ttberwunden  und  die  Oefihung  .durch  spätere  Lagen 
Ton  Siramaiapora  geschlossen  wurde. 

Endlich  ist  noch  ein  Aufsatz  von  Carter  zu  erwäh- 
nen-), in  welchem  der  Verfasser  zunächst  bemerkt,  dass 
die  Köhren  von  Cauncpara  nicht  immer  Äulopara  repens 
seien,  wie  Ferd«  Bttmer  behauptet,  dass  yiefanehr,  wie 


1)  Petr.  Germ.  Hd.  I  S.  113,  Taf.  XXXVIII,  Fig.  16. 

2)  Ann.  and  Mag.  Nai.  Eist.  Ser.  5,  T.  VI  1880  p.  339. 


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252 


bei  SyringoUtes  Huronen^is  Hind.  *),  in  den  Röhren  von 
Caunopora  häufig  zu  gleicher  Zeit  trichterftirmige  und  ho- 
rizontale Böden  vorkommen.  —  Die  sternförmig  um  ein 
Centram  gmppirten  Eindrucke  des  Goenosarcs  der  Stromar 
toporen,  welche  homolog  sind  den  rOhrenftrmigen  Ein- 
drucken des  Coenosarcs  oder  der  „grooved  venation"  bei 
Hydractinia^  und  welche  Carter  früher  mit  dem  Namen 
y^tellate  yenation^'  belegt  hatte,  nennt  er  jetzt  ,,Astrorhiaa^. 
Unter  ^yAstrorhiza'*  versteht  Carter  also  die  einzelnen, 
sternförmig  um  ein  Centrum  gruppirten  Theile  der  Hy- 
drorhiza  oder  des  Coenosarcs  der  ötromatoporen.  In  den 
grössem  Zweigen  der  Astrorhizen  von  Stromatopara  dar' 
tmgUmienais  ans  dem  Devon  von  Dartington  will  Carter 
Quermembranen  entdeckt  haben,  welche  er  mit  den  BOden 
in  den  Tuben  von  Millepora  identificirt.  Nachdem  er  ein- 
mal Böden  entdeckt  hatte ,  fand  Carter  auch  bei  andern 
Stromatoporen,  bei  denen  er  sie  früher  nicht  beobachtet 
hatte,  solche  Gebilde.  Ich  habe  bei  den  von  mir  gesam- 
melten Stromatoporen  mit  gut  entwickelten  Astrorhizen 
vergebens  nach  den  Querlamellen  gesucht,  welche  die 
grttoseren  Zweige  in  einzelne  Abtheilungen  zerlegen  äoUen 
nnd  finde  ttberhanpt  den  Vergleich  zwischen  den  Zweigen 
der  Astrorhizen  und  den  Zellen  von  Mülepora  anzolässUdt 
Ich  werde  darauf  noch  später  zurückkommen. 

Aas  diesem  historischen  Ueberbiick  geht  hervor, 
welchen  grossen  Schwankungen  die  systematische  Stellung 
von  Stnmatopora  nnd  den  verwandten  Formen  unterwor- 
fen war.  Wiibreud  Goldfuss,  d'Orbigny,  Steiniuger, 
Eichwald,  Rosen,  Saiter,  Quenstedt  und  endLUch 
Nicholson  den  Stromatoporen  ihren  Platz  bei  den  Spon- 
gien  anwiesen,  betrachteten  de  Blainville,  PhillipSi 
Keyserling,  Fer,d.  Römer,  Hall  und  M'Coy  sie  als 
Korallen.  Lindström,  Zittl,  Steinmann  und  Carter 
hielten  die  Stromatoporen  für  Hydrozoen;  von  Dawson 
wurden  sie  zu  denForaminiferen  gestellt  Soilas  endlich 
sieht  in  der  Familie  der  Stromatoporen  eine  Vereinigung 
von  Vertretern  verschiedener  Thierklassen. 

1)  GooL  Mag.  1879  p.  244. 


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253 


VrßprünglMke  JBeaehaffenheU  und 
innere  8iruchi/r  des  SMeU  der  Stromatoporen. 

Man  hat  Stromatoporen  mit  kalkigem,  andere  mit 
kieseligem,  noch  andere  mit  theils  kalkigem^  theils  kiese- 
]]gem  Skelet  gefaiiden,  je  nach  den  Bedingungen,  welehen 
die  Venteinerang  der  betreflfenden  Exemplare  nnferworfen 
war.  Es  gibt  daher  die  kalkige  oder  kieselige  Beschaf- 
fenheit der  Gehäuse  direct  keinen  Aufschi uss  Uber  die 
urgprttngUche  Natur  des  Skelels.  Dock  hatNiekolson 
unter  Berttekslcbtignng  der  Versteinerangsbedingungen, 
welche  in  den  einzelnen  Fällen  die  verschiedene  Art  der 
Erhaltung  der  Stromatoporen  begründeten,  den  definitiven 
Beweis  geführt,  dass  das  Skelet  der  Stromatoporen  ur- 
BprflngUoh  aas  kohlensanrem  Kalk  bestanden  hat 

Im  Kalk  der  Eifel  nnd  von  Paffrath  geboren  Ver- 
kiese! ungen  zu  den  grössten  Seltenheiten,  und  so  erklärt 
es  sich,  dass  ich  auf  meinen  Excursionen  keine  verkiesel- 
ten  Exemplare  gefanden  habe.  Die  kalkigen  Stromato- 
porenskelete  haben  vor  den  kieseligen  den  Vorzug,  dass 
sich  bei  ihnen  die  innere  Structur  des  Skelets  erhalten 
hat.  Wenu  auch  bei  den  eifeler  und  paffrather  Stromato- 
poren die  Bestandtheiie  des  Skelets  sich  von  denen  der 
Aosflfllangsmasse  ihrer  chemischen  Beschaffenheit  nach 
nicht  nntenicheiden,  so  ist  doch  die  Anordnung  der  klein- 
sten Theile  in  dem  Skelet  wesentlich  von  der  in  der  Aus- 
fllllungsmasse  verschieden,  welchem  Umstände  es  zuzu- 
schreiben ist,  dass  die  ursprünglich  harten  Theile  sich  an 
Dnnnsehliifen  deutlich  yon  dem  die  Haschen  des  Skelets 
ausfüllenden  kohlensaurem  Kalke  abheben.  Bei  durch- 
fallendem Licht  sind  die  Skelettheiie  von  brauner  Farbe. 
Mit  Hülfe  des  Microscops  sieht  man,  dass  die  Masse  des 
Skelets  aus  äusserst  feinen,  ein  filziges  Gewebe  bildenden 
Kalkfa.sern  zusammengesetzt  und  unempfindlich  gegen  po- 
larisirtes  Licht  ist 

Noch  bei  keiner  einzigen  Stromatopore  hat  man  bis 
jetzt  die  für  die  Kalkspongien  charakteristischen  Kalk- 
nadeln entdeckt.  Die  Vertheidiger  der  Schwammnatur  der 

Vsriu  0.  Dat.  Vor.  Jahrg.  XXXVIII.  4.  folge.  VIU.  Bd.  yj 


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254 


Stromatoporen  gelieu  zu  weit,  wenn  sie  das  YoHständige 
Fehlen  der  Kalknadeln  im  Gewebe  der  Stromatoporen  der 
grossen  Kleinheit  und  leichten  Zerstörbarkeit  der  Kalk- 
nadeln zuschreiben.  Denn  bei  keiner  einzigen,  zweiffeUos 
zu  den  Kalkscbwänunen  gehörenden  Gattung,  welche  alle 
die  sehr  leicht  zerstörbaren  Nadelgebilde  ausgeschieden 
haben,  sind  die  Nadeln  ganz  und  gar  zerstört  worden, 
ohne  einige  Spuren  hinterlassen  zu  haben. 

Die  Ansfttlinngsmasse  ist  bei  dorohfallendem  Lichte 
weiss  und  hebt  sich  daher  deutlich  gegen  die  braunen  Ske- 
lettheile ab;  sie  besteht  aus  krystallinischem,  gegen  po- 
larisirtes  Licht  empfindlichen  kohlensaurem  Kalk. 


Allgemeiner  Bau  des  Gehäuses  einer  typischen 

Stramatopore. 

Die  Gehäuse  der  typischen  Stromatoporen  sind  das 
Prodnet  einer  Tielfach  wiederholten  Aufeinanderlageruog 

von  Schichten  oder  Lamellen.  Sie  sind  theils  von  kuge- 
liger, knolliger,  birnförmiger  oder  walzenförmiger  Gestalt, 
theils  bilden  sie  dünne  Krusten  oder  dicke  Platten;  selte- 
ner sind  sie  ästig  verzweigt  oder  massig  mit  knoUen-  oder 
fingerförmigen  Fortsätzen.  Sie  sind  entweder  an  fremden 
Kürperu  au-,  oder  seltener  um  fremde  Körper  herumge- 
waohsen. 

Die  von  Stromatopora  überwachsenen  fremden  Körper 
sind  oft  nachträglich  au%elöst  worden,  und  haben  so  zur 

Bildung  von  Hohlräumen  Veranlassung  gegeben,  welche 
später  oft  wieder  durch  Versteinerungsmaterial  ausgefüllt 
wurden,  und  welche  in  gar  keiner  organischen  Bez^iehung 
zvl  dem  Skelet  der  Stromatoporen  selbst  stehen. 

Die  sehr  dttnnen,  porösen,  mehr  oder  weniger  paral- 
lelen, ziemlich  gleich  dicken  Lamellen  liegen  möglichst 
horizontal  übereinander,  oder  jede  folgende  Lamelle  legt 
sich  concentrisch  um  die  vorhergehende  herum.  Sie  wer- 
den von  einander  getrennt  durch  ZwischenriUime,  die  In- 
terlaminarräume  (Fig.  1  und  2)|  welche  etwa  doppelt  ao 


• 

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255 


diek  sind,  als  die 
Sehiohten  selbst 

Zwischen  letztern 
wird  eine  Verbin- 
dung hergestellt 
dsrcb  ein  System 
nekr  oder  weniger 
senkrecht  zu 


den       ^^^^^  Vtiüfflxstinttl  in  nxtSnibmt  Or6m. 

Lamellen  stehender  Säuleben  (Fig.  1  und  2).  Eine  bäubge, 
jedoeb  niebt  wesent- 


Kcbe   ErsebeinuDg  Lrid^ 


bei  den  tj^pisebeu 
Strom  atoporen  ist 
die,  dass  sieb  in  den  g^^^öü^ 
interlaminarenBän-  Fig.  2. 

men  zwischen   den  SlrmMl«;}i«ni  «iMlM.  TerticalaolmiU  in  aechüfacher 

Säulchen   cylindri-  ®^  • 

sehe  Hohlräume  hindurebwinden,  welehe  entweder  Ton  Cen- 
tren naoh  allen  Biobtnngen  stem- 
ftnnig ausstrahlen  (Fig.  3),  oder  un- 
regelmässig wurmförmig  gewunden 
sind  (Fig.  4). 

Macbt  man  darch  eine  typi- 
sche Stromatopore  einen  Vertieal- 
schnitt,  d.  h.  einen  Schnitt  senk- 
recht zu  den  Schichten  des  Ge- 
häuses, so  treten  an  der  Scbnitt- 
fli^Ae  die  Lamellen  als  parallele 
Linien  auf  (Fig.  1  und  2J,  welche 
durch  die  verticalen  Sänlchen  mit 
einander  in  Verbindung  stehen, 
können  ohne  Unterbrechong; 
eine  ganze  Beihe  von  anfein* 
ander  folgenden  Interlaminar- 
räumen  durchsetzen  (Fig.  1), 
oder  sie  kOnnen  aut  einen  ein- 
zigen Interlaminarranm  be* 
sehrinkt  sein  (Fig.  2),  oder  end- 
lich erreichen  viele  derselben 
die  über  ihnen  liegende  Lamelle 
nicht  und  erscheinen  in  Folge 


Firr.  3. 
Sinmatopora  astreites. 
OenlMlittr  Schnitt  Ja  teelu- 
facher  Oröaae. 

Die  einzelnen  Säulchen 


Fig.  4. 


dessen  als  kleine  Höcker  auf 


Stromatopora  BeutkiL  HorlsontAlachnitt 
in  fanfflrthor  QiOne. 


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256 


den  Lamellen  (Fig.  2).  Im  Ganzen  rufen  die  Elemente  des 
Skelets  auf  der  yertioalen  Schnittfl&ohe  ein  Netzwerk  Ton 
mehr  oder  weniger  reehtwinkligen  Masehen  henror. 

Durch  einen  Horizontalschnitt,  d.  h.  durch  einen  Schnitt 
möglichst  parallel  zu  den  Lamellen,  werden  in  Folge  des 
welligen  Verlaufes  derselben  abwechselnd  die  Interlami- 
nanHome  mid  die  Lamellen  getroffen.  In  Folge  deosen 
wechseln  auf  horizontalen  Schnittflächen  die  Zonen  mit 
den  durchsclinitteneu  Enden  der  Säulchen,  welche  als  kleine 
rnndliche  oder  elliptische  Flecken  auftreten,  ab  mit  den- 
jenigen Zonen,  in  denen  die  schräge  geschnittenen,  nicht 
scharf  gegen  die  Umgebung  sich  abhebenden  Lamdlen  an 
der  Schnittfläche  erscheinen  (Fig.  3  und  5). 

Ich  halte  die  Anordnung  der  Elemente  des  Skelets 
in  wesentlich  horizontaler  und  verticaler,  resp.  concentri- 
scher  nnd  radialer  Richtung  für  einen  wesentlichen  Char 
irakter  der  typischen  Stromatoporen.  Dass  die  Elemente 


tungen  gruppirt  sind,  sondern  nach  allen  Richtungen  hin 
verlaufen,  so  dass  dadurch  ein  Gewebe  entsteht,  bei  dem 
man  nicht  mehr  die  Lamellen  von  den  auf  ihnen  senk- 
recht stehenden  Sftnlchen  nnterscheiden  kann,  diese  Er- 
scheinung habe  ich  nur  bei  Caunopora  Phill.,  jener  von  den 
typischen  Stromatoporen  abweichenden  Form  gefunden. 
Siromatopora  SchmidHi  Bos.'),  an  welcher  von  Bosen 
eine  solche  Straktar,  die  sogenannte  rnndmaschige  Struk- 
tur beobachtete,  ist  keine  S^cmaltopora^  sondern  eine 
Caunopora  FhiU. 

Den  in  diesem  Artikel  in  grossen  Zügen  auseinander- 
gesetzten typischen  Bau  haben  sämmtliche  von  äoldfass 
im  rheinischen  Devon  gesammelten,  in  der  Sammlung  im 
Poppelsdorfer  Schloss  aufgestellten  Stromatoporen,  welche 
Goldfuss  zuerst  unter  verscliiedeuen  Namen,  wie  Trages 
eapitatumj  Ceriopora  verrucosa^  beschrieben  hatte,  und 
'welche  er  später  unter  dem  Namen  Stramahpora  vereinigte. 

Ich  gehe  nun  zu  einer  näheren  Betrachtung  der  ein- 
seinen Theile  des  Skelets  der  Gattung  Siromatopora  Uber. 

1)  Roien,  Straot  d.  Strom.  S.  64  Tf.  IV,  Fig.  1  a.  2;  Tf.V,  Fig.  1  a.2. 


des  Skelets 


beiden  genannten  Rich- 


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257 


Oberfläche  von  Stromatapora. 

Nnr  selten  heften  sich  die  Stromatoporen  mit  ihrer 
ganzen  untern  Fläche  an  eine  Unterlage  fest;  vielmehr 
and  sie  meistens  nur  mit  einer  kleinen  Stelle  anfgewaehsen. 
Im  letzieni  Falle  ist  der  nicht  festgeheftete  Theil  der  nn- 
tern  Fläche  oft  mit  einer  strnkturlosen  concentrisch  runz- 
lichen  sehr  dünnen,  nicht  porüsen  Membran,  der  Epithek, 
bedeckt  Bei  StromatoporeUi  wo  die  Schichten  horizontal 
ttbereinanderliegen,  nnd  nicht  an  der  untersten  Flttehe, 
sondern  seitlich  ihr  Ende  nehmen,  sind  auch  die  Seiten 
des  Skelets  von  einer  solchen  strukturlosen  Haut,  ähnlich 
der  Epithek  überzogen. 

Die  Oberfläche  der  Stromatoporen  ist  nur  an  gut  er- 
hsUenen  Exemplaren  zu  studiren.  Aber  selbst  bei  diesen 
hat  die  Oberfläche  ein  so  verschiedenes  Aussehen,  dass 
mao  nicht  direct  eine  positive  Meinung  über  die  Be- 
schaffenheit derselben  fassen  kann.  Die  Oberfläche  ist 
entweder  scheinbar  homogen,  oder  mit  kleinen  Foren  ver- 
ishen,  oder  mit  feinen  Körnchen  besetzt,  oder  endlich  mit 
einer  strnkturlosen ,  der  Epithek  ähnlichen  Membran, 
überzogen.  Letzteres  ist  namentlich  bei  den  Stromatoporen 
Ten  Bttchel  aus  dem  Paffrather  Kalk  der  Fall.  Bei  diesen 
ist  die  strukturlose,  die  Oberfläche  Aberziehende  Deck- 
sdiicht  wahrscheinlich  in  Folge  der  Verdichtung  des  Ge- 
webes an  der  Oberfläche  entstanden.  Ob  diese  Deck- 
sehicht  fUr  die  Stromatoporen  wesentlich  ist^  vermag  ich 
nicht  zu  sagen;  jedenfalls  ist  sie  nur  in  den  seltenern  Fällen 
foifasnden.  Vielmehr  hat  die  Oberfläche  in  der  Regel  nur 
em  scheinbar  homogenes,  ein  porOses  oder  ein  k(5meliges 
Anssehen.  Die  homogene,  poröse,  oder  körnelige  Struktur 
der  Oberfläche  hängt  theils  von  dem  Erhaltungszustände 
theils  dayon^  ob  die  zuletzt  ausgeschiedenen  Elemente 
efaies  Gehäuses  eine  Lamelle  oder  ob  es  yertioale  Säulchen, 
die  Vorläufer  einer  neuen  Schicht,  waren. 

Eine  homogene  Beschaflenheit  hat  die  Oberfläche, 
wenn  auch  an  ihr  die  Hohlräume  des  Skelets  mit  Ver- 
•teinemngsmaterial  erfüllt  sind«  —  Wenn  eine  Lamelle  die 


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258 


OberflSohe  einer  Stromatapora  bildet,  nnd  das  Versteine- 

ruugsraaterial,  welches  die  feinen  Poren  der  Lamellen  er- 
füllte, durch  den  Verwitterungsprocess  fortgeführt  worden 
ist,  80  hat  die  Oberfläche  eine  fein  poröse  Beschaffenheit. 
Von  deiyenigen  Antoreiiy  welche  die  Stromatoporen  für 
Sebwttmme  halten,  wurden  die  feinen  OberflSebenporen 
fllr  Ostien  angesehen.  Wenn  die  Verwitterung  die  oberste 
Lamelle  selbst  angreift,  erhält  die  Oberfläche  ein  wurm- 
f&rmig  zerfressenes  Aussehen.  An  den  Stellen,  wo  die 
oberste  Lamelle  yollstftndig  rerwittert  ist,  wird  der  da^ 
unter  liegende  interlamellare  Raum  mit  den  vertikalen 
Säalchen  blosgelegt;  an  diesen  Stellen  ist  das  granulirte 
Aassehen  der  Oberfläche  also  nicht  ursprünglich,  sondern 
secnndär,  eine  Folge  der  Verwitterung  der  obersten  La- 
melle. —  Hkufig  erheben  sich  anf  der  ganzen  zuletzt  ans- 
gesohiedencn  Lamelle,  oder  auf  einem  Theile  derselben, 
noch  die  Anfänge  von  verticalen  Säulcben,  welche  der 
Oberfläche  ein  granulirtes  Aussehen  verleihen.  Dieses  ist 
z.  B.  bei  denjenigen  Exemplar  der  Fall,  welches  Gold* 
fuss  als  Trages  copiMiim  0  abgebildet  bat.  In  keinem 
einzigen  Falle  habe  ich  centrale  Oeflfnungen  in  den  Säul- 
cben an  der  Oberfläche  beobachtet.  Zwischen  den  Säul- 
chen der  Oberfläche  winden  sich  häufig  rinnenartige  Ver- 
tiefungen hindurch ;  es  sind  die  Eindrucke,  welche  röhren- 
ftrmige  Partien  des  Coenosarcs  hinterlassen  haben. 

Exemplare,  bei  denen  die  Oberfläche  an  der  einen 
Stelle  scheinbar  homogen,  an  der  andern  Stelle  porös  und 
an  noch  andern.  Stellen  granulirt  ist,  gehören  durohims 
nicht  zu  den  Seltenheiten.  Andrerseits  iLann  man  von 
einer  und  derselben  Speeles  Exemplare  mit  glatter  und 
solche  mit  granulirter  Oberfläche  finden.  Ich  halte  es  da- 
her iUr  unrichtig,  die  körnelige  Structur  der  Oberfläche 
als  obaraoteristisches  Merkmal  fär  gewisse  Speeles  zu  be- 
trachten wie  Nicholson  dieses  z.  B.  bei  seiner  Stromoikh 
pora  grmulata^)^  und  Goldfuss  dieses  zuerst  bei  Tra^ 


1)  Petr.  Germ.  Bd.  1.  Taf.  Y,  Fig.  6. 

2)  Ann.  uid  Mag.  Nat.  Büit.  Ser.  4»  vol.  Xü,  p.  94,  pl.  IV, 

fig.  8. 


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259 


capiiaimi  gethan  hat  Dahingegen  sind  Warzen-,  Höcker- 
büdQDgen,  sowie  fingerfttrinige  Fortsätze  der  Oberflilche 
wohl  zur  Unterscheidung  der  Speeles  zu  verwenden. 

Häufig  beiiüdeu  sich  an  der  Spitze  der  Warzen  und 
Höcker  eine  oder  mehrere  Oeffnungen,  die  Endigongen 
yertiealer  Kanäle,  welche  von  Nicholson,  Brosen-  nnd 
andern  fttr  Ansflnsskanäle,  Ton  Römer  für  seenndäre, 
durch  Parasiten  veranlasste  Gebilde  gehalten  werden. 
Meine  Ansicht  über  diese  verticalen  Hohlräume,  welche 
mit  keiner  der  beiden  erwähnten  Ansichten  Übereinstimmt, 
werde  ich  an  einer  andern  Stelle  aassprechen. 

Endlich  sind  noch  conoentrische  Zeichnungen  zu  er- 
wähnen, die  häutig  auf  der  Oberfläche  höckeriger  Exem- 
plare beobachtet  werden.  Sie  sind  eine  Folge  der  Ver- 
Witterung»  welche  mehrere  Lamellen  an  der  Spitze  der 
BJMLer  angegriffen  hat. 


I}ie  verticaleti  SäuZchen  von  Straniatopora» 

Verticale  Säuleben  nenne  ich  die  vom  Coenosare 

ausgeschiedenen  Elemente  des  Stromatoporenskelets,  welche 
»ich  senkrecht  auf  den  concentrischen  oder  horizontalen 
Lamellen  erheben  nnd  die  anfeinanderfolgenden  Lamellen 
verbinden.  Diese  Sänlehen  werden  zuerst  von  John 
Phillips  |bei  der  Beschreibung  \oy\  Stromatopora  pohjmor- 
pha  erwähnt,  welche  nach  dem  genannten  Verl'asser  be- 
steht ans  concentrischen  Schichten  und  „vertical  filaments^'. 
Von  Phillips,  den  Oebrfldem  Sandberger  nnd  Hall  war- 
den  die  Säulchen  als  elliptische  Röhrchen  aufgefasst,  während 
Yon  Rosen  sie  für  aus  Hornfasern  zusammengesetzte 
FaserbUscbel  hält.  Nicholson  nennt  die  Säulchen  f^verti" 
eal  pShars^';  Carter  endlich  hat  ihnen  den  Namen  «^ver- 
tkäl  rods^*  gegeben. 

Die  verticalen  Säulchen  erheben  sich  dicht  gedrängt 
auf  der  Oberfläche  der  parallelen  Lamelleu.  Wenn  auch 
nicht  nach  bestimmten  Gesetzen  angeordnet,  so  stehen  sie 
doch  in  ziemlich  gleichen  Entfernungen  yon  etwa  0,4  mm. 
Uire  Dicke  ist  bei  den  verschiedenen  Arten  verschieden, 


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260 


und  zwar  schwankt  ihr  Darchmesser  bei  den  verschiedenen 
Arten  zwischen  0,1  und  0,5  mm.  Bei  den  von  andern 
Antoren  sehen  genauer  beschriebenen  Stromatoporen  sind 

die  Sänlchen  aaf  einen  oder  wenige  interlamellare  Zwi- 
schenräume l)escbränkt,  oder  sie  sind  mdiraentär  und  er- 
scheinen alsdann  als  Höcker  auf  der  Oberfläche  der  La- 
mellen. Bei  den  rheinischen  Stromatoporen  gehOrt  es  je- 
doch nicht  zn  den  Seltenheiten,  dass  die  vertlealen  Still- 
eben ununterbrochen  eine  grosse  Anzahl  von  Lamellen 
durcbsetzen.  Auch  unter  den  von  mir  gesammelten  Exem- 
plaren von  Strotnatopora  befinden  sich  viele,  bei  denen 
dieses  der  Fall  ist,  nnd  ich  konnte  an  Dünnschliffen,  Ter- 
tical  zu  den  Lamellen  dieser  Stromatoporen,  den  Verlanf 
der  einzelneu  Säulcbeu  durch  0,  8,  10  bis  14  Lamellen 
verfolgen. 

Früher  hielt  man  die  Säulchen  vielfach  fttr  ursprüng- 
lich hohl  und  veiglich  sie  mit  den  Kelchen  von  Koralleni 
wie  z.  B.  Hall     gethan  hat,  der  Strtmuxiopdra  und 

2)ora  als  verwandte  Formen  betrachtete.  Aber  selbst  an- 
genommen,  dass  die  Säulcben  hohl  gewesen  sind  und 
Weichtheile  beherbergt  haben,  so  ist  dennoch  obiger  Vor- 
gieioh  nicht  zulSsslich.  Rosen  und  Nicholson  sind  der 
Ansicht,  dass  die  verticalen  Säulchen  solide  Pfeiler  ge- 
wesen seien.  Carter,  der  zuerst  diese  Ansicht  tbeilte, 
hat  später  seine  Meinung  geändert;  er  behauptet  jetzt, 
dass  die  Sttulehen  einen  Aohsenkanal  enthalten  ^aben  und 
▼ennuthet,  dass  dieser  Kanal  sich  nicht  an  der  Spitze  der 
Säulchen  öffne,  sondern  blind  auslaufe,  gerade  wie  die 
Achsenkanäle  der  Nadeln  von  Hydraciinia  und  der  Säulen 
yon  Lahechia.  Nach  Steinmanns  Angaben  sind  übrigens 
die  Säulen  von  Labechia  an  ihrer  Spitze  wohl  durohbohrt 
Welcher  der  beiden  Autoren  in  Betreff  der  Sftulen  ron 
Labechia  Recht  hat,  kann  ich  nicht  sagen,  da  mir  noch 
niemals  eine  Labechia  zu  Gesicht  gekommen  ist.  Aber 
wie  dem  auch  sei,  ich  halte  die  Sänlchen  von  Stromaio^ 


1)  Palaeontogr.  3.  Folge,  Bd.  I.  8.  Lief.  S.  112;  Taf.  XII. 
Fig.  10—12.  ^ 


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261 


pora  fttr  darobans  solide.  Denn  an  keinem  einzigen  der 
von  mir  geaammelten  Exemplare  habe  ieh  an  den  quer- 
st brochenen  Säulchen  eine  hohle  Achse  beobachtet.  Nichol- 
son hat  zwar  an  verkieselten  Stromatoporen  einige  hohle 
Säulchen  gefunden^  doch  schreibt  er  diese  Erscheinung 
wobl  mit  Beekt  dem  Umstände  sn,  dass  diese  Sftnlohen 
Doeh  nicht  ▼oUkemmenyerkieselt  waren,  nnd  dass  die  noch 
nicht  verkieselte  Achse  durch  ein  Lösungsmittel  fortgeführt 
worden  sei. 

An  vielen  Dünnschliffen,  sowohl  an  yertiealen  als 
auch  an  horiaontalen  nahm  ich  mit  Hfilfe  des  Mikroskops 

wahr,  dass  die  Hltlle  oder  die  Rindenschicht  der  Säukheu 
sich  von  der  Achse  derselben  mehr  oder  weniger  deutlich 
abbebt  Die  Achse  ist  bei  durchfallendem  Licht  heller 
bnum,  als  die  Rindenschicht,  und  ich  glaubte  anfangs  dar- 
aus scbliessen  zn  können,  dass  die  Säulchen  einst  einen 
centralen  Kanal  beherbergten.  Bei  genauerer  Beobachtung 
sah  ich  jedoch,  dass  die  Struktur  der  Achse  und  Rinden- 
sehicht  der  Situlchen  dieselbe  war,  und  dass  der  Unter- 
sohied  zwischen  beiden  lediglich  in  der  Färbung  beruht. 
Die  dunklere  Färbung  der  Kindenschicht  bei  durchfallen- 
dem Licht  ist  wohl  dem  Umstände  zuzuschreiben^  dass  die 
Kalkmasse  in  der  Binde  compacter  ist,  als  in  der 
Adise  der  ^laichen.  Dass  die  Ealkmasse  bei  den  Hart- 
Gebilden  dort,  wo  diese  an  die  ursprünglich  von  den 
Weichtheilen  innegehabten  Hohlräume  grenzt,  kompacter 
ist,  sls  im  Innem  der  Harttheile,  ist  durchaus  nichts  Ausser- 
gewOhnliches ;  es  ist  dieses  viehnehr  eine  bei  den  Coelen- 
teraten  sehr  hftufig  beobachtete  Erscheinung.  Es  ist  da- 
her die  hellere  Färbung  der  Achse  der  Säulchen  bei 
durchfallendem  Licht  durchaus  kein  Beweis  für  die  ur- 
sprüngliche Hohlheit  der  Säulchen,  welche  Ansicht  von 
Carter  vertheidigt  wird. 


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262 


Die  JjomeUen  v&u  8trom4Uopora. 

Die  ebenen,  welligen  oder  eoneentrisehen  Lamellen 

der  typischen  Stromatoporen  lagern  sich  parallel  Ubereiü- 
ander;  je  zwei  Lamellen  werden  getrennt  ¥on  einem 
Intorlaminamiim.  Die  Dieke  der  Lamellen  sowohl,  als 
aaeh  der  interlamdlaren  Bänme  ist  bei  jeder  elnsefaieii 
Strotnatopora  ziemlich  constant.  Bei  den  feinmaschigen 
Stromatoporen  erreichen  — 6  Lamellen  mit  den  dazu  ge- 
hörigen 4  resp.  5  Intcrlaminarräumen,  bei  den  grobmaschi- 
gen 2  Lamellen  mit  dem  daawischen  liegenden  Interlaminar- 
ranm  eine  Didse  von  1  mm. 

Die  verwitterten  Exemplare  sind  häufig  in  einer 
Richtung  parallel  den  Lamellen  spalthar.  Nach  meinen 
Beobachtungen  sind  die  Lamellen  von  Stramatopara  ein* 
faeh  nnd  bestehen  nioht  ans  zwei  Blättern.  Daher  gehen 
die  den  Lamellen  parallelen  Spaltungsebenen  immer  darch 
die  interlamellaren  Räume,  und  zwar  kann  der  Bruch  ent- 
weder mitten  durch  einen  interlamellaren  Raum,  oder  dicht 
unter  oder  aber  dicht  ttber  einer  Lamelle  erfolgen.  Die 
beiden  Bmchflftehen,  welche  eine  solche  Spaltnngsebeoe 
begrenzen,  haben  in  der  Regel  ein  gleiches  nnd  homo- 
genes Aussehen,  was  jedenfalls  dem  Zustande  zuzuschrei- 
ben ist,  dass  bei  aaffallendem  Licht  die  Skelettheiie  sich 
schlecht  oder  gar  nicht  Ton  dem  Versteinemngsmaterial 
in  den  HohMnmen  des  Skelets  abheben.  Poren  habe  ich 
niemals,  die  Enden  der  gebrochenen  Sttnlchen  nnr  seilen 
an  den  hier  erwähnten  Bruch  flächen  beobachtet,  was  ich 
dem  Erhaltungszustände  der  von  mir  gesammelten  Stro- 
matoporen znschreibe.  Rosen  ist  der  Ansii^t,  dass  hi 
den  Fullen,  wo  an  den  Bmehflftehen  die  Enden  der  ge- 
broi'benen  Säulchen  nicht  zu  sehen  sind,  die  Ebene  de» 
Bruchs  nicht  durch  die  interlamellaren  Räume  geht.  Er 
schliesst  daher,  dass  jede  zwei  interlamellare  Räume  von 
einander  trennende  Lamelle  ans  zwei  Schichten  bestehe, 
nnd  dass  der  Bmch  häufig  anf  der  Grenze  zwischen  den 
beiden  Blättern  der  Lamellen  erfolge.  Ich  habe  zwei  Stro* 
matoporen  beigelegt,  welche  sich  leicht  parallel  den  La- 


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m 

meUen  spalten  Jaesen;  an  den  Spaltnngaflaehen  ist  ron 
geinroeheoen  Staldien  nichts  tu  sehen.  Doch  zeigen  zwei 

beiliegende  verticale  Dünnschliffe  der  betreffenden  Stroma- 
toporen,  dass  die  Spaltung  nach  den  interlamellaren 
B&nmen  erfolgt. 

Nach  Bosens  Ansicht  ist  also  jeder  Interlaminar- 
ranm  von  einer  obern  und  einer  nnterii  Schicht  begrenzt. 
Die  obere  Schicht  ist  immer  mit  Poren,  den  Einströmiings- 
ttffnongen  versehen.  Bei  yerkieselten  Exemplaren  von 
Ar.  memmUUaia  Ros.')  beobachtete  von  Bosen  auch  in 
der  nntern  Grenzlage  der  Interlaminarräume  Poren  und 
zwAr  in  gerader  Richtung  unter  den  Einströmnngsöffnungen 
der  obern  Grcnzlage.  Auffallend  ist  es  nnr,  dass  an  den 
sehr  gut  ansgefllhrten  Zeichnnngeni  welche  Bosen  von 
Tcrticalen  Dünnschliffen  seiner  Stromatoporen  gemacht  hat, 
nichts  von  der  Zusammensetzung  der  Lamellen  aus  zwei 
BlUttern  zu  sehen  ist.  Auch  ZittP)  macht  in  seinem 
„Handbach  der  Palaeontologie*'  die  Angabe,  dass  bei 
einigen  Stromatoporen  die  Lamellen  ans  zwei  dicht  anf- 
einaiulerlicgenden  Blättern  bestehen.  Niemals  habe  ich  an 
verticaleu  Dünnschliffen  an  den  Lamellen  zwei  Lagen 
unterscheiden  können,  vielmehr  war  immer  jede  Lamelle 
xwei  Interlaminarrftamen  gemeinsam.  An  den  von  mir  an- 
gefertigten Vertiealschnitten  erscheinen  die  quergeschnit- 
tenen Lumellen  als  pariiUcle  Linien,  welche  bei  nicht  sehr 
dünnen  Schliffen  ebenso  deutlich  hervortreten,  als  die  ver- 
ticalen  Säalchen.  Bei  sehr  feinen  Dünnschliffen  hingegen 
heben  sich  die  Lamellen  nur  schwach  gegen  die  Ansfttl- 
lungsmasse  ab,  und  nur  hin  und  wieder  treten  im  Verlaut 
der  die  Lamellen  darstellenden  Linien  Funkte  auf,  welche 
ebenso  dnnkel  gefärbt  sind,  wie  die  Säulchen.  Die  Be- 
deutung dieser  dunklen  Pankte  in  den  Lamellen  an  Ver- 
tiealsehnitten  ergibt  sich  erst  ans  der  Betrachtung  der 
Lamellen  an  Horizontalschnitten. 

Die  durch  ooncentrischen  Bruch  biosgelegten  Lamellen 
haben  ein  mehr  oder  weniger  homogenes  Aussehen.  An 


1)  Struktur  der  Stromatoporen  S.  71,  Taf.  VUL 

2)  I.  Bd.  1.  Abth.  S.  285.  Fig.  198. 


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264 

horizontalen  Dünnschliffen  sieht  man  jedoch,  dass  die  La- 
mellen nichts  weniger  als  compact  sind,  sondern  vielmehr 
ein  Netzwerk  von  drei-  oder  yieleckigen  Maschen  dar- 
stellen. Es  werdMi  also  die  Interlaminarrllame  dvreh 
die  Lamellen  nieht  vollsülndig  Ton  einander  ahgeschnitten, 
vielmehr  können  sie  durch  die  Lamellen  mit  einander  kom- 
municiren.  Die  geraden  Linien,  welche  die  polygonalen 
Maschen  bilden,  sind  von  den  Säuiohen  ausstrahlende 
Arme.  Ob  jeder  dieser  Arme  sieh  mit  seinem  Ende  «a 
das  nächste  in  seiner  Richtung  fallende  Säalcheu  angelegt 
hat,  oder  mit  einem  von  einem  benachbarten  Säulchen 
ansgehenden  Arme  verschmolzen  ist,  kann  ich  nicht  sagen. 
Vieileieht  aber  haben  beide  Proeesse  znr  Bildung  der  La* 
mellen  mitgewirkt  An  einigen  meiner  Horisontalscbnitle 
ist  deutlich  mit  Hülfe  des  Mikroskops  zu  selien,  dass  die 
von  den  Säulchen  ausstrahlenden  horizontalen  Arme  gleich- 
falls eine  hellere  Achse  haben:  doch  sind  die  horizontalen 
Arme  ebensowenig  nrsprttnglich  hohl  gewesen,  wie  die 
Sftnichen  selbst 

Da  die  Lamellen  der  Stromatoporen  niemals  voll- 
kommen horizontal  verlaufen,  so  ist  ein  Horizontalsehnitt 
im  eigentlichen  Sinne  des  Worts  nicht  möglich.  Da  ein 
horizontaler  Schnitt  nnr  annfthemd  parallel  den  Lamellen 
gehen  kann,  so  werden  durch  denselben  abwechselnd  die 
Interlaminarräume  und  die  Lamellen  in  mehr  oder  weniger 
schräger  Eichtung  getroffen  (Fig.  3  u.  5).  In  Folge  dessen 
wechseln  an  horizontalen  Dünnschliffen  Zonen,  die  nur  die 

quergeschnittenen  Sttuloh^n  zeigen, 
ab  mit  Zonen,  die  aus  polygonalen 
.  .  ^  ^*  Maschen  bestehen.   Letztere  werden 

•••'^'^^  •  hervorgebracht  durch  die  4— 6  Arme, 
!  *^f^  •  .  Kt:^  .  -9  welche  von  jedem  vertioalen  Säulchen 

in  horizontaler  Richtung  ausstrahlen. 
Fig.  3  u.  5.  Durch  die  Zusammen- 
setzung der  Lamellen  aus  polygo- 
nalen Maschen  werden  auch  die 
Fig.  5.  dunklen  Punkte  in  den  parallelen 

Hori«)nui.chaitt  in  fünf.    Lamelleu  au  verticalen  Dttnnscbiif- 

teu  erklärt;  diese  dunklen  Punkte 


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265 


denlm  niolits  anderes  an,  ab  die  Stelleoi  an  welchen  die 
horiiontalen  Anne  Ton  der  SchnittflSche  getroffen  werden. 

Die  Zusammensetzung  der  Lamellen  aus  polygo- 
nalen oder  dreieckigen  Maschen  ist  von  grosser  Wichtig- 
keit für  die  systematische  Stellung  der  typischen  Stro- 
matoporen;  sie  ist  eine  von  den  Eigenschaften,  welche 
Strmatapora  mit  Hffdradkna  gemein  hat,  denn  die  La- 
mellen von  Hydractinia  sind  ebenfalls  ein  Netzwerk 
polygonaler  Maschen;  die  Maschen  dieses  Netzwerkes 
und  gleichfalls  gebildet  durch  horizontale  Arme  der 
fertiealen  Elemente  des  Geh&nses  von  Hydraelimia,  Wie 
Carter  angibt,  erscheinen  die  Lamellen  von  Hjfdrae-' 
tifiia  trotz  ihrer  netzf()rmigen  Beschaffenheit  wie  die  Quer- 
Bchnitte  von  continuir liehen  Platten,  gerade  wie  die  La- 
mellen der  Stromatoporen  als  eontinnirliche  Linien  an 
sieht  ta  dttnnen  Verticalschnitten  auftreten. 

Die  Poren  der  Lamellen  der  Stromatoporen  haben 
dieselbe  Bedeutung  gehabt,  wie  sie  die  Poren  der  Lamellen 
von  Hydractinia  haben,  d.  h.  sie  sind  die  AostrittsöfifnaDgen 
für  die  Polypen  Ton  Strümatopora  gewesen. 

Wegen  der  Aehnlichkeit,  welche  die  Straktnr  der 
typischen  Stromatoporen  mit  der  der  hexactinelliden  Spon- 
gien  hat,  nannte  Carter  sie  zuerst  „hexactinellid  struc- 
tare".  Da  aber  bei  den  Stromatoporen  von  den  vertikalen 
Siolehen  3,  4,  ö  bis  6  nnd  nicht  nnr  4  aufeinander  senk- 
Tseht  stehende  horizontale  Arme  ansstraUen  wie  bei  den 
hexactinelliden  Spongien,  so  setzte  Carter  spftter  an 
Stelle  des  Ausdrucks  , hexactinellid  structure"  den  Aus- 
dmek  ,,rectiiinear  structure''.  Carter  stellt  der  „rectilinear 
itroeture'*  die  „currilinear  structure^'  entgegen,  bei  welcher 
▼eitioale  nnd  horizontale  Elemente  nicht  zu  unterscheiden 
sind.  Auf  die  krummlinige  Struktur  werde  ich  an  einer 
andern  Stelle  zurückkommen,  da  ich  dieselbe  bei  StramtiUh 
pora  nicht  beobachtet  habe. 

  / 

JBMrüeke  röhrenartiger  JEMsätze  des  Coeno- 
MTcs  im  Gehüuse  von  Stramatop&ra* 

Keine  Gebilde  der  Strouiato])oren  sind  so  verschieden 

Reutet  worden,  wie  die  kaualartigen  Hohlräume,  welche 


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266 


die  röhreiiartigen  Fortsätze  des  Coenosarcs  im  Gewebe 
der  Stromatoporeu  hinterlassen  haben.  Sie  sind  nicht 
mikroskopisch  und  faUeOi  wo  sie  Torbaiideii  sind»  deol- 
lieh  in  die  Angen.  In  den  meisten  FSllen  sind  sie 
parallel,  nur  seltener  senkrecht  den  Lamelleu.  Erstere  wur- 
den von  Goldfuss  für  durch  die  Verwitterung  ver- 
anlasste Furchen  der  Oberfläche  gehalten.  Durch  die  Ver> 
witterang  werden  die  Furehen  jedoch  nieht  voran  laset, 
Bondem  sie  werden  hftnfig  erst  in  Folge  der  Vervnttening 
der  obersten  Lamelle  sichtbar.  Rosen  betrachtet  die 
Furchen  als  Ausflusskanäle  von  Spongien.  Bevor  Carter 
die  richtige  Nator  der  rinnenartigen  ^Vertiefungen  in  den 
Interiamtnarrftnmen  der  Stromatoporen  eriuumt  hatte,  hieb 
er  dieselben  noch  für  Kanäle.  In  seiner  Abhandlung  ,,0b 
the  close  Relatioiiöhip  of  Hydractinia,  Parkeria  and  Stro- 
matopora'' wo  Carter  die  Auimerksamkeit  auf  die 
Aehülichkeit  der  Oiganisation  von  Ifydractima  und  Stro- 
fmUopara  lenkt,  spricht  er  sich  dahin  ans,  dass  die  stern- 
förmig gruppirten  Rinnen  in  den  Interlaminarräumen  der 
Stromatoporen  Kanäle  seien,  welche  den  Kanälen  in  den 
grossen  Nadeln  von  Hydractinia  entsprechen.  Carter 
sah  jedoch  bald  selbst  die  Unsulttsslichkeit  dieses  Ver- 
gleiches ein.  In  dem  Anbatze:  „On  new  Speeles  of  Hy- 
dractiniidae,  Recent  and  Fossil  and  on  the  Identity  in 
Structure  of  Millepora  alcicomis  with  Stromatopora"  -)  er- 
kennt er  die  wahre  Natur  der  fraglichen  Vertiefungen  der  Stro- 
matoporen; er  erkennt,  dass  die  stemidnnigen  AsshOhlnnges 
dffir  inlerlamellaren  Räume  flbr  Siramatopora  dieselbe  Be- 
deutung haben,  wie  die  unregelmässig  verzweigten  unter 
der  Oberfläche  liegenden  Furchen  itir  Miüepara  und  die 
mehr  oder  weniger  sternförmigen  Vertiefongen  der  La- 
mellen fttr  manche  Hjdractinlen.  Von  letastom  aber  hatte 
er  schon  bewiesen,  dass  sie  nicht  ein  Kanalsystem  seien, 
sondern  Eindrücke  röhrenartiger  Fortsätze  des  Coenosarcs. 
Dass  Carter  jetzt  die  sternförmigen  Aushöhlungen  in  dem 
Gewebe  der  Stromatoporen  ftr  aeqvivalent  den  Toboi 


1)  Ann.  and  Mag.  Nat.  Eist.  Ser.  4.  T.  XIX,  p.  44,  pl.  YIIL  1877. 

2)  Ann.  aad  Mag.  Nat.  Bist  Ser.  5,  T.  I.  p.  298,  pl.  XVII.  1878. 


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207 


TOD  MiUepora  hält,  kann  mau  sich  nar  aus  dem  zu  zähen 
Festhalten  Carters  an  die  enge  Verwandtaohaffc  zwisehen 
Stramaiopora  nnd  MiUepora  erklären.  In  seiner  Abhand- 
lung: nOn  tbe  probable  Nature  of  the  Animal,  which  pro- 

'  düced  the  Stromatoporidae,  traeed  through  Hydractinia, 

I  Millepora  alcioomis  and  Caonopora  to  Stromatopora''  ^) 
bitte  Carter  die  Taben  von  Caunopara  mit  den  Z^en 
Toa  MUlepora  yerglidien«    Nachdem  er  knrse  Zeit  nach- 

1  her  die  Tuben  von  Caunopora  für  secundilre  Gebilde  er- 
klärt hat,  fällt  obiger  Vergleich  selbverständlieh  fort, 
and  Carter  sieht  sich  genöthi^  bei  StratncUopara  nach 
indem  Gebilden  za  sneheni  die  gleichbedeatend  mit  den 
Zellen  von  MUlepora  sind  nnd  findet  solche  in  den  Astro- 
rhizen,  in  deren  grössern  Zweigen  Carter  zuerst  bei  Stro- 
matopara  dartingtoniensis  bödenartige  Queriamellen  ent- 
deckt haben  will.  Die  Art  nnd  Weise,  wie  Carter  zn 
dem  Vergleich  der  Astrorhizen  mit  den  Zellen  Ton  JUtB»- 
fora  kommt,  erinnert  in  etwa  an  die  Art,  wie  Carter 

I  früher  zum  Vergleich  der  Artrorhizen  mit  den  Kanälen  der 
gro&ien  Nadeln  von  Hydractinia  und  daran,  wie  Carter 
dm  kam,  die  Säolchen  der  Stromatoporen  fUr  hohl  za 
Uten. 

Unter  den  von  mir  gesammelten  Stromatoporen  befin- 
den sich  viele  mit  sehr  gut  ausgebildeten  Astrorhizen. 
Doch  habe  ich  auch  in  den  grössten  Zweigen  der  Astror- 
Hiiien  nicht  die  geringsten  Sparen  von  Qnermembranen 
entdeckt,  die  sich  mit  Btfden  vergleichen  Hessen.  Den 
Zellen  von  MiUepora  entsprechende  Gebilde  sind  bei  den 
tvpiscben  Stromatoporen  nun  einmal  nicht  vorhanden.  Die 
(isttong  Stromatopora  ist  meiner  Meinung  nach  viel  näher 
▼emandt  mit  der  Gattung  Hydraß^tmOf  nnd  der  Vergleidi 
swischen  den  Forchen  der  Stromatoporen  und  Hydraetinien 

j  liegt  sehr  nahe. 

Bei  den  kaualartigen  Hohlräumen,  welche  das  Coenos- 

;  m  im  GebtaBe  vieler  typischer  Stromatoporen  hinter- 
lanen  hat,  nnterseheide  ich,  wie  schon  oben  bemerkt,  neben 
denjenigen,  welche  parallel  den  Lamellen  lanfen,  noch 
aolche,  die  senkrecht  zu  den  Lamellen  gerichtet  sind. 

l)  Ana  ttd  Mag.  Kit  Hiit.  Ser.  V.  T.  U,  p.  804,  1878. 


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268 


Erstere  winden  sich  zwischen  den  Sänlchen  der  interla- 
mellaren  Räume  hindurch;  sie  siDd  ohne  Wände  und  stehen 
mit  den  ttbrigen  H&hlongen  des  Goenenehyms  in  offener 
Verbindung.  Sie  sind  aof  die  interlamellaren  Rftame  be- 
schränkt, d.  h,  sie  gehen  nicht  von  einem  interlamellaren 
Raum  in  den  andern.  In  den  meisten  Fällen  strahlen  sie 
von  einem  etwas  erhabenen  Centrum  nach  allen  Rich- 
tungen hin  ans,  d.  h.  sie  sind  als  Astrorhiam  ansgebiidet 
Naeb  der  Peripherie  hin  yerzw^gen  sieh  die  einselne^ 
Strahlen,  sie  werden  immer  schmaler,  bis  sie  sich  endlich 
zwischen  den  Säulchen  verlieren.  Häuüg  anastomosiren  die 
Zweige  einer  einzelnen  Astrorhiza  sowie  die  Zweige  der 
benachbarten  Astrorhizen  miteinander.  Bei  denjenigen  1y- 
*  pisehen  Stromatoporen,  bei  welchen  die  Astrorhieen  ror- 
kommen,  kommen  sie  in  grosser  Zahl  vor.  In  diesem  Falle 
sind  die  Gruppen  zwar  unregelmässig  in  den  einzelnen 
Interlaminarränmen  zerstreut,  doch  stehen  die  Centren  der 
einzelnen  Astrorhizen  in  ziemlich  gleichen  Entfernungen. 
Die  Astrorhizen  wiederholen  sich  in  jedem  Interlaminar- 
raum  und  können  daher  nicht  mit  den  sternförmigen  Ka- 
nalsystemen,  wie  sie  nur  an  der  Oberfläche  einiger 
Spongien  Torkommen,  yerwechselt  werden.  —  Die  Ooitren 
der  «Astrorhizen  eines  Interlaminarraums  kOnnen  gerade 
über  den  Centren  der  Astrorhizen  des  darunter  liegenden 
Interlaminarraums  fallen,  was  jedoch  nicht  immer  der 
FaU  ist. 

Ich  halte  auch  die  radialen  KanlUe,  welche  an  der 
Spitze  von  Hitokem  von  Siramaiopora  mttnden,  in  gewissen 

Fällen  für  Eindrücke,  welche  von  cylindrischen  Partieen 
des  Coenosarcs  hinterlassen  worden  sind.  Nach  Bosen 
und  Nicholson  sind  alle  Kanäle,  welche  senkrecht  zu 
den  Lamellen  das  Oehftuse  der  Stromatoporen  durehsetzen, 
Aosflusskanäle,  nach  Ferd.  ROmer  durch  Parasiten  ver- 
anlasste Hohlräume.  Ich  bezweifle  nicht,  dass  Römer 
an  mehreren  Exemplaren  am  Grunde  der  Höcker  Parasiten 
gefunden  hat«  welche  durch  die  Poren  an  der  Spitze  der 
Warz^  die  Verbindung  mit  dem  umgebenden  Wasser  auf- 
recht erhielten.  Wohl  aber  bezweifle  ich  die  allgemeine 
Gültigkeit  des  Satzes  von  der  secundären  Natur  der  durch- 


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bohrten  HOcker.  Carter  hält  die  bei  Sh^amahpora  vor- 
kommenden radialen  cylindriscben  Hohlräume,  welche 
nicht  parasitischen  Ursprungs  sind,  fUr  Zellen.  Von  den 
Kao&len,  welche  zum  Theil  die  Warzen  von  Stramatopara 
mammülcUa  Nich.  >)  darehbohren,  glanbe  idi,  dass  es  se- 
emidäre  Gebilde  sind;  denn  die  Warzen  sind  erstens  sehr 
UDregelraäijsig  vertheilt  und  fetf'ner  nur  zum  Theil  mit  Ka- 
nälen verseben.  Dieselbe  Ansicht  habe  ich  in  Betreff  der 
radialen  Hohlräume  von  Stromatopora  tiubemtlaia  Nich. 
und  der  von  Stramaiopora  Eindei  Nich.  Bei  der  erstem' 
sind  die  genannten  Hohlräume  nicht  einmal  bei  allen  Exem- 
plaren vorbanden.  Die  radialen,  wandlosen  und  daher 
nicht  mit  den  Zellen  von  Caunopora  zu  vergleichenden 
Bdhren  bei  Siromatopora  pciymofpha  äoldf.  (Taf.  LXIV 
Fig.  8d)  nnd  bei  Caunopora  hmkomca  Daws.  *)  sind  weder 
seeundärc  Gebilde,  noch  Zellen.  Ich  halte  sie  vielmehr 
wie  die  Astrorhizen  für  Eindrücke  des  Coenosacrs.  Bei  der 
erwähnten  Siromatopora  polymorpha  Goldf.  sowie  bei 
Boeh  einigen  andern  Exemplaren  von  StromaU^^ora  ans 
der  Sammlung  im  Poppelsdorfer  Schloss  sind  die  mehr 
oder  weniger  regelmässig  vertheilten  Höcker  mit  einem 
Achsenkanal  versehen.  Die  Oeifnungen  an  der  Spitze  der 
H(icker  dieser  Stromatoporen  stnd  die  Centren  von  Astro- 
rhizen. Kein  einziges  Gentmm  liegt  zwischen  je  zwei 
Höckern  der  Oberfläche.  Daraos  folgt  ziemlich  selbver- 
ständlich,  dass  auch  die  Centren  der  im  Innern  liegenden 
Astrorhizen  in  der  centralen  Achse  der  Höcker  liegen. 
Aach  bei  Siromatopora  dariingiomenoia  Gart  ^)  liegen  die 
Ceatren  der  Astrorhizen  an  der  Spitze  von  durchbohrten 
Erhöhungen,  und,  wie  aus  einer  Zeichnung  Carters  her- 
vorgeht, stehen  die  mit  iliieu  Ccutren  übereinanderliegen- 


1)  Ann.  A&d  Mag.  Nat.  ÜUt.  Ser.  4,  T.  XII,  p.  94,  pl.  IV 
%  1  1878. 

2)  ADD.  and  Mag.  Nat.  Hist.  Ser.  4»  T.  XIII,  p.  8,  fig.  1. 1874. 
^  Ann.  and  Mag.  Nat  Hitt.Ser.4.  T.  XIII,  p.  12,  fig.  8.  1874. 

4)  Quart  Jonm.  GeoU  8oo.  Lond.  T.  XXXV,  p.  56,  pL  IV 
%  9,  pL  y  fig.  10. 

5)  Ann.  and  Mag.  Nat  Hist  Ser.  6,  irol  VI.  1880. 

T«h.  d.  uat.  Ver.  Jalirg.  XXXVIII.  4.  Folge.  YIU.  Bd.  |Q 


I 


270 

den  Astrorhizen  der  Terschiedeuen  Lamellen  mit  einander 
durch  eine  verticale  Tube  in  Verbindung,  welche  die  cen- 
trale Achse  der  Höcker  bildet.  Die  erwähnten  Beobach- 
tungen haben  in  mir  die  Ueberzengung  hervoigebraclit, 
dass  die  radialen  Hohlräume  in  der  Aehse  der  HOcker 
einst  die  eoeuosarcale  Achse  enthielten,  von  der  aus  cy- 
lindrische  Fortsätze  sich  in  j«dem  interlamellareu  Zwischen- 
raom  nach  allen  Bichtangen  hin  abzweigten. 

Da  die  Zweige  der  Astrorhizen  sich  nach  der  Peri- 
pherie hin  verjüngen,  so  werden  dadurch,  dass  die  Cen- 
tren der  Astrorhizen  eines  Interlaminarraunis  immer  gerade 
ttber  den  Centren  der  Astrorhizen  des  nächst  ältern  Inter^ 
laminarranms  falleui  H()ckerbildangen  veranlasst. 

In  den  Fällen,  wo  die  Centren  der  Astrorhizen  der 
verschiedenen  Interlaminarräume  nicht  iibereinanderfallen, 
wie  es  bei  manchen  der  von  mir  gefundenen  Stromato- 
poren  der  Fall  ist,  sind  die  Centren  der  Astrorhizen  nicht 
dnrchbohrt  und  liegen  auch  nicht  an  der  Spitze  ron 
Höckern.  Mehrere  Exemplare  habe  ich  gefunden,  bei  de- 
nen die  Hücker  nicht  von  einem  centralen  Kanal  durchbohrt 
sind,  denen  auch  die  Astrorhizen  fehlen.  Sehr  wahrschein- 
lich werden  anch  Stromatoporen  mit  soliden  Höcken 
existiren,  bei  denen  Astrorhizen  wohl  Torhanden  sind. 
l)o(ih  werden  in  diesem  Falle  die  Centren  der  Astrorhizeu 
nicht  an  die  Spitze  der  Höcker  gebunden  sein. 

Bei  Stromatopora  pclymorpha  Ooldi  Taf.  LXIY. 
Fig.  8e  shid  die  fingerförmigen  Fortsätze  von  einem  ein- 
zigen centralen  Kanal  durchbohrt;  bei  Stromatopora  poly- 
morplM  Gold  f.  Taf.  LXIV  Fig.  8f  verlaufen  in  der  Achse 
der  fingerförmigen  Fortsätze  mehrere  parallele  Kanäle. 
Anch  diese  Hohlrilnme  halte  ich  ftlr  Eindrflcke  cylindri- 
scher  Partieen  des  Coenosarcs,  wenn  auch  bei  den  beiden 
Goldfuss'sehen  Originalen  an  den  fingerf('»rmigeu  Fort- 
Sätzen  von  Astrorhizen  nur  geringe  S]mreu  zu  sehen  sind. 

Bei  den  von  mir  gefundenen  Exemplaren  von 
matopora  mit  yerhältnissmässig  grobmasehiger  Stmctur 
sind  die  Eindrücke  des  Coenosarcs  nicht  als  Astrorhi/en 
ausgebildet,  sondern  sie  l)ilden  wurmförmig  in  den  Int^r- 
laminarräumen  yerlaufende  cylindrische  Hohlräume  (Fig.4). 


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271 


Sie  sind  wahrscbeiulich  auf  die  Interlamiiuirränme  be- 
schränkt und  geheu  nicht  aus  «ioem  iuterlameiiarea  Baam 
in  dein  andern.  Denn  an  sämmtlichen  von  mir  angefer- 
ti^n  verticalen  Dflnnschliffen  liegen  die  Querschnitte  der 
wuinitormig  gewundenen  Hohlräume  in  den  interlamel- 
laren  Räumen. 

Bei  Stromaiapara  können  endlich  die  cylindriBohen 
Eindrücke  in  den  Interlaminarrftnmen  ganz  fehlen,  was 
seinen  Omnd  darin  hat,  dass  bei  diesen  Stromatoporen 
nicht  ein  Theil  des  Coenosarcs  sich  von  dem  Übrigen 
dttreh  seine  cylindrische  Gestalt  unterschied. 

Daa  Vorhandensein  der  Astrorhizen  bei  den  einen 
aod  das  Fehlen  derselben  nnd  der  homologen  Gebilde  bei 
den  andern  Stromatoporen  ist  iiielit  aiitralleud,  da  bei  //?/- 
dradinia  ähnliche  Erscheinungen  beobachtet  werden  kön- 
nen. So  fehlen  der  Hydractinia  eakardä  die  für  «cM* 
nata  nnd  H.  pUocma  charakteristischen  Fnrohen  auf  der 
Oberflllehe  der  Lamellen.  Bei  den  Stromatoporen  dürfen 
daher  die  Astrorhizen  und  die  liouiolo^en  Gebilde  nicht 
als  charakteristische  Gattungsmerkmale  benutzt  werden. 


Äbfveiclnmgen  van  dem  für  ä4e  StromcOoparen 
typischen  Bau  des  Skelets. 

Die  verticalen  Sftnlchen,  welche  die  Lamellen  der 

typischen  Stromatoporen  verbinden,  können  gänzlich  feh- 
len. Nicholson  beschreibt  eine  Stromatopore,  bei  wel- 
cher dieses  der  Fall  ist,  aus  dem  untern  Silur  Nordameri- 
kas unter  dem  Namen  Strcmaiacerium  (HM)  eanaäeme^). 
Die  Lamellen  \on  Strumcäoceriion  sind  dick,  und  die  ^anze 
! Hasse  ist  darch  zahlreiche  verticale  waudlose  Kanäle  durch- 
I  bohrt,  welche  die  interlamellaren  Bäume  in  Verbindung 
Jetzen. 


[        i)  LiuD.  Soü.  Journ.  Zoology  X.  XIV,  p.  223,  pl.  III,  figs. 
I  u.  10. 

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272 


Während  bei  Sironuäoeerium  je  zwei  aufeinanderfol- 
gende Lamellen  in  ihrem  ganzen  Verlauf  getrennt  sindt 

sind  dieselben  in  andern  Fällen,  z.  B.  bei  Clathrodictyoti 
Nich.  u.  Mut,  ^)  aus  dem  obern  Silur  und  dem  Devon  Nord- 
amerikas 80  gebogen  y  dass  sich  zwei  aofeinanderfolgende 
Lamellen  an  vielen  Stellen  bertthren.  Stromatoporen  dieser 
Art  haben  in  Folge  dessen  eine  blasige  Struetur,  welche 
an  Verticalschüitten  als  ein  Netzwerk  von  ovalen  in  paral- 
lelen oder  concentrischen  Linien  angeordneten  Masehen 
auftritt  Ob  die  durch  die  Biegung  der  Lamellen  hervor^ 
gerufenen  WaBenartigen  Räume  der  verschiedenen  Interla- 
minarräume  durch  in  den  Lamellen  betindliche  Puren  mit 
einander  in  Verbindung  stehen,  weiss  Nicholson  nicht 
zu  sagen* 

Endlich  können  sich  die  das  Stromatoporengehäuse 

zusammensetzenden  Schichten  direct  berühren  und  nur 
durch  unregelmässig  zerstreut  liegende,  enge  Zwischen- 
räume von  einander  getrennt  werden.  Es  fehlen  also  In- 
terlaminanHume  im  eigentlichen  Sinne  des  Worts  und 
ebenso  die  verticalcn  Säulchen.  Als  Repräsentanten  der 
Familie  der  Stromatoporen  mit  dieser  sonderbaren  Struetur 
fuhrt  Nicholson  PacÄ^roma^j  aus  dem  obern  Silur  und 
Devon  Nordamerikas  an,  bei  welcher  die  dicken  horizon- 
talen Lamellen  durch  zahlreiche  verticale  Kanälchen  durch- 
bohrt sind.  Diese  von  Nicholson  im  Silur  und  Devon 
Nordamerikas  gefundenen  abweichenden  Formen  hat  man, 
soviel  ich  weiss,  im  rheinischen  Devon  noch  nicht  ange- 
troffen.  Ich  gehe  daher  nicht  näher  auf  dieselben  ein. 

An  dieser  Stelle  will  ich  nicht  unerwähnt  lassen, 
dass  gewisse  Stromatoporen  der  Eifei  äusserlich  der  Gat- 
tung Pachysiroma  Nkh.  u.  Mur.^  von  welcher  Nicholson 
vermuthety  dass  die  dicken  Lamellen  aus  mehreren  Lainel- 
len  bestehen,  gleichen.  Zn  diesen  Stromatoporen  gehOrt 
auch  jenes  Exemplar  von  Stromatopora  toncentrica  Goldf., 
auf  welches  Goldfuss  die  Gattung  Stromatopora  grün- 


1)  Linn.  Soc.  Journ.  Zoologry  T.  XIV,  p.  220,  pl.  II,  fi^.  6-13. 

2)  Linn.  Soc.  Journ.  Zoology  T.XIV,  p.  22o,  pi.  IV,  figs.  2— 7. 


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273 


dete.  Diese  Stromatoporen  bestehen  avs  abweehselnd  dich- 
tm  nnd  lockern  Schichten.  Die  dichten,  2— 4  mm  dicken 

Schichten  kann  man  bei  oberflächlicher  Betrachtung  für 
Lamellen,  die  lockern,  durchschnittlich  1mm  dicken  Schich- 
ten für  interlaminare  Bäume  halten.  Ein  verticaler  Dlinn- 
aehliff,  den  ich  Ton  einer  solchen  Stromatopore  anfertigte, 
zeigt  jedoch,  dass  die  dichten  Schichten  aus  4—10  La- 
mellen und  den  dazu  gehörigen  interlamellaren  Räumen 
bestehen,  und  dass  die  lookern  Schichten  sich  nur  durch 
das  Fehlen  der  AusftUlongsmasse  in  den  Hohlräumen  des 
Skeletsvon  den  dichten  nnterscheiden.  Es  sind  diese  Stro- 
matoporen daher  keine  abweichenden, 
sondern  typische  Formen,  welche  in 
Folge  ihres  merkwürdigen  Erhaltangs- 
sostandes einTon  den  typischen  Stro- 
matoporen verschiedenes  Aussehen 
haben. 

Zu  den  in  der  That  von  den 
typischen  Stromatoporen  abweichen- 
den,  anoh  im  rheinischen  DoTon  Yor- 

konimenden  Formen  gehört  die  heute  so  vielfach  ange- 
aweüelte  alte  Gattung  Cminqpora,  Unter  den  Versteine- 
rungen, die  man 


Fig.  6. 

Caunopora  placenta 
Horixont&lBcbnitt  in 
facber  Grösse. 


jetzt  unter  dem  Na- 
men Caunopora 
schrieben  hat,  hat  man 
meiner  Meinung  nach 
zwei  yersohiedene 
Gruppen  oder  Gat- 
tungen zusammenge- 
fasftt  Die  eine  dieser 
Gruppen  ist  die 
Gattung  Canmopora 
Phill^)  mit  dem  typischen  Vertreter  Caunopora  placenta 
Phill.  (Fig.  6  und  7),  die  andere  die  Gattung  Caunopora 


Fig.  7. 
Cmmfwr«  plaeenim, 
VwMoltrhnm  In  lechaliMihT  OvS«m. 


Ij  Pal.  Fosa.  p.  18,  I9j  pl.  X  fig.  29,  pl.  VlU,  Eg.  22. 


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274 


Nich,  mit  dem  typischen  Vertreter  Caufiopora  {Stromaio- 
para)  perforata  Nich.*)  (Fig.  8  und  9). 

Nach  der  Besohreibung  von  Jobn  Phillips  igt  Ocm- 

nopora  eine  Koralle,  deren  Skelet  von  wurm  form  ig  ge- 
wundenen Röbrcben  und  ausserdem  von  grössern  geraden, 
fast  parallelen  oder  strabligen  Röhren,  wdehe  das  ganze 
^jnraq  Skelet  darchsetzen,  dorohbohrt  ist.  Das 
^^*vö^*^  zwischen  den  grösseren  Röhren,  den  Zel- 
ÖJtH^Ä  len,  von  Catmopora  Phill.  liegende  Coe- 


h 


nenebym  bat  sowohl  der  Beschreibung,  als 
auch  den  Abbildongen  nach  za  nrtheüeiiy 
welche  Phillips  von  Oamopora  gegeben 
bat,  einen  ganz  andern  Bau,  als  die  typi- 
schen Stromatoporen.  Es  hat  jene  lUr 
GcumqfioraPÄtjZ.  charakteristische  nmdmaschige  oderkromm- 


Fi^.  8. 

Diapora  laminata. 
Horisontftlscbnitt  in 
■eohafkcher  <}rüH8c. 


linige 

Selbst 


Stmctar. 

wenn  die 


^  Kelcbe  von  Cauno- 

^  PAÄ.  in  kei- 


nem 


Fig.  9. 


 oigmniacheB 

■g^ftg  Zneammenhangmit 

dem  übrigen  Ge- 

YerUoftlMbDitt  in  sechsfacher  Grösse.  WCbC   Standen ,  SO 

darf  Camapora  PhUl.  doch  nicht  als  eine  Ton  einer  typi- 
schen Stromatopore  z.  B.  Str.  etmeentriea  6oldf.  oder 

Str.  polymorpha  Goldf.  überwachsene  Syringoporenkolonie 
aa%e£asst  werden,  wie  Ferd.  Römer  dieses  gethan  hat. 
Die  Versteinemng,  welche  Römer  zn  dieser  Auffassung 
bewogy  war  keines&lls  Canmopora  fWQ.;  sie  war  entweder 
in  der  That  eine  von  einer  typischen  Stromatopore  tiber- 
wucherte Syringopora,  oder  aber  eine  Caunopora  Nich. 
Diese  ist  nach  der  Beschreibung  Nicholsons  zusammen- 
gesetzt ans  horizontalen  Lamellen,  welche  mit  Tertiealen 
l^nlchen  ein  netzförmiges  Skelet  bilden,  und  welches 


1)  Ann.  Mag.  Nai.  Hist.  Ser.  4  vol.  18,  p.  11»  fig.  2  und  Linn. 
See.  Joam.  Zoology  T.  XIY,  d.  219. 


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275 


letztere  von  parallelen  grösseren  Röhren  durchsetzt  ist. 
Wegen  des  vollknniineneii  Unterschiedes,  der  zwischen  dem 
Coenenchym  von  Caunopora  Phill.  und  Caunopora  Nich. 
besteht,  dürfen  beide  nicht  zvl  einer  Gattung  vereinigt  wer- 
den. Ich  schlage  daher  fttr  letztere  den  Namen  Diapara 
YOTj  weil  die  rührenartigeD  Zeilen  die  parallelen  Lamellen 
qaer  durchsetzen. 

Die  Strom^toporen  haben  die  Eigenschaft,  andere 
Körper  zn  tiberwachsen;  in  ihrem  Gehäuse  findet  man  alle 
möglichen  zur  Zeit  der  Stromatoporen  lebenden  Organis- 
men vor.  Eine  von  Milne  Edwards  und  Haime  als 
BaUersbya  beschriebene  und  zu  den  Milleporiden  gestellte 
Gattung  ist  nach  dem  Beweise  von  Dnncan')  nichts  an- 
deres als  eine  von  Stromatopora  überwucherte  Koralle. 
Es  ist  daher  kein  Grund  vorbanden,  anzunehmen,  dass  die 
Stromatoporen  nicht  auch  mitunter  eine  Syriugoporen-  oder 
Anloporencolonie;  worauf  Ferd.  Römer  neuerdings  die 
Gattung  Caunop&ra  zurfickflihrt,  überwuchert  haben  sollten. 
Aber  ich  halte  die  Allgemeinheit  der  früher  von  Römer 
ausgesprocheueu  Ansicht  über  die  Natur  von  Caunopora  für 
ebraso  unrichtig,  wie  ich  die  Allgemeinheit  der  Ansicht 
Römers,  dass  alle  caunoporaartigen  Versteinerungen  von 
Stromatopora  überwucherte  Colon  ien  von  Aulopora  repens 
seien,  bezweifle. 

Auf  meinen  Excursionen  habe  ich  sowohl  Repräsen- 
tanten der  Gkittung  Caunopora  PAttf.,  als  auch  der  Gat- 
tung Diapora  gefunden,  nnd  ich  bin  zunächst  bei  der 
letztern  Gattung  zu  der  Ueberzeugung  gekommen,  dass  die 
Röhren  nicht  einem  fremden  Gast  angeh(>ren,  sondern  dass 
es  Zellen  sind,  die  mit  dem  dazwischen  liegenden  Coenen* 
chjm  das  Skelet  eines  einheitlichen  thierischen  Wesens 
bilden. 

Die  GrUnde,  die  mich  dazu  bewogen  haben,  die  Gat- 
tung Diapora  neben  der  Gattung  Stromatopora  als  selb- 
sUbidige  Gattung  zu  betrachten,  sind  folgende: 

1.  Die  Tuben  von  Diapora  treten  in  der  ganzen 
Masse  auf.   Wenn  sie  auch  nicht  nach  bcätimmteu  Ge- 


1)  Pha  Trans.  Roy.  Soo.  1867  T.  167,  p  648. 


276 

setzen  augeordnet  sind,  so  stehen  sie  doch  in  ziemlich  , 
gleichmässigen  Entfernungen.  '  | 

2.  Die  Tuben  von  Diapara  öfinen  sidi  sämmtfieh  an 
der  Oberfl&clie  des  Gehäuses.  Wenn  aber  die  Tuben  niefals 
mit  den  umgebenden  Lamellen  zu  thun  hätten,  müs^iten  sich  , 
doch  wenigstens  einige  Tuben  zeigen,  weiche  von  den  La-  j 
mellen  überwachsen  worden  sind. 

8.  Bei  den  horizontale  Krusten  bildenden  Diaporea 
liegen  die  Schichten  zwischen  den  Tuben  yollkommen  ho- 
rizontal.  Wenn  aber  die  Tuben  nicht  zu  den  Lamellen  ge- 
hörten, sondern  eine  für  sich  bestehende  Koralle  waren, 
so  konnten  sie  nicht  ohne  Wirkung  auf  das  Waehsthm  \ 
der  umgebenden  Stramatopara  geblieben  sein,  mochte  sieh 
nun  die  Koralle  auf  Stromatopora,  oder  Stromatopora  sieb 
auf  der  Koralle  angesetzt  haben,  mochten  die  Tuben  einer 
zu  gleicher  Zeit  mit  Str(mMiopi)ra  lebenden  Korallenkoloiiie 
angehört  haben,  oder  nur  die  Reste  eines  abgestorbenen 
Stockes  gewesen  sein.    Hierbei  sttitze  ich  mich  aut  die 
Entdeckung  Ferd.  Römers,  dass  kleine  Anneliden  wie 
Spirorbis  omphdlodes  eine  Aufwärtsbiegung  der  Lamellen,  j 
also  eine  Höckerbildung  bei  Siromahpara  yemrsaehen  kenn-  : 
ten  und  auf  meine  eigenen  Beobachtungen,  dass,  wo  auch  | 
immer  fremde  Körper  von  Stromatoporen  Uberwuchert  war-  ' 
den,  die  Lamellen  in  der  Nähe  der  fremden  Körper  ihre 
bis  dahin  gleichmässige  Richtung  änderten  und  sich  aa  den 
fremden  Körpern  hinaufzogen. 

4.  Man  findet  ganz  dünne  Krusten  von  Diapora.  Bei 
mehreren  der  von  mir  gesammelten  Exemplare  ist  die  un- 
tere Fläche  von  einer  Epithek  ttberzogen,  doch  ragt  kraie 
einzige  der  Tuben  aus  der  Epithek  hervor,  was  der  Fall  : 
sein  mtisste,  wenn  eine  Ueberwachsung  einer  Korallenko- 
lonie durch  Stroinaiopora  hier  vorläge, 

5.  Wie  die  zwischen  den  Tuben  von  Diapora  üeg^ 
den  Lamellen  auch  angeordnet  sind,  horizontal  oder  eon> 
centrisch,  immer  stehen  die  Tuben  senkrecht  zu  den  La- 
mellen. Was  diesen  Punkt  angeht,  so  hebt  namentlich  eine 
im  Besitze  meines  sehr  geschätzten  Lehrers,  des  Herrn 
Professors  Schlüter,  befindliche  Diapora  alle  Zweifel  aber 
die  Selbständigkeit  dieser  Gattung.  Das  betreffende  Ex«* 


277 


plar  ist  stengclig ;  die  Scbiehten  sind  ooncentriseh  mn  eine 

centrale  Achse  gelagert.  Ringsum  an  der  Peripherie  des 
Exemplars  liegen  die  Mündungen  der  Tnben,  welche  bis 
fast  zur  Achse  eindringen,  wie  dieses  an  einem  Dttnnschliff 
senkrecht  znr  Achse  der  stengeligen  Diapora  zn  beobachten 
ist.  In  diesem  Falle  kann  also  unter  keinen  Umständen 
von  einer  Ueberwachsung  einer  Syringqpora  oder  Atdqpora 
durch  Stromatopara  die  Rede  sein. 

Fttr  die  Selbständigkeit  der  Gattung  OnmaparaPhäl. 
kann  ich  zwar  nicht  so  viele,  aber  doch  ebenso  triftige 
Gründe  anführen.  Die  beiden  ersten  Gründe  für  die  Selb- 
ständigkeit ?ou  Diapora  passen  auch  für  Caunopara  PhilL 
Der  dritte  nnd  fünfte  Grand  sind  für  Caunopcra  Fhälipa 
ohne  Werth,  weil  das  zwischen  den  Tnben  der  letztem 
abgeschiedene  Coencnchym  nicht  parallel  geschichtet  ist; 
vielmehr  sind  die  Fasern  desselben  zu  mehr  oder  weniger 
nniegelmltosigen  mndlichen  oder  gestreckten  Masehen  grup- 
pirt,  welche  zwischen  sich  wnrmfttrmig  gewundene  HiSh- 
hngen  frei  lassen.  Den  vierten  Grund  kann  ich  nicht  als 
zutreffend  für  Caunopora  Phill.  anführen,  weil  unter  den 
▼on  mir  gefundenen  Exemplaren  von  Caunopora  Phill.  weder 
kntstenformige,  noch  solche,  bei  denen  eine  Epithek  an  der 
untern  Fläche  erhalten  ist,  vorhanden  sind.  —  Sehr  ¥nchtig 
Itir  die  Selbständigkeit  von  Caunopora  Phül.  ist  aber  der 
Grund,  dass  das  Coenenchym  von  Caunopora  Phill,  mit 
einer  typischen  Stromatopara  absolut  keine  Aehnlichkeit 
hat,  nnd  dass  es  meines  Wissens  überhaupt  keine  thierische 
Versteinerung  gibt,  die  mit  dem  zwischen  den  Tuben  von 
Ommopora  PhilL  liegenden  Gewebe  zu  identificiren  ist. 

Die  Gründe,  welche  frühere  Autoren  dazu  bewogen 
haben,  Caunopora  für  identisch  mit  Stromatopara  zn  hal- 
ten, sind: 

1.  Die  zu  unregelmässige  Vertheilung  der  Röhren. 
Wenn  Ferd.  Römer  eine  solche  bei  einer  caunopora- 
artigen  Versteinerung  beobachtete^  so  war  dieselbe  eben 
keine  Caunopora  noch  eine  Diapora. 

2.  Der  Unterschied,  der  sich  zwischen  den  Tuben 
und  dem  Coenenchym  betindet,  von  weich  letzterm  die 
Taben  sich  oft  denüich  abheben,  als  wenn  sie  eine  andere 


278 


Strnctnr  besässen,  als  das  Coenenchym.  Es  ist  allerdings 
wahr,  dass  bei  Caunopara  als  auch  bei  Diapara  manchmal 
die  Taben  compacter  zu  sein  scheinen,  als  das  Coeneih 

chym.  Doch  habe  ich  bei  beiden  Gattungen  auch  solche 
Exein|)lare  gesehen,  bei  denen  dieser  Unterschied  zwischen 
den  Wänden  der  Taben  and  dem  Gewebe  des  Ck>eaench7nis 
nnr  sehr  nnbedentend  ist. 

3.  Der  verschiedene  Bau  des  Coenenehyms  bei  glei- 
cher Beschaffenheit  der  Tuben.  Es  ist  richtig,  dass  die 
Tuben  bei  Caunopora  Phill.  und  Caunopara  Nkh.  gaoi 
fthnlich  sind.  Bei  beiden  sind  die  Taben  mehr  oder  we- 
niger parallel,  bei  beiden  sind  die  parallelen  Taben  durch 
horizontale  Verbiudungsröhren  verbunden,  wie  die  Zellen 
von  Synngopora\  auch  sind  bei  beiden  Gattungen,  nameut- 
lieh  bei  der  erstem,  Andentangen  von  trichtertbrmigen  fin- 
den in  den  Tuben  vorhanden.  Dahingegen  nnterscheides 
sich  beide  Gattungen  wesentlich  durch  den  15au  des  Coe- 
nenehyms. Aber  die  Erscheinung,  dass  sehr  ähnliche  Zeliea 
in  ganz  verschieden  gebautem  Coenenchym  eingesenkt  sind, 
ist  bei  den  Ooelenteraten  nichts  aussergewöhnllches;  so  sind 
z.  B.  die  Skelete  der  Gattungen  Ileliopora  und  Ileliolites 
ähnlich  in  Bezug  auf  die  Kelche;  sie  unterscheiden  sich 
durch  die  Anordnung  des  zwischen  den  Kelchen  liegendeu 
Coenenehyms.  Es  ist  allerdings  eine  auffallende  Erschei- 
nung, dass  das  Coenenchym  von  Diapora  in  allen  Eiuzeln- 
heiten  mit  dem  Gehäuse  der  typischen  Stromatoporen  über- 
einstimmt. Doch  reicht  dieser  Umstand  nicht  hin,  die 
Selbständigkeit  der  Gattung  Diapora  umzustossen.  Beide 
Gattungen,  sowohl  Caunopora  PhiU.  als  auch  Diapora  sind 
vielmehr  als  mit  Stromatqpora  verwandte  Gattungen  beizu- 
behalten. 

Wesentlich  vom  Bau  der  typischen  Stromatopmn 
verschieden  ist  endlich  der  Ban  von  drei  Versteinerangeo, 

welche  ich  an  drei  verschiedenen  Orten  fand.  Trotz  der 
Abweichungen  von  den  typischen  Stromatoporen  geben  sie 
sich  andrerseits  in  mancher  Beziehung  als  den  Stromato* 
poren  verwandte  Organismen  zu  erkennen.   Was  die  Soft* 

sere  Gestalt  und  die  innere  Struktur  des  Skelcts  anbetrift, 
uuterscheideu  sie  sich  gar  nicht  von  den  typischen  Ötro* 


279 

matoporen.  Das  eine  der  betreffenden  Elzemplare  zeigt 
eoneentrische  Anordnung  der  Schiebten^  wftbrend  bei  den 

beiden  andern  die  Schichten  mehr  oder  weniger  horizon- 
tal übereiuauderliegen.  Bei  einem  der  beiden  letztern  tre- 
ten an  der  horizontalen  Brucbfläche  sternförmig  nm  Cen- 
tren  geordnete  Fnrehen  anf,  welebe  dieselbe  Form  nnd 
anch  wohl  dieselbe  Bedeutung  baben,  wie  die  Astrorbizen 
der  typischen  Stroraatoporcn.  Von  dem  innern  Bau  ist  an 
den  betreffenden  Versteinern ngen  selbst  direkt  nichts  zu 
I  eikennen.  Der  erste  Dünnschliff,  den  ich  von  diesen  merk- 
würdigen Organismen  anfertigte,  war  ein  Vertikalscbllff 
von  dem  concentrisch  geschichteten  Exemplar.  An  diesem 
Schliff  traten  deutlich  eoneentrische  und  radiale  Elemente 
henrorwie  bei  den  typischen  Stromatoporen,  nnd  ich  hielt 
die  radialen  Elemente  ftlr  Sftnlcben,  die  concentriscben  fttr 
Lamellen.  Ich  erstaunte  daher,  als  ich  an  den  horizontalen 
Dünnschliffen  die  ^geschnittenen  Enden  der  Sänlchcn  nicht 
?or£and  nnd  an  Stelle  der  dreieckigen  oder  polygonalen, 

dnrch  die  horizontalen  Arme  der 
Säulchen  veranlasstenHascben  rund- 
liche Maschen  antraf,  welche  durch 
yerhältnissmässig  reichliches  Coe- 
nencbjrm  von  einander  getrennt 
waren.  Die  Erklärung  hierfür  liegt 
darin,  dass  die  vertikalen  Ele- 
mente nicht  bäulchen  sind^  sondern 
dass  die  ganze  Masse  des  Skelets 
ans  parallelen  Rbhren  oder  Zellen 
besteht,  deren  Querschnitte  an  hori- 
zontalen Sehl i Ifen  das  Netzwerk 
rundlicher  Maschen  hervorrufen. 
(Fig.  10).  Die  concentriscben  La- 
mellen werden  durch  in  den  Böbren 
ausgespannte  Qncrmcmbranen  her- 
vorgebracht. (Fig.  11).  Die  La- 
mellen sind  Übrigens  nicht  so  deut- 
lieb  ansgeprllgt^  wie  bei  den  typi- 
schen Stromntoporen  und  bei  Dia* 
pora.  Versteinerungen,  wie  die 
mir  vorliegenden,  sind  bis  jetzt| 


Fij-.  10. 

PvmUthporm  Goidfmtii. 

BoilMattfadiiiltl  to  t^Wtolmr 
Orte«. 


Fig.  IL 

▼«tlMbcbnitt  ia  IMMhar 
Ort— e. 


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280 


soviel  mir  bekaont  ist^  noch  nicht  beschrieben  Wördes, 
nnd  ich  schlage  fttr  dieselben  den  Namen  Pcaraüdapora  ?or, 

weil  das  Gehäuse  von  mehr  oder  weniger  parallelen  RöhreH) 
den  Zellen,  durchsetzt  ist. 

Die  Zellen  von  Paraüelapara  sind  durchaus  nicht 
identisch  mit  den  Röhrchen,  welche  Phillips,  die  Gs- 
brttder  Sandberger  nnd  Hall  bei  Stromaiopam  besehri^ 
ben  haben,  sondern  letztere  sind,  wie  schon  oben  bemerkt, 
nichts  anderes  als  die  irrthtlmlicherweise  für  Köhren 
gehaltenen  verticalen  Säulchen.  Auch  lassen  sich  die  Zelka 
nicht  mit  den  ftr  Caunapara  nnd  Diapara  charaeteristisdieB 
Tuben  verwechseln,  welche  letztern  dichte  Wände  haben. 

Wie  die  typischen  Stromatoporen  mit  Hydradma 
nahe  verwandt  sind,  nähert  sich  die  Organisation  yon  A- 
rättelopora  mehr  derjenigen  von  Millepora.  Anf  diesen 
Punkt  werde  ich  bei  der  Besprechung  der  systematischen 
Stellung  der  Stromatoporen  zurückkommen. 


Seach/reibung  der  StrotntUoparen  des  rheini' 

9€hen  Devons. 

Die  Principien,  nach  denen  die  in  die  Familie  der 
Stromatoporen  zusanimcngefassten  Versteinerungen  eilige* 
theilt  werden  müssen,  sind  : 

1)  Die  wesentlichen  Merkmale  des  innem  Baues  der 
Oehänse  sind  Oattnngseharaetere. 

2)  Die  unwesentlichen  Merkmale  des  innern  Baues 
des  Grebäuses^  sowie  die  Bildungen  der  Oberfläche  sind 
Speciescharaetere. 

Nach  diesen  beiden  Principien  lassen  sich  die  rheini- 
schen Stromato])oren,  soweit  das  mir  zur  Verfügung  ste- 
hende Material  erkennen  lässt,  je  nach  dem  Fehlen  oder 
Vorhandensein  von  Zellen^  nach  dem  Fehlen  oder  Vor- 
handensein besonderer  Zellwände  sowie  nach  dem  Bin 
des'  €oeneuchyms  in  vier  Gattungen  unterbringen.  Die 
Ausbildung  und  Anordnung  der  vom  Coenosarc  hinte^ 


281 

laasenen  Eindrücke,  der  Verlauf  der  Säuloben  durcli  einen 
oder  mehrere  interlaminftren  Bäume,  ferner  die  Bildungen 
der  OberflSche,  wie  H9cker,  Warzen,  und  derartige  un- 
wesentliche Merkmale  habe  ich  zur  Unterscheidung  der 
einzelnen  Speeles  verwandt.  Die  vier  mir  bekannten  6at- 
tongen,  welobe  die  Familie  der  Stromatoporen  im  rheini- 
schen Devon  yertreten,  sind  die  Oattnngen:  Stromatopara 
Goldf.,  Diapora  n.  g.,  Caunopara  PhilL  und  Fardllelo^ 
pora  n.  g. 

1.  Gattung.   StranuUqpora  Goldf. 

Die y<m  Goldfnss  zuerst  als  7ra^  capUatum,  Oeria- 

pora  verrucosa  und  Stromaiopara  beschriebenen,  später 
unter  dem  Namen  Strotnatopora  zusammengefassten  Ver- 
steinerungen  reprftsentiren  eine  seharf  ebarakteriairte  Gal- 
tang. Sie  bestehen  alle  aus  parallelen  porösen  Lamellen, 
welche  durch  verticale  solide  Säulchen  verbunden  werden. 
Besondere  Zellen  sind  nicht  vorhanden.  Von  den  Lamellen 
gehen  in  der  Regel  5  oder  4,  seltener  6  oder  3  mit  den 
dazwischen  liegenden  Interlaminarräumen  auf  1  mm.  Nor 
bei  Ar.  Seidhii  n.  sp.  nimmt  ein  Interlaminarranm  mit 
den  beiden  angrenzenden  Lamellen  die  Dicke  von  1  mm. 
ein.  Die  Lamellen  sind  halb  oder  den  dritten  Theil  so 
dick  ids  die  interlaminaren  Bäume.  Die  Entfernung  der 
benachbarten  Säulchen  von  einander  beträgt  0,2—0,4  mm, 
nur  bei  Sir.  Benihii  n.  sp.  steigt  sie  auf  0,5  mm.  Der 
Durchmesser  der  Säulchen  beträgt  0,1 — 0,2  mm. 

In  den  ^Petrefacta  Germaniae''  lässt  Goldfuss  die 
beiden  Speeles  8lr.  concentriea  und  Sir.  polymorpha  be- 
stehen, trotzdem  er  bei  der  Beschreibung  von  Str.  poly- 
morpha die  anfangs  für  bpecifisch  wichtig  gehaltenen 
Merkmale  TOn  Str.  concentriea  angehoben  bat  Jeden- 
iails  sind  unter  den  von  Goldf  nss  gesammelten  Stromato- 
poren mehr  als  zwei  Species  vertreten.  Goldfuss  hat 
dieses  wohl  schon  selbst  eingesehen,  denn  er  hat  bei  der 
Bestimmung  seiner  Stromatoporen  einige  Exemplare  von  Sfr, 
polymcrpha  zu  Species,  andere  zu  Varietäten  erhoben.  Doch 
sind  die  von  Goldfuss  selbst  vorgenommenen  Bestim- 
mungen der  Species  von  Siramatqpora  nicht  ohne  Wider- 


^  j  ^  od  by  Google 


282 


Spruch  und  lassen  nicht  erkennen,  welche  Principien  ihn 
bei  der  Unterscbeidaog  der  Speeles  geleitet  haben. 

Nacb  den  Ton  mir  oben  angegebenen  Prineipien  lassen 
sich  unter  den  mir  znr  Verflignng  stehenden  Exemplaren 

von  Stromatopora  9  Speeles  uuterscheldeu. 

1.  Stromatopora  tonceiUrica.  Goldf. 

Str.  conccntrica.  Goldf.  Petr.  Germ.  Taf.  VIII  Fig.  6. 

Str.  polymorpha  Goldf.  Petr.  Germ.  Taf.  LXIV  Fig.  8a. 

Tragos  capitatum  Goldf.  Petr.  Germ.  Taf.  V  Fig.  6. 

Str.  conccntrica  P Iii  11.  Pal.  Foss.  pl.  X,  fig.  28. 

Är.  Goldft*^sii  d'Orb.  Pr.  de  Pal.  p.  .51. 

8tr,  capitata  d'Orb.  Pr.  de  Pal.  p.  51. 

Str.  capitata  Stein.  Geogn.  Beschr.  d.  Eif.  S.  85. 

Str.  eanemOriea  Sandb.  Vmt.  d.  Soh.  Nats.  8.  88>  Tai  87,  Fig.  9. 

Str.  eoncentrica  M*Coy.  Garb.  Litneat.  Fou.  p.  198. 

Str,  caticetUfica  bildet  bald  mehr  oder  weniger  kuge- 
lige Knollen,  die  oft  mehr  als  1  Fuss  Durehmesser  haben, 
bald  dieke  Platten  oder  dttnne  Krasten.    Die  Lamellen 

sind  fast  gar  nicht  gewellt;  sie  verlaufen  vielmehr  sehr 
gleichmdssig  und  geben  daher  nicht  zu  Uöckerbildung  der  i 
Oberfläche  Veranlassung.  Die  verticaleu  Säolchen  durch- 
setzen nnonterbrochen  eine  grosse  Reihe  von  Lamellen. 
Astrorhizen  nnd  homologe  Gebilde  fehlen. 

Str.  coiicentrica  findet  sich  ungemein  häufig  im  Kalk 
der  Eifcl  und  von  PalYrath;  im  letztern  namentlich  in  den 
Steinbrüchen  des  Schladethals  in  der  Nähe  von  Hebbom 
nnd  in  einem  grossen  Steinbmoh  bei  Büchel,  femer  bei 
Nussbaum^  Thoringen  u.  s.  w. 

2.  &romatopora  papittosa  n.  sp. 

Bei  zwei  grossen  Exemplaren  von  mehr  als  einem 
Fnss  Durchmesser,  anf  welche  ich  diese  Speeles  gründe, 

hatten  sich  die  Lamellen  conceutrisch  tibereinander  abge-  j 
lagert;  die  Lamellen  sind  nur  wenig  gebogen.   Str.  papü-  \ 
losa  unterscheidet  sich  von  Str.  concenirica  dadurch,  dass 
die  Oberfläche  mit  feinen  Wärzchen  versehen  ist  Die 
nnduTcbbohrten  Wärzchen  von  1  mm  Durchmesser  wieder- 
holen sich  auf  allen  Lamellen;  sie  stehen  in  regelmässigen 


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283 


Entfernungen  Ton  5— 7  mm.  An  verticalen  Dünnschliffen 

siebt  man,  dass  auch  bei  Str.jiapillosa  die  verticalen  Säul- 
chen ohne  Unterbrechung  durch  zahlreiche  Lamellen  hin- 
durohsetzen.  Astrorhizen  und  die  homologen  Gebilde  feh- 
len wie  bei  Str.  CKmeentriea, 

Beide  von  mir  beobachteten  Exemplare  von  Str.  pa- 
ptUnsa  stammen  aus  dem  mittk  i  n  Kalk  von  Paffrath  uud 
zwar  aas  einem  Steinbruch  im  bchladethal. 

3.  Stromatopora  verrucosa  Goidf.  sp. 

Cmoporu  verrucosa  Gold  f.  Petr.  Germ.  Taf.  X,  Fig.  6. 
Akjfommm  eddnaUm  Stein.  Mem.  aoc.  geol.  d.  Fr.  VoL  I,  t.  20, 
iig.  11. 

Str.  maamiOaia  Schmidt.  Rosen,  Hat.  d.  Strom.  Taf.  VIIL 
Stjßodietjfon  {Syringostroma)  eohimnare  Nich.  Linn.  Soo.  Jonm. 

Zoology  T.  XIV.  pl.  III,  figs.  4—9. 
vtfrueosa  Quonst.  Petr.-Kuode  Deutscbl.  Bd.      S.  560,  Taf. 

CXU.  Flg.  10. 

Das  Skelet  von  Str.  verrucosa  hat  die  Gestalt  rund- 
licher oder  elliptischer  Knollen  oder  horizontaler  Platten. 
Die  Oberfläche  ist  mit  Höckern  besetzt,  welche  darch  die 
welligen  Biegungen  der  Lamellen  veranlasst  werden.  Die 
Höcker  sind  gleich  gross  und  stehen  in  fast  gleichen  Ent- 
femungeo,  welche  nach  der  Grösse  der  von  mir  uuter- 
snehten  Exemplare  zwischen  6  und  7  mm  schwankt  Die 
verticalen  Säulchen  setzen  nicht  durch  so  viele  Lamellen, 
wie  bei  den  beiden  vorigen  Species ,  was  wahrscheinlich 
eine  Folge  der  Biegungen  der  Lamellen  ist.  In  der  Nähe 
der  Achse  der  Höcker  sind  sie  auf  wenige  oder  nur  auf 
einen  Interlaminarraum  beschränkt  Die  Eindrucke  röhren- 
artiger Fortsätze  des  Coenosarcs  fehlen. 

Str.  verrmosa  kommt  häufig  im  Kalk  der  Eifel  und 
im  mittlem  Kalk  von  Pafirath  vor. 

Anmerkung:  Str.  polymarpha  Goldf.  Petr.  Germ.  Taf. 
LXIV  Fig.  9c  ^  Str.  suleata  d'Orb.  Pr.  de  Pal.  p.  109 
^  Str.  verrmulosa  Quenst.  Petr.-Kunde  Deutschi.  Bd.  V, 
8.  564,  Taf.  141,  Fig.  13  ist  wahrscheinlich  eine  spitz- 
höckerige Varietät  von  Str.  vmuco^. 


284 


4.  S^amaiapara  JBeuthii  n.  sp. 

Str.  Beuthii  bildet  grosse  kugelige  Massen.  Die  La- 
mellen yerlaofen  in  ihrer  ganzen  Ansdehnung  ziemlich 
gleiohmttssig  wie  bei  Str.  caneenMea.  Höcker  oder  War- 
zen sind  daher  an  der  Oberfläche  nicht  vorhanden.  Str. 
JBeuthii  unterscheidet  sich  von  allen  andern  Species  der 
Qattnng  durch  den  groben  Bau  des  Skelets.  Nor  zwei 
Lamellen  mit  dem  dazwischen  liegenden  Interlaminarraom 
haben  die  Dicke  von  1  mm.  Die  Lamellen  sind  halb  so 
dick  als  die  interlamellaren  Räume.  Die  0,2  mm  dicken 
verticalen  Säulchen  stehen  in  Entfernungen  von  0,5  mmf 
sie  gehen  meist  durch  mehrere  bis  10  Lamellen  nn^nte^ 
brechen  hindurch.  Ausser  dem  groben  Bau  sind  die  wurm- 
förmig  gewundenen,  cylindrischen  Hohlräume,  welche  die 
röhrenförmigen  Fortsätze  des  Coenosarcs  in  den  Interla- 
minarräumen  hinterlassen  haben ,  und  welche  an  ihrer 
dicksten  Stelle  einen  Durchmesser  von  1  mm  habeui  für 
Str.  Beuthii  charakteristisch. 

Str.  Beuthii  findet  sich  nicht  selten  in  den  Stein- 
brttchen  an  der  Schlade. 

* 

5.  Stromatopora  astroites  Kos. 

Str.  polymorpha  Phill.  (?)  Pal.  Foss.  pl.  X,  fig.  27. 
iStr.  polymorpha  M*Coy  (?)  Carb.  Limest.  Foss.  p.  196. 
Str.  oitroUes  Boa.  Nat.  d.  Strom.  S.  62,  Taf.  U,  Fig.  6  n.  7. 
Str.  itriakOa  Qaenat  Petr.  K.  Bd.  V,  S.  574,  Taf.  GXLII,  Fig. 
4  n.  5. 

Diese  schon  im  Obersilur  vorkommende  Stramaicpara 
findet  sich  häufig  im  rheinischen  De^on  wied^  und  swar 
habe  ich  Stöcke  Yon  Str.  astrmtes  gesehen,  die  mehr  ab 

zwei  Fuss  Durchmesser  hatten.  Höckerbilduugen  kommen 
bei  Str.  astroites  in  Folge  des  im  ganzen  ebenen  Verlaufes 
der  Lamellen  nicht  vor.  Die  yerticalen  Säulchen  sind  auf 
einen  Interlaminarraum  beschränkt,  oder  sie  erheben  sich 

als  kleine  Wärzchen  auf  den  Lamellen,  da  si^  folgen- 
den Lamellen  nicht  erreichen.  Astrorhizen  sifffl  in  jedem 
interlamellaren  Baum  in  grosser  Zahl  vorhanden;  ihre 


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285 


Centren  sind  5— 8  mm  von  einander  entfernt  Die  strah- 
ligen Zweige  der  Astiorhizen  laufen  von  einem  etwas  er- 
habenen Centrum  aus.  Die  Centren  der  Astrorhizen  der  ver- 
sehiedmmi  interlamellaren  Bäume  stehen  nicht  dnrch  senk- 
lecbt  ZQ  den  Lamellen  gerichtete  Hohlrttume  in  Verbin- 
dang. 

Sir.  astraiies  kommt  in  grosser  Menge  mit  Sir,  SeuthU 
in  den  SteinMlchen  des  Schladethals  vor. 


6.  StromcUopora  curiosa  Goldf.  sp. 

Str.  polymorpha  Goldf.  Petr.  Germ.  T.  LXIV,  Fig.  8d. 

Sparsispongta  radiosa  d'Orb.  Pr.  d.  Pal.  p.  109. 

6tr.  amsora  Quenst.  Petr.  Kunde  S.  682,  Taf.  142,  Fig.  12. 

Von  dieser  Stromatopora  befinden  sich  zwei  Exem- 
plare in  der  Sammlung  des  Poppelsdorf  er  Schlosses^  von 
denen  das  eine  eine  dttnne  Kroate  bildet,  das  andere  eine 
knollenförmige  Gestalt  hat  Ich  habe  dieser  Stromatopora 
die  Speciesbezeichnung  „curiosa'^  beigelegt,  weil  G  o  1  d- 
fass  selbst  die  beiden  Exemplare  als  Str.  polymorpha 
vor.  enriosa  bestimmt  hatte.  —  Die  Oberfläche  Yon  Str. 
curioga  ist  mit  HOckem  versehen,  welche  ziemlich  gleich 
weit,  etwa  4  mm,  von  einander  entfernt  sind.  Die  Höcker 
von  Str.  curiosa  sind  kleiner  und  spitzer  als  die  von  Str. 
verrucosa;  ausserdem  sind  sie  an  der  Spitze  oder  in  der 
Nike  derselben  mit  einer  kleinen  Oefihnng  yersehen.  Diese 
Oeffnnngen  sind  die  Gentren  von  Astrorhizen,  deren  Arme 
sich  den  Abhang  der  Höcker  hinabwinden;  sie  sind  ferner 
die  Endigungen  cylindrischer  Hohlräume,  weiche  mit  der 
Achse  der  Höcker  znsammenfallen,  nnd  von  denen  die 
Astrorhizen  in  die  interlamellaren  Rftnme  ansstrahlen;  die 
Astrorhizen  sind  nur  iiiässig  entwickelt.  Ob  die  Säulchen 
auf  einen  Interlaminarraum  beschränkt  sind,  kann  ich 
nicht  sagen,  da  ich  keine  Schliffe  von  Str.  euriosa  ange- 
fertigt habe. 

Als  Fundort  der  beiden  Exemplare  von  Str,  curiosa 
gibt  Goldtass  den  Kalk  der  Eifel  an. 

Ymih.  d»  Ott.  V«r.  Jthrg.  XXZVm.  4.  Volg«.  Vin.  Bd.  Id 


286 


7.  Stromaiopora  d€urtingtoniensis  Gart 
Ann.  and  Mag.  Nat  Hiai.  8er.  Y,  T.  YI,  8.  889. 

Die  Lamellen  liegen  im  ganzen  horizontal  ttbereinan* 
der.  Die  Oberfläche  ist  mit  kraterfbrmigen  Erhebungen 

versehen,  welche  verschieden  gross  und  unregelmässig  auf 
der  Oberfläche  vertheiit  sind.  Bei  einem  Exemplar  schwankt 
die  Entfernung  der  benachbarten  Höcker  zwisehen  b  und 
14,  bei  einem  andern  zwischen  5  nnd  10  mm.  Diekrater- 
förmigen  Oeffnungen  an  der  Spitze  der  Höcker  haben  eineif 
Durchmesser  von  0,3— 0,5  mm;  sie  sind  die  Ccntren  von 
äusserst  stark  entwickelten  Astrorhizen  und  zu  gleicher 
Zeit  die  Endignngen  cylindriieher  Hohlräume  wie  bei  Skr. 
euriosa.  Der  Ban  des  Gehäuses  ist  sehr  fein;  6  Lamellen 
mit  den  5  dazu  gehörigen  interlamellaren  Räumen  haben 
die  Dicke  von  1mm.  Nach  dem  Aussehen  der  verticalen 
Brnchflächen  zn  urtheileni  gehen  die  Säulchen  ununter- 
brochen durch  mehrere  Lamellen  hindurch. 

Von  dieser  Si)ecies  befinden  sich  zwei  Exemplare  in 
der  Sammlung  des  Poppelsdorfer  Schlosses,  von  denen  das 
eine  aus  dem  Eifeler  Kalk  als  Str,  concentrica,  das  andere 
aus  dem  Kalk  von  Paffrath  als  Sir.  pAymorpka  be- 
stimmt ist 

8.  Siramaiapara  manosHolata. 

Str.  polymorpha  Goldf.  Petr.  Germ.  Taf.  LXIX  Fig.  8e. 
Sparsispongia  ramoaa  d'Orb.  Pr.  d.  Pal.  p.  109. 

Von  dieser  Speeles  hat  mir  nur  1  Exemplar  zur  Ver- 
folgung gestanden,  nämlich  dasjenige,  welches  Goldfuss 
in  den  „Petrefacta  Germauiae"  auf  Taf.  G4  unter  Fig.  8e 
abgebildet  hat,  und  welches  er,  wie  das  Original  zu  der 
folgenden  Speeles,  als  Str.  pciymarpha  vor.  ostUtaia  be- 
stimmte. Da  der  Name  8ir.  osHottOa  von  Nicholson 
fttr  eine  mittelsilurische  Stromatopora  vergeben  ist,  so  habe 
ich  der  Speeles,  welche  ich  in  diesem  Abschnitt  behandeln 
will,  den  Namen  Str.  monastiolcUa  gegeben. 

Das  erwähnte  Exemplar  von  Str,  numosHotata  ist  von 
stengeliger  Gestalt  und  mit  fingerförmigen  Fortsätzen  ver- 
sehen, au  deren  Spitze  sich  je  eine  Üeffuung  beündet 


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287 


Diese  OefFnungen  entsprechen  den  Oeflfnungen  an  der  Spitze 
der  Höcker  der  beiden  vorigen  Species.  Ob  von  der  hohlea 
Achse  der  fingerförmigen  Fortsätze  die  Zweige  der  Astro- 
rbisen  fUr  die  aufeinanderfolgenden  interlamellaren  Bftnme 
entspringen,  kann  ich  nicht  mit  Sicherheit  sagen.  Doch 
ist  dieses  veahrscheinlich,  da  an  der  Oberfläche  der  finger- 
ibrmigen  Fortsätze  Sparen  von  Zweige]^  y<tfi  Astrorhizen 
Torhanden  sind. 

Das  beschriebene  Exemplar  von  Sir.  monastiolata 
stammt  aus  dem  Eoilk  der  Eifel. 

9.  Stramcdopara  polyostiolata. 

iSStr.  pohfmorpha  Ooldf.  Petr.  Oerin.  Tat  LXIV  Fig.  8  t 

Sparsispongia  polymorpha  d'Orb.  Pr.  d.  Pal.  p.  109. 

Das  Original,  von  welchem  die  Figur  8f  auf  Tafel  64 
in  den  ^Petrefaeta  Germaniae"  entlehnt  ist,  ist  mit  Höckern 
versehen:  Die  Höcker  steigen  steil  an  nnd  sind  3—15  mm 
faoeh.  An  der  Spitze  der  HOeker  befindet  sich  eine  cen- 
trale Oeffnung  von  1  mm  Durchmesser.  Sie  sind  die  En- 
ligungen  von  Hohlräumen,  welche  mit  der  centralen  Achse 
der  fii^cker  znsanunenfallen.  Um  die  centrale  Oeffiiang 
henim  liegen  in  einem  oder  in  zwei  Kreisen  angeordnet 
kleinere  Oeffnungen,  die  Eudigungen  von  cyliiulrischen 
Uohiräumen,  welche  der  Achse  der  Höcker  parallel  laofen. 
An  der  Oberfläche  einiger  Höcker  sind  die  Zweige  von 
Astrorhizen  dentlich  zn  sehen. 

Nach  der  Angabe  von  Goldfuss  wurde  das  einzige, 
in  der  Sammlung  im  Poppelsdorfer  Schloss  befindliche  Exem- 
plar von  Stromaiopora  polyostMata  im  eifeler  Kalk  go- 
ämden. 


2.  Gattung.  JDiapora. 

Das  Gehäuse  von  Diapara  bildet  in  der  Regel  dfinne 
Platten,  welche  mit  der  ganzen  untern  Fläche  oder  nnr  mit 

einem  Theil  derselben  angeheftet  sind.  Wo  die  untere 
Fläche  frei  ist,  ist  sie  mit  einer  structurlosen,  concentrisch 
runzlichen  Membran  bedeckt.  Nur  selten  ist  das  Gehäuse 
Ton  Diapora  ästig  ausgebildet   Das  Aussehen  der  Ober- 


fläche  wechselt  wie  bei  l^romahp&ra;  die  Oberflitohe  tot 

Diapora  unterscheidet  sich  von  der  von  Stromatopora  nur 
dadurch)  dass  an  ihr  die  runden  Oefifnungen  der  ziemlich 
regelmässig  zerstrenten  Zeilen  auftreten.  Das  Gehäuse  be- 
steht aas  parallelen  Sehiehten,  welehe  dnreh  vertieale  Sini- 
chen  verbunden  sind.  Die  Dicke  der  Lamellen  und  der 
interlamellaren  Räume  ist  ziemlich  constant.  Die  paralleleo 
Schichten  bilden  mit  den  Säulchen  das  Coenenchym,  wel- 
ches Ton  i>arallelen  Röhren,  den  Zellen,  durchsetst  wird. 
Die  Röhren  verlaufen  senkrecht  m  den  Lamellen;  sie  haben 
besondere,  dichte  Wände  und  sind  durch  Querröhren  mit 
einander  verbunden.  Ob  in  den  Zellen  Böden  abgeschie- 
den sindi  kann  ich  nicht  mit  Oewissheit  sagen.  In  den 
Interlaminarräumen  sind  häufig  die  Eindrücke  der  röhren* 
artigen  Fortsätze  des  Coenosarcs  als  Astrorhizen  zurück- 
geblieben. 

Diapora  laminata% 

Die  mir  yorliegenden  Exemplare  von  Diapora  Uam- 
nata  bilden  Platten  von  1—3  cm  Dicke.  Von  den  im  gan- 
zen horizontal  liegenden  Lamellen  gehen  3  mit  den  dazn 
gehörigen  Interlaminarräumen  auf  1  mm.  Die  Lamellen 
selbst  sind  etwa  nur  den  dritten  Theil  so  dick,  als  die 
Interlaminarräume.  Die  Säulchen  von  0,1  mm  Durohmesser 
stehen  in  Entfernungen  von  0.2  mm;  sie  sind  auf  1  Inter- 
laminarraum  beschränkt.  Astrorhizen  sind  vorhanden,  je- 
doch sehr  unregelmässig  zerstreut  und  nicht  so  sahLreich 
wie  bei  gewissen  Speeles  von  Stromatopora.  Die  ZeHen 
haben  einen  Durchmesser  von  0,5  mm;  die  Entfernung  der 
benachbarten  Zellen  beträgt  0,7—1,5  mm.  Die  Tuben  sind 


1)  Ob  du  im  Besitee  dee  Herrn  Prof.  Schlüter  befiudliohe 
sobon  oben  erwftbnte  stengelige  Exemplar  von  Diapora  eine  iten- 

gelige  Varietät  von  Diapora  laminata  oder  von  Caunopora  (Diapora) 
perforata  Nich.  (Ann.  and  Mag.  Nat.  Hist.  Ser.  4,  vol.  VIll  1874, 
p.  11,  fig.  2.),  bei  welcher  die  Astrorhizen  fehlen,  ist,  kann  ich  nicht 
sagen.  Denn  wenn  auch  auf  der  Oberfläche  des  fragliclien  Exemplars 
die  Astrorhizen  nicht  hervortreten,  so  ist  dieses  durchaus  kein  Be- 
weis for  das  Fehlen  derselben. 


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289 


durch  horizontale  VerbindaiigsriVhren  yerbnnden.  Beide, 

sowohl  die  Zellen,  als  auch  die  horizontalen  Verbindungs- 
röhren sind  mit  dichten  Wänden  versehen.  Dass  die  Zellen 
Böden  enthalten,  wa^^e  ich  nicht  zu  behaupten,  da  ich  nur 
an  l  verticalen  Dflnnschliff  schwache  Anzeichen  für  triobter- 
ftrmige  Boden  beobachtet  habe. 

Diapora  laminata  habe  ich  nur  im  iiiittlern  Kalk  von 
Paffrath  und  zwar  bei  Büchel  häufig  gefunden. 


3.  Gattnng.   CaunaptMra  BMU. 

Das  Gtehänse  von  Caunopora  ist  platten-  öder  knoUen- 
ftnnig  ausgebildet  Ob  die  untere  Fläche  mit  einer  Epi- 

tliek  bekleidet  ist,  weiss  ich  nicht.  An  der  Oberfläche 
erscheinen  die  runden  Oeffnungen  der  Zellen  inmitten  des 
wurmförmig  zerfressen  aussehenden  Coenenchyms.  Die 
Zellen  sind  mehr  oder  weniger  parallel)  durch  horizontale 
Yerbindungsröhren  verbunden  und  haben  dichte  Wände, 
wie  die  Zellen  von  Diapora.  Trichterförmige  Böden  sind 
in  den  Zellen  von  Caunopora  vorhanden.  Der  Durchmesser 
sowie  die  Entfernung  der  benachbarten  Zellen  von  einan- 
der beträgt  durchschnittlich  0,5  mm.  Das  Goenench jm  ist 
uicht  parallel  geschichtet,  wie  das  von  Diapora^  es  ist  bei 
der  typischen  Caunopora  placenta  Phill.  von  wurmförmig 
gewundenen  Kanälchen  durchzogen  und  hat  daher  ein 
wurmförmig  zerfressenes  Aussehen.  Die  Eanälchen  des 
Coenenchyms  können  jedoch  auch  mehr  oder  weniger  in 
einer  Richtung  und  zwar  parallel  den  Zellen  angeord- 
net sein. 

Nach  dem  Ban  des  Coenenchyms  lassen  sich  die  rhei- 
nischen Cannoporen,  soviel  das  mir  zur  Verfligang  stehende 
Material  erkennen  lässt,  in  3  Speeles  unterscheiden. 

1.   Camapora  placenta  Phill. 

Cam/opwra  placmUi  ist  characterisirt  durch  das  poröse 

Coenenchym,  welches  von  feinen  Kauälcheu  durchbohrt  ist. 
Diese  Kanälchen  verlaufen  bei  C  placenta  nach  allen  Bich- 
taugen bin  und  anastomisiren  vielfach  miteinander. 


290 


Vorkommeii:  Zusammen  mit  Diapara  im  mitUern  Kalk 

von  Paflrath;  die  von  mir  gefundenen  Exemplare  stammeu 
aas  dem  Steinbrach  bei  Btlchel.  ^ 

2.  Caunopora  HUpschii,  n.  sp. 

Von  den  beiden  mir  vorliegenden  Exemplaren  von 
0.  Büpachü  ist  das  eine  ein  Fragment  einer  Knolle,  das 
andere  eine  2  cm  dicke  Platte.  C.  HUpsehii  nnterscheidet 
sich  von  G,  placenta  wesentlich  dadurch,  dass  bei  ihm  die 
coenenchymalen  Hohlräume  wesentlich  parallel  der  Rich- 
tung der  Zellen  angeordnet  sind.  Diese  den  Zellen  pa- 
rallelen Marne  des  Coenenchyms  sind  darch  Qaermembra- 
nen  in  übereinanderliegende  Etagen  abgeschieden.  Die 
benachbarten  coenenchymalen  Kanäle  sind  vielfach  durch 
seitliche  Poren  mit  einander  verbanden.  Dadurch  aber 
wird  an  horizontalen  Dünnschliffen  sowohl,  als  aach  an  der 
Oberfläche  ein  warmftrmig  zerfressenes  Aassehen  des  Coe- 
nenchyms veranlasst,  wie  bei  C  placenta.  An  verticalen 
Dünnschliffen  hingegen  tritt  der  Unterschied  zwischen  G. 
Hüpschii  und  C,  placenta  sofort  in  die  Augen.  An  den  ver- 
ticalen Dünnschliffen  des  plattenfttrmigen  Exemplars  Ton 
(7.  Bupselm  sind  trichterförmige  BOden  deatlidi  in  den 
Zellen  zu  beobachten. 

C.  Hüpschii  habe  ich  nur  in  dem  Steinbruch  bei  Bü- 
chel, wo  sie  nicht  selten  ist,  gefanden. 

3.    Caunopora  hüchdiensis  n.  sp. 
In  meinem  Besitase  befinden  sich  1  knollenförmiges 

and  2  plattenfbrroige  Exemplare  von  (?.  hikheliensis.  Das 
Coenenchym  ist  von  Kanälen  durchbohrt,  welche  unter  sich 
und  mit  den  Zellen  parallel  sind.  Die  coenenchymalen 
Kanäle  sind  durch  Qaerlamellen  in  yerschieden  grosse 
übereinanderliegende  Etagen  abgetheilt.  Die  Poren  in  den 
Wänden  der  coenenchymalen  Kanäle  sind  viel  seltener  als 
bei  der  vorigen  Speeles.  Die  Folge  davon  ist,  dass  an  der 
Oberfläche  and  an  horizontalen  Dünnschliffen  das  Coenen- 
chym in  randlichen  Haschen  anffaritt,  welche  einen  Darch- 
messer  von  0,2 — 0,5  mm  haben.  Bei  den  verschiedenen 
Exemplaren  stehen  die  Zellen  in  verschiedenen  Entfernun- 
geuy  die  jedoch  bei  jedem  einzelnen  Exemplare  inneihalb 


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291 


nicht  zu  grosser  Grenzen  sehwanken.  Horizontale  Verbin- 

doDgsröhren  der  benachbarten  Zellen  habe  ich  zwar  an 
den  von  mir  angefertigten  Sehl i Ifen  nicht  beobachtet,  was 
jedoch  nicht  dem  Fehlen  derselbe  zazuschreiben  ist,  son* 
dem  dem  Umstände«  dass  horizontale  Verbindnngsröhren 
znflllligerweise  nicht  in  der  Ebene  des  Schliffes  lagen.  An 
den  vertiealen  Dünnschliffen  sind  trichterförmige  Böden  in 
den  Zellen  deatlich  wahrzunehmen. 

(7.  büeheUeims  kommt  hänfig  in  dem  Steinbmch  bei 
Büchel  im  mittlem  Kalk  ron  Paffrath  vor. 


4.  Gattung.   JParallelopora  n.  g. 

Das  Oehftnse  yon  Parättdapara  besteht  ans  mehr  oder 

weniger  parallelen  Zellen,  welche  jedoch  keine  besondern 
Wände  haben,  sondern  vielmehr  nur  Aushöhlungen  im 
porösen,  von  feinen  Kanälchen  durchbohrten  Coenenchym 
sind,  nnd  welche  durch  horizontale  Qnerböden  in  überein- 
ander liegende  Etagen  abgetheilt  sind.  Die  benachbarten 
Zellen  stehen  durch  directe  wandlose  Kanäle  mit  einander 
in  Verbindung;  ferner  konnte  wegen  der  porösen  Beschaf- 
fenheit der  Wandungen  ein  Verkehr  zwischen  den  Zellen 
nnd  dem  Coenenchym  stattfinden.  Die  Zellen  des  ganzen 
Stockes  sind  ziemlich  gleiehmässig  gewachsen,  und  in 
Folge  dessen  sind  auch  die  Böden  in  allen  Zellen  ziemlich 
gleicbmttssig  nnd  gleichzeitig  abgeschieden  worden.  Durch 
diese  in  allen  Zellen  gleichzeitig  erfolgte  Abscheidnng  der 
Boden  ist  die  Schichtung  von  Farallclopora  entstanden. 
Es  bestehen  daher  die  Lamellen  nicht  aus  einem  Stück, 
und  es  kann  bei  JPardlielapwa  Ton  Lamellen  und  inter- 
laaiellaren  Zwischenräumen  in  dem  SinnCi  wie  bei  den 
typischen  Stroroatoporen,  nicht  die  Rede  sein.  Wie  bei 
Stromatopora  und  Diapora,  so  haben  auch  bei  Farallelopora 
cylinderförmige  Fortsätze  des  Coennsarcs  ihre  Eindrücke 
im  Gewebe  hinterlassen.  Diese  Eindrucke  sind  auf  der 
jedesmaligen  Oberfläche  der  schichtenweise  wachsenden 
Gehäuse  zurückgeblieben,  theils  als  Astrorhizen,  wie  bei 
Str.  aslroUes  und  D,  laminata,  resp.  bei  Str.  curiosa  und 
Sir.  darUngtaniensis,  theils  als  nnregelmässig  gewundene 


292^ 

EanUe,  wie  bei  SU-.  BeiUhn.  Nach  der  Aosbildang  und  An* 
Ordnung  dieser  Eindrucke  konnte  ich  yier  yerechiedene 

Speeles  von  Farallelqpora  unterscheiden. 
• 

1.   Farcdlelopora  osdolata,  n.  sp. 

Das  Versteinemngsmaterial  des  von  mir  nntersnchten 
Exemplars  ist  graner  Kalkstein;  die  Ansftlllnngsmasse  ist 

Kalkspath,  der  in  Dllnnschliffen  bei  durchfallendem  Lieht 
farblos  erscheint.  An  der  .seitlichen  Oberfläche^  weiche 
mit  einer  dttnnen  Membran,  der  Epithek,  überzogen  ist, 
erkennt  ftan  die  ziemlich  horizontal  angeordnete  Schich- 
tung; des  Skelets.  Wenn  man  die  Membran  etwas  befeuch- 
tet, kann  man  durch  dieselbe  binduroli  den  innern  Bau  des 
Gehäuses  erkennen.  Die  obere  Oberfläche  ist  nicht  mehr 
vorhanden;  sie  ist  vertreten  durch  eine  horizontale  Bmch- 
fläche.  An  der  letztem  treten  von  Oentren  ansstrahlende 
Furchen  aus,  welche  dieselbe  Form,  wie  die  Astrorhizen 
von  Stromaiopora  und  Diapora  haben.  Die  Centren  der 
Astrorhizen  treten  als  4—8  mm  von  einander  entfernte 
Oeffnungen  anf,  wesshalb  ich  diese  Speeles  P.  osUolaia  ge- 
nannt habe.  Die  Astrorhizen  sind  in  der  ganzen  Masse 
des  Skelets  zerstreut  und  strahlen  von  tiohlräumen  aus, 
welche  das  Skelet  parallel  mit  den  Zellen  dorchsetzes. 
Von  dem  ttbrigen  Bau  des  Skelets  ist  am  Original  direot 
nichts  zu  erkennen.  Erst  durch  die  Befrachtung  von  Dünn- 
scbliiTen  erlangt  man  genaue  Einsicht  in  die  Organisation 
von  P.  ostiolcUa. 

Das  Gkhänse  besteht  ans  parallelen  Zellen,  welche 
sich  senkrecht  anf  der  Unterlage  des  Oehltnses  erheben. 
An  liorizontalschnitten  erscheinen  die  Zellen  als  etwa 
0,1  mm  von  einander  entfernte  rundliche  Maschen  von 
0,1  mm  Durchmesser,  an  Verticalschnitten  als  0,1  mm  breite 
Streifen.  Wie  man  namentlich  an  Horizontalschnitten  deot- 
lieh  beobachten  kann,  sind  die  Wandungen  der  Zellen  sehr 
porös,  so  dass  ursprünglich  ein  directer  Zusammenhang 
zwischen  den  Zellen  und  den  Höhlungen  des  Coenenchyms 
stattfand.  Auch  sieht  man  an  horizontalen  Dünnschliffen, 
dass  die  benachbarten  Zellen  dnrch  directe'  coenenchymale 
Xanäle  in  Verbindung  gestanden  haben.    Pas  die  Zellen 


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298 


treimeDde  poröse  Coenencbym  wird  von  sehr  feinen  Ka- 
näleben dnrehzogen,  welche  an  horizontalen  Dünn  schliffen 
sehoD  mit  der  Lupe  als  feine  punktförmige  runde  Oeffiran- 
gea  siohlbar  sind.  Letztere  habeo  ihrem  Aoasehen  naeh 
einige  Aehnliobkeit  'mit  den  Interstitialröbren  an  den  Quer- 
schnitten einiger  Chaetetideii.  An  Horizontalschliffen  er- 
kennt man,  dass  die  Wände  der  genannten  Kanälchen 
gleieh  denen  der  Zellen  sehr  porös  sind  nnd  dass  die 
ooenosarcalen  Höhlungen  des  Giiienencbyms,  wie  mit  den 
Zellen,  so  auch  unter  sieh  einst  in  offener  Verbindung  ge- 
standen haben.  Den  Querschnitten  der  Kaiiälcben  nach 
zu  urtheileii,  müssten  dieselben  im  Coenencbym  einen  der 
fiiehtnng  der  Zellen  parallelen  Lauf  haben.  Ob  dies^  bei 
P.  MitMato  wirklieb  der  Fall  ist,  und  ob  sie  in  diesem 
Falle  durch  Querwände  in  übereinanderliegende  Etagen 
getheilt  sind,  oder  ob  sie  wurmförmig  zwischen  den  Fasern 
des  Coenenehyms  Terlaufen,  kann  ich  nicht  sagen,  da  an 
Terticalen  Dtlnnschliffen,  welche  darttber  Auskunft  geben 
mü»8ten,  bei  starker  Vergrösserung  die  Structurverhältnisse 
undeutlich  werden.  An  letztern  SelilitTen  ist  hingegen  wobl 
2a  sehen,  dass  die  Zellen  durch  horizontale  Böden  in  Über- 
einanderliegende Etagen  abgetheilt  sind.  —  Die  Astrorhizen 
haben  sich  in  den  einzelnen  aufeinanderfolgenden  Waehs- 
tbunisperioden  auf  der  jedesmaligen  Oberfläche  gebildet, 
und  sie  sind  daher  in  dem  ganzen  Stock  in  parallelen 
Ebenen  angeordnet.  Die  Astrorhizen  sind  verhältnissmässig 
seh  wach  entwickelt,  da  die  einzelnen  Strahlen  sich  nur 
wenig  verzweigen  und  sich  bald  in  dem  Gewebe  des  Ske- 
lets  verlieren. 

Das  von  mir  gefundene  Exemplar  stammt  aus  dem 
Biittleni  Kalk  von  Paffrath  und  zwar  aus  dem  Btlcheler 
Steinbmeh. 

2.   ParaUdopora  stMaris,  n.  sp. 

Das  Skelet  der  von  mir  gefundenen  P.  steUaria  be- 
steht aus  hellgelbem^  ziemlich  weichem  Kalkstein,  dessen 

Hohlräume  von  —  bei  auffallendem  Licht  —  grauem  Kalk- 
spath  erfüllt  sind.  Die  Oberfläche  ist  auch  an  diesem 
Exemplar  leider  nicht  erhalten.  Die  seitliche  Oberfläche 


294 


ist  mit  einer  Epithek  Aberzogen,  anf  weleber  parallele  Bu- 

zeln  hervortreten;  letztere  deuten  auf  das  Wachsen  de« 
Stockes  in  parallelen  Schichten  hin.  Weder  an  der  hori- 
zontalcD,  noch  an  der  vertieaien  Bruchfiäche  ist  die  Stmctar 
des  Oeb&nses  zn  erkennen.  Bei  der  Betrachtung  der  Dftni^ 
schliffe  stellt  sich  heraus,  dass  P.  ^dhris  in  den  wesent- 
lichen Eigenschaften  mit  der  voritren  Species  Ubereinstimmt. 
Sie  unterscheidet  sich  unter  auderm  von  P.  ostiolata  durch 
die  sehr  vollkommene  Entwickelung  der  Astrorhizen.  Die 
Centren  der  Jstrorhizen  sind  6 — 10  mm  yon  einander  ent- 
fernt; sie  liegen  nicht  gerade  Uber  den  Centren  der  in 
tiefem  Schichten  liegenden  Astrorhizen,  wie  es  bei  P.  osdo- 
lata  der  Fall  ist  Die  Astrorhizen  sind  sehr  stark  ent- 
wickelt; die  Hauptzweige  haben  in  der  Nähe  des  Centralis 
einen  Durohmesser  von  1  mm ;  nach  der  Peripherie  hin  ver- 
zweigen sie  sich;  die  einzelnen  Zweii^e  einer  Astrorhiza 
anastomisiren  häufig  mit  einander  und  erstrecken  sich  so 
weit|  dass  sie  mit  den  Zweigen  der  benachbarten  Astro- 
rhizen verschmelzen.  Alle  diese  Dinge  sind  deutlich  an 
horizontalen  Schliffen  zu  beobachten.  An  vertieaien  Schnitt- 
flächen erscheinen  die  quer-  oder  schrägegeschnittencn 
Enden  der  Zweige  der  Astrorhizen  als  rundliche  oder  lang- 
gestreckte horizontale  Hohlräume.  —  Die  Zellen  haben 
einen  Durchmesser  von  0,2—0,4  mm.  An  vertieaien  Diiun- 
schlitTen  sieht  man,  dass  die  Schichtung  des  Gehäuses 
durch  die  gleichzeitige  Absoheidnng  von  Böden  in  den 
Zellen  des  ganzen  Stockes  entstanden  ist,  und  dass  das 
die  Zellen  trennende  Coenenchym  yon  Kanälen  durchzogen 
ist,  welche  parallel  den  Zellen  verlaufen,  und  welche,  wie 
die  Zellen,  durch  Querböden  abgetheilt  sind.  Die  Quer- 
bOden  in  den  cocnenchymalen  Hohlräumen  sind  zahlreicberi 
als  in  den  Zellen.  Im  ganzen  ist  die  poröse  Beschaffen- 
heit des  Coeuenchyins,  namentlich  an  Horizontalschliffeu 
nicht  so  gut  zu  erkennen,  wie  bei  P.  ostiolata,  was  wohl 
in  dem  Erhaltungszustände  der  vorliegenden  P.  sMian$ 
seinen  Orund  hat. 

Die  beschriebene  P.  sfellaris  fand  ich  in  einem  im 
untern  Kalk  von  Paffrath  befindlichen  Steinbruch  in  der 
Nähe  der  Steinbreche. 


295 

3.    Parallelopora  Goldfussii,  n.  sp. 

An  dem  Original  selbst,  welches  ans  weichem  Kalk- 
stein besteht,  ist  nichts  anderes  als  dje  concentrische  Schioh- 

tuDg  ZU  erkeuuen,  welche  eine  Folge  der  gleichzeitigen 
AbscheiduDg  der  Böden  in  den  strahlig  angeordneten  Zellen 
ist  P.  Gcldfusrii  unterscheidet  sich  von  der  vorigen  Art 
dadurch,  dass  die  Eindrucke  des  Coenosarcs  nicht  als 
Astrorhizen  ausgebildet  sind,  sondern  unregelmässig  zer- 
streute, wurmförmig  gewundene  Aushöhlungen  bilden,  wel- 
che in  der  ganzen  Masse  zerstreut  sind  und  in  Ebenen^ 
parallel  der  Oberfläche,  verlaufen.  Dieser  Unterschied  zeigt 
sich  hauptsächlich  an  horizontalen  Dünnschliffen,  während 
die  verticalen  Dünnschliffe  von  P.  stellaris  und  P.  Gold- 
fussii  grosse  Aehnlichkeit  haben.  An  dem  beiliegenden 
Horizontalsohliff  ist  deutlich  die  lockere  Beschaffenheit  des 
Coenenehyms  zu  sehen,  ähnlich  wie  bei  den  Horizontal- 
schliffen  von  P.  ostiolata.  Wegen  der  strabligen  Anordnung 
der  Zellen  ist  ein  Schnitt  parallel  der  Oberfläche  nicht 
möglieh«  Die  Zellen  werden  daher  durch  einen  Schnitt, 
möglichst  parallel  zur  Oberfläche,  theilweise  (luer,  theil- 
weise  schräge  geschnitten,  so  dass  neben  den  rundlichen 
auch  langgestreckte  Maschen  an  horizontalen  Dünnschliffen 
auftreten.  Dazu  kommen  noch  die  häufigen  Verbindungs- 
kanälchen  benachbarter  Zellen  und  die  wurmförmig  ge- 
wundenen Eindrucke  des  Coenosarcs,  welche  Thatsachen 
alle  dazu  beitragen,  an  horizontalen  Dünnschliffen  dem  Ge- 
webe ein  wurmförmig  zeri'ressenes  Aussehen  zu  geben.  An 
verticalen  Schliffen  sieht  man,  dass  das  Coenenchym,  wie 
bei  P.  gUUans  von  den  Zellen  parallelen  Kanälchen  durch- 
setzt ist,  und  dass  diese  Kanälchen  ebenfalls  mit  Quer- 
böden versehen  sind.  Die  coenencbymaien  Kanälchen, 
welche  benachbarte  Lamellen  mit  einander  verbinden,  sind 
auch  an  verticalen  Dünnschliffen  zu  beobachten. 

Das  beiliegende  Original  stammt  aus  dem  untern  Kalk 
von  Paffrath  und  zwar  aus  einem  alten,  jetzt  nicht  mehr 
abgebauten  Steinbruch  in  der  Nähe  des  Ortes  Hand. 


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290 


4.   Pardllelopora  eifelimsis,  n.  sp.  *) 

Die  mir  snr  Yerfttgung  stehenden  Exemplare  Ton  P. 
eifelimsis  bilden  dttnne  Krnsten  ttber  andern  Organismen. 

Diese  Krusten  sind  so  dünn,  dass  es  nnmOglich  ist  Dünn- 
schliffe von  denselben  anzufertigen.  Die  Obertiäclie  ist 
jedoch  so  schön  erhalten,  dass  man  an  derselben  den  Bau 
Ton  ParäUehptHra  eifeUmsis  fast  ebenso  gut  erkennen  kann, 
wie  an  einem  horizontalen  Dflnnsehliff.  An  der  Oberfläche 
der  Krusten  von  P.  eifeliensis  erscheinen,  wie  an  den  ho- 
rizontalen Dünnschliffen  von  P.  ostiolata  die  Zellen  als 
Oefifnnngen  Ton  0,1  mm  Durchmesser.  Die  Wandungen  der 
Zellen  sind  sehr  porOs,  ebenso  die  Wandungen  der  coe- 
nenchyinalen  Kanälchen,  welche  an  der  Oberfläche  als  sehr 
kleine  Oeffnungen  aultreten.  P.  eifeliensis  unterscheidet 
sich  von  den  übrigen  Speeles  der  Gattung  durch  das  gänz- 
liche Fehlen  der  Astrorhizen  und  der  homologen  Gebilde. 

Die  mir  vorliegenden  Exempfaire  Yon  P.  mfdiams 
wurden  im  eifeler  Kalk  gefunden. 


Systematische  SieUung  der  Siromatoporett. 

Zur  Bestimmung  des  Platzes,  welchen  die  Stromato- 
poren  im  Thierreich  einnehmen,  sind  wir  genüthigt,  die- 
jenigen unter  den  lebenden  thierischen  Organismen  aufzu- 
suchen, welchen  die  Stromatoporen  am  nUchsten  stehen. 
Denn  die  letztem  sind  Mngst  erloschen  und  andere  Ge- 
schlechter an  ihre  Stelle  getreten.  Diesem  Umstände,  dass 
die  in  dem  palaeozoischen  Zeitalter  in  so  grosser  Anzahl 
vorhandenen  Stromatoporen  keine  lebenden  Vertreter  habeni 
ist  es  auch  zum  grossen  Theile  zuzuschreiben,  dass  die 
systematische  Stellung  der  Stromatoporen  so  grosse  Schwie- 


1)  Bsi  P.  eifdientii  befinden  rieh  bin  und  wieder  grSeeere 

Partieen  der  Oberfl&che,  an  denen  die  Zellmüudunpren  fehlen,  und 
an  denen  nur  die  üc£fnungüa  der  feinen  cücuencbyiualen  Kauälchen 
auftreten. 


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297 

• 

rigkeiten  macht,  welche  nicht  Tollständig  zu  beseitigen 
ftiDdy  mag  man  dem  genannten  Geschlecht  eine  Stellang 
anweisen,  welche  man  will.  Diejenigen  Thierklassen,  als 
deren  Vemeter  die  Stromatoporcn  allenfalls  betrachtet  wer- 
den können  und  auch  betrachtet  worden  sind,  sind  die 
Klassen  der  Spongien,  Foraminii'eren,  Anthozoen,  Hydro- 
soen  und  Bryosoen. 

1.  Besiehnngen  der  Stromatoporen  zu  den 
Schwämmen.  Die  Aehnlichkeit  zwischen  Stromatoporen 
und  Spongien  beruht  meiner  Meinung  nach  lediglich  auf 
der  Aehnlichkeit  und  Mannichfaltigkeit  der  änssera 
stalt  In  allen  andern  Pnnkten  herrscht  ein  wesentlioher 
Unterschied  zwischen  beiden.  Nach  den  Untersuchungen 
Nicholsons  ist  es  unzweifelhaft,  dass  die  Stromatoporen 
weder  Horn-  noch  Kieselschwämme  waren,  sondern  dass 
sie,  wenn  Überhaupt  Spongien,  Kalkspongien  gewesen  sein 
müssen.  Das  Skelet  der  Kalkspongien  besteht  jedoch  ans 
freien  nicht  mit  einander  verschmolzenen  Kalknadeln,  von 
denen  man  jedoch  bei  den  Stromatoporen  noch  keine  Spu- 
ren entdeckt  hat 

Die  HohlrUnme  des  Skelets  der  Stromatoporen  lassen 
sich  nicht  mit  dem  Kanalsystem  der  Spongien  vergleichen. 
Als  Ausflusskanäle  könnten  allenfalls  gedeutet  werden: 
1.  die  cylindrischen  Hohlrilnme,  welche  mitunter  das  Skelet 
▼on  Stromatoporen  senkrecht  zn  den  Lamellen  durchsetzen, 
und  welche  entweder  secundUrcn  Ursprungs  sind,  oder  ur- 
sprünglich mit  Coenosarc  erftlUte  Räume,  2.  die  Zellen  von 
Cmmopora  FkM.  und  Dia^a  nnd  3.  die  Astrorhizen  nnd 
die  homologen  Gebilde.  Die  nnter  1  nnd  2  genannten 
allenfalls  als  AusflusskaniUe  von  Spongien  zu  deutenden 
Gebilde  unterscheiden  sich  schon  durch  ihre  Gestalt  we- 
sentlich von  den  Ausflusskanälen;  diese  haben  die  Auf- 
gabe, das  Wasser  ans  den  Magenhöhlen  der  Spongien  her- 
ansznfllbren;  an  ihrem  Ursprung  in  der  Nähe  der  Magen- 
höhlen sind  sie  am  enjrsten ;  ihre  Dimensionen  nehmen  zu, 
je  weiter  sie  sich  von  den  Magen  höhlen  entfernen,  und  die 
Aosflnsskanäle  sind  an  ihrer  Mflndnng  an  der  Oberfläche 
am  weitesten.  Dahingegen  sind  die  Tnben  Ton  Camopora 
und  Diajjoru,  sowie  die  cylindrischen  senkrechten  Hohl- 


298 


Tlnme  in  manchen  typisehen  Stromatoporen  in  ibrem  gaih 

zen  Verlauf  gleich  weit.  Die  Tuben  vou  Caunopora  und 
wahrscheiDlich  auch  die  von  Diapora  haben  ausserdem 
Böden,  doreh  welche  sie  sich  als  wesentlich  &dere  0^ 
gane,  denn  Ansflnsskanttle,  oharakterisiren.  —  Die  Astro- 
rhizen  dürfen  nicht  mit  Ausflusskanälen  verglichen  werden, 
welche  ihr  Osculum  im  Centrum  der  Astrorhizen  haben, 
aus  dem  Grande,  weil  die  Astrorhizen  in  dem  ganzen  Ge- 
häuse der  StromatojKmn  zerstrent  sind,  Oscula  jedoch  nur 
an  der  Oberfli&che  der  Spongien  anftreten. 

Als  Ostien  hat  man  bei  den  Stromatoporen  die  feinen 
Oeffuungeu  in  den  Lamellen  an  der  Oberfläche  von  Stn^ 
maiapara  nnd  Diajßora,  sowie  die  Mtindongen  der  ooenen- 
chymalen  Hohlräume  an  der  Oberfläche  von  Camopora 
gedeutet.  Die  AehDÜchkeit  zwischen  den  genannten  Ge- 
bilden und  den  Ostien  der  Spongien  beruht  jedoch  nur  in 
der  Form,  nicht  in  der  Bedeutung. 

2.  Besiehnngen  der  Stromatoporen  zn  den 
Forami niferen.  Seit  Lcfluma  nnd  namentlich  ParkenOf 
deren  Bau  in  mancher  Hinsicht  Achnlichkeit  mit  dem  Bau 
von  Diapora  hat,  von  den  Foraminiferen  getrennt  und  za 
den  Hydrozoen  gestellt  sind,  sind  die  Beziehungen  zwischen 
Foraminiferen  und  Stromatoporen  sehr  gelockert.  Nur 
Dawson  hält  noch  daran  fest,  dass  die  Stromatoporen  Fo- 
raminiferen sind  und  grosse  Verwandtschaft  mit  Eozoon 
haben.  Aber  selbst  wenn  eine  solche  Verwandtschaft  exis- 
tirt,  so  ist  damit  die  systematische  Stellung  der  Stromato- 
poren doch  nicht  gesichert,  da  die  Gelehrten  tlber  die 
Natur  von  Eozoon  noch  nicht  vollkommen  einig  geworden 
sind.  So  hat  Steinmann  ^  die  Ansicht  ausgesprochen» 
dass,  wenn  EoMoon  Überhaupt  or^ischen  Ursprungs  sei, 
es  keine  Foraminifere,  sondern  ein  Vertreter  der  Goelen- 
teraten  sei.  In  der  jüngsten  Zeit  ist  übrigens  durch  die 
Untersuchungen  von  Möbius-)  mit  ziemlicher  Gewissheit 
die  anorganische  Natur  von  Eoeom  bewiesen  worden. 

8.  Beziehungen  der  Stromatoporen  zu  den 

1)  Palaeontogr.  3.  Fo)ge  Bd.  I,  3.  Lief.  S.  114. 

2)  Palaeoatogr.  Bd.  XXY  1678. 


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29» 

AnthozoeiL  Bei  den  Gattungen  Stromatopora  und  Pa- 
raUelopora  kann  absolut  nicht  von  einer  Verwandtschaft 
mit  den  Anthozoen  die  Rede  sein.  Denn  wenn  auch  die 
Sftulchen  ddr  fischen  Stromatoporen  hohl  waren«  so  sind 
Bie  dennoeh  keines&lls  mit  den  Zellen  von  Korallen  zu 
vergleichen,  wie  dieses  z.  B.  Hall  gcthan  hat.  Ebenso  ist 
die  Organisation  von  Farallelopora  so  sehr  von  der  der  Antho- 
Zoen  yersohieden;  daas  ein  Vergleich  zwisdien  beiden  nnzn- 
Italich  ist  Was  die  flbrigen  Oattnngen  der  Familie  der 
Stromatoporen  betrifft,  so  unterscheiden  sich  dieselben,  wie 
auch  Stromatopora  und  Farallelopora,  von  den  Anthozoen 
durch  die  innere  Structur  des  Skelets.  Dünnschlifife  derselben 
haben  einen  ganz  andern  Habitus,  als  solche  von  Korallen, 
was  einer  verschiedenen  Anordnung  der  kleinsten  Theil- 
chen  im  Skelet  der  Korallen  und  Stromatoporen  zuzu- 
schreiben ist.  Aber  abgesehen  hiervon,  würde  es  schwer 
fallen,  eine  Korallen£Eunilie  zn  finden,  wozu  man  Caunopwa 
und  Diapara  ihrem  makroskopischen  Charakter  nach,  stellen 
könnte.  Es  wären  dabei  allenfalls  die  Familien  der  Tubi- 
poriden  und  Uelioporiden  in  Betracht  zu  ziehen.  Mit  der 
eistem  haben  Ckmnapara  nnd  Dk^para  zwar  die  horizon- 
talen rOhrenartigen  Fortsätze  der  Zellwand  gemein.  Doch 
fehlt  den  Tnbiporen  das  bei  Caunojjoni  und  Biapora  reich- 
lich entwickelte  Coenenchym.  Bei  C.  hücheliensis  sind  die 
coenenchymalen  Hohlräume  parallel  den  Zellen  angeordnet 
und  mit  Qnerböden  versehen;  diese  Hesse  sich  daher  allen- 
falls mit  Heliolites  vergleichen.  Aber  abgesehen  von  dem 
auffallenden  Unterschied,  der  zwischen  dem  Habitus  von 
Heliofes  und  dem  von  C.  büchdiensis  besteht,  machen  schon 
die  trichterförmigen  Böden  nnd  die  horizontalen  Verbin- 
dnngsröhren  der  Zellen  von  G.  bueheHmaia  einen  wesent- 
lichen Unterschied  von  der  Familie  der  Helioporiden  aus. 

4.  Beziehungen  der  Stromatoporen  zu  den 
Bryozoen.  Eine  sehr  oberflächliche  Aehnlichkeit  be- 
steht zwischen  Heterotrypa  nnd  einigen  Ohaetetiden  wie 
Ifanticulijwra  und  Fistulipora  einerseits  und  den  Gattungen 
Caunopora  Phill.  und  Farallelopora  andrerseits.  Beide 
Gruppen  haben  ein  Skelet,  welches  parallele  cylindrische 
HoUrftome  von  zweierlei  Dimensionen  umschliesst  Bei 


800 

den  genannteD  Bryozoen  Bind  dieses  die  Zellen  und  die 

Interstitialröhren,  welche  beide  isolirt  sind  und  nicht  mit 
einander  kommuniciren.  Bei  den  genannten  Stromatoporen 
sind  es  die  Zellen  und  die  mit  einander  eomnfnnieirenden 
eoenencbymalen  HoUr&nme.  Die  |N>rOse  Besehaffenheit  der 

zwischen  den  Zellen  liegenden  Harttheile  ist  es,  welche 
diese  Skeletelemente  bei  Caunopora  und  Parallelopora  als 
Coenenchym  characterisirt.  Die  Stromatoporen  sind  daher 
keine  Molasken,  sondern  Coelenteraten. 

5«  Beziehangen  der  Stromatoporen  za  den 
Hydrozoen:  Dnreh  das  gftnzliehe  Fehlen  von  Kalknadeln 

unterscheiden  sich  sämmtliche  Gattungen  der  Stromato- 
poren von  den  Spongien.  Wegen  der  porösen  Beschaffeu- 
beit  des  Skelets  sind  sie  nicht  mit  den  Bryozoen  zu  yer- 
einigen;  vielmehr  sind  sie  dnreh  die  letztere  Beschafien- 
beit  als  Coelenteraten  eharaeterisirt  Endlieh  ist  es  die 
innere  Struktur  des  Skelets,  welche  die  Stromatoporen 
von  den  Anthozoen  trennt,  und  welche  an  Dünnschliffen  den 
für  die  Hydrozoen  eharakteristischen  Habitns  veranlasst. 

Wenn  auch  keine  der  lebenden  Hydrozoen  mit  den 
Stromatoporen  identificirt  werden  können,  so  findet  man 
doch  bei  den  lebenden  Hydrozoen  die  allgemeinen  Gharao- 

tere  der  Stromatoporen  wieder.  Man  bat  die  Gattungen 
Parkeria,  Labechia^  Hydractinia^  Milleporok^  ferner  Betepora^ 
CeUeparOy  Heteropora  mit  einzelnen  Formen  der  Stromato- 
poren vergliehen.  Meiner  Meinung  naeh  sehliessen  sieh 
die  Gattungen  der  Stromatoporen  den  lebenden  Gattungen 
Hydractinia  und  Millepora  am  nächsten  an,  und  zwar 
Stimmt  Stromatopora  sowohl  den  morphologischen  Charak- 
teren als  anch  der  Organisation  nach  in  manoher  Hinsieht 
mit  Hydractinia  ttberein.  Die  morphologischen  Charaktere 
von  Didjxjra  sind  vei'wandt  mit  denen  von  Stromatopora 
und  Hydractinia;  in  der  Organisation  nähert  sich  jedoch 
Diqpora  in  etwa  der  Gattung  MüUpara,  Die  mit  Diapcra 
verwandte  Chittung  Caunopora  sehliesst  sieh  in  morpholo- 
gischer Hinsicht  schon  mehr  der  Gattung  MiUcpora  an. 
Die  Gattung  Parallelopora  endlich  steht  von  den  Stroma- 
toporen der  Gattung  MMepora  am  nächsten,  sowohl  was 


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301 


die  morphologischen  Verhältnisse  der  Harttheile,  als  auch 
was  die  Organisation  des  Gehäuses  betrifft. 

HtfirtkUimß  besteht,  wie  Stromataporay  aas  parallelen 
SeUehten  und  TeartUaden  EtomenteiL  Carter,  der  das 
Waehstimm  rm  HfäraeHma  eM^aia  unterm  Hicroskop 
beobachtet  hat,  entdeckte,  dass  die  Lamellen  von  Hydrac- 
tmia  aus  der  Vereinigung  horizontaler  Arme,  welche  meist 
in  der  Zahl  6  yon  den  verticalen  Elementen  sieh  abzweigen, 
entstehen«  Die  feinen  Poren,  welehe  zwisehen  den  Annen 
sich  befinden,  dienen  den  Gonophoren  und  Hydranthen  der 
Hydractinien  zum  Austritt.  Ganz  analoge  Verhältnisse 
treffen  wir  bei  Stromatopora  an.  Die  Lamellen  von  Stro^ 
maiapara  sind  «neh  nieht  oompaet,  sie  sind  g^iehfalls  ein 
Netswerk,  gebildet  yon  den  horizontalen  Armen,  welehe 
von  den  Säulchen  ausstrahlen.  Die  feinen  Poren  an  der 
Oberfläche  verwitterter  Exemplare  denen  Stramaiopora  den 
Kamen  verdankt,  sind  aneh  Orangen  gewesen,  in  welche 
neh  die  Polypen  des  Stromatoporenstoekes  znrllekziehett 
konnten.  Auch  die  Furchen,  die  sich  auf  der  Oberfläche 
der  Lamellen  mancher  Hydractinien  vorfinden,  und  welche 
oach  den  Beobachtungen  von  Carter  Eindrücke  röhren- 
artiger Theile  des  Coenosares  sind,  finden  sieh  bei  Sbrth 
matopora  in  versehiedenen  Hodifieationen.  Ebenso  wenig, 
wie  für  Uydractinia  sind  auch  ftir  Stromatopora  die  Ober- 
Hächenfurchen  ein  wesentlicher  Charakter,  da  diese  Furchen 
bei  beiden  Gattungen  bald  fehlen,  bald  vorhanden  sein 
kfinnen. 

Unterschiede  zwischen  Stromatopora  und  Hydractinia 
bestehen  darin,  dass  Hydractinia  mit  der  ganzen  untern 
Fläche  auf  fremden  Körpern  festsitzt,  während  jS^romo^opora 
in  der  Regel  nnr  mit  einer  kleinen  Stelle  angeheftet  ist 
Femer  besteht  das  Gehäuse  von  Hydractinia  höchstens 
aus  drei  Lamellen,  während  die  Zahl  der  Schichten  von 
Stromatopora  unbeschränkt  ist.  Endlich  ist  bei  Hydractinia 
der  Bau  selten  so  regelmässig,  wie  bei  S^ramaiopara^  da 
bei  ersterer  hftufig  in  Folge  von  Waehsthumsstörnngen  die 
concentrische  Anordnung  der  Schichten  verloren  geht. 

An  die  Gattung  Stromatopora  schliesst.  sich  durch 
die  morphologischen  Merkmale  die  Gattung  Diapcra  eng 

▼«Ii.  4.  Bit.  Ter.  Jahrg.  ZZZTIIL  4.  Vqig^  Tin.  B4.  20 

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ao2 

an.  Letztere  besteht,  wie  Stromatopora^  aas  paraUden 
Lamelleiiy  die  durch  verticale  Raichen  Terbmideii  werdeo. 
Auch  die  Eindrücke,  welche  die  rOhrenartigen  Forts&tze 

des  Coenosarcs  hinterlassen  haben,  fehlen  nicht;  sie  sind 
in  der  Form  von  Astrorhizen  vorhanden.  .  Der  wesentliche 
Unterschied  zwischen  Diapara  nnd  Strcmakpora  be^ehl 
darin,  dass  das  stromatoporartii^  Oewebe  der  erstem  tcd 
grössem  Röhren  durchsetzt  ist,  welche  parallel  sind,  und 
durch  seitliche  Röhren  mit  einander  in  Verbindung  steheiL 
Diese  Röhren  sind  die  einst  von  den  Polypen  des  Diaporen- 
Stockes  bewohnten  Zellen.  Sie  sind  es,  dnroh  welche  Diapom 
sich  in  etwa  der  lebenden  Millepora  nähert.  Bei  letzterer  sind, 
wie  bei  Diapora  an  der  Oberfläche  grössere  und  kleinere 
Oefonngen  vorhanden.  Die  grössern  sind  die  Hflndangen 
von  Zellen,  in  welche  sich  die  Individuen  des  Stockes 
zurückziehen  können.  Im  Uebrigen  sind  die  Unterschiede 
zwischen  beiden  Gattungen  doch  noch  sehr  gross.  Während 
die  Zellen  von  Diapora  mit  besondem  Wänden  versehen 
sind,  welche  die  Zellen  gegen  das  Goenenchym  abschliessea, 
sind  die  von  Millepora  nnr  Anshöhlnngen  im  pordsen  Goe- 
nenchym. Bei  Diapora  stehen  die  Zellen  direct  durch  ho- 
rizontale Röhren  in  Verbindungy  bei  MM^ora  durch  die 
Kanäle  des  porösen  Goenenchyms.  Oazn  kommt  nodi»  dass 
die  Zellen  von  Diapora  wahrscheinlich  trichterftrmige,  die 
von  Millepora  horizontale  Böden  haben.  Die  morphologi- 
schen Charaktere  von  Diapora  zeigen  somit  zwar  grosse 
Uebereinstimmnng  mit  denen  von  Hydradima;  die  Orga- 
nisation des  Stockes  von  Diapora  hingegen  macht  es  e^ 
forderlich,  Diapora  von  Hyäractinia  zu  trennen  und  in  die 
Nähe  von  Millepora  zu  stellen. 

Caunopora  Phill.  darf  wegen  der  grossen  Uebereia- 
stimmnng  seiner  Zellen  mit  denen  von  Diapora  nicht  voo 
der  letztem  entfernt  werden.  Der  Unterschied  zwischen  bei- 
den  l)eruht  in  dem  verschiedenen  Bau  des  Coenenchyms. 
Caunopora  FhiU,  gleicht  MiU^ora  schon  mehr,  als  die 
Gattung  DiaporOf  da  das  Goenenchym  der  Erstem  grOsseie 
Aehnlichkeit  mit  dem  von  WUepora  hat,  nnd  zwar  nament- 
lich das  von  wurniförmigen  Kanälchen  durchzogene  Goe- 
nenchym von  C  placenta. 


i  303 

I 

Aid  grössten  ist  die  Yerwandtscbaft  zwischen  Paral- 
Idopara  und  Millepora.    Bei  Parallelojjora  sind  Zellen  vor- 
handen, wie  bei  Diapora  und  Cauncpora.   Auch  verbinden 
horiioDtale  Kanäle,  wie  bei  Diapora  und  Caunopora^  je* 
i  doeh  ohne  Wände,  die  benachbarten  Zellen  von  PoroSelo- 
l)ora.  Die  Zellen  der  letztern  sind  jedoch  viel  feiner  als 
die  von  Diapora  und  Caunopora.   Sie  sind  mit  horizon- 
talen Böden  Tersehen  and  ohne  besondere  Wände;  sie  sind 
;  vielmehr  nnr  AnshOhlnngen  im  Goenenchym,  wie  die  Zel- 
;  len  von  MUlepara,-  Während  Parallelopora  die  wandlosen, 
'  durch  Vennittelung  des  porOsen  Coenenchyms  miteinander 
commonicirenden  Zellen  mit  horizontalen  Böden  mit  Mille- 
pora gemein  hat,  ist  sie  andrerseits  durch  die  verschie- 
;  deiie,  auch  bei  Stramatopora  yorkonunende  Ausbildung  und 
Anordnung  der  Eindrücke  röhreuartiger  Fortsätze  des  Coe- 
nosarcs  mit  Stromatopura  verbunden. 
I       Die  Gattungen  S^ramatopara^  Diapora^  Canmopara  und 
I  ParäUdopara  mtlssen  demnach  als  Gattungen  einer  einzi- 
;  gen  Familie  betrachtet  werden,  welche  theils  mit  Hydmh 
äinia^  theils  mit  Mülepora  nahe  verwandt  sind. 


^  Qtologlaehe  EntwUMung  der  Shwnatoporen. 

Die  Stromatoporen  sind  auf  das  palaeozoische  Zeit- 
1  alter  beschränkt  und  zwar  wesentlich  auf  Silur  und  Devon; 
im  Carbon  finden  sieh  nur  noch  spärliche  Beste  von  Stro- 
matoporen. In  den  beiden  ersten  Formationen  kommen 
'  tie  in  grosser  Menge  vor,  zusammen  mit  Korallen  und 
ßryozoen,  mit  welchen  sie  Riffe  bilden.  Wegen  der  unge- 
heuren Menge,  in  der  die  Stromatoporen  in  den  ältesten 
,  Formationen  vorkommen,  haben  sie  wesentlich  zur  Bildung 
dbr  Schichten  beigetragen.  In  der  Nähe  von  Refrath  und 
hei  Hebbom  habe  ich  grosse  Felsblöcke  gesehen,  die  buch- 
stäblich aus  Stromatoporen  zusammengesetzt  waren. 

Die  ersten  Spuren  von  stromatoporaartigen  Verstei- 
nerungen finden  sich  im  Untersilur.  Hall  hat  solche  aus 
dem  Trenton-Limestone  Nordamerikas  stammende  Stroma- 
toporen als  SirotMAocerium  beschrieben.  ZahLreicher  wer- 


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304 


den  die  Stromatoporen  im  obern  Silur.    Die  Gattung 

Pachystroma  Nich.  ist  bis  jetzt  nur  im  obern  Silur  gefun- 
den worden.  Claihrodictyon  Nich.  ist  durch  Cl.  vesicidosum 
vertreten.  Von  der  Gattung  StromcUopora  werden  zahl- 
reiche ArteB  im  Obersiinr  Nordamerikas  and  yoa  Sehw^ 
den  gefiinden;  ich  erwfthne:  Str.  eomMMa  Hall,  S^. 
striatella  d'Orb.,  Str.  Hindei  Nich.,  Str.  iypica  v.  Ros., 
Str.  variolaris  v.  Ros.,  Str.  astroites  v.  Ros.,  Str.  ehgans 
T.  Bos.,  Sfyr.  iScAmtAüv.Roa.,  /Si^r.fnonMfiiflato  Schmidt^), 
IXr.  regularis  Bo8.,  Str.  Ungemi  y.  Ros.,  8§r.  dmMa 
V.  Ros.  Von  den  Gattungen  Diapora  und  Caunopara  sind 
spärliche  Reste  im  silurischen  Geschiebe  der  norddeutschen 
Tiefebene  gefunden  worden.  —  Den  Höhepunkt  ihrer  Ent- 
wicklung erreichen  die  Stromatoporen  im  Devon  und  zwar 
im  Mitteldevon.  Die  schon  im  obern  Silur  vorkommende 
Cl.  vesicidosum  reicht  bis  zum  Devon  hinauf,  während 
Clathrodictyon  cellulosum  Nich.  rein  devonisch  ist  Die 
Gattung  Siramaicpcra  ist  durch  zahlreiche  Arten  im  Devon 
vertreten,  n&mlich  durch  die  schon  im  Silur  auftretende 
Str.  astroiteSj  femer  durch  Str.  coyicentrica  Gold  f.,  Str. 
v&rrucosa  Goldf.  spec,  Str.  papähsa  n.  sp.,  Str.  Beuthü 
n.  sp.,  Str.  curtosa  Goid£  sp.,  Str.  dartmffhmensis  Cart., 
Sür.  manosHohiOf  Sir.  pdlyoMokia^  femer  durch  Sbr.  fo- 
liata  Stein.,  Str.  pusttdifera  Win  eh.,  Str.  montieulifera 
Winch.,  Str.  caespitosa  Winch.,  Str.  planulata  Hall,  Str. 
tuherculata  Nich.,  Str.  granulata  Nich.,  Str.  mammülaia 
Nich.,  Str.  textiUs  Quenst,  Str.  Worthem  Quenst  Im 
Devon  treten  femer  auf  die  Gattungen  INa^a,  Caamapora 
und  Parallclopora,  letztere  ist  bis  jetzt  nur  im  Devon  ge- 
funden worden.  —  Die  im  Devon  so  überaus  reich  ver- 
tretene Familie  der  Stromatoporen  hat  im  Garbon  nur 
noch  sf^rliche  Ueberreste  hinterlassen.  Mit  der  Spedes 
Str.  stMiliSj  welche  M'Coy  aus  dem  „Carboniferous  Lime- 
stone'' von  Irland  beschreibt,  stirbt  die  Familie  der  Stro- 
matoporen ans. 

1)  Aroh.  för  Natork.  Liv-,  Esth-  n.  Kurlands,  1.  Ser.  Bd.  IL 


Unitrcnitfttt-Boc&dnickMei  von  Carl  Oeoigi  in  Bodo. 


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Correspondenzblatt. 


Verzeichniss  der  Mitglieder 

des  naturhistorischen  Vereins  der  preussischen 
Bheinkiide  und  Westfalens. 


Am  1.  Januar  1881. 


Beamte  des  Vereins. 

Dr.  H.  von  Dechen,  wirkl.  Geb.  Rath,  Excellenz,  Prftiident. 
X.  F  a  b  r  i  c  i  Q  8,  Geheimer  Bergrath,  Vioe-Prasident. 
Dr.  C.  J.  Andr&,  SecreUr. 
CL  Hanrjy  Bendant. 

Secüons  -  Direotoren. 

F9r  Zoologie:  Fn)f.  Dr.  F  ö  r  st  er,  Lehrer  an  der  Reakehnle  in  Aaohen. 
F^.  Dr.  Landoit  in  Mlbieter. 

För  Botanik:  anbesetzt. 

Prof.  und  Medicinalrath  Dr.  Karsch  in  Münster. 
Für  Mineralogie:  Gustav  Seligmann  in  Coblenz. 

Besirka  -  Vorsteher. 
iL  KheinproTiiis. 

Für  Cöln:  Dr.  Thomö,  Bector  der  hohem  Bürgerschule  in  Cöln. 

Für  Coblenz:  Geh.  Pustrath  und  Obcr-Postdirector  Handtmaun  iu 
Coblenz. 

Für  Düsseldorf:   Oberl(-hrer  a.  D.  Cornelius  in  Elberfeld. 
Für  Aachen:  Prof.  Dr.  Förster  in  Aachen.  * 
Für  Trier:  Landesgeologe  H.  Qrebe  in  Trier. 

B.  Westfalen. 

Für  Arnsberg:  Dr.  v.  d.  Marek  in  Hamm. 

Für  Münster:  Professor  Dr.  Hosius  in  Münster. 

Fär  Minden:  Dr.  med.  Gramer  in  Minden. 

1 


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2 


Ehren -Vioe-Pr&sident  des  Vereins: 

Dr.  Ii.  C.  Marquart  in  Bonn. 

Ehrenmitglieder. 

Doli,  Geh.  Hofrath  in  Carlsruhe. 

Qöppert.  Dr.,  Geh.  Med.-ßath,  Prof.  in  Breslau. 

Hoer,  0.,  Prof.  in  Zürich. 

Hinter  hu  b  er,  R.,  Apotheker  in  Mondsee. 

Kilian,  Prof.  in  Mannheim. 

Edlliker,  Prof.  in  Würsburg. 

de  Köninck,  Dr.,  Prof.  in  Lüitidi. 

T.  Siebold,  Dr.,  Prof.  in  Manchen. 

Valentin,  Dr.,  Prof.  in  Bern. 

van  Beneden,  Dr.,  Prof.  in  Löwen. 


Ordentliche  Mitglieder. 
A«  Regierungsbezirk  Cöln. 

Koni  gl.  Ober- Bergamt  in  Bonn. 

Abels,  Aug.,  Bergassessor  in  Cöln  (Berlioh  Nr.  14). 

Aldenhoven,  Ed.,  Rentner  in  Bonn  (Kaiserstr.  25). 

Alsberg,  Salomon,  Kaufmann  in  Bonn. 

Andrä,  Dr.,  Prof.  in  Bonn. 

Angeibis,  Gustav,  Dr.,  in  Bonn. 

von  Auer,  Oberst-Lieutenant  z.  D.  in  Bonn. 

Bargatzky,  Aug.,  Stud.  rer.  natar.  in  Köln  (Wilhelmsir,  9). 

Becker,  0.,  Apotheker  in  Bonn. 

T.  Bernath,  Regienmgs-Präsident  in  Cöln. 

Bertkan,  Philipp,  Dr.,  Privatdooent  in  Bonn. 

Bettendorf,  Anton,  Dr.,  Chemiker  in  Bonn. 

Bibliothek  des  Königl.  Cadettenhausee  in  Bensberg« 

Billan,  H6telbesitxer  in  Rolandseck. 

Binz,  C,  Dr.  med.,  Prof.  in  Bonn. 

Bisehof,  Albrecht,  Dr.  in  Bonn  (Grünerweg  68). 

Bleib  treu,  Hüttenbeeitzer  in  Ober-Cassel  bei  Bonn. 

Bleibtreu,  H.,  Dr.  in  Bonn. 

Bleib  treu,  Carl,  Stud.  rer.  nat.  in  Bonn. 


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8 


Bodenheim,  Dr.,  Rentner  in  Bonn. 

Boeiser,  Julius,  Betriebsdireoior  in  Köln  (PanlMtr.  19). 

Bdoking,  Ed.,  Hüttenbeutxer  in  MiOkeim  a.  Rh. 

B$hm,  Joli.,  Stnd.  philoe.  in  Bonn  (Joeepbsfar.  21  &  !•  Stock). 

Böker,  Herrn.,  Rentner  in  Bonn. 

Boker,  H:,  jan.,  Rentner  in  Bonn. 

Brateert,  H.,  Dr.,  Berghauptmann  in  Bonn. 

Bräackcr,  Lehrer  in  Derschlag. 

Brock  Ii  off,  Geheim.  Berj^rath  und  UniversitÄtBricbter  in  Bonn. 
Bürgers,  Ignaz,  Geh.  Justis-Kath  in  Cöln. 
Buff,  Bergrath  in  Deutz. 

Busch.  W.,  Geh.  Medicinal  Rath  und  Professor  in  Bonn. 
C allen,  Michel,  Bergwerksbesitzer  nnd  Ingenieur  in  Cöln  (flnmbold- 
ttraase  28). 

Gamphania  n,  wirkl.  Oeb.  Rath,  Staatsminister  a.  D.,  ExoelL,  in  Cöln« 
Clane  int,  Geh.  Regierongeratb  nnd  Profeesor  in  Bonn. 
Cohen,  F^.,  Bnohh&ndler  in  Bonn. 

Crone,  Alfr.,  Maeehinen-Inepeetor  a.  D.  in  Bonn  (HofgarteostnMe). 
Dahm,  G.,  Dr.,  Apotheker  in  Bonn. 

Dechen,  H.,  Dr.,  wirU.  Geh.  Rath,  EzeelL  in  Bonn. 

Deichmann,  Frau  Geb.  Commerzienrätbin  in  Cöln. 

Dornen,  C,  Goldarbeiter  in  Bonn. 

Dick  mann,  Privatgeistlicher  in  Bonn. 

Dickert.  Th.,  Conservator  a.  D.  in  Kesseoiob. 

V.  Diergardt,  F.  IL,  Freiherr  in  Bonn. 

Doerr,  Wilhelm,  Rentner  in  Bonn  (Kaiser» traese  16). 

Doutrelepont,  Dr.,  Arst»  Profesior  in  Bonn. 

D&nk  elber g.  Geb.  Regierangsrath  nnd  Direotor  der  landwirthaob. 

Akademie  in  Poppelsdorf. 
Ehren  borg,  Alex.»  Bergwerksbeeitaer  in  Cöln  ^mhof  12). 
Ende  mann,  Wilh.,  Rentner  in  Bonn. 
Etiinghy  H.  3^  Hamann  in  Cöhi. 
Bwieh,  Dr.y  Hera,  aftehs.  Hofrath,  Ani  in  Cöln. 
Fabricius,  Nie,  Geheimer  Bergrath  in  Bonn. 
Feldmann,  W.  A.,  Rergmeister  a.  D.  iu  Bonn. 
Finkelnburg,  Dr.,  Geh.  Medicinalratb  und  Prof.  in  Godesberg, 
Florschütz,  Regierungsrath  in  Cöln. 
Flügge,       Rentner  in  Bonn  (Maarfiacbweg). 
FolleniuB,  Ober- Bergrath  in  Bonn. 

FoUmann,  Otto,  Stud.  rcr.  uat.  (ans  Landsoheid)  in  Bonn  (Wielstr.  1). 
Frey  tag,  Dr.,  Professor  in  Bonn. 

y.  Fürstenberg-Stammheim,  Gisb.,  Graf  anf  Stammheim. 
Ton  Ffirth,  Freiherr,  LandgeriohtiraÜi  a.  B.  in  Bonn. 
▼OB  Fürtht  Freiherr,  H^or  a.  D.  in  Bonn.  ^ 
Georgia  W.»  UttTenhftte-Bnciidmokereibeiitier  in  Bonn« 


Gilbert,  Director  der  Gesellschaft  »Coloniac  in  Coin. 
Oöring,  M.  H.,  in  Honnef  am  Rhein. 
Goldschmidt,  Joseph,  Banqnier  in  Bonn« 
Qoldschmidiy  Robert,  Banqaier  in  Bonn. 
0raeff,  Georg,  Bergreferendar  in  Bonn  (Belderberg  81). 
Gray,  Samuel,  Grubendireetor  in  Cdln  (Paulstraete  88). 
Gregor,  Georg,  GiTil-Ingenienr  in  Bonn. 
TOD  Griesheim,  Adolph,  Rentner  in  Bonn. 
Grabe,  H.,  Gartendireetor  in  Godesberg. 
Grdneberg,  H.«  Dr.,  in  Cdln  (Holsmarkt  25a). 
Gnrlt,  Ad.,  Dr.,  in  Bonn. 

Haas,  Landgerichtsrath  in  Bonn  (Quantiusstrasse). 

Haniel,  John,  Bergreferendar  in  Bonn. 

Hähner,  Geh.  Reg.-Rath  und  Eisenbahudirector  in  Göln. 

Hang,  E.,  Apotheker  in  Endenich. 

Haagh,  Senata-Präsident  in  Göln. 

Ha?en stein,  G.,  Dr.,  Generalsecretar  des  landwirthsohafU.  Veraiiif 

in  Poppelsdorf. 
Heidemann,  J.  N.,  General-Director  in  Gdln. 
Hey  de  nr  ei  oh,  Emil,  Chemiker  in  Eitorf. 
Henry,  Carl,  Boohhftndler  in  Bonn. 
Herder,  August,  Fabrikbesitser  in  Euskirohen. 
Herder,  Emst,  Kaufmann  in  Eusldrehen. 
Hermanns,  Aug.,  Fabrikant  in  Mehlem. 
Hertz,  Dr.,  Sanit&tarath  und  Arzt  in  Bonn. 

Herwarth  v.  Bittenfeld,  General-Fuldmarschall,  Excell.  in  Bonn. 

He  US  1er,  Ober-Bergrath  in  Bonn. 

Hol  1er,  Markscheider  in  Königswinter. 

von  Holzbrink,  Landrath  a.  D.  in  Bonn. 

Hüb  er,  H.,  in  Ober-Caaael  bei  Bonn. 

Joest,  Carl,  in  Cöln. 

Katz,  L.  A.,  Kaufmann  in  Bonn. 

Kekul^  A.,  Dr.,  Geh.  Beg.-Rath  und  Professor  in  Bonn. 

Keller,  G.,  Fabrikbesitser  in  Bonn. 

Kempf,  Premier  •Lieutenant  im  Ingenieur-Corps  in  Mfilheim  a.  B., 


Fort  IX.  Stammheim.  \ 
Kestermann,  Bergrath  in  Bonn. 
Eetteler,  Ed.,  Dr.,  Professor  in  Bonn. 

Kinne,  Leopold,  Bergrath  in  Siegbarg. 

Kley,  Civil-Ingcnieur  in  Bonn. 

Klostermann,  Rud.,  Dr.,  Geh.  Bergrath  und  Professor  in  Bonn. 
König,  G.,  Dr.,  Sanitätsrath  in  Cöln. 
König,  Fritz,  Rentner  in  Bonn. 
Königs,  F.  W.,  Gommerzienrath  in  Göln. 

Körnioke,  Dr.^  Professor  an  der  landwirthsohafU.  Academie  in  Bona. 


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6 


KöUiüg,  Kich.,  QMhSllBfilbrer  in  S&rtli  bei  Göln. 

Kractz's  Rheinisches  Mineralien-Comptoir  in  Bonn. 
Krau88,  Wilh.,  General-D irector  in  Bensberg. 
Kreuser,  Carl,  jun.»  Bergwerksbesitzer  in  Bonn. 
Kreuser,  Carl  Bergwerksbesitzer  in  Bonn. 
Kreuaer,  Emil,  Bergreferendar  in  Bonn. 

Kreutz,  Rob.,  Sind.  matb.  (aus  Nennkirohftn,  Beg.-Bei.  Arnsberg) 

in  Bonn. 
Kabale,  Dr.,  Rentner  in  Bonn. 
Kjli,  Tbeodor,  Cbemiker  ia  Cöb, 

La  Yalette  St  George»  fiaron,  Dr.  pbiL  «.  med.,  Vtot  in  Bonn. 

Lasanlst,      Dr.,  Profenor  in  Bonn. 
Lebmann,  Beniner  in  Bonn. 

Lebmann,  Job.,  Dr.  pbil.,  Privatdooent  nnd  Aisistent  am  MneraL 

Maseum  der  Universität  in  Poppelsdorf. 
Leisen,  W.,  Apotheker  ia  Deutz. 
Leist,  königl.  Bergrath  a.  D.  in  Cöln. 
LeDt,  Dr.  med.,  Sanitatsrath  in  Cöln. 
Leo,  Dr.  med.,  Sanitätsrath  in  Bonn. 
Leopold,  Betriebsdirector  in  Deutz. 
Lexia,  £mtty  Dr.,  Arst  in  Bonn  (Kaiserstrasse  22). 
T.  Leydig,  Franz,  Dr.,  Geb.  Medioinal-Batb  o.  Profeisor  in  Bonn. 
Liokt»  Kotar  in  Kerpen. 
Liaebke,  K.      Geb.  Begiemngarafb  in  Bonn. 
Löbr,  H.,  Dr.,  Beniner  in  Cdb. 
Loewentkal,  Ad.,  Fabrikant  in  Oöln  (Langengaaie  26). 
Lorabaob,  Geb.  Bergratb  in  Bonn. 

Lüling,  Emst,  Eönigl.  Oberbergamts-Markscheider  in  Bonn. 

Lürges,  Hubert,  Kaufmann  in  Bonn  (Meckenheimerstrasae  54). 

Marcus,  G.,  Buchhändler  in  Bonn.  • 

Härder,  Apotheker  in  Gummersbach. 

Marquart,  L.  C,  Dr.,  Rentner  in  Bonn. 

Marz,  A.,  Ligenieur  in  Bonn. 

Mayer,  Eduard,  Justizrath  in  Cöln. 

Med  er,  Aloys,  Cand.  math.  in  Godesberg. 

Merkeni^  Fr.,  Kaufmann  in  CokL 

Mets,  E3ias,  Banqnier  in  CMn. 

Menrer,  Otto,  Eaafmann  in  Cöln. 

MoTieaen,  Geb.  Gommenienratb  in  Coln. 

Meyer,  Dr.,  Sanitfttaratb  in  Eitorf. 

Meyer,  Jürgen  Bona,  Dr.  nnd  Profecsor  in  Bonn. 

Moecke  II.,  Alexander,  Bergratb  in  Bonn. 

Müller,  Albert,  Rechtsanwalt  in  Culn  (Richmondatraase  3). 

Müller,  Frauz,  Techniker  in  Bonn  (Meckenheimerstrasse). 

Mnnk,  Oberst  a.  D.  in  Bonn. 


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6 


Naeken,  A.^  Dr.,  Justizrath  in  Cöln. 
T.  Nenfyille,       GaUbetitser  in  Bonn. 
Ton  No^l,  Stadtbuimmiter  in  Bonn. 
Obernier,  Dr.  med.  nnd  Profeasor  in  Bonn. 
Opdenhoff,  Osear,  Apotheker  in  C51n. 

Oppenheim,  Dagob.,  Geh.  Regierongmth  und  Pvindent  in  CSb. 

Overmann,  Alfred,  Zahnarzt  in  Cöln  (RichartMtfUse  14). 

Peill,  Carl  Hugo,  Rentner  in  Bonn. 
Penners,  Leop.,  Bewerksbesitzer  in  Cöln. 
Pfeifer,  Emil,  Commerzienrath  in  Mehlem. 
Pitschke,  Rud.,  Dr.  in  Bonn. 

Poerting,  C,  Bergwerks-Direotor  in  Immekeppel  bei  Benibexg. 
Po  hl  ig,  Hensy  Dr.  philos.  und  Privatdooeni  in  Bonn. 
Prieger,  Osear,  Dr.  in  Bonn. 

Proff-Irnioh,  Dr.  med.,  Landgeriehtarath  a.  D.  in  Bonn. 
Pnlfrioh,  C,  Cand.  pbüoi.  in  Bonn  (Sohnmannetr.  9). 
Tom  Rath,  Entü^  Commenienrakh  in  Cöln. 
▼om  Rath,  Gerhard,  Dr.,  Geh.  Bergrath  nnd  Profeeeor  in  Bonn. 
Rennen,  Königl.  Eiaenbabn-Directions-PrMident  in  Cöln. 
Richarz,  D.,  Dr.,  Geh.  Sanitatsrath  in  Endenich. 
Riem  an  n,  Carl,  Stud.  rer.  natnr.  in  Bonn. 

Rigal-Grunland,  Freiherr,  Rentner  in  Bonn. 

Roehl,  Major  z.  D.  in  Bonn  (Rheinwerft  9). 
Rolffs,  Ernst,  Commerzienrath  und  Fabrikbesitaer  in  Bonn. 
Ruhr,  Jacob,  Fabrikbesitzer  in  Enskirohen. 
Ramler,  A.,  Rentner  in  Bonn. 
V.  San  dt,  Landrath  in  Bonn. 

Sohaaffhansen,  H.,  Dr.,  Geh.  Med.-Rath  nnd  Proftnar  in  Bonn. 

Sehenck,  Adolph,  Stnd.  rer.  natnr.  in  Bonn. 

Scbillisgiy  Carl,  Bürgermeister  a.  D.  in  Bonn. 

Sohmithale,  Rentner  in  Bonn. 

Schmitz,  Fr.,  Dr.,  Professor  in  Bonn. 

Schmitz,  Franz,  Lehrer  in  Eitorf. 

Schlüter,  Dr.,  Professor  in  Bonn. 

Schneider,  Königl.  Obor-Bergamts-Markscheider  in  Bonn. 
Schubert,  Dr.,  Baurath  und  Professor  an  der  landwirthsohafüie^ 

Acaderaie  in  Bonn. 
Schulte,  Ebh.,  Di;.,  Fabrikbesitzer  in  Bonn. 
Schulz,  Eugen,  Bergwerksbeflissener  in  Lindenthal  bei  Cöln. 
Schall,  J.,  Apotheker  in  Eitorf  (Siegkreis). 
Seligmann,  Morits,  in  Göhn  (Gasinoetraise  12). 
Boehren,  H.,  Gatdireotor  in  Bonn  (Colmantstraaee). 
Sonnenbnrg,  Gjrmnaaial-Oberlehrer  in  Bonn, 
▼an  Spankeren,  Reg.*Prftsident  a.  D.  in  Bonn. 
Stahlkneeht,  Hermann,  Rentner  in  Bonn. 


7 


Stein,  Siegfried,  Rentner  in  Bonn. 
Spiety  F.  A.,  Eeniner  in  Bonn. 
Sprengel,  Foritmeister  in  Bonn. 
Stephinsky^  Bentner  in  MflnsterafeL 
Strnnet,  E^il,  Bnohiiindler  in  Bonn. 

StfirtSy  Bernhird,  Inhaber  des  Mineralien  •  Comptoin  in  Bonn 

(Coblenserstrasee). 
Terb erger,  Vorsteher  des  intemationalen  Instita tä  in  Godesberg 

bei  Bonn. 
Thilmany,  Landrath  a.  D.  in  Bonn. 

Thome,  Otto  Wilhelm,  Dr..  Rector  d.  höheren  Bürgerschule  in  Cöln. 

Troschel,  Dr.,  Geh.  Regierungsrath  und  Profeaaor  in  Bonn. 

Verhoeff^  Rentner  in  Poppelsdorf  bei  Bonn. 

Wachendorff,  Th.,  Rentner  in  Bonn. 

Weber,  Robert»  Dr.,  Chemiker  in  Bonn. 

Weiland,  fl.,  Lehrer  an  der  Oewerbeeohnle  in  G61n. 

Weleker,  W.»  Gnibendireotor  in  Honnef. 

Wendeletadti  Oommenieoraih  und  Director  in  C5]n. 

Weyermann,  Frans,  Gntsbesitser  anf  Hagerhof  bei  Honnef  a.  Rh. 

Wieler,  W.,  Apotheker  in  Göln  (Christophstrasse  8). 

Wieneeke,  Baumeister  in  Cöln. 

Wirtz,  Th.,  Fabrikant  chemischer  Producte  in  Cöln. 

Wolfers,  Jos.,  Landwirth  in  Bonn. 

Wolff,  Friedr.  Moritz,  Dr.,  Bergreferendar  in  Bonn. 

Wolff,  Julias  Theodor,  Astronom  in  Bonn. 

Wolffberg,  Dr.  med.,  Privatdooent  in  Bonn. 

Wrede,  J.  J.,  Apotheker  in  Cöln. 

Zartmann,  Dr.,  Sanit&terath,  Arzt  in  Bonn. 

T.  Zastrow,  kdnigL  Bergrath  in  Eoskirehen. 

ZerTas,  Joeeph,  Steinbniohbesitser  in  C6hi. 

Zintgraffy  Markscheider  a.  D.  in  Bonn. 


B.  B0gieriingsbezirk  Coblenz. 

Ark,  Grubenverwalter  in  Arenberg  bei  Ehrenbreitstein. 
Bachem,  Franz,  Steinbruchbesitzer  in  Nieder-Breisig. 
Bai  las,  Oberlehrer  in  Linz  a.  Rh. 

Ton  Bardeleben,  wirkl.  Geh.-Bath,  EseelL,  Ober  -  Präsident  der 

Rheinprorins  in  Coblenz. 
Bartels,  Pfiirrer  in  Alterk&ls  bei  Cesteilaon. 
Baum,  Friedrieh,  Apotheker  in  Bendorf. 
BelUnger,  Bergwerksdireetor  in  Brannfehl. 
Bender,  Dr.,  Apotheker  in  Co))lens. 


1 

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8 


Borffer,  lu,  Fabrikbesitier  in  Horohbeim  a.  Rhein. 

Biftnohi,  Flor.,  in  Neawied. 

Boecker,  MMohinenmeuter  in  Betzdorf. 

Böcking,  Carl,  Lederfabrikant  in  Kirn  a.  d.  Nahe. 

Böckiog,  K.  Ed.,  Hüttenbesitzer  iu  Gräfeubacher  Hütte  b.  KreuznAcL 

Boer,  Peter,  Geschäftsführer  in  Unkelbach  bei  Oberwinter. 

Boerstinghaus,  JuL,  Rentner  in  Breisig. 

Brahl,  C,  Ober-Bergrath  a.  D.  in  Boppard. 

V.  Braanmühl,  Coneordiahütte  bei  fiendorf. 

Bürgermeisteramt  in  Neawied. 

Combles,  L.,  Bergverwalter  in  Wetslar. 

Danb,  Steaerempfiknger  in  An^unaok 

Dieiterweg,  Dr.,  Bergrath  in  Neawied. 

Bittmer,  Adolph,  Dr.  in  Hamm  a.  d.  Sieg. 

Dnhr,  Dr.,  Arst  in  Gobiena. 

Dnnker,  Bergrath  in  Gobiena. 

von  Eckensteen,  Oberst  in  Neuwied. 

Engels,  Fr.,  Bergrath  a.  D.  in  Coblenz. 

Erlenmeyer,  Dr.,  Arzt  in  Bendorf. 

Finzelberg,  Herrn.,  Apotheker  und  Fabrikbesitzer  ia  Anderaach. 

Fieohbach,  Ferd.,  Kaufmann  in  Herdorf. 

Oeiaenheyner,  Gymnasiallehrer  in  Kreuznach. 

Gemme  1,  Lothar,  Amtsgerichts-Secrotär  in  Boppard» 

Gerhard,  Grabenbeiitaer  in  Tönnisstein. 

Gieeeler,  0.  A«,  Apotheker  in  Kirohen  (Kr.  AltenktrohoD). 

Haokenbrneh,  Heinr.,  jon.,  Hötelbedtser  in  Andemaoh. 

Haerohe,  Rndolph,  Orabendireotor  in  Kroasnaeh. 

Hand t mann,  Ober-Poetdirector  nnd  Geh.  Poetrath  in  Coblam. 

Her  pell,  Gattay,  Rentner  in  St.  Goar. 

Herr,  Ad.,  Dr.,  Kreisphysikus  in  Wetzlar. 

Heusner,  Dr.,  Kreisphysikus  in  Boppard. 

Hiepe,  W.,  Apotheker  in  Wetzlar. 

Hillebrand,  B.,  Bergrath  in  Wissen  a.  d.  Sieg. 

Höstermann,  Dr.  med.,  Arzt  in  Andernach. 

Heeder ath,  J.,  Betriebsführer  auf  Grube  Mühlenberg  bei  Montabaur. 

HooTel,  Clement,  Abtheilunge-Baameieter  in  Neuwied. 

Hommer,  Notar  in  Kirn.  ' 

Jung,  Friedr.  Wiih.,  Hfittenverwalter  in  Heinnohshütte  bei  An 
a.  d.  Sieg. 

Jnng,  Ernst,  Bergwerkeberitaer  in  Kirchen. 
Kirohmair,  C,  Apotheker  in  Stromberg  bei  Bingerbrftok« 
Klein,  Eduard,  Direetor  auf  Heinrichshütte  bei  Au  a.  d.  Sieg. 
Kröber,  Oscar,  Ingenieur  auf  Sayuerhütte  bei  Neuwied. 
Kruft,  Bürgermeister  in  Andernach. 

Krumfuae-Kemyi  Uüttenbesitzer  in  RaMeletein  bei  Neuwied. 


9 


Landau,  Heinr.,  Commerziaiirath  in  Ck»blenz. 

Lang»  WilhdliDv  Verwalter  in  Hamm  a.  d.  Sieg. 

▼on  Lassan Iz,  fifirgermeister  in  Remagen. 

Liebering)  Bergrath  in  Coblena. 

Lndoviei»  Herrn,,  Fabrikbeniier  in  Anbach  bei  Heawied. 

Lünen  borg,  Kreiaicbnlinepector  in  Remagen. 

Marnhn,  K.,  Bergwerkedireotor  in  Lins  a.  Rh. 

Ton  Meees,  Regierungsrath  in  Ehrenbreitstein. 

Mehlis,  E.,  Apotheker  in  Linz  a.  Rh. 

Meisheime  r,  J.  L.,  Kaufmaun  und  Eisfabrikbesitzer  in  Coblenz. 

Melsheimer,  M.,  Oberförster  in  Linz. 

Milner,  Ernst,  Dr.,  Gymnasial-Oberlehrer  in  Kreuznach. 

Mischke,  Carl,  Hütteninspector  a.  D.  in  Rasselstein  bei  Neuwied. 

Müller,  C,  in  Coblenz  (Löhr-Cbaussee,  YiUa  Rhenania). 

Müller,  Emst,  Repräsentant  in  Wetzlar. 

Nöh«  W.y  GmbenTerwalter  in  Wetalar. 

Polet orf|  Apotheker  in  Ereosnaoh. 

Prieger,  H.,  Dr.,  in  Kreoznaoh. 

Ran  ff)  Hermann,  Dr.  philoe.,  auf  Conoordia  •  Hfttte  bei  8ajn  (Kr. 
Neuwied). 

Bemy,  Alb.,  in  Raseelstein  bei  Neuwied. 

Hemy,  Herrn.,  zu  Alfer  Eisenwerk  bei  Alf  a.  d.  Mosel. 

Reuleaux,  H.,  in  Remagen. 

Rausch,  Ferdinand,  auf  Gut  Rheinfels  bei  St.  Goar. 
Rh  od  i  US,  Gustav,  in  Burfrbrohl. 

Ribbentrop,  Alfr.,  Ber}<rath  in  Betzdorf  (Kr.  Altenkirehen). 

Riemann,  A.  W.,  Bergrath  in  Wetzlar. 

Roeder,  Johannes,  Enappschafts-Direotor  in  Wetalar. 

Rüttger,  Gymnaeiallehrer  in  Wetzlar. 

Sack,  Ober-Regiexungeratb  in  Goblenc 

Schaefer,  PhiLi  OmbenrepriaentaDt  in  Braonfolt. 

Beheepere,  EönigL  Bauinspeotor  in  Wetdar. 

Scheuten,  F.,  Rentner  in  Boppard. 

Böhm i dt,  Julias,  Dr.,  in  Horcbfaeim  bei  Ooblens. 

Schwarze,  G.,  Bergwerksrepräsentant  iu  Remagen. 

Seibert,  W.,  Optiker  in  Wetzlar. 

Selb,  Franz,  General -Director  der  Sinziger  Mosaik-,  Platten-  und 

Thonwaareufabrik  in  Sinzig. 
Seligmann,  Gust.,  Kaufmann  in  Coblenz  (Schlossrondel  18). 
Siebel,  Walther,  Bergwerksbesitzer  in  Kirchen. 
Simon,  Wilh.,  Lederfabrikant  in  Kim  a.  d.  Nahe. 
Stein,  Xh.,  flüttenbciitBer  in  Kiroiien. 
Stempor,  Hennann,  BergwerktTcnralter  auf  Saynerhütte. 
Sneewind,  Ferd.,  Hfittenbeeitcer  in  Lins. 
Terlinden,  Seminarlehrer  in  Neuwied. 


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10 


Verein  för  KatarkandOt  Garten-  und  Obstbau  in  Neuwied. 

Wagner,  0.,  Ingenienr  in  Cochem  a.  d.  Mosel. 

Wald  8  oh  midi,  J.  A.,  Grubenbesitzer  in  Wetalar. 

Wand  «sieben,  Fr.»  Apotheker  in  Sobernheim« 

Wandeeleben,  FHedr^  in  Stromberger-Neohfitte  bei  BiagerbirGak. 

Werkhftueer,  Lehrer  in  Cobleni. 

Wirt  gen,  Herrn.,  Dr.  med.  n.  Ani  in  Daaden  (Kr.  AlienkirehaD). 
Warmbach,  F.,  Betriebedireotor  der  Werkner  Oewerkeebaft  in  8L 

Goar. 

Wynne,  Wyndhara,  H.,  Bergwerksbesitzer  in  N.  Fischbach  bei 
Kirchen  a.  d.  Sieg. 


C.  Begiemngsbeilrk  Dflsseldorf. 

Königliche  Regierung  in  Düsseldorf. 

Aohepohl,  Ludwig,  Markioheider  a.  D.  in  fieeen  (OttilienafciaM  4), 
ran  Ackeren,  Dr.  med.,  in  Cleve. 

Adolph,  0.  R,  Dr.,  Oberlehrer  in  ElberMd  (Anentrane  M). 
Arnoldi,  Fk*.,  Dr.,  Ant  in  Remtoheid. 
Amt«,  W.,  Dr.,  Arst  in  Cleve. 

Baedeker,  Jul.,  Buchhändler  in  Essen  a.  d.  Rnhr. 
Bandbauer,  Otto,  Director  der  Westdeutschen  Versieberangs- Aktiexi- 
bank  in  Essen. 

Barmen,  Stadt  (Vertreter  Ober-Bürgermeieter  Wegener). 

Baumeister,  F.,  Apotheker  in  Crefeld, 

BeckerSi  G.,  Seminarlebrer  in  Rheydt. 

Bellingrodt,  Friedr.,  Apothekenbentser  in  Oberiianten. 

Berghaus,  Wilh.,  Dr.  med.  in  Essen. 

▼on  Bernuth,  Bergmeieier  in  Werden. 

fiispink,  Frans,  Dr.  med.  in  H&lheim  a.  d.  Rnhr. 

Bitser,  F.,  in  Müncben-Gladbaeb. 

Blee  her,  Jnl.,  Arohitekt  in  Barmen. 

Bölling,  Aug.,  Kaoftnann  in  Barmen. 

Bock,  Carl,  Bürgermeister  in  Mülheim  a.  d.  Rahr« 
Bödiker,  0.,  Dr.,  Apotheker  in  Düsseldorf. 
Boemke,  Richard,  Kaufmann  in  Essen. 
Boltendahl,  Heinr.,  Kaufmann  in  Crefeld. 
von  Born,  Tb.,  in  Essen. 

Brabaender,  Wilhelm,  Apotheker  in  Elberfeld. 
Brand,  Friedr.,  Bergasseasor  a.  D.  in  Ruhrort, 
Brandhoff,  Geh.  Regierungsrath  in  Elberfeld. 
Brennscheidt,  Ang.,  Kaufmann  in  Barmen, 
vom  Bruck,  Emil,  Commersienrath  in  Crefeld. 
Büren,  Ednard,  Kaufmann  in  Barmen. 


I 
I 


11 


BflüfeBbtoby  Frans,  Bergwerksdlreotor  in  Lintoif. 
T.  Cftrnsp,  P.,  m  Elberfeld. 

Ctf  OD,  Albert,  Bergaaseeeor  in  Rittenhaasen  bei  Binnen. 

Cbrscsioski,  Pastor  in  Cleve.- 

Closset,  Dr.,  pract.  Arzt  in  Langenberg. 

Colt  mann,  Otto,  in  Barmen. 

Cornelius,  Heinr.,  Dr.  med.  in  Elberfeld. 

Coroelius,  Ober-Lcbrer  a.  D.  in  Elberfeld. 

Cnrtius,  Fr.,  in  Duisburg. 

Csecb,  Carl,  Dr.,  Ober-Lebrer  in  Düsseldorf. 

Dahl,  G.  A.,  Kaufmann  in  Barmen. 

Dahl,  Wem.  jun.,  Kaufmann  in  Düsseldorf. 

Daneo,  Fxiaideiit  der  berg.-nifirk.  Eisenbahn  in  Elberfeld. 

Deieke,  H.,  Dr.,  Professor  in  Hfilheim  a.  d.  Rnbr. 

Diekeui  Dr.  med.  in  Essen. 

Dieekerhoffy  Emil,  Kaufmann  in  Banenthal  bei  Barmen -Ritters- 
hausen. 

Doerr,  Carl,  Apotheker  in  Elberfeld. 
Eichhoff,  Richard,  Ober-lng^nieur  in  Essen. 
Ei  SPD  1  oh  r,  Heinr.,  Kaufmann  in  Barmen. 
Elienberger,  Hermann,  Kaufmann  in  Elberfeld. 

Eynern,  Friedr.,  Geh.  Comm.-Rath  in  Bannen. 
Faber,  J.,  Ingenieur  in  Bannen. 
Fach,  Emst,  Dr.,  Ingenieur  in  Oberhausen. 
Farwick,  Bernard,  Lehrer  a.  d.  Bargerschale  in  Dülken. 
Fels,  Wilhelm,  Fabrikant  in  Barmen. 
Fischer,  F.  W.,  Dr.,  Gymnasial-Oberlehrer  in  Kempen. 
Geilenkenser,  Wilb.,  Haoptlefarer  in  Elberfeld, 
▼an  Gelder,  Herrn.,  Apotheker  in  Emmerieh. 
Gerstner,  Chemiker  der  Krappsehen  Fabrik  in  Essen  (Hügelstr.  16). 
Goldenberg,  Friedr.,  in  Dahlerane  bei  Lennep. 
Greeff,  Carl,  in  Bannen. 
Greeff,  Carl  Rudolf,  in  Barmen. 
Greeff.  Eduard,  Kaufmann  in  Barmen. 
Grevel,  Ortwin,  Apothekenbesitzer  in  Essen. 
Grevel,  Apotheker  in  Steele  a.  d.  Ruhr. 
Grillo,  Wilh.,  Fabrikbesitzer  in  Oberbausen. 
Gross,  W.,  Ingenieur  in  Essen  (Bahnhofstr.  91). 
de  Grayter,  Albert,  in  Ruhrort. 
Gnntermann,  J.  H.,  Mechaniker  in  Düsseldorf. 
Hache,  Ober^Bürgermeister  in  Essen, 
▼on  Hagens,  Laadgeriehtsrath  a.  D.  in  Dflsseidorf. 
Haniel,  H.,  Geh.  CommersienrMh,  Grobonbesitser  in  Rnhrort 
Hasse,  H.,  Apotheker  in  Barmen. 
Hasskarl,  C,  Dr.,  in  Cleve. 


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12 


Htusmann,  Ernst,  Bergrath  in  Essen. 
Heinersdorff,  C,  Pastor  in  Elberfeld  (Stuttbergstrasae  4), 
Hointz,  E.,  Apotheker  in  Duisburg. 
HeintzmauD,  Edmund,  Land-Gerichtsratk  ia  fiiMn. 
HeintzmanD,  Dr.  jur.,  Her^werkabesitzer  in  Döaseldorf. 
Heinzelmann,  Uerm.,  Kaufmann  in  MäUimm  a.  d.  fiahr, 
Hense,  fianrath  in  Eiberfald. 
▼on  der  Heyden,  Oarl,  Dr.  med.  in  Esten, 
▼on  der  Heyden,  E.  Heinr.,  Dr.,  Beal-Oberlehrer  in  Bwen. 
Hiby,  W.,  in  Dtoeldorf  (Königtplatz  17). 
Hickethier,  0.  A.,  Dr.,  Lehrer  an  der  Retlaehole  in  Barmen. 
Hink,  Wasser bauaufseher  in  Duisburg. 
Höfer,  Philipp,  Semiiiarlehrer  in  Kempen. 
Hoelken,  Richard,  Fabrikant  in  Barmen. 
Hohendahl,  Gerhard,  Grubendirector  in  Heyssen. 
Hohendahl,  Grubendirector  der  Zeche  Neueasen  in  Alieneuen. 
Hollmann,  Adolph,  Kaufmann  in  Eiaen. 
Hollmann,  Julius,  Kaufmann  in  Essen. 
Haeck,  Herm.,  Kaufmann  in  Dfttseldorf  (Blumeneiraiie  17). 
Hüsiener,  Ingenieur  in  Essen. 
Huyssen,  Lonis,  in  Essen. 
Jaeger,  Otto,  Kaufmann  in  Barmen. 
Ibaob,  Riofaard,  Pianoforte-  und  Orgelfisbrikant  in  Bannen. 
Jonghaus,  Kaufmann  in  Langenberg. 
Ittenbach,  Carl,  Markscheider  in  Sterkrade. 
Kaewel,  W.,  Apothekenbesitzer  in  Duisburg. 
Kaifer,  Victor,  Bürgermeister  in  München-Gladbach. 
Kaiser,  Wilh.,  Dr.,  Oberlehrer  in  Elberfeld. 
Kampers,  Bernhard,  Markscheider  in  Essen. 
Kampers,  Joseph,  Markscheider  in  Essen. 
Karthaus,  Carl,  Gommerzienrath  in  Barmen. 
Kauert,  A«,  Apotheker  in  Elberfeld. 
Kerl^  Dr.  med.,  prakt  Arst  in  Essen. 
Klflppelberg,  J.,  Apotheker  in  Neuenhof,  Kreis  Solingen. 
Kobb^  Friedr.,  Apotheker  in  Crefeld. 
Kooh,  Emst,  Chrnbendireotor  in  Altendorf. 
Koeh,  Otto,  Orubendireetor  in  Kopferdreh. 
Körte,  Carl,  Apothekenbesitzer  und  Stadtverordneter  in  Essen. 
Köttgen,  Gustav,  F^abrikant  in  Barmen. 
Köttgen,  Jul.,  in  Quellenthal  bei  Langenberg, 
i^rabler,  E.,  Bergasaessor  in  Altenessen  (Director  des  Cölner  Berg- 
werk-Vereins). 
Krauss,  Philipp,  Obersteiger  in  Borbeck. 
Krapp,  Friedr.  Alfr.,  Fabrikbesitzer  in  Hügel  bei  Essen. 
Lauer,  Hermann,  Amts>Gerichtsrath  in  Barmen. 


18 


Leonhard,  Dr.,  Geb.  Sanitätsratb  in  Mülheim  a.  d.  Bahr. 

Liekfeld,  H.,  Apotheker  in  Mülheim  a.  d.  Bohr. 

Limburg,  Telegrapben-Inspector  in  Oberhausen. 

Löbbecke,  Rentoer  in  B&sseldorf  (Sohadowttrane  68). 

Lildeeke,  Apotheker  in  Elberfeld. 

Matiaen,  Albert»  Kaufmann  in  Bahrort. 

May,  Aug.,  ffanftnann  in  Münehen-Okdbaeh. 

Meigen,  Dr.,  Profeesor  in  Weeel. 

Meininghaus,  Wilh.,  Kaufmann  in  Broich. 

MerBohheim,  Ch.  J.,  Apotheker  in  Düsseldorf  (Hofapotheke). 

Meyer,  Andr.,  Dr.  philos.,  Reallehrer  in  Essen. 

Moehlen brück,  Fr.  Wilh.,  Reallehrer  in  Mülheim  a.  d.  Ruhr. 

Moline  US,  Friedr.,  in  Barmen. 

Morian,  Dr.,  Gutsbesitzer  in  Neumühl  bei  Oberhaoaen. 

Müller,  Friedr.,  Kaufmann  in  Hückeswagen. 

Mulvany,  William,  Grubenreprftsentant  im  Pempelfort-Düsseldorf. 

Mathmann,  Wilh.,  Fabrikant  and  Eaofmann  in  Elberfeld. 

Natorp,  Gaai,  Dr.  in  Eesen. 

Katarwiasensehaftlioher  Verein  in  Cleve. 

Katarwiflaenschaftlicher  Verein  in  Elberfeld  (Dr.  Simone). 

Kedelmann,  Emst,  Kauftnann  in  Mülheim  a.  d.  Bohr. 

Keomann,  Carl,  Dr.,  Professor  in  Barmen. 

Niedersteiii,  Emil,  Bergrath  in  Essen. 

Niesen,  Wilh.,  Bergwerksbesitzer  in  Essen. 

Xolten.  H.,  Grubendirector  in  Oberbausen. 

Nonne,  Alfred,  Ingenieur  in  Essen. 

Oertel,  Paul,  Rentner  in  Düsseldorf  (Feldstraflse  82). 

Olearius,  Alfred,  Agent  in  Elberfeld. 

Pahlke,  E.,  Bürgermeister  und  Hauptmann  a.  D.  in  Rheydt. 

PaltzoWy  F.  W.,  Apotheker  in  Solingen. 

Peill,  Ooat,  Sanfmann  in  Elberfeld. 

Plagge,  CL,  Kreissohalintpeetor  in  Essen. 

Platshoff»  Gast.,  in  Elberfeld. 

Printen,  W.,  Commersienraih  nnd  Fabrikbesitser  in  Mfinohen- 

Gladbacb. 

von  Uappard,  Lieutenant  in  Kettwig. 

V.  Rath,  H.,  Präsident  des  landwirthschaitlichen  Vereins,  in  Lauers- 
fort bei  Crefeld. 

Realschule  II.  Ordnung  (Direotor  Dr.  Barmester)  in  Barmen- 

Wupperfeld. 

Renm,  Dr.,  Oberlehrer  a.  d.  Realschule  II.  Ordnang  in  Barmen. 
Rhode,  Maschinenmeister  in  Elberfeld. 

BiTO,  Generaldireotor  sa  Wolfsbank  bei  Berge-Borbeok,  in  Mülheim 

B.  d.  Bohr« 
Boffliack,  W.,  Dr.,  Apotheker  in  Crefeld. 


14 


de  Rossi,  Gustav,  Postverwalter  in  Neviges. 
Rote  ring,  Ferdinand,  Dr.,  Apotheker  m  Kempen. 
Schaeffer,  Cb.,  Apotheker  in  Duisburg. 

Scharpen bertr.  W.,  F'abrikbesitzer  in  Nierenhof  bei  Langenberg. 
Schlafborst,  Adalbert,  Fabrikbesitzer  in  Mülheim  a.  d.  Ruhr. 
Schmidt,  Alb.,  (Firma  Jaoob  Barger  Söhne)  in  Unter-Barmen  (AUee- 
Strasse  75). 

Sohmidt,  Gar),  Kaufmann  (Firma  C  n.  &  Sobmidt»  PapierwtaifB- 

hhnk)  in  Elberfeld. 
Sohmidt^  fimannel,  Kanfmann  in  Saberfeld  (Wülfingatrane  14). 
Sohmidt»  Emil,  Dr.  med.  und  pnkt  Arst  in  Eisen, 
Schmidt»  Friedr.  (Firma  Jacob  B&fger  Söhne)  in  ünier*BanMB 

(AlleestraMe  76). 
Schmidt,  Johannes,  Kaufmann  in  Barmen  (Alicestrasse  66). 
Schmidt,  Joh,  Dan  ,  Kaufmann  in  Barmen  (Heckinghauserstr.  65). 
Sc h m i  d t,  Peter  Ludwig,  Kaufmann  in  Elberfeld  (Neuenteioherstr. 61). 
Schmidt,  Reinhard,  in  Elberfeld. 
Sohmitz-Scholl,  Kaufmann  in  Mülheim  a.  d.  Ruhr. 
Schneider,  J.,  Dr.,  Gymnasial-Oberlehrer  in  Düneldorf. 
Scheeler,  F.  W.,  Privatmann  in  Düaaeldorf. 
Schräder,  H.«  Bergrath  in  MOlbeim  a.  d.  Bohr. 
Sehr  ade  r|  W«,  Bergrath  in  Etsen. 
Schüller,  Wilh.,  Eanfinann  in  Barmen. 
Sehn  Ii,  Friedr.,  Kanfmann  in  Eaaen. 
Sohülke^  Stadtbaomeiater  in  Duiabnrg. 
Bchürmann,  Dr.,  Gymoaaialdirector  in  Kempen. 
Selbach,  Bergrath  in  Oberhauaen. 
Senstius,  Ingenieur  in  Essen. 
Sie  bei,  Carl,  Kaufmann  in  Barmen. 
Simons,  Louis,  Kaufmann  in  P]lberfeld. 

Simons,  Michael,  Bergwerksbesitzer  in  Düsseldorf  (Königaallee  S8). 

Simons,  Moritz,  Commerzienrath  in  Elberfeld. 

Simons,  Robert,  Dr.  med.  in  Elberfeld  (Mäuerchen  26). 

Simons,  Walther,  Kaufmann  in  Elberfeld. 

Stambke,  Eisenbahndirector  in  Elberfeld. 

Stein,  Walther,  Kaufmann  in  Langenberg. 

Siel ngrö Ter,  A.,  Qmbendireetor  in  Eisen. 

Stollwerk,  Lehrer  in  Uerdingen. 

Stöcker,  Ed.,  Schleis  Broich  bei  Mfilheim  a.  d.  Bahr. 

S  trat  mann,  Dr.  med.  und  prakt,  Anet  in  Dnisbnrg. 

Tillmanns,  Heinr.,  Dr.,  Fabrikbesitzer  in  Crefeld. 

Tin t hoff,  Dr.  med.  in  Schermbeck. 

Tolle,  L.  E.,  Kaufmann  in  Barmen. 

Trösser,  C,  Bankvorsteiicr  in  Barmen. 

Yogelaang,  Max,  Kaufmann  in  Elberfeld. 


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15 


Volkening,  Gottlieb,  Kaufmann  und  Stadtverordneter  in  Essen. 

Volkmann,  Dr.  med.  in  Kettwig. 

Waldschmidty  Dr.,  Lehrer  der  Gewerbeschule  in  Elberfeld. 

Waldt bansen,  Friedr.  W.,  in  Essen. 

Waldtbaasen,  Heinricb,  Kaufmuin  in  Esten. 

Waldibanteiii  Rodolph,  Kanloiftnn  in  Essen« 

Wegener,  Ober*B3rgermeisfeer  in  Bermen. 

Weismüller,  B.  6.,  Hftttendireotor  in  Düsseldorf. 

Werth,  Job.  WUh.,  Kenftnann  in  Bermen. 

Wesener,  Äleznnder,  Königl.  Berginipeotor     D.  in  Dilsieldorl 

Wesenfeld,  C.  L.,  Gommerzienmtli  in  Bannen. 

Wetter,  Apotheker  in  Düsseldorf. 

Weymer,  Gustav,  Hauptkaesen-Assistent  in  Elberfeld  (Kleeblattstr.  58). 
Wilhelm,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Essen. 

Wimmenauer,  Theodor,  Dr.,  Reallehrer  in  Mülheim  a.  d.  Kobr. 

Wissenschaftlicher  Verein  in  Müncben-Qladbocb. 

Wisthoff,  F.,  Glasfabrikant  in  Steele. 

Zebme,  Director  der  Gewerbeschule  in  Barmen. 

Zösinger,  Heinr.,  Dr.  phiL,  BeaUehrer  in  Bnhrort 


S.  Regierangsbezirk  Aachen. 

d*Alquen,  Carl,  in  Mechernich. 

Becker,  Franz  Math.,  Rentner  in  Eschweiler. 

Beissel,  Ij^naz,  in  Burtscheid  l)ei  Afichen. 

Beling,  Bernb.,  Fabrikbesitzer  in  Uellenthal,  Kr.  Scbloiden. 

Bilbarz,  0.,  Inpcnieur-Director  in  Preuss.  Moresnet» 

Bölling,  Justizrath  in  Burtscheid  bei  Aaoben. 

Brenn,  M.,  Bergrath  in  Aachen. 

Caspary,  Dr.,  in  Düren  (Löwenapoiheke). 

Cohnen,  C,  Gmbendireetor  in  Bardanberg  bei  Aachen. 

Debey,  Dr.,  Ant  in  Aaoben. 

Dieokhoff,  Aug  ,  Königl.  Benrath  in  Aachen. 

Direotion  der  polytechnlsohen  8ohn1e  in  Aachen. 

Dittmar,  Ewald,  In^^enieur  in  Eschweiler. 

Dreck  er,  J.,  Lehrer  an  der  Realschule  in  Aachen. 

Fetis,  Alph.,  General-Director  der  rhein.-nassauisch.  Bergwerks*  o. 

Hütten- Aktien-Gesellschaft  in  vstolberg  bei  Aachen. 
Förster,  A.,  Dr.,  Professor  in  Aachen. 
Frohwein.  E.,  Grubendirector  in  Stolberjif. 
Georgi,  (X  H.,  Buchd ruckerei besitaer  in  Aachen. 
Tan  Qülpen,  Emst,  jnn.,  Kaufmann  in  Aachen. 
Hahn,  Dr.,  Arat  in  Aachen. 


16 


Hahn,  Willi.,  Dr.  in  Alldorf  bei  Aachen. 
Ton  Halfern,  Fr.,  in  Bnrtoehetd. 

Hasen  clever,  Robert,  General-Director  in  Aachen, 
Hasslacher,  Landrath  und  Polizei-Director  a.  D.  in  Aachen. 
Heimbach,  Laur.,  Apotheker  in  Eschweiler. 
Heuser,  Alfred,  Kaufmann  in  Aachen  (Ponistrasse  147). 
Heuser,  Emil,  Kaufmann  in  Aachen  (Ludwigsaliee  38). 
Eilt,  C,  Bergassessor  und  Director  in  Aachen. 
Holzapfel,      Dr.,  Realsohallehrer  in  Düren. 
Honigmann,  Eü^  Bergmeieter  a.  D.  in  GroTenberg  bei  Aabhn. 
taonigmann,  Frita,  Bergingenieur  in  Aaohen. 
Honigmann,  L.,  Bergrath  in  Höngen  bei  Aaohen. 
Hnperts,  Friedr.  Wilh.,  Bergmeieter  a.  D.  in  Ifeehemidi. 
Kesielkaul,  Roh.,  Kanfhiann  in  Aachen. 
Kortum,  W.  Th.,  Dr.,  Arzt  in  Stolberg. 

Lamberts,  Herrn.,  Maschinenfabrikant  in  Burtscheid  bei  Aachen. 
Lamberts,  Otto,  in  Burtscheid  bei  Aachen. 
Landsberg,  E..  Generaldirector  in  Aachen. 
Laspeyres,  H.,  Dr.,  Professor  am  Polytechnikum  in  Aachen. 
Loch n er,  Job.  Friedr.,  Tuchfabrikant  in  Aachen. 
Lorscheid,  J»,  Dr.,  Prof.  and  Bector  an  der  höheren  B&rgectehib 
in  Eupen. 

Martine,  Rod.,  Landgerichta-Director  in  Aachen. 
Mayer,  Ad.,  Kaufmann  in  Enpen. 
Mayer,  Georg,  Dr.  med..  Geh.  Sanititerath  in  Aachen. 
Monheim,  Y.,  Apotheker  in  Aaohen. 

Othberg,  Ednaid,  Director  des  Esehweiler  BergwerksYereins  ia 

Pumpe  bei  Esehweiler. 
Pauls,  Emil,  Apotheker  in  Cornolimünster  bei  Aachen. 
Pielor,  Bergmeister  a.  D.  auf  Grube  Gouiey  bei  Aachen. 
Praetorius,  Apotheker  in  Aachen. 
V.  Prang  he,  Rob.,  Bürgermeister  in  Aachen. 
Püngeler,  P.  J.,  Tucbfabrikant  in  Burtscheid. 
Pütz  er,  Jos.,  Director  der  ProTinzial-Gewerbeschule  in  Aachen. 
Renker,  Gustav,  Bergwerksreprtantant  in  Düren. 
Renmont,  Dr.  med..  Geh.  Sanitätsrath  in  Aachen. 
Seh  erTier,  Dr.,  Arzt  in  Aaohen. 
SohiltB,  A.,  Apotheker  in  St.  Vith. 
Sohmeidler,  Emst,  Apotheker  in  Langerwehe  bei  Dt&ren. 
Schöll  er,  C&sar,  in  Düren. 
Schuller,  Dr.,  Gymnasiallehrer  in  Aaohen. 

Sieberger,  Dr.,  Prof.  an  der  Realschule  in  Aaohen  (Schiitzenitr.  5). 
Startz,  Anpfust,  Kaufmann  in  Aachen. 
Stribeck,  Specialdirector  in  Burtscheid. 
Suermondt,  Emil  in  Aachen. 


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17 


Thelen,  W.  Jot.,  fitttteDincister  ia  Altenberg  bei  Herbesihal. 

Thywisteiii  HennaiiDi  in  Aachen  (Büchel  14). 

Tripel,  Aug.,  Bedhtoanvalt  in  Aa«Äien. 

Venator,  Emil,  Ingenieur  in  Aaehen. 

Y088,  Bergrath  in  Düren. 

Wagner,  Bergrath  in  Aachen. 

Wfillner,  Dr.,  Professor  am  Polytechnikum  in  Aachen. 
Zander,  Peter,  Dr.,  Arzt  in  Esoiiweiler. 


£.  Bagieniiigsbezirk  Trier. 

König].  Bergwerksdireetion  in  Baarhrüoken. 
Adelheim,  Siegm.,  Dr.  med.,  Arzt  in  Trier. 
Ton  Ammon,  Bergrath  in  Saarbrücken  (Grabe     d.  H^t). 
Barthold,  Wilh.,  Bergrath  in  St.  Johann  a.  d.  Saar. 
Banr,  Heiniioh,  Berginspeotor  in  Solsbach  bei  Saarbrücken. 
Becker,  H.,  Bechnnngnrath  in  Dndweiler  bei  Saarbrücken. 
Besselich,  Nico!.,  Literat  in  Trier. 
Ii  er  res,  Joseph,  Lohgerbereibositzer  in  Trier. 
V.  Beulwitz,  Carl,  Eisenhütteubesitzer  in  Trier. 
Bonn  et,  A.,  in  St.  Johann  a.  d.  Saar. 
Böcking,  Rudolph,  auf  Ualberger-Uütte  bei  Brebach, 
iireoer,  Ferd.,  Bergrath  in  Friedricbsthal. 
Base,  Oberbürgermeister  a.  D.,  Geh.  Reg.*Bath  in  Trier. 
Getto,  C,  OntebeeiUer  in  8(.  Wendel. 
Glaise,  A.,  Apothekenbesitaer  in*  Prüm. 
Corneliaa,  Dr.  med«,  Kaappschaftearzt  in  St.  Wendel. 
Dahlem»  J.  P.,  Bentner  in  Trier. 
Dan,  H.  B.,  ProY.  Wege-Bauinspector  in  Trier. 
Dronke,  Ad.,  Dr.,  Director  der  Reakchnle  in  Trier. 
Dumreicher,  Alfr.,  Königl.  Bau-  und  Mascbineninspector  in  Saar- 
brücken. 

Eberhart,  Krcissecretär  in  Trier, 

Kberschweiler,  Obersteiger  in  Urexweiler  bei  St.  Wendel. 
Eichhorn,  Fr.,  Landgerichte-Präsident  in  Trier. 
Kilert,  Friedr.,  Ober-Bergrath  in  St.  Jobann-Saarbrücken, 
Faeabender,  A.,  Grubendirector  in  Neunkircben. 
Fache,  Heinr.  Jos.,  Departcments-Thierarzt  in  Trier. 
GFoldenberg,  F.,  Dr.,  Gymnasial -Oberlehrer  in  Malstatt  bei  Saar^ 
brfioken. 

Grebe,  Heinr.,  Königl.  Landesgeologe  in  Trier. 

Groppe,  Königl.  Bergrath  in  Trier. 
Uaidy,  Bmil,  Katiimann  in  Saarbrücken. 

2 


18 


Heinz,  A.,  Berginepector  in  Griesborn  bei  Bous. 

Jordan,  Hermann,  Dr.,  Arzt  in  St.  Johann  a.  d.  Saar. 

Jordan,      Bergrath  in  8t.  Johann-Saarbrftcken. 

▼on  der  Kall,  J.,  Ombendirootor  in  THer. 

Kareher,  Ed.,  Gommersienrath  in  Saarbrflekon. 

Kiefer,  A.,  Apotheker  in  Saarbrücken. 

Klein,  Abtheilungs-Banmeiater  in  Trier. 

Kl! Ter,  Ober-Bergamta-Markteheider  iä  Saarbrttoken. 

Klövekorn,  Carl,  Oberförster  in  Treis  a.  d.  Mosel. 

Koster,  A.,  Apotheker  iu  Bittburg. 

Kroeffges,  Carl,  Lehrer  in  Prüm. 

Kuhn,  Christ.,  Kaufmann  in  Löwenbrücken  bei  Trier. 

Lautz,  Ludw.,  Banquier  in  Trier. 

Lichtenberger,  C,  Dr.,  Rentunr  in  Trier. 

Mallmann,  Oberförster  in  St.  Wendel. 

Henoke,  Bergrath  anf  Grube  Beden  bei  Saarbrücken. 

Mohr,  Emil,  Banqoier  in  Trier. 

Nasse,  B.,  Bergrath  in  Loaisenthal  bei  SaarbrSoken. 

Kenfang,  Banrath  in  St.  Johann  a.  d.  Saar. 

de  N y 8,  Ober-B&rgermeister  in  Trier. 

P  a  b  s  t,  Fr.,  Thonwaarenfabrikant  in  St.  Johann  a.  d.  Saar. 

Pfaehler,  G.,  Geh.  Bergrath  in  Snlzbach  bei  Saarbrücken. 

Rautenstrauch,  Valentin,  Commerzienrath  in  Trier. 

Rexroth,  F.,  Ingenieur  in  Saarbrücken. 

Riegel,  C.  L.,  Dr.,  Apotheker  in  St.  Wendel. 

Roechling,  Carl,  Kaufmann  in  Saarbrücken. 

Koeohling,  Fritz,  Kaufmann  in  Saarbrücken. 

Boechling,  Theod.,  Commerzienrath  in  Saarbrücken. 

Roemer,  J.,  Dr.,  Director  der  Bergschule  in  Saarbrücken. 

Schaeffner,  Hüttendirector  am  DiUinger  Werk  bei  DiUingen. 

Sohlachter,  Carl,  Kaufmann  in  Saarbrfioken. 

Sohmits,  Oberförster  in  Banmholder. 

Schomers,  Hubert,  Landwirth  in  Saarbarg. 

Sohondorff,  Br.  phtlos.,  anf  Heinits  bei  Nennkirehen. 

Sehrfider,  Direetor  In  Jünkerath  bei  Stadt-Kyll. 

Scbubmehl,  Dr.  med.  in  Banmholder. 

Schwarz  mann,  Moritz,  Civil-Ingcnicur  in  Trier. 

Seyffarth,  F.  H.,  Regierungs-  und  Baurath  in  Trier. 

Simon,  Michel,  Banquier  in  Saarbrücken. 

Steeg,  Dr.,  Oberlehrer  an  der  Ileal-  und  Gewerbeschule  in  Trier. 
Stumm,  Carl,  Geh.  Commerzienrath  und  Eisenhüttenbeiitsar  in 

Neunkirchen. 
Süss,  Peter,  Rentner  in  St.  Paulin  bei  Trier. 
'  Taegliohsbeek,  Bergrath  auf  Heinitsgrube  bei  Neonkirohen. 
Thoma,  Jos.,  Dr.  med.  und  praot  Arst  in  Bleialf 


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19 


Till,  Carl,  Fabrikant  in  Sulzbach  bei  Saarbrocken. 
Tobiaa,  Carl,  Dr.,  Sanilätsrath  io  Saarlouis. 
Yopelius,  Carl)  HuttoDbetiUer  in  Sulzbach  bei  Saarbrücken. 
Wandealeben,  Berganenor  in  Louiseuthal  bei  Saarbrücken. 
•  Wiebe,  Beinhold,  Berginapector  in  Scluffweiler  (Kr.  Oitweiler). 
Winter,  F.,  Apotheker  in  Gerolstein. 
Wirtgen,  Ferd.,  Apotheker  in  St  Johann  a.  d.  Saar. 
Ton  Wolff,  Regierungs-Pr&aident  in  Trier. 
Zaehariae,  Aug.,  Bergwerks-Director  in  Bleialf. 
Zix,  Heiur.,  Bergrath  in  Ensdorf. 


F.  BegieroDgabeilrk  MindeiL 

Stadt  Minden. 

Königliche  Regierung  in  Minden. 

Banning,  Dr.,  Gymnasiallehrer  in  Minden. 

Banai,  H.,  Kauftnann  in  Bielefeld. 

Bockhana,  Saperintendent  in*  Höxter. 

Bozi,  Gast.,  Spinnerei  Yorwirta  bei  Bielefeld. 

Brandt,  Domänenpächter  in  Rodenberg  bei  Nenndorf. 

Brune,  Buchdruckerei-Besitzer  in  Minden. 

C ramer,  Dr.  med.  und  Sanitätsrath  in  Minden. 

i>eliu8,  Gottfried,  in  Bielefeld. 

D'Oench,  Harry,  Apotheker  in  Rinteln. 

Ton  Eichhorn,  Regierungs-Präsident  in  Minden. 

ETarken,  Kreiagerichta-Bath  a.  D.  in  Paderborn. 

Franckenherg,  Ober-Bürgermeiater  in  Paderborn. 

Frey  tag,  Bergrath  und  Salinendireotor  in  Bad  Oeynhanaen. 

Gempt,  Apotheker  in  Hameln. 

Ger  lach,  Dr.,  Kreiaphjaikna  in  Paderborn. 

Harn  mann,  Dr.,  Apotheker  in  Heepen  bei  Bielefeld. 

Hermann,  M.,  Dr.,  Fabrikbeaitaer  in  Bad  Oeynbauaen. 

Hngues,  Carl,  Gutspächter  in  Haddenhausen  bei  Minden. 

Johow,  Depart.-Thierarzt  in  Minden. 

Jüngst,  Oberlehrer  in  Bielefeld. 

Kreide  weis  8,  Stadtverordneter  in  Minden. 

Küster,  Stadtrath  in  Minden. 

Lax,  Eduard,  Rentner  in  Minden. 

Metz,  Rechtsanwalt  in  Minden. 

Müller,  Ludwig,  Dr.,  Sanit&tarath  und  Badearst  In  Mindern. 
Mnermann,  H.,  Kaufoiann  in  Minden. 

F Ottmeyer,  Fr.,  Gewerke  in  Forta  bei  Hanaberge. 
Oeynhausen,  Fr.,  Reg.-Aaaeaaor  a.  D.  in  GrsTenbnrg  bei  Vörden. 

E 


20 


Ton  01i«iin1>,  CabiDet8*Miiiiiter  «.  D.  und  Landrath  in  HolzbaoMi 

bei  Hantberge. 
Bammstedti  Otto,  Apotheker  m  LeTem. 
Sanerwald,  Dr.  med.  in  Oeynbansen. 

Sprengel,  H.,  Apotheker  in  Bielefeld. 

SteinmeiRter,  Aug.,  Fabrikant  in  Büude. 

Stoblmann,  Dr.,  SanitHtsrath  in  Gütersloh. 

Tiemann,  Emil,  Biirgermeister  a,  D.  in  Bielefeld. 

Verein  für  Vogelschutz,  Geflügel-  und  öingvögeiachutz  in  Mindtt 

(Adresse  L.  Rehdig). 
Waldecker,  A.,  Kaufmann  in  Bielefeld. 
Weibe»  Dr.  med.  in  Oeynhausen. 

Wieemann,  ft.,  Eönigl.  Oberförster  in  Neuböddeken  bei  Haaieo. 


6.   liegierungsbezirk  Arnsberg. 

Königliche  Regierung  in  Arnsberg. 

Adriani,  Cruhendirector  der  Zeche  Heinrich  Gustav  bei  LangeodraflT. 
Alberts,  Berggeschworner  a.  D.  und  Grubendirector  in  Hörde« 
Altenloh,  Wilh.,  in  Hagen. 

Arndt,  Oswald.  Apotheker  in  Eiserfeld  a.  d.  Sieg. 

Arndtty  Carl,  Maler  in  Königaborn  bei  Unna. 

Arndts,  C,  Ombenbesitser  in  Rnmbeok  bei  Arnsberg. 

Asbeck  Carl,  Commersienratb  in  Hagen. 

Baoharaoh,  Morits,  Kaufmann  in  Hamm. 

Banning,  Fabrikbesitser  in  Hamm  (Firma  Keller  &  Baaning). 

Barth,  Bergrath  anf  Zeche  Pinto  bei  Wanne. 

vom  Berg,  Apotheker  in  Hamm. 

von  der  Becke,  Bergrath  a.  D.  in  Liingondreer. 

Becker,  Wilh.,  Hüttendirector  auf  Germania-Hütte  bei  Grevenbrack. 

Beer  mann,  Dr.  med.,  Kreispbysikus  in  Meschede. 

Bergen thal,  C.  W.,  Ge werke  iu  Hagen. 

Bergenthal,  Wilh.,  Commerssenrath  in  Warstein. 

Berger,  Carl,  jun.,  in  Witten. 

Bitter,  ü.,  Dr.,  Arst  in  Unna. 

Böcking,  E.,  Gewerke  in  Unterwilden  bei  Siegen. 

Böcking,  Friedrieh,  Oewerke  in  Eisern  (Kreis  Siegen). 

Boegehold,  Bergmeister  in  Booham. 

Bölling,  Geh.  Bergrath  in  Dortmund. 

Bonnemann,  F.  W.,  Markscheider  in  Gelsenkirchen. 

Borberg,  Herm.,  Dr.  med.  in  Herdecke  a.  d.  Ruhr. 

Borndrückj  Herrn.,  Kreiswundarst  in  Ferndorf  bei  Siegen. 


21 


Brftbäuder,  Bergmeister  a.  D.  in  Bochum. 

Br Ack e  1  m  a  n  d,  Fabrik*  und  Bergwerksdireetor  auf  SehloM  Woeklom 
bei  laerlohii. 

BTemme,  Friedr.,  Hüttondireotor  in  Altenbanden. 
Breuer,  Aogost,  Kaafmann  in  Iierlobn. 
Brener,  Aagust,  Dr.  in  leerlobn. 
Briekenstein,  R.,  Ombendireetor  in  Witioi. 

Brockhaas,  Ludw.,  Kaufmann  in  Iserlohn. 

Broxtermaun,  Ober- Rentmeister  in  Arnsberg. 

Brune,  P.,  Salinenbesitzer  in  Hoppe  bei  Werl. 

Bach  holz,  Wilh.,  Kaufmann  in  Annen  bei  Witten. 

Büren,  Ilerm.,  Amtmann  in  Kierspe  (Kreis  Altena). 

Cämmerer,  F.,  Director  der  Gassstabl-  u.  Waffenfabrik  in  Witten. 

Crevecoenr,  £.,  Apotheker  in  Siegen. 

Dahlhaus,  C,  Civilingenieur  in  Hagen. 

Danb^  Fr.,  Fabrikant  in  Siegen. 

Danb^      Markeebeider  in  Siegen. 

Denningboffy  Fr.,  Apotheker  in  Sobwelm. 

T.  DeTivere,  F.,  Freiberr,  Kön.  Oberförster  in  Glindfeld  bei  Medebadi. 

Bieeterweg,  Heinr.,  Dr.,  Sanit&teratb  in  Siegen. 

Dob  m,  Dr.,  Geb.  Ober-Jostizratb  nnd  Prieident  in  Hamm. 

Drecker,  Gericbtsrath  in  Dortmund. 

Dresler,  Ileinr.,  Kaufmann  in  Siegten. 

Dro^ler,  Ad.,  Gruben-  und  Hüttenbesitzer  in  Creazthal  b.  Siegen. 

Drevermann,  H.  W.,  Fabriklx^sitzer  in  EnnepperBtrasse. 

Dröge,  A.,  Jastizratb  in  Arnsberg. 

Ebbinghaus,  E.,  in  Asseln  bei  Dortmund. 

Ehlert,  A.,  Apotheker  in  Siegen. 

Eichborn,  Konr.,  Director  iu  Letmathe. 

Elbers,  Christ.,  Dr.,  Chemiker  in  Hagmi.' 

Slbers,  Carl,  Commersienrath  in  Hagen. 

Emmerich,  Lndw.,  Bergrath  in  Arnsberg. 

Engelhardt,  Q»,  Gmbendireetor  in  Boohnm. 

Erbs&lser-Colleg  in  Werl. 

Erdmann,  Bergrath  in  Witten. 

Esielbrügge,  C.  Fr.,  Grubenrepraseutant  in  Fredeburg. 

FeUhauss,  C,  Apotheker  in  Altena. 

Fischer,  J.  A.,  Kaufmann  in  Siegen. 

Fischer,  Heinr.,  Kaufmann  in  Lüdenscheidt. 

Fix,  Seminar-Director  in  Soest. 

Förster,  Dr.  med.  in  Bigge. 

Freasberg,  Jos.,  Oecon.-Commissarius  in  Lippstadt. 
Frielingbaus,  Gnst.,  Gnibendirector  in  Dannebanm  bei  Boohnm. 
Fürth,  G.,  Dr.,  B^giemngt-  nnd  Medicinalrath  in  Arnsberg. 
Fährmann,  Friedr.  Wilh.,  Bfarksoheider  in  Hörde. 


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22 


Fnneke,  F.,  Apotheker  in  Witten. 
Funcke,  C,  Apotheker  in  Hägen. 
Gabriel,  W.,  Fabrikant  und  Gewerke  in  Soest. 
Gallhof,  Jul.,  Apotheker  in  Iserlohn. 
Garsohhageu,  H  ,  Kaufmann  in  Hamm, 
y.  Gaugreben,  Fried r.,  Freiherr,  in  Assioghanaen. 
Gerlach,  Bergrath  in  Siegen. 
Gersteini  £d.,  Dr.  med.  in  Gevelsberg. 
Ginebergy      Markscheider  in  Siegen. 
Gliier,  Jae,,  Bergwerksbetitier  in  FidkeDhütie  bei  Siegen. 
Göbely  Frans,  Ctowerke  in  Meinhardt  bei  Haardt  a.  d.  8i«g. 
Göbel«  Joe.,  Apotheker  in  Altenhunden. 
Graefinghoff,  R.,  Dr.,  Apotheker  in  Langendreer. 
Graeff,  Leo,  General-Director  und  Bergassessor  auf  Zeche  Scham- 
rock bei  Herne. 
Griebsch,  J.,  Buchdruckerei-Besitzer  in  Hamm. 
Haarmann,  Wilhelm,  Kaufmann  in  Iserlohn, 
Haber,  C,  Bergwerksdirector  in  Kamsbeck. 
Haege,  Baurath  in  Siegen. 
Hahne,  Carl,  Commerzienrath  in  Witten. 
Le  Hanne,  Jaoob,  Bergrath  in  Arnsberg. 
Hanf|  Salomen,  Banqnier  in  Witten. 
Harkorty  F.,  in  Seheda  bei  Wetter. 

Hartmann,  Apotheker  in  Boohnm.  ^ 

d'HanteriTe,  Apotheker  in  Arnsberg. 

Heinemann,  Wilh.,  Grabenreprftientant  in  fVedebnig,  / 

Heintzmann,  Bergfrath  in  Bochnm. 
Heintzmann,  Justizrath  in  Hamm. 
Hellmann,  Dr.,  Sanitatsrath  in  Siegen. 
Henzo,  A.,  Gymnasiallehrer  in  Arnsberg. 
Herbertz,  Heinr.,  Kaufmann  in  Langendreer. 

der  Heyden-Rynsch,  Otto,  Landrath  in  Dortmund* 
Hilgenstook,  Daniel,  Obersteiger  in  Hörde« 
Hiltrop^  Bergrath  in  Dortmund. 
Hintse,  W.»  Rentmeister  in  Cappenberg. 
Hoeohet»  Job.,  Bergrath  in  Attendorn, 
Hoeek,  Johann,  Betriebtfdhrer  in  Meggen  bei  Altenhnnden. 
Ho^*mp,  W.,  Lehrer  in  Sassendorf. 
Holding  hausen,  W.,  Ingenieur  in  Siegen. 
V.  Holtzbrinck,  Landrath  a.  D.  iu  Altona. 
V.  Holtzbrinck,  L.,  in  Haus  Rhade  bei  Brügge  a.  d.  Volme. 
Homann,  Bernhard,  Markscheider  in  Dortmund. 
Hoynck,  H.,  Dr.  med.  in  Arnsberg. 
Hültenschmidt,  A.,  Apotheker  in  Dortmund. 
Hundt)  Tb.,  Bergrath  in  Siegen. 


9a 


Haser,  Joseph,  Bergmeister  a.  D.  in  Brilon. 
Hütte  ob  ein,  Carl,  Lederfabrikant  in  Hilchenbach. 
Hätten b ein,  Fr..  Dr.  in  Hilchenbach  bei  Siegen. 
Hüttenhein,  Wilb.,  Kaufmann  in  Grevenbrück  bei  BüsteiD. 
Haytsen,  Rob.,  Commerzienrath  in  Iserlohn. 
Jang,  Wilh  ,  Ober-Bergrath  in  Dortmund. 
J  Angst,  Carl,  in  Fickenhütte. 

Jftitner,  Ferd.,  KönigL  Oborbergamto-Markaoheider  in  Dorimimd. 
Kamp,  H.y  Hiltiendireotor  in  Hamm. 
Kartting,  Dr.  med^  Arai  in  Boohum. 

Kieterling,  Fr.  Ant.,  Dr.  med.»  KnappsoHaftsarat  in  Fredebnrg. 
Kindarm  an  n,  Josiisrath  in  Dortmund. 
Klagges,  N.,  Fabrikant  in  Freienohl. 

Klein,  Fabrik-Dircctor  in  Hüsten. 

Klein,  Ernst,  Maschinen-Ingenieur  in  Dahlbruch  bei  Siegen. 
Kley,  Florenz,  Dr.,  Apotheker  in  Herbede  a.  d.  Bahr. 
Klophaus,  Wilh.,  Kaufmann  in  Schwelm. 
Klostermann.  H.,  Dr.,  Sanitätsrath  in  ^chum. 
Knibbe,  Hermann,  Bergrath  in  Bochum. 
Koch.  Ernst,  Director  auf  Zeche  Mon^Cenis  bei  Herne. 
König,  Baumeister  in  Dortmund. 
König,  Beg.-Rath  in  Arnsberg. 

Köttgan,  Reetor  an  der  höheren  Realaehnle  in  Sohwelm. 
Ko^  Heinrieh,  Bergreferendar  in  Witten. 
Kremer,  C,  Apotheker  in  Balve. 

Kreuts,  Adolph,  Oommersiemrath,  Bergwerks»  nnd  Hfttteobesitser 

in  Siegen. 

Kropff,  Caspar,  Gewerke  in  Olsberg  (Kr.  Brilon). 

Kühtze,  Apotheker  in  Gevelsberg. 

Larenz,  Bergrath  in  Bochum. 

Lehment,  Wilh.,  in  Letmathe. 

Lemmer,  Dr.,  in  Sprockhövel. 

Lens,  Wilhelm,  Markscheider  in  Bochum. 

Liebermeister,  E.,  Dr.  in  Unna. 

Liebreoht,  Julius,  Fabrikbesitaer  in  Wiokede. 

Lilien,  Freiherr,  Karomerherr  und  Landrath  in  Arnsberg. 
Liese,  Dr^  Sanit&tsrath  und  Kreisphysikus  in  Arnsberg. 
Limper,  Dr.,  in  Altenhnnden. 
List,  Osdrl,  Dr.  in  Hagen. 
Löb,  Gutsbesitzer  in  Caldenhof  bei  Hamm. 
Loerbroks,  Justizrath  in  Soest. 
Lohmann,  Albert,  in  Witten. 

Lohmann,  Carl,  Bergwcrksbositzer  in  Bommern  bei  Witten. 
Loh  mann,  Friedr.,  Fabrikant  in  Witten. 
Lehmann,  Hugo,  Bergreferendar  in  Lippstadt. 


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34 


Ludwig,  Berp^aeseflsor  ft.  D.  in  Bocbnm. 
Lübke,  Eibenbahnbauunternehmer  in  Arnsberg, 
von  der  Marek,  Dr.  in  Hamm. 
Marenbach,  Bergrath  in  Siegen. 
Marx,  Fr.,  Markscheider  in  Siegen. 

Maflienez,  Joi.,  Direotor  dei  Hörder  Berg-  und  HüUttn?6reiiii 

Hörde. 

Meinhard,  Hr.,  Fabrikant  in  Siegen. 

Keinhardt,  Otto,  Fabrikant  in  Siegen. 

Meininghauf,  Ewald,  Kaufmann  in  Dortmund.  « 

Melohior,  Joatitratli  in  Dortmund. 

Mantel,  Robert,  Berggeechwomer  a.  D.  and  Bergwerkadireetor 

Höntrop. 

M enzler,  Berg-  und  Hüttendirector  in  Siegen. 
Mittelbach.  Eberhard,  Markscheider  in  Bochum. 
Muck,  Dr.,  Chemiker  und  Lehrer  der  Chemie  an  der  Bergsohule 
Bochum. 

Müller,  H.,  Dr.,  Oberlehrer  in  Lippstadt, 
von  Müntz,  Landrichter  in  Arnsberg. 

Neusteiu,  ^yilh.,  Gutsbesitzer  auf  Haus  Ickern  bei  Mengede. 

Noje,  Heinr.,  Marksobeider  in  Herbede  bei  Witten. 

Nolten,  Apotheker  in  Barop  bei  Dortmund. 

Nonne^  Joliae,  fiergasieeeor  a.  D.  in  Dortmund. 

Othmer,  J.,  Apotheker  in  Dorstfeld  bei  Dortmund.  ^ 

Overbeek,  Jnl.,  Kaufmann  in  Dortmund. 

y.  Pape,  Egon,  Freiherr,  in  Haus  Loh  bei  Werl, 

Peters  mann,  H.  A.,  Hector  in  Dortmund. 

Pieper,  Bergaasessor  in  Bochum. 

Pook,  L.,  Betriebsführer  auf  Grube  Ernestus  bei  Grevenbrück. 

Rath,  Wilhelm,  Grubendirector  in  Plettenberg. 

Rande  brock,  August,  Grubendirector  in  Reoklinghauaen« 

Kauschenbusch,  Justizrath  in  Hamm. 

Redicker,  C,  Fabrikbeaitcer  in  Hamm. 

Beidt,  Dr.,  Ober^Lehrer  am  Gymnasium  in  Hamm. 

Riefenstabl,  Bergreforendar  in  Dortmund. 

Biohter,  Louis,  in  Qrevenbrüok  a.  d.  Lenne. 

Bive,  Beigwerksdirector  in  Schwelmer  Brunnen. 

Böder,  0.,  Grubendirector  in  Dortmund. 

Bollmann,  Carl,  Kaufmann  in  Hamm. 

Roll  mann,  Pastor  emer.  in  Vörde. 

Rosdücher,  Steuer-Inspector  in  Hamm. 

Rose,  Dr.  in  Menden. 

Roth,  Bergrath  in  Bürbach. 

Rüben,  Arnold,  in  Siegen. 

Büggeberg,  Carl  Aug.,  Fabrikbeeitser  in  Neheim. 


25 


Rnmp,  Wilh.,  Apotheker  in  Dortmand. 

Rastemeyer,  H.,  Kauf  man  a  in  Dortmund. 

Sahlmen,  R.,  Dr.  med.  in  Brilon. 

Sarfass,  Leo,  Apotheker  in  Ferndorf  bei  Siegen. 

Sch aasten,  Director  auf  Zeche  Neu-Iserlobn  bei  Langendreer. 

Schern  mann,  £mii,  Apotheker  in  Hagen. 

Schern  mann,  Wilh.,  Lehrer  in  Annan  bei  WiitMi. 

Sehen ck,  Mart.,  Dr.  in  Siefen. 

Sehers,  Morits,  Buchhändler  und  Magittratirath  in  Sohwelm. 

Beliliepor,  Heinr.,  Kaufmann  in  Gräne  M  lierbhn. 

Sehmidy  A.,  Bergrath  in  Hamm. 

Sehmidy  Frani,  Dr.»  Arst  in  Boehum. 

Schmidt,  Aug.,  Apotheker  in  Haspe. 

Sohmtdt,  Ernst  Wilh.,  Bergrath  in  Müsen. 

Schmieding,  Dr.,  Arzt  in  Witten. 

Schmitz,  C,  Apotheker  in  Letmathe. 

Schmöle,  Aug.,  Kaufmann  in  Iserlohn. 

Schmöle,  Gust.,  Fabrikant  in  Menden. 

Schmöle,  Rudolph,  Fabrikant  in  Menden. 

Schnaöle,  Theodor,  Kaufmann  in  Iserlohn. 

Schneider,  H.  D.  F.,  Hüttenbesitzer  in  Neunlorohen. 

Schnelle,  Caesar,  CiviMngenieor  in  Bocham. 

Sehönaioh-Carolath,  Priaa  Ton,  Bergbaupmann  in  Dortmund. 

Sehcynemann,  P.»  Gymnasiallehrer  in  Soest. 

Sohütf,  Beetor  in  Boohnm. 

Sehalte-Cranwinkel,  W.,  Dr.  med.,  prakt  Arst  in  Boohnm. 
Sohalts,  Dr.,  Bergrath  in  Booham. 
Sehn  Uz,  Justisrath  in  Bochum. 

Schulz,  Alexander,  Bergassessor  in  Lünen  bei  Dortmund. 
Schulz,  Bruno,  Bergwerksdirector  auf  Zeohe  Dahlbusch  bei  GeUen- 
kirchen. 

Schwarz,  Alex.,  Dr.,  Oberlehrer  an  der  Kealschule  I.  Ordnung  in 
Siegen. 

Schwel  in g,  Fr.,  Apotheker  in  Bochum. 
SeWe,  Gustav,  Kaufmann  in  Altena. 
Sporlcd  er,  Orabendireotor  in  Dortmund. 
Stadt  Sohwelm. 

Staohler,  Heinr.,  Berg-  and  Hfttteotedhniker  in  Müsen» 
Stoiahrinok,  Carl,  Dr.,  Gymnasiallehrer  in  Hamm. 
Steinseif  er,  Heinr.,  Gewerke  in  Eiserfeld  hei  Siegen. 
Stommel,  August,  Bergverwalter  in  Siegen. 

Stracke,  Fr.  Wilh.,  Postexpedient  in  Niederschelden  bei  Scheiden. 

St  rataiaiin  gon.  Berghaus,  C,  Kaufmauu  iu  Witten. 
Stricker,  Gust.,  Kaufmann  in  Iserlohn. 
Stuckenhoiz,  Gast.,  Maschineofabrikant  in  Wetter. 


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96 

T Arnulf  Robert,  Bfirgermeitter  in  Lünen  t.  d.  Lippe. 

Tiemann,  L.,  Ingenieur  aof  der  fiieenhatte  WeetfUk  btt  LIm 

a.  d.  Lippe. 

Tilmann,  E.,  Bergassessor  a.  D.  in  Dortmund. 
Tilmann,  Gustav,  Eisenbabnbaumeister  in  Arnsberg. 
Trappen,  Alfred,  Ingenieur  in  Wetter  a.  d.  Rohr. 
Trip,  H.,  Apotheker  in  Camen. 
Uhlendorff,  L.  W.,  Kaufmann  in  Hamm, 
ülmann,  Sparkassenrendant  und  Lieutenant  in  Hnma. 
T.  Velseui  Wilh.,  Bergrath  in  Dortmund. 
Yerteohewall,  Jobnan»  Markecheider  in  Dortnnnd. 

Tiebabn,  Baameister  a.  D.  in  Soeat 
Yielhaber,  H.  C,  Apotbeker  in  SoetL 
Yogel,  Rudolph,  Dr.  in  Siegen. 
Voewinkel,  A.,  in  Hagen. 
Weddige,  Amtmann  in  Bigge  (Kreis  Brilon). 
Weereu,  Fricdr.,  Apotheker  in  Hattingen. 
Weiss,  Job.,  Dr.  philos.,  Reallehrer  in  Hattingen  a.  d.  Ruhr. 
Weller  ah  aus,  Albert,  Kaufmann  in  Milspe  (Kreis  Hagen). 
Welter,  Ed.,  Apotheker  in  Iserlohn. 
Weiter,  JnL,  Apotheker  in  Lünen  a.  d.  Lippe. 
Werneeke,  Markscheider  in  Dortmund. 
Weatermann,  A«,  Bergreferendar  in  Boebam. 
Weetbof  f>  Paator  in  Ergste  bei  Iierlobn.  , 
Weygandt,  Dr.,  Arat  in  Bocbnm. 
Weyland,  0.,  Bergwerkadireotor  in  Siegen. 
Wiakott,  Wilb.,  Kaufmann  in  Dortmund. 
Witte,  Terw.  Frau  Commersienrfttbin  auf  Heitbof  bei  Hamm. 
Würzburger,  Mor.,  Kaufmann  in  Bochum. 
Wulff,  Jos.,  Grubcntlirector  in  Herne. 
Wuppermann,  Ottilius,  in  Dortmund. 
Zöllner,  D.,  Steuerinspector  in  Dortmund. 


H.  Beglemngsbeilrk  Kttiistor. 

Albera,  J.  F.,  Apotbekor  in  Lengeriob. 
Boltae,  Hermann,  Bergasseaaor  in  Recklingbausen. 
Dndenbanaen,  Rentner  in  Warendorf. 
Engelhardt,  Bergrath  in  Ibbenbähren. 

TOn  Foerster,  Architekt  in  Münster. 
Hack(ibram,  Franz  sen.,  Rentner  in  Dülmen. 
Hackfbram,  F.  jun.,  Apotheker  in  Dülmen. 
Hacke br am,  Apotheker  in  Münster. 


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27 


Hittorf,  W.  H.,  Dr.,  Professor  in  Münster. 

Hoffmann,  Dr.,  Professor  an  der  Bealsohuie  in  MüaBter. 

Uomann,  Apotheker  in  Nottuln. 

Hosius,  Dr  ,  Professor  in  MfLiMter. 

Josten,  Dr.  med.  in  Münster. 

Karaeh,  Dr^  Professor  and  Mddicinalrath  in  Müntisr, 
TOD  Kfihlwetier,  WirkL  Geh.  Bath»  EioellenB,  Ober-Prftsident  io 
Münster. 

Landois,  Dr.,  Professor  in  Münster. 
Miehaßlis,  Königl.  Baarath  in  Münster. 

Münch,  Dr.,  Direotor  der  Be«l-  und  Gewerbeschule  in  Müueter. 

Nitschke,  Dr.,  Professor  in  Münster. 
V.  Raesfeld,  Dr.,  Arzt  in  Dorsten. 

Stahm,  Inspector  der  Taubstummen  •  Anstalt  in  Langenhorst  bei 

Steinfurt. 
Stegehaus,  Dr.,  in  Senden. 
Strunk,  Aug.,  Apotheker  in  Becklinghausen. 
Tosse,  £d.»  Apotheker  in  Buer. 
Volmer,  Engelb^  Dr.  med.  in  Oelde. 
Weddige,  Jnsticratb  in  Bheine. 

Wiesmann»  Dr.,  Geh.  SanitÜtsrath  nnd  Kreisphysikns  in  Dülmen. 
Wynen,  Dr.,  Kreisphysikos  in  Aseheberg  bei  Drensteinfart. 
Ziegler,  C,  Kreisgerichtsrath  in  Ahaus. 


I.  In  den  übrigen  Provinzen  Prenssejis, 

Königl.  Ober- Bergamt  in  Breslau. 
Kdnigl.  Ober-Bergamt  in  Halle  a.  d.  Saale. 
Aehenbaoh,  Adolph,  Berghanptmann  in  Clausthal. 
Alt  um,  Dr.  und  Prof.  in  Neustadt-Eberswalde. 
Asoherson,  Paul,  Dr.  und  Prof.  in  Berlin  (Kömerstr.  9). 
Aremann,  Philipp,  Apotheker  in  Osterkappeln  (Hannorer). 
Bahr  dt,  H.  A.,  Dr.,  Rector  der  höheren  Bürgersohale  in  Münden 
(Ilanuuver). 

Bartling,  E.,  Techniker  in  Cassel  (Wilhelmshöher  Allee  48  I  Etage). 
Bauer,  Max,  Dr.  phil.,  Prof.  in  Königsberg  i.  P. 
Beel,  L.,  Bergwerksdirector  in  Weilburg  a.  d.  Lahn  (Reg.-Bez. 
Wiesbaden). 

B ermann,  Dr.,  Gymnasial-Conrector  in  Liegnitz  in  Schlesien. 
Bergemann,  C,  Dr.,  Prof.  in  Berlin  (Königgrfttserstrasse  91). 
Bergaohule  in  dausthal  a.  Hars. 

Beyrioh,  Dr.,  Prof.  u.  Geb.-Eatli  in  Berlin  (Fransösische  Str.  29). 


98 


Bisehof,      Dr.,  Chemiker  in  Wiesbaden. 

Boekmann,  Wilb.,  Rentner  in  Berlin  S.W.  (Hedemaonrtr.  8). 

Bölsche,  W.,  Dr.  phil.  in  Osnabrfiok  (Moltkeitr.  6). 

von  Born,  Wilhelm,  Rentner  in  Wiesbaden  (Yictoriastrasse  1). 

V.  d.  Ii orne,  M.,  Rittergutsbesitzer  in  Berneuchen  bei  Wuaterwitx 

(Neuinark). 

Bot  he,  Ferd.,  Dr.,  Director  der  Gewerbeschule  in  Görlitz. 
Bras«,  Arnold,  Dr.  in  Halle  a.  d.  Saale  (Harz  9). 
Budenberg,  C.  F.,  Fabrikant  in  Buckau  bei  Magdeburg. 
Budge,  JuL,  Dr.,  Geh.  Med.-Rath  u.  Prof.  in  Greifswald. 
Bücking,  H.,  Dr.  phil.  in  Berlin  (N.  Invalidenstr.  46). 
Cappell,  Bergmeister  in  Tarnowitz  (Oberschlesien). 
Caspary,  iL,  Dr.,  Prof.  in  Königsberg  i.  Pr. 
Clewing,  Carl,  Dr.,  Apotheker  in  Berlin  S.O.  (Rtxdorf). 
Ghelius,  Dr.  philoo.  in  Marburg. 
Cnno,  Regierungs-  und  Benrath  in  Wiesbaden. 
Curtse,  Maximüian,  Gymnasiallehrer  in  Thom. 
Dames,  Willy,  Dr.  phil.  in  Berlin  (W.  Keithstr.  18). 
Devens,  Polizei-Präsident  in  Königsberg  i.  P, 
Dittmer,  Geh.  Regieriingsrath  in  Breslau. 
Druiding,  Dr.  med.,  Sanitätsrath  in  Meppen  (Hannover). 
Duderstadt,  Carl,  Rentuer  in  Wiesbaden  (Parkstr.  20). 
Ebert,  Stud.  philos.  (aus  Cassel)  in  Marburg. 
£  geling,  Gustav,  Pharmaceut  in  Torgan  (Löwens  potheke). 
Erdmann,  Wilhelm,  Beniner  in  Hildesheim  (Hoher  Wall). 
Ernst,  Albert,  Bergverwalter  in  Ems. 

Ewald,  J.,  Dr.,  Mitglied  d.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Beriin. 
Fasbender,  Dr.,  Professor  in  Thom. 

Fischer»  Theobald,  Dr.,  Professor  in  Kiel  (Reventlow-Allee  6). 
F  Öhr  igen,  Ober-Forstmeister  in  Ifarburg. 
Forstakademie  in  Mftnden,  PrOT.  Hannorer. 

Frank,  Fritz,  Bergwerksbesitzer  zu  Nievernerhütte  bei  Bad  Ems. 
Freund,  Geh.  Bergrath,  vortr.  Rath,  1.  Abth.  Minist,  d.  öfl'.  Arbeiten 

in  Berlin. 

Freudenhorg,  Max,  Bergwerksdirektor  in  Ems. 

Garcke,  Aug.,  Dr..  Prof.  u.  Custos  am  königl.  Herbarium  in  Berlin* 

Giebel  er,  Bergrath  in  Wiesbaden. 

Giesler,  Fr.,  Bergassessor  und  Director  in  Limburg  a.  d*  Lahn. 
Greeff,  Dr.  med.,  Professor  in  Marburg. 

Grönland,  Dr.,  Assistent  der  Versuchsstation  Dahme  (Regiemogs- 

beairk  Potsdam). 
Hastiaoher,  Bergrath  in  Berlin  (W.  Genthinerstr.  86). 
Hauohecorne,  Geh.Bergrath  u. Director  d.  k. Bergakademie  in  Beriin. 
Heberle,  Carl,  Bergwerksdireotor  yon  Grube  Friedrichssegen  in 

Oberlahnstein. 


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29 


Haitis  F.,  in  Hanno vw  (Gallerrtr.  8  b). 

He  all  er,  Tt,^  in  Leopoldthfiite  bei  Hftiger. 

T.  Heyden,  Lucas,  Dr.  pbiL,  Hauptmann  a.  D.  in  Bookenbeim  bei 

Fraokfart  a.  Main. 
Holste,  Berg^erksdirector  auf  Georg's  Marienhütte  bei  Osnabrück 

(Hannover), 

Uuyssen,  Dr.,  Berghauptmann  iu  Halle  a.  d.  Saale. 
JohaDny,  Kwald,  in  Wiesbaden. 
Jang,  Hüttendirector  in  Burg  bei  Uerborn. 
Karop,  II.,  Hauptmann  in  Osnabrück. 

Karscb,  ?'erd.,  Dr.  phil.,  Assistent  am  zoolog.  Museum  zu  Berlin. 
Kayter,  £manael,  Dr.,  König!«  Landeageologe  und  Privatdooent  in 

Berlin  (Lnstgarien  6). 
Kemper»  Bad.,  Dr.,  Apotfaekor  in  Bitsendorf  bei  Omabrfiok. 
Kiefer,  Kamaierpriiident  a.  D.  in  Wiesbaden  (Karlistrasse  1). 
Kiaienbaeb,  Carl,  Bergvwwalter  in  Weilburg. 
Koch,  Carl,  Dr.,  Kg],  Landesgeologe  in  Wiesbaden  (Adolphstr.  5). 
Koch,  Heinr.,  Bergmeister  in  Kottbus. 
V.  Koenen,  A.,  Dr.,  Professor  in  Göttingen. 
Köhler,  Gustav,  Bergassessor  in  Clausthal  a.  Uarz. 
Kohles,  Konigl.  Katastercontroleur  und  Yermeasangsrevisor  in  Halle 

a.  d.  Saale  (Leipzigstr.  11). 
Kollmann,  F.,  Hüttendirector  auf  Adolphhütte  bei  Dillenburg. 
Kosmann,  B.,  Dr.,  Königl.  Bergmeister  in  Beaihen  (Obersoblesien). 
Krabler,  Dr.  med.,  Professor  in  Qreifswald. 
Kraaa,  JnL,  Gab.  Regierangsratb  a.      in  Wiesbaden  (Karlsir.  18). 
Krag  T.  Nidda,  Ober-Bergbanptmann  a.  D.,  WirkL  Qeb.-Baib,  Exo. 

in  Berlin. 

Landolt,  Dr.,  Geb.  Begiemngerath  in  Berlin  (Kronprinsennfer  8). 
Lssard,  Ad.,  Dr.  phil.,  Direotor  der  vereinigten  Telegraphen-Gesdl*' 

Schaft  in  Berlin  (Werderstr.  IV.  II). 

Leisner,  Lehrer  in  WaUleiihurir  in  Schlesien. 

I^.ebisch,  Theodor,  Dr.,  Professor  in  Breslau  (Alexanderstr.  21). 

Luewe,  Postrath  in  Hannover. 

Lossen,  K.  A.,  Dr.  in  Berlin  (S.W.  Kleinbeerenstr.  8). 
Marquart,  P.  GL,  Dr.  in  Cassel. 
Meineke,  C,  Chemiker  in  Oberlahnntein. 

Meydam,  Georg,  Berginspcctor  in  Stadt  Königshütte  (Obersoblesien)* 
Meyer,  A.,  logeniear  in  Berlin  (Lehrter  Bahnhof). 
Meyer,  Bnd.,  Knnstgirtner  in  Wildpark  (Potsdam). 
Modersobn,  C,  Ingenieur  in  Berlin  W.  (Abrensleben  Str.  18 1). 
Hosler,  Oxr^  Bergrath  und  Salinendireetor  in  Schönebeck  bei 
Magdeburg. 

Xlller,  Ober-ßer^rrath  a.  D.  in  Halle  a.  d.  Saale. 
Münter,  J.,  Dr.,  Professor  in  Greifswald. 


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30 


Neuss,  Chr.,  Apotheker  in  Wiesbaden  (Hirschapothdtt). 

Noeggerath,  Albert,  Oberbergrath  in  Clausthal. 

Kotze  1,  Wilhelm,  Fabrikbesitzer  (aus  Moskau)  in  Wiesbaden  (Haiiier 

WefT  1). 

Pietscb,  Königl.  Regierungs-  und  Baurath  in  Torgau. 

Prehn,  Premier-Lieutenant  a.  D.  in  Meppen  (Prov.  Hannover). 

Beiti,  W.,  Dr.  phiL  in  Berlin  (W.  Potedamerrtr.  118.  Villa  ÜQ. 

T.  Benesie,  Königl.  Bergrath  in  OsnabrSpk. 

Bhodias,  Professor  an  der  Bergakademie  in  Berlin. 

Biehter,  A.,  General  -  Landsdhaffksrath  in  Kftoigsherg  L  Pr.  (Wil- 

helmsirasee  8). 
Roemer,  C,  in  Quedlinburg. 

Roemer,  F.,  Dr.,  Geh.  Bergrath  und  Professor  in  Breslau. 
V.  Rohr,  Ober-Bergratb  in  Halle  a.  d.  Saale. 
Romberjf,  Director  der  Gewerbeschule  a.  D.  in  Görlitz. 
Eosenow,  Hugo,  Dr.,  Li^hrer  au  der  Sopbien-Realsohule  in  Berlin 

(Schöuhauser-Allee  188). 
Roth,  J.,  Professor  iu  Berlin  (Hafenplatz  1). 
Scheck.  H.,  Dr.  philos.  in  Hofgeismar  bei  Cassel. 
Schleifenbanm,  W.,  Grubendireotor  in  Elbingerode  am  Han. 
Bohreiber,  Biehard,  Eiteiig].  Sakwerkidirector  in  Staasfort. 
Bchachardty  Theod.,  Dr,  Direetor  der  ehemisohen  Fabrik  in  Gdrliti. 
Sohftisler,  Seminarlohrer  in  Dillenburg. 
SohwarsOi  Dr.,  Geh.  Bergrath  in  Breslau. 

Serlo,  Dr.,  Ober-Berghaaptmann  in  Berlin  fW.  Wilhelmstrasee  89). 

Speyer,  Oscar,  Dr.,  Königl.  Landeßgeoioge  in  Berlin  (Lustgarten  6). 
V.  Spiesse n,  Aug.,  Freiherr,  Oberförster  in  Usingen  (Reg.-Bez.  Wiea- 

baden). 

Spranck,  Hermann,  Dr.,  Keallehrer  in  Homburg  v.  d.  Höhe  (Hessen- 
Homburg). 

Stein,  B.,  Dr.,  Ober-Bergrath  in  Halle  a.  d.  Saale. 

Steinmann,  Ober-Präsident  in  Schleswig. 

Stippler,  Joseph,  Bergwerksbesitaer  in  Limburg  a.  d.  Lahn. 

Stolsenberg,  K,  Grubendireotor  a.  D.  in  Frankfurt  a.  M. 

Temme,  C,  Bergwerksdireotor  in  Osnahrflok. 

Trenkner,  W.,  in  Osnahrflok. 

ülrioh,  Königl.  Bergraeister  in  Dies  (Nassan). 

üniTersit&ts-Bibliothek  in  Güttingen. 

von  Velsen,  Bergassessor  in  Zabrze  in  Oberscblesien. 

Vigener,  Anton,  Apotheker  in  Bieberich  a.  Rh.  (Hofapotheke). 

Vüllers,  Bergwerksdirector  zu  Ruda  in  Oberschlesien. 

Wedding,  H.,  Dr.,  Geh.  Bergrath  in  Berlin  (S.  W.  Tcmpelhof-Üfer  83). 

Weiss,  Ernst,  Dr.,  Professor  in  Berlin  (Luisenplata  2). 

Wencke Ubach,  Fr.,  Bergrath  in  Weilburg. 

Wiester,  Rud.,  General-Director  in  Kattowita  in  Oberschlesien. 


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81 

Winkle r,  Geb.  Kriegsrath  a.  D.  in  Berlin  (Sohillstrane  17). 
Zaddeob,  6.,  Proletsor  in  Königsberg. 
Zintgraff,  Aagmt,  in  DUIenbnrg. 

Zwieky  Henannnt  Dr.,  StSdtiedier  Sohnlinspector  in  Berlin  (Seham* 
hontetTMee  7). 


K.  Ansserludb  Freossens. 

TOD  Ab  ich,  K.  russ.  Staatsrath  in  Wien  (Maseamstrasie  8). 

Allmann,  Adolph,  Bergwerksbesitzer  in  Bingen. 

Andri,  Hans,  Landwirth  in  Cobar,  Now-Sonth- Wales,  Aasiralien. 

Aragon,  Charles,  in  Rom  (Corso  101). 

Bsnr,  Oy  Dr.,  Bergrath  in  Stuttgart  (Gaaslei-Str.  34  i). 

Blamier,  Emst,  Ober-Bergrath  a.  D.  und  Centraldiroetor  d.  PMger 

Eisen-Indnstrie-Gesellschaft  in  Wien  (IV.  Hengasse  68). 
Beek,  W.,  Phermasent  in  Neustadt  a.  d.  Hardt 
Biekel,  Oastav,  Stnd.  med.  in  Marbnrg. 
Blees,  Bergmeister  a.  D.  in  Metz  (Theobaldswall  8). 
Bock  holz,  in  Hof. 

Böcking,  G.  A.,  Hütten besitzer  in  Abontheuerhütte  in  Birkenfeld. 
Brand,  Carl,  Dr.  in  Alt-Orsowa  a.  d.  Donau  (Süd-Uogarn). 
Brauns,  D.,  Dr.,  Professor  in  Tokio  in  Japan. 
Briard,  A.,  Ingeniear  in  Mariemont  in  Belgien, 
van  C alker,  Friedrich,  Dr.,  Professor  in  Groningen. 
Castel,  Anatol,  Gutsbesitzer  in  Maestricht. 

Cattendyek,  W.,  Bergwerks-Direetor  n.  Hauptmann  a.  D.  in  Goslar. 

Cohen,  (krl,  Teohniker  in  S4lte  Uke  Oity  (Utah,  Nord-Amerika). 

Dahl,  Wilb.,  Dr.,  Beallehrer  in  Brannschweig. 

Beimel,  FrMr.,  Dr.,  Angenant  in  Strassbnrg. 

Bewalque,  Professor  in  Lftttioh. 

Bewalque,  Professor  in  Löwen  (Belgien). 

Borr,  Hermann,  Apotheker  in  Idar. 

Dreescn,  Peter,  Gärtner  in  Antwerpen  (nie  van  Beethoven  Nr.  7). 
Dröscher,  Friedrich,  Ingenieur  in  Giessen. 

von  Droste  zu  V  is ch  e ri  ng-P a  dtb er g,  M.,  Freiherr,  in  Coburg. 

▼OD  Dücker,  F.  F.,  Freiherr,  Bergrath  a.  D.  in  Buckeburg. 

i^ck«  ü.,  Dr.,  Prof.  am  Polytechnicum  in  Stuttgart  (Neokarstr.  76). 

Fassbender,  R.,  Lehrer  in  Maestricht. 

Firket,  Adolph,  Bergingenieur  in  Lüttioh  (28,  me  Dartois). 

Pliok,  Dr.  med.  in  Birkenfeld. 

Fromberg,  Rentner  in  Amheim. 

Foehs,  C.  W.  C,  Dr.,  Professor  in  Meran  in  Tyrol* 

Geinits,  Dr.,  Professor  in  Rostock. 


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82 


Geognostisch -Paläontolop^isches  Institut  der  Unifenitit 
Strassburg  i.  E.  (Professor  Benecke). 

Gilbert,  Kaiserl.  Bergmeister  in  Metz  (Theobalds wall  8). 

Gille,  J.,  Inpremeor  aa  oorpt  royal  des  Minea  in  Hont  (rae  de  k 
Halle  40). 

Gilkinet,  Alfred,  Dootor  in  Lüttich. 

Grothe,  Dr.»  Profenor  in  Delft  (Holland). 

Grotrian,  Geb.  Kammerrath  in  Brannsobweig. 

Gftmbel,  C.  W.,  Königl.  Ober-Bergdirector  und  lütgUed  der  Aka- 
demie in  Mftnchen. 

Hartnng,  Georg,  Dr.,  Partioolier  in  Heidelberg  (Haaptetr.  91). 

Haynald,  Ludwig,  Dr.,  k.  wirkt.  Geh.  Rath  u.  Cardinal-Erzbischof, 
£xc.  in  Kalocsa  in  Ungara. 

Heister h agen,  F.,  Ingenieur  und  Bauunternehmer  in  Birkenfeld. 

Hermes,  Ferd.,  S.  L.,  in  Blyenbeck  bei  Afferdeu,  Holland. 

Herwig:,  Dr.,  Professor  am  Polyteckiiikum  in  Darmstadt. 

Hildebrand,  Fr.,  Dr.,  Professor  in  Freiborg  i.  Br. 

Hofmann,  P.  W.,  Dr.  (Firma  Hofmann  n.  Schoetensaok  ehem.  Fa- 
brik) in  Ludwigshafen  a.  Rhein. 

Hornhardty  Frits,  Gberföreter  in  Biesterfeld  bei  Rinhenan  (Uppe- 
Detmold). 

Kanits,  Ang-t  Dr.  phiL,  Professor  in  Klansenbarg  in  Siebenbürgea. 
Kar  oh  er,  Landgeriebte-Prftsident  in  Saargemflnd. 
Kawall,  H.,  Pattor  in  Pnssen  in  KorJand. 

Kickx,  Dr.,  Professor  in  Gent 

Laigneaux,  C,  Betriebsdirector  in  Klein-Roaseln  (Elsass). 
Maass.  Bernhard,  Bergwerksdirector  in  Fünfkirchon  in  Ungarn. 
Martens,  Aug.,  Oberförster  in  Schieder  (Lippe-Detmold). 
Martens,  Et!.,  Professor  der  Botanik  in  Löwen  (Belgien). 
Maurer,  Friedrich,  Reiitaer  in  Darmstadt. 

Hayer,  Ed.,  Landforstmeister  in  Strassburg  (Erononborgeretr.  27). 
Menge,  R.,  Steuerrath  in  Lemgo  (Lippe-Detmold). 
Menn,  Reotor  und  Vorsteher  der  Gewerbehalle  in  Idar. 
Miller,  Konrad,  Dr.,  Kaplan  in  Unter-Eeiendorf  in  WürCembefg. 
▼on  Möller,  Yalerian,  Prof.  a.  d.  Bergakademie  in  St.  Peterebnrg. 
Müller,  Hogo,  Bergassessor  in  Breslau. 
Nenmayr,  MelohicHr,  Dr.  philos.,  ProfeeKMr  in  Wien. 
Nobel,  Alfred,  Ingenieur  in  Hambarg. 

Kobiling,  Theodor,  Dr.,  Fabrikdirector  zu  Schoeningen  im  Herzoge 

thum  Braunschweig. 
Oehmichen,  Dr.,  Professor  der  Laudwirthschaft  in  Jena. 
Ottmer,  E.  J.,  Dr.,  Professor  in  Braunschweig  (Kasernenstr.  31). 
Overbeck,  A.,  Dr.  in  Lemgo  (Lippe-Detmold). 
Ploem,  Ritter  von,  Dr.  med.  in  Java. 
Preyer,  Dr.,  Professor  in  Jena. 


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88 


Renard,  A.,  S.  J.,  Mm^  royal  In  Brflssel  (Belgien). 
ReaBch,  Dr.,  Apotheker  in  Dürkheim  an  der  Hardt, 
van  Rey,  Wilh.,  Apotheker  in  Vaels  bei  Aachen  (Holland). 
Ton  Roenne,  Ministerialrath  in  Strassburp:  (Fianciscanerg.  1). 
Rüri;^,  Carl,  Dr.  med.,  Bruiinenarzt  in  Wildungen  (Waldeck). 
Kose,  F.,  Dr.,  Professor  in  Strassburg  (Feggasse  3). 
Kochte,  S.,  Dr.,  Lehrer  an  der  k.  Gewerbeachale  in  Neuburg  an 
der  Donau. 

Sehern  mann,  C.  J.,  Kaofmaon  (Firma  Sohemmann  nnd  Schulte)  in 
Hamborg. 

Seh  rader,  Carl,  Apotheker  in  Albesdorf  in  Lothringen. 
Siemens,  Charles  William,  Dr.,  F.  R.  8.  in  London  (S.  W.  12. 

Queen  Ame's  Gate). 
Sebolse,  Ludwig,  Dr.,  Bankdireotor  in  Hamburg. 
Schorn aoD,  Geheimer  Krieg^rath  a.  D.  in  Dresden. 
TonStrauas  u.  Torney,  Regierangsrath  in  Biickeburf^. 
V.  Strombeck,  Herzogl.  Kainmcrrath  in  Braunschweig. 
Siärtz,  Hauptmann  und  Platzingenieur  in  Diedenhüfen. 
Tecklenburg,  Theod.,  Bergrath  in  Darmstadt. 
Thorn,  W.,  Director  in  Blankenburg  a.  Harz. 

Tils,  Richard,  Apotheker  in  Diedenhofen  (Thionville)  in  Lothringen. 
Tisch be in,  Oberforstmeister  in  Eutin  (Fürstenthum  Lübeck). 
Dhaghs,  Casimir,  in  Maastricht  (Natoralien-Coroptoir  roe  des  blan- 
ehiasenrs). 

de  Yanx,  B.  A.,  in  Lüttioh  (Rue  des  Angls  15). 

Wagenor,  R.,  Oberförster  in  Langenholthausen  (Fi&rstenth.  Lippe). 

Weber,  Max,  Dr.  med.,  Prosector  und  Lector  an  der  Üniversitit 

in  Utrecht. 

Wcerth,  0.,  Dr.,  Gymnasiallehrer  in  Detmold. 

Wilde nhapen,  W.,  Ingenieur  in  Giesseu. 

Win  necke,  Aug.,  Dr.,  Professor  in  Strassburg  (Sternwarte). 

Witienauer,  G.,  Bergwerksdirector  in  Luxemburg. 

W^rede,  B>iedr..  Ingenieur  in  Heidolberg. 

Zart  mann,  Fcrd.,  Dr.  med.  in  Metf. 

Zirkel,  Ferd.,  Dr.,  Professor  in  Leipsig. 


Iltglieder,  deren  jetziger  Anfenthalt  unbekannt  ist. 

Bftdorf,  Magnus,  früher  Lehrer  an  der  Realschule  in  Augsburg. 

Brockmanu,  General-Director.  früher  in  Guanaxuato  in  Mexiko. 

Burebart z.  Apotheker,  früher  in  Aachen. 

▼on  dem  Busche,  Freiherr,  früher  in  Bochum. 

Forster,  Theod.,  Chemiker,  fi'üher  in  Stassfart. 

Oeorge,  Markscheider,  früher  in  Oberhausen. 

8 


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I 


84 


Hü  Stege,  Theodor,  OnibeDrepr&sentant,  früher  in  Amsberff. 

Klaas,  Fr.  Wilh.,  Chemiker,  früher  in  Othfresen  bei  Salzgitter. 

Klinkenberg,  Aug.,  Hütteudir.,  früher  lu  Laudaberg  b.  Kätingen. 

Lenssen,  Krnst,  Chemiker,  früher  in  Rheydt. 

Holl,  Ingenieur  ui.d  Ilüttendirector,  früher  in  Cöln. 

Mündt,  Hauptmann  a.  D.,  früher  in  Broicherhof  bei  Bensberg. 

Petry,  L.  H.,  Wieseubaumeister,  früher  in  Colmar. 

Poll,  Rob.,  Dr.  med.,  früher  in  Tbure  bei  Nakel  (Preusseo). 

Begeniter,  BucL,  Ingeoieur,  früher  in  Cöln. 

Binieln,  CatMiorooDiroleur,  frfther  in  Lubbeoke. 

Boessler,  Dr.,  Ingenieur,  früher  in  Bonn. 

Bosen  kr  ans,  Grabenverwalter,  früher  auf  Zeehe  Henriette  bei 

Barop. 

Bykom,  J.  H.,  Bergwerksbesitser,  früher  in  Burgsteinfurt 

Schöll  er,  F.  W.,  Bergbeamter,  früher  in  Rübeland. 

Schwur/,  L  ,  Lüfidwirtiischafta-Lebrer,  früher  in  Deuta  (Siegbiirger- 

Strasse  101*  a). 
Spieker,  Alb.,  Bergexspectaut,  früher  in  Bochum. 
Welkner,  C,  Ilüttendirector,  früher  in  Wittmarschen  bei  Lingea. 
Wüster,  Apotheker,  früher  in  Bielefeld. 


Am  1.  Januar  1881  betrug: 

Die  Zahl  der  EbrenmitgUeder   10 

Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder: 

im  Regierungsbezirk  Cöln   291 

»                 >          Col.lenz   104 

>  >         i;üs8eldorf   219 

>  »          Aachen   71 

9                 »          Trier   84 

»               9          Minden   41 

>  »  Arnsberg  .274 

9               »         Munster   29 

In  den  übrig<>n  Provinzen  Prenssens   187 

Ausserbalb  Preussens   lOS 

Aufenthalt  unbekannt  .  .  •  .  •                           •  24 


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85 


Seit  dem  1.  Januar  1881  sind  dem  Verein  beigetreten; 

Adln  Dg,  M.,  Apotheker  In  ürft  i.  d.  Eifel. 

Berger,  Dr.  med.,  in  Bergisch-Gladbach. 

Braun,  Gottlieb,  Apotheker  in  Haasberge  bei  Minden. 

Gobo,  Dr.  med.  und  Badearzt  in  Oeynhausen. 

Delhougne,  Arthur,  Stud.  rer.  nat.  (aus  Eupen)  in  Bonn. 

Diese  1  ho  ff,  L.,  Ingenieur  and  techn.  Direotor  des  at&dtiaoh.  Wftiaer- 

werkes  in  Iserlohn. 
Fesoa,  Max,  Dr.,  Privatdocent  in  Qöttingen. 
Featsner,  C,  Candidat  in  Marbarg. 

Frank     M neiler,  Fabrikbeaitier  in  Eitenberg  bei  Qr&nttadt 
(Bbeinbaiern). 

Fuhrmann,  Panl,  Dr.,  Bergreferendar  in  Bonn  (CSoblenaerat».  80). 
von  Goldbeck,  Begierangsrath  in  Hannoyer. 

T.  Hanstein,  Reinh.,  Dr.  philos.,  in  Göttingen  (Johannesstr.  21). 
Hermann,  Gust..  Hauptmann  a.  D.,  Generai- licvullmächt.  dus  Freih. 

V.  Diergardt  in  liüiiii. 
Levin,  Wilh.,  Dr.,  in  Göttingen. 

Leybold,  Carl,  Bergreferendar  in  Bonn  (Münsterstr.  13). 

Möller,  Carl,  Dr.,  in  Kupferhammer  bei  Brackwede. 

Most.  Dr.,  Director  der  Provinzial-Gewerbeeohule  in  Coblena. 

Opfergeld,  Amtsrichter  in  Bensberg. 

Pielatioker,  Theod«,  Dr.  med.,  in  Alteneeeen. 

Realschule  L  Ordnung  in  Barmen. 

Rohden,  Aogoat.  Dr.,  in  Oeynhausen. 

Buhnke,  Carl,  Stud.  phUos.,  in  Qöttingen. 

Schorn,  General-Direetor  in  Bensberg. 

Schulz,  Oberforstmeister  in  Minden. 

V.  Solms-Laub  ach,  Graf  Herrn.,  Professor  in  Göttingen. 

Sorg,  Director  in  Bensberg. 

Tenne,  C.  A.,  Dr.,  in  Hildesheim. 

1  rapp,  Conrad,  Bergwerksdirector  in  Ibbenbüren. 

Vogeler,  Aug.,  Hotelbesitzer  in  Oeynhausen. 

Wilms,  F.,  Dr.,  Apotheker  in  Münster  i.  W. 

Zimmermann»  Th.,  SteinbmohbesitBer  in  Bergisoh-Gladbaeh. 


1 

Oorrespondenzblftti. 

I 

i 

!  Dr.  Heraann  Bleibtreu. 

Nekrolog. 

Vorgetragen  in  der  General -Versammluiinr  des  Naturb.  Vereins  der 
preoss.  RheiDlande  uud  Westfalens  zu  Oeynhausen  am  7.  Juni  1881 

I  von  H.  von  Deciien. 

I         Zu  den  vielen  tcbweren  Verlusten,  welche  in  jüngster  Zeit 
'  der  Naturhistorische  Verein  von  Kheinland  und  Westfalen  durch 
den  Tod  ausgezeichneter  Mitn^lieder  erlitten  bat,  zählt  an  hervor- 
ragender  Stelle  Dr.  Hermann  Bleibtreu,  der  einem  thätigen 
Leben  am  25,  April  d.  J.  plötzlich  durch  einen  Hirnschlag  ohne 
Toransg^angene  Krankheit  in  seinem  61.  Lebensjahre  und  unserem 
Vareine,  dem  er  aeit  dem  Jahre  1855  angahort  hatte,  entriaaen 
WBfde.  Er  bat,  auageieiohnet  durch  streng  wissenschaftliche  Bildung^ 
ndi  groase  Yerdienata  um  einselne  Zweige  der  ▼aterltadiaehen  In- 
dnsfcrie  in  snadanemder  angaetrengtei^  Arbeit  erworben  nnd  war  in 
dieaer  Beziehung  eine  ^iaehe  Ersebeinong  in  unaerem  Vereine,  der 
die  Vermiitelnng  der  Naiarwiaaenaohalten  mit  ihrer  Anwendung  im 
Laban  au  Tennittehi  aich  an  einem  adner  Hanptsiele  geaetzt  hat. 
Bei  seinen  Arbeiten,  die  anf  ESnaelheiten  gerichtet  waren,  übersah 
er  aher  keineswegs  das  Allgemeine;  indem  er  für  besondere  Zwecke 
iLätig  war,  wollte  er  auch  dem  Allgemeinen  dienen,  wie  dies  seinem 
durchaus  tüchtigen  Charakter,  seiner  hingebenden  Vaterlandsliebe 
entsprach.    So  hat  er  sich  in  allen  Kreisen  hohe  Achtung,  fest  be- 
^rründetes  Vertrauen,  in  der  Verwaltung  der  Stadt  Bonn  wie  in  den 
freien  Vereinigungen  erworben,  denen  er  in  seltener  Hingebung 
seine  Erfahrungen  und  Kräfte  widmete.   Zurückhaltende  Bescheiden* 
heit,  die  ihn  den  Einaehien  lieb  nnd  werth  maohte»  Terhinderte 
ihn  niehi  aeine  Uehersengnng  an  richtiger  Stelle  mit  Entachieden* 
heit  anasoapreehen  nnd  an  deraelben  feat  an  halten.  So  war  der 
Mann  geworden,  ana  deaaen  Leben  die  nachatehenden  Züge,  die 
lom  gröaaten  Theüe  aeinen  eigenen  Anfceiehnnngen  entnommen 
tind,  fdr  den  weiteren  Kreia  aeiner  Verehrer  der  Anibewahmng 
Werth  erscheinen. 

Er  war  am  4.  März  1821  zu  Kloster  Pützchen  bei  Beuel,  Bonn 
gegenüber  geboren,  wo  sein  Vater  Leopold  Bleibtreu  als  Be- 
AUer  der  Hardter  Alaunhütte,  die  er  im  Anfange  dieses  Jahr- 

4 


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8B 


handerti  gegründet  hatte,  und  der  dazu  gehörenden  Btrannkohka* 
graben  lebte.  Er  besaehte  das  Gymnaiiom  in  Bonn,  bezog  1818 
die  Universität  daselbst  und  widmete  sich  den  Berg-  und  Natur- 

Wissenschaften,  musste  dieselbe  aber  bereits  im  Herbst  1839  ver* 
lassen,  um  mit  dem  altern  Bruder  nach  dem  Tode  des  Vaters  die 
Verwaltung  der  Alaunhütte  und  der  Gruben  zu  übernehmen.  So 
wurde  er  schon  in  jugendlichen  Jahren  praktisch  in  die  Industrie 
und  das  Geschäftsleben  eingeführt.  In  den  folgenden  Jahren  1841 
nnd  42  erledigte  er  den  Militärdienst  als  Freiwilliger  bei  der  Pio« 
nier-Abthcilung  in  C!oblens  und  verUeM  denselben  als  Offiiier  in 
der  Pionier-Landwehr. 

Bei  der  Leitung  der  Alannhütte  hatte  er  die  Er£ahning  ge* 
macht,  dass  seine  wissenschaftliohe  Ansbildnng  za  fr&h  nnterbroehoi 
worden  war.  Er  bezog  daher  noohmals  die  üniversitftt  und  stadirte 
unter  Lieb  ig  in  Gieosen  besonders  Chemie.  Als  demnach  A  W. 
Hofmann,  Assistent  Ton  Liebig ,  sieh  in  Bonn  habilirtOy  begleitete 
er  denselben  hierher  und  setzte  hier  seine  chemiBchen  Arbeiten  fori 
Als  nun  Hofmann  einem  Rufe  nach  London  zur  Gründung  eine: 
chemischen  Lehranstalt  folgte,  schloss  er  sich  demselben  an^  war 
demselben  bei  der  Einrichtung  des  Laboratoriums  bebülflich  und 
wurde  auf  Empfehlung  von  Liebip:  und  Ilofmaun  als  Assistent 
beim  Boyal  College  of  Cbemistry  angestellt,  und  begann  praktischen 
Unterricht  in  der  an or spanischen  Chemie  zu  ertheilen.  Wohl  hätte 
sich  ihm  hier  eine  glanzende  wissenschaftliche  Laufbahn  eröffnet, 
allein  die  Geaohäftsverh&ltnisse  des  Tftterliohen  Erbes  riefen  ihn 
nach  der  Hardter  Alannhütte  zurück.  Er  verliess  dieselbe  nur,  üb 
1846  unter  Lieb ig's  Dekanat  in  Oiesaen  die  philosophische  ])oeko^  j 
würde  zu  erlangen. 

Das  Jahr  1848  führte  ihn  zuerst  in  öffentliche  GeachSftc  ein, 
als  er  vom  Handelsminister  Milde  in  eine  Commission  zur  Bear- 
beitung des  Entwurfes  eines  allgemeinen  Preuss.  Berggesetzes  berufen 
wurde,  an  dem  sich  die  Staatsbehörden  seit  vollen  30  Jahren  ver- 
geblich abgemüht  hatten.  Er  nahm  an  dieser  Commission  (August 
bis  November)  als  Protokollführer  den  lebhaftesten  Antheil.  Die 
folgenden  Jahre  der  politischen  Reaction  Hessen  ihn  nicht  unberührt, 
indem  er  bei  streng  gesetzlicher  und  ehrenwerther  Haltung  als 
Pionier-Landwehr-Offizier  entlassen  wurde.  Dadurch  wurde  aber  in 
eigenthümlicher  Weise  die  Veranlassung  zu  der  industriellen  Thätig- 
keit  gegeben,  die  ihn  während  des  grössten  Theiles  seinea  LebsM 
besohüftigt  hat.  Wfthrend  der  Mobihnaehung  1849—60»  die  er  in 
trenester  Erfüllung  dessen,  was  er  als  Pflicht  glaubte  erkannt  za 
haben,  als  gemeiner  Soldat  mitmachte,  kam  er  mit  einem  Architekteo 
in  nühere  Berührung,  mit  dem  er  spüter,  als  dieser  in  Küln  be- 
seh&ftigt  war,  häufigen  Umgang  pilegte  und  in  dessen  teohnisoheTn 
Bekanntenkreise  vielfach  die  Frage  des  Englischen  Portland-Cement 


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erörfiert  wurde,  dem  kein  inländisches  Material  gleicii  komme  und 
der  fortdauernd  eioö  erweiterte  Anwendung  finde. 

Dadurch  wurde  er  veranlasst,  in  seinem  Laboratoriam  atif 
dar  Jbiardter  Alaonhütle  vielfache  Yersoehe  ansnatelleiit  die  ihn  in 
Zeit  eines  Jahree  su  der  Uebersengung  führten,  dass  daa  von  ihm 
enaittelte  Ver&hren  anoh  im  Grossen  denselben  sicheren  und  toH- 
stiadigen  Erfolg  haben  werde.  Bei  der  gewohnheitemftssigen  Ter- 
wsndang  dea  vorzüglichen  natfirlidien  Trassee  von  Brohl  und  Plaidt 
hier  am  Rhein  an  ItydraoUsohem  ICdrtel  wagte  er  aber  nicht,  eine 
solche  Anlage  in  unserer  Provinz  ro  machen,  richtete  vielmehr  sein 
Aagenraerk  auf  die  östlichen  Provinzen  des  Staates,  denen  ein  solches 
Material  fehlt  und  wo  nur  die  Concurrenz  des  Englischen  Portland- 
Cementes  zu  besiegen  war. 

Sein  Schwafrcr  Au^^.  Sadee  gab  Veranlassung,  dass  er  sich 
nach  Stettin  wandte,  wo  er  mit  dem  Consul  Gu ticke  eine  kleine 
Portland-Cementfabrik  in  der  Nähe  bei  ZüUchow  anlegte,  die  den 
Yollatandigsten  Erfolg  seiner  Voraussicht  bestätigte.  Daa  Fabrikat 
war  dem  JSngUsohen  vollständig  gleieh.  Darauf  hin  wurde  eine 
AktiengeaeUschaft^  die  Stettiner  Portland-Cementfiabrik  gegrfindet, 
welche  er  von  1852  bia  1866  aelbst  leitete  mit  der  Befriedigung, 
dem  Yaterlande  einen  wichtigen  neuen  Industrieaweig  gewonnen  an 
haben,  der  sieh  noch  jetat  immer  weiter  entwickelt. 

Er  hatte  durch  diese  Anlage  die  Erfahrung  gemacht,  dass 
auch  neben  dem  Rheinischen  Trassmörtel  eine  grosso  Verwendung 
von  Portland-Cement  stattfinden  und  sich  eine  Fabrikanlage  am 
Khein  lohnen  könne. 

Inzwischen  war  aus  der  Vereinigung  der  Alaunhütten  an  der 
Hardt  der  Bonner  Bergwerks-  und  Hütten-Verein  als  Aktiengesell- 
schaft hervorgegangen  und  diese  ging  auf  die  Anlage  einer  grossen 
Portland-Cementfabrik  bei  Obercassel  dicht  am  Rhein  and  an  der 
ledhtarheinischen  Eisenbahn  nach  den  Erfahrungen  von  Bleibtren 
ein.  Er  leitete  den  Bau  dieser  grossen  Anlage,  fShrte  als  General* 
Bireetor  deren  Betrieb,  bia  ihn  Gesundheitsru(dcsichten  bestimmten, 
diese  Stelle  im  Jahre  1871  niederaulegen  und  hierher  nach  Bonn 
überauaiedeln.  Seit  dieser  Zeit  hat  er  nur  noch  als  Aufiichtsrath 
der  Aetiengesellschaft  Einfluss  auf  seine  Schöpfung  geübt. 

Inzwischen  hatte  er  schon  in  einem  anderen  Felde  begonnen  seine 
fruchtbringende  Thätigkcit  zu  äussern.  Die  Braunkohlenablagerung 
der  rechten  Kheinseite  am  nördlichen  Fnsse  des  Siebengebirfres 
kannte  er  seit  seinen  Kinderjahren  und  hatte  sich  während  einer 
langen  industriellen  Thätigkeit  von  ihrer  Unznlänglichkeit  für  einen 
grossartigen  Betrieb  überzeugt,  dagegen  hatte  er  sich  mit  den  Ver- 
hältnissen -dieses  mineralischen  Brennstoffes  auf  der  linken  Bhein- 
seite  im  Brühler  Reviere  im  Vorgebirge  näher  bekannt  gemacht, 
welcher  durch  die  Eiaenbahn  von  Köln  nach  Euskirchen  einen 


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neuen  Aufschluss  und  neue  Absatzwege  erhielt  und  die  Mittel  zu 
einem  grossartigen  Betriebe  gewährte.  Der  Absatz  dieses,  in  so 
reichem  Maassc  vorhandenen  Materials  war  bis  dabin  auf  den  ört- 
lichen, besonders  ländlichen  Verbrauch  beschrankt  gewesen.  N&ch* 
dam  die  von  ihm  geleiteten  Aufschlussarbeiten  das  übemschenda 
Resultat  geliefert  hatten,  das«  die  Stärke  des  Kohlenlagers  steiles- 
weite  40  m  übersteigt,  ging  lein  Bemühen  dehioi  die  FehrikaliM 
TOB  Prenkohle,  welche  in  der  Provins  Saehien  seit  einer  Reihe  m 
Jahren  feiten  Fusa  geiust  hatte,  anoh  hier  am  Rheine  einsnUUireB, 
und  dadnreh  ein,  für  ein  grösseree  Gebiet  ond  weitere  THnsporte 
geeigneterea  Material  heraostellen.  Oer  Rüokachlag,  welcher  aaf 
die  überstürsende  indastrielle  Entwiokelnng  in  den  Jahren  1871 
und  73  folgte,  verhinderte  die  Ausführung  der  grossartigen  Pläne, 
welche  er  in  dieser  Beziehung  entworfen  hatte.  Er  hatte  inzwischen 
doch  die  Befriedigung,  unter  seiner  Mitwirkung  eine  Fabrik  von 
Presskohle  (Briquettes)  entstehen  zu  sehen,  welche  ihre  ProdacU 
bis  nach  Holland  und  in  die  Schweiz  absetzt. 

Aber  nicht  nur  auf  einen  Absatz  in  die  Ferne  sollte  der  Be- 
trieb der  Braunkohle  gegründet  werden,  er  sollte  auch  nach  seiner 
Ansicht  die  Grundlage  einer  heimischen  Industrie  werden,  wobei 
ein  neues,  bisher  nicht  Tcrwendetcs  Material,  unserer  Prcrins  eigen» 
thümlich,  in  den  Kreis  indnstrieller  Tb&tigkeit  hineingesogen  würde. 
Es  handelte  sich  um  die '  Verwendung  der  rohen  Brannkohle  bai 
der  Glasihhrikation  durch  Gasfeuerung  und  um  die  Terwenduag 
eines  bis  jetzt  nicht  benatzten  Materials  zur  Darstellung  von  Glas. 

Alle  Entwürfe,  alle  Pläne  sind  plötzlich  abgeschnitten  worden, 
aber  damit  endet  nicht  die  Wirksamkeit,  die  im  Leben  so  Vieles 
geschaffen.  Sein  Beispiel  wirkt  fort  in  seiner  Familie,  in  seinen 
Kindern  und  in  allen  den  Kreisen,  die  Zeugen  seiner  Thätigkeit, 
seiner  Opferwilligkeit  und  seiner  begeisterten  Theiinahme  für  seine 
Mitmenschen  gewesen  sind. 

£p  ruhe  im  Frieden  1 


41 


Dr.  Ludwig  Clamor  Marquart 

Nekrolog. 

Vorgetra^  in  der  Herbat-yemmmliiDg  det  Katnrbiti.  Vereim  der 
preon.  Rheinlande  nnd  Weetfalent  in  Bonn  am  2.  Ootbr.  1881 

von  C.  J.  Andrä. 

Meine  Herrenl 

Ee  ist  im  Lanfe  dieses  Jalires,  in  der  Nacht  vom  9.  zum  10. 

Mai  ein  Mann  aus  unserer  Mitte  durch  den  Tod  geschieden,  dessen 
ßfrosso  Verdienste  um  die  Entwickelung  dieses  Vereins  uns  heut  vor 
Allem  dazu  verpflichten,  sein  Andenken  an  dieser  Stelle  zu  ehren, 
der  Stifter  unserer  Gesellschaft  und  seit  dieser  Zeit  deren  Yice- 
Präaident  and  zuletzt  Ehren- Vice-Präsident 

Dr.  Ludwig  Clamor  Marqnart  in  Bonn. 

Vielen  Mitgliedern  stand  er  persönKoh  nahe,  daher  von  diesen 
sein  Dahinscheiden  nm  so  schmerzlicher  empfanden  wird;  bei  Allen 
aber  wird  die  hier  beabsichtigte  DarateUnng  seines  Lebenslanfea 
gewiss  eine  besondere  Theilnahme  für  ihn  erwecken,  da  er  trots 
grosser  Hindemisse  eine  benrorragende  wissensobaftliobe  Tbitigkeit 
und  erfolgreiche  Leistungen  im  indnstriellen  Gebiete  mit  seinem 
Namen  Terknüpft  bat.  Deim  nach  seinen  binterlassenen  biographi- 
sehen  Aufzeichnungen,  welche  sich  namentlich  über  den  Entwick- 
lungsgang und  die  vielseitige  Beschäftigung  in  seinem  Leben  ver- 
breiten, ist  es  wahrhaft  erstaunlich,  wie  er  ohne  alle  Mittel,  nur 
durch  Ausdauer,  Sparsamkeit  und  den  Trieb  etwas  zu  lernen,  es 
zu  einem  so  kenntnissreichen,  begüterten  und  hochgeachteten  Mit- 
bürger unserer  Stadt  gebracht  hat. 

Marquart  wurde  zu  Osnabrück  am  29.  März  1804  geboren, 
wo  aein  Vater  Heinrich  Marquart,  eines  Bauern  Sohn  aus  Oesede, 
nnd  «eine  Matter  Johanne  Tessier,  die  Tochter  eines  französi- 
•ohen  Btfngi4's,  mitteUos  nnd  in  Diensten  seines  Patben,  des  Frei- 
h&rm  Ifüdwig  Clamor  Ton  Sobeele  standen.  Mit  diesem  gingen 
Mino  Bltem  bald  nach  Braonacbweigi  wo  sie  mehrere  Jabre  an* 
braohteii,  dann  nach  Gkwsel,  wo  der  Vater  in  die  Dienste  dee  Kdnigs 
J^rome  trat.  In  dieser  Stadt  empfing  Marquart  den  ersten  regel- 


42 


xnAMigen  Uaterrioht  in  einar  Elementarschule  und  wurde  dirnich 
dem  Lyeeam  übergeben,  wo  klaMieche  Sprachea  wie  auf  nuen 
Gymnanen  gelehrt  wurden,  üm  dieselbe  Zeit  hatte  man  aneh  eme 
Realaehnle  eingeriohteti  die  er  aodann  im  Alter  von  8  Jahren  be- 
soehte.  Im  Anfange  dea  Jahrea  1814  kam  aein  Vater  ans  Paris 
sorüok,  und  die  Familie,  ta  der  auch  eine  sweijahrige  Tochter  geborte, 
siedelte  nach  Osnabrück  über.  Hier  warde  der  Sohn  Ton  seinem 
Onkel  Philipp  Tessier  und  dessen  Frau  Sophie,  welche  kinderlos 
waren,  an  kindesstatt  angfenommen,  wälircnd  sein  Vater  als  Land- 
dragoncr  in  Meppen  angestellt  wurde  und  wohin  die  Mutter  mit 
der  Tochter  zogen.  Im  Herbste  desselben  Jahres  wurde  der  Knabe 
als  Schüler  des  katholischen  Gymnasiums  aufgenommen,  eine  ver- 
Icommene  Mönchsschule,  welche  nur  60  Schüler  in  7  Classen  enthielt, 
und  wovon  die  unterste  nur  8,  unter  denoi  auchMarquart  sidi 
befand,  aufsuweisen  hatte.  Die  Erziehung  unter  den  H&nden  der 
Mutter  in  Cassel  war  etwas  locker  gewesen,  um  so  strenger  wnids 
sie  bei  den  Pflegeeltem  gehandhabt  Indessen  lernte  er  gern  und 
erhielt,  nachdem  er  bis  aum  14.  Jahre  auf  der  Anstalt  gewessn 
war,  ein  gutea  Abgangazeugniss. 

Der  Onkel  wünschte,  das«  er  sich  dem  Kanfmannaatands 
widmen  sollte;  da  er  aber  dazu  keine  Neigung  hatte  und  ihm 
hierauf  das  Apothekerfach  vorgeschlagen  wurde,  war  er  sehr  glück- 
lich, als  er  am  7.  Nov.  1818  im  Alter  von  14Va  Jahren  bei  dem 
Apotheker  Brauner  in  Dissen,  5  Stunden  von  Osnabrück,  in  die 
Lehre  treten  konnte.  Sein  Prinzipal  war  eine  gewandte  und  sehr 
wohlwollende  Persönlichkeit,  aber  ohne  wissenschaftliche  Bildung; 
dennoch  wusste  er  ihn  sowohl  für  die  Botanik  als  aach  für  dis 
Herstellung  chemischer  Pr&parate  lebhaft  za  iuteressiren.  Letstesa 
wurden,  da  man  in  jener  Zeit  noch  keine  Fabriken  chamiaehsr 
Prodnete  kannte,  in  der  Apotheke  aelbst  angefertigt,  und  Marqnart 
stndirte  in  Ermangelung  einee  guten  Lehrers  su  diesem  Zwü6k  asit 
aflem  Eifer  die  hierbei  damala  hauptsächlich  gebrüuchlidhen  Werke 
Ton  Buchhola,  Hagen  und  Buchner.  Da  Apotheker  Brannor 
keinen  Diener  hielt,  so  musste  Marquart,  allerdings  zum  Theil  mit 
jenem,  Alles  reinigen  und  das  Material  zu  den  Medikamenten  stossen 
und  schneiden.  Um  die  Mängel  seiner  Schulkenntnisse  zu  beseitigen 
übersetzte  er  zur  Hebung  im  Latein  die  Phannaeopnea  Hannorcrüna 
und  nahm  bei  einem  Pfarrer  Unterricht  in  der  französischen  Sprache. 
Im  Herbst  1823  war  seine  Lehrzeit  beendigt,  worauf  er  nach  einer 
sehr  günstig  ausgefallenen  Prüfung  die  Qualifikation  als  Gehälfe 
erhielt,  am  nun,  nachdem  ihii  seine  Pflegeeltern  noch  einmal  mü 
allem  Nöthigan  ausgestattet  hatten,  mit  einem  Oehalt  von  60  Thalar 
ftr  aich  selbst  au  sorgen.  Er  trat  aeine  erate  QehftlfenataDe  bei 
Muhle  in  Lingen  an,  wurde  jedoch  durch  Vermittelung  seinea  Prin* 
sipals  bald  deaaen  Onk^l  Wische  in  FOrstenau  ftberwiesen,  wo  ar 


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im  Somner  in  dar  Umgebuog  des  Ueinen  haimoTenelioii  St&dtohens 
taStig  botaniiirte  nod  aamentUoh  die  Torfmoore  durefaforsdhte,  was 
Hui  sor  Abfusimg  einer  hendsebriftlioben,  telir  reiehen  EmoMratio 
pkmktnm  mit  Angabe  der  Standorte  veranlasste. 

Im  Winter  1824  25  wurde  or  bei   der  Militäraushebung  in 
Osnabrück  für  dienstfähig  erklärt,   indess  kaufte  ihm  sein  stets  zar 
freundlicbsteD  Fürsorge  bereiter  Onkel  einen  Stellvertreter,  so  dass^ 
er  später  mit  den  Militarrerh&ltnisBen  nichts  mehr  su  thun  hatte. 
1825  starb  sein  Vater. 

Harqnart's  Trachten  war  in  dieser  Zeit  an  den  Rhein  za 
kommen;  allein  der  erste  Yersaob  niisslang,  daher  er  eine  Stelle 
beim  Apotheker  OTerhamm  ia  Werden  a.  d.  Rabr  annahm.  M 
allen  seineii  bisherigen  Prinripalen  war  ec  angewiesen,  sidh  seine 
weitem  Kenntnisse  dnrob  eigenes  Stodinm  wa  erwerben  und  anch 
von  dem  leisten  bemerkt  er,  dass  ihm  seine  Darsiellang  yon  ebem^ 
•oben  Prfti»araten  sehr  gefidlen  habe,  da  sie  fOr  ihn  nen  gewesen 
•si,  indem  Overhamm's  Praxis  sich  aaf  die  Bereitung  von  Extracten, 
Wassern,  Tincturen  und  Schnäpsen  beschrankte.  Von  dem  Aufeat- 
balt  in  Werden  hebt  Marquart  hervor,  dass  er  hier  zum  ersten- 
male  Gelegenheit  gehabt  habe,  mit  wissenschaftlich  gebildeten 
Männern  Bekanntschaft  zu  machen,  von  welchen  insbesondere  der 
alte  Apotheker  Körte  erwähnt  wird,  der  sehr  eifrig  die  fossilen 
Pflanzen  des  Kohlengebirges  gesammelt  nnd  die  Flora  der  Rnhrgegend 
•ehr  genan  gekannt  habe. 

Dem  Apotheker  I>r.  Flassboff  in  Essen^  ohne  Omnd  för 
tme  wissensobafUiehe  Gelebritftt  gehalten,  leigte  Marqoart  eine 
ehemiscbe  Arbeit,  welche  die  üntersuohnng  einer  Flüssigkeit  ans 
der  Balggesohwnlst  eines  Hasen  betraf.  Es  war  die  erste,  welche  er 
ausgeführt  und  wosn  er,  in  Ermangelung  chemisdher  Qeftsse,  sich 
der  Arsneigläser  bedient  hatte.  Flassboff,  welcher  von  ihm  er- 
sadit  wurde,  die  Arbeit  durchzusehen,  schickte  sie  statt  dessen  au 
Rud.  Brandis,  der  sie  ohne  weiteres  im  Archiv  des  Apotheker- 
Vereins  abdrucken  Hess,  womit  der  Verfasser  keineswegs  einver- 
itanden  war,  da  er  nicht  mit  einer,  seiner  Meinung  nach,  unreifen 
Abhandlung  seine  literarische  Thätigkeit  zu  beginnen  gewillt  ge- 
wesen war.  Das  Leben  in  Werden  war  ein  stilles  und  den  Studien 
gewidmetes.  Seine  Stiefel  mnsste  er  selbst  putaen  nnd  die  Apotheker- 
^efaase  allwö<dientlich  reinigen  nnd  abstauben,  wora  sieh  beut  ni 
Tsge  woM  kaum  noob  ein  Lehrling  verstehen  dürfte.  Yen  hier  ans 
trat  er  mit  Apotheker  Seblmeyer  in  Köbi  in  Yerbindnng,  bei  dem 
er  sieh  dnreh  Zusendung  gesammelter  Moose  aus  der  Enhrgegend 
anfahrte.  Er  erhielt  in  Folge  dessen  Ostern  1828  bei  ihm  eine 
Stolle  nnd  damit  einen  so  wissenschaftlich  gebildeten  Prinzipal,  wie 
er  noch  keinen  kennen  gelernt  hatte.  Derselbe  besass  ein  grosses 
vollBtäudig  geordnetes  Herbarium  (jetzt  im  Besitze  des  Naturhist. 


44 


yflremi)i  Ar  welehes  er  Booh  immer  in  der  ümgebnng  you  Kdh 
anegedduite  EievrfioneB  imtenuilmi,  «nf  weloheii  üui  Marquari 
begleitete.  AuMerdem  fond  dieser  hier  eine  eehone,  f^r  die 

lehrung  f^eeignete  Mineraliensaminlnng,  und  nahm  an  den  chemischea 
Untersuchungen  Theil,  welche  Sehlrneyer  von  Gerichtswegen  oder 
für  die  Zollbehörde  auszuführen  hatte.  Diese  Zeit  war  sehr  lehr- 
reich für  Marquart;  dennoch  veranlassten  ihn  Verhältnisse  im 
Hause  seines  Prinzipals  und  die  Neigung  nach  Bonn  überzusiedeln, 
eine  Stelle  hier  anzunehmen,  die  er  dutch  Sehlmeyers  Vennittliuig 
im  Herbst  1829  bei  Apotheker  Blind  erhielt  und  womit  er  einen 
entecbeidenden  Schritt  für  sein  gsniee  Leben  thnt^  den  er,  naek 
eigenem  Geetändniss,  nicht  zu  bereuen  hatte. 

Diese  nnd  die  früher  bekleideten  Stellen  weren  eftmmtlieh  der 
Arty  dies  er  bei  allen  fehlenden  Geldmitteln  yon  Haoae  die  Beechaftmf 
leiUieher  nnd  Uterarioeher  Bedürfniase  stete  sehr  in  Ueberlegang  m 
liehen  hatte  nnd  hierbei  an  ein  Tergnügliobes  Leben  nicht  in  denkea 
war.  Bei  Blind  kam  er  einem  alten  Prinzipal,  der  ihn  tu  fördern 
nicht  in  der  Lage  war;  dennoch  hatte  er  Zeit  zum  eifrigen  Studium, 
weshalb  er  sich  mit  dem  Gedanken  trug,  an  die  Vorbereitung  zu  seinem 
Examen  als  Apotheker  I.  Klasse  zu  gehen.  Die  Beschaffung  ^der 
Mittel  schien  ihm  aussichtslos,  da  sein  Onkel  und  Pflegevater  im 
"Winter  1830  starb;  indess  erhielt  er  von  seiner  ihm  auch  immer 
sehr  wohlwollenden  Tante  Sophie  für  jenen  Zweck  100  Thaler. 
Sein  Prinzipal  gewährte  ihm  sowohl  Zeit  zum  studiren  als  auch  zum 
Ablegen  des  Examens,  welche  Freundlichkeit  durch  eine  plötiliehe 
Revirion  der  Apotheke  herbeigeführt  wurde,  die  Marqnnrt  in 
einen  höehst  infriedenstellenden  Znstand  Tersetit  haita  Im  Mai 
des  Jahres  1882  begab  sieh  dieser  zor  Prilfdng  naoh  GoUeni»  wo 
er  einen  frf&hem  Frennd  nnd  Collegen  Wur  ringen,  dem  er  un 
spitem  Leben  manehe  Qefftlligkeit  Terdankte,  in  gleichem  Zweek 
antraf.  Letzterer  wnrde  als  Examinand  dem  Medizinal  -  Assessor 
Mohr  zugetheilt  und  Marquart  dem  Commissar  Bender,  in  dessen 
Laboratorium  aber  kaum  ein  Reagens^las  zu  finden  war.  Beide 
Freunde  hatten  „vorzüglich"  bestanden  und  die  Censur  No.  I  er- 
halten. In  Folge  des  guten  Examens  war  Professor  F.  Nees  von 
Esenbeck  in  Bonn  durch  Mohr  auf  Marquart  aufmerksam  ge* 
macht  worden,  was  Veranlassung  wurde,  dass  dieser  in  nahe,  später 
sehr  freundschaftliohe  Beziehungen  tu  ersterem  trat,  indem  er  desssn 
Mitarbeiter  in  ohemisch  -  pharmaceutisdien  Angelegenheiten  words^ 
nn  welohe  gemeinsame  Thfttigkeit  Marquart  stets  mit  den  ang^ 
nehmsten  Erinnerungen  nurflckdachte.  Er  wnrde  hierbei  in  dar 
Kenntniss  der  botanisdhen  nnd  phnrmaoentisehen  Literatur  sehr  ge- 
I5rdert  nnd  lernte  Tiel  in  der  Oeseilsehaft  von  Noes  im  botaniscihsn 
Garten. 

Noch  immer  fungirte  er  in  der  Blind 'sehen  Apotheke,  die 


1 


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45 


bei  Revisionen  gewöhnlich  einen  vorzüglichen  Befund  ergab,  was 
die  Re^nerung  veranlasste,  ihn  zum  Revisor  der  Apotheken  in  Köln 
und  nahe  gelegener  Orte  zu  berufen.  Sein  Prinzipal  ^ab  ihm  gern 
die  Zeit  zu  den  al^&hrliohen  Revisionsreisen,  welche  er  bis  zu  er- 
folgtem AuttriU  aat  seiner  Stellung  fortaeUte.  Auf  den  Betrieb 
von  Neet  lOg  or  im  Jahre  1885  zu  diesem  in  das  Poppelsdorfer 
Sehlosi^  iro  er  anentgelilich  in  der  Femilie  Wobnimg  tod  und  bit 
10  Ortem  1887  daselbet  lubraohie. 

Selioii  in  der  leisten  Zeit  bei  Blind,  aber  besondere  naeb 
den  erwibnten  Weohiel,  beeehiltigte  er  oioh  mit  eofariftsteUeriaoben 
Arbeiten,  die  namentKöh  in  Beoeniionen,  Aoasfigen,  üebereetinn- 
gen  u.  s.  w.  bestanden  und  hauptsächlich  in  Bncfaner's  Repertorium 
für  Pharmacie,  der  botanischen  Zeitung  in  Rej^ensburg  und  in  anderen 
Fachblättern  Aufnahme  fanden.  Ein  von  ihm  selbst  pfeschriebenes 
Aerzeichnisa  darüber  aus  jener  Zeit  nmfasst  76  Nummern,  woraus 
auf  seine  grosseThätigkeit  geschlossen  werden  kann.  Ks  wäre  hier 
nicht  angemeasen,  auf  dessen  Inhalt  ins  einzelne  einzugehen,  doch 
werden  einige  der  wiohtigsten  literarisoben  Erieugniaae  im  Lanfe 
dieser  Lebenedaratellong  mr  Sprache  kommen. 

Wibrend  der  swei  Jabre  bei  Neea  lebte  Marqnart  banpteftch- 
fieh  dem  Selbstetndimn  nnd  verfascte  seine  erste  selbst&ndige  Arbeit: 
J>ie  Farben  der  Blütben*,  wosa  ihm  getrocknete  Exemplare 
der  LXaeee  BemmroeMa  fUhß  Xu  Veranlassung  gegeben  hatten.  Er 
•aadte  die  Abhandhing  an  die  Heidelberger  Universitftt  cor  Erlan- 
gung der  Doctorwürde,  wozu  ihm  der  berühmte  Pharmaceut 
i'hiiipp  Lorenz  Geiger  behülflich  war  und  sein  bewährter  Freund 
Wurriugen  in  Köln  die  nöthigen  Geldmittel  lieh.  Das  ihm  er- 
theilte  Diplom  ist  vom  4.  August  1835  ausgestellt  und  von  Leon- 
hardt als  Decan  unterzeichnet.  In  diesem  Jahre  bei  Gelegenheit 
der  deutschen  Naturforscher* Versammlung  in  Bonn  wurde  unter  dem 
Vorsitze  des  Fürsten  Salm-Dyck  Marquart  snm  Sekretär  der 
botanieoheo  Section  erwiblt  nnd  hielt  hier  den  ersten  öffentlichen 
Vortrag  ftber  das  Thoma  seiner  Diesertataon.  Er  kndpfte  hierbei  die 
fir  ihn  sehr  werthTollen  persönlieben  Bekanntechaften  mit  dem  alten 
Tromador^  Oeiger,  Rnd.  Brandis  nnd  Beraolius  an,  alles 
Namen,  die  sieh  in  der  Wissensobaft  heute  noch  eines  hochgeachte- 
ten Rufes  erfreuen.  Auf  einer  Spezial-Tersammlung,  welche  der 
Apotheker- Verein  des  nördlichen  Deutschlands  hier  in  ErmekeiPs 
Saale  veranstaltete,  wurde  Marquart  durch  eine  Mittheilung  über 
Ipomea  Purga  und  Convolvulus  Scammomia  und  des  von  ihm  unter- 
suchten Scammomium's  den  deutschen  Pharmaceuten  n&her  bekannt» 
da  diese  sich  sehr  zahlreich  eingefunden  hatten. 

Ungeachtet  der  angestrengtesten  Tbätigkeit  war  er  doch  nur 
im  Stande»  durch  seine  Einnabmeni  welche  ibm  früher  hanptsiohlich 
aas  den  Apothekenrerisionen  nnd  nadiher  4os  den  Hononnn  IBr 


46 


teine  liteittriiolieB  Arbeiten  erwaohwn,  wosn  Bnohner'a  Yerlefor, 
Leonhard  Selirag  inNttmberg,  wohl  das  nraiite  heitmgv  dleito 

nöthigrsten  Existenz -Bedürfnisse  sa  bestreiten.  Dennocb  wich  er 
nicht  Yüü  dem  einmal  betretenen  Wege.  Die  Anerkennung  der  Ge- 
lehrten und  der  Ruf  unter  seinen  Fachgenossen  nahmen  daher  m, 
in  Folge  dessen  ihn  mehrere  wissenschaftliche  Gesellschaften  zum 
Ehrenmitgliede  ernannten,  woran  sich  im  spätem  L^ien  noek 
weitere  Auszeichnungen  dieser  Art  reihten^). 

Im  Jahre  1886  starb  Professor  Geiger  in  Heidelberg  und 
Marqaart  beabsichtigte  sieh  als  Privatdozent  daselbst  niederzo; 
laieen.  Dooh  die  Angelegenheit  lerachlng  eich  nnd  er  berieth  dsr- 
nach  mit  Nees  den  Plan  anr  Erriohtiing  mau  pharwaoeatiiehsa 
Institotee  in  Bonn,  dessen  Ausfnhmng  aber  aoeih  nieht  sogleich  la 
ermögliehen  war.  Naeh  dem  Tode  Qeiger's  sollte  eine  neue  Auf- 
lage Ton  dessen  Handhneh  der  Pharmade  heransgegeben  wetdsa, 
WOEU  der  Verleger  Justus  Liebig  und  Nees  aufgefordert  hatte. 
Beide  waren  dahin  einverstanden,  Marquart  den  zoologischen  und 
mineralogischen  Theil  zu  übertragen,  während  von  jenen  der  eine 
das  chemische,  der  andere  das  botanische  Gebiet  bearbeiten  sollte. 
Die  Aussicht  mit  so  bedeutenden  Männern  ein  solches  wissenschaft- 
liches Werk  herauszugeben,  bestimmte  Marquart  zur  UebemahsM 
der  ihm  zuertheilten  Materien  und  im  Laufe  eines  Jahres  lieüsrte  er 
das  Mannseript  sa  2  Bftnden  dieses  Handbuches,  welehea  unter  ns^ 
stehendem  Titel  ertehien:  Pharmaceotisohe  Minerabgie  oder  Hswd 
bnoh  der  Pharmade  Ton  Phil.  Lorens  Geiger.  II.  Anfl.  S.  B» 
des  1.  Abih.  PharmaeeutisoheMineralogie,  neu  bearbaitet 
Dr.  Clamor  Marquart.  Heidelberg,  akad.  Yerlagabuehhandlmig 
Ton  G.  F.  Winter.  1887.  —  Pharmaoentisehe  Zoologie  oder  Haiidb.  dsr 
Pharm,  n.  s.  w.  IL  Aufl.  2.  Bandes  3.  Abth.  Pharmaceu tische 
Zoologie,  ueu  bearbeitet  von  Dr.  Clamor  Marquart.  Ebendaselbn. 

Professor  Nees  wurde  brustleidend  und  wohl  in  Voraussicht 
der  sich  daran  knüpfenden  Folgen  trat  Marquart  in  Verhaudluc- 
gen  zur  Uebernahme  der  Ke Herrschen  Apotheke  in  Bonn,  derea 
Verwaltung  er  von  Ostern  1887  an  übernahm.  Nees  wurde  krank» 
nnd  ging  zur  Wiederherstellung  seiner  Gesundheit  nach  H3rdree|  leider 
aber  ohne  li«rfolg,  und  starb  im  Deoember  desselben  Jahres.  M%r- 
qaart  yerlor  in  ihm  einen  treuen  y&terliehen  Freund»  der  deaasa 
wissensehaltliohe  Bestrebungen  stets  mit  dem  lebhaftesten  lategease 
verfolgte  und  auf  sein  ganaes  Leben  den  bedeutendsten  Rinllnai  a» 
gefibt  hat 

Der  bereits  Mher  beabsiehtigte  Plan,  ein  pharmaoeatisdws 

Institut  in  Bonn  su  errichten,  wurde  nun  von  Marquart  allein 
wieder  aufgenommen,  und  auf  einen  Antrag  beim  Königl.  Ministerium 
ward  ihm  von  diesem  im  Frühjahr  16S9  die  Genehmigung  der  Er- 
öfihung  zu  Theil.   Dieselbe  geschah  in  Verbindung  mit  seiner  Vor» 


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wiHentelle  an  der  Keller 'sehen  Apotheke,  wo  die  jangeii  Phar* 
maceaten  auch  Wohnung  nehmen  konnten.  Yoo  Bedentong  war  das 
nhuiterieUe  Zogeat&näniai,  daaa  dieaen  Zöglingen,  wie  auf  der  fierliner 
Uttifenitity  ein  Stadieojahr  ftr  swei  praktiaohe  Dienstjahre  ange« 
reofanek  wurde.  Die  ersten  Torlesongen  fhnden  im  Herbst  vor  8  Zn* 
hörsrn  ttatl,  vnter  weldien  sieh  der  jetsige  Geh.  Rath  nnd  Direolor 
des  dwraisoiiett  Instituts  in  Wiesbaden,  Remigius  Fresenius  aus 
Frankfurt,  befand.  Aach  Herr  von  Thielemann,  der  damalige 
Leiter  der  Wessel'schen  Porzellan-  und  Steingutfabrik  in  Bonn,  nahm 
daran  Theil.  Besondere  P^rwähnung  verdient,  dase  aus  den  mündlichen 
MittheiluDgen  und  Anweisungen  Marquart's  im  chemischen  Labo- 
ratoriom  die  Grundlage  zu  dem  später  in  vielen  Auflagen  erschienenen 
and  sehr  geschätzten  Werke :  Anleitung  aar  qualitativen  ohemisohen 

.  Aiuüyte  von  R.  Fresenius»  hervorging. 

Die  Zahl  der  Zuhörer,  namentlich  aus  8&ddeutsohland  und  der 

:  Sohweis,  wnohs  im  folgenden  Semester  so  sehr,  dass  doreh  einen 

!  Ksaban  am  Keller*schen  Hause  RinmlidikeiteB  geschafft  werden 
mimten.  Ausser  Marquart,  welcher  Chemie  nnd  Pharmade  nebst 

1  Wtrenkunde  vortrug,  lehrte  auch  Dr.  Senbert^  sp&ter  Professor  in 
Girlimhe,  Botanik,  wfthrend  Physik  an  der  Universittt  gehört  wurde. 

,  In  Folge  dieser  Lehrth&tigkeit  und  der  literarischen  Arbeiten,  wo- 
durch Marquart  den  ersten  Grund  zu  einigem  Vermögen  legte, 
drang  auch  sein  Name  in  die  weitesten  Kreise  seiner  Fachgenossen, 
und  der  Buchhändler  Kunze  in  Mainz  nahm  hierdurch  Veranlassung 
ihn  für  die  Bearbeitung  eines  pharmacentischen  Werkes  zu  bestim- 
men, welches  unter  dem  Titel:  Lehrbuch  der  theoretischen 
nnd  praktischen  Pbarmacic  in  2  Bänden  ersohieui  wovon  der 

^  ente  1642,  der  zweite,  namentlich  Pharmaceu tische  Chemie  und  Pr&- 

:  puatenknnde  enthaltend,  1844  in  die  OeffenUiehkeit  trat 

Im  Winter  1841/42  hielt  er  offientliehe  Yortrftge  über  Chemie 

t  vor  einer  Ansahl  bedeutender  Minner  der  Stadt,  wozu  ihm  der 
Ohsr-Bfirgermeister  Oppenbof  einen  Saal  des  Bathhauses  ein* 
ffniumt  hatte.  Unter  den  ZuhörenTbefimd  sich  auch  sein  snkAnftiger 
Schwiegervater,  der  Justimth  Lambera,  welehe  Bekanntschaft  da- 
hin fahrte,  daüs  Marquart  im  Alter  von  88  Jahren  im  Frühjahr 
1844  sich  mit  dessen  Tochter  Anna  verlobte  und  damit  sein  Glück 
für  die  Zukunft  begründete. 

In  diesen  Zeitraum  fällt  auch  sein  Eingreifen  in  die  Organi- 
sation unseres  Vereins,  daher  Sie  mir  hierüber  eine  kurse  Betrach- 
tang vergönnen  mö^en. 

Im  Jahre  1833  hatten  Nees  von  Esenbeck  nnd  Wirtgen 
in  Coblenz  den  botanischen  Verein  am  Mittel-  und  l^iederrhein  ge- 
gründet, dessen  Mitglied  seiner  Zeit  auch  Marquart  wnrde.  An- 
<sagi  der  406r  Jahre  stellte  dieser  nnn  auf  einer  General-Yersamm- 
lang  in  Poppelsdorf  den  Antrag,  den  Verein  su  einem  natnrhisto- 


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riechen  der  preussisolien  Rheinlftsde  za  erweitem,  was  a11g&> 
mein  Anklang  fand  und  dazu  führte,  Sehl m eye r  in  Köln,  Fuhlrolt 
in  Elberfeld  und  Marquart  mit  dem  Entwurf  der  Statuten  zu  be- 
trauen. Nach  Annahme  derselben  wurde  bei  der  Wahl  des  Vorstandes 
Letzterer  zum  Vicepräsidenten  ernannt,  währpnd  die  eines  Präsi- 
denten ausgesetzt  wurde,  und  um  Pfingsten  des  Jahres  1843  fand  die 
erste  GenenU-Yersammlung  dieses  Vereins  unter  dem  Vorsitz  m 
Mar  qua  rt  in  Aachen  statt. 

Der  heutige  sahireiche  Besuch,  meine  Herren,  und  die  letsts 
Mitgliederliste,  nach  welcher  über  1300  Tereinsgenoseen  Torhandm 
waren,  bekunden  hinreichend,  dass  auch  heute  noch  der  Verein  rieh 
in  einem  erfrenliohen  Gedeihen  befindet,  und  dass  wir  allen  Grand 
dasu  haben»  neben  unserem  hochTcrehrten  gegenwärtigen  Hern 
Prisidenten  von  Dechen,  der  durch  seinen  schöpferischen  Gdit 
die  Bestrebungen  unserer  Gesellschaft  zu  einer  nie  geahnten  mate- 
riellen und  wissenschaftlichen  Hohe  emporzubrino^en  vermochte  — 
auch  den  Stifter  unseres  Vereins,  welcher  den  Grundstein  hierzu 
legte,  in  Verbindung  mit  seinen  spätem  grossen  Verdiensten  um  des* 
selben,  stets  dankbar  in  Ehren  zu  halten. 

Es  wäre  hier  wohl  am  Platz,  über  die  wissenschaftliche  Thätig' 
keit  Marquart's  in  unsern  Versammlangen  und  in  den  Sitzungen 
der  Niederrhoinischen  Gesellschaft  in  Bonn,  deren  Vorträge  ja  auch 
in  unsern  Verhandiangen  abgedruckt  werden,  eingehend  zu 
richten*);  allein  Aber  die  grosse  Zahl  der  reichhaltigen  Mittheflnogsn 
auch  nur  kurze  Notisen  su  geben,  würde  die  Zeit  und  IhreGedidd, 
meine  Herren,  zu  sehr  in  Anspruch  nehmen,  daher  ich  hierfonsb' 
stehen  muss  und  nur  der  ersten,  von  Marquart  begründeten  Utemi* 
•oben  Anftnge  unseres  Vereins  gedenken  kann. 

Unter  dem  Titel  „Verhandlungen  des  Naturhistori- 
schen Vereins  der  preussischen  R  heiul  aude*^  eröffnete  er  als 
Herausgeber  1844  den  ersten  Jahrgang,  dem  1845  der  zweite  folgte, 
in  welchen  beiden  er  sich  literarisch  nicht  betheiligte,  aber  die  An- 
ordnung des  Stoffes  und  die  Correctur  besorgte.  Vom  3.  Jahrgänge 
an  ging  die  Herausgabe  der  Vereinsschrift  in  die  Hände  des  Sekretärs 
Prof.  Budge  über,  und  wir  finden  im  6.  Jahrgange  von  1849,  nach- 
dem Herr  v.  Dechen  auf  der  zuletzt  abgehaltenen  General- VersanuD' 
lung  in  Kreuznach  1847  sum  Präsidenten  ernannt  worden  war,  dss 
ersten  in  Druck  erschienenen  und  auf  der  Genend!- Veraammloog  so 
Bonn  am  29,  und  80.  Mai  1849  von  Marquart  yorgetragenen  Jahrei* 
bericht  über  die  Lage  und  Wirksamkeit  des  Vereins.  In  dieser  Zo- 
sammenkunft  wurde  auch  die  dnreh  den  Vorstaad  in  Vorsohlsg  ge- 
brachte erweiterte  Bezeichnung  „Nsturhistorischer  Verein  der  preoii* 
Rheinlande  und  Westfalens"  von  den  Mitgliedern  angenommen. 
Einen  zweiten  Bericht  von  Marquart,  ebenfalls  in  Bonn  vorgetragen, 
enthält  der  10.  Jahrg.  von  1853  über  die  in  Münster  am  17.  und  IS. 


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Mai  des  Vorjahres  abgehaltene  General- Veraammlung.  Die  in  der 
Folgezeit  erstatteten  und  von  Demselben  verlesenen  Berichte  sind 
stets  von  den  zeitigen  Sekretären  verfasst  worden,  wie  dies  auch 
gegenwärtig^  noch  Brauch  ist. 

B's  flchlieieeii  sich  nun  hieran  seine  wissenschaftlichen  Yortr&ge 
and  fiemerkuDgen  auf  den  Yersammlimgen  des  Vereins,  and  ich  er« 
«ihoe,  dass  die  ersten  Miiiheilnngen  von  ihm»  welche  sieh  gedruckt 
findoi,  anf  der  General- Versaininlang  an  Hagen  1654  gemaishi  war> 
d«n.  Von  hierab  begegnen  wir  in  nnsem  Verhandinngen  seinen  an- 
T^gcoden  nnd  sehr  belehrenden  Voririgen  fast  in  nnnnterbrochener 
Fdge  bis  fom  Jahre  1870.  wo  er  anf  der  General*Versammlnng  in 
Sstrbrücken  damit  abschloss,  jedoch  noch  bis  1874  die  Jahresberichte 
und  zwar  deren  letzten  auf  der  General- V'ersammluiif^  zu  Andernach 
vortrug.  In  Folge  seiner  bereits  im  Jahre  1872  begonnenen  Kränk- 
lichkeit schied  er  1875  als  Vicepräsirlent  aus  und  wurde  darnach  auf 
tll«eiti<,'en  Wunsch  zum  Ehr«^n- Vicej)nisi(lent  ernannt. 

j  Ich  nehme  nach  dieser  Episode  über  Marquart's  spezielle  Be« 
ziehnogen  zu  unserm  Verein  die  bei  seiner  Verlobung  nnterbrochenen 

I  bio^rraphischen  Mittheilunpren  hiermit  wieder  auf,  muss  mich  aberi 

;  obwohl  sie  jetat  den  erfolgreichsten  Theil  seines  Lebens  berühren, 

I  wora  ihn  seine  rastlose  nnd  dnrohgeistigte  industrielle  Th&tigkeit 
gekogen  liess,  sdbon  der  Torgesohrittenen  Zeit  wegen  knra  iSusen, 
hm  aber  anch,  weil  seine  berrorragenden  Leistungen  auf  einem 

t  Gebiete  sieb  bewegen,  deren  sacbgemftsse  V^firdigung  nur  tkr  einen 

I  Fiehmann  möglieh  sein  würde. 

Harqaart  musste  nach  seiner  Verlobung  auf  eine  gesicherte 

'  EiiiteQz  denken,  deren  Gründung:  auf  die  Fortsetzunjr  des  pharma- 
eeutischen  Instituts  ohne  eigene  Apotheke  zu  gewagt  war.  Letztere 
in  erwerben  besaas  er  nicht  die  Mittel.  Ein  Versuch  von  der  lle^jie- 
ninjr  die  Erlaubniss  zur  Anlage  einer  solchen  in  Beuel  bei  Bonn  zu 
erhalten,  hatte  nur  in  so  weit  Erfolg,  als  er  primo  loco  dazu  vor- 
eeschlagen  worden  war;  aber  mit  dem  Bescheid,  dass  er  nicht  in 
Prcassen  naturalisirt  sei,  erhielt  die  Concession  ein  Anderer.  Die 
Eattiuachnng  war  gross,  indess  schien  sein  SelbstTcrtraaen  nur  da- 
dsnh  um  so  gehobener,  indem  er  sofort  den  Plan  fasste,  eine  Fabdk 
cbeiuscber  ^oducte  au  gründen,  obsohon  er  eine  solche  noch  nie 
S<N6ben,  Tiel  weniger  geleitet  hatte.  Kit  Unterstfttaung  eeinee  an- 
Itnoftigen  Sdiwiegenraters  schritt  er  1845  zum  Erwerb  des  Grund* 
itfiekes  im  Kessenicber  Felde  bei  Bonn,  auf  welchem  heut  noch  die 
•einen  Namen  führende  Fabrik  steht,  und  hatte  bereits  Anfang  De* 
comber  184G  die  nöthigsten  Gebäude  so  weit  hergeslollt,  dass  er 
iarin  Wohnung  beziehen  und  seine  Thätigkcit  mit  einem  Arbeiter 
bei?  innen  konnte.  Der  Anfang  war  klein,  wie  seine  Mittel  es  er- 
forderten, dennoch  konnte  er  dem  Drange  seines  Herzens,  sich  sobald 
aU  möglich  mit  seiner  Braut  ehelich  su  verbinden,  nicht  langer 

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wiedertftehcn,  und  tehlofi  den  Band  mit  ihr  am  21.  Mai  1847,  tod 
welchem  Tage  er  aelbat  bemerkt,  daae  er  an  den  folgenreidiitea 

seines  «ganzen  Lebens  gehörte. 

In  diesem  Jahre  wurde  er  auch  zum  Lokal  -  Abtbeiluag^- 
Director  des  landwirthscbaftlichen  Vereins  in  Bonn  gewählt,  welche 
Stellung  f'v  bis  zum  Jahre  1863,  also  während  17  Jahren,  iu  sehr 
befriedigender  Weise  bekleidete,  darnach  aber,  durch  häusliche 
Angelegenheiten  veranlasst,  ausscheiden  musste.  Ferner  übemabm 
er  an  der  neu  gefifnlndeteu  landwirthscbaftlichen  Akademie  in  Poppelt> 
dorf  auf  Yeranlassong  des  damaligen  Kurators  der  Univeraität  Ton 
Bethman-Holweg  die  Yorlesnngen  über  Botanik,  welche  im 
Poppeladorfer  Sohlosio  gehalten  worden  und  awar  vor  S  Zohdrcm, 
die  überhaupt  die  Akademie  cur  Zeit  besuchten.  Ein  Honorar  m 
150  Thalem  dafür  kam  Marquart  sehr  arwüneohti  da  aeineThit^- 
keit  in  dar  Fabrik  iwar  an  Umfang  gewann,  die  Ertrige  indeii  snr 
Einsebr&nkung  nötbigten. 

Das  Jahr  der  politischen  ümwalzungren  1848  wurde  als  solch« 
seinen  Unternehmungen  nicht  hinderlich,  da  er  abgesehen  von  Bür- 
gerwehr-Pflichteu,  nur  jenen  seine  Kraft  widmete.  Aber  im  Novem- 
ber des  Jahres  vernichtete  durch  Zerbrechen  eines  Ballons  mil 
Aether,  welcher  Feuer  fing,  die«e8  seine  ganzen  fertigen  Warenvor- 
räthe,  woraus  ihm  wegen  mangelhafter  Versicherung  ein  empfind- 
licher Schaden  erwuchs.  Denn  obwohl  sich  daa  Geschäft  immer 
mehr  vergrösserte,  so  wurden  doch  dadurch  ausgedehntere  Beaten 
nöthig,  die  in  Folge  jenes  Unfalls  selbst  die  hohem  Einnahmen  seH- 
weilig  ganz  abaorbirten,  so  dass,  wie  «r  selbst  sagt»  manchen  Ssmi' 
tag  naeh  Aoalohnung  der  Leute  seine  Kasse  ginslich  geleert  m. 
Dennoch  half  ihm  das  Yertranen  seiner  Mitbürger  und  adbet  ihm 
femstehender  Personen  über  diese  Calamit&ten  hinweg.  Naohdem  er 
diese  Zeit  der  Aufregungen  hinter  sich  gebracht,  verstrichen  die 
folgenden  Jahre  bei  angestrengtester  Thätigkeit  in  seinem  Beruf  und 
nachdem  ihm  seine  Gattin  bis  1851  drei  Söhne  und  eine  Tochter 
geschenkt  hatte,  in  .stillem  häuslichen  Glück. 

Die  von  Marquart  hergestellten  chemischen  Producte  er- 
langten bald  einen  weitverbreiteten  Ruf  und  die  in  diese  Zeit  fallen- 
den und  später  sich  wiederholenden  Weltausstellunnren,  wie  nament* 
lieh  in  London  und  Paris,  brachten  ihm  als  Aussteller  hervorrsgSDde 
Ansaeichnungen  ein.  Ein  besonders  grosses  Verdienst  erwarb  er 
aich  durch  seine  ftlr  die  Herstellung  vieler  Prftparate  nenen  nsd 
resoltatTollen  Operationen,  die  ea  ihm  ermdgUchten,  gewisse  sabr 
nutabare  BioSe  in  sehr  grossen  Quantit&ten  au  liefern,  wodurch  «e 
ffir  die  Teohnik  und  überhaupt  praktische  Bedfirfiiisse  billiger  und 
daher  Tiel  zugänglicher  wurden,  wobei  nur  an  die  Gewinnung  das 
Schwefelkohlenstoffs,  Broms  und  Lithions  erinnert  we^ 
den  mag. 


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Eine  grosse  Anerkennimg  in  seiner  Eigensehefb  «Is  firmktischer 
und  tbeoretiseher  Chemiker  erfahr  Mar  qua  rt  im  Jahre  1866  noch 
dtdnreh)  dass  der  Erbprins  Leopold  von  Hohensollem  und  der  Prins 

Yon  Schanrabarp- Lippe,  welche  in  Bonn  stiidirten  und  sich  auch  mit 
Chemie  beschäftigen  sollten,  auf  Vorschlat,'  ihrer  Gouverneure  die- 
selbe nicht  au  der  Universität,  sondern  bei  Marquart  zu  hören 
Wünschten,  was  ihm  aus  Mangel  eines  geeigneten  Auditoriums  etwas 
ungelegen  kam.  über  welches  Bedenken  er  aber  bei  seinem  prakti- 
schen Sinn  bald  Herr  wurde,  zumal  er  sichs  doch  zu  grosser  Ehre 
rechnete,  als  einfacher  Privatmann  dazu  auserwählt  worden  zu  sein« 
In  Folge  seiner  Yorlesongen  beehrten  ihn  die  Herren  mit  vielen 
Aofmerkeamkeiten,  wonach  sie  ihn  wohl  seiner  Aufgabe  gewaohsen 
imden. 

Im  Jahre  1800  ward  an  der  Bonner  Universit&t  eine  PrftfungB- 
Commission  f&r  das  pharmaoentisohe  Faeh  eingesetsti  an  der  anoh 
Marquart  zugezogen  wurde,  welcher  neben  den  damals  dazu  be- 
ntoen  Professoren  P lücker,  Baumert,  Sohacbt  und  Apotheker 

Waehendorf  thäti^  war.  Er  legte  aber  nach  6  Jahren  freiwillig 
unter  dankbarer  Anerkennung  seiner  crfolgreiclien  Wirksamkeit  durch 
das  Kunigl.  Ministerium  das  Amt  nieder,  weil  er  sich  mit  der  Ver- 
waltung der  Commissionsinteressen  seitens  des  Universitäts-Kurato- 
riums  nicht  einverstanden  erklären  konnte. 

Zu  Anfang  der  60er  Jahre  unternahm  er  noch  viele  Reisen, 
and  zwar  auch  nach  Paris  und  London,  theils  um  seine  Kennt- 
aisse  zu  bereichern,  theils  um  nützliche,  insbesondere  Handels« 
Verbindungen  anzuknüpfen.  Doch  das  Jahr  1863  brachte  ihm  einen 
höchst  schmerzlichen  Yerlnst  durch  das  am  12.  Sept.  erfolgte  Ab- 
leben seiner  Frau,  zumal  die  Kinder  noch  in  sehr  jugendlichem  Alter 
■tanden  und  die  Fürsorge  einer  Mutter  nicht  entbehren  konnten. 
Um  nun  neben  seinen  umfangreichen  Geschäften  auch  die  Erziehung* 
jener  zu  leiten,  zog  er  sich  so  viel  als  möglich  aus  dem  öffentr 
Ikhen  Leben  zurück,  sich  ganz  den  häuslichen  und  industriellen 
Aufgaben  widmend,  was  ihn  jedoch  nicht  hinderte,  noch  eine  Reihe 
von  Jahren,  wie  ich  früher  bereits  berichtet  habe,  an  den  wissen- 
schaftlichen Bestrebungen  der  Vereine  in  Bonn  thätig  mitzuwirken 
and  im  Kreise  ihrer  Mitglieder  Belehrung  und  Erholunn:  zu  suchen. 

Im  Jahre  1872  traten  bereits  Zustände  in  seinem  Betinden  ein, 
die  Befürchtungen  erweckten  und  er  selbst  nahm  deshalb  Veran- 
lasiong  die  kaufmännische  Leitung  seiner  Fabrik  dem  ältesten  Sohne 
Louis  und  die  technische  dem  zweiten  Sohne  Paul  zu  übertragen, 
wihreud  er  selbst,  um  noch  eine  Th&tigkeit  zn  haben,  das  Utensilien- 
gmehift  Us  18T8  fOhrte.  Er  beschloss  darauf  sein  bisheriges  Daheim 
stt  verlassen  und  siedelte  im  Frühjahr  1874  in  ein  niher  der  SUdt 
ttworbenes  Hsns  über,  wohin  ihm  seine  Toohter  FriUilein  J o  sephine 
tls  treue  und  sorgsame  Pflegerin  folgte,  und  wo  er  nun  in  Ruhe 


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seinen  Lieblingsstudien  zu  leben  gedachte.  Leider  sollte  dieser 
Wunsch  vereitelt  werden:  im  Sommer  desselben  Jahres  traf  ihn  ein 
Sculaganfall,  der  ihn  eines  Thciles  der  Sehkraft  beraubte  und  ihm 
erst  nach  langer  Hebung  das  Lesen  wieder  gestattete.  Trotz  des 
regsten  geistigen  IntercRses  war  es  ihm  nicht  möglich,  die  neuen 
£r8cheinungen  auf  dem  Gebiete  der  J^atarwitsenschaften,  insbeeoi* 
dere  dar  Chemie,  weiter  zo  verfolgen  und  so  hart  ihn  dies  ankam, 
da  es  sein  grösster  Wunsch  geweeen,  dadurch  seineu  Lebensabend 
in  wftriiger  Waise  ansiafGUlen,  so  fand  er  sieh  dooh  mit  eeltener 
Geduld  nnd  Liebenswürdigkeit  in  win  SebioksaL  Er  lebte  still  «nd 
wenig  in  temeni  Befinden  belästigt  bis  tnm  Sommer  1879,  wo  flm 
ein  abermaliger  und  sebr  beftiger  Seblaganfidl  traf,  Toa  dem  er 
sieb  jedoob  noobmals  erholte,  daher  er  dureh  Ugliobe  Anafiyirten 
siob  wieder  an  der  Natur  erfreuen  konnte.  Die  letzte  Krankheit 
begann  mit  einer  Lungenentzünduiirr  von  quälendem  Asthma  be- 
gleitet, welchem  Leiden  er  bald,  aber  ohne  Kampf  erlag. 

Ich  habe  Ihnen  hiermit,  meine  Herren,  nur  in  den  wichtig- 
sten Zügen  das  Lebensbild  eines  edlen,  kenntnissreichen  und  für  pein 
Fach  mit  hervorragender  geistiger  Initiative  ausgestatteten  Mannw 
vorgefahrt,  welchen  Eindruck  Sie  wohl  bereits  selbst  durch  die  Dsr- 
stellung  empfangen  haben  werden.  Da  er  der  Unsem  einer  war,  ss 
liegt  schon  darin  eine  Bürgschaft,  dass  bei  seinen  tabtreioben  Freun- 
den und  Faobgenossen  das  Andenken  an  ihn  niobt  erlöschen  wird, 
aber  auch  ftber  die  Grenzen  des  Vaterlandes  binaua  ist  semsoi 
Namen  alle  Zeit  ein  guter  Klang  gesichert 


Anhang. 

1)  Nach  den  vorgefundenen  Diplomen  gehörte  Marquart  folgenden 
wissenschaftlichen  Qesellschaften  an: 

1.  Der  KönigL  botanischen  Oesellschaft  in  Regensbni^g  als 
Correspondirendes  Mitglied  seitdem  25.  Januar  16SI. 

2.  Dem  Botanischen  Verein  am  Mittel-  und  Niederrhein  als 

Mitglied  seit  dem  28.  Juni  1835. 

3.  Dem  Apotheker- Verein  im  nördlichen  Deutschland  als 
Ehrenmitglied  seitdem  18.  November  1835.  (20.  Deoeni' 
bor  1840  als  wirkliches  Mitj^lied  aufgenommen.) 

4.  Der  Pharmaceutischen  Gesellschaft  Rheinbaierns  sls  £hrea- 
mitglied  seit  dem  26.  Februar  18S8. 


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5.  Dem  Verein  studirender  Pharmaceuten  in  München  aU 
Ehrenmitglied  seit  dem  3.  August  1839. 

6.  Der  Kaiserlichen  Leopoldino-Carolinischen  deutschen  Aka- 
demie der  Naturforscher  als  Mitglied  mit  dem  Bei* 
namen  Gmelin  aeit  dem  80.  November  1840. 

7.  Der  pby«kaliaeh  medioinitchen  Societftt  in  Erlangen  als 
Correspondirendes  Mitglied  seit  dem  26.  Mai  1841. 

8.  Der  Nederlandaehe  Maaticbappy  ter  berordering  van  Nyrer* 
heid  alt  Oorrespondtrendea  Mitglied  seit  dem  18. 
Juni  1841. 

9.  Der  „Pollichia",  ein  uaturwissenschaftlicher  Verein  der 
baierischen  Pfalz^  als  Ehrenmitglied  seit  dem  6.  October 
1843. 

10.  Dem  Apotheker  •  Verein  in  Hamburg  als  Ehrenmitglied 
seit  dem  20.  Februar  1844. 

11.  Der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur  als 
Correspondirendes  Mitglied  seit  dem  20.  Ootober  1846. 

12.  Dem  natarwissenschafUicfaen  Verein  des  Harses  (in  Blanken- 
burg) als  Correspondirendes  Mitglied  seit  dem  6. 
Angust  1846. 

18.  Dem  Mannheimer  Verein  für  Naturkunde  als  Ehrenmit* 

glied  seit  dem  12.  September  1846. 

14.  Der  Universal  Society  for  tho  Encouragement  uf  arts  and 
industry  (fouudet  in  London  A.  D.  1851)  als  Ehren-Vice- 
präsideut  seit  dem  31.  October  1855. 


)  Ueberaicht  der  Mittheilangen  und  Vorträge,  welehe  in  den 
SitsQogsboriehten  der  General-  und  Herbst-Versammlungen  des 
Naturhistorischen  Vereins  der  preuss.  Rheinlaode  und  West- 
falese  abgedruckt  sind. 

1854  in  Hflgen  sprach  Marquart  6ber  den  Stoff,  welcher 
in  der  Hftringslaeke,  dem  Chenopodium  olidum  und  andern 
Körpern  rorkommt,  und  diesen  ihren  Geruch  yerleiht,  das 
sogenannte  Propylamin,  sowie  über  die  Verschiedenheiten 
swischen  Tbran  und  Gel. 

1856  in  Bielefeld  macht  er  am  ersten  Sitzangstage  zu  einem 
VortrafTO  über  Termiten  die  Bemerkung,  dass  gegen  die 
Zerstörung,  welche  die  Thiere  an  Holzatämmen  anrichten, 
eine  Tränkung  dieser  mit  Chlorsinklösong,  wie  man  in 
ßritisch-lndien  erprobt  habe,  sehr  wirkungsvoll  sei.  £r 
reiht  hieran  eine  Besprechung  des  Selens,  über  sein  Vor- 
kommen nach  den  Untersuchungen  von  K ersten  und 
Boedecker  im  Rothkupferera  und  phosphorsauren  Kupfer 
¥Oii  Rheinbreitbach,  und  erwähnt,  dass  es  ihm  g^lilckt  sei, 

5 


54 


diesen  Körper  in  grosser  Menge  in  Rasader  dortigen  Bost- 

Oefeu  angesammelt  zu  finde  n  and  leicht  daraus  abcascheiden. 
Noch  sprach  er  über  Folygonum  Sieholdi  Heina  aus  Japan, 
welche  Pllanze  durch  Herrn  v(3n  Siebold  nach  Europa 
eingeführt  sei  und  J^ich  bei  ihrer  aussergewöhnlichen  Ent- 
wickelungsfahigkeit  und  den  soustii^encPigenschaften,  als 
ein  beliebtes  Futter  für  Kindvieh  erweise.  —  Am  zweiten 
Sitsungstage  wurde  eine  plastische  Masse,  aus  basischem 
Ghlorzink  bestehend,  besprochen,  und  an  ihren  Eigen- 
schaften nachgewiesen,  dass  sie  gebranntem  Gyps  vorsn- 
aiehen  sei.  Proben  von  verschiedener  Hftrte  und  Färbong 
lagen  zur  Ansicht  vor. 

1867  in  Bonn  hielt  Marquart  am  ersten  Sitzungstuge  einen 
sehr  anziehenden  und  belehrenden  Vortrag  über  die  Eber- 
esche (Sorbus  aucuparia),  und  betrachtete  nicht  nur  den 
Baum  nach  allen  meinen  empfehlenswertheu  Eigenschaften  in 
den  einseinen  Theilen,  sondern  gans  besonders  in  Rücksicht 
der  Gewinnung  von  Aepfelsaure  aus  den  Früchten  und 
daraus  heraustellenden  Verbindungen  als  firsatsmittel  für 
Weinstein,  und  einiger  den  Beeren  eigenthümlieher  Stoffe. 
—  Am  Eweiten  Sitsungstage  folgte  ein  Vortrag  über  die 
leichten  Metalle,  worin  deren  Geschicihto  der  Keduction 
eingehend  besprochen,  und  darnach  eine  AJisahl  Alkalieo, 
ferner  Silicura  und  Bor,  besonders  aber  das  AlnmintniD 
den  Ei  Ofen  schaffen  nach  ausführlich  charakterisirt  und  da- 
bei vorgelegt  wurden. 

1868  in  Dortmund:  über  das  Magnesium,  welches  in  dem 
voij&hrigen  Vortrage,  die  leichten  Metalle  betreffend,  den 
Anwesenden  nicht  geseigt  und  daher  nur  beilüufig  behandelt 
werden  konnte,  w&hrend  jetst  die  Eigenschaften  desselben 
unter  Vorlage  des  Metalls  aosf&hrliober  besprochen  wurdeo. 

1869  in  Bonn:  über  Wolframstahl  unter  Vorlegung  desselben 
nebst  Wolframers,  Wolframsänre  und  Wolfrarametall,  wo- 
bei diese  Körper  hauptsächlich  und  ausführlich  mit  Bück* 
sieht  auf  ihre  Verwendung  in  der  Technik  beaprooben 
wurden. 

1861  in  Trier  hielt  M.  am  ersten  Sitzungstago  einen  durch 
Präparate  erläuterten  Vortrag  über  die  in  neuerer  Zeit  lu 
einer  beträchtlichen  und  früher  nicht  geahnten  Verwerthunfr 
gelangten  Nebenproducte  der  Gasfabrikation.  Am  zweiten 
SitzuDgstage  sprach  er  über  die  Giftstoffe  einiger  Pfianzfo, 
insbesondere  über  das  noch  sehr  unvollkommen  bekanats 
giftige  Substrat  im  Fliegenschwamnu 


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1661  (7.  Octbr.)  in  der  aasscrordenilichen  Genertl-Versamm« 
long  in  Bonn  ergftnste  Derselbe  lemen  in  Trier  gehaltenen 
Vortrag  über  die  Benatznng  der  Nebenprodnete  der  Gaa- 
fabrikation  dabin,  dass  auch  daa  Kapbtafin  in  Yerbraueh 
genommen  werde  und  namentlich  snr  Bereitung  des  AU- 
zarins  geeignet  zu  sein  aeheine.  Redner  sprach  sodann 
über  F'lecrhtcnpurpur,  und  legte  ein  Kästchen  mit  Cocablättern 
vor,  wobei  er  dereu  Eigenschaften  und  Verwendung  in 
Betracht  zog. 

1862  in  Siegen  erfolgte  eine  weitere  Mittheilung  über  die 
Nebenproducte  der  Gasfabrikation,  worunter  aich  auch  ein 
aas  dem  Anilin  dargestellter  yorzfiglich  schöner  blauer 
Farbstoff  befSand,  dessen  Terwendung  fQr  Seidenseuge  sehr 
empfehlenswerth,  aber  durch  den  sehr  hohen  Preis  für 
jetzt  kaum  benntabar  sei. 

1863  in  Neuwied  hielt  Mar(|uart  einen  Vortraof  über  die  Con- 
servirung  der  Xahrung-smittel,  wobei  er  vom  chemischen 
Standpunkte  ans  die  Mittel  und  Methoden  erörterte,  welche 
dazu  vortheilhaft  in  Anwendung  kommen  können.  —  Er 
sprach  ferner  über  daa  unlängst  entdeckte  Metall  Thallium, 
die  Art  seines  Vorkommens  und  der  Gewinnung,  nnd  die 
bisher  bekannt  gewordenen  Eigenschaften  desselben. 

1664  in  Bochum  ergänzte  er  seinen  in  Keuwied  gehaltenen 

Vortrag  über  Thallium  unter  Vorzeigung  grösserer  Mengen 
dieses  scltenf-n  Metalls  in  Barren  und  Blechform  und  ver- 
schiedener Verbindungen  desselben.  Vorgelegt  und  be- 
sprochen wurden  ferner  Photographien  von  Wothly  in 
Aachen,  welche  Bild»*r  aus  üranoxyduioxyd  und  Cxoldoxydul 
nebst  Spuren  von  Zinn  bestehen, 

1864  (10.  Oct.)  in  der  Herbstversammlung  zu  Bonn  berichtet 
Marquart  6ber  einige  technische  und  chemische  Neuig- 
keiten, die  in  der  chemischen  Section  der  deutschen  Natur- 
forscher in  Giesson  vorgetragen  worden  waren. 

18G5  in  Aachen  sprach  er  über  Nitro-Glycerin  und  hob  hervor, 
wie  seit  seinen  ersten  Mittheihinnfcn  über  die  Benutzung 
des  (ilycerins  iilljährlich  neue  Quellen  der  Anwendung  dieses 
interessanten  Körpers  entdeckt  würden.  Auf  des  Vor- 
tragenden Veranlassung  war  der  Ingenieur  Alfred  Nobel 
aus  Hamburg,  welcher  das  Nitro-Glycerin  zuerst  sum 
Sprengen  angewandt  hatte,  zur  Versammlung  gekommen, 
nnd  seigto  die  Wirkungtn  des  Körpers  durch  Sprongver- 
suche  auf  dem  Zinkwerke  Altenberg.  —  M.  sprach  noch 
über  das  Magnesium  als  Beleuchtungsmaterial  und  führte 
eine  Magnesiumlampe  vor,  mit  der  er  am  Abend  vor  den 


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sahireich  anweMnden  Yereins* Mitgliedern  BeleDchtaiigs* 
proben  Anstellte. 

1865  (9.  Octbr.)  in  der  Herbstversammlung  in  Bonn  zeigte 
Derselbe  die  eigenthüraliche  Verbrennung  von  Schwefel- 
oyan  -  Queoksilbcr,  indem  dieses  seblaogenforoiige  Zer^ 
eetsangtproducie  liefert. 

1866  in  Bonn  legte  er  eine  grosse  Reibe  Ton  Stnfen  grte» 

landisclien  Kryoliths  mit  verschiedenen  MiueraleinschlÜMen 
vor,  und  knüpfte  daran  Mittheilungen  über  die  Kryolith- 
Industrie,  welche  namentlich  die  Herstellung  von  Soda  und 
reiner  schwefelsaiirer  Thouerdo  aus  dem  Mineral  bezweckt. 
Hierauf  wurde  Indium-Oxydbydrat  und  Schwefel-lndiiUDf 
AUS  sächsischem  Zinkmetelle  gewonnen,  vorgezeigt. 

1867  in  Cleve  hielt  Marquart  einen  Vortreg  Qber  Pfeilgifke, 
worin  deren  Abstammunfr,  Yerwendung  bei  den  Tersehiedenen 

Völkern,  und  die  chemiscliea  Eigenfichaften  ausfuhrlich  be- 
sprochen und  insbesondern  die  Wirkunp^eu  des  Curarins 
sehr  eingehend  in  Betracht  gezogen  wurden. 

1867  (80.  Sept.)  in  der  HerbstversAmmlnng  wa  Bonn  berichtet 
er  über  einen  An  Thellium  reichen  Schwefelkies  von  Alteo- 
hunden,  aus  welchem  jenes  Metnll  von  Dr.  GArstAOjen  leidit 
und  in  grossen  Messen  gewonnen  wurde.  DAmnch  wurden 

einige  chemische  Spielereien  vorgezeigt,  auf  die  Rud.  Böttger 
in  Frankfurt  aufmerksam  gemacht  hat:  nämlich  die  soge- 
nannte Bereitung  des  chinesischen  Thees  durch  Verbrennen 
von  doppeltchromsaureni  Ammoniak  i:nd  Pikrinsäure,  die 
Darstellung  einer  Winterlaudschaft  durch  salpetersaures 
Blei  und  Salmiak,  und  die  Erzeugung  des  Aquarium  che- 
micum  vermittelst  WessergUs  und  mehrer  gefärbter  Jfe- 
tellsAlse. 

1868  in  Bonn  berichtet  M.  Aber  chemische  Üntersuchungen 

des  Rheinwassers  und   verschiedener  Brunnen   zu  Bonn, 
welche  zu  der  Lösung  der  Fraqje  dienen  sollten,  woher  die  | 
Brunnen  in  der  Kheioebeno  bei  Bonn  und  iiöln  gespeist  s 
würden.  I 

1870  in  *SAArbrficken  sprach  er  über  die  neuere  Methode  der  I 
SeuerstoffAbscheiduDg  aus  der  Atmosphäre  behufs  EnieluDg 
grösserer  Licfateffecte   als   aus  kohleuwasscrstoffreicbem 

Brennmaterial.  Daran  reihten  sich  Mittheilungen  über  die 
Nährsalze  des  Fleisches  und  ihre  Identität  mit  den  Nähr* 
salzen  der  Körnerfrüchte.  1 


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Nachweis  der  Mittheilungen  und  Vorträge,  welche  die  Sitzungsbe- 
richte der  Niederrheinischen  Gescllscbaft  für  Natur-  und  üeil- 
kondd  in  Bonn  enthalten. 

1854  (13.  Juli).  Ueber  Lithion,  sein  Vorkommen  und  seine 
Gewinnung,  wobei  grosse  Mengen  von  Cblorlithion  and 
kohlensaurem  Lithium  vorgeieigt  werden« 

1866  (7.  Febr.)«  Ueber  das  Interesse,  welches  jetst  allseitig 
der  Yerwendnng  des  Wasserglaset  angewendet  wird.  — 
Ueber  die  grosse  Mannigfidtigkeit  der  Kdrper,  welche  auf 
die  Gemohsorgane  wirken. 

(8.  Apr.)   Ueber  platinirte  Kohle  ond  deren  Yerwendang, 

namentlich  für  die  Fabrikation  von  Essigsäure. 

(4.  Juni)  werden  Modelle  Von  grossen  Hagelkugeln  bis  zu 
2V2"  vorgelegt,  welche  letztere  im  August  18f»ö  in  München- 
Gladbach  gefallen  waren. 

(G.  Nov.).  Ueber  schwefelsaures  Chinidin,  namentlich  mit 
Rücksicht  auf  die  Frage,  ob  Chinidin  dem  Chinin  gleich 
oder  ähnlich  wirke. 

(8.  Decemb.).  Ueber  SUberspiegel  und  Methoden  der  Glas- 
Tersilberung.  —  Ueber  Schreibdinten. 

1867  (7.  Mai).  Ueber  fabrikmfissige  Darstellung  von  Ala- 
minam*Meta11  nnter  Vorlage  ansehnlicher  Stncke.  —  Ueber 
Amylen  als  schmerzstillendes  oder  anftsthetisohes  Mittel. 

186S  (7.  Apr.).   Ueber  krystaUisirten  Kesselstein. 

1859  (7.  Decbr.)  wurde  Pergamentpapier  vorgelegt,  und  dessen 
Anfertigung  und  vorzügliche  Eit^enschaften  besprochen. 

1860  (7.  März).  Ueber  einen  im  Handel  vorkommenden  Bo- 
raxkalk mit  50°/o  Borsäure. 

1861  (10.  Apr.).  Ueber  Magnesium  in  Drahtform,  welches 
vorgelegt  wird. 

(8.  Mai).  Ueber  Wohnliches  Kesselstein-Apparat  som  Aof- 

faagen  des  Kesselsteins  in  den  Dampfkesseln. 

(17.  Aug.)  Ueber  die  neuste  photographiMshe  Methode  des 

Herrn  Wothly  in  Aachen. 
1863  (7.  Jan.).   Ueber  Glycerin  und  dessen  Eigenschaften, 

welche  es  zu  rerschicdenartiger  Benutzung  befähigen. 
186G  (2.  Aug.).    Ueber  die  in  neuerer  Zeit  empfohleneu  Des- 

infectiuus-Mittel,  welche  einer  eiogehonden  Kritik  unter- 

worleu  wurden. 

1867  (7.  März).    Ueber  die  Chloressigsauren  im  Allgemeinen 
und  besonders  über  Monoohloressigsäure,  ihre  Geschichte 
und  Darstellangsmethoden,  welche  kritisch  geprüft  wurden. 
Vorgezeigt  wurde  eine  neu-construirte  Magnesiumlampe. 
(7.  Juni).  Im  Ansehlnss  an  einen  Vortrag  Preyer's  wurden 


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von   Marquart  hergestelltes  Curare   und  tdiwefels&ureB 

Ciirarin  vorgclesrt. 

1868  (6.  Febr.).   Ueber  die  jetzt  gebräuchlichen  mediumscben 
EiseDpräparaic. 

(8.  Decbr.).  lieber  die  Yerfalscbung  der  Milch  und  eine 
Conservirangsmethode,  wodurch  die  Milch  den  Wohlge- 
achmack  der  besten  frischen  behftit. 

1869  (26.  Joni).  Mittheilimg  über  ein  eigentbflmlichee  Benta 
eines  scliiDiedeeisemen  Kessels. 

1870  (8.  Jan.).    üeber  die  Tersohiedenen  ByitoiDe,  velohe 
empfohlen  nnd  benutst  werden,  nm  die  menschliehen  Aiit> 

•  wnrfssioffe  aus  der  N&he  der  Wohnungen  sn  entfernen. 
(7.  Febr.).   Ueber  Opium  und  dessen  verschiedene  Handelt' 
Sorten,  wozu  bemerkt'  wird,  dass  der  AVerth  des  Opiums 
durch  Hcineu  Guhalt  au  Alkaloiden,  namentlich  an  Morphiny 
bedingt  werde. 

1871  (6.  M-.irz).    Ueber  Chinarinden. 

(25.  Nov.)  werdeu  Stücke  metallischen  Chrom's  vorgelegt. 
1876  (4.  Deo.).  Ueber  die  künstliche  F&rbnng  der  Rothweine. 


Fr.  Goldenberg. 

Kurzer  Lebensabriss 
▼on  H.  Yom  Deekeft. 

Carl  Friedrich  Goldenberj^  war  der  jüngste  Sohn  des 
Chamois  -  Fabrikanten  Heinrich  Goldenberg  in  Halsenberg 
Bürgermeisterei  Dbün  im  Amte  Lennep  im  Henogihnm  Berg, 
welches  rar  Zeit  seiner  Gebart  den  11.  November  1798  einen  Tiidl 
der  Staaten  des  Kurfürsten  von  Bayern  Maximilian  Joseph  aas- 
maehie.  Er  verlor  seinen  Vater  bereits  im  Jahre  1805  und  nor  4 
Jahre  spiter  s^ne  Matter,  um  so  traariger  f&r  ihn,  je  ansieherer 
die  politischen  Zustande  seiner  Heimath  sich  gestalteten.  Inzwischen 
hatte  der  Kurfürst  von  Bayern  bereits  am  15.  März  1806  das  Her- 
zogthum Berg  gegen  das  Fürstenthum  Anspach-Baireuth  dem  Kaiser 
Napoleon  ab^retreten  und  dieser  liassclhe  seinem  Schwager  Joachim 
übertragen,  welcher  als  Grossherzo<T^  von  Berg-  in  den  Rheinbund 
eintrat.  Diese  Herrschaft  dauerte  abar  nur  bis  31.  Juli  1808.  Murat 
wurde  König  von  Neapel  und  das  Grossherzogthum  Berg  im  Namen 


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des  Kaisers  der  Fraozosen  verwaltet,  bis  dieser  es  am  3.  März  1809 
seioem  Neffen,  dem  nnmündig^en  Soboe  Loais  Napoleon's  des  Königs 
TOa  HoUaDd  übergab.  Der  Kaiser  führte  die  Vormondtohaft  und 
so  blieb  die  französische  Yerwaltnng,  bei  der  aber  mm  gröesien 
Sohideii  des  Landes  Frankreich  durch  die  Zollgrense  abgesperrt  war. 

Als  daher  Goldenberg  im  Jahre  1811  ron  seinem  ältesten 
Bmder  einer  Privatachnle  in  Jülich  übergeben  wurdet  die  einer 
seiner  firüheren  Lehrer  dort  errichtet  hatte,  siedelte  er  ans  einem 
von  Franzosen  verwalteten  liande  nach  Frankreich  über.  Bis  dahin 
hsttti  er  im  elterlichen  Hauso  durch  Privatlehrer  Unterricht  erhalten, 
der.  vielfach  unterbrochen,  schon  von  früher  Kindheit  an  ihn  auf 
das  eigene  Lernen  verwies.  So  hatte  er  nur  eine  ziemlich  unsichere 
Grundlage  seiner  späteren  Bildunf:^  gewonnen,  als  er  nach  Jülich 
kam.  £r  seichnete  sich  hier  recht  bald  durch  seine  Kenntnisse  im 
Rechnen  und  in  der  Mathematik  aus,  so  dass  er  noch  im  Knaben- 
ftlter  als  üülfslehrer  in  dieser  Schule  benutzt  wurde  —  eine  Bo- 
schlftignngy  welche  ihn  dem  Berufe  anfahrte,  dem  er  sich  später 
gewidmet,  und  in  welchem  er  eine  ehrenyoUe  Stellang  ervorben  hat. 

Hier  in  Jülich  sah  er  im  Anfange  des  Jahres  1812  den  Dnroh- 
marsch  eines  Theiles  des  grossen  fransösisehen,  für  nnüberwindlieh 
gehaltenen  Heeres,  welches  Kaiser  Napoleon  nach  Rnssland  führte, 
und  bereits  nach  Jahresfrist  die  jammervollen  Trümmer  desselben, 
welche  nach  einer  vollständigen  Niederlage  heimkehrten.  Der  Ein- 
druck, den  dieser  rasche  und  tief  einschneidende  Wandel  in  dem 
Geschicke  des  gewaltigen  Herrschers  jener  Zeit  auf  das  jugendliche 
Gemüth  von  Golde nberg  machte,  war  so  mächtig,  dass  dio  Er- 
innerung an  jene  Tage,  an  die  sich  daran  knüpfende  Hoffnung  auf 
die  Befreinng  des  Vaterlandes  von  der  Fremdherrschaft,  an  die 
Begeistemngy  welche  das  preussischo  Heer  in  den  vom  französischen 
Drock  befreiten  Gauen  des  Vaterlandes  hervorrief,  ihn  bis  an  das 
finde  seines  Lebens  begleitete. 

Aach  seine  persönlichen  Verhftltnisse  wurden  unmittelbar  von 
jenen  grossen  Ereignissen  berührt.  Er  wurde,  nngeachtet  seines 
jugendlichen  Alters,  wegen  seiner  Kenntniss  der  französischen  Sprache 
bei  der  voraussichtlichen  Belagerung  der  Festung  Jülich  bei  dem 
Proviantwesen  der  Armee  als  Hülfsarbeiter  angestellt.  In  dieser 
Stellung  machte  er  die,  bis  zum  Friedensschlüsse  dauernde  Belagerung 
mit.  Nach  Beendigung  derselben  war  seine  Gesundheit  durch  die 
überstaudenen  Strapazen  sehr  angcgrifien  und  kehrte  er  zur  Wieder- 
herstellung derselben  in  seine  Heimath  zurück.  Doch  blieb  er  nicht 
lange  dort.  Schon  1815  bewarb  er  sich  um  eine  Hauslehrerstelle 
in  einer  belgischen  Familie  de  Boche,  die  sich  damals  in  Aachen 
aafhielt  und  wurde  vielen  anderen  Bewerbern  vorgesogen«  Er  ver- 
lebte diese  Zeit'  meistentheils  auf  einem  Landgute  in  der  Nfihe  von 
BrüsaeL   Nach  einiger  Zeit  finden  wir  ihn  als  Lehrer  an  einer 


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PriTatschale  in  Wickrathsberg,  Kreis  Grevenlyroieh,  bescbfiftigt.  Von 
hier  aus  wurde  er  von  Anfang  1826  an  als  Lehrer  an  der  Bergachale 
in  Saarbrücken  angestellt,  und  hat  an  derselben  bis  August  1836 
gewirkt.  Schon  im  folgenden  Jahre  wird  ihm  von  dem  hiesif^en 
Oberbergamte  das  Lob  ertheilt,  „dass  er  sich  beim  Unterricht  viel 
Mühe  gebe  und  das  Talent  besitze,  sich  den  Schülern,  jungen  Berg- 
leuten, die  nur  den  gewöhnlichen  £lementarunterricht  genossen 
hätten,  deutlich  mitzutheileni  auch  für  die  Folge  der  Bergscbok 
eehr  ntttzUch  sein  würde.* 

Diese  Beecbftfbigmig  war  i&r  Ooldenberg  entacheideadv  neh 
mit  der  Kande  der  Torw^tUohen  Pflansen  aa  beacWtigen,  in  d«r  « 
«pSter  grosse  Erfolge  in  wissensehafüiofaer  Besiehnng  erringen  sollte^ 
welche  in  seinem  non  folgenden  Leben  alle  Mussestanden  attsfÜlltSf 
EU  fortdauernder  emster  Arbeit  antrieb,  seine  Beobachtungsgabe 
schärfte  und  ihm  den  hohen  Genuss  der  Auffindung  neuer  Thatsachen 
in  dem  Zusammenhange  der  Entwicklung  derjenigen  Pflanzen  ver- 
schalte, welche  zum  ersten  Male  die  Oberfläche  unserer  Erde  be- 
deckt halien. 

Vom  Mai  1829  an  fand  er  eine  Anstellung  als  provisorischer 
üülfslehrer  an  dem  Gymnasium  in  Saarbrücken,  vom  August  18S6 
an  als  Tollbeschäftigter  wissenschaftlicher  Hülfslebrer.  In  dieser 
Stellung  verblieb  er  22  Jahre,  bis  er  beim  Abgange  eines  anderen 
Lehrers  1858  als  Lehrer  der  Mathematik  an  dem  Range  eines  Ober- 
lehrers anfrfiefcen  konnte.  Diese  Stelle  hat  er  bis  an  seiner  ?e^ 
setanng  in  den  Ruhestand  October  1878  Tcrsehen. 

Neben  seinen  wissenschaftlichen  Arbeiten  war  es  ihm  nicÜ 
gegeben,  in  den  mittleren  Oymnasialklassen  die  anm  erfolgreiehsB 
Unterrichte  nothwendige  Diedplin  aufrecht  an  erhalten.  Dies  lit 
der  Grund,  wesshalb  er  in  seiner  Laufbahn  als  Lehrer  so  sehr  in- 
rück  blieb  und  citior  dauernden  Verstimmung,  die  viele  Jahre  seine« 
Lebens  trübte.  Seine  Leistungen  in  der  Prima  wurden  um  so  mehr 
anerkannt  Er  nahm  sieh  der  einzelnen  Schüler,  die  zu  ihm  kamen, 
mit  Verständniss  und  Freundlichkeit  an,  so  dass  sie  in  der  Mathe- 
matik bedeutende  Fortschritte  machten,  wie  die  Abiturienten- Ar- 
beiten zeigten,  welche  sich  die  Zufriedenheit  der  wissenschaftlichen 
Pr&fnngs-Commission  in  Bonn  erwarben.  Die  Weise  seiuee  Unter- 
riehtes  war  anaiehend,  praktisch  anschaulich.  Die  Trigonometrie 
gab  Veranlassung,  üebnngen  in  der  Feldmesskonst  anzustellen  nad 
nftohtliche  Himmelsbeobachtungen  mit  dem  Femrohr  an  machao. 
Heiterkeit  und  Soherse  bei  solchen  Uebungen  Terfehlten  niehi»  die 
Sohfiler  noch  mehr  ansnregen. 

Nachdem  er  sein  Lehreramt  niedergelegt,  besohSItigte  er  sich 
immer  noch  eifrig  mit  wissenschaftlichen  Arbeiten  bis  zu  seioSBl 
Ende.  Er  ordnete  seine  grosse  Sammlung  fossiler  Pflanzenreste  in 
mustergültiger  Weise.   Er  hat  dieselbe  noch  in  den  ersten  Tagen 


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Monats  August,  kan  vor  seinem  Ende,  demVerftseer  mit  grösstem 
Interesse  und  in  riele  Einzelheiten  eingebend  gezeigt.  Er  hat  sich 
noch  lehhaft  an  den  Sitzungen  der  Versammlung  der  Deutschen 
geolojifischen  Gesellschaft,  welche  in  Saarbrücken  gehalten  wurde, 
bethciligt  und  seine  Befriedigung  über  dieses  Zusammensein  so 
vieler  Faohg^enossen  ausgesprochen. 

Er  verschied  am  26.  August,  Abends  8  Uhr,  plötzlioh  in  Folge 
eines  Herzschlap^cs. 

Im  Jahre  1885  hatte  er  sich  verheirathet,  Terlor  seine  Gattin 
aber  bereits  1849.  Drei  verheirathete  Töchter  fiberleben  ihn  and 
ein  Sohn,  der  in  Pittsbnrgb  in  Nordamerika  als  Beamter  einer 
grossen  Eisenbahn -Oesellsohaft  sich  in  günstigen  Verhältnissen 
befindet. 

Die  Arbeiten  Goldenberg's  über  die  fossilen  Pflanzenroste 
des  Saarbrückener  Steinkohlengebirges  beginnen  im  Jahre  1835  mit 
einem  Aufsatze  in  dem  Pn^jzramme  des  Gj'mnasiums  in  Saarbrücken: 
^Grundzügc  der  geogn ostischen  Verhältnisse  und  der  vorweltUcben 
Flora  in  der  nächsten  Umgegend  von  Saarbrücken.^' 

Nach  einer  längeren  Unterbrechung  trat  er  erst  auf  der  Qene- 
raWersammlong  unseres  Vereins  in  Kreuznach  am  26.  Mai  18i7  mit 
einem  Vortrage  über  den  Charakter  der  fossilen  Flora  des  Stein- 
kohlengebirges  im  Allgemeinen  und  über  die  Terwandtschaftlicbe 
Beaiehung  der  Gattung  Noeggerathia  insbesondere  henror.  (Unsere 
Verb.  Jahrg.  4.  8.  86.)  Ausführlicher  findet  sich  dieselbe  Arbeit  im 
Jahrg.  5.  1848  unserer  Verhandlungen  S.  17  mit  2  Tafeln.  Er  zeigt 
liier  die  zusuininengehörigen  Theile  der  Noeggerathien:  die  Blätter, 
die  iTiäniiiiclien  und  w»Mblichen  Blüthenstände,  die  Früchte  und 
weist  derselben  ihre  Stellung  im  System  zwischen  den  Cycadeen 
und  Conif'ertn  an. 

Im  Jahre  1854  gab  er  wieder  in  dem  Programm  des  Gymna- 
siums eine  üebersicht  über  eine  der  wichtigsten  Pflanzen familien 
des  Steinkohlengobirges:  die  Sdagineen  der  Vorwelt.  Ein  Beitrag 
sor  näheren  Kenntniss  der  Flora  der  Steinkoblenperiode. 

Diees  war  der  Vorläufer  seines  bedeutendsten  Werkes:  Fhra 
Saraepontana  foasiUs,  Die  Pflansenversteinerungen  des  Steinkohlen- 
gebirges  von  Saarbrücken,  von  dem  das  1.  Heft  mit  6  Tafeln  (Neu- 
msnnsobe  Buehb.)  1866  erschien.  Dasselbe  enthält  die  Beschreibung 
und  Abbildung  der  beiden  Familien  der  Lycopodiaeeen  und  der 
Isoiteen  aus  der  Klasse  der  Selaginecn.  Die  erste  enthält  zwei 
Gruppen,  aus  der  ersten,  den  Lycopodecn,  werden  2  Gattungen,  Lg- 
capodites  mit  6  Species  und  Fsilotites  mit  1  Species  angeführt; 
aus  der  zweiten  Gruppe,  den  Lepidodendrcen,  8  Gattungen:  Lepi- 
dodendron,  Knorriat  ülodendron^  MegaphytOHf  Cydocladia,  Halonia, 
LepidopMaya»  und  LomatopikloyoSf  mit  susammen  88  Speeles.  Die 


62 


FamiUe  Seiaginem  tritt  nur  in  einer  Gmppe  der  SigiSanm  nü, 
Ton  denen  die  Gattung  SigiOaria  dnroh  66  Arten  reprieentirt  inti, 
die  in  drei  Abtheünngen  terfkUeo,  je  nachdem  die  Oberfliehe  ihrer 
Rinde  ohne  Fnrohen,  netslörmig  yerbnndene  Qnerfardien  oder  pa- 
rallele Lftnf^arehen  zeigt. 

Die  so  überaus  wichtige  Gattunpr  Stigmaria  ist  dagegen  am 
so  armer  an  Arten,  indem  sie  nur  durch  zwei  vertreten  ist.  Die 
Ansicht  von  Binney,  dass  die  Stigmarien  keine  eelbstständiee 
PHanzen,  sondern  die  Wurzeln  der  Sigilhirien  gewesen  seien,  wird 
durch  den  Nachweis  ihrer  Blätter,  ihrer  Fruchtstände  und  der 
Sporenkapseln  vollständig  widerlegt  Die  dritte  Gattung  Dipiaxjfim 
itt  nur  in  einer  Art  bekannt. 

Das  zweite  Heft  enthält  eine  ausführlichere  Behandlung  der 
Gattung  SigiOaria  in  analytiseher,  beaohreibender  und  bildlidier 
Daniellnng  mit  6  Tafeln  und  ist  1867  erschienen.  Die  im  erttea 
Hefte  -beseiohneten  Abthedungen  erscheinen  hier  durch  Trennung 
der  lotsten  bis  auf  4  Abtheilongen  rermehrt  und  werden  als  Leuh 
äermariae,  CkUhariae,  lihgtidolepis  mit  grossen  Karben  und  ge> 
trennfen  Gefassbündeln  und  Syringodendron  mit  kkineii  Narben 
und  zu  einem  verhundenen  Gefässbündel  bezeichnet.  ' 
Aus  der  1.  Abtheilung  sind  9  Species, 

»      »  n  »    ^  » 

»     n    ^'         n  »  n 

beschrieben  und  abgebildet. 

Manche  andere  Arten,  die  als  eigenthümliche  Formen  he-  1 
schrieben  worden  sind,  bat  Goldenberg  nicht  aufnehmen  wollen,  ' 
weil  er  einige  davon  nicht  lur  wahre  SigUUmen  hielt»  andere  weil 
er  die  £xemplare  nicht  vollkommen  genug  fknd,  um  mit  Sicherheit 
darauf  eine  neue  Art  au  grfinden,  und  endlich  Formen,  von  denea 
er  annahm,  dass  sie  bei  den  bereits  bekannten  Arten  ihre  SteDe 
finden  würden,  wenn  diese  erst  genauer  studirt  sein  würden. 

Das  dritte  Heft  —  das  letzte,  welches  erschienen  ist  —  1862, 
Verlag  der  Neumann'schen  Buchli.  (Ch.  Moellinj^er),  zeigt  das 
fortdauernde  Streben,  „die  möglichst  vollkommene  Wiederherstellang 
der  vorliepfcnden  Thtiile  nach  den  Daten  der  allpfem<'inen  Anatomie 
und  Organogrnphic  des  Pflunzenreiches,  die  Beziehungen,  in  welchen 
diese  Theil»»  zu  den  anderen  Organen  derselben  Pllanze,  ihre  Ver- 
knüpfung, Gestalt  und  inneren  Bau  gestanden  haben,  um  durch 
Ermittelung  aller  Thelle  einer  und  derselben  Pflanze,  die  sich  in 
denselben  Schichten  losgerissen  und  zerstreut  finden,  ein  mögliofatt 
getreues  Bild  ihres  Wachsthums  und  ihrer  Befruchtung  tu  gs* 
Winnen.'' 

Diese  Arbeit  ist  mühsam,  aber  nur  durch  sie  darf  geboft 
werden  au  einer  lioheren  Grundlage  für  die  Beurtheilung  des  Cht* 
rakters  der  Flora  jener  fernen  Zeit  zu  gelangen. 


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Auf  diesem  AVcge  der  Forscliunpr  ist  e.^  gelungoD,  manche- 
wegen  ihrer  unvollkommenen  Erhaltung  schwer  zu  enträthselnden 
PianienformeQ  durch  die  fast  volUt&ndige  Aaffiaduog  ihrer  zu- 
sammengeliörigttn  Organe  der  genaueren  Bestimmung  und  Yer- 
gleicliang  entgegenzuführen.  So  ist  z.  B.  die  riohtige  Stellung;  von 
Lqpiiopkioff09  lartctfitim  SUtrb.  im  System  gefunden  und  dabei  fest-^ 
gestellt  worden,  dass  die  bisher  als  selbatstftndige  Oattongen  anfge- 
ffihrten  Formen  Leptoxjßumy  Cokmox^ßn  Cord,  Endogmiie»  strufta 
Lmü.  und  LepidophijUum  nur  Thdle  von  Lepidophioyos  darstellen^ 

Das  Heft  bescbftftigt  sich  mit  der  Gruppe  der  iBOiteen,  worin 
sls  Gsttungen  aufgeführt  werden:  Stigmaria^  wobei  nochmals  in 
aaifSbrlichster  Weise  der  Ueweis  geführt  wird,  dass  diese  wichtigste 
Steinkohlenptlanze  nicht  die  Wurzeln  einer  anderen,  sondern  eine 
stlbätstandigü  Pflanze  darstellt.  Unter  den  angeführten  Species 
gehört  St.  conferta  Cord  sehr  wahrscheinlich  nicht  hierher  und  ist 
wahrscheinlich  nur  der  entrindete  Ast  eines  Lepidendron.  Dieselbe 
ist  auch  nur  einmal  vorgekommen.  Ebenso  ungewiss  ist  iSt.  SokO' 
hmii  Eichw.  Die  von  Gocppert  aufgestellten  Abänderungen  von 
SL  tmabaihra  werden  in  Zweifel  gezogen  und  es  bleiben  daher  nur 
S  sdbstst&ndige  Species  fibrig.  Die  «weite  Gattung,  welche  hier 
hshaDdelt  wird,  ist  ]}^ptoxylon  mit  nur  swei  Gattungen. 

Dann  enth&lt  das  Heft  aus  den  Lyeapodiaeem  nur  die  beiden 
Gsttungen  LomatapMoya»  und  Leptdophloyoa  mit  je  swei  Arten, 
«ibrend  die  wichtigere  Familie  der  Lepiäoämdr&»  anf  das  niohste 
Heft  verwiesen  wird. 

Die  Hoffnung,  welche  Goldenberg  im  Vorworte  zu  diesem 
Hefte  aussprach,  dass  die  noch  rückständigen  Hefte  in  rascherer 
Folge  erscheinen  und  das  ganze  Werk  bald  zu  Ende  gebracht  sein 
würde,  da  die  Untersuchung  der  noch  übrigen  Ptlanzenreate  nicht 
mehr  so  grosse  Schwierigkeiten  darbietet,  wie  die  der  bereits  bear* 
beiteten,  ist  leider  nicht  in  Erfüllung  gegangen. 

Wenn  nun  jede  Hoffnung  durch  das  Lebensende  des  Heraus- 
gebers in  dieser  Richtung  abgeschnitten  ist,  so  darf  doch  dadurch 
^  Anerkennung  der  bisherigen  Leistungen  nicht  geschmUert 
werden. 

Bei  dem  eifrigen  und  sorgfaltigen  Sammeln  der  fossilen 
Pflanzenreste  war  Goldenberg  auch  die  Auffindusig  von  Resten 
von  Insekten  in  denselben  Schichten  geglückt,  web  he  diese  Pflanzen 
eiascliliesseii.  Schon  damals  kaunt«;  man  soicht^  aus  Wettin  durch 
fiermar,  aus  Böhmen  durch  Corda,  aus  England,  aus  N'eu-S»;hott- 
laod  aber  in  dem  Saarbrückener  Steiukohlengebirge  waren  sie  bis 
dahin  unbeachtet  geblieben. 

Die  erste  N<jtiz  über  diese  Auffindung  findet  sich  in  dem 
«Prodrom  einer  Naturgeschichte  der  fossilen  Lisecten  der  Kohlen* 


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formation  Ton  SaarbHIcken  yon  Ooldenberg",  welche  Herr  von 

Hauer,  der  gegenwärtige  Director  der  k.  k.  geologischen  Reichsan- 
stalt  in  der  Sitzung  der  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien  vom 
17.  Juni  1852  vorlegte.  (Sitzungsber.  d.  nuith.  -  naturw.  Classe  d. 
kais.  Akad.  d.  Wisa.  Bd.  9  S.  38.  1852.)  Er  führte  damals  2  Spe- 
cioB  von  Blattina  Germar^  1  Speeies  von  Gryllacris  Burm.y  2  Speele« 
von  Termes,  1  Speeies  yon  I>ictyophUbi<h  überhaupt  6  Speoiei, 
alle  neu,  auf. 

Diesem  Vorläufer  folgte  eine  ausführliche  Arbeit:  ^Die  Insecten 
der  Steinkohlenformation  von  Saarbrücken**  in  den  Palaeontogropkica 
Bd.  4  S.  17  bis  88  mit  4  Tafeln,  Ueft  1,  Janoar  1864.  Goldenberg 
l&brt  an^  dass  er  bereits  im  Jabre  1640  den  gut  erhaltenen  Flügel 
eines  beoscbreckenartigen  Thieres  im  Hangenden  eines  am  Fischbscbsa 
Tage  ausgehenden  Steinkobleoflötaehens  gefonden  babe.  Hier  kannte 
er  nun  schon  8  Speeles  von  BlatHna,  1  von  Q^ßaeriBy  4  von  TtrmOy 
3  iJictyoneura, ,  \  von  TroxitcSy  12  Speeies  aus  5  Familien.  Die 
Zahl  der  Speeles  hat  sich  daher  vom  Jahre  1840  bis  1852  um  5 
und  in  den  beiden  letzten  Jahren  um  6  vermehrt.  Das  Auffinden 
dieser  lusectenreste  unter  der  grossen  Masse  von  Pflanzenabdrücken, 
welche  die  Schichtflächen  des  Sthioferthons  bedecken,  ist  ungemem 
mobsam  und  bei  der  Seltenheit  des  Vorkommens  seitraubend. 

Der  Jahresbericht  des  Gymnasiaras  zu  Saarbrücken  für  1867 
enth&lt  eine  ausführliche  Abhsndlang  von  Goldenberg:  «Beitrüge 
cur  vorweltlichen  Fauna  des  Steinkohlengebirges  au  Saarbrücken,* 
in  der  nicht  allein  die  Insecten,  sondern  auch  die  Fische  und 
Muschelthiere,  Reptilion,  Krebse,  Asseln  und  Schnecken  berücksidi» 
tigt  worden  sind.  Jede  Erscheinung  auf  diesem  Gebiete,  mag  sie 
auch  noch  so  unschciiibar  und  unvollkoinmen  sein,  ist  geeignet  der 
Forschung  Aiifschluss  zu  ^reben  und  einen  Beitrag  zu  einem  allge- 
meinen wahren  und  lebeudif^-en  Bilde  von  di^m  Thierleben  der 
Kohlenzeit  zu  liefern,  „einer  Geschichte  der  Erstgeborenen,  die  wie 
die  Geschichte  unseres  Geschlechtes  auf  der  festen  Grundlage  be- 
glaubigter Denkmäler  und  Zeugnisse  beruht.*' 

Hier  werden  angi  führt  die  Gattungen  Troadtea  mit  1  Art, 
Termes  mit  C  Arten,  l>iciy<meura  mit  2  Arten,  BlaJüma  mit  4  Arteo, 
Myiostm'tes,  AenäiUi  und  OrfHa/cris  mit  je  1  Art,  susammen  16 
Arten. 

Weitere  Funde  von  Insecten  ans  der  Saarbrüekener  Eohlen- 
formation  brachte  Goldenberg  in  der  Versammlung  deutscher 
Natarfortoher  und  Aerste  su  Dresden  am  19.  September  1868  tor 

öffentlichen  Kenntniss.  Ausführlicher  ist  dieser  Vortrag:  ^Zur  Kennt- 
niss  der  fossilen  Insecten  in  der  Steinkohlenformation",  abgedruckt 
iu  N.  Jahrb.  v.  Leonh.  u,  Geinitz  18G9.  S.  158.  1  Taf.  Es  werden 
hier  10  neue  Speeles  von  Blattina  bescbriebeo,  von  denen  eine  aus 


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der  Steinkohlen formation  TOn  Manebach  bei  Ilmenau  stammt.  Schon 
im  sftchstfolgendeii  Jahre  machte  er  in  derselben  Zeiticbr.  S.  28^ 
zwei  neue  Ostracoden  und  eine  nen^  Art  Ton  £Xattina  bekannt 

Am  S6.  Mai  1874  legete  er  in  unserer  6eneral*Ver8ammlun|r 
in  Asdemaoh  das  1.  Heft  der  Thierfkana  ans  der  Steinkohlenfor- 
mation  von  Saarbrücken  Tor  und  aeigte  die  zum  2.  Hefte  gehören- 
den Tafeln.  (Yerh.  Jahrg.  81,  Corr.  S.  78).  Das  1.  Heft  ist  im 
Jahre  1878  bei  Möllingen  in  Saarbrücken  erschienen. 

Das  2.  Heft  wurde  in  der  Sitzung  der  Niederrhein.  Gesell- 
schaft vom  5.  November  1877  vorgelejjt,  dasselbe  enthalt  die  Be- 
schreibung von  5  Speeles  von  Dictyoncura,  1  Species  von  EugcreoHt 
1  Spccit's  von  Miamia,  1  Species  von  Termes,  2  Species  von  Termi- 
tidiumt  9  Species  von  Blattina^  8  Species  von  Fülgorina  und  schliesst 
mit  der  systematischen  Uebersicht  der  Thierreste  aus  dem  Stcin- 
kohlengebirge  yon  Saarbrücken.  Auch  konnte  hierbei  die  Mitthei- 
lang  gemaeht  werden,  dass  die  Sammlung  der  fossilen  Inseeten  det 
verdienstvollen  Bearbeiters  derselben  in  den  Besits  unseres  Verein» 
übergegangen  sei.  Sie  bildet  einen  Glanzpunkt  unserer  palftontolo- 
gisehen  Sammlung. 

Seine  letste  Arbeit:  „Beitrag  zur  Insectenfauna  der  Kohlen« 
fonnstion  von  Saarbrücken"  findet  sich  in  dem  diesjährigen  88» 
Jahrgänge  unserer  Verhandlungen  (S.  184)  und  enthält  Bemerkungen 
über  das  von  Scudder  aufgestellte  Genus  Anthracublattina  mit  der 
Beschn-ibung  einer  Art  Anth.  Scudder i  aus  den  oberen  Schichten 
d  -  Sri  irbrückener  Stoinkohlengelurges;  dieser  neuen  Gattung  werden 
auch  mehrere  der  früher  zu  Blattina  gestellten  Arten  zugetheilt. 
In  allen  diesen  Arbeiten  zeigt  Golden berg  eine  seltene  Ausdauer^ 
die  unter  schwierigen  ftussern  Verhältnissen  nur  durch  die  Freude 
an  der  Beschäftigung  mit  der  Natur,  die,  wie  Qöthe  sagt  „immer 
Recht  behält^,  aufroeht  erhalten  werden  kann.  Die  Durchdringung 
des  Gegenstandes  schien  ihm  das  au  erreichende  Ziel.  Ueberall 
begegnen  wir  Yeinen  Beobachtungen,  die  von  der  Scb&rfe  seiner 
AuffiusuDg  zeugen.  Wahrhaft  bedauern  wir,  dass  es  ihm  nicht 
vergönnt  war,  die  Aufgabe  vollständig  zu  lösen,  die  er  sich  bei  der 
Erfortchnng  der  organischen  Reste  in  seinem  Arbeitsfeldei  demi 
Starbrückener  Steinkohlengebirge  gestellt  hatte. 

Der  Verewigte  hat  unserm  Vereine  seit  dem  Jahre  1845  an- 
gehört.   (Correspondenzblatt  No.  10  von  1845.    S.  79.) 

Er  wurde  ferner  ernannt:  zum  correspondircnden  Mitgliede 
de«  Vereins  für  Naturkunde  im  Herz.  Nassau  20.  Juni  1849; 

zum  Mitgiiede  der  kaiserl.  Card.  Leopoldinischeo  Akademie 
Cogn.  Steinhaner  am  1.  Januar  1852,  dem  200jährigen  Stiftungstage, 
durch  den  Präsidenten  derselben  Nees  von  Esenbeck  in  Breslau;. 

mm  Ehrenmitgliede  der  Pollichta ,  eines  naturwissenscbaft«- 
lichen  Tereint  der  bayerischen  Pfals,  Dürkheim  28.  Mai  1652; 


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zum  correspondirendeu  Mitgliede  der  Wetterauischen  Geseü- 
•flOhaft  für  die  j^esammte  Naturkuude,  Hanau  11.  Juli  1855. 

In  der  Anzeij[^e  seiner  Aufnahme  in  die  kaiserl.  Car.  Loop. 
Akad.  in  Nova  Acta  Vol.  XXIV  Pars  I  p.  CXLVIII  ist  derselbe  als 
Dootor  bezeichnet.  £8  bat  sich  aber  nicht  ermitteln  lassen,  welche 
UniTersitäi  ihn  zum  Doctor  hon.  oauaa  promovirt  hat.  Bei  seuiar 
groBien  Besoheidenbeit  kann  von  der  Anmassung  einea  Titelif  la 
dessen  Fflbrang  er  nicht  bereohtigt  gewesen  wftre,  keine  Bede  leiB. 

Unser  Verein  hat  in  ihm  einen  langj&hrigen  treuen  Mitarbeitsr 
verloren  and  sein  Andenken  wird  in  demselben  stets  in  Ehren  er^ 
halten  bleibeh. 


Geologisclie  Skizze  einer  Reise  durch  l'alästiua 

End  das  Libanongebiet 

von  Prof.  G.  vom  ßath. 

Ohne  landschaftliche  Reise  ist,  vom  Meere  gesehen,  die  Külte 
Palftstina^  W&hrend  über  dem  pkönioisohen  Gestade  der  Hemon 
(2860  m)  und  der  Libanon  (Dahr  el  Kbotib  8066  Djebel  Sinnia 
2608  m)  sioh  erheben,  welche  gegen  Korden  im  Gebirge  der  Kosairier 
ihre  Fortsetzung  finden,  w&hrend  die  Süd-  und  Westküste  Kleinasieoc 
durch  reiche  Gliederung  und  landschaftliche  Schönheit  sich  aa?- 
zeichnen.  bietet  der  Anblick  des  gelobten  Landes  südlich  des  Karmel 
eine  nicdripre  gradlinic^e  Küste  dar.  Hinter  langfiCBtreckten  Dünen 
breitet  sich,  sehr  allmillig  gegen  Ost  ansteigend,  eine  etwa  2  bis  3 
Meilen  breite  Ebene  aus,  welche  von  einem  vveisslichgrauen  Gebirgs- 
rücken mit  einförmiger  Profillinie  begrenzt  wird.  Es  ist  das  Gebirge 
von  Samaria  und  Judäa,  welches,  in  seinen  Gipfeln  900  m  erreicheodi 
als  ein  sanftes  breites  Gewölbe  die  Küstenebene  Ton  der  TiefebeM 
des  Jordanthaies  scheidet.  Die  langgesogene  Profillinie  wird  nur 
durch  einen  bemerkenswerthen  Einschnitt  unterbrochen,  die  Ses- 
kung  zwischen  den  Bergen  Ebal  (924  m)  und  Garizim  (865  m),  in 
welcher  Nabnlns  (Siohem,  672  m  hoch)  liegt.  Man  könnte  wühneo, 
dass  ein  Gebirge  von  800  bis  900  m  Höhe,  selbst  in  einer  Entfemnog 
von  4  bis'  5  Meil.  einen  imponirenden  Eindruck  gewähren  niüsste. 
Das  ist  aber  durchaus  nicht  der  Fall.  Die  grosse  Klarheit  und 
Durchsichtigkeit  der  Atmosphäre  lasst  die  Gebirge  kaum  halb  so 
fern  erscheinen  als  sie  wirklieh  sind.  Indem  wir  alsdann  den  Ele* 
vationswinkel  mit  der  anscheinend  geringeren  Entfernung  verknüpfen, 
unteraohätzen  wir  die  Höhe  der  Berge.  Die  vielgerfihmte  Klarheit 
des  syrischen  Himmels  bedingt  nicht  nur,  dass  ans  das  Relief  dsi 
heiligen  Landes  weniger  erhaben  und  weniger  reich  gegliedert  e^ 


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67 


scheint,  als  es  in  Wahrheit  der  Fall  ist,  sie  erweckt  auch  iu  dem 
Reisenden  aus  weniger  sonDenreichen  Himmelsstrichen  die  sohmerz- 
licbo,  immer  neue  Tiotchnng,  dass  das  Wandemel  Dahe  aei.  da  et 
doch  noch  ferne  ist. 

EUra  1  Kilom.  toh  der  Küate  luat  der  Dampfer  vor  Jaffa  dem 
Anker  faUen.  Die  Bliede  von  Jaffa  starrt  von  Klippen,  so  dass  die 
Anfahr  nur  bei  ruhiger  oder  wenig  bewegter  See  gefahrlos  ist.  Die 
kleine  Stadt  bedeckt  mit  dichtgedrängten  Hinsem  einen  etwa  80  m 
hohen  rundlichen  Hüp^el.  Die  Eüstenfelsen,  welche  auch  den  Bau- 
stein (lür  iStadt  geliefert  haben,  bestchiiu  aus  i'inem  bräunlichgelben 
kalkigen  Sandstein,  einer  jungen  Meeresbilduiig,  entstanden  durch 
Verkittunp^  des  Küstensandes.  Dieser  Kalksandstdn  (zuweilen  tufl- 
ähnlicb,  zuweilen  conglomeratähnlich)  ist  als  Küstenbildung  längs 
des  palästinensischen  und  phönicischen  Gestades  sehr  verbreitet.  Darob 
steile,  enge,  thollwRise  überwölbte  Gassen  steigt  man  empor  nnd 
verlässt  die  Stadt  beim  Jerasalemer  Thor  (Entfernong  der  heil.  Stadt 
8*<s  MeiL)«  Hier  beginnen  die  Orangengftrten,  deren  FrClehte  im 
gansen  Orient  berühmt  sind.  Hit  den  Orangenbaamen,  welche  gleich* 
zeitig  goldene  Früchte  nnd  daftende  Blüten  tragen,  wechseln  roth- 
blühende Granaib&nme,  Feigen,  Sykomoren  nnd  yiele  andere  Frocht- 
bftame.  Opuntien  von  riesigem  Wuchs,  deren  breite  blattähnliche 
Organe  mit  bchönen  gelben  Blüten  geschmückt  sind,  bilden  die  un- 
durchdringlichen fjinfassungcu  der  Wego  und  Gärten.  Diese  unver- 
gleichlich ü])pigen  P>Humgärten  dehnen  sich  mehrere  Kilom.  v;eit 
aus.  Der  Boden,  welcher  diese  Gärten  trügt,  ist  vorherrschend  von 
brauner  Farbe  und  in  geringer  Tiefe  wasserführend.  Mit  dieser 
üppigen  Vegetation  kontrastiren  in  seltsamer  Weise  die  Sanddünen, 
welche  sioh  am  Meere  weithin  gegen  N  und  S  hinsiehen«  Nament- 
lich in  letsterer  Biohtong  soll  der  Dünenstrich  aus  beweglichem 
Sande  bestehen  nnd  nur  mit  Kamelen  in  überschreiten  sein«  Wo 
die  Gürten  anfhören,  gewinnt  man  einen  freieren  üeberblick  gegen 
S  über  die  Ebene  Sephela  nnd  gegen  N  Über  die  Ebene  Saron, 
welch  letztere  —  bis  zum  Vorgebirge  Karmel  etwa  100  Kilom.,  bei 
einer  mittlem  Breite  von  20  bis  25  Kilom.  sich  erstreckend  —  wegen 
ihrer  Fruchtbarkeit  im  Alteithume  gepriesen  wurde.  Die  Kbeno 
Saron  ist  jetzt  nur  zum  Theile  angebaut,  doch  bezoutrt  der  Stand 
der  Fluren  (Weizcu  und  Gerste,  IJaurawolie  und  Sesam),  dass  die 
l'ruchtbarkcit  nicht  vermindert  ist.  Das  Land,  voll  von  Rainen  alter 
Städte,  ist  jetzt  nur  spärlich  bewohnt.  Die  Ansiedlungen  verrathen 
sich  in  den  weiten  baumlosen  Flachen  durch  Gelbanmpflansnngen 
und  Opaniiendiokiohte.  Die  beste  üebersicht  über  die  Ebene  Saron 
und  die  gegen  0  sie  begrenzenden  Gebirge  bietet  der  merkwürdige 
Thnrm  (die  sog.  weisse  Moschee)  von  Bamle  (16  km  von  Jaffa), 
welcher  von  nmfaDgreichen  Rainen,  Qr&bem  und  Beinhiuaem  um- 
geben ist  Niige&d  kann  sich  die  stets  verjangte  Fruchtbarkeit  der 


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68 


Natur  inmitten  des  Verfalls  menschlicher  Dinge  mehr  ofifenbaren  als 
in  dieser  Ebene,  welche  den  Anbau  mit  den  reichsten  Ernleu  lohnt 
und  in  den  weiten  unbebauten  Strecken  sich  im  Frühling  mit  den 
BOhÖDsten  Blumen  schmückt  (Hobelied  2,  1).  Ueber  den  weisten 
Kappeldächern  von  Ramie  wiegen  Palmen  ihre  FiederkroDen.  6  km 
gegen  NO  erscheint,  gleichfalls  in  einem  Walde  von  Obstbtamen,  dai 
nliber&hmtei  jetst  su  einem  elenden  Dorf  herabgesnnkene  Ljdda  mit 
der  Kirche  des  h.  Georg.  Yon  Ramie  (dessen  Name  anf  den  sandi* 
gen  Boden  deutet)  beginnt  die  Ebene  merkbarer  ansnsteigen;  sanfte 
Bodensehwellangen,  die  lotsten  Ansl&ufer  des  Oebirges,  strecken  iish 
weit  in  die  Ebene  hinaus.  Anf  diesen  Bodenwellen  liegen  die  Dörfer; 
kaum  erkennt  man  die  aus  ungebrannten  Lchmziegeln  erbauten, 
meist  nur  mit  einer  Oefi'nunir  versehenen,  Rasen-bedeckten  Würfel- 
formen als  menschliciie  Wohnungen.  Dem  feinsandigen  und  fein- 
erdigun  Boden,  der  bis  Ktiinle  herrschte,  mischen  sich  allmälig  Kalk« 
und  Kieselgerölle  bei,  welche  aus  dem  nun  nahe  sich  erhebenden 
Gebirge  stammen.  So  einförmig  aus  der  Ferne  die  Gcbirgsbänge 
erschienen,  so  schluchtenreich  und  gegliedert  stellen  sie  sich  in  der 
Nahe  dar.  Diese  Sobluohten,  welche  auf  das  deatlichste  die  aai- 
nagende  Kraft  des  Wassers  verrathen,  entbehrten  nach  einem  reges- 
»  reichen  Winter  bereits  gegen  ikide  ^ril  1881  jede  Spur  Ton 
fliessendem  Wasser.  Derselbe  Mangel  an  Biohen  findet  eich  im  ge- 
sammten  Gebirge  Judaea's,  einem  Gebiete  Ton  weit  mehr  als  100  Q.-ML 
Dennoch  Terrftth  die  Vegetation  der  Ebene  8aron|  dass  in  einiger  { 
Tiefe  Wasser  vorhanden.  In  dauernden  Quellbächen  tritt  dasselbe 
erst  in  der  Küstenregiou  zu  Tage.  Auf  Vorhöhen  des  Gebirpes  liegen 
nördlich  der  Strasse  die  Dörfer  Yalo  (Ajalon)  und  Amwa:^  (Emmausj. 
Den  Eintritt  in  die  Gebirgsschlucht  bezeichnet  die  kleine  Ansiei-  ! 
luug  Bab  el  Wadi  (Pforte  des  Thals),  wo  man  eine  Höhe  von  au- 
n&bernd  300  m  erreicht.  In  sanftem  Anstieg  fuhrt  die  Strasse  in 
die  Schlucht,  Wadi  Ali,  hinein,  deren  Gehänge  ans  deutlich  abge* 
theilten,  fast  horiaontal  gelagerten  lichtgranen  Kalksteinbänken  bs> 
stehen.  Die  überaus  deutliche  Schichtung»  welche  einen  trei^* 
förmigen  Aufbau  des  Gebirges  bedingt,  bildet  das  beieichnende  Gs- 
präge  der  Landschaft.  Die  Sehlucht  weitet  sich  sn  offenen  Gebifgs- 
mulden,  welche  durch  die  ringsumlaufenden,  stufenihnlichen  Schiebt^ 
profile  eine  gewisse  Aefanlichkeit  mit  riesigen  Theatern,  etwa  dsm 
•  von  Argos,  erhalten.  Diese  troppenformig  abgestuften  Thalmulden, 
welche  eine  breite  Zone  zwischen  dem  centralen  plateauähulichcn 
Gebirgsrücken  und  den  zur  Ebene  Saron  sich  öffnenden  Schluchten 
einnehmen,  bilden  ein  ei^euthümlich  wirres  Relief.  Da  kein  Wusser  | 
in-  ihnen  Hiesst,  eine  eigentliche  Thalsohle  nicht  vorhanden,  so  ist  es 
nicht  leicht,  sieb  über  die  Richtung  der  vielfach  wechselnden  Ab- 
flusslinien bewusst  tu  bleiben.  Die  horisontalen  Stufen  der  Fels- 
binke,  auf  denen  eine  dflnne  Lage  röthlioher  Erde  ruht,  begflostigss 


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«9 

den  BAomwiMiM;  fo  erblidkt  mm  Tide  Oelbftmne,  denen  sieb  Karo* 
bflB(JohtnnislNrod)b&nine  sngmHen.  Kioe  feinM&ttrige  Sirmuchvenfe« 
tation  (Myrthe,  Rosmarin,  Pistacien  u.  v.  a.)  mildert  den  Eindruck 

der  rauhen  Felsflächen.  Durch  gewundene  Thalgrüude,  auf  einer 
Strecke  von  etwa  1  Ml.  300  m  emporsteicrend,  erreicht  die  Strasse 
nnfern  Euab  (Abu  Ghosch)  eine  wohl  ausgeprägte  höhere  Gebirgs- 
ftafe.  Durch  die  Senkungen  der  westlichen  Vorberge  erblickt  man 
die  Eästenebene  und  das  blaue  Meer.  Nur  7  km  gegen  0X0  ent« 
femt,  erhebt  sich  über  dem  plateauäbnlichen  Berggewölbe  die  Höhe 
Nebi  Sobamwil,  das  Grabbeüigtbam  des  Propbeten  Semoel  (914  m), 
emer  der  bdebsten,  weitsiebtbMten  Pnnkte  Pal&stina's.  Der  Weg 
fibrt  etwa  100  m  steil  binab  in  eine  mit  Reben  und  vielen  Oel- 
biumen  bepflanste  Tbalmnlde,  bebt  siob  dann  in  Windungen  aum 
Gebirgssobeitel  empor.  Das  Land  wird  rauber  und  felsig,  der  An- 
bau verschwindet  fast  ganz.  Da  die  heilige  Stadt  etwa  30  bis  50  m 
anter  der  hohen  Gebirgswölbung,  auf  deren  östlichem  Gehauge,  liegt, 
80  wird  sie  für  den  von  Jaffa  Kommenden  erst  in  unmittelbarer 
Nähe  sichtbar.  Die  hochragende  Lage  der  Zionsatadt  bezieht  eich 
nur  auf  die  sie  in  0,  S  und  SW  nahe  einschliessendeu  engen  Thäler. 
In  etwas  weiterer  Entfernung  wird  die  Stadt  fast  ringsam  von  be- 
deutenderen Höben  Ciberragt  (Psalm  125,  2). 

Die  gesammte^  mindestens  500  m  mftehtige  Sobicbtenmaase, 
Aber  welobe  man  von  Bab  el  Wadi  bia  Jemsalem  emporgestiegen, 
geböri  nacb  Fraaa  (Aua  dem  Orient  8.  40)  einem  einaigen  Horiaonti 
des  Tnron'a  (Kreide),  der  Zone  des  Ammonüea  Bbotomagensis  an. 
Als  beseiobnendste,  von  ibm  gefundene  Formen  fßbrt  der  tre£FKebe 
Forscher  auf:  Pecten  gryphaeatas,  Janira  quadricostata,  Ammonites 
Mantelli,  A.  Rhotomagensis. 

Jerusalem  liegt  auf  einem  durch  die  Th&lcr  Kidron  und  Hin- 
Dom  nach  drei  Seiten  isolirten  Theile  der  hier  gegen  Ost  sanft  ge- 
neigten plateauäbnlichen  Gebirgswölbung.    Dieser  Neigung  entspricht 
auch  der  Sobichtenfall.    Beide  gen.   Thäler  beginnen  in  geringer 
Entfernung  nordwestlich  der  Stadt  als  flache  Mulden,  verwandeln 
sich  aber  acbnell  in  tiefe»  steilwandige  Sebluebten.  Zwiscben  ibnen 
siebt  in  N-8-Ricbtnng  eine  flacbe  Tbalsenknng,  das  Tjrropoeon,  welebe 
i  innerbalb  der  Sladtflicbe  selbst  ibren  Ursprung  nimmt.  Diese  drei 
'  vermoigen  sieb  an  demselben  Punkte,  etwas  südlieb  des  Doris  Siloa. 
I  Vit  ibrem  beatigen  Mauergttrtel  umspannt  die  Stadt  eine  FIftebe 
von  88V.^  Hekt.,  also  nicht  ganz  ^/lo  Quadratkilom.   Aus  dem  oben 
I  Angedeuteten  folgt  schon,  dass  die  Stadtfläche  keine  Ebene  ist.  Die 
j  bezeichnendsten  Terrainformen  zwischen  Hinnom  und  Kidron  sind 
die  durch  das  Tyropoeonlhal  getrennten  Höhen  Moria  (713  m)  und 
Zion  (770  m),   welche  indess  gegen  N  unmerkbar  in  das  nördliche 
*  »Stadtplanum  übergehend,  lediglich  durch  die  Erosion  getrennte  Pla- 
kteantbeile  darstellen.   Wie  Zimi  mit  jfthem  Absturz  gegen  daa  Hin« 


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70 


nomthal,  so  fallt  Moria  gegen  das  Kidronthal  ab.  Die  beste  Aus- 
sicht über  Stadt  und  Land  bietet  der  Oelberg  dar,  ein  flachgewülb- 
ter  grauer  Felsrücken,  welcher  sich  vom  Borge  Skopus  (2  bis  3  km 
nördlich  vom  Damascusthor)  }?egen  SO  und  S  erstreckt  und  in  seinen 
drei  Gipfeln  Höhen  von  830,  818,  828  m  erreicht.  Der  südliche,  mit 
chrisiUoben  und  muhammedanisohen  Heiligthümem  gekrönte  Gipfel 
überragt  den  Berg  Moria  und  die  Tompelflaehe  um  86  m,  den  Berg 
Zion  am  2S6  m.  In  der  Luftlinie  iai  der  Gipfel  dee  Oelberg!  nur 
800  m  von  den  Manem  Jeruaalem'a  entfernt»  geaohieden  duroh  du 
100^160  m  tiefer  liegende  EidrontbaL  Gegen  NW  feaaelt  Nein 
Sdbamwil  (914  m)  ala  böohater  Punkt  dea  näheren  Geaicbtakrdiea 
den  Blick;  von  dort  zieht  die  flache,  steinige  Gebirgewölbung  ah 
breite  Wasserscheide  zwischen  mittelläudischein  und  todtem  Meere 
wenige  Kiloni.  jenseits  der  Stadt  nach  S.  In  letzterer- Richtung  hebt 
sich  der  centrale  Rücken  gegen  Hebron  noch  etwas  höher  empor. 
Von  den  lang'^estreckten  Höhen  unterscheidet  sich  recht  auffallend 
darch  seine  Kuppelgestalt  der  Frankenberg,  813  m  hoch,  13  km  gegen 
S  vom  Oelberg  entfernt.  Ungleich  weiter  als  der  weatliohe  reicht 
der  östliche  Horizont,  welcher  bis  zu  den  Gebirgen  von  Peraea 
(Ammoniter-  und  Moabiter-Land)  reicht.  Der  öatliohe  Abhang  der 
oentralen  Wölbung,  welohen  wir  vom  Oelberg  bia  som  Jordanthal 
überaohauen,  iai  ein  fiberaua  ateinigea,  wüdea,  fiut  gans  unbewohn- 
tea  Gebirgaland,  die  Wüate  Juda.  In  sahlloaen,  nnregehntoigeB 
Wellen  aenkt  aioh  in  jener  Richtung  das  Land.  Keine  h&lt  duvb 
eine  charakteristische  Form  den  Blick  fest;  kein  regelmässiger  Thal- 
zug leitet  ihn  zur  Jordanebene.  In  dieser  Wüste  machen  sich  einige 
flachwcllige  Gebirgsebenen  bemerkbar,  welche  in  der  ersten  Früh- 
lingszeit mit  grüner  Kräuterdecke  sich  schmücken.  Zu  Anfang  Mai 
verräth  der  gleichmässig  graue,  über  die  gesammte  Wüste  ausge- 
breitete Farbenton,  dass  Gras  und  Kräuter  bereits  verdorrt  sincL 
üeber  den  stets  tiefer  hinabsinkenden  Wogen  der  Gebirgswüste  er- 
scheint, bald  licht-,  bald  dunkelblau  ergl&nzend,  das  todte  Meer.  Der 
nächste  Punkt  der  sichtbaren  Waaaerfl&che  ist  über  S  Ml.  entfernt, 
der  blaue  Spiogel  der  Salzfluth  liegt  1220  m  unter  dem  Gipfel  dai 
Oelbergs.  Die  oben  berührte  optiache  Täuschung  bedingt  ea,  da« 
aelbat  einem  geübteren  Auge  die  Entfernung  wie  die  Höhe  nur  etwa 
halb  ao  gross  erscheinen,  ünd  so  stellt  sich  das  todte  Meer  M 
wie  ein  blauer  Gebirgssee  dar.  Erst  duroh  Reflexion  werden  wir 
uns  allmähiig  der  grossartigen  Gestaltung  des  vor  unsern  Augea 
ausgebreiteten  Landes  bewusst.  An  den  blauen  Seespiegel  schliesst 
sich  gegen  N  die  fahle  Tiefebene  des  Jordan,  dessen  gekrümmter 
Lauf  durch  ein  bläulich-grünes  Band  —  die  durch  den  Fluss  ge- 
nährte Baumvegetatiou  —  bezeichnet  wird.  Jenseits  dieser  tiefsten 
kontinentalen  Senkung  der  Erde,  sehen  wir  wieder  ein  mächtiges 
Plateau  sich  erheben,  daa  Gebirge  Peräa's,  dessen  Höhe  noch  um  1 


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71 


bis  200  m  die  Hochebene  Jadäa*8  überragt.  Jene  Berge  seigen  einen 
danUen,  Torbemchend  brftaDUcben  FerbenioD,  bedingt  dnroh  die 
dort  telir  Terbreiteten  baaaltitdhen  Masten.  In  der  Morgen-  und 
Mütagibeleaehtnng  sdieint  das  ferne  Gebirge  gleich  einer  Maner 
fidi  ans  der  Senkang(Ohör)  des  Jordan  nnd  des  Salssees  in  erheben. 
Wird  es  aber  von  den  Strahlen  der  Abendsonne  erieoehtet,  so  er- 
kennt man,  dass  jene  Gehinge  durch  mannichfache  Thalsysteme  ge- 
gliedert sind.  Einige  der  höchsten  Punkte,  welche  sich  über  dem 
Tafellande  erheben,  sind  die  Berge  von  Salt,  von  El  AI  982  m  (bei 
Hesban),  der  vulkanische  Shihan  (848  m).  Bei  sehr  klarem  Wetter 
soll  mau  sogar  den  Berg  Hör  (1328  m),  20  Ml.  gegen  S  erblicken  , 
können. 

Felsig  nnd  steinig  ist  nicht  nur  die  Wüste  Jada;  auch  die 
üngebang  Ton  Jerusalem,  soweit  wir  sie  vom  Oelberg  überschaaen, 
besteht  dnrcfaans  vorherrschend  aus  iichtgrauen  Fels-  und  Steinfl&chen. 
Der  Wflaten-Charakter  ist  dem  allergrdssten  Theile  Ton  Jnd&a  aufge- 
prägt. Die  Armuth  an  Biohen  nnd  Quellen  (in  den  Th&lem  Hinnom 
ond  Kidron  floas  nach  regenreichem  Winter  bereits  gegen  Ende  des 
April  kein  Tropfen  Wasser  mehr),  sowie  der  Mangel  an  einer  frucht- 
baren Erdschicht  muss  Jeden  schmerzlich  überraschen,  welcher  sich 
der  Lobpreisungen  dus  heil.  Landes  in  den  Schriften  des  A.  T.  er- 
innert» Da33  die  Beschaffenheit  des  Landes  vor  3  Jahrtausenden 
eine  andere,  dass  seijie  Produktivität  eine  grössere  war  als  heute, 
kann  nicht  dem  geringsten  Zweifel  unterliegen.  Wenn  aber  die 
Frage  erhoben  wird,  ob  wir  zur  Voraussetzung  wenig  bekannter 
Faktoren  (s.  B.  Niveauveränderungen)  unsere  Zuflucht  nehmen  müssen, 
oder  ob  nihere,  im  Kreise  unserer  Erfahrung  liegende  Ursachen  zur 
Srklimng  der  Yerindemng  genügen,  so  möchte  letzterer. Ansicht 
der  Vorzug  in  geben  sein.  Ebenso  wie  die  Fruchtbarkeit  des.  Lan- 
des an  zahllosen  Stellen  des  A.  T.  bezeugt  wird,  so  wissen  wir  doch 
snch,  daas  es  an  wasserlosen  Wüsten  im  gelobten  Lande  schon  da- 
mals niciit  fehlte,  dass  Quellen  als  ein  grosser  Schatz  angesehen 
wurden.  —  Wie  heute  in  Palästina  Niemand  ohne  einen  Wasserkrug 
reist,  so  legte  schon  Ahruham  der  Hagar  einen  Wasserkrug  auf  die 
Schulter,  da  „sie  hinzog  und  in  der  Wüste  irre  ging  bei  Ber-Saba" 
fl  Mose  21,  14).  —  Da  Caleb  vom  Stamm  Juda  seiner  Tochter  Land 
zutheilte,  sagte  sie:  „Gib  mir  einen  Segen;  denn  du  hast  mir  ein 
Mittagsland  gegeben,  gib  mir  auch  Quellen.  Da  gab  er  ihr  Quellen" 
(Josna  15,  19).  Die  Ursache  der  traurigen  Veränderung  des  Landes 
und  seines  Klimas  müssen  wir  vorzugsweise  in  den  theils  unmittel- 
baren, theila  mittelbaren  Folgen  der  Entwaldong  suchen. — Zu  Josephs 
Süfanen,  Ephraim  nnd  Manassee  sprach  Josna:  „Das  Gebirge  soll 
dein  sein,  da  der  Wald  ist,  den  haue  nm*  (Josna  17,  18;  des  Wai- 
den wird  femer  gedacht  6  Hose  19,  5;  1  Sam.  14^  36  und  22,  6; 
Ptelstt  74,  5;  Micha  7,  14).  Wenn  wir  annehmen  dürfen,  dass  ein 


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72 


ß:roster  Theil  Palästina's  und  der  ^^esammten  MittelmeerUnder  beim 
Beginn  der  gfeschicbtlicben  Zeit  waldbedeckt  war,  dass  der  im 
Schutae  der  W&lder  gebildete  Hamasboden  die  reichaiea  Ernten 
geben  nmitte,  eo  gewiniifin  wir  die  weeentliebste  Bedingung  f&r  die 
ehemelige  auieerordentlicbe  Froohtbarkeit  dei  Lendee.  Darob  mfib^ 
▼oUen  Temsienbaa  wurde  die  froehtbare  Erde  aof  den  Gehingn 
festgehalten;  nach  der  Zerstorang  der  Terrassen  warde  ne  davoh 
wolkenbruobartige  Regen  fortgefubrt.  ' 

üeber  die  geologiscbe  Constitution  von  Jadäa,   speciell  der 
Ümpfebuntreü  von  Jerusalem,  beaitzcu  wir  treffliehe  Untersuchun^^o  n 
von  Prof.  Fraas  (Aus  dem  Orient  S.  60)  und  von  Laitet  (Essai  sur 
la  geologiö  de  la  PalesÜue  S.  175),  denen  infolge  die  Stadt  auf 
Schiebten  der  oberen  Kreideformation  ruht,  welche  hier  vorherr- 
schend als  Rudisten-  und  Nerineenkalke  ausgebildet  ist.  Von  grösster 
Wichtigkeit  für  die  Stadt  and  ihre  alten  Bauten  ist  eine  etwa  10  m 
mächtige  Schicht  von  Hippuritenkalk,  welche  den  Lokalnamen  Me- 
lekeh  (der  «königUcbe'*  Stein)  filbrt.   Dieee  Sobiohtenmasse,  ans 
weissen,  bald  halbkrystallbisobeni  bald  kieseligen,  bald  tnfl&bnlichen 
Kalksteinen  bestehend,  geht  ringsom  in  den  die  Stadl  amgebendoi 
Thilem  Hinnom  nnd  Kidron  in  Tage  and  hebt  sich  gegen  NW, 
gegen  die  sog.  KönigsgrAber  empor.   Im  Melekefa  sind  die  zahllosen 
Katakomben,  Felsengräber  und  Steinbrüche  angelegt,  die  Köni^- 
gräber,  die  Jeremias-  und  Bau mwol lengrotte,  die  Grottenkapelle  der 
Kreuzesfindung,  das  üräberfeld  Ilakeldama  u.  s.  w.    Eine  mittlere 
Schicht  des  Melekeh  von  annähernd  1,6  m  Mächtip^keit  ist  als  ein 
milder  tuffahnlicher  Kalkstein  ausgebildet,  den  Fraas  mit  dem  Ge- 
stein des  Petersberges  bei  Mastricht  vergleicht.    Auf  dem  Melekeh 
ruht  der  sog.  Missih,  ein  „harter'',  marmorähnlicher  Kalkstein,  gleioh- 
falls  durchschnittlich  10  m  mächtig,  reich  an  Nerineen  (die  Speciea 
Mamillae  and  Sehickii  Warden  nach  Funden  io  diesen  Sohiohtan 
dnreh  Fraas  aufgestellt  nnd  besArieben).  Der  Missih  liefert  wegan 
seiner  Härte  den  aasgeseiohnetsten  Baastein  Jemsalem*s.  Ans  dem- 
selben bestehen  die  koloesalen  Quadern  des  alten  Tempelbanes.  Eiie 
der  merkwtbrdigsten  paläontologisohen  Auffindungen  in  diesem  Ken- 
neenkalk,  welche  wir  Fraas  verdanken,  betrifft  cahlreiebe  Nommulitsa 
(N.  vanolaria,  N.  cretacea).    Auf  Grund  dieser  Funde  neigt  Lartct 
zu  der  Ansicht,  es  handle  sich  in  Judäa  (und  so  auch  in  Samaria)  um 
wahre  Ueber^angsgebihle  („couches  de  jonction")  zwischen  Kreide  und 
Tertiär,  welcher  Ansicht  indess  Fraas  nicht  beistimmt.    Die  maimor- 
ähnliehen  Kalkschichten  des  Missih  werden  überlagert  durch  eine  4 
bis  5  m  mächtige  Schicht  von  verstetnerungsfreiem  Platten  kalk.  iMr- 
über  folgen  in  grosser  Mächtigkeit  kreideähnliche  Kalksteine,  die 
mittleren  nnd  oberen  Partien  des  Oelberges  konstitairend  nnd  eiae 
sehr  groese  Verbreitung  in  der  Wfiste  Juda  gewinnend.  Das  Gesteis 
ist  bald  mild  und  serreiblich,  bald  fest  Der  obem  Abtheilaog 


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78 


dieser  SchichteDmasse  schalten  sich  Lagen  von  braunem  Flint  (Feaer- 
stein)  ein.  Solche  braunen  hornsteinähnlichen  Massen,  welche  am 
Westgrehängo  oder  auf  dem  hoben  Gewölbescheitel  bei  Jerusalem 
Bioht  gef onden  wnrdeD,  zeigen  sieh  zuerst,  ganz  fremdartig,  swiscbea 
den  liebten,  weieheren  Kalken  bei  Besteigong  des  Oelberges.  Dies 
sind  die  Yorlftufer  ihrer  grossartigen»  den  physiognomischen  Charakter 
der  Landschaft  mitbedingenden  Verbreitung  in  der  Jnda-W8ste.  Ans 
den  Schiebten  des  Oelberges,  welche  gleichfalls  in  Steinbrüchen  auf- 
jreschlüssen  sind  und  die  Lokalbezeichnnng  Kakubleh  tragen,  führt 
Fraas  eine  Anzahl  von  Ammoniten  au,  welche  für  das  Senon  be- 
zeichnend sind,  namentlich  A.rusticus,  A.  Lyelli,  A.Goliath  (letztere 
Form  erreicht  einen  Durchmesser  von  0,6  m). 

Während  der  Tertiärzeit  scheint  kein  Theil  des  Gebirges  Juda 
unter  das  Meer  ▼ersenkt  gewesen  zu  sein.  Der  Diluvialzeit  gehören 
die  Sohuttbiidongen  an»  welche  theils  als  lose  Blöcke,  theils  als 
cementirte  Conglomerate  nnd  Breceien  die  Höhen  und  Tbftler  be- 
decken.   Erst  im  Libanon-Gebiete  finden  sich  terliftre  Bildungen. 

PracfatToUe  Granit-  und  Marmorsäulen  (darunter  namentlich 
solche  aus  Verde  antieo)  besitat  Jerusalem  in  der  Moschee  es-Sachra, 
dem  Feleendom,  welcher  sich  über  dem  heiligen  Fels,  einer  anstehen» 
den  ca.  17,5  m  langen,  12  m  breiten,  2  m  hohen  Kalksteinmasse,  wölbt. 

Der  Weg  von  Jerusalem  nach  Jericho  (4  Ml.)  durchschneidet 
die  Wüste  Juda  ihrer  ganzen  Breite  nach.  Vom  Garten  Gethsemane 
(696  m  hoch)  windet  sich  der  Weg  fast  horizontal  um  den  südlichen 
P'uss  des  Oelberges  nach  Bethanien,  einem  elenden,  ruinenähnlichen 
Dorfe  am  südöstlichen  Fasse  des  Oelbergs,  etwa  130  m  onter  seinem 
Gipfel,  nahe  dem  Ursprang  des  Wadi  Hod  gelegen.  Zwei  Kilom. 
TOn  Bethanien  fern  findet  sich  noch  eine  sp&rliche  Quelle,  von  dort 
ist  unser  Weg  bis  cur  Jordan-Ebene  quellen-  und  wasserlos.  Wir 
folgen  etwa  1  Ml.  weit  dem  Wadi  Hod,  welches  ftst  ohne  jeden 
Anbau,  nur  mit  einer  spftrliehen  Wflstenvegetation  bedeckt,  —  so 
nahe  der  Hauptstadt  —  den  Eindruck  ▼oUkommencr  Verödung 
hittterlftsst.  Üeberall  ragen  an  den  niederen  Thalgehäogen,  welche 
nirgend  einer  eigentlichen  Thalsohle  Raum  lassen,  die  wenig  ge- 
hobenen Schichten  der  oberen  Kreide-Etage  hervor.  Dieselben  um- 
schliessen  bis  0,G  und  1  m  mächtige  Bänke  von  braunem  Flint,  welche 
auf  dem  weissen  Kalkstein-  und  Mergelboden  der  Wüsteuberge  wie 
vielfach  gekrümmte  dunkle  Bänder  erscheinen.  Leicht  verfällt  man 
der  Täuschung,  dass  diese  dunklen  Bänke  die  ausserordentlichsten 
Krümmungen,  Schleifen  und  Sohlingen  bilden ;  in  Wahrheit  ist  aber 
ihre  Lagerung,  namentlich  im  westlichen  Theil  der  Wüste  wenig 
gestört.  Es  ist  eine  Folge  des  stark  und  unregelmftssig  erodirten 
Eeliefs,  dass  das  Ausgehende  jener  Bftnke  stark  gekrfimmte  Linien 
beecihreibt,  welche  indess  «  wie  eine  aufmerksamere  Betrachtung 
lehrt  —  in  wenig  geneigten  Ebenen  liegen.  Hiafig  bilden  die  Flint- 


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74 


bAnka  die  Gipfelplatie  der  MergelhügeL  Werden  die  weichen  unter- 
Ift^emden  Schichten  fortgeführt,  bo  bricht  auch  der  Rand  der 
SobeitelpUtte  ab  nnd  metergroste  Blocke  von  brannem  Kieselgetiflia 
werden  über  die  MergelgebAage  leretreat.  Ans  dem  Hod-Tbal  ge> 
laagen  irir  über  eioen  kleinen  Tkaleobttider  in  dae  Wadi  Bidr  (Sidr 
n  Ziqrpbne  Spina  Cbritti).  Statt  der  featen  KaflEeteinadiiekteo, 
über  welche  der  Weg  Tom  Oelberg  nnd  Bethanien  herabführte,  be- 
ginnen jetzt,  jene  Überlagernd,  weiaee  weiche  Mergel,  zn weilen  in 
reine  Thonschichten  verändert.  Zugleich  mit  der  weicheren  Be> 
schaffenbeit  des  Gesteins  treten  —  im  (iegensatze  zu  dem  einförmigen 
herrschenden  sanften  Abfallen  der  Schiebten  in  der  Umgebung  von 
Jerusalem  —  zahlreiche  Schichtenstörungen  ein,  an  denen  indess  die 
untcrlagernden  festen  Kalkl)äiike,  welche  in  mehreren  tiefen  Erosions- 
thälern  (W.  Kilt,  mittleres  Kidronthal)  aufgeschlossen  eind,  nicht 
theilnehmen.  Bald  wird  auch  das  Wadi-Sidr  verlassen  nnd,  über 
wüste  Hügel  hinweg,  bei  den  Trümmern  dee  Chan  Hadror  daa  Wadi 
Salem,  welchea  am  Berge  Skopna  aonen  ürapmng  nimmt,  erreicbL 
Hier  ftndert  aioh  daa  Belief  dee  Landea.  Die  weicheren  Mergel« 
eohichten  efaid  an  einer  Menge  rundlicher  Hügel  erodirt;  ae  weH 
dae  Ange  reicht  könnte  man  daa  Land  mit  einem  in  wUdeater 
wegang  erstarrten  Meere  vergleiehen.  Weiter  gegen  8  dehnt  lieh 
in  diesen  weicheren  Schichten,  offenbar  einer  grossen  Mulde  der- 
selben entsprechend,  eine  Ihichwellige  Thalebene  aus,  welche  sich  im 
Frühling  mit  einer  schnell  wieder  versendeten  Gras-  und  Kräuter- 
decke schmückt.  Diese  schöne  Fläche,  ein  Weidegrund  der  Beduinen 
aus  dem  Transjordanlar^e,  durchschneidet  man  auf  dem  Wege  von 
Mar  Saba  zur  Jordanfuhrt.  Um  so  regelloser  und  wirrer  das  Hügel- 
land in  unserer  nächsten  Umgebung  sich  darstellt,  desto  imponiripn- 
der  gestaltet  sich  der  Rückblick  auf  den  hoch  am  Horizont  empor- 
ragenden Oelberg.  Der  Weg  nähert  sich  dem  südlichen  Stmlraads 
des  Wadi  Kilt,  in  dessen  Tiefe  (ca.  60  bis  80  m)  sich  eine  grosi- 
artige  Fdsgeataltnng  dem  überraschten  Ange  öffnet  Das  Thsi» 
welches  mit  senkrechten  Abstüraen  in  die  unter  den  Mergeb  M 
boriaontal  lagernden  festen  Ealkb&nke  eingeschnitten  ist,  Ihnelt  ia 
seiner  Felsgestaltung  vielen  Thftlem  der  Trientiner  nnd  Venetiansr 
Alpen.  Fast  noch  überraschender  als  der  Blick  in  den  Felsenschland 
war  das  Rauschen  eines  Baches  aus  der  Tiefe  herauf,  das  erste 
fliessendo  Wasser  auf  dem  Wege  \oi\  Jafi'a  her.  Bald  sollte  indess 
auch  diese  schöne  prüne  Wasserader  vertrocknen  —  schon  jetzt  er- 
reichte sie  den  Jordan  nicht  —  gleich  allen  in  der  Wüste  Juda  ent- 
springenden Quellen.  Der  Pfad,  sehr  rauh  und  felsig,  führt  nun 
steil  hinab  an  Burgtrümmern  vorbei,  welche  einst  den  Weg  «um 
Jordanthal  b^errsohten.  Die  Senkung  der  Gebirgswüste  zurJordui* 
ebene  endet  mit  einem  Absturz.  Der  Weg  windet  sich  nm  eine 
wilde  Höhe,  welche,  ana  der  Tiefebene  betrachtet,  j^ehsam  wie  ein 


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75 

gewaltiger  Thorpfeiler  erscheint.   Gegenüber,  gegen  Norden,  erhebt 
sich  als  höchster  Punkt  der  Umgebung  von  Jericho  der  Berg  Karantel 
(Quarantania).   Die  2  d.  Ml.  breite  Jordui*£bene,  welobe  siob  nun 
aebet  dem  Spiegel  des  Selsmeere  dem  Auge  darstellt,  gewihK  einen 
ungemein  Öden,  einförmigen  Anblick.  Ausser  dem  sobmalen  Strmfen 
wQdwadisender  Bftume,  welche  dnrdb  den  Jordan  genftbrt  werden, 
«rblid^t  man  Baompflananngen  um  Jericho,  deren  Wachstham  durch 
die  am  Fusse  des  Karantel  entspringende  Qaelle  Ain-es-Sultan  be- 
dingt wird.    Im  Uebrigcn  ist  die  weite  Ebene  fast  gänzlich  unbe- 
baut. In  der  Oase  von  Jericho  wachsen,  ausser  Feigen-  und  Granat- 
bäumen,  Zizyphus  Spina  Christi  (Sidr)  und  Z.  Lotus  (Nebak),  sowie 
Balanitis  Acoryptiaca  (der  Sakum).    Uebor  diese  Pllanzen  s.  Seetzen, 
Keisen.  11.  264.   Die  elenden  niedrigen  Hütten  von  Jericho  selbst 
verbergen  sieb  unter  den  Bäumen.   So  ist  der  Anblick  dieser  Jor- 
danwAste,  des  wie  verzaubert  daliegenden  Salzsees,  der  Berge,  ohne 
eine  menschliche  Wohnung,  ohne  jede  Cultnr  von  erschütterndem 
Brost.   Kaum  möchte  es  in  den  weiten  Mittelmeerlindem  ein  Gebiet 
geben,  dem  in  gleicher  Weise  das  Geprftge  der  Code,  des  Todes- 
Schweigens  anfgedrfickt  ist,  wie  den  Umgebungen  des  todten  Meeres. 
Dies  Land  soll  nach  den  geheiligten  Ueberliefemngen  der  Israeliten 
ehemals  von  glücklicherer  Beschaffenheit  gewesen  sein,  „wasserreich, 
wie  ein  Garten  des  Herrn,  gleichwie  Aegypten"  (1  Mos.  13,  10).  Siddem 
hiess  das  Thal  „da  nun  das  Salzmeer  ist"  (1  Mos.  14,  3).    „Das  Thal 
Siddim  hatte  viele  Thongruben"^.    Ueber  den  Untercfang  des  Thaies 
mit  seinen  Fluren,  den  Städten  Sodom,  Gomorra,  Adama  und  Zeboim 
und  allem  Lebendigen  scheint  sogar  ein  Augenzeuge  zu  berichten: 
„Es  ging  ein  Ranch  auf  Tom  Lande,  wie  ein  Bauch  vom  Ofen"  (1 
Mos.  19,  28).  Feuer  soll  Tom  Himmel  geregnet  haben,  die  Stftdte 
nnd  die  ganae  Oegend  umgekehrt  worden  sein.  Wenngleich  es  wohl 
glaublioh  ist,  dass  noch  in  der  Patriarchenseit  vulkanische  Ausbrfiche 
im  Transjordanlande  stattgefunden  haben,  welche  in  irgend  einer 
Besiehung  stehen  mögen  sur  geheiligten  üeberlieferung  (auch  in 
dem  18.  Psalm  Davids  scheinen  die  Verse  8  und  9  den  Eindruck 
vulkanischer  Erscheinungen  wiederzugeben),  so  ist  die  Entstehung  des 
todten  Meeres  in  historischer  Zeit  höchst  unwahrscheinlich.  Deutet 
doch  vielmehr  alles  auf  einen  früheren  höheren  Stand  und  eine  grössere 
Ausdehnung  des  Seespiegels.   Der  mit  Salz  imprägnirte  Thonboden 
der  Jordanebene  wurde  offenbar  einst  vom  See  bedeckt.   Fraas  und 
Lartet  haben  sogar  durch  Beobachtung  von  Geröllbänken  und  alten 
Wasserlinien  den  Beweis  erbracht,  dass  der  Seeepiegel  einst,  minde* 
stens  100  m  höher  lag,  und  das  todte  Meer  ehemals  eine  viel  grössere 
Ausdehnung  in  nordsfidlicher  Richtung  haben  musste.  —  Dass  sur 
Zeit  als  Johannes  taufte,  das  Jordanland  nicht  gans  so  öde  und 
wdst,  dass  der  Weg  von  Jerusalem  nach  Jericho  nicht  in  dem  Maasse 
rauh  und  felsig  war  wie  heute,  erscheint  zweifellos,  wie  hätte  sonst 


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76 

„die  iStadt  Jerusalem  und  das  g^nze  jüdisclie  Land"  zu  ihm  hinaus- 
geheu  können.  Auch  wisseu  wir^  dass  der  Erlöser,  seinen  Jüngern 
voranschreitend  (Marc,  10,32),  zu  Fuss  von  Jericho  nach  Jerusalem 
wanderte.  Auch  dies  lässt  scbliessen,  dass  das  Land  und  seine  Pfade 
weniger  vrild,  weniger  steinig  waren  als  heute.  Es  wird  berichte^ 
dass  die  Canaaniter  tausende  mon  eisernen  Scblachtwagen  besaaseoy 
welche  den  Israeliten  die  Eroberung  des  Landes  sehr  ersohwttrten 
(Biobter  1, 19).  Der  Gebraacb  dieser  Wageo  liest  selbstredend  auf 
eben  andern  Zostand  des  Landes  nnd  der  Sirassen  sehliessen. 

Die  Fiur  von  Jericho,  der  alten  Palmenstadt»  ist  eine  fmelit- 
bare  Oase,  welche  ihr  Dasein  der  am  südöstlichen  Fasse  des  Kamntel 
entspringenden  Quelle  verdankt.  Das  Wasser  dnrehfliesst  einige 
Kilometer  weit  die  Pflanzungen.  Diese  enden,  wo  der  Bach  versiegt 
und  lassen  der  trostlosesten  Wüste  Kaum,  welche  sich  bis  zum 
todten  Meere  ausdehnt.  Die  Fruchtbarkeit  der  Oase  von  Jericho 
wird  von  Joseplnis  mit  den  beredtesten  Worten  geschildert,  ^ch 
zweifle  daran,  dass  man  auf  der  ganzen  übrif^en  Erde  ein  anderes 
Land  trefi'e,  welches  man  mit  dem  von  Jericho  vergleichen  konnte, 
indem  sowohl  alles  Gesäte  als  Gepflanzte  sich  hier  auf  eine  nngflaab* 
liehe  Art  vermehrt. ^  Josephus,  welcher  die  Ausdehnung  der  Oase 
anf  70  St»dien  in  der  Ltoge  (60  «  1  d.  ML),  20  in  der  Breite  an» 
gibt,  macht  eine  begeisterte  Schilderang  der  reisenden  Oirten  toU 
frachttragender  Palmen  und  Balsambianie^  Qypressen  nnd  l^frobft> 
lanen.  Von  den  Pallftsten  nnd  Tempeln,  welche  Herodes  hier  anf- 
führen  Hess,  ist  keine  Spar  erhalten,  wie  auch  die  Palmen  nnd  die 
Balsambäume  (Opobalsamum)  verschwunden  sind.  Die  Gebirge,  welche 
EU  beiden  Seiten  das  Jordanthal  begleiten,  schildert  Josephua  bereits 
als  nackt,  äusserst  unfruchtbar  und  unbewohnt.  Auch  die  untere 
Jordanebene  soweit  sie  nicht  durch  den  Fluss  selbst  oder  den  Bach 
von  Jericho  (die  Quelle  des  Elisa)  bewässert  wird,  war  schon  zu 
jQsephi  Zeit  ohne  Anbau  und  unfruchtbari  die  Luft  brennend  luoid 
Krankheiten  erzeugend  (s.  Bernh.  Neamann,  Die  h.  Stadt  a.  deren 
Bewohner,  S.  47). 

Die  Jordanebene  senkt  sich  yon  beiden  Thalseiten  sehr  aU- 
TBtMg  gegen  die  Mitten  in  welcher  der  Fhise  sein  ▼ielgekrömmtes 
Bett  eingeschnitten  hat.  Ist  man  anf  der  Wanderang  aar  Jorda&- 
fiirt  (el  Hein)  aas  der  Bosch* Waldang  von  Jericho  heransgetreten» 
so  gewinnt  man,  da  der  Ort  etwa  HO  m  Aber  der  Jordanfnrt,  lUO  m 
über  dem  Seespiegel  liegt,  eine  weite  Anssicht  über  das  Ghor  and 
die  es  umschliessenden  (itd)irge.  Ein  roth^'lühender  Dunst  schien 
sich  über  den  östlichen  Bergen  zu  erheben  und  verkündete  den 
nahen  Aufguiifr  der  Sonne,  deren  erste  Strahlen  den  (lipfel  des 
grottenreicben  Hert^^ea  Karantel  erleuchteten.  Gleich  einem  dunkel- 
blauen Spiegel  dehnte  der  See  unübersehbar  gegen  S  sich  aus.  Die 
bis  XU  1000  m  Höhe  emporsteigenden  Gebirge  des  Ostjordanlaades 


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lassen  weit  forUetzende  horizontale  Schiobtprofile  erkennen.  Eine 
oDtuaiprecb liehe  Oede  raht  über  diesem  Thale  und  auf  diesen  Ber^ 
?eD,  auf  denen  einst  ein  reidies  Völkerleben  sich  entfaltete.  Der 
Boden  dar  Ebene  beliebt  ms  weiuem  getobiehtetem  MergeL  Die 

<  SeekaBg  sam  Jorden  geiobiebt  nidit  gun  Q^eiehiDftBng;  ei  tritt 
Tielmefar  etira  balbwegs  swisoben  Jericho  und  dem  Floise  eine  10 
bis  16  m  hohe,  N-S  itreiohende  Stufe  deotlieb  hervor.  Bieeer  Ter» 

!  nioabecbiiitt  wird  dordi  eine  grosse  Zidil  von  weiieen  Bftgeln  be- 
teidifiet,  in  welche  die  höhere  Terrasse  sich  auflöst,  um  dann  zu 
Terschwinden  und  gep^eu  den  Jordanlauf  hin  einer  etwas  tiefer 
liejjenden  jünirern  Bildung  Raum  zu  geben.  Auch  diese  setzt  zu- 
nächst in  ganz  allmäli^er  Senkung  fort,  endet  dann  aber,  gleich- 
falls ia  isolirte  Platf'anth(>ile  und  Hügel  sich  auflösend,  nahe  dem 
jetzigen  Ucberschwemmangsgebiet  des  Flassei.  Greese  Strecken  der 
Thon-  nnd  Mergelflächen  sind  im  Sommer  mit  einer  weiaien  Salz- 
kruste bedeckt,  die  Vegetation  verschwindet  ganx,  die  von  den  glo- 

•  besden  Sonneoetrehlen  aofgedörrte  Erde  bietet  einen  abscbreekenden 

I  Anbliek  dar.  Kar  eebr  eebmal  ist  der  Yegetationsetreifen,  welcher 
dem  Jordan  eein  Dasein  verdankt  Hier  wachten  strancbartige 
Akiiien,  Weiden,  Pitppehi.  Der  Fluee  strömt  mit  starkem  Fall  in 
eroer  3  bia  4  m  tiefen  Rinne  dahin,  deren  meiet  vertikale  Wtode 
daroh  gelbliche  Lehmmaasen  gebildet  werden.  Diese  üfer  bedingen, 
dass  der  Fluss,  welcher  aus  dem  See  Genezareth  vollkommen  hell 
und  Idar  austritt,  in  seinem  Unterlaufe  trübe  und  fast  schlammig 
ist.  Seinen  höchsten  Stand  zeijjt  d)T  Fluss  zur  Erndtezeit,  d.  h. 
Ende  April  und  Anfang  Mai  (Jesus  Sirach  24,  36),  wenn  die  ge- 
waltigen Schneemassen  des  llerroon  schmelzen.  In  don  spätem 
Sommer-  und  Herbstmonaten  kann  man  fast  überall  den  Jordan 
dorehwaten.  Von  der  Fort  ei  Hule  ist  es  noch  eine  Wegestande 
bis  zum  todten  Meere  —  nber  völlig  pflansenlose  Salstbonflacben. 
In  der  Jordanwfiate  erinnern  awei  Klosterroinen,  weldie  den  Namen 
iehanaee  dee  Tinfere  tragen«  an  den  Yorl&afer  des  Birldeers.  In 
diese  Wfiete  jeneeite  dee  Jordan  sog  eich  der  Heiland  zurück,  den 
HIodeD  der  Joden  entgebend;  «sie  loebten  abermal  ihn  sn  greifen* 
(Job.  10,  89),  bis  die  TranerboteobafI  der  Sebweetem  Laxari  üin 
Vfieder  nach  Bethanien  rief.  —  Wo  der  Weg  die  nordwestliche 
Bucht  des  Sees  tTreicht,  Hegt  eine  kleine  Insel  dem  üfer  vor, 
bei  niederem  Wasserstande  zu  einem  Vorgebirge  sich  mit  dera  Laude 
verbindend.  Der  steinige  Seeboden  ist  hier  sehr  flach.  Das  Wasser 
hat  eine  herrlich  blaue  Farbe  (Temperatur  22*  C.  am  30.  April), 
t^nter  den  Gerollen  des  Strandes  fanden  sich  nicht  ganz  selten  bis 
hühoerei grosse  Stücke  von  Asphalt.  Zahlreiche  gebleichte,  mit  einer 
dünnen  Saizrinde  bedeckte  Baamst&mme  liegen  am  Ufer,  sie  werden 
diirob  den  Jordan  in  den  See  geführt.  Groseartig  nnd  wild  iet  der 
Anblick  der  4  bie  600  m  eteil  mm  See  abstftnenden  Berge  Jnda. 


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Auch  hier  ist  die  Schichtung  deutlich  ausijrcsprochen,  fkst  horizonUl 
mit  einigen  sanften  Wellenlinien.  Die  Schichten  diesseits  und  jen- 
seits des  Sees  scheinen  sich  zu  entsprechen.  Der  von  den  SteiUb- 
stürzen  eingeschlossene,  vom  See  theil weise  eingenommene  Abgrund 
scheint  durch  die  Senkung  des  fehlenden  Gebirgstheils  entstanden 
la  «eio.  .  Ueber  dieser  tiefsten  Depression  der  Erde  ruhte  eine  Glnfr- 
•ftmotpbftre.  Wie  gewöhnlich  war  die  Luft  über  dem  Saksee  Ton 
geringerer  Durchsichtigkeit.  Die  wunderbar  groese,  d&moiiiaohe  Liad* 
eehaft,  too  Lieht  and  Glnt  erfUli,  sebien  dar  Erde  eatrOokt. 

Der  Erwftlumng  niohi  miwertii  enefaeini  et,  daes  die  Daprevea 
dee  todten  Meeras»  894  m  nnter  dem  ICttafaneari  erat  lo  tpit  arinaBi 
wurde.  Obgleich  man  vom  Nebi  SehamwU  beide  Meere  erblickt, 
ao  hatte  weder  die  alte  Welt  noeh  die  Krensfahrer  ema  j^hanag 
Ton  dieser  einzigartigen  Tieflage  des  Salzsees.  Selbst  im  Tagebuchs 
Seetzju'a  (Tli.  1,  S.  425)  findet  sich  die  Bemerkung:  „Ks  wäre  inter- 
essant, die  Höhe  des  Spiegels  des  todten  Meeres  über  dem  Mittel- 
meer  zu  wissen'*  (1806).  Die  Entdeckung  geschah  1837  selbstandisr 
durch  die  englischen  Reisenden  Moore  und  Beek,  sowie  dorch  f. 
Schubert  (s.  Fraas,  Das  Todte  Meer,  ein  Vortrag.  S.  6). 

Der  Weg  nach  Mar  Saba  führt  fom  NW-Ende  dee  Saloeei 
über  die  vegetationslose,  mit  Saiseffloresoenaen  bedeokte  Ebene  gegm 
WKW.  Nach  etwa  8  KXLom,  erreicht  man  jene  bereits  oben  er- 
w&hnte  Terrane,  welche  ans  djinngesohiohtet«i  weissen  Mergeln  bt- 
stebt.  Wo  unser  Weg  sie  erreiohti  betrigt  ihre  Höhe  etwa  SOm 
Es  ist  wohl  nicht  sweifelhaft,  dess  diese  Stufe  hier  einen  frflheien 
höheren  Wasserstand  des  Seespicgels  beseiobnet  ZahUcea  brenne 
Flintstücke  liegen  umher,  sie  stammen  von  zerstörten  Bänken,  welche 
den  Kreidemergeln  eingelagert  sind.  In  die  weichen  i\Iergel8chicht«D. 
welche  die  ersten  Vorhöhen  des  Gebirges  bilden,  sind  durch  die 
Winterbäche  tiefe,  steilwandige  Schhichteu  eingeschnitten.  Am  süd- 
westlichen Kand  einer  solchen  ca.  40  m  tiefen,  gewundenen  Erosuin«- 
rinno  führte  der  Pfad  hin.  Sehr  deutlich  war  hier  wahrzuDehmen. 
wie  der  konvexen  Seite  der  Thalkrümmung  stets  der  Steilabstun, 
der  konkaven  Seite  ein  etwas  flacheres  Gehänge  entspricht.  IMt 
Oberflicbe  der  Mergelhügel  besteht  gewöhnlich  aus  einer  aehwerM> 
störbaren  braunen  Flintbsnk,  welche  aerbrechendi  das  weime  Ge> 
hfinge  mit  braunen  Kieselfragmenten  fiberstreut.  Diese  Flintlsgen, 
welche  sowohl  den  weichen  Mergeln  als  den  festem  KalkbiakeB  em- 
gelagert  sind,  lassen  die  Schichtenlaga  überall  auf  daa  dautliehsle 
erkennen.  Sie  ist  Torherrsehend  horisontal;  stark  gestörte  Schichtea 
fehlen  nicht,  sie  sind  aber  nur  von  beschränkter  Ausdehnung  und 
stehen  vielleicht  in  Zusammenhang  mit  den  supponirten  grossen 
Verwerfungen,  welche  die  Bergwüste  Juda  durchziehen,  als  deren 
tiefste  der  Steilahsturz  gegen  das  todte  Meer  und  das  Ghor  zu  be- 
trachten ist.   Anhaltend  und  steil  steigen  wir  nun  etwa  d  bis  400  m 


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empor,  bis  wir  den  durch  tiefe  Thaleinschnitte  zerstückten  Rand 
der  welligen  Gebirgsebene  erreichen.  lu  den  Thalfurcheu  stehen 
leste  horizontale  Kalkschichten  an,  über  deren  treppenähnlicbe  Pro- 
file die  Winterbaobe  in  Kaskaden  herabstürzen.  Gegen  Nord  auf 
ansehnlicher  Höbe  wird  ein  kleines  Heiligthnm,  Nebi  Mosa,  sichtbar, 
wo  die  Mosleniin  zafolge  einer  irrigen  lieber lieferung  das  Grab 
lioMt  (6  Hoa.  84,  6)  verehren.  Im  Thalrisa  steht  hier  der  nnter 
dem  Namen  Moeeaatein  bekannte,  von  Bedninen  ala  Brennmaterial 
von  den  Bethlehemiten  ala  Material  ihrer  Knnstindustrie  benatite 
In^minöae  Kalkstein  an.  Dieser  Stinkatein  ist  an  der  verwitternden 
Oberfliobe  lichtgrau,  von  einem  gewöhnlieben  dichten  Kalkstein  nieht 
zu  unterscheiden.  Zerschlägt  man  ihn,  so  zeigt  sich  die  stark,  nicht 
unanprenehm  riechende  Bruchfläche  von  tief  schwarzer  Farbe.  Nach 
verschiedeneu  Analysen  beträgt  der  Bituinengehalt  des  Mosessteins 
13\/2  (Hewston)  bis  25  p.  C.  (Hitchcock).  Lartet  beobachtete  in  die- 
sem Gesteine  Seeigelstacheln,  Ostreen  und  loooerameny  Schuppen  von 
Beryx  und  zahlreiche  mikroskopische  Foraminiferen.  Durch  die 
Schlacht,  in  welcher  der  Mosesstein  ansteht,  aufwärts  wandernd, 
erreioht  man  eine  etwa  6  Kilom.  ansgcdehnte  flaohwellige  Kbene, 
auf  welcher  im  Febhiar  nnd  Mftra  die  Bedninen  ihre  Zelte  errichten 
nsd  ihre  Heerden  weiden.  Zn  Ende  April  war  die  Vegatationsdecke 
bereits  versengt,  die  Ebene  verlassen.  Der  Weg  bebt  sich,  nachdem 
man  die  wellige  Ebene  durchschritten,  wiedcor  stftrker  ansteigend 
am  S-Gehäuge  einer  wilden,  steinigen  Höhe,  des  Djebel  Djamum, 
empor.  Hier  sollte  sich  eine  Quelle  linden,  die  einzige  an  nnserm 
Wege  von  der  Jordanfurt  nach  Marsiiba.  Es  war  iudess  nur  ein 
Wasserloch,  mit  einer  grünen  Schicht  schwimmender  Pflanzen  be- 
deckt. Dieser  Tümpel  (el  Fus)  war  durch  Sprengung  eines  Bassins 
von  etwa  6  m  Durchmesser  im  weissen  Kalkfels  gewonnen  worden. 
Man  hatte  gehofl't,  eine  Quelle  zu  finden.  Auf-  und  wieder  nieder- 
ileigend,  erreicht  man  daa  Kidronthal,  fast  in  der  Mitte  seines  Lanfs 
von  Jerasnlem  snm  todten  Meere,  nahe  der  Stelle,  wo  ea  seinen 
ostslidÖBtlioben  Lauf  anf  etwa  8  km  Länge  in  einen  südsAdöstlichen 
indert.  Mit  dieser  veränderten  Biohtnng  ist  ein  plötalicher  mkt 
saffidlender  Wechsel  der  Thalgestaltnng  verbunden.  Daa  Thal  wird 
sn  einem  sieb  schnell  bis  150,  ja  200  m  vertiefenden  Felsenriss.  an 
dessen  vertikalen  Wänden  die  horizutalen  Profillinicn  der  Kalk- 
fichichten  hinlaufen.  An  diesen  unnahbaren  Wänden  ist  auf  einer 
Strecke  von  etwa  2  km  ein  mit  Brustwehr  versehener  Weg  ausge- 
sprengt, bisher  das  einzige  Werk  dieser  Art  in  Palästina.  Mit  den 
kompakten  Kalkschichten  wechseln  weniger  feste  nnd  lockere  Bänke, 
welche,  stellenweise  fort^feführt,  Veranlassung  zur  Höhlenbildung 
boten,  üaohdem  die  Felseanische  mit  einer  kleinen  Mauer  sum  Theil 
geschlossen,  so  war  die  Wobnhöhle  fertig.  Soloher  Böhlen  gibt  ea 
hunderte,  ja  tansende  im  Kidronthal,  viele  oft  über  einander  an  den 


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fast  senkrechteD,  nur  anf  schmalen  Felsbandem  erreichbaren  Thil- 
wänden.  Wohl  nur  an  wenigen  andern  Punkten  der  Erde  boten  sich 
für  Weltentsagung  und  Askese  so  zahlreiche  Zufluchtsstätten  dar  ah 
im  Kidronthal.  Hier  lebten  und  duldeten  die  Essäer  und,  ihrem  Bei- 
apiel  folgend,  so  viele  taneonde  von  christlichen  Anachoreten.  Bei 
einer  Wegewendung  bietet  sioh  der  überraachende  Anblick  TcmlUr 
Saba,  dem  Felsenkloster.  £&  sieht  an  dieser  Stelle  von  dem  noch 
^iwa  800  m  höher  aufsteigenden  grosswelligen  Plateau  der  Jadawüste 
snm  Kidronthal  eine  Schlucht  in  östlicher  Bichtnng  hinab.  Diesslbe 
endet  etwa  60  m  über  der  Thakohle  mittelst  }ih  abstüraender  FelmL 
Hier  ist  non  durch  prronartige  Auftnanerungen  Baum  för  eise  Kirdbe 
gewonnen,  w&hrend  sugleidi  die  Schlucht  in  ihrem  oberen  Theile 
durch  eine  Quermaner  sowie  durch  swei  mMitige,  auf  der  Höhe  dei 
Plateau's  erbaute  Th6rme  vollkommen  abgeschlossen  ist.  Die  Kloster» 
Zellen  sind  in  den  lebendiuen  Fels  ausgehöhlt,  unter  ihnen  auch  di^ 
Grotte,  in  welcher  der  h.  Sabas  aus  Kappadocien  als  Einsiedler 
lebte  und  94jfthrig  582  starb.  Die  Felsenlage  des  Klosters  möchte 
nur  etwa  im  Kloster  Kannobin  (Libanon)  ihres  Gleichen  haben.  Der 
Gesichtskreis  ist  ganz  nahe  begrenzt.  Gegen  wie  gegen  S  entzieht 
sich  das  Kidronthal  durch  scharfe  Windungen  dem  Auge,  gregen  Ost 
erhebt  sioh  die  jenseitige  Felswand,  nur  etwa  ÖOO  m  fem.  Die  gäh- 
nende TieÜB  des  Kidronthals,  wasserlos,  pflanienlos,  deren  StiUe  in  der 
Nacht  durch  das  Geheul  der  Schakale  unterbrochen  wird,  hinterlisst  in 
dem  Beschauer  einen  unvergessliohen  Eindruck.  Auf  eine  Felsenksote 
haben  die  Mönche  etwas  Erde  getragen  und  ein  gans  kleines  Giit- 
chen  angelegt.  Dies  und  eine  Palme  an  glfthender  FdsMnwnnd  sind 
die  einzigen  Kinder  der  Flora  in  der  Steinwüste.  —  Die  Kalksdneb- 
ten  von  Mar  Saba  gehören  wesentlich  derselben  Abtheilung  der 
Kreide  an,  wie  die  Schichten  von  Jerusalem  und  dem  Oelberg,  näm- 
lich dem  liippuritenkalk.  Fraas  fühlt  aus  den  Schichten  von  Mar 
Saba  u.  a.  auf:  Ilippurites  sulcatus,  Radiolites  angeiodes  und  Mor- 
toni  (der  verdienstyoUe  Forscher  bexeichnet  diese  Speciesbestimmung 
als  nicht  ganz  sieber),  Ostrea  Tesicularis  nnd  biauriculatn.  Area 
cenomanensis,  Cardium  Hillanum,  Corbula  striatnla,  Leda  (Nucahi 
scapha.  L.  subrecorva,  L.  Benauziana  und  L.  CJomoneliana,  THgoBia 
distans,  Dentalium  Wilsoni  und  octocastatum,  Bostellaria  carinelU. 

Ueber  die  Lagerung  der  Schichten  swischen  Jerusalem  und 
dem  todten  Meere  sind  die  Ansichten  von  Fraas  nnd  von  Lartet 
etwas  verschieden.  Wfthrend  der  letstere  eine  wellenförmige  Sdneh- 
tenlage  annimmt  und  in  den  stofenweisen  Bodensenkungen  gegen 
das  todte  Meer  hin  steile  Schichtenkrümmungen  erblickt,  glauM 
Fraas,  dass  die  Schichten  durchaus  vorherrschend  eine  horizontale 
Lage  behau i)teu  und  die  Abstufungen  ^egen  das  Ghor  durch  Ab- 
bruche und  Verwerfungen  l>edingt  sind. 

Der  Weg  von  Mar  Saba  (191  m  hoch)  nach  Bethlehem  (772  m} 


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f 


* 

81 


führt  sogleich  steil  empor,  so  dass  man  bald  die  Klosterfestung  tief 
unter  sich,  uod  in  der  Ferne,  über  die  Gebirgswüste  hinweg,  durch 
die  Depressionen  des  Plateanrandes  das  todte  Meer  erblickt.  In  dem 
Miaue  a]a  man  aas  dem  Felseuthal  des  Kidron  sich  erh^t,  wanderi 
TQan  fthar  weichere  Mergel,  welche  sanftere  Terrainformen  bedingen. 
Weiter  gegen  Bethlehem  treten  indeet  die  Mergel  wieder  sorfick 
ind  koBpekte  Uohtgreue  Hippnrftenkalke  bilden  dei  flechwelUge 
Bdirf  des  haben  Gewölbeecheitela.  Man  durebschreitet  nahe  ihrem 
Unprong^gebtei  mehrere  Thftler,  welehe  in  tfldliober  Rficbtung  lam 
todtea  Meere  sieben.  Hier  wohnen  in  Zelten  etwa  160  semhafte 
Bedoinen-Familien,  welche  Ackerbau  treiben.  Sie  vertauschen,  ob» 
jifleich  sie  das  Nomadt-nleben  aufgt^f^eben  haben,  das  Zelt  nicht  mit 
einer  festen  Wobmni^,  um  dem  harten  Militärdienst  zu  entgehen. 
Das  Gehänge,  an  welchem  man  ^en  Bethlehem  über  Bet  Sahur  „Hir- 
tendorf^  emporsteigt,  gleicht  einem  herrlichen  Baum-  und  Frucht- 
harten,  wie  er  in  Judäa  kaum  seines  Gleichen  hat.  Zahlreiche 
Wachtth&nne,  ehemals  zum  Schutze  der  Erndten  nöthig,  stehen  in 
den  Fluren.  Bethlehem  liegt  in  gleicher  Höhe  wie  der  südwettliche 
Tbeil  Jeraealemt  (Zion),  auf  iwei  dureh  eine  geringe  Senkong  ver* 
bondenen  Bodenwdlbnngen.  Dieae  lehnen  eich  an  den  breiten  Gen- 
:  Mrfieken,  ftber  welchen  der  Weg  Jeruealem-Hebron  Ifihrt  Der 
wcrtbehe  Horisont  wird  durch  die  mit  Fluren  und  Oelbaumpflan* 
:  angen  bedeckten,  sanft  ansteigenden  Gehänge  gebildet,  anf  denen 
'  der  Flecken  Bet  Djala  sieb  ausbreitet.  Gegen  SO  wird  der  Blick 
durch  die  regelmässige  runde  Kuppe  des  Frankenbergs  (Ilerodium) 
geffiselt.  Gegen  N  reicht  der  Blick  nur  bis  zu  einer  sanften  Boden« 
welle,  auf  der  das  Kloster  Mar  Elias  liegt;  Jerusalem  bleibt  ver- 
borgnen. Die  Tiefe  des  Ghor  in  der  Geilend  der  Jordanfurt  ist 
sichtbar,  nicht  aber  das  todte  Menr,  wenngleich  eine  buschbestandeoe 
fliehe  am  Jordan  gewöhnlich  dafür  gehalten  wird. 

Die  Kalkschichten  liegen  um  Bethlehem  nicht  so  nackt  da,  wie 
bei  Jerusalem.  Wo  der  Boden  geneigt  ist,  haben  die  Bethlehemiter, 
^oe  in  geistiger  und  körperlicher  Hinsicht  sehr  wohl  ausgestattete 
Betdlkemng,  durch  Terrassenbau  Sorge  getragen,  einer  Wegsehwem- 
Mg  der  verwitterten  Bodensohiobt  Torsubeugen.  Reichster  Erfol|r 
hit  ihren  Fleise  belobet.  Die  Umgebungen  von  Bethlehem  und  Bet 
mala  beweisen,  das«  der  Segen  der  Fruchtbarkeit  nicht  gänzlich 
WHl  Judäa  gewichen.  Was  in  tien  Gemarkungen  jener  beiden  fast 
rshi  christlichen  Flecken  für  den  Landbau  fieschehen,  das  ist  in 
▼ielen  andern  Gegenden  des  Landes  niöglich.  Gleich  der  Umgebung 
von  Jerusalem,  so  ist  auch  die  von  Betiilehem  reich  an  Höhlen.  Es 
genügt  an  die  Geburtsgrotte,  an  die  Grotte  der  Hirten,  sowie  an 
die  Höhlen  von  Cbaretun  zu  erinnern. 

Der  Weg  nach  Jerusalem  (7  km),  welcher  sich  nur  sehr  wenig 
bebt  und  senkte  führt,  ateta  nahe  der  Udhenlinie  des  breiten  Central- 


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rftoken«  bin,  bif  snm  Eliasklosterv  wo  man  dar  beiligen  Stadt 
ansichtig^  wird,  am  obeiften  Gehäopfe  der  öatliob  neigenden  TU-  i 

ler  mit  freier  Aufsicht  nach  den  Moabiter- Berf^en.  Dann  durch-  ! 
schreitet  man  eine  ca.  4  km  lange,  2  km  breite  Ebene,  auf  der  sich  I 
herrliche  Wcizenflnren  ausdehnen.  Die  sanften  Höhen  gegen  W 
tragen  Oelbaumpflanznngen,  wahrend  die  niederen  Kuppen  gegen  U 
felsig  und  steinig  sind.  Jerusalem  scheint,  von  S  bctracbtetf  keine 
dominirende  Lage  an  besitzen,  vielmehr  —  da  daa  Thal  Hinnom 
tmaiohtbar  bleibt  —  auf  der  breiten  Gebirgsebene  zu  Hegen.  Erst 
wenn  man  nahe  beraDgekommen,  erblickt  man  jenea  Thal«  dnrck 
welcbee  daa  Stadtplatean  gegen  8  und  SW  eine  acharfe  topogfa» 
pbiaobe  Orenae  erhilt» 

Der  Weg  Ton  Jeroaalein  naoh  Nabulna  wird  dnroh  den  att- 
m&Ugen  Uebergang  der  rauhen  Felaenwüate  Jad&a'a  in  die  mildereo 
Laadiohaflen  Samaria'a  beseiohnet  Man  Terlisat  die  belL  8t«di  an 
Damasknithor  (750  m  hoch).  Felsengräber  und  Höhlen  lie^n  sa 
beiden  Seiten  der  furchtbar  steinigen,  mit  losen  Kalkgeröllen  ganz 
überdeckten  Strasse.  Dieselbe  führt  zunächst  horizontal,  dann  un- 
merklich niedersteigend  in  eiuo  Nebenmulde  dos  Kidronthals,  wieder 
eine  sanfle  Welle  empor,  worauf  man  15  bis  20  m  abwärts  steigend 
die  hier  sehr  tlache  Sohle  des  obern  fast  W-0  ziehenden  Kidronthals 
(7üO  m  hoch)  en*eicht,  2Vs  km  Yom  Damaskusthor  entfernt.  Iii« 
finden  sich  schöne  Weiaenfloren.  Nun  steigen  wir  etwa  90  m  enpor 
und  erreichen  den  aanf tgewölbten  fiüoken  dea  Skopoi»  von  wo  man, 
etwa  100  m  Aber  Moriah,  70  m  über  Zion  atehend,  eine  hertüob» 
Auaaieht  anf  Jeruaalem  gewinnt  Zwiaehen  dem  centralen  BUno 
aar  Bechten  und  dem  felsigen  Zuge  dea  Oelbergs  aar  Linken,  liegt  Je- 
ruaalem anf  einem  etwaa  tieferen,  gegen  0,  8  und  W  acharf  abge- 
eonderten  Theil  dea  Plateaa's.  rDie  Heilige'^  entzieht  sich  nun  unsem 
Blicken,  um  nur  noch  bei  Ramallah  und  Bire  einmal  am  fernen 
Horizont  zu  erscheinen.  Wie  das  Kelief,  so  ist  auch  die  geologische 
Bildung  des  Landes  von  ausserordentlicher  Kinförmigkeit.  Der  Weg^ 
führt  auf  dem  hohen  Gewölbescheitel  hin  oder  entfernt  sich  nur 
wenig  von  demselben,  zuweilen  in  die  obern  sehr  flachen  Thalmuldea 
hinabsteigend,  welche  bald  zum  Mittelmeer,  bald  zum  Jordan  ziehen. 
Das  Land  ist  im  Allgemeinen  öde  und  steinig.  Diese  felaige  fie- 
eohaffenheit  der  Hoobflftche  schlieaat  isdesa  nicht  aus,  data  dort|  wo 
die  Yerwitterungaprodnkte  vor  der  Fortsohwemmung  geadifttat  w«^ 
den,  eine  grosse  Fmohtbariceit  sieh  aeigt.  8o  erblickt  man  inmtttsB 
der  8teinwflaten  kleine  Oaaen  mit  Weiaenfiuren  bedeckt»  Auf  diesem 
plateauthnliohen  Gebirge  bilden  aelbst  relathr  geringe  Erhebungen 
weit  sichtbare  Landmarken,  z.  B.  Nebi  Schamwil  (das  alte  Mizpa). 
welches  die  mittlere  Höhe  des  Gebirgsrückens  kaum  100  bis  150  m 
überragt.  Man  erblickt  kein  anderes  Gestein  als  den  Kalkstein  der 
nähern  Umgebung  von  Jerusalem.   Seine  Schichten  liegen  horiiontai 


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83 


oder  bilden  sanfte  Wölbungen.  Auffallend  verschieden  wirkt  die 
Verwitterung  auf  die  Kalkfelsen  und  -Blöcke.  Zuweilen  wird  das 
Gtstein  gleichmässig  angenagt,  häu6ger  macht  die  Verwitterung 
den  bteiu  löcherig,  ja  bisweilen  vollkommen  schwammäbnlich.  Die 
Ursache  dieser  Yerschiedenartigkeit  des  Angriffes  ist  an  dem  uDver- 
witterten  Gestein  niobt  nnmiitelber  wahnunehaien.  Eb  mQgen  theils 
chenusehe  AbweiohtiQgeDy  tbeils  unerkennbare  oigenische  Reste  seiui 
«dcbe  eine  so  vendiiedene  Yerwitternngsweise  bedingen.  Kleine 
Bittenpetb'Rbombofider  werden  hftufig  in  den  Hshlungen  des  Ge- 
•teiAB  wibrgmionimen.  Zuweilen  löeen  siob  die  Kslksteinbinke  in 
lu>]eiss]e  pftrallelepipedisehe  Blöoke  auf,  welche  über  grosse  Strecken 
—  V»  Ws  1  km  —  in  annähernd  regelmässiger  Lagerung  verbreitet 
suf  das  deutlichste  zeijjen,  dass  sie  noch  in  situ  liegen.  Die  Blöcke, 
bis  zwei,  drei  Meter  gross,  durch  fussbreite  Klüfte  gctremit,  bilden 
höchst  eigenthümliche  Felsp^ebilde,  deren  starres  Kelief  einen  selt- 
sameD  Gegensatz  zu  den  fruchtbaren  Oasen  in  ihrer  unmittelbaren 
Nähe,  z.  B.  in  der  Gegend  von  Beitin  (Bethel),  bildet.  Bei  Bire 
aod  Beitin  befinden  wir  unsanf  der  östlichen  Seite  der  sehr  Hachen 
Wasserscheide^  steigen  dann  gegen  Ain  Haramiyeh  anf  die  W-Seite 
ia  das  oberste,  sehr  venweigte  Qoellgebiei  dee  (1  Mi.  nördlieh  Ja£b 
!  Bindenden)  Asjehflnsses  hinab.  —  Der  ranhe  Felselkakter  des  Ge- 
Inrges  toh  Jnda  Terschwindet  allmälig,  und  weieht  der  milderen 
Nator  Samaria's.  Zahlreichere  ThSler  sersohnrnden  den  hohen  Kamm, 
!  dsMSo  plateaoibnUoher  Charakter  aufhört,  am  sich  in  ein  Gewirre 
I  ?on  Höhen  und  Thalscbl achten  zu  verwandeln.  Die  Thäler  selbst 
breiti.li  sich,  je  mehr  man  sich  Nabulus  (Sichern j  nähert,  zu  Ebenen 
von  hoher  Fruchtbarkeit  aus.  Die  Berg<rehäiigo  und  Thalschluchten 
sind  mit  den  schönsten  BaurapHanzunoreu  bedeckt.  Die  Kalkstein- 
Schichten  bilden  natürliche  Terrassen,  welche,  durch  die  Hand  der 
Menschen  kaum  verändert,  als  Cultur- Terrassen  dienen.  In  Folge 
ihrer  vertikalen  Zerklüftung  ähneln  die  Kalkbänke  zuweilen  in  hohem 
Grade  Rieseubauten  der  Vorzeit.  Oftmals  wechseln  mit  den  fruobt- 
Wsten  Thalgrattden  felsige  Hage!,  mit  denen  der  Charakter  Jadäa's 
mrilekkeltrt  Wer  die  jetat  so  verödete  Landsehaft  des  nördlichen 
Jodia  dnrohsiehty  wo  die  Namen  Barn  (Bamah),  Mnkhmas  (Mich- 
mth\  Bire  (Beerotb),  Beithin  (Bethel)  an  die  Zeiten  erinnern,  da 
«ia  rsichee  Volksleben  sieh  auf  diesen  Höhen  entfSaltete,  dem  wird 
rieh  immer  wieder  die  ausserordentliche  Veränderung  der  physischen 
Kitnr  dieses  Landes  iu's  Bewusstsein  drüugeu.  isirgerul  tritt  dies 
mehr  hervor  als  auf  der  Iluinenstätte  Seilun,  dem  geheiligten  Silo 
(ISam.  3, 21).  Die  Oertlichkeit,  durch  Vereinigung  mehrerer  Thäler 
nicht  ohne  landschaftlichen  Heiz,  ist  jetzt  ganz  verödet  und  einsam. 

Noch  trennt  uns  ein  Berggewirr,  durch  welches  dor  steinige 
Pfad  bald  über  felsige  Höhen,  bald  in  Thalscbluchten  hinführt,  von 
der  herrlichen  Fmehtebene  Machna,  welche  sieh  Ton  Nabolus  etwa 


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84 


1  Ml.  •ftdwirti  antdebat.  Be? or  mao  so  denelben  liembtteigt, 
weitet  deli  der  Blick,  welober  lange  in  enjEcen  SeUoelileD  gelwttt 
war;  vor  allem  stellt  sich  der  Berg  Garizim  dar  (hinter  welchem 
sich  der  Ebal  noch  verbirgt),  in  weiterer  P>rne  der  Tabor,  ja  selbst 
der  Hormon  wird  siebtbar.  üeber  Kalkfelsen,  in  denen  eine  Queüen- 
höhle  ausgesprengt  ist,  steigen  wir  zu  der  mit  Weizenfluren  be-  , 
deckten,  wohl  20  qkm  grossen  Ebene  hinab,  deren  Gleichen  sich  in 
Judäa  nicht  findet.  Die  £bcne  iat  rings  Yon  schön  geformten  Kalk- 
steingebirgen umgeben,  welche  ausgedehnte  OÜTenwälder  tragen. 
Sie  entsendet  nahe  ihrem  nördlichen  Ende  eine  sich  schnell  au  einar 
Thalaenkiizig  gestaltende  Zunge  gegen  KW.  Dort  liegt  swiaeben 
den  Bergen  Ebal  nnd  Garisim  (am  Foaa  dea  letsteni)  die  Stadt 
Nabnlui  (Sichern).  Wo  der  Weg  um  den  0*Foai  dea  Oarinm  aieh 
gegen  MW  wendet,  finden  wir  den  hoohberfthmteo  Jakobabmmeo 
(Joh.  4,  6)  und  7s  Icni  gegen  KO  entfernt,  daa  Grab  Joaepba.  Bar  , 
Brunnen  ist  über  20  m  tief  in  den  Fels  gehauen,  jetzt  wasserlos.  ; 
Vollkommen  zutreffend  ist  die  Bemerkung  von  Fraas,  dass  man 
nicht  begreife,  w-e^hnlü  in  einem  der  wasserreichsten  Thäler  diese 
grossartige  Brunneuanlage  ausgeführt  wurde.  Nabulus  (570  m  hoch), 
die  zweitgrösstc  Stadt  Palästiua's,  sehr  nahe  der  Wasserscheide  | 
swischen  dem  MUtelmeer  und  dem  Jordan,  bietet  in  seiner  Lage  deo 
grössien  Qegensati  au  Jerusalem  dar.  Liegt  letztere  anf  einer 
felsigen,  wasaer-  und  baumarmen  Höhe,  so  erfreot  aich  Nabolos  in  ' 
aeinem  schönen  frachtbaren  Thalgrunde  der  ftfipigaten  fiaumpflaB- 
zungen  und  ewig  sprudelnder  QueUea.  In  diesem  Thal  fand  die 
Yerpfliehtung  dea  Volkes  Israel  auf  daa  Geaeta  durch  Joaua  atatt 
Seeba  St&mme  atanden  auf  dem  Ebal,  die  aeeha  andern  «if  dem 
„Grisim**  (5  Mos.  97  und  Josna  8^  80).  Der  Gamaim  (885  m)  bildet 
eine  kleine  Gebirgsgruppe  mit  halbkreisförmiger  Kammlinie,  deren 
Culminationupunkt  im  0  liegt.  Ein  verzweitjtes  Thal  zieht  g^g^i- 
W  hinab.  Kleinere  Schluchten  führen  nach  allen  Seiten;  eine  solche 
mündet  namentlich  südlich  von  und  über  Nabulus.  Dieselbe  zieht  zu- 
nächst gegen  S  empor,  wendet  sich  dann,  mit  verminderter  Neigung,  | 
gegen  SO.  Zwischen  und  auf  den  zerklüfteten  Kalkfelsen,  welche  die 
deutlichsten  Nummaliten  euthalten,  ruht  überall  eine  röthlicfabranne 
Erde  Ton  ansgeaeichneter  Fruchtbarkeit.  Der  bogenförmige  Gi|iM 
bietet  eine  anaehnliche  Flftche  dar.  Dia  Auasicht  Tom  Gariaim  ist 
beaondera  ans  dem  Grunde  interessant,  weil  aie  nna  daa  Belief  8a> 
maria'a,  die  atlmMige  Auflösung  dea  Plateau^a  Ton  Jüdin  nnd  dM 
Auftreten  von  Ebenen  inmitten  dea  Gebirgea  aeigt.  Der  gegen  Kar 
bulus  forgeaohobene  Yorhügel  dea  Garizim  stfirzt  mit  einer  voa 
vielen  Höhlen  durchsetzten  vertikalen  Felswand  ab.  Während  der 
Garizim  ausschliesslich  aus  Nummuliten- führendem  Kreidekalkste.n  ^ 
zu  bestehen  scheint,  treten  am  westlichen  Gehänge  des  Ebnl  unter 
den  grauen  kompakten  Kalkbänken  weiche  Kreidemergel  hervor,  i 
welche  in  bteiobiüchen  geöffnet  sind. 


I 

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86 


Der  Weg  nach  Sebastiye  (Samaria)  zieht  zunächst  am  Raade 
eines  kleinen  rauschenden  Baches  hin,  der  indess  in  den  Sommer- 
monaten,  bevor  er  eine  Meile  geflossen,  durch  Bewitierang  der 
Gärten  nnd  Pflanzungen  aufgebrenohi  wird.   Das  gegen  W  zum 
MiUehneer  liebende  Thel  öfihei  nnd  weitet  sieh  eUinUig.  Hooh- 
ngnde  Bergformen,  gleieh  Qartiim  nnd  Ebel,  den  beiden  Zwillinge- 
liöhen,  Tereebwindetty  des  Lnnd  gestaltet  sieb  sn  stets  sanfteren 
BIgsb.  Am  Wege  übersebreitet  man  wiederholt  die  Orense  iwiseben 
KaUcstaiaen  mit  brAnnlioben  FUnteinlagerungen  nnd  weissen  Kreide- 
mergeln.   Auf  letzteren  brechen  wasserreiche  Quellen  hervor.  Nahe 
dem  Dorfe  Bet-Iba  wird  das  Thal  verlassen;   man   steigt  in  einer 
flachen  Thalmulde  empor  zum  Dorfe  Nakura.  welches  auf  einer  vom 
wastersch eidenden  Rücken  sich  abzweigenden  Höhe  liegt.  Alsbald 
stellt  sich  der  seine  nächste  Umgebung  etwa  50  m  überragende 
Stadtbügcl  von  Sebastiye  (Samaria)  dar*   Der  Tolikommen  isolirte 
Berg  (470  m  h.)  wird  rings  umgeben  Yon  den  ürsprnngstb&lern  des 
Wadi  esh  Shair.   So  ist  die  Lage  der  alten  Hauptstadt,  an  deren 
SlaUe  jetit  eines  der  elendesten  Ddrfer  getreten  ist»  eine  wahrhalt 
kinigUebe.  Ringsum  wird  der  Gesichtskreis  in  der  Entl^nng  von 
4  bis  6  km  dnreb  Berge  eingenommen,  deren  Gehinge  zahlreiehe 
nndKcfae  Sebwellungen  tragen.  Gegen  W  wird  f&ber  niedere  Yor^ 
berge  hinweg  das  4V4  MI.  ferne  Meer  sichtbar.  Trotz  des  tiefen 
Verfalls  hat  auch  hier  die  Gegend  ihre  Fruchtbarkeit  bewahrt; 
während  in  den  Thälcrn  und  um  die  Dörfer  Baumpflanzungon  sich 
lusdehnen,   ziehen  die  Weizenfluren   sich  bis  zu   den  Gipfeln  der 
Hügel  hinauf.    Der  Hügel  von  Sebastiye  scbeint  an  seinem  Gipfel 
geebnet  und  nn  seinen  Gehängen  terrassirt  worden  zu  sein.  Als 
Zeugen  der  herodianischen  Prachtbauten  Sebaste's  stehen  noch  zahl- 
reiche aus  Kalkstein  gehauene  Säulen,  um  welche  der  Landmanu 
die  Furchen  sieht  Nördlich  von  Samaria  und  des  Thaies  Shair 
sieht  siob  wiederum  ein  Gebirgsast  vom  hohen  GentralrGcken  gegen 
die  weetUebe  Küetenebene,  welcher  bei  den  Dörfern  Bnrka  und  Fen- 
deknmiye  überschritten  wird.    Am  Wege  stehen  zumeist  weisse 
loekere  Kalkmergel  an.  Von  der  Höhe  öffnet  sich  die  Aussiebt  auf 
sine  jener  fruchtbaren  Thalebenen,  welche  den  Reichthnm  Samaria's 
nnd  Galiläa's  bilden.    Diese  Ebene  verschmälert  sich  gegen  0;  die 
cinichliessenden  Höhen  treten  zu  einem  Defile  zusammen.    Auf  einer 
dem  nördlichen  Gehänge  genäherten,  fast  isolirten  Felshöhe  erhebt 
sich  die  einst  fast  uneinnehmbare  Burg  Sauur,  in  deren  Mauern  jetzt 
eine  friedliche  Dorfgemeinde  haust.   Nordöstlich  von  dieser  Ein- 
lehnfirang  dehnt  sich  die  Ebene  wieder  au  einer  8  km  im  Durch- 
nesser  haltenden  kreisförmigen  Fläche  ausi  welche  in  der  Regen- 
seit  einen  See  (Merdj  el  Gharak)  darstellt   Ans  der  Ebene  ragt 
eine  Hngelgruppe  gleich  einer  Insel  hervor.    Diese  sich  Ycr- 
sweigeDdes,  von  Bergen  umschlossenen  Ebenen  bilden  eine  charakte- 

7 

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86 


rittiaehe  Eige&ilifiünliohkmt  von  Sanftria  und  Galilia.  Sinke  dai 
Luid  nm  et^wa  200  m,  so  würde  die  KfUtenlinie^  welche  jetit  w» 
Karnel  bie  Jt&  eine  grade  Linie  büdei»  an  Baehtenreicbihmn  uA 
mit  den  grieobifloben  Geitaden  meiien  kfinnen.  —  Der  Weg  folgt 
einer  nördlichen  Ausbuchtang  der  Ebene  Gbarak,  welebe  sieh  tO* 
mälig  fichluchtähnlich  verengt.  Ueber  eine  Höhe  gelangt  man  in 
ein  krüuterreiches  Thal,  welches  bei  Djennin  in  die  Ebene  Jesreel 
(Eadraelon)  mündet.  Hier  am  Südrande  der  berühmten  Ebene  über- 
achreiten  wir  die  Grenze  zwischen  Samaria  und  Galilaea.  Jesreel  bildet 
in  dem  breiten  Gebirgszug  von  Kreidekalkatein,  welcher  sich  durch 
gans  Palastina  bis  zum  Libanon  zieht,  eine  böohst  merkwürdige  Lücke, 
welche  swiechen  dem  Tiefthale  des  Jordan  (bei  Beiaau  oder  Scytho- 
poUs  120  m  nnt.  d.  H.)  nnd  der  Käatenebene  von  Haifia  einen  Oebeiguig 
▼on  kaum  180  m  Höbe  geetattet.  Während  die  grosee  Ebene  in  W 
nnd  SW  von  dem  Rüoken  des  Karmel,  im  N  dnroh  daa  Hiigil- 
eystem  yon  Naaareth  begrenst  ist,  wird  die  Begrenzung  gegen  0 
duroh  mehr  isolirte  kleine  Gebirgagruppen  gebildet,  swiechen  denen 
tiefe  Senkunpfen  zur  Jordanebene  ziehen.  Diese  Höhen  sind  Oilboa 
(523  m)  und  Dalii  (oder  kleiner  Uermon,  553  in)  nnd  im  äusserstett 
Nordosten  die  isolirte  Kuppe  des  Tabor  (615  m),  die  bedeutendsten 
Höhen  im  gesammteu  Umkreis  der  Ebene.  Diese  Berginseln  bedin- 
gen es,  dass  die  Ebene  gegen  0  Buchten  aussendet,  welche  sich 
dann  mit  kaum  wahrnehmbarer  Wasserscheide  gegen  den  Jordan 
senken.  Jesreel  wird  durchströmt  von  den  zahlreichen  Qucllarmeo 
des  Eison,  welcher  gegen  Haifa  duroh  die  Scblnchi  von  TeU-el-Kani 
fliesst  Während  am  letztgenannten  Punkte  die  Ebene  kaom  50  m 
Meereshöhe  haben  mag,  erhebt  sie  sieb  an  ihrem  südöstlichen  Bends 
bis  200  m.  Aeosserst  sanfte^  dem  Auge  kaum  wahrnehmbare  Bodsn* 
schwellnngen  durchsieben  die  Ebene,  welche  jetst  mne  sneamaen- 
hingende  Oetreideflur  ist,  wfthrend  sie  noch  vor  einem  Menedian* 
alter  sum  grossen  Theil  Weidelsnd  nnd  im  Beaitc  der  transjordsni* 
sehen  Beduinen  war.  Die  Oberfläche  von  Jesreel  kann  auf  mindestens 
10  Q.-Ml.  geschätzt  werden.  Alle  Berge,  welche  den  Horizont  be- 
grenzen, haben  sanfte  Formen;  nur  der  „Borg  des  Herabstürzens'' 
bei  Xazareth  bildet  eine  Ausnahme,  da  er  in  einer  fast  lothrechtea 
Felswand  abbricht.  Die  Ebene  ist  von  grösster  Fruchtbarkeit,  ob- 
gleich auch  hier  zahlreiche  Steine  in  der  Flur  liegen;  es  sind  vor- 
sngsweise  Kalksteine,  denen  gegen  NO  auch  Basalle,  doch  nur  i& 
geringer  Zahl,  sich  zugesellen.  Von  I^ennin  wurde  in.  2  Stunden 
Zerin  (das  alt^  Jisreel)  erreicht,  am  nordwestlidien  Fuss  dee  Gilboe. 
Das  628  m  hohe  Gebirge  erbebt  sich  in  mehreren  Gipföln,  es  ist 
waldlos  und  kahl.  Fluren  sieben  etwa  bis  anr  halben  Höbe  hinao^ 
dann  treten  die  F^file  der  Kreidekalksohichten  anYerh&ltt  sa  Tsga 
Von  Zerin  öfibet  steh  ein  weiter  Blick  gegen  80,  wo  ein  breites, 
sanftes  Thal  gegen  die  Jordanebeue  hinanterzieht.    Wo  daa  Xhel 


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dio  Tiefebene  erreicht,  liegt  Beisan  (Scytopolis).    üeber  die  weite 
Senkung  hin  führt  der  Wog  grade  auf  den  Djehel  Dahi  hin,  dessen 
Fuss  beim  Dorf  Sulem  (2  Kön.  4,  8)  erreicht  wird.    Die  Wohnhöhlea 
des  Dorfs,  zum  Theil  aus  Btsalt  hergestellt,  verbergen  sich  wie 
alle  Dörfer  in  Jesreel  hinter  nngeheuren  Opantienhecken.   Hier  tiad 
fiuftltblöoke  in  grösserer  Menge  verbreitot.   Wenig  ansteigend  nm- 
gehl  mui  dm  Dj.  Dahi,  an  daeioi  Fuss  tioh  Batali  in  diehten  nnd 
anhUekigen  TarittAten,  iowie  baealiiaehea  Conglomerat  anitehend 
finden.  Diese  yulkaniiGlien  Maasen  sind  indess  anf  den  Fuss  des 
Berges  boechrinkt,  wihrend  das  Oelnrge  selbst  aas  dentUeh  ge- 
sehiehtetem  Kreidekalk  besteht.   Es  SflFhet  sich  die  Aussiebt  anf  die 
nordöstliche  Ausbuchtung  der  Ebene  und  der  Berg  Tabor,  bisher 
durch  den  Dj.  Dahi  verdeckt,  wird  sichtbar.    Wenn  diese  Landschaft 
im  Frühlingsschmuck  erglänzt,  so  versteht  man  die  Worte  Ethan's, 
des  Esrahiten,  Psalm  69,  13.    Der  Tabor,  aus  Schichten  von  Kreide- 
kalkstein bestehend,  erhebt  sich  rings  isolirt,  die  Ebene  Jesreel  an 
seinem  Fuss  etwa  460  m,  das  gegen  den  See  von  Tiberias,  in  NO- 
Richtong  angrensende  plateanähnliche  Land  um  etwa  S20  m  nber^ 
ragend.  Der  Berg,  von  ausserordentlich  regelmässiger  Gestalt»  ähnelt 
einem  Kngelsegment;  nur  gegen  N  lehnt  sieh  eine  niedere  "Wölbung 
an  ihn,  ohne  indess  dem  Eindruck  der  Berginsel  Eintrag  sn  thnn. 
Der  Anstieg  Tom  Dorf  Daburiye  ist  zuniohst  steil  nnd  beinahe  pftid- 
los,  später  wird  —  entsprechend  der  sphärtsohen  Wölbung  —  die 
Neigung  sanfter.    Der  Gipfel  stellt  ein  elliptisches  Plateau  dar,  etwa 
800  m  von  0— W,  200  m  von  N— S  messend.    Ueberreste  einer  Um- 
fassunL-^siTiauer,  aus  grossen  Quadern  gefügt,  ziehen  sich  um  die 
Gipfelliäche.    Die  Aussicht  vom  Tabor  ist  ohne  Zweifel  eine  der 
lehrreichsten  und  weitesten  in  Palästina.   Gegen  KNO  ragt  maje- 
stätisch der  schneebedeckte  Hermon  empor.  An  dieee  dominirende 
Berggeetalt  lehnt  sich  gegen  NO  ein  ausgedehntes  Plateau,  Uber 
welcbee  in  langer  Linie  eine  Reihe  niederer  Kegel  nnd  Kuppen  auf- 
ragt, die  Ausbruohspunkte  der  Basaltp  und  La?adeeken  des  Djaulan. 
Weiter  gegen  0  erscheint  am  fernen  Horiaont  in  blauen,  fast  ver^ 
sdiwindenden  Umrissen  das  Plateaugebirge  Hauran  (Basen).  Mehrere 
scharf  gezeichnete  vulkanische  Kegel  unterbrechen  die  horizontalen 
ProfiUiuien.    An  die  Landschaft  Hauran  Pchliessen  sich  gegen  SO 
die  Plateaugebirge  der  Belka,  Petraea's  (Ammonitis  und  Moabitis). 
Der  südliche   Horizont  gewährt  einen   trpfflichon   Ueberblick  der 
Berge  von  Samaria.    üeber  der  gemeinsamen  Wölbung  ragen  die  . 
einzelnen  Gipfel  nur  wenig  hervor.   Gegen  W  schliesst  der  ca.  6  ML 
lange  Karmelrüoken  den  Gesichtskreis.   In  nordwestlicher  Richtung 
wird  die  Fernsieht  durch  die  schöne  Berggruppe  Ton  Nasareth  be- 
eeluriiikt.  Während  des  Städtchen  selbst  in  seuer  Thalmnlde  ver^ 
borgen  bleibt»  ziehen  swei  Gipfel  Tor  andern  den  Blick  auf  sich, 
der  Djebel  es  Sich  546  m  unmittelbar  nordwestlich  nnd  der  Berg 


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des  Herabatürzens  südlich  von  Nazareth.  Gep^en  N  ist,  an  hohe 
Berge  gelehnt,  Safed  sichtbar,  dessen  Namen  mit  einem  der  furcht- 
bftrtten  Erdbeben  (1.  Jao.  1887)  VArknüpft  ist.  Haben  wir  am  Uo- 
risont  Umschau  gahalien,  to  Terweilt  nattr  Blick  mit  besonderem 
Interesse  taf  ainigSD  sn  antern  Füssen  aiiig«breiteteii  Landschaften. 
Wer  todite  nioht  mit  Sehnsucht  den  See  Genesareth  (KioeielkX 
das  Galilftenneerl  Üeber  die  beseUisohe  Ho^bene  Ard-el-HanmA 
hinweg  lenebtet  der  bkne  Sple||;el  (816  m  unter  dem  Tebor  liegend) 
herenfi  Nnr  der  nördliobe  Theil  dar  Seefllobe  und  daa  nun  men* 
sebenleere  Oeetade  Ton  Kapemaam,  Ghorasim,  Betbsaida,  Magdala 
sind  sichtbar.  Die  genannte  Hochebene  wird  überragt  durch  einen 
seltsam  gestalteten  Felshüp^ol,  den  Berg  der  Seligkeiten  (Karn  Hattin, 
362  m).  —  Gegen  S  ragt  der  schöne  Berg  Dahi  empor,  an  dcsjsen 
Gehäncre  liegen  die  jetzt  armseligen  Dörflein  NaJn  und  Endor.  Die 
ganze  herrliche  Ebene  Jesreel  liegt  vor  uns  ausgebreitet,  sowie  die 
beiden  breiten  Senkungen,  durch  welche  sie  sich  mit  dem  Jordan» 
thal  Terbindety  Wadi  Djalud  und  W.  Bire.  Die  grosse  Fruchtobene 
erschien  nicht  einfonnig,  sondern  in  wechselnden  Farben,  da  sie 
theila  mit  grftnen  Saaten»  thetts  mit  schon  gelber  Fmoht  bededrt, 
tbeila  andi  frieob  nmgebroofaen  war.  —  Als  bemerimnswerthea  Qe- 
prige  der  weiten  Tabor^Anasieht  ist  herrortahdieo  die  aUgemeine 
Sanftheit  der  fiergformea,  die  weiten  horiaontalen  Dimensionen)  im 
YergIei<Ae  in  denen  die  Höhendiiferensen  nnr  wenig  henrortr^len. 
Der  Tabor  besteht  aus  massigen  Ka1kt)&nken,  welche  durch  die  Ver- 
witterung oft  wie  zerschnitten  erscheinen.  Auf  der  breiten  Gipfel- 
ebene des  Tabor  lagerte  zur  Zeit  der  Richter  der  Feldherr  Barak 
mit  10  Tausend  Kriegern;  von  dort  herabsteigend  kämpfte  er  sieg* 
reich  gegen  Sissera  (Richter  4,  6). 

Nachdem  man  vom  Berg  der  Verklarung  etwa  300  m  gegen 
N  durch  lichten  Wald  hinabgestiegen,  erreicht  man  die  sanfte  £r> 
hebung,  welche  sich  von  N  an  die  Bergkappel  anlehnt.  Einem  an» 
mnthigen  Thal  abwärts  folgend,  gelangt  man  bei  Khan  Tudjar,  den 
Rainen  sweier  KasteUe,  auf  die  banmlose»  mit  Fluren  bedeokte  Hoob> 
ebenoi  welche,  mit  sehr  geringer  Neigung  gegen  NO  emporstetgendy 
die  Tran^jordanberge  nnd  sogar  den  Hormon  Yerbirgt.  Vor  Kefr 
Saht  ändert  sieh  daa  Gestein.  Zahlreiehe  Basaltblöoke  ▼ermthen, 
dase  wir  hier  die  Basaltdeoke  betreten  haben,  welche  eieh  gegen 
Tiberias  ausdehnt  und  jenseits  des  Sees  eine  ungeheure  Ausdehnung 
gewinnt.  Die  Häuser  der  Algerier-Colonie  Kefr  Sabt  sind  schwärze 
Basaltwürfel  mit  einer  einzigen  kleinen  Thür-,  resp.  Fensteröffnung. 
Der  Blick  vom  Tabor  auf  die  Hochebene  halte  glauben  machen, 
dass  dieselbe  sich  ohne  wesentliche  Senkung  bis  zum  hol)en  Steil- 
rand des  Kinereth  ausdehne.  Nicht  ohne  Uoberraschung  nahmen 
wir  östlich  von  Sabt  wahr,  dass  noch  ein  sehr  breites  Thal  vor  nni 
hg.  So  entaiehen  aich  aelbet  groeso  Terrainfalten  der  weiten  bäum* 


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lom  FUchen  in  diesem  liobtorfüllieii  Lande  der  Wahrnehmung. 
Jenes  Thal  (Wadi  Besom)  nimmt  seinen  Ursprung  am  Berg  der 
Seligkeiten  ak  eine  ftnaseni  imohe  Mnlde;  es  iat  SVi  Ml.  laagi  */4 
Ina  1  Ml.  brait  und  nAndat  aokliiehtiliiiUah  in  dia  JordanaimMp 
Bot  Beaaom  (Bat  Difaiiii)  atiagaa  wir  übar  niebtiga  BiMaltfetean, 
ontar  denan  waitaa  ünnerdlge  Kraidamergal  lagam»  aar  Thaladila 
herab.  €ebar  dia  gogan  W  Mftgawölbtai  gegan  0  ateOabfUlanda 
Hoebabao«  Ard*al-Hamma  nihert  man  tiob  dann  dam  8ea.  Daa 
Piatean  bricht  plötzlich  ab,  die  herrlich  blane  Wasserfl&che»  etwa 
350  m  tiefer,  200  m  unter  dem  Meeresspiegel  gelegen,  wird  in  ihrer 
ganzen  Ausdehnung  (3  Ml.  lang,  IVa  breit)  sichtbar,  ein  überwälti- 
gender Anblick.    Gei?en  S   verschmälert  sich  das  Einsturzbecken 
und  geht  allmälig  in  das  Thal  des  Jordan  über,  während  der  Flosa 
von  N  ana  einer  tiefen  Schlucht  hervoratrömt.    Die  Umgebungen 
daa  Kiaoratb  tragen  durchaus  einen  plateauähnlichen  Charakter; 
riogaom  hcrrtchen  horizontale  Profillinien.   Der  Abstorx  sam  See 
iai  an  SO-Oaatada  in  dar  Gagend  daa  alten  Oamala  atail  ond  an- 
Tarmitialty  w&hrend  im  NO  dorob  telfraaaan&bnlioban  Anfban-  daa 
Ocli&ttga  aiaa  raicbare  Gliederung  arb&lt.  Am  Weatgaatade  traten  Ton 
Tlbariaa  bia  Magdala  dia  Höben  nahe  an  dla  blane  Wasaarflioba  bal^ 
an,  dann  waiaben  ale  atwaa  inrttok,  die  balbmondf5rmige  Ebdha 
Gonnezareth  freilassend,    üeber  der  Jordan  spalte  erhebt  sich  der 
schneebedeckte  Hermon  {2860  m)  scheinbar  nahe,   obgleich  in  der 
Luftlinie  10  d.  Ml.  fern.    Von  unserm  Standpunkte,  in  der  Richtung 
seines  Streichens,  stellt  er  sich  als  eine  etwas  gerundete,  nach  0 
steiler  als  gegen  W  abfallende,  Pyramide  dar.    Eine  lange  Reihe 
vulkanischer  Kuppen  schliesst  sich  als  südliche  Fortsetzung  an  ihn 
an.   —  Der  Absturz  des  Ard-el -Hammah  besteht  aus  Dolerit  und 
Doleritlavai  Tiel&ob  wechseln  diobta  und  poröia  Varietäten  mit 
ainandar. 

Def  Dolarifc  von  Tiberiaa  iai  ein  Inn-  bii  Uainkömigaa  Ge- 
vaDga  von  Pbigioklaa,  Olivin  nnd  (m^  nntargaofdnai)  von  Angit 
nnd  Magnelaiaan.  hk  den  HoUrinmen  der  poröaan,  lavaftbniioben 
Varietftten  ist  der  OlrHn  in  deoilicban  KryetUloban  (OblongoktaSdem, 

gebildet  durch  das  vertikale  Prisma  cx>P  von  180'' 2'  und  dem  Bra- 
ohyduma  2  1^  oo  von  80'^  53'  in  der  Axe  c)  aufgewachsen.  Dies  Vor- 
kommen von  Olivinkrystallen  in  Hohlräumen,  ähnlich  den  krystalli- 
nischen  Bildungen  der  Eisenfrischschlacken,  ist  wohl  recht  unge- 
wöhnlich in  vulkanischen  Gesteinen.  U.  d.  M.  ist  eine  unauflösliche 
Gmndmaate  nicht  vorhanden,  das  Gestein  löst  sich  schon  bei  ge- 
ringer Tergrösserung  in  ein  kömiges  Aggregat  auf,  in  welchem  dia 
aobiki  gaatreiftan  Plagioklaaa,  weleba  bia  1  mm  Länge  erreichen, 
aefar  ftberwiegan.  Dia  Olivina,  gleicbfalb  aabr  raioblicb  vorbanden, 
befinden  aieb  in  dan  vorUagenden  Proben  bereite  in  Zaraetaong.  Sie 
aind  von  einer  rothen,  die  Bfldnng  von  Biaanoxydbjdrat  yarratban- 


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den  Hülle  arogeben,  deren  Eindringen  in  das  Innere  der  Krystalle 
an  die  Umänderung  des  Olivins  der  alteren  Gesteine  in  Serpentin 
erinnert.  Augit  ist  im  Vergleich  zum  OUvin  nur  in  untergeordneter 
Menge  vorhanden.  Magneteisen  bildet  nicht  selten  stabformig  an 
einander  g^ereihte  Aggregate.  Die  Poren  dos  Dolerit  sind  bald  leert 
bftld  mit  leolitbieoben  Mineralien  erfillt.  Die  Abeondermgrfomen 
•ind  sehr  mumgh^*  bald  pktteii-,  bald  a&alonfönnig. 

Der  Abstieg  won  der  Hochebeae  mm  See  erfolgt  dnreli  eine 
■teile  offene  Tbalmnlde.  Xiberiaa  gewibrt  einen  einsigartigea  An- 
bliek.  Sebwarae  Baealtmaneni  ond  •Tbttrme  mnaeblieesen  die  Stadl; 
eie  aind  ebenso  wie  die  gewaltige  eobwarse  Burg,  welebe  am  Hofd* 
ende  der  Stadt  sich  erhebt,  zerbrochen  und  zertrümmert  durch  das 
schreckliche  Erdbeben  vom  1.  Jan.  1837.  —  Zahlreiche  Palmen  wiegen 
ihre  Blätterkronen  über  den  weissen  Dachkuppeln  und  den  schwar- 
zen Mauern.  Doch  wird  alles  überstrahlt  von  der  ungeheuren  Masse 
blauen  Lichtes,  welches  von  der  ca.  3  Q.-Ml.  grossen  Wasserfläche 
refiektirt  ¥rird.  An  mehreren  Punkten  des  Abstiegs,  sowie  am 
Wege  .TOn  Tiberias  nach  Magdala  treten  unter  dem  Basalt,  der 
dnrobweg  eine  deokenförmige  Lagerung  besitzt,  wie  bei  Bessum, 
weiase  Mergel  ber?or.  Der  Sebein  der  ainkenden  Sonne  ermögliekle 
die  genauere  Wahrnehmung  dee  öetlioben  Geatadee«  Der  Steilabatora 
wifd  dort  durah  forapringende  Gebirgaprofile  gegliederty  swiaobia 
denen  Tenweigte  SoUneliten  emportteigen.  Die  horiaontalen  Uehtoi 
Sohiohtprofile  werden  durdi  dunkle  Maeaen  von  Basalt  unlerbroeheo, 
welche  an  mehreren  Punkten  bis  zum  Seespiegel  herabzusinken  sobeinea 
und  zugleich  eine  weitverbreitete  Decke  auf  den  sedimentären  Schich- 
ten bilden.  Der  Weg:  nach  Magdala  (dessen  Statte  jetzt  von  wenigen 
ganz  elenden  Erdhütten  eingenommen  wird)  führt  zunächst  an 
schwarzen  basaltischen  Uferfelsen  vorbei.  Die  Poren  und  Klüfte  des 
Gesteine  sind  mit  Kalkspath  ausgefüllt.  Etwas  weiter  (8  km  N  von 
Tiberias)  hebt  die  Basaltdeoke  sich  empor,  so  dass  die  Uferböhen 
aua  Kalkatein  bestehen,  über  welchem  man  die  Basaltdeoke  ruhen 
sieht.  Kaum  90  m  vom  Ufer  entfernt»  entquillt  ein  starker  Bsck 
lanen^  sehr  wenig  saltigen  Wassers,  weleber  trots  seines  gaas  knnen 
Laufs  einige  Heotaren  Land  au  einem  klmnen  Paradies  usoigewaaM 
hat.  1  km  weiter  treten  die  Uferhöhen  etwas  suritok;  swischen  ihnsn 
und  dem  See  dehnt-  die  Ebene  Genesareth  (5  km  lang,  2  km  breit) 
sich  aus.  Am  südlichen  Ende  dieser  überaus  fruchtbaren,  jeist  an* 
bebauten  Ebene  lag  Magdala,  am  nördlichen  Kapernaum.  Von  Ge- 
nezareth  ist  die  ßergstadt  Safed  deutlich  zu  erblicken.  Wahrschein- 
lich ist  dies  die  Stadt,  ^welche  auf  einem  Berge  liegt"  (Matth.  5,  H). 
Angesichts  der  an  steiler  Höhe  über  einander  gebauten  Häuser  ver- 
gegenwärtigt man  sich  die  Wirkung  der  furchtbaren  Katastrophe, 
welche  die  Mauern  des  Kastells  auf  die  tiefer  liegenden  Häuserreihen 
sohleuderte  und  in  jener  Stadt  4800  Mensdien  tödtete  (1.  Jan.  1S87) 


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(s.  Keam&DD,  Die  heilige  Stadt  und  deren  Bewohner,  S.  18).  Die  be* 
reit«  im  AlterUuiiii  berühmten  Sehwefeltherraen  von  Tiberias  liegen 
2  km  gegen  S  am  Seenfer.  Ihre  Temperatur  betr&gt  nach  Boateggilr 
(Beiaan,  Bd.  III,  &  184)  46^  B.;  der  Geaohmaok  iat  stark  aalaig. 

AnaielgeDd  tob  Tiberiaa  aaf  dem  Wege  naeh  Naaareth  wnrde 
amiidiat  nur  Dolerit  beobaobtei  Nach  einatftndigem  Steigen  war 
daa  Ilaohwellige  Plateau  erreicht.  Zur  Becfaten  aiebt  eine  inaserai 
sanfte  Tbalsenkung  zum  See  hinab,  sie  mündet  mit  einer  aehhi^t- 
ahnlicbeu  EinschnüruDjr  im  S  der  Ebene  Genezareth.  Wir  näherten 
uns  dem  Sudfuss  des  Bergs  der  Seiig^keiten  bis  auf  2  km.  Aus  der 
Gestalt  und  dem  Ansehen  dieses  Berges  konnte  mit  grösster  Wahr- 
scheinlichkeit geschlossen  werden,  dass  er  ein  Ausbruchspunkt  der 
basaltischen  Laven  gewesen.  Die  Wasserscheide  zwischen  dem  See 
von  Tiberias  und  dem  Mittelmeer  unfern  Lubie  stellt  sich  als  eine 
kanm  wahrnehmbare  Bodenwelle  dar.  Einem  breiten  flurenbedeck- 
liB  Thale  folgend^  erreieht  man  Kefr  Kenne,  wo  die  Thalfliche,  eine 
Auaboehtong  der  nördlich  angrenaenden  Ebene  Bnttanf  (Sebnlon), 
▼«rlaasen  wird.  Man  wendet  sich  gegen  8  über  el  Meahed  nnd 
Bioe,  überateigt  eine  sanftgewölbte,  ana  weissem  Kreidemergol  ge- 
bildete Höhe  nnd  befindet  sich  in  der  Ton  schön  geformten  Hügeln 
ring.iuiiigebenen  Thalmulde  von  Nazareth.  Dieselbe  zieht  zunächst 
von  NO  nach  SW,  wendet  sich  dann  gegen  S  und  SO,  um  als  eine 
verengte  Schlucht  in  die  grosse  Ebene  Jesreel  zu  münden.  Der 
Thalboden  ist  nur  schmal  und  sanftwellig.  Dei-  wohlgebaute  Flecken 
liegt  amphitheatra lisch  am  westlichen  Gehänge,  überragt  vom  Djebel 
ea*Sich  (545  üb.  M.,  etwa  120  m  über  Nazareth).  Die  weissen, 
wohlgebauteDy  mit  vielen  offenen  Bogen  und  Schattend&chem  ver- 
aakenen  H&nser  steigen  hcch  an  den  Hügeln  hinaof.  Oel*  and 
Peigenbinme  schmücken  in  nicht  geringer  Zahl  die  theils  ans 
weissen  lockeren  Mergebi  theils  ana  Kalkstein  bestehenden  Qehünge. 
In  einer  halben  Stande  steigen  wir  gegen  NW  anm  flachgewölbten 
Bj.  Sieh  empor;  sa  nnsem  Füssen  liegt  das  schöne  stattliche  Doff 
in  seiner  Thalmulde,  während  der  weite  Horizont  ringsum  einen 
ungewöhnlichen  Reichthuin  landschaftlicher  Gestaltung  besitzt.  So 
engbegrenzt  der  Gesichtskreis  von  Nazareth,  so  umfassend,  gross- 
artig, die  Gedanken  in  zeitliche  und  räumliche  Fernen  leitend  ist 
die  Kundschau  von  jener  Höhe.  Man  erblickt  über  die  Hügel  hin- 
weg die  Ebene  Jesreel,  das  Gefilde  der  Schlachten  (Bichter  5,  19). 
Mit  fast  horizontaler  Profillinie  sieht  der  6  Ml.  lange  Rücken  dea 
Karmel  bin,  anfern  Megiddo  überragt  durch  einige  Schürfer  aosge- 
ivügte  Höhen.  Der  Blick  reicht  gegen  W  bis  aar  schönen  Bucht 
Ton  Haifa  und  Akka,  gegen  0  weit  über  die  Tiefe  dee  Jordanthala 
hinMS  an  den  Hochebenen  von  Djanlan  und  Adjhm.  Der  Gipfel 
dea  Tabor  1 V4  Mi.  gegen  O  entfSBnit,  schaut  über  die  nühern  Hügel 
hinweg.   Gegen  N  breitet  sich  die  Ebene  Buttaaf  (Sebulon)  aas 


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weiter  hinaus  das  wenige  durchwanderte  Gebirgsland  von  Nordgali- 
läa.  üeber  don  ragenden  Höhen  von  Safed  und  des  Dj.  Djermak, 
welche  bis  1000  und  1200  m  erreichen,  erhebt  der  Hermon  sein  be- 
schneites Haupt.  Vom  Djebel  es-Sioh,  auf  dessen  Höhe  der  „Na«- 
rener",  ein  Freund  der  Berge  (Math.  6,  1.  8,  1.  15,  29.  17, 1.  Marc. 
9,  2.  Luc.  4,  5.  6,  12.  9,  28.  Joh.  6.  S,  15),  wohl  oftmals  das  galiÜische 
Land,  das  Meer  der  Phönicier,  den  Berg  des  Propheten  Elias  (Earmel). 
den  Djebel  Dahin  mit  dem  Dorfe  der  Sunamitin  (2  Kön.  4.  ^ 
erbüokie,  eteigen  wir  aar  w&ug  gegen  8  hermb,  und  erreielieB  dii 
kleine  PaishAhe,  über  welche  der  Weg  Nesaretb^Hei£a  ftbrt  Zu 
Linken  d&et  tick  su  nneem  Ffisaen  ein  Thiloken,  Omegb^  goL, 
welohes  wohlbew4eteri  isti  wie  die  kerrlicben  Banrnpflenrangee  vod 
die  Palmengruppen  beweiaeo.  Die  OertUokkeit  gleiokt  einem  kleinen 
Paradies.  Die  Höhen  bestehen  aus  weissen,  feinerdigen  Kreide- 
mergcln.  Der  Weg  führt  dann,  allm&lig  sich  senkend,  über  flache 
Wölbungen  und  Tbalseukungen.  Sanft  und  unbestimmt  verläuft 
gegen  WSW  das  Hügelland  von  Xazareth  in  die  hier  gleichfalls  in 
flachen  Bodenschwellungen  sich  erhebende  Ebene  Jesreel.  Etwas 
westlich  vom  Dorf  Jeda  wird  die  Ebene  erreicht.  Diese  grösste  und 
fruchtbarste  Fläche  Qaliläa's  ist  nur  in  wenigen  armseligen  Dörfern 
bewohnt,  eine  Folge  der  bis  zum  ersten  Drittel  dieaea  Jahrhunderts 
dauernden  allgemeinen  Unsicherheit  des  Landet,  weldie  die  fie- 
wobner  ?enmlaeite,  anf  den  Höhen  einen  Scbnts  so  eoeben.  —  Der 
langgeatreekte  Karmel-R&eken  erhebt  eieb  nun,  liemliob  iteÜ  aai 
der  Ebene  emporeteigendy  nabe  vor  nne.  Man  erkennt  nof  dn 
dentliobete  die  faet  horisonial  Terlanfenden  ProfiBtnien  der  Hehiobten, 
welche  entepreebend  der  Gebirgariebtung  gegen  NNW  atreiobas 
und  sanft  g^^gen  W  fallen.  Lartet  beEeichnet  den  Gebirgszug,  deo 
er  iüdess  selbst  nicht  besucht  habe,  auf  Grund  einer  Angabe  Bw'llar- 
di's  als  Nummulitenkalk  (Lartet  1.  c.  S.  204).  Es  sind  wahrscheinlich 
die  oberen  Kreideschichten,  wie  sie  am  Garizira  anstehen.  —  Bevor 
wir  in  die  Küstenobene  von  Haifa  gelangen,  haben  wir  ein  niederes 
Hügelland  zu  überschreiten^  welohea  die  Ebene  Jesreel  gegen  NW 
begrenzend,  vom  Flusse  Kison  in  einer  engen  Schlacht  durchbrochtt 
wird.  .  Jene  Hügel  sind  mit  dickatammigen,  knorrigen  Gichen  (Qaer- 
eoß  Aegilopa  and  Q.  eacolue)  beatanden,  welebe  mweilen  m  Wald* 
Partien  snsammentreten.  Bald  Öffnet  iioh  der  BUek  anf  die  SMod^ 
ebene^  den  Golf  und  den  Palmenwald  von  Haifa.  Kacbdem  der 
Kiaon  in  eber  Furth  pasairt,  nftbert  eieb  der  Weg  dem  afeeOea, 
böblenreiebnn  Gehänge  dea  Karmel,  an  deeaen  Foae  die  Dörir 
Djadjur  und  Beled  ea  Sehech  liegen.  Ueppige  Baumpflanzungeo 
bezeichnen  die  nähere  Uiugebunj;  der  Stadt.  Etwa  üOO  m  ge^n 
NW  liegt  die  Colonie  der  würtembergischeu  Templer,  deren  (etwa 
60)  stattliche  Häuser,  von  blumenreichen  Gärten  umgeben,  einen 
^oaserst  wohlthuenden  Eindruck  machen.   £ine  der  beiden  ÖtraaseD 


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dieser  blühenden  Colonie  führt  gegen  W  auf  den  Karmel  zu,  dessen 
Gebange  mit  den  von  den  Tcmpiern  hier  im  heissen  Kü^tenlande 
erfolgroiob  gapflaoiien  Reben  bedeckt  eind.    Das  finde  dee  Kamiel- 
gebirges,  welches  weit  ins  Meer  yorrag^end,  den  fiiitgeieichBettieii 
Ptmkt  der  pftlittinenebeheD  Eoete  .bildet,  emioht  nur  etwa  ein« 
Bßhß  voo  200  m.  A«f  neu  angelegtem  Wege,  vorbei  «n  den  Brfiolm 
eiaai  aohfinen  weiteen  Kalksieint,  der  dae  Material  f&r  den  Baa 
der  GoUmie  geliefert,  steigen  wir  sam  boehberfihmtoi  Kloster  (149  n 
üb.  M.)  empor,  welobes  die  insemte  Spitze  des  steil  (unter  etwa 
36')  «um  Meer  abstürzenden  Bergrückens  krönt.    Sanft  hebt  sich, 
der  Schichtenlage  entsprechend,  die  Scheitelfläche  des  Berges  gegen 
SO  empor.    Die  Oberfläche  des  Gebirges  ist  in  Folge  der  un{2:leichen 
Verwitterung   des   Kalksteins   ausserordentlich    uneben.  üeberall 
ragen  Schollen  des  Gesteins  herror,  zwischen  denen  eine  wunderbar 
reiche  Vegetation  sartblättriger  Stauden  gedeiht.  Weiterbin  bedeckt 
das  Gebirge  sich  mit  niedern  Eiohenbeet&nden.    Das  Gebirge  senkt 
iioh  gigeii  W.  in  gleiohmissigem  sanftem  Abfall  snm  Kflstansaume, 
welcher,  weithin  snm  Erokodilfluss  sioh  eretreokend,  einen  bemerk- 
baren Yortpmng  bei  Athlit  bildet  Gegen  N  folgt  man  der  K&ste 
Ungs  der  eohöngesehwungenen  Bucht  von  Akka  bis  mm  Vorgebirge 
Nakanu   Darftber  hinaas  gegen  NNO  bliekt  Über  die  Berge  von 
Djezzin  hinweg  der  schneebedeckte  Djebel  Sannin  (2G08  m)  im  hohen 
Libanon.    Der  Hermon,  welcher  uns  bisher  (vom  Tabor,  von  Tibe- 
rias  etc.)  als  eine  Pyramide  erschien,  hat  seine  Form  nun  wesentlich 
geändert,  indem  er  sich  als  ein  breiterer  Gebirgsrücken  darstellt, 
Toa  dessen  P^irst  Schneebändor  herabziehen. 

Wie  PallMtina  nnd  Syrien  das  Land  der  Grotten  und  Höhlen, 
io  verdankt  vor  allem  der  „Gottesberg*  Karmel  neben  seiner  nn* 
vergleichliohen  Lage  auch  den  Höhlen  nnd  dem  durch  sie  ermög* 
liebten  Höhlenleben  und  -Cultus  seine  Bedeutung  f&r  die  Geschichte 
der  Meneohheit  (1  Kön.  18, 4b  Arnos  9, 8).  Unter  den  tanaenden  von 
Grotten  etehen  in  besonderer  Verehrung  diejenigen  dee  Blias  und 
das  EUaa,  sowie  die  „Prophetenschule*.  Von  dieser,  einer  durch 
Menschenhand  erweiterten  Höhle,  steigen  wir  angesichts  des  uner- 
inessliciien,  hochaufsteigenden  Meeres  zu  der  der  Karmelspitze  gegen 
NO  vorgelagerten  dreiseitigen  Ebene  (etwa  l'/a  qkm  gross)  hinab, 
auf  welcher  das  alte  Sykamiuum  lag,  wo  sich  jetzt  die  wohl  be- 
bauten Fluren  der  Templergemeinde  ausbreiten. 

Der  Weg  von  Haifa  nach  Akka  (12  km)  führt  über  den  sandigen 
Strand,  wo  derselbe  in  unmittelbarer  N&be  dea  Meerea  durch  das 
•teU  eich  enieuamde  Wellenspiel  einen  gewiaaen  Zusammenhalt  ga* 
wonaen  hat.  Bia  tut  sur  Kiaon-Milndaog  liehen  aioh  in  nnaerer 
Beehten  die  Oraagengirten  mid  die  Palmenpflaasungon  hin,  dann 
folgen  langgestreckte  Sanddftnen,  hinter  denen  aanfte  HiMien  ohne 
charakteritticahe  Fonnen  aieh  erheben.    Auf  dieaem  höchat  ein- 


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förmigen  Yiege  wendet  Bich  die  Aufmerksamkeit  den  Mollusken- 
schalen  zu,  welche  die  Woge  auf  den  Strand  wirft.    Es  fanden  sich 
cUmnter  nur  sehr  vereinzelte  Exemplare  der  Purpur  sehn  ecke.  «So- 
wohl in  Jaffa  als  hier  (in  Akka)  und  in  Sur  trifft  man  die  wahre 
PurpiiraBhiioeke  der  Alten,  and  dies  ist  IfnnK  traneulas  L.  Idi 
habe  Yereoelie  mit  dem  Saft  dei  Tlüerea  angeetelli,  weklie  div 
mileagbar  beweiaen*  (Seetaen,  Beiaen  II,  82).  8  km  TOP  Akka 
■ohreitet  man  den  dnroh  Sümpfe  snm  Meere  seUeMbeaden  Namas» 
flaai.  Eiwaa  tieiter  erhellt  sieb  unmittelbar  öttlieb  der  Stadt  €iie 
aehr  flache  Erhöhung  bit  an  ooa  16  m.  Akka  beaitit  in  senMi 
gprossen  Chan  und  in  der  Moschee  (Denkmälern  des  schrecklichen 
Djezzar  Pascha)  eine  Fülle  adk'r  Oruamentsteine,  welche  zum  grossen 
Theil    von   Caesarea   hierhin    gebracht   wurden.     Die  Hallen  des 
Chans  bilden  ein  grosses  Quadrat  von  etwa  30  Säulen   aus  egyp- 
tiechcm  Granit.    Unter  den  Prunkgesteinen  der  Moschee  sind  Säulen 
TOn  Granit  und  edlem  Marmor,  namentlich  von  Verde  antico  zu 
erwähnen.   Die  Gebetsnische  (Mihrab)  ist  darcb  5  Platten  des  beiT' 
liehen  Porfido  roaao  geaehmückt. 

Delr  ebene  Strand,  welchem  wir  von  Haifa  folgten,  eritreskt 
aich  gegen  N  bis  anm  Kap  Naknra  (IS  km),  wo  die  Yoihfiben  des 
aSdlicdien  Libanon  bis  an'a  Meer  treten  und  den  Pfbd  an  eiaen 
Anatieg  von  etwa  60  m  swingen.  Nördlich  von  Akka  ist  die  Ebens 
•  im  Allgemeinen  wohlbebant.  Der  Untergrund  des  Bodens  besteht 
aus  einem  gelblichbraunen  kalkigen  Sandstein,  welcher  an  dem 
ganzen  phönicischen  Strande  eine  grosse  Verbreitung  besitzt.  Zwei 
ausgedehnte  Uaumgärtcn  (Orangen  und  Citronen),  von  Abdallah 
Pascha  anpfeleort,  jetzt  im  Besitz  eines  Beiruter  Kauimannes,  zeigfn, 
welche  FrnchtfüUe  diese  Küste  produciren  könnte.  lu  der  That, 
da  es  an  Wasser  nicht  fehlt,  so  könnte  die  Küstenebene  auf  Tiele 
Meilen  Erstrecknng  in  einen  zusammenhängenden  Garten  nm  Agn* 
mibänmen  umgewandelt  werden.  Die  mit  lichtem  niederem  Baon- 
wncha  geschmüdcten  Htgel  anr  Hechten  nfthem  sich  allmalig  dm 
Strand.  Die  Wegapnr,  kanm  noch  kenntlich,  f&hrt  bald  Aber  BUdar 
geröUe,  bald  Uber  den  Ettstenaand.  Die  altberftbmten  Orte  Semirlye 
(Simeon  Meron)  und  Zib  (Achsib,  Eodippa)  unterscheiden  aieh  in 
ihrer  armseligen  Bauart  nicht  Ton  den  Brd-  und  Steinwilrfrin  der 
umliegenden  Dörfer.  Es  möge  hier  einer  Nachricht  Strabo's  Br- 
wähnurig  geschehen  (s.  Sepp,  Jerusalem  u.  d.  heil.  Land.  II,  512), 
welche  sich  wahrscheinlich  auf  ein  an  dieser  Küste  beobachtete?, 
durch  ein  Erdbeben  erzeugtes  Meeresfluthen  bezieht:  „Als  die 
Ptolemäer  dem  Feldherrn  Sarpedon  an  diesem  Orte  eine  gänzliche 
Niederlage  beibrachten,  überwältigte  eine  fiuthälmliche  Meereswoge 
die  Fliehenden  und  riss  sie  zum  Theil  in  die  Tiefe,  tbeils  blieben 
sie  todt  an  den  Niederungen  liegen  und  die  apfttere  Ebbe  enthalito 
die  Leichen  derselben,  untermengt  mit  todten  Fisohen.  Des 


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Vorfrebirflre  Nakura  (die  Scala  Tyriorum)  besteht  ans  weissem  Kreide- 
mergel, weicher  auch  das  10  km  weiter  NO  lie^^ende  Has-el-abyad 
,dM  weiaie  Vorgebirge"  zusammensetzt.  Zuröfikgewandt  erblickeo 
wir  sum  letzten  Mal  den  EMinel,  und  vor  tint  mcheint,  die  W* 
Spitze  eines  flachen  Mndigen  KüBtenvorspronges  krönend,  Sur 
Clygm).  Der  Weg  eenkt  sieh  die  asala  Tjrrioram  hisab  nad  fOhrt 
in  gma([&r  H61ie  ftber  dem  Heere  bin,  en  weldbee  die  Bfigel  nebe 
heieelretea.  Des  brandende  Meer  ebnet  die  Kftetenielsen  ellmilif 
m  beakfonnigen  Qeetelten»  deren  Tefelfliebe  fiui  genau  im  Niveea 
dm  Meeree  liegt  Die  enffldlend  boriiontele  fieheiielfliebe  jener 
Riffe  könnten  zu  dem  Glauben  verleiten,  dast  dieselbe  der  Scbiohten- 
tlärhe  entspräche.  Dies  ist  indess  gewöhnlich  nicht  der  Fall.  Die 
Schichten  des  oft  tufiahnlichen  sandigen  Kalksteins  besitzen  eine 
wenn  auch  meist  nur  geringe  Neigung.  Die  ewig  rollenden  Wogen 
sind  es,  welche  in  langsamer  aber  sicherer  Arbeit  die  Felsraassen 
HD  Niveau  des  Meere»  abschneiden  und  ebnen.  Mehrere  Ruinen* 
gmppen  liegen  in  dieeer  Gegend,  vor  allem  Iskanderuna  (das  Senn- 
daliam  der  Ereuzfahreraeit).  Der  Weg  steigt  nun  wieder  empor, 
bia  ce.  60m  üb.  IL  mm  uweieeen  Gap^  und  iat  auf  eine  Streeke 
weil  in  den  Fels  gebaaen,  einen  weimen  Kreidemergel  mit  Fener- 
iliaiknoUen.  Senkreebt  etfirst  der  Kreidefelsen  aam  Meere  binab» 
^  Erinnening  an  Stnbenkammer  weckend.  Es  ist  wobl  die  gross- 
artigste  Soenerie  an  der  ganzen  syrisoben  Küste.  BM  senkt  der 
PAmI  sieb  wieder  zum  einsamen  Gestade  herab,  welches  von  hier  ans 
in  zahllosen  Bauresten  und  Felsengräbern  die  Nähe  einer  einstigen 
Welthauptstadt  verkündet.  Noch  etwa  1  Ml.  von  Sur  entfernt  er- 
blickt man  von  üppigen  Fluren  und  herrlichen  Baumpflanzungen 
umgeben  die  altphönicischen  Wasserreservoire  von  Kas-el-Ain,  welche 
noch  heute  funktioniren.  Theils  von  vier-,  theils  von  achtseitiii^er 
Form,  lind  sie  aus  grossen  Steinquadern  ao%emauert.  Mit  Er- 
staunen erblioki  man  swiscbsn  den  Hütten  mehrere  kolossale  s&olen- 
shaUcbe  Steinmassen  emporragen.  Es  sind  riesige  Stalaktiten,  welche 
sich  aas  dem  niedertr&ofelnden  Wasser  der  einet  hier  Torlrnndenen 
Wssssrleitnng  anf  banten.  Weiterbin  besteht  das  GesUde  aas  Sand, 
^sieben  man  vor  den  Thoren  von  Sur  nnr  mit  grosser  Mühe  dnroh* 
•drsitet.  Ansser  einigen  Palmenkronen  seigt  die  n&bere  ümgebnng 
in  Stadt  als  einxigen  Pflansensobmaofc  eine  kleine  Baumpflanzung, 
wslebe  cca  500  m  vom  SO-£nde  der  Stadt  entfernt,  in  einer  Ein- 
seiikung  der  Sandhügel,  üppig  gedeiht.  —  Wenige  Orte  der  Krde 
mögen  in  geschichtlicher  Zeit  solche  Veränderungen  erlitten  haben, 
wie  der  Boden  von  Tyrus.  Zwei  Inseln  lagen  hier  der  Küste  vor 
und  lockten  zur  Ansiedelung.  In  urältester  Zeit  dehnte  sich  Palaeo- 
tyrus  auf  dem  Festlande  aus;  dann  wurde  d^e  Inselstadt  erbaut,  die 
loieb  verbunden  und  durch  Aufschüttung  vergrössert  (Eurychoros). 
tai  sidonisehen  Hafen  im     lag  der  egyptisefae  im  8  oder  SW  gegen- 


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über.     Alexander  schüttete  mittelst  der  Trümmer  der  von  ihm 
serstörten  Paläotyrus  den  weliberühmteo  Damm  auf,  und  verband 
•o  die  Insel  mit  dem  Festland.   Von  jenem  Dmme,  den  das  gs- 
sammte  Alterihum  als  eines  der  staanenswerihesten  Werke  tob  I 
ÜMiwlieiihMid  betnelitote,  iii  niohU  mehr  eiohtber,  da  die  8alldfa^ 
vebvogen  fibsr  «nd  neben  ihm  eine  Nehrong  nofgehnnt  habn. 
Der  Demm  Alexandere  eoll  eine  Linge  von  600  Sehritt  nnd  abe 
Breite  von  iwei  PleChren  oder  2200  F.  gehabt  haben.  Die  heelige 
LandMige  ist  von  K  nnoh  8  000m  breite  eehnell  iviehtt  gegen  0 
ihre  Breite,  indem  die  weetflatHoh  etreichenden  Kftatenliniett  dn  i 
Isthmus,  lK)genförmißf  ßfekrümrot,  in  da«  herrschende  N — S  Streichen 
über^^ehen.    Das  ehemalige  erste  (grössere)  Eiland,  auf  welchem  die 
Inselstadt  log,  bildet  jetzt  den  Kopf  des  Isthmus,  1  km  N — S,  ettrs 
700  m  0 — W  messend.    Das  zweite  (kleinere)  Eiland,   welches  da? 
uralte  Melkart-Ueiligthum  trug,  ist  nur  noch  durch  eine  Kiippenreihe  | 
angedeutet,  welche  eine  südliche  Fortsetzung  der  Halbinsel  bildet. 
Der  beutige  kleine  seichte,  klippenstarrende  Hafen  ist  der  Best  de* 
einst  tiefer  ausgeboohteten  sidouisehen  Hafens.  Vom  s&dlioben  oder 
egjptisehen  Hafen  ist  keine  Spar  melur  vorhanden;  sie  mftsste  deoa 
in  Jener  dnreh  den  oben  berührten  Garten  eingenommenen  Senkneg 
nngedeotet  sein.  Die  heutige,  onansspreehlidi  elende  Stadt  ninnift 
HOT  den  nordöstliehen  Theil  des  Köpft  der  Halbinsel  ein.  An* 
stehende  Felsen,  7— 10  m  hoeh,  von  brannem  tnffUinKehem  Kslk- 
sandsteine  erbliekt  man  nur  am  Meere,  namentlich  an  der  nflüf 
zerrissenen  W-Küste.    Das  Planum  der  alten  Stadt,  dessen  Südhälfte 
jetzt  von  verwahrlosten  Friedhöfen  eingenommen  wird,  ist  von  einer 
hohen  Schutt-  und  Trümmermasse   bedeckt.     Glasstücke,  welche 
diesen  Resten  der  prössten  Handels-  und  Industriestadt  der  altec 
Welt  beigemengt  sind,  erinnern  an  eine  jener  Industrien,  welche 
in  Tyrus  ihre  Heimath  hatten.    Der  wttstliegende  Theil  des  alten 
Stadtplannms  dient  jetst  ale  Fandstitte  von  Quadersteinen  für  Nee* 
beuten,  sowohl  in  Sur  als  an  andern  Orten  der  KQste.  Zn  dem 
Zweoke  stösst  man  kleine  Sohiehte  daroh  die  TrümmermaweB 
nieder.  Dnreh  Einsturz  dieeer  Sohiehte  sollen  aiyibrli^  mdnere 
Menschen  das  Leben  Terlieren.  Von  den  Praohtbanten  des  attee 
Tymn  geben  die  Sftnlen  egyptisehen  Granits  Zeiigntes,  deren  ZsU 
vielleicht  nur  durch  den  Heicbthum  Roms  an  Granitsftalen  über* 
troffen  wird.    In  grösster  Menge  liegen  die  Säulen  am  S.-Ufer  der 
Halbinsel,  theils  im  Küstensand,  theils  innerhalb  der   1.  Faden- 
Tiefenlinie.    Für  diese  ungeheure  Anhäufung  von  mächtigen  Säulen 
am  Meeresufer  hat  man  zwei  Erkläruni/en  versucht:  nach  der  einen 
sollen  die  Bauten,  zu  denen  sie  gehörten,  hier  gestanden  haben  i.es 
würde  hierdurch  zugleich  ein  Einbrechen  des  Meeres  bewieseo), 
nach  der  andern  Ansicht  sollen  die  Sftnlen  zur  Jfiinechiffong  hier 
fon  Tetsehiedenen  Punkten  der  TrOmmerstitte  snsnmmengeksni 


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07 


sein.  Auch  an  der  W-Küste  sowie  am  Hafen  liegen  ungezählte 
Graniuäuleo.  Die  grössten  und  merkwürdigsten  siebt  mui  indsM 
auf  dem  Trümmerfelde  der  Kreuzfahrerkirche  (S.  Marco),  an  der 
tödöstlichen  Ecke  der  Stadt.  Zwei  riesige  Doppels&alen  (davon  di* 
gröMlflb  obgloioh  ▼erstllBimelti  8,1  m  lang,  m  diok  ist)  erweoktMi 
beieitt  aeit  dem  Torigen  Jehrhaadert  die  Anfmerlaainkeit  der  Reise»» 
dm;  mehrere  eadere  eind  dnroh  Sepp  (^MeeHelirt  neoh  Tyriie*')  und 
Prits  («Ane  PböaieieB''),  wekfae  1874  im  Aeftrage  der  dentaeben 
Bfiahiregiening  in  dieeer  Kirehe  nadi  den  Cji^beinta  des  Kaiaern 
Barbarossa  gruben,  zu  Tapre  gefördert  worden.  Die  Doppelsäulen 
Ton  Sförmigem  oder  auch  herzförmigem  Querschnitt,  mögen  kaum 
irgendwo  ihres  Gleichen  haben.  —  Die  in  Trümmern  liegenden 
Mauern  von  Sur  sind  noch  heute  redende  Zeugen  des  schrecklichen 
Erdbebens  vom  1.  Jan.  1837,  welches  ganz  Syrien  und  Palästina 
erschütterte,  auch  inCypem  gefühlt  wurde.  In  Sur  wurden  12  Per* 
•OMB  getödtet,  80  Yerwundet,  alle  Mauern  beschädif^t,  viele  Häuser 
gtnz  zeratort  (a.  Biiler,  Sinai-Halbiniel,  Paläatina,  ßyhen  lY.  Bd. 
Sw  866). 

Inmitian  dea  Elende  und  der  Yerwflainng,  welebe  in  Sur  nna 
UBieben  (Heaek.  26,  Sy,  wirkt  trdatlicb  und  erbebend  der  Anbliok 
dm  Uanen  Mearea,  der  gefiederten  Palmenkronen  und  dee  aobneei» 
gw  Hermon,  der  gleieb  einer  beben  Mauer,  durob  breite  Sobnee- 
itNifen  getigert,  alle  Yorberge  überragt.  —  Yon  der  Daobterraai^- 
des  lateinischen  Klosters  (der  Casa  luiova)  überblickt  man  weithin 
deo  jt  tzt  so  todten  Strand.  Geg^eri  S  wird  die  schmale  Küstenebene 
TOD  sanft  ansteigenden,  wcni<T  gegliederten  Kalksteinhöhen  begrenzt, 
deren  horizontale  Prohllinio  nur  durch  zwei  höber  aufragende 
Gipfel,  etwa  400  m  h.,  (der  eine  gerundet,  der  andere  gegen  W  jäb 
ahttanend)  unterbrochen  wird. 

Zwiacben  Sur  und  Saida  nähern  sieb  die  Yorböhen  des  Gebirge» 
neist  bia  auf  weniger  ab  1  km  der  Küale.  Dieee  ist  einförmig;  di* 
flagebütekeD,  obne  autgeamebnete  Formen,  yerdeeken  daa  fernere 
HaebgHiupge«  Nur  an  einem  Punkte,  bei  der  Mündung  dea  Karimiy* 
(Leistta)  dffnet  aieb  eine  Femaiebt  ina  innere  Land.  Sebön  und 
■ymatetriieh  stellt  der  Hermon  eicb  in  die  Tballfieke.  Am  tar- 
wüsteteo  Chan  Kasimiye,  9  km  Ton  Sur,  dient  ein  8  m  grosser  Block 
des  tchönsten  egyptischcn  Granit's  als  Thürjjesims.  Darauf  ruht  ein 
Kalkstein  mit  phönicischer  Inschrift.  Vom  Chan  steigt  man  zur 
Steiubrücke  hinab,  aul  welcher  man  den  lyrischen  Strom  über- 
»chieitet.  Der  alte  Leontes,  in  seinem  Oberlauf  durch  die  Bekaa 
iCölesyrien),  sowie  in  seinem  Mittellauf  von  der  Naturbrücke  Kuweb 
n.  Br.)  bis  zum  Kalat  esch-Schekif  (der  knieförmigen  Um- 
biegting)  Litani»  in  seinem  Unterlaufe  l^ahr  Kasimiye  genannt,  bildet 
eiass  dm  merkwfirdigsten  Tbalsyateme.  Unfern  Baalbek  entspringend 
(slwa  1900  m  b.)  flieast  er  aunaobat  fiber  die  grosse  Hoebebena» 


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96 


zahlreiche  Zuflüsse  aus  den  Schluchten  des  Libanon  und  Antilibaoon 
aufnehmend.  Bei  Meschghara  verengt  sich  das  cölesyrieche  Hoch- 
thal, der  FluBS  tritt  brausend  in  tiefe  schauerliche  Felsenklüfte  ein, 
welche  ihn  —  nur  von  kurzen  Thalweitungen  unterbrochen  —  zu- 
nächst bis  zum  hochthronenden  KaUt  esch-Schekif  („Schloss  der 
Fdaea*')  begleiten.  In  diesem  seinem  Mittellauf  strömt  der  Leon* 
iet  ptnülel  dem  Jordan,  sich  ihm  bis  aof  Vi  ML  aikenid.  06I»- 
9ftiBa  (die  Bekaa)  bildet  ein  Glied  des  gronen  Binrtnntkiki, 
welehei  bit  tnm  Oetf  tob  Äkaba  reiebi.  Zufolge  der  arogwipMiofci 
flettftltnng  der  Bekaa  ecbmnt  der  Leontee  den  Oberiaof  des  Jordn 
bUdeo  sa  sollen.  Boob  entiielit  er  sieb  am  «SoUoss  der  Frisea*  ii 
knielftni^ger  Bengnng  dem  grossen  LiiigentJial,  um  seine  IhmK 
dem  tyrischeu  Gestade  zuzuführen.  Wie  der  Mittel-,  so  ist  auch 
der  Unterlauf  des  Leontes,  vom  Schloss  der  Felsen  bis  zum  Meer, 
eine  enge,  ungangbare  Schlucht.  Ziur  Bereicherung  der  tjTischen 
Küste  hat  demnach  der  ca.  20  Ml.  lange  Flusslauf  kaum  irgend  etwas 
weder  im  Alterthum  noch  in  neuerer  Zeit  beigetragen. 

Die  schmale  Küstenebene,  auf  welcher  der  Weg  nach  Saida 
weiterführt,  tragt  in  zahllosen  Mauertrftnunam  und  Grabstatten  das 
Gepräge  einstiger  dichter  Besiedlung,  neben  welober  die  beutle 
Todtenstüie  abstiebt  Die  rotbblfibenden  Oleenderbftsebe  nad  die 
breitbiftttrigen,  gslbblftbenden  OponUen  denten  aach  anf  disHB 
Todtengefilden  die  ewige  Jogendkraft  nnd  Sobönbeit  der  MstDr. 
Die  (ea.  lODm  boben)  Hagel,  welobe  in  1  bis  2km  Abalaad  di« 
Küste  begleiten,  besteben  ans  br&unliobem  Kalkstein,  unter  wekheo 
an  vielen  Punkten  weisser  Kalkmergel  hervortritt.  Bei  Adlun  sind 
die  Abhänge  der  Hügel  künstlich  zu  glatten  Wänden  abgeschrir.. 
welche  die  Nekropole  von  Adlun  bergen.  Der  gewöhnliche  Zugang  zu 
den  Gral5>stätteu  wird  durch  einen  kleinen  horizontalen  Gang  (Stollen), 
etwa  1  m  breit,  hoch  und  tief  gebildet.  Dieser  Vorraum,  desser 
Sohle  zwischen  einer  äussern  und  einer  inaern  Schwelle  ein  wosig 
(etwa  20  cm)  vertieft  ist,  föbrt  m  einer  regelmässig  ausgebaassCD 
Grotte,  welche  meist  drei  gewölbte  Nisoben  (an  der  fiinterwsod 
and  SU  beiden  Seiten)  anr  Anfaiabme  fon  Steinearkopbageii  bifgt 
Bine  andere  Form  der  Grotten  beaitit  statt  des  boraontalen  ciaeB 
▼erticaleo,  sobaebtftbnlioben  Emgang,  ^vibrend  die  innere  EinrishIoBg 
der  Grabstitte  genau  dieselbe  ist  Diese  Fdaengräber  aSblsa  aaeh 
Hunderten,  vielleiobt  nacb  Tausenden.  Man  steigt  auf  ofleoea 
Treppen  «u  ihnen  empor.  Manche  dieser  Heiligthümer  sind  darcb 
Verwitterung  und  Ab])ruch  des  wenig  festen  Gesteins  geöffnet ,  man 
blickt  dann  unmittelbar  in  die  einst  verborgenen  Grabuischen. 
Alle  diese  Todtenstätten  sind  ausgeraubt,  die  Sarkophage  weg<re- 
schleppt.  Weiter  gegen  N  treten  die  Höhen  fast  unmittelbar  ans 
Meer.  Auf  dem  Berge  liegt  das  Dorf  Sarafend,  unfern  der  Trftmmer 
des  alten  Sarepta.  Naobdem  man  die  Höbe  von  Sarafond  omgangmt 


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99 


wird  Saida  und  seine  Baamgärten  sichtbar.  Erwähnenswerth  sind 
alte  und  neae  Ruinen  von  Strassen,  welche  man  am  phöniciscben 
Gestade  trifft ;  meilenweit  zieht  sich  die  Spur  der  alten  Römerstrasse 
hin.  Da  indess  die  grossen  Kalkblöcke,  aus  denen  der  Damm  auf- 
geführt, durch  Verwitterung  zu  einer  Art  von  KarroDfeld  gewordeOi 
to  Termeidei  man,  ihn  zu  betretan.  Vor  Saida  trifft  man  den  Torso 
einer  breiten  neuen  Strasse,  welche  das  Binnenland  mit  der  sido- 
niechiia  Kd«ie  Terbinden  und  dem  fortacbreiteoden  Verfall  8«ida^ 
vorbeugen  eoUte.  Obne  Brücken,  obne  Beeohotterung,  geht  die  nie 
ToUeadete  Streeee»  sn  weloher  die  Ideine  SUdt  V«  Million  Fee.  ge- 
epiert,  für  welche  die  ermen  Bauern  Frobndienite  leisten  moteteo, 
«nem  sohnellen  VerfiJl  entgegen.  Halbwegs  zwieehen  Sarafend  und 
Saida  ilbertohreitet  man  den  kleinen  Fluss  Zaharani,  welcher  durch 
seinen  rechtwinklig  umbiegenden  Lauf  ein  kleines  Abl)ild  des  Le- 
ontes  ist.  Offenbar  entspricht  der  Oberlauf,  der  aus  dem  Gebirgs- 
land  Djezzin  herabkommt,  einem  Längenthal,  der  Unterlauf  einem 
Querthal  des  Libanongebirges.  Wie  Sur,  so  steht  auch  Saida  auf 
den  mächtigen  Schuttmassen  der  vergangenen  Jahrtausende.  Ein 
Profil  dieses  sidonischen  Schutts  erblickt  man  namentlich  bei  der 
Citadelle  Emeise  (KaUt  el-Mezze)  an  der  SO  Ecke  der  SUdt  Saida 
ist  bei  weUem  niobi  so  tief  gesunken  wie  Sur;  viele  sehr  stattUobe 
Bsntan  erinnem  an  die  Zeit»  da  der  grosse  Drusenfürst  Faobr  ed- 
din die  Stadt  su  seiner  Besideos  machte.  Bei  Saida  dehnt  steh 
swisebea  dem  Meer  und  den  etwa  160^180  m  hohen  Ealksteinhügeln 
eme bis  1  Va  km  breite  Efistenebene  aas,  welehe  in  einer  Erstreokung 
▼on  6  km  einen  Wald  der  herrlichsten  Aerrumibäume  trägt,  üeber 
den  dunkelgrünen  Laubmassen  dieser  edlen  Bäume  erschien,  die 
Vorhöhen  überragend,  der  im  Mai  noch  schneebedeckte  Kamm  des 
Djebel  Niba,  dessen  südlicher  Gipfel,  Toghmat  Niha,  1850  m  erreicht. 
Der  gelbbraune,  tuff  ähnliche  Kalkstein  der  Umgebung  von  Saida  bot 
das  günstigste  Material  zur  Aush()hluDg  von  Felsengräbern  dar. 
Eine  pbönicische  Nekropole  liegt  1  km  von  Saida  gegen  SSO;  die 
grössie  Grabhöhle  trägt  den  Namen  der  Apoliogrotte  (Mogharet 
Aldun).  Zahlreiehe  Qciber  liegen  umher;  yierseiUge,  2  bk  5m 
tiefo  sefaachtihnHohe  Oeffnungen  fahren  an  dta  GrahnisoheD.  Neben 
jsdeai  dieeer  Grftber  befinden  sieh  tiefe  vierseitige  Sobiohte,  viel- 
Isidit  Gistemen  (naeh  der  Ansicht  des  Herrn  Vieeeonsul  Eiyub 
Abele).  Als  Beeke  der  suweilen  mit  Ifalereien  gesohmlMcten  Orab- 
ksanmem  wurde  ein  etwas  festeres  Stratum  des  Kalksteina  gewählt. 

Der  Beirater  Weg  führt  von  Saida  zunächst  auf  dem  schmalen 
Sandstreifen,  welcher  sich  zwischen  dem  Meere  und  den  Baumgärten 
hinzieht.  Die  Hügel  verengen  allmälig  die  Küstenebene.  2yj  km 
von  der  Stadt  erreicht  man  die  Mündung  des  Awali-Flussea  (des 
alten  Bostrenus),  welcher  die  sidonische  Ebene  gegen  N  begrenzt. 
I>er  Weg  wird  nun,  immer  am  Küstensaume  hinziehendi  insserst 


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ranh  imd  steinig^;  in  den  blsmmten  Formmi  tind  die  B1(Ve1n  im 

sandigem  Kalkstein  ausgewittert,  welcho  den  sofamalt  n  Küsteofitreif 
wie  den  Weg  bedecken  und  die  Reise  zu  einer  Qual  gesUlteu. 
Weiterhin,  jenseits  Chan  Chulda  (Heldua),  15  km  S  von  Beirut  be- 
ginnen die  Massen  röthlicben  Sandes,  welche  bis  zu  Hügeln  von  25 
bis  30  m  aufgeweht,  für  Ross  und  Wanderer  nicht  minder  qualvoll 
sind.  An  der  Küste  reisend,  welche  zwischen  mehreren  wenig  hohen 
Vorgebirgen  (Ras  Rnmelo,  R.  Djedire,  R.  Damur)  flach  aasgebuchtete 
Golfe  bildet  und  nur  sehr  Bpärliche^  dnrch  fiaamwvohe  begünstigte 
Stollen  aeigt  (lo  am  Chan  Nebi  Tnniit),  ahnt  man  kanm,  welcher 
Beiohthnm  der  fiodengeetaltnng  nnd  Bededlnng  eiefa  anf  ämi  MUk 
Torliegenden  Oehftngen  dee  iftdliehcn  Libanon  entftdtot,  dcMce 
Hanptrfteken  8>/i  bie  4  Ml  fem  ▼cm  Meere  ▼on  der  Kmebiegcag 
dm  Leontes  gegen  NNO  ctreidii,  um  sich  in  der  Breite  vtm  Betrat 
mit  dem  hohen  Libanon  (Dj.  Sannin  2608  m)  zu  verbinden.  Dem 
einförmigen  Abfall  gegen  die  Hochebene  Bekaa  stehen  die  vielge- 
gliederten westlichen  Gobirgsabhänge  gegenüber.  Auf  dem  Nebi 
Safi  (1355  m  h.),  18  km  WSW  von  Saida  erschienen  Fraas  (Geologi- 
sches aus  dem  Libanon,  in  Jahresh.  f.  Naturk.  in  Würtemberg  34. 
Jahrg.  S.  259)  ^die  Berge  des  Libanon  gleich  riesigen  Maalwurfs- 
hfigoln,  die  neben  nnd  hintereinander  hingeworfen  sind  und  sich  je 
nach  ihrer  Zosammonsetzung  ans  Kslkfelsen,  Sandetoin  oder  Metgd 
bald  Btoiler  bald  flacher  legen.  Jeder  dies«'  Hfigel  bsetoht  ans  einsn 
System  Tieler  Sehichton,  die  sich  wie  Binder  durch  den  fierg  mahMk 
Doch  Ist  der  nächste  Hügel  wieder  ausser  Zusammenhaag  mit  d» 
ersten,  sodass  man  den  Eindruck  bekommt»  den  im  Kleinen  bei 
einem  Eisgange  gestrandete  Schollen  anf  one  machen.  Was  den 
Blick  auf  die  Schichtenbänder  besonders  anmnthig  macht,  ist  dir 
Wechsel  der  Karben  dieser  Bänder."  —  Drei  Flussthäler  zerschneiden 
mit  ihren  zahllosen  Verzweigungen  das  westliche  Gehänge:  der  be- 
reits oben  genannte  Awali,  der  Damur  und  der  Beirut.  Von  diesen 
Flüssen  strömen  die  erstgenannten  in  ihrem  Oberlauf  gleich  dem 
Zaharani  in  L&ogRthälern  von  NO  nach  SW;  sie  treten  danu  mit 
Weytwendung  in  Querth&ler  ein.  Die  herrliche  Libanon-Landschtft 
kommt  in  diesen  Thftiem  cur  Eotfaltnng.  Höchste  Fruchtbarkeit 
und  fleissigster  Anhaa,  namentlich  dort^  wo  Sandsteine  soid  Mergsl 
nebst  Mdapfayren  die  Gehinge  bilden;  grossartige  FelsgesteKaagi 
wo  der  Kalkstein  in  cirknsihnlichen  hohen  Winden  Qber  dem  braoMU 
Sandsteinterrsin  anfragt  —  Entsprechend  der  böhem  Erbebung  nad 
dem  reicheren  Relief  des  Libanonlandes  im  Vergleiche  tum  Gebirge 
Palästina»«,  ist  an  die  Stelle  eiu fächeren  Schichtenbaues  die  grösste 
Unregelmässigkeit  getreten,  wie  sie  durch  Fraas  vortrefflich  ausf?«* 
sprechen  wurde:  „Es  wäre  sehr  einfach,  die  syrische  Kreide  eq 
gliedern,  wenn  der  geologische  Satz  in  Syrien  feststände,  dass  das 
oberste  Gebirge  das  jüngste»  das  unterste  aber  das  ilteete  sei/  £• 


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hAt  aber  dort  „eine  gründliche  Verschiebung  aller  Niveaue  stattge- 
fanden,  sodass  wir  einen  bestimmten  geolog.  Horizont  ebenso  gut 
bei  2000  m  üb.  d.  M.  als  im  Niveau  des  Meeres  antreffen  können. 
Ef  fehlt  uns  in  Syrien  zur  Bestimmung  des  Schichtenalters  der 
aoderswo  so  wichtige  Faktor,  die  Aufeinanderfolge  der  Schichten. 
Bai  eine  Mal  stehen  sie  auf  dem  Kopf,  das  andere  Mal  sind  sie 
überkippt,  sodaes  man  rathlos  vor  einer  solchen  Schiohtenwand 
•taht,  rathlosi  WM  als  dae  Aeltere,  wat  ali  das  Jüngere  ama« 

Wilire&d  die  Höhen  dee  Libanon  dielii  bewohnt,  iat  die  Efiate 
am  an  Ansiedlongen.  Doeh  aaoh  hier  erinnern  ausgedehnte  Ne- 
bepolen an  die  einst  dtehte  Berölkeraog.  Bei  Kalda  erblickt  man 
hendeiie  von  Saricophagen,  welche  allgemaoh  sertrSuunert  nnd  In 

eiiiem  nahen  Ealkofen  gebrannt  werden.  Fast  2  Ml.  südlich  von 
Beirat  beginnt  röthlicber  Sand  die  Küste  zu  bilden.  Auf  der  1  bis 
2  km  breiten  Sandfläche  erheben  sich  hohe  Dünen,  welche  die  herr- 
lichen Baum-  und  Fruchtgärten  von  Beirut  zu  bedrohen  scheinen. 
Zu  ihrem  Schutze  werden  die  Gärten  mit  Erd wällen  umgeben,  diese 
sogleich  mit  Opuntien  bepflanst.  Wo  immer  es  möglich  ist,  Wasser 
aaf  den  Sand  su  führen,  erweist  er  sich  sehr  fruchtbar.  Der  3Mid 
iit  reieh  an  Magneteiaenkörnohen,  welche^  da  sie  vermöge  ihrer 
Sihwere  dem  Verwehen  nicht  so  leieht  unterliegen,  sich  in  8treif(Ba 
aaf  den  Sandhfigeln  ansammeln/  Wihrend  des  mühcToUen  Fori* 
lobeitens  dnroh  den  tiefen  Sand  erqfuckt  der  Blick  gegen  0  anf 
die  ¥om  Beimter  Flosa  dnrohfloseene  Landschaft.  Ueber  den  Biiump 
^aaiuDgeu  der  Ebene  eriiebt  sich  das  schöne  Gebirge,  dessen  graae 
Kalkflachcn,  vorzugsweise  mit  Oelbäumen  bewachsen,  in  der  von 
Sonnenglanz  erfüllten  Atmosphäre  einen  silbergrauen  Farbenton 
reflektiren.  Üeber  die  Vorhöhen  hinweg  hebt  der  2608  m  hohe  Sannin 
sein  schneebedecktes  Haupt  empor.  —  Etwa  4  km  südlich  von  Beirat 
bezeichnet  der  Eintritt  in  die  berühmte  Pineta,  den  sog.  Pinienwald 
(Pious  maritima)  die  Kahe  des  syrischen  Emporiam.  Der  Fichten- 
wald besteht  theils  ans  alteni  prachtvollen  Stämmen,  deren  schirm* 
finuge  Wipfel  ein  geschlossenes  Lanbdach  bilden,  theils  ans  jangen 
Bäumen,  wdehe  sich  im  Kampfe  gegen  den  rothen  Dünensand  erst 
bevihreQ  aoUen.  Die  Pineta  wird  als  ein  Bannwald  angesehen, 
wdcher  die  Fflansnngen  Ton  Beimt  Tor  dem  Sande  schfttst.  Die 
Sisdt  hat  «ine  bewiindeniswerthe  Lage  iwiioheo  dem  Bas  (Kap) 
Biliiit  und  der  St.  Cleorgsbai,  wo  die  Küste  anf  einer  Stred»  tob 
10  km  eine  0-W-Richtung  annimmt.  Das  Gestade  von  Beirat  erhebt 
lieh  in  sanftem  Hügelzuge,  welcher  im  Vorgebirge  ca.  100  m  Höhe 
erreicht,  während  es  sich  in  östlicher  Richtung  gegen  den  Nahr 
Beirut  senkt.  Vom  Meere  aus  gewährt  die  Stadt  einen  herrlichen 
Anblick.  Am  Hügel  empor  steigend,  löst  sie  sich  gegen  0,  S  und 
W  in  iaoürtey  viUenfthnliche  fiaoser  aal,  welche  von  reicher  Baam- 

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Vegetation  umgeben  sind.  Neben  Wallnussbäomen,  Pistacien,  Maul- 
beerbäumen, Feigen,  Granaten,  Karroben,  Lila's  (Syriuga  persica)  er- 
blickt man  zahlreiche  Palmen.  Auch  der  Baustein  der  Stadt,  ein 
gelblichbrauner  Rudisten-Kalkstein,  trägt  zur  Belebung  des  Bilde« 
bei.  Den  höchsten  Beis  erhält  dasselbe  durch  das  schöne  Terrassen* 
land  der  Umgebung,  welches  TOO  sanften  fruchtbaren  Hftgeln  ack 
slofenweise  aufthürmt  bis  zam  ewigen  Schnee.  Im  Gegensatz  so 
den  Gebirgen  Jndfta's  ist  der  Libanon,  dessen  Sofaneegtpfel  daa 
nach  Beirat  oder  naob  Tripolis  Sobiffenden  sobon  ans  weitester 
Feme  begrfissen,  eines  der  Ihiobtbarsten,  woblbewisserten,  diobt 
bewobntesten  Gebirge  der  Erde.  Das  Relief  seigt  gemndsls 
Bdoken,  gewölbte  breite  Kimme,  sanft  ansteigende  Pyramiden.  Za 
dieser  Oberflächen gestal tu ng  der  Berge  bilden  die  schlaohtäbnlielMB 
Thäler,  welche  oft  in  Ft-lsenkesseln  ihren  Ursprung  nehmen,  einen 
mcrkwürdi<run  Gegensatz.  Beim  Anblick  der  breiten,  in  zubheichea  i 
sanften  Wölbungen  gegliederten  Bergflächen  ahnt  man  nicht  die 
tiefen  Felsenthäler,  welche  jene  zerschneiden.  Wo  hätte  die  Natur  | 
grössere  Genrensätze  der  Bodenplastik  in  unmittelbare  Nähe  gerückt  i 
als  im  Libanon:  Nachdem  man  die  mit  den  herrlichsten  Bsum- 
pflanzungen  bedeckten  Berggehänge  südöstlich  von  Beirut  erstiegen  ' 
Affiiet  sieb  400  m  tief  die  Felsensebluobt  Salima;  wer  möohte  sa£  \ 
den  entsvckenden  Gebirgsfluren  von  Eden  (80  toq  Tripolis)  dis 
Nftbe  der  sobauerHcben  Kadiscba-Sebluebt  abnent  Ifanohe  dieisr 
Felsentbiler  und  Gebirgsklofte  sind  ToUkommen  ungangbar  asd 
bilden  einen  Tbeil  der  natürlicben  Bergfeste  des  Libanon,  welohs 
den  Bewohnern  durch  Jahrhunderte  einen  Schutz  gegen  ihre  Be- 
dränger gewährte.  Die  beiden  Gehänge  des  Lil)Hnon  sind  aii?^»T- 
ordeiitlich  verschieden:  das  westliche  ist  reich  gegliedert;  über  Qua- 
dratmeilen hin  sind  die  Bergflächen  in  Culturterrassen  umgewandelt 
und  gartenährilich  bebaut.  Dicht  gedrängt  liegen  die  Dörfer  ia 
ihren  Baumpflanzungen.  Schlösser  der  Emire,  Klöster,  kleine  Hei* 
ligthümer  erhöben  den  Reiz  der  paradiesischen  Landschaft.  0er 
Abstan  gegen  die  Hochebene  der  Bekaa  (Cölesyrien)  ist  steiler,  sin- 
förmiger,  sam  Tbeil  mit  Bosobwald  (Eioben,  Waobboider,  Cypreiseo) 
bedeckt.  Die  Bekaa  selbst^  deren  Höhe  bei  Baalbek  1170  m,  bei 
Zacble  etwa  900  m,  an  der  Litanibrfteke  (1  ML  8.  Zaoble)  870  m 
betrftgt,  bietet  awisdien  Libanon  und  Antilibanon»  deren  sanft  ob- 
dnlirte  Rftcken  4  bis  5  ML  entfernt  sind,  eine  der  grossartigstea 
Geetaltungen  des  Erdballs  dar.  Im  8,  wo  Jordan  und  Leontes  (Ut^ 
tani)  ihr  entströmen,  erscheint  sie  t  heil  weise  geschlossen  durch  den 
Hermou.  gegen  N  schoidüt  eine  dem  Auge  nicht  wahrnehmbare 
Bodenschwellung  die  Qiiellbäche  des  Leontes  und  des  Orontes.  Beide  1 
Ströme  trennen  in  ihrem  symmetrischen  Lauf  das  Libanon-  uod 
Nosairier  Gebiet  vom  übrigen  Syrien  ab.  Die  Bekaa  stellt  mit  ihrem 
tiefgründigen  Aliuvialboden  die  scbönste  Getreideebene  Yorderssi«Di  i 


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dtr.  Die  Floren  sind  baumlos,  dooh  die  Dörler  yon  reichen  Baam- 
girten  umgeben.  Das  Klima  ist  einet  der  geenndesten  und  glflok- 
lidkvten  der  Erde.  Die  Bevölkerung  Ut  in  der  Bekaa  weit  ip&rlicher 
dt  auf  dem  wettlichen  Geh&nge  det  Libanon  (der  Antilibanon  itt 
fast  uttbewobDt),  denn  die  Zeit  itt  noch  nicht  lange  dahin,  da  die 
Hochebene  von  nomadisirenden  räuberischen  Stämmen  heimgesucht 
wurde.  Im  Libanongr^'Met  Miid  alle  natürlichen  Bedinjjrungen  gegeben 
zur  höchsten  und  glücklichst«m  Entwicklung  der  trefflicli  in  geistiger 
und  körperlicher  Hinsicht  begabten  Vöikerstämme,  die  es  bewohnen. 

Nach  den  verdienstvollen  Untersuchungen  von  Fraas  gehören 
die  Bildungen  des  Libanon  der  mittleren  Kreide  au  (nur  an  einem 
einzigen  beschränkten  Punkte  Palästina*!  undSyrien't  itt  bisher  eine 
ältere  Schiohtengmppe  aufgefunden  worden:  brauner  Jnra  am  tüd- 
cttl.  Gehänge  det  Hermon).  Et  werden  durch  den  gen.  antgeseioh- 
neten  Geologen  9  Etagen  der  Kreidetchichten  des  Libanon  unter« 
schieden:  1)  die  Glandarienzone;  Dolomite,  Marmore,  Oolithe  mü 
thooigen  Zwitohenb&nken,  bezeichnet  durch  Cidaritet  glandariut. 
2)  Sandstein-Etage  mit  Trigonia  syriaca  und  Astarte  libanotica; 
mit  dieser  Abtheilung  stehen  die  Melaphyr  (Basaltit)  -  Eruptionen 
in    enger   Verbindun«r ;   dieser  Etage  gehören    aucli    die  Kohlen- 
flötze  an,  welche  im  Quollgebiet  des  Nähr  el  beirut  auftreten.  3) 
Gasteropodenzone  von  Abeih  f2'/4  Ml.  S.  Beirut);  Kalkstein,  Mergel, 
Dolomit  mit  Nerineen,  Cerithien,  Turritellen.    4)  Cardiumbänke; 
braune  Kalktteintchichten  mit  Steinkernen  von  Cardien.   5)  Zone 
des  Ammonitet  tyriacus;  eine  bit  200  m  machtige  Etage  grauen 
Kalksteint;  enthält  ferner  Pterocerat, Hippuriten,  Orbituliten,  Ottreen 
tt.     a.   6)  die  Radiolitenzone;  Kreidemergel,  kryttallinitche  Kalke 
imd  Dolomite,  Plattenkalke.     7)  Schiefer  von  Hakil  (84^  IQi/,' 
nördl.  Br«  l'/t  MI.  von  der  Kütte);  harte  Sebieferplatten  mit  den 
altberftbmten  Fischen,  Krebsen,  Sepien  und  Echiuodermen.  Die 
Fische  sind  zuweilen  in  ungeheurer  Menge  in  dieser  dem  Radioliten- 
Horizonte  angehörigen  Schiebt  angehäuft;  so  schätzt  Kraus  die  Zahl 
der  Exemplare  von  Leptosomus  macrurus  auf  einer  metergrossen 
Platte  zu  2500.    b)  Mergel  mit  den  Fischen  von  Sahil  Alma  (1  Ml. 
S  des  Nahr  Ibrahim,  des  Adouis-Flusses);  diese  zweite  berühmte 
FundttAtte  von  Fischvertteinerungen  liegt  187  m  über  dem  Golf  von 
ISjuni  in  einem  Klottergarten.  9)  Die  weitte  Kreide.  —  Von  dieten 
Gliedern  gehören  1—2  dem  Cenoman  an,  8—6  dem  Tnron,  9  dem 
Senon. 

Für  dat  geologitche  Studium  det  Libanongebiett  bietety  wie 
hier  mit  Danketantdruck  heryorgehoben  werden  muss,  die  reiche 
Samminnff'  von  Versteinerungen  im  „Syrian  Protestant  College"  ein 

ausgezeichnetes  Iiülfj!>mittel  dar.  Durch  die  Herstellung  dieser  Siimm- 
bing  bat  sich  Uev.  E(i\vin  R.  Lewis,  EntdeckiT  des  Jnravorkonimens  am 
Uermon,  Prof.  d.  Chemie  u.  Geologie  an  der  unter  dem  Direktorat  von 


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104 


Rev.  Dan.  Bliss  segensreich  wirkenden  Anstalt,  grosses  Verdienst  e^ 
worben. 

Die  französische  Strasse  Beirut-Damascus  überschreitet  den 
Libanon  in  einer  Höhe  von  1542  m  unmittelbar  südlich  des  Djebel 
Kneysseh,  welcher  sich  bis  2030  m  erhebt;  sie  senkt  sich  dann  hinab 
in  die  Bekaa.  Bei  Schtora  (950  m)  zweigt  sieh  der  Weg  nach  Baal- 
bek  ab,  w&hrend  die  Damascusstrasse  bei  Bar  Elias  die  Tiefenliait 
des  Hocbtbab  amieht  und  den  Leontet  ftbersehreitot  Yoii  nenw 
steigt  sie  empor  und  kreost  (1868  m  hooh)  den  Antilibanony  sQdM 
desDj.Zebedani«  gelangt  bei  Hameb  (740  m)  in  dasTbal  desBindi 
und  nacb  Damaseos  (687  m). 

Die  sanfte  Bodenw51bnng  von  Beirat  flberscbreitend»  senkt 
sich  die  Strasse  in  die  mit  Baumpflanzungen  und  zahlreichen  PalmSB 
geschmückte  Ebene  des  Nahr  Beirut.  Das  Gestein,  welches  hier 
die  Vorhöhen  des  Libanon  bildet,  ist  ein  bräunlicher  Kalkstein, 
dessen  Oberfläche  durcli  Verwitteruiif^  meist  ausserordentlich  zer- 
schnitten und  durchlöchert  ist.  £s  sind  die  Schichten,  welche  auch 
am  Ras  Beirat  anstehen  und  der  Radiolitenzone  (6)  angehören.  Bald 
aber  (etwa  in  der  Gegend  des  Chan  Djemhur  lOVs  ^™  "^^n  Beirut 
880  m  üb.  M.)  beginnt  rother  oder  bräunlicher  Sandstein  (2),  wekte 
namentUeh  in  der  Landsohaft  Mein,-  dem  Tbalgebiet  des  HanaMMr 
Flusses,  verbreitet  ist  Unfern  des  Chan  Djembnr  entbflUt  sieb  eine 
praobtvollei  lebrreiche  Aussiebt»  gegen  WWW,  auf  die  Kttstenebene: 
ein  Wald  Ton  OüTen*  und  Maolbeerbinmen^  begrenat  vom  Bannwalds 
der  Pibete»  dahinter  die  rotben  Sanddünen  und  das  blaue  Meer; 
gegen  0  auf  das  in  grossen  natürlichen  Terrassen  sieh  aufbauende 
Gebirge.  Gegen  NO  zieht  die  tiefe  Salima-Schucht  den  Blick  auf 
sich.  Salima  und  Hammana  sind  die  beiden  Zweigthäler  des  Nahr 
Beirut,  jenes  am  nordwestlichen,  dieses  am  südwestlichen  Gehänge 
des  DJ.  Kueysseh  entsprinpend.  Die  Salimaschlucht  schneidet  nahe 
ihrer  Vereinigung  mit  Uammana  mehrere  hundert  m  tief  in  den 
birgskörpcr  ein  und  laset  die  Lagerung  der  Sandstein-Etege  (2)  über 
den  lichten  Kalksteinen  und  Dolomiten  der  Gianda riensone  (1)  naeb 
Fraas  deutlich  erkennen.  In  oolitbiscben  Kalksebiobteo,  welobe  mit 
tbonigen  B&nkan  weebseUagem,  entdeokto  Fraas  die  Mber  iinbekUBi 
gebliebene  Fundstfttte  jenes  au^^eceicbneten  Cidarites  glandarim^ 
dessen  keulenförmige  Staobeln  als  Lapides  Jndaioi  oder  «Jadeneiebebu* 
seit  Jabrbunderten  neben  den  fossilen  Fiscben  des  Libanon  die 
Aafnierksamkeit  der  abendlftnditehen  Reisenden  auf  sieh  sogen* 
Die  Strasse  zieht  in  vielen  Windungen  auf  der  Wasserscheide  der 
Flussgebiete  Nahr  Beirut  und  N.  Damur  empor.  Der  herrschende 
Zug  der  Landschaft  ist  die  Auflagerung:  der  röthlichbraunen  Sand- 
steinschichten auf  dem  grauen,  pflanzenärmcreu  Kalkstein,  welche 
höher  und  höher  empor  yon  einer  Gebirgsterrasae  zur  andern  aich 
wiederholt.  Fraas  erkannte  hier  eine  grössere  Zahl  von  Yerwerfuai** 


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105 


ÜBieBi  dem  Sireiehen  4et  Oebirgw  pmllelt  Iftngi  denen 

itett  der  weetliche  Sebichtenkomplex  in  die  Tiefe  geennken  iit. 
Bne  solehe  Terwerfangf  eeUt  namentlich  snfolge  der  mir  enver- 
tnnten  gfeologieelien  Mannskriptkarte  des  verehrten  Foreehers  etw» 
1  km  W  des  Cban  Djemhar  enf;  die  Sandsteinsehiohten  liegen  hier 
hoch  über  der  Gasteropoden-  and  Qber  der  Radiolitensone.  Diese 
Verwerfungen,  im  Verein  mit  andern  Spalten,  wolche  das  Gebirge 
normal  zu  eeinem  Streichen  zerrissen  und  den  Wassern  die  Wege 
gebahnt  haben,  bedingen  die  ausserordentliche  Zerstückelung  und 
Zertrömnierung  des  westlichen  Libanongehänges.  —  Die  Strasse  läuft 
über  10  km  auf  dem  hohen  Gebirgswall  hin,  welcher  die  grosse 
ThalsenkuDg  Hammana  im  S  umgibt.   Dieselbe  besteht  ans  rdtblich- 
braanem  Sandstein,  über  welchem  ein  Felsenwall  ans  wenig  ge- 
neigten Kalkbänken  der  Cardinmsone  (4),  sich  aufbaut.  Zwischen 
den  Stationen  Bueeet  el  Hamra  (das  ^Rothköpfchen^  1206  m  b.) 
und  Chan  Sofar  (1295  m  h.  8*/«  Bfl.  Ton  Beirut)  hat  man  stets  snr 
Linken  die  beckenförmige  weite  Tbalscbait  Hammana,  deren  grilne 
Weisenfluren  ohne  Baamgarten,  im  Gegensatze  zu  den  immer  noch 
sichtbaren  Bauraparadicsen  (»Paradies  ,  ein  persisches  Wort,  betleutet 
einen  Baunngarten)  von  Beirut,  an  die  schönsten  Fluren  des  mittleren 
Europa  erinnern.    Bald  schwindet  der  Blick  auf  jenen  Thalgrund; 
über  rauhe,  des  Pflanzen  Wuchses  fast  entbehrende  Fels-  und  Stein- 
fläcben  wird  die  Passhöhe  am  Chan  Mizhir  erreicht.   Noch  einmal 
zeigt  sich  dnrch  eine  Lücke  der  Vorberge  am  fernen  Horizont  die 
Küste  und  die  schifTbelebte  Rhede  von  Beirut.   Kahle  Kalksteinberge 
tfberragen  den  Fsss,  im  N.  der  Dj.  Kneysseh,  im  S  der  Dj.  Baruk* 
Am  N-Qehinge  einer  Erosionsscblncbt  sinkt  die  Strasse  schnell  hinab 
rar  Hochebene,  welche  sich  gleich  einer  andern  Welt  Tor  nnserm 
Bück  ausdehnt.  Nichts  erinnert  hier  mehr  an  die  heisse  Kfiste, 
welche  man  vor  wenigen  Stunden  verlassen.   Die  Bekaa  stellt  eine 
Alluvial-Ebene  dar;  sie  senkt  sich  von   beiden  Seiten  gegen  die 
Mitte,  welche  durch  den  Lauf  des  Litani  bezeichnet  wird;  zahlreiche 
schnellfliessende  Bäche  stürzen  aus  den  Gebirgen  hervor  und  ver- 
einigen sich  mit  südlicher  Wendung  unter  spitzem  Winkel  mit  dem 
Hauptflusse.     Der  Antilibanon  bildet,  gleich  dem  Libanon,  einen 
iangbingestreckten  Kücken  mit  welliger  FirsUinie.  Man  unterscheidet 
Über  einem  vorderen  Höhenzuge  von  geringerer  Erhebung  die  ent- 
ferntere kuhninirende  Kette.  Zwischen  beiden  sieht  das  Lftngsthal 
Zebednni  bin.  —  Bei  Sohtora,  einem  einseinen,  von  emem  kleinen 
Pnppelhnin  nmgebenen  Oehdfte,  yerlassen  wir  die  Damaskusstrasse 
nad  wenden  uns  norddetlioh  gegen  Baalbek  (4Vs  ML).  Die  Strasse 
fthrl  annichst  am  Fuss  des  Libanon  hin,  steht  dann  in  diagonaler 
Biobtung  durch  die  hohe  Thal  ebene,  um  bei  Baalbek  den  Fuss  des 
Antilibanon  zu  erreichen.    Bei  Mu'allaka  öffnet  sich  die  Aussicht  in 
das  herrliche  Thal  von  Zahle,  welches  am  D|j.  Sannin  in  einer  Längs- 


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106 


mulde  seinen   Ursprung  nimmt,  um   sogleich  mit  rechtwinkliger 
ümbiegung  in  die  Bekaa  zu  münden.    Wo  der  Bach  oberhalb  des 
schönen,  gewerbfleissigen  Städtchens  Zahle  aus  einem  F^Uenthore 
hervortritt,  herrscht  eine  steile  bis  senkrechte  Stellung  der  Schiebten; 
es  sind  weisid  Kreidemergcl  (9)  und  halbkrystallinische  Kalke  mit 
Nerineen  (3);  auch  Nummuliten  stellen  sich  ein.    Fraas  erhebt  hier  die 
Fngßf  ob  wir  vna  ichon  im  fioc&n  oder  nooh  in  der  Kreide  befioden. 
Nnmmiiliteoachiohten  in  eteiler  Sobichtenatollimg  bilden  in  der  Breite 
von  Zahle  einen  schmalen  Zng  in  den  Torhöhen  sowohl  dee  Idbam 
wie  des  Antilibanon.  An  nnd  auf  diese  Schichten  legen  sidi  miih 
oftne  Süsewasserbildungen  in  horiiontaler  Sehiobtnngf  welche  wahr- 
Bcheinlich  die  Basis  des  AUnvionsbodens  der  Bekaa  bilden  nnd  üi 
dem  Süsswassersee,  welcher  ehemals  Cölesyrien  erfüllte,  zur  Ab» 
lagcruDg  kamen.   Als  bezeichnendste  Versteineningea  der  limniscben 
Miocänschichten  werden  Planorbis  cornu  und  Litorinella  acuta  an- 
geführt.   Da  die  altern,  aus  marinen  Schichten  gebildete  Abtheilung 
des  Miocäns,  welche  namentlich  im  nördlichen  Theile  des  Gebirges, 
am  Djebel  Terbol  (3  km  0  von  Tripolis)  auftritt,  mit  aufgerichteten 
Schichten  an  der  Gebirgabildung  theilnimmt,  so  würde  (nach  Fratf) 
die  Erhebung  dee  Libanon  in  die  Zeit  des  mittleren  Miocäns  fallen. 
—  Dem  Thale  von  Zahle  folgt  gegen  N  eine  Rdhe  kleiner  Tbslr 
schlachten,  welohe  vom  hohen  Sannin  sowie  von  seiner  nöidUchsB 
Forteetsang,  dem  Dj.  Mnetir,  herabsiehen.   Beihi  £inblick  in  diese 
Schlnohtan  wird  man  überrascht  dnrch  den  Farbencontraat  der 
Schichten.  An  weisse  Kreidemergel  lehnen  sich  intenaiv  rothe»  eisen* 
schüssigo  Straten.    In  der  Abendsonne  trat  das  Relief  des  AntiH* 
banon  mit  wunderbarer  Klarheit  hervor.    Einige  aargförmige  Ber^ 
welche  (2  Ml.  0  von  Zahle)  der  hohen,  einförmigen,  wald-  uud  baum- 
losen Gebirg8wöl))ung  vorliegen,  jrewähren  der  Landschaft  einen 
erhöhten  Reiz.    Solche  isolirte  Höhen,  welche  wohl  als  Nebenwellen 
der  beiden  grossen  Berggewölbe  betrachtet  werden  dürfen,  treten 
auch  am  westlichen  Rande  der  Hochebene,  in  der  Breite  von  Baal* 
bek  hervor.    Als  die  Idtanibrficke  erreicht,  sdiwand  der  letsts 
Schein  des  Tages  vom  fernen  Gipfel  des  Hermon  nnd  von  der  hohen 
Wölbung  des  Antilibanon  (Dhahr  Abnl  Hin  2640  m).  Schnell  brach 
näohtlichee  Dunkel  herein,  dann  ging  der  Mond  anf  nnd  goss  ein 
Zaoberlicht  fiber  die  Tempelruinen  von  Baalbek.  Hit  nnsiohem 
Umrissen  erschien  im  Mondschein  langbingestreckt  der  schneebe- 
deckte Rücken  des  ^weissen**  Gebirges.   Die  Tempel  von  Baalbek 
(erbaut  unter  Antoninus  Pius  133—161;  zerstört  durch  Theodosias 
d.  Gr.  379 — 395)  gehören  bekanntlich  —  auch  noqh  in  ihrer  Zer- 
trümmerung —  zu  den  Wunderwerken  der  "Welt.    Ausser  der  künst- 
lerischen Gestaltung  des  Steins,  eines  festen  gelblichweissen,  halb- 
krystallinischen  Kalksteins  der  obersten  Kreide  oder  des  Eocäos, 
muss  die  Grösse  der  bewältigten  Werkatficke  die  höchate  Bewonde- 


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107 


ran^  erwecken.    An  der  äassem  nÖrdUoben  Mauer  des  grossen 
Tempels  erblickt  man  woblbebauene  Steine  von  9V2  m  Länge,  8  m 
Höbe  and  Breit«^  welche  wehrtcbeinlicb  alle  Werkstfioke  der  aog. 
(>|fklopenbaiiteii  an  Grösse  Abertreffen.  Wandert  man  aber  naeh  . 
dsr  W-Seite  dee  Tempelst  so  erbliokt  man  in  der  Maoer  drei 
Werkstfieke,  welohe  naeh  Grösse  nnd  Gewicht  wohl  alle  Steinlasten 
ftbsrtreffen,  welche  von  Menseben  bewegt  worden  sind.  R.  Wood 
bat  bereits  1757  die  Grösse  jener  Steine  gemessen:  64  F.  (19,5  m); 
63%  n.  F.  (19,4  m);  63  F.  (19,2  m).    Diese  drei  Steine,  etwa  4  m 
hoch  und  breit,  nebeneinander  m  L'iner  Höhe  von  Gm  der  Mauer 
eingefügt,   nehmen  fast  die  ganze  Breite  des  „Trilithon"-Tempel8 
ein.    Unter  Voraussetzung  des  spec.  Gew.  =  2,7  berechnet  sich  das 
Gewicht  des  erstgenannten  Steins  zu  842,4  Tonnen  (842400  Kgr.j. 
Wilson  fand  1843  ein  noch  grösseres  Werkstück,  69  F.  lang,  18 
breit.  13  hoch  (ich  bemerkte  dasselbe  nicht).   Die  Steinbräche  denen 
das  Material  der  Tempel  entnommen  worde,  liegen  nar  IVs  hm 
gegen  8L  Die  Schichten  fallen  hier  annfthemd  conform  dem  Berg' 
gebiage  nnter  ca.  16*  gegen  W.    Hier  befindet  sich«  noch  auf 
semer  Lagerstitte,  nur  an  der  Unterseite  mit  derselboi  noch  ver» 
wachsen,  im  Übrigen  ringsam  frei  ans  dem  Gebirgekörper  gehanen, 
sin  ungehearer  Werkstein,  welcher  die  drei  erstgenannten  noch 
etwas  an  Grösse  übertrijfft;  seine  Dimensionen  sind  21,35;  4,33;  4  m; 
das  Volum  369,8  cbm.     Das  Gewicht  =  1  368  000  kg.     Wie  sind 
solche  Lasten  Ix^wegt,  gehoben  worden?  Weshalb  wählte  man  solche 
riesenhaften  Dimensionen?  —  An  Säulen  aus  egyptischem  Granit  fehlt 
es  in  Baalbek  nicht,  solche  bewundert  man  namentlich  am  Weli 
(Heiligtbum)  Kubbet  Doris  iß%  km  gegen  SW).  —  Von  Baalbek  ge- 
sehen, imgt  der  Libanon  eine  wenig  undulirte  Höhenlinie.  Der 
Csdempaas  (Djebel  el-Arz,  2848  m),  unser  n&ohstes  Ziel,  stellt  eine 
kanm  bemerkbare  Einsenknng  dar.  Sehr  deatlich  zeigt  sich  ein 
sweites  niederes  Gebirgsinrofil,  welches  einer  östlichen  Yorkette  dsa 
hohen  Kammes  angehört.  In  dem  so  gebildeten  Lftngenthal  liegt 
das  Sommerdorf  Ainata,  so  wie  der  Tammnne-See.   Baalbek  ist 
gegen  W.  von  einer  baehdnrohranschten  Baumpflansung  (viele 
Pappeln)  umgeben.    Unser  Weg  führt  gegen  NNW  nach  Deir  el 
Ahmar  wo  der  Fuss  des  Libanon  erreicht  wird.    In  der  Nähe  von 
Baalbek  sind  die  Fluren  noch  sehr  steinig,  trotzdem  von  grosser 
Fruchtbarkeit.    Bald  aber  verschwinden  die  Steine;  der  Boden  wird 
feinerdig,  tiefgründig,  röthlich.    Die  Wasserscheide,  welche  unmittel- 
bar nördlich  Baalbek  liegt,  setzt  nicht  rechtwinklig  über  das  Thal; 
fielfflehr  fliessen  die  beiden  Flüsse  (Orontes  und  Leoutes)  hier  auf 
eine  Strecke  von  etwa  2  Ml.  fast  parallel,  doch  in  entgegengesetster 
Bicbtang  neben  einander«  Der  Boden  ist  von  grosser  Fruchtbarkeit 
«ad  gans  bebaut  (Seetaen  fand  1806  die  Ebene  nnr  sehr  wenig  aa- 
gBhaat).  Viele  Rinnsale  sieben  durch  die  herrlichen  Fluren,  das 


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108 

Wasser  kann  gestaut  und  den  Fluren  zugeführt  werden.  Unfern 
von  Yaat  wurde  eine  Sandtrombe  bemerkt;  das  Phänomen  dauerte 
etwa  20  Min.  und  schritt  langsam  von  SW — NO  fort.  Auch  Seetcen 
beobachtete  (20.  Aug.)  an  derselben  Stelle  ..eine  Staubbote,  wie  ein 
PalmbftiiiD;  der  Himmel  war  hell,  der  Staub  verdunkelte  ein  wenif 
die  Sonnai  indem  «r  eine  Woika  büdeta".  —  Oeir  el  Abmar»  ^fisu 
tothe  Kloster«,  liegt  nnf  einer  «na  roiUieh  Terwittanidem,  löolierigen 
Kalkstein  beatehenden  Vorböhe  dea  Libanon.  Yon  ihm»  wie  anck 
Tom  Antilibanon,  gliedern  sieh  einselne  niedere  Felakfigel  ab  und 
bereichem  daa  Belief  der  Bekaaebene,  welebe  bnehtenihnlioh  swiadun 
jene  ■argibnliehen  GeeCalten  eindringt  Hehrere  solciher  Vorhöheo^ 
welche  efidwestlich  Deir  el  Ahmar  sich  reihen,  gleichen  einseitig 
erhobenen  Bänken,  die  gegen  SO  sich  .verflachen.  Der  Antilibanon 
erscheint  von  unserer  Höhe  als  eine  viele  Meilen  ausgedehnte,  stei- 
nig-felsige, jeder  Pflanzendecke  entbehrende  Wölbunfr,  welche  durch 
verschiedene  Farben  des  weissen  Kreidemergels  sowie  grauer  und  röth- 
lioher  Kalkmassea  eine  gewisse  Mannicbiialtigkeit  erhält.  Kördlieh 
TOn  Baalbek  streichen  über  die  sauftgeneigten  Al'h  änge  raebrera 
mauerähnlicbe  Felsenriffe,  neben  denen  rinnenäbnliohe  SchlouihtaB 
in  die  weidieren  Sehiohtenmaawn  tief  einaohneiden.  Bei  0oir  el 
Ahmar  (jetat  ein  groiaer  Maroniten  Ort,  an  Seetsen'a  Zeit  ein 
«kleinea  elendee  Dörfchen'';  —  nur  Friede  nnd  Sdinta  vor  Plflnderong 
und  Verfolgung,  so  werden  Wohlatand  nnd  Wohlfahrt  in  die  Thiler 
dea  Libanon  einkehren  t)  steigt  derPfbd  in  einer  mit  Bnaehwald  be- 
standenen Schlnoht  empor.  Niedere  dickstämmige  Eichen,  Waeh- 
holdcr,  Berberitzen,  Tamarisken,  Crataegus  etc.  bestimmen  vorzugs- 
weise den  Charakter  dieses  lichten  Buschwaldes.  Der  Pfad  übersteigt 
mehrere  Höhen,  welche  stark  gekrümmte  Schluchten  scheiden,  in 
denen  der  Anblick  des  schneebedeckten  Kamms  verloren  gebt.  Zar 
Linken  bleibt  ein  Kirchlein,  einige  Hütten  und  eine  gartenähn liebe 
Flur  gleich  einer  Oase  in  der  Fels-  und  Buschwüste;  nun  furchtbar 
Bteil|  fast  pfadlos  empor  zum  rauben  Kamm  jener  Verkette  des  Li- 
banon! welche  kaom  100  m  das  LftngenÜial  von  Ainata,  in  weldhss 
wir  jetat  hinabsteigen,  Qberragt.  Daa  Hoehthal  (dessen  Sohle  etwa 
1480m  Qb.  M.)  hat  einen  welligeni  ateinig-felaigen  Boden,  welcher 
dnroh  den  Fleiss  der  Bewohner  streckenweise  in  OetreideAnren  um- 
gewandelt ist  Die  Hanptkette  dea  Libanon,  welche  Uber  den  (10) 
&rmlicben  Hütten  1000  m  prall  emporsteigt,  gewährt  einen  bemerkeat* 
werthen  .\nblick;  da  das  Gestein  (schiefriger  Kalkstein  und  Mergel) 
sehr  brüchig  und  schüttig,  so  ist  die  ganze  Oberfläche  des  Gehänges 
in  Schutt-  und  Trümmermasaen  aufgelöst.  Die  Bergwände  sellwt 
bilden  grosse,  sehr  flache  Wölbungen  (denkt  man  »ich  die  Steilwände 
horizontal  gel^;t|  so  würden  sie  ein  santtwelliges  Relief  darbieten). 
Anch  der  Sannin  seigt  dieses  Relief.  Die  langen  Schnoestreifen, 
welche  von  der  weissen  Firstfliobe  herabsieheiit  ersoheinen,  in  dsr 


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Verkfinung  von  Ainata  gesebeD,  als  kreisförmige  Partien,  welobe 
den  enUanlichen  Eindruck  des  grossen»  uns  umgebenden  Anbliekt 
.  sebr  eiMlien.  ünmiitelber  wesüieb  von  AineU  regt  eine  menerr 
förmige  Knlksleinmnsee  empor,  über  nnd  neben  welober  der  Pftid 
den  Fuss  der  beben  Gebirgswtnd  emiobt.    Die  gleitende  nnd 
rolknde  IVIImmerbelde  —  eis  solobe  dnrf  der  0-Abbang  des  Libft> 
aon  bsMiebnet  werden     trigt  b^greiflieher  Weise  keine  insemmen* 
hängende  Pflanzendecke;  dennoch  war  die  Flora  darch  eine  grosse 
Mannicbfaltigkeit  zum  Theil  prachtvoll  blühender  Pflanzen  vertreten. 
Zur  Befestigung  des  zertrümmerten  Gehänges  tragen  namentlich  kuglige 
Pflanzenfonnen  (Stachelgräser  etc.)  bei.    Der  Weg  zum  Cedernpass 
(2348  m)  führt  im  Zickzack  an  der  jälicn  Wand  empor,  je  nach  der 
Jahreszeit  den  Schneeilächen  möglichst  ausweichend.  Der  Pass  (am  17. 
Hai)  noch  mit  tiefem  Schnee  belastet,  nur  etwa  100  m  breit,  ist 
nicht  eine  eigeniliobe  Einsattlung,  also  gänzlich  versdiieden  Ton 
den  Alpenpiseen;  nm  so  umfassender  ist  der  Fernblieb:  snm  lotsten 
Mel  ersebeint  der  Hormon;  in  dem  langen  Znge  des  Antilibanon, 
I  wdeber  den  östlieben  Horiaont  bildet,  sndbt  das  Ange  Tergeblieb 
einem  aosgozeiobneten*  die  ganse  Kette  beberrsebenden  Gipfel. 
'  Lsndsebafkliob  rMbm  als  die  Aussieht  gegen  0  ist  das  Wäf  welobee 
'  sieh  gegen  W  entfidtet.  Wir  stehen  auf  dem  hohen  dstlioben  Rande 
eines  13  km  im  Dnrcbmesser  haltenden  Gebirgstheaters,  des  halb- 
kreisförmigen hohen  Fclseukessels  des  Kadischa-Ursprungs,  welcher 
von  W  her  in  die  Libanonkette  einschneidet.    Während  der  SO- 
Abhaner  des  Gebirges,  gegen  die  Bekaa  schon  zum  grösseren  Theil 
schneefrei,  war  der  westliche  Gebirgsrund  in  seiner  oberen  Hälfte 
fast  durchaus  mit  tiefem  Schnee  bedeckt  (17.  Mai).   Trotz  dieser 
Bsdeeknng  traten,  ringsnmlaufend,  die  festeren  Sobiohtprofile  mit 
sebr  geringer  Neignng  gegen  NW  gana  deatUob  berror.  Der  Boden 
jsBss  miohtigen  Cirkns  (4—500  m  anter  dem  Passe  liegend),  ftber 
dssMtt  nordöstliebem  Kamm  der  Dj.  Hakmel  mit  dem  Gipfel  Babr 
el  Kotib  8068  m  sieb  anltbfirmt,  ist  sebr  ranb,  steinig,  mit  Hftgeln 
fon  Felstrümmem  bedeokt.  Von  jenem  boben  Tbalboden,  in  dessen 
norddstlieher  Ecke  die  „Gedern«  eine  Oase  in  der  Stein  *fiste  bilden 
sinkt  in  jähem  Absturz  eine  Steilterrasse  plötzlich  mehrere  hundert 
Meter  herab,  einen  tieferen  inneren  Felscirkus  bildend.    Von  diesem 
führt  die  berühmte  Kadischaschlucht  gen  NW  und  N  nach  Tripolis. 
Mit  dem  schneebedeckten  Gebirgskranz,  mit  den  Felsmeeren  des 
oberen  Cirkusbodens  und  dem  unserm  Auge  kaum  erreichbaren 
Abgrund  des  Kadischa  kontrastiren  in  vobltboender  Weise  die 
Maronitendörfer  Bsoherre,  dicht  an  den  Abgrund  vorgeschoben, 
tmd  Eden  (1446  m)  anf  seböner  Terrasse  am  nordwestlicben  Fnsse 
des  bogenförmigen  Bergkamms  liegend.  OartenUmliobe  Flüren,  eme 
FSOe  Ton  B&nmen  (Pappeln,  Feigen,  Wallnoss,  Manlbeerb&nme) 
wratlien  aebon  ton  Umo  die  glüoküeho  Natnr  dieser  Libanondörfer. 


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110 

! 

StafeaweiM  ainkt  das  Oebirg^e  gegen  NW  allniftlif  sa  MAften  Bote> 
wellen  herab.    Jeneeits  der  weissen  Hügel,  welche  auf  Kreidemeri^ 
denten,  verkündet  das  Graugrün  der  ferneren  Flachen  die  Oliven- 
wälder  von  Tripolis.    Die  Stadt  selbst  wird  durch  eine  unnnittelW 
in  SO  aufsteigende  Steilterrasse  verdeckt.    Die  Hafenstadt  El  Mina, 
der  kleine  vorliegende  Archipel  und  das  blaue  Meer,  vom  Vorp-f*-  | 
birge  des  Gottes-Antlitz  (Theou-Prosopon)  bia  gegen  Orthosia.  »ind 
detttlich  vom  boheo  Pass  erkennbar.  —  Von  der  Höhe  steigt  maa 
auf  raohem  Pfade  423  m  zu  den  Gedern  hinab,  welche  von  ohea 
nur  ala       kleiner  dunkler  Fleek  in  der  Gebirgawfiate  eracbeinio. 
Die  eiwm  8  bia  10  Hektaren  meaaende,  jeiat  von  einer  Schatsmaner 
umgebene  Fliehe,  welche  den  Cedemhain  trigt,  atellt  eine  Groppa 
▼on  6  bia  7  Block*  und  Trttmmerhttgeln  dar,  welche  —  nach  Fraaa 
einer  MorS^enlandicfaaft  Oberaehwabena  oder  der  Schweis  TergMdu 
bar  —  den  diluvialen  Libanongletschern  ihre  Entstehung  verdanken. 
Durch  diu  Kadischaschlucht  drang  dieser  Gletscher  vor,  seinen  Wejf 
durch  Moränenblöck«'  bezeichnend,  um  in  den  Ebenen  von  TripuUs 
eine  crrosse  Ausdehnunjr  zu  gewinnen.    Der  stark  hügelige  Boden 
des  Cedernhains  ist  demnach  ein  Agglomerat  von  Kalksteinblöcken; 
ea  fehlt  an  jedem  Unterholz,  sowie  an  Nachwuchs.    Die  vielbe* 
wunderten  Bäume  aind  zum  Theil  uralt,  wahracheinlich  ZtMt genossen 
der  Könige  Hiram  und  Salome,  aum  Theil  nur  wenige  Jahrhunderte  i 
B&hlend.  Jene  (nur  9  oder  10  an  der  Zahl)  aind  wahre  daumaoge-  ' 
heuer,  8  bia  14  m  im  Umfang,  deren  koloaaale  Holsmaaaen  mit  dam 
apftrlichen  Nadelkleide  kontraatiiren.  Man  erbliokt  an  ihnen  fut 
nur  die  gewaltigen,  in  Höhe  weniger  Meter  aioh  theilenden  Riaan- 
atftmme  und  Rieaenftate,  unter  denen  manche  laubloa,  veratümm^ 
aersplittert,  durch  Blits  oder  mensehlioben  Frevel  verbrannt.  Dies« 
urallen,  unsterblichen,  ehrwürdigen,  heiligen  Gedern  (Psalm  104,  16. 
Ezechiel  31,  3 — 8)  machen  den  schmerzlichen  Eindruck  von  Wesen.  \ 
welche  nicht  sterben  können,  objrleich  das  natürliche  Zeitmaass  ihres  ' 
Lebens  längst  überschritten.   Weniger  ehrwürdig,  aber  von  schönem  , 
ebenmässigem  Wüchse  sind  die  Jüngern,  nur  einige  Jahrhunderte 
alten  Bäume  (etwa  370).    Ihr  Stamm  ateigt  gerade  und  nngetheüt 
empor,  die  Zweige  bilden  horizontal  auagebreitete  Schirme,  welche  ' 
mit  abnehmendem  Durchmeaaer  gleichaam  in  Etagen  angeordnet 
aind.  Dieae  j&ngere  Baumgeneration  kann  nicht  fiber  800 1.  aihka, 
denn  der  Krftuterforacher  und  Doktor  Raowolffen  (a.  Ritler  a.a.O. 
II.  640),  welcher  überhaupt  nur  24  Gedern  efthlte,  veraiehert  aoF 
drflcklich,  von  jungem  Nachwucha  nichta  wahrgenommen  lu  habaa. 

Der  Weg  von  den  Gedern  nach  Eden  fahrt  auf  der  obtraa 
Terrasse  des  grossen  Gebirgshalbkreises  hin;  zur  Rechten  erhebt 
sich  der  Makmel  und  ein  westhcher  Zweig  desselben;  zur  Linken 
liegt  die  Kadischaschlucht.  Auf  furchtbar  schlechtem  Wege  (alle 
Pfade  im  Maronitengebiet  sind  gleicher  Art;  —  sie  bilden  euM 


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III 


Schatzwehr  für  die  Sicherheit  und  Freiheit  der  BevölkeruDg)  wandert 
man  zunächst  zwisohen  Trümmerhügeln    hin.    Dann  folgen  an- 
stehende Kalkateinmassen  von  rauhen,  selbst  wildzerrissenen  Formen. 
Nun  öffnet  sich  plötzlich  der  Blick  uaf  die  jftbe^  fast  aenkreehteb 
kmlbkreUfÖrmige  Felswand,  welche  die  obere  von  der  antem  TerraMe 
trennt;  ein  Bach  stürst  in  Kaskaden  hinab.    Der  Gebirgenind, 
welcher  korz  snvor  noch  in  vollkommner  Klarheit  dagelegen,  erföllte 
lieh  lehnen  mit  einer  dichten  Nebelmaase,  welche  jede  Aassicht 
hemmte.    Dnreh  ein  Felsen*  nnd  Steinchaos  den  Pfiid  suchend, 
näherten  wir  uns  Eden  (Paradeisos  bei  Stephanus  Byzantius),  wo 
die  Ntbol  sich  schnell  zertheiltcn  nnd  die  Sonne  hervorbrach.  So 
muss  mau  Eden  und  seine  Umg^ebung  gesehen  haben,  um  die  Ansicht 
der  orientalischen  Christen  begreiflich  zu  finden,  dass  hier  das  Pa- 
radies gelegen.    Das  grosso  Dorf  mit  braunen,  scheinbar  dachlosen 
flänsem  und  Kirchen  liegt  auf  einer  wenig  geneigten,  trefflieh  an- 
gebauten  Fläche,  welche  gegen  NO  durch  eine  ca.  BOOm  h.  steile 
Gebirgswand  begrenzt  wird  und  sich  gegen  S  und  W  als  ein  Hügel- 
land bis  anm  Felsabstnrs  des  heiUgen  Kadischathals  erstreckt.  Im 
Hintergründe  thfirmt  sich,  schneebedeckt,  die  Centraikette  auf.  Eden 
(1446  m  fib.  M.)  gehiesst  des  herrlichsten  Klimas,  sein  Boden  ist 
Irota  der  Felsgebirge,  die  es  an  bedrohen  scheinen,  von  höchster 
Froditbarkeit;  ein  starker  Bach,  welcher  am  Fuss  der  östlichen 
Felswand  entspringt,  wird  rings  über  Felder  und  Wiesen  geleitet. 
Wallnussbäume,  ital.  Pappeln,  Maulbeerbäume,  Feigen-,  Aprikosen- 
bäume,   Reben  schmücken  die  auf  das  Sorgsamste  bebaute  Flur. 
Die  Fruchtbarkeit  und  der  Wasserreichthum  von  Eden  wird  vor- 
zugsweise bedingt  durch  die  glückliche  Bodenmischung  dieser  Ge- 
birgsterrasse.    Mergel  und  Sandsteine  mit  sehr  zahlreichen  Durch« 
brücben  und  Zwischenlagern  von  Melaphyr  und  Melaphyrtufl"  bilden 
die  paradiesische  Flur,  während  die  im  0  aufsteigenden  Felsen, 
welehe  ein  schweches  Einfallen  gegen  NW  zeigen,  aus  Tersteinemogs* 
reichem  Kalkstein  (Tnron;  wahrscheinlich  der  Gasteropodensone  (8) 
sngebörig)  bestehen.  Die  Kadischaschincht  ist  in  die  unterlagemden 
Kalk*  und  Dolomitschichten  des  Cenomans  (1)  eingeschnitten.  Fraas 
Terfolgte  einen  Gang  von  Melaphyr  (Basaltitj-Tuff  ans  der  Tiefe  des 
gen.  Gebirgsrisses ,   ans  der  Nähe  des  berühmten  Felsen klosters 
Kannobin  (Coenobium;   gestiftet  379  durch  Kaiser  Theodosiusj  bis 
hinauf  zur  Gebirgsebene,  eine  Höhendifferenz  von  450  m.  „Ohne 
jegliche  Verwerfunig  der  beiderseitigen  Dolomitwände   klafft  die 
vafferfnllte  Spalte.    Wo  aber  die  Dolomitwände  aufhören  und  dar- 
über der  Sandstein  anfängt,  bat  sich  im  Liegenden  desselben  der 
basaltische  [Melaphyr-]  Erguss  ausgebreitet,  weithin  Schichten  bildend, 
welche  ein  sedimentäres  Gemenge  von  Sand,  Thon  und  vulkanischem 
Gestein  sind*  (Fraas).  Das  dunkle  Eruptivgestein  des  Libanon  wird 
TOQ  Brooehi  (s.  Ritter  a.  a.  0.  II.  8.  668)»  welcher  nnlsm  Blaoea 


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112 


im  Kadischathal  nicht  nur  dichte,  sondern  auch  zellige  Varietiten 
beobachtete,  als  Basalt  bezeichnet.  Da  indesa  das  Gestein  seiner 
Eruptionszeit  nach  unzweifelhaft  der  Kreidezeit  angehört  und  an 
der  Bildung  der  SandsteiDetage  (2)  einen  g^wiMen  Antbeil  nimmt,  » 
moohte  ihm  der  Name  Basalt  nicht  beimlegeii  aeiii.  Prof.  MoU 
der  eine  umfassende  Untersuchung  der  toxi  Frm  miigebndttmi 
HftndrtQoke  aasülbrte^  und  in  dem  Geeteioe  Oltgokht,  Ortlioldtt» 
Angit^  OUtId,  TiUneieen  neofawies,  wUilt  den  Nunen  ^BHalÜt*,  in- 
dem  er  eaf  die  Aehnüobkeit  deseelben  mit  den  Mel^phyreo  fon 
Tholey  und  Banmholder  hinweiet  (Jahreeh.  d.  Yereini  f.  vaterL  NttoiE. 
in  Würtemberg;  84.  Jahrg.  (1878)  S.  290). 

Verfolgt  man  den  Weg  von  Eden  nach  Tripolis,  to  hat  man 
zunächst  zur  Rechten  eiacn  Kalksteinberg  mit  rauhem  Profilabbrucb . 
eine  Kapelle,  Sedet  el  Hizn  (^.Madonna  della  Beilezza''),  krönt  die 
wilden  Felsen.  Um  diese  ßergecke  biegend,  bietet  sich  uns,  rechte 
und  links  der  Bergpyramide  Mar  Djurdjus  (H.  Georg),  eine  onm- 
gleichlich  herrliche  Aussicht  auf  die  Landschaft  von  Tripolis,  welche 
in  reichster  Gliederung  13—1400  m  hinabsinkt.  Eine  Einlagerung 
yon  Melaphyr  und  Tuff,  theils  schwarz,  theils  lichtröthlieh  und 
grünlich,  tritt  hier  in  den  die  Kalkeohiohten  des  M.  Ejar4jat  enter* 
lagernden  Mergel-.  Thon-  und  Sandeteinflchichten  aof.  Dieee  Sefaiflhtm 
lind  in  Folge  der  Yerwittemng  meiet  'bont»  von  liehtrSthlieher  bii 
Uebtgrfinlicher  Farbe.  Die  herreobende  Neigung  der  Straten  kt 
nnter  10  bii  16*  gegen  NW  gerichtet.  Oeetlioh  des  Beig«e  Djurdjus 
steigen  wir  furchtbar  steil  in  eine  Schacht  hinab,  üeberall  wiedtf" 
holt  sich  hier  der  Contrast  zwischen  dem  rauhen  wilden  GebirgsreKef 
und  den  schönen,  wenngleich  auf  schmale  Flächen  beechränkt^n' 
Fluren.  Bewundernswerth  ist  der  Fleiss  der  Menschen,  welche  vor 
diesem  furchtbar  steinigen  Boden  nicht  zurückschrecken.  Etw4 
600  m  steigt  man  durch  steile  Schluchten  hinab,  dann  erreicht  m&n 
die  Region  der  Hügel,  welche  vorzugsweise  aus  weissem  Kreidemer^l 
bestehen  und  eine  Zone  von  wechselnder  Breite  weithin  am  Fuss« 
des  Gebirges  bilden.  Endlich  senkt  sich  der  Pfad  in  das  Thälchso 
.  Khaldiyeh  hinab,  anf  dessen  rechtem  Oefainge  das  Dorf  gleiehSB 
Kamens  mit  seinen  wftrfelförmigen  Häusern  li^gt  Der  ranschcade 
Bach  und  die  syrische  Sonne  haben  dieses  Thal  in  ein  Pflanieqps- 
radies  umgewandelt,  doppelt  antsfiökend  fl&r  den,  welcher  in  wesif 
Stunden  Tom  Schnee  des  Libanon  herabgestiegen.  Man  veriisst  du 
Thal  und  den  zwischen  Oleanderbüschen  schnell  hinströmendes 
Bach,  um  Zgarta,  das  Winterdorf  von  Eden,  zu  erreichen.  Von  bic: 
bis  Tripolis  dehnt  sich  eine  60  bis  100  m  h.  Plateauebene  aus,  dcrec 
röthlichbrauner  Boden  die  schönsten  Olivenwälder  trägt.  Zur  Linken 
erhebt  sich  der  schildförmige  Berg  Terbol  (638  m  h.).  Aelteres 
Miocän,  bestehend  aus  Schichten  von  Kalkoonglomerat»  Salksteinec 
nnd  Mergeln  setzen  den  gen.  Berg  zusammen.  Die  tum  TlieU  steä 


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118 


aufgerichteteD,  südlich  fallenden  Schichten  beweisen,  dass  sie  darch 
die  Erbebang  det  JUbanon  miibeiroffen  worden.  Die  maandrischeii 
Sduobtenkrämmungen  geben  dem  Berge  ein  eigenartiges  Gepräge« 
Frau  sammelte  auf  dem  Terbol  eine  ansehnliohe  Zahl  charakteristi- 
•cher  Yenteinerangen  dea  ontem  Ulooftna  (Oslrea  oraaaiaabna  0« 
Ttrgata,  Pecten  Beiaeri,  P.  adanona,  Cardium  hiana,  Tellina  planatii 
Tnritella  torrla,  Stromboa  Bonelli,  Haliotia  ▼olhyniea  eto.) 

Lange  verbirgt  aieh  Tripolie  dem  Auge.  Plötaliob  erreidit 
van  den  etwa  60  m  hohen  Steilrand  des  Küsten  platean's  ond  wie 
mit  einem  Zauberschlag  öflFnet  sich  der  Blick  auf  die  weissen  Häuser 
und  Moscheen  von  Tripolis,  vom  Kadischafluss  durchströmt.  Auf 
einem  Ausläufer  des  Tafellandes,  unmittelbar  über  dem  linksseitigen 
Studttheil  und  über  der  Schlucht,  aus  welcher  der  heilige  Strom 
hervorstürzt,  erhebt  sich  (wahrscheinlich  an  der  Stätte  des  mittel* 
alterÜchen  „ Pilger berges*^,  des  Möns  Pellegrinus)  ein  grosses  Kastell 
aus  dem  bratinen  tuffahnlichen  Kalksandstein  erbaut,  welcher  die 
Käatenebene  bildet.  Ueber  ein  sandiges  Vorland  erreicht  man  die 
Skia  entfernte  Hafenatadt  El  Mina»  welche  jetst  durch  einen  Tramp 
vay  (fftr  Syrien  ein  Wanderwerk)  mit  Tripolii  Terbnuden  nL 
Wenige  Oebirgianaiebten  mögen  au  yergleiohen  aein  dem  Anblick 
dei  Ubanon  von  El  Ifina  ana,  wenn  die  Strahlen  der  nntergehendcn 
Soane  die  Kfiatenebenen  schon.  Terlaaten  haben  und  nur  noch,  den 
Qebirgskranz  des  paradiesischen  Eden  und  die  gewaltigen  Schnee- 
msssen  des  Makmel  erleuchten.  Auf  der  Fahrt  von  Tripolis  nach 
l^adikiyeh  gil>t  stets  der  Libanon,  dessen  Schneemassen  endlich  un- 
mittelV)ar  aus  dem  Meer  emporzusteigen  scheinen,  dem  wechselnden 
Hilile  des  Meeres  und  der  Landschaft  das  ausgezeichnete  Gepräge. 
i>ann  steij^t  gegen  N  der  Hj.  Akra  (der  Möns  Casins),  1628  m  h., 
aomittelbar  aus  dem  Meer  empor,  eine  herrliche  Pyramidenform 
mit  gerundeter  Spitse.  Höhe  und  Lage  dieses  Berges  machen  ea 
begreiflich,  daaa  er  im  hohen  Alterthnm  als  eine  besonders  geheiligte 
Stittte  galt  Ton  diesem  anaMrordentlioken  Berg  berichtet  Pltnins» 
man  von  ihm  die  Naeht  nnd  den  Tag  sngleidi  erblioke.  Um 
dieses  Wunder  ra  scbaoen,  stieg  Kaiaer  Hadrian  anm  OiplU  empor« 
Der  Berg  beeteht  «nach  Ainswortb,  dem  wir  ansfUhriiche  Mitthei* 
kragen  Tordanken,  ans  Schichten  der  Kreideformation,  durchbrochen 
▼on  Diallag-  und  Serpontingesteinen  (vergl.  Russegger,  Reisen  I  S. 
^32).  Mit  Tagesanbruch  erreicht  das  Schiff*  die  Rhede  von  Ale- 
xandrette  (Iskenderun).  Wir  glauben  \ins  auf  einem  rings  um- 
whiüsaenen  See.  Sowohl  die  Form  und  Mannichfaltigkeit  der  Ge- 
birge als  auch  ihre  Wald-  nnd  Basendecke  drängen  uns  sogleich 
Bewosstsein  anf,  dass  nns  nicht  mehr  Syrien's  sondern  die  Nator 
Kieinasiena  umgibt.  Die  g«gen  0  und  NO  nnmittelbar  tom  Meero 
CS.  lOQO  m  mMmg&aämp  dam  alten  Amanns,  dem  heutigen  Aka» 
I^mk,  angekdrjgm  Berge  wtwden  ohne  Zweifel  in  besonderem  Grads 


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lU 


eine  gcolog.  TTnterRnchunq:  verdienen.    Sie  stellen  eine  Verbindung  i 
der  0-W  streichenden  kleinasiatischen  mit  den  von  N-S  gerichteten  | 
syrischen  Ketten  her.    Soweit  man  den  Amanas  vom  Hafen  Alexao-  I 
drette's  überblickt,  besteht  er  snm  grösseren  Theil  aus  Kalkstein:  ' 
doeh  auch  ein  jüngeres  Eruptivgestein  (wahrscheinlich  Basalt)  iit 
▼erbreitei  tmd  bildet  inmitten  und  gleichsam  eingekeilt  im  Kaikge* 
birge  einen  Theil  dea  gipfelreiohen  Kammes.  Die  graue  Farbe 
Kalksteina  und  die  röthlicbe  dea  verwitternden  EruptiTgetteiiii  i 
treten  sebr  deatlioh  bervor.  Gegen  S  ateigt  das  (Gebirge  sanlUr 
cum  PasB  von  Beilan  (1584  e.  F.  nacb  Ainswortb;  Gipfel  deaBeiliD 
Dagh  5337  e.  F.)  empor,  über  welchen  der  We|jr  nach  Antiochia  und 
Aleppo  führt.    Gegen  N,  NW  und  W  zeigt  sich  über  der  weiten 
"Wasserfläche  des  (»olfs  der  Horizont  durch  eine  ununterbrochene 
Keiho  von  bchneegipfeln  (Cilicischer  Taurua)  geschlossen. 


Bericht  über  die  38.  General-Versammlung  des 
Naturhistorischen  Vereins  für  Rheinland  und 

Westfalen. 

Die  Yeraammimig  taf^rte  in  der  Pfingstfestwoobe  am  6.,  7.  ond 

8.  Juni  in  dem  westfälischen  Badeorte  Oeynhausen  unter  dem 
Vorsitze  Sr.  Kxc>'lleii/.  Herrn  von  Dechen.  Schon  am  Abend  des 
6.  hatten  sich  zfililreichc  Theilnehmer  zu  einer  ersten  Hegrüssang  in 
dem  grossen  Kursaale  einpfclundea  und  blieben  am  Abend  in  ange- 
nchmster  Unterhaltung  und  heiterer  Stimmung  beisammen,  welcÄe 
noch  durch  Absingen  von  Commersliedern  erhöht  wurde. 

Die  erste  Sitzung  ward  am  folgenden  Tage  gegen  9  Uhr 
im  rothen  Saale  des  Kurgeb&adee  durch  den  Herrn  Vereinspräsi* 
denten  vor  etwa  50  Theilnehmem  eröfineti  doch  stieg  die  Zahl 
hn  weitem  Terlauf  auf  80.  Nachdem  sunichtt  Herr  AmtmaoB 
▼on  Sothen  seiner  FVende  Ober  die  heutige  sablreiohe  Betheiligmig 
Antdmek  gegeben  und  auf  die  grossen  Verdienite  de«  Begrfinden 
des  Bades,  des  yerstorbenen  Berghauptmanne  yon  Ovynhansen 
hingewiesen  hatte,  dem  man  ein  Denkmal  aus  freiwilligen  Beitrlffsn 
zu  errichten  beabsichtige,  erfolgte  durch  Herrn  Bergrath  Freytag 
die  Begrüssung  im  Namen  der  Badeverwsiltnnjr.  Herr  Vice-Präsident 
Geh. -Rath  Fabricius  sprach  hierauf  seine  Freude  darüber  aus,  den 
verehrten  Präsidenten  wieder,  wie  gewohnt,  an  der  Spitze  der  Ver* 
sammlang  zu  sehen,  und  verlas  dann  den  nachstehenden  Jahresbe- 
richt über  die  Lage  und  Wirksamkeit  dea  Vereine  für  188a 


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115 


Im  verflotBeneD  Jahre  hat  der  Verein  eine  erhebliche  Einbasie 
»0  Mitgliedern  gehabt,  was  theils  zahlreichen  Storbefailen  zuzu- 
schreiben iii,  vorherrschend  aber  mit  freiwilligem  AnwcbeideD  in 
Verbindung  ttobt.  Man  darf  meb  aber  öber  leteteres  bei  dem  be- 
deutenden Umfange  unserer  Gesellechaft  und  bei  unseren  heutigen 
•oeialen  Verb&ltnissen  nicht  wundern.  Denn  sehr  viele  Mitglieder 
werden  durch  Verliehen  nach  entfernten  Orten  dazu  veranlasst,  nicht 
selten  auch,  wie  die  Motive  in  den  Zuschriften  aussprechen,  durch 
dringend  gebotene  Einschränkun^r  der  Ansahen.  Eine  bedeutende 
Einwirkung  auf  den  Austritt  findet  ferner  durch  das  Eiitstoheu 
vieler  neuer  wissenschaftlicher  Gesellschaften  statt  und  den  damit 
verbundenen  Schriltentauschverkehr,  indem  dieser  das  Verbleiben  in 
einem  auswärtigen  Verein  weniger  nöthig  macut.  Hinzu  kommen 
noch  zahlreiche  vereinzelte  besondere  Veranlassungen,  keine  indesSy 
«eiche  mit  den  Bestrebungen  oder  Leistungen  des  Vereins  in  Zu- 
sammenhang stände. 

Am  Schluss  des  Jahres  1879  belrug'  die  Zahl  der  Mitglieder 
1S57.  Hiervon  schieden  im  Laufe  des  Jahres  1880  89  durch  den 
Tod  ans,  nftmlich  das  Ehrenmitglied  Regiemngspr&sident  a.  D. 
V.  Massen bach  in  Düsseldorf,  und  die  ordentlichen  Mitglie- 
der Hugo  V.  Asten,  Rentner  vom  Banr,  Rentner  0.  Becker 
and  Professor  Dr.  v.  Han stein,  s&mmtlioh  in  Bonn,  Wundarzt 
Bau  du  in  und  Grubeudirektor  Felix  Mallinckrodt  in  Cöln, 
Kaufmann  W.  v.  Eynern  und  Kaufmann  Siebel  in  Barmen,  Land- 
rath Leysner  in  Crefeld,  Commerzienrath  Alb.  Poensgen  in 
Düsseldorf,  Oberlehrer  Dr.  Schmeckebier  in  Elberfeld,  Apotheker 
Storck  in  Alteudorf  bei  Essen,  Direktor  Abrah.  Lamberts  in 
Burtscheid,  Steuerratb  Clotten  in  Trier,  Kaufmann  Quien  in  Saar- 
brücken, Apotheker  Strassburger  in  Fraulautern,  Sanitatsrath 
Dr.  Damm  in  Warburg,  Qewerko  A.  6 raff  und  Arnold  Kaesen 
in  Siegen,  Sanitätsrath  Dr.  Hengsten  borg  und  Kaufmann  Carl 
Körte  in  Bochum,  Rentner  v.  der  Marek  in  Hamm,  Ober-Regie- 
rungarath Osierrath  in  Arnsberg,  Polthoff  auf  Lnisenhfttte  bei 
Lfineo,  Ombendirektor  Volmer  in  Langendreer,  Gutsbesitzer  Vor- 
st er  auf  Rentrop  bei  Hamm,  Regierungs-  und  Medisinat-Rath  Dr. 
Arens  und  Medizinal-Assessor  Dr.  Wilms  in  Münster,  Geh.  Berg- 
rath Fleckser  in  Halle  a.  d.  S.,  Hüttenbesitzer  Carl  Giebeler  in 
Wiesbaden,  Prof.  Emil  Giesler  in  Aachen,  Dr.  Kühtze  in  Herlin, 
Wirkt.  Geh. -Rath  v.  Möller  in  Cassel,  Riutner  Scheuten  in  Wies- 
baden, Prof.  V.  Seebacli  in  Göttingen,  Apotheker  Ludw.  Dörr  in 
Oberstein,  Dr.  Fritz  Ludwig  in  Strassburg,  Prof.  Oldham  in 
Calcatta.  —  73  Mitglieder  traten  freiwillig  ans  oder  wurden  ge- 
löscht,  weil  sie  seit  mehreren  Jahren  ihrer  Beitragspflicht  nicht  ge»' 
nUgi  hatten.  Der  Qesammtverlust  betrftgt  demnach  112  Mitglieder, 
wogegen  71  neu  aufgenommen  wurden,  so  dass  am  Schlüsse  des 


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116 

Jahres  1880  ein  Bestand  von  1316  Mitgliedern  verblieb;  bis  Miita 
Mai  d.  J.  sind  bereits  16  dorn  Verein  beigetreten. 

Wenn  wir  von  den  vorher  aufgezählten  verstorbenen  Mitglie- 
dern des  Geh.-Raths  Prof.  Dr.  v.  II  an  stein,  Rentners  G.  Becker 
and  Medizinal* Assessors  Dr.  W  11  m  s  hier  noch  besonders  gedenken, 
SO  geschieht  das  in  Anerkennung  der  grossen  Verdienste,  welche  äs 
noh  durch  ihre  Tbatigkeit  auf  dem  botanisoben  Gebiete  im  Intanni 
det  Yereiiks  erworben  haben  und  wovon  sablreicbe  Vortrige  «ai 
Mittbeilangen  ia  nnieren  Verbandlongen  ein  rfihniliehes  Zengni« 
ablegen.  Beek  er»  weleher  eme  Bethe  von  Jabren  SeeUonedlrektor 
war,  bat  namentUeb  anob  mit  groaeer  Sorget  die  Ordnang  du 
Verelnsberbarinmf  sieb  angelegen  sein  laasen  nnd  dadnrob  die  leibbUn 
Benutzung  desselben  in  hohem  Grade  gefördert.  Mögen  diete  wenigsa 
Worte  dazu  dienen,  das  Andenken  dieser  3  Männer  bei  dem  Vereia 
stets  in  dankbarer  Erinnerung  zu  behalten. 

Der  37.  Jahrgang  der  Verhandlungen  unserer  Gesellschaft, 
welcher  bereits  in  den  Händen  der  Mitglieder  ist,  urafasst  im  Ganzen 
incl.  Inhaltsangabe  und  Titel  52^«  Bogen.  Hiervon  entfallen  2IV} 
auf  die  Originalaufsätze  der  Herren  W.  S  oh  auf  iu  Leipzig,  £. 
Adolph  in  Schwelm,  Gl.  Soblueter  in  Bonn,  Ph.  Bertkaa  in 
Bonn,  Q.  Herpell  in  St.  Goar,  H.  Beule  aus  in  BemageOt  W* 
Trenkner  in  Omabrilok,  B.  Claaains  in  Bonn,  ll'/s  Bogen  fltt» 
bftlt  das  Gorrespondensblatt,  worin  tiob  daa  MitgUederverwichniir^ 
die  Beriebie  ftber  die  Terdnewiammlangen  nnd  der  Naehwda  Vbsr 
die  Erwerbungen  dee  Mnseame  and  der  BibUotbek  befinden,  loirii 
eine  Mittbeilung  über  die  Feier  des  80.  Geburtstages  nneeree 
einspr&sidenten  und  2  dem  Andenken  an  Johannes  v.  Uanstein 
und  Gustav  Becker  gewidmete  Nekrologe.  18*/g  Bogen  füllen  die 
Sitzungsberichte  der  Niederrheiuischen  Gesellschaft  für  Natur-  and 
Heilkunde,  worin  wieder  eine  grosse  Zahl  neuer  Beobachtungen  und 
Forschungen  auf  dem  naturwissenschaftlichen  und  medizinischen 
Gebiete  niedergelegt  ist.  —  Der  Gesammtband  ist  nooh  doiob  7 
Tafeln-Abbildangen  und  19  Holzschnitte  illustriert. 

Der  Sobriftentanaob?erkehr  mit  anderen  gelehrten  GoaoltoehallM 
war  ein  ftberana  reger  imd  iai  durob  12  BeitriiiaerUinmgan  w 
weüert  worden.  Inibeaondere  wurden  Verbindungen  mit  YereiM 
in  Brannaebweig,  Elberfeld»  Kesmark,  Biatrifts  in  Siebenbftrgwi»  Pkn% 
Firense,  StoekboUn,  Tft>nise,  Toronto,  MUwankee,  Pbiladelpbia  nad 
Buenos  Ayres  angeknfipft  Auch  ist  die  Bibliolbek  mit  takMobet 
Geschenken  der  verschiedensten  Autoren  und  von  Königlichen  Iosti> 
tuten  bedacht  worden  j  ausserdem  sind  einige  Werke  durch  Ankaof 
erworben. 

Die  naturhistorischen  Sammlungen  haben  ebenfalls  mannig» 
faltige  Zuwendungen  erhalten,  unter  denen  wir  das  von  G.  Becker 
dem  Verein  Torerbte  aebr  reiohbaltige  und  vorfereffUob  oonaerYi«ctd 


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117 


Berbariimi  liier  beaonden  nambaft  mtcbeii.  Im  Conrespondenzblatt 
No.  2  finden  sieb  die  näheren  Angaben  über  obige  Erwerbungen. 

Wa8  die  Geldverhältnisse  des  Vereins  betrifft,  so  betragen  die 
Ausgaben  gegen  das  Vorjahr  1163  M.  mehr,  was  wesentlich  durch 
die  zahlreicheren  Illustrationen  in  den  Verhandlungen  und  die  In- 
standhaltung des  älteren  Yereinsgebäudcs  veranlasst  worden  ist.  Die 
hier  vorliegende,  vom  Herrn  Kendanten  Henry  eingereichte  Reoh- 
nong  für  das  Jahr  1880  ergiebt: 

Einen  KaMenbeatand  aoa  1879  Ton  197  M.  99  Pf. 

Einnahmen  mit  JBinaehlan  von  700  M.  ana  dem 
die^ihrigen  Guthaben  bei  Banqoier  Gold- 

aobmidt  A  Co   9446  M.  66  Pf. 

Summa   .   .  9644  M.  58  Pf. 
Die  Ausgaben  im  Jahre  1880  betrugen    .    .    .    .    9603  M.  90  Pf. 

Bleibt  somit  ein  baarer  Kassenbestand  von  .      40  M.  68  Pf. 
Bei  Bauquier  Goldschmidt  &  Co.  zu  Bonn  hatte 
der  Verein  am  31.  December  1880  ein  Gut- 
haben von   3935  M.  85  Pf. 

An  Werthpapieren  waren  vorbanden  im  Nominalbeträge: 
40  Stück  Ungarische  Anleihen  ä  80  Thlr.  =  3200Thlr.  oder     9600  M. 
15  StnokUngariacbe  Anleihen  i400Thlr.«  6000  Thlr.  oder  18000  „ 
Köln-lUndener  PrioritiU- Obligationen  1400  Thlr.  oder  .    4200  ^ 
1  Priorit&ts- Obligation  der  Bergiaeh-M&rkiichen  Eisen- 

bahn  über   8000  „ 

Zneammen  .  84800  Bf. 
Der  Kapitalfonds  der  von  De  oben -Stiftung  bestand  am 
Schlusae  des  Jahres  1880  aus  11700  Florin  6% 
Ungar.  Gold-Rente  im  Nominalbetrage  von  .  .  .  23400  M. 
Die  General- Versammlung  wurde  in  der  Pfingstwoche  vom  17. 
hh  19.  Mai  in  Essen  abgehalten,  deren  Leitung  sich  diesmal  der 
all  verehrte  Herr  Vereinepr&sident  v*  Deohen  des  ihm  zages tossenen 
bekannten  Unialls  wegen  versagen  musate,  naehdem  derselbe  bis  da- 
hin 82  Jahre  nnnnterbrocben  den  Yersammlnngen  Torgestanden  hatte. 
An  seiner  Stelle  fährte  der  Yiee-Priaident  Herr  6eh.-Bath  Fabri- 
eins  den  Yortitz.  Die  Betheilignng  yon  Mitgliedern  nnd  Gftsten 
war  eine  sehr  grosse,  nnd  die  gastliohe  Aufnahme  seitens  der  Stadt 
rief  eine  sehr  befriedigte  Stimmung  hervor.  Am  1.  Sitzungstage 
wurden  die  Herren  Yereinspräsident  v.  Dechen  und  Vereinssecretar 
Andrä  für  ihre  bisherigen  Functionen  durch  Acciamation  wieder- 
gewählt. Ebenso  wurde  der  Sectionsdirektor  Herr  Prof.  Förster 
und  die  Herren  Bezirksvorsteher  Oberlehrer  a.  D.  Cornelius  und 
l>r.  med.  Gramer  wiederum  in  ihron  bisherigen  Stellungen  be- 
stätigt. Die  Herren  Direktor  Dr.  Thome  in  Coln,  Landesgeologe 
ürebe  in  Trier  nnd  Prof.  Hosius  in  Münster  wurden  zu  ßezirks- 
▼orstehem  neu  ernannt  Als  Yersanunlungsort  zn  Pfingsten  1882 

9 


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118 


wurde  auf  eine  Einladung  dieser  Stadt  hin  Gobienz  in  Aussicht  ge- 
nommen. Die  Herbstversammlung  in  Bonn  fand  am  3.  October  statt 
und  wurde  zur  grossen  Freude  zahlreicher  Theilnehmer  wieder  von 
dem  Herrn  Vereinspräsidenten,  £xcellenz  v.  De  oben,  rüstig  geleitet. 

Hierauf  wurden  zu  Revisoren  der  Rechnung  die  Herren  Dr. 
▼OB  der  Marek  aus  Hamm  und  Oberlehrer  Cornelias  aus  Elber* 
Idd  emannti  welche  tieb  hierzu  bereit  erklärten. 

Die  nun  folgenden  wissenschaftlichen  Vorträge  eröffnete 
Herr  Bergrath  Frey  tag  mit  einer  Oheutirung  über  die 
geognostiscben  und  baln eologiscben  Verhältuisee  des 
Bades  Oeynbaosen  auf  Grundlage  einer  hierauf  bezüglichen  Ksrte 
und  einer  von  ihm  verfassten  Broschüre  mit  dem  Titel:  Bad  Osfii- 
hansen  (Rehme)  in  Westfalen,  welche  Schrift  uns  hier  einer  weitsni 
Hittheilong  überhebt 

ITerr  Dr.  Kaiser  aus  Elhorfeld  hielt  einen  Vortrag  über 
das  Wesen  und  die  Ursachen  der  Erdbeben. 

An  die  letzten  furchtbaren  Ereignisse  dieser  Art  ankn^fend, 
gab  er  aon&chst  eine  Ueber sieht  über  die  Erkl&rangsversuche  des 
Alterthums  und  die  Nachrichten  der  klassischen  Autoren  über  £rd* 
beben,  die  sich  fisst  ausschliesslich  anf  die  durch  jene  Tcranlssitn 
Erdbeben  beschrünken.  Nschdem  er  sodsnn  die  zu  ESode  des  voriges 
nnd  im  Anfhnge  dieses  Jahrhunderts  fsst  als  ein  Olaubenssats  gel- 
{ende  Lehre  von  einem  flüssigen  Erdinnem  nnd  der  Reaction  des- 
selben gegen  die  feste  Hülle  berührt  hatte,  ^^ab  er  eine  Eintheilung 
der  Erdbeben  in  solche,  die  in  nachweisbarem  Zusammenhange  mit 
vulkanischer  Tliätigkeit  fitehen  und  solche,  die  fern  von  den  Stellen 
vulkanischer  Thäti«?keit  stattfinden.  Letztere  scheinen  zum  Theil 
durch  die  Bewefrung  n^rosser  Massen  in  Hohlräumen  unterhalb  der 
Erdoberfläche,  zum  Theil  durch  die  Entstehung  von  Spalten  und 
Verwerfungen  in  den  Schichten  veranlasst  zo  werden.  Dass  sich 
jene  Hohlräume  vorfindeii|  bat  die  Astronomie  aus  den  Verändemo- 
gen  des  Horizontes  nachgewiesen.  Ueber  die  Art  ihrer  EntstehoDg, 
sowie  der  Veranlassung  der  SpaUbildnngen  nnd  Verwerfungen  iii 
den  Hypothesen  ein  weiter  Spielraum  gelassen.  Zunächst  ist  dsr 
answaschenden  Thatigkeit  des  V^assers  ohne  Zweifel  ein  ESofioti 
snrasohreiben;  dann  könnte  man  an  die  Verwandelong  der  Siliksl- 
gesteine  in  krystallinische  und  waeserfreie  Felsarten  denken,  bei 
der  eine  Abnahme  der  Körpermasse  stattfindet;  ferner  au  den  Ein- 
fluss,  den  die  Kohlensäure  auf  die  Silikatgesteine  ausübt,  indem 
diese  dadurch  an  Volumen  ganz  erheblich  zunehmen.  In  Zusam- 
menhang mit  jenen  mechanischen  Vorgängen  der  Spaltbildung  steht 
das  Vorrücken  und  stellenweise  Zurückspringen  des  Epicentrumi, 
von  welchem  die  Stösse  ausgeheo.  Schon  Mallet  beobachtete  und 
erklärte  eine  Drehungserscheinung  aufstehender  Gegenstände,  snf 
welche  man  die  schon  mechanisch  unhaltbare  Annahme  Ton  .rotsr 


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119 


torischen"  Erdheben  begründen  wollte.  Die  neuesten  Beobachtungen 
dieser  Art  sind  in  Ajjrarn  gemacht  worden.  Man  bemerkte  näm- 
licby  dass  auf  den  Friedhöfen  der  Stadt  sich  «düreiche  Denkm&ler 
gedreht  hatten  und  zwar  ausnahmslos  in  einem  der  Richtong  das 
Ohneigen  entgegengesetzten  Sinne.  In  St.  Iv4o«  etwa  25  km  nord* 
öatlieh  von  Agram,  fand  sieh  dieaeibe  Drefanngaenoheinnng,  nur  in 
eDtgegengetetstem  Sinne.  Beide  Orte,  die  gleich  starke  Sfniren  vaa 
2Serstorirag  aufwiesen,  können  als  die  inseenten  Punkte  des  6^ 
btetes  der  atftrksten  Wirkung  des  Erdbebens  betraebtet  werden. 

Die  Drehung  der  Monumente  ist  dnreh  raseb  auf  einander 
folgende  Stösso  aus  verschiedener  Richtung  erfolgt,  oder  mit  anderen 
Worten:  das  Epicentrum  hat  seine  Stelle  geändert,  ist  fortgeschritten. 
Aus  dem  üni stände,  dass  der  Sinn  der  Drehung  in  Agram  und  St. 
Ivan  eutge^'engesetzt  ist,  folgt,  dass  die  Stösse,  welche  beide  Orte 
nach  einander  aus  verschiedenen  Richtungen  trafen,  sich  auf  einer 
zwischen  beiden  Orten  durchstreichenden  Linie  anreihen  lassen. 
Betrachtet  man  diese  Linie  als  die  Projektion  einer  Verwerfungs- 
spalte,  so  ist  es  klar,  dass  jede  Erschütterung,  die  von  ihr  aongehti 
an  einem  Punkte  derselben,  dem  Orte  des  geringsten  Widerstandes, 
beginnt  nnd  sich  in  der  festen  Masse  naeh  allen  Seiten  fortpflanst, 
wibrend  die  Ersehütterungsunacbe,  beispielsweise  Zerreissnng,  mit 
grosser  Gesdhwindigkeit  l&ngs  der  ganaen  Linie  fortl&uft.  Dass  diese 
StossHnie  zwisebcn  Agram  und  St.  Ivftn  laufen  mos»,  ist  untweifel- 
faaft;  der  geologische  Bau  der  Gegend  lässt  vermuthen,  dass  sie 
nahezu  in  der  Mitte  zwischen  beiden  Orten  auf  der  geraden  Ver- 
bindungslinie dtTselbeii  senkr^^eht  steht.  Als  Ausgangsort  successi- 
ver  Stösse  betrachtet,  ergibt  dieselbe  für  beide  Orte  ziemlich  gleiche 
Wirkungen  in  entgegengesetztem  Sinne. 

Sehliesslioh  gab  der  Vortragende  eine  üebersicht  über  die 
Vorgänge  bei  den  Erdbeben  Ton  Agram,  Ischia  und  Chios,  indem 
tr  sich  bemühte,  die  an  innerer  Unwahrscheinliohkeit  leidenden  von 
der  ersten  Aufregung  be^infiussten  Naobriehten  von  den  glaub* 
würdigen  Beobachtungen  au  scheiden. 

Herr  Prof.  Landois  aua  Mdnster  hielt  die  iwel  nachstehen- 
den Vorträge : 

I.    üeber  die  Baukunst  der  Vögel,  auf  ihren  wahren 

Werth  zurückgeführt.  Wo  auch  immer  in  den  naturhistorischen 
I  ^^tTken  des  Fürtj'flmizungsjjfeschäftes  der  Vögel  Erwähnung  geschieht, 
'  »to'^aen  wir  bei  Im  sprechung  der  Kunstfertigkeit,  welche  diese  Thiere 

hei  der  Verfertigung  ihrer  Nester  bekunden,  auf  überschwengliche 
i Lobeserhebungen.   «Wir  werden  —  sagt  James  Bennie^)  —  die 


1)  Die  Baoknnst  der  Vögel  (nach  dem  Engliseben).  Stnttgnri 
1847.  8.  14. 


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180 


Vögel  mnf  eine  ehneliie  Eigenthümlichkeit  unterziehen,  nimlieh  is 
der  UebuDf^  ihrer  mechanischen  Kunst  des  Nestbaues,  einer 
Thätigkeit,  welche  jene  wunderbare  Erfin dsamkei t  hervor- 
ruft, die  kein  menschlicher  Scharfsinn  anregen  kaon  und 
mit  welcher  keine  menschliche  Gewandtheit  zu  wetteifern 
vermag.  Jedermann  wird  zu  der  Ueberzeugung  gelangen,  dass  die 
Vögel  ebenso  gut,  wie  die  Menschen,  la  dem  Namen  Maurer,  Zim- 
merlente  und  Schneider,  bisweilen  togar  noch  mehr,  wie  wir,  ht- 
rechtigt  sind,  da  wir  bei  aller  unserer  gepriesenen  mecht* 
niiohen  Fertigkeit  ihre  Erfindiamkeit  nicht  erreieben 
können.*  Derartige  Anaebaanngen  Ueeeen  doli  —  Ton  Aristc^hir 
nee  an,  der  die  V5gd  bereite  alt  Künatler  anifftbrt  —  an  tanaeih 
den  oitaren. 

Manche  Vögel  bauen  gar  kein  Neet;  andere  ffthren  den  Nest» 

bau  80  künstlich  aus,  dass  die  beobachtenden  Naturforscher  geradezu 
zur  Bewunderung  hingerissen  wurden.  Eine  Stufenleiter  von  der 
grüssten  Einfachheit  bis  zur  künstlerischen  Vollendung  lässt  sich 
beim  Nestbau  leicht  nachweisen. 

Die  Strausse  legen  ihre  Eier  einfach  in  den  Sand.  Die  Pin- 
guine eollen  das  einzige  Ei,  welches  sie  legen,  zwischen  ihre  Schenkel 
klemmen  und  so  bebrüten.  Andere  Vögel  scharren  eine  einfache 
Bodenvertiefung,  womit  sie  sich  begndgeni  noch  andere  füttern 
dieee  mit  grobem  oder  feinerem  Nestmaterial  im  Innern  ans.  fiei 
allen  dieeen  YQgeln  wird  es  wohl  Niemandem  eingefallen  sein,  fos 
einer  besonderen  Kunstfertigkeit  beim  Nestbau  lu  sprechen. 

Kttnstliober  Terfahren  schon  die  Bisrögel,  welche  BSbren  ia 
die  senkrecht  abfUlenden  üferwinde  graben,  und  die  Spechte,  walebe 
bekanntlich  in  Baumstämme  meisseln.  So  mühsam  derartige  Arbeiten 
sind,  80  kann  doch  auch  hier  von  einer  besonderen  Kunstfertigkeit 
keine  Rede  sein.  Auch  Nestmaterial  schaffen  sie  nicht  herbei.  Wenn 
die  zarten  Uferschwalben  bei  der  Anlage  der  waperechten  Erdlöcher 
auf  Steine  stossen,  die  sie  zum  Bau  einer  zweiten  Höhre  zwingen, 
so  ist  das  geradezu  eine  Geduldarbeit  zu  nennen. 

Die  meist  plattförmig  bauenden  Raubvögel  häufen  sur  Unter« 
läge  ibree  Nestes  grobes  Material  susammen,  der  Nestnapf  ist  iasssnk 
flach.  Ein  und  derselbe  Horst  wird  Jahre  lang  benntst.  So  stska 
die  Adlerhorste  seit  Menschengedenken  auf  denselben  Biomen.  la 
Frttlgabre  wird  das  Nest  höchstens  etwas  ausgebessert  Von  einer 
Kunstfertigkeit  also  auch  hier  keine  Spur.  I 

Ganz  anders  scheint  es  sieb  auf  den  ersten  Blick  bei  denjenigen 
Vögeln  zu  verhalten,  welche  beim  Nestbau  eine  korbartig  flechtende? 
filzende,  webende  oder  sogar  nähende  Thäügkeit  entwickeln. 

Betrachten  wir  das  Nest  des  Buchfinken,  FringilUi  coekhs  L- 
etwas  genauer.  Die  wesentlichsten  Angaben  darüber  finden  wir 
echou  bei  Naumann.   Sein  Nest  —  so  sagt  er  —  ist  eins  derj 


121 


schönsten  und  künstlichsten;  es  hat  mehr  oder  weniger  die 
Form  einer  Kugel,  von  welcher  oben  ein  Stück  abgeschnitten  ist, 
wo  sich  die  Aushöhlung  befindet.  Es  ist  ein  dichtes,  mehr  als  fin- 
gerdickes Gewebe  von  grünem  firdmooi,  sarten  Würzelchen  und 
•ehr  feinen  B&lmoben,  hat  aber  anisen  einen  glatten  Uebersng  yon 
den  granen  Flechten  des  Banmee,  worauf  es  tteht,  welcher  höcbat 
wunderbarer  Weis«  mit  Insektengeepinnst  anter  lidi  und  auf 
dem  Keste  selbst  befestigt  ist,  so  dass  dadurch  das  Ganse  die  t&u- 
sebendste  Aehnliohkeit  mit  einem  bemoosten  Aste  oder  alten  Storsel 
bekommt,  and  das  menschliche  Auge  Mühe  hat,  es  zu  erkennen.  Es 
sieht  oft  wie  gedrechselt  aus.  Der  innere  Napf  ist  ziemlich  tief, 
(Irehruud  und  am  oberen  Rande  öfters  etwas  eingebogen,  sehr  weich 
mit  Pflanzen-  und  Thierwolle,  Haaren  und  Federn  gepolstert,  aber 
so,  dass  manche  Nester  keine  Federn,  aber  WoUe  und  Haare  alle» 
und  einige  alles  zusammen  enthalten« 

Das  Material,  aas  welohem  der  Buchfink  sein  Nest  baut,  ist 
im  Torigdn  hinreichend  genau  angegeben;  wir  könnten  noch  hinsu- 
ittgen,  dass  Tielfaoh  auch  kleine  Spinnengewebe,  in  denen  die  Eier^ 
häufen  eingehCiUt  gelegen,  sum  Yerfilsen  des  Nestnapfes  Terwendet 
Warden;  auch  mancherlei  Fäden,  Zwirn,  Baumwolle  und  dergl.  finden 
wir  durchflochteD ;  überhaupt  wird  manches  Material  verwerthet, 
welches  Ton  Eunstprodukten  menschlicher  Industrie  sich  gerade  in 
dem  Nestrevier  als  passend  erweist. 

Welche  Instrumente  stehen  dann  dem  Vogel  bei  der  wun- 
derbaren Kunstfertigkeit  zu  Gebote?  die  denkbar  einfachsten. 

Berücksichtigen  wir  zunächst  den  Buchfink,  so  dient  ihm  der 
«Schnabel  als  Pincette.  Mit  dem  Schnabel  ergreift  er  das  Nest- 
material, trägt  es  zum  Neste,  legt  es  an  Ort  und  Stelle.  (Bekannt» 
lieh  schleppen  nur  die  Baubvögel  das  Nestmaterial  mit  den  Fängen 
zum  Horste.)  Mit  dem  Sohnabel  windet  er  auch  längere  Fäden  um 
die  dfiimeren  Aeste;  er  supft  und  aerrt  mit  demselben  den  Niststoff 
hin  und  her. 

Der  Leib  wirkt  als  Stempel,  einerseits  durch  seine  eigene 
Schwere,  anderseits  bei  der  drehenden  Bewegung  desselben.  Durch 
den  senkrecht  wirkenden  Druck  des  Körpergewichtes  wird  der  Boden 
des  Nestes  mehr  und  mehr  verfestigt;  die  rotirende  Drehung  des 
Leibes  ergiebt  die  Höhlung  des  Nestnapfes.  Hals  und  Schwanz 
werden  bei  dieser  Arbeit  emporgerichtet,  wodurch  die  Tiefe  des 
Nestnapfes  nothwendigerweise  gewinnen  muss.  Die  Beine,  Ffisso 
und  Flügel  kommen  bei  dem  Nestbau  des  Buchfinken  direkt  kaum 
in  Betracht,  und  so  reduaireii  sich  dann  die  Instrumenta  auf  Pin- 
cette und  Stempd. 

Auf  den  ersten  Blick  muss  bei  der  primitiven  £infach« 
best  der  Instrumente  die  wunderbare  Kunstfertigkeit  des 
Vogels  beim  Nestbau  nur  in  noch  greUereni  Lichte  erteheineB;  denn 


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wie  ist  es  mögrlich,  dass  der  Vogel  mit  po  ansserordentlich  einfachen 
Mitteln  einen  solchen  Kunstbau  anfiführt?  Und  doch  glaube  ich  den  . 
Nachweis  führen  zu  können,  dass  der  vermein tlicbe  Kunstbau  nur 
das  Produkt  einer  ganz  mechanischeD  Tbätigkeit  ist;  dass  hier  ciclit 
eioe  kfinitlerische,  nicht  ciamal  eine  kunstgewerbliche  Leistang^ 
•ondern  ein  Produkt  einfacher  Kr&fte  des  VogeU  und  betondenr 
fiigvnthümlichkeiten  des  Nettmateriala  Yorliegt. 

Dieter  Naohweie  wird  alt  geführt  ansotehen  tein,  wenn  m 
mir  geÜDgty  mit  mdgUohtt  einfiidieii  Werkieogen  eineii  tokte 
Kontt-Nettban  hersutttllen. 

loh  liabe  ein  tolohet  BuohfiDkennett  angefertigt  nnd  swar  Ii 
dem  Zeitraame  von  einer  einsigen  Stunde.  Dat  kflnttlich  geferti^ 
Kett  itt  Ton  einem  natfirlichen  Neste  nicht  zu  nnterecheiden,  weder 
nach  Standort,  Material,  Forra,  Bau  und  Festi^^keit;  wenigstens 
haben  alle  Naturkundigeu  dasselbe  für  ein  wirkliches  Buchfinken' 
nest  gehalten. 

Vorher  hatte  ich  einen  passenden  Holzstamm  abgesägt, 
und  das  Material  zum  Nest  zusammengesucht;  es  lag  ein 
loser  Haufen  Ton  Fäden,  Pflansenfasern.  Moos,  Flechten,  Pfiansen- 
haaren^  Thierbaaren,  Spinngeweben,  Federn  nnd  dergL  vor.  Als 
Instrumente  dienten  eine  Pinoette  nnd  ein  Eeageatglas^ 
beide  —  und  dat  bebe  icb  bier  antdrQekliöb  berror,  —  wurden 
einiig  und  allein  mit  der  reobtenHnnd  bedient  DieFingsr 
der  Hand  wurden  durebaut  niobt  benntst  Die  Pinoette  imitirtt 
den  Yogekobnabel;  mit  dem  unten  abgernndeten  Reagensglase  koairte 
die  drehende  Bewegung  des  Vogelleibes  leicht  nachgeahmt  werden. 

Nachdem  einige  Fäden  mit  der  Pincette  um  die  Aeste  des 
Stammes  geschlungen  waren,  häufte  ich  zunächst  gröberes  Moos  und 
Pflanzenfasern  auf  das  Stamm-Ende  und  zwischen  die  Astgabeln. 
Pruck  mit  der  Pincette  und  Klopfen  mit  dem  Reagensglase  gaben 
bald  der  Unterlage  die  nöthige  Festigkeit.  Zu  weit  vorragende 
Hähnchen  und  Moosstämmchen  wurden  ausgezupft  oder  mit  der 
Pincette  einwärts  gedrückt.  Mit  dem  Aufbau  der  Seitenwandongea 
des  Netinapfes  schritt  iob  nun  allmAblieb  ror.  Mit  dem  Beagsm 
glaae  klopfte  iob  ^  dem  K6rpergewiobt  det  Vogels  enttpreohend  — 
bettindig  «if  dat  Keetmaterial,  wodurob  die  Fettigkeit  det  Ketl- 
napfet  bald  eraielt  war.  Die  innere  Höblnng  dee  Kettet  wird  leklit 
durcb  die  rotirende  Bewegung  det  Reagensglatet  bewerkttetUgl; 
ieh  drebte  dat  Glas  in  ähnlicher  Weise,  als  wenn  man  mit  einen 
Stempel  in  einem  Mörser  reibt.  Dehnt  sich  bei  dieser  Manipulation 
der  Nestraum  zu  weit  aus,  so  verengt  man  ihn  durch  Anklopfen  an 
die  Aussenseite  auf  die  natürliche  Weite. 

Ins  Innere  tr&'^i  man  schlieaslich  die  Haare,  Federn,  Wolie 
und  anderes  feine  Material  ein  und  rfibrt  in  derselben  Weite  wX^ 
dem  Glasttempel  anbaltend  um. 


s 


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123 


Durch  diese  höchst  einfache  Manipulation :  mit  einer  Hand 
vermittelst  Pincette  und  Reagensglas  habt»  das  vorlieo^cnde  Nest  ge-  « 
fertigt,  welches  seibat  vor  dem  Auge  des  Fachkundigen  nicht  von 
emem  natürlichen  Bucbfiokenneste  unterschieden  werden  kann. 

Um  dem  Nestbau  auch  den  letzten  Rest  von  Kunstfertigkeit 
zu  nehmen,  bleibt  uns  noch  der  Nachweis  übrig,  dass  die  Festigkeit 
da  Neetee  anf  die  Eigentbümlicbkeiten  des  Nestmaterialt  znrficksii« 
fthren  ist  und  nicht  in  der  Genialität  des  Vogels  begrfindet  liegt 

Die  Festigkeit  der  Nester  wird  durch  die  Yerfilsung 
des  Materials  erzielt,  was  schon  James  Rennie*)  herrorfaob. 
Der  hauptsächlichste  Stoff  aller  dieser  Nester,  Ton  wie  vielem  Mate- 
rial sie  auch  gefertigt  sein  mögen,  ist  feine  Wolle,  womit  Moos, 
Fit'cbten,  Spinngewebe,  BaumwoUenbüschel  und  Fäden  oder  Rinden- 
whuppen  verfilzt  sind.  Daa  Nest  des  Vogels,  wenn  es  neu  beendet 
und  noch  nicht  durch  Stürme  unihergestossen,  oder  der  Abnützung 
durch  Hrütung  und  Aufziehung  der  Jungen  ausgesetzt  gewesen  ist, 
zeigt  an  der  Oberfiache  eine  solche  Glättet  al^  w|re  dieselbe  von 
doD  Hutmacher  znsammcngcfilzt  worden;  an  der  Innenseite  ist  das 
noch  mehr  der  Fall.  Das  Verfahren  des  Filsens  ist  beim 
Kestbanen  ebensowohl  wie  beim  Hutmaoher  von  dem  Bau  der 
Wolle,  Haare,  Oberhaupt  des  Nestmaterials  abhängig. 
ADes  Pelzwerk,  Haare,  Wolle,  auch  die  anscheinend  glatten  Pflan- 
ssttfMero,  ist  voll  von  Ungleichheiten,  obgleich  es  sich  weich  an^ 
fahlen  und  ansehen  lässt.  Durch  diese  Ungleichheiten  haken  die 
Fasern  sich  aneinander  und  werden  durch  den  Druck  der  Bewegung 
dichter  zusammingebracht,  so  dass  sie  den  so  erlangten  Halt  bei- 
behalten und  nur  durch  grosse  Kraft  sich  trennen  lassen.  Dieses 
ergil)t  sich  auch  aus  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Haare, 
namentlich  der  Wolle.  Das  Oberhauthäutchen  des  Wollhaares  ist 
schuppig  und  macht  eben  dadurch  die  Oberfläche  rauh.  Selbst  die 
Oberfläche  der  scheinbar  glattesten  Haare  ist  mit  Unebenheiten 
dicht  beeetst  Auch  experimentell  lassen  sieh  diese  Verhältnisse 
erschliesoen.  Man  nehme  ein  Haar  von  der  Länge  einiger  cm,  reibe 
es  zwischen  Finger  und  Daumen  und  man  wird  immer  finden,  dass 
du  Haar  ein  fortschreitende  Bewegung  zur  Bichtung  der  Wurzel 
zeigt,  woraus  sich  ergibt,  dass  die  Rauheiten  nach  der  Spitze  hin 
gehebtet  sind,  und  dass  die  dachziegelartig  gelegte  Oberfläche  jede 
Bewegung  in  entgegengesetzter  Richtung  verhindert.  Bei  den  Haaren 
einiger  Thiere  sind  diese  Unebenheiten  der  Oberfläche  sehr  bedeu- 
tend, z.  Ii,  im  Pelze  des  Maulwurfs  und  der  Fledermäuse.  Bei  der  « 
Filzfabrikation  werden  in  Folge  dieses  ziegelartigen  Baues  die  ein- 
zelnen Fasern  von  einem  nassen  Pelz  oder  Wolle  auf  eine  Tafel 


1)  L  0.  ptg.  189. 


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gebreitet  und  mit  Leinentuch  in  verschiedene  Richtung  gedrückt, 
Bich  nach  der  Richtung  ihrer  Wurzel  in  derselben  Weise  bewegen, 
wie  das  zwischen  den  Fingern  in  obigem  Versuche  geriebene  Haar. 
Die  verschiedenen  nach  jeder  Richtung  so  bewegten  Fasern  werden 
in  einander  verwoben  und  vereinigen  sich  in  eine  fortlaufend  zu* 
MMsmenh&ngende  Masse.  Die  Ausdehnung  des  ziegelartigen  Bauei 
durch  Wärme  aftd  Nässe  erleichtert  die  Yerfilzung  sehr.  Wegen 
dieser  Neigung  zum  Filsen  werden  wollene  Tücher  ond  Strümpfe 
beim  Waadien  dieker  und  enger,  wie  das  den  Damen  binieiehend 
bekannt  iai. 

Anf  diese  Weise  ist  die  Festigkeit  des  Nestn^»fes  doreh  des 
Baa  des  Materials  bedingte  Der  Vogel  braucht  nar  Druck  nad 
drehende  Bewegung  anf  dasselbe  einwirken  m  lassen,  und  die  Festig- 
keit steigert  sich  von  selbst  bis  zur  Solidität  des  Filzes. 

Ich  habe  Huch  das  Material  der  hängenden  Nester  der  Weber- 
vögel [Plocetis)  mikroskopisch  untersucht  und  gefunden,  dass  die 
schmalen  Blätter  der  exotischen  Seggengräser,  welche  vorzugswei?».' 
zum  Nestbau  verwerthet  werden,  an  den  Rändern  sägezahnartige 
Unebenheiten  haben.  Man  fühlt  diese  auch  schon  mit  den  Fiogem; 
oft  bilden  sie  eine  Schneide,  welche  die  Haut  bis  zur  blutigen  Ver» 
wnndnng  sers&gen  kann.  Diese  Kieselsäure-Häkchen  nnd  Zihnshos 
sind  es  eben,  welche  bei  dem  Nestbau  das  Material  so  ftneserafc  slsik 
aneinander  ▼erfestigan« 

So  finden  wir  das  allermeiste  Nestmaterial  mit  ünebenbeümi 
Banheiten  anf  der  Oberfllohe  bedeckti  nnd  diese  sind  es  eben,  welebs 
die  mehr  oder  weniger  larten  lUden  bmm  Zerren  nnd  DrSeksn 
verfilzen. 

Es  gibt  jedoch  auch  feinfadiges  Nest material,  dessen 
Oberfläche  auch  bei  mikroskopischer  Untersuchung  sich  als  gUtt 
erweist.    Dazu  gehören  namentlich  manche  Pflanzenhaare,  wie  z.  B.  I 
Baumwolle,  die  Samenwolle  der  weidenartigen  Gewächse  und  des 
Kolbenrohrs  (Typhaceen).   Und  doch  sind  diese  zur  Fertigung  Ton 
Filznestern  mehr  wie  geeignet.   Diese  Fasern  sind  dann  aber  so 
dilnn  und  sart,  dass  sie  sich  anderen  rauhen  Körpern  ftoseent  dicht 
nnd  eng  anschmiegen.  So  Iftsst  sich  x.  B.  IVl^Wolle  nor  «ü 
grösater  Mühe  nnd  Sorgfalt  mit  der  Bürste  von  unseren  Kfoidongs- 
atflcken,  namentlich  wenn  sie  ans  Wolle  gefertigt  sind,  entferoos. 
Auch  unter  sich  Tcrfilsen  derartige  Pflanaeobaare  insserat  fest  Ikt 
balb  w&hlen  die  Bentelmeisen  gerade  dieses  Material  sa  ihren  bS'l 
kannten  Filznestern,  welche  frei  hängend  au  einem  biegsamen  Stiel  J 
über  dem  Wasser  schweben.  I 

Schliesslich  sei  noch  der  Klebstoffe  Erwähnung  get hat,  H 
deren  die  „mauernden"  Vögel  beim  Nisten  sich  bedienen.  Die  Si-j 
langanen  benutzen  einzig  und  allein  ihren  Speichel  zur  Fertigstellmtg"] 
ihrer  hornharten  Neatnäpfchen;  andere  Spedea  darKlben  YogeUuDilitJ 


126 


nehmen  schon  Pflanzeustengelcben  zu  Hülfe,  z.  B.  CoUocalia  spo- 
diopyga.  Ganz  in  ähnlicher  Weise  verfahren  unsere  einheimischen 
Segler,  Cypselus  apus\  sie  verfestigen  Strohhalme,  Heublättchen  und 
dergl.  mit  ihrem  Speichel.  Dahingegen  nehmen  unsere  eigeotUcheii 
Sehwalben  erdige  Substanxen,  welche  oie,  mit  Speichel  vermisoht,  m 
ihren  bekannten  Nestero  Termaaern.  In  fthnlieher  Weise  manem 
die  Kleiber,  SiUa  €müpaM\  aueh  den  Tukanea  aoU  dieee  Gewoha- 
heii  eigea  tetn.  Wihrend  bo  die  Sehwalben  ihre  Netter  von  aama 
miierarüg  fest  anlegen,  verpotsen  andere  Vögel  ihre  Netter  von 
innen  mit  einem  fetten  üebennge.  So  itt  der  Nettnapf  der  Sing« 
drottel,  Tmäm  tmitidit,  stett  hart  ausgeschmiert,  und  bei  der 
Sefawarsdroeiel  findet  man  dieses  recht  häufig.  Es  leuchtet  ein, 
dass  in  allen  diesen  Fällen  die  Festigkeit  auf  Rechnung  des  kleben- 
den Speichels  zu  schreiben  ist. 

Somit  wäre  die  „wunderbare  Kunst  des  Nestbaues 
der  Vögel,  womit  keine  menschliche  Gewaiidheit  zu  wetteifern  ver- 
mag und  die  wir  bei  aller  gepriesenen  mechanischen  Fertigkeit 
nicht  erreichen  können"  noUen,  auf  die  einfachste  mechanische 
Thätigkeit  snrückgeführt.  Selbst  die  so  sehr  bewunderten 
JPilsnetter,  woran  die  Vögel  Tage  lang  arbeiten,  ttellen  wir  in 
kfirsetter  Frist  ebenso  ^kunstvoll*  her;  und  «war  einsig  nnd  allein 
mit  dem  sieh  verfilsenden  Material,  einer  Pinoette  nnd 
einem  rotirenden  Stempel. 

II.  Ueber  die  Reduktion  der  Zehen  bei  den  Säuge* 
thiercn  durch  Verkümmerung  und  Verschmelzung. 

Während  die  Handwurzel,  der  kürzeste  Abschnitt  der  Hand, 
sehr  grossen  Schwankungen  in  der  Anzahl  der  sie  bildenden  Knochen 
darbietet,  pflegt  die  Mittelhand  der  längste  Abschnitt  zu  sein,  wie 
auch  anderseits  die  Form  ihrer  einzelnen  Knochen  und  ihre  Ansahl 
den  geringsten  Schwankungen  unterliegen.  Die  gewöhnlich  vor- 
kommende Zahl  der  Mittelhandknochen  ist  fünf  und  diesen  ent- 
tpreehen  auoh  in  der  Regel  5  Zehen.  In  manchen  Sftngethierord- 
nmigen  nimmt  jedoch  die  Zahl  der  Mittelhandknoohen  sowie  der 
Zshen  ab,  wir  &iden  4,  S,  3  und  sehliesslioh  bei  den  Einhufern  nur 
1  IBttelhandknochen  nnd  eine  einsige  Zehe.  Diese  Yerhlltaisse 
nehmen  nicht  allein  vom  geologischen  Entwickelungs-Standpnnkte, 
sondern  auch  in  der  deskriptiven  Zoologie  ein  ganz  besonderes 
Interesse  in  Anspruch.  Die  augenblicklich  herrschende  Ansicht  über 
die  Ursache  der  Zehen-  und  Metakarpus- Verminderung  beschränkt 
diese  Reduktion  auf  die  Verkümmerung  früher  vorhanden  gewesener 
flandtheile.   „Die  normale  Zahl  —  sagt  GiebeP)  —  stellt  sich  auf 


1)  Br on  n ' 8  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreiehs.  VI.  Band. 
SangeUuere  1879.  pag.  541. 


126 


fünf  als  die  am  haufi^ten  vorkommeDde  und  niemals  vermehrte, 
wohl  aber  öfter  verringerte,  und  zwar  peschieht  die  Verminde- 
ruDg  allmählich  und  gesotzraässig  durch  Verkümmerung, 
welche  mit  dem  inneren  Metacarpus,  den  des  Daumens  beg^innt; 
dann  folgt  der  äasaere  oder  fanfte,  am  aeltanBten  und  nur  ausnahms- 
weise noch  der  zweite  und  vierte  so,  dass  nur  der  mittlere  allein 
▼ollkommen  entwiokelt  ist  und  die  einsige  Zehe  trägt.  Die  Ver- 
kümmemng  kann  bis  com  völligen  Yendiwindem  rieh  eteigem.* 

Die  herreckende  Ansiobt  der  Palftoatologen  and  Zoologen  ist 
jedoch  einseitig.  Die  Bednkiion  der  Zehen  geschieht  niclit 
allein  damh  Verkümmerung,  sondern  ebenso  oft  dnroli  Ver- 
schmelzung früher  selbstündlg  vorhandener  Fasstheile;  nicht 
selten  gehen  aber  auch  Verkümmerung  und  VerschmelzuDg  parallel 
neben  einander  her. 

Letzteres  ist  namentlich  bei  den  Wiederkäuern  der  Fall.  In 
der  geologischen  Ahnenreihe,  sowie  auch  bei  den  jetztlebenden 
Arten  dieser  Ordnung  finden  wir  die  Anzahl  der  Zehen  von  4  his 
auf  1  rednairt;  letstere  Zahl  kommt  allerdings  nur  in  seHenea 
Fallen  vor.  Hyaemoachus  aquaHeus  trägt  noch  völlig  getrenats 
ICittelfussknoehen,  femer  an  den  Vorderbeinen  Yom  swei  grosse 
Zehen,  hinter  denselben  stehen  aber  noch  swei  ansehnlich  entwid^dta 
etwas  kleinere,  deren  Hofe  allerdings  nicht  mehr  auftreten.  Bei 
der  Gattung  Bo8  sind  die  beiden  hinten  belegenen  Zehen  beinahe 
▼öllig  verkümmert  Es  finden  sich  nur  noch  Äusserst  kleine  Hof«  i 
mdimente  an  der  Haut;  und  nur  in  den  seltensten  F&Uen  ist  es  1 
mir  gelungen,  das  verkümmerte  Skelct  dieser  Zehen  aufzufinden. 
An  einem  Kalbsfusse  messen  nach  vorliegendem  Präparate  die  drei 
Knochen  der  verkümmerten  Zehe  nur  3  cm.  Es  liegen  jedoch  auch 
Präparate  vor  mir,  bei  denen  nicht  allein  die  Knochen  der  beidea 
Hinterzehen  völlig  fehlen,  sondern  auch  die  kleinen  liufe  als  Haut» 
Anhän(r»el  geschwunden  sind.  Höchst  instruktiv  ist  ein  Präparat, 
an  welchem  noch  ein  äusserst  kleiner  Huf  vorhanden,  der  sweite 
jedoch  geschwunden  ist;  seine  Insertionsstelle  deutet  nur  noch  sin 
Haarwirbel  der  Haut  an. 

Von  der  normalen  Ausbildung  der  beiden  Hinteraehen  bis  sim 
völligen  Schwunde  sehen  wir  also  gana  aUmÜhlich  aufIretedliB 
Uebergänge. 

Die  beiden  mittleren  Zehen  bleiben  normal  getrennt.  Dsgegea 
sind  die  dazu  gehörenden  Mittelknochen  zu  einem  Stück  ver- 
wachsen. Bei  einigen  verläuft  auf  der  Vorderseite  des  Metakarpos 
eine  tiefe  Furche  von  oben  nach  unten,  z.  H.  beim  Kameel;  bei 
den  Hirschen,  Giraffen  u.  a.  ist  sie  schon  beinahe  verwischt  uiüI 
haben  dann  die  Mittelhandknochen  das  Ansehen  eines  einzigen  ein* 
heitlichen  Knochens.  Der  grösseren  oder  geringeren  Furcbentiefe 
•    entsprechend  treten  dann  auch  die  beiden  Gelenkkopfe  für  di» 


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127 


Zehen  mehr  oder  wonio^er  aus  einander.  Beim  Kameel  sind  sie  z.  B. 
Tiemlieb  weit  getrennt,  beim  Damhirtch  nnd  der  Giraffe  U^en  rie 
diflbi  sn  einender. 

Nechstehend  tollen  nnn  einige  Fülle  beichrieben  werden,  wo 
toeh  die  beiden  vorderen  Zehen  des  Vorderfmee  ▼dlUg  sn 
«inem  einzigen  Zehen  Terechmolsen  sind.  Die  iuerher  besüglioheii 
YerbAitnisee  mögen  dnreh  die  der  Verenmmlang  vorliegenden  Ab- 
bildnngen  veranschaulicht  werden. 

Auf  die  detaillirtcre  Schilderung  des  ersten  Falles  glaube  ich 
hier  verzichten  zu  können,  indem  ich  auf  meine  benüta  früher 
publicirte  Arbeit^):  ^Monströse  Fussbildung  bei  einem  Kalbe,  Bo8 
taurtis  L.y  mit  3  Abbildunf^en",  verweise. 

Von  einem  in  Oelde,  Reg. -Bez.  Münster,  geborenen  Kalbe 
wurden  mir  im  Mai  dieses  Jahres  die  beiden  Yorderfusse  geschickt, 
welche  beide  einsehig  sind. 

Ueber  die  ftusseren  Verhftltnisse  bemerke  ich  nur,  dass  die 
Ftoe  in  einen  einaigen  Hnf  enden.  Vom  am  Ende  desselben 
machen  sieh  noch  swei  Erhebungen  bemerklidi,  welche  auf  eine 
eingreifiendere  innere  DoppeltheUnng  hindeuten. 

Ton  den  Afberklauen  ist  an  dem  rechten  Vorderfusse  nur 
die  nach  aussen  belegene  sehr  verkümmert  vorbanden,  die  ent- 
sprechende der  anderen  Seite  ist  völlig  geschwunden  und,  wie  schon 
oben  mitgetheilt,  deutet  noch  ein  ausgeprägter  Haarwirbel  die  Stelle 
an,  wo  sie  bei  normalen  Verhältnissen  sich  entwickelt  haben  würde. 
Aehnlich  verhalten  sich  die  Afterklauen  des  linken  Vorderfusscs, 
nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  hier  auch  der  Haarwirbel  völlig 
geschwunden  ist.  An  den  Afterklauen  fehlen  sämmtliche  Skelettheile. 

Von  dem  linken  Vorderfusse  fertigte  ich  das  Skelet  an. 

Der  Mitteifossknoohen  (125  mm  lang)  teigi  auf  der  Vor^ 
derfläche  eine  siemlich  ttefo  L&ngsfurohe,  die  Verwachsung  aus  S 
Metakarpalknochen  deutlich  anzeigend.  Die  beiden  Oelenkköpfe, 
welche  in  normalem  Zustande  bei  gleiehalterigen  Thieren  etwa 
5  mm  von  einander  abstehen,  sind  hier  mit  dem  Innenrande  ihrer 
vorderen  Flächen  verwachsen. 

Der  erste  Phalangenknochen  (32  mm  lang)  bildet  bereits 
einen  einzigen  Knochen.  Die  Verwachsung  bez.  Verschmelzung  aus 
zweien  erkennt  man  deutlich  an  der  vorderen  Fläche,  wo  die  beiden 
Knochenkerne  noch  völlig  von  einander  getrennt  sind,  an  der  hinteren 
Flache  ist  die  Verwachsung  auch  dieser  bis  auf  die  fiälfte  ?oran- 
geschritten. 

Der  sweite  Phalangenknochen  hat  bereits  den  Typus  einee 
einaelnen  Knochens,  ebenso  wie 


1)  Siebenter  Jahresbericht  des  Westftlisehea  Provinaalverdns 
fbr  Wlssensdutfl  und  Kunst,  pro  1878.  pag.  17  ff. 


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198 


der  dritte  Phalaugenknochen,  die  Stütze  de«  HufjailMdei. 
Jedoch  sind  die  kleinen  Oefifaungen,  welche  an  dem  nonuakü  Fus?? 
an  jeder  Seite  und  an  jeder  Basalflacbe  der  Zehe  auftreten,  im 
Durchtritt  der  Blutgefässe  an  diesem  einzelnen  Knochen  paarig  vor- 
handen, ein  Beweis,  dass  in  früheren  Entwicklungsstadien  ebenfill! 
2  verschiedene  getrennte  Kuochenanlagen  vorhanden  gewesen  und. 
Auch  tragt  das  Ende  dieses  Zehenknochons  noch  2  Spitzen. 

Wir  haben  also  in  dieiem  Skelet  den  unwiederlegUchen  Be-  | 
wauy  daw  der  einhafig«  Faas  aas  einer  Yertcbmelniog  iweier  Zcki  | 
eafstandea  tat  und  Didht  duroh  YerkiLmmeniiig. 

Bei  dem  bereits  frfiher  besebriebeiien  und  oben  citirten  F«I1 
iet  die  Yerwacbrang  noch  einen  Sobritt  ireiter.  ToraageeehritteL 
Am  recbten  Hinterfbae  sind  beide  Zeben  noob  vöUig  getrennt;  m 
linken  Hinterfuss  beide  Zehen  etwa  zur  Hälfte  verwachsen.  An  dfli 
beiden  Vorderfüssen  ist  die  Verwachsung  so  vollständig,  dass  anct 
jede  Spur  früherer  Trennung  an  dem  Skelete  fehlt.  Dem  erst^i 
Eindrucke  nach  wird  jeder  Zoologe  den  vorliogenden  Fuss  für  deo 
eines  einhuhgen  Säugethieres  halten. 

Somit  hätten  wir  Präparate  Tor  uns,  welche  Stadien  der  völü- 
gCD  Trennung  beider  Zehen  bis  cur  ▼ölligen  Yerwacbsuog  derseibea 
ftberbrücken. 

Sollten  in  sp&tevan  Generationen  ans  der  Rmbe  der  Wiade^ 
bftner  siob  einbnfige  Formen  entwickeln,  so  wird  aidier  nicU 
ein  Schwund  einer  Zebe  eintreten,  sondern  eine  Yerwaebtong  bsider 
itt  einer  Einsigen  das  Besultat  dieser  Entwickelungsreibe  sein. 

Was  wir  bier  aus  dem  vorliegenden  Material  indokÜT  ir*  | 
schliessen,  das  hat  die  Ahnenreihe  der  Pferde  in  der  prähiftori-| 
sehen  Entwicklungszeit  bereits  durchgemacht.    Während  jedoch  \>'^ 
den  Wiederkäuern  die  Keduktion  der  Zehen-Anzahl  vornebD- 
lieh  auf  Verschmelzung  beruht,  basirt  bei  den  Einhufern  die*! 
selbe  einzig  und  allein  auf  Verkümmerung. 

In  der  Abnenreihe  der  Pferde  haben  wir  eines  der  weai^er 
Beispiele  vor  uns,  welches  uns  ein  ziemlich  ausammenfaängendäf 
Bild  der  gradweisen  Yerändemog  ansohauiioh  vor  Augen  fuhrt 

Das  Pferd  der  Jetstieit»  Epim  eabäBm  X.,  hat  an  allan  ner 
Beinen  nur  je  eine  einbnfige  Zehe.  Neben  dem  Mittelfussknoebn 
liegen  beiderseits  dünne  sog.  Griffelbeine^  offenbar  veridlouBarte 
Metakarpalknoohen. 

PUdhippus  des  oberen  Pliooän  zeigt  diese  Griffelbeine  bsieili 
in  grösserem  Massstabe. 

Der  amerikanische  Protohippus,  der  dem  europäischen  IIipp^ 
rion  im  unteren  Pliocän  entspricht,  hat  neben  der  mächtigen  Mittel- 
zehe noch  2  seitliche  kleinere,  jedoch  völlig  ausgebildete  Zehen. 

Beim  Miohippus  aus  dem  oberen  Miocän,  dem  europäischen 
AnehitTienum  analog,  sind  diese  beiden  Zehen  einerseits  sttrker  ood 
stehen  andersaite  weiter  von  der  Mittelsehe  ab. 


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I 

129 


Der  Mesohippus  aus  dem  unteren  Miocän  hat  ausserdem  noch 
ein  viertes  Zehenrudiment  in  dem  GrilVelknochen  des  Vorderfusaes; 
und  dieser  bildet  beim  Orohippus  aus  dem  Eocan  eine  vollständige 
rierte  Zehe. 

Haxley^)  tagt:  «Die  Kenntnisse,  welohe  wir  jetst  betitxen, 
berechtigen  nns  Tollkommen  anzunehmen,  dass,  wenn  die  noch 
tieferen  £ocanablagerangen  und  die  sur  Kreideseit  gehörigen  Sokiob- 
ten  ans  etnnial  ihre  Üeberreste  Ton  Stammformen  der  Pferde  ge- 
liefert lisben  werdeni  wir  inerat  eine  Form  mit  4  Tollkommenen 
Zehen  nnd  einem  Radiment  des  innersten  oder  ersten  Fingers  Tom, 
od  wahxecheinUeh  einem  Bndiroent  der  (ftnften  Zehe  am  Hinterfbst 
finden  werden,  wihrend  in  noch  Uteren  Formen  die  Beihe  der 
Finger  immer  vollständiger  werden  wird,  bis  wir  m  fünfzehigen 
Thieren  kommen,  von  denen  die  ganze  Reihe  ihren  Ursprung  her- 
kiten  mass." 

Seitdem  Huxley  diese  Vorlesung  hielt,  ist  von  Prof.  Marsh 
eine  neue  Gattung  von  Pferdethieren,  Eohippus  aus  den  untersten 
Eocanablagerungen  im  Westen  Amerikas  entdeckt,  welche  der  obigen 
Scbildernng  fast  ganz  entspricht.  Gewiss  der  schönste  Lohn  und 
der  beste  Beweis  for  die  Biohtigkeit  nnd  Wahrheit  unserer  indnkti- 
VCQ  Wissenschaft. 

loh  wollte  in  Torttehendem  Torsngsweise  den  Sats  ansge- 
•proehen  haben,  dass  in  der  geologischen  Entwiokelangsreihe  der 
Thiere  dieeelben  Oeeetse  herrsehten,  wie  wir  sie  aneh  noch  heute  in 
der  lebenden  Thierwelt  sn  beobachten  Cklegeuheit  haben,  nnd  dase 
die  Redaktion  der  Zehen  für  alle  Zeiten  —  prähistorisch  nnd  post^ 
Witorisch  —  entweder  auf  Verkümmerung  oder  auf  Verschmelzung 
Yorhandeoer  Gliedmassentheile  beruht. 

Herr  Bergrath  v.  Dücker  aus  Bückeburg  sprach  hierauf  über 
die  LagerungSYerhältnisse  des  Teutoburger  Waldes  und 
des  Wesergebirges,  welche  Mittheilung  auf  Wunsch  des  Yor- 
tngenden  der  Mindener  Zeitung  entnommen  ist. 

»Die  geehrte  Versammlung  wolle  mir  gestatten  bei  ihrer  An- 
viMuheit  in  der  schönen  Landschaft  von  Bad  Oeynhausen  mit  eini^ 
S«a  Worten  unter  Vorlegung  eines  Qnerprofiles  von  Bielefeld  bis 
Hitaburg  darauf  hinsuweisen,  dass  wir  uns  gerade  hier  inmitten 
fliner  Gebirgserhcbung  befinden,  welche  zwar  nicht  besonders  ausge- 
whnet  ist  durch  sehr  hervorragende  Höhen,  aber  welche  in  geo- 
Jogiwher  Beziehung  dadurch  von  hohem  Interesse  ist,  dass  sie  in 
ihrer  Längsrichtung  eine  abweichende,  ja  geradezu  eine  rechtwink- 


1)  In  Amerika  gehaltene  Yortrftge;  deutsch  von  SpengeL 
Braunschweig  bei  Vieweg  1879,  pag.  76.   Fossile  Pferde. 

2)  American  Journal  of  Science,  November  1876. 


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130 


lige  SielloDg  einnimmt  tu  der  torherrachenden  GebirgariebUnig  m 
gftns  £arops  und  daat  eie  dadaroh.  geologische  Vorgiaga  aadevtst» 
wekhe  von  groeaem  Einflues  auf  die  enrop&ieche  OberiicheiigefUl- 

tung  gewesen  lind. 

Die  vorherrschende  Gebirgshildong  von  Europa  benibt  nia- 

llch  auf  einer  Fftttelung  der  alten  OebirgsAchichten  mit  der  Strei- 

chimgsrichtuiig  von  Südwest  uach  NordoBt  und  es  ist  unser  ganx« 
Kontinent  oßVubar  aus  diesem  Grunde  in  dieser  Richtung  langge- 
streckt. Die  Linie  von  Madrid  nach  Moskau  ist  ungefähr  als  Mittel» 
linie  zu  betrachten  und  es  legen  sich  die  Ilauptküstenstriche  na* 
mentiich  im  Norden  wie  auch  im  Süden  von  Gibraltar  bis  Geno» 
im  allgemeinen  mit  einer  gewissen  Parallelität  au  dieser  Streichungs- 
richtung  an.  Die  nordischen  Nacbbarinseln  von  Irland,  EoglaDd, 
sowie  namentlich  die  grosse  skandinavische  Halbinsel  lassen  di« 
nordöstliche  Streichungsrichtong  noch  dentlich  in  ihrer  Figuralioa 
hervortreten« 

Hehr  aber  als  die  inssero  Figoration  liest  der  innere  Baa  dir 
alten  enropftisohen  Oebirge  erkennen,  dass  die  nordtetliche  Stni* 
ehnngsrichtong  der  Fftttelung  sehr  wesentlich  vorherrschend  ist  und 

auch  die  bedeutendsten  Gebirgszüge  der  ganzen  Oberfläche  haben  ein 
Hauptstreichen  in  dieser  Richtung,  so  namentlich  das  Alpt'iigeinrgs 
und  der  skandinavische  (iehirgszug  in  ihrer  sehr  bedeutenden  Län^e, 
Die  nordöstliche  Kältung  des  innern  Gebirgsbaues  ist  an  unzäbli« 
gen  Thaleinechmtten  zu  beobachten,  auch  in  vielen  solchen  Land- 
schaften, wo  die  Oberflächengebirge  nicht  gerade  diese  Richtung  an- 
deuten. Hör  Bergbau  als  wichtigstes  Erforschungsmittel  des  inn^ 
Baues  der  Erdenrinde  hat  gans  besonders  vielfach  die  nordöstUefas 
Faltelnng  dargethan,  wo  die  Oberflftohe  hierf&r  keine  Andeatong  bot 
So  ist  es  Ihnen  allen  bekannt^  in  wie  vorherrsdhender  Weise  dis 
Steinkohlenflötse  in  Westfalen  von  Südwest  nach  Nordost  stieicbea, 
gana  nnabhftngig  von  der  Oberflftehengestaltuog.  Sie  wissen,  dsn 
von  den  Flötslagemngen  bei  Aachen  und  bei  Saarbrücken,  sowie 
in  Belgien  und  Nordfrankreich  das  Gleiche  gilt.  Das  Steinkohlen- 
becken von  St.  Etienne  in  Südfrankreich  ist  wieder  eine  Mulde  mit 
gleicher  Richtung;  in  Mitteldeutschland  und  seihst  im  Inneren  Böh- 
mens lässt  sich  oft  ein  Gleiches  beobachten,  auch  die  englischen 
Kohlenlager  zeigen  meistens  nordöstliche  Erstreckungen.  Die  Ober- 
fläobüDgebirge  in  Scbottlaud,  in  Irland,  in  Wales  seigen  dasselbe. 

Ganz  charakteristisch  sind  die  Längsrichtungen  des  französi- 
schen Juragebirges  und  der  Alpen;  die  südlichen  Gebirge  von  Spa- 
nien lassen  sie  oft  erkennen  und  seibat  auf  der  benachbarten  Spitit 
von  Afrika,  von  Marokko  bis  Tunis  treten  die  gleichartigen  Beer 
Büge  noch  deutlieh  hervor. 

Kurs  die  ganzen  europäischen  Land-  und  OebirgsfiguiatisoaB 
verdanken  ihre  Bildung  in  alten  geologischen  Perioden  einer  Zsss»* 


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131 


menschiebuDg  der  Erdriude  von  Südost  und  von  Nordwest,  wodurch 
die  allfzeroeine  nordöstliche  Fälteluog  hcrvorgebraobt  wurde. 

Unter  den  alten  geologieeben  Perioden  sind  hierbei  wesentlich 
diejefiigen  bis  sar  Btatokohlenrormation  aufwärts  zu  betrachten,  d.  h. 
also  l&r  Earopa  weseotlioh  die  ailuriBehey  die  devonische  und  die 
Kohkmperiode.  Mit  dem  Ende  der  Ablagerung  der  Eohlenformation 
trat  die  nordöatliche  FUtelung  haupiaacblich  ein  und  die  Meere 
der  mittleren  Perioden«  der  Zechatein-,  der  Trias-,  der  Jura-Forma- 
tionen richteten  ihr  aerstörendea  Abspülnngswerk  gegen  die  Eon- 
Texfalten,  oder  die  Sättel  der  alten  Formationen,  um  ihre  Ablage- 
ruijgsmassfn  in  abweichend«  r  Lagerung  über  die  Schichtenköpfe  der 
alten  Formationen  hinzulegen.  Auch  diese  letzteren  Ablagerungen 
erfuhren  noch  Schiebung«'n  aus  den  frühern  nordwest-südöstlichen 
Richtungen  und  erst  nach  Ablagerung  der  verhältnissmässig  sehr 
jungen  Schichten  der  Tertiärformation  traten  die  geologischen 
Veränderungen  ein,  welchen  unaere  hiesigen  Gebirga* 
läge  ihre  Entstehung  und  ihre  rechtwinklige  Stellung 
gegen  die  alte  Fältelung  verdanken.  • 

I>ie  alten  enrop&iaohen  Gebirgaachiebungen  aua  Nordweai  und 
Sfidoai  hatten  zu  bedeutende  gradlinige  Reliefe  hervorgebracht,  ala 
dasa  di«  Eugelgestalt  der  Erde  femer  solche  Anftreibungen  gestat* 
ten  konnte  und  es  traten  aus  diesem  Grunde  nunmehr  Brechungen 
^nd  auch  Kälteluitgen  iu  der  rechtwinklig  abweichenden  Rich- 
luDg,  d.  h.  in  Südost  -  nordwestlicher  Richtung  ein,  welche  in 
K^ossen  terrestrischen  Schiebungen  aus  Nordost  und  Südwest 
ihre  Ursache  haben.  Keine  geologische  Phantasie  ist  es,  welche 
zu  solchem  Ausspruche  führt,  vielmthr  sind  grade  in  unsem 
Landschaften  im  nordwestlichen  Deutschland  die  ganz  bestimmten 
Anzeichen  dafür  zu  finden,  dass  solohe  neuere  geologische  Vorgänge 
viriüieh  atattgefunden  haben,  denn  grade  hier  aind  nioht  selten 
Ablagerungen  vcm  Tertiftrachichten  su  beobachten,  weiche  deutlidie 
Aofriebtong  und  aelbat  eine  F&ltelung  in  der  neueren  weatlichen 
Bichtnng  erkennen  laaaen,  ao  namentlich  in  hiesiger  Naohbarachaft 
der  durch  aeine  Versteinerungen  weliberfihmte  Doberg  bei  Bünde. 
Zur  bessern  Hindeutung  auf  die  Grossartigkeit  der  neuern  geologi- 
schen Schiebungen  muss  ich  uocli  erwähnen,  dass  die  resultireude 
nordwestliche  Faltenrichtuug  von  Os^t-Afrika  und  West-Asien  her 
und  durch  die  ganze  Balkanhaihinsel  1)18  speciell  in  unsere  hiesige 
'jtgend  zu  verfolgen  ist.  Es  sind  nämlich  das  Rothe  Meer  und  der 
p^trsiFche  Meerbusen  deutliehe  Kinsenkungsfalten  in  diesem  Sinne. 
Ein  gleiches  gilt  vom  adriatischen  Meere,  und  die  parallelen  Falten 
jüngerer  Formationen,  welche  aich  namentlich  an  letzterea  Meer  an« 
legen,  die  dalmatiniadien  Küatenatriche,  andereraeita  der  ganze  italia- 
ttiadie  Zng  aind  in  dieaer  Besiehnng  beaondera  charakteriatiach.  An 
dem  ungeheuren  alten  Gehirgaauge  der  Alpen  fand  dieae  Schiebung 


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182 


aus  Nordost  einen  Damm,  welcher  der  Fältelung  widerßtand,  aber 
welober  die  uDgeheuren  Zerbrechimgen  erdulden  maaate,  denen  wir 
die  grotesken  Formen  dieses  hervorragendeii  Gebirgszuges  verdsD- 
ken.  Aaf  wesUioher  Seite  der  Konvexfalte  von  Italien  lehnt  sich  &h 
parallele  Einaenkoog  daa  tyrrheniiehe  Meer  ati.  Auf  dam  Konti- 
neote  findet  diese  iSnsenkajig  in  der  geologischen  Mulde  yoa  Kim 
und  weiter  nordweatlioh  im  Beoken  von  Paris  ihre  Fortaetsaaf. 
Auf  6etUoher  Seite  als  Fortsetaung  der  Balkangebirge  in  der  ooge- 
f&hren  Linie  von  Wien  anf  Göttin  gen  sind  nordwestliohe  Oebirg^ 
ziige  durch  Deutschland  zu  erkennen,  so  im  Böhmer  Wald,  im  Frt»- 
kenwald,  ini  Thüringer  Wald  und  endlich  in  unsern  hiesigen 
Gebirgszügen  des  Teutoburger  Waldes  und  des  Weserge 
birges,  welche  als  merkwürdige  Anzeichen  solcher  nordwestlicher 
Fältelung  sich  weithinaus  ziehen  gegen  die  norddeutsche  Ebene,  bis 
sie  endlich  in  der  Gegend  ¥on  Rheine  in  dem  völlig  platten  Lande 
unter  dem  Diluvialsande  verschwinden.  Auf  die  Merkwilrdigkeit 
wollte  ich  heute  besonders  hinweisen,  dass  der  Tentoborger  Wald 
und  Mas  Weseigebirge,  in  Gemeinschaft  betrachtet,  eine  weit  nach 
Nordwest  vorgeeehobene  Erhebung  ja  gradecu  einen  Qebiigaiatiel 
ans  der  spftttertiSiren  Zeit  repriaentieren.  Die  AbspSlnngen  des  wir 
her  ftberflnthenden  Düuvialmeeres  haben  uns  offenbar  nur  einen  Heil 
dieses  grossen  Sohiebtensattels  zurückgelassen;  yiet  hdber  und  msk 
zusammenhängend  sind  die  Maasen  dieses  Sattels  früher  gewesen,  betör 
ihr  Relief  von  den  eisigen  Finthen  des  Diluvialmeeres  angegriffen 
wurde.  Heute  muss  man  schon  das  Studium  des  innern  Gebirgf* 
baues  zu  Hülfe  nehmen,  um  darzuthun,  daps  Teutoburger  Wald  und 
Wesergebirge  die  beiderseitigen  Abdachungen,  d.  h.  die  Gegenflügel 
eines  recht  bedeutenden  Gebirgssattels  bilden  und  dass  wir  uns  hier 
in  anscheinend  ziemlich  flacher  Gegend  fast  auf  dem  geologiichea 
Hdhenpnnkte  dieses  Sattels  befinden.  Um  solche  Anschauang  sn  er- 
möglichen und  sn  erleichtern,  habe  ich  das  vorliegende  Qaerpiofil 
mit  doppeltem  Massstabe  von  Deohen's  Geologischer  Karte  Umib* 
lande  nndWest&lens  entworfen  und  durch  Herrn  IngeniearDis sei- 
hoff an  Iserlohn  in  den  betreffenden  geologischen  Farben  waMum 
lassen.  In  Gemeinschaft  mit  den  betreffenden  Sektionen  der  Dechea- 
schen  Kurte,  welche  Sie  hier  vereinigt  sehen,  wird  dieses  Profil  leidit 
zum  Verständniss  der  vorher  gemachten  Bemerkungen  führen.  Man  siebi 
auf  der  Karte,  wie  der  Teutoburger  Wald  und  das  Wesergebirge  nach 
Nordwest  in  annähernd  paralleler  Lage  sich  erstrecken.  Das  Profil  gebt 
quer  von  Bielefeld  nach  Nordost  durch  die  hiesigen  berühmten  Bohr- 
löcher der  Badequelle  und  weiter  über  den  Wittekindsberg,  ferner 
durch  die  nunmehr  verlassene  Steinkohlengrube  Bölhorst,  weite 
Über  Minden^  durch  das  Sohaumburg^Lippesche  Flachland,  durch  die 
Behburger  Berge,  daa  Steinhnder  Meer  Us  nach  Kienborg.  Di« 
Steünng  der  jfingem  Formationen  an  der  Oberflache  konnte  ans  den 


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188 


t 


Aafsehl&Bsan  zu  Bielefeld,  su  Löhne,  ane  deo  hiesigen  Bohr- 
reraltaten,  et»  dem  praehtveHen  Profile  der  Porta  Westfalica, 

au8  der  Grube  Bölhorst,  aus  einem  Bolirloch  zu  Quetzen  und  aus 
den  Rehburger  Aufschlüssen  bestimmt  beobachtet  werden,  so  dass 
ihre  Darstellung  auf  dem  vorlie*?enden  Profile  nicht  auf  Theorie  und 
Phantasie  beruht,  während  datjegen  die  ideale  Fortsetzung  des  Pro- 
files nach  der  Tiefe  bis  zix  13000  Meter  nur  darstellen  soll»  wie  man 
sich  des  Vorkommen  der  mächtigen  ftltem  Formationen  von  West- 
falen, nemenilich  der  Kohlenformation  anter  den  hieeigen  Gebirgs- 
Bchiehten,  nngefähr  zu  denken  hat.  Ffir  die  jüngem  Fonnationen, 
o&mHoh  fSr  die  Trias-,  die  Jaraformation,  die  Wealdenforroation  mit 
den  Böihortter  Steinkohlenflötzen  nnd  l&r  die  Kreideformation  weist 
dieses  Profil  gans  bestimmt  nach,  dass  hier  fem  von  allen  Tolkani- 
•ehen  Einwirkongsstellen  eine  unyerkennbare  Zusammenschiebung 
ans  Südwest  und  aus  Nordost  stattgefunden  hat.  An  den  beiden 
Enden  dieser  Querlinie  bei  Bielefeld  sowohl  wie  zu  Rehburg  sind  die 
Schichten  sogar  steil  aufp^erichtet,  ja,  zwischen  Bielefeld  und  Brak- 
wede  sogar  über  die  Steilrichtung  bis  zu  widersinnigem  Einfallen 
umgestürzt.  Die  letztere  Stellung  bildet  eine  grosse  Merkwürdig» 
keit  des  dortigen  Teutoburger  Waldes,  indem  er  hier  auf  vier  Mei- 
len Länge  yon  der  Dorenscblucht  bis  naeh  Halle  in  solcher  nmge* 
kippter,  steiler  Stellung  sich  aeigt  und  swar  mit  seinem  gansen 
Sohiebtenpaekete  Ton  der  Trias  bis  cur  Kreide  mit  Aber  16000  Fuss 
Mftehtigkeit.  Seine  eigentliche  Lage  mfisste  nach  8.W.  einikllen,  wie 
es  weiter  sfldlioh  und  nördlich  der  Fall  ist.  Hier  gehört  eben  eine 
solche  profilarische  Darstellung  dazu,  wie  ieh  sie  Ihnen  vorlege,  um 
erkennen  zu  lassen,  dass  die  Bielefelder  Schichten  als  eigentliche 
Sattel  gegen  flü  gel  des  Wesergebirges  zu  betrachten  sind,  welches 
seine  Lagerung  in  richtiger  Weise  als  nordöstliche  Abdachung  zeigt. 
Dieselben  Schichten,  welche  in  dem  ungeheuren  und  höchst  inter- 
essanten Profile  von  Minden  bis  hier  nach  Oeynhausen,  ja  bis  unter 
die  Sohle  der  hiesigen  Bohrlöcher  von  2200  Fuss  Tiefe  in  unausge- 
setzter Lagerung  auf  einander  folgen,  die  sind  auch  im  Teutoburger 
Walde  als  Gegenfldgel  wieder  yertreten»  wenn  zwar  die  M&ohtigkeit 
der  elnaelnen  Theile  sehr  Terschiedenartig  auftritt  So  redniiert 
sich  z.  6.  die  Jaraformation,  welche  von  hier  bis  zur  Porta  in  der 
bedeutenden  Mächtigkeit  von  ca.  2600  Metern  auftritt»  bei  Bielefeld 
tuf  einen  geringen  Schichtenkomplex,  wfthrend  dort  dagegen  west- 
lich auf  Brakwede  zu  eine  sehr  bedeutende  Reihenfolge  von  Schich- 
ten der  Kreideformation  auftritt,  welche  mit  den  Schichten  der  Trias 
und  des  Wealden  steil  aufgerichtet  ist  und  weiter  westlich  unzwei- 
felhaft in  der  Tiefe  zu  der  flachen  Lagerung  übergehen  muss,  welche 
in  dem  dortigen  sogenannten  Münsterschen  Kreidebusen  vorherrscht, 
der  sich  westlich  an  den  Teutoburger  Wald  anlehnt. 

Die  schmalen  Steinkohlenflötze  des  WeaMen»  welche  unfern 

10 


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134 


Minden  zu  Bölhorst  mit  sanftem  Ansti  i^^cii  von  etwa  20  Grad  an 
das  Wesergebirge  sich  gleichmässig  anlegen,  sind  bei  Bielefeld  steil 
aufgorichtei  und  durch  die  oonvulsivische  Bewegung  der  dortigeo 
Schiebten  so  zerrieben  und  gestört,  dass  dort  kein  Bergbau  mit 
Erfolg  betrieben  werden  konnte^  obgleich  solcher  bei  Kirohdom- 
berg  jahnlMig  yersucht  wurde. 

Die  Zelt  gestattet  nicht,  noch  länger  nber  diese  VerhftltniaK 
SU  sprechen  und  es  giebt  ja  aooh  wohl  das  hier  vorgelegte  Profil 
im  wesentliohen  das  YertC&ndntss,  welches  iehhervoraarofen  wunsdite; 
doch  muss  ich  nochmals  besonders  darauf  hinweisen,  daaa  ebSB 
dieses  Profil  den  bestimmten  Beweis  liefert,  wie  hier  in  neoestsa 
geologischen  Perioden  ein  bedeutender  aeitlicbcr  Zusammenschab 
der  Gebirgsmassen  «tattpfefunden  hat.  Wenn  man  die  Lange  der 
Schichten  in  der  Linie  der  VVealden-Steinkohlenflötze  und  der  Triis 
von  Nienburg  bis  Bielefeld  misst,  so  kommen  über  52  Kilometer 
heraus,  während  die  wirkliche  Länge  im  Nivcan  des  Meeresspiegels 
nur  48  Kilometer  beträgt;  es  hi  also  das  betrefiOendc  Terrain  umi 
Kilometer  ans  Nord-Ost  und  Snd-Weet  Eusamm engeschoben,  woria 
eben  wieder  ein  sohdner  Beweis  för  die  allgemeine  Zusammenschie- 
bnng  and  für  die  F&ltelnng  der  firdriode  infolge  Sehrompfeas  6m 
Erdkemea,  an  betrachten  ist,  welche  terrestrischen  Vorgänge  icä 
als  Hauptanaohe  der  Oebirgsbildangen,  der  Hebongen,  der  Sen- 
kungen, sowie  auch  der  Erdbeben  and  des  Yolkanismos  adt  90 
Jahren  auf  viehm  Naturforscherversamminngen  mit  Vorliebe  hs- 
sprochen  habe  und  welche  jetzt  m<^hr  und  mehr  von  den  Geologrtl 
der  verschiedeubtea  Länder  in  gleicher  Weise  gedeutet  werden. " 

Herr  Candidat   H.  Grabbe  hu^  Liekwegen    bei  Bückebarg 
macht  nachstehende  Mittheilung  über  den  Doberg  bei  Bünde 

In  dorn  Thale  der  Else  und  Haase,  südlich  von  dem  westlicbeD 
Theile  der  Weserkette,  ist  eine  ganze  Reihe  petrographisch  aasse^ 
ordentlich  ähnlicher  tertiärer  Ablagerangen  oligocänen  Alters  vor 
banden,  Schichten,  die  einander  ao  ähnlich  sind,  dass  man  die  flaod* 
stücke  von  den  versduedenen  Lokalitäten  kanm  von  einander  so 
nnteraoheiden  vermag  und  die  aach  wegen  dieses  Umstandes  aod 
wegen  der  grossen  Aehnlichkeit  ihrer  Faunen  vermnthen  lassss, 
dass  sie  ursprünglich  zusammenhängend  aus  demselben  Meerfc  al^ 
lagert,  aber  durch  spätere  grossartige  Denudationen,  die  vielleidit 
während  der  so  turbulenten  Diluvial/.eit  stattgefunden  haben,  von 
einander  getrennt  worden  sind,  und  sich  nur  dort  erhielten,  wo  sie 
durch  ihre  Lagerungsverhaltnisse  geschützt  waren.  Man  bezeichnet 
dieses  ganze  Gebiet  auch  wohl  als  „Tertiärbeckeu  von  Osnabrück* 
Seine  Verbindung  mit  dem  Kasseler  Tertiärbecken  wird  durch  die 
vereinzelten  Ablagerungen  im  Fürstenthum  Lippe-Detmold  l>ezcichnet 

Nehmen  wir  eine  geologische  Karte  der  G^end  von  Osnabrilck 


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186 


und  Bünde  zur  Hand,  so  finden  wir  von  W.  nach  0.  vorgehend  die 
cnitan  beiden  Lokalitaten  westlich  von  Osnabrück  angegeben.  Ver- 
folgt man  die  Chanasee  von  Oniabrnok  naeh  Lotte,  lo  föhrt  die* 
selbe,  nachdem  man  das  rechte  liegende  ehemalige  Qatihane  «Neuer 
Wirth^  passirt  nnd  bevor  man  die  weiter  nach  Lotte  hin  liegenden 
Ziegeleien  erreicht  hat,  mitten  durch  die  ehemalige  Mergelgrube. 
Dieeelbe  fiund  ich  bei  meiner  lotsten  Anweeenheit  im  September 
vollständig  überwachsen;  ich  konnte  mir  jedoch  noch  an  beiden 
Uändern  der  Chaussee  Proben  des  Gesteins  verschaffen.  Auch  die 
nördlich  von  hier  in  V  ,slündiger  Entfernung  auf  den  Colonateu  vou 
Polkotten  und  Kolkmeier  liegenden  ehemaligen  Mergelgruben  fand 
ich  schon  in  gleichem  Zustande. 

Einen  fernem  Au&chlaaspankt  unserer  Tertiärschichten  bemer- 
ken wir  auf  der  Karte  in  nord-nord-östlicher  Richtung  vcii  Osnabrück 
▼ersoichnet.  Ee  ist  diesee  ein  in  der  N4he  dee  Gatee  , Jäbne  Astrup*' 
liegender,  Hügel;  dersdbe  liegt  nicht  weit  von  der  nach  Bremen 
führenden  Chaussee  und  ist  von  Osnabrück  ans  in  ongefthr  2  Stun* 
den  SU  erreichen.  Der  Hügel  ist  durch  den  sieh  von  der  CShanseee 
nach  Astrup  abzweigenden  Weg  quer  durchschnitten  und  findet  man 
die  Abhänge  zu  beiden  Seiten  des  Weges  förmlieh  übersäet  mit 
wohlorhaltenen  Pecten  uad  andern  Petrefakten.  Ausserdem  wird 
aber  noch  Mergel  theils  am  Tage,  theils  unterirdisch  gegraben,  und 
bekommen  wir  dadurch  einen  Einblick  in  die  Lager ungs Verhältnisse 
dieser  Erhebung. 

In  östlicher  Richtung  von  Osnabrück  liegen  dann  2  weitere 
A ufscblasspuukte  in  der  Gegend  von  Bünde:  der  eine  ost^nord- 
östlich  von  Bünde  bei  dem  Dorfe  Spratow,  der  andere  südöst- 
lich anf  dem  Doberge.  Die  erstere  Ablagerang,  in  einer  Vt^tündigen 
Entfernung  von  Bünde,  war  firüher  dnreh  eine  Mergelgrabe  anfge- 
schlossen,  die  jedoch  schon  seit  langer  Zeit  ausser  Betrieb  und 
voUstindig  überwadisen  ist.  Bei  meiner  letsten  Anweeenheit  dort 
konnte  ich  nicht  einmal  mehr  das  Streichen  und  Einfallen  der 
Schichten  beobachten,  was  doch  ausserordentlich  wichtig  ist,  um 
sich  ein  Urtheil  über  den  etwaigen  Zusammenhang  mit  deu  Ablage- 
rungen des  nur  durch  den  Elseflus«  getrennten  und  höchstens  20 
Minuten  entfernten  Doberges  zu  bilden.  Ferdinand  Roemer  giebt 
das  Einfallen  su  25^  N.  an. 

Von  sämmtlichen  angegebenen  Lokalitäten  sind  also  nnr  noch 
Astrop  nnd  der  Doberg  jetzt  im  Betrieb  nnd  des  Besaches  werth, 
nnd  nimmt  von  den  beiden  letatem  der  Doberg  entschieden  das 
meiste  Interesse  in  Anspruch.  Daher  und  weil  der  Doberg  hier 
in  der  Hübe  nnseree  die^j&hrigen  General*Yersammlangiortei,  des 
gaatliohen  O^ynbansons,  liegt,  erbube  ich  mir,  Ihnen  einige  Details 
und  neue  Beobaohtungen  über  dieae  so  hochinteressante  Bildung 
vorzutragen. 


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186 


Der  Doberg)  ein  Hügel  von  mMeiger  Höhe,  befindet  lich' 
östlich  an -der  von  Bünde  nach  Herford  führenden  Chaussee  und  ist 
ungefähr  Va  Stunde  von  ersterer  Stadt  entfernt.  Ein  Einblick  m 
die  geologische  Beschaffenheit  dieser  Erhebung  wird  uns  dadurch 
gestattet,  dass  eine  Reihe  von  Mergelgruben  in  einer  Ausdehnung 
von  über  1000  Meter  in  der  Richtung  von  Ost  nach  West  über  dea 
Kamm  des  Hügels  hinlanfea.  Der  aus  diesen  Gruben  gewonnene 
Mergel  hat  nun  den  Bauern  der  ganzen  Umgegend  schon  teii  sehr 
kager  Zeit  sam  Düngen  ibrer  Aeoker  gedient,  wosa  umi  ihn  aach 
jetst  noeh  Terwendet»  wsnngleiob  derselbe,  wie  mir  mitgetbeUi 
Word«!  leider  in  neaeeter  Zeit,  wenigeteot  in  dem  grasen  Tertüc^ 
gebiet  von  Osnabrück,  dorob  kdnstlioben  Kalkdünger  verdrängt  wird, 
weebalb  wabrsoheinliob  nteb  und  naoh  die  meisten  teriiSren  Aof- 
Schlüsse  sich  nnsem  Augen  entriehen  werden.  Da  mm  die  SehidifteD 
des  Doberges  ausserordentlich  viele  organische  Reste  führen,  so  irt 
dieser  Punkt  bei  den  Geolo():en  und  Paläontologen  schon  seit  langer 
Zeit  bekannt  und  sehr  berühmt  gewesen. 

Schon  Goldfuss  bildet  in  seinem  Werke,  PetrefactA  Germa- 
niae,  sehr  viele  Arten  vom  Doberge  ab;  später  beschrieb  auch 
Graf  Münster  Petrefakten  von  hier,  indess  war  man  sieb  damals 
über  die  Stellung  und  das  Alter  dieser  Schichten  durchans  nicht 
klar,  indem  man  dieselben  bald  für  eocfto,  bald  für  miocin  oder 
pliooln  hielt. 

Erst  Beyrich  wies  durch  seine  epochemaehendea  nndgrand* 
legenden  Arbeiten  Über  das  deutsche  Tertiftrgebirge  dieser  Büduag 
die  richtige  Stelle  an,  and  erklftrte  sie  in  Verbindung  mit  den  fibngeo 
vorhin  erwihnten  und  den  ähnlichen  Ablagerungen  dee  Kasseler 

Beckens  für  ober-oligocän. 

Nach  Beyrich  beschrieb  Ferdinand  Roemer  den  Doberg 
kurz  in  seiner  Monographie  des  Wesergobirges. 

Später  machte  von  Koenen  den  Doberg  zum  Gegenstamle 
seiner  Untersuchung,  und  durch  ihn  wurde  erst  eine  genauere  Kennt- 
niss  dieser  Bildung  gegeben,  indem  er  die  wichtige  Entdeckung  maebte, 
dass  die  Ablagerung  des  ober-oligocftnen  Doberges  noch  von  einer 
filtern  Schiobtenfolge,  die  er  ab  unter-oligoofinen  Alters  bestimmte, 
unterteuft  wird,  und  swischen  beiden  noch  eine  nAehtige  AUage* 
msg  mittel-oUgocSnen  Thunes  wahrscheinlich  machte. 

Doch  wenden  wenden  wir  uns  Jetst  nach  diesen  kunaa  histo- 
rischen Notiien  an  dem  Gegenstande  unserer  Untersn^ung  selbst 

Die  Schichten  des  Doberges  bilden  eine  tief  eingesenkte  MoUe 
oder  Falte,  und  läuft  die  Muldenlinie  in  der  Richtung  von  OSO  nsch 
WNW.  Die  Schichten  fallen  nach  SSW  und  NNO  ein  und  ihr  Ein- 
fallwinkel beträgt  an  den  Stellen  der  grössten  Neigung  in  den  west- 
lichsten Gruben  einige  80  Grad,  während  er  in  den  Ö8tlichst«ii 
bedeutend  geringer  ist,  hier  kann  man  auch  in  der  einen  Grube 


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187 


iMide  «ynkltnale  MuldeDflügel,  wenigatens  in  den  obenten  Sohiobten, 
tammt  ihrem  Treffpunkt  sehen. 

Die  Hanptstreiohongsriöhtiing  der  Schichten  des  Doberges  ist 
»lao  dem  Streichen  des  Wesergebirges  panülel  nnd  nahe  eine  nord* 
weat-aüdöstliche;  die  Maidenbildung  des  Doberges  scheint  demnach 
zugleich  mit  der  Anfrichtung  des  Wesergebirj^es  vor  sich  gegangen 
711  sein.  Daher  würde  jener  prrossartige  Akt  der  Hebung  dieses 
Gebirgszuges  erst  nach  der  Ablagerung  des  Ober-Oligocäns  statt- 
gefunden haben  und  ich  glaube  nicht  fehl  zu  gehen,  wenn  ich  ihn 
in  die  unter-miocäne  Zeit  verlege,  da  die  anscheinend  in  wagerecbter 
Lage  liegenden  ober-miocänen  Thone  von  Beraaenbrüok  von  dieser 
fiebang  und  Faltenbildung  nicht  mehr  betroffen  an  sein  scheinen. 

Ich  bespreche  demn&ohat  ein  durch  den  sftdtichen  Mulden* 
flflgel  des  Doberges  in  der  Nfthe  des  Schmtdt'acben  Kolonats  gelegtes 
Profil.  In  der  obersten  Schmidt'achen  Grabe  finden  wir  eine  weiche 
graugrüne  Mergelbank  (a)  mit  einer  Mftchtigkeit  von  ca.  8  bis  d 
Meter.  An  ihrer  Basis  tritt  eine  ca.  10  cm  mächtige  Schicht  (b) 
auf,  die  aus  lauter  grössern  Schaalen  von  Muscheln  besteht,  deren 
Erhaltung  jedoch  sehr  schlecht  ist.  Hierunter  folgt  eine  knorrige 
feste  Bank  (c — c)  mit  einer  Mächtigkeit  von  ?> — 4  Meter;  dieselbe 
schliesst  ein  weiches  glaukonitiscbes  Mergellager  von  geringer  Mäch- 
tigkeit mit  einer  zweiten  Moschelbank  (d)  ein.  Die  festen  knorrigen 
Bänke  (c — c)  trennen  die  erste  und  zweite  Schmidt'sche  Grube  von 
einander.  Darunter  folgt  eine  aweite  Schicht  (e)  des  weichen  grau* 
grfinen  Mergeb  in  einer  Mächtigkeit  von  ca.  7—8  Meter;  in  der- 
selben Hegt  die  aweite  Schmidt'sche  Grube.  Alsdann  folgt  eine 
zweite  feate  knorrige  Bank  (f—- 0»  welche  eine  Schicht  (i^)  von  joraa- 
sischen  GeröUen  einschliesst.  Unter  f  folgt  dann  eine  dritte  Bank 
des  weichen  Mergels  (g)  von  geringerer  Mächtigkeit  als  die  vorigen; 
hier  befindet  sich  die  dritte  Schmidt'sche  Grube. 

Diese  eben  angeführten  Schichten  a — g  meines  Profils  sind 
ober-oligocänen  Alters  und  sie  sind  es  hauptsächlich,  welche  durch 
ihren  Petrcfaktenreichthum  den  Doberg  in  aller  Welt  berühmt  ge- 
macht haben.  Vor  allen  fallen  uns  die  £ohiniden  durch  die  wunder- 
bare Menge  ihrer  Exemplare  aaf.  Es  sind  dies  hanptsftohlioh 
folgende: 

JE(Aiinolampa$  JGeinU  Agastiß; 
EMfunU/ws  subcoHmtua  Desor; 
8patangu8  BoffmamU  QMfms; 
Spatangus  IkännaresH  Göldfim. 

Von  diesen  ist  EchifwJampas  Kleinii  zusammen  mit  Oyprina 
nt'<iuaUs  Bronn  das  häufigste  P'ossil  am  Doberge.  bodann  finden 
wir  Beeten  in  grosser  Zahl  und  guter  Erhaltunjr,  wie  P.  Janus, 
P.  pictus,  P.  bifidiis,  P.  Münsteri  und  a.  m.  Ferner  üuden  wir  noch 
in  guter  Erhaltung  die  Terebratula  grandis  Blumenbad^i  sie  findet 


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136 


sich  besonders  zahlreich  in  der  Nähe  der  Schicht  jurasäischcr  Ge- 
rolle f,  (den  sich  in  der  Nähe  von  f,  findenden  Petrefakten  habtt 
die  OeröUe  häufig  Eindrücke  bei((6bracht).  Was  nnn  die  übrigoa 
hier  nooh  gefundenen  Petrefakten  betrifft,  so  sind  dieselben  aller- 
dings in  grosser  Zahl  vorhanden  aber  leider  in  einem  sehr  scUeefatea 
Eriialtnngssastande :  die  meisten  nur  als  Steinkeme,  oder  mit  weiden 
serreiblidien»  die  Finger  weiss  iftrbenden  Schalen.  Dennooh  hat 
man  einen  grossen  Theil  derselben  bestimmen  kdnnen  nnd  wir  fiadea 
in  der  Literatur  eine  Menge  Sohalthiere  von  dort  aufgeführt,  die 
das  ober-oligocäne  Alter  dieser  Bildung  dokumeutireu.  Ich  führe» 
um  nicht  zu  ermüden,  nur  einige  an; 

AporrlMis  speciosa  ScfUoth.; 

Voluta  fusus  Phil.; 

Cerühium  Sandbergeri  Desh.; 

FmargimUa  puncttücUa  Philippi; 

Modioia  sericea  Gold  f.  =  If.  mieana  A,  Braun; 

PeetmeiOm  PftO^i  D$sk.  »  P.  |Mi)i»fialiis  OMf.; 

Nuetda  CAosMi«  Nftt  »  ÜT.  eampfa  CMdf,; 

Cofähm  eingüIaHm  GöUlf.; 

Ojfl^erea  itierauaia  8ow.  n.  a. 
Die  meisten  dieser  PetreUten  sind  wegen  ihrer  sehlediten  Ei^ 
baltiing  meist  nur  mit  Sicherheit  durch  Yergleichung  mit  Exemplaren 
Ton  andern  Gegenden  zu  bestimmen. 

Bei  meiner  Anwesenheit  auf  dem  Doberge  im  September  vorigen 
Jahres  fiel  mir  nun  eine  Schicht  au  der  Basis  dieser  eben  bescbriebeneu 
ober-oligocänen  Ablagerung  durch  ihren  von  den  übrii^en  verschiedenen 
petrogra[)hischen  Habitus  auf.  Es  ist  dieses  oiu  diinkelbraaoer. 
erdiger  Mergel,  der  dadurch  in  hohem  Grade  Interesse  erregt, 
dass  er  uns  eine  reiche  Fauna  vorzüglich  schön  erhaltener  Petre* 
fakten  überliefert  hat;  es  ist  eine  Sdhioht  meines  Profils,  die  ich 
mit  h  beseiehne.  Die  von  nur  gesammelten  Petrefokten  deuten  darsaf 
hin,  dass  diese  Sobioht  h  noch  mit  an  den  darüber  lagernden  olw^ 
oligooinsa  Schichten  an  rechnen  ist  nnd  nicht  mehr  an  den  darunter 
lagernden  mittel-oligocftnen  Thonen  gehfirt;  idi  glaube  sie  aber  Inir 
▼on  den  übrigen  mit  Fug  und  Recht  trennen  zu  können,  weil  äs 
petrograpbisch  von  den  andern  verschieden  ausgebildet  ist  und 
eine  reichere  und  so  schön  erhaltene  Fauna  führt.  Ich  führe  daraus 
einige  Pelecypoden  und  Gastcropoden  an: 

Ast  arte  Henckeliusiana  Nyst^  in  ziemlich  grosser  Zahl  der 

Exemplare ; 

Pectuvcuhts  Phüippii  Dah,  =  P.  puhinatus  Goldf'*  ebenialle 
sehr  zahlreich  in  grossen  nnd  kleinen  Exemplaren; 

Cardüa  tiOmteuMa  o.  Mümuier^  ebenfalls  sehr  aahhreioh; 

jMeina  prtueedeiu  9.  JSöenm  s  L.  sqwmUla  ßpet/tr^  eben* 
fUls  sahlrsioh; 


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139 


Cardium  cinr/ulatiwi  GoJdf.  =  C.  tenitisukatum  Nyst,  zahlreich; 

Corbula  subpisiformis  Sandb.j  zahlreich; 

Cytherea  incrasaata  Sow.; 

Turritella  striata  Beyrich^  am  zablreichsteo ; 

Trochus  latimarginatus  Speyer; 

Dentälium  Ktducii  Ny$t,  zahlreich; 

(kMMaria  eouUa  Saikmder;  n.  a.  m. 

Ausser  diesen  finden  steh  noch  sehr  schön«  erhaltene  Korallen,' 
Bryozoen,  Fisohresie  nnd  Anderes. 

fDie  oben  angefahrten  Arten  beweisen  also  das  ober-oliprocäne 
Alter  der  Schicht.  Ich  besitze  ausser  den  genannten  noch  eine 
bedeutende  Zahl  anderer  zum  ^{rossen  Theil  vom  I)ober<(e  bisher  nicht 
angeführter  Arten;  es  scheint  daher  diese  unterste  Grenzscliicht 
H'ohl  noch  nicht  bekannt  gewesen  zu  sein  und  bestätigte  mir  auch 
Herr  von  Koencn,  dass  er  vom  Dobergo  so  schön  erhaltene  Petre- 
takten  noch  nicht  gesehen  habe.  Ich  werde,  sobald  ich  durch 
ferneres  Suchen  nnd  besonders  durch  Präpariren  der  Sohalenreste  mein 
Material  Tervollstindigt  habe,  eine  Uebersicht  der  gefundenen  Petre- 
&kten  Teröffentliehen. 

Ich  komme  jetzt  zu  einer  Sehicht  meines  Profils,  die  ich  mit 
f  beieiohnete*  Eb  ist  ein  blauer  Thon  mit  sahlreichen  Qyps- 
krystallen  nnd  SohwefeDdesknonen.  Schon  von  Koenen  hatte 
diesen  Thon,  der  aus  einem  Brunnen  ausgeschachtet  war,  beobacliten 
können.  Jetzt  ist  ein  grosser  Aufschluss  in  demselben  östlich  von 
dem  Hause  des  Colon  Schmidt,  und  wird  der  Thon  in  der  einige 
hundert  Meter  südlicher  und  tiefer  liegenden  Ziegelei  verwerthet. 
Die  bis  jetzt  aufgeschlossene  oberste  Lage  dieses  wenigstens  150 
Meter  mächtigen  Thonlagers  schiiesst  leider  nur  eine  sehr  spir» 
hohe  Fauna  ein.  Herr  von  Koenen  fuhrt  in  seiner  Monogra^ 
phie  des  deutschen  Mittel-Oligoc&ns  aus  diesem  Thone  folgende  8 
Arten  an: 

KuetOa  ChasUiUi  Nygt; 

Leäa  Deshayeaiana  Dtteh,; 

Ästarte  Kickxii  Nyst; 
ich  kann  diesen  noch  zufügen: 

Cryptodon  unicarinatun  Nysi  und 

Natica  Nysti  d-Orhiyvy? 
Leider  sind  diese  Petrefakten  nur  als  Steinkerne  erhalten  und 
daher  schwer  zu  enträthseln;  C  tmkarinatus  konnte  ich  nur  dadurch 
mit  Sicherheit  bestimmen,  dass  ich  die  Doberger  Ebcemplare  mit 
solchen  von  Joachimsthal,  von  welchen  ich  Steinkeme  nnd  Exemplare 
mit  erhaltener  Schaala  besitse,  yerglich.  Diese  genannten  Petrefak- 
ten und  die  Lagemngsrerhftltnisse  beweisen  das  mittel-oligooäne 
AKer  dieser  Thonablagerung ;  von  Septarien  habe  ich  jedoch  in  der- 
lelben  niehts  entdecken  können.    Sie  erstreckt  sich  von  dem 


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140 


Sohmidt'sehen  Haute  bis  sa  dem  Wolmhause  auf  der  Ziegelei,  biiiter 
welehem  man  dieselbe  noch  an  einer  kleinen  AntschllrAingistene 
«abmebmen  kann. 

An  diesem  Punkte  können  wir  ancb  eine  allerdings  nnr  ca.  SOen. 

inächtigo  Schicht  eines  (reiben  Mergels  beobachten,  die  ich  in  meinen 
Profil  mit  k  bezeichue  und  sich  hier  an  der  Basis  der  ganzen  Ter- 
tiärablagerung dem  Keupor  aullagert.  Leider  ist  es  mir  bi8  jetzt  noch 
nicht  gelungen,  in  dieser  Schicht  organische  Reste  zu  bammeln,  aber  ich 
zweifle  niclit,  dass  wir  sie  mit  d<'v  allerdings  bedeutend  machtiger 
entwickelten  Ablagerung  an  der  Brandhorst  in  Verbindung  zu  bringen 
haben  und  dieselbe  sich  später  bei  bessern  Anfschliiasen  als  unter- 
oligocän  heransetellen  wird* 

Wir  kommen  jetzt  znr  untersten  und  letsten  Abtbeilung  dieiei 
gansen  tertiären  Sohichtensystems,  su  der  eben  schon  erwfthntea 
Ablagerung  au  der  firandhorst.  Die  kleine,  schon  l&ngst  ausier 
Betrieb  stehende  Mergelgrube  liegt  im  Gebüsch  versteckt  am  weit- 
lichen Abhänge  des  von  Löhne  eich  hersiehenden  Keuperfaflgelsngei 
und  geht  auch  die  Keupergrenze  mitten  durch  sie  hinduröh.  Di« 
Grube  ist  vom  Doberge  ca.  5  Minuten  entfernt  und  nur  durch  den 
sog.  Mühlenbach  von  demselben  getrennt.  Die  Schichten  haben  ein 
südwestliches  Einfallen  und  werden  wahrscheinlich  das  vmtente 
Glied  des  nördlichen  Flügels  der  Doberi^er  Mulde  bilden. 

Früher  hatte  man  dieses  Vorkommen  nicht  vom  Doberge  ge- 
trennt gehalten,  bis  von  Koenen  durch  die  Lagerung  und  ver- 
schiedene petrographische  Ausbildung  dieser  Schichten  veraDlasit 
wurde,  sie  für  sich  zu  untershchen  und  durch  die  gefundenen  org^ 
nischen  Reste  als  wichtige  Tbatsache  ihr  unter-oligoc&nes  Alter 
festeetste.  Er  sammelte  damals,  im  April  1866,  ca.  50  Arten  van 
Conchylien,  die  relatiT  beseer  erhalten  sind,  als  die  in  den  Schieb- 
ten a— g  am  Doberge  gefundenen.   Ich  f&hre  hier  einige  an: 

Cardiuvi  Haussirmnni  Phil.; 
Cytherea  Solondr i  S<)w.; 
Pkurotovia  Beytichii  Fhü.; 
Voluta  decora  und  die  schöne 
Pkmrakmaria  Sismtmdae. 

Der  Zweck  meiner  Mittheilnng  ist  erreicht,  wenn  ich  du 
Interesse  för  dieee  hochwichtigen  tertiären  Ablagerungen  erwedül 
habe  nnd  dadurch  Erfahrenere  zu  weiterem  Studium«  besonden  m 

den  neuen  AufschlüsseUi  angeregt  werden. 

Eine  hierauf  folgende  Erholungapauee  Yon  26  Minuten  wurde 
zugleich  Ton  den  Anwesenden  zur  Besichtigung  der  von  Bern 
Grabbe  ausgelegten  Versteinerungen  des  Doberges  bei  Biude  und 

Saurierfährten  aus  dem  Bückeburgischen,  sowie  einer  tou  HeifB 


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Ul 


Brown  ftufgettellten,  reichhaltigen  Snmmlung  nbrdamerikuuaoher 
YentotDeningen  und  Pfeilipitcen  benutzt. 

Herr  Dr.  0.  Weerth  aoe  Detmold  hielt  in  der  damaeh  wieder 

aufgeDomineiieD  Sitzung^  nachstehenden  Vortrag:  Ueber  Oletsoher- 
spuren  am  Teutoburger  wal  de. 

Gelegentlich  des  Baues  der  Eisenbahnstrecke  Herford-Detmold 
wurdt;  in  der  Nähe  von  Detmold  auf  den  Grundstücken  des  Ritter- 
guts Brauneubruch  ein  Lager  von  plastischem  Thon  aufpeschlossen, 
dass  in  eiaer  Mächtigkeit  von  ca.  3  m  und  einer  Ausdehnung  von 
mehr  als  einem  Hectar  abgetragen  xvurde  und  zur  Aufschüttang 
des  Eisenbabndammes  Verwendung  fand.  Die  Decke  des  Lagers 
bildete  eine  alluviale  Humus-  und  Lehmsehicht,  darunter  war  der 
Thon  sandig  und  gelblioh  geArbt,  nm  nach  nnten  in  fast  reineUf 
d.  h.  sandfreien,  blansohwarsen  Thon  überaugehen.  Bei  einer  später 
▼orgenommenen  Naohgrabung  bis  au  einer  Qesammttiefe  von  7*-6m 
wurde  das  Liegende  der  Ablagerung  nieht  erreicht. 

Die  abgetragenen  Thonmassen  führten  zahlreiche  Einschlüsse 
von  nordischen  Geschieben:  Granit,  Gneiss,  Porphyr,  Quarzit,  Feuer- 
stein, Kreide  u.  a.;  die  zähe  BeschalTeuheil  des  Thons  machte  es  in- 
dessen unniöglich,  diese  Einschlüsse  in  grösserer  Zahl  zu  sammeln 
und  zu  untersuchen.  Mehrere  im  Laufe  des  letzten  Winters  einge- 
tretene Ueberschwemmungen  des  Knochenbaches,  welcher  das  abge- 
tragene Gebiet  durchfliesst,  wühlten  den  Grund  der  biosgelegten 
Fläche  auf,  und  legten  die  Oesteinseinschlüsse  des  Thons  in  grosser 
Masse  blos,  so  dass  der  grösste  Theil  der  betr.  Flftobe  mit  aahlloeen 
Gesehieben  übers&t  war. 

Es  ersoheint  überflfisstg,  die  nordisdien  Qesohiebe,  welche 
etwa  %  der  ganzen  Messe  ausmachen  mögen,  eineein  namhaft  zu 
machen,  es  wird  genügen,  zu  bemerken,  dass  der  grössere  Theil 
aller  nordischen  Ge^teinsarten,  welche  sonst  aus  dem  norddeutschen 
Diluvium  bekannt  sind,  auch  hier  vorkommen;  dai»ei  fallt  der  Um- 
bland auf,  dass  dieselben  nur  selten  eine  bedeutendere  Grösse  er- 
reiclien,  meistens  aber  unter  Kopfgrosse  bleiben.  Besonderes  Inte- 
resse erregte  darunter  eine  Anzahl  sÜurischer  Petrefacten,  Ortho- 
ceratiten  und  Spiriferen,  die,  soviel  mir  bekannt  ist,  in  dem  Dilu- 
vinm  unserer  Gegend  nur  sehr  selten  gefunden  sind. 

Neben  den  nordischen  kommen  sioher  erkennbar  und  in  grosser 
Menge  BmehstQcke  jurassischer  Gesteine  vor,  besonders  die  Sph&ro« 
aiderite,  welche  f&r  die  jurassisdhen  Ablagerungen  so  oharakteristisoh 
sind,  ferner  einzelne  Brnchstfioke  von  Sohieferthonen,  die  an  der 
Luft  bald  abblättern  und  zerfallen,  Bruchstücke  der  unreinen  Kalke 
des  untern  Jura,  und  endlich  eine  beträchtliche  Zahl  unzweifel- 
hafter Jurapetrefacten  in  theilweiae  vorzüj:^lichem  Erhaltungszu- 
stände.    Sicher  bestimmbar  waren  darunter  die  folgenden  Arten: 


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ua 


Awmoniiei  obliqueeottatua  v.  Zid.^  Am.  anjpdain»  «.  SdUaU^^  Ory- 
pkaea  aeruata  Lam.,  AneUla  inaegmoaMs  Sov.f  Greuifa  GoMm 
Agr.  (Lias  tc  Qaenst.),  Ammoniies  bifer  Qttenst.j  Am.  siphus  Hehl.,  Am. 
oxynotus  Quensi.j  Pentacrinus  scalaris  Goldf.  (Lias  ß),  Ammonii':* 
striatus  Rein.  =  Am.  Ilenlfyi  Sov.,  Am.  Jamesmi  Sor.,  Am.  Bromti 
Hoem.  (Lias  y),  Ammoniies  curvicomis  Scldönb.,  Am.  Amalthfus  r. 
Sehloth.,  Am.  Normayiiamis  d'Orh.,  Am.  maculatus  (^uemt.,  Inoct- 
ramus  pernoides  Goldf. y  Modiola  elongata  Koch  u.  Bunker  (Liu  <f). 
Amimamtes  Aalmsis  v.  Ziet.  (Lias  g),  Ammoniies  Parkinsoni  Sot, 
Am,  opalinus  Bein,^  Am.  eoronatui  Brug.y  Belemnites  guinqueauleatus 
Blain,f  Terdmuhtla  variam  v,  Bvehf  Aoieula  ethinaki  fibv.»  Bärn- 
niUB  ffigamUuB  v,  SdMh,,  Trigoma  eoHata  Park.,  Serpula  I«iiftn- 
eaM$  V.  8M>lh,  (Bnaner  Jnra).  Ausserdem  kam  ein  BraebstOek 
von  Am.  eordatus  8oü.  und  eine  griSesere  Ansahl  nioht  sidier  be- 
stimmbarer aber  obne  Frago  jurassischer  Petrefisoten  wie  OttraOi 
Gresslya,  Astartty  Belemmiie9  n.  s.  w.  vor.  Die  Ammoniten  dnd 
theilweise  verkiest,  häufig;  vollkommen  intact,  meistens  indessen  zer- 
brochen; die  lielemniten  wurden  nur  in  Bruchstücken  gefunden, 
manche  Zweischaler,  z.  B.  Gresslya  sind  so  gut  erhalten,  als  ob  sie 
an  ursprünglicher  Lagerstelle  aufgelesen  wären.  Niemals,  um  dai 
gleich  hier  zu  erwähnen,  zeigen  die  Petrefacten  die  gerundet<fn 
Formen,  welche  man  an  denselben  und  verwandten  Species  be* 
obaohten  kann,  wenn  sie  durch  fliessendes  Was^jcr  gerollt  sind, 
Formen,  wie  sie  z.  B.  auf  secundärer  Lagerstelle  in  den  TertÜrab- 
ligemngen  des  Doberges  bei  B&nde  gefunden  werden. 

Andere  einheimische  Geschiebe  wurden  weit  seltener  beobaehteti 
▼ereinselt  kamen  Brnchstflcke  you  Muschelkalk  und  aerlalkod« 
Brocken  von  rothem  Keupermergel,  Kohle,  allem  Anschein  nadi 
aus  dem  Wilderthon,  und  Cyrenen  ans  dersdben  Formation,  Plattes 
mit  Fisohzähnen  ans  dem  Rhät,  endlich  auch  Tertiärpetrefacten  tot, 
von  denen  Echinolampas  Klcinii  \g.  Pectunculus,  Dmtalium  uid 
mehrere  andere  Gasteropodi-n  und  Zweischaler  zu  erwähnen  sind. 

Genug,  die  in  Rede  stehende  Diluvialablagerung  enthält  eine 
Mnsterkarte  von  Gesteinen  und  Petrefacten  aus  allen  nördlich  vom 
Teutoburger  Walde  anstehend  vorkommenden  Formationen.  Die 
Gesteine  des  Teutoburger  Waides  selbst,  Hilssandstein,  Planer  usd 
Flammergel  fehlen  gänslich. 

Das  Vorkommen  jurassischer  Reste,  der  Sph&rosiderite,  ^ 
Schieferthone  und  der  Petrefacten  macht  es  im  höchsten  Grade  wal^ 
scheinlich,  wenn  nicht  unzweifelhaft,  dass  die  Thonablagerang  durd 
die  Zerstörung  Ton  Schichten  des  untern  und  mittleren  Jura  est^ 
standen  ist  Wenden  wir  uns  zu  der  Frage,  wie  das  geschehen  sod 
kann.  £s  kann  zunächst  kein  Zweifel  darüber  obwalten,  dass  wir 
es  hier  nicht  mit  Juraechichten  an  ursprünglicher  Lagerstelle  ri 
thun  haben.   Statt  vieler  Gründe,  die  das  beweisen,  führe  ich  nur 


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148 


den  einen  dasi  die  gaose  Thonlager,  so  weit  es  aut^feteblotien 
wordey  abo  Ina  an  dner  Tiefe  Yon  7 — 8     mit  erratischen  Gesdhieben 

gespickt  ist. 

Sodann  erhebt  sich  die  weitere  Frage,  wie  denn  diese  juraa- 
siachen  und  anderen  Massen  von  ihrer  ursprünglichen  La(?erstelle 
nach  der  jetzigen  transportirt  sind.  Dir»  erste  Möglichkeit,  welche 
sich  in  dieser  Beziehung  darbietet,  nännlich  die,  das  eine  Denudation 
und  spätere  Anschwemmung  durch  fliessendes  Wasser  stattgefun- 
den hat,  erscheint  schon  wegen  des  Mangels  einer  joden  Schichtung 
nicht  wahrscheinlich,  dagegen  spricht  ferner  die  vollkommen  regel- 
lose Anordnung  der  GerÖUe,  endlich  die  Beschaffenheit  der  Petre- 
fseten,  welche,  wie  schon  oben  erwähnt,  niemals  die  gleichm&ssig 
^erondeten  Formen  seigen,  die  der  Wassertransport  an  bewirken 
pflegt.  Ist  es  somit  schwierig,  die  Entstehung  der  fraglichen  Ab- 
hgerung  durch  die  Th&tigkeit  des  Wassers  befriedigend  an  erUftren,  so 
liegt  es  nahe,  dieselbe  im  Lichte  der  nenen  Gletsehertheorie  zu  pr&fen, 
und  die  Frage  aufzuwerfen:  Haben  wir  es  hier  vielleicht  nüt  der 
Grundmoräne  eines  Gletschers  zu  thuu?  Die  Anhänger  der  Glet- 
schertheorie, welche  sich  in  den  letzten  2—3  Jahren  mit  Erfolg 
Bahn  gel)rüchen  hat,  behaupten  bekanntlich,  dass  zur  Diluvialzeit 
ein  grosser  Glf^tscher  nicht  nur  Skandinavien,  sondern  auch  ganz 
Xürddeutschland  bis  zur  südlichen  Verbreitungsgrenze  der  nordischen 
Geschiebe  bedeckt  hat,  und  dass  die  diluvialen  Ablagerungen  die 
Grundmorftne  dieses  Oletechers  darstellen.  Der  Umstand  nun,  dass 
die  Thonabfagerung  ongeschiohtet  ist,  dass  di^  festen  Gesteinsein- 
schlösse  regellos  durch  die  ganze  Masse  zerstrent  sind,  ist  sehr  wohl 
aut  dieser  Annahme  vereinbar,  denn  eine  solche  Anordnung  des 
abgelagerten  Materials  ist  ja  gerade  l&r  Morftnenbildungen  oharacte- 
risüseh.  Doch  würde  damit  allein  nichts  bewiesen  werden  können; 
der  Schwerpunkt  der  P'rage  liegt  vielmehr,  da  das  Liegende  nicht 
aafgeschlossen  ist,  ein  Bcwimr  aus  der  Beschaffenheit  des  Untergrundes 
also  nicht  geführt  werden  kann,  in  der  Beschaffenheit  der  festen 
Einschüsse. 

Was  nun  zunächst  die  nordischen  Geschiebe  anbelangt,  so 
sind  dieselben  an  Form  und  Grösse  sehr  verschieden,  ihre  Dirnen* 
n'onen  sdiwanken  zwischen  Uaselnuss-  und  Kubikfussgrösse,  doch 
überwiegen  die  kleineren.  Bald  sind  sie  unregelm&ssig  gerundet, 
bald  kantengemndet,  bald  scharfkantig;  es  kommen  aber  auch  ver* 
ebssh  regelmfissig  gerundete  Stücke,  besonders  von  Quars  vor,  deren 
Gestalt  nur  durch  eine  Bewegung  in  fliessendem  Wasser  erklärt 
werden  kann.  Unter  jenen  aber  befinden  sich  manche  Scheuersteine, 
d.  h.  Geschiebe  mit  einer  oder  mehreren  anpreschliffenen  FIftohen,  die 
von  einem  System  paralleler  Furchen  und  Hitzen  bedeckt  sind;  ferner 
findet  sich  darunter  eine  Anzahl  gekritzter  Geschiebe,  d.  h.  unregel- 
mässig rundliche,  polyedrische  oder  plattentörmige  Steine,  welche 


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zahlreiche  Furchen  un<l  Kritzcn  in  unregelmäRsiger  Anordnong,  so- 
woh\  auf  glatten  Flächen,  als  auch  an  den  Kanten  uod  in  flachen 
Vertiefungen  zeigen.  Solche  Scheuersteine  und  gekritcte  Geschiebe 
beweisen  nun  durch  ihre  Oberflächenbeschaffenheit,  dass  ein  Gletscher 
eie  bewegt  hat,  dass  aie  ebemals  der  Grundmoräne  eines  Gletschers 
angehört  haben.  Für  unaem  Zweck  beweisen  aie  aber  offenbar 
niohta,  denn,  wird  man  einwerfen,  diese  ForeheDyEritaen  nnd  ScUüb 
können  aie  ans  ihrer  nordiaohen  Ueimath  mitgebraebt  haben.  Dit 
Drifttheorie  nimmt  ja  auch  an,  dass  die  dilavialen  Geechiebe  da 
Morftnen  skandinaviseher  Oletscher  entstammen,  dort  im  Nordea 
werden  sie  theilweise  gefurcht  und  geschliffen  sein,  und  schwimmende 
Eisberge  werden  dieselben  daun  unversehrt  und  wohlerhalteu  zo 
uns  gebracht  iiaben. 

Entscheidenderen  Aufschiusa  wird  mau  von  den  einheimischen, 
d.  h.  von  den  in  Norddeutschland  heimathsberechtigten  Geschieben 
erwarten  können.  Es  kommen  hier  wesentlich  allein  in  Betracht 
Spbärofiiderite,  die  Schieferthone  und  Petrefacteu  des  Jura,  welche 
eingangs  erwfthnt  wurden.  Während  unter  den  nordischen  Ge- 
schieben yereinselt  Gerolle,  d«  h.  eiförmige  und  andere  gerondete 
Formen  vorkommen,  die  eine  Bewegung  dnroh  das  Wasser  ▼ofant* 
setzen,  habe  idi  unter  den  einheimisehen  Geschieben  nichts  derart 
auffinden  können. 

Freilich  seigen  die  SphSrosiderite  vielfach  gerundete  eUipsoi- 
dische  Formen,  das  ist  aber,  wie  bekannt,  ihre  natürliche  Gestalt, 
und  ihre  OberflächenbeschaD'enlu'it  lässt  darüber  keinen  Zweifel, 
dass  sie  ihre  ursprüngliche  Gestalt  im  westintlichen  bewahrt  und 
dieselbe  nicht  unier  dem  Einfluss  bewegten  Wassers  verändert  haberu 

Fast  alle  Sphärosiderite,  fast  alle  Jurakalkbruchstücke  imd 
viele  von  den  Schieferthonfragmenten  zeigen  nun  auf  das  alierdeot- 
lichsie  und  völlig  unverkennbar  die  Furchen  und  Kritzen,  deren 
Vorhandensein  man  allgemein  der  Tbätigkeit  eines  Gletschers  za* 
sehreibt.  Berr  Professor  Credner  in  Ijoipzig,  dem  ich  davon  mit- 
theilte, schreibt  mir  darüber:  „Die  mir  übersandten  Gesofakbe 
weisen  auf  ihrer  meist  nur  wenig  angeschliffenen  Oberflidie  die 
deutlichsten  Oletsoherschrammen  nnd  -ritsen  auf,  —  so  deuUioh,  «ie 
irgend  ein  Kalkgeschiebe  aus  der  Rhein-  oder  aus  der  Inngletsehs^ 
morane,  oder  wie  ein  Mnschelkalkgeschiebe  aus  dem  Geschiebeldus 
von  Teutschenthal  bei  Halle  oder  wie  eiu  Silurkalkgeschiebe  von 
Leipzig-Berlin." 

Unter  diesen  gefurchten  einheinnisclieu  Goscbiebcn  befinden 
eich  allerdings  in  verhältnissmässig  kleiner  Zahl  echte  Scheuersteine, 
d.  h.  Geschiebe  mit  einer  oder  mchrereu  angeschliffenen  Flächen, 
welche  von  Systemen  paralleler  Furchen  und  Ritzen  bedeckt  sind. 
Da  solche  Scheuersteine  an  der  Basis  der  Moräne  beim  Dahinschleifea 
Über  den  felsigen  Untergrund  ihre  eigenthümlichen  Formen  erbaUso, 


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146 


80  ist  es  erkliirlich,  dass  dieselben  nur  in  geringer  Zahl  vorgekommen 
siod;  denn  das  Liegende  der  Ablagerung  ist,  wie  schon  vorher  er* 
wahnt  wurde,  nirgends  aufgeschlossen. 

Qekriizte  Oescbiebe,  d.  h.  Gesteine^  welche  ihre  Eindrücke, 
Schrammen,  Kritzen  und  Forohen  im  Innern  der  Grandmor&ne  durch 
^ilrang  an  den  benachbarten  Geeteinen  erhalten  haben,  kommen  in 
allergitater  Hinfigkeit  TOr;  man  kann  kaum  ein  Stück  Thoneiien^ 
stein  oder  Jurakalk  aofheben,  ohne  diese  charaoteristitohen  Zeichen 
za  finden.  Tiefer  geschliffene  Fliehen  finden  sich  an  ihnen  nicht, 
parallele  I^Dien83r8teme  kommen  in  grösserer  Ansdehnong  nicht  vor» 
dagegen  ist  die  ganze,  wenig  veränderte  Oberfläche  mit  zahlreichen, 
einander  anregelraässig  kreuzenden  Linien,  mit  einzelnen  tiefem  und 
breitern  P'urchen  und  oft  mit  tiefen  und  kurzen,  sich  nicht  über  die 
ganze  Fläche  fortsetzenden  Schrammen  bedeckt. 

Auch  Petrefacten  sind  oft  angeschlifi'en,  gekritst  and  gefurcht, 
fidemnitenbruchstücke  zeigen  Ritzen  und  Furchen;  ein  Fxemplar 
von  THgania  cortata  liegt  mir  vor,  bei  dem  auf  einem  Theil  der 
Schale  die  Hippen  gut  erhalten,  daneben  aber  offenbar  durch  Schleifen 
abgescheuert  sind.  Bei  einem  andern  Zweischaler  {Inoeeramm  per* 
nouks  GMf.)  ist  die  Mitte  der  einen  Schale  bis  auf  den  Steinkera 
durchgescheuert,  und  dieser  ist  mit  sahireichen,  sum  grössten  Theil 
parallelen  Ritzen  bedeckt,  wihrend  nngfs  nm  den  kahlen  Fleck  die 
Schale  erhalten  ist.  Auch  Ammoniten,  Gryphaeeo,  Gresslyen  u.  a. 
zeigen  Anschliffe  und  Furchen. 

Was  beweisen  nun  diese  geschliffenen,  gefurchten  und  gekritzten 
Geschiebe?  Sie  beweisen,  dass  ein  Gletscher  irgendwo  jurassische 
Schichten  aufgewühlt  und  zerstört  hat,  sie  machen  es  ferner  in 
hohem  Grade  wahrscheinlich,  dass  derselbe  Gletscher  die  Trümmer 
dieser  Schichten  von  ihrer  ursprünglichen  bis  an  die  jetzige  Lager- 
steile  forttransportirt  hat.  Wire  bei  dem  Transport  das  Wasser  mit- 
tbfttig  gewesen,  so  würden  die  Furchen  und  Schrammen,  besonders 
aber  die  feinen  Ritsen  sicher  beseitigt  sein. 

Erseheint  es  demnach  wahrscheinlich,  dass  ein  Gletscher  sich 
von  der  ursprünglichen  Lagerstelle  der  serstl^rten  jurassiseben 
Schichten  bis  zu  dem  Punkte  bewegt  hat,  wo  wir  dieselben  jetzt 
linden,  so  bleibt  noch  die  Frage  zu  erörtern,  wo  denn  die  Heimath 
dieser  jurassischen  Reste  zu  suchen  ist.  Diese  Frage  läset  sich, 
wenn  auch  nicht  mit  absoluter  Sicherheit,  so  doch  mit  einem  hohen 
Grade  von  Wahrsoheinlickeit  beantworten. 

Ueber  den  ganzen  Raum  zwischen  dem  Wesergebirge  und  dem 
Teutoburger  Walde  sind  zahlreiche  Fetsen  jurassischer  Ablagerungen 
ausgaatrent.  Zu  den  in  der  v.  Dechen 'sehen  Karta  veneiehneten 
ist  in  neuerer  Zeit  eine  ganae  Reihe  neuer  AufMhlflsse  hinsuge» 
kommen.  Das  ganse  Wesergebii^ge  besteht  ans  jurassischen  Schlch- 
taoy  und  am  Nordrande  des  Teutoburger  Waldes  sind  dieselben 


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Sohiohien  an  vielen  Stellen  ntöhgewiesen.  Alles  dM  dr&ngt  sa  dem 
Sdiltttee,  daM  ebemmls  das  ganze  fragliche  Gebiet  von  den  SdiiditeB 

der  Juraformation  gleichmässig  bedeckt  war,  und  dan  dieselben  di, 
wo  sie  heute  felilen,  erst  uachträglich,   sei  es  durch  fliessende« 
Wasser,  sei  es  durch  die  Thätigkeit  eines  Gletschers,  entfernt  sind 
Dies  Gebiet  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  die  Heimath  des  hi\  ' 
Brauncnbrtich  angehäuften  Materials.    Das  wird  durch  die  anderes 
vorgekommenen  Petrefacten  u.  s.  w.  nur  bestätigt,  Rhät,  Muschel- 
kalk, Keuper,  Tertiär  sind  Formationen,  die  gleichfalls  in  diesoa 
Eaume  in  grösserer  oder  geringerer  Ansdebnang  vertreten  sici 
Zum  Beweise  mag  fomer  noch  folgendes  angeführt  werden:  In  dem 
Thone  stecken  in  grosser  Zahl  Brocken  eines  anreinen  Kalks,  die 
nach  Answeis  ihrer  petrogrsphischen  Beschaffenheit  nnd  otganisebn  ; 
Einschlftsse  der  Bank  mit  Gryphaea  arauiia  ans  dem  unteren  Idsi  ' 
entstammen.  Diese  Bank  ist  anstehend  nachgewiesen  bei  Leistrup,  | 
eine  Stande  östlich  von  Detmold,  bei  Meinberg,  etwa  noch  eias 
Stunde  weiter  östlich,  in  der  Lomgoer  Mark,  zwei  bis  drei  Stunden 
nörtilich,  im  Exterthale,  etwa  sechs  Stunden  uonlöstlich  von  Det- 
mold, und  es  ist  anzunehmen,  dass  diese  jetzt  getrennten  Abltge- 
rongcn  ehemalu  ein  /usammenhängoiides  Ganze  bildeten. 

Die  Zerstörung  der  jurassischen  u.  a.  Scbichi^en  muss,  wenc  , 
snr  Dilavialzeit  ein  Gletscher  über  das  Land  zog,  jedenfalls  ia  | 
grossem  Maasstabe  erfolgt  sein.  Ueber  die  I>ewegang8nchtuDg 
dieses  Gletschers  Iftsst  sich  mit  Bestimmtheit  nichts  aassagen,  doob 
ist  ans  naheliegenden  Grflndeo,  u.  a.  ans  dem  Umstände,  dass  die 
sfidlich  anstehenden  OesteinCi  Hilssandstein  nnd  Pl&ner  in  nnserer 
Ablagerang  fehlen,  alle  ndrdtich  vorkommenden  dagegen  vertreieB 
sind,  anzanehmen,  dass  derselbe  von  Norden  über  das  Wesergebirge, 
etwa  senkrecht  sn  diesem  und  dem  Teotoburger  Walde  and  qasr 
über  das  dazwischenliegende  Gebiet  vorgerückt  ist.  Dabei  wurden 
die  weichen  und  wenig  widerstandsfähigen  Juraschichten  aufgeris^ea 
und  fortgeschobeu,  die  J>chieferthone  zermahlen;  die  dadurch  ent- 
standene plai-üpche  Thonmasse  vermischte  sich  mit  den  staubförmi- 
gen Bestandthüilen  der  mitgebrachten  Gruodmoräne  und  die  so 
entstandene  Grundmasse  wickelte  die  festen  nordischen  Geschiebe  tts.  | 

Die  festeren  Bestandtheile  der  Jnrascbichten  leisteten  dem  fe^ 
malmenden  Einflüsse  des  Gletschers  mehr  Widerstand,  als  die  leidtt 
Kerfallenden  Schieferthone;  sie  worden,  wenn  hie  an  der  Basis  dsr 
Orundmor&ne  lagerten,  über  den  Felsboden  geschleift  nnd  dort  ge- 
•oUiffen  nnd  gefurcht,  wenn  sie  sich  dagegen  im  Innern  der  sisb 
fortwilaenden  Mor&ne  befanden,  von  den  mit  nnd  neben  ihnen  fort- 
bewegten härteren  nordischen  Geschieben  geschrammt  und  geritii 
Die  nordischen  Geschiebe  diesem  Processe  nur  in  viel  g«ringerenj 
Grade  unterliegen;  bei  ihrer  meist  bedeutenderen  Härte  konnt«i 
sie  durch  die  Berührung  mit  den  weichen  Tbonschiohten  des  JmSi 


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147 


oder  auf  deo  ebensowenig  widerstundsfabigen  Mergehi  des  Keapers 
keinerlei  Eindrücke  erhalten  und  keine  Spuren  dieser  Begegnung 
bewahren.  So  erklärt  es  sieb,  dass  die  nordischen  Geschiebe  viel 
seltener  Furchen  und  Kritzen  zeigen,  als  die  einheimischen. 

Nehmen  wir  an,  dass  der  Gletscher  sich  in  etwa  nord-südlicher 
KicLtuiifr  über  die  jetzt  allein  aus  Keupej-Bchichteu  bestehenden 
Höhen,  welche  nördlich  von  Detmold  parallel  zum  Teutoburger 
Walde  ziehen,  fortbewegte  und  so  in  das  Thal  der  Werre  und  des 
Knochenbaches  bei  Braunenbruch  gelangte,  so  fand  derselbe  hier  an 
den  allmäUlich  ansteigenden  Vorbergeu  des  Teutoburger  Waldes  ein 
HindemisSy  vor  welchem  er  und  unter  ihm  die  Moräne  sich  auf» 
stanen  und  su  ungewöhnlicher  Mftcbtigkeit  ansammenschieben  musstCi 
sin  Verhalten,  mit  dem  das  Ansteigen  des  Thonlagers  in  südiioher 
Bichtong  vollkommen  im  Einklang  steht 

Daa  £rgebniss  des  vorstehend  mitgetheitten  lässt  sich  in  fol- 
gende Sfttae  zctsammenfiusen: 

Der  grösste  Theil  des  in  der  Ablagerung  von  Braunenbruch 
vorkommenden  nicht-nordischen  Materials  stammt  aus  dem  Gebiete 
zwischen  Teutoburger  Wald  und  Wesergebirge. 

Die  Furchen,  Kritzen,  Schrammen  und  Schliffe  auf  den  ein- 
heimischen Geschieben  beweisen,  dass  die  letzteren  der  Einwirkung 
eines  Gletschers  ausgesetzt  gewesen  sind. 

Die  Zerstörung  der  jetzt  fehlenden  Jurascbicbten  nördlich 
Tom  Teutoburger  Walde  erklärt  sich  durch  den  Angriff  eines  Glet- 
lehers  mindestens  ebenso  einfach  und  natfiirlichy  wie  durch  Be- 
wsgongen  des  Wassers. 

Der  Mangel  einer  jeden  Schichtung  und  die  Beschaffenheit 
der  Petre&oten  machten  fSr  die  Ablagerung  von  Braunenbroeh  einen 
Transport  dnrcb  Wasser  und  einen  Absata  ans  dem  Waaser  nn* 
wahrsdheinlieh. 

Gegen  die  hier  vorgetragene  Ansicht,  dass  es  sich  bei  den 
l'.'Sprociieneu  Gesteinen  um  (Hetscherspuren  bandle,  wurde  von 
Kiohreren  Seiten  Bedenken  erliol)en.  Herr  Bergrath  v  Dücker 
führte  die  Ritzen  und  Abschleifungen  der  Geschiebe  auf  die  Brau« 
düng  des  Diluvialmeeres  zurück.  Herr  Prinz  von  Sohönaich- 
Carolath  stellte  die  Möglichkeit  bin,  dass  sie  durch  ansohrammende 
Kisberge  entstanden  sein  könnten,  undKxcelienz  Herr  von  Dechen 
sojserte  sich  an  dem  Gegenstände  in  folgender  Weise.  Das  h&nfige 
Vorkommen  von  gesehrammten  nnd  gestreiften  Geschieben  inländi- 
seher  Geateincy  namentlich  von  Sph&rosiderit-Nieren  ans  dem  Lias 
and  dem  antern  Jnra,  die  sich  mit  nordischen  Geschieben  snsam- 
msnfinden,  ist  von  grosser  Wichtigkeit.  Dieeelben  verdienen  als  die 
srsten  Spuren  von  Gletscher  westlich  der  Weser  fernere  Unter- 
suchung und  fortgesetzte  Aufinerksamkeit.    Aehnliche  Streifen  und 


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148 


Abtohleifangeo  auf  anttohenden  Fcteen  in  diesen  Gegenden  würdn 
die  Frage  tnr  weitern  Entsoh^dung  bringen. 

Demnftchst  wurde  eine  Anfiordening  snr  Betbeiligung  tn  den 
internationalen  geographisefaen  Congresa  au  Tenedig  und  der  damit 

verbundenen  geographischen  Ausstellung  vorgelegt,  und  zur  Neu- 
wahl von  Mitgliedern  der  Bezirks-  und  Sections- Vorstände  geschrit- 
ten, wobei  der  Sections-Direktor  für  Zoolo^äe  Herr  Prof.  Land  eis 
in  Münster  und  die  Herren  Bezirks-Voratcher  Prof.  Förster  in 
Aachen  und  Dr.  med.  Gramer  in  Minden  wiedergewählt,  und  to 
Stelle  des  verstorbenen  Sectiona-Direktors  für  Botanik  G.  fiecker 
Herr  Prof.  Dr.  Körnicke  in  Bonn  gewählt  worden. 

Herr  WirkJ.  Geb.- Rath  von  Dechen  gedachte  hieranf  in 
lingerer  Bede  nnd  mit  tief  empftindenen  Worten  dea  am  28.  April 
d.  J.  plötilich  dahingeaehiedenen  Yereinandtgliedea  Dr.  Hermmna 
Bleibtren  zu  Bonn,  deaaen  Nekrolog  bereite  im  Oomepondeniblatt 
8.  87  abgedmckt  lai. 

Herr  Geh.  Bergrath  Fabricius  legte  die  vor  Kurzem  im 
Verlag  von  Adolph  Marcus  zu  Bonn  erschienene  Beschreibung 
des  ßergreviers  Aachen  vor,  welche  von  dem  Königlichen  Berg- 
rath Wagner  zu  Aachen  im  Auftrage  des  Königlichen  Oberberg- 
amtes zu  Bonn  bearbeitet  worden  ist.  Dieses  Werk  bildet  die  Fort- 
aetzung  der  von  der  genannten  Behörde  uDtemommeneD  Publikation^ 
welche  eine  Daratellnng  der  a&mmtlichen,  ihr  unteratellten  Ber^ 
reriere  nmfaaaen  wird,  und  woTon  die  Beachreibongen  der  Beig- 
reviere  Wetslar  und  Weilborg  in  den  Jahren  1878  nnd  1879  bervtt 
erschienen  aind.  Der  Beachreibnng  aind  swei  Karten  beigegebea. 
▼on  welcher  die  erste  die  Lagernngsrerhlltnisae  des  Stdnkohls»- 
beekena  der  Worm  darstellt^  w&hrend  die  sweite  eine  Zosemaisa- 
atellung  der  Schacht*  nnd  Bohrlochs-Proffle  im  Bergrevier  Aaehea 
und  mehrere  Situationspläne  und  Profile  durch  die  Steinkohlen» 
gruben  Maria  bei  Höngen  und  Rheinpreussen  bei  Homberg  enthält. 
Die  mit  grossem  Fleiss  nnd  Sacbkenntniss  bearbeitete  Beschreibung 
behandelt  in  übersichtlicher  Weise  die  topographischen,  geognosti- 
scbeu,  bergbaulichen  und  wirthschaftlicben  Verhältnisse  dieses  wichti- 
gen, durch  hoch  entwickelte  Technik  hervorragenden  Steinkohleo- 
Reviers  und  hat  ans  diesem  Grunde  der  bergtechnische  TheU  be- 
sondere Berficksichtignng  gefunden. 

Da  inxwischen  2  ühr  herangekommen  war,  wnrde  nach 
stehender  Mitth^lnng  die  Sitanng  geschlossen»  und  es  Teraanmelt» 
aich  die  Anwesenden  an  der  Tafel  im  grosaen  Kursaale  zum  gemsia* 
aamen  Mittagaessen,  daa  bei  den  vortrefflichen  Speisen,  angenel«iMr 

Unterhaltung  und  Trinksprüchen  ernster  und  heiterer  Art  eine  selir 
befriedigte  Stimmung  hervorrief.   Trotz  der  ungünstigen  Witterung 


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U9 

folgten  die  meisten  Theilnehmer  nach  der  Mahlzeit  einer  Einladung 
des  Herrn  Bergraths  Frey  tag,  unter  seiner  Führung  die  Badeein* 
richiangen  zu  besichtigen.  Ein  Militar-Conzert  und  Fooenrark  in 
dflD  Koranlagen  besehlois  den  Abend. 

Die  Sitanng  am  8.  Juni  wurde  um  9V4  ülir  luniehst  mit  go* 
•ehiftBeben  Angelegenheiten  erdfinat.  Di»  Bechnungsablage  des 
HcRB  Bendanten  Henry  hatten  die  Reriioren  fftr  richtig  befunden 
ofid  ward  jenem  darnach  Entlastung  ertheilt.  Für  die  Herbstver- 
nnuBlaog  1881  in  Bonn  wurde  Sonntag  der  2.  October,  zur  Pfingst- 
Teriammlung  1882  Coblenz  bestimmt.  Zur  Abhaltung  der  Pfiogst- 
Versammlung  1883  war  eine  erneute  Einladung  der  Stadt  Siegen 
eingegangen,  die  mit  Dank  angenommen  wurde.  Auch  Osnabrück 
liAtte  eine  Einladung  ergehen  lassen  und  zugleich  die  Bitte  ausge- 
iprachen,  dass  die  Landdrostei  Osnabrück  mit  in  das  Yereinsgebiet 
goofon  werden  möchte.  Der  Herr  Vereinaprftsident  fragt  die  An- 
Tveseoden,  ob  ftber  diesen  Antrag  jetit  oder  auf  einer  kdniligen 
Vmaamiiung}  wo  der  Gegenstand  auf  die  Tagesordnung  gesettt  sei, 
ibgBskimmt  werden  solle  und  bemerict,  dass  seiner  Ansieht  naeh 
sine  solche  mit  dem  Antrage  Terlmfipfte  Statutenindorung  nur  naeh 
Bsksantgebnng  mittelst  Tagesordnung  auf  einer  Oeneral-Tersamm* 
Inog  beschlossen  werden  könne.  Dieser  Ansieht  stimmte  Herr  Ober- 
Präsident  von  Kühlwetter  vollkommen  bei,  stellte  aber  dem  Vor- 
stände anheim,  diese  Frage  auf  der  Herbstversammlung  nochmals 
lur  Sprache  zu  bringen. 

Herr  Wirkl.  Geh.-Rath  von  Dechen  legte  hierauf  vor: 

1.  Eine  Beihe  von  Versteinerungen  ans  dem  Mittel-Devonkalk 
voB  Gerolstein,  welche  Herr  Apotheker  Winter  eingesendet  hatte 
vad  worunter  sieh  einige  neue  und  seltene  Funde  be&nden. 

2.  Das  Von  Dr.  John  Haniel  herauigegebene  Werk:  Die 
RMagerung  in  dop  Stoppenberger  und  Horst-Hertener  Mulde  des 
Wfstfllisehen  Steinkohlengebirges,  mit  8  Karten  (je  swei  Blitter)  und 
ebisr  Tsittafel,  welche  eine  Uebersioht  der  produotiTen  Steinkohlen- 
fonnstion  an  der  Ruhr  nach  den  gegenwärtigen  Aufschlüssen  liefert. 
Etsen  bei  G.  D.  Baedecker  1881. 

Dieses  mit  grossem  Floisse  bearbeitete  Werk  ist  nicht  allein 
fnr  die  Techniker  der  dortigen  Gruben  von  grossem  Interesse,  son- 
dern hat  auch  eine  allgemeine  wissenschaftliche  Bedeutung,  indem 
darin  nachgewiesen  wird,  dass  die  oberste,  jüngste  Gruppe  der  Gas- 
üammkoblen  sich,  entgegen  früher  aufgestellten  Ansichten,  durch 
das  Auftreten  ?on  sahlreiehen  SigiUarien  austeiohnet,  w&hrend  Farn* 
kriater  mehr  xorüoktreten. 

8.  IMe  soeben  erschienene  Steinkohlen  «Chemie  lon  Dr.  F. 
Maek.  Bonn,  Emil  Stranss  1S81.  (Grundafige  und  Ziele  der  Stein- 

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kohlea-Chemie.)    Dieses  Werk  ist  von  hervorragender  Wichtigkeit 
für  die  Techniker,  welche   sich  mit  dem  Steinkohlenbergbau  be- 
schäftigen, ganz  besonders  für  diejenigen,  welche  im  Kuhr-Stein- 
kohlen-Revier  thätig  sind.    Der  Verf.  steht  seit   10  Jahren  dem 
cbemischea  Laboratorium  in  Bochum  vor,  welches  als  Versuchsstation 
den  Interessen  des  westfälischen  Steiakoblenbergbau es  dient,  und  wirkt 
dabei  als  Lehrer  an  der  dortigen  Bergscbule.   Derselbe  ist  dorek 
diese  Stellung  guis  besondert  mit  den  praktischen  Bedürfnissen  der 
betreffenden  Bergbaa*Teohniker  bekannt  geworden.  Der  reiche  Inhih 
dieses  Werkes  ergiebt  sich  ans  den  Ueberschriften  der  Capitel:  Die 
Bestandtheile  der  Steinkohle.  Die  Steinkohlen-Gattungen.  AbhftDgig- 
keit  der  Eigentdiaften,  namentlich  der  Schmekbaikeit,  der  Cokit> 
ausbeute,  des  Aufbl&bungsgradee  und  der  Flammenbeschaffenheit  ton 
der  procentischon  Zusammensetzung.    Einfluss  des  Aschengehalt« 
auf  die  Höhe  der  Cokesausbeute,    die  Beschaffenheit  der  bei  der 
Tiegelvercokuug   sich  ergebenden  Rückstände  und  Flammen.  Die 
mechanischen  Gemen^^theilo  der  Steiuk(jhle,  mit  Ausschluss  der  Asche 
und  des  Schwefels,  die  Kohleuarten:   Glanz  ,  Matt-,  Cannel-,  Faser- 
kohle, Brandschiefer;  die  harzartigen  (löslichen)  Bestandtheile^  der 
Wassergehalt  und  die  Hygroskopicitat,  die  In  der  Kohle  einge- 
schlossenen und  von  derselben  exbalirten  Gase.    Die  mineralisches 
Bestandtheile  (Asche)  und  der  SchwefeL  Die  Verindernngen  der 
Steinkohle  bei  gelindem  Erhitzen  und  bei  gewöhnlicher  Temperator 
an  der  Luit.  Verwitterung,  SelbstentsQndung.  Ansichten  Ober  .die 
Constitution  der  Steinkohle  und  die  chemischen  Vorgänge  bei  ihrer 
Bildung.    Versuche  sur  kfinatlichen  Bildung.    Vergleiehnng  vit 
anderen  fossilen  Brennstoffen. 

Im  Nachtrage  findet  sich  die  Berechnung  der  Brenn  kraft  aus 
der  Elementaranalyse  und  die  Verdampfungsversuche,  sowie  Allge- 
meines über  die  Educte  der  Steinkohle. 

Das  Capitel  über  die  chemischen  Vorgänge  bei  der  Bildung 
der  Steinkohle  wird  das  Interesse  aller  Geologen  erregen. 

4.  Ueber  die  Gliederung  der  Ünterdevon-Schiohten  zwisdieo 
Taunus  und  Westerwald  von  Carl  Koch.  Separatabdruck  aus  dem 
(ccsten)  Jahrbuche  der  königl.  preuss.  geologischen  Landesanstalt  far 
1880.  Diese  wichtige  Arbeit  ist  dem  Bedner  erst  dnrdi  die  Freund- 
lichkeit des  Verfassers  vor  kurzem  sugSnglich  geworden,  da  das  ganze 
Werk  demselben  noch  nicht  angekommen  ist  Die  Schwieri^^niteD. 
welche  bisher  der  Gliederung  dieser  weit  verbreiteten  und  wl]l^ 
scheinlieh  sehr  miUshtigen  Schichteng^uppe  entgegengestanden  habeo. 
liegen  wesentlich  in  den  ungemein  verwickelten  Lagerung» verhak- 
nissen,  durch  zahllose  kleinere  und  grössere  Sättel  und  Mulder 
mit  z.  Th.  überkippten  also  widersinnig  fallenden  Flügeln»  der  viel 
fach  abweichenden  Schieferung,  den  häufigen  Verwerfungen  cnd 
Ueberschiebungen,  dem  Mangel  an  charakteristischen  Gesteinslagea. 


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151 


Diese  Schwierigkeiten  hat  der  Verf.  für  den  von  ihm  speziell  untor- 
Buchten  Gebirgstheil  zwischen  Taunus  und  Westerwald  glücklich 
fiberwunden  und  wird  die  vorliegende  Arbeit  den  Ausgangspunkt 
für  alle  weiteren  Arbeiten  in  dem  ausgedehntan  ünterdevon  .yon 
der  Grense  von  Belgien  und  Luxemburg  bis  zum  Bhein  und  auf 
dir  reebten  Seite  des  Stromes  bis  snm  östl.  Rande  dieser  Schichten* 
gn^pe  und  ibrer  Ueberlagwong  dorob  Mittel-  nnd  Oberderon 
bilden  miesen. 

5.  Die  geognostlsehe  üebersiobtekarte  des  Hangebitfesi  in- 
«smmengestellt  von  Dr.  R.  Lossen  neeh  den  Anfnabmen  der  gaolo- 
giseben  Lendesenstelt  und  ilteren  g^eologisoben  Karten  enf  der 

Grundlage  der  Auhagen 'sehen  topographischen  Karte  im  Maass- 
Btabe  1  :  100  000,  war  in  einem  Probe-Abdruck-Exemplare  ausgestellt 
und  erregte  durch  die  Masse  des  darauf  zur  Anschauung  gebrachten 
Details,  durch  die  saubere  und  prägnante  Ausfübrang  die  allge- 
meinste Bewunderung. 

6.  wurde  eine  geognostisoh-illuminirte  Manuacript-Karte  vom 
Pieiberge  und  dessen  Umgebung  im  Maassstabe  von  1 : 20  000,  von 
J.  R.  Pagensteeber,  Bergmeister  a.  D.,  vorgelegt,  welche  die 
fisnersebaften  Hollage,  Wallenborst,  Wersen,  Bftbreni  Pye,  Leebtin- 
gso,  Alter  nnd  Haste  umfusty  nnd  an  einer  Monographie  des  Osna- 
brfieker  nnd  Teoklenbnrger  Oebirgslandee  in  topogiapbieober,  geo- 
goestiseber,  gewerblicher,  cnltnrbistoriscber  und  politiseher  Beaie- 
bojDg  gehört,  mit  der  sieb  der  Verf.  s^t  langen  Jabren  besobiftigt. 
Derselbe  beabsichtigt  den  geognostischen  Theil  in  diesem  Jahre  ab- 
zuscbliessen. 

7.  Es  waren  3  Exemplare  der  geologischen  Uebersichtskarte 
von  Rheinland- Westfalen  ausgelegt,  von  denen  das  1.  die  unver- 
änderte Ausgabe  von  1866  darstellt,  wie  sie  dem  23.  Jahrgange 
unserer  Verhandlungen  beigegeben  ist;  das  2.,  welches  im  vorigen 
Jihre  in  der  Industrie-Ausstellung  in  Dfiflseldorf  als  Vorarbeit  zur 
2.  Ausgabe  dieser  Karte  ausgestellt  gewesen  ist,  nnd  endlich  das  3,, 
auf  dem  bandtohriftliob  der  Versnob  gemaobt  worden  ist,  die  Yer- 
breitang  der  Traeihyte  des  SiebengeUiges,  dee  Westerwaldee  und 
der  HobeneiliBl  und  der  sie  umgebenden  Baaaltf  ooen,  der  Basaltaone 
^  HunsrOoken  nnd  Taunus,  der  am  öetL  Kartenrande  übergreifen- 
den Baaaltione  dee  Habiobtewaldes  und  des  Vogelsberges,  sowie  der 
erloeefaenen  Vulkane  des  Laacher -See -Gebietes  und  der  Vordereifel 
sor  übersichtlichen  Anschauung  zu  bringen. 

Herr  Oberlehrer  Cornelius  aus  Elberfeld  hielt  nachstehen- 
den Vortrag: 

Zur  Käfergattung  Bruchus  Linne  und  besonders  über 
Bruchus  Ptsorum  Linne.  (Erweitemng  eines  Vortrags  über  den- 
eelben  Gegenstand  im  natarw.  Verein  Ton  KLberlisld.) 


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162 


Die  Samenkäfer- Gattung  Bnichus  Linne,  nach  neuern  Ermitte- 
lungen von  Grote h  fernerhin  wohl  mit  dem  altem  Namen  Mylabr%$ 
Geoffroy  zu  benennen,  wurde  früher  zu  den  CureuUauiden  odsr 
Rüsyeikifeni  gereohnet,  iat  aber  in  neuem  Systemen  mit  vennukdtaB 
Gattungen  eu  eimer  eigenen  kleinen  Familie  erhoben  worden. 

Den  Laien,  nanrantlioh  den  Landwirthen  nnd  Girtaen,  wie 
anoh  den  Haoefranen  eind  gewiaia  Arten  nnter  den  Namen  Böhm* 
kifer,  Möncht  Hoffelkftfer  eie.  und  besondere  der  Erbeenkifer  Bm* 
dm  Kfomm  Linnö,  frfiher  B,  Pin  L.  ebenso  bekannt  als  verinsst 

Ei  sind  KIferohen,  von  denen  die  europäischen  Arten  eine 
Länge  Ton  2  bis  4,86  mm  and  nur  einige  tropieohe  die  Terhälinin- 
massig  riesige  von  9  oder  gar  13  mm  erreichen.  —  Der  Kopf  ist 
nur  wenig  rüsselartig  verlängert  und  hinter  den  ziemlich  stark  vor- 
ragenden Augen  in  einen  kurzen  Hals  verengt.  —  Die  Oberfläche 
des  Körpers  ist  mehr  oder  weniger  dicht  anliegend  behaart,  oder 
mit  Haarflecken  besetzt.  Die  Flügeldecken  lassen  die  grosse  After- 
deeke  frei.  —  Die  Hinterbeine  sind  stärker,  als  die  vordem,  manek- 
mal  mit  auffallend  verdickten  Schenkeln,  besonders  bei  giossea 
esotlsohen  Arten  nicht  etwa  som  Sprunge,  sondern  woU  nar 
som  Anstemmen  beim  Ktottem;  anf  dem  Boden  kriechend,  mash« 
die  KftÜBr  pursehide  Bewegungen. 

Im  Lanreasustande  leben  and  fressen  die  Tbiere  in  den  FnM' 
kernen  Tenchiedener  Gewiehse,  ▼omehmlioh  in  den  Samen  der 
Schmetterlingsblüthler,  worauf  schon  manche  Artnamen,  als:  Aeadm, 
Astrciffaiij  Glycyrrhizae,  Lathyri^  Loti,  Oxytropis,  Pisorum,  Ulidt 
hinweisen;  doch  beherbergen  auch  Samenkerne  aus  andern  Pflanzen- 
familien,  namentlich  Nüsse  einiger  Palmenarten,  Käfer  dieser  Gattung. 

Meistens  sind  die  verschiedenen  Species  auf  eine  bestimmte 
Pflanze  angewiesen,  doch  gibt  es  auch  Thiere,  welche  bald  die  eme. 
bald  die  andere  wählen.  J.  Weise  fand  bei  Eberswalde,  fr^ihdi 
nur  gekätschert,  Bruehus  margineüua  Fb.  auf  Conmiüa  «otm,  wie 
auf  Vieia  Bf^vaHea,  nnd  Dr.  Luc  Ton  Heyden  enog  deneelbca 
Eifer  im  September  hii^  ans  Scihoten  von  Aiim§tiiu,  Br,  gn^ 
narim  umimoHiu  L.  log  derselbe  aus  Samen  Ton  F«m  pitffth 
mkf  lind  ihn  aber  auch  auf  Oro6M  vemum,  wie  ihn  Kaltenhaeh 
auf  LtdBkjffu»  praiemis  antraf.  Br.  aier  Mrsh.  wird  in  den  BHUhsa 
von  Sehlehen,  ron  HeUatiihemum  vuigare,  von  Epüohim^  Amiepim 
vincetoxicum,  besonders  aber  in  den  Schoten  von  Sarothamnus  m/h 
parius  gefunden,  wo  auch  B  pubescem  Grmr.  lebt.  B.  Loti  Pyk. 
fand  sich  auf  Lotus  corniculatas  und  wurde  aus  deu  Hülsen  der 
knolligen  Walderbse  Orobus  tuherosvSy  von  Walton  auch  aus  Lör 
thyrus  pratensis  gezogen.  Panzer  will,  dass  B,  rufimamu  Boh. 
den  ich  nur  aus  der  pfrossen  Bohne  Vicia  Faha  zog,  auch  in  Erbsen 
lebe.  —  Von  Fundorten  auf  einselnen  Pflanzen  sind  mir  folgeada 
bekannt  geworden:  B,  oimaHm  i^  gramnua  L.  log  Br.  Luc  ron  . 


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Heyden  ans  Früchten  von  Vicia  septurrij  B.  pallidtcomiaBoh.  fand 
er  auf  jungen  Kiefern,  B,de&ili8  Oy  11h.  auf  Cynoglosmtm,  B,  HM&i» 
Im»  Sclilir.  auf  Vida  imgfU^Mm.  B.  OitH  findet  muk  auf  dem 
gembeii  SoxmeorMieii  HMmfhemum  mUffon^  B,  SjpairHi  in  gallen« 
•rügen  AnsohweUnagen  der  Hfllaen  tod  SarMammn  wopwrUu.  Aus 
Unsen  habe  idb  niemala  B.  Xpenfte  Boh.,  sondern  imner  nnr  B, 
ptttiäieofmi  Boh.  gezogen. 

Die  Oattnng  Bruehus  ist  fast  über  die  ganse  Erde  yerbreitet 
und  scheint  nach  Dejean's  Katalog  nur  in  Neuholland  zu  fehlen. 
Von  dorther  besitze  ich  als  einziges  Glied  der  Familie  Carpophagus 
Banksiac  Mac  Leay,  der  wohl  mit  jener  zierlichen  Gewächshaus- 
pflanze BanJcsia  serrata  oder  B.  integrifolia  in  irgend  welcher  Be- 
ziehung stehen  mag.  Einige  Arten  sind,  nicht  eben  erwünscht, 
durch  den  Verkehr  der  Mensehen  in  verschiedenen  Erdtheilen  bei- 
auieh  geworden,  wie  denn  unser  Brwhns  Pisorum  L.  schon  vor 
mehr  als  hundert  Jahren  die  nordamerikanischen  Erbsenfelder  heim- 
sQohte,  in  nenem  Zeiten  ancb  in  Neaholbuid  gefunden  wird,  und 
andere  uneerer  Arten  wohl  kaum  dort  fehlen  dürften.  Ein  sehr 
oiedliehea  Thierehen  der  Gattung  Bruehm  Chinmiia  Linn 6  ist  schon 
diesem  Altvater  bekannt  geweeen,  nnd  nnn  sogar  in  enropäisohen 
KIferkatalogen  mit  dem  Bfirgerrecht  bekleidet  worden,  weil  es  bei 
uns  einheimisch  wurde.  Wie  mir  Herr  J.  Weise  schreibt,  lebt  es 
im  Schaffutter  auf  allen  Schiffen,  die  zwischen  Japan,  China  und 
Italien  verkehren;  es  ist  damit  in  viele  Orte  Süditaliens  gebracht 
and  dort  z.B.  in  Brindisi  an  Mauern  gefangen  worden;  sonst  findet 
es  sich  in  Droguengeschäften.  Ich  selbst  besitze  Stücke  aus  China 
und  Sumatra,  die  meist  ans  serfressenen  Samen  einer  Viethsbone  — 
IhU9ohi§  —  hervorgegangen  eind.  Ob  dies  das  „Schaffutter''  ist, 
weiss  ieb  nicht,  vennuthe  aber,  daes  der  Kifer  polyphag  ist  nnd  io 
aoch  bei  uns  ihm  ansagende  Ffiansenkeme  findet,  die  er,  wie  der 
ftigende  von  Ansäen  benagt,  wihrend  unsere  Brudma^Aiim  als 
Kifer  sieh  wohl  nnr  von  Bldthenslften  nfthren. 

Die  grösaeste  mir  bekannte  Brne^*  Art,  Br,  cmvipes  Ltr. 
aas  Südamerika  habe  ieh  nicht  näher  kennen  gelernt,  glaube  aber 
annehmen  zu  dürfen,  dass  sie  in  einer  der  grossen  Palmnüsse  hauset. 
—  Dies  ist  nämlich  bei  einer  etwas  kleinern  Speeles  Br.  Bactris  Dej. 
der  Fall.  Man  findet  das  Thier  lebend  oder  todt  in  den  von 
Cayenne  zu  ans  gebrachten  sogenannten  Steinnüssen,  den  Frucht- 
kernen einer  Palme  {Phytelephas  macrocarpa'?),  die  zur  Knopffabri- 
kttion  dienen.  Ich  sah  das  Innere  eines  solchen  Kerns  von  dem 
noch  darin  arbeitenden  Käfer  an  rein  weissem  Mulm  verwandelt, 
und'  man  begreift  kaum,  wie  ein  verhältnissmässig  so  schwaches 
Thier  mit  seinen  Mitteln  einen  Stofi  bewältigen  kann,  der  an  Härte 
gana  dem  Namen  der  Fhioht  entspricht. 

Koeh  eine  andere  Art  endlich,  Bfwshm  Oorjßihaß  Olivier,  ist 


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vom  Aotor  selbst  ond  auch  von  Gylleöhal  mit  der  YAterUndt* 
angäbe  „Nordamerika'^  beceiohnet;  die  Palmeogaitmig  Ccrffpha  H 
aber  ostindisohy  and  es  könnte  also  wohl  ein  Irrtkom  obwaltss. 
Was  mir  ilemlich  lahlreidh  als  JB.  Oarffphae  an  Hlnden  gdangt  iH 
und  wahrsdheinlieh  ans  Texas  stammt,  scheint  mir  einem  KlÜBr 
identisch,  der  hftafig  bei  hiesigen  Drogaisten  todt  oder  lebend  ia 
den  Schoten  und  linsenartigen  Samenkernen  von  sogenannten  Divi- 
divi  oder  Lihidihi  =  Caesalyina  coronaria  Wil  la,  ein  stark  gerbstoff- 
haltiges  Material,  als  Surrogat  der  Galläpfel  in  Färbereien  verwea* 
det,  sich  findet. 

Von  allgemein  naturgescbichtlicbeni,  wie  auch  hinsichtlich  ge* 
wisser  Culturpflanaen  von  ökonomischem  Interesse  ist  die  Beant^ 
wortung  der  Frage,  ob  die  Keim^igkeit  der  Kerne  durch  d» 
Angriff  der  Samenkäfer  zerstört  werde,  oder  nicht? 

Hinsichtlich  einiger  kleiner  flaohgebanter  Kerne  Ifisst  siekr 
diese  Fhige  sofort  bejahen,  indem  s.  B.  bei  Linsen  nnd  der  Dmäim 
die  Samenkeme  der  Lange  nach  ginslich  ausgefressen  sind,  woboi 
bemerkenswerth  bleibt,  dass  das  Futter  für  die  Entwiekeinng  der 
Larre  gerade  ausgereicht  hat  —  Bei  grössem  Kernen  wird  es  ds^ 
auf  ankommen,  ob  beim  Fressen  der  Larve  die  Keimtbeile  verletzt 
oder  gar  vernichtet  sind.  Unsere  dicke  oder  grosse  ßobue,  Sau- 
bohne, Vicia  Faha,  wird,  so  viel  ich  selbst  beobachtet,  von  Bruchus 
rufimanus  Bob.  häufig  angegangen.  Im  Winter  macht  sich  die  Stelle 
an  den  trockenen  Bohnen,  wo  die  Wiege  des  Käfers  liejjjt,  durch 
ein  schwarzbraunes  kreisrundes  Iläutchcn  bemerkbar,  welches  der 
Käfer  gegen  Anfang  dos  Frühjahrs  durchnagt,  um  davon  ra  fliegSB. 
Meist  bewohnt  nur  £in  Käfer  je  eine  Bohne,  doch  findet  man  aueh 
wohl  zwei  Stück  in  derselben  Behausung.  Die  Wiegen  liegen  an  dsa 
yersehiedensten  Stellen  im  Bohnenkörper,  die  meisten  in  der  G«gnd 
des  Nabeb  (Eilum),  viele  in  der  Mitte  der  Lüngsschse,  nicht  hiufi; 
auf  der  Spitae  dem  Nabel  gegenfiber  und  noch  seltener  anf  dss 
Langskanten.  Bei  der  Zergliederung  angefressener  Bohnen  ist  mir 
nur  sehr  selten  eine  Verletzung  der  Keimtbeile  aufgestossen :  xaU- 
reiche  angegriffene  in  Töpfe  gupüanzte  Bohnen  gingen  sämmüicb 
auf  und  zeigten  kräftige  Triebe. 

Anders  verhält  es  sich  mit  dem  Erbsenkäfer,  auch  Erbsen- 
wippel  genannt,  Bruchua  Fisorum  L.,  der  wegen  seiner  erheblichen 
Schädlichkeit  in  landwirthsohafUichen  Bl&ttern  wiederholt  besprocbeo 
worden  ist. 

Das  Thierohen  wird  etwa  2"'  oder  4,36  mm  lang,  ist  ohss 
aiemlich  dicht  weissgrau  behaart  und  fleckig,  mit  4  gelben  erstes 
Ffthlergliedem  und  ebenso  gefftrbten  Yorderschienen,  auch  den 
Laien  leicht  kennbar  an  swei  grossen  eil5rmigen  sohwaraen  Mikals 
auf  der  di«sht  weissbehaarten  Alterdecke. 

Zur  Zeit,  da  die  Erbee  —  Pkim  iaHnm  —  in  Fttdein  oder 


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Girtea  in  voller  Blüthe  steht,  stellen  sich  die  KSSw  aaf  ihr  ein, 
pMM  nch,  und  das  $  klel>t  einige  wenige  Eier  an  den  eben  sicht- 
bar  gewordenen  Fniohtknoten  oder  die  jange  Hülte.  Die  £ier  eind 
wahigy  Yiermal  Iftnger  all  breit,  an  beiden  Enden  gerondefe  ond 
ciironeagelb.  Das  aoageeohlfipfte  Llnrcben  bohrt  sich  in  die  Hülse, 
dringt  in  eine  der  zarten  Erbsen  und  wird  darin  snr  Zeit  der 
fVnehtretfe  cor  Puppe  nnd  mm  Eifer,  dessen  Eammer  mit  einer 
dünnen  Haut  verschlossen  ist,  die  an  der  Erbse  äusserlich  als  kreis* 
rundes  dunkles  Fleckchen  mit  schwärzlicher  Mitte  erscheint.  Im 
nächsten  Frühjahr  nagt  der  Insasse  das  Iläutchen  ab  und  fliegt  da* 
von,  um  zu  thun,  was  vor  ihm  seine  Ahnen  thaten. 

So  viel  ist  es,  was  wir  ohne  grosse  Mühe  erkennen  können. 
Aber  der  genaue  Vorgang  der  Ernährung  und  Entwickelang  der 
Larve  bleibt  in  Dunkel  gehüllt  und  wird  besonders  dadurch  uner- 
klürlich,  dass  die  mit  dem  Käfer  besetzte  reife  Erbsenfrucht  auch 
nidit  die  geringste  Spar  einer  frtthern  Yerletsang  nnd  deren  Yer* 
oariMng  aufweist^  nnd  dass  sie  ebenso  gut  gedeiht,  wie  nioht  be- 
sstste.  Hier  wird  man  wohl  snr  Hypothese  seine  Znflocht  nehmen 
müssen,  und  ieh  habe  den  Yersach  gemacht,  mir  die  Sache  in  fol- 
gender Wesse  Boreeht  an  legen. 

Sobald  das  Lärvchen  die  Hülse  durchbohrt  hat,  dringt  es  da, 
wo  die  Erbse  am  Nabelband  befestigt  ist,  in  dieselbe  ein  und  nährt 
sich,  ohne  die  Samcnlappen  zu  berühren,  von  den  Säften  der 
Frucht,  die  ihr  in  um  so  reicherem  Masse  zuströmen  mögen,  je  stärker 
der  Reiz  wirkt,  den  der  Verzehr  der  Larve  mit  sich  bringt,  wie  es 
etwa  bei  Gallenbildungen  hergeht.  Erst  im  letzten  Stadium  des 
Larvenstandes  nach  Kräftigung  seiner  Kauwerkzeuge  nährt  sich  das 
Thier  Tom  Stoff  der  Samenlappen,  indem  es  mgleich  die  Wiege  für 
Fappe  nnd  K&fer  bereitet 

Die  in  Teraehiedenen  landwirthsohaftlichen  Blftttem  angegebe- 
nen Prooents&tie  der  angegriffenen,  bei  der  Aussaat  aufgegangenen 
oder  au^bliebenen  Erbsen  beruhen  hftufig  auf  an  oberflftchliehen 
Bsobaehtungcn,  als  dass  sie  zuverlässig  genannt  werden  dürften. 
Selten  mag  es  vorkommen,  dass  von  100  Erbsen  kaum  5  von  Käfern 
frei  bleiben,  wie  es  nach  brieflicher  Mittheilung  bei  südrussischen 
von  der  Berliner  Polizei  confiscirten  der  P^all  war.  Sollten  die  be- 
kanntlich an  Schlauheit  alles  übertreffenden  rassischen  Verkäufer 
sine  Auslese  getroffen  haben  ? 

Immerhin  ist  der  Schaden,  den  das  Thier,  zumal  da,  wo  es 
in  grosser  Menge  auftritt,  anrichtet,  nicht  gering  anzuschlagen,  in- 
dem durch  die  Aushöhlung  der  Wiege  nicht  nur  ein  bedeutendes 
£rntegewieht  yerloren  geht,  sondern  auch  derWerth  der  ausgefressenen 
Eri)sen,  weil  für  den  Uensofaen  nicht  mehr  geniessbar,  als  Handels* 
waare  l^et. 

Die  Frage,  ob  die  angefresaenen  Erbsen  noch  zum  Auasften 


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dienen  köimeQ«  hingt  mit  der  andern  sniunnien«  ob  die  Kehnfthig- 
keii  noch  vorhanden  lei? 

In  einem  landwirtfaachaftUohen  Artikel  der  Köln.  Zig,  heM 

es  darüber  unter  Anderm:  „Weniger  bekannt  ist  der  Eiufluss  der 
Käfer  auf  den  Werth  der  (angefressenen)  Erbsen  als  Saatgut.  Viel- 
fach nahm  man  an,  der  kleine  Verlust  an  Stärkemehl  schade  der 
Keimkraft  nicht,  wenn  nur  der  Keimling  selbst  nicht  verletzt  sei. 
Das  Letztere  ist  nun  häuüg  nicht  der  Fall,  indem  der  Keimling  von 
der  fressenden  Larve  verschont  wird.  Demnach  keimten  nach  den 
von  Wollny  bezw.  Marek  angestellten  Versuchen  von  100  Erbsen 
nioht  viel  über  60»  da  die  Substanz  der  Keiaüappen  in  der  Nike 
der  von  der  Larve  gebildeten  Höhlang  in  F&alnin  übergQgnngeD 
war.  Alle  Pflanaen,  deren  Keimling  doroh  den  Küfer  angefrenen 
war,  entwickelten  aich  ohne  Aoanahme  achwiehlidh  nnd  gingen 
bald  ein.«* 

Ohne  mieh  anf  eine  specielle  Kritik  dieses  Artikela  einzulassen. 

will  ich  hier  nur  sagen,  dass  ich  nach  wiederholten  Beobachtungeu 
und  Versuchen  in  einigen  Stücken  abweichende  Resultate  gefun- 
den habe. 

Die  Wiege  des  Käfers  liept  immer  in  der  Nähe  des  Nabels 
(Hilum)  der  £rbacnfrucht.  Trennt  man  die  in  warmem  Wasser  lös- 
lich gemachten  Cotyledonen,  ao  fmdet  man,  seltenste  Fälle  ausge- 
nommen, keine  Keimspur  (Corculum),  weder  daa  Sohnäbekshen  (Bo* 
atellnm),  noch  daa  Federohen  (Plomula). 

Dem  entapreohend  waren  non  auch  meine  Yeraoebe,  anage- 
freaaene  Erbaen  anr  Keimung  an  bringen,  hat  immer  Ton  negativem 
Erfolge.  Kar  ein  einaigea  Mal  fand  aidi  ein  achvrlchliohea  Triebehea 
mit  verkfimmertem  Würaelohen,  und  es  iat  also' die  Mdgliolikeit  nieht 
ausgeschlossen,  dass  in  einzelnen  Fällen  die  Keimkraft  einigermaaien 
erhalten  bleiben  könne.  Im  Ganzen  aber  sind  die  von  dem  KlÜBr 
besetzten  Erbsen  als  Saatgut  nicht  zu  gebrauchen. 

Zur  Behandlung  der  Erbsenernten  möchte  ich  Folgendes  vor- 
schlagen. Beim  Einernten  wird  mit  möglichster  Vorsicht  verfahren 
so  dass  keine  Schote  verstreut  wird  oder  auf  dem  Acker  zurück 
bleibt,  damit  nicht  die  etwa  darin  wohnenden  K&fer  überwintern, 
um  im  nächsten  Jahre  neues  Unheil  anzurichten.  Die  nnqjedroaohenen 
£rbaen  werden  im  Winter,  etwa  bia  Februar  ausgelesen,  die  mit 
Kifem  beeetaten  in  heiasea  Wasser  geworfen  und  als  Yieh^itter  be- 
nntati  oder,  wenn  man  aie  nicht  auf  einmal  verwenden  kann  md 
trocken  erhalten  will,  in  einen  heissen  Backofen  gebracht,  nnd  so 
die  Thiere  getodtet»  wodurch  anglmch  eine  Yermindernng  der  Kaoh- 
kommenschaft  erzielt  wfirde. 

Vergeblich  waren  bis  jetzt  die  Frage  und  der  Wunsch  nack 
Mitteln,  die  Käfer  von  der  Ablagerung  ihrer  Eier  auf  den  Erbsen- 
üoldern  abzuhalten.   Die  Königl.  Regierung  zu  Düsseldorf  empfabl 


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im  Amtsblatt  das  Ablesen  der  K&fer  zur  Blüthezeit,  ein  Vorschlag, 
dessen  Ausführung  ebenso  unmöglich,  als  bei  wirklichen  Versuchen 
Torderblich  für  die  ganze  Pflanze  wie  besonders  für  die  Blüthe  er- 
scheint. — >  Eher  möchte  sich  ein  Bespritzen  des  Feldes  vor  völliger 
Blfitbenentwickelung  mit  Xabakslauge  empfehleo,  die  den  Inseoten 
smrider  und  den  PflaDsen  moht  eohidlioh  ist.  —  Vielleioht  nire 
aneh  ein  Mittel  lar  Abwehr  darin  gegeben,  dass  man  aar  Blüthe- 
tiAi  mit  Beröcksiohtigang  der  Windrichtung  mehrere  Tage  hindnrch 
fortw&hrend  Baach  dnroh  angeafindete  Qaeeken,  feoohtee  Stroh, 
Heekenabtehnittlinge  und  anderes  sonst  nnbranohbares  Hols  enengt 
ftber  das  Erbsenfetd  sieben  Hesse. 

Der  nutz-  und  «wecklose  Vorschlag  in  einem  Tageblatte,  man 
möge  die  mit  Käfern  besetzten  Erbsen  etwa  10  Stunden  unter 
Wasser  halten,  um  nicht  allein  die  Thiere  zu  tödten,  sondern  auch 
die  Erbsen  zu  erhöhter  Keimkraft  zu  bringen,  gab  mir  den  Gedanken 
ein,  den  Käfer  auf  seine  Ausdauer  unter  Wasser  an  prüfen.  Das 
Experiment  wurde  mit  4  Käfern  gemacht,  die  zu  Terschiedenen 
Zeiten  in  eine  am  offenen  Ende  mit  einem  Schwäramohen  verstopfte 
Federspola  gesteckt  waren«  Der  erste  blieb  22  Standen  anter  Wasser 
und  erwachte,  heransgenommen,  nach  SVt  Standen;  der  aweite,  46 
Standen  anter  Wasser,  war  schon  nach  1  Stande  gans  mnnter;  der 
dritte  wurde,  nachdem  er  72  Standen  im  Wasser  gewesen.  Mittags 
12  Uhr  herausgenommen,  zeigte  erst  am  andern  Morgen  Leben  nnd 
konnte  sich  auf  den  Beinen  halten;  der  vierte  endlich  erwachte  nach 
92  Stunden  nicht  mehr. 

Wie  Sie,  meine  Herren,  aus  meinem  Vortrage  erkannt  haben 
werden,  liegen  die  Gebiete  der  Entomologie  und  der  Acker-  und 
Gartenwirthschaft  ganz  nahe  bei  einander,  oder  gehen  wohl  gar  in 
einander  über,  was  noch  mehr  als  man  weiss  der  Fall  sein  mag, 
da  ja  das  Insect,  selbst  bei  snimalischer  Nahrung,  im  Grande  doch 
an  die  Pflanzenwelt  gebonden  ist. 

In  dieser  Beziehung  möchte  folgende  Mittheilang  veraclueden- 
ssit^gea  Interesse  gewähren. 

Vor  Jahren  sandte  mir  der  Director  der  Edlnischen  Hagelver- 
sidierungsgesellschaft,  Herr  Müller,  eine  Schachtel  mit  Qetreide- 
hifanen,  die  vom  Hagel  zerschlagen  sein  sollten,  was  aber  ans  trif- 
tigen Gründen  bezweifelt  wurde. 

Ein  Gutsbesitzer  in  Schlesien  war  bei  der  dortigen  Agentur 
der  genannten  Gesellschaft  mit  der  Aufiforderuiig  erschienen,  der 
Agent  möge  seine  bescbädigten  Getreidefelder  in  Augenschein 
nehmen,  den  durch  Hagelscblag  entstandenen  Schaden  veranschlagen 
la&sen  und  die  zu  ermittelnde  Entschädigungssumme  vergüten.  Der 
Agent  verfugte  sich  sofort  nach  dem  betreffenden  Gute  und  fand 
auf  den  mit  Halmfruoht  bestandenen  Aeckern  die  meisten  Halme 
wngekniokt,  £ut  die  ganze  Ernte  verloren.  Der  Bedamant  wniste 


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indess  den  Tag-,  an  welchem  der  Hagel  gefallen  sein  sollte,  nicht 
anzugeben,  und  da  ein  Gewitter  mit  Hageltohlag  in  der  betreffiBoden 
Zeit  am  Tage  nicht  beobachtet  war,  so  nahm  der  Gutsbesitzer  to, 
dftst  der  Hagel  während  der  Nacht  gefallen  sei.  Der  Agent,  wissend, 
dan  ein  nftobtliehes  Gewitter  nnr  hoehtt  aelteii  Hagel  bringt,  sehritt 
zu  einer  genauem  ünteraoclrang  ond  fand,  dasa  an  aUen  gekuckten 
Halmen  der  weiaae  Fleek  lelilte,  welcher  immer  da  entateht,  wo 
der  Halm  Tom  Hagel  getroffan  wird.  Dieaer  Umstand  f&hrte  wa  dar 
wdtem  Ermittelang,  das«  an  der  betreffenden  Stelle  ond  onteriiilb 
derselben  zwischen  Blattscheide  und  Halm  eine  Menge  Larren  und 
Puppen  eines  kleinen  Insekts  sich  vorfanden.  Die  beansprnchte 
Entschädigung  wurde  desahalb  einstweilen  verweigert  und  nur  die 
Schachtel  mit  Halmen  von  jenen  Aeckern  zur  Untersuchung  und 
Begutachtung  zugesandt. 

Ich  erkannte  ohne  Weiteres  die  Ursache  der  Verwüstung  und 
dachte  gleich  an  eine  mir  aus  Büchern  bekannte  Galimücke,  Ceei- 
domyiay  als  Uebelthäterin.  Da  ich  aber  eine  tpeeielle  Kenntnist 
dieser  Thiere  nicht  beaitze  und  es  doch  auf  die  genaneste  Feststellong 
ankam,  so  bat  ich  anter  Znrfickaendnng  der  Halme  Herrn  Mdller, 
noh  an  meinen  Freund,  den  Herrn  Job.  Winnerts  zu  Creleldt  den 
berfihmten  ICacken-Monographen,  nm  aiobere  Anakonft  in  wendea. 
Winnertz  erkannte  denn,  wie  er  mir  aehrieb,  in  Larven  und  Puppen 
sofort  die  Oallmückenst&nde  der  Ceeiäomyia  »eeaUna  Lom,  die  oft 
in  Schlesien,  Polen  und  Ostpreussen  an  Roggen,  Weizen  und  Gerste 
grosse  Zerstörungen  anrichtet.  Sein  dabin  ausfallendes  Gutachten 
stellte  die  Hagelversicherung  sicher  vor  unbegründeten  Ansprüchen. 

Herr  Rittergutsbesitzer  von  dem  Borne  aus  Bemeuchen 
sprach  über  die  Fischeroi-Verhaltnisse  der  Werre. 

Wenn  wir  die  Fischerei  eines  Gewässern  yerbeseern  woUsD, 
so  ist  es  uothwendig  den  Character  desselben  an  bernckaichttgen, 
damit  wir  den  rechten  Fisch  in  das  rechte  Warner  bringen.  Ich 
habe  es  deshalb  nntemommen,  die  Flüsse  nnd  Seen  Ton  Dentaehhmd, 
Oeatereich  nnd  der  Schweiz  niMsh  der  Yemohiedenbeit  ihrer  Eigen* 
Schäften  ab  Fischwteer  an  classifieiren,  nnd  habe  mir  die  Bbre  ga* 
geben  der  hohen  Yersammlnng  vor  2  Jahren  in  Soest  eine  Karte 
von  Deutschland  vorzulegen,  auf  welcher  die  Verbreitung  der  lei- 
tenden Fischarten,  aus  deren  Vorkommen  man  die  BeschafFenheit 
des  Wassers  und  der  darin  lebenden  Fischfauna  beurtheilfo  kann, 
durch  verschiedene  Farben  angegeben  war.  Heute  erbitte  ich  die 
Erlaubniss,  dies  an  einem  bestimmten  Beispiele  erläutern  zu  dürfen, 
loh  wiederhole,  dass  ich  die  Classification  in  folgender  Woae  ver- 
sacht  habe: 

Die  Region  der  Bachforelle  nmfassft  Bftche  nnd  kleinere 
Flüsse  mit  starker  Strdmnng  nnd  ateinigem  Gnmdci  in  den  <IaeUg»- 


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bieten  leben  enecer  Forellen  nur  nooh  die  kleineren  Fiiohnrten  £11- 
ritMy  Mdblkoppe  und  Schmerle.  Naebdem  der  Badh  waieerrei- 
eber  geworden,  treten  Dobebu  QSguaUua  e^käbu)  und  Naien  (ChoN- 
änstowut  nanu)  und  später  Fiiebe  der  Aeeoben-  und  Barben-Region 
libm* 

Die  Aeschen- Region  umfaast  grössere  Bäche  und  Flüsse 
mit  starker  Strömnog,  steinigem  und  kiesigem  Grunde.  Der  Theil 
der  Aeschen- Region,  in  dem  auch  Forellen  leben,  wird  vorzugsweiae 
fom  Lachs  aufgesucht,  wenn  er  laicht. 

Die  Barben -Region  umfasst  grössere  Flüsse  und  Ströme, 
mit  schnell  fliessendem  Wasser  und  'feinkiesigem  Orunde.  Neben 
der  Barbe  finden  wir  Döbel,  Nase,  Zärthe,  Rapfen,  Schneider,  Hdse- 
ling,  GrüDdling  und  auf  sandigem  Grunde  Kaulbaracb;  femer  in 
mbigen  Flniaitreeken  die  Fiscbe  der  Blei-Region. 

Zur  Blei-Region  geboren  langaam  flieeaende  Gewiaaer  mit 
•dUammigem  Grunde.  Auaser  dem  Blei  (Abramis  Brama)  finden  wir 
ib  eharaoteriaurend  Plötze,  Baracb  und  Heobt,  und  femer  Karpfen, 
Web,  Güster,  Aland,  Rotbauge,  Bitterling  u.  a.  m. 

Wie  der  FIum  aetnen  Gharucter  oft  auf  ganz  kurzen  Strecken 
ändert,  so  geschieht  dies  auch  mit  der  darin  lebenden  Fiachfauna, 
und  wir  Enden  deshalb,  daas  die  Fischregioneu  auf  weitere  Strecken 
in  einander  einj^reifen. 

Ich  wende  mich  nun  zu  der  hier  bei  Oeynhausen  fliessenden 
Werre.  Dieselbe  entspringt  bei  Webren  SO  von  Detmold  und 
mündet  bei  Rebme  links  in  die  Weser.  Die  Forellen-Region  er* 
streckt  siob  von  der  Quelle  bis  Salzuffeln;  die  Aeschen-Region 
beginnt  bei  Orbke  unterbalb  Detmold  und  reiobt  bia  anterbalb  Her- 
ford; bei  Salsuffeln  iat  die  Aeacbe  bftufig.  Die  Barben-Region 
reiobt  Ton  Lage  bia  snr  Weaer  und  die  Blei*Region  von  Löbne 
bii  mr  Mündung  der  Werre. 

Die  Bega,  welobe  bei  Pyrmont  entapringt  und  bei  Salanffeln 
reebta  in  die  Werre  fliesst,  enthält  nebst  allen  ihren  Zuflüssen  Tor- 
herrschend  Forellen  und  ist  für  dieselben  sehr  günstig.  Vom  Ein- 
fluBS  der  Ilse  abwärts  erscheinen  ausser  den  Forellen  vereinzelt 
die  Fische  der  Aeschen-  und  Barben-Region. 

Die  Aa  entsteht  aus  mehreren  Bächen,  die  am  östlichen  Ab- 
hang des  Teutoburger  Waldes  entspringen,  und  fliesst  bei  Herford 
linki  in  die  Werre.  Von  Bielefeld  her  fliesst  ihr  die  Weser-Lutter 
welebe  reebta  -die  Windwebe  mit  dem  Königlicben  Forellenbacb 
aofoimmt.  Letaterer  war  bia  snm  £nde  dea  Torigen  Jabrbunderta 
r«ch  an  Forellen,  und  die  Fiaeberei  gebörte  snr  Burg  Sparenberg 
bei  Kiefeld.  Jetst  aind  die  Forellen  fiut  gans  veracbwunden,  die 
IMierei  in  der  Aa  und  ibren  Zuflüaaen  iat  dureb  den  Fabrikbetrieb 
bai  Bielefeld  ruinirt  Es  finden  sieb  sp&rliob  Baraobe,  Weiaafiaobe, 
Haobte,  Aale,  und  von  Heepen  abwärts  Barben. 

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Die  Else  flieset  bei  Löhne  links  in  die  Werre,  sie  hat  schö- 
nes klarcB  Wasser  und  ist  üsch reich.  Sie  oathält  bei  Bünde  die 
Fiwshe  der  Barben-  und  Blei-Rej^ion 

Die  Werre  und  alle  ihre  Zuflüsse  leiden  mehr  oder  wenig« 
durch  Abgänge  aus  Färbereien,  Bleichereien,  Papierfabriken,  Stärke- 
ond  chemiBche  Fabriken,  naroentlich  ist  dies  bei  Sftlsofielnr  Herford, 
Bielefeld  und  Oeynhausen  der  Fall. 

Der  Floss  wird  von  folgenden  Wander  fischen  besuefai 
Laobs  und  Meerforelle  gingen  iraher  hiofig  Iiis  Bielefeld  hinan^  sie 
finden  in  der  Werre  yon  Herford  bis  Salcnffeln  and  in  der  Cnterm 
Bega  Tortreffliche  Laichst&tUn.  Femer  finden  wir  bei  Oejnbanssn 
den  Maifisch,  das  Flussnennaoge  und  unter  dem  Nadelwehr  dassDil 
einzelne  Flundern. 

Den  Wanderfiachen,  welche  im  Meere  leben  und  die  Flösse  1 
aufsuchen,  um  zu  laichen,  wird  der  grösste  Abbruch  durch  die  Er-  , 
richtung  von  Wehren  gcthan,  welche  die  Fische  verhindern,  zu  ihren  i 
Laichplätzen  zu  «^olanp^en,   und  es  kann  durch  ein  einziges  solches 
Wehr  ein  an  Wanderflscheu  sehr  reicher  Fluss  derselben  vollständig 
beraubt  werden.   Da  die  Wanderflsche  fast  ausnahnüos  nor  im  Meere  ; 
fressen,  so  ist  die  Zahl,  die  ein  Fluss  beherbergen  kann,  nnaUiiagig  | 
TOn  der  Menge  Fisohf utter,  die  er  produoirt^  und  kann  eine  erstaan*  | 
Hohe  Orösse  erreichen,  wie  dies  flberall  nodh  heute  der  Fall  ist,  iro 
diesen  Fiscben  nioht  der  Zutritt  abge8«)hnitten  ist«  Aus  danselbsn 
^  Gründen  besieht  eines  der  wirksamsten  Mittel  sur  Yerbessening  der 
Fischerei  in  der  GangbarmaishuDg  der  Wehre.  In  welohar  Wm 
dies  geschehen  kann,  sehen  wir  an  dem  hiesigen  Nadelwehr,  wekdws 
mit  einer  Fischlciter  versehen  ist.    Die  Fischleitern  sollen  den 
Wanderfischen  die  Laichstätten  zugänglich  machen,  welche  ümec 
durch  Wehre  oder  Wasserfalle  abgeecbiiitlen  sind.  \ 

1.    Niedrige  Wehre  von  1  m  Höhe  und  darunter  kann  der  | 
Lachs  bei  Uochwasser  passiren.    Dies  wird  noch  dadurch  erleichtert,  { 
dass  man  in  das  Wehr  einen  0,6 — 1  m  breiten  Einschnitt  mit  Sobäts- 
▼orrichtuog  anbringt,  die  bei  Wasseruberflnss  geöffnet  wird. 

3.  Höhere  Wehre  von  1  m  und  mehr  Höhe  sind  entweder 
bedeutende  oder  ToUstftndige  Hindernisse  f&r  den  Au&tieg  der 
Fisohe.  üm  sie  gangbar  au  machen  Tersieht  man  solche  Wehre  mi 
Fisohleitern.  Man  unterscheidet: 

A.  Fischwege,  welche  mit  oonstantem  Gefälle  und  fgusBr 
ger  Neigung  Ton  1 : 15  oder  1 : 20  vom  Ober-  mm  Pntiiii  waawr  ffik* 
ren.    Sie  sind  nur  bei  niedrigen  Wehren  zweckmässig. 

ß.  Fischtreppe u,  welche  aus  Bassinstufen  bestehen,  die 
0,25—0,3  m  VertikalabsUndj  1,6—3  m  QFläche  und  V»— 1  m  ^sa- 
sertiefe  haben. 

Die  Bassins  sind  durch  Sperren  getrennt,  über  die  das  Nas- 
ser entweder  cascadenartig  fliesst,  oder  welche  mit  Oefinuagen  ver*«' 


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hen  sind,  m  denen  Stromschnellen  entstehen.  Fisohtreppeo  nadl 
dem  Cascaden-Sy Stern  muss  der  Lachs  darch  Springen  passiren, 
während  er  bei  dem  Schlapf-System  die  Leiter  aehwimmend  pai* 
■ir«D  kaiiii.  Im  allgemeinen  tpringen  die  Fiiehe  nicht  to  gern,  wie 

Die  Lage  der  unteren  Mftndnng  der  Fiiebtreppe  ist  von 
grosser  inHehtigkelt,  weil  sie  so  beschaffen  sein  mnss,  dass  sie  der 

Laohs  leicht  bemerkt.  Die  Fische  gehen  an  der  Seite,  nicht  in  der 
Mitte  der  Hauptströmung,  aber  nicht  im  ruhigen  Wasser.  Desshalb 
muss  die  Leiter  am  Rande  der  Hauptströmung  so  ausmünden,  dass 
sie  von  dieser  nicht  überwältigt  und  verdeckt  wird.  Sie  muss  hart 
an  dem  Kolk  möglichst  nahe  am  Absturz  sich  befinden,  damit  sie 
der  Fisch  findet,  wenn  er  versucht  hat,  das  Wehr  zu  überspringen, 
nnd  am  Fass  desselben  hin  und  her  schwimmt^  um  den  Weg  nsoh 
oben  zu  suchen. 

Die  Wanderfiscke  steigen  nnr  bei  steigender  oder  fallen^ 
der  Flnth;  es  ist  dssshalb  in  der  Regel  gsnngend,  dass  bei  hohem 
Wamrskande  Ton  dem  überflnssigen  Wasser  eine  Quantitit  dnreh 
die  FiscUelter  fliesst,  nnd  dessbalb  können  die  Fisohleitem  in  der  Re- 
angebraobt  werden,  ohne  die  Triebkraft  zu  beeintrftohtigen. 

Die  hiesip^e  Fischleiter  ist  nach  dem  Cascaden-System  construirt; 
ihre  untere  Ausuuindung  scheint  nicht  an  einer  günstigen  Stelle  zu 
liegten,  da  der  Weg  nur  selten  von  Lachsen  benutzt  wird.  Meiner 
Ansicht  nach  hat  dies  in  vorlie^jendem  Falle  nicht  viel  zu  bedeuten, 
denn  ich  halte  das  Nadelwehr  für  kein  Hinderniss  für  den  Aufstieg 
der  Lachse,  sobald  sich  Oefifnangen  im  Wehr  befinden,  am  Wasser 
frei  laufen  zu  lassen,  znmal,  wenn  man  nicht  viele  kleine,  sondern 
nur  eine  oder  ein  Paar  grössere  Oe£Enongen  im  Wehr  anbringt. 

Herr  Cand.  H.  Orabbe  berichtet  über  neue  Fnnde  von 
Saorier-Fftbrten  im  Wealdensandsteine  des  Bfiokeberges, 

Herr  Amtsratb  Struokmann  in  Hannorer  beschreibt  in 

seiner  vortrefflichen  Arbeit  über  den  Wealden  der  Umgegend  von 
Hannover  den  Fund  von  sehr  interessanten  Fährten  in  einem 
Uastingsaandsteinbruche  bei  Bad  Rehburg.  Er  bringt  dieselben  in 
Verbindung  mit  den  schon  früher  in  den  Jahren  1851  und  1852  von 
Beckles  im  Wealdensandsteine  von  Hastings  entdeckten  dreizehigen 
flkhrten.  Beckles  schrieb  dieselben  einem  Riesenvogel  oder  doch 
eixiem  vogelähnlichen  Biesenthier  in  und  beschrieb  sie  unter  dem 
Namen  OrmUkmdkiimte$.  Er  konnte  diese  Fihrten  besonders  sohdn 
eof  den  sor  Ebbeseit  trocken  gelegten  wenig  geneigten  Sefaiohten 
des  Hastingssandsteines  bei  Hastings  weithin  verfolgen  und  kam  an 
dem  SoUnsse,  dsss  sie  von  einem  anf  den  Hinterbeinen  einbersoluni* 
t enden  Tbiere  hinterlassen  wiren. 

Die  Rehburger  Fährten  stimmen  nun  mit  diesen  engKsohen 


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«n  Chföflte,  Form  and  Schrittweite  Überein.    8ie  worden  tot  % 

Jahren  in  einem  Steinbruche  der  Rehbnrg^er  Berge  entdeckt,  und 
dort  in  den  untersten  Lagen  des  steil  einfallenden  Wealdensand- 
Steines  gefunden.  Die  Platten  befinden  sich  jetzt  im  Museum  zu 
Hannover,  in  der  paläontologischen  Sammlung  der  Universität  Göt- 
tingen und  eine  in  iJückeburg.  Jetzt  sind  von  dort  für  l&ngere 
Zeit  keine  mehr  zu  erwarten.  Dagegen  Bind  von  mir  in  neuester 
Zeit  diese  F&brten  euch  im  Wealdensandsteine  des  Bückeberges  wai' 
gefunden  worden.  Sie  kommen  hier  theÜB  in  den  nhlreiohea  Stern- 
brachen  am  Föne  dee  Bftekebergeii  die  Mf  einem  von  dem  Dorfe 
Wendthagen  bit  nach  Obemldrohen  verlanfenden  Sattel  Hegen,  thaik 
aber  auoh  in  den  gronen  Steinbrüchen  auf  dem  Kamme  dieiM 
schönen  Gebirgmgei  vor.  Die  von  mur  aufjgefandenep  Flhrtei 
•oheinen  aber  von  mindeeteni  8  vereohiedenen  Thieren  heRuriUma 
nnd  onterschoide  ich  lie  folgendermassen: 

1.  Fährten  mit  grossen  plumpen,  blattartig  ausgebreiteten 
Zehen  von  der  Form  der  in  dem  Str uckmann'scben  Werke  abge- 
bildeten Rebburger.  ich  gebe  die  Maaste  aweier  auf  einer  Steinplait« 
beßndlicher,  gleich  groster  nnd  daher  wahraoheinlioh  einen  Sehrilt 
bildender  Ffthrten: 

imaerste  Llnge  41  cm; 

Breite  awiaehen  den  Spitaen  der  beiden  ftttMemZehen  42,4eB ; 
L&nge  der  innem  Zehe  87  cm; 
Llnge  der  ftaesem  Zehe  81^  cm; 

die  Breite  der  Zehen  beträgt: 

der  äussern  11,6  cm; 

der  mittlem  11,6  cm; 

der  innern  12,7  cm.; 
die  Schrittweite  betrigt  87,3  cm« 

2.  Die  iweite  Form  zeichnet  sich  durch  eine  anawrordeotliob 
▼erl&ngerte  mittlere,  schlanke,  gerade  Zehe  aus.  Ich  gebe  die  Masae 
einer  F&hrte  aas  einem  Steinbruche  auf  dem  Eamme  auf  Sehaooh 

burg-Lippe'schen  Gebiet: 

grösste  Länge:  48,4  cm; 

Breite  zwischen  den  Spitzen  der  beiden  äussern 

Zehen  39,2  cm ; 
Breite  der  mittlem  Zehe  8  cm« 

8.  Die  dritte  Form  hat  einen  von  den  beiden  eriterti  dnidi- 
ans  verschiedenen  Habitus.  Dieselbe  leichnet  sich  durch  Zehen  von 
dreieckiger  Form  ans,  deren  Basis  sehr  Terbreitert  ist.  Die  Bant 

der  beiden  äussern  Zehen  wird  durch  eine  Längsfurche  getrennt, 
anf  deren  Grunde  eine  erhöhte  Längswulst  verläuft;  bemerkenswerth 
ist,  dass  die  mittlere  Zehe  kürzer  ist  als  die  beiden  äussern.  leb 
gebe  nachatebend  die  Maasse  dieser  Form  an: 


1 

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163 


die  Länpfe  beträgt  32,9  resp.  37,8  cm; 

die  Breite  der  inneru  breitern  Zehe  an  der  Basia  beträgt 
16,6  cm,  der  äassem  schmälern  14  cm.; 

die  gröeste  Breite  der  swiaohen  beiden  äassern  2<eben  liegen* 
den  Binne  10  cm.; 

die  Länge  der  beiden  gleich  langen  änttem  Zehen,  von  der 
leherf  abgesehnittenen  Batia  gemessen,  16^4  om. 

Die  Fährte  stammt  ans  dem  Steinbmehe  des  Meiers  au  Nien* 
«ftedt  loh  fluid  ausser  diesen  nnd  vielen  andern  sodann  nodh  eine 
Fährte  im  Bergamts-Steinbroehe  bei  Brandshof,  bei  der  man  gans 
deotlich  den  Abdruck  einer  zwischen  den  Zehen  ausgebreiteten 
Schwimmhaut  beobachten  kann ;  die  Fährte  ist  48  cm  lang  und 
ebenso,  wie  alle  bis  jetzt  am  Bückeberge  gefundenen  in  Relief  er- 
halten. Auch  Struckmann  liildet  eine  Fährte  von  Rehburg  mit 
einer  Schwimmhaut  ab,  aber  nach  der  Abbildung  zu  urtheiien,  ist 
mein  AbdrocJc  bedeotend  deutlicher. 

Vor  einigen  zwanzig  Jahren  sollen  auch,  wie  mir  Herr  Ob«> 
Steiger  Heidtmeier  zu  Nienstedt  mittbeilt,  in  dem  Dieier'sohen 
Stflinbmohe  zu  Wendthagen,  nachdem  dort  von  den  wenig  geneigten 
Sdiiehten  des  Hastingssandsteinee  das  Dilnvinm  und  der  hier  nur 
ca.  1  Meter  mächtage  obere  Wealden  abgetragen  waren,  fiindrfloke 
von  sdhrittweise  geordneten  Fährten  anf  eine  £ntfemang  von 
ca.  100  Meter  blosgelegt  gewesen  sein,  and  besdhreibt  sie  der 
Genannte  als  ansserordentlich  plump,  wobei  sie  Tertieft  erhalten 
waren,  und  das  Aussehen  hatten,  als  ob  sie  von  eiuem  zweibeini- 
gsn  Thiere  hinterlassen  wären. 

Die  schon  jetzt  so  zahlreich  gefundenen  Fahrten  deuten  darauf 
hin,  dass  dieselben,  wenn  erst  die  Arbeiter,  besonders  in  den  Stein- 
brüchen auf  dem  Kamme  des  Bückeberges,  auf  dieses  Vorkommen 
aufioDerksam  gemacht  sind,  noch  in  grosser  Zahl  gefunden  werden. 

Wiobtig  ist  für  den  Transport^  dass  die  dicken  Platten  duroh 
die  Steineägerei  auf  dem  Bäokeberge  bis  zn  einer  Dieke  von  6  om 
dorehgesägt  werden  können. 

Sehliesslieh  nooh  einige  Worte  über  den  etwaigen  ürsprong 
dieser  Fährtenl 

Wie  oben  bereits  erwähnt,  nahm  Beckles  an,  sie  rflhrten  von 
einem  Riesenvogel  oder  doch  einem  vogelähnlichen  Thiere  her. 
Wahrscheinlicher  ist  jedoch  die  jetzt  fast  allgemein  angenommene 
Ansicht,  dass  sie  grossen  Sauriern  zuzuschreiben  sind  und  zwar 
wahrscheinlich  grossen  Dinosauriern,  vielleicht  Iguanodontiden. 
Zwar  sind  bis  jetzt  noch  keine  Reste  dieser  grossen  landbewohneu- 
den  und  pHaozenfressenden  Saurier  im  deutschen  Wealden  aufge- 
funden, doch  ist  mir  ihre  Anwesenheit  durch  den  Fund  eines  grossen 
Extremitätenknoehens  mit  nm&ngreioher  Markhöble  sehr  wahrsohein- 
Heh  geworden. 


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164 


Die  Fährten  können  aber  auch  theilweise  von  den  bis  jetit 
schon  im  Wealdensandsteine  des  Bückeberges  gefundenen  Sauriern, 
dem  Macrorhynchus  Mtyeri  Dunker  und  einem  vor  nicht  langer 
Zeit  gefundenen  noch  unbeschriebenen,  mit  Panzerplatten  bekleideten 
herrühren.  Der  Umstand,  dass  die  betreffenden  Thiere  anschemend 
auf  den  Hinterbeinen  einhergeschritten  seien,  kann  vielleicht  dadurch 
erklärt  werden,  dass  beim  Qeh«ii  die  Fasastopfen  der  Uinterfüne 
mit  denen  der  Yorderi&sse  annähernd  Eusammezifielen.  Die  Ein* 
drfloke  der  Hinterfftme  blieben  nmtftrlich  tli  die  soletst  gemaoiiltt 
die  denernden,  und  daher  sieht  eine  Beihe  solcher  IVirten  ans,  sb 
ob  sie  Ton  einem  sweibeinigen  Thiere  hinterlassen  wären.  Diese  Aa- 
nahme  soheint  mir  anch  dadnroh  nooh  einige  Wahrsoheinliehksit  m 
erhalten,  dass  die  Rinder  der  meisten  F&hrten  doppelt  sind  und 
in  Rehbarg  mehrere  auf  einander  beobachtet  worden. 

üeberhaupt  scheinen  nach  meinen  in  den  Schiefern  dei 
mittlem  Wealden  am  Bückeberge  gesammelten  Knochen-  und  Zahn- 
resten.  sowie  nach  einem  von  mir  direkt  auf  dem  Haupteteinkoblen- 
flötze  aufgefundenen  förmlichen  Bonebed  bedeutend  mehr  Reptilien 
im  deatschen  Wealden  vorzukommen,  als  die  zwei  bis  jetzt  bekannten 
und  in  der  Dunk  erwachen  Monographie  von  H.  von  Meyer  he- 
sohriebenen  Saurier,  PMtäoMNcms  SciHmkbmrgtnti»  und  Jfoerorftynefti» 
JMisyefi,  sowie  die  Emiy9  MmkeL  So  ist  mir  s.  B.  dnroh  den  Fond 
eines  Sohildes  mit  sehr  langem  fiinAgnngsstaohel  nooh  die  G^gea* 
wart  von  Omiophotis  crataideiu  wahrsohsinlioh  geworden. 

Herr  Dr.  Weihe  ans  Oeynhausen  maehte  nachstehende  Mit- 
theilung über  seltenere  Pflanzen  der  Umgebung  seines 
Wohnortes. 

Seit  einigen  Jahren  habe  ich  auf  meinen  Berufswegen,  oder 
auch  sonst  auf  Ausflügen,  der  Flora  der  hiesigen  nähern  und  weitem 
Umgegend  meine  Aufmerksamkeit  au  schenken  begonnen;  zuniohst 
nnd  hauptsächlich  den  Phanerogamen. 

Die  Zeit|  seitdem  ich  meine  Beobachtungen  begonnen  habe, 
iit  nieht  genügend  lang  gewesen,  nm  alle  Wiesen  nnd  Felder,  aUs 
Hflgel  nnd  Sdhlnohten,  alle  Haiden  nnd  Wftlder,  alle  Griben,  Teiebs 
nnd  Wasserlftnfe  dnrohmnstem  an  können.  Nioht  sdten  habe  iA 
anoh  ganae  BOndel  heimgebraehter  Pflanaen  nnverwerthet  lasssn 
mtaen,  weil  mir  im  Angenblick  die  nöthige  Müsse  gebrach. 

Efaie  Ifiokenlose  Special-Flora  der  hiesigen  Gegend  Ihnen  vor- 
zuführen bin  ich  ausser  Stande.  Ich  beschränke  meine  Mittheilun- 
gen auf  die  Angabe  der  Fundorte  der  nicht  ganz  gewöhnlicbeu 
Phanerogamen,  die  ich  bis  da  im  hiesigen  Bezirke  gefunden  habe. 
Der  Begriff  „nicht  ganz  gewöhnlich"  ist  allerdings  ein  dehnbarer. 
Zur  Yerst&ndigung  möchte  ioh  deshalb  erwähnen,  dass  ich  mich  im 
Grossen  nnd  Qansen  anf  H.  Wagners  illostrirte  deutsche  Flora  gs* 


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itütat  und  die  Pflansen  als  ^nicbt  gans  gewöhnlich'*  hier  aufführe, 
die  Wagner  alt  „in  Deatsehland  etellenweiie^  serstreiii*  bezeichnet. 
Ob  ieh  das  Richtige  getroffen  habe,  ob  ich  nicht  vielleicht  manch- 
mal seitone  Pflanzen  unerwähnt  lasse,  häufigere  der  Erwähnung 
Werth  halte,  muss  ich  nachsichtigem  ürtheil  vorbehalten. 

Ans  der  Familie  der  Ranunculaceru  haheu  wir  in  unserer 
Gegend  zahlreiche  Vertreter.  Als  seltenere  erwähne  ich  nur  C^ema- 
tis  vitalba  L.  (an  der  Porta  westphalica  und  den  Bergen  an  der 
Weser  überhaupt  ziemlich  gemein).  Im  Garten  des  Gastwirih  St  ei- 
ner t  in  der  Porta  steht  ein  Stamm  dieser  Fflaase  Ton  atisserge- 
wohnlicher  Starke.  Eanuncuim  hederaeeu$  L.  nenne  ich  deshalb^ 
«eU  Wagner  augiebt,  dass  er  nicht  unter  260  Meter  H5ha  ange- 
troffen werde,  während  er  hier  keine  100  Meter  hoch  reichlich  und 
dauernd  yorkommt  E^ne  besonders  imponirender  Ranunkel  B.  Idn- 
gwa  L,  ist  hier  gleichfalls  an  Graben-Rändern  torfiger  Wiesen  an- 
lutreffen.  Am  Ostabhang  des  Wittekindsberges  der  Porta,  auf  einem 
schattigen  Rasenplatze  habe  ich  UelUhorus  foetidus  L.  und  ebenso 
vereinzelt  Hdlelorus  nigtr  L.  an  Abhängen  von  Nebenhüj^eln  des 
Jakobsberges  (Porta)  angetroüen.  Beide  anscheinend  nicht  durch 
Cuitur  verschleppt. 

Von  den  Cruciferen  will  ich  Cardamine  amara  L.,  als  reich« 
lieh  an  hiesigen  stehenden  und  fliessenden  Gewässern  vorkommend, 
erwähnen.  Seltener  an  alten  Halden  des  Jakobsberges  (Porta)  blüht 
alljifarlieh  Muperia  ma^omUia  L.  Sehr  reichlich  tritt  hier  auf  san- 
digen Aeckem  TeeMka  nnäieauliB  Br.  auf. 

Aas  der  Familie  der  Violariten  habe  iidk  hier  eine  beson- . 
dere  Abart  der  Fiola  iHedkif  angetroffen.  Die  Pflanse  unter- 
scheidet sich  in  den  groben  Umrissen  vom  Feldstiefmfltterchen  nicht» 
bildet  aber  niederliegende  Hasen,  dauert  mehrere  Jahr  aus,  und 
blüht  sehr  früh  im  Frühjalir  und  spät  im  Herbst  mit  herrlichen 
blauen  Blüthen.  Im  wilden  Zustand  habe  ich  die  Pflanze  ausschliess- 
lich an  drei  beschränkten,  sandigen,  unbebauten  Stellen  der  Werre- 
ufer  vorgefunden.  Seit  mehreren  Jahren  habe  ich  die  Pflanze  im 
Garten  und  Blumentöpfen  cultivirt;  sie  hat  auch  hier  ihr  Verhalten 
aidit  geändert,  so  dass  ich  sie  für  eine  besondere  Art  au  halten 
geneigt  bin.  Viola  tricolor  zeigt  ja  überhaupt  einen  grossen  For^ 
menreiGhtham;  doch  sind  alle  jene  Formen  nicht  constant,  wfthrend 
sieh  mir  diese  Form  bis  da  ab  constant  bewfthrt  hat  Bei  Garcke, 
Aseherson,  Wagner  habe  ich  «ine  gleiche  Form  nicht  erwfthnt 
gelandan. 

Mal^aeten  haben  wir  hier  2  nicht  ganz  h&nfige:  die  Mal'oa 

Aicea  X.  und  vereinzelt  auch  rotundifolia  L. 

Von  den  Geraniaceen  möchte  ich  Geranium  lucidum  L.  (an 
fien  Felswänden  des  Wittekin{ll)erfres).  Geranium  pratense  L.  (auf 
Wiesen  bei  Rinteln),  Geran.  j^maicum  L,  (an  den  Wallgräben  der 

12 


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166 


SUdt  Herford)  und  Ger,  pkmm  X.  (am  hiengen  Kurgartea),  lelUtce 
Art  Tielleicht  früher  enltmrt  mid  iMobiiials  verwildert»  erwftlmeii. 

Unter  den  Papilionaceen  scheint  2W/bltiiiii  fragt fefum  L 
und  Omithopus  jicrpusillus  X.  nenueuswerth.  Beide  sind  hier  mclii 
Bellen,  letztere  Pflanze  auf  sandigen  Boden  sogar  gemein. 

Was  die  Rosaceen  betriftt,  so  gicbt  es  hier,  wie  überall, 
eine  grosse  Zahl.  Von  selteneren  erwähne  ich  Potoitilla  fragaria- 
strum  Krh.,  die  hier  sehr  verbreitet  ist,  Potent illa  vertia  L.  m 
Wittekindsberge,  und  Comarum  palustre  X.  an  Graben-lländern  sum- 
pfiger Wiesen  vorkommend.  Rvbus- Arien  sind  hier  zahlreich,  doch 
gehe  ich  auf  eie  nicht  n&her  ein,  weil  MittheUungen  gelegenlHcber, 
lilokenhafter  Beobachtungen  um  lo  weniger  Werth  haben,  da  sich  , 
tftehtige  Forscher  eingehend  mit  diesen  Pflansen  unierer  LoeaSfiflct 
beBohilligen. 

Onagraeeen  will  ich  hier  8  erw&hnen:  Ej^üobnm  kksubrnL 

und  Ocnanthera  hiennis  X.  (beide  an  den  Ufern  der  Werre)  und 
Hippuris  vulgarh  L.  (in  eiucui  Nebenfluss  der  Werre,  der  »og. 
Salze  bei  Salzuflei)). 

Von  den  Lythrarieen  ist  Portw/«  X.  hier  einheimisch 

Von  den  Cucurbitaceen  habe  ich   Bryonva  dioica  X.,  an 
Gartenhecken  bei  Minden  wachsend,  mehrfach  gefunden. 

Seltnere  Saxifrag aceen  giebt  es  hier:  ChrysospUnium  alter 
nifoUum  X.  und  appoiUifoUum  X.  Ersteres  ist  hier  ziemlich  haa% 
letsteres  nur  an  einer  beschr&nkten  Stelle  der  Porta  wcstphalica, 
oberhalb  dee  Dorfes  Lerbeck,  bis  jetst  von  mir  gefunden.  Ferner  | 
kommt  Pamasiia  peHuaria  X.  auf  den  Lohfelder  Wieean,  nidit  weit 
▼on  der  Porta,  und  Drosera  rotmidifdUa  X.  fiut  überall  in  der 
Umgegend  vor. 

Umbelliferen  habe  ich  2  zu  erwähnen:  Sanicuta  mropaeal-, 
fast  in  allen  Wäldern,  und  HydrocotyU  vulgaris  X.,  gleioihfhUs  safcr  | 
verbreitet  auf  feuchtem  unbebautem  Lande,  sogar  mitunter  als  Co-  | 
kraut  auf  Blumenbeeten  und  Töpfen.  I 

Von  den  Äraliaccen  hebe  ich  nur  deswegen  den  Epheu. 
Hedera  Hdix  X.,  hervor,  weil  er  nicht  überall  in  blühenden  resp  1 
bl&hbaren  Exemplaren  angetroffen  wird,  üier  findet  man  ihn  nicht 
selten  in  nächtigen  Ranken  um  alte  Eichen  geschlungen  und  an 
altem  Gemäuer  mit  reichlichen  Blüthen  und  Früchten.  Auf  dem 
Amthausberge  bei  Vlotho  ist  ein  alter  Stamm,  der  in  seinem  grösstes 
Durchmesser  circa  80  Gentimeter  hat 

Es  sei  mir  gestattet,  hier  eine  knrse  klimatolQgische  Bemtf- 
kung  auMknüpfen.  Eine  2öjährige,  auf  hiesiger  Saline  aagestelhe, 
Beobachtung  zeigt,  dass  Oeynhausen  eine  Durchsehnittstemperstor 
von  im  Winter  +  1,3,  im  Frühling  -f  9,3,  im  Sommer  +  19,2  nsd 
im  Herbst  +  10,6  Gra^  Cela.  hat.  Oeynhausen  liegt  auf  dem  51 
Grad  nördlicher  Üreite  und  26.  Grad  östlicher  Länge,  etwa  71  Mewr 

I 

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ftber  dem  Nallpunkt  des  Amsterdamer  Pegels.  Yeigl^oheii  wir 
nur  nosere  DurcJischiiittstemperatareii  mit  denen  gleieb,  oder  selbst 

sfidKcher  gelegener  Orte,  so  findet  sieb,  dass  nnsere  Winter  weniger 
kalt,  unsere  Sommer  weniger  heiss  sind.  Dies  Resaltat  instrumen- 
teller  Beobachtungen  wird  so  zu  sagen  pflanzenphysiologisch  be- 
stätigt. Hier  gedeihen  herrliche  Epheustämme  mit  Blüthen  und 
Früchten,  herrliche  Exemplare  von  Ilex  aquifolium  X.,  Lonicera- 
Arten  und  andere  Pflanzen,  welche  in  gleich-  oder  südlicher  gelegenen 
Orten  den  Winter  nicht  aushalten.  —  Die  Nahe  der  Nordsee  scheint 
OBser  Klima  zu  miljiem  und  gleichmässiger  sa  machen. 

Die  CaprifoHaesen  haben  hier  2  Vertreter:  Lomeera  Fmd^ 
mmm  X.  nnd  «yloefonm  X.,  beide  nicht  selten  and  in  mftohtigen 
Eiemplaren. 

Die  Ruhiaeten  seigen,  unter  vielen  Überall  Torkommenden 
Arten,  hier  Qaikm  Om^nOa  Scop.  und  vOginonm  L.  in  reichlioiiea 
Mengen. 

Von  den  Compositen  erwähne  ich  als  seltnere:  Äster  tripo- 
Uitm  L.,  Inula  Conyza  D.  C.  und  Britannica  X.,  Pulicaria  dysente- 
rica  Gart.,  Senecin  saraceniciis  X.,  Arnica  viontana  X.,  Centaurea 
sttlstitialis  L.,  Änioseris  pusiJla  Gärt.  —  Arnica  mont.  habe  ich  nur 
an  2  beschränkten  Fundorten  augetrofFen,  auf  moorigen  Wiesen  bei 
Wolferdingsen  und  bei  Lobicld,  Inula  Britann.  nur  am  Weeerufer. 
Cmtamna  soUtitialis  ist  auch  hier,  vrie  überall,  unbeständig. 

Eine  nicht  grade  häufige  Campanulaeee:  Campanula  Ma- 
pmiddua  X.  findet  sich  in  diesseitigem  6ebiet|  namentUefa  an  der  Porta. 

Von  seltneren  Primulaee$n  traf  ich  bis  i^isi  BotUmia pakh 
ttrii  X.  in  Wiesengräben  des  Gutes  Haus  Gohfeld  an. 

Von  den  fiberall  nioht  grade  häufigen  Leniibulaeeen  kommt 
hier  Pinguieula  tmlgaria  X.  Tor.  Doch  habe  ich  diese  niedliche 
Pflanze  bis  da  nur  ein  einziges  Mal  in  vielen  blühenden  Exemplaren 
iu  der  Nähe  des  Dorfes  Volmerdingsen  auf  einer  torfigen  Wiese, 
gefanden. 

Als  einzigen  in  Dentschland  vorkommenden  Vertreter  der 
Äquifoliaceen  erwähne  ich  Hex  aquifolium  X.  aus  ähnlichen 
Gründen,  wie  ich  Hedera  helix  genannt  habe.  Die  Stechpalme  oder 
HfilgA  kommt  hier  in  ganz  colossalen  Exemplaren  Tor.  In  der  Nähe 
des  Dorfes  Bergkirohen  steht  ein  solches,  welches  das  daneben  stehende 
Bans  sammt  Daeh  nm  ein  Betr&chtliches  überragt  nnd  eine  mächtige 
Krone  nnd  eben  mächtigen  Stammnmfang  besitst  Die  genauen 
Maasse  find  mir  leider  nicht  anr  Hand. 

Der  Familie  der  Aselepiadeen  einaiger  deutscher  Vertreter, 
Cynanehum  Vineetoxieum  JR.  Br.  kommt  an  den  Lndener  Klippen 
bei  Rinteln  zahlreich  vor. 

Von  den  herrlichen  Gentianeen  habe  ich  bis  Jetzt  Oentiana 
Pneumonanthe  X.  hier  massenhaft,  Gentiana  cawpestris  X.  am  Vie- 
renberge bei  Salzofien,  Gentiana  cüiata  L.  vereinzelt  an  den  Porta- 


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168 


Bergen  gefanden.  Die  nicht  minder  präebttge  MenyatUhes  trifdUata 
L.  blüht  hier  im  Jani  sehr  reichlich  anf  vielen  Wiesen. 

Eine  seltene  Solanee:  Physali»  JJkekengt  L.  wird  bei  Vk>tbo 

am  Buhnberge  zahlreich  anpfetroffen.  Atfopa  belladonna  L.  künmji 
dort  und  an  der  Porta  in  rnächtij^eu  Exemplaren  vor. 

Sero jyh  u  lar  ine e  n  triebt  es  hier  Digitaliiy  purpurea  L.  in 
grossen  Mengen  und  sehr  verbreitet,  ferner  die  3  TAnaria-\Tien\ 
Vjfniballaria  Miller^  an  Felsen  und  Mauern  bei  Vlotho,  Elatim  I)e4- 
auf  Aeckem  bei  Wulferdingsen,  minor  De$f,  überall  als  Unkraut  auf 
bebauten  und  unbebauten  Plätzen.  An  den  «cblamniigen  Ufern 
mancher  Flachs-Röthc-Graben  findet  man  auch  lAmoseUa  aqiiial^ica  L. 

Zahlreiche  Labiaten  sind  in  hiesigem  Gebiet  antntreffeo. 
Ich  erwähne  nur  Mmika  süvestna  L,  (anf  der  Horst  bei  Tbtibo)» 
Nqpeta  eaUuria  L,  (bei  Dorf  Bergktrohen  and  Lohbnsch),  SeuUUam 
minor  L,  (an  feuchten,  nnbebanten  Plfttsen  der  Steinegge),  iSitockyt 
arvensis  L,  (als  gemeines,  lästiges  Ackerankraat),  GäUopsk  oefcn^ 
Imca  L.  (auf  sandigen  Aeckem  des  Gutes  Haus  Gohfeld). 

Die  p:e\vöhnli('hL'n  Paronychiacem  ülier^^ehe  ich  und  nenne 
nur  das  quirlblattrige  Knorpelkraut,  lUecebrum  rerticdUitum  X.. 
welches  hier  vereinzelt  auf  feuchten  Sandboden  angetroÜeu  wird 
(Hahnenkanip). 

Mit  den  Chenopodiacee  n  habe  ich  mich  wenig  befasst.  weil 
ihre  genauere  Untersuchung  mir  zu  zeitraubend  war.  Auf  die  zu 
ihnen  gehörigen  Salicorma-  und  Salsola-ArieB  habe  ich  bis  jetst 
mein  Augenmerk  gleichfalls  nicht  gelenkt. 

Von  den  JT^ymeleaeeen  fnhre  ich  den  auch  häufig  in  Gärlen 
gepflegten,  am  Ostabhang  des  Jakobsberges  der  Porta  Tielfiich  «fld 
wachsenden  Seidelbast,  Dapihne  Megermm  L.  an.  Auch  an  dsa 
Beigen  bei  Detmold  und  Brakwede  ist  die  Pflanze  häufig. 

Aus  der  Familie  der  Ameniaeeen  sind  die  ^Kx-Arten  ein 
beliebtes  Oeblet  des  Studiums.  Unsere  Oegfend  ist  durchaus  nicht 
arm  an  Vertretern  dieser  Pflanzen-Gattung.  Dennoch  muss  ich  dis 
/SaZtj;-Arten  hier  üliergehen,  weil  ich  l>is  da  nicht  Müsse  genug 
hatte,  mein  Material  zu  sichten  und  durchzuarbeiten. 

Die  Hydrocharideoi  haben  im  diesseitigen  Gebiete  als  selt- 
neren Vertreter  den  gemeinen  Froschbiss,  Hydrocharts  Mtyrsm  ranae  L- 
Doch  ist  es  mir,  trotz  Nachsuchen  in  vielen  Wassergräben  und 
Teichen,  bis  jetzt  nur  gelungen,  ihn  an  einem  Fundort  (Wiesen  des 
Gutes  Haus  Gohfeld)  anzutreffen,  hier  allerdings  sehr  reicblicb. 
Femer  kommt  an  derselben  Oertlichkeit  StraltioUs  aloides  L,  reidh 
lieh,  in  männlichen  und  veiblichen  Pflanzen  vor. 

Ich  komme  nun  zu  der  interessanten  Familie  der  OrcJ^sdeen. 
Erlauben  Sie  mir,  hier  etwas  ausfäbrlioher  sn  sein,  da  ich  nadi 
diesen  Pflanzen  das  nächste  Gebiet  genau  durchforscht  n  habea 
md  ein  vollständiges,  freilich  nur  kleines  Verzeichniss  der  hier 


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169 


TorkomiDeiiden  Arten  Torlegen  sa  können  glaube.  Es  kommt 
hier  Yor: 

EpipaeHs  hUifoUa  Swarg  sahireich  an  der  Porta  weitphalioa, 
aach  deren  Unter- Art  rMginoaa  GaMdin  eeltener,  mit  der  vorigen; 
ferner  Ep»  palustris  Swars  sehr  sahlreioh  auf  sauren  Wiesen. 

Cephäkmfhera  paüens  lUehard  ist  an  der  Porta  weetphalioa  nieht 
selten,  Ceph,  snsifcUa  Sid^,  habe  ich  bis  jetzt  nur  bei  Hinteln  ge- 
fonden. 

Listera  uvata  Brown  ist  hier,  wie  überall,  g^emein.  Neottia 
Nidw<  ai'is  L.  kommt  zieinlicli  häufig  an  der  Porta  uud  weiter  au 
den  Weserbergen,  z.  B.  bei  Rinteln,  Arensburg  etc.  vor. 

Spiranthes  aiäumnalis  Iitdtard  wächst  in  einem  unbebauten 
Thalgrunde  oranz  in  der  Nähe  Oeynhausen'«.  Doch  ist  zu  befürchten, 
dass  die  kleine  Stelle  Oedland  bald  cultivirt  und  die  Pflanze  hier 
verschwinden  wird.  Bei  Salzuflen  (Fürstenth.  Lippe)  kommt  die 
Pflanze  auf  dem  Yiereuberge  in  grossen  Mengen  Tor. 

Ore^- Arten  im  engern  Sinn  habe  ioh  angetroffen  0.  Morio  Xr., 
sehr  verbreitet  nnd  in  allen  mdgliohen  Farben  blühend,  von  donkel- 
brannroth  bis  schneeweiss;  0.  maaUata  X.,  sehr  sahlreioh  und 
mannigfaltig;  latifaHa  L,  die  Terbreitetste  und  gemeinste  in  kolossa- 
len Exemplaren,  über  Vs  Meter  hoch,  und  in  allen  Farben  von 
dunkel-porpur  bis  schneeweiss,  der  leteteren  Unterart,  angustifdUa 
Wimmer  und  Gräbmvsht^  oft  grössere  Gruppen  zwischen  der  fast 
schon  verblühten  latifoUa  bildend  und  weithin  kenntlich  durch  ihre 
incarnatrothe  Farbe;  mascida  L.  auf  Wiesen  und  in  Waldungen 
viel  verbreitet;  covopsea  L.  hier  sehr  häufig  und  stellenweise  in 
kolossalen  Exemplaren,  über  '  ^  Meter  hoch,  die  Blüthen  vom  dun- 
keln Purpurroth  bis  Schneeweiss.  Unter  letzterer,  doch  erst  wenn 
ihre  Blüthe  fast  beendet  war,  habe  ich  häufiger  Exemplare  frisch 
erblüht  gefunden,  deren  Blüthen  dicht  gedrängter  standen  und  kleiner 
als  die  der  eigentlichen  0.  cfmopHa  waren.  Ihr  Geruch  war  sehr 
angenehm^  von  dem  der  0.  eonopsta  dnrohans  versohiedep,  doch  war 
der  Sporn  der  Blüthen  stets  betrüchtlioh  Iftnger  als  der  Fruchtknoten, 
so  daes  ioh  sie  als  0.  odortAistima  L»  nicht  ansprechen  konnte. 

Hobenairia  lifalia  S.  Brown  ist  hier  reichlich  in  Waldungen 
und  auf  feuchten  Wiesen  ansutreffen.  Auf  den  letzteren  meist  die 
Form,  die  von  Custer  JPfaianihera  dUmnlJba  bezeichnet  ist,  deren 
Blüthen  grösser  und  grünlicher  sind  und  ihre  Staubbeutel  weiter 
auseinanderstehen  haben. 

Endlich  Ct/pripedtum  Calceolus  L.  kommt  nur  an  einer  kleinen 
Stelle  der  Porta  westphalica  und  nur  in  w^enig  Exemplaren  vor.  An- 
scheinend ist  der  Fundort  zu  bekannt  und  zu  wenig  geschont. 

Lassen  Sie  mich  noch  einige  kurze  Bemerkungen  über  die 
Coltur  der  Orchideen  anfügen. 

Da  diese  interessante  nnd  schöne  Pflanzenfamilie  durch  Abhol- 


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170 


sang  und  Urbarmtobung  immer  mehr  znriokgedraDgt  wird,  eo  ßegi 
ea  fSr  Freunde  der  Botanik  nahe,  ihre  Caltnr  za  vereacben.  &m 
Gnltnr  gelingt  bei  der  ndibigen  ümaieht  mehr  oder  weniger  gat 
lob  habe  bia  da  cnlÜTirt  EpipacUs;  Oq^häkmUkerth^  (MtU-^  Hobt^ 
naria-  und  Ophrys-krUm^  femer  lAtUra  imHta,  Spiramthes  mUmm- 
Iis,  Cypripedium  Cälceolus  und  Neottia  Nidus  avis.  Yerachafft  habf 
ich  mir  die  lebenden  Pflanzen  an  ihren  Fundorten,  meist  zur  Zeit 
der  Blüthe,  mitunter  längere  Zeit  vor  derselben,  sobald  die  PÜanxen 
nur  mit  Sicherheit  erkannt  werden  konnten,  durch  Ausgrabung  mit 
möglichst  grossen  Ballen.  Diese  Ballen  setzte  ich  an  ihrem  natür- 
lichen Vorkommen  möglichst  ähnliche  Stelleu  des  Gartens  in's  Frw- 
land  oder  auch  in  Töpfe.  Alle  Pflanzen  entwickelten  sich  hier  voll- 
kommen weiter,  meiit  bis  zur  Samenreife.  Im  Herbst,  zur  Ruhe- 
zeit  der  Pflanzen,  wurden  die  Ballen,  welche  auiaer  den  Orchideeo 
▼ielfiMb  Griaer  und  aonstige  Unkrftnter  enthielten,  vorsichtig  wieder 
anageboben,  zerkleinert  and  die  Knollen  von  Neuem  in  eine,  den 
Ballen  mögliohat  fthnliche  Erdmisohung  gesetzt  Auf  dieee  WeiN 
werden  die  listigen  perennirenden  Unkrftnter,  namentlich  der  Wieseo- 
Orohideen,  beseitigt;  ferner  vermeidet  man  so  sicherer,  als  donih 
andere  Massregeln,  dass  der  ursprüngliche  Pflanzenballen  nicht  dordi 
Nachtfröste  und  am  Taq^e  folgenden  Sonnenschein  im  Frühjahr  aus 
der  lockern  Umgebung  iierausgehoben  und  die  ganze  Pflanze  zerstört 
wird.  Die  im  Waldschatten  wachsenden  Orchideen  haben  keine 
solche  ünkrautballen,  man  kann  sie  also  im  Herbst  ungestört  laj^sen. 
Die  faserwurzlichen  Arten,  wie  J'Jpqiactis  und  Cypripcdium  bleiben 
auf  alle  Fälle  am  besten  ungestört.  Einige  Mal  habe  ich  Orchideen- 
Knollen  im  Herbst  von  Handela-Gärtnereien  bezogen,  namentlicb 
hier  nioht  anzutreffende  Arten. 

Am  bseten  bewiUirt  hat  sich  mir  die  Topfkultor;  da  sie  mir 
aber  zu  mfihsam  und  zeitranbend  war,  so  mnsste  ich  von  ihr  wieder 
abstehen.  Uebrigens  habe  i<di  auch  bei  der  F^ilandkoltnr  ganz  m- 
Medenstelleiide  Resultate  gehabt. 

An  einer  der  vollen  Morgensonne  ausgesetzten,  fibrigens  sehatp 
tigen  und  gegen  allzuviel  Regen  geschützten  Stelle  des  Gartens 
werden  erhöhte  Beete  mit  Kalksteinumrandung  terassenförmisf  an- 
gelegt. Der  Untergrund  wird  durch  Steinlagen  hinreichend  wasser- 
durchlässig gemacht.  Als  Erdmischung  verwendet  man  alten  .Mauer- 
lehm mit  Laub-  und  Moorerde  und  etwas  Sand  und  gelben,  mürbea 
Kalk-Mergel.    Diingererde  verträgt  keine  Orchidee. 

Bei  auhalteuder  Dürre  wird  es  nöthig,  auch  die  Freilaod- 
Orcbideen  zu  giessen.  Doch  scheint  mir  mne  möglichst  intensive 
BeschaituDg  der  Orcbideenbeete  durch  andere  ganz  niedrige  und  dar 
Dfirre  trotzende  Pflanzen,  über  welche  die  Orchideen  hervorragen, 
zweckmässiger.  Die  am  meisten  Feocbtigkeit  liebenden  Arten 
men  natürlich  bei  der  Bepflanznng  auf  die  untersten  Stufen,  die  geg>B 
Nasse  empfindlichsten  auf  die  obersten  der  Terasse. 


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171 


Gar  keinen  ICaaerfolg  habe  ich  bei>  Oypripeäium  gehabt.  Fer- 
ner gedeihen  und  bldhten  sehr  gut  Epipaetü  latifoHa  8»,  and  ruHd' 
gmoM  Oaud.,  lAtUra  ovoto  K  Bt.,  Habtnaria  bifofia  E,  Br^  Ce* 
jMmiShera  paUens  Rieh.,  viele  Orehis,  als  Motio  L.,  militans  X., 
mascttla  L.,  macxUata  L.,  latifolia  L.,  pyramidalis  X.,  conopsea  L., 
odorat i.ssnna  X.,  sambucina  L.,  endlich  einige  Ophrys-Arten,  von 
letzteren  am  besten  Ophri/s  myudes  Jacq.  —  Neottia  Nidus  Avis  L. 
habe  ich  \nelfach  an  ihren  Standorten  aufgesucht  und  sie,  als  sie 
noch  kaum  aus  der  Krde  hervorsahen,  oder  auch  weiter  entwickelt, 
mit  grossen  Ballen  im  Garten  and  in  Töpfen  eingepflanzt.  Stete 
entwickelten  eich  die  Pflanzen  herrlich  bis  zur  Samenreife,  aber  nie- 
mals ereohienen  sie  im  nächsten  Jahre  wieder,  Termnihlieh  weil  sie 
Sohmarotcer  sind,  nnd  die  Bedingungen  ihree  stetigen  Gedeihens 
ihnen  kfinsüieh  nicht  leicht  gegeben  werden  können.  —  ßpiranlihea 
«aUummaU$  Sidi.  habe  ich  in  prächtigen  Exemplaren  cnltivirt,  dodi 
■nd  sie  alle  in  einigen  Jahren  vergangen.  Es  scheint,  als  ob  diese 
Pflanze  nnr  in  dichter  Grasnarbe  dauernd  gedeiht.  Im  Frühling 
nämlich  wurden  mir  die  Pflanzen  mit  oder  ohne  ihren  ursprüng- 
lichen Krautballen  durch  die  Nachtfröste  und  nachfolgenden  Sonnen- 
schein stets  aus  der  Erde  gehoben  und  kamen  so  schliesslich  um, 
wenn  das  Wiederfestdrücken  einmal  versäumt,  oder  oft  erforder- 
lich wurde. 

Meine  wenigen  Versuche,  die  Orchideen  aus  iSamen  zu  ziehen, 
der  theils  in  meinem  Garten,  theiU  auch  von  Pflanzen  an  ihrem 
ostnrlicben  Standort  gesammelt  war,  sind  fehl  geschlagen,  d.  h.  die 
Ssmen  keimten  überhaupt  nicht,  selbst  nicht  nach  2-^3  Monaten. 

Leider  habe  ich  in  den  letsten  Jahren  zu  wenig  Zeit  auf 
meine  Fflansen  yerwenden  können,  so  dass  die  meisten  schliesslich 
^gogangen  sind.  Nur  Cypripedhm  hat  sich  auch  ohne  Pflege  kräf- 
tig und  gesund  erhalten,  wo  es  auch  hingepflanzt  wurde,  ebenso 
emige  Ordbi^Arten  und  Ophrys  myoides  Jacq.  Einige  andere  Arten 
treiben  zwar  noch  alljährlich,  bringen  aber  keine  Blüthen. 

Eine  sorgsame  Pflege  scheint  also  bei  der  Orchideen*Caltar 
durchauä  nöthifr,  ist  aber  auch  sehr  lohnend. 

Von  den  Jridecn  kommt  nur  die  \ni\\\\\ff'Ä'Q  Iris^stud-Äcorus  L, 
im  diesseitigen  Gebiet  vor,  diese  aber  massenhaft. 

Von  den  Amaryllideen  ist  nur  eine,  Leucojum  vtfmun  L. 
aieht  weit  von  uns,  bei  Bad  Nendorf,  auf  feuchten  Wiesen  reichlich 
«nsQtreffen. 

Liliaeeen  erwähne  ich  neben  Ports  guadrifoUa  X.,  Polyg<h 
natm  miUHflonm  L„  (kmoaBaria  majäUt  X.,  Me^anihmum  bifa- 
Um  Schm,  als  weniger  häufige  AUium  unkwm  Xr.,  Otigea  tuha 
8Mt.  und  Oa^  mkdma  aehuU.,  endlich  Orm^gähm  umbdla' 

Meine  Beobachtungen  in  Betreff  der  luncaceen,  Cypera- 


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eeen  und  Gramineen  sind  bis  jetzt  8o  durohaoB  lüokenhali  und  ■ 
UDTollstandig,  dsas  ick  dieae  PflanzenluiiUie  von  meineii  iMatifn  j 
MittheüangaD  lieber  geoi  eusaohliesae. 

Herr  Oberlehrer  Cornelius  legte  soletsi  noch  einen  von  Fm  i 
Wiekott  in  Dortmund  eingesandten  androgynen  Blflthenslesd  m  | 
Zea  Mttit  vor.  1 

Hierauf  wurde  dio  38.  General -Versammlung  um  llVt  ^  ' 
vom  Präsidenten  mit  dem  Ausdruck  des  Dankes  für  die  zahlreich« 
und  aufmerksame  Tlieilnahme  peschlossen.  ' 

Nach  einem  in  der  Halle  des  Kurhauses  eiligst  eingenommenen 
Frühstück,  wandte  sich  die  Schaar  der  Festg^euossen  dem  Bahnhole 
zu,  wo  der  lauiigeschmückte  Extrazug  bereit  stand,  um  die  GewU- 
Schaft  nach  Detmold  zu  bringen.  Das  Wetter  hatte  sich  bereits  am 
Vormitta«,^«'  aufgekl&rt,  und  so  verlief  die  Exoursion  nach  dem  Her- 
mannsdenkmal zur  allgemeinen  Zufriedenheii.  Am  7  Uhr  etm 
braobte  der  Zug  die  Theilnebmer,  deren  über  100  waren,  naoh  H«> 
ford  und  Oeynhausen  zurfick,  von  wo  sie  mit  den  angenehnnftes 
Erinnerungen  an  die  verlebten  Tage  naoh  allen  Richtungen  in  4i» 
Heimath  eilten. 


Bericht  über  die  Herbst-Versammiung  des  Natur-  ' 
liigtorischen  Vereins  für  Rheinland  und  West&len. 


Bereits  Samstag  Abend  am  1.  Ootober  fand  sich  in  Bonn  eine 
grossere  2^hl  von  einheimischen  und  auswärtigen  Mitgliedern  n 
einer  ersten  Begrfissung  in  den  B&umen  der  Lese-  und  Brholuogi- 
gesellsehafb  susammen.  Die  frühen  Morgenstunden  dea  fo^geadn 
Tages  wurden  snr  Besichtigung  der  reichen  Sammlongeii  und  der 
ausgelegten  Naturalien  in  den  Yereins-Oeb&uden  verwandt^  wottaf 
hier  im  grossen  Bibliothek-Saale  der  Herr  Pristdenti  Ezcellens  vos 
Dechen,  gef^en  11  Vi  Uhr  die  Sitzung  von  etwa  50  Theilnehmefe 
eroffuL'to,  deren  Zahl  rasch  über  80  stieg'.  Nach  einer  kurzen  Bs* 
willkommnung  der  Versammlung:  durch  den  Prä8ideQteii  begannen 
die  wissenschaftlichen  Vorträge  und  Mittheilungeu. 

Herr  Prof.  Andrä  widmete  zunächst  dem  um  die  Stiftung  uD<i 
Entwicklung  des  Vereins  hochverdienten  langjährigen  Vice-Präsiden- 
ten  und  zuletzt  Ehren- Vicepräsidenten  Dr.  Gl.  Marqnart  eioen 
ebrcnvoUeu  Nachruf,  der  bereits  in  diesem  Correspondenzblatt  S.  41 
im  Druck  erschienen  ist 


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178 


Herr  Oberförster  M elsheimer  ans  Lins  s.  Bhein  trag  als 
Beilrag  aar  lotelligena  der  Thiere  folgende  2  Begeben- 
heiten vor,  welche  unter  den  vielen  von  ihm  gemachten  Wahmeh- 
mongen  über  die  Lebensverrichtungen  der  Thiere  gans  besondere 
dam  geeignet  erscheinen,  zu  beweisen,  dass  die  Thiere  nicht  nur 
dem  ans  onbewnsster  VorstelloDg  irgend  eines  Zweckes  entsprin* 
genden,  innern  Trieb,  weloben  man  mit  dem  Worte  „Instinkt"  be- 
zeichnet, gehorchen,  sondern  eich  desjenigen  sehr  wohl  bewusst  sind, 
was  sie  thun  und  demgemäss  mit  oft  bewundernswerther  Ueberle- 
goDg  haudehi. 

I,  An  eiuom  Somnicrtage  des  Nachmittags  weilte  ich  mit 
einen)  meiner  Forstlehrhnge  an  dem  linken  Ufer  der  Ahr  au  einer 
SteUe,  wo  das  Wasser  sioh  über  eine  Fläche  von  etwa  10  m  ausbrei- 
tete. Da  wo  wir  standen,  war  das  Ufer  oberhalb  stark  mit  Weiden 
bewachsen,  nach  unten  aber  gleich  dem  Bachbette  abschüssig  und. 
demgemftss  das  Wasser  stark  abfliessend,  so  dass  cwischen  den  Wei- 
den nnd  der  Wasserströmung  einef  nur  einige  m  breite,  freie  und 
liaeh  ausgebende^  sandige  Stelle  sich  befand.  Ich  sah  auf  der  Was* 
serfläche,  nahe  dem  jenseitigen  Ufer  etwas  Winsiges  treiben,  das 
lebend  und  im  Begriffe  zu  sein  achien,  unter  Benutsnng  des  Windes 
die  Wasserfläche  zu  übersegeln  und  zwar  nach  der  Stelle  zu,  an 
der  wir  gestanden.  Nachdem  ich  den  Forstlchrling  darauf  aufmerk- 
sam gemacht,  traten  wir,  das  I>iug  beobachtend,  so  hinter  die  Wei- 
den, dass  wir  durch  diese  nach  der  Wasserseite  zu  gedeckt  waren. 
Wir  bemerkten  an  dorn  kleinen  Fahrzeup:  etwas  wie  ein  wiTiziores 
Se^l,  welches  sich  der  Windrichtung  entgegen  so  zu  drehen  wusste, 
daas  jenes  sioh  mehr  und  mehr  der  freien  Stelle  neben  uns,  dem 
einzigen  Landungsplätze  auf  dieser  Seite,  näherte.  AU  es  an  der. 
aelben  angekommen,  erkannten  wir  eine  todte  Kreuzspinne,  auf  der 
«ine  Grabwespe  sass,  welche  das  Uebersegeln  durch  Hebung  und 
Weodnng  eines  Flügels  so  geschickt  zu  bewerkstelligen  wusste.  Die 
Wespe  schleppte  ihre  Beute  aufs  Land,  brachte  dieselbe  unter  einen 
lose  daliegenden  Stein  in  vermeintliche  Sicherheit  nnd  begann  dann 
den  Stein,  mit  der  diesen  Thieren  eigenen  lebhaften  Unruhe,  zu 
umkreisen  und  sioh  mehr  und  mehr  davon  zu  entfernen,  bis  sie 
unsern  Blicken  entschwunden  war.  Ich  nahm  nun  die  Spinne  unter 
dem  Steine  hervor  und  kehrte  damit  zu  unserm  Verstecke  in  die 
Weiden  zurück.  Kaum  war  ich  dort  angekommen,  als  sich  auch 
schon  die  Wespe  wieder  an  dem  Steine  einfand,  wo  sie  alsbald  be- 
merkte, dass  ihre  Beute  verschwunden  war.  Es  war  nun  sehr  inter- 
essant zu  sehen,  in  welchem  Maasse  das  Thierchen  über  den  er- 
littenen Verlast  aufgeregt  wurde  und  mit  welch  unbeschreiblicher 
Hast  es  sofort  demselben  nachspürte,  indem  es  erweiterte  Kreise 
am  den  Stein  sog,  bis  es  endlich  sum  Zweitenmale  unserm  Gesichte- 
kreise entschwunden  war.  Die  Spinne  wurde  nun  wieder  unter  den 


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174 


Stein  gelegt,  und  als  die  Wespe  nach  etwa  einer  Stunde  nicht  wie- 
der snrückgekehrt  ww,  yerlieuen  wir  den  Ort,  am,  da  et  at^oa 
dämmerte,  den  Heimweg  auaotreten. 

II.  Es  betrifft  in  diesem  Falle  dieselben  Thier«,  nur  wurde 
diesmal  die  Wespe  von  einer  Spinne  überlistet 

An  einem  Sommertage  dieses  Jahres,  ee  war  am  18.  Angait 
des  Nachmittags,  sass  ich  mit  meiner  Familie  und  dem  Frinleia 
Rosa  Müller  aus  Frendenihal  in  Oesterreich-Schlesien  hinter 
Hause,  um  im  Freien  Kaffee  zu  trinken,  als  ich  am  Boden  eine 
Grabwespe  bemerkte,  welcbe  eine  Spinne  fortschleppte.  Nachdem 
ich  die  Anwesenden  darauf  aufmerksam  gemacht,  sahen  wir  die 
Wespe  mit  der  Spinne  ihren  Weg  den  äusseren  Mauerrand  des 
Hauses  hinauf  nehmen.  Auf  diesem  Wege  war  sie  bis  zur  Höhe 
von  etwa  1  ^jo  ra  emporgeklonuneu,  als  2  m  seitwärts  aus  einem 
kleinem  Maucrlocbe  eine  andere  Spinne  mit  grosser  Geschwindig- 
keit hervoreilte,  sich  der  Wespe  näherte  und  an  der  Beute  der- 
selben, ihrer  geraubten  Verwandten,  einen  Faden  anklebte.  Ißt 
diesem  Faden  verband  sie  nunmehr  die  R&uberin  und  ihr  Opfer  is 
der  Weise  miteinander,  dass  sie  mit  grosser  Eile  etwa  8 — 10  Xsl 
um  beide  herumlief.  Darauf  kehrte  sie  ebenso  rasch,  als  sie  geknu- 
men  war,  in  ihr  Versteck  soröck.  Als  die  Wespe  sieh  an  ihre  Beuis 
befestigt  fühlte,  Hess  sie  sich  mit  derselben  sofort  herabfallen  md 
suchte  sich  am  Boden  durch  Zerbeissen  der  Fäden  zu  befreien,  was 
ihr  nach  ungefähr  Stunde  mit  grosser  Mühe  geluugen  ist.  So- 
bald die  Wespe  frei  war.  Hess  sie  die  Spinae  zurück  und  fluh  eiligst 
davon.  Die  zurückgelassene  Spinne  war  noch  am  Leben,  jedoch 
hatte  ihr  die  Wespe  die  Beine  abgebissen,  wahracheinlich  deshalb, 
um  sie  bequemer  transportiren  zu  können. 

Der  Vortragende  seigte  ein  woibliches  Individuum  drr 
Kreuzotter,  Pelias  dem«,  welches  durch  Albert  Weokbeeksr 
im  Bienhorn,  einem  Oestrftuche  bei  Pfaffoodorf  oberhalb  Ehreobrsü- 
stein,  in  Gegenwart  des  Gericfatsbureangehülfen  Treibenbach,  welcher 
es  entdeckt  hatte,  gefangen  worden  ist.  Ich  erhielt  daaselbo  von  den 
Forstakademiker  Kropp  ans  Ehrenbreitstein  zugesandt.  Aoaserdsm 
soll  die  Kreuzotter  im  Regierungsbezirk  Coblenz  noch  vorkommeii: 
zn  Bad  Bertrich,  in  der  Umgogend  von  Kreuznach,  bei  Neschen  in 
der  Bürgermeisterei  Neustadt  an  der  Wied  und  in  der  Buchholzer 
Heide  in  der  Bürgermeisterei  Asbach,  doch  hal)e  ich  selbst  mich 
nicht  von  der  Richtigkeit  dieser  Angaben,  welcbe  mir  gemacht 
worden,  überzeugen  können*). 


1)  Der  anwesende  Herr  Professor  Dr.  Landois  gab  an,  daif 
das  Vorkommen  der  Kreuzotter  auf  der  Buchholser  Heide  consU* 
tirt  sei. 


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176 


Der  Redner  legte  noch  vor  und  betpraoh  folgende  Pflansen* 
nMDstrositäten: 

1.  JVifoUum  repens  L,,  bei  St.  Catbarinen  in  der  Bürger- 
meisterei Neustadt  im  Juli  v.  X  1680  gefunden.  Die  Blütbenatiel- 

eben  {pediceUi)  erscheinen  Über  die  normale  Länge  von  etwa  2  mm 
hioaus  bis  zu  9  mm,  die  Kelchröhre  aber  nur  wenig  verlängert.  Die 
fünf  Kelchzähne  sind  zu  Blältcben  ausgewachsen,  von  iknen  dio 
zwei  oberen  verkehrt  länglich-herzförmig,  5  mm  lang,  3  mm  breit, 
in  der  Ausbuchtung  und  zu  beiden  Seiten  derselben  mit  4 — 7  kurz 
bedornteu  Zähnen  versehen,  die  drei  untern  länglich  elliptisch  oder 
ebenfalls  verkehrt  länglich  herzförmig,  4  mm  lang,  1  mm  breit  und 
weiss  befandet  sind.  Fahne,  Flü'^el  und  Kiel  sind  zu  kleioeo,  eiföc- 
nugeu,  die  verkümmerten  Stanbgefasse  und  den  Griffel  einhüllenden 
Blittdben  vergrünt  und  stehen  so  als  gesehlossenes,  grünes  Köpfchen 
unterhalb  dem  oberen  Eelohrande  oder  ragen  eben  Über  diesen  hervor, 

2.  Campanula  rapuncuhidea  Xr.,  vom  Kaisersberge  bei  Linz 
a.  Bhein.  Die  Blüthen  stehen  in  langer,  meist  einseitswendiger 
Traube  und  zeigen  im  Allgemeinen  folgende  zwei  Hauptformen: 

a.  Bei  fehlender  Blumenkrone  erscheinen  die  Staubgefässe 
vergrünt.  Dieselben  sind  5  mm  laug.  2  mm  unten  breit  und  haben 
genau  die  Gestalt,  Behaarung  und  grüne  Farbe  der  Kelchzipfel  an- 
„•enoramen.  Das  2  inin  dicke,  an  der  oberen  Hälfte  violette,  stark 
behaarte  Pistill  theilt  sich  in  mehrere  (5 — 7)  achueckenlörmig  zu- 
rückgewuudene,  6  nun  lange,  mm  unten  breite  und  spitz  zulau- 
fende Zipfel. 

b.  Die  ganze  Blütho  besteht  aus  einer  Rosette  von  12 — 18 
lanzettlicheo,  grünen,  5  mm  langen,  in  der  Mitte  1,5  mm  breiten, 
borttlich  behaarten  Blittohen,  deren  Spitzen  an  den  zuletzt  entfisl* 
teten,  oberen,  roth  ge&rbt  erscheinen. 

8.  SUene  inflata  Sm.  An  der  oberen  Ahr  durch  Herrn  Zeichen- 
lehrer Kaufmann  in  dieeem  Sommer  aufgefunden  und  mir  über- 
geben. 

Die  Kelche  sind  8—10  mm  lang  und  3—6  mm  breit,  die  klei- 
neren, fast  bis  zur  IJasis,  die  grösseren  bis  zur  Hälfte  fünfspaltig, 
gleich  der  Blumenkrone  und  den  Staubgefässeu  vergrünt  und  das 
Ademetz  nur  dann  erkennen  lassend,  wenn  die  einfache  Kelchseite 
gegen  d&s  Licht  ^Tobalten  wird.  Wie  es  bei  derartig(?n  Vergrünungs- 
erscbeinungeu  oft  vorkommt,  so  ist  auch  hier  eine  Sprossoog  von 
einer  oder  mehreren  Blüthen  aus  einer  Grundblüthe  heraus  erkennt- 
lich, wodurch  die  Infloresoenz  als  eine  gedrängt  büscbelige  erscheint. 

4.  Eine  üussent  merkwürdige  Sprossung  der  Küchenzwiebel 
(ABhm  Cepa  L.),  welche  sich  während  des  Winters  auf  dem  Spei* 
eher  aus  der  Wurzdachse  heraus  nach  unten  vollzogen  hat.  Dabei 
wurden  die  ringförmigen  GefSssschichten  auseinandergerissen  und  in 
ungleichen  Intemodien  um  die  Sprossspindel  herum  gestellt.  Im 


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frischen  Zustande  glichen  die  Glieder  des  Sprosses  vier  übereiL- 
aDdorgcstelltea,  weissea  Lilien  und  gewährten  so  einen  prächügec 
Anblick. 

Derselbe  Redner  leg^te  einige  frische,  noch  blühende 
Zweier  e,  HO  wie  die  ersten  Blätter  von  Oeuother  a  muricata  L 
vor,  welche  wahrscheinlich  durch  den  vom  Hochwasser  abgesetzten 
Samen  zu  Linz  und  am  Kheiiiufer  bei  Lenl)sdürf  zeitweise  vorkommt, 
nach  einigen  Jahren  aber  der  Oenothcra  hienuis  L.  dem  ganzen  Habitof 
nach,  sich  so  nähert,  dass  sie  von  ihr  nicht  mehr  unterschiedec 
werden  kann.  Prof.  Augaat  Garcke  unterscheidet  O.  murieaia  von 
0.  hiennis  in  seiner  Flora  von  Deutschland  vom  Jahre  1878  da< 
durch,  dass  die  untersten  Blätter  des  ersten  Jahres  verlingcrt-Un- 
settUoh-sugespitzt,  w&brend  diejenigen  der  letsteren  ellipiiseb  odff 
linglteh-Terkehrt-eiformig,  stumpf  und  mit  einem  Spitidien  fe^ 
sehen,  angegeben  sind.  Naehdem  ich  die  0,  mmieaia  aus  Ssineo. 
welcher  mir  Yon  meinem  Freunde  Petry  ans  dem  Elaass  sugesanA 
worden,  mehrere  Jahre  im  Garten  snchtete,  bin  ich  zu  der  üebe^ 
Zeugung  gelangt,  dass  dieselbe  nicht  als  besondere  Art,  sondern  nur 
als  Varietiil  von  0.  hiefinis  zu  betrachten  ist,  von  welcher  sie  sich 
ausser  den  ersten  lilätteru  aucli  noch  durch  die  kaum  hnlb  so 
grossen  I^luthen  unterscheidet,  welches  Unterscheidungszeichen  aoch 
Garcke  noch  angiebt. 

Herr  Prof.  G.  vom  Rath  las  einen  Theil  seiner  bereit»  in 
diesem  Correspondenzblatt  S.  60  verößfentlichten  Abhandlung  ..geo 
logische  Skizze  einer  Reise  durch  Palästina  und  das 
Libanongebiet"  vor.  Die  Mittlieilungen  betrafen  den  Weg  von 
Jafl'a  nach  Jerusalem  und  von  dort  zum  Jordan  und  Todten  Meer. 

Herr  B.  Stürtz  aus  Bonn  besprach  zwei  fossile  Pflanzen- 
reste,  welclif  in  verschiedenen  Exemplaren  vorlagen: 

Die  eine  Plianze,  Eopteris  Morieri  Saporta,  entstammt  einem 
sum  oberen  üntorsiUir  gehörenden  Dachschiefer  von  La  Trelaxe  bei 
Angers.  Graf  Saport a  hat  dieselbe  zuerrt  der  französischen  Akt- 
demie  vorgelegt  und  dann  in  seinem  Werke:  Le  Monde  des  plant« 
avant  PappariÜon  de  Phomme,  abgebildet.  Schimper  hat  den  Fsn 
in  der  von  ihm  bearbeiteten  Abtheilung  dee  Handbuches  der  Fall- 
ontologie  von  Zittel  ebenfalls  zur  Darstellung  gebracht.  —  DoRb 
jede  der  yoliegenden  Dachschiefer-Platten  läuft  eine  ziemlich  grsde 
Linie  von  verinderlieher  Breite.  Sie  bildet  eine  Erhdhung  oder  Ter 
tiefung  im  Schiefer.  Zu  beiden  Seiten  dieser  Linie  finden  sich  in 
mehr  oder  weniger  regelloser  Anordnung  blattförmige  AusbreituD* 
gen,  Wf'lche  durch  Schwefelkies  erzeugt  werden.  l)ie  Ausbreitungeu 
wären  als  Fiederchen  des  Fnrn  zu  betrachten  und  haben  Nerven  iß 
ähnlicher  Art  wie  OdontopUris  oder  Aeuropteris, 


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Die  Auffindung  einer  unzweifelhaften  Landpflanze  in  diesen 
alten  Schichten  würde  für  unsere  Kenntniss  der  geologischen  Epoche 
von  Wichtigkeit  sein  und  hat  daher  Aufsehen  erregt.  Die  phytogene 
Natur  dieser  Abdrücke  ist  jedooh  ia  neuerer  Zeit  mehrseitig  ange- 
zweifelt worden. 

Herr  Professor  Weiss  in  Berlin  erhielt  von  dem  Vortragen- 
den mebrere  gote  Exemplare  und  bat  lioh  darüber  in  der  Sitsnug 
der  deatscben  geologischen  GeeellBcbafl  ron  Dezember  1860  antge- 
sprocben. 

Er  ftoMerte  sieh  in  seinem  durchweg  tod  mir  hennteten  Yor^ 
trage  dahin,  dass  diese  Oehilde  nicht  nothwendig  dnroh  eine  Pflanze 
berforgerufen  aein  müssen.  ünsweifeUiafi  dendritische  Bildungen  ans 
Schwefelkies,  die  in  fthnlicfaer  Weise  gedeutet  werden  könnten,  finden 

•ich  auch  in  paläozoischen  Schichten  anderer  Gegenden,  zum  Bei- 
spiel in  Westfalen.  Das  Detail  der  Nervation,  oder  jede  Spur  der- 
Belben,  verschwindet  vollständig,  sobald  der  Schwefelkies  von  der 
Platte  entfernt  ist,  kurz  Herr  Professor  Weiss  ist  durch  die  ihm 
zu  Gebote  stehenden  Exemplare  nicht  hinlänglich  überzeugt  wordeo, 
dass  wirklieb  ein  Farnabdrock  vorliegt. 

Dem  Vortragenden  sind  inzwischen  wohl  noch  20  weitere 
Exemplare  Ton  Eopteris  durch  die  Hände  gegangen.  Eine  koblige 
Sobstana  war  niemals  au  finden,  dagegen  ergaben  aich,  abgesehen 
▼on  der  immer  wiederkehrenden  graden  Linie,  um  welche  sich  der 
Sdiwefelkies  gntppirt,  suweilen  solche  Sehwefelkiesgebilde,  welche 
nur  noch  Sparen  Ton  Aehnlichkeit  mit  der  Sapor tauschen  Abbil- 
dung hatten,  dagegen  aber  gewöhnlichen  Dendriten  om  so  näher 
standen. 

Es  darf  aus  diesen  Gründen  vorläufig  wohl  mit  Recht  be- 
zweifelt werden,  dass  hier  der  Abdruck  eines  Farn  vorliege. 

Eine  Meerespllaii/.t'  a\is  d^^rn  cambrischen  Sandsteine  von  Lug- 
näs  in  Schweden,  FAtphyton  Lin>ienttum  Tor  dl.,  wurde  dann  unter 
Bezugnahme  aaf  die  ausgelegten  £xemplare  noch  kurz  besprochen. 

Die  Gebilde  sind  sehr  mannigfaltiger  Art  und  erinnern  an  ge- 
wisse Vorkommnisse  besonders  der  Trias,  die  als  Thicrfabrten,  Spo- 
ren von  Wellen,  Eindrdcke  von  Moschein  and  dergleichen  angesehen 
werden.  Wie  der  Vortragende  erfahren  hat,  wird  die  Pflaos^  in 
einer  Publikation  nach  dieser  Richtung  auch  demnächst  besprochen 
werden. 

Herr  Oeheimer  Bergrath  Fabrieius  legte  der  Tersammlnng 

die  ▼or  Kurzem  von  der  k.  k.  Bergdirektion  zu  Idria  in  Erain  her- 
snsgegcbene  Schrift:  ..Das  k.  k.  Quecksilberwerk  /.u  Idria"  vor, 
welche  von  den  dortigen  Werksbeamten  zur  Erinnerung  an  die  im 
Jahre  1880  stattgehabte  Feier  des  dreihundertjährigen  ausschliesslich 
staatlichen  Besitzes  dieses  Werkes  verfasst  worden  ist.  Aus  dem 


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I 


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intereasftiiteii  Inhalte  der  Schrift  wurden  Mgende,  auf  die  geeebiciit' 
liehe  Entwiokelung,  das  Ersvorkommen,  den  Bergbau,  die  Produk- 
tion und  die  Ertrftge  dee  Werkee  betügliohe  Mitthttlungen  gemacH 
Im  Jahre  1490  wurde  dae  Quednilhervoriconunen  von  eines  . 

Böttcher  dadurch  entdeckt,  dass  derselbe  in  einem  Oedts,  weldi» 
er  im  Walde  an  der  Stelle,  wo  gegenwärtig  die  Dreifaltigkeit?kirclt 
zu  Idria  steht,  einer  Quelle  untergestellt  hatte,  Quecksilberiropfeu 
vorfand.  In  der  Folge  entstanden  mehrere  Bergbaugewerkschaften; 
auch  der  Landesfürst  Kaiser  Maximilian  I.  Hess  im  Jahre  1509  bei 
Idria  einen  Bergbau  eröfi'nen.  Längere  Zeit  hindurch  wurde  d^r 
gewerkschaftliche  Bergbau  mit  gutem  Erfolg  betrieben,  gezieth  dana 
aber  in  Folge  der  vielfachen  Zersplitterung,  der  mit  der  Kunebmeo* 
den  Tiefe  wachsenden  Betriebskosten  und  der  häufig  im  Quecksilber* 
handel  eintretenden  Stockungen  in  solche  Bedrftngusa,  dase  der  Isa- 
desherr Sur  Aufreohthaitung  desselben  wiederholt  GddvorschfiMe  | 
den  Gewerken  gewfthren  musste.  Da  hierdurch  indessen  eine  nsdi* 
haltige  Wirkung  nicht  au  erreichen  war,  so  besohloss  Brahersog 
Carl,  Sohn  Kaisera  Ferdinand  L,  die  Uebemalune  des  gewerksolisft* 
liehen  Bergbaus  anf  landesherrliche  Rechnung,  um  hierdurch  für  die 
Zukunft  eine  einheitliche  und  rationelle  Betriebsfuhrung  zu  ermög- 
lichen. Er  führte  dies  im  Jahre  1580  aus  und  erliess  zugleich  emt 
neue  Bergordnuug  für  das  Bergwerk  Idria.  Der  Betrieb  erhielt  hie^ 
durch  eine  gesicherte  Grundlage  und  wurde  mit  günstigem  Erfolge 
lange  Zeit  hindurch  fortgesetzt,  wenn  er  auch  von  einzelnen  grosse-  I 
ren  Unglücksfällen  im  Lauf  der  Zeit  nicht  verschont  geblieben  ist 
Recht  ungünstige  Verhältnisse  traten  fftr  das  Werk  in  der  Mitte 
des  vorigen  Jahrhunderts  und  in  den  zwanziger  Jahren  des  gogss- 
wirtigen  Jahrhunderts  in  Folge  des  Abbans  der  reichsten  Erzmütel 
bei  Yemaohlissigung  der  Aufschlussarbeiten  ein.  Durch  aorgflltig« 
Untersuchung  und  umsichtige  Betriebsleitung  gelang  ea  aber  is 
beiden  FftUen,  dem  Bergbau  von  Neuem  gesicherte  Entwiokelung  n 
verleihen.  Seit  1867  hat  das  Werk  durch  die  ermögliobte  Zugute-  | 
maehung  auch  der  firmeren  Erze  wesentliche  Fortschritte  gemacht 
und  während  der  letzten  13  Jahre  einen  Gcsammtertrag  von  19262000 
Mark  abgeworfen. 

Das  Vorkommen  der  Quecksilbererze  ist  zu  Idria  an  eine  gross« 
Gebirgsüberschiebuug  gebunden,  welche  von  NW.  nach  SO.  verlauft 
und  ein  Haupteinfallen  gepcn  NO.  besitzt.  Als  Folge  derselben  sind 
die  Schichten  des  Steinkohk  ngobirges,  welche  den  Lokalnameu  Sil* 
berschiefer  fuhren,  über  die  Schichten  der  alpinen  Trias  geschoben, 
die  letzteren  sind  im  nordwestlichen  Felde  mehrfach  gefalten  und 
überkippt,  im  südöstlichen  Theile  meist  nur  steil  au%eri<dttet 
mit  nordöstlichem  Einfallen;  dnrdh  nnterirdisdie  Aufsehlfisse  iit 
konstatirt  worden,  dass  selbst  ein  Tbeil  der  bei  Idria  TorlcomBNB- 
den  Kreidekalke  in  der  durch  jene  grosse  GebixgsstSmng  entstände 
nen  Oesteinsspalte  veraunken  ist. 


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Dem  Streioben  der  ktsteren  enteprioht  ä$B  Hftapietreidieii  * 
der  IirtUgeretitteii,  doch  ist  das  Auftreten  der  Erze  innerlialb  der 
einselneu  Triasgesteine  ein  verschiedenartiges.  Im  nordwestlichen 
Felde,  wo  die  stärksten  Störungen  in  der  Gebirgslagening  bemerkt 
werden,  haben  die  Quecksilbererze  in  den  obertriasischen  Wenge- 
Der  Schichten  (dem  sog.  La{i:cr8chiefcr)  eine  lagerartige  Ausbreitung 
und  in  den  untertriasiscben  Kalksteinen,  Dolomiten,  Konglomera- 
ten und  Breccien  den  Charakter  eines  mächtigen  Stockwerks,  welches 
auf  den  älteren  untertriasiscben  Gliedern  (Werfener  Schichten)  liegt, 
wahrend  im  südöstlichen  Felde  die  Erze  vorherrschend  in  Klüften 
auftreten,  welche  die  untertriasiscben  Guttensteiner  Kalke  und  Do- 
lomite tbeils  parallel  mit  jener  Gebirgsstdmng,  theils  quer  an  der- 
selben darohsetien. 

Die  Verbreitong  dieses  QnecksilberersTorkommene  ist  auf  eine 
Länge  Ton  1600  m  bei  einer  qnerschlägigen  Breite  von  670  m  bekannt. 

Im  nordwestliehen  Felde  führt  der  Lagersofaiefer  die  Zinnober- 
erse  meist  eingesprengt,  doch  kommen  auf  den  Sehiehtnng:«-  und 
Kluftflächen  auch  Nester,  Trümmer  und  linsenförmige  Anhäufungen 
dieses  Minerals  vor;  gediegenes  Quecksilber  int  dort  selten  und  zwar 
nur  in  den  höher  gelegenen  Theileu  der  Lagerstätte  da  vorgekom- 
men, wo  der  Lagerschiefer  unmittelbar  von  dem  Steinkoblengebirofe 
überlagert  wird,  und  selbst  in  letzterem.  Im  südöstUchen  Felde 
sind  die  bis  zu  1  m  mächtigen  Klüfte  mit  kalksohieferigen  oder  dolo- 
mitischen  Gesteinsmassen  oder  mit  Trümmergesteinen  erfüllt,  die 
mit  krystallinischem  Zinnober  stark  imprägnirt  sind. 

Das  reiehste  Zinnoberera  heisst  Stahlera,  ist  naeh  seiner  Farbe 
ao  benannt  und  enth&lt  bis  76 ^/o  Quecksilber;  es  tritt  tbeils  dicht, 
tbeüs  krystallinisch  k6mig  auf.  Das  Lebererz  ist  ein  inniges  Ge- 
menge von  Zinnober  mit  dem  b&nfig  dort  auch  selbst&ndig  vor- 
kommenden Idrialit,  mit  Kohle  und  erdigen  Tbeiten.  Eine  besondere 
Varietät  des  ersfSihrenden  Lagersehtefers  ist  das  sogenannte  Korallen- 
erz, ein  mit  Zinnober  und  Bitumen  gemengter  Eisenapatit,  der  aus 
der  Vererzung  von  iin  Lagerschiefer  eingebetteten  Korallen-  und 
Schaltbierresten  entstanden  zu  sein  scheint.  Ausserdem  kömmt  noch 
das  Ziegelerz  vor;  dasselbe  ist  frei  von  Bitumen,  sandig,  körnig  und 
enthält  eingesprengten,  meist  krystallinischen  Zinnober. 

Die  Zinnobererzlagerstätte  von  Idria  führt  ausser  £isen  in 
Form  von  Schwefelkies  keine  anderen  Metalle;  auch  an  anderen 
Minoralien  ist  sie  ansserordentlich  arm. 

Der  Bergbau  wird  dort  mit  6  Soh&chten  von  $42  bis  876  m 
TiefiB.  2  Stollen  von  827  und  877  m  L&nge  und  über  12  Bausoblen 
batrieben,  welche  letztere  eine  Gesammtstreckenlftnge  von  22868  m 
beritsen.  Zum  Abbau  sind  auf  der  Erdagerstfitte  969480  Kubik- 
meter festo  Masse  Torgeriohtet»  deren  Metallinhalt  auf  002840  Centner 
Queokeilber  nnd  Werth  auf  180  862  000  Mark  veranschlagt  werden 


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kann,  da  eHUmmgarnftwipt  l  Kubikmeter  feate  Lagennaaae  62  TO. 
Qoeckaüber  Hefari  und  1  Ctr.  Qaeckailber  nach  dam  Ergabniaa  dir 
leisten  100  Jahre  einen  Dorchaohnittswerth  von  800  Mark  besitit. 

üiiter  Zujj^rundele^ung  der  bisherigen  Jahresförclernng  von  1360* 
Kubikmeter  La^ermasse  ist  somit  der  dortige  Bergbau  schon  für 
TOVa  Jahre  gesichert. 

Von  der  I^h-;:iebigkeit  des  Werkes  mögen  folgende  Angaben 
ein  Bild  gewähren. 

W&hrend  des  letitea  Jahrhunderts  (1780  bis  1879)  mit  Ab- 
rechnung von  4  Jahren,  in  welchen  die  Production  nnbekannt  ist, 
wurden  420118  Ctr.  Queckaüber  produoirt.  Die  höchste  Prodnotion 
üand  aar  Zeit  dea  mit  Spanien  abgeachloaaenen  QneekaUberliafenngi- 
yertragea  in  der  Periode  1786  Mb  1798  atatt,  wo  die  jfthrliöhe  Qoeok» 
ailber-Prodaktion  zwischen  11200  and  18600  Ctr.  betragen  hat;  dff 
dorehachnittliche  Gehalt  der  Erae  betmg  damala  swiachen  11  und 
18  Procent  Queokailber,  welch  letzterer  aieh  im  Jahre  1787  ergahi 
Dann  sank  Menge  und  Gehalt  der  jährlichen  Erzproduktionen,  welche 
1111  zweiten  und  dritten  Decennitmi  des  laufenden  Jahrhunderts  den 
niedrigsten  Stand  erreichte,  so  dass  im  Jahre  1818  nur  2046  Ctr. 
Quecksilber  producirt  wurden.  In  neuerer  Zeit  «jelanpr  die  Zngute- 
machunpf  ganz  gering  haltit^er  Erze,  und  im  Jahre  1879  wurden 
überhaupt  812532  Ctr.  Erze  mit  einem  Durchschnittsgehalt  von 
1,076  Procent  verhüttet  und  8386  Ctr.  Quecksilber  nehst  1010  Ctr. 
Zinnober  dargestellt,  zugleich  ein  Ertrag  von  714396  Mark  erzielt 
Während  der  letaten  65  Jahre  (seit  1814)  bat  Idria  einen  Geaammt- 
ertrag  von  47  498  510  Mark  oder  jährlich  darchachnittlioh  780  ODO 
Mark  geliefert  Der  Ertrag  war  nach  dem  weehaelnden  Preiae  dm 
Qaeckailbera  seibat  aehr  sehwankend.  Letaterer  betrog  ftr  1  Ctr. 
in  der* Zeit: 

von  1920  bis  1834  dnrcheohnittlloh  200  Mark, 

1885  bis  1851  durchschnittlich  weit  über  400  Mark, 
1852  bis  1870  durehschnittlich  zwischen  200  und  280  Mark, 
im  Jahre  1874  durchschnittlich  639  M.  bei  575  M.  niedrigstem 

und  707  M.  höchstem  Preise, 
im  Jahre  1879  durchschnittlich  200  M.  bei  189  M.  niedrigstem 

und  279  M.  höchstem  Preise. 

Der  hohe  Durchschnittspreis  des  Jahrea  1874  war  die  Veran- 
lassung, daaa  Idria  damals  einen  Reinertrag  von  4000000  Hark  ge* 
liefert  hat 

Ana  den  älteren  Akten  ergibt  sieh,  dasa  der  Qneoksilberprsis 
im  Anbnge  dea  17.  Jahrhnnderta  zwiaofaen  80  und  180  Mark,  im 
Jahre  1741  826  Mark  nnd  im  Anfsng  dea  laafenden  Jahrhonderts 
268  Mark  betragen  hat. 


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Derselbe  Redner  legte  hierauf  die  bei  dem  Königl.  Oberberg- 
Amte  zu  Bona  von  dem  Oberbergamts -Markscheider  Schneider 
bearbeitete  Uebersichtskarte  des  Vorkommens  nutzbarer 
Minerallagerstätten  im  Kreise  Siegen  vor,  welche  zur  Er* 
läuterung  der  demnäohet  amtlich  zu  veröffeDtlichenden  Beschreibung 
der  Bergreviere  Siegen  I  und  II,  Mftsen  ond  Bürbach  dienen  soll 
und  xngleieh  die  Darstellang  der  nntsbaren  Minemllagent&tten  im 
baoftohbarten  Bergrevier  Daaden  •Kirchen  enthilt.  Als  topographi- 
sche Grondlag»  dieser  sehr  übersiehtiiohen  ond  interessanten  Karte 
dient  die  Schwarsdruekkarte  der  von  Dechen'sohen  geologischen 
Karte  der  Bheinprovins  nnd  der  Frovina  WestfUen.  ^nf  dieser 
sind  im  Kreise  Siegen  257,  im  benachbarten  Bergreviere  Daaden- 
Kirchen  132,  im  Ganzen  also  389  Mineralvorkommen  kartirt;  ausser- 
dem sind  daselbst  die  metallurgischen  Etablissomente,  die  Haupt- 
steinbrüche und  die  bekannt  gewordenen  Fimdstelien  der  Versteine- 
nmgen  angegeben. 

Die  wirthsobaftliche  Bedeatung  dieses  durch  seine  vortreff- 
liohen  Eisenerze  seit  Alters  her  berühmten  Bergbaubezirkes  daaert 
aneh  in  der  Gegenwart  noch  in  hervorragender  Weise  fori^  denn  es 
Warden  beispielsweise  im  Jahre  1880  in  den  vorgenannten  6  Berg* 
ravieren  auf  270  im  Betrieb  gewesenen  Bergwerken  mit  10  805  Ar- 
beitern 17968660  Ctr.  Eisenerse»  102400 Gtr.  Zinkene,  76800 Ctr. 
Reierae  nnd  55 160  CtSr-Knpfereme  gef5rdert,  nnd  der  Oesammt- 
Werth  dieser  Prodidttiofi  betrag  am  ürspningsorle  10868441  Mark. 

Herr  Prof.  H.  Landois  aus  Münster  sprach  über  fremde 
Körper  in  Hühner-Eiern  und  im  Anschlüsse  daran  über  die 
Histogenese  der  Eierschalen  der  Vögel  überhaupt. 

Man  hat  bis  jetzt  26  verschiedene  Würmer  kennen  gelernt, 
welche  als  Entozoen  im  Haushuhne  heimatheii;  und  zwar  sind  dieses 
13  fipnlwurm-Arten,  7  Saugwürmer  und  5  echte  Bandwürmer.  Von 
diesen  fanden  sich  in  den  Eiern  bisher  nur  zwei:  ein  Spulwurm, 
Heterakii  infiexa  Rud.  and  ein  Saagwnrm,  DisUmum  cvatum  End. 
Letsterer  wurde  in  einem  Prftparate  demonstrirt  Um  in  verstehen, 
wie  diese  Würmer  in  das  Ei  gelangen,  ging  Redner  aof  die  Ent* 
stehnng  der  Eisdiale  der  Vögel  n&her  ein  nnd  snohte  onter  Yor^ 
seigong  sahlreicher  mikroskopiseher  Mparate  den  Naohweis  sn 
f&hren,  dass  die  fiSsohale  der  Vögel,  im  Gegensatee  in  y.  NathnsinsP 
Ansicht,  als  ein  accessorisches  Produkt  des  Eileiters  zu  betrachten 
sei.  Sowohl  die  faserige  weisse  Haut,  die  Uterindrüsenschicht,  wie 
auch  die  Kalksalze  der  sog.  Mammillen  werden  vom  Eileiter  secer-  . 
nirt  und  dem  Eiweiss  überlagert.  Die  meisten  als  sog.  Bandwürmer 
in  den  Eiern  angegebenen  Gebilde  sind  durchaus  keine  Würmer, 
sondern  Eier  von  absonderlicher  monströser  Gestalt,  welche  aller- 
dings  häufig  die  Form  eines  Warmes,  selbst  eines  Bandwurmes  an- 

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nehmen.  I)erarti|?e  wurmförmige  Eier  wurden  ebenfalls  demonstiiit  ! 
und  durch  mikroskopischo  Präparate  als  wirkliche  Eier  nachgewiesen 

Herr  6.  Selip^mann  aus  Coblenz  beq^richt  unter  Vorlegoag 
der  betreffenden  Krystalle: 

1)  Mit  kugligen  Maisan  Terwaohsene  DUmanikry- 
•ialle  aas  Brasilien. 

Trots  der  ▼idiUtigen  Bearbeitung,  die  die  KrygiaUform  d« 
Diamanti  in  den  letzten  Jahren  gefanden  hat,  tind  derartige  GebUde, 
die  unser  ganaes  Interene  in  Anapraoh  nehmen,  gtr  nicht  oder  doch 
nur  sehr  vorfibergebend  berührt  worden.  ToUkommene  Kogehi  m 
Diamant  eind  sohon  öfter  erwihnt;  0.  Rose  (üeber  d.  Verhalten  d. 
Diamants  und  Graphits  bei  d.  Erhitsung.  Fogg.  Ann.  187S.  Bd.  148. 
S.  521)  macht  auch  bereits  darauf  aufmerksam,  dass  man  die- 
selben nicht  mit  dem  sog.  Carbonat  verwechseln  dürfe,  was,  wie 
mir  scheint,  dennoch  mitunter  jjepchehen  ist.  Verwachsungen  solcher 
Kugeln  mit  Krystallen  hat  Kose  wohl  nicht  gekaimt.  Sadebeck 
(Ueber  d.  Krystallis.  d.  Diam.  Abh.  d.  Berl.  Akad.  1876.  S.  140)  nennt 
akuglige  Aggregationen"  nur  nebenbei,  als  unter  dem  Boort  sich 
findend.  Grotb  (Mineraliensammlang  d.  Univers.  Strassburg.  S.  8) 
f&hrt  an  «eine  Boortkugel  mit  einem  eingewaohsenen  KryetaU  fon 
ichöntten  Wasser*  Tom  Cap,  woraus  man  nioht  ereehen  kann,  ob  ' 
hier  eine  unserer  Kugeln  oder  ein  kugUgea  Gebilde  von  Gaihoolt 
Torliegt  Mit  «Boort*  beieiohnen  n&mtioh  die  H&ndler  übeihüipi 
alle  des  8ohIi&  nioht  würdige  Waare,  die  entweder  su  Palrer  M^ 
stoseen  oder  su  gewerbliohen  Zwecken  verwandt  wird.  In  Carboast 
eingewachsen  finden  sich  ebenfalls  Krystalle  (vergl.  z.  B.  Beschreib 
bendes  Verzeichniss  einer  Samml.  v.  Diam.  f.  d.  Hofmineralieo-Cahinet 
in  Wien,  vom  Hofjuwelier  M.  Cohen,  Wien  1822,  S.  11),  doch  ist 
dies  Vorkommen  nicht  identisch  mit  dem  unserigen.  Der  Carbonat 
hat  ein  poröskörniges  Gefüge  und  stellen  die  eingewachsenen  indi- 
vidualisirten  Massen  dem  umhüllenden  Stoffe  anscheinend  fremd 
gegenüber.  Die  Kugeln  dagegen  sind  undeutlich  radialfiwrig-krj- 
etallinisch  und  die  darin  enthaltenen  Krystalle  scheinen  organisch 
mit  ihnen  zusammenzuhängen,  aber  nioht  so,  dass  sie  etwa  auf  cia 
die  andern  überflOgelndee  Individuum  sur&okgeffthrt  werden  kdnnteD. 
Es  wurden  drei  St&ok  vorgelegt:  Eine  vollkommene  Kugel  von  gslb* 
lieber  Farbe,  opak,  mit  rauher  Oberfliohe,  welche  unter  dem  Mikro- 
tkop  als  aus  unifthligen  hypoparallel  gestellten  Krystalltheilen  be- 
stehend erkannt  wird;  eine  zweite  derartige  Kugel,  aus  wekdier  eis 
ausgezeichneter  Oktaeder-Zwilling  nach  dem  Spinellgesetz  heraus- 
wächst und  drittens  ein  Bruchstück  eines  einfachen  Oktaeders  %- 
Th.  von  einer  Kugel  umhüllt.  Dies  letztere  Spocimen  lässt  gani 
besonders  schön  erkennen,  wie  die  im  Krystall  regelmassig  angeord- 
nete, ungemein  deutlich  spaltende  Diamantsubstaus  alimfthlioh  sieh 


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188 


snlblätterDd  übergebt  in  das  verworrene  Aggregat  der  Engel.  Eine 
^niible  Erklämng  fior  diese  £igeiithümlichkeit  der  Krystallbildmif 
dürfte  nicht  leicht  za  geben  tem.  Wae  konnte  die  Yeruüassang 
wertai,  den  der  ordnangtmMge  Abeaii  der  Sabatans  bei  den 
jedenHille  eohwebend  gebfldeten  Kryitellen  dee  Diemuita  anlhfirte, 
um  euier  eoeeiieineiid  regeUoeea  Anordniing  der  MolekBle  Plate  sa 
aaelieD?  Daee  suerei  die  Kogel  Torbanden  geweaen  und  darmna 
dann  der  KrystaU  entwaehien  lei,  iit  nioht  annehmbar  wegen  dee 
alhttiUiehen  üebergangs,  der  zwischen  beiden  vorbanden  und  der 
nur  dann  möglich  erscheint,  wenn  die  regelmässige  Ablagerung  der 
Moleküle  nach  und  nach  mehr  und  mehr  verschwand. 

So  viel  mir  bekannt,  geschieht  nur  eines  ähnlichen  Vorkom- 
mens in  der  Litteratur  Erwähnung;  es  ist  das  ein  Quarz  mit  auf- 
sitzenden Hyalith-Kugeln,  den  Hessenberg  beschreibt  (Abhandl. 
d.  Senckenb.  naturf.  Ges..  Bd.  2,  S.  167,  Taf.  VI,  Fig.  17).  Auch 
hier  sind  beide  Mineralien  nicht  scharf  getrennt,  sondern  verlaofen 
allmählich  ineinander,  während  eine  Verschiedenheit  mit  uneerm 
Falle  darin  beetebt»  daie  der  eine  Körper  kryitallinieeh,  der  andere 
aber  amorpb  ist 

3}  Tnrmalin  von  Dekalb  im  Staate  New-Tork,  den  der 
Vorirageade  dnrob  dae  Kranti'acfae  Ifineralien-Compioir  erhallen 
lialte.  J)ie  meieten  dorobeiofatigen  KryttaDe  nnd  in  BUkspatii 
eingewachien;  ibre  Form  ist  knnprismatiscb  nnd  fonertt  fliidien* 
reich.  Es  worden  beobachtet:  R.  4R.  —  V^R.  — R.  — 2R.  R2.  R3. 
R6.  —  — 2R2.  — 2R3.  oR.  00 R.  ooP2.  unter  Zu- 

grondelegung  eines  Rhomboeders  von  182^49'  in  den  Polkanten. 

Herr  Dr.  Ph.  Bertkau  nahm  aus  dem  Auftreten  der  Reb- 
laus in  einer  Handelsgärtnerei  zu  Bonn  Veranlassung,  unter 
Vorlegung  einiger  Präparate  und  Karten  über  die  Lebensweise  diesee 
Iniekies  in  verschiedenen  Lindem  (Amerika,  Frankreieb,  Schweiz, 
Deataohland)  nnd  seine  Verbreitung  sn  e|»reehen.  Ana  dem  ümetand, 
daee  weder  an  der  Abr,  ndnb  eonei  in  Deotiobland,  mit  Ananabma 
▼am  Eloeler  Nenbnrg,  die  geflügelte  Form  beobaebtet  iel»  lehöpfta 
er  die^  wenn  aneb  geringe,  Hofibnng,  dase  neb  die  Yerbreitnng 
dieeee  gefthrHebtten  Feindee  dee  Weinbana  bei  nne  nnr  auf  pasaive 
Weiae  Tirfbielie.  Bedenklieb  f8r  diese  Ansicht  ist  allerdings  der 
Umstand»  dass  weder  über  die  Herkunft  der  Reblaus  an  der  Ahr, 
noch  in  Bonn  sich  etwas  ermitteln  Uess. 

Herr  Ingenieur  E.  Venator  aus  Aachen  bespricht  das  Vor- 
kommen und  die  Gewinnung  von  Strontianit  in  West- 
falen. Dieses  Mineral  war  im  Mnnsterlande  schon  seit  den  dreissi- 
ger  Jahren  bekannt  und  eeit  den  vierziger  Jahren  von  venobiedenett 
Giibem  in  kleinen  Mengen  dnr«b  Tageban  gewonnen  nnd  anr  in 


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164 


dar  Pyrotechnik  verwendet  worden;  es  erlang  erst  eine  grossere 
Wichtigkeit,  als  im  Jahre  1871  Max  Fleischer  das  von  Dabrun- 
fant 1849  erfundene  Verfahren,  den  Zucker  aus  der  Melasse  durch 
Strontian  zu  p^ewinnen,  wieder  aufnahm  und  die  durch  die  Initiative 
des  unternehmenden  Zuckerindustriellen  Uermauii  Kücken  ge- 
gründete Dessauer  Zuckerraffinerie  das  Verfahren  in  die  Praxis  ein- 
föhrte«  Da  die  zu  jener  Zeit  gewonneaen  Mengen  des  Minerals  für 
einen  solchen  Betrieb  nicht  ausreichteiii  wurde  dam  Vortragenden 
im  Jahre  1874  die  Mission,  da»  Vorkommen  tmier  dem  Geiiohle- 
ponkle  der  ErmögUehang  einer  gröateren  und  regelmierigen  Pio* 
dnktion  zu  nnterenehen.  Das  Reanltat  seiner  Fonehungea  war  die 
Erkenntnis«,  das  dasselbe  swisohen  Hamm  und  Mfinster  über  eine 
Fliehe  Ton  24—80  Qoadratmeilen  verbreitet  ist  und  die  theilweiss 
AnsfUlnng  von  sahUosen  Gängen  bildet,  die  den  Mneronatenmergel 
in  aUen  möglichen  Richtungen  durchsetzen  und  nach  der  Teufe  hin 
weiter  niedersetzen,  als  man  bis  dahin  annahm.  Auf  semen  Vor- 
schlag wurde  das  Vorkommen  durch  kleine  Schächte  an  verschiede- 
nen Punkten  aufgeschlossen,  und  es  entwickelte  sich  hieraus  ein 
Bergbau,  der  heute  von  verschiedenen  Gesellschaften  betrieben  wird, 
die  mit  mehr  oder  wonijrer  Erfolg  arbeiten  und  jetzt  über  1200 
Arbeiter  beschäftigen,  von  denen  über  600  auf  die  für  Rechnung 
der  Dessauer  Raffinerie  und  mehrerer  von  ihr  gegründeten  Fili- 
alen arbeitenden  Dr.  Reichardt'schen  Gruben  entlUien.  Die  Pro- 
dnotion,  welohe  früher  4—600  Ctr.  pro  Jahr  nicht  ttbersUegi  bs- 
trigt  hente  ftber  60,000  Ctr.,  wo  von  auf  den  geosnnten  Orobn 
allein  oa.  4%b00  prodnoirt  werden«  Von  den  vielen  Gingen  haben  sieb 
nur  sehr  wenige  als  bauwürdig  heraufgestellt;  viele  Betriebepunkls 
haben  bereits  eingeetellt  werden  müssen  und  viele  andere  dürfttn 
in  nicht  ferner  Zeit  cum  Erliegen  kommen,  da  die  Unbauwurdigkeit 
der  Gänge,  der  Wasserreichthum  des  Terrains,  hohe  Grundabgabeo, 
schlechte  Abfuhrwege  und  das  Aufhören  der  edlen  Ausfüllun|i^  in 
verhältnissmässig  geringer  Teufe  einer  weiteren  Entwickeluug  de« 
Betriebes  hemmend  im  Wege  stehen;  die  übertriebenen  Hoffnungeo 
der  Grundbesitzer  und  der  Speculanten,  die  in  massenhaften  Zeitungs- 
artikeln Ausdruck  gefunden  haben,  werden  nach  Ansicht  dee  Bedimt 
nnsweifelhaft  von  bitteren  Enttäuschungen  gefolgt  sein. 

Der  längere  Vortrag  über  dieses  interessante  Vorkommen  ist 
von  dem  Vortragenden  einer  snsrdbrlieheren  Arbeit  einverleibt  wor- 
den, die»  von  einer  üebersiehtekarte  und  Profilen  begleitet»  im  Dreck» 
ersoheineii  wird. 


Prot  von  Lasanlx  berichtet  fiber  die  Ergebnisse  der 

Untersuchung  des  Erdbebens  vom  26.  August  1878,  die 
unter  der  überaus  thäiigen  Mithülfe  eines  früheren  Schülers,  des 
Herrn  Dr.  £.  Schumacher,  jetzt  iu  Strassburg,  nunmehr  baldigtt 


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165 


QiD  AbschluBse  gebracht  sein  wird.  Das  ausserordeDtlich  umfang- 
reiche statistische  Material  erforderte  eine  längere  Zeit  sur  Be- 
arbeitung. Die  Resultate,  deren  einige  hervorgehoben  werden,  sollen 
in  einer  demn&chst  erscheinenden  eelbstst&ndigen  Sohrift  veröfiSeni- 
liolii  werden,  auf  die  der  Vortragende  liiermit  yerweiat 

Herr  WirkL  Gdi.*Bath  von  Deehen  gedachte  nooh  mit  wem* 
gen  Worten  des  am  26.  Angost  d.  J.  dahingeschiedenen  langjilirigen 
VeretneniitgUedeB  F.  Ooldenberg  in  Maletadt»  bei  Saarbrücken  nnd 
wies  auf  dessen  grosse  Verdienste  in  der  Erforschung  der  Flora  und 

Fauna  des  Kohlengebirges  jener  G^end  hin.  Ein  kurzer  Lebens- 
abriss  ist  von  dem  Redner  bereits  in  diesem  Correspondenzblatt 
8.  68  veröffentlicht  worden. 

Es  erfolgte  hierauf  durch  den  Herrn  Präsidenten  mit  dem 
Anadruck  des  Dankes  für  die  zahlreiche  und  rege  Betheiligung  seltene 
der  Mitglieder  der  Sohlnss  der  Versammlung  um  8  Uhr,  wonach 
sioli  SU  dem  gemeinsamen  Mittagessen  im  „Goldenen  Stern*  noch 
gegen  60  Theilnehmer  aasammenfanden.  Sehr  beifällig  anfgenom* 
mene  Trinkspr&che  wftraten  das  Mahl  nnd  allgemein  herrschte  ein 
Arendiger,  geselliger  Verkehr,  der  nooh  am  Abend  seine  Fortsetsnng 
hsoä,  indem  eine  grosse  Zahl  der  ^obgenossen  sich  an  einer  swang- 
loaen  Unterbaltnag  bei  einem  Olase  Bier  ▼ereinigte. 


Mittheilung. 

Von  den  Herren  Fabrikbesitzern  Ludwig  Marquart  in  Bonn 
und  Dr.  Paul  Marquart  in  Kassel,  Hermann  Marquart  und 
Fräulein  Josephine  Marquart  in  Bonn,  den  Söhnen  und  der 
Tochter  unseres  jüngst  verstorbenen  Ehren- Vice-Präsidenten,  hat  der 
Verein  ein  höchst  werthvolles  Geschenk  in  der  sehr  gelungenen  gros- 
sen  Photographie  ihres  Vaters  erhalten,  welche»  von  geschmakvoliem 
Rahmen  umgeben,  ein  prächtiges  Andenken  an  den  Stifter  unseres 
Vereins  darbietet.  Der  Vorstand  hat  hieraus  Veranlassung  genom- 
mea,  im  Namen  der  GeseUiehaft  peradnlioh  an  danken. 


Verzeichniss  der  Schriften,  welche  der  Verein 
während  des  Jahres  1881  erhielt. 

a.  Im  Tausch: 
Von  der  Natorforschenden  Gesellschaft  des  Osterl andes  in  Altenburg; 

Mittheilungen  aus  dem  Osterlande.   N.  F.  1.  Band. 
Von  dem  Naturhistorischen  Verein  in  Augsburg:  26.  Bericht 


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186 


Von  dem  Gewerbeverein  in  Bamberg:  Wochenschrift.  29.  Jahrg. 
Naturw.  Beilage.  20.  Jahrg.  No.  9—12. 

Von  der  Königlich  Preussiachen  Akademie  der  Wissenschaften  in 
Berlin:  Monatsberichte.  1880.  September  u.  October,  November, 
Deoember.  1881.  Januar,  Februar,  März,  April,  Mai,  Jimi|  Joli, 
August,  September,  October,  November,  Deceöiber. 

Von  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  in  Berlin:  Zeitschrift. 
XKSSL  Bd.  8.  Heft.  4.  Heft  XXXUI.  Bd.  1.  Heft.  2.  Heft.  3.  Heft. 

Yom  dem  Pxenieieolieii  GbrteplwiiTereiii  in  Berlin:  Monateeelirift. 
38.  Jwhrg.  1880. 

Von  dem  Entomologiaehen  Yeroin  in  Berlin:  Zeiteohrift.  XZT.  Bi 
1.  Heft.  2.  Heft. 

Von  der  Oeeeileolieft  Netarfoffiehender  Vtwad»  in  Beriin:  ffitrang»- 

berichte.  Jahrg.  1880. 
Von  dem  Naturwissenschaftlichen  Verein  in  Bremen:  AbhandluDgen. 

VII.  Bd.  1.  Heft.  2.  Heft.  Beilage  No.  8. 
Von  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Coltor  in  Breslaa: 

67.  und  58.  Jahresbericht  der  schles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultor. 
Von  dem  Verein  für  schlesisohe  Inieotenkunde  in  Breelaa:  Zeitp 

eohrift  für  Entomologie.  8.  Heft. 
Von  dem  Natarforschenden  Verein  in  Brünn:  Verhandlungen.  XVIIL 

(1879).  Brfinn  1880.  Katalog  der  Bibliothek.  I.  Sapplementpfiefti 
Von  der  m&hriioh-flohleaitehen  Geeelltohaft  fftr  Aekerban,  Nator-  imd 

Ltndeelrande  in  Brünn:  Mittheilnngen.  60.  Jahrg.  (1880). 
Von  der  Natnrforaohenden  Geiollsehaft  in  Daniig:  Sehrifiän.  H.  F. 

V.  Bd.  1.  n.  8.  Heft.  —  Daniig  in  natnrwiateneohaftl.  und  medi» 

sinisoher  Beai^ung.  Zar  88.  Venainmlang  Deotaoher  Nalafl  a. 

Aerzte  1880. 

Von  dem  Verein  für  Erdkunde  in  Darmatadt;  Notizblatt.  IV.  Folge. 

1.  Heft.  No.  1—12. 
Von  der  Leopoldinisch-Carolinischen  Akademie  der  Naturforscher  ia 

Dresden :   Nova  Acta.  Vol.  XLI.  Pars  I,  II.  Leopoldina.  Heft  XVIL 

No.  1  bis  24. 

Von  dem  Naturhistorischen  Verein  Isis  in  Dresden:  SitEongeberiolila 
1880.  Januar — Juni;  Juli— December.    1881.  Januar — Jnni. 

Von  der  Natnrforaohenden  Oeeellaohaft  in  Emden :   65.  Jahresbericht 

Von  der  Senkenbergisdhen  Natnrforiobenden  Oeeelleoheft  in  Frank- 
furt a.M.:  Bericht  1879— 80.  Abhandinngen.  13.  Bd.  1.  u.  9.  HeA. 

Von  der  Bedaotion  der  Zeiteohrift  „Der  loologisehe  Garten*  in 
Frankfort  a.  Bf.:  XXH.  Jahrg.  No.  1—8. 

Von  der  Oberhessischen  Geielliehaft  fftr  Natur-  and  Heilkonde  ia 
Qiessen:   Zwanzigster  Berieht. 

Von  der  Oberlausitzischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Görlitz: 
Neues  Lausitzisches  Magazin.  57.  Bd.  1.  flcft. 

Von  der  Natarforschenden  Gesellschaft  in  Görlits:  Abhandlungeo. 
XVII.  Bd. 


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187. 


Von  dem  NatnrwissenschaftUcbeu  Verein  für  Steiermark  in  Qnz: 
Mittheilangen.  Jahrg.  1880. 

Von  dem  Verein  der  Aerzte  in  Sieiernmrk  in  Orai:  Mittheiliingen. 
XVII.  Vereinsjahr.  1880. 

Von  dem  Natnnfiieeniebaftlichen  Verein  von  Ken- Vorpommern  and 
Rtlgen  in  Greifswald:  Mittheilangen.  12.  Jabrg; 

Von  dem  NatorwisseneohafUiclien  Verein  Ar  Sachten  and  Thürin- 
gen in  Halle:  Zeiteehrift.  (3.  F.)  1880.  Bd.  V.  (Der  ganien  Beihe 
LUI.  Bd.). 

Von  dem  NatarwissenschafÜichen  Verein  in  Hamborg-Altona:  Ver- 
bandlungen. N.  F.  V. 

Von  der  Natarhistoriscben  Gesellschaft  in  Hannover:  Neunnnd- 
zwanzigster  und  dreissigster  Jahresbericht  (1878—1880). 

Von  der  Redaction  des  Neuen  Jahrbuchs  für  Mineralogie,  Geologie 
und  Paläontologie  in  Heidelberg:  Jahrbuch.  I.  Beilage.  Band.  1.  Heft. 
2.  Heft.  3.  Heft.  —  1881.  I.  Bd.  1.  Heft.  2.  Heft.  3.  Heft.  1881. 
IL  Bd.  1.  Heft.  2.  Heft.  3.  Heft. 

Von  dem  naturbistoriscb-medizinischen  Verein  in  Heidelberg:  Ver- 
handlangen. N.  F.  8.  Bd.  1  Heft 

Von  dem  Siebenbürgieeben  Verein  IQr  Natarwieienaohalton  in  Her- 
mannstadt:  Verhandlongen  ond  Mittheilongen«  XXXI.  Jahrg. 

Von  der  medisiniaeh-naturwiseeneehafUiehen  Oeeellaohaft  in  Jena: 
Jenaitohe  Zeiteohriffe.  16.  Bd.  1.  Helt  2.  Heft.  8.  Heft. 

Von  dem  Ferdinandeam  für  Turol  und  Voralberg  in  Inntbruck: 
Zeitschrift.  8.  Folge.  25.  lieft. 

Von  dem  Naturwissenschaftlichen  Verein  in  Karlsruhe:  Verband- 
lungen. 8.  Heft. 

Von  dem  Naturwissenschaftlichen  Verein  für  Schleswig 'Holstein  in 
Kiel:    Schriften.  Bd.  IV.  1.  Heft. 

Von  dem  NaturhistoriBchen  Landesmuseuro  von  Kärntben  in  Klagen- 
furt: J ahrbacb.  14.  Heft.  Bericht  über  das  Natorh.  Landetmuseom. 
1878.  1879. 

Von  der  Königlich  bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften  in 
Mfinohen:  Sitsongaberiohte.  1881.  Heft  I,  HI,  IV.  Abliand- 
longen  der  mathemat-phys.  Classe.  XUI.  Bd.  8.  Abth.  XIV.  Bd. 
1.  Abth.  Zittel:  üeber  den  geologischen  Bao  der  libyschen  Wüste. 

Von  dem  Verein  der  Freonde  der  Natargeschichte  in  MeUenborg 
in  Heobrandenburg:    Archiv.  84.  Jahr. 

Von  der  Natur  historischen  Gesellschaft  in  Nürnberg:  Abhandlun- 
gen. VIT.  Bd. 

Von  dem  Naturhistorischen  Verein  Lotos  in  Prag:   Lotos.  Neue  Folge. 

I.  Bd.  (Der  ganzen  Reihe  29.  Bd.). 
Von  der  K.  Böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Prag: 

Abhandlungen  1879—60.  VI.  Folge.  X.  Bd.   Jahresbericht  1879. 

1880.  SiUungsberiohte  1880. 


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188 


Von  dem  Verein  f&r  Natarkunde  in  Presburg:   Yerhandlimgen.  Neae 

Folge.  3.  Heft.  4.  Heft. 
Von  dem  zoologisch-mineralogischen  Verein  in  Regensburg:  Corre- 

spondenzblatt.  XXXIV.  Jahrg. 
Von  der  Botanischen  Gesellschaft  in  Regensburg:    Flora.  Neue  Reihe 

38.  Jahrg.,  der  ganzen  Reihe  63.  Jahrg.  1880.   39.  Jahrg^  der 

ganzen  Reihe  64.  Jahrg.  1881. 
Von  dem  Entomologiscben  Verein  in  Steiiin:  EntomoL  Zeitung. 

41.  Jahrg.  (1880). 
Ton  dem  Verein  fUr  Taterlindische  Nainrkande  in  Wärtembeig  is 

Stattgart:  Jahreshefte.  87.  Jahrg. 
Von  der  Kaieerliehen  Akademie  der  Witfensohaften  in  Wien:  Sitanngi- 

berichte.  LXXXI.  Bd.   1.  Abth.  Heft  1—6.   2.  Abth.  Helt  4-6. 

8.  Abth.  Heft  4—6.  LXXXII.  Bd.   1.  Abth.  Heft  1,  2,  3,  4,  5. 

2.  Abth.  Heft  1,2,  3,  4,  6.   8.  Abth.  Heft  1,  2,  3,  4,  6.  LXXXm. 

Bd.  1.  Abth.  Heft  1—4.   2.  Abth.  Heft  1—4.  3.  Abth.  Heft  1—2. 

Register  zu  den  Bänden  76—80. 
Von  der  Kaiserlichen  Geologischen  Reichsanstalt  in  Wien:  Jahrhadi. 

XXX.  No.  4.    XXXI.  Nü.  1,  2,  3.    Verhandlungen  1880.  No.  12 

—  18  (Schluss).    1881.  No.  1,  2,  3,  4,  6,  6,  7,  8,  9,  10,  11,  12,  13, 

14,  16.   Führer  zu  den  fixoreionen  der  Dentechen  Geolog.  Ge* 

■eUsoh.  1877. 

Ton  dem  zoologitoh»  botanischen  Verein  in  Wien:  Verhandlung« 
1880.  XXX. 

Von  der  k.  k.  Geographiaohen  Geeelladbaft  in  Wien:  Mitthdlttngtt- 
XXm.  Bd.  1880. 

Von  der  physikaliseh-medioiniachen  Geeellsohaft  in  Wfinbiii||^:  Ver 
handlungen.  XV.  Bd.  1.  n.  2.  Heft,  8.  n.  4.  Heft. 

Von  dem  naturwissenschaftlichen-medizinischen  Verein  in  Innzbrnek: 
Berichte.  XI.  Jahrg.  ' 

Von  dem  Verein  für  Geschichte  und  Katurgeschichte  in  Donau- 
eschingeu:    Schriften.  IV.  Heft. 

Von  der  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde  in  Dresden:  Jahres- 
bericht; September  1880— Mai  1881.    Dresden  1881.  | 

Von  der  physikalisch-medizinischen  Societät  in  Erlangen:  Sitsungt- 
berichte.  12.  Heft.  November  1879  bis  Aogott  1880.  ' 

Von  dem  Verein  für  Naturkunde  in  Zwickau:  Jahresbericht  1880. 

Von  der  Bedaotion  der  Entomologiaehen  Nadhriohtan  in  Patboi: 
Entomologische  Nachrichten.  VO.  Jahrg.  Heft  1,  2,  8,  4,  6,  6,  7t 
8,  9,  10,  11,  12.  18,  14,  16,  16,  17,  18,  19,  20,  21,  22,  28,  24. 

Von  der  Königl.  üngarieehen  Geologischen  Anstalt  in  Budapest: 
Mittheilungeu.  IV.  Bd.  4.  Heft. 

Von  dem  Ungarischen  National-Museum  in  Budapest:  Termessetnu& 
Füzetek  (Naturhistorische  Hefte).  IV.  No.  4.   V.  No.  1. 

Von  dem  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns  in  Lins: 
11.  Jahresbericht.  Linz  1880.  (Auf  lieolam. :  8.  9. 10.  Jahre8bericht> 


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189 


Von  dem  Verein  für  Erdkunde  in  Halle  a.  S.:    Mittheilungen  1881. 

Von  dem  Verein  für  Naturwissenschaft  in  Braanaohweig:  Jahresbe- 
richt f.  d.  Geschäftsjahr  1880/81. 

Von  dera  Ungarischen  Karpathen- Verein  in  Seamark:  Jabrtraeh  dea 
Dngar.  Karpatheo-Vereina.  VII.  Jahrg.  1880.  VIII.  Jahrg.  1881. 

Von  dem  Verein  fSr  Erdkunde  in  Heta:  L  n.  IL  Jähieaherieht 

Von  der  Natnrforacbenden  Gesellsohaft  in  Bern:  Miitheilangen.  No. 
979-1008,  1004—1017. 

Von  der  Sehwetseriaehen  Geaellaehaft  ftr  die  gesammten  Natnrwisaen^ 
aohafben  in  Bern:  Verhandinngen.  63.  Jahresvers.  (Dasselbe  fran- 
zösisch: Compte  rendu  des  travaux  .  .  .  ä  la  63me  session  .  .  .). 
Neue  Denkschriften  der  allg.  Schw.  Gesollsch.,  Bd.  XXVIII.  Abth.  I. 

Von  der  Naturforschenden  Gesellschaft  Graubündtens  in  Chur:  Jah- 
resbericht. Neue  Folge.  XXIII.  u.  XXIV.  Jahrg. 

Von  der  St.  Gallischen  Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  in  St. 
Gallen:    Bericht  1878/79.  St.  Gallen  1880. 

Ton  der  Soeiete  de  physique  et  d'histoire  naturelle  k  Genöve: 
moires.  Tome  XXVII.  Premiere  Parüe. 

Von  der  Soci^te  Vaadoiae  k  Lausanne:  BaUetin.  2.  B.  Vol.  XVIL 
No.  84  86.  86. 

Ton  der  Sooi6t6  dea  scienoes  natnrellea  k  NeofehAtel:  Bulletin.  Tome 
Xn.  Denxitae  oahier. 

Ton  der  Natnribraohenden  Gesellschaft  in  Zfirieh:  VierteQahraohrill. 
24.  Jahrg.  26.  Jahrg. 

Ton  der  Sooi^te  Mnrithienne  k  Sion  (Valais) :   Bulletin.  X.  Fascicule. 

Von  der  Academie  royale  des  sciences  ä  Amsterdam:  Verhandelin- 
gen. Deel  XX.  Verslagen  en  MededeeliTigen.  Afd.  Natuurk.  (2. 
Beeks).  XV.  Verslageu  en  Mededeelingen.  Afd.  Letterk.  (2.  Reeks). 
IX.  —  Jaarboek  voor  1379.  Procossen  Verbaal  1879/80.  Prijovers, 
Satira  et  consolatio.  Naam-  en  Zaakregister  .  .  .  Afd.  Natuork. 
Deel  I-XVU. 

Von  der  Sociale  royale  de  Zoologie  „Natura  artis  magistra'^  k  Am- 
sterdam:  Catalogaa  der  Bibliotkek. 

Von  L'Inatitnt  royal  grand-dncal  de  Lmembonrg:  PnbUoationi. 
XVin.  Becoeil  des  Mto.  pabL  par  la  SoelM  Botaniqne  du 
Grand-dttoh^  de  Loxemboorg.  No.  IV,  V. 

Von  der  Bedaotion  dea  Nederlandsoh  Arehief  Toör  Genees-  en  Na- 
turkonde  Ton  Oondera  en  Koater  in  Utreoht:  Onderxoekingen. 
Derde  Beeks.  VI.  Afl.  I.  II. 

Von  der  Nederlandscbe  Maatschappij  ter  Bevordering  van  Nijverheid 
in  Harlem:  Tijdschrift.  1881.  Januar,  Februar,  März,  April,  Mai, 
Juni,  Juli,  Aug.,  Septbr.,  October,  November,  December. 

Von  der  Soeiete  liollandaise  des  sciences  in  Harlem:  Archives  Neer- 
landaises.  Tome  XV.  3.  4.  5.  livraisons.  XVI.  1.  2.  Uvr.  3.  4.  5. 
Nataork.  Verhandelingen.  8.  Vera.  Deel  IV»  2.  Stak. 


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190 


Ton  der  Nederlandsche  botanische  Yereeniging  in  Nijme^n :  Neder- 
Uuid3ch  Eruidkundig  Archief.    Tw.  Serie,  Derde  Deel.  3.  Stak. 

Yim  yy/krehivM  do  Moste  Teyler**  in  Hartem:  Arohirat.  8er.  IL 
!•  Parti«* 

Ton  der  Nederlaadtobe  Dierkondige  Vereeniging  in  *SGniveiiliagi: 

Tgdsefarilt  Deel  Y.  8.  AfleeveriDg. 
Von  der  Nederlandsohe  Entomologiaobe  Yereeniging  in  'SGrarenlii^: 

Tijdsdir.  Toor  Entomologie.  84.  Deel.  Aflev.  1,  2,  8,  4. 

Von  der  Academie  royale  de  Belgiqne  k  Bruxelles:   Bulletins.  Tomd 

46,  47,  48,  49,  50.    Annuaire.  1879,  1880,  1881. 
Von  der  Academie  royale  de  medecine  de  Belgique  k  BruxelUs: 

Bulletin.  Annee  1881.  Trois.  Ser.  Tome  XV.  No.  1,  2,  8,  4,  5,  6, 

7,  8,  9,  10,  11,  12.    Memoires  couronnees  in  8*.  Tome  Vi.  Xroif. 

et  demier  Fase.    Tome  VII.  Premier  Fase. 
Von  der  Societe  Entomologiqae  de  Belgiqne  4  Bmzellee:  ^nnilflt 

Tome  XXUL  XXIV. 
Ton  der  Association  des  Ingenieurs  ä  Liege:   Revue  uniTenelku 

Tome  Vm.  No.  2.  8.    T.  IX.  No.  1.  3.  8.    T.  X.  No.  L  S. 

Bnlletin.  NonT.  S6r.  T.  IV.  No.  7.  8.  9.  10.  Bnllettn.  Noar.  84c 

T.  Y.  No.  1  et  3.  8  ü  6.  7  et  8.  9  et  10. 
Yon  der  8oei4t4  G4ologique  de  Belgique  1^  Li^ge:  Amudea.  Tome 

aizitoe.  T.  aeptidme. 
Von  dem  MusSe  royal  d'Hiatoire  naturelle  de  Belgique  ä  Brnzellef; 

Annales.  Tome  IV,  nebst  39  planches  in  piano;  Tome  V,  nebst  19 

planches  in  folio;  Tome  VI,  nebst  21  plancbes  in  folio. 
Von  der  Societe  des  sciences  pbysiques  et  naturelles  k  Bordeaux: 

Memoires.  2.  Serie.  Tome  IV.  2.  Cahier. 
Von  der  Societe  Nationale  des  soiencea  naturelles  ä  Cberbourg:  üe» 

moires.  T.  XXII. 

Von  der  Societe  d'bistoire  naturelle  ä  Colmar:  Bulletin.  20.  et  21. 

ann4e8.  (1879  et  1880).  Colmar  1880. 
Yon  der  Aoad4mie  dea  aoieneea,  bellea-lettrea  et  arte  k  Lyon:  H4- 

moirea.  Glaaae  des  aoienoea.  YoL  XXIY. 
Yon  der  Soei4te  d^Agnonltare  k  Lyon:  Annalea.  (5.  S4r.).  Tome  IL 

Saint-Lager,  Nonvelles  remarqnea  anr  In  nomenolatnre  botaniiiae. 
Yon  der  Sooi4t4  Line4nne  k  Lyon:  Annalea.  T.  XXYL  XX VH 
Yon  der  Aead4mie  des  sciences  et  lettres  ä  Montpellier:  M4moiNa. 

Section  des  Sciences.  T.  X.  Faso.  I. 
Von  der  Societe  geologique  de  France  a  Paris:    Bulletin.  3.  Ser.  t 

VU  (1879).  No.  9.  10.  Umschlag  u.  Inhalt  v.  T.  VL    t.  VUI.  Ko. 

2.  3.  4.  6.    t.  IX.  No.  1.  2.  3.  4.  5.  6. 
Von  (kr  Sociiite  des  sciences  de  Nancy  ä  Nancy:   Bulletin.  Ser.  II. 

Tome  IV.  Fase.  X.  XL    Tome  V.  Fase.  XII. 
Von  der  Societe  Geologique  du  Nord  ä  Lille:    Annales  VII.  VIII. 
Yon  der  ^ole  Polyteohnique  k  Paria:  Journal,  Tome  28.  Cabiar  48. 


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191 

» 

Von  der  Socieia  dei  Naturalist!  in  Modena:  Annnario.  Anno  XIV. 
Disp.  4a.    XV.  Disp.  1.  2.  3a. 

Von  dem  R.  Istituto  Veneto  di  Science,  Lettere  edArti  in  Venedig: 
Atti.  Ser.  V.  Tomo  qnarto.  Disp.  10.  Tome  qninto.  Ditp.  1.2.  8* 
4—10.  Tomo  8etto.  Diip.  l— 10.  Tomo  «ettimo.  Diip.  1—9.  T. 
TmnMlfii  MonogTftfia  itntigril  et  paleoniologio«  del  Liaa  nello 
ProTinoia  Venote. 

Ton  drä  &  Gomitato  geologioo  d'Italia  in  Bom:  BoUettino.  1881. 
No.  1  e  3.  8  e  4.  5  6  6.  7  e  a  9  e  10.  11  e  12. 

Von  der  Societa  Toscana  di  sciense  natnrali  in  Pisa:  Processi  ver- 
bal!. 9.  gennaio  1681,  13.  marzo  1881,  8.  maggio,  13.  novembre. 
Memorie.  Vol.  V.  Fase.  1. 

Von  der  Societa  Adriatica  di  scienze  naturali  in  Trieat:  Bollettino. 
Vol.  VI. 

Von  der  R.  Academia  dei  Lincei  in  Rom :    Transunti.  Vol.  V.  Fase. 

1.  2.  3.  4.  6.  6.  7.  8.  9.  10.  11.  12.  13.  14.  VoL  VI.  Faso.  1.  2. 

3.  4.  Memorie.  Vol.  V.  VI.  VH.  VIII. 
Von  der  Zoologiseben  Station  in  Neapeit  Mittheflongen.  2.  Bd. 

8.  Heft  4.  Heft.  8.  Bd.  1.  u.  2.  Heft. 
Yen  der  Biblioteea  Naaionale  di  Firenae  in  Florens:  PabUoasioni 

d.  B.  letit*  di  Stod.  Snperiori.  F.  Facini:  Del  proeeeso  morboso 

del  Colera  Atiatico.  E.  Gratsi,  H  primo  anno  delU  Clinica  oete- 

triea.   F.  Pariatore ,  TaTole  per  nna  „Anatomia  delle  piaate 

aquatiche.** 

Von  dem  Museo  Civico  di  Storia  Naturale  in  Genua:  Anual!  del 
Mus.  Civico.  Vol.  XV.  XVI.  XVII. 

Von  der  CommissSo  central  permanente  de  Geographia  in  Lissabon: 
Boletino.  2a.  Ser.  No.  3.  4.  5.  6. 

Von  der  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Dorpat :  Sitzungsberichte. 
Fünfter  Band,  drittes  Heft.  ArchiT  f.  d.  Naturkunde  Liv-,  £hat- 
und  Kurlands.  2.  Serie.  IX.  1.  2. 

Von  der  Uni?ersitatsbibliothek  in  Dorpat:  Festrede,  12.  Deo.  1680. 
Binladong  aar  Qedenlcfeier  am  12.  Deo.  1880.  Personal  der  Univer- 
titftt,  1880  Sem.  II,  1881  Sem.  L  Veneichniee  der  Vorleenngen, 
1880  Sem.  II,  1881  Sem.  L  Yorachriftea  far  die  Stndirenden. 
B.  Otto:  Pharmakologische  Stadien  Aber  Amylnitrit,  Aethylnitrit, 
Kttropentan,  Mitromethan,  Pikrinsäure,  Ortho-  und  Paranitrophenol. 

B.  Peters:  Experimentelle  Beiträge  zur  Pharmakodynamik  des 
Monobromcamphers.  C.  Hielbig:  -Kritische  Beurtheilung  der  Me- 
thode, welcho  zur  Trennung  und  quantitativen  Bestimmung  der 
verschiedenen  Chinaalkaloide  benutzt  vjrerdon.  A.  Zander:  Che- 
misches über  die  Samen  von  Xanthium  strumarium.  J.  Faure: 
Pharmakologische  Stadien  über  schwefelsaures  Methylstryohnin. 

C.  Treumann:  Beitrage  aar  Kenn tniss  der  Aloe.  A.  W.  v.  Eeide- 
meister:  Ein  Beitrag  aar  Kenntniss  dee  Levalins,  Xritioina  und 


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192 


Sinistrins.     A.  Lehmann:  Vergleichende  Untersuchungen  oiniser 
Catechu-  und  Gambir- Proben.    E.  Treffner:  Beiträge  zur  Chemie 
der  Laubmoose.   L.  Birk:  Das  Fibrinferment  im  lebenden  Orgt- 
msnma.   N.  J.  de  la  Croix:  Das  Verhalten  der  Bakterien  des  Flebeb- 
waitert  gegen  einige  Antiseptica.  J.  Sachssendabi:  Ueber  g^löcfecs 
Hftmoglobin  im  oirkulirenden  Blate.  H.  M^yer:  Ueber  das  Mileb- 
aftnreferment  und  sein  Yerbalten  gegen  Antiseptica.  B.  Wendde» 
wies:  Das  Verbalten  des  Scbimmelgenus  Muoor  za  Anttseptiois  ete. 
N.  Lnnin:  Ueber  die  Bedeutung  der  anorganischen  Salze  für  die 
Em&brang  des  Thieres.   O.  'Swirsld:  Untersnobnngen  Über  dis 
Entwickeluog  des  Schultergfftrtels  und  des  Skelets  der  BrastfiosH 
des  Hechts.    A.  Bunge:   Untersuchungen  zur  Entwickeluugsge- 
sohichte  des  Beckengürtels  der  Amphibien,  Reptilien  und  Vögel 
N.  Hermann:  Experimentelle  und  casuistische  Studien  über  Frac- 
turen  der  Schädelbasis.     A.  v.  Schrenck :  Studien  üb^r  Schwangrer- 
Schaft,  Geburt  und  Wochenbett  bei  der  Estin,  nebst  Untersuchun- 
gen über  das  Becken  derselben.    A.  Donner:  £in  Beitrag  zur  C> 
suistik  der  idiopathischen  multiplen  Hautsarkome.    B.  Lipnisski: 
Ueber  die  Scheinred  uctionen  bei  Hernien.    Th.  v.  Scbroeder:  Bei- 
trag aar  Kenntniss  der  Iritis  sypltüitica.  £•  Ohms:  Zar  Oaaoistik, 
Diagnose  und  operativen  Therapie  der  festen  UtemsliiiBoreB. 
A.  Wemits:  Die  Spina  bifida  in  fttiologiseber  nnd  kKnischer  Be- 
liehnng.  Gb.     Sohroeder:  Stodien  ftber  die  Scbreibeweise  Oeistaa- 
kranker.  M.  Schmidt:  Beiträge  snr  allgemeinen  Chimrgie  der 
Schnssrerletsungen  im  Kriege.  G.  Rftcker:  Experimentelle  and 
casuistisobe  Beitrage  zur  Lehre  von  der  Höblenpression  bei  ScboM- 
verlotzungon  des  Schädels.     F.  Kessler:  Versuche  über  die  Wir- 
kung des  Pepsins  auf  einige  animalische  und  vegetabilische  Nah- 
rungsmittel.   J.  Israelsohn:   Ueber  Radicaloperation  der  Hernien 
unter   antiseptischer  Behandlung.     N.   Bojanus:  Experimentell? 
Beiträge  zur  Physiologie  und  Pathologie  dos  Blutes  der  Säugethiere. 
F.  Steinmann:  Ueber  den  Zeitpunkt  der  Abnabelung  Neugeborener. 

Von  der  Finnländischen  xnedicinischen  Gesellschaft  in  Helsingfors: 
Handlingar.  Bd.  22.  No.  6  u.  6.   Bd.  23.  No.  1.  2  o.  3.  4.  5  a.  & 

Ton  der  Sooietö  des  sciences  de  Finlande  in  Helsingfors:  Öfversigt 
af  Finska  Yetensk;  —  Soa  Förhandl.  XXII.  Bidrag  tili  Könne- 
dom  af  Finlands  Katar  och  Folk.  XXIII.  XXIT. 

Von  der  Kaiserlichen  natarforsohenden  Geaellschafi  in  Mosfcaa: 
Balletin.  Annöe  1880.  Tome  LY.  No.  1.  2.  8.  4.  Anode  1881. 
Tome  LYI.  No.  1. 

Yen  der  Academie  imperiale  des  sciences  in  St.  Petersburg:  Bulle 
ÜB.  Tome  XX VII.  No.  1.  2.  3. 

Von  dem  Naturforsclienden  Verein  in  Riga:  CorrespODdeuzblatt.  23. 
Jahrg.,  24.  Jahrg. 

Von  dem  Kaiserlichen  botanischen  Garten  in  SU  Petersburg:  Acta 
Horti  PetropoUtani.  Tom.  Yll.  Fase.  I. 


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193 


Von  der  Societas  pro  Fauna  et  Flora  Fennica  in  Helsingfors :  Medde- 

landen.  6.  7.  8.  Haftet. 
Von  der  Königl.  Universität  in  Christiania:   Den  norske  Nordhavns- 

Expedition  1876—1878.  Zoologi.  Fiske  yed  K.  Coilet  Chemi 

af  H.  Torn^e. 

Von  der  Kongl.  Svenska  Vetenskaps  Akademien  in  Stockholm:  K. 

Yet.  Akad.  Handliogar.  Bd.  14.  II;  Bd.  15.  16.  17.  Meteorologiska 

Jakttagelter.  Bd.  17.  18.  19.  AUm  zu  J.  6.  Agardh:  Floridee- 

rtet  Morpbölogft  ant  Handlingar  XV.  No.  6.  Angelin,  N.  Geo- 

logiik  öfVmigtskaria  öfVer  Sb&ae.  Land  1878.  ÖfVersigt  af  JL 

Yet-Akad.  Förh.  84.  86.  86.  87.  Lefnadrteöknmgar.  Bd.  2.  H.  1. 

BihaDg  tili,  K.  S?.  Yet-Ak.  HandL  Bd.  4.  H.  1.  2.  Bd.  6.  IL  1.  2. 

MiiiDetord  Öfirer  Garl  too  Lüm6;  Kinneskadkiiiiig  5f?er  Pakr  af 

Bjerken;  Chr.  Carlander;  C.  J.  Sandevoll. 
Ton  der  Königl.  Norwegiachen  Wiböenschaftsgesellschaft  in  Thrond- 

jera:    Skrifter  1879. 
Von  der  Rcdaction  „Entomologisk  Tidskrift"  in  Stockholm:  Tid- 

skrift.  1881.  Bd.  I.  Haft  1.  2. 
Ton  dem  Troms^e  Museum  in  Troms^te:   Aarshefter  lY*  Troms^ 

Museums  Aarsberetning  fo  1879,  1880. 
Voa  der  Botanical  Society  in  Edinburgh:   TraDsaoiioae  and  Procee* 

dingt.  YoL  XIY.  Part  1. 
Von  der  Linnean  Sooiety  in  London:  Transaotions.  (2  nd.  Ser.) 

Zoobgy.  YoL  IL  Ptoi  L  II.  BoUny.  Yol  L  Parts  YII— IX.  Jour- 

BsL  Zoology.  YoL  XIY.  No.  SO;  XY.  No.  81.  82.  88.  84.  86.  Bo- 

ttay.  YoLXYU.  No.  108-105;  XYIU.  No.  106. 107.  108.  109.  lia 

111.  112.  118.  List  of  the  Linnean  Society  of  London.  Not.  ist 

1879.   List  of  the  Linnean  Sooiety  of  London.  January  1881. 
Von  der  ,,Nature*',  a  weekly  illustrated  Journal  of  Science  in  London: 

Nature.  Vol.  23.  No.  583.  584.  585.  586.  587.  588.  590.  591.  592. 

593.  594.  596.  598.  599.  602.  603.  604.  605.  607.  608.  609,  610. 

•311.  613.  614.  616.  617.  620.  621.  622.  623.  624.  625.  626.  627. 

628.  630.  631.  632.  633.  634.  635.  636. 
Von  der  Litt<»rary  and  Philoaophical  Society  in  Manchester:  Memoire. 

Vol.  VI  (1879).   Prooeedings.  YoL  XIL  XYL  XVII.  XVIII.  XIX 

(1877—78-79-80). 
V(mder  Royal  SodetyoffidinlrargkinEdinlmrgh:Prooeedmgs.l879--S0. 
Von  der  Royal  Hicrosoopioal  Sooiety  in  London:   Journal.  Ser.  IL 

YoL  L  Part  1  (Febmar),  2  (April),  8  (Joni),  4  (August),  6  (Oeto- 

ber),  6  (Deeember). 
Von  der  Amerioan  Aoademy  of  Arts  and  Seiences  in  Boston:  Pro> 

ceedings.  Vol.  VII.  Part.  IL   Vol.  VIIL  Part.  I.  II. 
Von  der  Boston  Society  of  Natural  History  in  Boston :  Proceedings. 

Vol.  XX.  Part  IV.   Vol.  XXI.  Part.  L   Anmversary  Memoirs  1830 

—1880.    Boston  1880. 
Von  dem  Museum  of  Comparative  Zoology  in  Cambridge;  Bulletin. 


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19^ 


Vol.  VI.  No.  8-11.  12.    Vol.  VIII.  No.  1.  2.  S.  4.  5.  6.  7.  8.  9. 

10.  11.  12.  13.  14.    Vol.  IX.  No.  1-5.    Memoire.  Vol.  VI.  Ko.  1. 

No.  2.  Part.  I.  Vol.  VIIL  No.  1.  AnDual  Keport  of  ihe  Cnrator... 

for  1879—80,  1880—81. 
Ton  dem  American  Journal  of  Soience  and  Arts  in  New-Harec: 

Amerioan  JouniaL  Vol.  XXL  Ko.  121.  182.  123.  124.  125.  126. 

127.  128.  Vol.  XXn.  No.  129.  181.  182. 
Von  der  Aoademy  of  Soienoes  in  Kew*Tork:  Anoals.  YoL  L  Ha 

9—18.  Thmiaetions.  Oetob.  8.  1881. 
Von  der  Amerioen  Philoiophioal  Sooiety  in  Phüadelpbin.  Proee«' 

dinge.  Yol.  XIX.  No.  107.  108. 
Von  der  Academy  of  Natural  Sciences  in  Philadelphia:  JoamaL 

See.  Ser.  Vol.  VIII.  Part.  IV.  Proceedings.  1880.  Part.  I.  U.  III.  ' 
Von  der  Peabody  Academy  of  Science  in  Salem :  Memoirs.  Vol.  I.  No.  5. 6.  , 
Von  dem  Essex  Institute  in  Salem:    Bulletin.   Vol.  11.  No.  1 — Ii  1 

Vol.  12.  No.  1  —  12.    Visitor's  Guide  to  Salem. 
Von  der  Californian  Academy  of  Natural  Sciencee  in  San  Franciioo: 

Proceedings.  Meeting  June  6th  1881. 
Von  der  Aeademy  of  Sciences  in  St  Lonie:  Contribnt.  to  the  Ar- 

ohaeology  of  Miseonri.  Pert.  I.  Pottery. 
Von  der  Smitluonian  Institution  an  Washington:  Beport  for  1879. 

Smitbsonian  Gontribntions  to  Knowledge.  XXIIL  SmitliMniaB 

Misoellaneons  GoUections.  XVIIL  XIX.  XX.  XXL 
Von  dem  Departement  of  Agricnlture  of  the  ünited  Btates  of  Aase* 

rioa  in  Washington:   Report  for  1878.  1879. 
Von  der  Office  ü.  S.  Geological  Survey  of  the  Territories  in  Wat- 
hington;   Bull.  ü.  S.  Geol.  a.  Geogr.  Survey.    Vol.  VI.  No.  1.  2- 
Von  dem  Naturhistorischen  Verein  von  Wisoonain  in  Milwaukee: 

Jahresbericht  1880—81. 
Von  dem  Gouvernement  imperial  du  Bresil  in  Rio  de  Janeiro:  Ar- 
chivos do  Museu  Nacional.  Vol.  II.  III. 
Von  der  Sociedad  Cientifica  Argentina  in  Buenos-Ayre«:  Annales- 

Tomo  XI.  Entr.  II.  III.  IV.  V.  VI.  XII.  Entr.  I.  II.  III.  IV.  V.  VL 
Von  der  Sooiedad  Mexicana  de  Historia  Natural  in  Mexico:  La 

Naturalen.  Tomo  IV.  No.  21.  Tomo  V.  No.  1.  2.  8.  4.  6u  8. 7.  a 
Von  der  Royal  Society  of  New«South*WaleB  in  Bydn^:  Journal  aad 

Prooeedings.  1879.  VoL  XIII.  Reports  of  the  GonneU  of  Edooa- 

tion  ...  for  1879.   Jonmal  and  Proceedings.  1880.  VoL  XIV. 

Annnal  Report  .  •  .  of  Mines  etc.  Ibr  1878.    Annnal  Report ... 

of  Mines  etc.  for  1679  nebst  Maps  eto. 
Von  der  Societe  royale  de  Botanique  de  Belgique  ä  Bruxelles:  Bal- 
letin. Tome  I— XX.  1862—1881. 

b.  An  Geschenken  erhielt  die  Bibliothek: 

Von  der   Direction   der  Königl.  geologischen  Landesanstalt  nnd 
Bergakademie  luBerUn:  Jahrbuch  für  das  Jahr  1880.  Berlin  1881. 


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195 


Von  den  Herren: 

von  Dechen:  The  Quarterly  Journal  of  the  Geolo^ical  Society  Vol. 
XXXVI.  1.  2.  8.  4.  XXXVII.  1.  2.  3.  4.  —  Vierteljabrsschrift  der 
Astronomischen  6esell8chaft|  von  Schönfeld  u.  Winnecke,  15.  Jahrg. 
4  H.  —  Transactions  of  the  royal  Geologioal  Society  of  Cornwal. 
VoL  JL  P.  III.  —  Report  upon  Geograph,  and  Geological  Explo- 
rttioos  and  Sarveyt  west  of  the  one  hundredth  Meridian  of  M. 
Wheeler,  Toi.  III.  P.  17.  Geology.  1875.  —  Eleventh  annaal  Be- 
port  of  the  ünited  States  Geolog,  and  Geographica!  Snrrey  of 
the  Territoriea  embraebg  Idaho  and  Wyoming,  for  the  Year  1877. 
By  F.  y.  Hayden.  1879.  —  Report  of  the  ünited  Staies  Geologie. 
Snrfey  of  the  Territoriet.  F.  T.  Hayden.  ToL  VI.  (Part  I.  The 
cretaceou9  flora.  By  L.  Lesquereux.)  1874.  Catalog  of  the 
Publications  of  the  U.  S.  Geolog.  Survey  of  the  Territories:  F.  V. 
Hiyden.  1874.  —  Report  of  the  Geologie.  Exploration  of  the 
fortieth  Parallel,  under  the  Direction  of  A.  A.  Humphreye  by  Cl. 
King.  —  Annual  Report  of  the  New- York  State  Museum  of  Na- 
tural Hiatory.  Nr.  27  1875  bis  Nr.  31  1879.  —  Natural  History 
of  New  York.  Geologie.  Survey  of  the  State  of  New  York.  Pa» 
laeontolog.  Vol.  V.  Part  II.  1  Bd.  Text,  1  Bd.  Abbildungen.  — 
Palaeontographiea  von  Dnnker  n.  Zittel,  Bd.  88.  Lief.  6  u.  6. 
Bd.  27.  Uef.  1  his  8.  Bd.  28.  lief.  1  n.  2.  —  Yierte^'ahreawhrilt 
der  Aitronom.  Geielliehaft,  Ton  Sohönfeld  nnd  Winneoke,  18. 
Jahrg.  1. 2.  Heft  —  Nova  Acta  Aead.  Leopold.  Garolin-  Bd.  41.  Th.  II. 

E  Scheffler:  Die  Naturgesetsa  Die  Theorie  dee  Bewnsetseine  oder 
die  philosophischen  Gesetze.  9.  und  letzte  Lieferung.  1881.  Von 
Dr.  Herrn.  Scheffler. 

Ton  Dechen:  Jahrbücher  des  Vereins  von  Alterthumsfreunden  im 
Rheinlande  Heft  1  bis  69,  1841  —  1880  (es  fehlen  1842  H.  2.  3.  4.) 
—  Die  römische  Wasserleitung  aus  der  Eifel  nach  Köln.  Von  0. 
A.  Eick.  1867.  —  Bonn,  Beiträge  zu  seiner  Geschichte  und  seinen 
Denkmälern.  Festschrift  zum  internationalen  Congress  fQr  Alter- 
tkmnskunde  u.  Geschichte.  —  Das  Medusenhaupt  von  Blariacum. 
Von  R.  Gaedeehens,  Prof^  in  Jena  1874.  —  Die  mittelalterliche 
Konat  in  Soeat.  Ton  JToeeph  Aldenkirchen,  Rector  in  Vieraen.  1876. 

Fr&nlein  Marqnart:  Prodromna  Florae  Monaaterientia  Weatpha- 
loram.  Aootore  F.  a  Boenninghanien.  Phanerogamia  1824.  — 
Flora  Bonneneia  scripsemnt  J.  Schmita  et  Ed.  RegeL  1841.  — 
Ueber  daa  Pflansen-Oaaein  oder  Legumtn.  Von  Ritthanaen.  — 
Aanteekeningen  over  Het  Nut,  door  de  Bewoners  van  Java  aan 
ecnige  Planten  van  dat  Eiland  toegeschreven.  Door  J.  K.  Uass- 
karl.  1845.  —  Papilionacearum  quarundam  javanicarum  descrip- 
tione«  accuratiores.  Auetore  J.  C.  Hasskarl.  1844.  —  Bemer- 
kungen über  das  Vorkommen  des  Amylum  bei  den  Crj'ptogamen. 
Von  Dr.  Th.  VogeL Vergleichende  Bemerkungen  über  die  Ver- 


196 


breituiiir  der  Yegfetatioii  in  deo  grOwten  Höhen  das  Himtlajt  und 

in  Hoch-Pera,  von  J.  Meyen.    1886.  —  Beitr&gre  zur  GeechicfaU 
der  Ilerba  Origani  cretici  von  Marquart  u.  Th.  Vogel.  —  Jahres- 
bericht  für  1835  über  physiologische  Botanik  von  J.  Meyen  utd 
über  Phytochemie  von  Cl.  Marquart.  —  Synopsis  generis  Caame 
Auct.  Th.  Vogel.    1837.  —  Synopsis  Florac  Germanicae  et  Hel- 
veticae.    Auetore  D.  J.  Koch.    1837.  —  Chemische  Untersuchung 
der  Mineralquelle  zu  Liebenttein  in  Sacbsen-Meiningen.    Von  E 
Wackenroder.    1832.  —   Der  Bergbau  unter  der  Stadt  Iserlohu. 
DartieUuDg  der  Sachlage  auf  Yeranlaasung  der  etidtiaeben  BehQ^ 
deu.  1875.  —  Der  ▼nlkanieche  Roderbei^  bei  Bonn.  Von  C 
Tbomae.  1836.  —  Der  Kenantit  von  Langenaehwalbacb  in  NaMo. 
Von  Emat  ZIekendrath.  1876.  ~  Chemiaehe  ünterauobim^  Iber 
die  Hamateine  von  A.  Maroet    Uebertetat  tou  Dr.  Meineoka 
1820.  <—  Die  HerstellnDg  der  Leder  in  ihren  cbemiaoheo  und 
physikalisehen  Vorgängen  von  Lietzmann.   1870.  —  Bericht  aber 
das  50jährige  Jubiläum  der  rheinischen  Friedrich-Wilhelms-ÜDi- 
versität  Bonn.  Von  Rector  u.  Senat.  1868.  —  Gabriel  von  Brayi 
wissenschaftlicbes  Vermächtniss  an  die  k.  bayer.  botanische  Gfr 
Seilschaft  zu  Regensburg.  1833.  —  Drei  botanische  Abhandlungen 
von  Uasskarl.  —  Untersuchungen  über  die  anatomischen  Verhält- 
nisse des  Cblorophylls.   Inaug.-Dissert.  von  W.  Michler.  1837.  — 
Untersuobungen  über  die  winterliohe  F&rbnng  der  BlftUer.  loaag.* 
Diaaert.  yon  O.  L.  Bübrlen.   1887.  —  Beitr&ge  aar  genanffo 
Eenntnisa  der  ebemitoben  Kenntniaa  der  rttfen  Samenkapeebi  dei 
blanaamigen  Mobnea  eto.  Ton  F.  L.  Winkler.  —  Unteranahaiin 
l&ber  die  Farben  der  Blütben.  Inaug.-Disaert.  yon  C  A.  FMk 
1825.  —  Drei  botanisebe  Abbandlungen  tou  W.  MiqneL  —  Mir 
den  Anbau  des  oriental.  Mobne  und  Gewinnung  dea  Opiuna  ete. 
▼on  0.  Desaga.    1868.  —  üeber  Arnica  montana  L.  von  6.  F. 
Walz.  —  ProtocoU  der  botan.  Section  auf  der  Naturr-Versararo* 
lang  zu  Bonn  1835.  Von  Cl.  Marquart.  —  Beispiel  einer  .\utholy* 
an  den  Blüthen  von  Trifolium  repens  L.    Von  J.  Schnutz.  — 
Ueber  die  Abstammung  der  Sennesblätter.    Von  J.  B.  Batki- 
1854.  —  Jahresberichte  des  botanischen  Vereine  am  Mittel-  q"- 
Niederrheine  I  bia  6.  1887—1841.   —   LeguminOHM.  Auct  Th- 
VogeL  —  Beitrag  aur  Eenntnisa  der  Lanbknospen  von  A.  Bieary. 
1.  bis  8.  Abtfa.  1886  u.  1889.    Enoapenbilder,  ein  Beitrag 
Eenntniit  der  Laubknoapen  Ton  A.  Henry*  1*  Abtb.  Dioo^todoMB. 
1840.  —  Rede  aur  Erdffiiang  der  Yeraammlung  deutedier  Battf^ 
Ibracber  und  Aerate  in  Berlin  1828  yon  Alezander  von  HumboUL 
—  Bericibte  fiber  die  Versammlungen  deutseber  Naturforseber  and 
Aerzte  in  Mainz  1842;  in  Wiesbaden  1852;  in  Bonn  1869;  io 
Speyer  1861;   in  Hannover  1SG5;  Frankfurt  am  Main  1867;  i» 
Dresden  1868;  in  Innsbruck  1869;  in  Leipzig  1872.  —  Die  Reini- 


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197 


guDg  und  Entwässerung  der  Stadt  Heidelberg  von  Dr.  K.  Mitter- 
maier  1870.  —  lieber  die  Eigenachaftou  und  Kennzeichen  eines 
guten,  ächten  tonquinensischen  Moschus.  Von  Chr.  Kump.  1871. 
Prodromus  der  Flora  der  preuss.  Rheinlande.  1.  Abth.  Pha&ero* 
gamen.  Von  Ph.  Wirtgen  1642.  —  Flora  der  preuss.  RbeinproyiDs. 
Ton  Ph.  Wirtgen.  1857. 

▼OD  Deohen:  Grandsllge  der  geogn.  Yerhütiiisse  und  der  vorwelt- 
lieben  Flora  m  der  nftohsten  Umgebung  von  SaarMeken,  von 
Goldenberg.  1886.  Schnlprogramm.  —  Die  Selagineen  der  Yor- 
weli.  Ein  Beitrag  aar  nUiern  Kenntniss  der  Flora  der  Steinkohlen- 
periode. Vom  Lehrer  Goldenberg.  1854.  Schulprogramm.  —  Die 
Pflanaen- Versteinerungen  des  Steinkohlengebirges  von  Saarbrücken 
abgebildetund  beschrieben  von  F.  Goldenberg.  3. Heft  mitöTaf.  1802. 

C.  J.  Andrä:  Die  Pflanzen-Versteinerungen  des  Steinkohlengebirges 
von  Saarbrücken,  abgebildet  und  beschrieben  von  F.  Goldenborg. 
1.  Heft  mit  6  Tafeln.    1855.    2.  Heft  mit  6  Tafeln.  1857. 

W.  Trenkner:  Die  geognostischen  Verhältnisse  der  Umgegend  von 
Osnabrück  nebst  Karte,  von  W.  Trenkner.  1881. 

L.  Geisenheyner:  Flora  von  Kreaznaeh.  Bearbeitet  von  Geisen- 
bagmer.  1881. 

G.  Benker:  Die  Trinkwasserfrage  im  Allgemeinen  nnd  in  RAoksioht 
auf  die  Trinkwasser-Yerh&ltnisse  der  Stadt  Düren.  Yon  Dr.  N. 
Cftspary.  1881. 

von  .Dechen:  Dr.  A.  Petermanns  Hittheilungen  ans  Justus  Perthes 

Geogr.  Anstalt,  27.  Bd.  1881.   Herausgeg^eben  von  Dr.  Behm.  — 

'  Ergänzungsband  XIV.  (188081).  Heft  Gl— 64.  —  Vierteljahres- 
scbrift  der  Astronom.  Gesellschaft,  von  Schönfeld  u.  Winnecke,  16. 
Jahrg.    4.  Heft.  1881. 

F.  Plateau:  Observations  sur  l'iinatomie  de  relepliant  d'Afriijue 
(Loxodon  africanus)  aduite,  par  F.  Plateau  et  V.  Lienard. 

c.  Dareh  Ankauf. 

Cotteau,  Echinides  nouv.  XY. 
Bonner  Adressbuch  für  1881. 
Zoologischer  Anzeiger,  III.  Jahrgang.  1881. 


Erwerbungen  für  die  naturhistorischen 

Sammlungen. 

a.  Geschenke  von  den  Herren: 

Bergreferendar  Uaniel  in  Bonn:  1  Exempl.  von  Sigillaria  Sauiii 
Brong.  var.  lata,  von  Zeche  Ewald  bei  Herten  und  1  Exempl. 
SigiU.  Brassert!  Haniel  von  Zeche  Mathias  Stinnes. 

18* 


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198 


Major  von  Roehl  in  Bonn:  1  fossiles  Holz  aus  dem  Jura  von 
Lübbeke  in  Westfalen.  1  Exempl.  Sphenopteris  aUotoroidet 
Gutb.  aus  der  Steinkohlf.  von  Russhütte  bei  Saarbrücken. 

Grubendirector  Knobt  in  Siegen  (dnroh  Herrn  Georgi  in  Bonn): 
Amerikanitehe  Asbeste  nebst  damns  hergestellten  Konstprodnetai 
für  die  Technik  sowie  fiegleitschrift  mit  dem  Titel:  Asbest»  sein 
Vorkommen,  seine  Verbreitung  and  seine  Verwendung.  1881. 

Von  der  Dombaaverwaltang  in  Köln:  2  Kisten  mit  Frohen  ^n  Dom- 
bensteinen. 

Von  der  Direction  der  Steiukohlenzeche  Rhein-Elbe  in  Westfalen: 

11  grosse  Stämme  von  Steinkohlenpflanzen. 
Bergrath  Wenckenbach  in  Weilburg:  1  Zahn  von  Bos  taurua  aus 

der  Grube  Waldecke  bei  N.  Tiefenbach  im  Amt  Hadamar. 
Oberförster  Melsheimer  in  Linz:    Vop^elbälge  von  Fuiica  etny 

Falco  Milvus  und  eine  Spitzmaus  Sorex  vulgaris. 
Dr.  Bertkau:  Sylvia  laadnia  (Balg). 

G.  Herpell  in  St.  Goar:  Sammlang  pr&parirter  Hutpilae  Ton  O. 

Herpell.   2.  Lief.  1881. 
Wirkl.  Geh.  Bath  Ton  Dechen:  Versteinenmgen  ans  yersehiedeDan 

Gebirgsformationen  Westfalens,  ans  der  Sammlong  dee  Lehren 

Gemmel  in  Uendg  erworben. 
Jos.  Zervas  in  BroU:  Hanganschaam  (Wad). 
Bergrath  Emmerich  in  Arnsberg:  S  Stafen  Pkgionit  von  Caspaii- 

zcche  bei  Uentrop. 
Fräulein  Marquart  in  Bonn:  2  Kartons  mit  Laubmoosen,  gesammelt 

von  Dr.  Cl.  Marquart. 
Gymnasiallehrer   Geisenheyner    in    Kreuznach:    Aatstück  einer 

Buche  mit  einem  eingewachsenen  Knochen. 
Ober-Bergrath  Folien ius  in  Bonn:   Weissbleierz  in  einem  Conglo» 

merat  des  Buntsandsteins  vom  Caller  Stulln  bei  Call  in  der  EifeL 
Dr.  Jordan  in  Saarbrücken:  Ein  Steinmeissel  der  Ureinwohner 

vom  Lake  superior  in  Nord-Amerika.  —  Ein  Geweih,  1860  swieohen 

Malstatt  und  Bnrbaeh  beim  Ban  der  Eisenbahnbrileke  24  Fass 

tief  im  Allnvinm  gefanden. 
Dr.  0.  Weerth  in  Detmold:  gekritste  nnd  geschliffene  Oesohisibe 

▼on  Braonenbmdh  bei  Detmold. 

b.  Durch  Ankauf. 
Ausgestopfte  Thiere  vom  Conserrator  Pendler:  Gorfus  oonmOi 
Striz  brachyotus,  Lanias  coUario,  Sinrnns  ▼ulgaris,  Coocothranstes 
vulgaris,  Cypselns  apns  ^  und  ^a.  juT.,  Aooentor  modnlaris, 
Ghrysomitris  spinös,  Turdns  TiseivoruSy  Fioos  Tiridisi  Hirondo 
urbica,  Cuculus  canorus. 


Unlvtndais-BiididnitfkMtt  voa  Ourl  Osoigl  ia  Boa». 


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Sitzungsberichte 

der 

mederrheiüisclxen  Gesellschaft  fflr  Natur-  und 

Heilkunde  in  Bonn, 


Bericht  über  den  Zustand  nnd  die  Thätigkeit  der 
Qesellscliaft  während  des  Jahres 


PhywIlMllMlie  aectt^n. 

Die  Gesellschaft  hat  in  diesem  Jahre  die  TodMftUe  von  vier 
ardentliehen  Mitgliedern  za  beUegen.  £■  eterben : 

1.    Herr  von  Asten,  der  eeinen  langen  nnd  eohweren  Leiden 

erlegen  ist,  neehdem  er,  loweit  ei  ieine  Geeimdheit  niUeei, 

den  SItinngen  beigewohnt  hatte. 
9.    Herr  Beeker,  der  ein  aoeierordentHeh  eifriger  Pflanaen- 

sammler  war,  und  der  über  die  Flora  der  Bbeinprovinz  ans 

häuüg  belehrt  hat. 
3,    Herr  Dr.  Trippke,  ein  regelmässiger  Blsucher  der  Sitzungen 

während  der  kurzen  Zeit  seiner  Mitgliedschaft.  Er  war  erst 

am  10.  März  1879  eingetreten  und  endete  plötzlich  und 

unerwartet  durch  einen  unglüoklichen  Sturz  vom  Baloon  des 

Hotel  Rheineck. 

4m   Herr  Geheimrath  von  Haustein,  der  durch  seine Yortrftge 
uns  oft  erfreute,  soweit  seine  Gesundheit  es  gestattete.  Er 
starb  in  Folge  einer  langjfthrigen  Krankheit. 
Allen  diesen  bewahrt  die  Gesellsehaft  ein  ehrenvolles  An- 
denken. 

Durch  Yeniehen  sind  in  die  Reihe  der  answirtigen  Mitglieder 
getreten: 

1.  Herr  Bergreferendarius  Caron. 

2.  Herr  Bauinspcctor  Neu  mann,  der  als  KegierungS'Baurath 
nach  Cassel  übergesiedelt  ist. 

BM— iSb,  d.  aMsBMi.  Qsisllscbsft  In  Bona.  1S8L  1 


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2  Sitzungsberichte 

8.   Herr  Dr.  Pohl  ig,  Pmatdocent,  der  auf  Urlaub  nach  Müii> 

oben  fTpgangen  ist. 
4.   Herr  Dr.  Velten,  welcher  oach  Antwerpen  verzog,  nach- 
dem er  hier  seine  medicinischen  Studien  vollendet  hatte. 
6.   Herr  Beckhaus  ist  freiwillig  ausgetreten. 
Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  betrag  beim  Begiui  dfli 
abgelaofenen  Jahres  90  und  einkt  durch  den  Abgang  der  gwnanntsa 
9  ordentlichen  Mitgtieder  aof  81  herab. 
Dagegen  sind  nen  eingetreten: 

1.  Herr  Frans  M&ller  16.  Februar  1880. 

2.  Herr  Bergrath  Alexander  Mdoke  16.  Febmar  1880. 

8.  Herr  Bergreferendarius  Ferdinand  Berg  12.  JnH  1880. 

4.  Herr  Dr.  Carl  Hintze  13.  December  1880. 

5.  Herr  Edmund  Aldenhoven  13.  December  1880. 

6.  Herr  Dr.  Hubert  Fromm  13.  December  1880. 

7.  Herr  Dr.  Heinrich  Kreutz  13.  December  1880. 

8.  Herr  Major  von  Roehl  aus  der  Zahl  der  auswärtigen  Mit- 
glieder wieder  eingetreten. 

Somit  stellt  sich  die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  auf  89. 

Die  statutenmässigen  Sitzungen  sind  ordnungsmässig  gehalten 
worden:  9  allgemeine  and  6  der  physikaKsohen  Seotion.  In  den 
allgemeinen  Sitsungen  wurden  42  Yortrige  Ton  17  Uitgliedem  ge- 
halten.  Es  betheiliglen  sieh  die  Herren  vom  Bath  mit  7,  Ton 
Dechen  und  Trosohel  mit  6,  Sohaaffhausen  mit  4,  Lehmann 
uid  Poblig  mit  8,  Oieseler,  Stein,  Bins,  Schmits  mit  je  2, 
und  Bertkau,  Riohthofen,  Löbbecke,  Lexis,  AndrI, 
Busch  und  Schlüter  mit  je  einer  Mittheilung.  In  den  physiks- 
lischen  Sitzungen  wurden  28  Mittheilungen  gemacht,  nämlich  3  von 
Pohlig,  2  von  vom  Rath,  v.  Dechen  und  Schmitz,  je  eine 
von  Stein,  Mölle|^dorf,  Schaaffhausen,  Gurlt,  Sprengel, 
Troschel,  Claudius,  Wa llacb,  K ö rnioke,  Sohlutor,  Bertkao, 
Hoffmann,  v.  Roehl  und  Lebmann. 

Am  15.  März  gab  sich  die  Gesellschaft  die  Ehre,  ihrem  Senior 
Herrn  Wirkliohen  Geheimerath  von  Deohen  Ezoellens  durch  eins 
Adresse  su  sdnem  aohtsigsten  Qeburtstage  Olfiek  lu  wflnsehen. 

In  der  Sitzung  vom  18.  Deoember  wurde  der  Toijibrig«  Yor- 
stand  für  das  Jahr  1881  wiedergewIUt,  Gebeimrath  Trosohel  als 
Direetor,  Professor  Andrft  als  Seoretftr. 


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der  niaderrbeiiiitolieD  Gefellaohaft  in  Bomu 


8 


Hedlzlniflelie  SeeUon. 

Die  Section  hielt  im  Jahre  1880  acht  Sitzungen  unter  dem 
Vorsitz  des  Oeh.  Rath  Busch  und  wurden  folgende  Vorträge  ge- 
halten: 

19.  Januar.    Dr.  Leo  Fall  von  Febris  recurrens. 

Dr.  Samelsohn  über  Faeerkreuzung  im  Chistsmaliervi  OplioL 

Prof.  Koester  über  Diphtheritis  bei  üühnem. 

85.  Mrui*  Dr.  Oebeke  Aber  2  F4Ue  von  Apopleiie  bei 

Irreo« 

Dr.  SameUoba  über  Taberonloieimpfoiig  und  KerveDtafw 
kremniig. 

IS.  Ur.  Prof.  Medelmig  1.  über  engeborene  Hal»6rtel, 
8.  Behaodliiiig  der  UntendieiikelgeMliwüre  mit  der  Mirli&*eebe& 
Gummihüide. 

Geh.  Reib  Baieb  Yeriaobe  mit  Eooel|yptol  alt  Antieeptioom. 

10.  Mai-  Geb.  Bath  Bus  ob  Fibrom  der  Aponenroeif  pal- 

maris. 

Prof.  Doutrelepont  über  Verknöcherung  des  Hodens. 
Dr.  Samelsohn  über  Sehnervenkreuzung  und  Verbreitimg  in 
der  Retina. 

Prof.  Madelung  über  Verrenkung  des  Talus  und  Fraktur. 

81.  Juni.  Dr.  Nussbaum  Umwandlung  der  Bauchhöhle  der 
Würmer  und  Wirbelthiere  von  einem  Exoretionaozgan  in  einem 
Lymphranm. 

Geb.  Rath  Baaob  1.  Intraartikularfraktnren  am  Hüftgelenk. 
8.  Brook  der  oavitae  glenoidalie  dea  Sobnlierblattes. 

Dr.  Leo  1.  Zvei  Fälle  von  Tod  an  Görna  diabetioam.  8.  Zwei- 
malige Erkrankung  an  Sdharlaeb  innerhalb  einee  Jabree. 

11.  llU.  Prof.  Bina  1.  Tödiung  der  Blntkürperoben  dareb 
CbiniD.  8.  Enealyptasöl  von  Dr.  Siegen  in  Denta  angewandt  8.  Ter* 
Sache  mit  Jodoform. 

Dr.  Ungar  Werth  der  Schwimmprobe  bei  Neugeborenen. 

Dr.  Samelsohn  Katze  mit  Briprosopus  triophthalmus. 

15.  NoFember.  Prof.  Binz  Mittheilung  von  Dr.  Krukenbe rg 
über  Chininwirkung  auf  kleinste  Organismen. 

Dr.  Siegfried  Gedicht  eines  Verrückten. 

Geh.  Rath  Rühle,  Geb.  Rath  Baaob»  Prof.  Koetter  Fall 
Ton  Anearysma  der  Aorta. 

20.  Deoember.  Geh.  Rath  Busch  1.  hoher  SteinsofattitU 
8.  Dehnang  der  ProeUta.  8.  Bebandlong  bösartiger  Lymphome. 

Prof.  Dontrelepont  1.  Knoeben  imKeblkopt  8.  Atreeia  aiü. 
Dr.  Koeke  Complete  inveraio  nterie. 


4  Bitnmgiberiohie 

In  der  Sitsong  vom  15.  November  wurde  der  bisherige  Vor- 
stand (Batohy  LeO|  Zartmann)  für  das  Jahr  1881  wioder- 
gawihlt 


Mitgliederbeitaiid  Bada  1879    50 

Abgang; 

Hr.  Dr.  Balte s,  gest.  18.  Mai  1880  \ 

Hr.  Dr.  Lehmann,  nach  Elberfeld  1 

Hr.  Dr.  Stintsing,  nach  Mfinchen       \  •   •   .  5 

Hr.  Dr.  Nieden  nach  Elberfeld  | 

fir.  Dr.  W«  Veiten«  nach  Antwexpen  ) 

46 

Zugang: 

Hr.  Dr.  Schütte 
Hr.  Dr.  Schmidt 
Hr.  Dr.  Velten 
Hr.  Dr.  Hall 
Hr.  Dr.  Peters 
Hr.  Dr.  Menreri  ( 
Hr.  Dr.  Wahl 
Hr.  Dr.  Siegfried 
Hr.  Dr.  Venn 
Hr.  Dr.  Levis 

Bleibt  Bestand  Ende  1880  66^ 


Allgemeine  Sltsnng  am  8.  Januar  1881. 

YorsitieDder:  Prof.  TrosoheL 

Anwesend:  26  Mitglieder. 

Kaeh  der  Beridfaterstattiing  über  den  Stand  der  flgsrJlanliin 
im  Jalir  1880  worden  folg«da  Yertr&ge  gehalten: 

Siegfried  Stein  referirt  im  Anschluss  an  seinen  Bericht  vom 
16.  Februar  v.  J.  (Berichte  S.  30  1880)  das  Sch weissen  des  Eisens 
betreffend,  über  die  Publikation  von  Herrn  Walther  Spring,  Pro- 
fessor der  Universität  Lüttich:  „Reoherches  sur  la  propriete 
„quo  possedent  les  oorps  de  se  souder  soas  raotion  de 
Jla  pression.  Bruxelles.   F.  Hayez.  1880.^ 

von  Yersadlien  be» 


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der  mederrhemisohen  GeeeUiohaft  in  Bonn. 


9 


•ehrieben,  deren  Resultate  für  den  Hüttenmann  wie  für  den  Qeolo^^ 
koehat  interessant  sind. 

Darcb  eine  kräftige  Hebelpresse  Hess  Herr  Spring  bei  ge- 
iKilinlioher  Temperatur  einen  Stahlstempel  in  einer  StahUnatriM  auf 
Tertchiedene  Körper  wirken  nnd  dabei  einem  Draok  anseetzen,  der 
bii  auf  25,000  Atmosphären  konnte  gastoigert  werden.  Nach  Hin« 
naia  auf  die  Arbeüen  leiiier  Yoigiager  anf  dieaem  Gebiet  be- 
fehraibt  Harr  Spring,  wie  er  in  Fbnn  ?<m  FeUaplaen  oder  in 
Pulverform  der  Beibe  nach  L  die  MetaUe:  1.  Bki,  2.  Winnith, 
8.  ^n,  4.  ^k,  6.  Alnmirnnm,  6^  Kupfer,  7.  Antimon  nnd  8.  Platin 
albaHdiob  gesteigertem  Droolc,  ndt  MOOAtmosph.  beginnend  bia  in 
6000  Atmospb.  und  darüber  binana  gebend,  unterworfen  babe.  Bie 
sieben  erstgenannten  Metalle  ergaben  unter  diesen  Pressungen  ent- 
sprechend ihrer  Härte  der  obigen  Reihe  nach  unter  steigendem 
Druck  vollständig  dichte  compakte  Blöcke,  an  denen  man  selbst  bei 
starker  Vergrösserung  keine  Spur  einer  Fuge  oder  einer  Unter- 
brechung zu  erkennen  vermochte.  Bas  Platin  als  Platinsohwamm 
war  zwar  aoob  an  einem  ftusserlich  dicht  eraeheinenden  Block  bei 
5000  Atm.  suaammengepreaat.  Aber  derselbe  war  im  Innern  niobt 
dicht  geworden,  aondam  aeigte  nocb  die  Struktur  der  benutzten 
MetallpartikelcheBf  weldie  nor  loae  an  einander  hafteten,  nieht  an- 
aaamengeaoliweiaBl  waren,  nnd  aagte  Herr  Spring:  »lob  bin  niobl 
»dahin  gelangt,  mit  Hülfe  erböbter  Preaanng  eine  ebenao  TolMik 
adige  Terbindong  an  erlangen  wie  bei  den  Torbargebenden  IfetaUen»** 
Dagegen  beiatk  ea  Seite  S6:  J)ie  ffieübilapftne  aobweiaaen  an  einem 
„einzigen  Kock,  übereinatimmeiid  mit  einem  Black»  dw  dnnli 
»Schmelzung  erhalten  wird.** 

„Bei  einer  Pressung  von  5000  Atm.  widersteht  das  Blei  nicht 
»mehr  dem  Druck  des  Stempels  im  Apparat.  Es  entweicht,  als  ob 
„es  flüssig  wäre,  durch  alle  Fugen  des  Apparats  und  der  Stempel 
Ȇast  sich  bis  auf  den  Boden  der  Matrize  niederpressen  ^).^ 

Herr  Spring  berichtet  auf  S.  80  über  die  Schlussfolgerungen 
ana  dieaen  Yeranchen  und  verweist  der  Vortragende  ganz  speoieU 
die  Eisenhüttenleute  auf  daa  Original,  welches  an  dieser  Stelle  Ober 
die  Sdiweimbarkeit  dea  Eiaena  nnd  dea  Stahls  sich  verbreitet. 

iäne  nreitere  89rie  ^on  Yeraudien  wnrde  II.  mit  Metalloiden 
•ngeateUt  nnd  iwar  Priamatiaebem  Sohwefel,  Pbatiaobem  Scbwefal, 
OeUgdriachem  Sobwefel,  Amorpbem  Pbcapbor,  Amorphem  KoUen- 
8U4  Gnphit 

Sa  beiaat  über  die  beiden  letaten  anf  8w  88: 

„Der  amorphe  Kohlenstoff  durch  Glühen  von  Zucker  in  einem 
„verschlossenen  Tiegel  erhalten,  aohweisst  absolut  nicht,  selbst  nicht 


1)  Se.  Excellenz  H.  v.  Dechen  machte  bei  der  Discnssion  anf 
fthnliebe  Eraoheinnngen  aofmerkaam  beim  Preaaen  Ton  Bieirobren. 


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6 


Sitoungsberiohte 


„unter  dem  Bt&rkiten  Drook,  den  ich  habe  Wrorrufen  koimeA. 
^Diesem  Körper  ist  eine  enorme  Elastioit&t  eigenthümlich.  Na«b- 
,dem  die  Matriie  dee  Appenit  nui  diesem  pnlTerüftiniigw  KMm^ 
„iloff  gefiUlt  ymt  Ine  lo  einer  geaeteenen  Höhe^  wurde  soeni  vü 
,der  Hand,  dum  mit  dem  ellentirksten  Dmek  gepreeet  Als  daraaf 
„der  Apparat  geöffiiet  winde,  aelgte  aioh}  daaa  der  Kehleniteff 
„„genan  daiaelbe  Yolom'"'  in  der  Matriae  einnahm,  welehee  er  natar 
,idem  leioliten  Dmek  der  Hand  gezeigt  hatte  ond  die  Tbeflehen  feit^ 
„riethen  nioht  eine  Spar  ▼on  Vereinigung  nooh  von  7<nmmmenhing 
„onter  einander.'* 

Es  erinnert  diese  Eigenschaft  des  amorphön  Kohlenstoffs  an 
die  Elasticität  des  Stahls ,  welcher  dieselbe  nach  diesen  Beobach- 
tungen des  Herrn  Spring  am  Kohlenstoff  wohl  nur  dessen  Anwesen- 
heit im  Stahl  verdankt,  wenn  letzterer  gehärtet  ist  und  hierbei  aeukeo 
Kohlenstoff  in  amorpher  Form  abgeschieden  hat. 

«Qraphit.  Diese  andere  Form  des  Kohlenstoffs  gibt  abweichende 
«Renütate.  Schon  unter  einem  Druck  Ton  5500  Atm.  liefert  der 
,etaahC5rmige  Oraphit  einen  Block,  welcher  dietelbe  Fetltgkett 
»neigt,  wie  ein  Stttdc  natürlicher  Oraphit'' 

Herr  Spring  hat  weitere  Dmckveranohe  angeeCeUt  nait 
»Branntteini  Thonerde»  gelbee  nnd  rothea  QueeksiUNroByd  nad 
Xieielerde*.  Femer  »Blende^Bleii^ana,  SohwefUaraen»  Zinnober  nd 
„Ekihwefeleiien*.  Weiterhin  worden  dem  Dmek  unterworfen  eian 
Beihe  von  Chlorüren,  Bromfiren,  und  Jodüren  n&mlich:  „Salmiak, 
«Chlorkalium,  Kochsalz,  Chlorblei,  Sublimat,  Bromkaliuni.  Bromblei, 
Jodkalium  und  Quecksilber jodid.  Von  letzterem  sagt  Herr  Spring: 
„Dieser  Körper  ist  der  interessanteste  aus  dieser  Reihe,  denn  er 
„zeigt  in  durchschlagender  Weise,  welche  Macht  die  Eigenschaft 
„eines  Körpen  zu  krystaUiairen  aoiübt  beim  Sohweiasen  Ton  deaaen 
«Pnlmr.'* 

Von  Sulfaten  wurden  dem  Druck  unterzogen:  „Glaaberenla, 
„Zinkyitriol, Kupfervitriol,  trockne  schwefelsaure  Thonerde,  Ammoniak- 
»alaoni  Gypif  Anhydrite  von  Zink-  nnd  Bleivitrid  nnd  adiweW- 
«aanrer  ThonerdOi"  Ebenao  Kali-  nnd  Nalronealpeter.  Dann  nwet^ 
,pbe  trockne  Soda,  kryatalUairte  Soda,  kohlenaanrei  Zink»  Kreide^ 
ylilandspath,  Reiweita.  Phoephonanrea  Natron  nnd  dee|^  Thonerde^ 
ikKryaUUiiirter  nnd  geadhmolaener  Borax,  Olaa.  Von  organieehen 
«Stoffen  worden  dem  Dmek  nnterworfiBn:  »Wache,  Parafin,  Kampber, 
„Arab.  Gummi,  Stärke,  Baumwolle,  Siegellack,  Harz,  Eosin,  magere 
„und  fette  Steinkohle,  Torf,  Beinschwarz,  Oxalsäure,  WeinÄäure, 
„Zucker,  Essigsaures  Kali,  Gelbes  und  Rothes  Blutlaugensalz." 

Es  folgt  nun  die  Aufzählung  einer  Reibe  von  chemischen 
Beaktionen,  welche  bei  trockenen  festen  Körpern  durch  Druck  her- 
vorgerufen wurden.  Z.  B.  „Wenn  man  in  der  Kälte  Kupferfeilspiue 
umit  grob  gepiÜTcrtem  Schwefel  miaoht,  ao  tritt  keine  £inwirkong 


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der  oiederrbeiiutcheD  GeselUcbaft  in  Bonn.  7 

»ein  beim  g-e wohnlichen  Atmosphärendruck.  Aber  bei  einem  Druck 
„von  6000  Atm.  ist  die  Verbindung  eine  vollständige.  Es  bildet  sich 
Jcrystallitirter  schwarser  Kupferglanz.  Man  kann  telbtt  mit  dem 
f^Mikroskop  Bioht  das  geringste  Eupfertheilchen  dftrin  entdecken** 
£b  würde  so  weit  führen,  alle  Schlüsse  and  den  gansen  Inhalt  dieser 
kdohat  iatereiMDten  Sohrift  hier  mitsutheilen.  Der  Geologe ,  der 
lliiMraloge,  der  Chemiker,  der  Physiker,  der  Hftttenmenn,  der  Berg* 
mann  imd  der  Febrikmii  öbemisdier  Produkte,  alle  finden  darin 
videi,  was  eie  erfreuen  und  ihnen  nfiiilieh  sein  wird  beim  Lesen 
diaies  Werkohene,  welehee  in  Uerer,  lohAner,  Moht  ventftndlieher 
Spredie  gesehrieben  iet  Es  ist  eine  der  behnbreehenden  Ärbeittti 
avf  d^m  Gebiet  der  exakten  Wissenschaften.  Die  ausnahmsweise 
lebhafte  Debatte  nach  dem  Vortrage  legte  wohl  am  besten  Zeugniss 
ab  für  das  Interesse,  welches  die  mitgetheilten  Yersochs-Kesultate 
des  Herrn  Spring  angeregt  hatten. 

Oberbergrath  Heusl er  besprach  ein  im  verflossenen 
Jahre  dnrch  den  Merkicheider  Daub  in  Betsdorf  aafge* 
fundenes  Vorkommen  Ton  Phosphorit  an  dem  darch 
8&alenbasalt  losammengesetiten  Steinrother  Kopf»  wel- 
eher  in  westlioher  und  der  Riehtang  naoh  dem  Wetterwald  ca.  Tier 
Ufemeter  von  Betidorf  eotüBmt  ist  and  bis  in  einer  Höhe  von  460 
Meter  fiber  dem  Meeretspiflgel  ansteigt 

Der  aas  den  Sehichteo  des  UnterdtTone  (OoUenasöhiehten) 
henrortretende  Basalt  nimmt  die  langgezogene  Kappe  des  Steinrother 
Kopfes  in  einer  1000  Meter  übersteigenden  L&nge  and  in  einer 
wegen  der  Vegetation  nicht  bestimmbaren  Breite  ein:  derselbe 
scheint  gangförmig  emporgedrungen  zu  sein,  da  an  den  Stellen,  wo 
der  Contakt  mit  dem  umgebenden  Schiefer  aufgeschlossen  ist,  die 
Schichten  des  Letzteren  gop:cn  den  Basalt  einfallen ,  durch  ihre 
Lagerung  daher  den  Durchbruoh  des  Basaltes  dokumentiren. 

In  dem  sehen  seit  längerer  Zeit  zum  Zwecke  der  Gewinnung 
Ton  Straasenbanmaterial  betriebenen  Steinbraohe  am  Steinrother 
Kopf  fiel  in  der  loteten  Zeit  ein  Fossil  mit  weisser  and  ins  gelbliche 
spielender  Farbe  anf ,  welehes  sich  serttrent  omherliegend  and  im 
Hsldenabraom  vorfand  and  nach  einer  darch  den  Bergmeister 
Bibbentrop  in  Braansohweig  Torgenonmienen  Analyse  als  reiner 
Phoephorit  oonstatirt  werde. 

Das  Vorkommen  Ton  Apatit  (Phosphorit)  in  grösseren  Aae- 
scheidnngen  in  einzelnen  Basaltpartieeu  des  Westerwaldes  ist  nicht 
neu;  dagegen  dürfte  das  Vorkommen  in  compakten  Massen  und  mit 
einer  gewissen  Regelmässigkeit  der  Ablagerung  wie  an  der  bezeich- 
neten Lokalität  noch  weniger  festgestellt  sein. 

Das  in  dem  erwähnten  Basaltbruche  sich  darstellende  Profil 
qaer  durch  den  Steinrother  Kopf  ergibt  sanachst  den  Contakt  zwi- 


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SitcnngiteriokU 


sclitii  Bofaiefer-  and  Saulenbasalt,  dann  du  manige  Aoftreton  diaaea 
ktattm  und  hienraf  «na  Ueberlagemng  der  Bataltaiatenkfipfe  ndt 
«uwr  ani  dar  YerwiUemng  harrorgaganganen  P^lagonitartigaB  Bik 
aaltMaaaa,  waloha  Ins  som  Gipfel  der  Kuppe  retebti  den  fiaateD  Bft> 
aalt  in  einer  Dicke  Ton  etwa  10  Meter  ftbetdeokt  und  den  Vhm^ 
phorit  tUla  in  kleinen  PartikeleheD,  theila  in  Stftekan ,  dann  nber 
ooncentrirter  mit  verwittertem  Basalt  tintermisoht ,  in  einer  etwa 
1  Meter  mächtigen  Lage  faet  unmittelbar  über  den  Säulenköpfen 
des  Basaltes  aasgeschieden  enthält.  An  einzelnen  Stellen  ist  der 
Phosphorit  noch  in  die  Fugen  der  Basalts&ulen  eingednmgen  und 
es  gewinnt  dann  den  Anaohein,  aU  sei  der  feate  Baaalt  in  Phosphorit 
umgewandelt  worden. 

Nach  der  Art  des  Vorkommens  kann  aber  kein  Zweifel  dar» 
über  obwalten ,  dass  der  Phosphorit  ein  Zersetzangaprodukt  der 
Palagonitartigen  Baaaltmaaaa  iat  and  daaa  sich  deraelbe  an  den  Stellen 
am  atftrkatan  ankfkifoi  moaatei  wo  die  Zeraetanng  wegen  dar  Unter- 
lage dea  onverwitterten  Baaaltea  ihr  Ende  erreichte.  8o  nnr  wird 
die  in  dnar  gewlaaen  Begelm&aai|^t  aoftrelende  Lage,  weloha  aieh 
dem  Anagahenden  dee  Sinlenbaaaltea  anaehlieaat,  an  arUiran  aein. 

Da  biaher  wegen  der  Schwierigk^t  der  Anaaeheidong  dea  lein 
eertheilten  Phosphorites  in  der  ganzen  Masse  eine  Ausbentimg  dea 
Vorkommens  noch  nicht  Statt  gefunden  hat,  wenngleich  die  bei  den 
Aufschlüssen  gewonnene  Phosphoritmenge  etwa  160  Ctr.  betragen 
hat,  80  läset  sich  diu  Ausdehnung  der  Palagonitartigen  Masse  und 
des  dieselbe  voraussichtlich  begleitenden  Phosphorites  noch  nicht 
beatimmenf  in  dem  erwähnten  Proiii  ist  dieselbe  indess  auf  eine 
Dimension  von  mehr  als  100  Meter  und  dabei  phoaphorithaltig  be- 
kannt, während  anderseits  au  erwähnen  ist,  dass  an  einem  waüar 
galeganen  Steinbrooha  dea  Stainrother  Kopfea  keina  Zeraetanng^ 
prodakte  dea  Baaaltea  Torkommen  and  damit  aoeh  das  Vorkommen 
Ton  Phoaphorit  anageaohloaaen  an  aein  aoheint. 

Der  am  Stainrother  Kopf  Yorkommende  derbe  Phoaphorit  in 
featen  Stftoken  nnd  aohalig  sowie  bl&tterig  abgesondert,  mit  hell* 
weisser  und  hellgrauer  Farbe,  iat  Ton  grosser  Reinheit.  Nach  einer 
Yon  den  Besitzern  der  Berechtigung  zur  Phosphoritgewinnung  an 
der  beschriebenen  Lokalität  mitgetheilten  Analyse  waren  die  Be- 
atandtheile  folgende  : 

Phosphorsaarer  Kalk  80,30      (B6,08  %  Phosphoraäare). 

Kalk   7,66  „ 

Eisenoxyd  u. Thonerde  1,96  n 
Lösliche  Kieselsäure  1,75  „ 
Unlöslicher  Rückstand  2,87  „ 

Der  wahraoheinlieh  in  Waaaer  nnd  Kohlanaftnra  baatahenda 
Beat  worda  nicht  baatimmt. 


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der  uiederrheiniacheii  Gesellschaft  in  Bonn. 


9 


Wirklicher  Geheimer  Rath  von  Dechen  trag  einige  Bemer- 
Jkungen  über  grosse  Dislocati onen  vor,  im  Anscbluss  an  das, 
was  er  in  der  allgemeinen  Sitzung  vom  8.  November  vorigen  Jahres 
öber  die  Frage:  ob  die  vermeintlichen  Hebungen  de«  Festlandes  durch 
ein  Sinken  des  Meereaipiegels  zu  erklären  seien»  gesagt  hatte.  Bei 
•olohen  Dislocationen  liegen  die  dadurch  getrennten  Qebiigwtücke 
gegmvirtig  in  einen  imgemein  verschiedenen  Niveeo,  wibrend  iie 
areprflnglieli  in  efaeni  ond  demielben  Niveen  nnmittellMr  saeemmen* 
g^MDgea  beben.  Si  eollen  war  ewei  eoldber  EndheiBasgen^  die 
•orgflltig  nDtereoebt  und  beecbrieben  eiad|  bier  in  Betmbht  gesogen 
wevden. 

Die  erste  ist  die  groeee  ITebertobiebnng,  welebe  den  e. 
Rand  der  Belgischen  Kohlenbecken  von  LQttich  nnd  vom  Hainau t  auf 
ihrer  ganzen  Längenerstreckung  durch  Belgien  von  der  Preussischen 
bis  zur  Französischen  Grenze  begleitet  und  ßich  in  der  Richtung 
gegen  W.  noch  wf^iter  in  Frankreich  durch  das  Norddepartement 
und  das  Departement  des  Pas-de-Calais  bis  an  das  Meer  verfolgen 
läset.  Bekanntlich  hängt  das  produktive  Kohlengebir$^e  dieser  beiden 
Mulden  nicht  unmittelbar  susammen,  sondern  die  Mulde  von  Lnttioh 
bebt  sich  gegen  W.  ans,  wfthrend  die  dee  Hainaut  sieh  gegen  0. 
aushebt.  Die  Trennang  beider  Muldenspitcen  oder  Muldenwendangen 
fliKtofc  am  Baobe  Sameoa  ö.  Ton  Kemnr  statt,  sie  sind  bier  TOn  dem 
sasammenbingenden  Cnhn  (der  immer  Ton  geringer  Bliebtigkeit, 
bisweilen  gans  Tersobwindet)  und  tob  Kobleoikalk  umgeben.  Hier 
enlbalteB  die  engen  nnd  wenig  tiefen  Molden  nnr  die  tiefsten  ond 
troaig  wertbTollenKoblenflMse  daber  aoob  die  grosse  Entfemnng  der 
bedentenden  Koblengmben  ? on  Lftttieb  ond  ron  Hainaot  (Charleroy) 
von  einander. 

Der  Südflügel  der  beiden  Kohlenraulden  ist  nicht  allein  steil 
aufgerichtet,  sondern  überkippt  und  besteht  dabei  aus  Rechten  und 
Platten,  die  alle  gegen  S.  einfallen  und  diese  sind  in  der  Strecke 
von  O'ugree  bis  Ramet  durch  die  nicht  sehr  stark  fallende  üeber- 
schiebung  abgeschnitten,  während  der  Nordilügel  eine  ziemlich  flache 
regelmftssige  Lagerung  ebenfalls  mit  Einfallen  gegen  S.  besitzt. 
Diese  grosse  Dislocation  wird  von  einem  Tbeüe  der  Belgisoben 
Geologen  mit  6«  Dewalqne:  Faille  eifelienne,  von  andern  nabb 
dem  Vorschlage  von  Comet  und  Briart  mit  Gosselet^  dem  ber?or- 
ragenden  Profeesor  in  Lüle:  Faille  da  Midi  genannt 

Das  bangende  Gebirgsstiok  der  Uebersehiebnng,  welobes  also 
auf  dem  prodnotiren  Koblengebirge  anfliegt,  besteht  mm  Tbeü  sns 
fiibir  naeb  den  Ermittelnngen  von  Gosselet  und  Malaise.  Zwisoben 
Moset  und  Sart-Enttaohe  sind  in  demselben  Zuge  83  Silnr-Speeies 
bekannt,  so  dass  über  diese  Formationsbestimmung  kein  Zweifel 
obwaltet.  Derselbe  würde  um  so  weniger  gerechtfertigt  sein,  als 
auf  der  Nordseite  des  Belgischen  Kohlengebirges  das  Silur  in  Bra- 


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SiteongtbarkAite 


baut  SD  sehr  vifUttn  Stellen  (wie  bei  Oemblouz)  btr? or  tritt  nd 
hier  itt  OeaieB  bisher  4A  Speeiee  eofgefimtai,  von  denn  96  wt 
deneo  in  dem  sfidliehen  Zuge  ftbereinsUmmen.    Dieser  sidlishs 

Silorsüf^  ist  sehr  schmal,  an  keiner  Stelle  viel  über  1000  m  breit, 
dagegen  in  einer  Länge  von  200  km  bekannt  und  wird  als  CrCte 
du  Condros  bezeichnet.  Er  trennt  die  nördlichen  Stein kohlenmulden 
von  dem  südlichen  Becken  von  Dinant,  in  dem  das  Mittel-  und  Ober- 
devon, und  der  untere  Theil  des  Carbon  in  lanj^ren  vielfachen  Falten 
auftritt,  in  denen  nur  an  wenigen  Stellen  für  das  productive  Kohlen* 
gebirge  Banm  übrig  bleibt;  welches  nur  eine  geringe  Mächtigksü 
erreicht  und  ksum  branchbare  Kohlenlager  enthält.  In  der  nöid- 
liehen  Mulde  erreicht  das  productive  Kohlengebirge  degegea  in  der 
Gegend  von  Möns  eine  Miohtigkeit  TOn  2100  m.  lüese  grosse  Tsr- 
seUedenheit  der  AUegerongen  sn  beiden  Seiten  des  8ünr  der  Crtls 
da  Condroi  wird  yon  den  Belgischen  Geologen  so  na^gaCMst,  dasi 
dieses  Silur  bereits  in  der  Bildnngsperiode  des  Devon  nnd  dsi 
Carbon  als  Sohmderfteken  Torhanden  und  aneh  spiterhin  baetimmaid 
l&r  die  versdiiedeneB  LageruDgtTerh&ltnisse  gewesen  sei« 

Bei  den  abweichenden  Streichungslinien  der  Schiebten  auf 
beiden  Seiten  der  grossen  Ueberschiebung  treten  nun  auch  Fälle 
ein,  in  denen  die  nördliche  oder  liegende  Wand  derselben  von  den 
altern  Schichten  unter  dem  productiven  Kohlengebirge:  von  Kohlen- 
kalk, Ober-  und  Mitteldevon  gebildet  wird»  während  die  nördliche 
oder  hangende  Wand  ausser  dem  Silur  auch  das  ünterdevon  seigi 

In  dem  Querproiii  durch  die  Lütticher  Kohlenmulde  und 
swar  dnroh  die  Schächte  Arbre  St.  Midul  und  Bois  d'  Yvoz  folgen 
von  der  grossen  Uebersohiebong  in  K.  W.  Riohtnag  nooh  folgsods 
bedeutende  Verwerfungen,  die  derselben  nngefihr  parallel  streishsa 
nnd  in  einem  gewissen  Zosammenhang  mit  derselben  eteben.  L  Bis 
Yerwerlnng  von  Ytos,  nahe  senkreoht  einfallend»  dar  sttdlishe 
GebirgstheQ  liegt  870  m  tiefer,  als  der  ndrdliohe.  3.  Die  Haupt- 
▼erwerfung  vor  Sersing  gegen  8.  efnfhllend;  in  ihrem  Liegenden 
findet  sieh  der  Kohlenkalk  in  einem  mit  80®  gegen  N.  einfallenden 
Flügel  nahe  unter  Tage,  während  derselbe  in  ihrem  Ilanrrendeu  erst 
in  1500  m  Tiefe  zu  erwarten  ist.  8.  Die  Ueberschiebung  von  Awirs 
mit  66°  gegen  S.  einfallend,  welche  die  mit  75®  gegen  N.  einfallenden 
Flügel  durchschneidet.  4.  Die  Ueberschiebung  von  St.  Gilles  gegen 
N.  einfallend  und  vorzugsweise  flach  gegen  S.  einfallende  Flügel 
durchschneidend.  Am  n.  Kande  der  Steinkohlenmulde  folgen  regel- 
mässig darunter  Culm,  Kohlenkalk,  der  Kalk  des  Mitteldevon  (EUel* 
oder  Stringocephalenkalk),  der  durch  eine  nahe  senkrechte  Ver* 
werfong  von  dem  Silur  (Braban)  getrennt  ist. 

Eine  grössere  Verwickelung  der  Terhiltnisse  tritt  da  ein,  wo 
die  grosse  Üebersohiebung  mit  andern  Verwerlimgen  in  nnmittelbers 
Berfihrung  tritt»  wie  ein  solcher  Fall  Ton  Gomet  und  Briart  bei 


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dar  niedarrheixüaoheD  GeseMichaft  in  Bonn. 


11 


Tliolini  fliinin  und  Boussu  in  der  Nfthe  des  Baohea  fianneton»  S.  W. 
TOB  Möns  anallkhrlioh  beicbrieben  und  dnreh  eine  Beihe  von  ideellen 
Profilen  (in  don  Ann.  de  le  soc  gtel.  dn  Nord  tom.  IV.  71)  er* 
läntert  worden  iti.  Hier  tritt  eine  gegen  N.  einfellende  Ueber» 
eohiebang  nnf.  Auf  der  8.-8eite  der  genannten  Ortaeliaften  liegen  die 
wichtigsten  Xoblengmben  dee  Beokene  von  Hont,  Homn  und  Boneaui 
aaf  denen  das  Becken  seine  grösste  Tiefe  erreicht,  w&hrend  nur  3  km 
von  demselben  entfernt  liegende  Schichten  des  Oberdevon  theils  in 
geringer  Tiefe  unter  der  Kreide  lagern,  theils  am  Bache  IJanueton 
selbst  za  Tage  ausgehen.  Die  bergmännischen  Arbeiten  haben  schon 
seit  1842  in  dieser  Gegend  begonnen,  aber  bei  den  überaus  ver- 
wickelten Verhältnissen  sind  dieselben  erst  seit  1876  aufgeklärt  worden. 
Im  Hangenden  der  Ueberschiebong  von  Boussu  lagert  zu  oberst 
Silor,  welches  demjenigen  entapridit,  welches  aaf  der  Nordseite 
der  Kohlenmalde  bei  Horrues  henrortritt.  Die  Schichtung  diesee 
Silnr  ist  wegen  der  vieles  Klüfte  niebt  ganz  deatUcb.  Darflber 
lagen  die  iltesten  Befaiobten  des  Unterdevon,  denen  die  des  OberdevoUi 
also  in  ginsliob  nmgekebrter  Ordnung  folgen.  Die  Lagerung  ist 
mnldenl&miig,  indem  nabe  an  der  UebersoMebong  ebenfalls  Einfiülsn 
gegea  K.,  aber  flacber  als  diese  stattfindet  und  sieh  entlwnter  von 
derselben  gegen  8.  wendet  Es  ist  aus  den  Aufsehlfissen  mit  siem* 
lieber  Gewissheit  zu  folgern,  dass  die  ältesten  Schichten  des  Unter» 
devon  auf  der  damaligen  Oberfläche  des  Silur  abweichend  abgelagert 
worden  sind  und  dass  dieses  Gebirgsstück  gänzlich  umgekehrt  worden 
ist,  so  dass  dasselbe  jetzt  die  Reihenfolge  der  Schichten  gerade  in 
umgekehrter  Ordnung  zeigt.  Diese  üeberschicbung  von  Boussu 
setzt  in  N.  W.  Richtung  in  das  D^p.  du  Nord  fort  und  vermindert 
die  Mächtigkeit  des  produotiven  Steinkohlengebirgee  bei  Ansin  schon 
bedeatend,  geg^n  diejenige,  welche  es  bei  Möns  erreicht.  Nach 
der  Ansicht  von  Cornet  und  Briart  ist  die  Ueberschiebung  von 
Booaan  &lter  als  die  grosse  (Jebersobiebung  (du  Midi  oder  eililienne). 
Ibre  Streiebnngslinien  oonvergiren  in  w.  Biobtung  und  nngefthr  in 
der  Kftbe  der  Betgisoh-Framösisoben  Grenae  müssen  dieselben  su« 
sammentreffiBu.  Der  Niveauunterscbied  der  beidersmtigen  Oebirgs- 
thefle  beträgt  an  der  Ueberaobiebung  von  Bonssu  naeb  deren  Fallltnie 
gemessen  4000  m  und  senkreebt  3800  m.  Auf  den  Gruben  von  Anzin 
ist  noch  eine  3.  Verwerfung  unter  dem  Namen  Cran  du  retour 
(Kehrgewand  würde  sie  im  Eschweiler  Reviere  genannt  werden) 
bekannt,  welche  die  in  Zickzack  gefalteten  Südflügel  von  den  flach 
gegen  S.  einstellenden  Nordflügeln  der  Mulde  trennt.  Sie  lallt  gegen 
S.  ein,  das  in  ihrem  Hangenden  befindliche  Gebirgsstück  beflndet 
sich  in  einem  tieieren  Nimeaa  als  der  jenseitige.  Sie  ist  in  dem 
Concessionsfelde  von  Anzin  auf  eine  Länge  von  15  km  bekannt, 
setat  aber  gegen  0.  viel  weiter  in  Belgien  fort.  Der  Zeit  naob  soll 
sie  swisohen  die  beiden  Uebersohiebongen  fallen,  mithin  jünger  als 
die  von  Bonssu  und  ftlter  als  die  grosse  Ueberscbiebung  sein. 


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Sitimigtbenohie 


Bei  Landelies  auf  der  linken  Seite  der  Sambre,  s.  w.  toi 
Charleroy  tritt  eine  ähnliehe  Verwirrung  der  Yerh&ltDisse  auf,  wis 
swiaehen  Bonstn  n.  Thiilin.  £ine  hier  dnrcbtetiende  YarwerfMf 
hebt  dae  Oberderon  neben  dem  prodootiven  KoUengebirge  sn  llifa^ 
wihrend  die  groMe  üebendiiefanng  von  hier  not  gegen  W.  vefv- 
endit^  dm  die  nntertten  Sohiohten  dee  ünterdero^  dee  GMiiiBin 
Aber  dM  Obefdevon  hinweg  geschoben  eind  und  abweiohend  dtf> 
auf  ruhen. 

Im  D^p.  Pas-de-Cftleis  iit  die  grotee  Oebersehiebung  im  Zo* 

8ammenhani?e  noch  nicht  bekannt,  da  der  Bergbau  hier  erst  wit 
20  Jahren  aufgenonamen  worden  ist  und  obgleich  bereits  50  Schacht« 
abgeteuft  worden  sind,  es  daher  noch  an  zuiammenhangenden  Auf* 
•chlüssen  fehlt. 

Folgende  Yerhältnisse  sind  nach  der  Angabe  von  Breton  mit 
Bestimmtheit  aufgeschlossen  worden.  Die  Südflügel  der  Mulde  d« 
productiven  Steinkohlengebirges  fallen  widersinnig  geg^  S.  ein. 
Die  tieferen  Flötie  erreiohen  auf  diesem  Flügel  nicht  die  Obecttche 
dee  Steinkohlengebirgee  unter  den  bedeckenden  Kreideeohieliten.  Iki 
KoUenkalk  beeitit  anf  dieeem  Flügel  eine  nnr  geringe  Miohtagfail 
nnd  fehlt  ateUenweiae  gant.  Daa  Oberdevon  und  biawoilen  aaek 
daa  MitteldeTon  —  fehlt  gana,  so  daas  unmittelbar  daa  Untecdem 
dem  Ki^enkalk  folgt.  Die  Grube  Oaoohy  k  la  Tour  hat  anmt  daa 
Beweis  geliefert,  dass  das  productive  Steinkohl  engebirge  unter  dem 
Kohlenkalk  fortsetzt,  dass  aber  diese  Auflagerung  des  letzteres 
keine  gleichförmige  ist,  sondern  dass  in  der  Tiefe  von  219  m  der 
Kohlenkalk  die  Schichten  des  productiven  Steinkohlen gebirge«  mit 
den  Eohlenflötzen  gegen  0.  hin  abschneidet,  mithin  swischen  beiden 
eine  üeberschiebung  anzunehmen  ist. 

Auf  der  Grube  Courcelles-les-Lens  wurde  der  Kohlenkalk  in 
184  m  Tiefe  unter  der  Kreide  erreicht  nnd  darin  bis  205  m  abg»> 
tenft.  Nachdem  in  einem  Querschlage  gegen  N.  eine  Ueberschieboog 
mit  46*  gegen  8.  CiUend  durohörtert  und  jenaeits  deraelben  dai 
produotire  Steinkohlengebirge  erreioht  wurde,  teufte  man  den  Sefaaelft 
weiter  ab  und  erreiehte  in  228  m  Tiefe  daa  KbUengebirge  uattf 
dem  Kohlenkalk.  Die  Neigung  der  üebersehiebung  nimmt  iiaoh  dar 
Tiefe  hin  ab  und  betrftgt  nur  28>/i** 

Westlich  Ton  Courcelles  schneidet  die  Ueberschiebmug  in  dia- 
gonaler Richtung  gegen  die  Schichten  des  Kohlengebirges  immer 
weiter  gegen  die  Mitte  der  Mulde  ein,  so  dass  der  s.  Theil  der- 
selben im  Meridian  von  Lievin  und  Meurchin  bereits  eine  beträcht- 
liche Breite  besitzt.  Noch  weiter  gegen  W.  bei  Ferfay,  Auchy-aux- 
Bois  bei  Flechinelle  erreicht  dieselbe  den  Nordflügel  des  Kohlenkalks, 
so  dass  hier  die  ganze  Breite  der  Kohlengebirgsmülde  von  den 
überkippten,  älteren  Schichten  des  Sädflftgels  bedeckt  ist.  In  dem 
Ckmeessionsfelde  von  Auchy-aux-Boia  wurde  mit  einem  Bohriochs 


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der  BiedorrUniiehai  QiwaHiolnft  in  Bona.  18 

dM  Ober-Dma  in  151  in  nntmr  der  Kreide  ermcht,  der  Kohlenkalk 
(Dolomit)  in  168J^  m  wurde  eis  tweifelheft  in  211  m  TMi  ein- 
gretielli.  In  einem  sweiien,  170  m  weiter  gegen  H.  engceetsten 
Bohrloohe  wurde  148  m  vnter  der  Kreide  SohiefSnr  im  KoUeokalksiein, 

der  Streifen  von  KieseUchiefer  enthält  nnd  bis  170  m  anhält  wo 
die  mit  30°  fallende  üeberschiebung  angetroffen  wurde.  Unter 
derselben  fand  sich  ein  Gemenge  von  Schieferstücken  des  Koblen- 
gebirges  und  Eohlenkalkstein,  welches  der  üeberschiebung  anprehören 
möchte  und  in  185  m  Tiefe  ein  Steinkohlenflötz.  Ein  drittes  Bohr- 
loch, 70  m  gegen  K.  von  dem  2.  entfernti  bat  des  Kohlengebirge 
bereits  in  146  m  Tiefe  erreicht.  Nach  dieaen  Angaben  findet  aieh 
das  Einfallen  der  Uebersohiebnng,  die  obere  Begrenanng  des  pro- 
daoÜTen  SteinkohlengebirgeB  zu  18Vs*  gegen  8.  Es  aobeint  jedoch 
sweifelhafty  ob  die  beiden  Bohrlöeher  in  der  Falllinie  der  Ueber- 
fl^iebnng  nn|l  nicht  Tiel  mehr  in  einer  diagonalen  Eiohtnng  ateben, 
so  daae  daa  RinftiHen  doeb  ateüer  ab  dieae  Angabe  aein  könnte. 

Brilon  iai  dw  Analebt,  daaa  stob  im  IMp.  du  Paa-de-Oalaia 
eine  Fortaetaong  dea  Hdbenrflökena  fonCondroa  iwiaoben  dem  ndrd- 
lioben  Kohlenbecken  nnd  dem  Garbonbecken  von  Avesnea  (dem 
ecken  von  Dinant  in  Belgien  entsprechend)  aus  ünterdevon  be- 
stehend bei  St.  Nazaire,  Rebreuves,  Penies,  Bailleuil-lez-Pernes, 
Febrin  und  F16chin  nachweisen  lässt.  Dieses  Ünterdevon  ist  ebenfalls 
durch  eine  zweite  üeberschiebung  über  das  Oberdevon  und  den 
Kohlenkalk  hinweg  geschoben,  welche  das  productive  Steinkohlen- 
g^ebirge  an  seinem  Südrande  begrenzen.  Dieser  Ansicht  stimmt  auch 
Gosselet  sn,  mit  der  Abweichung,  dass  die  beiden  Ueberschiebongen 
nicht  parallel  seien  and  das  zwischen  beiden  befindliche  GebirgssttLok 
riffle  Unregehniaaigkeiten  darbiete.  In  der  Conoession  BoUy-Qranay 
hni  ein  Sebadit  unter  den  Kreideeehkibten  daa  Oberdefon  in  144  m 
Tifffe  nnd  nnter  demadben  die  üeberaobiebnng  nnd  daa  prodnotive 
Koblengebirge  in  864  m  Tiefe  erreiobl. 

SttdUob  Ton  dieaem  Sebaobte  bat  die  Geaellaebaft  von  LiMn 
die  tiefsten  Schiebten  dea  ünterdoTon  nnd  den  Eohlenkalkstein 
durchteuft  und  darunter  die  widersinnig  fhUenden  Kohlenflötze  er- 
reicht, mithin  beide  üeberschiebungen  angetrofifeu. 

Das  dazwischen  gelegene  Gebirgsstück  soll  zwischen  3  und 
4000  m  in  die  Höhe  geschoben  sein. 

Ausser  diesen  beiden  üeberschiebungen  ist  auch  noch  eine 
ge^en  8.  fallende  Verwerfung  bekannt,  welche  dem  Gran  de  retour 
bei  Anain  entspricht  und  an  der  sich  das  in  ihrem  Hangenden  be- 
fiodliche  Gebirgsstück  in  einem  tiefem  Niveau  als  das  jenseitige 
befindet  Dieselbe  ist  bei  Manlee,  Ferfay,  Andry-auz*BoiB  bekannt, 
wo  die  durobaetaten  Sobiohten  theUa  aehr  flaob»  tlieila  bia  80*  ein- 
fiülan,  nnd  bei  F14cbineUe,  wo  dieeelben  atml  anfgericbtei  aind. 

Am  Weitende  dea  Dep.  Paa-de*Ga]aia  tritt  daa  Utere  Gebirge 


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14 


SÜsiiiigtberiolite 


unter  der  Bedeckoog  ?od  Kreide  und  Jim  tn  die  Oberfflküie  betror 
nnd  taeh  bier  ist  bei  Bleoqneaeoqnee  und  Ferqnee  in  dem  Koblea« 
renere  von  Hardiogbem  eine  grone  Ueberaebiebang  bekmnti  weidbe 
Ton  QfMMlei  und  Gb.  Berroii  fftr  die  Forteeteang  der  BdgiedMi 

gehalten  wird.  Im  Liegenden  derselben  folgen  die  Schiebten  des 
productiven  Kohlengebirges,  des  Kohlenkalkes:  das  Ober-  und  Mittel- 
devon und  das  Silur  bei  Caftiers,  mit  Einfallen  gegen  S.  regelmäßig 
unter  einander,  während  das  Kohlengebirge  von  derselben  ab^^ 
schnitten  und  jenseits  bei  abweichender  flacher  Lagerung  von  der 
unteren  Abtheilung  des  Kohlenkalks  bedeckt  wird. 

Ch.  ßarrois  ist  der  Ansicht,  dass  derselbe  Silurzug,  welcher 
in  Boulonnois  durch  Graptolithus  colonus  bezeichnet  wird,  noch  m 
£ng]and  wieder  herYortritt  und  die  Gtrbonbeeken  von  DeTone^n 
nnd  Sommenetsbire  yon  einender  trennt. 

So  weit  gegen  0.  die  Mbm  in  der  Riobtmig  von  W.  9L  W. 
gegen  0.  N.  0.  flieset,  iet  die  Forteetemig  der  gi'oseeu  üebereeiiiobiiBg 
bekennt,  wo  aber  dieser  FInss  bei  Yal  Benoit  eeine  Bicbtuog  in 
scbtrfer  Wendnog  gegen  N.  ftndert^  nnd  nebe  nnterbalb  die  Oorle 
in  dieselbe  einmündet  and  in  der  Mibe  die  Tesdre  in  die  letztere 
fallt,  entsteht  einige  Unsicherheit  über  den  weiteren  Verlaut  der 
grossen  üeberschiebung ,  da  hier  mehrere  bedeutende  Stöningen 
auftreten.  G.  Dewalque,  Malherbe  und  Macar  stimraen  darin  über- 
ein, dass  dieselbe  zwischen  Saive,  Jupille  und  Beyne  das  Kohlen- 
becken von  Herve  durchschneidet.  Der  Niveauunterschied  der  ge- 
trennten GebirgBstücke  hat  sich  aber  sehr  vermindert,  denn  m£ 
beiden  Seiten  liegt  productives  Koblengebirge  nnd  der  NiTOe«* 
nnterschied  betr&gt  100  bis  200  m,  während  derselbe  weiter  gegen 
W.  awisoben  Anglenr  nnd  Ytos  su  nebr  eis  1000  m  engegebea  wird. 

Unter  den  StArnngen,  welobe  in  der  Nibe  der  Mündnng 
Veedre  in  die  Onrte  bei  Cbte6e  mit  der  grossen  Uebereduebong 
insammentreffen,  werden  folgende  bemerkt;  die  YerwerAuig  Ton 
Hetton  neob  Lütticb,  welobe  die  grosse  üebersobiebnng  tob  CbMe 
trifft  und  derselben  Enniobst  folgt,  sie  aber  zwischen  Jnpille  und  Be> 
laire  verlasst  und  sich  gegen  N.  wendet,  in  den  Concessionen  Wandre 
und  Cheratte  bekannt  ist.  In  der  ersten  Concession  ist  700  m  vom 
Schachte  entfernt  ein  glatter  mit  35  bis  67  gegen  0.  einfallender 
Abschnitt  angetroffen  worden,  während  in  der  letztern  ein  ganz 
gestörtes  Feld  durchörtert  worden  ist,  wie  es  sehr  häufig  in  der 
Nähe  grösserer  Verwerfungen  vorkommt.  Im  allgemeinen  ist  bei 
den  Qmbenbesitzern  die  Ansicht  durchaus  verbreitet,  dass  im  Ment* 
tbale  Ton  der  Einmündung  der  Ourte  an  bis  nach  Yise  bin  eine 
grotie  Yerwerfiing  ron  geetdrtem  Felde  begleitet  durchsetst»  ans 
dieeem  Grande  feblt  ee  an  neuen  und  lieberen  Aufseblfteeen  in 
dieser  Gegend.  Die  Yerwerfong  Ton  NessonTeanx  nadi  lAttidi  ist 
in  der  Conoeeeion  Yal  Benoit  bekannt,  wo  aie  mit  80^  gegen  N.  O. 


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der  DiederrheiDisoben  Gesellsohaft  in  Boxui* 


16 


emfUlt  and  du  im  Hangenden  liegende  Gebirgsstück  um  26  m  senkt; 
sie  wird  yon  gestörtem  Gebirge  in  einer  Breite  von  30  m  begleitet. 
Bei  Anglenr  ist  eie  an  dem  ■.  Bande  des  Eoblengebirges  bekannt» 
«elohea  w.  derselben  Mher  anfhöri,  alt  in  der  ö«  Forteetsnng. 
Maear  maobt  darauf  anftneitoam,  daea  ihre  Ricbinng  gegen  8.  W. 
mii  der  eobon  vor  langen  Jabren  von  Dewalqne  naebgewiesenen 
QoeUenspalte  Ton  GbandlÖBtainey  Spa  nnd  Malmedy  sniammenftllt* 
Wenn  daber  aneb  die  Senkung,  welebe  dieselbe  an  einer  Stelle 
bervomft  niebt  bedeutend  ist,  so  verdient  sie  am  so  roebr  BeeiBbtong, 
als  sie  bei  Angleur  von  einem  sehr  viel  grösseren  Niveauunterschied 
der  getrennten  Gebirgsstücke  begleitet  zu  sein  scheint. 

Dewalque  ist  der  Ansicht,  dass  die  grosse  üeberschiebung 
gegen  0.  auch  noch  in  die  Rheinprovinz  fortsetzt  und  zwischen  den 
beiden  Steinkohlenmulden  an  der  Inde  bei  Eschweiler  und  an  der  Worm 
bei  Kohlscbeid  durchzieht.  Dadurcb  wird  die  Lftnt^e  der  grossen 
IJebersobiebung  ihrem  Lanfe  nach  gemessen  von  Hardinghem  bis 
Stolbei^f  auf  380  km  Termebri.  Derselbe  stützt  sich  dabei  auf  die 
•sbr  Tersobiedenen  innem  Lagemngsverhiltnisse  dieser  beiden  Ab* 
Ugenmgen  nnd  anf  die  Besobaffenbeit  der  Sfldflfigel  in  der  Worm- 
mnlde  nnd  ibrer  Fortsetenng  anf  der  Grabe  Maria  bei  Höngen, 
welche  den  Sftdflfigeln  der  Mnlde  von  Lütticb  ibnlicb  gebildet  smd. 
Es  laseeli  sieh  in  dieser  Gegend  aneb  zwei  Stellen  beieiobnen,  an 
welchem  die  grosse  Uebersebiebung  durchsetsen  könnte,  ohne  dass 
dieselben  bisher  unmittelbar  beobachtet  worden  wären.  Die  eine 
dieser  Stellen  würde  am  s.  Rande  der  Wormmulde  unterhalb  Haaren 
liegen.  Die  liegendsten  Kohlenflötze,  welche  hier  durchsetzen  befinden 
sich  in  gestörtem  Zustande  und  sind  von  so  geringer  Beschaffenheit, 
dass  seit  sehr  langer  Zeit  keine  bergmännischen  Versuche  darauf 
gemacht  worden  sind.  In  der  Fortsetzung  gegen  0.,  kommt  zwischen 
Haaren  und  Haal  Kohlenkalk  nnd  Oberdevon  vor,  aber  in  geringer 
Micbtigkeit  und  bald  von  einer  m&ohtigen  Decke  von  Diluvium 
(Kies  nnd  Lehm)  überiagert.  Das  Yorkommen  von  Mitteldevon  (Eifel- 
kalksteui)  kann  hier  nnr  mit  dem  Anedmeke  des  Zweifels  angeführt 
wordeui  da  Gosselet  ftberhanpt  die  Grense  des  Oberderon  in  ein 
tieferes  ITifean  Terlegt  nnd  den  bekannten  Kalkstein  von  Yerlantenbeid 
dem  Oberdevon  snrecbnet>  welcher  bisher  Ton  allen  dentedien  Geo- 
logen fBr  Mitteldeyon  gehalten  worden  ist.  Die  sweite  Stelle,  an 
der  eine  bedeutende  üeberschiebung  unbemerkt  durchsetzen  könnte, 
li^t  weiter  gegen  S.  0.  bei  Haaren,  wo  zu  beiden  Seiten  des  breiten 
Wormthales  keine  älteren  Formationen,  sondern  nur  das  Diluvium 
vorhanden  ist.  Man  könnte  annehmen,  dass  sie  nahe  an  der  N.  W. 
Wand  des  Kalksteins  von  Verlautenheid  durchschneidet,  welcher 
einen  sehr  hervorragenden  Bergkopf  in  der  flachen  Gegend  bildet. 

Es  kann  nicht  umgangen  werden,  einen  Nachtrag  hier  einzn* 
schalten,  der  sich  anf  grosse  Uebersohiebnngen  in  der  Gegend  von 


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SitsangBberiehte 


Aachen  besiebt,  welche  sie  östliche  Fortsetsungen  der  in  Bel|?ien 
beobaohteteu  zu  betrachten  sind.  Herr  Eduard  Honigmann  in 
Aachen  bat  sich  in  den  letzten  Jahren  sehr  eingehend  mit  diesem 
Gegenstände  beschäftigt  und  aufmerksam  gemacht  durch  den  Beriebt 
über  den  vorstehenden  Vortrag  in  der  Köln.  Zeitung  Nr.  54  vom 
23.  Februar,  2.  El.  die  dankenswerthe  Freundlichkeit  gehabt,  mir 
darnber  seine  hier  folgenden  B^bachtungen  mitsatbailen. 

In  dem  Waaserstollen  der  Stadt  Aachen,  der  s.  von  Bartacheid 
mgeeetst  und  in  s.  ö.  Richtung  gegen  Nieder-Forsbaoh  getriebM 
worden,  ist  in  1000  m  Entfernung  vom  Mnndioohe  nnf  der  Qreaes 
des  Kohlengebirgee  nnd  des.Kohleokalks  eine  mit  45  Grad  gegen  & 
einüülende  üebenehielrang  dnxeb&hren  worden,  «nf  deren  &  Seite 
der  Kohlenkalk  anf  den  gegen  8.  fallenden  Schiditen  dee  Kohlenge 
birgee  anfliegt  Dieeei  gehört  der  8.  W.  Fortaetiong  der  Seoh- 
Weilar  Kohlenmnlde  an,  die  tieh  in  der  Gegend  von  Herbeethal 
vollständig  aushebt.  Im  Wasserstellen  treten  mehrere  kleine  Falka 
darin  auf  und  sind  die  liegendsten  sogen.  Wilhelminer  schmalen 
Kohlenflötze  in  einer  Mulde  und  einem  Sattel  mit  flach  gegen 
S.  fallenden  und  seiger  stehenden  Hügeln  getroffen  worden.  Die 
Streichongslinie  dieser  Ueberschiebung  weist  gegen  S.  W.  auf  £y- 
natten  z.  T.  durch  den  s.  ö.  Theil  der  Kreide  im  Aachener  Walde 
überlagert;  gegen  N.  0.  auf  die  N.  Flügel  der  liegenden  FlBtzpnrtie 
der  Eiehweiler  Mulde  auf  den  Gruben  Atsoh-Probstei  bei  der  Eamo^ 
behnstation  Ton  Stolberg  nnd  maehwindet  im  Indethale^  naterhdb 
Eiohweiler  Pumpe.  Im  Waeseretollen  iat  die  Höhe  der  Ueberaehieibong 
nach  der  Lage  der  Sehiefaten  des  Kohlengebirgee  nnd  ffohliwWII— 
SU  460  m  ermittelt  Die  ZQge  der  warmen  QueUen,  welche  in  But- 
eoheid  und  in  Aaehen  im  ElfelkaUntein  (HitteldeTon)  in  Tage  treten, 
beseichnen  dai  Anigehende  Yon  Uebenöhiebungen  (wie  dies  6.  De- 
walque  schon  vor  langen  Jahren  für  den  Quellenzug  Spa-Chaudfon- 
taine  wahrscheinlich  gemacht  hat).  Zur  Ermittelung  der  Höhe 
dieser  beiden  etwa  1200  m  von  einander  entfernten  Ueberschiebungeo, 
welche  nur  wenig  von  dem  durchschnittlichen  Gebirgsstreichen  folgeu, 
fehlt  es  an  Anhaltspunkten.  Die  hohe  Temperatur  der  Quellen  von 
Burtacheid  und  Aachen  zeigt  aber,  dass  diese  Ueberschiebungaklüfte 
bis  eine  sehr  grosse  Tiefe  niedersetzen  müssen  und  damit  möohte 
wohl  jedenfalls  eine  bedeutende  Höhe  der  [Jeberaohiebang  in  Ter* 
bindung  atehen.  JSine  sehr  grosse  Ueberschiebung  tritt  n.  Ton  dem 
Aaehener  Quelleniuge  im  n.  Theile  der  Stadt  Aaehen  auf,  wo  der 
Eifelkalk  und  Kohlengebirge  in  der  N&he^  welehe  im  FortetreiolMB 
an  dem  Steinbroehe  im  EäfelkaUcatein  Ton  Haaren  Haidgeo  Torbei- 
geht.  Es  iit  die  Ton  mir  oben  beaeiohnete  erste  Stelle,  wo  aid|^ 
lieber  Weise  die  belgische  üebersohiebnng  ihre  Fortsatcung  in  der 
Gegend  von  Aachen  finden  könnte.  Das  Steinkohlengebirge  fiUH 
hier  widersinnig  mit  40  Grad  gegen  S.,  der  Eifelkalk  ganz  nahe 


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d«r  niedarrlieuiiMliaD  GeieUiolnft  in  Bomk  17 

dabei  mit  20  Grad  ebenfalls  widersinnig  gegen  S.  Die  Höhe  der 
UeberschiebuDg  bei  45  Grad  Einfallen  gegen  S.  ist  nach  der  Mäch- 
tigkeit  der  Schichten  in  der  Nähe  auf  800  bis  1000  m  anzunehmen. 
Dabei  möchte  denn  ihre  w.  Fortsetzung  bis  über  die  Grenze  von 
Belgien  hinaus  kaum  zweifelhaft  seioy  ao  auch  bei  andern  &h«li^fn 
üeberschiebungeo. 

Das  gegen  S.  gerichtete  Einfallen  der  Schichten  des  Ober* 
Devon  an  der  Straaae  bei  Altenberg  (Moreenei)  deutet  wohl  auf 
eine  Ueberschiobangi  welehe  die  bekannte  grooee  Gtlnleilagentfite 
auf  ihnr  ■.  Seite  Ton  diesem  Oha>D&nm  trennt 

Der  in&ohtige  Zog  von  KoblenUk,  weleher  ii  ote  oberiMdb 
ton  Bleiberg  das  6eiil(Gö]il)tbal  daxehseteti  miMo  am  §.  IMle 
Toa  Aaehen  dnrehieteen.  Hier  itt  aber  nur  ein  ^fthmiilfr  Streite 
deeeelben  bdcannt.  Dieie  Yerinderoii^  dirfte  die  Wirining  einer 
grossen  Üebersohiebimg  seini  mlehs  den  Weg  toi»  Lüttich  nach 
Aachen  bezeichnet. 

Die  ö.  Fortsetzung  der  üeberschiebung  im  n.  Theile  von 
Aachen  und  von  Haarener  Haidchen  trifft  auf  die  s.  Flötze  der 
Steinkohlengrube  Maria  bei  Höngen.  Der  Querschlag  in  der  120  m 
Sohle  gegen  S.  hat  die  Schichten  in  gestörtem  Zustande  mit  vielen 
kleinen  und  grossen  Ueberschiebnngen  aufgeschlossen.  Unter  den« 
selben  befindet  sich  eine,  300  m  vom  Schachte  Nr.  I  entfern^  deren 
Höhe  bei  60  Grad  Einfallen  gegen  S.  zn  800  m  angenommen  werden 
kann.  Die  iu  dieser  Uebersohiebong  bekannten  Kohlenflotie  aipd 
mit  den  weiter  g^gen  W.  an  der  Worm  anfkretenden  FU^tsen  nieht 
m  identifieiren.  Bei  Hehlralli  s.  von  der  Mariagmbe  liegt  das 
Steinkoblengebirfge  nnd  das  Oberdevon  nalie  beisaiamen,  nibrend 
der  daswisehen  gehörende  KoUeakalk  ansoheinend  gaas  fditt^  wo- 
duroh  das  Darohstreiebsn  ^er  groesen  Üebersobisbnag  an  disser 
Stelle  angedeutet  zu  sein  scheint. 

In  den  Schächten  der  Königsgrube  bei  Würselen  ist  in  einer 
Tiefe  von  230  m  eine  bedeutende  üeberschiebung  40  Grad  gegen 
S.  einfallend  bekannt,  welche  das  s.  Rechte  des  Flötzes  Merl  auf 
eine  grosse  Erstreckung  gegen  W.  verdrückt  und  eine  Höhe  von 
200  m  erreicht  Dieselbe  weist  gegen  0.  auf  die  üeberschiebung 
hin,  welche  s.  von  den  Schächten  der  Mariagrube  durchsetzt.  Unter 
den  üeberschiebungen  im  Worm-Bevier»  welche  sich  durch  erheb- 
lifibe  Höhe  auszeichnen,  sind  besonders  m  nennen:  die  auf  der  Grube 
Fnrtlit  Kaue  Anlage  oberbalb  Heraogenratb,  dann  die  beiden  auf 
der  ITiederlindisehen  Dominengrabe  bei  Eirehrsth,  wek)fae  eine 
Hdhe  Ton  160  bis  200  m  erreieken« 

Am  Sehlnsse  der  Bemerkoagen  über  die  grosse  belgisobe 
Uebenehiebmig  dfirfle  besonders  benror  sn  heben  sein,  dass  sole&e 
Störungen,  ebenso  wie  die  Faltenbtldnng  der Muebten»  dnrob  einen 
horizontalen  oder  tangentialen  Druck  henrorgebradht  gedaobt  werden 
Biftawisflb.  d.  nkdenlMiii.  Q<ieUschsft  in  Bona,  1881.  2 


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18 


Sittaagsberielite 


kdoneot  dait  diMelben  aber  ebenso  «noh  notkwendig  tos  eben 
xatä  in  dem  Torliegenden  Felle  sehr  erbebllchen  NiTeeonntencbiefle 
begleitet  eein  mfinen.  Bei  den  Faitangen  der  Sohicbten  findet 
dieser  seinen  Ausdruck  und  sein  Maass  in  der  Lage  der  mntikKneB 

und  Synklinen  Linien:  bei  den  üeberschiebungen  in  dem  Niveaa- 
unterschiede  der  getrennten  Gebirgsstücke.  Bei  der  grossen  bel- 
gischen üeberschiebuDg  hat  der  horizontale  Druck  in  der  Richtung 
von  S.  gegen  N.  gewirkt  und  in  gleichem  Sinne  ist  die  Faltung  der 
s.  Flügel  der  Kohlenmulden,  auch  derjenigen  der  Wormmulde  und 
zwar  im  Zickzack,  in  Rechte  und  Platte  erfolgt.  Im  Allgemeinen 
finden  sich  die  Üeberschiebungen  in  ihrer  Längenerstreckuog,  nidit 
sehr  abweichend  von  der  Streichungslinie  der  gefalteten  Schichten,  m 
dnreheehneiden  dieeelben  unter  spitsen  Winkeln  und  haben  in  dem> 
■elben  Sinne  gewirkt,  die  nrepiünglioh  anegedebnteren  Gebirge* 
maem  anf  einem  kleineren  Baume  xnaammengedringL  Anden 
▼erbielt  es  aldb  bei  den  Verwerfongen,  in  deren  Hangenden  dai 
Ctobirgettflok  ein  tieferes  Niveau  einnimmt  als  das  jenseitige.  Diees 
Terwofungen  nihern  sich  im  Allgemeinan  in  ihrer  Richtung  der 
Querlinie,  rechtwinklioh  gegen  die  Streichungslinie  der  Schichten. 
Sie  üben  eine  entgegengesetzte  Wirkung  aus,  indem  sie  ein  Aus- 
einanderziehen der  Gebirgsmasse,  eine  Verlängerung  in  der  Haupt- 
richtung des  Streichens  veranlassen,  sie  dehnen  die  ursprünj^liche 
Gebirgsmasse  über  einen  grösseren  Raum  und  üben  eine  Aus- 
gleichung der  Wirkung  der  Faltung  und  Ueberschiebung  in  der 
Qnerriohtang  aus. 

Die  aweite  Dislocation,  welche  hier  angeführt  werden  aoB, 
hat  zwar  nnmittelbar  naoh  ihrem  ersten  Bekanntwerden  durob  einea 
Ton  Chr.  8am.  Weiss  am  6.  Februar  1887  in  der  Berliner  Akademie 
gehaltenen  Tortrag  ein  ansserordentUehes  Aaftehen  erregt.  Wein 
besehrieb  seinen  bei  Weinböhla  (unfern  Meissen)  und  bei  Hobenstesn 
im  Polensthale  fiber  die  Anf  lagerang  Ton  Qranit  (oder  9y«nH)  «af 
Fliner  und  Qnader  der  Kreideformation  gemaehten  Beobaehtnngvn. 
B.  T.  Cotta«  der  sieh  eifrig  mit  diesen  Verhältnissen  bescbäaigte, 
f&hrte  in  den  nftehttfolgenden  Jahren  die  berühmtesten  (U  olojsren  jener 
Zeit  an  Ort  und  Stelle,  welche  herbeieilten,  um  diese  seltene  und 
merkwürdige  Erscheinung  selbst  za  sehen,  so  AI.  von  Humboldt 
L.  von  Buch,  Elie  de  Beaumont,  G.  Rose,  C.  0.  von  Leonhard  and 
Nöggerath.  Weiss  hatte  gleich  bei  seinen  ersten  Beobachtungen 
eine  zutreflfende  Erklärung  gegeben.  B.  von  Cotta  gab  1838  im  2. 
Hefte  seiner  geognottischen  Wanderungen,  welches  auch  den  Tiid 
fährt:  Die  Lagerun gsverbältnisse  an  der  Grense  swisdhen  Granit 
nnd  Quadersandstein  bei  Meissen,  Hohnstein  nnd  Liebenau,  eine 
ansführliehe  Besohreibnng  aller  damals  bekannten  Stellen  liemis, 
wo  diese  Grenie  anfigeschlossen  war.  Ans  nenerer  Zeit  iat  rnn 
eine  Arbeit  über  dieeen  Gegenstand  sn  nennen,  welche  sieh  Tot^ 
zngtweise  mit  den  Yersteinemngen  beechlftigt,  die  sieh  nnmittalbnr 


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der  niederrhemiecilien  Oesellaoliaft  in  tonn. 


19 


imter  dem  Granit  in  sebmalen  Sohiehten  und  über  dem  Quader^ 
Mvdftein  finden,  dieidbe.  ist  Ten  Oskar  Lena  ,,flber  das  Anftreten 

jurawischer  Gebilde  in  Böhmen"  in  der  Zeitschr.  f.  d.  ges.  Natur- 
wissensch, von  Giebel  und  Siewert  Bd.  I  N.  F.  (35  d.  g.  R.)  1870. 
S.  387  veröffentlicht  worden.  Da  hierbei  die  Lagerungsverhältnisse 
dieser  grossartij^en  üeberschiebuog  wenig  berücksichtigt  worden 
sind,  so  möchte  es  nicht  unpassen«!  erscheinen,  das  Wesentliche 
derselben  hier  hervor  zu  heben.  Von  dem  äussersten  westlichsten 
Pimkte,  wo  Chranit  mit  dem  Pl&ner,  der  mit  dem  Quader  zu  der* 
selben  Abtheiliing  der  EreideformatioD,  dem  Cenoman  gehört,  in 
Berfihning  tritt,  Oberau  bei  Meissen  Ins  Liebenau  in  der  Gegend 
fm  ZittaUf  bildet  der  Qranit  den  n.  6.  'Band  des  grossen  Sftebsiscb- 
Böbnnscben  Ereldebeckens  auf  ebe  Linge  Ton  187  km,  welehea 
anf  der  s.  w.  Seite  des  Biesengebirges  und  der  Sudeten  eine  weite 
▼erbreitung  bedtst  und  in  eniaebien  Mulden  swiseben  den  Höben- 
sfigen  weit  gegen  S.  0.  vordringt. 

Der  n.  Rand  des  Quader  und  des  Jura,  welcher  jetzt  dieses 
abnorme  Lagerungsverhältniss  darbietet,  muss  ursprünglich  auf  dem 
Granit  abgelagert  gewesen  sein,  in  der  Richtung  des  hercinischen 
Systems  von  S.  0.  gegen  N.  W.,  welches  auch  im  Laufe  des  £lb- 
thals  von  Brodenbach  bis  Riesa  seinen  Ausdruck  findet. 

Das  Verhalten  der  Sandstein -Granitgrenae  aof  der  ganzen 
Erstreckung  ist  kein  ganz  gleichförmiges  und  werden  deshalb  die 
tmieinen  AnfschlusssteUen  eine  besondere  Beacbtuug  finden  missen. 

1.  Bei  Oberen,  dem  westliobsten  auerst  Ton  G.  Naumann 
beebaobteten  Punkte^  in  der  Nibe  des  n.  w»  Andiebens  der  EMde* 
ttuMe  Uegi  der  Granit  gleiebförmig  auf  den  mit  90  bis  86*  gogen 
N.  einateUenden  Sdnoliten  des  Fliner  auf. 

9.  Bei  Welnböbla  liegt  ebeniklls  der  mit  Granit  TerbundeDe 
Syenit,  weithin  mit  wenig  (10 — 16")  gegen  N.  geneigter  Grenzfläche 
und  gleichförmig  auf  den  Schichten  des  Plänerkalksteina  auf,  in 
denen  grosse  Steinbrüche  viele  Aufschlüsse  gewähren. 

8.  Nieder-Warta  zwischen  Meissen  und  Dresden  am  linken 
Elbufer.  Die  Schichten  des  Planer  liegen  im  Dorfe  horizontal,  am 
Tbale  mit  30°  gegen  N.  fallend,  unterhalb  der  Brücke  mit  55°,  am 
Abhänge  des  Granita  mit  76°,  an  einer  nahe  gelegenen  Stelle  stehen 
dieselben  senkrecht  aufgerichtet  und  an  der  folgenden  fikllen  sie 
mit  75®  gegen  S.  vom  Granit  abw&rte.  Es  seheint  ala  wenn  die 
Grenae  ein  i^teiobee  EbfiUlen,  wie  die  Sohiebten  des  Pliner  besissen« 
Die  leisten  Yerlnderungen  bewegen  sieb  in  einer  Ltogenerstreekung 
von  76m. 

4»  Ln  Tbale  von  Weisstropp,  w.  yon  Nieder  Warle  und  in  der 
Seblneht  swiseben  Nieder  Warte  und  Costebaude  fiülen  die  Sobiobten 

des  Planer  mit  45'^  gegen  N.  ein. 

5.   Am  letzten  Heller,  einem  Weinberge  und  Wirthshause  n. 


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90 


von  Drato  fUlm  dl«  SeUohte  des  PttnwWlm  bH  76  bis  80^ 
gegen  8.  Tom  BjmM  tlnrlrti.  Dia  Lage  der  GreoM  ist  an  dionr 

Stelle  nicht  bekannt. 

6.  Bei  Dittersbach,  an  weit  Lohmen,  nach  Eschdorf  hin,  fallen 
die  Schichten  des  Quader  mit  80*  gegen  S.  vom  Granit  abwikrta, 
sind  also  hier  am  Rande  der  Ablagerang  nar  sehr  massig  gehoben. 
Hier  zeigen  sich  glatte  Reibungs-  oder  Rutschflftohen  (Spiegel  oder 
Harnische)  an  der  Wand  des  Quadersandsteins,  welche  sich  g^epren 
8.  0.  an  vielen  Aufschlussstellen  bis  über  Zittau  hinaus  ünden, 
wihnnd  ähnliche  Kluftflächen  innerhalb  dieser  Qebirgnrt  nnr  attUcn 
oder  gar  nicht  beobachtet  worden  sind. 

7.  Holuiatein  and  seine  nfthere  Umgebung  kielet  iulgwida 
AafteUimininkte  in  der  Eiobtung  tob  W.  gegen  0. 

Anf  der  Hdhe  bei  der  Ziegeladbeone;  in  der  EobÜge;  Sdunf 
No.  I  nnd  II  m  Wartenberge;  Bohrloeh  im  Polenathale  in  Qnmi 
■ngeeetity  welobes  aber  den  damnter  liegenden  Bendatoin  aiell 
orreiebt  bat»  der  Braieliit  demMlben  in  Tage  anttebende  8andBtein 
ftUt  mit  15^  gegen  N.  dem  Granit  entgegnen;  Keller  der  Apotheke 
in  Hohnstein  selbst,  der  in  den  auf  der  Grenze  liegenden  Jura- 
mergeln ausgegraben  ist,  endlich  der  grüsste  Aufschiusa  in  der 
Kalkgrube,  welche  in  dem  Kalkstein  der  Juraformation  und  den 
begleitenden  Mergel-,  Thon-  und  Sandsteinschichten  betrieben  wird, 
und  zuerst  Versteinerungen  dieser  Formation  geliefert  hat.  Die 
dem  Granit  sanäohst  liegenden  Schichten  fallen  mit  47**  gegen  N. 
ein,  der  Fallwinkel  nimmt  aber  bis  37°  und  stellenweise  bia  26 
nnd  20^  ab.  Dabei  wechselt  die  Miditigkeit  dieser  Schiebten  von 
14  Ua  45  m  in  einer  lAngenentreoknog  von  800  m.  Die  Bohiehten 
der  Qnader  liegen  i.  Tb.  boriaontaL 

8.  Yemebarbeiten  der  Siebrfsoben  Begieroag  anr  Anfanoboi^ 
von  KalUflger  swiadben  Hobnatein  nnd  dem  tiefen  Gmnde;  die  bisr 
getroffenen  Jnraidbiobten  fidlen  mit  80  bis  gegen  nnlar 
dem  Granit. 

9.  Kirnitzthal  oberhalb  Schandau ,  seigere  oder  sehr  steil 
gegen  N.  geneigte  Grenze  zwischen  Granit  und  horizontalen  Quader» 
schichten. 

10.  Saupsdorf.  Die  Schichten  des  Quader  fallen  mit  30^ 
gegen  N.  unter  dem  Granit  ein,  stellenweise  bis  60^,  dazwischen 
Juramergel  und  Kalkstein,  deren  Mächtigkeit  gegen  W.  nnd  0.  sehr 
sohneil  abnimmt 

11.  Hinterbermsdorf,  nahe  der  Grenze  von  Sachaen  nod 
Böhmen,  die  ans  Kalkstein  nnd  Mergel  bestehenden  Sohiobten  go* 
bdren  dem  weissen  Jörn  y  Qnenstedt,  der  Zone  dee  Ctdaria  flori* 
gernnm  Oppel  an. 

13.  Zwisohen  Ottendorf  nnd  dem  Weissboebtbale  bat  die 
fiiebaiscbe  Regierung  viele  Yersnobarbeiten  ntoh  ffalbiteiii  noe- 


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der  niederrheiniBolMn  GeoelUohaft  in  Bonn. 


31 


fuhren  lassen,  welche  sämmilich  die  Auflagerung  des  Granits  auf 
Quader  aber  bei  sehr  verschiedener  Grenze  nachgewiesen  haben. 

Erster  Schürf:  die  Grenze  WM  mit  10®  gegen  N.  ein,  Jura- 
amgel  81  bis  42  om  m&ohtig  trennt  Granit  Yon  Quader;  FalloH: 
^  4)iiader«ehiolit0n  fallen  mit  S  bis  6^  gegw  N.;  die  Grense  mit 
10*  ebenfclli  gegen  Jon  aua  landlgem  Thon  beatehend  42  bis 
47  om  trennen  den  Quader  vom  Graniti  am  U  Anatein  9  8dillrli| 
in  denen  die  Qnadendiichten  mit.20*  gegen  elnfcHen,  die  Grenne 
gegen  den  Granit  ond  gleidher  Biobtung  mit  85  bia  80*  iwiaehen 
beiden  lagert  Thon  dea  Jura  47  bie  57  cm ;  Rteebe  von  Lebmhübel 
bei  Neodörfel,  steht  die  Grenze  senkrecht,  die  Schichten  des  Quader 
liegen  horizontal;  die  Grenze  wird  durch  einen  Lettenschnitz  von 
8  cm  bezeichnet;  in  den  darauf  folgenden  Fallörtem  nimmt  das 
Einfallen  von  der  senkrechten  bis  45  Fallen  gegen  N.  und  N.  W. 
ab,  die  Zwischenlagerung  besteht  aus  einer  Breccio  bis  52  m  mäohtigi 
ans  Juramergel^  Thon,  Sand  und  Kalkstein  20  bis  24  m  stark. 

18.  Bei  Starnberg  zwischen  Zeidler  und  Sohoulinde  in  Böhmen 
sind  Joraaehiobten  mit  vielen  Versteinerungen  bei  80  bis  85**  Ein* 
£iUen  gegen  den  Granit  in  einem  Kalkateinbraoh  anfgeschlossen ; 
die  Gienae  gegen  Granit  und  Qnader  iat  niehi  eiohtbar*  Von  bier 
und  Ehrenberg  naoh  Hinterbernudorf  bat  die  Grenae  die  Biohlang 
von  N.  0.  gegen  8.  W.,  Mer  indert  aia  aiob  aber  in  der  Kttie 
der  erat  genannten  Orte  gegen  8. 

14.  Bei  Kbaa  am  n.  w.  Foeae  dea  Maeebkenberges,  einea 
langen  schmalen  Phonolithrückens  ist  früher  eine  Kalkgrube  zwischen 
dem  Quader  und  dem  Granit  betrieben  worden,  aus  deren  Schutt 
Dr.  Lenz  viele  Versteinerungen  gesammelt  hat,  darunter  Ammonitea 
Humphresianus ,  Belemnites  giganteus,  B.  canaliculatus ,  Monotis 
Münsteri,  Lima  gibbosa,  Scrpula  gordialis.  Er  schliesst  daraus, 
dass  hier  nicht  nur  der  weisse  Jura,  wie  an  andern  Stellen,  sondern 
auch  brauner  Jura  «f  Quenstedt,  mittlerer  Jnrai  Zone  dea  Ammonitea 
Hompbreaianus  Oppel  auftritt. 

16.  fiei  Neu-Daabita«  ebenfalls  am  Masohkenberge,  wenig 
entfomt  von  der  vorbergebenden  Stelle  bat  ein  Kalkbmoli  die  Jura* 
aehiehten^mit  50*  gegen  0.  gegen  den  Granit  lallend  anf  eme  »- 
aebnHobe  Lftnge  anfgetebloaaen.  Am  n.  w.  Ende  doe  Bmehea  iel 
daa  Kinliillfln  ateiler  ond  bia  anr  aenkreohten  Stellnng  an%eriebtel| 
ja  anoh  aelbat  aebr  atefl  gegen  W.  von  Granit  abfallend,  ünmittd^ 
bar  am  nnd  unter  dem  Granit  liegt  eine  m&cbtigfe  Ablagernng  von 
rothem,  weissem  und  gelbem  Thon,  dann  folgt  ein  weisaer  Kalkstein^ 
der  nur  Stielglieder  von  Crinoiden  enthält. 

16.  Waltersdorf  am  Fusse  der  Lausche  zwischen  Quader' 
nnd  Granit  deren  Grenze  am  rechten  Thalgebirge  siemlich  senkreoht 
ist,  tritt  Basalt  auf. 

17.  Zwischen  Oybin  und  Zittau  wird  der  Quaderaandatein  j 
von  Granit  bedeokt.  l 

■   .  i 

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SHsungtberichia 


18.  Zwischen  Spittelgniod  und  Freudenthal  tritt  zwischen 
Granit  und  Quader  azoischer  Thonschiefer  (Phyllit)  auf.  Die  Schichten 
des  Quader  fallen  mit  45  bis  76^  gegen  S.  vom  Schiefer  abwärt«, 
aa  dem  sie  aufgerichtet  sind. 

19.  Bei  Liebenau  tritt  zwischen  Granit  und  Quader  derselbe 
Thonaohiefer,  aber  in  Verbindung  mit  Melaphyr  und  Porphyr  maL 
Die  Sohichien  des  Quader  fallen  mit  40—46*  TOWi  &  voii  dea 
them  Gebirge  abw&rts. 

Bienuie  ergiebt  neli»  dam  m  10  Stellen  die  Uebenehieboag 
des  Gfmniti  (und  Syenites)  über  den  Qneder  mit  Bestimmtheft  neob» 
gewieeen  ist»  bei  i.  2.  4.  7.  B.  9.  10.  12.  16  and  17.;  dies  an  2 
Stellen  11  nnd  14  die  Legenmg  nioM  genau  bekannt^  die  Ueber^ 
■dhiebang  aber  wabreobeinUek  iet;  daee  an  5  Stellen:  8.  9.  12  t. 
Tb.  15  s.  Tb.  16  z.  Tb.  die  Orense  senkreobt  ist,  eine  Üebersebisbuug 
also  nicht  sichtbar,  aber  die  Kreide  dem  gesunkenen  und  der  Gruiit 
dem  gehobenen  Gebirgsstück  angehört;  und  dass  endhch  an  7 
Stellen  5.  6.  12  z.  Th.,  15  z.  Th.,  16  z.  Tb.,  18  und  19  die  Schichten 
des  Quader  vom  Granit,  oder  dem  älteren  Gebirge  abfallen  und 
also  nur  an  dem  n.  Rande  des  Beckens,  durch  einen  von  N.  gegen 
8.  wirkenden  borizontalen  (tangentialen)  Druck  geboben  und  aufge- 
richtet worden  sind.  Es  mag  hier  kurz  erwähnt  sein,  dass  B.  von 
Cotta  (a.  a.  0.  S.  46)  Liebenau  noch  nicht  als  das  östliche  Ende 
dieM  groiien  Uebereobiebnng  betraobtet,  indem  er  noeb  bei  Glata 
wenn  aaeh  nnr  nneinhere  Sparen  derselben  findet,  nachdem  die 
Grenilmie  dei  Quader,  nadb  fielen  Biegnagen  in  ibre  alte  BSnfatnng 
mrfiokgekehrt  ist.  Er  dentet  dabei  auf  die  Beobaohtnagen  ron 
Zobel  nnd  von  Comall*)  äber  die  tteQ  aufgerichteten  Quader» 
aehichten  an  Botbenberge  5  km  oberhalb  Olatz,  welche  nur  darcb 
einen  schmalen  Zug  von  Rothliegendem  von  Hornblende-Gneiss  und 
Hornblendeschiefer  getrennt  sind.  Liebenau  ist  vom  Rothebarg 
120  km  entfernt  und  dürfte  daher  bei  dieser  weiten  Unterbrechung 
ein  Zusammenhang  beider  Erscheinungen  kaum  anzunehmen  sein. 

Herm.  Credner  hat  in  den  beiden  Berichten  über  das  Voigt- 
l&ndiBch-erzgebirgische  Erdbeben  vom  23.  Nov.  1875  ^)  und  über  das 
Dippoldiswalder  Erdbeben  vom  5.  Oct.  1877  ^)  an  die  grosse  Dislo- 
Oation  Oberau  -  Liebenau  erinnert.  Derselbe  zeigt,  dass  seit  d^n 
arohÜsohen  Zeitalter  bis  in  die  jAagsten  Perloden  eine  andanemde 
Störung  der  LagenmgsTerhiltnisee  in  ihrer  Biobtong  nnd  awar  eine 
•eitliche  Zoeammenpressnng  reehtwinklich  gegen  dieselbe  slattga- 
Innden  hat  nnd  sucht  darin  den  Orund  der  jfingaten  Erdbebso, 
dasi  dieser  seitliche  Druck  in  der  Bichtnng  ?on  N.  gegen  S.  nneh 


1)  Karsten  Archiv  für  Min.  natiirw.  1832  Bd.  lY.  S.  16Ö. 

2)  Zeitschr.  f.  ges.  Naturw.  Bd.  4Ö  S.  246. 

3)  Ebend.  Bd.  50.  S.  275. 


I 

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I 

der  niedfirrheiniMheD  Q<wollicb>ft  in  Bonn«  38 


Boeh  nieh  dar  Ablftgemng  der  Jura«  and  Kreideformition  in  SaoliMii 
fortgedaaeri  hat,  seigi  sich  in  der  Uebenduebong  jedenfalls  sebr 
aUer  Granit-  nnd  Qyenitmassen  ftber  jene  meioaoisehen  Sehiehten, 
Biese  bat  nieht  nur  an  der  Grenae  des  Lansitser  Plateaus  am  n.  d. 
Flügel  des  Elbthalbeekens»  sondern  aadh  am  linken  Elbofer,  am 
D.  ö.  Abhänge  des  Erzgebirf^ea  bei  Nieder-Warta  über  den  Quader 
itattgefunden,  (a.  a.  Orte  S.  266);  bei  dem  Dippoldiowalder  Erdbeben 
(a.  a.  0.  S.  286).  In  dieser  Gegend  herrscht  das  hereynische  System, 
dessen  Richtung  diejenige  des  Erzgebirges  nahe  rechtwinklig  durch- 
schneidet  und  seinen  entschiedensten  Ausdruck  in  der  Dislocation 
von  Oberau  bis  Liebenau  findet. 

Aas  der  Angabe  über  das  Verhalten  dieser  Dislocation  an 
den  einaelnen  Stellen  ergiebt  sieb,  dass  an  mehreren  die  Quader^ 
sofaiditen  am  Granit  oder  überhaupt  am  &lteren  Gebirge  nur  aufge- 
xiebtet  sind  und  also  das  nrsprdngliohe  Beeken  nur  einem  mteigen 
seitliehen  Drudke  gewiehen  ist,  wfthrend  an  anderen  bei  der  Ueber^ 
sehiebnng  des  Granits  swisohen  Hohnstein  und  Khaa  Juraschiohten 
aiit  an  die  Oberfl&obe  heraufgeiÜhrt  worden.  Aus  dem  Vorkommen 
der  darin  enthaltenen  Versteinerungen  geht  henror,  dass  deren  tieftte 
älteste  Sohiohten  jetzt  oben  unmittelbar  unter  dem  Granit  liegen 
und  die  obersten  jÜLigbteu  auf  dem  Quader,  sich  also  in  einer  ver- 
kehrten Lage  befinden.  Ganz  unzweifelhaft  ist  es,  dass  die  Jura- 
schichten, welche  gegenwärtig  diese  abnorme  Lage  einnehmen,  un- 
mittelbar als  älteste  Sedimentärschicht  auf  dem  Granit  abgelagert 
worden  sind  und  dann  von  dem  Quader  in  der  Weise  abweichend 
und  übergreifend  bedeckt  wurden,  dass  keine  Spur  derselben  an 
der  Oberfl&obe  vorhanden  war.  Auch  jetzt  sind  ausser  den  oben 
besprochenen  Stellen  an  der  Dislocation  keine  Juraechiohten  weder 
in  Sachsen  noch  in  Böhmen  an  der  Oberflftohe  bekannt  und  über 
den  ehemaligen  Zusammenhang  derselben  mit  den  sonst  bekannten 
ißeidiseitigen  Absfttsen  nach  irgend  einer  Seite  hin  liegen  beoUmmte 
Thatsaohen  nicht  Tor.  Auch  der  Zusammenhang  des  Kreidebeokena 
mit  den  fibrigen  gleichaltrigen  Ablagerungen  iet  durch  Erosion 
serstört,  wenn  sich  auch  yermuthen  l&sst,  dass  derselbe  gegen  0. 
hin  in  Schlesien  stattgefunden  haben  mag. 

Die  trennende  Kluft  zeigt  sich  in  den  Reibungsflächen  an  der 
Wand  des  Quaders.  Die  sehr  verschiedene  Lage  derselben  scheint 
an  einigen  Stellen  ohne  grössern  Bruch  und  Zerreissung  des  Granits 
und  Quader  entstanden  zu  sein,  da  sich  dieselbe  auf  kürzere  über- 
sichtliche Stellen  wesentlich  ändert,  so  bei  Kieder-Warta  von  30*^ 
n.  Fallen  bis  sur  senkrechten  Lage  und  sogar  noch  etwas  dar&ber 
hinaus;  swisehen  Ottendorf  und  dem  Weisshachthale,  wo  an  einer 
Stelle  das  senkrechte  Einfallen  bis  46«  gegen  N.  und  N.  W.  ab- 
nimmt^ bei  Neu-Daubita,  wo  das  regelmässige  Emfallen  von  50* 
gegen  0.  sich  in  demselben  Steinbruche  bis  aur  senkrechten  Lage 


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24 


Sitzungsberiohte 


ändert,  und  sogar  nach  der  entgeg^engesetzten  Seite  darüber  hin- 
ausgeht. An  diesen  Stellen  scheint  der  Zusammenhang  des  Granits 
nioht  aaterbrocfaen  ni  8em.  Der  Seiiendruck  von  N.  gegen  S.  vom 
Granit  und  dem  vorliegrenden  niedrlgoii  Lande  her  gegen  die  Hoch- 
flftohe  des  Quader,  Wehe  sich  weiter  g^gan  S.  flach  einsenkt,  hat 
aidi  in  einer  sehr  beMohUieben  Hebang  dei  Graniti,  theila  ak 
ÜebenohiebiiBg,  theila  an  einer  aenkreoibten  Klofb  nngeeetsL  Die 
Orfine  disoet  Nireaoontersoihiedee  iat  nieht  bekannt^  ftber  die  iUAr 
iigkeit  dee  Quader,  Uber  die  Tiefe,  in  weloher  gegenwirtig  die 
abgerisMaen  Jnraaehiebien  miter  den  Qaader  regelm&ssig  den  Otnifi 
auflagern  fehlt  jede  Kenntniss. 

Die  Schichten  des  Pläner-  und  des  Quader  fallen  theils  ebenso, 
wie  die  Kluft  und  dann  auch  übereinstimmend  mit  den  sie  be- 
deckenden Juraschichten,  theils  fallt  die  Kluft  mit  den  Juraschichten 
•teiler  als  die  Quaderschichten,  so  bei  Hohnstein,  wo  diese  letzteren 
von  der  horizontalen  Lage  bis  15^  gegen  N.  fallen  und  die  Kluft 
von  20  bis  47*  in  derselben  Richtung;  im  Kimitzthale  liegen  die 
Quadenohichten  horizontal,  die  Kluft  steht  seiger  oder  fallt  sehr 
eteü  gegen  N.,  swiaehen  Ottendorf  nnd  dem  Weiasbaehthale  finden 
lersehiedene  Verbiltaiaee  etatt^  die  Quadenehiekten  fallen  omt  I 
bu  5^  die  Grenie  nit  10^  gegen  N.;  entere  mit  SO*,  letrtera  nil 
fl5  bis  80*  gegen  N.»  erttere  liegen  borisontal,  letaere  Aebt  eaiger. 

Die  areprüngliehe  Beekenform  wArde  Toranaaetcen  lanen,  dan 
die  Qnadertoiiiebten  eine  entgegengetetste  flaohe  Neigung  gegen  8L 
aeig^n,  oder  wie  an  einzelnen  Stellen  noch  jetzt  horizontal  lagen. 
Die  gegenwärtige  Lage  derselben,  die  Neigung  gegen  N.  z.  Th. 
unter  ziemlich  steilen  Winkeln  kann  nur  der  Einwirkung  der  Dia- 
location  zugeschrieben  werden.  Hierbei  dürfte  daran  zu  erinnern 
sein,  dass  bei  den  zahlreichen  üeberschiebungen,  welche  in  dem 
productivcn  Steinkohlengebirge  an  der  Ruhr  und  bei  Aachen  durch 
bergmännische  Arbeiten  auf  das  genaueste  untersucht  worden  sind, 
die  Schichten,  welohe  dem  unter  der  Uebersehiebnng  befindlichen 
Gebirgsstück  angehören,  nach  abwirts  gebogen  sind,  und  dadurch 
in  aina  der  Uebenebiebnngakhift  parallel  oder  neb  derselben  nibemde 
Lage  kommen;  wie  aie  hier  aneb  die  Fllner>  nnd  QoadenehiobfeHi 
■eigen.  Der  Grand  dieser  Ereobeinnng  dlirfte  in  der  Frennng^ 
NiederdHiekung  dee  et^en  gebliebenen  Gebirgwtilokee  in  der  Mfthe 
der  Kluft,  dorob  daa  darüber  geschobene  gesndit  werden. 

Die  mit  dem  Granit  aufwärts  geschobenen  Jaraaehichten, 
welohe  dem  über  der  Ueberschiebungskluft  befindlichen  Gebirgsstücke 
angehören,  erinnern  sehr  an  die  Schweife  der  Kohlenflötze  auf  dem 
zwischen  den  beiden  Kreuzlinien  gelegenen  Theile  der  Dislocations- 
spalten  in  productivem  Steinkohlengebirge.  Die  Lage  der  Jura- 
schichten ist  durchaus  analog,  denn  die  untere  Kreuzlinie  der 
Sächsisob-Bdhmischen  Uebersehiebnng  nnd  der  Joraschichten  liegt 


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dar  mederrheiiiiaelMn  GeiellMihaft  in  Bonn. 


26 


In  dnr  Tiefe  miter  dem  Qoader  ▼erborgen  nnd  die  obere  Kreasllnie 

iflt  durch  grossartige  Denudation  und  Erosion  an  der  Oberfläche 
•eit  dem  Ende  der  Kreideperiode  verschwunden. 

Die  Wirkung,  welche  diesen  zerstörenden  Einflüssen  dadurch 
beigemessen  wird,  überschreitet  so  sehr  das  Maass,  welches  wir  in 
der  Gegenwart  finden,  dass  sie  gern  in  Zweifel  gezogen  wird.  Ohne 
ihre  Annahme  ist  aber  nicht  nur  diese  Dislocation,  sondern  auch 
aOe  fthnliche,  nnd  auch  die  fielgisohe  Uebersohiebung  voUtt&ndig 


Prof»  vom  Bnth  legete  vor  nnd  beipradi  einen  sehr  kleinen 
(knnni  Vs  tboolU  sehivAnen,  in  B^leitnng  Ton  Granat  nnd  Pargaeit 
in  kfirnigein  Kalk  von  Anerbacih  an  der  Beigetrasse  dnrch  Herrn 
Harros  in  Dannstadt  aufgefundenen  nnd  dnreh  Herrn  Seligmann 
in  Goblenx  dem  Vortragenden  anwtranten  Erystall,  weleber  mit 
gröester  Wahrscheinlichkeit  für  Ort hit  anzusprechen  ist.  Ungewöhn- 
lich wie  die  Flächenkombiiiation  ist  auch  für  diesen  Orthit  das  Vor- 
komraen  im  körnigen  Kalk  nach  Art  der  Contaktmineralien.  Möchte 
diese  Mittheilung  dazu  dienen,  die  Aufmerksamkeit  auf  das  Mineral 
in  Rede  zu  lenken,  damit  durch  erneute  Auffindungen  die  Kenntniss 
dieses  interessanten  Orthit- Vorkommens  vervollständigt  werde! 


Fig.  1.  Fig.  2. 


In  Fig.  1  ist  das  Krystftllohen  in  mögHöhster  Katnrtrene  in 
gnder  Projektion  anf  die  Horisontalebene  dargestellt,  ivShrend  bei 
Tig.  8  die  gewSbnliehe  sehiefe  Projektion  gewfthH  ist  Flg.  8  ^ 

ein  Idealbild  unseres  Eryställchens  (die  Orthoaxe  rar  bessern  Ter- 
anschaulichung  der  Flächen  nach  vorne  gewendet)  unter  Yorans- 


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26 


Sitzungsberichte 


Setzung  einer  symmetrischen  und  vollflächipen  Ausbildung  sovie 
unter  Hinzufügung  der  Basis  M(oP)  und  des  Kliopdoma  k('/aPa>), 
welche  beide  Flächen  indfii  an  unserm  Kryställchen  nicht  auftreto. 
Fig.  4  grade  Pcojeoiaon  auf  die  Horizontalebene.  Die  Buchstaben 
X.  r,  1,  n,  n'y  q  beseichnen  Flaebeiii  welche  bekauitn  Orthitr 
flSoheii  6nt8preoli6&: 

TaB(a:flob:09  o)|  ooI^od 
a  s(a:b:ooc)t  oP 
r  s(a':oob:o)|  Po 
1  s(V,a':aob:o)^  29« 

n  =  (a'  :  b  :  c),  P 

q=(Vo  a':  V^brc),  2  P, 
während  o  und  q  neue  Flächen  für  den  Orthit  sein  würden. 
Der  Krystall  lässt  folgende  Zonen  erkennen: 
z  :  T  :  z' ;    T  :  r  :  1 ;    n  :  ■/.  :  g  ;    o  :  n  :n'\    n"  :  r  :  n' :  n  ;    n' :  q  :  z". 
Sämmtlicbe  Messungen  mit  einziger  Ausnahme  der  Kante  T  :  z  sind 
jiur  alz  Annäheningfn  zu  betrachten  (:t:  20'),  da  die  betreffenden 
Reflexe  nur  vermöge  eines  dem  Goniometer  sehr  nahe  gerückten 
Liebtet  gewosDfln  werd«i  keimten.  Bei  einem  Vergleiche  der  Win» 
kel  nnaeret  lehwanep  KryatMlchwis  mit  denen  dea  Ortbit  wolle  man 
femer  erwtgeui  daia  bei  einem  von  KaUnpatb  nmbnUten  XrjitaB 
Yerdrfidkangen  nnd  in  Folge  derselben  Storangen  der  Winkel  nioht 
befremden  können.    Folgende  Messungen  seheinen  den  Beweis  sa 
erbringen,  dass  die  FlSoben  T,  z,  z',  z",  r,  1,  n,  n',  n"  anf  Ordiit 
zu  beziehen  sind.    Die  Orthitwinkel  Bind  aus  den  für  den  Ijaacher 
Orthit  (s.  Poggendorff's  Annalen  Bd.  CXIII  S.  281;  1861,  daraus 
in  Kokscharow,  Mat.  Bd.  lY  S. 37)  ermittelten  Axenelementen  be- 
rechnet. 


Orthit 

T  :  z  =  125^  20' 

(ein  2.  Bild  126«40) 

125»  26' 

T :  z'  a=  125 

»j  t» 

s  :n  ssl60  86 

150  87 

T:n  »III 

III  19 

T:r  SS  51  46 

61  26V» 

r  :1  »164  10 

154  28 

(ein  2.  Bild)  156  80 

r  sn*Bl25  55 

125  60 

n:n'a«108  26 

106  22 

r  :n"=ca.  126V4 

125  50 

z  :  n'  =  29  20 

29  25 

z':z"=  0 

0 

Die  sehr  unvollkommen  ausf^ebildete  Flache  q  hat  nur  eine  annähernd 
ähnliche  Lage  wie  q  des  Orthits,  da  n' :  q  (gemessen  =  1&2  '  10  ) 
nm  mehr  als  8^  von  der  entsprechenden  Orthitkante  165®  24 Vt'  ab- 


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der  Diederrheiniachea  Gesellschaft  in  Bodü. 


27 


weicht.  Doch  kann  bei  der  sehr  schlechten  Beschaffenheit  von  q  die- 
selbe füglich  ausser  Betracht  bleiben. 

Wir  finden  ferner  an  unserm,  auch  durch  den  Mangrel  einer 
Spaltbarkeit  dem  Orthit  ähnlichen  Kryställchen  eine  recht  gut  aus- 
gebildete Fläche  a,  welche  weder  am  Orthit,  noch  auch  am  Epidot 
trotz  des  an  dioaeia  Minwal  aoftretenden  FlAehenreiohthaiiia  biih«r 
mii%of«ideii  worden  iai. 

Die  Fttehe  0  wfirde,  enf  daa  Ortldtqratem  beaogen,  die  For- 
mal (a:b:VsO)y  —  V»P  erhalten,  ^rie  ein  Yergleioh  der  folgenden 
Winkel  an  erweiaen  icheint. 

Gemessen.  Berechnet 
ir:T  35  126^  0*  124»  67,' 

<r:z  s=:12ä  30  128  28 

0:1  =  lüO  30  99  19 

(2.  Bild)  98  0. 

FBr  a  ( —  ^5 1*)  berechnen  sich  ferner  die  Neigungen  zu  den  beiden 
an  unserm  Kryställchen  nicht  auftretenden  Pinakoiden; 

a;M(oP)  =160M9' 

a:P(aoPoo)=  lOÖ  IVi- 

Die  Flaohe  9  ergänzt,  auf  den  £pidot  besogen,  eine  gliederreiche 

Reihe  negativer  Hemipyramiden  ( — VaP)*  ▼on  denen  Bfieking  in 

aeiner  vortrefflidien  Arbeit  über  den  Epidot  ^eitsohr.  f.  KrTstallogr. 

Bd.  n  8.821)  bereits  12  Formen  auffahrt  (-VsP>  —  VsP>  —  VioP| 

-•/,tP,  -V.P,  -V.P,  -V,«P,  -V,.P,  -V,uP,  -VsiP,  -  V«P, 
—  Va»  P)*  Es  kann  nieht  befremden,  daas  ein  neues  Vorkommen  des 

Orthit  eine  Form  ans  dieser  au  dem  isomorphen  Epidot  flächen- 
reichen Zone  entwickelt.  ' 

Es  bleibt  jetzt  noch  die  Fläche  für  welche  die  Zone  a.Q  .n* 
exifltirt,  zu  bestimmen  übrig.  Es  kommt  ihr  das  Symbol  (a':  Va^:*  4  c) 
^lz^2  zu,  wie  ein  Vergleich  der  gemessenen  und  der  jenem  Zeichen 
entsprechenden  Werthe  lehrt. 

Gemessen.  Berechnet. 
():T=  96^40'  96«  SO* 

(2.  BUd)  97  10 

^  :  0  »  146  80  146  48 

^  :  1  -a  101  80  102  69 

(2.  Bad  104  10). 
Ffir  Q  (Vs^9  berechnen  sieh  femer  die  Keigungen 

p:M(oP)  «186*16' 
p:P(ooiPoo)«  181  9V,. 
So  möchte  wohl  kaum  ein  Zweifel  bleiben,  dass  die  nur  ausserordent- 
lich klein  und  unvollkommen  ausgebildete  Fläche  0  gleichfalls  auf 
das  Orthitsystem  bezogen  werden  kann,  und  dass  das  Auerbacher 
Kryställchen  als  Orthit  richtig  bestimmt  ist.  Am  Scheitel  des  Kry- 
atalla  treten  noch  awei  sehr  kleine,  zu  einem  einspringenden  ^Vinkel 


38 


Sitmngtberiobte 


steh  begegnende  Fliehen  tnf ,  welche  indesi  nmofa  der  gewki  m 
treffenden  Ansieht  des  Em.  Prof.  Websky,  dessen  Keanersoge  iell 
mir  eiUnbte  das  merkwttrdige  Atterbaeher  Gebilde  ▼onolßgen,  vnm 
f&r  Gegenwacfasnnggflichen  su  halten  sind.  I 

FSr  die  mannigftMhe  Entwioklungsfähigkeit  eines  KrjstaUfy-i 
Sterns  ist  es  gewiss  bezeichnend,  wenn  wir  —  wie  im  vorliegeBte^l 
Fall  —  ein  so  überaus  flächenreiches  Mineral  wie  Orthit-Epidot,  ent- 
sprechend dem  neuen  und  eigenthümlichen  Vorkommen,  auch  neu5 ' 
Flachen  zur  Erscheinung  bringen  sehen.  Eine  Fundstätte  des  Ortiu! 
in  körnigem  Kalk  nach  Art  der  Contaktmineralien  scheint  bisher 
nicht  beobachtet  worden  zu  sein.    So  charakteristisch  in  der  Thai 
für  den  Epidot  das  Vorkommen  in  Contaktbiklungen  zwischen  plo-  1 
tonischen  Gesteinen  und  Kalkstein  ist,  ebenso  bezeichnend  ist  for  I 
den  Orthit  naoh  den  bisherigen  Erfahrongen  sein  Auftreten  im  kör-  i 
nigen  Gemenge  der  phitonisohen  Gesteine  selbst.  (Ein  oft  befpnttds^  * 
tes  Spedmen  der  frilber  Eranta'sehen  Sammlung,  Orttut  in  gin» 
bl&ttrigem  Kalkspath  von  Arendal,  erwies  sieh  bei  TorwtbeilsfrMr 
Betraohtnng  als  sohwarze  Hornblende.) 

Begleiter  des  OrthitkrystiUlohens  ist,  ausser  den  bereits  gs-  i 
nannten  Mineralien,  Granat  und  Pargrasit,  anch  MolybdEnglanx  ii  I 
zierlichen  hexagonalen  Blättchen^  welcher  bereits  von  Herrn  Prof. 
Knop  in  seiner  dem  Auerbaoher  Vorkommen  gewidmeten  Arbeit 
aufgeführt  wird.  I 

Derselbe  Redner  legte  dann  eine  von  Hrn.  Stürtz  hierselbst 
erworbene  anigeseiehnete  Kalkspathstnfe  mit  der  Fnndortsangabs 

Lancash^re  vor  und  besprach  die  sa 
diesen  Krystallen  (s.  Fig.  5)  bestimmte 
Fläohenkombination.  Unter  den  Bbo» 
bo«dm:  — Vs^i  —SB,  4R,  — 8X 
▼erdient  das  letstere  als  eine  der  sslt> 
neren  Formen  des  Kalkspaths  eine  be* 
sondere  Herrorhebung.  Zippe  bildet 
—  8R  ab  von  Maria  Trost  bei  Grats 
(s.  Zippe,  Krystallgest.  d.  rhomb.  Kalk- 
Haloids,  Taf.  III  Fig.  22  und  23),  sowie 
au  „Krvf fallen  aus  England"  (Fig.  14). 
Die  Flächen  —  V^R  sind  stark  gestreift, 
Fig.  5.  wodurch  das  Auftreten  eines  stumpfen 

Skalenoeder,  dessen  Flächen  die  Kanten  R: — ^^,R  abstumpft,  ange- 
deutet wird.  R,  —  2  und  4B  sind  vollkommen  eben  und  trefiflioh 
tpiegelnd,  —  8R  ist  etwas  gewölbt. 

Unsere  Krystalle  bieten  awei  SkalenoSder  dar,  Ton  denen  das 
eine,  R4aiO/ta:  Vit     V«»:  %i1>:*/fik:b:<4 

mit  einer  feinen  Streilbng  parallel  den  Lateralkantan  geeiert»  tokhl 


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der  niederrheiniaobea  GeaeUaohaft  in  Boaq. 


29 


zu  bestimmen  ist,  während  die  Bestimmung  des  anderen,  einer  negi^ 
tiven  Form  (^),  erheblichen  Schwierigkeiten  beigegnet^  Wenngleioh 
die  Ausbildung  des  SkaienoMer  in  Rede  keine  genauen,  sondern  nur 
angenäherte  Messungen  gestattet,  so  kann  man  beim  Anbliek  der 
betreffenden  FHkhen  doch  kaum  besweifeho,  dan  man  et  mit  einer 
kryitalloiMmiisölL  beetimmbaren  FUciia  au  thoB  bat.  Die  Mmneog 
der  beiden  Polkanten  ergab: 

X  (knne  Polkante) »85^96';  85*89';  W^' 
Y  Gange  Polkante)» Idl^'ö';  iei*90;  161*80';  161  SS«. 
Tergleiebt  man  dieee  Winkel  mit  denjenigen  der  bekannten  Skale- 
noeder  (s.  John  Irby,  On  the  Crystallography  of  Calcite.  Inaug.- 
Di«.  d.  Gött.  Univ.  1878;  ein  Auazug  in  Zeitschr.  f.  Kryst.  Bd.  III, 
S.  612),  80  gewinnt  man  die  Ueberzeugung,  dass  es  sich  hier  um  eine 
bisher  nicht  beobachtete  Form  handelt.  Die  grösste  Annäherung  findet 
statt  in  Bezug  auf  bekannte  Formen  an  das  Skalenoeder: 

-  'U  R  'Ib  =  ('/7  a' :  Vi,  b  :       a' :  V,  b  :  »/„  a' :  »/,  b  :  c), 
welche  von  Hessenberg  an  Kristallen  von  Island  beetimmt  wurde. 
Die  Kanten  dieser  Form  betragen : 

Xa»  86«  42' 48''.  Ysl69<»8'U^  ZmlW^VH*'. 
X  >)  s  28«  Sd*  67".  y  » 16»  9'  10« V*. 
Bie  Abweiolning  awisdhen  den  beredbneten  und  den  mittleren  ge* 
memenen  Werthoi  betrigt  f8r  X  1*  nnd  für  Y  2*  19',  ist  demnach 
mit  BMmlit  aof  die  Beschaffenheit  der  Flachen  an  gross,  als  dais 
«ne  Snbetitation  stattfinden  kSnnte.  Eine  befiriedigendere  UebcT' 
sinstimmang  bietet  folgende  Form  dar: 

-"/•R"/57  =  0'/,e  a' :  «;s6  b  :  "/s,  a' :  V«  b :  »^7,  a' :       b  :  o). 
X     86"  U'  40".    Y  =  161°  35'  10''.   Z  =  110«  29'  48". 
x  =  270  32'6".  y  =  ISMO' 14". 
In  einer  frühem  Mittheilung  (Poggendorffa  Annalen  Bd.  CLVIII 
S.414)  wurde  ein  Skalenoeder  bestimmt,  dessen  Formel,    *VjoÄ*'/ti  =■ 
(%    i  */i7  b :  i  »/i»  b  :  »7,9  a' :  ^/g,  b :  c),  gleichfalls  sehr  com- 

plieirte  Axenschnitte  darbietet.  Die  hoohsifferigen  Symbole  allein 
kMnsn  danmacb,  wenn  die  Flächen  tadelloB  gebildei  sind  und  ge- 
genaue  Messungen  gestatteni  keine  absolnte  Yerwerfting  der  Formel 
begründen.  Kor  müssen,  am  eine  so  oomplicirte  Formel  an  begrön- 
den,  die  Messsongen  sowohl  nnter  sich  als  aooh  mit  den  berechneten 
Werfthen,  mm  so  genaner  tbereinstimmett.  Beidee  war  der  Fall  in 
Bezug  auf  das  an  den  Kalkspathkrystallen  vom  Forte  Faloone  bei 
Portoferrajo  (Elba)  bestimmte  Skalenoeder  — 'VioR^Vsi.  während 
dieselben  Bedingungen  für  die  neue  Form  der  Krystalle  von  Lan- 
caahire  leider  nicht  in  gleichem  Grade  erfüllt  sind.  Es  kann  dem- 
nach das  Skalenoeder  — "/»I^"/»7  i^och  nicht  den  sicher  bestimmten 
Kalkspathfonnen  eingereiht  werden.  £b  möge  vorläufig  nur  als  der 

1)  z,  y  Neigungen  der  Kanten  2,  Y  zur  Vertikalen. 


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SitniDgiibenGhia 


Amdrodc  betrachtet  werden,  welober  tioh  der  Beobttchtimg  am  ge> 
navaten  anachlieuti  bia  ea  gelingt,  Krystalle  sa  finden,  an  denoi 
jene  FUtohen  eine  noch  TollkomiDeneie  Meaning  geatatteo. 

Im  Verfolge  yieler  Reohnirogen,  welöhe  ioh  ausgefiihxt  habiv 

um  eine  den  Messungen  tioh  anschmiegende  Formel  sa  finden» 
mittelte  ich  noch  die  beiden  folg^cnden: 

-  ^ VftR  "/.s  =  i.%  a' :  'lu  b  '.  '"U,  a'  :       b  :        a' :  */n  b  :  c). 
X  «  86»  24'  63".   Y  =  160^  28'  50".   Z  =  III«  31'  29". 
X  =  260  46'  4".    y  =  l?«»  34'  40". 
-**/itR  ^''/eo  =         a'  :       b  :  ^/,o;  a' :       b  :  '^',,a'  :         b  :  c). 
X-aöö'^ö'  l".    Y=  161Ml'80".   Z=  1U»44'  12. 
X  =  20«  46'  4".   y  =  17«  19'  25". 
Das  erstere  Zeichen  ist  zwar  einfacher  all  daa  oben  angenommene, 
doeh  ist  die  Abweiöhong  der  Winkel  grtoer,  namentUoh  der  bo> 
redinete  Werth  fOr  Y  nnyereinbar  mit  dem  gefandeneo.  Dan  SUe- 
noeder  »/«»B^^V«»  bietet  in  seiner  Formel  dreisiffenlge  Zahlen  dar. 
an  deren  Znlaasang  man  sich  nur  mit  Widerstreben  entarMiBSsm 
wird.  Ausserdem  kommen  die  f&r  dasselbe  berechneten  Winkel  dm 
gefundenen  Werthen  nioht  n&her  als  es  bei  der  Form  -*^*/tB**/M 
der  Fall  ist. 

Die  Betrachtung  der  Figur  zeigt  einen  annähernden  Kanteih 
parallelismus  der  Flächen  — ^'/^  R  ^^s:?  — 8R  und  R4,  xermögt 
dessen  die  Flächen  —  8  R  von  scheinbar  parallelen  Kanten  l>egTtiii2t 
sind.  Vollkommen  triflft  indess  dieser  Parallelismus  bei  keinem  de: 
vier  genannten  Skalenoeder  zu.  es  handelt  sich  lediglich  um  eiae 
der  Pseudozonen,  deren  Studium  beim  Kalkspath  von  grossem  Is- 
teresse ist.  Die  geringste  Abweiohang  von  der  Parallelit&t  wurde  bei 
der  Combinationder  Formen  R4,  —  8B  und  -'**/uB**^/«» 

Die  Torliegende  Stufe  (6  om  gnm)  bietet  etee  sweifiaolia  BQ* 
dung  TonEalkspathkiTstaUen  dar,  wMk%  wenngleich  an  ilmeB  die- 
selben  Formen  auftreten,  in  Folge  der  yersöhiedsnea  rekthrea  Aw- 
dehnung  der  FlSehen  einen  Tersohiedenen  Habitus  aetgen.  IH»  ÜtaRi 
dem  Rotheisenstein  zunächst  aufruhende  Bildung,  bietet  kleine  (5  bii 
8  mm)  röthlichschimmemde  Krystalle,  an  denen  —  8  R  herrscht 
während  die  beiden  Skalenoeder,  und  namentlich  das  negative,  z'j- 
rticktreten.  Die  jüngere  Bildung  formte  grössere  (15  mm),  wasser- 
helle  Krystalle,  deren  Umgrenzung  vorzugsweise  durch  die  beiden 
Skalenoeder  bewirkt  wird  (s.  Fig.  5). 

Als  der  Yortrcigende  einige  Kalkspathstofen  aus  Bfaeiiüattd- 
Westfalen  im  naturhistorischen  Museum  durchmusterte,  wurde  seine 
Aufinaerksamkeit  auf  zwei  Yorkommniase  Ton  Oberaohelden  gelenkt, 
welche  durch  ihr«  Fortwachaungen  eine  Erwihnung  lu  ytatdimn 
floheinen.  Um  so  weniger  wir  schon  jetat  in  der  Lage  aind,  die  IfosBohs 
anaugeben,  welöhe  w&hrend  der  Bildung  eines  Kryatalls  eine  Ter 
finderung  seiner  Flftchencombination  bedingte,  um  ao  toigaainer 


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der  xiiederrbeinisoheii  Geselliohaft  in  Bonn. 


81 


wir  alle  hierauf  besägliohen  ErsoheinuDgen  beobachten  und 
sammeln. 

Die  primitive  Krystallieation  bildete  Gombinatioiiea  des  Ska- 
lenoSder  BV4»(Vsi^:'/iTb  :  Vt^*  Vss^:  ViiA:t>:o)  nebet  dem 
Rhombo€der  —  2R  und  dem  ersten  hexa- 
gonalen  Friema  ooB,  wftbrend  die  Fortwioh- 
maig  das  Skalenofider  R4  ersengte,  welches 
in  Combination  mit  — 2R  nnd  — V5R  die 
eigenthümlichen  Scheitelspitzen  der  Krystalle 
bildet  (s.  Fig.  6).  R  ''U  gehört  zu  den  seltene- 
ren Skalenoedern  des  Kalkspaths.  Einige  Kry- 
stalle der  betreffenden  Stufe  zeigen  eine  erst 
im  Beginn  befindliche Scheitelbildung,  während 
bei  andern  der  Kernkrystall  sich  fast  vollstän- 
dig unter  der  Fortwachsung  verbirgt.  Wäh- 
rend auf  den  Flächen  RV«  nie  Anfban  statt- 
findet, ddmen  sich  die  FlSchea  ^  2R  ledig- 
lieh ans.  Dnrdh  eine  eigenthfimliohe  Zeich« 
nnng  bleiben  die  nrsprfing^lidien  Kanten  B*/4 : 
— 2R  alt  naoh  oben  konrergirende  Linien 
auch  in  der  Ebene  der  neuen  Flftehe  3R  erkennbar.  Der  Redner 
gestattet  sich  zum  Vergleiche  der  vorliegenden  Fortwachsung  mit 
früher  bereits  geschilderten  ähnlichen  Vorkommnissen  zu  verweisen 
auf  Poggendorff's  Annalen  Bd.  CXXXV  S.  572  (Kalkspath  von 
der  Nahe),  sowie  auf  Groth's  Zeitschr.  f.  Krystallogr.  Bd.  I  S.  604 
(Kalkspath  von  Bergenhill). 


Fig.  6. 


Derselbe  Redner  legte  dann  einige  das  St.  Gotthardgebirg© 
nnd  die  Gotthardbahn  betreffende  Pablikationen  der  HH.  Dr. 
Stapff,  Hellwag,  Gelpke,  von  Fritsch,  Oiordano  n.  a.  TOr 
nnd  erlänterte  dieselben  anf  Gmnd  eines  im  September  1880  ansge« 
fQurten  Besnehes  jenes  xam  in  gleichem  Maasse  dnrch  Wnnder  der 
Natur  nnd  Technik  ansiehenden  Gebietes. 

BerShmt  wegen  der  erhabenen  Sdionbeit  seiner  Felsgestaltang 
ist  der  Umer  See,  der  sidliohe  Arm  des  Tierwaldstfttter  Seee.  Im 
Oegettsaftie  an  den  andern  Yersweigungen  dieses  schönsten  nnter 
aOen  schweizer  Seen  stellt  die  Umer  Seebncht  ein  Querthal  dar, 
irolches  annähernd  senkrecht  zur  Richtung  der  Alpen  und  zum 
Schichtenstreichen  eindringt.  Die  bis  1000  m  hohen  Felsenwände, 
welche  über  dem  südlichen  Seearm  emporsteigen,  erscheinen  frleich 
grandiosen  Propyläen  des  St.  Gotthard.  Die  Umbiegnng-sstelle  des 
Sees,  das  Knie  zw  ischen  Brunnen  und  Treib,  wo  die  Wassertiuth  den 
Verbindungspunkt  zwischen  Längs-  und  Querthal  verbirgt,  bezeich- 
net eine  der  merkwürdigsten  Oertlichkeiten  im  Relief  der  Alpen. 
Wenn  irgendwo  die  Yorst^nng  einer  Oebirgsspalte  ihre  Bereohtigang 


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82 


jm  halm  MheiBt»  ao  beim  Anbliok  dm  ünoMei.  IhnpflftShrlidi 
denlct  man  fieh      GebirgtwSnde,  wciolie  fiber  der  dankleii  Wiier 

fläche  anfragen,  mindestens  bis  zu  gleicher  Tiefe  unter  dieselbe  sich 
senkend.  Ja  man  könnte  zu  der  Vorstellung  geneigt  sein,  dass  der 
See  einen  spaltähnlichen  Raum  erfülle,  dessen  Tiefe  durch  Vereini- 
gung der  konvergirenden  Felswände  bedingt  werde.  Dennoch  wird 
diese  Anschauung  durch  die  Tiefenmessungen  (s.  Heim,  Mechanismus 
d.  Gebirgsb.  I  S.  813)  widerlegt.  Auch  der  ümer  See  ist  im  Verglekbe 
zur  Höhe  der  ihn  überragenden  Berge  nur  flaoh»  er  beaitst  —  diee  ist 
dM  überraschende  Ergebniss  der  Lothungen  —  einen  wunderbar  ebe» 
nen  Boden.  Die  Uferwände  eesüken  eioh,  entepreeliend  ihrem  obene» 
•oben  Anetii^,  snnichit  eteil^aoger  lenkreoht  unter  die  Flnth  dochnv 
bii  SU  der  TergleiebeweiBe  geringen  Tiefe  von  200  n,  nm  dm 
Termittelt  in  den  fast  horiiontalen  Seeboden  tberngeiM»  daMiB 
Tiefe  swisohen  dem  Riitii  und  dem  Fuat  deeiVolmnlpetoflke  (I80im 
booh)  bei  einer  Seebreite  von  1826  m  nur  swiiehen  208  und  206 in; 
zwisoben  dem  Aicenberg  und  Bauen,  Breite  2450  m  nur  zwischen 
190  und  193  m  schwankt.  —  Das  Gebirge  des  östhchen  Seeufers, 
durch  dessen  Felswände  die  Bahn  einen  Durchgang  gebrochen,  bil- 
det  zwei  gewaltige  Erbebungen,  Frohnalp  und  Rophaien,  welche  durch 
das  Thal  von  Sisikon  geschieden  werden.  Beide  Bergkörper  bieten 
groasartige  Beispiele  von  Faltung  und  Ueberstürzung  der  Schichten 
dar.  Die  schönen  Felsprofile  des  Axensteins  entblössen  ein  g^oaaa 
lanfkea  Gewölbe  Ton  Ealkschichten  der  Kreideformation,  welche  ik 
normaler  Lagerung  snf  einander  ruhen.  Höher  hinaof  ebea%  efaei^ 
halb  Morsohaoh»  enoheint  über  der  Gault-Temsee  Jura»  d«m  «i*> 
derholt  sieh  bia  aum  Gipfel  der  Frohnalp  die  ganie  Sehfiehtenraihe 
der  Kreidrformetion.  Wie  der  hochverdiente  Prof.  Sinder  nua 
mittheUt  (Geologie  der  Sohweis  II  S.  182),  gelang  Brnnner  der  Hneb* 
weis,  daaa  im  BVohnalpstock  eine  groeaartige  üeberaahidmng  alterar 
Schichten  über  jüngere  vorliegt.  Es  ist  eine  „Hegfende  Falte*,  wel- 
che sich  am  westlichen  Seeufer  bei  Seeiisberg  und  am  Bauenstodc 
wiederholt.  Während  man  an  der  Wasifluh  unterhalb  Morschach 
vorzugsweise  horizontale  oder  schwebende  Lagerung  wahrnimmt,  be- 
steht das  Ufer  südlich  Sisikon  zumeist  aus  steil  bis  senkrecht  empor- 
steigenden Kalksohiohten,  welche  am  Axenberg  jene  vielgenannten 
Faltungen  zeigen*  Der  Anbliok  dieser  Krümmungen  und  Biegungen 
starrer  Sohichten  fesselt  um  so  mehr  unsere  Aufmerksamkeit,  da  die 
Faltungen  bruehlos  erfolgt  eu  sein  scheinen.  Bekanntlich  baute  Prof. 
Heim  auf  dieEraoheinung  der  Sohiohtenbieg«Dgen  ohneBmeh  aeine 
eigenthümliehe  Theorie  dea  latent  plaatiaehen  Zuataadea  der  QealenM 
unter  groaaem  Dmok.  Indesa  aoheint  die  Nothwendigkeil  jener  kih- 
nen  Theorie  naoh  den  Arbeilen  und  Beobachtungen  Ton  Pfaff 

1)  Friedr.  Pf  äff,  „Der  Mechanismus  der  Gebirgsbüdung;  a^ 


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der  niederrheiniiobeQ  Gesellschaft  in  Bonn. 


88 


Stapff*)  und  Gümbel  •)  überhaupt  nicht  mehr  vorzuliegen.  Nach 
den  Forschungen,  welche  wir  namentlich  den  beiden  letztgenannten 
TCfdankmn,  enthüllt  die  mikroskopische  Untersuchung  der  dem  blos- 
sen Auge  bruchloe  enoheinenden  Sohiohtbiegnngen  stets  eine  feine  Zer- 
stfidrlnng  nnd  innerste  Zermalnmng  der  an  den  Umbiegnuigntellen  be- 
findUdm  Partien.  Biese  aerbrSekeUen  und  stenbertig  sermalmten 
Massen  worden  später  theils  dnr^  Infiltration,  theils  dnroh  nnge- 
lieuren  Dmek  (wofBr  die  wichtigen  ExperimentaJontersnohnngen  Ton 
Spring  (,,Beoherobee  ior  la  proprio  qne  possddent  lee  oorps  de  se 
sonder  soos  Paotion  de  la  pression'*,  Bmxelles  1880)  die  Beweise  er- 
bringen) wieder  verbunden.  Die  Schärfe  dec  Gegensatzes,  welchen 
die  beiderseitigen  Ansichten  bisher  zeigten,  erscheint  durch  Heimos 
jüngste  Publikation  (Ztschr.  d.  deutsch,  geol.  Ges.  Bd.  XXXII  S.  262) 
wesentlich  gemildert,  indem  er  seine  „bruchlose  Umformung  als  die 
höchste  innere  Zermalmung  definirt".  —  Folgen  wir  nun  der  Gott- 
hardbahn  auf  jener  Strecke  läng^  des  Umer  Sees. 

Bei  Brunnen  erreicht  die  Bahn  von  Immensec  und  Goldan 
hommcnd  den  See,  an  dessen  Felsufem  sie  im  wesentlichen  der  Axen« 
Strasse  folgend,  naeh  Flilelen  fahrt.  Diese  10  km  lange  Stredke 
stellte  dem  Babnhan  grosse  Sdhwierigkeiten  entgegen.  Wurde  sohon 
die  Azenstrasee,  weldhe  siob,  um  ein  geeignetes  Terrain  lu  gewin- 
nen, bis  100  m  über  den  See  erhebt,  mit  Beoht  als  eine  ausseror- 
dentüche  Leistung  der  Technik  betraohtet,  um  wie  yiel  mehr  Tordient 
die  Bahnanlage  an  diesen  bis  in  die  jüngste  Zeit  ungangbaren  Fels- 
wänden unsere  Bewunderung.  Auf  eine  Strecke  von  6  km  musste 
die  Bahn,  welche  an  ihrem  höchsten  Punkte  sich  bis  Ilm  über  dem 
Hoch  Wasserstande  des  Sees  erhebt,  in  Tunnel  gelegt  werden.  Die 
geschlossene  Führung  der  Bahn  bezweckte  einerseits  eine  grössere 
Sicherheit  vor  Felsstürzen,  als  bei  freier  Führung  an  den  senkrechten, 
zerklüfteten  Felsen  zu  erlangen  war ;  sie  wurde  andererseits  auch 
duroh  den  vielfach  vertikalen  Absturz  der  Uferwinde  zur  Tiefe  des 
Sees  geboten,  da  bei  dem  geringsten  Herausragen  der  Bahn  über 
den  Felsrand  ee  gani  unmöglich  war,  Ansatspunkte  für  die  Stüts- 
manem  des  Bahnkörpers  zu  gewinnen.  Die  längsten  Tunnel  befin- 
den eioh  an  der  Hoehfluh  unter  dem  Azenstein  (570  m  lang),  am 
Boekm&tteli  und  SdhiefemecdL  (1980  m);  femer  der  1000  m  lange 
Tonnel  sfidlidi  Sisikon,  welcher  das  Buggi-Eck  unterfKhrti  endlich 
der  1006  m  lange  Azentunnel,  weksher,  bei  der  TeDsplatte  begin- 
nend, die  gefalteten  Kalkschiohten  des  800  m  in  vertioalem  Anstieg 


wie  einige  Bemerkungen  etc."  Zeitschr.  deutsch,  geolog.  Gesellsch. 
Bd.  XXln  S.  542  (1860). 

1)  F.  M.  Stapff,  ,^eohanik  der  Schiditenfaltungen'S  Neues 
Jahrb.  1879  S.  292  und  792  sowie  ebendort  1881  S.  184. 

2)  C.  W.  Q-fimbel,  „Geognostische  Mittheil,  aus  den  Alpen". 
Süsangsber.  d.  bayr.Ak.  d.  Wissensoh.  Mathenu-phys.  KL  1880  S.  541. 

BtteiuitSb.  d.  Btoteriiiia.  Osssllsobafl  In  Bona.  1880.  3 


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84 


Sitniogsberiohle 


Bich  erhebenden  Azenbergs  dardilniohi.    Befvor  Flöeleft  emkht 

wird,  hat  die  Bahn  noch  ein  ausserordentlich  schwieriges  Terrain 
zu  überwinden,  den  Alluviouskegel  des  Grünbachs,  welcher  ans 
seiner  10  qkm  grossen,  meist  steinigen  Niederschlagsraulde  nacb  hef- 
tigem Regen  verwüstende  iSchuttmassen  niederwälzt.  Seit  20  Jah- 
ren soll  dieser  Wildbach  in  vier  grossen  Ausbrüchen  180  000  cbm 
Schutt  herabgeführt  und  20  hect.  fruchtbarsten  Landes  verwüstet  ha- 
ben. UmÜMigreiche  Untersuchungen  wurden  an  dieser  Stelle  ange- 
führt, um  SU  entscheiden,  ob  man  die  Bahn  am  Grünbachtobel  unter- 
irdiMÜi  führen  und  in  den  gewachsenen  Fels»  anf  wekdieiD  der  ge> 
fiüirdrobende  Sehuttk^l  roht,  legen  solle.  Die  bedeutenden  Kostea 
des  1270  m  langen  Tunnels  (2Vt  Millionen  Fos.)  standen  indes»  die- 
sem Frojdite  entgcigen  und  so  mvss  es  der  Erfithrung  überlflssea 
bleiben,  ob  die  offene  Babnlinie  yon  den  Yerwfistangen  wird  rsr- 
sohont  bleiben,  oder  ob  die  nachträgliche  nnterirdisohe  Führosg 
nothwcndig  sein  wird. 

Ein  grossartiges  Gepräge  zeigt  die  Gebirgsumgebnng  von  Flfi^ 
len  und  Altdorf.  Der  See  und  die  seegleiche  Ebene  suwie  die  mit 
herrlichen  Obst-  und  Wallnussbäumen  geschmückten  sanften  Aliu- 
vionskegel,  welche  gegen  Bürglen  und  gegen  Schattorf  sich  erheben, 
bilden  einen  seltsamen  Contrast  zu  den  ragenden  Gcbirgshäuptem 
des  Ross-  (2207  m)  und  des  Hagelstocks  (2463  m),  des  hohen  Faulen 
(2608  m),  des  Gitsohen  (2521  m),  des  Rothstocks  (2982  m).  Wmktmd 
die  genannten  Berge  doroh  ihre  nnregelmisBigen,  keiner  geometzisQlMB 
Form  sieb  nShernden  Gontnren  sich  als  kolossale  Trfinuner  einer  ge- 
bobenen,  gefolteteni  aerstfiokten  Decke  von  EaOnedimenten  Terratben« 
erhebt  sidi  gegsn  S,  einen  grandiosen  Thalabsohhiss  bildend,  eine 
der  sebSnsten  und  Tegelmassigsten  Pyramiden  der  Alpenwelt,  der 
Bristenstock  (8075  m).  Die  edle  regelmässige  Form  lässt  schon  ahnen, 
dass  dort  eine  andere  Felsart  zur  Herrschaft  gelangt.  —  Bis  an  den 
K-Fuss  des  Bristenstocks  reicht,  sich  stets  verschmälernd  die  Thal- 
sohle,  die  Alluvionsfläche  der  Keuss.  Weiter  aufwärts  ändert  sich 
der  Charakter  des  Thals,  indem  die  ebene  Sohle  verschwindet  und 
der  Fluss  über  anstehende  Felsen«  oft  in  tiefem  Eroeionsschlund  da- 
binbraust.  Mehrfach  wechseln  sanftere  Tbalstrecken  mit  steileren 
Stufen,  wie  bei  Amsteg  und  Wasen.  Die  Lage  von  Göschenen  (Sl  km 
yon  Flüelen)  beseiohnet  einen  wiehtigen  Absobniü  im  Lanf  des  Hw 
thals,  dessen  Hauptarm  sieh  von  bier  gqgenWSW  in  derOSsoliener 
A^  gegen  den  Damastock  (8688  m)  wendet  Wäbrend  von  Gosobe- 
nen  abwirts  dasReossthal  üsst  normal  gegen  das  SohicbteostreieheB 
eingesobnitten  ist,  gestaltet  es  sieb  in  der  Gesehener  Alp  sn  einem 
weit  geöffneten,  wenngleich  nur  kurzen  Längentbai.  —  Steigen  wir, 
um  einen  Blick  auf  die  geologische  Gestaltung  des  Thals  auf  des 
Strecke  Göschenen-Altdorf  zu  gewinnen,  zur  Bristenalp  empor,  so 
liegt  zu  unsern  Füssen,  weitbin  g^en  N  sich  ausdehnend,  die  Alla- 


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der  niederrhemisehea  Qeaellflohafl  in  Bonn. 


85 


Tionsebene  der  Reuss,  in  der  Feme  vom  See  begrenzt.  Gegen  NO 
«rhebt  sich  die  Windgälle  (8189  m),  eine  der  aiuserordentlichaien  B«Eg<- 
geeUUeii,  m  deren  ▼erwiokeltem  Bau  «cli  eowolil  die  jedimentiren 
Sohiobien  der  Kebemone»  «Ii  ancb  die  fayetalliniichen  Straten  der 
Oenirabone  bethefligen,  indem  sie  einea  der  groesartigiten  Bei- 
«piele  des  „meehaniiwhen  Contakte*'  beider  genannten  FomatioiMa 
darbieten. 

Die  untere  HftUte  jenes  merkwftrdigen  Berges  bestebt  nocb 

aus  Gnei88  und  krystallinischen  Schiefem,  welche  südlich  von  Amsteg 
und  dem  Maderaner  Thal,  durch  Sedimentgesteine  unbedeckt,  bis  zu 
-den  höchsten  Gipfeln  emporsteigen,  während  sie  gegen  N  sich  mehr 
•und  mehr  unter  der  Seditn entdecke  verbergen.  Die  Gesteinsgrenze 
senkt  sich  von  der  Windgälle  und  von  den  Spannörtem  als  eine 
wellige  P'läche  gegen  N  und  erreiclit  den  Thalboden  bei  £r8tfeld. 
Die  krystallinisoben  Sobiefer  besitzen  bier  weitbin  ibre  normale 
Steilaagi  steiles  —  nnd,  je  mehr  wir  uns  Oöschenan  näbem,  stete 
stelleres  —  EinfaUen  gegen  SSO.  Ein  grösserer  Oogensati  ist  kaum 
denkbar,  als  ibn  die  Lagemngsformen  der  centralen  Sdiiefer  und 
der  Sedimente  darbieten.  Jene  aeigen  —  wenigstens  im  Benssthale— 
«ina  bei  wahren  Schichtgesteinen  fast  nnerhorte  OleicbartigkeEt  des 
Baues,  wftbrend  die  Sedimente  (Lias,  Jura,  Kreide,  Eocan)  in  den 
grfoseartigsten  Faltungen  aufgewölbt,  gebogen  und  überstfirzt  sind. 
Der  unmittelbare  Eindruck,  den  dieser  durch  das  Reussthal  blosge- 
legte  Contakt  auf  den  Beschauer  hervorbringt,  entspricht  ohne  Zwei- 
fel den  Worten  Studer's:  „Man  erkennt  deutlich  die  Wirkungen 
gewaltsamer  Pressungen  und  Stösse,  welche  die  Sedimente  gefaltet, 
geknickt  und  einen  Theil  derselben  über  den  andern  zurückgeworfen 
liaben."  Wenn  der  hochverdiente  Alpenforscher  fortfährt:  nWoher 
denn  als  Tcm  Gneiss  ans,  durch  welche  Kräfte  als  durch  von  ihm 
snugegangene  Pressungen  könnten  die  wimdervoUen  Krümmnngen 
des  Sediments  bewirkt  worden  sein?'*  —  so  sind  diese  Worte  awar 
m  Widerspnudi  mit  den  jetat  rar  Geltung  gelangenden  Ansichten 
tter  die  Entstehnng  der  Kettengebirge  dnreh  Faltnng  nnd  Stanchong 
der  IMrinde,—  nicht  dnroh  erapÜTe Massen:  ohne  indess  dadaroh  ihr« 
Bedeutung  sds  AnsdmdL  der  Wahrnehmung  zn  Terlieren.  Dom  anidi 
wenn  wir  in  den  Gesteinen  der  Centralzone  lediglich  alte  umgewan- 
delte Sedimente  erblicken,  welche  nicht  selbst  hebend  gewirkt,  son- 
dern, ähnlich  den  Sedimenten,  nur  —  entsprechend  ihrem  verschiede- 
nen Aggregatzustande  —  in  anderer  Weise  gefaltet  worden  sind, 
so  bleibt  dennoch  die  nördliche  Contaktzone,  welche  wir  in  der  Ge- 
g-end  von  Amsteg  überschreiten,  das  grossartigste  Beispiel  von  Dis- 
kordanz, welches  wohl  irgeiidwo  auf  Erden  sich  findet.  Man  erinnere 
aieb  der  Wechsellagerung  von  Gneiss  und  Ealkscbichten,  welche 
dnroh  Baltser  (Beitrigc  rar  Geogaoeie  der  Schweiaeralpen,  N. 
J^b.  1876^  a  118;  1877,  8.  678;  1878,  a  86      448  sowie  in 


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86 


Sitiangsberiiohio 


Zeitscbr.  deutsch,  g^eol.  Oes,  1878  8.  268)  aus  dem  Berner  Oberlande 
beschrieben  wurden.  • 

Deiiken  wir  uns  die  Niveaudifferenz  zwischen  Fliielen  (438  m) 
tmdGöschenen  (Nordportal  des  Tunnels  1109  m),  671  m,  gleichmässig 
über  die  81  km  lange  Thalstrecke  vertheilt,  so  würden  wir  eine  Stei- 
gung Ton  2,16  ^/o,  und  unter  Voraussetzung  der  einzuschaltenden  ho- 
*  rizontalen  Bahnhöfe  von  etwa  2,5  ^/o  d.  h.  die  Maximalsteig^ng  dar 
Gebirgsbahnen  erhalten.  Wenngleich  et  demnach  nicht  absolut  un* 
SDÖglieh  wire,  ohne  kSusUiohe  Yerliogeniiig  der  Bahaliiiie  die  G»> 
flUle  in  fiberwinden,  fo  maobt  die  aelir  nngleielie  YertheflwBg  d» 
ThalgefUles  die  EiotchaHiing  groeaartiger  GiirveD  und  Kelmn  noft* 
wendig.  Die  groMe  Yerm^iedenheit  in  Bezug  auf  daa  GefUle  dir 
Thallime  reenliirt  ana  folgenden  Tom  Oberingenieor  Mra.  Hellwag 
hl  seinem  Beriehie  mitgetheilten  Daten.  Der  erate  Tlialabe^mtl 
Flüelen-Amsteg,  17  km  lang,  hebt  «ich  von  438  bis  530  m,  demnaek 
mittlere  Steigung  0,54  °/o.  Auch  dies  Gefalle  verthcilt  sich  ungleich, 
indem  auf  die  Strecke  Flüelen-Krslfcld  nur  0,33,  auf  Erstfeld-Amsteg 
0,79  entfallen.  —  Der  zweite  Thalabschnitt  Amsteg-Meitschlingen, 
4  km,  besitzt  ein  mittleres  Gefälle  von  8,1  ®/(,.  —  Es  folgt  die  dritte 
Thalstrecke  Meitschlingen- Pfaffensprung,  5  km,  mit  3,8^/,,  endlidi 
die  yierte,  Pfaffensprung-Göschenen^  6  km,  mit  4,4  ^{^  Gefälle. 

Dieser  verschiedenen  Neigung  und  der  Beschaffenheit  der  Thal* 
sohle  enteprechend  etellen  sich  dem  Bahnbaa  bis  aar  Station  Amtteg 
(IVs  km  nSrdliöb  dea  Dorfe)  keine  nennenawertben  Sohwierigkaitin 
entgegen,  w&hrend  die  oberen  Thalabeobnitte  und  beeondera  die  Um- 
gebung von  Waten  die  groeeartigaten  Knnttbanten  erbeiiohea.  Die 
Station  Ameteg  beieidmet  den  Beginn  der  ei|(entliclien  Gebii^baka 
mit  2,5  Steigung.  Gegen  den  Fuss  dee  Frentebenbergs,  iw  lachen 
diesem  und  dem  ruinenbedeckten  Hügel  Zwinguri,  emporsteigend,  flr> 
reicht  die  Bahn  die  Mündung  des  Maderaner  oder  Kerstelenbacbes, 
Auf  einem  40  m  hohen  Viadukt,  an  welchen  sich  beiderseits  Tunnel 
anschliessen,  überschreitet  die  Bahn  die  enge  Erosionsschlucht  hoch 
über  den  Häusern  von  Amstefr  und  tritt  am  Gehänge  dtis  Bristen- 
Stocks  in  den  Bereich  des  gefürchteten  Lawinenzuges,  des  „Bristen- 
laui",  welcher  eine  Breite  von  mehr  als  600  m  beeitst.  Auf  diesem 
dnroh  wilde  Felsenmeere  und  Trümmermassen  beaeiohneten  Gebiet 
jnuss  die  Bahn  theils  in  Tunneln,  theile  in  geachlossenen  Einschnitten 
geföhrt  werden.  IVs  km  oberhalb  Amiteg  entaieht  stob  di»  Bahn 
den  gefiidirdrobenden  Lawinenattgen  dee  Briatenstoekf,  indem  aie  dm 
in  tiefer  Erooionssohlneht  hinbraniende  Bense  anf  hober  Brficka 
(606  m  fib.  M.)  übenöbreitet  Doeb  anöh  anf  ihrem  fernem  Lnaf 
bis  Eur  Station  Gnrtnellen  sohlen  die  Bahn  nidit  T61Iig  geeicbert 
gegen  den  Luftdruck  der  durch  die  8chhiohten  des  Briatenatocifcs 
herabstürzenden  Lawinenziige;  sie  wurde  durch  Steindämme  gegen  diese 
Gefahr  geschützt.   An  vier  Stellen  werden  in  kurzen  Tunneln  vor* 


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An  niederrheinMehen^Gfltoilachftfi  in  Bonn. 


87 


tpringende  Klippen  des  Gneiasgebirges  durchbroohen.  Wihrend  die 
Bahn  bei  der  Brfieke  unfern  Insohi  hoch  iber  der  Benae  liegt»  nft-  \ 
hat  lie  sidi  dem  NiTean  derselben  gegen  GnrtneUen  nnd  den  P&ff(Bn« 
iprangi  dn  sie  dem  stixlwn  Geftlle  des  Flnssee  niöhi  in  gleichem 
Anstieg  folgen  kum.  Ünfem  des  Ffii^enspruDgs,  jener  engen  Efo- 
Bionsschlnoht  der  Renas,  enreidit  die  Behn,  obgleich  sie  mit  dem 
Maximum  der  Steigung  weiterstrebt,  die  Thalsohle,  während  diese 
gleichzeitig  in  steiler  Stufe  gegen  Wasen  sich  emporhebt.  So  liegt 
hier  zum  ersten  Mal  die  gebieterische  Nothwendigkeit  vor,  die  Bahn- 
linie künstlich  zu  verlängern,  was  hier,  wo  das  enge  Thal  eine  Ent- 
wicklung nicht  gestattet,  nur  durch  eine  im  Gebirge  liegende  Kreis- 
kehre geschehen  konnte.  Die  Bahn  tritt,  nur  etwa  250  m  N  der 
Brücke  am  Pfaffenspnmg,  in  den  aus  sehr  festem  Granitgneiss  be* 
stehenden  Felskopf  ein,  wendet  sich  gegen  W,  N,  0  in  einer  Kreis« 
karre,  deren  Radius  S75  bis  400  m  beträgt.  Duroh  diese  Spirallinie 
Ton  2Vt  km  Länge,  welehe  eine  Steigung  Ton  2,8  %  besitirt^  gewinnt 
die  Bahn  eine  vertikale  Höhe  von  52,5  m,  sie  übersohreitet  die  von 
W  berabetfirzende  Maienrenss,  unterfährt  den  Kirchberg  TonWaaen 
964  Va  m  und  .nähert  aioh,  in  unmittelbarer  Käbe  dea  Flusses  hin- 
laufend, dem  Dorfe  Wattingen.  Hier  nun  beginnt  die  grossartige 
Doppelkehre  oder  Doppelsohlinge  von  Wasen.  Die  Bahn  kehrt  wi^ 
der  auf  die  r.  Seite  der  Reuss  zurück  und  tritt  in  den  Kreistunnel 
von  Wattingen  (Radius  800  m,  Steigung  2,2  '^/j).  Aus  dem  Gebirge 
hervor,  überschreitet  die  Bahn  sogleich  wieder  die  Reuss,  um  bis 
Göschenen  auf  dem  1.  Ufer  zu  bleiben.  Sie  beginnt  nun  im  Mittel- 
schenkel der  Doppclschlinge  ihre  rückläufige,  nach  N  gerichtete  Be- 
wegung. Bei  der  Station  Wasen,  welche  in  dieser  mittlen^  gegen 
K  ansteigenden  Strecke  eingeschaltet  ist,  wird  die  Höhe  von  981  m 
erreicht.  Unmittelbar  ror  der  Station  muss  die  Bahn  den  gefiUir- 
lidien  Lawinensug  des  Bohrbacha  überaohreiten;  ea  geaohielit  mit- 
telst einee  kolossalen  Qewölbebeus,  fiber  welehem  die  Schuttmassen 
dea  Buches  und  die  Lawinen  eich  ohne  Gefährdung  wälzen.  Nach- 
dem Waaen  passurt,  wird  auf  hoher  Gitterbräcke  sum  «weiten  Mal 
die  Maienreuss  ftberSihren.  Die  Bahn  sobmiegt  sich  an  die  schroff 
emporsteigende  Felswand  des  Leggisteins  und  zwar  600  m  in  offener 
Führung,  tritt  dann  in  den  obern  oder  Leggistein-Kehrtunnel  ein, 
dessen  Dimensionen  und  Steigung  diesejben  sind  wie  bei  der  Wattin- 
ger Kehre.  Beide  Kehrtunnel  schliessen  sich  mittelst  flaschenförmi- 
ger  Einschnürungen  an  die  gradlinigen  Bahnstrecken  an.  Ein  drittes 
Mal  schwingt  sich  die  Bahn,  aus  dem  Tunnel  heraustretend,  über  die 
Maienreuss  40  m  über  der  mittlem,  130  m  über  der  untern  Brücke 
und  nun  bewegen  sich  auf  einer  Strecke  von  2  km  drei  fast  paral- 
lele Bahnlinien  übereinander,  bei  der  Station  Wasen  sich  bis  auf 
190  m  in  horiacntaler  Sichtung  nähernd,  dodi  in  einem  vertikalen 
Abatuad  Ton  180  m.  Während  der  Mittelachenkel  der  DoppelsohUnge 


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88 


Sitsungsbericbte 


nnter  dem  Rohrbache  hinführt  und  dem  Lawinendruck  durch  ein 
kolossales  Gewölbe  Trots  bietet,  schwingt  sich  die  obere  Bahnstrecke 
mittelst  einer  60  m  langen  Brücke  über  den  hier  in  ein  festes  Fel- 
■enbett  35  m  tief  eingesehnittenen  Bach.  WeÜerliin  mvssto  die  Balniy 
bevor  sie  Goedhenen  errddht,  an  einem  der  nngingbarsten  Thalgfr^ 
hänge  hingeffihrt  werden.  Die  dnreh  sahlreiebe  Lawinentobel  dnroli» 
fiirehten  ThalwSnde  erheben  sich  tbeüs  in  sertrfimmerten  Klippen, 
theils  in  grauliche  TrSmmermaesen  aufgelöst,  nnter  Winkeln  Ton  40 
bis  r>0'*.  Die  Poststrasse  entgeht  den  von  diesem  Gehänge  drohen- 
den Gefahren,  indem  sie  am  r.  Ufer  der  Reuss  hinfülirt.  Die  Bahn 
birgt  sich  indess  in  einen  1560  m  langen  Tunnel,  welcher  hinter  den 
Lawinentobeln  und  den  Felsschründen  in  das  feste  Gestein  gelegt 
wurde.  Derselbe  bleibt  so  nahe  der  Felsoberfläche,  dass  an  mehre- 
ren Stellen  mittelst  kurzer  Durchbrüche  der  Tonnel  erreicht  werden 
konnte.  Von  jenen  Stollenmündungen,  welche  etwa  100  m  über  der 
Thalsohle  liegen,  steigen  Trümmerkegel  von  frischestem  Ansehen 
herab.  Die  Bahn,  mit  einer  Neigung  Ton  2,8  %  Goschenen  soatre* 
bend,  nähert  sich  allmftlig  dem  Nivean  der  hier  mit  stärkerem  Ge- 
f&lle  hinstfirsenden  Benss.  Bei  dem  genannten  Dorfe,  welches  mA 
anf  der  Felsterrasse  an  beiden  üfem  der  G6sdiener  Renss  ansdehnl, 
emiclii  die  Bahn  die  mit  wilden  8teuibl5dcen  bedeckte  Weitung,  in 
welcher  der  Rienbach  Ton  0,  die  Gösch.  Renss  von  W  kommend 
mit  dem  Hauptfluss  des  Thals  sich  vereinigen.  So  tritt  die  Bahn, 
nachdem  sie  auf  das  r.  Reussufer  zurückgekehrt,  in  den  grossen 
Tunnel  ein,  welcher,  Göschenen  und  Airolo  verbindend,  das  St.  Gott- 
hard- und  die  (istliche  Fortsetzung  des  Finsteraarmassivs  durchbricht 
Folgen  wir  zunächst,  bevor  wir  das  Tunnelprofil  kennen  ler- 
nen, der  Gotthardstrasse,  welche  wie  allbekannt  das  Alpengrebirge  an 
dem  orographisch  interssantesten  Punkte  krenst,  wo  die  grossen  LSn- 
genthäler  der  Rhone  und  des  Rheins  beginnen  und  die  Parallelketten 
und  ihre  krystallinisohen  Massive  enge  zusammenrückend  sich  fast 
sn  verbinden  scheinen.  —  Weltberühmt  ist  die  Felsenschlnoht  der 
SchdUenen,  welche  an  gi^ndioser  Gestaltong  yon  wenigen,  in  Besn^g 
anf  die  Bedratnng  des  dnroh  sie  ge5fiheten  Weges  nnd  Yericeiirt 
wohl  von  keiner  andern  Erosionssdhlncht  der  Alpen  erreicht  wird. 
WUurend  gegen  W  das  weit  geö£hete  Langenthal  der  Goeolieiier 
Benss  Terlassen  wird,  scheinen  die  fast  zusammentretenden  Feleen 
des  Battisbergs  gegen  W  und  des  Gütsch  gegen  0  jeden  Durchgang 
zu  verbieten.  Der  durch  den  Fluss  allmälig  ausgenagten  Felsrinne 
folgend  gewinnt  die  Strasse  den  820  m  höher  liegenden  Thalboden 
ürsern.  Zwischen  den  beiden  grossen  Längenthälem  der  Rhone 
und  des  Vorderrheins  entstand  zur  Zeit  der  Thalgestaltung  ein  22  km 
langes,  ursprünglich  abflussloses  Thalgebiet,  der  Torso  eines  Längen- 
thals. Wenige  Stellen  des  Alpenreliefs  tragen  so  deutlich  das  Ge- 
prüge  eines  alten  Seebodens  wie  Ursem.  Man  glaubt  die  alten  Uiar» 


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der  niederrlieiiiitohen  Getellschaft  in  Bonn. 


39 


terrassen  4  bis  600  m  über  dem  Thal  in  etwa  2000  m  MeereshÖhe 
deutlich  zu  erkennen  (s.  Heim,  „Ueber  die  Erosion  im  Gebiete  der 
Beosa**).    Während  der  Felsboden  der  ürsemer  Thalmnlde  mit  Oe- 
sdiiebesi  lüMLeoki  wurde,  ergoes  sich  der  Blte  See  fiber  die  tiefste 
Stelle  der  Fehramwallnng.  Indem  dann  die  Erosionsrinne  sich  yertieftei 
der  Thftlboden  dnrdh  Anschwemmungen  sich  erhöhte,  ward  endlich 
Oreera  jenes  durch  den  Gegensatz  der  wilden  Fels-  nnd  Gletscher- 
vmgebuDg  „lachende  Gelände".    Von  der  fortschreitenden  Erusion 
in  den  Schüllenen  geben  mclirere  über  dem  jetzigen  Wasserspiegel 
liegende  Riesenkcssel  den  unzweideutigsten  Beweis.  Auch  Gletscher- 
eis wirkte  wie  Stapff  (Geolog.  Profil  des  St.  Gotthard,  1880)  nach- 
wies, an  der  allm'äligen  Vertiefung  der  Felsenrinne  mit.  Wenngleich 
die  durch  den  Gletscher  bedingte  Skulptur  der  Felsen  durch  Abschä- 
lung und  Verwitterung  verwischt  wurde,  so  gelang  es  ihm  doch, 
deutliche  Bundhöckerformen  und  andere  Gletscherspuren  nachzu- 
weisen, deren  Höhe  über  der  Rinnensohle  auf  eine  Mächtigkeit  des 
hier  itisammangepressten  Gletschers  von  etwa  400  m  deutet.  —  Die 
geologische  Constitution  des  Gebirges  swisohen  Gdschenen  und  AI« 
rolo,  wie  dieselbe  in  den  anstehenden  Gesteinen  zu  Tage  tritt,  ist 
durch  die  Arbeiten  ausgeseidineter  Geologen,  unter  denen  es  gestattet, 
sein  mag,  StudeT,v.Fritsch,  Stapff  zu  nennen,  erforscht  worden. 
E«  ist  allgemein  bekannt,  dass  die  Reuss  in  den  SchöUenen  den 
Granitgneiss  des  Finsteraarhorns  (Grimselgranit)  durchbricht.  Dem 
Gneiss  sind  schmale  Bänke  von  Honibleud-,  Glimmer-  und  Talk- 
schiefer  eingeschaltet.    Den  übereiiistiinmenden  Beobachtungen  von 
V.  Fritsch  und  Stapff  zufolge  besitzen  einige  dieser  Schieferein- 
lagerungen eiae  gangähnliche  Form.    Nach  den  Worten  Stapff 's 
bildet  der  Glimmerschiefer  (dessen  leichtere  Zerstörbarkeit  zur  Bil- 
dung der  Felsenkehlen  in  den  SchöUenen  Veranlassung  bietet)  wirk- 
hche  Gänge,  wel^  nur  im  grossen  Gänsen  der  Sohieferung  des 
Nebengesteins  folgen.  Die  Stellung  der  Gneissstraten,  weldhe  Yon 
Amsteg  herauf  stets  steileres  Sftdfallen  zeigen,  nihert  sich  in  den 
SdiöUenen  dem  Lothrechten,  so  namentlich  an  der  Teufelsbrucke 
uid  am  Umerloche.  Wie  das  Felsrelief  der  SchöUenen  in  genauem 
Einklang  mit  der  Festigkeit  und  Zähigkeit  des  Gesteins  steht,  jeder 
milderen  Schieferschicht  eine  Furchung  und  Auskehlung  der  Ero- 
sionsrinne entspricht,  so  ist  auch  das  Thalbeckeu  Ursern  in  leichter 
zerstörbare  schiefrige  resp.  geschichtete  Gesteine  eingesenkt;  es  herr- 
schen dünnschiefriger,  sericitischer  „ürserngneiss",  schwarzer  Schie- 
fer, Cippolin  nebst  kalkig-quarzigen  Schiefern.  Diese  Gesteine,  deren 
Katur  als  ursprüngliche,  Sfiäter  umgewandelte  Sedimente  zweifellos 
ist,  bilden,  eingeklemmt  zwischen  den  Massiven  des  St.  Gotthard  und 
des  Finsteraarhoms,  die  sog.  ürsemmulde.   Wenngleich  das  Tiefste 
der  Mulde,  sowie  die  Faltung  der  Schichten  nicht  unmittelbar,  weder 
«a  der  Obwfläehe  noch  im  Tunnel,  der  Beobachtung  zugänglich  ist. 


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40 


SiUungBberielite 


80  kann  doch  an  der  Richtigkeit  der  angedeuteten  Auffassimg,  dasa 
die  Straten  in  Rede  eine  oder  mehrere  Mulden  mit  enge  zusanunen- 
gepressten  Flügeln  bilden,  kein  Zweifel  sein.  Weniger  scharf  wie 
vom  Massiv  des  Finsteraarohorngneisses  trennen  sich  die  Ursern' 
schichten  yon  den  Gesteinen  des  Gotthard  maiwivs,  welche  im  AU- 
gemeinen  einen  nicht  gleich  vollkommen  krystallinischen  Charakter 
besitien  wie  diejenigen  des  nördlichen  MassiTs.  Von  Hoepentlud 
gegen  die  Passhöhe  emporsteigend  sieht  man  den  serieitisohett  Selüe- 
fer  nnd  Gneiss  in  glnnmerreioben  Gneiss  Qbergehen.  Weiterinn  wo 
das  TbaX  der  Gotthardrenss  sich  im  Gamsboden  erweitert,  nimmt  daa 
Gestein  ein  mehr  grobsohiefriges  GefKge  an.  Avgengneiss  nnd  g^m- 
nitische  Gneissvarietaten  werden  herrschend,  bis,  zwischen  dar  Ho- 
dont-  und  der  Lucendrobrücke,  glimmerreicher  Gneiss  und  Glimmer- 
schiefer wieder  die  Oberhand  gewinnen.  Nahe  dem  letzgenannten 
Punkte  (2018  m  hoch)  betreten  wir  das  Gebiet  des  Fibbiagneisses, 
des  sog.  Gotthardgranita  (s.  K.  v.  Fritsch,  „Das  St.  Gotthardge- 
birge", mit  einer  geolog.  Karte  und  4  Profilen).  Dies  Gestein,  wel- 
ches die  Gipfel  Fibbia  (2742  m)  und  Prosa  (2738  m)  konstitoirt,  bil- 
det in  einer  Breitenerstreckung  von  2  km  die  höchste  Wölbnng  des 
Joches.  Grosse  Feldspathkörncr  nnd  massige  Absonderung  geben 
dem  Gestein»  welches  neben  li<^tgrünem  Talk  dunklen  Glimmer,  dap 
an  reiohliöben,  snweilen  liöhtr^thlidienQnan  in  kömigen  Aggregaten 
fUirt,  einen  granitiUmlichen  Habitus,  welcher  dnrch  die  Bundbocioei^ 
formen  der  einst  gletsoherbedeokten  Hochebene  noeh  vermehrt  wird« 
Einen  hinfigeren  nnd  mannigfacheren  Gesteinsweöhsel  als  das  nSrd* 
liehe  bietet  das  südliche  Berggehänge  dar;  es  erscheinen  dunkler 
schiefriger  Gneiss,  von  vielen  weissen  granitisohen  Gängen  durch- 
zogen; Granit  als  eine  schmale  Zone  am  Ursprung  der  Tremola- 
schlucht,  zwischen  Glimmergneiss  lagernd;  Glimmerschiefer  mit  Gra- 
nat und  Strahlstein;  Hornblendschiefer  mit  Granaten,  v.  Fritsoh 
hebt  iif'seiner  trefflichen  Schilderung  hervor,  dass  die  Gesteine  auf 
der  Nord-  und  auf  der  Südseite  der  centralen  Aze  wesentliche  Unter- 
schiede zeigen  und  dass  wir  am  nördlichen  Gehänge  ebenso  vergeb- 
lich die  Strahlsteinschiefer  suchen,  wie  am  südlichen  Abhänge  den 
Granitgneiss  des  Gamsbodens.  Die  Straten  und  Bänke  der  genannten 
Gesteine  konstituiren  nun  den  gewaltigen  ScbichtenfScher,^  indem  «ie 
auf  der  N-Seite  des  Gebirges  gegen  8,  auf  der  S-Seite  gegen  N  fal- 
len und  je  niber  der  Gebirgsaxe  eine  dem  Lotbrechten  um  so  mehr 
genftherte  Stellung  annehmen.  Das  Streichen  ist  stets,  von  sehr  ahl- 
reiehen  kleinen  Abweichungen  abgesehen,  dem  grossen  Oebirgs- 
streichen  WSW— ONO  parallel. 

Wie  in  den  Wannelcn,  dem  Gehänge  oberhalb  Andermatt  und 
Hospenthal,  die  Schichten  der  Urscrnmulde,  unter  die  Straten  des 
Gotthardmassivs  einsinkend,  eine  scharfe  Scheidung  von  ihnen  kaum 
gestatten,  so  verbindet  sich  auch  am  steileren  südlichen  Gehänge  das 


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der  niederrbeinitoben  GeseUsobaft  in  Bodo.  41 

Gotthardmassiv  mit  den  Schiebten  der  TessiBer  Muldei  sohwarzem 
granatfabrendein  Schiefer,  Dolomit,  Gyps. 

Wfthrend  in  der  Darstellung  von  v.  Fritsch  die  Glimmer-y 
Granat-  und  Strahl  steinschiefer  des  südlichen  Gehänges  ab  weseni- 
liohe  Glieder  des  Gotthardmassivs  erscheinen,  zieht  Stapf f  dieselben 
noch  zu  den  Sehioliten  der  Teaauunuldei  deren  N-Grenie  in  der  Alpe 
Soreeei»  (nSrdHoh  dee  Sdpaiiia,  2410  m)  beatimmend.  —  Der  Bieaea* 
toiUMl  der  Gotthardbalm,  Oöschenen  mit  Airolo  Yerbindeiid,  dnroh* 
Molkt  die  Tier  oben  angedeuteten  Gebirgskörper  nnd  QMrgßkomr 
plexe»  einen  Streifen  des  Finsteruumtssiys,  die  Ursemmnlde,  das 
Ootthardmassiv  und  das  nördliche  Gehänge  der  Tessinmalde.  Der 
Tunnel  ist  14920  m  laug,  seine  Richtung  ist  N4^55Vi'W;  er  steigt 
von  Göschenen  mit  0,582%  auf  einer  Strecke  von  T'/a  km;  ea  ver- 
mindert sich  dann  die  Steigung  auf  0,07  "/q  —  P/5  km  — ,  der  Schei- 
telpunkt 1154,5  m  liegt  in  einer  horizontalen  Strecke  von  320  m, 
dann  sinkt  die  Bahn  mit  0,06^^/0,  IVskm  und  weiterhin  gegen  Airolo 
0^^/«,  4Vt  to.    Die  Schwelle  des  Nordportals  liegt  1109,14  m,  die- 
jenige des  Sfidportals  1145,09  m  üb.  M.  —  lieber  die  im  Tunnel 
avfgeaohloasenen  Geeteinsmassen  und  ihre  Mineralf fihnmg  verdanken 
wir  Dr.  8t»pff  die  genaasten,  werthyoUsten  Mittbeüungen  (s.  „Geolog. 
Profil  dee  St.  Gotthard  in  der  Axe  des  grossen  TunneKs*',  nebst  geo- 
log.  Profil,  Maassst.  1 : 26000).  Es  sei  gestattet,  einige  der  aUerwiöb- 
tigsten  Ergebnisse  der  wUirend  8  Jahren  fortgesetsten  Arbeiten 
Stapfrs  ansodenien. 

Vom  N-Portal  beginnend,  steht  der  Tunnel  2010  m  im  F  inster- 
aarmassiv.    Das  durchaus  vorherrschende  Gestein  ist  Gueissgranit. 
Häufig  finden  sich  Schollen  von  feinkörnigem,  dunklem  Gneiss.  ähn- 
lich den  im  Granit  so  gewöhnlichen  dunklen  Partien.    Stapff  weist 
nach,  dass  wir  es  hier  nicht  mit  Einschlüssen,  sondern  lediglich  mit 
Erstarrungsmodifikationen  zu  thun  haben.    Vielfach  wurden  ^ang- 
ahnliche  Partien  eines  feink9rnigen  Granit  (Eurit)  and  von  Glimmer- 
schiefer durchfahren.   In  den  durch  den  Tunnelbau  ersohlossenen 
Krystalldmsen  beobaohteteStapff  folgende  Mineralien:  Quarz,  Ado- 
lar,  Kalkspath,  Flnssspatb,  Apophyllit,  Apatit,  Titanit,  Eisenkies, 
Chlorit   „In  nassen  Drusen  bildet  der  Cblorit,  „Sammterde*  ge- 
nannt, mit  dem  Wasser  einen  Brei,  welbher  beim  Oe&en  der  Drusen 
oft  berausfloss.  In  der  Umgebung  der  Drusen  seigt  sieh  der  Gneiss 
modifieirt:  brooUich,  porös,  die  Hohlräume  mit  kleinen  Adnlaren, 
Kalkspath,  Flussspath,  Apatit  bekleidet.   Diese,  die  Drusen  umge- 
bende Gesteinsraodifikation  geht  allmälig  in  die  typische  Gneissvarie- 
tät über,'^  Sämmtliche  im  Gebiet  des  Finsteraarmassivs  angefahrenen 
Drusen  laufen  in  schwebende  Klüfte  oder  in  Quarzgänge  aus,  welche 
ihnen  folgen.    Zwischen  1100  und  1526  m  verratlien  sich  mechani- 
sche Störungen,  welche  das  Gebirge  erlitten,  durch  Kisse,  Klüfte  und 
Verwerfungen.  Sämmtliche  Dislokationssprünge  und  Eisse  sind  ver- 


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42 


Sitzongsberiobte 


Darbt  und  wieder  geächlossen.  Lottige  Klüfte  und  Spalten  feh- 
len ganz. 

Die  Ursernmulde  wird  vom  Tunnel  zwischen  2010  und 
4325  m  vom  N-Portal  durchschnitten.    Herrschende  Gesteme  sind: 
düzmschiefriger  Urserngneiss;  enthält  ausser  den  wesentlichen  Ge- 
mengtheilen   (Quars,  Feldspath ,  Plagioklas,  mehrere  Art^n  ¥Ott 
Glimmer)  folgende  accessorische  Mineralien :  Kalkspath,  Rutil,  Cisea- 
glänz,  Magnetit»  Tormalin,  Granat,  Hornblende,  £pidot,  FiiniMnikiWi 
Hagnetkies;  Serioitscbiefer,  beiteht  ans  Qnan,  Feldapath,  Ueb- 
tem  talkilinlicbem  Glimmer  (Sonoit).  Kalkqpath  febH  nicht,  wenn 
anoh  meist  nnr  dnrob  das  Anfbransen  bei  Benetsnng  mit  Sftozen  et^ 
kennbar.  Zu  dem  liebten  Glimmer  gesellt  sieb  aoob  branner  Magne- 
siaglimmer.    Als  acoessorisohe  Gemengtheile  erscbeinen:  Mistg;iiei- 
eisen,  Anhydrit,  Gyps,  Eisenkies  sowie  Eisenglanz,  Hutil,  Hornblende, 
Augit,  Epidot,  Granat,  Apatit.    Einlagerungen  von  Fettquarz, 
che  im  Allgemeinen  der  Schieferung  folgen,  sind  häufig;  sie  fuhren: 
Feldspath,  Chlorit,  gelblichgrauen  Glimmer,  Quarzkrj'stalle,  Augit, 
Eisenglanz,  Rutil,  Kalkspath, Gyps,  Eisen-  und  Magnetkies.  Schwarze 
Schiefer;  der  Glimmer  (theils  Sericit,  theils  grüner  Magnesiagiim- 
mer)  bildet  feine,  zuweilen  gekräuselte  Schuppen.    Dies  Geetein, 
welches  gleichfalls  mikroskopisch  Turmalin  und  Magneteisen  sowie 
Angit^  Hornblende,  Epidot,  Rutil  und  Eisenglan«  enthalt  und  dordi 
Graphit  soibwars  gefärbt  ist,  bildet  meist  nnr  dünne  (wenige  m) 
Zwischenlager  swisehen  Gneiss  und  QnarsitsohieCsr,  weldie  h&ofig  ge- 
knickt, sn  kleinen  Mulden  geftdtet  nnd  von  lettigen  Elfiften  durch» 
zogen  sind.  Einige  mSchtigere  B&nke  von  sohwanem  SchieSsr  (11» 
18,  21  m)  begleiten  die  Einlagerung  von  Gipolin,  d.  i  ein  körniger 
Kalkstein,  welcher  durch  silberweissen  bis  blassgrünen  Glimmer 
Schiefcruiig  erhält.    Der  Cipolin,  zuweilen  durch  Graphit  schwarz 
gefärbt,  enthält  unzweideutige   Reste   von  Krinoidenstielgliedem. 
Erwähnenswerth  ist  eine  bei  261)0  m  vom  N-Portal  durchfahrene 
Reibungsbreccie  des  Cipolins,  welche  nebst  den  zahlreichen,  die 
Schichten  der   Ursernmulde  betreffenden  Knickungen,  Biegungen, 
lettigen  Klüften  und  Spalten  die  deutlichsten  Beweise  für  die  ausser- 
ordentlichen Dislokationen  dieses  Gebirgstheiles  erbringen  (s.  Stapff, 
Schichtenbau  des  Ursemthales  in  Verh.  d.  Schweiz,  naturf.  Ges.  1878). 
Die  Marmorschiobten  yon  ürsem,  auf  deren  Auigehendem  die  AU- 
kirdie  '/4  km  nördlich  Andermatt  steht,  werden  als  die  jüngste  BS* 
dnng  der  Mulde  betrachtet  und  der  Juraformation  sugeiaUi.  An 
der  Richtigkeit  der  Ansicht,  dass  die  ürsemscbichten  eine  mulden- 
förmige Lagerung  besitcen,  kann  nicht  gezweifelt  werden,  sohwieri.- 
ger,  ja  nach  dem  heutigen  Stand  unserer  Kenntniss  unmSglidi  ist 
es,   selbst  nur  die  HauptfalLuugcii  der  Mulde  nachzuweisen.  Un- 
zweifelhaft liegen  nämlich  mehrere  Doppelfaltun  vor  und  für  diese 
müssen  wieder  enge  zusammengepresste  iSpezialsättel  und  -Mulden 


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der  niederrheiikiBoben  Gesellschaft  in  Bonn. 


48 


angenommen  werden,  um  die  Wiederholungen  derselben  Gesteins- 
straten  in  befriedigender  Weise  zu  erklären.  Von  besonderer  Wich- 
tigkeit für  die  Auffassung  des  Schichtenbaus  von  Ursern  war  es, 
daf?s  der  Tunnel  zwischen  3720  und  3730  m  vom  N-Portal  die  un- 
tere Kriunmong  einer  Schichtenfaltung  »ufsohloss.   Unter  den  Yer- 
werfungsspaHen  der  Urternmnlde  ist  tot  allen  diejenige  des  sog. 
Kohlertgrabeni  saerw&hnen.  Sie  wurde  vom  Tunnel  in  2788  m  vom 
N-Portal  angafahren,  Strdoheii  NNO,  FlaUen  4ß^  gegen  WNW.  Die 
Anafttllnng  dieser  mächtigen  Spalte»  deren  Aiugeliende^  genaa  der 
tiefen  Rimae  des  Sstliek  der  Altkiröhe  vom  Gtttsch  herabaiehenden 
EShlertgrabens  entspricht,  geschieht  doroh  kaolinisirten  Glimmer- 
gneiss  sowie  dnrdh  Gypsknaner.  Unmittelbar  im  Liegenden  dieser 
Spalte  beobachtete  Stapff  im  Tmmel  eine  Yerffitefanng  der  Schich- 
ten von  55**  S  bis  auf  nur  16®  und  schliesst  daraus  auf  eine  Erapor- 
scliiebung  des  Gebirgskörpers  südlich  der  Spalte.    Während  die  Se- 
ricitschiefer  der  Urscrnmulde  nur  spärliche  und  kleine  Krystalldrusen 
(u.  a.  skult'iioedrische   Kalkspathkrystalle  bergend)  führen,  ist  der 
Ürserngneiss  reich  an  Drusen,  von  ähnlicher  Bildung  und  Krystall- 
führung  wie  diejenigen  des  Finsteraarmassivs.    Gleich  diesen  ruhen 
sie  in  schwebenden  Klüften,  sind  von  körnigem  Brusengestein  um- 
peben  und  mit  ChloritBand  resp.  -Schlamm  erfüllt.    Die  grösste  im 
Tannel  awisoben  2060  nnd  206Om  rom  N-Portal  erschlossene  Druse 
maass  11,  IV«,  1  m.  Folgende  Mineralisii  worden  von  Stapff  be- 
obachtet: BergloTstall,  Adolar,  wiunerheller  Flnssspath,  Kalkspath, 
Apatit,  Batil,  Eisenglans,  Eisenkies,  Ghlorit.   Als  negatiyes  Eenn- 
zeiohen  imTergleiche  an  den  Dmsenmineralien  des  FinsteraarmassiT 
ist  das  Felilen  des  rothen  nnd  grünen  Flnssspath,  des  Titanit  nnd 
Apophyllit  zu  erwÜhnen. 

Der  Tunnel  erreicht  das  Gotthardmassiv  bei  4ii25  m  und 
verlässt  es  bei  11742  m  vom  N-Portal,  wobei  wiederholt  zu  bemer- 
ken ist,  dass  die  genaue  Grenzbestimmung  in  etwa  auf  subjektiver 
Annahme  beruht.  Die  vom  Tunnel  durchfahrenen  Massen  sind  durch- 
aus vorherrschend  Glimm ergneiss  mit  untergeordneteren  Straten 
von  Glimmerschiefer  und  Hornblendschiefer.  AU  zweiter  Gesteins- 
typus erscheint  Serpentin,  welcher  über  Tage  bei  der  Alphütte 
Gige  IV^km  östlich  Hospentbal  nur  in  geringer  Ausdehnung  (100  m 
in  N-S-Riohtnng)  bekannt  ist,  Tom  Tunnel  hingegen  in  einer  Mäch- 
tigkeit Ton  440  m  (swisehen  4870  nnd  6810  m)  dnrohfahren  wurde. 
Die  Gneisse  des  Gotthardmassivs  bilden  nach  Stapff  eine  lange  Reihe 
▼an  Uebergängen  swisehen  Glimmerschiefer  und  echtem  Gneiss,  als 
dessen  HauptreprSsentant  das  am  Sellasee  auftretende  Gestein,  der 
SellagneissB,  beseiehnet  wird.  Derselbe  ist  grobflaserig,  zuweilen  ein 
Augengneiss.  bald  dunkel  (durch  Vorherrschen  von  schwSrzHch  brau- 
nem Glimmer),  bald  licht,  dünnschieferig  (durch  lichten  Glimmer), 
^ine  (^uarzitische  Varietät  ist  ganz  dünn  und  ebeaschiefrig.  Acoes- 


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SiUaiigiberiohta 


■oriiohe  Gsmengtheile:  Chntoat,  Epidoti  Hornblende,  Bitenglaiit, 
BntU;  seltener:  Magneteiien,  ApaUt» Tarmelin.  Stapfrt  SeUagnei« 
Biit  laUreiohen  groaeen  FeldipetUinMn  entqpriokt  dem  Fibbingnan 
T.  Fritich*«,  den  sog.  GoUliardgnuut.  Brwibnenswerth  ist  ee  woU, 
dass  der  Granit  der  Val  Tremola  im  Tnnnd  nioht  beobaebtei  wmde: 
—  Die  Hornblendegesteine  des  Gotthardmassivs  lassen  sich  von  des 
Glimmergneissen  nicht  trennen.  Sie  bilden  theils  mehr  vereinzelte, 
theils  dichtgeschaarte  Zwischenlager  zwischen  den  Glimm ergneissen, 
ihre  grösste  Mächtigkeit  etwa  100  m.  Wie  im  Gneiss  der  UrserDmolde 
treten  auch  im  Gneiss  des  Gotthardmassivs  Quarztrümmer  und  Gänge 
auf,  welche  sich  bisweilen  zu  Drusen  —  von  körnigkrystallinischeia 
Gestein  umgeben  —  erweitern.  Am  häufigsten  wurden  im  Seiii* 
gneiss  swisoben  3600  und  5400  vom  Südportal  Krystaildrosen  ange- 
fahren, und  zwar  25  auf  jener  Strecke»  während  im  ganzen  übrigea 
GottbardmassiY  nur  6  giosse  Drusen  angetroffen  wurden«  Selir  itbl- 
reiob  sind  die  Mineralien  dieser  Hoblrinme:  Stapff  fahrt  aaf: 
Bergkrystall,  Adnlar,  Albit,  Kalkspath,  Brannspath,  Gjfpe,  ZeGÜthSi 
Apatit,  Eisenglanzi  BntU»  Anatasy  Titaniti  Eisenkies,  Maxkaaily  Mag- 
netkies, Arsenikkies,  Zinkblende,  MolybdSnglans,  Glimmer,  Qdorit, 
Epidot,  Tumerit.  Der  Serpentin,  dessen  Zähigkeit  für  den  schnel- 
len Fortschritt  des  Tunnels  ein  wesentliches  Hinderniss  war  (440m 
erheischten  173  Arbeitstage)  enthält  unzersetzten  Olivin  und  Ensta- 
tit.  —  Stapff  weist  darauf  hin,  dass  mitten  im  Gottbardmassif 
einzelne  Kalkstraten,  sowie  Schichten  mit  runden  Quarzkömem 
(GeröUen?)  vorkommen,  welche  den  entsprechenden  Gesteinen  der 
Ursernmolde  gleichen  und  wie  diese  für  metamorphosirte  Sedimeote 
zu  halten  sind.  Auch  die  acoessorischen,  sowie  die  Dnisenminertlieo 
deuten  auf  eine  nähere  Yerwandtsohaft  der  Gotthardgesteine  mü 
denen  der  Ursemmulde  als  mit  dem  Graaitgneiss  des  Finsteranrhoni- 
massivs  bin. 

Dem  speziellen  Bau  des  Gottbardfäobersi  wie  er  sieh  doioä 
Gombination  der  Beobaobtungen  fiber  Tage  und  im  Tonnd  ergibt, 
bat  Stapff  eingehende  Studien  gewidmet,  deren  wesentHebstee  Be- 

sultat  der  Nachweis  ist,  dass  keineswegs  ein  regelmässiger  einfacher 
Fächer  vorliegt,  dass  vielmehr  im  Zusammenhange  mit  grossen  Ver- 
werfungsklüften die  einzelnen  zwischen  diesen  Trennungsflächen 
liegenden  Gebirgstheile  ihren  besondern  Schichtenbau  besitzen  und 
partielle  Fächersysteme  darstellen.  Von  durchgreifendstem  £influs3 
auf  den  Bau  des  Gotthardmassivs  ist  eine  grosse  Verwerfungsspalte, 
welohe  durch  den  Tunnel  in  5908  m  vom  S-Portal  getroffen,  38* 
gegen  S  fallend  zum  St.  Annagletscher  emporsteigt.  Südlich  dieser 
Dislokationsfläche  (zwischen  4770  m  und  5565  m  Tom  S-P.)  wechselt 
häufig  seigere  Stellung  mit  steilem  N-  und  S-fiJlen.  „Dies  ist  dsi 
Mittelfeld  des  Hauptfächern,  welchem  auch  der  Haoptkamm  Grsno 
di  Prosa,  angebort"  (Stapff).    Der  sfidlicbe  Flttgel  des  Fichsn 


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der  oiederrlieiaiMhMk  GeteUtohAft  in  Bonn. 


45 


imlfr  der  Alpe  di  Soreeeia  und  SeipnUy  lowie  miter  dem  Qfima  di 
Dentco  (S186in  h.),  weldier  noh  mit  der  TeaiimDiilde  Terbindeti 
leigt  einen  Mhr  regelmiasigen  Fieherbau.  Bei  mittlere  Einfallen 
dar  Straten  ftber  Tage  irt  68«  H,  im  Tonnel  6»V«N.  JBi  ift  ein  den 
gaaaen  SOdflügel  des  FiUdien  bis  mm  Sellasee  (4000  m  vom  8-P.) 
beherrsobendefl  C^ets,  da»  das  Fallen  im  Tnimel  steiler  ist  als  über 
Tage,  Die  Straten  beschreiben  demnach  flache  Kreisbögen,  deren 
Mittelpunkt  weit  südlich,  unterhalb  der  Tessineralpen  liegten  würde. 
—  Eine  ähnliche  Zunahme  der  Schichtenneigungen  lässt  sich  in  der 
nördlichen  Hälfte  des  Massivs  (Fallen  zwischen  63  und  77°  gegen  S) 
nicht  nachweisen.  Während  der  südliche  Gebirgsabschnitt  in  der 
Nähe  und  im  Hangenden  jener  grossen  Dislokationsspalte  bereits  S- 
FaUen  zeigt,  also  einen  Theil  des  Nordflägels  des  Fächers  darstellti 
weisen  die  vom  Tunnel  im  Liegenden  jener  Spalte  durchfahrenen 
Straten  mehrfach  steiles  N-Fallen  auf.  ^Zwisohen  600  m  nnd  6660 
ram  K-P.  Inlden  die  Sohichten  einen  anfreoliten  FUher,  wekher  an 
Tage  gfkif  nnd  einen  umgekehrten,  welchen  der  Tmmel  dnrobsobnei- 
det.*  —  Der  ndrdHeha  Theil  des  Masstrs  ist  nicht  nnr  weit  nnr^l- 
nüMger  gebant  wie  der  südliche,  sondern  anch  —  was  als  bedin- 
gende Ursache  jener  Störungen  sn  betraohten  ist  —  Yoo  viel 
zahlreicheren  Verwerfungsklüften  durchschnitten.  Diese  letztem 
konvergiren  sämnitlich  nach  dem  Innern  des  Massivs.  Als  Merkmale 
der  an  den  Dislokationsebenen  erfolgten  dynamischen  Wirkungen 
stellen  sich  dar  Knickungen  und  Faltungen  der  festeren  Straten 
(Homblendeschiefer  und  Gneiss),  Fältelungen,  stängliche  Absonderung 
und  Zerqnetschung  der  weniger  festen  Massen.  Alle  Erscheinungen 
an  jenen  Verwerfongsfläoben  deuten  darauf  hin|  dass  die  bewegten 
Massen  starr  waren ;  nirgends  ist  irgend  etwas  snvbeobachten,  was 
anf  einen  plastischen  oder  halbflössigen  Aggregatsnstand  der  Qe- 
ateine  dentet.  Die  grosseren  nnd  kleineren  Yerwerfongsldfifte  sind 
CmI  immer  mit  dunklem  Glimmer,  Qnan  nnd  Feldspath,  in  Beglei- 
tung Ton  andern  Gang*  nnd  Dmsenmineralien,  erfüllt  nnd  dadurch 
▼ernarbt  Auch  ein  Zedith  erflUlt  mweilen  kleine  Klfifte.  Von 
dioecn  iltem,  geheilten  Spalten  sind  spitere  Gebirgsbewegungen, 
deren  Sparen  in  Rissen  mit  lettiger  Ausfüllungsmasse  sich  dar- 
stellen, wohl  zu  unterscheiden.  Diese  letzteren,  nicht  die  alten 
vernarbten  Spalten  bezeichneten  die  schwierigen  Stellen  des  Tunnel- 
baues. Unter  diesen  ist  besonders  erwähnenswerth  die  Partie  zwischen 
4540  m  und  4715  vom  S-P.  Der  Tunnel  durchfährt  hier  einen  von 
zahlreichen  lettigen  Klüften  durchzogenen  Gebirgsstroifen,  welcher 
6S>®  gegen  SO  einfallend,  unmittelbar  nordlich  unter  dem  Gipfel 
Greno  di  Prosa  (2715  m  h.)  zu  Tage  geht.  Innerhalb  des  angedeute- 
ten Gebirgsstflcks  sind  die  Gneissstraten  gebrochen  nnd  gestaucht, 
infolgedess  ist  hier  das  Fallen  oft  fast  schwebend.  Fast  genau  in 
der  Tonnelmilte  (7446  Tom  &P.,  7474  vom  N-P.)  liegt  ein  fthnlieher 


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46 


SitzuDgsberichte 


lerrütteter  Gebirgsblreifen,  welcher,  fast  senkrecht  stehend,  gleich- 
falls zu  Tage  ausstreicht  zwischen  dem  Kafitelliorn^nit  (2861  :  Kajtel- 
horn  2977)  und  dem  Aelpetlij^rat  (2839'/,  m).  Auf  dieser  circa  75  it 
langen  Strecke  musste  der  Tutm&l  gt^eu  den  erhöhten  Gebu:;g<dnick 
gesohützt  werden. 

Nur  mit  Vorbehalt  venuoht  Stapff  die  Frage  zu  beantworten, 
ob  die  Straten  des  Gotthardmassiyt  «la  nnpünglich  horizonial  ge- 
lagert» später  au  eineiBi  au^ipebonteiieii,  denudirten  Gewölbe  zusaai- 
mengelfaltet,  aqfgeiawt  werden  kSnneii  and  welohe  MSohti^tMit  daa 
Sohiebtenkoni^eaL  anter  dieser  Voraossetmng  sakomnieii  mtee.  Bi 
eigibt  sieh,  dass  swar  mehrere  Homblend^goMss-  and  Sohieferstratai 
«af  der  N-  nnd  8-8eite  der  Axe  wiederkehren,  dtts  aber  f9r  i» 
gewöhnlichen  Yarielitfin  des  Glimmergneiss  eine  solche  Konkordbas 
nicht  stattfindet.  Die  Gesammtmächtigkeit  des  horisontal  auBgebcet* 
teten  Schichtengewölbes  ergiebt  sich  zu  5  km. 

Die  Tessinniulde  wird  vom  Tunnt'l  auf  seiner  letzten  3178  m 
langen  Strecke  durchfahren,  (11742 — 14920  vom  N-P.  3178 — 0  von 
S-P.)'  —  ^Vah^e^  Gneiss  tritt  in  der  Tessinmuhle  nicht  auf;  $tatt 
dessen  Ilornblendschiefer,  grüner,  grauer  und  schwarzer  Granat- 
glinuncrschiefer,  Kalkglimmerschiefer,  Quarzitschiefer,  Marmor,  kor^ 
niger  Dolonit,  Raaobwacke  und  Anhydrit.  Dieee  Gesteine  lassen  sidi 
in  folgende  Gruppen  ordnen:  3176  bis  1883m  vom  8-P.  „felsitiscbsr 
Glünmersohiefer^,  Hcmiblendegesteine,  grfiner  Glimmertchiefer.  — 
1888*1142  m  grüner  and  sobwarser  QranatgUmmersobiefer.  ^  114S* 
90  m  grauer  Granatglimmersohiefer.  —  90— ^m  Dolomit  (ak  ohaiak- 
teristisohes  Gestein).  —  Die  erstgenannten  drei  Abtbeilang«n  (8179* 
90)  „sind  schwierig  sa  begrenzen,  weil  nicht  nnr  manche  der  kam- 
ititnirenden  Gemengtheile,  sondern  sogar  einzelne  petrogr&phisdi 
gleiche  Schichten  ihnen  gemeinsam  sind.''  Indem  bezüglich  der  «.il!- 
zelnen  Gesteinsabänderungen  auf  Stapf fs  wichtige  Arbeit  verwiesen 
wird,  möge  es  gestattet  sein,  nach  demselben  trefflichen  Forscher 
die  accessori sehen  Mineralien  der  Schieferstraten  in  Rede  anzugeböi: 
Granat,  Staurolith,  Cyanit,  Epidot,  Turmalin.  Ma<^neteisen,  Kisen- 
kies,  Magnetkies,  Kupferkies,  Zinkblende,  Apatit,  Butil  (Zirkon?).  In 
den  Hombl endeschief ern  tritt  vor  allem  Titanit  accessorisdi  auf.  *- 
Auch  im  Schichtenkomples  der  Tessinmulde  setzen  Quantgange  waL 
welche  durch  Hinso^retan  von  Feldspatb  und  Ifnskovit  bisweüea  akk 
sa  Pegmatit  entwickeln.  Ihr  Yerl«if  ist  nicht  an  die  Sohichtu^gi- 
ebenen  gebunden,  sie  fallen  vielmehr  südlich,  sind  auch  nicht  seltea 
•ohwebend.  Diese  Gänge  fObren  eine  grtoere  Ansahl  laweikn  ass- 
geseidinet  krystallisirter  Mineralien,  weldie  anoh  in  dem  oamittel- 
bar  ang^rensenden  Nebengestein  sich  finden  und  zwar  auf  Kluften  und 
in  Drusen,  welche  von  jenen  Giingen  auslaufen.  Stupff  beobachtete 
folgende  Spezies:  Gold  (ein  silberhaltiges  G.  mit  30  bis  40  resp. 
50"/«  Ag,  in  blassgelben,  zackigen  Blättchen  in  und  auf  Kalk«path- 


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der  niederrheinisohen  Gesellschaft  in  Bonn. 


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krystallen,  bei  500 — 490  m,  auf  der  Grenze  von  Granat-  und  Uoru- 
blendgiimmerschiefer  Torgekommen),  Eisenkies,  Magnetkies.  Kupfer- 
Ines,  Eisenglanz,  Quarz,  Kutil,  Magneteisen,  Aragoniti  Kalkspatii  (in 
sehr  eigenthümlaoliBii  Krystallisationen),  Braunspath  und  Bitterspftthf 
BiMDipnth,  GTpa,  Apatit,  GUorit«  Qsranit,  Albit  (gewohnlioli  in  der 
Periklin-Ansbildnng),  Adahr,  Kali-  nnd  MagniwiagHinmer,  TnrmaUn, 
TUmiL  —  Auf  «inselne  Analogien  swisdhen  der  Tenin-  nnd  ürsem- 
molde,  hinweisend  (denen  indess  anoh  sehr  wesenttiohe  Abweiobnngen 
6Dtgegenstehen)  koamt  Stapff  an  dem  Sohhiss,  dass  die  dem  Thal- 
boden  von  Airolo  nSehsten  Schichten  der  Tessinmulde  als  jurassisch, 
die  Uaaptniasse  des  schwarzen  GliramerschieferH,  als  karbonisch 
anzusprechen  sein  würde.  Die  Tessinschichten  gehen  nicht  so  all- 
mälig  in  das  Gotthardraassiv  über,  wie  die  Ur«ernschichten.  Ge- 
sammtmächtigkeit  der  Tessinschichten  8350m.  Die  letzton  35m  durch- 
Tährt  der  Tunnel  alten  Moränenschutt,  weicher  g^en  eine  fast  senk- 
xeohte  Dolomitwand  angelehnt  ist. 

In  Besag  auf  die  hydro<:^raphischcn  Verhältnisse  des  Tunnels 
kxHnmt  besonders  der  in  der  Tessinmnkle  stehende  Abeebnitt  in  Be- 
tnwlift.  Im  Jahresmittel  (18.  Jnni  1879—11.  Jnni  1880)  flössen  ans 
dem  Sfidportal  280  Lit.  Wasser  in  der  Sekunde,  Ton  denen  198  Lit 
snf  die  Schichten  der  Tessinmnlde  nnd  nnr  87  anf  den  sfidliohen' 
Thea  des  GotthardmaseiTs  entfallen.  Oberhalb  Airolo  liegt  ein  ehe- 
mals quellenreidies  Gebiet,  dessen  Brunnen  dnröh  den  Tunnel  zum 
Versiegen  gebracht  wurden.  Stapff  ermittelte  dies  Gebiet  der  ver- 
siegten Quellen  =  738  000  qra.  —  Sehr  viel  gerinprer  ist  der  Wasser- 
abtiuBs  aus  dem  N-Portal,  nämlich  zwischen  40  und  50  Lit.,  von  de- 
nen etwa  36'/2  Lit.  auf  die  ürsernmulde  und  das  Finsteraarmassiv 
entfallen.  Hätte  man  ahnen  können,  dass  die  Tessinmulde  einen  so 
mächtigen  Zufluss  in  den  Tunnel  senden  würde,  so  wäre  der  Scheitel 
deeeeiben  gewiss  weiter  gegen  S  gelegt  worden. 

Es  würde  ein  Versäumniss  sein,  hier  nieht  auoh  des  Mannes 
WBL  gedenken,  welcher  dieBestimmniig  der  Tnnnelaxe  anigeführt,  des 
Hm.  Ingeniear  0.  Oelpke.  Seine  An^^be  war,  eine  genaue  Triaop 
golalkm  swischen  GSsöhenen  nnd  Airolo  ausinlBhren  nnd  auf  Grund 
dmelben  die  Richtung  der  Tunnelaxe  ansogeben.  Als  Orientirungs- 
Baien  dienten:  auf  der  Seite  Ton  QSsohenen  eine  2000  m  lange 
Ijiiiie  gegen  Nordost  zum  Rienzerstookgrath;  bei  Airolo  die  8000m 
lange  Strecke  gegen  Ost  zum  Pian  alto.  Als  Sigualpunkte  des  Drei- 
ecksnetzes wurden  ausser  den  beiden  genannten  Punkten  vonGelpke 
gewählt:  Meggelenstockgrath,  Gütsch.  Sixmadun,  Bälzbcrg,  Kastel- 
horn, Winterhorn,  Sasso  di  S.  Gottardo,  Fibbia,  Gra.<<so  di  Dentro, 
Alpe  Piscium.  Die  Erbauung  der  ISignale  auf  diesen  hohen  (mittlere 
Höbe  der  Signale  2500  und  2800  m),  sehr  schwer  zugänglichen  Gipfeln 
wsreine  schwier ip^c  Arbeit.  Die  Erreichung  des  Zieles  allein  erheischte 
«weilen  die  Tolle  Manneekraft;  ee  musiten  aber  in  kum  bemessener 


1 

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Sitraiigslwriohte 


Friet  Steinpfeiler  yon  2*/«  bis  8iKiH6be  und  mehreren  m  Umfang  er- 
bant  werden.  Der  Energie  uud  Ausdauer  Gelpke'a  gelang  es.  alle 
Schwierigkeiten  zu  überwinden  und  auf  den  13  Signalpunkten  da 
Hanptnetzes  27  Stationen  zu  machen.  Zum  Abschluss  dieser  TrianguU- 
tion,  welche  an  die  grosse  eidgenössische  Triangulation  angesdilossea 
wurde,  maass  Gelpke  eine  Basis  (1460,4  m  lang)  zwischen  Andfi" 
matt  und  Hospenthal  und  schloss  diese  durch  Hülfedreiecke  an 
Hauptsignale  Bätzberg  und  Oüteoh  an«  An  diese  Aufgabe,  weldt 
die  Efmitteliuig  der  Streiohmigsridhtiiiig  des  Xmiiiels,  seine  Liog«, 
die  HShe  der  Signale  nnd  der  Tnnnelportale  snm  Zwecke  kilto. 
bqUobs  sieh  eine  oberirdische  Tnnnelabsteokang  mittals  6  StaüoML 
8p&ter  ist  dnreh  Hm.  C.  Koppe  die  Triangulation  des  Hrn.  Gelpki 
dnreh  eine  neoe,  rdllig  nnabhftngige  oontrollirt  worden,  woänA 
die  Richtigkeit  derselben  TSlHg  constatirt  wnrde.  Bekanntlich  eiMr 
8päter(1872)  die  von  Gelpke  gemessene  und  bestimmte Timnelr ichbiBf 
eine  kleine  Verschiebung,  indem  das  nördliche  Portal  fast  unverändert 
blieb,  während  das  südliche  um  144  m  gegen  W  verlebt  wurde.  — 
Es  war  am  28.  Febr.  1880  um  6"*/*  Uhr  Abends,  als  der  der  Bohrung  um 
8  m  vorauseilende  Bohrmeissel  von  der  italienischen  Seite  nach  dem  Gö- 
schenerOrt  durchdrang,  während  noch  ein  Zwischenmittel  von  10  m?»* 
muthet  wurde.  ^Es  hätte  diese  unerwartete  Nähe  der  beiden  Richtörtcr 
leicht  zu  einem  grossen  Unglück  führen  können,  indem  Hr.  Chef-Ing«' 
aaenr  8tockalper  mit  einem  andern  Herrn  anl  Göschener  Seite  htft 
am  Anfang  stand,  als  aof  AiroloSr  Seite  die  letaten  l^reqgQngeB  er- 
folgten« Die  Ehrschftttenmg  aneh  eine  so  gewaltige,  daaa  sie  4ii 
Herren  nnwillkürlich  mm  Rückang  awang.*  (Oelpke,  Die  MtaB 
Richtongsverifikationen  nnd  der  Durchschlag  am  grossen  St  Golk- 
hardtonneU  Zeitsohr.  f.  Vermessungswesen  1880.  8. 101.) 

Der  Gotthard -Tunnel,  durch  welchen  Herr  Favre  sich  «« 
Denkmal  „Aerc  perennius"  gesetzt  hat,  ist  zweigleisig  und  erheischt, 
abgesehen  von  dem  für  die  Ausmauerung  uöthigen  Raum  eine  Qa^"- 
Schnittsfläche  von  6  m  Höhe  und  8  m  Breite  (s.  D.  Co  Iladon, 
maschinellen  Arbeiten  zur  Durchbohrung  des  Gotthardtunnels'').  Die-  < 
ser  mächtige  Querschnitt  wird  nicht  auf  einmal  ausgebrochen.  Zu- 
nächst wird  vielmehr  der  Richtungsstollen  (am  Gotthard  lag  der- 
selben an  der  First,  während  der  Richtungsstollen  des  Moni  Ceois 
an  der  Sohle  geführt  wnrde)  Torgetrieben,  welcher  etwa  2Vi  ni  ia 
Höhe  nnd  Breite  misst,  also  einen  Querschnitt  yon^^^m  besitat  SOO 
bis  m  hinter  der  Brost  des  Firststollens  folgen  (nadi  Colladoa) 
die  Answeitungsarbeiten,  aonlchst  die  sog.  yySeitenansbrMie''  (odff 
Calotte),  welche  rechts  nnd  Unke  TomRiehtstoUen  die  Weitang  fir 
das  TannelgewSlbe  herstellen.  900  bis  800  m  weiter  sorftck  Üttsa 
die  „Sohlenschlitze"  beginnen  sollen.  Sie  stellen  eine  8  m  breite,  4 
bis  5  m  unter  der  Sohle  des  Richtstollcns  tiefe,  also  bis  zur  Hanpt- 
tunnelsohle  niedergehende  Rinne  dar.    Den  Sohlenschlitzen  folgen 


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der  niederrheimMlieii  GeteUiohaft  in  Bonn. 


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4ie  «Strossen",  die  seitlichen  Ausbrüche,  wekbe  dievc^eW^ta  dflt 
Tannelf  hentellen.  In  der  Sohle  wird  aohliewlioh  snr  WMierfiQinuig 
einKssal  von  hSehstens  1  qm  QaerBohnitt  an^gesprengt. 

Zur  Dnrdibohning  dee  Goitiiarda  ward«  die  lebendige  Emlt 
der  Gebixigebiehe  mit  grtatem  Gewinn  bonntst.  Der  Waeeerstum  treibt 
Tiirbinen,  dnreh  welche  die  Lnft  in  grossen  Reservoirs  komprimirt 
wird.  Die  komprimirte  Luft  wird  in  Höhren  bis  an  die  Arbeitsörter, 
zur  Brust  des  Richtstollens  und  zu  den  Ausweitun^sarbeiten  geführt. 
An  die  eisernen  Röhren  schliessen  sich  starke  Kautschukleitungen, 
durch  weiche  die  Luft  zu  den  Bohrmaschinen  strömt.  Sechs  bis  sieben 
Maschinen,  etwa  in  der  Form  eines  Bölierlaufs,  ruhen  auf  einem  eiser- 
nen beweglichen  GestelL  -r-  Was  die  zum  Tannelbetrieb  benutzte 
Wassericraft  betrifft,  so  wurde  auf  der  Göschener  Seite  926  m  auf- 
wärts von  dem  Tunnelportal  ein  Wehr  errichtet.  £in  Kesenroir 
von  100  obm  Inhalt,  180  m  nnteriialb  des  Beservoini  mmmt  den  TOm 
Wasser  mitgerissenen  Sand  anf.  Ana  dem  mit  mehreren  Eammem 
▼enehenen  Reserroir  ffihrt  eine  (0,66  m,  im  Dorchmesser  haltende) 
800  m  lange  B5hreDleitang  ca.  1900  Lit.  Wasser  p.  Sekunde  mit 
90  m  Drackh6he  den  Tnrbinen  an« 

Schwieriger  waren  die  Arbeiten  anf  der  itaHenisohen  Seite. 
In  überaus  sinnreicher  Weise  leitete  Hr.  Favre  zunächst  das  Wasser 
der  Treniola  1  km  weit  in  den  Chiasso,  einen  Gebirgsbach  zweiten  Ran- 
ges. Das  Bett  desselben  wurde  an  einem  von  Felsen  geschützten 
Punkt  in  ein  180  m  über  dem  Maschinenhause  liegendes  Reservoir 
umgewandelt  und  das  geklärte  Wasser  durch  eine  841  m  lange  Röh- 
renleitung (0,62  m  Durchmesser)  an  den  Turbinen  geleitet.  Die  auf 
diese  Weise  gewonnene  Wassermenge  erwies  sich  indess  bei  giussei 
Trockenheit  als  ungenflgend  (sie  sinkt  im  Minimum  anf  wemger  als 
lOO  Lit  p.  Sek.)  nnd  so  wnrde  naoh  Ueberwindnng  sehr  grosser 
Sohwierigkeiten  ein  Theil  des  Tessins  als  Snpplementarkraft  herbei- 
gefBhrt  Diese  (oiroa  5  km  lange)  Leitung  mnsste  snm  Theil  an 
hohen  senkrediten  Felsen  anfig^ehingt  nnd  mit  dersdben  mnssten 
die  Wildbftohe  bei  AlUnaaoa  nnd  die  Tremola  übersdhritten  werdra. 
Das  BesesToir  der  Tessinleitnng  liegt  90  m  ftber  dem  Motorenhanse; 
68  liefert  1000  Lit.  p.  Sek. 

Der  Gotthardtunnel,  dessen  Vollendung  in  naher  Aussicht 
steht,  wird  auf  alle  Zeit  eines  der  ruhmvollsten,  bewunderungswür- 
digsten Denkmäler  kühnen  üntemehmungsgeiates  und  vielseitiger 
energischer  Arbeit  bleiben. 

(Ueber  die  im  Gotthard-Tunnel  beobachteten  Temperaturen  a, 
Bericht  der  Sitsung  vom  3.  Mai  1660.) 

Derselbe  Bednar  legte  sohliesslioh  eine  Ton Herrn  Dr.  Baum- 
han er  in  Lfidinghansen  knnstvoU  dargestellte,  jetat  anoh  kanflioh 
an  erhaltende  Sammlung  von  Aetafignren-Prftparaten  vor  nnd 
Bttsniigsb.  4.  ntodsfikeia.  Ositnscluit  In  Bsan«  IBSI.  4 


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SiisoDgsberichtQ 


wies  w£  die  grosse  Bedeutung  der  Aetzeindrück«  (um  deren  Dt^ 
ffteUmig  und  Studium  Dr.  Baumhan  er  ein  p^rnsFses  Verdienst  sich 
erworben  hat)  für  das  feinere  Studiam  der  Kryst^Ue  hin.  Zar  £^ 
l&atenmg  der  einsäen  Pripante  dienten  die  gleiditeitig  avigdfgtw 
Abhandlangen  Banmhanec'e.  Die  AnfinerkBamkeit  wvrde  naaiaik- 
lieh  gelenkt  aof  die  Aetsfignren  dea  Kaliglimmer's  (Bf nakorit),  wekk 
die  monoUine  ITatnr  dieses  Minerale  in  ftberaengender  Weite  oi» 
baren,  wfthrend  die  Snssere  Form  der  Krystalle  vna  hier  knMB 
genügenden  Aufschlnss  gibt.  Die  Aetaeindrftoke  des  Apatit  und  du 
Kieselzinkerzes  stehen  in  schönster  Uebereinstitnmung  mit  der  eigen- 
thümlichen  Hemiedrie,  beziehungsweise  mit  der  Enantiomorpbie  die* 
ser  Mineralien.  Die  verdienstvollen  Arbeiten  Baumbauer's  haben 
über  einige  der  schwieripfsten  krystallograpliischen  Fragen,  so  z.  B. 
über  das  Krystallsystem  des  Porowskit,  ein  helles  Licht  verbreitet  — 
Es  geschah  auch  des  schönen  Experiments  ßaumhauer's  £rwähncDg, 
durch  den  Druck  einer  Messerklinge  auf  die  Kante  einea  Kalkspstlh 
rhomboeder  einen  Zwilling  parallel  —  ^  darzustellen  nnd  ein  8ol> 
eher  künstlicher  Zwilling,  ein  Geschenk  Dr.  B.'s,  Torg^egt^ 

HedicIniAChe  SmUod. 
Sitsung  Tom  17.  Januar  1881. 
Yoraitsender:  Geh.*Bath  Bnsoh. 
Anwesend:  21  Hitglieder. 

Dr.  Bertram  in  Bonn  wird  als  ord.  Mitglied  aufgenommen. 

Professor  Binz  sprach  über  die  Vei wei tliunc^  des  gerb- 
sauren Chinins  in  der  Heilkunde  und  legte  ein  nach  einer  neun 
Methüde  dargestelltes  Präparat  vor.  Der  Vortrag  findet  sich  in  ^ 
Berliner  kliu.  Wocbensobrift,  Februar  1881,  abgedruckt 

Dr.  Leo  knüpfte  daran  die  Mittheilung,  dass  es  ihm  wie 
schon  in  früheren  Jahren,  auch  in  der  Epidemie  dieses  Winten 
gelangen  war  bei  einem  8  Monat  alten  Kinde  die  Heftigkeit  uod 
Hiofigkeit  der  KenehhastenanflUle  dnreh  die  Pockenimpfiiag  is 
hohem  Grade  herabsnsetaen.  Die  AnAlle  waren  so  heftig  gewssco, 
dasa  die  Eltern  jedesmal  den  Erstioknngstod  fürchteten.  Kaobdsn 
die  Poeken  aufgegangen  waren,  yerloren  die  AnAUe  den  krampf- 
haften Charakter  ginzHch;  auch  wurde  die  Zahl  derselben  sofoii 
erheblich  geringer.   Nach  wenigen  Wochen  war  das  Kind  geheilt 

Dr.  Oebeko  trägt  ausführlicher  einen  Krankheitsfall  v^n 
lokaler  Gehirn  er  krankung  vor.  Eine  bis  dahin  geistig  {j^esund- 
Dame  erlitt  plötzlich  einen  apoplectiformen  Anfall  mit  theilweisem 
Verlust  des  Bewusstsein«,  Sprachstörung  nnd  vorübergehender  Ij^h 
mang  des  rechten  Armes.  Hieran  achlosa  sich  eine  geistige  Stdraog  i 


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der  niederrheintoeliwi  GtoteUaehftft  in  Bonn. 


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mak  Oemfitlitdepreiiioiiy  Yerfolgiiiigndeeiiy  HallacinatioiMii  und  im« 
deatUohem  Sebon.  Letstereti  ali  angomeme  Tribnng  dis  Geciehii- 
fddes,  nnd  eine  eigenthümliebe  Parese  in  der  rechten  Bend,  ao  daaa 
die  Bewegungen  derselben  unbeholfener,  aehwerf&lKger  nnd  ohne 
Anedaner  waren  bei  Abwesenheit  jeder  Sensibilitfttsstörtuig  in  der* 
selben,  behaupteten  sich  7  Monftte  lang  bis  zu  dem  dann  doroh 
allgemeioe  in  Folge  eines  Herzfehlers  entstandene  Wassersucht 
eintretenden  Tode.  Die  Sektion  wies  in  dem  linken  Mandelkern 
eine  linsengrosse  apoplektische  Höhle  mit  gelbem  Inhalt  und  weichen 
Rändern,  in  der  weissen  Substanz  des  rechten  Hintorhauptlappens 
des  Grosshirns  eine  verwaschene  gelbe  Erweichung  nach  und  in 
beiden  Hemisphären  des  Kleinhirns  eine  kleine  weissliche  Indoration, 
unter  derselben  rechts  eine  linsengrosse  graue  Erweichung.  0. 
glanbt  die  paretischen  Erscheinungen  der  rechten  Hand  mit  der 
apoplektiachen  Cyste  im  linken  Mandelkern  in  Verbindung  bringen 
wo,  mftasen. 

Prof.  N.  Znnta  berichtet  Über  Untersoohnngen,  welohe  sind, 
oee.  Klee  anter  seiner  Leitung  angestellt  hat  Ref.  wnrde  dnroh 
«eine  Stodien  über  die  ehemisebe  Bindung  der  Kohlen s&nre 

im  Blute  zu  der  Ueberzeugung  geleitet,  dass  die  Vertheilung  der 
Alkalien  des  Blutes  zwischen  Serum  und  Hlutkörpercheu  eine  wech- 
selnde sei  und  dass  speciell  der  Gehalt  des  Blutes  an  CO3  bestimmend 
auf  diese  Vertheilung  einwirke.  —  Die  Versuche  des  Herrn  Klee 
wurden  in  der  Weise  angestellt,  dass  man  zwei  identische  Portionen 
Fferdeblut,  von  denen  die  eine  mit  CO^  gesättigt,  die  andere  mög- 
lichst frei  von  diesem  Gase  war,  sich  in  Serum  und  Cruor  durch 
A,bsetzen  scheiden  liess  nnd  dann  den  Alkaligehalt  in  beiden  Be- 
«tandtheilen  des  Blntes  doroh  litriren  ermittelte.  Bei  geringem 
COs  Gehalt  war  stets  der  Cmor  sehr  räl  alkalisoher  als  das  SenuDi 
b«i  hohem  kehrte  sieh  das  Terh&ltniss  am,  so  dass  dnreh  die  COt 
offenbar  ein  reiohlieher  üebertritt  ¥on  Alkalien  ans  den  Blatkdrper- 
eben  in's  Semm  vermittelt  wird. 

Prof.  Koester  spricht  über  Myxom.  Er  bestreitet  zunächst, 
dass  die  Aufstellung  eines  besonderen  Schleimgewebes  gleichwerthig 
neben  Binde-  Fett-  Knorpel-  und  Knochen-Gewebe  und  die  Auffassung 
des  Schleimgewebes  als  jugendlichen  Bindegewebes  oder  jugendlichen 
Fettgewebes  (Virchow)  berechtigt  seien.  Sieht  man  von  der  Mucin 
gebenden  Grundsubstans  ab,  so  ist  das  sog.  Schleimgewebe  morpho- 
logisoh  völlig  identisch  mit  lockerem  oder  aufgequollenem  Bindege- 
webe. Das  Mucin  aber  ist  sebon  von  Bellet  in  der  Grundsubstani 
des  eigentlidien  Bindegewebes  nadbgewiesen  worden  nnd  die  Untere 
mehongen  Kflhne'a  nnd  seiner  Sehtiery  Tillmanna  n.  A.  haben  er- 
g<eb«D|  dass  es  die  GmndkittBnbstana  aller  Bindegewebtarten,  aelbat 


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53 


Sitmiigtberiohle 


dm  Knorpel*  und  Knoobengewebet  iit  In  dem  Qaireba  dar  Nibel- 
Bolmar,  dem  embrjrontlen  rabentanen  Gewebe  und  in  pethdogiMbatt 
Ken-  nnd  ümMldangen  (s.  B.  dem  gallertig  atropbiaoben  epioardi- 
alen  Fettgewebe^  doobenmark  n.  a.  w.)  iat  niobt  mebr  Mnsb 
vorbanden  ala  in  gewöbnliohem  Bindegewebe;  daa  Maeln  iii  aar 
eehr  stark  aufgequollen  dnrcb  Serum.  E«  handelt  atob  bei  daa 
sog.  Schleimgewebe  um  oedematöses  Bindegewebe  oder  Fettgewebe. 
In  letzterem  verlieren  die  Zellen  ihr  Fett  und  bleiben  als  proto- 
plasmatiscbe  Bindegewebszellen  zurück.  Die  Ursache  dafür  findet 
der  Vortragende  in  Circulationsstörungen :  Capillaren  und  Venen 
aind  faat  immer  erweitert  und  gefüllt.  Dieselben  Verhältnisse  findet 
man  hA  einer  grossen  Reihe  von  sog.  Myxomen.  Die  einen  eni- 
atehen  ganz  wie  das  Gallertgewcbe  des  Epikarda  ana  Fettgewebe 
d.  b.  ea  aind  oedematöe  gewordene  Lipomei  bei  denen  gleichüiDt 
daa  Fett  ana  den  Zellen  yeraohwindet  (Der  Vortragende  beaprieht 
biar  epeeiell  ein  86  Pfand  acbwerea  Lipoma  oedematoanm,  weldni 
Yon  Prof.  tf  adelnng  ana  der  Baudibdble  entfernt  wnrde  und  fiber 
welebea  dieser  im  CentralU.  f.  Cbir.  noeb  genaneren  Beriebt  eratattea 
will.  Es  fanden  sieb  in  ibm  alle  üeberg&nge  von  reinem  Lipon 
bis  zu  völlig  fettlosem  sog.  Myxom.  Aus  der  Grundsubstant,  die 
theilweise  sehr  wasserreich  war,  konnte  kaum  */4®/o  einer  Substau 
gewonnen  werden,  die  als  unreines  Mucin  zu  berechnen  war.) 

Die  anderen  sog.  Myxome  stellen  oedematöse  Fibrome  ver- 
schiedener Art  dar,  so  z.  B.  zahlreiche  Nasen-  und  Pwachenpolypen, 
Polypen  des  Utems,  der  äuaiern  Genitalien,  auch  Geschwülste  des 
anbcutanen  Gewebea  u.  a.  w»  Ancb  die  Blasenmole  dfirfte  hie^sr 
gereebnet  werden. 

Die  Üraaobe  der  oedematdaen  Umwandlung  mnaa  wieder  ia 
CSreulationaatdmngen  —  geanobt  werden,  abgeaeben  davon,  daaa  die 
jungen  Gelftase  der  Geaobwfiltte  eine  grdeaere  Permeabflitit  ffr 
fifissigc  Beatandtbeile  dea  Bhitea  beben  kftnnen.  Die  Polypenfom 
einer  Gesobwnlat  allein  kann  aebon  genügen,  om  StannngsoedeaM 
in  ihr  zu  erzeugen,  weil  bei  dem  Zug  der  Geschwulst  ihr  Stiel 
verengt  und  dadurch  ein  Druck  auf  die  Gefasse  ausgeübt  wird. 
Das  darauf  folgende  Stauungsoedem  vorgrössert  die  Geschwulst  und 
vermehrt  dann  wieder  den  Druck  im  Stiel  durch  stärkeren  Zu^. 
In  solchen  Geschwülsten  sind  fast  immer  die  Capillaren  und  kleiaea 
Venen  erweitert. 

Aber  auch  in  niobt  gestielten  Geschwülsten  können  dnrob  die 
Lage  mid  die  Spannung  der  umgebenden  Gewebe  Stanungsoedane 
entsteben.  Vergroeserongen  der  Bindegewebaaellen,  Anb&ofiuig  m 
BimdaeUen  und  dergl.  ateben  offenbar  damit  in  Verbindung. 

Bei  aU  aoloben  Geaebwühten  iat  in  der  Begel  der  Madng^ 
balt  niobt  grdaaer  ala  er  ibnen  obne  Oedem  ankommen  würde. 

In  einer  aweiten  Reibe  Ton  Geaebwtiaten  entiteht  daa  Mjso- 


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der  niederrheiaiaohen  GeeeÜBcbaft  in  BonzL  5S 

matöse  gleichfalls  nur  durch  oedematöse  Umwandlung  anderer 
websarten»  wie  s.  B.  in  den  Geschwülsten  der  Parotis,  des  Hodens, 
in  welchen  zumeiti  ein  Gemisch  Yon  Sarcom,  Chondrom,  Caroinom 
find  sog.  Myxom  vorliegt  In  den  achleimig  weioken  Partieen  iafe 
uobt  makr  Maoin  als  in  den  anderen,  aber  malir  FlftsaiglBelt  Die 
OaAise  sind  an  sdohen  Stellen  tlieilB  veit,  tikeils  in  Btekbildong 
b^griffnL  Wahnoheinlich  bestanden  anch  hier  Stamogaoedenie. 
Aa  den  knorpeligen  Stellen  sind  dagegen  fast  gar  keine  Gellsse 
mehr;  es  koniait  wegen  Ifangeis  an  Zaf\skr  flüssiger  Besiandthefle 
sn  einer  Verdichtang  der  Grundsubsianz.  Naoh  Morocbowetz  ist 
aber  die  dichte  knorpelige  Grundsubstanz  gleichfalls  Mucin. 

In  epithelialen  Geschwülsten,  insbesondere  der  Parotis,  ent- 
etehen  schleimgewebsahnliche  Partien  häufig  dadurch,  dass  bei  der 
Aafquellung  der  Substanz  epitheliale  Zellgruppen  zerspalten  und 
aoseinandergezerrt  werden.  Die  zerstreuten  Epithelzellen  ändern 
eioh  in  sog.  sternförmige  Bindegewebszellen  am.  Die  sohleuDgebende 
Omndsubstanz  ist  immer  mit  einem  Faserwerk  darcksogen. 

Bei  den  sog.  Myxomen  sehen  wir  also,  dass  es  sieh  um  eine 
Anfquellnng  der  Maoinhaltigen  Gmndsnhstanx  des  Bindegevebes 
keodeli.  Bei  vielen  derartigen  Geschwülsten  lisst  sich  ans  dem  ganien 
Terhalten,  dem  Znstand  der  Geftoct  dem  '^isaneeichthttm  okne 
Yennehmng  des  Maoingehaltes  ein  Stanungsoedem  naekweissni  bei 
saäern  ist  «ne  gleiche  Ursache  hfichsi  wahrsekeittHclL 

Allgeatebie  Sitsniig  mm  7.  Felwimr  1881. 

Tersitsender:  Prof.  TrosoheL 
Anwesend:  86  Mitglieder. 

Dr.  Deichmüller  sprach  aber  die  Cometenersokei* 
anngen  des  Jahres  1880. 

Das  vergangene  Jahr  war  sowohl  bea&glioh  der  Zahl, 
«In  aneh  des  Interesses  der  Ersekeinungen  ein  ansgeseioknetei. 
Die  merkwürdigsten  Yerkilfcnlsse  seigte  der  erste  Comet, 
'weldier  am  8.  Februar  von  Gonld  in  Cordoba  (Ar^gent.  Bep^) 
entdeckt  wurde.  Beobacktnngen  dieses  Himmelskörpers  sind  ange- 
stellt aof  den  Sternwarten  in  Cordoba,  A.  R.,  am  Cap  d.  g.  H.,  in 
Melbourne  and  Sidncy ,  Ton  denen  die  bis  jetit  pabliirirten  Beob« 
«chtun^eo  (Ortsbestimmungen)  den  Zeitraum  von  Febr.  5  bis  Febr. 
19  umfaBseu.  Auf  der  Nordhalbkugel  konnte  der  Comet  wegen  seiner 
eigenthümlichen  Bahnlage  und  der  raschen  Abnahme  seiner  Hellig- 
keit nicht  beobachtet  werden.  Ganz  merkwürdige  Anomalien  bot 
eeine  äussere  Erscheinung.  Der  Comet  erschien  dem  blossen  Auge 
als  ein  matter,  IVi  Grad  breiter,  auf  seiner  ganzen,  40  Grad  be> 
tragenden,  Länge  gleichmftssig  matt  lenchtender  Liohtstreifen ,  der 


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54 


Sitzungsberichte 


nirgends  die  Helligkeit  der  Parthien  der  Milchstrasse  im  Taums 
erreichte.  Der  Kopf  erschien  im  Fernrohr  als  eine  matte,  neblige 
Masse  ohne  eine  Spur  von  Verdichtung  und  hatte  einen  Durcbmeaier 
▼on  2  bis  3  Minuten. 

Nach  der  enten  Bahnbestimmung  von  Gonld  fiel  diesem 
sofort  4ie  gaas  ausserordentUoh  kleine  PeriheldistaDS  aaf,  der 
sieb  aas  imserem  Jahrhundert  nur  Boeh  eine  entsprechende  £r> 
sohefanmg  rar  Seite  stellen  Utsst,  nftmlieb  die  des  ersten  Comeln 
▼on  1848.  Abgesehen  tob  der  üebereinstimmnng  in  der  iussersa 
Erscheinung  beider  Himmdskörper ,  die  eine  ▼oUstftndige  genannt 
werden  kann,  nachte  die  beiden  gemeinsame  anomale  Ereehemniig 
in  der  Peribetdistans,  mit  der  för  dne  erste  Bahnbeetlmmung  gsat 
befriedigenden  Uebereinstimmung  der  übrigen  Bahnelemente,  es  als 
höchst  wahrscheinlich ,  dass  beide  Himmelskörper  identisch  seien. 
Kun  sind  aber  die  besten  Bahnbestimmungen  des  Cometen  von  1843 
zwei  Elementensysteme  von  Hubbard,  von  denen  das  erst«,  welches 
auf  alle  Beobachtungen  gegründet  ist,  eine  Ellipse  von  175  Jahren 
Umlaufszeity  das  zweite,  welches  blos  die  Tage-  und  Fadenmikrometer- 
beobachtongen  des  Cometen  berücksichtigt  (also  durch  Beobacb- 
tnngen  Ton  zweifelhaftem  Werthe  nicht  gesoh&digt  ist),  eine  üm- 
lanfsseit  Ton  688  Jahren  ergiebt.  Wdite  man  diesem  zweiten  Bis* 
mentensjrsiem  die  Zwangsbedingang  Ton  176  Jahren  ümlanftswl 
auferlegen,  so  würde  die  Darstellung  einer  ein&ohen  Beobaehloiig 
Ton  ±  8"  4  auf  ±  11"  8  herabsinken ,  und  unter  Annahme  dsr 
Identität  der  Cometen  1848  und  1880,  also  einer  87jihrigen  Umlaob- 
seit  fand  Oould  eine  Beobachtang  nur  noch  auf  ±W0  dargeetsOt» 
während  die  Uebereinstimmung  der  beiden  Elementensysteme  (184S 
und  1880)  eine  frappante  ist.  Gould  sagt  nun,  dass  die  grössere 
Abweichung  zwischen  Rechnung  und  Beobachtung  nicht  verwundern 
könne ,  da  wir  bei  diesem  eigenthümlichen  Himmelskörper  gewiss 
dcTi  in  der  Natur  öfters  vorkommenden  Fall  haben,  dass  optischer 
und  Massenmittelpunkt  nicht  zusammeufalleD.  Allein  bei  unserer 
Annahme  über  die  Constitution  der  Cometen  ist  diese  Hypothe« 
nicht  wohl  zulässig;  wir  haben  aber  auch  sonst  kein  anderes 
Mitteil  als  diqenigen  Elemente  als  die  wahrscheinliehsien  ansnneb- 
men,  welche  die  Beobachtungen  am  besten  darstellen. 

Nachdem  Oonld  die  Identit&t  beider  Cometen  fftr  crwiessB 
erachtet,  glaubt  er  auch  die  Cometen  Ton  1668  und  1702  als  frOhsrs 
Erscheinungen  dieses  Himmelskörpers  erkliren  an  können.  Der  Gh 
met  durchschneidet  bei  seinem  Periheldnrchgaog  die  Sonnenatmos- 
pb&re  und  soll  bei  dieser  Gek  genheit  nach  Gould  eine  Vergrosserung 
seiner  ümlaufszeit  in  dem  Sinne  erfahren,  dass  diese  zwischen  1668 
und  1702  einige  Tage  weniger  als  34  Jahre  betrage,  zwischen  1702 
und  1843  35V4  Jahre,  die  dann  bis  zur  vorjährigen  Erschein img  auf 
86  Jahre  11  Monate  angewachsen  sei.   Wir  können  nun  ireüich  bei 


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I 


der  niederrheuiiBchen  GefleUaobaft  in  Bono.  66 

«mmr  wigeiiilgeDden  Kenntaiaa  Aber  die  ttoffliohe  Beeohaffenlieit 
der  Cometen  die  YerftiiderangeD  in  seiner  GonsUintion,  die  er  doroh 
die  Einwirkang  der  Sonneneünosphire  erleidet,  nicht  bereelinen, 
und  ebeniowenig  die  Aenderangen  der  grooten  Axe.  Wenn  wir 
aber  die  iehr  wnhnoheinliobe  Annehme  maehen ,  daee  der  Comet 
nnf  seiner  Behn  und  namentlich  hei  seinem  Periheldarcbgan^  ein 
widerstehendes  Medium  zu  durchlaufen  hat,  so  wird  die  Wirkung 
dieser  störenden  Einflüsse,  die  wir  zur  Erklärunjß^  der  anomalen  Be- 
\iregungser8cheinungen  herbeiziehen,  gerade  das  Entgegengesetzte 
der  Gould'schen  Forderung^  sein. 

Ein  merkwürdiges  Zusammentreffen  ist  es,  dass  die  drei  Co- 
meten unseres  Jahrhunderts,  die  sich  durch  eine  ausserordentlich 
mächtige  Schweifbildung  aosseiehneni  Anomalien  in  ihrer  Bewegung 
neigen,  die  sich  mehr  oder  weniger  der  Darstellung  durch  Keplers 
Geeetse  entciehen.  Beim  groesen  Cometen  von  1811  sind  sie  offen- 
kcmdig  ansgeeprochen ,  die  Darstellnng  der  Beobachtungen  yon  1848 
konnte  man  b^  der  sehr  sorgfältigen  Bahnbeetimmnng  besser  er- 
warten, nnd  die  nenetten  Elemente  unseres  Cometen  lassen  Fehler 
fibrig,  welche  weit  ausserhalb  der  Grensen  der  Beobaohtnngsnnsicher^ 
heit  liegen.  Daraus  einen  Scbluss  in  dem  Gould'sehen  Sinne  zieheu  zu 
wollen,  ist,  wie  schon  erwähnt,  nicht  zulässig;  Hypothesen  anderer 
Art  aber  gehören  den  Untersuchungen  der  Zukunft  an.  Für  jetzt 
bleibt  es  bemerkenswerth,  dass,  während  die  beiden  letzten  Cometen 
mit  riesiger  Schweifentwickelung  in  ihrem  Perihel  bis  auf  Bruch- 
tbeile  des  Sonnendurchmessers  sich  dem  Sonnenrande  näherten,  der 
grosse  Comet  von  1811  in  seinem  Perihel  noch  eine  grössere  Entfer- 
nung TOn  der  Sonne  hatte,  als  die  mittlere  Entfernung  der  Erde  von 
der  Sonne  beträgt.  Diese  Thatsachc  macht  es  wahrscheinlich^  dase  die 
michtige  Schwmfentwiolcelang  auch  bei  den  beiden  lotsten  Cometen 
•ohon  lange  Tor  dem  Periheldnrchgang  stattgefunden  hat  Um  so 
merkwürdiger  erscheinen  uns  die  Verhftltnisse  in  der  Nfthe  des 
Perihels ,  wenn  wir  uns  die  starke  Krümmung  dieser  Bahnstrecke 
und  die  enorme  Geschwindigkeit  su  der  entsprechenden  Zeit  ver- 
gegenw&rtigen.  Nach  einem  auf  alle  bis  jetst  bekannt  gewordenen 
Beobachtungen  unseres  Cometen  gegründeten  Elementensystem  Ton 
Meyer  in  Genf  beschreibt  der  K.idius  vector  des  Cometen  vom  auf- 
steigenden Knoten  bis  zum  Perihel  einen  Winkel  von  77^  40'  und 
zwar  in  einem  Zeitraum  von  53,4  Minuten.  Die  102"  20'  vom 
Perihel  bis  zum  niedersteigenden  Knoten  durcheilt  der  Kometenkopf 
in  102,0  Minuten.  Der  Cometenkopf  legt  also  die  gante  Bahn* 
strecke  nördlich  von  der  Ecliptik  —  eine  Weglänpre  von  etwa 
650,300  Meilen  —  in  9824  Secunden  zurück,  oder  seine  durchschnitt« 
Hdie  Bahngeschwindigkeit  in  diesen  Parthien  beträgt  nahesu  70  Meilen 
in  der  Secnnde.  Bedenkt  man  nun,  dass  der  Comet  in  seinem  Peri- 
hel nur  28>616  Meilen  ?on  der  Sonnenoberflftohe  entfernt  ist,  er  also 


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SiUuDgsberiohto 


tuf  dieser  Bahnsireoke  mit  ao  enormer  Geschwindigkeit  die  Sonnen- 
atmosphire  durchschneiden  muss ,  ja  selbst  in  die  RepoB  der  Pro- 
taberMieii  reioht,  so  dürfen  wir  uns  nicht  wundem,  wemi  der  Co- 
met  Aiioinalifln  in  eeiner  Bewe|^g  Migt»  die  sich  aaeeren  Bereck- 
nongen  entliehen.  Dun  kommt  die  enorme  Sehweiflftage  toi 
wenigitena  90  Millionen  Meilen.  Die  Bewegung  dee  Sdhweifendei 
wird  nnn  fireiKoh  sn  dieeer  Zeit  nidbt  der  des  Kopfiae  entipraeha, 
Tielmelir  einen  ihnlieiien  Weg  beechreiben,  wie  Um  ^e  letetm 
Glieder  einer  Kette  von  Sohlittsehnhlinfern  carücUegen ,  wenn  in 
rasohcm  Laufe  das  andere  Ende  plötzlich  eine  starke  Wendung  voll- 
führt Das  ist  Wühl  auch  der  Grund,  weshalb  Gould  in  seinem 
ersten  Kabel-Telegramm  eine  nordwärts  gerichtete  Bewegung  dei 
Cometen  (aus  der  Sohweifbewegung  geschlossen)  anzeigte,  während, 
wie  ihm  die  Beobachtung  des  Cometenkopfet  bald  seigte,  der  Comet 
flohon  wieder  nach  Süden  ging. 

In  einer  üntersoohung  über  den  Winnecke'schen  periodischen 
Cometen  bat  Oppolser  naohgewieten ,  dass  eioh  unter  Annahme 
der  Encke'foben  Widerstendaoonttante  auch  die  neue  Erecheinung 
dieiet  Himmelekftrper*  am  beaten  daratellen  liaii.  Er  findet  eognr, 
dnes  die  Widenttndeoonatante  hierbei  gleieh  deijenigen  folgt,  wekhe 
beim  Soeke*aohen  Cometen  Statt  hat  In  Nr.  2819  der  ipAfkroa. 
Naehr.''  hat  nun  Oppolier  die  Unterandhnng  gefuhrt ,  auch  bei  ob» 
aerem  Cometen  den  Einflosa  eines  widerstehenden  Mittels  tu  Ter* 


folgen.  Unter  Annahme  der  gleichen  Widerttandaoonstante 


wie  bei  den  beiden  oben  erwähnten  Cometen  folgt  für  den  Zeit- 
raum der  Beobachtung  von  1843  fast  gar  keine  Aenderung  der 
Hubbard'schen  £iemente ;  da  diese  jedooh  für  eine  87jährige  Cm- 
laufsseit  übergrome  Fehler  übrig  lassen ,  so  folgt,  dass  die  Eneke*- 
sehe  Hypothese  zur  Identifioirung  der  beiden  groaien  Cometen  von 
1848  und  188D  nioht  herangesogen  werden  kenn. 

Man  kSnnte  einwerfen,  dnas  man  nur  die  Widentandaoonftaate 
genügend  au  mgrftraem  bmucht,  um  eine  entepreohende  Aenderung 
der  gromen  Aze  au  enielen.  Dieaer  Einwurf,  die  üntmuebnng 
für  geänderte  Widerstandseonstante  m  Teriangen ,  ist  thatsicbKoh 
sulässig,  wenn  man  die  plausible  Annahme  macht,  dass  der  Widi^ 
stand  proportional  dem  Querschnitt  (bei  Cometen  also  dem  Radias 
des  Kopfes)  und  umgekehrt  proportional  der  Masse  wirkt.  Man 
müsste  also  bei  unserem  Cometen  —  gegenüber  dem  Encke'schen 
und  Winnecke'schen  —  wesentlich  grössere  Annahmen  über  den 
Durohmeaser  oder  die  Dichte  des  Cometenkopfes  machen.  Aliein 


1)  Diese  merkwürdigen  Abnormitäten  werden  an  iwei  die 
richtigen  Verhältnisse  der  Cometenbehn  und  ihrer  relativen  l4ige 
wiediffgebenden  Zeichnungen  Tcranschaulicht. 


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1 


der  niederrbeiiiiaQlieii  QeieUielwft  in  Bonn.  67 

I  « 

I  dm  iit  tarn  anderen  Qrflnden  nicht  nMeng.    Oppolier  hat  nimlieli 
'  den  EinfloM  des  fincke'schen  widerttehenden  Mittele  auf  einen  nahe 
in  einer  paraboHichen  Bahn  aioh  bewegenden  Cometen  in  eine  For- 
mel gebraoht,  die  f3r  unseren  Cometen  als  Einfloss  auf  den  reoi- 

proken  Werth  der  gfrossen  Halbachse  0,12  giebt.  Eine  solche 
Aendt?rung  würde  aber  bewirken,  dass,  wenu  der  Comet  vor  seiner 
Krschemung:  von  1843  ins  Sonnengebiet  getreten  wäre ,  er  nach 
diesem  Perihel  nur  noch  etwa  24  Jahre  ümlaufazeit  gehabt  hätte,  der 
nächste  Umlauf  nur  noch  10  Jahre  dauern,  und  so  in  rapider  Weise 
abnehmen  wflrde.  Das  entspricht  nan  aber  den  Resultaten  ans  der  Er- 
scheinung von  1843  darohatu  nicht,  man  rauss  vielmehr,  nm  eine  der 
Hubbard'eehen  £llipee  entaprechende  Umlaufazeit  an  erhalten ,  für 
dam  Goowten  1848 1  eine  aehnmal  gröiaere  Maeie  dee  Cometenkopfea 
annehmen.  Oppolaer  hat  nimlich  (a.  a.  0.)  die  Untamchung  ftber 
dfi»  Wirkung  einer  der  Tangentialbewegnng  entgegengeriditeten 
Emft  allgemein  geführt  nnd  unter  gewiaeen  Annahmen  das  der 
Hobbard'aohen  Beetimmnng  genügende  Reanltat  gefunden.  Wie  er-  ^ 
wähnt,  muss  man  also,  da  die  Periheldistanzen  beider  Cometen  gleich 
gross  sind,  dem  Cometen  von  1843  eine  zehnmal  grössere  Masse  zu- 
schreiben, als  dem  unsrigcn,  doch  würde  ihm  hiernach,  wenn  auch 
«inige  Jahrhunderte  später,  das  gleiche  Schicksal  beschieden  sein, 
wie  es  dem  unsrio^en  gegen  Ende  dieses  Jahrhunderte  beTorstehen 
dürfte,  nämlich  in  die  Sonne  zu  stürzen. 

Ks  läset  sich  also  die  Identität  beider  Cometen  nicht  wohl  anf- 
reaht  erhalten,  eo  swingend  auch  anf  den  ersten  Blick  die  Ueboreinstimp 
mnBg  ihrer  Elemente  eraeheint.  Wir  mfiaeen  Tiehnehr  an  jene  Ck>meten- 
wftlUmß  denkeni  die  nrapr&nglidi  ein  Körper,  durdi  Einflfieee,  wie 
m»  hier  in  dar  Sonnenalmoephftre  nur  an  wahraoheinHch  sind,  aioh 
tbeilen,  and  ▼ielleieht  achon  dnroh  die  dabei  stattfindende  ungleiohe 
llaaaenTertheUang,  und  dadurch  geänderte  Widerstandsfthigkeit  in 
jenen  Repfionen  eine  Aendemng  der  ümlaufszeit  erfahren,  während 
die  übntfen  liahnelemente  keine  wesentliche  St<)riiD<^  erleiden. 

Ob  wir  von  der  bei  unserem  Cometen  angedeuteten  Katastrophe 
seiner  Zeit  —  etwa  durch  eine  Erhöhung  der  Jahrestemperatur  — 
Kenntnis«  erhalten  werden,  wird  sich  nicht  Torher  entscheiden 
laaaen. 

Der  zweite  Comet  wurde  von  Schäberle  in  Ann  Arbor  am 
6.  April  entdeckt,  und  zwar  beim  Absuchen  des  Himmels  mit  einem 
Szölligen  SUberghwrefleoior.  Die  Bahnlage  dieees  Objeotes  war  der 
Beobaditung  sehr  gftnatig ,  ee  konnten  in  beiden  Theilen  der  pa»- 
boüaehen  Bahn,  vor  und  naoh  dem  Perihel,  lange  Zeiträume  um» 
faaaande  Beobachtungen  angestellt  werden.  Wir  beaitaen  aohon  eine 
groaseZahl  Torlänfiger  Elementensysteme  und  ee  steht  naoh  dem  Obigen  • 
eine  recht  gute  definitiTeBahnbestimmung  zu  erwarten.  DerVortragende 
hat  den  Cometen  am  29.  April  (da  ihm  die  ständigen  Meridianbeobaob- 


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58  Sitzungsberichte  1 

tuDgen  einige  freie  Zeit  pestatteteD)  mit  dem  öfüssij^en  Fraunliofer 
der  hiesigen  Sternwarte  aufgesucht  und  beobachtet  und  ihn  in  der  i 
folgenden  merkwürdigen  Erscheinung  gesehen.    Der  Kopf,  etwa 
Minuten  gr^oss,  bestand  aus  einer  sehr  matt  leuchtenden,  fast  durch*  1 
weg  gleichhellen,  runden  Lichtfläche,  an  die  sich  der  etwa  4MiDate9l 
lange,  der  Richtung  nach  der  Sonne  abgewendeta  Schweif  ab  eis  1 
hoUee  Paraboloid  mii  kmmmgebofener  Axe  anaetata.   £a  manfciil 
den  Eindmek,  ala  wenn  die  Peripherietbeile  des  Kopfaa  dia  StitI»  1 
der  Sobweifbfldnng  wiren,  da  die  Helligkeit  des  Sohwaifsa  an  d«  1 
Bindern  im  M aximom  war,  wabrend  die  (in  der  Projeoiion)  «nninbit  I 
der  Aehse  gelegenen  Paribien  sieh  kanm  Ton  dem  danUmi  Himmds*  I 
grnnd  abhoben.  I 
Der  dritte  Comet  war  der  zum  sechsten  Male  erschienene  1 
periodische  von  Faye.     Derselbe  wurde  nach  der  Ephemeride  im  | 
Berliner  Astr.  Jahrb.  zuerst  von  Tempel  Aug.  25.  beobachtet  (nach-  I 
dem  ihn  dieser  schon  Aug.  11.  wahrgenommen  hatte).    Bald  darauf  H 
wurde  er  von  Pechüle  und  von  anderen  Astronomen  aufgefunden  und  I 
beobachtet  und  sein  Ort  mit  den  Yorausbcrechnungen  bis  auf  4  Se-  I 
ounden  in  A.  R.  und  V»  Minaie  in  l>ecl.  übereinstimmend  gefunden,  i 
Bis  jetzt  sind  Beobacbtongen  dieser  Ersobeinnng  pnblieirty  die  bis 
Kot.  1.  reioben,  nnd  es  werden  dieselben  namentliob  gegenober  dsa  | 
aebr  dürftigen  der  letiten  Ersebeinang  dem  aebar&innigea  imd 
opferwilligen  Bearbeiter  dieses  Himmebkdrpers  ein  sehitabarea  Ib- 
terial  fftr  die  weitere  VerroUkommnong  der  Theorie  deaaelbca 
liefern. 

Der  yierte  Comet  des  Terflossenen  Jsbres  wurde  too  Hart« 

wig  in  Straasburg  am  29.  September  und  von  llarrington  (in  Ann 
Arbor?)  am  30.  September  entdeckt,  22  Taj^'e  ii:\ch  seinem  Perihei- 
durchgang.  Obgleich  seine  Helligkeit  ia  stetiger  Abnahme  begriffen 
war,  konnte  der  Comet  bei  seiner  Entdeckung  mit  freiem  Auge  ge- 
sehen werden ,  und  er  zeigte  einen  nahe  2  Grad  langen  Schwell 
Dieser  Umstand,  der  die  Möglichkeit  bietet,  dass  der  Comet  acbon 
vor  Erfindung  der  Fernröhre  beobachtet  werden  konnte,  rrmnlasatn 
Herrn  Prof.  Winnecke,  die  älteren  Cometenveneichnisse  auf  eine  e^ 
waige  frftberefirscbeinnng  dieses  Himmelskörpers  hin  so  discatiran. 
Der  Comet  von  1606,  der  namentlieb  in  China  beobachtet  ist,  adnan 
ihm  der  Aufbierksamkeit  werth,  wiewohl  die  Bahnbestimnioag^ 
welche  Langier  anf  die  alten  Beobaehtungen  gegründet  hat,  waaent» 
lieb  Ton  der  unseres  Cometen  abweiobt.  Die  Annahme  der  Oester 
Yon  Laugier  nach  den  meist  nur  rohen  Angaben ,  ist  freilich  eine 
etwas  willkürliche,  und  Prof.  Winnecke  hat  daher  unter  geänderten 
Annahmen  ungefähre  Oerter  berechnet ,  die  mit  den  beobachteten 
übereinstioimen.  Winnecke  erachtete  also  die  Identität  beider  Cometeo 
für  8«'hr  wahrscheinlich  und  weist  nun  auch  auf  eine  mögliche 
Identität  mit  den  Cometen  von  1444  und  1569  bin.  Für  den 


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der  nMerrlieiinaQben  Geselliohftli  in  Bonn. 


69 


Cometen  tob  1444  reebnei  er  n&mlioh  aot  den  übertragenen  Ele- 
menten nnteree  Cometen  unter  einer  bestimmten  Peribelennabme 
2  Oertar,  die  mit  den  beiden  sngebörigen  (cbineeiscbeo)  Beobaob- 
tungen  in  Uebereinstimmnng  sind.  Für  den  Cometen  von  1506 
rechnet  er  für  dift  drei  vorhandenen  dürftigen  Angaben  ebenfalls 
l'ositionen,  die  ihnen  genügen  Würde  dies  nun  unser  einziges 
Criteriam  sein,  das  über  eine  mögliche  Ellipticität  unserer  Cometen- 
Viahn  zu  entscheiden  hätte,  so  wäre  es  nach  den  angeführten  Rela- 
tionen wahrscheinlich  gemacht ,  dass  der  Comet  eine  Ellipse  von 
62Vs  Jahren  Umlaufszeit  beschreibe ;  allein  den  dürftigen  nnd 
nietet  sehr  dehnbaren  Angaben  über  die  alten  Cometenencbeinnngen 
kann  eine  diesbezügliehe  Beweiskraft  nicht  inne  wohnen. 

Ans  Beobeobtangen  mit  26tigiger  Z  wisobenieit  reebneten  nnn 
die  Herren  Dr. Scbnr  nnd  Dr.  Hartwig  eine  enttpreobende  Ellipse 
Ton  der  Termatbeten  Umlanfsseit.  Diese  liese  jedocb  in  der  Dar- 
stellung des  mittleren  Ortes  in  beiden  Coordinaten  Fehler  übrig, 
die  nnsserbalb  der  Grenzen  der  Beobeebtnngsfobler  liegen.  Winneeke 
deutete  die  Möglichkeit  an  ,  dass  die  snpponirte  Umlaufszeit  ein 
Vielfaches  der  einfachen  Periode  sei,  durch  welche  Annahme  die 
übrig  bleibenden  Fehler  abnehmen  würden.  Ist  es  aber  schon  sehr 
unwahrscheinlich,  dass  der  Comet  seit  1569  bis  jetzt  in  vier  Er- 
scheinungen unbeachtet  geblieben  sein  sollte,  so  ist  die  Hypothese 
einer  noch  kürzeren  Umlaufszeit  wohl  kaum  zulässig. 

Da  der  Comet  schon  Anfang  November  so  schwach  war, 
dess  er  wohl  nirgends  noch  länger  beobaobtet  werden  konnte» 
ao  ist  das  Beobaohtungsmaterial ,  welobes  an  einer  definitiven 
Bebnbesümmnng  vorliegt,  ein  d&rftigee  nnd  es  vird  daher  keine 
•ehr  sicbere  Bahn  an  erwarten  sein.  Dass  dieeelbe  aber  die  Ter- 
matbete  PeriodicitiLt  ergeben  sollte ,  ist  niobt  ansnnebmen.  —  Es 
sind  andb  speetroskopisobe  Beobaehtnngen  des  Cometen  angestellt 
und  Konkoly  constatirte  die  Polarisation  des  Gometenliobtes. 

Der  fünfte  Comet  wurde  von  Swift  in  Roebester  U.  8.  am 
10.  October  entdeckt.  Dieser  telegraphirte  zuerst  nach  Wien: 
Grosser  Comet  etc.,  was  bei  den  Astronomen  wenigstens  ein  mit 
freiem  Auge  sichtbares  Object  bedeutet.  Da  aber  in  der  angegebe- 
nen Position  nichts  zu  sehen  war,  so  glaubte  man  zuerst,  dass  diese 
falsch  sei  ,  oder  dass  ein  anderer  Irrthnm  vorliege.  Hätte  man 
mit  stärkeren  optischen  Hilfsmitteln  am  bezeichneten  Orte  ge- 
sacht,  Bo  würde  der  Comet  auch  in  Europa  bald  aufgefunden  wor« 
,  den  ssin.  Am  7.  November  entdeckte  nämlich  Lohse  in  Dun  Echt 
einen  teleseopisoben  Cometen  und  fast  gleichzeitig  mit  dieser  Naeb- 
tkAki  kam  eine  Epbemeride  des  8wiit*sohen  Cometen,  der  in 
Wasbington  beobachtet  nnd  Ton  Cbandler  jr.  berechnet  worden  war. 
Der  Ort  des  Ton  Lobse  nen  entdeckten  Cometen  passte  vollkommen 
in  den  betrefifenden  Ort  der  Epbemeride  von  8wift*s  Comet,  nnd 


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60 


Sitziugabdricbie 


Swift  telegraphirte  Dan  yon  Neuem:  Lohse's  Comet  discovered  by 
meOct.  10.,  identical  with  comet  third  eigbteen  hundred  aixty  niiie. 
In  der  Thal  legen  die  Yerh&liniiee  so,  deae  beide  Cometen  identiaeb 
waren  und  der  Comet  von  ^1860  sieh  ele  eine  Mhere  Ereeheinng 
dieeee  Htmmelak&rpere  eH^lba.  Geb.  Bafch  Brnhnt  mtuMe  eokon 
bei  dem  Cometen  Ton  1869  dmnf  anfmerkaam»  daaa  die  Beofceeh- 
tuugea  eine  Abweichung  yon  der  Parabel  ameigten,  Di»  Haerec 
Sebnlhof  und  Boesert  in  Paria  haben  nnn  anter  der  Voran  aaetwing 
der  Identitftt  beider  Cometen  elliptiaohe  Elemente  berechnet ,  wo- 
nach der  Comet  entweder  5',',  oder  S^j  Jahre  Umlaufszeit  besitzt 
Nachdem  ihnen  eine  weitere  Beobachtungsreihe  von  Tempel  bekanU 
wurde,  rechneten  sie  unter  der  Hypothese  5^^  Jahre  Umlauf  neue 
Elemente  und  eine  Ephemeride ,  mit  der  die  Beobachtungen  de? 
Swift'schen  Cometen  verglichen  wurden.  Mit  den  damit  erhaltcnei 
Correctionen  bildeten  sie  6  Normalörter  und  berechneten  damit  die 
Babnelemente  für  5Vt  Jahre  Umlauf.  Hiemach  werden  nun  die  Be- 
obaohtnngen  ao  YoUständig  dargetteUti  daaa  die  anpponirte  ümlao^ 
zeit  erwieaen  ist  Endlich  haben  nun  dieae  Herren  aneh  lir  dw 
fSracheinting  von  1869  elliptiacfae  Elemente  gereohnet,  nnd  die  beiden 
Syaieme  aUmmen  ao  ▼oUatindig  fiberein»  daaa  aie  aeigeiii  data  der 
Ckmiet  in  der  Zwiachenieit  keine  merkliohe  Störung  erbhivB  hat 
Der  Comet  iat  ana  in  dieaem  Jahre  anter  uht  g&natigen  Ver^ ! 
bältnissen  erschienen  —  aein  kleinster  Abatand  yon  der  Erde  betng  ! 
nur  0,13  der  mittleren  Sonnenentfernung.  Im  Jahre  1875  hatte  er 
im  Perihel  einen  IGmal  so  grossen  Abstand,  konnte  daher  nich;  | 
wohl  entdeckt  werden.  Der  Comet  erschien  nämlich  selbst  1869  ui^ 
im  Vorjahre  relativ  matt,  er  war  aebr  verwaachen,  obwohl  er  reobt  | 
gross  war. 

Die  nächste  Erscheinung  wird  leider  wieder  anter  reohi  aa-  | 
günatigen  Yerbältniaaen  erfdgen. 

Untersuchungen  über  dieaen  Cometen,  die  in  der  Hauptsac^ 
mit  den  aagefdhrten  Beaaltaten  fkber^natimmen,  aind  anoh  von  dea 
Herren  Zelbr,  y.  Hepperger  und  anderen  yerdffeotlioht. 

Der  aeohate  Comet  warde  am  16.  Deoember  yon  Peehlla 
in  Kopenhagen  entdeckt  and  iat  gegenw&rtig  noch  aichtbar,  <r  i0k 
(teleaoopiseb)  recht  hell  and  ohne  Schweif.  Die  biaher  yon  dieew 
ffimmelakörper  berechneten  Elemente  zeigten  eine  eo  groaae  Aehn* 
lichkeit  mit  denen  des  Cometen  von  1807 ,  dass  wohl  an  eine  mög- 
liche Identität  beider  Objecte  gedacht  worden  ist.  Allein  Beaael 
hat  in  eeiner  definitiven  .\rbeit  über  letzteren  Himmelskörper  gexeigt 
dass  derselbe  eine  Umlaufszeit  von  wenigstens  1500  Jahren  hat  — 
wiederum  eine  Mahnung,  bei  der  IdentifioiruDg  von  Cometeoeriohei- 
nangen  vorsichtiger  sa  Werke  zu  gehen, 

Yon  dem  siebenten  Cometen,  den  Cooper  nach  einrrr 
Telegramm  der  k.  Acad.  d.  W.  in  Wien  in  den  Flaohen  entdeckt  | 
hat,  iat  niohta  weiter  bekannt  geworden. 


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der  niederrheinisoben  Gesellschaft  in  Bonn. 


61 


Prof.  S  chlüter  sprach  über  die  Fiachgattung  Anci- 
strodoD  DeBoy  aus  der  oberen  Kreide  Limburg- Aachens.  Wir 
begegnen  diesem  Namen  bereits  bei  Dewalque,  Prodrome  d'une 
description  g^log^que  de  la  Bel^ique  1868,  pag.  355.  Dann  führt 
Ubaghs,  descript.  g6ol.  et  pi^ontol.  du  sol  du  Limboarg,  1880 
aiiMD  Adstrodon  DeBeyi  sp.  n.  auf.  Ein  erUftraider  ZataU  teheiiit 
nur  daroh  Ferd.  BAmer,  KreidebUdoDgen  von  Texat,  1862  pag.  80 
ToriiaadeD  sa  aein,  der  dea  Yorkommena  diesea  Geaohleohta  in  dar 
KjtMb  too  Tezaa  gedenkt:  «Zahn  klein,  gekrCkmmt,  knülenfbraug, 
▼on  den  Seiten  anaammengeMokt»  an  der  Spitae  atmnpf  gerundet 
Die  Form  dieaee  Zahnea  paeat  an  keiner  der  bekannten  Sqnaliden- 
Gattungen.  Anderseits  aber  erscheint  es  unthunlich  nach  eiuem 
einzelnen  Exemplare  eine  neue  Gattung  zu  errichten.  Dr.  DeBey 
in  Aachen  schlägt  in  einer  brieflichen  Mittheilung  für  haken-  oder 
krallenförmige  in  den  Kreideschichteu  von  Aachen  vorkommende 
Zähne  unbekannter  Gattung  den  Gattungsnamen  Ancistrodou  vor. 
Zu  eben  dieser  noch  nicht  publicirten  Gattung  scheint  der  Zahn 
aus  Texas  zu  gehören.''  Bei  diesen  diUftigen  Nachrichten  über  das 
einheimiache  Vorkommen  war  es  sehr  erwünscht  von  Herrn  Dr. 
DeBey  selbst  auf  desfalbige  Anfrage  folgende  näheren  Angaben 
sn  «rlialten.  Derselbe  aohreibt:  »Vor  Jahrsebtoten  fand  iob  in  den 
Oeröllaohidhten  der  Aaobener  Kreide  (Lonsberger  Breoeie)  mehrere 
Zalnbrachstilcke  nnd  einen  vollständigen  Zabn,  den  iob  sofort  als 
einer  neuen  Gattnog  angehörend  erkannte.  loh  besass  nur  2  oder 
8  Bmohstöcke,  gab  aber  dem  eigenthOmliehen  und  eharaeteriatlsehen 
Ocrbilde  sofort  die,  wie  ich  meine,  ganz  bezeichnende  Benennung. 
Später  entwarf  ich  eine  kolorirte  Abbildung  in  natürlicher  Grösse 
und  in  Verorösserunp.  Da  ich  mit  Herrn  Dr.  Jos.  Müller  mich 
zuweilen  austauschte,  so  habe  ich  diesem  Abbildung  und  Original 
überlassen.  Ob  Original  und  Abbildung  eich  in  der  Müllor'schon 
Sammlung  befinden,  die  in  den  Besitz  des  Aachener  Polytechnikums 
ubergegangen  int,  weise  ich  nicht.  Ein  kleines  Bruchstück  finde 
lob  vielleicht  noch  in  meiner  eigenen  Sammlung;  2—8  andere  Bruch- 
gtileko  sah  ioh  bei  Herrn  Ignaa  Bejssel.  Zur  Zeit  besuchte  mich 
nim  Prof.  Ferd.  Römer,  als  er  aus  Texaa  Eurfiokgekehrt  war  und 
■ob  bei  mir  die  als  Andstrodon  beseiohneten  Zfthne.  Er  theiUe  mir 
müy  dasa  er  dieselbe  Gattung  in  der  Kreide  von  Teiaa  gefunden 
und  meinen  Kamen  als  paasend  beibehalten  wolle.  So  iat  er  in 
R^mer^ii  Arbeft  euerst  gedruckt  erschienen.  Koch  erftthr  ich  von 
Prof.  Waterkeyn  (zur  Zeit  in  Löwen),  dass  man  im  Löwener  Museum 
j^rosso  Zähne  besitze,  die  zur  selben  Gattung  zu  geliören  achieneu. 
Prof.  W.  starb  bald  hernach  und  ich  habe  nicht  Gelegenheit  gehabt, 
<lie  Löwener  Zähne  zu  sehen.  In  Aachen  sind  ausser  den  genannten 
J^eine  mehr  gefunden  worden.  Im  Vergleich  zu  den  andern  sind 
sie  äusserst  selten.  Zu  ihrer  Charaoteristik  diene  Folgendes: 


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63 


Sittangtberidhia 


I 

'S 


„„Der  Zahn  ist  seiner  gensen  L&nge  neek 
platt  gedrüekt,  1,5— 9  mm  dick«  etwa  9— S,5bb 

breit,  6 — 7  mm  langf,  an  den  Seitenr&ndern  ab- 

gferundet.    Er  besteht  aus  zwei  Haupt theileiL  , 

Der  untere  Schmelz-  oder  Kroaentbeil  ist  nur 

Vi  lang  wie  de r  Wu rzelth ei  1,   ist  hyalithartir 

durchscheinen il,  an  dem  Wurzeltheil  scbri: 

iuserirt  und  am  untern  Ende  der  Abscbrägang  ' 

in  einen  kurzen  gradaus  oder  etwas  gebogemesi 

gegen  die  Breitfliche  des  ganzen  Zahnet  g^ 

richteten  stumpfen  Haken  eingekrümmt.  Das 

platte  WnrselsiÜok  ist  (im  Fossilsaatmn^  mit 

einem  glinsenden  sehw&rslioh  braonen  Sehmelt 

übersogennod  leiehtnnd  nnregelm4saig  liagi> 

gestreift    An  seinem  oberen  Ende  fehlt  der 

Sehmels  nnd  tritt  daselbst  eine  poröse  kn^ 

^ 'i';'^^*»  ohenartige  Unterlage  cnm  Vorsohein.  Der 

ö**»"»!    hakenfö r m i(re   Kronentheil  rechtfertigt  dti 
3  ver- 

gröMert.  Namen.   Sonst  nichts  bekannt.'^'' 


Derselbe  legte  sodann  einen  Schädel  von  Nothosaurüs 
mirabilis  aus  der  Trias  Westfalens  vor,  den  Redner  aus  dem 
umgebenden  Gestein  (Nodosenkalk)  herauspräparit  hatte.  Der  Sehidei 
stimmt  in  der  Grösse  fiberein  mit  dem  berühmten  Exemplare  sm ' 
dem  Mnscbelkalk  von  Beyreuth,  welches  H.  von  Meyer  in  seinac 
grossen  Werke  nZor  Fanna  der  Yorwelt.  Die  Saurier  dea  Mnsshfi 
kilkes,  Frankihrt  1847—1866*  aof  Taf.  II  nnd  Tsf.  HI  aar  Dir- 
Stellung  brachte.  Das  vorliegende  Stflok  ist  allerduiga  weniger  | 
Tollstftndig  erhalten,  indem  nicht  nur,  wie  bei  dem  Beyrentkr ! 
Eaemplare  der  Unterkiefer^  sondern  auch  der  Vorder»  und  Hints^ 
theil  des  Sehftdels  fehlt.  Im  flbrigen  ist  es  fest  onUkdirt  und  sisi 
insbesondere  die  Knochenn&hte  von  vorsüglicher  Deutlichkeit.  Äjd 
der  Oberseite  fehlen  vorn  die  ovalen  Nasenlöcher,  dageg^en  s\tL* 
man  wie  die  grossen,  nach  hinten  unregelmässig  geformten  Augen- 
hühlen  gegen  die  Mitte  von  dem  kleinen  Nasenbein,  dem  grosseL 
Hauptstirnbein  und  dem  nach  rückwärts  schmalen,  nach  vorn  ver- 
breiterten hintern  Stirnbein  umschlossen  werden,  während  es  bint^i 
an  das  Jochbein  grenst  and  Tom  und  seitlich  von  dem  Obe^kiefe^ 
bein  umschlossen  wird.  Den  grössten  Theil  der  hinteren  ^rh-iTH- 
hftlfte  nehmen  die  langovalen  Sohl&feogmben  ein.  Sie  w^dan  s^eg« 
die  Sohftdelmitte  Yom  Seheitelbein     Tom  und  seitKeh  wom  Joch- 


1)  Dass  das  Scheitelbein  sich  nach  hinten  mehr  verschnii!?r: 
als  bei  den  durch  U.  von  Meyer  dargestellten  Exemplaren  und  hue: 
nnr  etwa  die  halbe  Breite  jener  bat,  wird  wohl  nor  als  indiTidnsie 


1 

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der  nieder  rheinischen  Gesellschaft  in  Bono. 


68 


bein  umgeben,  während  das  sie  hinten  abschliessende  Schläfenbein 
abgebrochen  ist.  —  Auf  der  Unterseite  des  Schädels  ist  der  Ober- 
kiefer mit  den  hohlen  in  Alveolen  steckenden  Zähnen,  die  beiden 
Gaumenbeine,  sowie  die  beiden  Flügelbeine  entblösst.  —  Es  ist  dies 

—  soweit  bekannt  —  der  erste  Saurier  -  Schädel»  den  der  Muschel- 
kalk Westfalens  —  er  wurde  in  der  Nähe  von  Warburg  gefondan 

—  lieferte I  während  Wirbel  und  andere  Knochenreate  aa  ver- 
aehiedeneQ  Lokalititen  vom  Yortragenden  beobaobtet  eind. 

Oebaimerratb  Dr.  Dfinkalberg  besprieht  die  Antdehnnng 
des  Yerbraaobs  künitliober  Dangmittel  in  Deattebland, 
namentlioh  die  Yerwendnng  antlindisoher  nnd  inlftndieeber  Bob- 
snaterialien,  wie  die  Fabrikationsweise  der  Soperphosphate  und 
ceigt,  dats  rieb  bei  den  ant  Phospborit  bereiteten  sogen,  zurückge- 
gangene Phosphorsäure  bilde  und  dies  Veranlassung  gegeben  habe, 
die  Anwendung  der  Nassauischen  Phosphorite  zu  vermindern,  den 
Absatz  zu  erschweren  \ind  den  Export  derselben  nach  dem  Aus- 
lande zu  befördern,  während  der  Import  der  theuren  ausländischen 
Materialien  und  namentlich  des  Peru  •  Guano  und  daraus  bereiteter 
Superphosphate  o^estiegen  sei. 

Erst  durch  die.clastiBchen  Untersuchungen  an  Weizenpflanzen^ 
welche  in  Abbildung  vorgezeigt  werden,  habe  Dr.  Petermann  in 
Gemblonz  die  Niehtigkeit  der  Aneiobt  dargelegt,  dass  die  anrflok- 
gegmogene  PbospbordUire  fOr  die  Emftbmng  der  CnHurpflanaen 
mibranobbar  nnd  desbalb  wertUoe  eeL  Er  babe  den  Bann  ge- 
broeben,  mit  welebem  die  dentecben  Yertaebsstationen  die  i&- 
l&ndieeben  RobpboBpbate  belegt  h4tten,  nnd  Ton  da  an  datirten 
gesundere  Ansichten  über  die  Fabrikation  und  Verwendung  der 
aus  deutschen  Phosphoriten  und  Coprolithen  hergestellten  Düng- 
loittcl,  die  auch  bereits  durch  zahlreiche  im  Jahre  1880  von  dem 
landw.  Ministerium  in  Preussen  angeordnete  Versuche  als  völlig 
begründet  für  die  grosse  Praxis  belegt  worden  seien. 

Erst  jetzt  sei  es  mögliob  die  Düno^erfabrikation  auf  gesunden 
wissenschaftlichen  Grundlagen  zu  entwickeln  und  dadurcb  die  frühere 
doktrinäre  Ansicht  zu  berichtigen,  als  sei  nur  die  wataerlöe- 
liohe  und  nicht  auch  die  in  Gitrat  lötliche  Phospboraftore  tod 
gleieher  Wirkong  auf  dae  Pflansenwacbstbttm  nnd  swar  anf  allen 
Bodenarten.  Ja  es  babe  sieb  sogar  geieigt,  dass  die  letstem  anP 
Saiidi  Ifoor  und  Kalk  nnd  Mergel  besser  nnd  rieberer  wirke  als 
die  wasserldslicbe  Phospborsftnre  der  Superphosphate,  gans  abgesehen 
v<m  dem  {bmaieUeii  nnd  för  die  praktisohe  Landwirthschaft  sehr 


Eigenthümlichkeit  aufzufassen  sein.  Freilich  zeigt  das  Scheitelbein 
von  Nothosaurus  Münsteri  eine  ähnliche  Verjüngung;  aber  dessen 
Schädel  ist  kleiner,  die  hinteren  Stirnbeine  sind  anders  gestaltet  etc. 


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64 


SitnngilMriolile 


wiobiigen  Qetiofatspunkt»  6mm  die  sarftckgegaogane  «nd  die  piid- 
pitirte  Phospliort&nre  billiger  verlnaft  werden  kfiiiiie,  wodeidi  die 

Landwirthe  jährlich  Millionen  für  die  Weare  end  namentlich  audi 
Transportkosteu  ersparten.  —  Mit  der  wachsenden  Verbreitung 
dieser  wissenschaftlichen  Errungenschaften  in  don  betheiligten  Kreisec 
werde  es  gelingen,  das  Monopol  der  aus  Peru -Guano  fabricirtes 
Düngmittel,  welche  von  Hamburg  su  hohen  Preieen  veririebeo 
würden,  zu.  breehen* 

Dr.  Hintze  legte  vor  und  besprach  einige  Anetae-StafeD 
▼  OB  der  Alpe  Lerohelting  im  Binnenihal,  Centon  WaUii» 
welohe  durch  gfttige  Temittelnng  dei  Herrn  6.  Migmum  in  0»- 
blens  in  den  Beeiti  der  Firma  Krants  in  Bonn  gelnngieiL  Die  Kiy 
eUlle  dieser  jüngst  gefundenen  Stufen  aeiohnen  sieh  Ton  den  bklsr 
TOB  derselben  Locetitit  beobeehtelen  und  ron  Herrn  Ihrot  C.  IMi 
eingebend  UBtersnehten  (cf.  Neues  Jahrbuch  für  Min.  1871  8.  98D 
und  1875,  S.  337)  durch  Grösse,  Schönheit  und  eine  andere  Forinte- 
Ausbildung  aus,  welche  letztere  eigentlich  keinem  der  vier  Klein'- 
sehen  Typen  entspricht.  Charakteristisch  für  die  Krystalle  des  neues 
Vorkommens  ist  die  matt-flächige  ditetragonalo  Pyramide  P  3,  weiche 
zuweilen  geradezu  vorherrscht.  Daneben  treten  auf  mit  glänzendeD 
Flächen  P.  Pao.  oopoo.  Femer  fend  Herr  Seligmann,  der  disXiy- 
stalle  ftlsbeld  Messungen  unterzog,  daran  noch 

nnd  swtr  die  drei  euletst  gerannten  als  nen. 

SoUiesslioh  legte  Dr.  Hintee  noofa  eine  Pkosgenü-Stnii  fss 
Cromfiird  in  Oerbjrthire  vor  mit  ongewöhnlioh  sdmen  uad  don^ 
sichtigen  KrystnUen  dieees  seltenen  Ifinerds;  die  KiTstnlle  wM- 

artig  durch  Combination  von  oP  mit  ooPo»;  die  Eoken  diiMi 

Würfels  abgestumpft  durch  kleine  Flächen  von  P,  an  den  horiion- 
talen  Kanten  schmale  Flächen  einiger  Pyramiden  zweiter  Ordnung 
Keine  Spur  des  ersten  oder  eines  ditetragonalen  Prismas,  auch 
nichts  davon  durch  Streifung  angedeutet,  wie  sonst  an  den  Phosge* 
niten  von  Cromford.  Dass  aber  thatsäcblich  dieses  Mineral  vorläge, 
war  an  einem  Kr^stallspUtter  durch  optiaohe  und  ohenüsche  Pröfuai 
nachgewiesen. 

Hauptmann  Ho  ff  mann  legte  einen  ersten  FrAhlingeboten  ii 
der  Person  eines  lebenden  Maikäfers  vor. 

WlrUibher  Geh.-Ralh  Ton  Dechen  spraeb  IHmt  Termeint« 

Hobe  Granitblöckc  als  Zeugen  von  Eisbergen  UB^ 
Gletschern.  Director  Krumme  machte  gelepentlicb  eines  Vortrages 
von  Dr.  Nouck  im  Vereine  für  Naturwissenschaften  in  Braunschweig, 
über  Untersuchungen  im  Elm,  Sitzung  vom  27.  November  I87d  nacii 


der  niaderrheiiiitelMn  Gefdlsohalt  in  Bonn. 


65 


dem  Miresberiebt«  daitelben  flir  die  Jahre  1879/80  8.  82  folgende 

BemerkoDg. 

^Er  glaubt  dass  es  rwar  hin  und  wieder  wohl  Stellea  giebt, 
wohin  ein  Findlingsblock  durch  Menschen  zum  Schutze  der  Be- 
grabnissstätten  gegen  wilde  Thiere  geschafft  worden  ist.  An  andern 
Orten  sind  aber  derartige  Möglichkeiten  gänzlich  ausgeschlossen,  so 
z.  H.  bei  den  Fiodlingsblöckcn  in  der  Nähe  von  Remscheid.  Die 
Stadt  liegt  auf  einem  etwa  800  m  hohen,  steil  auftteigenden  Berg«* 
rücken.  In  der  nnmittelbaren  N&he  befinden  sich  non  Findlinge* 
Uoeke  in  bedeutender  Zebl  nnd  Orötee.  Sie  beatoben  ene  Orenit, 
wibrend  dae  Oebiige  nnr  Tboneebieler  nnd  Orenwaoke  entbitt.  J% 
in  dem  geneen  rbeiniioben  Sebiefergebirge  nnd  in  der  Eifel  kommt 
kein  Orenit  vor;  er  tritt  eret  im  Odenwald,  bei  Heidelberg  n.  e^  w. 
enf.  Die  Möglicbkeit,  dess  BKeke  Ton  lo  bedeotender  Grtoe,  wie 
man  sie  bisweilen  hier  findet,  auf  diese  steil  ansteigende  Höhe  durch 
Menschenkräfte  hinauf  geschafft  worden  sein  sollten,  ist  gar  nicht 
in  Betracht  zu  ziehen.  Dagegen  hat  die  Vermuthung,  dass  die 
Felsblöcke  als  Einschlüsse  von  Eisbergen,  die  von  einem  Gletscher 
herrühren,  dorthin  gelangt  sind,  etwas  ungemein  bestechendeS|  um 
80  mehr,  als  das  Gebirge  aus  dem  bis  Bonn  reichenden  Meere  einst 
nie  bebe  and  gebirgige  Insel  herrorregte,  welche  jene  Eisberge  en 
der  weiteren  Bewegung  binderte." 

Biese  Mittbeilnng  war  mir  nm  so  aoffiillender,  ale  mir  bei 
vielen  frfiberen  Begebungen  jener  Gegend  nnd  beeondere  der  ndrd- 
Beil  davon  gelegenen  Striobe  von  Barmen»  Elberfeld,  Hoobdabl,  Velbert 
bia  rar  Rnbr  naeb  Witten  nnd  Hattingen,  nienuJe  noidisebe  Find« 
linge  von  Granit^  Gneise  o.  e.  w.  vorgekommen  waren.  Auf  der 
g^logischen  Uebersichtskarte  der  Rheinprovinz  und  der  Provinz 
Westfalen  (1866)  hatte  ich  deshalb  auch  die  südliche  Grenzlinie  der 
Verbreitung  nordischer  Findlinge  von  Dortmund  aus  in  der  Richtung 
nach  Kettwig  gezogen,  wo  sie  dann  im  Rheinthale  verschwindet  und 
erst  auf  der  linken  Seite  desselben  in  der  Gegend  von  St.  TöniS| 
Aldekerk  n.  s.  w.  bemerkbar  wird. 

leb  habe  mich  deshalb  an  Herrn  Director  Krumme  mit  der 
Bitte  gewendet,  mir  ein  Stftekohen  von  den  betreffenden  Blöcken 
aar  Anaiebt  mitratbeilen;  da  er  sieb  aber  niebt  im  Beeitae  einee 
eoMien  befand,  bat  er  den  Oberlebrer  R&itgen  an  der  etidtieeben 
Gewerbeeebnle  in  Bemaobeid  veranlaaat|  mir  ein  aolebee  rarasenden. 
Ana  dem  dadnreb  borrorgemfeaen  Briefweebeel  ergab  sich,  daie 
leisterer  diese  Blöcke  kannte,  aber  aocb  wnsste,  dass  sie  niebt  ane 
Granit,  sondern  aus  einem  Congloraerate  von  thonigen  nnd  qoar» 
Ilgen  Gesteinen  bestehen.  Danach  spricht  auch  Herr  Director 
Krumme  die  Vermuthung  aus,  dass  die  durch  ihre  Grösse  auffallen- 
den Blöcke  keine  Findlingsblöcke  sind.  Das  von  Herrn  Oberlehrer 
Röntgen  eiagesendete  Stoek  wurde  ?  orgelegt  und  zeigt  ein  sehr 
aUniBiib.  4.  alsdSffAslB.  fltssIlsshiH  In  Bona.  USl.  ^ 


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66 

* 


8itsiui£^bericliie 


foftaa  Coaglomerat  tob  «bgerandeten  weiften  QueiggeMhiebei, 
dankein  kiedigen  und  qnanititehen  Gerteinen  nnd  wenlf^en  gelb- 
lidben  TbontchieferttAekoheD.  Solche  Conglomernte  bttden  in  der 
Gegend  yon  Remsoiieid  einielne  Legen  in  der  dort  weitverbfeitdei 
unteren  Abtheilung  des  BCitteldevon  (dem  Geleeolt-  oder  Leone* 
schiefer),  wie  ich  diess  in  der  Orograph.  Geogfnost.  Uebersicht  de« 
Reg.-Bez.  Düsseldorf  (Separat-Abdruck  aus  der  Statistik  des  Reg.- 
Bez.  Düsseldorf  von  0.  von  Mülmann)  S.  90  ziemlich  ausfübrlich 
beschrieben  habe.  Das  Conplomernt,  welches  in  der  Umgegend  von 
fiemscheid  an  der  Strasse  nach  Lennep,  am  Anfange  de»  Moggethales 
und  an  der  Strasse  nach  Schättendello  auftritt»  hat  ein  sandigei 
Bindemittel  von  graner,  bitweilen  rother  Farbe,  in  hem  Qoange- 
tohiebe  von  Erbsen-  bis  Nussgroese  liegen. 

Aebnlieb  itt  das  Gonglomerati  wriebet  an  der  Oatiesto  der 
Straiie  Ton  Opladen  naeh  Benstrath  «an  der  Heek*  in  einem  grcNMS 
Steinbruche  anfgeteblotten  iat  nnd  reoht  nahe  mit  dem  hier  yoh 
liegenden  Stftcke  fibereinttimmt.  In  dem  dnnkel  grOntidb  grtM 
qnanigen  Bindemittel  liegen  Oesohiebe  von  weissem  Quarz,  qaa^ 
zigem  Sandstein  (Quarzit)  und  schwaraom  dichtem  Hornstein  voc 
einer  bis  mehreren  Linien  Durchmesser,  das  Congrloraerat  wechselt 
in  Lagen  von  1  bis  1.3  m  Mäclitigkeit  mit  <]:robkörnigem  Sandstein 
und  Thonschiefer  ab.  Dasselbe  Conglomerat  tritt  aus  den  Sandab- 
lagerungen im  liheinthale  bei  Företgen  in  dem  Winkel  hervor,  den 
die  Wege  bilden,  welche  sich  bei  Trompete  trennend  nach  Leich- 
lingen nnd  nach  Ruppelrath  fahren.  Sehr  grobkörnig  ist  das  Ceo* 
glomerat,  welches  eine  Lage  von  2.5  bis  8.1  m  St&rke  oberhalb 
Bant  Netiehrath  bildet.  Grobkörnige  Sandtteine  tteben  im  Thek 
nnierhalb  Grftfräth  nach  Estbaoh  hin  nnd  mehr  oberhalb  Btibidi 
an.  Biete  Gonglomerate  finden  tioh  aber  nicht  nur  in  der  Qegtad 
Ton  Bemioheid  und  in  dem  westliehen  Fortttreiehett  dentlbei 
Sehiohten,  sondern  anoh  in  anderen  Gegenden  det  Lenneeehiefoi. 
wie  8.  von  Homberg  bei  Götsenbof  uud  Gross  Ilbeck  im  Schwan- 
bnchthale.  Das  Conglomerat  bildet  hiereine  Lage  von  16  bis  2.5m, 
steht  an  dem  Abhänge  des  Thaies  in  Felsen  bei  Gr.  Ilbeck  an  und 
erreichen  die  Geschiebe  sogar  Kopfgrösse.  Die  Bildung  der  bei 
Remscheid  besonders  im  Holscheidsberge  an  der  Oberfläche  vor- 
kommenden grossen,  1  bis  1.5  m  in  Länge  und  Breite  erreichenden 
Blöcke  dieses  festen  Conglomerates  hat  unter  den  beschriebenes 
Umständen  nichts  Auffi^Uendet.  Die  umgebenden  Sandsteine,  Sohiefer 
nnterliegen  der  Verwitterang,  iserfisllen  in  kleine  Brnohati&oke^  weiche 
mM»h  nnd  naoh  durch  Begen  nnd  Sehneeiohmelsen  und  von  den  HöImb 
in  die  Thftler  geführt  werden,  wihrend  die  ala  Kimme  harfO^ 
tretenden  Conglomeratlagett  naoh  ihrer  ^rUüflnng  alt  groeae  Blöcke 
anf  den  Höhen  liegen  bleiben.  Hiemadi  bietet  die  Umgegend  vea 
Remieheid  durchaus  keine  Beweise  für  das  einstmalige  Vorbanden* 


I 


der  &iederrheini»ch^  GeoelUohafb  in  Bonn.  67 

tein  von  Eisberg^en  und  Gletschern  dar  und  das  Gebiet  der  nordisohen 
Findlingo  bleibt  auf  den  ihnen  dnroh  die  bisherigen  Beobeehtnogen 
iagewieeenen  Benm  beechrlnkt 

leh  wüHe  nieb  wobl  kaum  Tenuilfleet  geAuden  haben  to 
aoaffthrlioh  auf  den  Naohweis  einaageheD,  da«  Remecheid  und  Um- 
gegend während  der  Elsaeit  aneeerhalb  der  Drift-  jand  der  01etedher> 
Encheinunges  getegen  habe,  wenn  niehi  der  Oeh.*Rath  Yirehow  an 
einer  hervorraprenden  Stelle,  in  der  Erdffbnngsrede  bei  der  allge- 
meinen Versammlung  der  deutschen  Anthropologischen  Gesellschaft 
in  Berlin  am  5.  August  vr.  J.  den  Satz  ausgesprochen  hätte,  dass 
in  der  That  ganss  Norddeutschland  zu  einer  bestimmten 
Zeit  vergletschert  war.  [Stenograph.  Bericht  S.  10.]  Ein 
solcher  Ausspruch  legt  den  berufenen  Kreisen  die  Verpflichtung 
aafy  alle  daraaf  bezüglichen  Erscheiniingon  mit  der  grössten  Sorgfalt 
tu  prüfen,  um  alles  auszuscheiden,  wae  night  dabin  gebort.  So 
habe  ieh  denn  aneh  in  jener  Versammlung  am  11.  August  darauf 
aufinerhiam  gemacht|  daea  bis  jeitt  weetlich  der  Weier  bis  naeh 
dem  Bheine  hin  nooh  keine  einsige  Spur  von  Gletsohern 
gefonden  worden  ist.  [Ebendaselbst  8. 189.]  Die  Yerbreilnng  erra- 
tisflher  Blöcke  beweiat  in  dieser  Besiehung  gar  nichts,  da  dieeelbe 
vielmehr  dahin  zu  deuten  ist,  dass  ihrBesirk  Sur  Ehsseit  Tom  Meere 
bedeckt  war  und  deren  Herbeiführung  durch  Eisberge  verstattete. 
Für  die  richtige  l^egränzung  dieses  Bezirkes  einen  kleinen  Beitrag 
zu  liefern,  ist  der  Zweck  dieser  Mitthoiluug,  den  ich  auch  in  dem 
Vortrage  in  der  General-Versammlung  des  natnrhistorischen  Vereins 
f.  Bh.  u.  Westf.  am  4.  Juni  1879  in  Soest  im  Auge  gehabt  habe. 

Prof.  vom  Rath  legte  einige  neue  oder  seltene  Mineralvor- 
kommnisse  vor,  nämlioh  Aeschynit  von  Hitteröen  (Südküste  Nor- 
vr^gene),  Danbnrit  von  Rossel],  Si.  Lawrence  Co.,  NewYork,  sowie 
«n  dem  Gnspidin  ähnliches  Mineral  vom  Yesav. 

Pie  grössere  der  beiden  von  der  Firma  B.  Stfirts  hierselbst 
erworbenen  Aeschynitstofen  besteht  ans  mehreren  an  einer  platten- 
fSrmigen  Gmppe  (12  cm  lang,  6  om  breit)  verwachsenen  Individuen. 
Die  Krj'stalle  zeigen  die  durch  eine  horizontale  Streifung  ausgezeich- 
nete Fläche  b  (od  Poe),  ferner  das  vertikale  Prisma  n  (ooPs),  das 
Brachydoma  x  (2P  <x)  und  die  Basis  c  (oP).  Ausser  den  Krystall- 
flächen  zeigen  die  Individuen  cigenthümliche  mit  dunklem  Glimmer 
bedeckte  Druck-  oder  Gegen wachsungsflächen.  Es  gewinnt  den  An- 
schein, als  sei  die  Tafelform  der  ganzen  Gruppe  durch  ihre  Lage 
zwischen  Glimmerblättem  erzeugt  worden.  Hiermit  hängen  wohl 
auch  die  gestörten,  von  den  doroh  Herrn  Dr.  Brögger  (Zeitschr, 
f.  Krystallogr.  I,  481)  angegebenen  Werthen  nm  mehrbre  Grade  ab* 
weiehenden  Xantenwinkiel  sosammen.  ^  Eine  sweite  kleinere  Stofe 
zeigt  imitfirbalb  eines,  aus  grosseren  abgebrochenen  Aeschyniten  ge- 


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68 


Sitrangtberiokte 


1)ildeteii  drn»enlhnlicili«i  Banmee  «men  ansebeiiMiid  tniniA  gcifaa> 
deten  UfelfSmugen  Kryvtall  (llOmm  in  der  Biobiung  der  Tertlkaki 
Axe,  7  naeh  der  Braoby-,  4  parallel  der  Makroaze  meeeend).  Aa 

demselben  wurden  beobachtet:  «oPw,  cöf  a,  oP,  oo  P  od,  od  P  (die  bei- 
den letzteren  nur  untergeordnet).  Trotz  anscheinend  freier,  nicht 
verdrückter  Ausbildung  zeigt  auch  dieser  Krystall  bemerkenswerthe 
Störungen  namentlich  in  der  Lage  der  Basis,  deren  Abweichung  von 
der  Horizontali  tat  bereits  mit  blossem  Auge  wahrgenommen  werden 
kann.  Diese  Störungen  erinnern  an  die  Anomalien  der  groaeen  £&- 
■tatite  von  ^örrestad. 

Die  neuen  Danbnrite,  darunter  tr^Qiche  KryataUe  m 
80  nun  HSlie  und  Breite  iowie  zierUelie  Drosen  mit  kleineren  glatt* 
flSchigen  Indi?idneiiy  sind  ein  Gesoiieiik  des  Hrn.  Edw.  8.  Dana  ia 
New-Haven  (vergl.  y,On  Grystallised  Danborite  from Bassel";  byGeo. 
X  Bmsb  and  Edw.  &•  Dana,  Ameriean  Jonm.  of  soienoe.  Angosl 
1880).  Der  Danbnrii,  eine  von  Shepard  1880  aufgestellte  ^Msies, 
war  an  dem  bisher  bekannten  einzigen  Fundort,  Danbury,  Conn., 
nur  in  eingewachsenen,  unvollkommen  krystallisirten  Körnern,  deren 
System  als  triklin  bestimmt  wurde,  vorgekommen.  Die  ausgezeich- 
neten Krystalle  von  Rüssel  gestatten,  das  System  mit  Bestimmtheit 
als  rhombisch  zu  bestimmen.  Die  von  Mr.  Nims  entdeckte  Fund- 
statte zieht  sich  am  Gehänge  eines  aus  granitischem  Gestein  beste- 
henden Hügels  etwa  Vs  engl.  Meile  bin.  Die  Krystalle  bekleidsa 
hier  Hohlräume  der  derben  Mineralmaase  nnd  sind  begleitet  ron  Aa- 
git|  Tormalin,  Qnars  nnd  Kalkspath. 

Wie  die  Fignr  1  leigt»  baben  wir 
et  mit  einem  ansgeieicbneten  topas- 
ibnliöben  System  an  thnn.  Legen 
wir  die  Ton  Edw.  Dana  gewSblten 
and  bestimmten  Axen  zu  Grande:  a 
(Brachy-A.)  :  b  (Makro-A.)  :  c  (Vertic- 
A.)  =  1,0000  :  1,8367  :  0,8830,  so  er- 
halten die  in  nebenstehender  Figur  ge- 
zeichneten Flächen  folgende  Symbole: 

m  (I  Dana)  =  (a  :  b  :  oo  c),  oo  P 
n  (1  D.)      »(ft:  V,b:  ODC),  ooPl 
8  (a  :  Vib :  OD o)|  oo  t^4 
»(ooa:  V4b:  g),  4?« 
K  (a :  00  b  :  oX  P  od 
«(a;  Vtb:  c),  «ft 
=  (V«a:  V.b:c),  fP 
Dasn  die  drei  Pinakoide  a,  b,  o. 

Die  durch  Brush  und  Edw.  Dana  bestimmten  Flächen  und 
ihre  Combinationen  zeigen  eine  noch  viel  grössere  Mannigfaltigkeit, 
als  unsere  Figur,  welche  indess  den  vorzugsweise  herrschenden  Tj^ 


Fig.  1. 


1  (n  D.) 
f  (w  D.) 
d  (d  D.) 
6  (r  D.) 

o  (e  D.) 


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der  niaderrheinisohen  Geaellsohaft  in  Bonn. 


69 


pus  darstellt.  Die  genannten  Forscher,  denen  wir  eine  umfassende 
Untennchnng  des  neuen  Vorkommens  verdanken,  weisen  schon  anfdie 
ausserordentliche  Aehnlichkeit  der  Formen  des  Danburit  und  des 
Topae  hin,  eine  Aehnlichkeit,  welche  nicht  nur  in  den  Axenelemen* 
ton»  Mmdem  fast  noch  überrasohender  im  Habitos  der  Kryatalle  her- 
Tortrtit  Es  lißgtr  demnaoh  em  neiiee  Beispiel  tob  Fonngleiohheit 
W  ünTereinbarkeit  der  obeiiusdienZQsaiiimeiisatsiiiig  vor  (Danburit 
€aB,Si,Og  ^  lafolge  den  Ubereinstinunenden  Analysen  des  Uteran 
^orkonunens  Ton  Smith  nnd  Brnsb«  sowie  der  neuen  dnrekW.  J. 
Comstock  — ;  Topas  6  AljSiOg  +  AljSiFlio. 

Das  dem  Cuspidin  ähnliche  Mineral  ist  von  llohtgelblicher 
bis  lichtröthlicher  Farbe,  bildet  theils  krystalliniache  Körner,  theils 
an  ihrer  Oberfläche  wie  zersetzt  erscheinende  Krystalle  in  kömigem 
Gemenge  mit  vorherrschendem  grünen  Magnesiaglimmer  sowie  mit 
Sodalith,  von  welchem  die  Stufe  ein  ca.  20  mm  grosses  Dodekaeder 
«ofveist.  Die  Krystalle  des  in  Rede  stehenden  Minerals  (deren  Grösse 
meist  nur  wenige  mm)  gehören  dem  rhombischan  Systeme  an,  sie 
aalgen  mehrere  vertikale  Prismen;  die  Znsfitsnng  wird  dnreb  ein 
zliombisdhas  OktaMer  gebildet  WSbrend  die  Prismen  swar  glibi- 
mBüäf  dooh  dnroh  aina  starke  vertikala  Biefang  m  gananemHessnn- 
gen  nntanglioli,  sind  die  OklaSderflSohan  üurt  immer  in  eigenth&n- 
Hehar  Weise  matt  Sie  sind  nSmlieh  mit  sehr  kleinen  neogebildeten 
Kryställchen  bedeckt,  welehe  dem  Anschein  naeh  durch  Zersetzung 
des  primären  Minerals  entstanden  sind.  Während  diese  Neubildun- 
gen die  Oktaederflächen  meist  fast  gänzlich  überrinden,  sitzen  sie 
auf  den  Prismenflächen  nur  vereinzelt.  Vermöge  approximativer 
Messungen  wurden  die  beiden  Polkanten  des  Oktaeders  bestimmt  = 
11 (makrodiagonal),  143'*  (brachy diagonal).  Aus  diesen  Winkeln 
bareohnet  sich  die  Lateralkante  dee  Oktaeders  s  80*  58Vt»  sowie  fer- 
ner die  Axen: 

a  :  b  :  0  a  0,560 : 1 : 0,417. 
\  ^!_\^(    ^  Prismen  eriialten  folgende  Symbole: 

m  a  (a :  b :  00 c),  ooP 
n  OB  (a :  Vt1>  :  «oo),  ^Xf  Vi 
1  acs  (a  :  Va^  -  «>c)»  <»^» 
r  »(a:  ''/,b:  ooc),  oop'/v 

Fig.  2.        Es  berechnen  sieh  die 

braohydiagon.  makrodiagon. 
Kanten  der  Prismen, 

m     121«  27V,'  68«82V,'  gem.  oa.  69* 

n       91    6  Vi  88  53  Vt  gem.  ca.  90 

1        82  28  97  32  gem.  ca.  96 

r        54    1  125  59  gem.  ca.  126 

üster  den  gemessenen  Winkeln  kann  nnr  dar  letatere  ab  eiugar* 


m 


r 


70 


Sitzangsberiohte 


massen  ^enau  betracbtet  werden,  da  die  andern  in  Folge  starker 
Sireifong  langgezogene  Reflexlinien  geben.  Eine  deoiUohe  Spaltbai^ 
keit  ist  vorhanden  parallel  dem  Brachypinakoid. 

Dies  Mineral,  weldiee  ich  mit  keinem  andern  mir  biaker  be* 
kannt  ipewordenen  in  idenüfioiren  wnsitei  wurde  Ton  meinen 
ehrten  Freunden  Herrn  Seligmann  in  Goblena  nnd  Prot  Webakj 
in  Bertin  als  GiAq^din  (welöhes  fiberau  seltene  Tesovisehe  IfiMnl 
in  ihren  Sammlongen  vertreten  ist)  angeaproohen.  Durch  die  OUtte 
des  Letztgenannten  wurde  es  mir  aueh  iForKurMm  gestatteki  die  m 
Berliner  Mineralog.  Museum  befindliehen  Stufen  des  Cuspidins,  anter 
denen  mehrere  durch  Scacchi  selbst  bestimmte,  zu  vergleichen  und 
ihre  ausserordentliche  Aehnlichkeit  mit  dem  oben  erwähnten  Vor- 
kommniss  zu  konstatiren.  Diese  Analogie  bezieht  sich  indess  nur 
auf  den  allgemeinen  Habitus  der  —  zu  Messungen  leider  ungeeig- 
neten—  Krystalle,  sowie  auf  ihre  Association;  ein  niherer  Vergleich 
der  Formen  mit  den  von  Scacchi  gegclMnen Bestimmungen  (s.Zeit^ 
sehr.  C  Krystallogr.  I  S.  898)  ist  wegen  ihrer  unvollkommenen  Aw^ 
bildung  unmogHoii.  Ebensowenig  gelang  es,  die  oben  beeehrisbensn 
Formen  mit  den  Angaben  Soaeohi's  in  irgend  einer  Weise  ra  tst^ 
einigen.  Der  Yorfaragende  hofft,  bei  einem  bevorstehenden  Besneht 
der  mineralog.  Hammlung  sn  Neapel  das  hier  vwli^gende  Bitfasei 
au  ISsen. 

Prof.  vom  Rath  legte  dann  vor  und  besprach  das  von  der 
geologischen  Commission  der  schweizerischen  naturforschenden  Ge- 
sellschaft auf  Kosten  der  Eidgenossenschaft  herausgegebene  Werk: 
„Der  mechanische  Contact  von  Gneiss  und  Kalk  im  Berner 
Oberland*^  von  Dr.  A.  Baltzor,  mit  einem  Altlas  von  13  Tafeln 
und  einer  Karte  Cals  20.  Lieferung  der  Beitrage  zur  geologisobea 
Karte  der  Schweiz).  Unter  den  rühmenswerten  kartographi;(chea 
und  geologisohen  Arbeiten,  welohe  die  Eidgenossenschaft  aosführsn 
Hess  oder  unterstfitste^  nimmt  das  vorliegende  Werk  eine  der  ersten 
Stellen  ein.  Die  dem  Verfasser  sugefitUene  Aufgabe  betraf  jene  • 
duroh  die  Beobaohtungen  Bernhard  Staders  berühmte  nördUebe 
Contaetione  des  Aarmassivs,  in  wddi«r  die  krystallinisehen  Gesteine 
(Qneiss)  an  die  versteinerungsführenden  Sedimente  grenaen.  Es  ist 
einlenchtend,  dass  jede  Erklärung  der  noch  immer  räthselhaften 
Eutstehuug  der  Centraigesteine  vor  allem  die  durch  sie  bedingten 
Erscheinungen,  mechanischen  und  chemischen  Veränderungen  an 
ihren  Grenzen  ins  Auge  fassen  muss.  Der  Verfasser  löst  seine 
Aufgabe  in  eingehendster  und  umfassendster  Weise,  indem  er  nach 
einer  historisch-kritischen  Darlegung  des  in  Rede  stehenden  Pro- 
blems Eonäohst  das  Gesteinsmaterial  der  Contactzone  beschreibt, 
dann  zu  einer  Einselachilderong  der  wichtigsten  Aufschlflaee  Üi^ 
der  63km  langen  Grensünie  von  Srstfold  im  Benssthal  bis  an 


der  niederrbeinitoliea  GeteUachaft  in  Bonn. 


71 


LaaterbnmneBÜiai  übergeht.  In  einem  besonderen  Abeohniite  werden 
fenier  die  ellgemeinen  VerbÜtuaae  der  ContaoUone  des  Finsteraer- 
niMun  bebandelt  ond  soblieatlicb  die  Legerung  nnd  Entetehnng 
dee  Gneisaee  in  dem  genennten  MaaeiT  einer  eingebenden  Beapreebnng 
Dnlencogeo.  Ein  Blieb  anf  die  geologiaob  eolorirten  Gebirgaanaiobten 
der  Jangfran,  des  Möneba,  dea  Eigers,  dea  Wettenbergs,  dee  Wetter^ 
horns,  des  Gstellihorns  u.  s.  w.  gewährt  eine  Vorstellung  von  den 
ausserordentlichen  Lagerungs-  und  Contactverhältnisaen  zwischen 
dem  Gneiss  und  den  Kalkformationen,  welche  als  eines  der  grössten 
und  wichtigsten  Probleme  der  Geologie  zu  bezeichnen  sind.  Baltzer, 
indem  er  sich  dagegen  verwahrt,  eine  allen  Schwierigkeiten  voll- 
kommen Recbnang  tragende  Erklärung  geben  su  wollen,  glaubt  im 
FinsteraarhommasaiT  ein  groaaartigee  System  von  Gewölben  kry« 
etallinisoher  Sobicbtgeateine  zu  erkennen,  deren  Sättel  dnrcb  De- 
nudation fortgef&brt  aind  nnd  deren  Gewölbeaebenkel  den  „F&cber" 
dee  AJpengneiaaee  bilden«  Ea  liegt,  dem  Ver&aaer  sufolget  kein 
Grand  Tor«  dem  Finateraargneiaae  daa  bobe  Alter  an  beaU^iteni 
welebea  dem  Gneiaa  an  anderen  Orten  ankommt^  Eine  suaammen- 
hAogende  Sedimentdeeke  aoH  Mber  auf  dem  Crgebirge  gembt 
baben.  Denudation  im  grossartigsten  Massstabc  hat  sie  entfernt. 
Es  wird  eine  frühere  theilweise  AufrichUing  des  Gneisses  vor  der 
Triasepoche  unterschieden  von  der  späteren  Haupthebung,  weiche 
erst  in  der  Tertiärepoche  stattfand,  als  die  krystallinischen  Schichten 
bereits  ihren  jetzigen  starren  Zustand  besassen.  Die  berufenen 
Keile,  welcbe  daa  Urgestein  in  die  Kalkmassen  der  Jungfrau,  dea 
Gstellihorns  n.  8.  w.  treibt»  aind  nach  Baltzer  nicht  ala  gangäbn* 
Hebe  eruptive  Apopbyaen,  aondem  ala  Uegenäe  Falten  anfaufaaaen. 
Groeaea  Gewiobt  för  die  Erklärung  der  Cöntaoteraobeinongen  legt 
Baltaer  anf  die  mecbaniaoben  Yerftndernngen.  Die  Gneieafalten  aind 
neebaniaeb  umgewandelt  nnd  £pranitäbnlicb  geworden.  Deraelben 
Uraaobe  verdankt  die  an  der  Grenze  au  beobaebtende  diaeordante 
Bnackaclaefemng  ibre  Entatehung.  Atiob  die  Umwandlung  des 
Kalks  in  Marmor  längs  der  Contactzone  wird  durch  mechanischen 
Drack  erklärt.  Während  die  früheren  Ansichten  über  Gebirgsbildung 
daa  Hauptgewicht  auf  verticul  hebende  Krälte  eruptiver  Gesteine 
und  die  durch  dieselben  bedington  VeränderuDgeu  legten,  bringt 
Baltzers  treffliches  Werk  einen  Beitrag  zur  Begründung  der  neueren 
Gebirgsbilduugstheorie,  welche  die  Entntehung  der  Kettengebirge 
durob  eine  Contraotion  der  Erdrinde  and  Faltung  erkürt. 

Anmerkung.  Zu  der  Mittbeilnng  über  die  Auffindung  Ton 
Sobwerapatb  in  Drusen  dea  Baaalts  vom  Finkenberge  (a.  Sitsungs- 
ber.  Tom  8.  Mai  1680)  geatattet  aidi  der  Vortragende  binauaufügen, 
daaa  bereits  fr&ber  Sobwerapatb  in  baaalttaoben  Geateinen  beobaobtet 
worden  kL  Herr  E.  Lettermann  in  Dannstadt  entdeckte  bereits 


^  j     d  by  Google 


78 


SHBongsberiehte 


1886  SohwenpstUoTttalle  im  log.  Aaainent  TOn  OroMtaiidMim  W 
Haiuhi  (s.  Jfthredberiolit  der  Wettmver  GeiaUMh.  tu  Husii  1868 
—1867).  Hr.  Lettermann  katte  die  Güte,  Ton  diesem  Fmido  swei 
sierliohe  Kryitalle  (deren  CombinetioiieD  er  imtor  Tariniietiiinn  der 
Nftamenii 'sehen  Grnndform  wie  folgt  bestimmte:  ^od  . Po .  oo  Pf . 
P .  00  ?  Qö  (letzteres  nur  angedeutet))  dem  Museum  zu  verehren.  — 
Noch  an  einem  dritten  Fundorte  ist  inzwischen  Schwerspath  im  Ba- 
salt entdeckt  worden  und  zwar  am  Rossberg  bei  Darmstadt  durch 
Herrn  W.  Harr  es  in  Darmatadt,  welcher  sich  anerkennenswerthe 
Verdienste  um  die  mineralogische  Kcnntniss  jener  Landestheile  er- 
worben hat.  Der  Uossberg  seiohnet  sich  dnrob  den  Reichthum  sei- 
ner Mineralvorkommnisse  aus.  Hr.  Harr  es  sammelte  in  den  dorti- 
gen  Basaltbrüchen  treffliche  Stufen  von  farblosen  QaankrjstaUen  in 
einer  Druse  in  Hydrotacbylyt»  weleh'  letilereB  Mineral  in.  amgeieieb- 
neter  Ansbildong  im  Basalt  des  Bossbergs  vorkommt.  Ferner:  Apo- 
phylliti  Comptonit  (diese  beiden  Speries  dnrdb  Hm.  ProtOroth^an 
Stufen  derBarres'schen  Ramminng  bestimmt),  Oismondin,  Ghabaait, 
Hannotom,  Pbillipsit,  Heolandit,  Katrolitb,  Aragonit,  Kalkspath.  Yod 
mehreren  dieser  Mineralien  erhielt  das  Museum  durch  die  Güte  des 
Hm.  Mar  res  treffliche  Proben. 

Sitzung  am  14.  Februar  1881. 
Yorsitiender:  Prof.  TroseheL 

Anwesend:  20  Mitglieder. 

Profeetor  Scblüter  erörterte  den  Baa  TOn  Callopora 
eifeliensis  and  Spongopbyllam  iemitepiatnm  nnier  Yor- 
legang  Ton  Bfinnsohliffen. 

Callopora  eifelionsis.  In  derSitsnng  vom  18.  Deo.  1880 

hatte  Redner  zwei  feinzellige  Korallen  ans  dem  Eifelkalk  betprodien, 
Monotrypa  (Calamopora)  globosa  Goldf.  sp.  und  Calamopora  crinalis 
sp.  n.,  gegenwärtig  legt  deraelbe  eine  Dritte,  im  Aeueseren  ähnliche 
Form  vor.  Dieselbe  ist  bisher  nicht  von  Monotrypa  globosa  unter- 
schieden worden,  mit  der  sie  in  der  süsseren  Form  und  Grösse  über- 
'einkommt,  kugelige  oder  halbkugelige  Stücke  von  etwa  Vi  bis  2  Zoll 
'Orösse  bildend.  Die  neue  Koralle  unterscheidet  sich  äusserliob  von  der 
:alten  durch  die  Neigung  die  Oberfläche  ilachhügelig  an  gestalten, 
ÜSiT  das  freie  Aage  dnreh  griber  pnnktirte  Oberfläobe^  vrihrend  bsi 
^waoher  YergrdesemDg  sieb  die  Punkte  etvra  als  von  dicken  Wiadmi 
umgebene  Kalcbe  darstellen.  An  gut  angewitterten  oder  angeecsUifaMn 
Stellen,  besser  noob  in  D&nnsdhliffen  fibmeugt  man  eidi,  dass  die 
Kelohe  von  einem  blasigen  oder  telligen  Gteenobym  umgeben  abd. 


der  Diederrhainisohen  GeieUichtft  in  Bonn. 


78 


DarQuersohnittsaigigmiiiobst,  dass 
di»  qaerdiiroliMhmtteneD  engen  Zellen 
oder  Poljrpiten  weder  kreierande  noeh 
einfiieh  |pdl|gonale  Ldeher  bilden, 
fondem  eine  mehr  oder  minder  ovale 
GeeUdt  beeitien,  oder  sphirieolie  Drei- 
eeke,  weniger  oft  Vierecke  and  noch 
fieltener  Fünfecke  mit  auswärts  ge- 
wölbten Seiten  darstellen.  Diese  Zellen 
sind  der  Regel  nach  von  einander 
getrennt  (durch  Cönenchym),  durch- 
schnittlich etwa  um  den  eigenen  Durch- 
mesier,  berühren  sieh  jedoch  auch 
biiweilen  und  dann  meistens  mit  der 
tehmelen  Seite.  Die  querdaroheehnit- 
tenen  Poiypite  sind  vielfeoh  dureh 
(gtrade)  Linien  rerbnnden.  Den  dieie 
Linien  dem  OSnenohym  angehören 
lehrt  der  Lftngesehnitt.  Dieaer 
seigi  die  der  Länge  nach  dereh- 
Bchnittenen  Polypiten  als  längsver- 
laufende Hohlräume,  welche  durch 
vertikale  Linien,  die  Wände  der  Poly- 
piten, begrenzt  werden.  Innerhalb 
dieser  Hohlräume  bemerkt  man  hin 
und  wieder  weit  von  einander  ent> 
femte,  sehr  dünne  Querlinien,  die 
fiöden.  Entweder  etoaten  nan  diese 
wtikalen  Hohlrftnme  nnmittelbar  an- 
einander» dietei  iat  nur  eelten  der  Fall|  oder  lie  lind  dureh  ein 
ZwiiehMimiUel,  dnroh  Cönenohjniy  Ton  einander  getrennt.  Je  nach» 
dem  der  SohniU  iwei  benaehbwte  oder  swei  weiter  entfernte  Zellen 
trifft,  seigt  sieh  das  GBoenefaym  sparlieh  oder  reiehlioh.  Im  enten 
Pelle  erscheint  es  im  Längsschnitte,  als  einfache  verhältnissmässig 
nahe  gerückte  Querlinien,  welche  zwischen  den  benachbarten  Poly- 
piten -  Wänden  wie  die  Sprossen  einer  Leiter  stehen.  Trifft  der 
Schnitt  zwei  entferntere  Polypiten,  so  zeigt  sich  das  Cönenchym 
reichlicher  entwickelt  als  ein  zierliches  Maschwerk  von  4-  oder 
^fiekigen  Zellen  oder  Blasen.  —  Wandporen  sind  nicht  vorhanden. 

Die  Stöcke  gehören  zur  Gattung  Callopora  Hall     im  Sinne 
%bowaki'i der  die  mit  Septen  Tenehenen  Arten  aumeheidet  und 


1)  UaU.  Geol.  of  New  York,  Vol.  II.  1862,  pag.  144. 
ft)  Dybowski,  die  Chätetiden  der  oitbaltiidien  Sihirfonnation, 
1877,  pag.  107. 


i 


Oalloporalel/eliensl«. 
QanmtaM  ta  ■aciiaflMlitg  €MtM. 

f 


74 


SiUimgsberiohte 


zur  GattuDg  Propora  M.  E.  z.  H.  atellt.  Nicholson  >)  hält  Callopon 
für  synonym  mit  der  etwas  früher  von  M'Coy  anfRestellten  Gattimg 
Fistolipora,  deren  Typiia  Fiat,  minor  ana  dam  Kohleokalk  bildet, 
welche  aidb  jedoeh  weientUcli  nntencheidei  duroh  DiokS|  eaaelieiiieBd 
mit  vertikalen  Wandröbrchen  Teraehene  Polypiten*Wind6 

Die  Arten  der  Gattung  *)  gehören  Toriiemohflnd  dem  SUer, 
oder  wenn  man  die  Ünter*  Helderberg- Gruppe  noeh  amn  Daves 
zieht,  auch  dem  Ünter-Devon  an.  Nnr  Callopora  macropora  Hall  and 
Callopora  iDcrassuta  Nichol.  werden  aus  jüngerem  Devon  angegeben. 
Während  die  vorgelegte  Koralle  sich  von  eraterer  schon  durch  den 
Kelch-Durchmesser  unterscheidet,  scheint  letztere  eine  Fistulipora 
M'Coy  zu  sein.  Jedenfalls  ist  die  Gestalt  der  Kelche  und  die  innere 
Struktur  ^)  von  der  vorliegenden  verschieden  und  Callopora  eifeli- 
ensis  die  erste,  aus  europäischem  Devoo  nachgewieaene  Art  dar 
Gattung.   Sie  gehört  dem  Mittel-Devon  der  Eifel  an. 

Spongophyllum  aemiaeptatum  sp.  n.  Koralienatock  ge* 
bildet  ana  langen  priamataachen  oder  cylindriaolien}  gedringi  «lelics* 
den  Polypiten,  von  4  bia  9  mm,  dorohaohnittlieh  etwa  7  mm  Donk» 
mceaer,  mit  dicken  W&nden,  nnd  nmdlicheny  flaefaen  Keldien,  weleba 
nor  aalten  Spuren  von  Septen  leigen,  theila  ala  aobwaehe  vorspringende 
Leisten,  theils  ala  Kerben  in  den  Böden. 

Der  Längsschnitt  zeigt  nächst  der  Wand  eine  Reihe  steil 
aufgerichteter,  verhältnissmässi^  grosser  Blasen  und  den  üachen, 
weiten  Kelchen  entsprechend  sehr  entwickelte  Böden,  hald  gedrängter 
bald  sparsamer,  entweder  durchpreheod  und  sich  an  die  Blasen  an- 
lehnend oder  gebrochen  und  kurz  und  dann  sich  ganz  oder  zum 
Theil  aufeinander  gegenseitig  stützend.  Der  Querschnitt  zeigt, 
wie  rudiment&r  die  Septen  entwickelt  sind.  Meist  fahlen  aie  im 
peripheriachen,  von  Blaaen  eingenommenen  Tbeile,  nur  ausnalraia- 
weiae  von  der  Anaaenwand  anagebend»  erreieben  aie  niemala  daa 
Gentram^  daa  mittlere  Drittel  der  YiaeeralböUe  dea  Polypiten  M 
laaaendy  manebmal  ganz  feblend|  gewöbnlieb  anf  «ine  oder  die  andaie 
Partie  beacbr&nkt,  bat  Bednar  aie  nnr  einmal  in  einer  ganz  jungen 
Zelle  ringsum  in  gleichen  Abständen  vorbanden  gesehen. 

Der  äussere  Habitus  der  Stücke  erinnert  sehr  an  Michel inia, 
namentlich  au  gewisse  nordamerikanische  Arten,  inbesondere  an 

1}  Nicholson»  On  the  Structure  and  afEnities  of  ihe  „Tabulala 
Corala**  of  tbe  Palaeozoic  Period  witb  critical  deacriptiona  of  illn- 
atrative  Speciea.  Edinborg  and  London,  1879,  psg.  S04. 

2)  Ann.  a.  Msgaz.  Natur.  Hiat.  aer.  II,  Vol.  III,  1849,  pag. 

ISO  und  M'Coy,  Brit.  palaeoz.  foss.  pag.  11. 

8)  Yergl.  Steinmann,  N.  Jahrb.  für  Mineral  etc.  18€0y  U 
pag.  438. 

4)  Vergl.  auch  Miller.  American  Palaeozoic  fossils.  CinciiiUAU 
1877,  pag.  96. 

6.  1.  c.  tab.  16,  fig.  8.  * 


d«r  niederrheiiiiMlien  GeMllsehaft  in  Bonn« 


76 


MMmKu»  i^ündric«  (Emmoiiflift  ?  ^Undrioa  M.  E)  ans  der  Helden» 
borg  groap.  • 

Mehreve  Exempkre  auf  dem  Kalk  de^  Eifel. 

Za  den  bereite  MW  vorgelegten  Arten:  SpoDgopbyllam  Kantbi, 
Spong  eloDgatam,  Spong.  toroenmi  kommt  die  eben  besprochene  als 
vierte  Art  hinzu,  so  dass  die  Gattnng  Spongophyllum  schon  jetzt 
als  eine  der  wichtigsten  Rugosen-Gattungen  unseres  Mittel-Devon 
erscheint,  obwohl  noch  nicht  alle  anscheinend  vorhandenen  Arten 
gepr&ft  und  characterisirt  sind. 

Derselbe  sprach  sodann  über  Favosita^  bimuratae 
Qsenst.  und  Römeria  infnndibnlifera  M.  E. 

Goldfuss  ^)  beschrieb  aus  rheinischem  Mittel-Devon  (Eifel  und 
Beoaberg)*)  eine  Galamopora  infundibulifera.  «Ibre  Scheidewftnde 

—  eagi  er  —  ereeheinen  als  triobterförmige  Ansbreitongen  einer 
pfoltferirenden  Mittelröbre.  •  •  Sie  ist  von  den  folgenden  Arten 
(G»bsmopora  polymorpha)  nur  durch  Ansebleifen  und  üntereuohung 
der  Beediaffsobett  der  Soheidewinde  au  untereobeiden.* 

Auf  Grund  der  angegebenen  ßesobaffenheit ,  der  trichter- 
förmigen  Böden  trennten  Milne  Edwards  &  Haime  die  Koralle  von 
Calamopora  ab  und  errichteten  für  die*  einzige  bekannte  Art  die 
Gattung  Römeria,  (nicht  zu  verwechseln  mit  Römeria  Ung.,  welche 
etwas  später  für  ein  fossiles  Holz  von  Unger  aufgestellt  wurde.  '}) 

Quenstedt  ^)  meint  nun  neuerlich  es  könne  nur  auf  T&nSGbung 
beruhen,  dass  die  Böden  Trichter  bilden.  ^^^^^^  nämlich  —  sagt  er 

—  die  W&nde  dick  sind,  so  kommen  duroh  Brüche  allerdings  solche 
triehterartigen  Riste  aum  Vorsoheine.  Aber  man  kann  doch  durch 
Sehliffe  rieh  bald  flberteugeo,  dass  es  an  gewöhnlichen  freilich  sehr 
dtenen  Qoertcbeidewftnden  nicht  fehle^.  Verfasser  sagt  dann,  dasc 
dieter  am  leichtesten  erkennbare  Favosit,  den  er  Favosites  bimnratne 
nannt,  in  der  Bifsl  und  in  Amerika  bSufig  sei. 

Die  vorgelegten  Dünnschliffe,  Längsschnitte  und  Querschnitte 
thun  dar,  dass  die  Angaben  von  Goldfuss  uud  Milne  Edwards  völlig 
zutreffend  sind,  indem  diese  im  Inneren  der  Zellen  concentrische 
Ring'e,  jene  ineinandersteckcnde  Trichter  zeigen.  Es  ergibt  sich 
also,  dass  Quenstedt  die  wirkliche  Roemeria  infundibulifera  gar 
nioht  gesehen  hat;  und  dass  die  Stucke  nicht  häufig  seien,  möchte 


1)  Geolog,  survey  of  Michigan.  Vol.  II,  Part.  II  Palaeontology« 
Corals  by  C.  Bomingsr,  New  Yo»,  1876,  pag.  74,  tab.  26,  fig.  4. 

2)  Goldfuss.    Petrefacta  Oermaniae,  pag.  78,  tab.  27,  fig.  1. 
8)  Mit  dem  Fnndpnnkte  fiensberg  ist  kein  £zemplar  des  &nner 

Huaaums  bezeichnet. 

4)  Milne  Edwards  &  Ilaime,  Polyp,  foss.  des  terr.  pal.  pag.  253, 

5)  Vergl.  Römer,  Kreidebildungen  von  Texas,  18o2|  pag.  95. 

6)  Quenstedt,  Korallen,  1878,  pag.  21. 


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76 


Sitanmgaberlohie 


dmm  folgen,  daat  d«r  Voringende  bit  hrato  eben&Us  nur  die 

beiden  OriginalstfKske  Goldfats't  kennt. 

Auffallend  ist  ein  anderer  Umstand.  Goldfuss  gibt  an:  »Dk 
seitlichen  Yerbindungsporen  stehen  abwechselnd  in  einfachen  Reiben, 
deutet  dieselben  aber  seiner  Gewohnheit  entgegen,  nicht  in  der  Ab- 
bildung an.  Milne  Edwards  &  Haime  dagegen  geben  nach  PrüiuDg 
dei  Originales  an:  nNous  ne  lavons  pae  s'il  esiate  reeiiement  dei 
trotts  aux  murailles." 

Bedner  seibat  bat  aiob  niobt  Ton  der  Eiistenz  Toa  Wandporea 
ttbenBengea  können  und  Tennatbet,  daas  die  Ai^be  Ton  Ooldlm 
darmnf  bernbiy  daaa  an  ebier  wenig  nmluigreinhen  StaUa  dea  Qriginai^ 
atfiokaa  aiob  poranftbnliobe  Eindrftoka  aeigen  i  weleba,  wenn  m 
dorobgeliand  wiren,  niobt  bloia  die  Winde  raobliHnklig  dnnA- 
brioben,  sondern  aueb  parallel  rar  Aobsa  and  parallal  inm  Dnrek- 
messer,  dass  sie  anch  an  den  Böden  sich  zeigen  und  an  der  die 
Zellen  ausfüllenden  Gesteinsmasse,  dass  sie  also  nur  eine  sekuxidäre, 
zufällige  Erscheinung  sind. 

Durch  das  Fehlen  der  Wandporen  unterscheidet  sich  Röraenä 
wesentlich  von  der  im  übrigen  nahestehenden  Gattung  Syringolites, 
welche  J.  G.  Uinde  ^}  für  eine  nordamerikanische  Koralle  der  Nia- 
gara-Formation aufstellte,  'und  enüemi  aiob  damit  von  der  Gmppe 
der  Favositidaa  überbanpt^ 

Zoletat  wurde  noeb  anf  oine  Eigentbftmliobkait  bingewiasea. 
An  dam  einen  der  beiden  Originale  sind  eine  Anaabi  (einige  iwaui^ 
Kabdid  dnreb  eine  Art  Deokal  gaaobloiaan.  Daraalba  iai  dias 
(man  aiebt  an  einigen  anagebroebenen  Stellen  in  daa  Innete  des 
niobt  ansgefiUlten  Kelobes),  eben,  oder  oonoaTt  nnd  mit  fladMa 
aiob  berührenden  Grannlen  (nach  Art  manober  Echiniden)  bede^ 
Dieselben  sind  so  klein,  dass  sie  nur  unter  einer  starken  Lape 
deutlich  werden.  Diese  deckeiartigen  Gebilde  erheben  sich  nicht 
über  die  Kelch  wand,  welche  man  meist  überall  deutlich  wahrnimmt 

Nur  an  zwei  Stellen  scbeinec 
^^^^     ^BMg^  /  MPS^^  ^^^^  ^  ^^^^  ^  etwas  tiefer  liegende 

F/5!?^k  \  ^  Keiobmündnngen    unter  einer 

"  gemeinaaman  Decke  abgeaehlos« 
aeü  ra  sein,  wodurob  man  dss 
Eindmek  von  etwas  Framdar 
tigem,  paradtiaohem  OelnUs 
empfingt. 

Ob  man  es  bier  mü  wifk* 

BömerU  lafundlbnliformis.  Ein  Thcil  der  r^.    i  i 

Ob«rteite  In  leehsfacher  Orötae  mit  theils  ge-  liehen  Deckeln  ZU   thun  habe, 

Sohlossenen,  theila  ofTenen  Zellen,  von  denen  .  .         y   c.  \. 

SMhrtre  die  triobterförmigen  Dödtn  xelgeo.  ist  vorlautig  schwer  zu  sagen. 


1)  J.  G.  Hinde,  On  a  New  Genna  of  Favositide  CoraL  Geol 
Mag.  Dec.  II,  vol.  6,  1879,  pag.  244. 


der  aiederrlitiniieheii  GcMllselitli  in  Bonn. 


77 


Leider  wer  et  mittiiiiilioli  die  Straetnr  dnreh  DflmiacUiflb  za  prüfen. 
Wtt  dem  Vortragfenden  an  Tergleich baren  Gebilden  bei  Tabulaten 
Corallen  bekaunt  wurde,  weicht  dadurch  ab,  dass  die  Oberfläche 
solcher  Deckel  nicht  grannlirt,  sondern  concentrisch  gerunzelt  ist, 
z.  B.  bei  Fletcheria  clausa  aus  dem  Silur  der  Insel  Gotland  und 
Callopora  nusuniformis  aus  dem  Silur  von  Wesenberg  in  Russland.  *) 

Zuletzt  legte  Redner  Cryphaeae  limbatua  ene  den 
i>neb8chiefern  von  Bundenbach  vor. 

Nor  daa  Pygidinm  iei  erhalten.  Dasselbe  ist  erheblieh  breiter 
nie  lang  nnd  von  einem  glatten  Sanm  umgeben,  der  jedereeite  ftnf 
breite  karte  Anhinge  trAgt  and  in  der  Verlingerang  der  Spindel 
einen  onpaarigan  elfteni  deren  Zwitehenrinme  to  breit  tind,  wie  die 
Anhftnge  telbat  oder  etwat  breiter  nnd  im  Omnde  gerundet.  Die 
Erbaltangsart  der  Aehte  nnd  Plenren  gestattet  keine  niberen  An- 
gaben, gleichwohl  lassen  sich  Besiebnngen  feststellen.  Mit  dem 
bekannten  Crypbaens  punotatus  Ferd.  Römer  (Asaphus  arachnoides 
Goldf.)  aus  dem  Eifelkalk,  der  nur  5  paarige  uud  zwar  schmale, 
stark  verlängerte  Anhänge  träg^,  findet  keine  Verwandschaft  statt. 
Cryphaeus  laciniatiis  Ferd.  Rom.')  aus  dem  Unter -Devon  führt 
allerdings  breite  Anhänge  in  gleicher  Zahl,  aber  die  Zwischenräume 
tind  so  schmal,  dass  sie  sich  fast  berühren,  auch  gehen  sie  an* 
mittelbar  in  die  Bippen  der  Pleuren  über,  welche  nieht  70n  einem 
glatten  Walst  umsäumt  sind').  Somit  gehAcen  die  vorliegenden 
Btfleke  keiner  der  beiden  häufiger  Torkommenden  Arten  det  rhemi* 
■eben  Deron  an.  Näher  alt  den  beiden  genannten  rheinitehen 
Arien  tteht  eine  Art  det  Hanei^  Cryphaeae  (Phaeope)  peotinatot 
Ad.  Bdm.  den  Kajter  •)  mit  CiTphaeae  eaUitelet»  Hall ')  identi* 
loirty  aber  anoh  hier  fehlt  der  glatte  Sanm  det  Anttenmndeti  Der* 


1)  Lindström,  NAgra  jakttagelser  öfver  Zoantharia  rugosa. 
^fersigt  af  K.  Yetenskaps-Akademiens  Förhandlingar.  Stockholm 
1866,  pag.  271,  Ub.  31,  üg.  U. 

S)  DybowtkL  die  Chitetiden  der  eatbaltlaehen  Silarformation 
1877,  pag.  114,  tab.  4,  fig.  K 

3)  Yergl.  Ferd.  Römer,  Leth.  palaeoz.  1876,  tab.  26,  flg.  10. 

4)  Vorliegende  Pygidien  von  Daleiden  stimmen  nicht  gani 
ait  der  Abbildung.  So  sind  die  Anhänge  des  Pygidiums  mehr  zu- 
respitzt  und  das  unpaarige  Mittelstück  kürzer  als  die  seitlichen,  so 
asa  es  zweifelhaft  ist,  ob  man  hier  von  einem  Anhange  reden  kann; 
.ie  Rippen  in  der  äusseren  Hälfte  leicht  gefurcht  und  mit  jenen 
inen  Winkel  bildend.  In  dieter  Beriehung  ist  die  ertte  Figor 
EUMinitchee  üebergangegebirge  tab.  II,  fig.  8)  mehr  zutreffend. 

5)  Ad.  Römer.  Beiträge  aar  geolog.  Kenntnitt  des  nordwettL 
Innee,  pag.  6.  tab,  9»  fig.  27. 

6)  Kayser,  die  Fauna  der  ältesten  Devon-Ablag.  des  Haneesi 
876,  pag.  82,  tab.  3,  fig.  10. 

7)  HaU,  Geol.  of  New-Tork,  1843,  pag.  200,  fig.  7. 


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TO 


Sitiongtberioliie 


Mibe  ist  dagegen  YorbsndeD  en  einem  Pjrgidinm,  wMiee  AiL  Römer '] 
am  dem  Unter -Devon  («Niveau  des  Havptquandte  der  Wied» 
Seliiefer*  Kays.)  von  Andreaeberg  lor  Daretellong  brachte  ned 

irriger  Weise  mit  Cryphaeus  (Phacops)  stellifer,  Bonneitt.  sp.  ttm 
dem  Eifler  Kalk  identificirte,  dem  jedoch  ebenfalls  ein  glatter  bai-L 
mangelt.  Diese  Ad.  Römerische  Art  von  Andreasberg  ist  also 
zu  benennen  und  der  Name  Cryphaeus  limbatus  auch  auf  dii 
vorliegenden  Stücke  anzuwenden,  wenigstens  bis  dahin,  wo  etws 
beaaer  erhaltene  Exemplare  eine  Abweichung  ergeben.  Ob  dtt 
grosse  von  Sandberger  als  Phacops  laciniatus  abgebildete  Exemplai 
ebenfalU  bierbergebörei  wird  wohl  ein  Yergleiob  dee  QrigiBili 
ergeben* 

Cryphaena  Romeri  eobeint  ancb  in  den  Daeheebiefern  da 
Wtapertbalea  bei  Kanp  vorankommen. 

Cryphaeus  Bömeri  liegt  snaammen  mit  DaUnanitea  rbanaiii 
Kaji.  nnd  Pbaoope  Ferdinandi  Kays.  *). 

Dr.  Ph.  Bertkau  verlas  Namens  des  Sekrelais  folgenden  as 
letzteren  eingesandten  Brief: 

In  den  Sitzungsberichten  des  naturhist.  Verein«  der  pren» 
Rheiulande  und  Westfalens  (1.  Hälfte  1880)  lese  ich  eine  Mittheilun^ 
über  das  Vorkommen  eines  von  Herrn  von  Möllondorf  aus  des 
mittlem  Yangtsekiang  bei  Kinldang  erhaltenen  neuen  AUigntora  uai 
finde  dabei  die  Notiz,  dass  dies  wohl  das  nördlichste  VorkonUMl 
von  Krokodiliden  in  der  alten  Welt  aeL  Znr  BiobtigsteUnng  leUin 
Bemerkung  möcbte  ieb  mir  erlauben,  anf  die  idbon  Ungar  (eeit  im 
Altertbume  so  viel  iob  weiss),  aber  wobl  niebt  sehr  allgenieiB  bs> 
kannte  Thatsache  auftnerkaam  au  machen,  dass  das  Kilkrokodil  n 
dem  Flflssoben  Nabr  Zeika  (KrokodUfluss  genannt)  stidUdi  im 
£iarmel  in  Palästina  vorkommt.  Bei  meinem  langen  Anfenlbali 
18|74  in  Palästina  habe  ich  verschiedene  sehr  glaubwürdige  Zeu^ 
darüber  gehört  und  auch  in  Nazareth  ein  von  jenem  Flüsscbe^ 
stammendes  Krokodilei  in  den  Händen  eines  armenischen,  in  EngUod 
gebildeten  Arztes  gesehen.  Zeit  zum  Besuche  der  Gegend  fand  id 
selbst  leider  nicht.  Das  palästinensische  Krokodil  soll  nur  eine  sei: 
massige  Qrösse  erreichen.  Ob»  wie  angegeben  wird,  das  Thier  sc 
Zeit  seiner  göttlichen  Yerehmng  aus  dem  Nil  hieherverpianzt  wur^t 
ist  wohl  nicht  mehr  mit  Sicherheit  nachtuweisen  und  sind  die 
bes&gl.  Angaben  kaum  beweisend.  Jedenfalls  wäre  es  bei  der  Ntti 
des  NUdelta'a,  wo  im  Alterthum  das  Krokodil  bekanntJieh  aock  st 


1)  1.  c.  pag.  62,  tab.  9,  fig.  28. 

2)  Sandberger,  Yerstein.  rhein.  SohiohtensjBt  in  Nassau,  tah 

1,  fig.  5  (non!  5a— c). 

S)  Zeitsch.  d.  deutsch,  geolog.  Ges.  1880,  pag.  19,  tab.  3. 


der  niederrhemiflcheti  Gesellaeliaft  in  Bonn, 


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Hauae  war,  mSgikib,  daaa  et  im  Krokodilfiius  anoli  urgprünglioli 
einhaiiniaoli  ist  «nd  iich  oaii  soflUKg  dort  Ifoger  erhaHen  bal  al« 

in  undern  benaoblmrten  parallel  laufendeD  Küst^Dfjrewässeni.  Der 
klimatische  Unterschied  zwischen  Nildelta  und  Ebene  Saron  ist  sehr 
grering.  —  Unverbürgten  Gerüchten  zufolge  sollen  auch  im  Kison 
schon  Krokodile  gesehen  worden  sein.  In  St.  Jean  d'  Acre,  wo  ich 
di'S  hörte,  ebenso  wenicr  in  Haifa  und  Nazareth,  wusste  jedoch 
niemand  etwas  sicheres  darüber.  —  Das  Flüsschen  N.  Zerka  mündet 
etwa  unter  82^80'  n.  B.,  während  der  mittlere  Yangtsekiang  bei 
Kinkiang  etwa  zwischen  dem  29^  und  81"  nördl.  Breite  flieset.  Dai 
nördlichste  bekannte  Vorkommen  von  Krokodiliden  in  der  alten 
Welt  ist  also  danach  in  Palftatina. 
Indem  iöh  eto. 

Dr.  H.  Dingler 
OnetoB  am  boten.  Garten  in  München. 

Dr.  J.  Lebmann  sprach  über  das  Vorkommen  vonTitan- 
mineralien  in  den  sächsischen  Granuliten. 

Die  Granulite  des  Königreichs  Sachsen  umschliessen  ein  Mineral, 
vrelclies  meist  nur  in  mikroskopisch  kleinen  braungelben  Saulchen 
bald  nur  vereinzelt  bald  in  dichten  Schwärmen  auftritt  und  die 
Aufmerksamkeit  aller  Beobachter  erregt  hat  Die  DeatuDg  dieser 
eiark  darcbscheinenden  KryataUohen  war  anfanglich  eine  sehr  rm* 
•cbiedene,  da  sie  immer  nur  in  mikroskopischer  Kleinheit  ango- 
trofifen  worden,  bis  Zirkel  (N.  Jahrb.  f.  Min.  n.  a.  w.  1876.  S.  628 
u.  ICkroik.  Beschaff,  d.  Mhieral.  n.  Geat  1678.  8.  466)  durch  die 
TOB  GnaiaT  Rose  (Zeitachrift  d.  dentMsh.  geol.  Ges.  1870.  8.  766) 
gemachte  Anffindang  von  maknMkopisohem  Zirkon  im  sog.  Hyper- 
•ttieml^  des  Badauthals  auf  die  Wahrscheinlichkeit  der  Verbreitong 
mikroskopisdier  Zirkone  anfmerksam  worde  und  dieselben  für  Zirkon 
erklärte.  Diese  Annahme,  der  jedoch  Rosen busch  (Mikrosk.  Phy- 
ßiogr.  d.  massig.  Gest.  1877.  S.  47)  widersprach,  wurde  auch  vom 
Redner  lange  für  berechtigt  gehalten  und  wie  es  scheint  ziemlich  all- 
gemein getheilt.  Nach  Zirkels  Vorgang  wurden  ähnliche  Krystallchen 
auch  in  anderen  krystallinischen  Schief  er  gesteinen  aus  verschiedenen 
Gegenden  als  Zirkon  aDgespr^hon.  0.  Meyer  beschreibt  sogar  in 
seinen  „Untersuchungen  über  die  Gesteine  des  St.  Gotthnrdtunnels* 
(SMtaehrift  d.  dentech.  geol.  Ges.  1878.  8.  11  und  12)  eine  am 
Zirkon  bisher  nicht  gekannte  Zwillingsbildnng.  Um  die  Zugehörig* 
keü  dieeer  Zwillinge  xcm  Zxrkxm  so  constattren  wnrde  ein  an  den 
»In  Zirkon  gedeuteten  Krystftllchen  reichtor  Homblendeeohieier  durch 
aasliri&gige  Behandlung  mit  Flnsssftnro  aersetst  und  der  die  Ery* 
etftllehen  in  grösserer  Menge  enthaltende  Rüdrstand  diemisch  geprüft 
und  Zirkonerde  gefunden.  Stapff  machte  (Zeitschrift  d.  deutsch, 
geol.  Ges.  1876  S.  1S3)  darauf  aufmerksam,  dass  bisher  makroskopisch 


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80 


Sitzungsberichte 


kein  Zirkon   als   accessorischer  Bestandtheil  von  den  TQnnelg^ 
lltineii  dee  BL  Gotthard  beobachtet  worden  lei  und  möchte  Siapff 
Tielea  ton  dem»  waa  Meyer  ala  Zirkon  beaebreibt,  fär  Rutil  htltai, 
irenn  dem  niehi  daa  ▼on  Meyer  gefundene  Analyaenreiultat  iridn» 
apriebe.  Butil  aea  awar  Ton  ihm  aneh  nooh  niehi  ala  aceamoriickr 
Gemengtheil  von  Gotthardgesteinen  geltenden  werden,  allein  er  n 
doch  lehr  h&nfig  in  Draaenrftnmen  beeondera  der  amphibolieicki 
Gesteinsschichten.  Sauer  wies  dann  (K.  Jahrb.  f.  Min.  u.  s.  w.  IS5 
S.  569  und  1880.   I.  S.  279)  dio  Unrichtigkeit  der  Meyer'echa 
Analyse,  welche  bereits  zur  Begründung  weiterer  BestimmuDge^ 
von  Zirkon  gedient  hatte,  schlagend  nach,  indem  er  zeigte,  ^ 
eine  aufbereitete  Menge  der  aU  Zirkon  gedeuteten  Krystallchenr 
dem  von  Meyer  untersuchten  Hornblendeschiefer  wohl  97^^/«1l 
aber  keine  Spar  von  ZrO^  enthielt.   Bamii  war  auch  die  Anff 
▼on  Zwillingen  des  Zirkons  hinfällig  geworden  und  das  Vorko  J 
▼on  Rutil  in  ein&ohen  Krystallen  und  in  den  auch  makroskal 
bekannten  kniefiSmilgen  Zwillingen  ala  mikroakopiaoher  Gemeoa 
fttr  gewisse  Gotthardsohiefer  hewieaen  und  ftr  anasenlpiDn  Gel 
wahracheinlieh  gemaehi.  In  rasoher  Folge  wurde  der  Rutil  inl 
leiohen  Eklogiten,  Amphiboliten»  Gnaimcn  und  GlimmersohA 
oonstatirt.  I 

Zirkel  (N.  Jahrb.  f.  Min.  u.  s.  w.  1880.  I.  S.  89)  betontM 
gegen  und  für  gewisse  Fälle  wohl  mit  Recht,  dass  damit  dem  ZiA 
als  mikroscopischer  Gemengtheil  doch  nicht  der  Garaus  genUi 
sei,  zieht  jedoch  zum  Beweise  auch  die  sächsischen  Granulite  hfli 
bei  welchen  die  Bestimmung  der  braungelben  Krystallchen  als  Ziiff 
aufrecht  erhalten  und  darauf  bingrewiesen  wird,  dass  naeh  sim 
Miitbeilung  von  Dathe  Zirkons&ure  ohemisch  nachgewiesen  sei.  ^ 

Redner  widmete  in  letiter  Zeit  aeina  Auftnerkaamkeifc  *dsB  (| 
den  aiehaiaehen  Grannliten  ▼oAommenden  ang^diohan  ZbAam 
und  gelangte  an  dem  ResaUat»  dasa  die  fr^lielien  KryaCiBehm  ii 
den  Grannliten  aimmtUeh  Rntil  und  niehi  Zirkon  aind  und  tnf 
diea  aneh  bereite  aeinen  Znhfirem  im  Colleg  vor.  Li  defaiftii 
Zeit  seheint  Roaenbuaeh  ebenfalls  seine  Ansiebt  dahin  gefestigt  n 
haben,  dass  die  mehrerwähnten  mikroskopischen  Gemengtheile  da 
Granulite  Rutil  seien.  In  einem  Referat  (N.  Jahrb.  f.  Min.  u.  ». 
1881.  I.  S.  211)  über  den  von  Dathe  aufgesetzten  Text  sur  Section 
Waldheim  der  geologischen  Specialkarte  des  Königreichs  Sach«!! 
bemerkt  Rosenbusch,  dass  er  niemals  Zirkon  hätte  nachweisen  könn?^ 
vielmehr  bei  mehrfachen  chemischen  Prüfungen  der  isolirten  brauDCu 
Kryst&Uohen  jedeamal  die  Titan-Reaction  erfolgt  aei.  Dathe  fahrt  u 
dem  Text  au  Seotion  Waldheim  (Brlftnterongen  lur  geologis^bo 
Speoialkarto  dea  Königrcioha  Saohaen.  Seotion  Waldheim  a  4  4« 
Rntil  ab  aporadiaeh  im  normalen  Grannlit  Tcrtceten  an  und  mr 
in  Form  von  naohPos  Tenwillingten  KrystiUohen  und  aagenitiich» 


der  niederrheinisohen  Geseuaciiaft  in  Bonn. 


81 


Verwachsungen  (Granulit  des  Nonnenwaldes,  Vorwerk  Massanei, 
Kriebetein,  Waldheim,  Ebersbach  etc.),  doch  sieht  er  in  der  Mehr- 
zahl der  bräunlichen  Kryställchen  Zirkon  (I.  c.  S.  8):  nDer  Zirkon, 
in  liebtliriiuiliehen  qiiadrftiisobeii  S&nlehen  and  gerondelen  Kdmdhen 
durdhapieki  oft  in  grosier  Zahl  die  anderen  Geeteinsgemepgthyle, 
so  nnmenUich  Gmnat  nnd  Qnan.  Der  Kachwete  der  wirkfichen 
Zirinumatur  wurde  dadurch  geliefert,  data  man  Granulitgroa  Tom 
«grünen  Hanae»  bei  Naundorf  lohlemmte,  woduroh  ein  an  Zirkon- 
iriUelohen  angereicherter  Quarzsand  erhalten  wurde,  in  welchem 
sich  sodann  auf  chemischem  Wege  die  Zirkonerdc  nachweisen  Hess". 

Welches  Gewicht  diesem  chemischen  Nachweise  der  Zirkon- 
erde  beizumessen  ist,  kann  bei  dem  Verschweigen  des  Namens  des 
Analytikers  und  infolge  unterlassener  Angabe  des  eingeschlagenen 
Analysen-Ganges  nicht  beurtheilt  werden.  Noch  weniger  lässt  sieh 
feststellen,  ob  die  gefundene  Zirkonerde  auf  die  lichtbräunlichen 
Säulehen  beacgen  werden  muaiu  Daaa  Zirkonerde  hie  nnd  dn  in 
Gesteinen  der  aiebaiachen  Granulitfbrmaiion  eioher  nacbauweiaen 
leb  dfirfte,  mnaa  wobl  angenommen  werden,  da  Zirkon  ala  Qaog^ 
mineral  im  Eklogit,  weleber  in  der  Nihe  dea  Bahnhofes  Ton  Wald- 
heim hinter  dem  Gasthause  «zur  Erholung^  ansteht,  Torkommt, 
doch  durften  da  zunächst  die  Eklogite  und  Diallaggranulite  in 
Betracht  kommen.  Dass  aber  die  braungelben  Kryställchen  in  den 
lichten  Granuliten  nicht  Zirkon  sondern  Rutil  sind,  davon  hat  sich 
Redner  nach  eingehender  Prüfung  überzeugt  Die  Ergebnisse  dieser 
Untersuchung  sind  folgende: 

In  den  Granuliten  des  Sächsischen  Mittelgebirges  finden  sich 
sehr  oonatant  als  ein  accessorisoher  mikroskopischer  Qemengtheil 
bald  nur  sporadisoh  bald  aehwannar^  angehftnik  langprismatisohe 
bis  ainrk  Terkttrtte»  gewöhnlich  intemaiT  branngelb  dnrahacheiiiende 
fiQÜIkryatSlldieny  welche -auf  Querschnittan  dentlieh  einen  qnadra- 
tiseben  IJmriaa  erkennen  lassen  und  beiderseits  mit  Pyramidenflftoben 
endigen.  Gans  beaonders  reich  an  diesen  sierlidien  Gebilden  erwiea 
sieh  ein  normaler  Granulit  von  den  Felsen   bei  der  Spinnerei 
America   unterhalb  Penig   im  Muldethal   sowie  vom  Burgstadtor 
Communalsteinbruch  bei  Göppersdorf.    Neben  den  braungelb  ge- 
färbten finden  sich  auch  hellgelbe  und  nahezu  farblose  —  dann 
aber  ganz  besonders  lange  und  dünne  —  Rutilprismen ;  andererseits 
wird  die  braungelbc  Färbung  durch  eine  rothbraune  vertreten  und 
diese  wird  an  einzelnen  Kryställchen  so  dunkel,  dass  dieselben  kaum 
noch  durchscheinen,  oder  geht  in  ein  völliges  Schwarz  über,  womit 
dann  natftrliob  Undnrehsicbtigkeit  verbanden  ist    Die  schwane 
FirboDg  ist  jedoch  selten  Aber  das  ganae  Individuum  anagedehnt« 
ioiidam  gewöhnlich  auf  eni  Ende  oder  auch  wohl  auf  ehien  mittleren 
TbeÜ  beechrinkt.  Bei  anffallendem  Licht  zeigen  die  STystiUchen 
Metallglana  nnd  geben  bei  dunklerer  F&rbung  einen  blftuUchen 

Sitzusieab.  d.  uiederrholu.  Qesellscli&ft  in  Bona.  IttBl.  6 


Sitzongsberiohte 


metallischen  Schein.  Namentlich  bei  den  grösseren,  welche  mtn 
suweilen  auf  dem  Gesteinsbruche  theilweise  freigelegt  mit  blossem 
Auge  odor  besser  mit  der  Lupe  auffinden  kann,  ist  der  metallische 
Glanz  unverkennbar  und  unterscheidet  sie  dieser  leiohi  ▼om  Zirkon 
Auch  die  ToUsiftadig  im  Gestein  eingebetteten  kleineren  EryställcheD 
laven  M  gedgneier  Belenobtong  nnier  dem  Mikmkop  kinfiig  dm 
Metall^^bni  wahraehmen.  Einselne  Priemen  cind  eneib  bei  gvoMr 
Dfinne  wenig  darehaoheinend  und  haben  eine  grapbiigfMe  bis  blta' 
gnne  Firbong,  welohe  jedodh  sum  Tbeü  wohl  der  OberflMe 
angehört  nnd  nieht  die  reine  Farbe  dee  dnrchgelanenen  likhtoi 
ist.  Genau  dieselben  braunen  und  grauen  Farben  in  all'  den  auf- 
geführten Nüancen  und  denselben  metallischen  Glanz  beobachtete 
Redner  an  den  feinen  llutilprismen,  welche  wie  ein  Filz  aus  blondec 
Haaren  so  häufig  die  Bergkrystalle  vom  St.  Gotthard  erftklien.  — 
Sammelt  man  eine  grössere  Anzahl  der  im  Granulit  eingeschlossener) 
Krystailchen  und  prüft  sie  in  der  Phosphorsalzperle,  ao  erhält  mtn 
die  Titan -Reaction  und  bestätigt  somit  daa  ehemieehe  YerbaHeo 
dae  bereits  dnroh  verglsiohende  Betrachtung  gewonnene  Beeultal> 

Die  ab  quadratiaeh  erkannten  KryatftUoben  laaeen  tiob  aack 
optisoh  als  einazige  Körper  bestimmen  nnd  an  ieoUrten  lodividnei 
wurde  die  FlSchencombination  coPqd.P  wahrgenommen,  doch  lehrt 
die  Betrachtung  unter  dem  Mikroakop,  dasa  aooh  noeh  «ndar« 
Prismen  und  Pyramidenflftehen  nieht  selten  anftreten.  Die  KrystiH- 
ohen,  welche  nur  ausnahmsweise  1  mm  Länge  und  0,2  mm  Dicke 
erreichen,  gewohnlich  in  ihrer  Grösse  weit  darunter  bleiben,  smü 
theils  modellartig  scharf  begrenzt  und  von  sehr  reiner  Substanr. 
theils  haben  sie  gleichsam  stückweise  ausgebrochene  Kanten  oder 
zwei  längere  Prismen  werden  mit  Freilassung  ihrer  Enden  durch 
eine  gewölbte  Lamelle  verbunden,  sodass  Gestalten  entstehen,  welche 
Aehnlichkeit  mit  den  zum  Aufwickeln  der  Angelschnur  dienenden 
Spulen  der  Angler  habso.  —  Seltener  sind  knieftimige  Zwillinge, 
doch  findet  man  davon  bei  genauem  Naehaudhen  mehr  als  man  an- 
fangs Termuthet»  namentUeh  bei  den  stark  verkfinten  KiystUU». 
Ein  grösserer  unregefanftssig  oontourirter  Zwilling  von  0^  mm  BrmSat 
Hess  eine  aoharfe  und  geradlinige  Zwillingsgrenae  erkennen,  welehe 
namenilioh  dann  hervortrat,  wenn  unter  dem  Polarisations-Mikroskor 
ein  Individuum  auf  Dunkel  eingestellt  wurde  und  das  andere  hei 
blieb.  Infolge  nicht-horizontaler  Lage  des  Rutilzwillings  im  l'rä[>arv 
erschien  der  Winkel  des  Knies  grösser  als  or  in  Wirklichkeit  r 
Dieser  Rutil  fand  sich  in  einem  grosseren  augenartig  im  Granul. 
eingeschlossenen  Feldspath.  üeberhaupt  beherbergen  die  FeldqpAth- 
äugen  der  Granulite  die  grosseren  Rutile  nnd  zwar  zusamnieo  in^t 
kunprismatischen  dioken  Apatiten,  QaarskömoheiL  und  JMolitblittehfr. 
wihrend  die  Ideineren  Butile  häufiger  im  Qnans  und  Graaat  «in- 
gewachsen  sind.  Ein  anderer  Bntils?rilling  war  ebenftlls  in  esncm 


der  medarriidiUBoheii  Qeeelltchaft  in  Bonn. 


88 


groMflD  Feldspathaoge  ebgebeitei  und  leiohneie  tich  dareb  Beine 
groase  Regelmftsrigkeit  an«.  Bei  etwa  0,05  mm  Dicke  erreiehte  der 
eine  Schenkel  1  mm  Lftuge,  der  andere  nor  den  vierten  Theil  davon. 
Die  Farbe  war  liditbraungelb  bie  anf  das  Terwacbiene  Ende  des 
grfteeeren  Individnomfl,  weksbee  ecbwarz,  nndarcbsichtig  nnd  stark 
metallisch  glänzend  war.  Kleinere  und  weniger  aufrallendc  Zwillinge 
findet  man  in  fast  allen  Granulitdünnschliffen,  welche  die  braungolbon 
S&ulchen  überhaupt  in  einiger  Menge  enthalten.  —  Auch  das  Auftreten 
in  Zwillingen  widerspricht  der  Deutung  als  Zirkon,  so  lange  von 
letalerem  Mineral  nicht  makroskopische  Zwillinge  nachgewiesen  sind. 

Das  bei  anderen  Vorkommnissen  so  häufige  Zersetznngsprodaot 
des  Rutils  und  des  Titaneisens,  der  Titanomorphit,  ist  nur  selten  an 
den  Rntilen  der  Qranolite  wahisunehmen;  wo  ee  sich  findet,  da 
umrandet  es  dickere  Ratilkömchen  oder  darohaieht  leistenfönnig 
dfinnere  Rntilschalen. 

Rutile,  welche  in  den  Orannliten  sehr  donkel  oder  an  einem 
JBSiide  schwarz  und  nndnrchsichtig  ausgebildet  sind,  pflegen  opaken 
Bnklümpchen  anzuhaften,  so  zwar,  dass  hftufig  eine  Grenze  weder 
durch  eine  Differenz  in  der  Farbe  noch  durch  einen  Absatz  in  der 
Umgrenzung  bemerkt  werden  kann.  Das  drangt  die  Vermuthung 
auf,  dass  in  den  schwarzen  Rutilen  die  eisenreiche  Varietät  des 
Nigrins  zu  sehen  ist  und  dass  das  Erz  wohl  titanhaltig  sein  möchte, 
also  titanhaltiger  Eisenglanz  oder  Titaneisen,  da  es  rhomboedrische 
Umrisse  erkennen  lässt.  Verwachsungen  von  Rutil  und  Eisenglanz 
aind  ja  bekannt.  Daneben  findet  sich  aacb  Eisenkies,  welcher  nicht 
mit  dem  oxydischen  Erse  verwechselt  werden  darf. 

Ein  anderer  mikroskopischer  Ctoengtheil  der  Orannlite  ist 
nicht  minder  anffUlig  als  die  för  Zirkon  gehaltenen  S^stftllchen; 
es  iind  dies  ungemein  dflnne  nnd  lange  dunkle  strichförmige  Oebüde, 
welche  wie  Fäden  eines  Spinngewebes  das  Gestein  durchziehen. 
Diese  schwarzen  Striche  verlaufen  in  beträchtlicher  Länge  bald 
schnurgerade  bald  gebogen  und  mit  Knickungen.  Neben  diesen 
durch  ihre  Länge  auffallenden  Gebilden,  welche  unbeirrt  durch  die 
Abgrenzung  der  einzelnen  Gemengthcile  durch  das  Gemenge  von 
Qaarz  und  Feldspath  hindurchsetzen,  findet  sich  in  den  Quarzen 
nngehftafi  ein  Gewirr  feinster  Strichelchen,  welche  die  Gestaltung 
der  grösseren  im  Kleinen  nachahmen  nnd  mit  dümien  bräunlichen 
BUittchen  nntermischt  sind.  Achtet  man  genan  auf  die  anscheinend 
regellose  Lage  der  Striohelchen  so  bemerkt  man  nicht  selten  eine 
parallele  Anordnung  in  drei  Richtungen,  welche  sich  ungef&hr  anter 
60*  sehneiden.  Mehr  isolirt  liegende  kilraere  Nftdelchen  sind  oft 
völlig  geradlinig  oder  durch  ein  oder  mehrmalige  Knieknng  ge- 
brochen. In  einem  Falle  lag  ein  solches  knieformiges  Gebilde  mit 
völlig  geraden  gleichlangen  Schenkeln  genau  in  der  Ebene  des  Ge- 
sichtsfeldes im  Mikroskop  und  war  damit  die  Möglichkeit  gegeben. 


84 


filtzungsberichtd 


den  Winkel  genau  zu  messen.  Die  Messung  ergab  122®.  Erwl^ 
man  die  in  manchen  Fallen  aagcnit  ähnliche  Gruppirung  der 
Btrichformigen  Gebilde,  das  Vorkommen  in  knieformigen  oft  hin 
und  zurückgeknickten  Zwillingen,  deren  Winkel  wie  der  angegebene 
sich  beim  Sagenit  wiederfinden,  dann  wird  man  wohl  mit  Recht 
darin  ebeufaiU  Rutil  sehen  dürfen*  Auf  den  ersten  Blick  erscheint 
es  ftUerdings  anfiUligi  dais  dieee  winsigen  siriolifdnnigen  Aolä« 
mit  den  gröeseren  branngelbsii  ebenÜUIe  nia  BntU  erkuu&ien  Kfy> 
■tftUolieni  welolie  nur  eelir  selten  gebogen  nnd|  in  gtr  keiner  Bs* 
Bielrang  sn  sieken  ackeinen.  ADein  belracktet  man  die  ala  ein 
einlkoker  aekwaraer  Strick  ersek^nenden  BnÜle  bei  stiricarBr  Yer> 
grösserung,  so  gelingt  es  bei  vielen  zwei  ParaUellinien  mit  da- 
zwischen liegender  lichter  (farbloser?)  Substanz  zu  erkennen;  andere 
dagegen  bleiben  auch  bei  Anwendung  stärkster  Vergrösserung 
dunkel  —  man  entdeckt  dabei  immer  neue  noch  dünnere  aber  nicht 
minder  lange  Striche  —  und  muss  es  unentschieden  bleiben,  ob 
sie  wirklich  undurchsichtig  sind  oder  infolge  der  Lichtbrechung 
dunkel  ersekeinen.  Sucht  man  nacky  dann  findet  man  auch  dis 
anfangt  TCnnissten  Zwischenglieder  awischen  den  strichförmigea 
BntUen  nnd  Hipa  dickeren  kraungelb  gel&rbten.  Dennook  aiiid  dia 
Zwiaekenstnfen  in  der  GrtoenauabUdung  der  Bntile  niokt  geiada 
k&nfig.  Im  Groaaen  und  Ganaen  vertreten  audi  dieae  beideii  Aas- 
büdnngaweiaen  dea  Bntüa,  dook  iat  ein  gemeinsamea  Yorkandenida 
nidit  aosgeseklosaen  (Granulit  des  Burgstidter  OommnnalsteinbniGkfls 
bei  Göppersdorf). 

Da  wo  die  strichformigen  Rutile  in  den  Quarzen  sich  zu 
dichten  Haufen  ansammeln  und  der  Mehrzahl  nach  nur  kurz  sind, 
da  sind  sie  stets  vergesellschaftet  mit  braunen  Täfelchen,  welche 
sehr  scharflinige  rhomboedrische  Umrisse  (Dreiecke,  Seebaecke, 
Rhomben)  besitzen.  Kleinere  derselben  sind  in  perlschnorstfügs 
Beiken  geordnet  oder  verfliessen  in  knotig  oder  keulenförmig  aa- 
ackweUende  Stftbe.  Bei  grösserer  Dicke  sind  aie  dnnkeibraan  oder 
werden  auek  gans  nndurekaioktig,  metalliaek  gUnaend  und  nehsMa 
gerundete  Formen  an.  Die  ganae  Eraokeinongaweiae  erinnert  an 
Eiaengbuia,  doek  feklt  iknen  die  rotke  Farbe,  «eleke  dünne  Siaen- 
gtanabttttoken  im  durchfallenden  Lickte  leigeo.  Die  meisten  der> 
aelben  sind  ohoooladenbraun  gef&rbt,  dünnere  nehmen  eine  in^f 
Violette  spielende  Farbe  an  und  die  dünnsten  scheinen  mit  einer 
schwach  grüngelben  Farbe  durch.  Die  grösseren  dieser  zarten 
Blättchen  —  ihre  Dimensionen  sind  stots  mikroskopische  —  sind 
nicht  selten,  wie  das  auch  vom  Eisenglanz  bekannt  ist,  trotz  ropel- 
massiger  äusserer  Begrenzung  in  ihrer  Masse  nicht  conÜnuirliob. 
Uire  Vergesellschaftung  mit  Butil  lässt  in  ihnen  Titaneisen  oder 
einen  titanhaltigen  £iaenglana  verrnntken.  Wakrackeinliok  kommen 
versokiedene  Miaokungen  vor.    Beiner  Eiaenglana  können  aie  mobt 


der  niedmheliuiohen  GesellBohaft  in  Bonn. 


85 


wohl  sein,  da  ihnen  die  rothe  Farbe  dcd  Eiaenoxyda  fehlt.  Einer 
ganz  analogen  Verknüpfung  des  Rutils  mit  einem  Titaneisenerz 
wurde  bereits  bei  der  Schilderung  der  grösseren  braungelben  Eutile 
gedacht. 

Geh.  Rath  Trosobel  machte  eine  Mittheilung  über  einige 
Cephalopoden  des  Boaner  Hnsenms,  namentlich  die  Gattungen 
SepMia  Gray  und  Ommatostrephes  d'Orb.  Unter  Vorlage  der  Ab- 
hnndlnng  von  Steenstmp  «Sepiella  Qntj*  in  Tidentkabelige  lledde> 
leleer  fra  den  natnrhietoriske  Forening  a  ^Jffbenhavn  1880  p.  847 
konnte  er  beetätigou,  dass  SepMa  stnemta^  welche  Femssao  nnd 
d'Orbigny  nach  einer  chinensehen  Abbildnng  anfgeetellt  hatten,  und 
die  das  Bonner  Masoum  aus  Japan  besitzt,  das  Männchen  von 
Sepiella  inermis  ist.  Die  im  Museum  vorliandenen  Arten  von 
Ommatostrephes  liessen  sich  nach  der  Abhandlung  von  Stconstrup 
^De  Ommatostrephagtige  Hlaeksprutters  indbyrdes  Forhold'*  ib.  1880 
p.  73,  in  welcher  derselbe  die  Faltung  der  Triebtorgrube  als  Unter- 
scheidungsmerkmal benutzt,  mit  Sicherheit  bestimmen.  Die  Gattungen 
Ommatostrephes y  Todarodes  und  lUex  sind  im  Bonner  Museum  ver« 
treten,  Dosidicus  noch  nicht.  Schliesslich  äusserte  der  Vortragende, 
dasa  von  den  18  Ton  Steenstmp  all  aweifelbalk|  nnd  aum  Theil  ab 
unentwirrbar  aa^esftUten  Arten,  eich  dodi  wohl  einige  noch  fest- 
etellen  lassen  würden,  wenn  ans  denselben  Looalit&ten  wieder  Eiem* 
plare  in  die  Binde  von  Natarforaohem  kämen.  Er  ist  der  Ansiehti 
dass  lahlreiohe  Thierspedes,  weil  falsohlioh  aufgestellt,  snsammen* 
gesogen  werden  müssten,  aber  dies  dürfe  nur  mit  grosser  Vorsicht 
geschehen,  und  nach  Untersuchung  und  Ycrgleichuug  der  Original- 
Exemplare,  nicht  bloss  nach  Vergleichung  der  Diagnosen  und  Be- 
schreibungen. Diese  letztere  Bemerkung  war  jedoch  eine  allgemeine, 
und  sollte  nicht  Bezug  haben  auf  die  sehr  grimdliohc  Arbeit  von 
Steenstmp. 


MedlBlnlgehe  Seetion. 
Sitsnng  vom  21.  Februar  1881. 
Yorsitsender:  Oeh.-Bath  Baseh. 
Anwesend:  19  Mitglieder. 

Als  ordentliches  Mitglied  wird  aufgenommen:  Herr  Dr.  Puhl 
in  Godesberg. 

Dr.  Ungar  berichtet  über  einen  Fall  von  Urticaria 
recidiva  mit  wohl  charaktc risirten  Anfällen  von  Asthma 
bronchiale.  Bei  einem  kräftigen  Landwirthey  der  vorher  weder 


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86 


Sitiongaberichte 


an  ürtioam  noch  an  asilimatiachen  AnfMIen  galittfln  haita,  bUBU 
sieb  10  Tage  lang}  so  oft  er  eioh  emige  Zeit  im  Freien  enfUrift, 
eine  über  den  gensen  Körper  Terbreitete  UrtioariarEraption  ein,  n 
weleher  rieb  einige  Minaten  später  ein  wobl  ausgeprägter  AniaD  von 

Astbma  bronchiale  gesellte.  Kebrte  er  aus  der  rauhen  und  kalten 
Ausseuluft  in  die  erwärmte  Stube  zurück,  so  Hess  die  Athemnoth 
allmählich  nach,  gleichzeitig  traten  die  Urticaria-Quaddelu  zurück. 
Während  eines  Anfalles  cxpectorirte  Patient  auf  Wunsch  nach  längere 
vergeblicher  Bemühung  eine  etwa  boluiengrosse  Menge  zähen  gla- 
sigen Sputums.  Dieses  Sputum  enthielt  in  einem  charakterisüaobea 
fadenförmigen  Würstchen  die  Leyden'schen  Astbrna-Ktystalle. 

Sebon  früher  haben  französiache  Autoren  das  gleichzeitig« 
Auftreten  von  Urtioaria  und  aatbmatiieben  Anftllen  beobachtet  vaä 
die  Anaiobt  auigesprooben,  dasa  ea  sieb  bierbei  niobt  um  eiae  war 
ftllige  Coinoidena  bandele,  data  vielmebr  ein  Cauaalnexnt  swiaebea 
beiden  Affeotionen  best&nde.  Ungar  glaubt  aiob  dieser  Anriebt  aar 
schliessen  zu  müssen.  Er  föhrt  das  gleichzeitige  Auftreten  der 
Ürticaria-Eruptiou  und  des  Asthma  bronchiale  auf  vasomotorische 
Nerveneinflüsse  zurück  und  betrachtet  demnach  die  beiden  Krank- 
heits-Erscheinutigen  als  Symptome  einer  Angioneurose.  Bemerkens- 
werth sei  hierbei  der  Nachweis  der  Leyden'schen  Krystalle.  In  den 
früher  beschriebenen  einschlägigen  Fällen  geschähe  einer  L  utersuchung 
des  Sputums  keine  Erwähnung.  Sollte  die  Unterauehung  weiterer 
Fälle  von  Urticaria  mit  asthmatischen  AnfUlen  ergeben,  daaa  die 
betreffenden  Krystalle  auob  for  diese  Fom  Yon  Asthma  ein  paibo* 
gnomiscbes  Symptom  bildeten  und  acoepüre  man  die  AuflGÜaung, 
daai  es  sich  in  diesen  F&Uen  um  eine  Angioneuroae  bandele,  so 
vwlöre  die  L^en'sobe  Hypotbeae,  dass  die  Krystalle  den  aetlitna* 
tisoben  Anfall  berTorriefen,  aebr  an  Wabraobeinliobkeit.  Werde  dar 
astbmatisobe  Anfall  durch  vasomotorische  Nerreneinflüsso  hervorge- 
rufen, so  erscheine  es  plauBibler,  die  Krystallbildung  für  die  Folge, 
als  wie  für  die  Ursache  des  asthmatischen  Anfalles  zu  halten. 

Prof.  Busch  bespricht  das  abnorme  anatomische  Ver- 
halten einer  Hernie  in  der  Leistengegend.  Ein  60jäbriger 
Landmann  wurde  am  7.  Dec.  1880  mit  allen  Zeichen  der  Dnmiob» 
turation  in  der  Klinik  au%enommen«  Seit  mebreren  Tagen  mr 
▼ollstftndige  Stuhlveratopfiing  vorbanden,  üebelkeit  und  AufeCoeasB 
batte  sieb  eingestellt,  aber  das  erste  Erbreeben  war  erat  am  Ti^ 
der  Aufiiabme  eingetreten.  Der  Leib  war  stark  aufgetrieben,  aber 
man  konnte  wegen  der  Dicke  der  Bauehdecken  keine  einaelne  Dana- 
windnngen  unterscheiden.  In  der  rechten  Leistengegend  lag  eine 
eiförmige  faustgrosse  Güscliwulst,  .welche  sich,  wie  ein  äusserer 
Leistenbruch  von  oben  und  aussen  nach  unten  und  innen  crstreckto. 
Auffallender^  Weise  hatte  sie  sich  nicht  in  das  Scrotum  herab^e- 


der  niederrheiniMben  Greaeliscbaft  in  Bonn, 


87 


•enkt^  tonten  war  auf  die  Symphyse  herabgestiegen,  wo  dam  ihr 
imteM  Bode  unter  dm  Hant  des  Penis  lug,  Naeh  oben  setate  sieh 
die  Geschwulst  durch  die  Bauohdeoken  hindurch  fort  StiUpte  man 
den  Hodtamaek  ein  und  Ifthrte  man  den  Zeigefinger  in  den  Lristen* 
kanal^  so  fand  man  diesen  aiemlioh  weit,  aber  Tollstftndig  frei,  und 
fühlte,  wie  die  Geschwulst  sich  dicht  oberhalb  desselben  und  parallel 
mit  freiem  Verlaufe  erstreckte.  Die  Geschwulst  war  durchaus  nicht 
prall,  war  schmerzlos  und  hatte  dumpfen  Percussionston.  Versuche 
der  Reposition  inisslangen.  Der  Patient  gab  an  seit  lanpfen  Jahren 
diesen  Bruch  zu  haben,  zeitweise  auch  ein  Bruchband  darauf  getragen 
zu  haben,  welches  aber  nie  den  Bruch  su rückgehalten  hätte.  In 
der  lotsten  Kaoht  sei  der  Bruch  stärker  aufgetreten,  aber  ein  Theil 
sei  wieder  surftokgesehoben  worden.  Da  aller  WahrsoheinUobkeit 
lUMih  die  Dirmobluration  nieht  in  diesem  irreponibelenf  sieht  eni- 
sündeten  Bmehe  begrGndet  war  und  da  die  Symptome  nooh  nieht 
bedrohlieh  erschienen,  so  wurde  noch  der  Versnob  gemaeht»  durch 
mehrere  mdgliehst  hooh  hinauf  geführte  Klystiere  Wegsamfceit  an 
scbaiTen.  Als  aber  am  folgenden  Tage  kein  Stuhlganjr  erfolgte,  das 
Erbrechen  sich  mehreremala  wiederholt  hatte,  der  Puls  kleiner 
wurde,  wurde  am  9.  Dec.  zur  Operation  geschritten.  Ka  wurde 
vorher  darauf  aufmerksam  gemacht,  dase  wir  es  mit  einem  Bruche 
in  der  Leistenf^egend,  aber  mit  keinem  Leistenbruche  zu  thun  hatten, 
dass  wir  ferner  genöthigt  sein  könnten  den  Bruchsohnitt  in  eine 
Laparotomie  anszuHehnen,  wenn  nicht  hinter  dem  Netze  eine  einge- 
klemmte Darmsehlinge  versteckt  sei,  da  dann  die  Ursache  eine  innere 
£inklemmung  sei.  Naah  der  Spaltung  von  Haut  und  Bindegewebe 
in  der  Lftngsaehse  der  Gesehwulst  stiess  man  auf  einen  yoUstftndigen 
Bmeiisaok,  weksher  sich  aus  einer  ovalen  Oeffiiung  in  der  Aponeu-* 
rose  des  inssem  Bauohmuskeb  berrorgestülpt  hatte  und  bis  über 
di0  Wunsel  des  Penis  reichte.  Nach  der  ErSÄhung  des  Bruchsaokes 
sah  man  Ketzmaasen,  welche  durchaus  nicht  entzündet  waren,  aber 
an  vielen  Punkten,  besonders  am  unteren  Ende  des  Bruchsackes  mit 
diesem  verwachsen  waren.  In  einzelnen  Portionen  wurde  das  Netz 
mit  Catgut  an  der  Bruchpforte  unterbunden  und  die  peripheren 
knollig  entarteten  Theile  exstirpirt.  Die  Bruchpforte  war  durchaus 
nicht  eng  um  das  Netz  zusammengezogen,  man  konnte  ohne  Ein- 
kerbung derselben  den  Finger  in  die  Bauchhöhle  führen.  Der  Weg, 
weleben  der  Finger  dabei  zurücklegte,  war  ein  ähnlicher  wie  bei 
dem  Leistenkanaley  da  der  Bruohsaek  in  sohriger  Biohtung  die 
Bandideeken  durdisetate.  In  der  Bauchhöhle  stiees  der  Finger 
sofort  aof  eine  grosse  prall  angefBllte  Darmsohlinge,  wetehe  man, 
aaohdem  der  Sohnitt  em  wenig  nach  oben  dureh  die  Bauohdeoken 
erweitert  war,  aueh  su  Gesichte  bekommt.  Durch  die  Striae  longi- 
tudinales  war  sie  als  Colon  gekonnzeichnet,  wegen  ihrer  Mobilität 
uud  ihres  laugen  Moseuteriuma  konnte  sie  nur  entweder  dem  Colon 


88 


Sitzungsberichte 


trauBvcrsum  angehören,  wenn  das  Colon  bei  seiner  Füllung  die 
Form  des  lateinischen  M  angenommen  hatte  und  die  Mitte  dea  C. 
trantyarsam  dann  so  tief  herabreichie,  oder  sie  geborte  der  Flexun 
sigmoidet  an,  welche  bis  in  die  rechte  Seite  henibamgto.  Jedes- 
iaUt  muMto  dar  Omnd  der  Darmolitiimtioii  im  imtanlan  TMIa 
das  DieWamMw  U^gen.  B«i  der- Seh^fielia  dei  Patlnteo  lüeU  kh 
es  fSr  ungefthrlieber  an  der  geblihten  ScUinge  provSaorieoh  dm 
künitlichen  After  ansalegen  alt  den  Yereooh  su  roadieB|  naoh  weiter 
Er^nimg  der  BaoeUifilile  die  Ursache  der  isnem  Binklemmmg 
aufzusuchen.  Der  kleine  Schnitt  in  die  Bauebdecke  wurde  mit 
Peritonaeum  umsäumt,  die  Darmschlinge  geöffnet  und  dann  mit  den 
Rändern  des  Längsschnittes  thiMls  an  das  umsäumte  Peritonaeum 
theila  an  den  Bruchsack  angenäht.  In  den  ersten  beiden  Tagen 
ging  Alles  vortrefflich,  das  Erbrechen  hörte  auf,  der  Leib  fiel  nach 
Entleerung  grosser  Massen  zusammen.  Nun  entwickelte  sich  aber 
eine  Phlegmone  der  rechtsseitigen  Bauchdecken,  welche  bis  zum 
Rücken  und  bis  auf  den  Obereehenkel  berabreiohte.  Eine  a 
Geniimetor  lange  Xnoieioii  legte  nekrotiaireiidee  Bindcgeiwebe  bloi. 
Ohne  data  Temperatateteigening  eingetreten  wlre,  woide  dar  Pnk 
freqnenter  und  nnregelnitelg,  die  Zange  trodmi  and  am  Abend 
dee  16.  erfolgte  der  Tod.  Die  ümaiamang  dee  Peritonaemn%  wekbe 
wir  eeit  dem  Eneheinen  der  Arbeit  des  Herrn  M.  Müller  bei  jeder 
Enterotomie  angewendet  haben,  hat  uns  in  diesem  Falle  also  nicht 
vor  dem  Auftreten  der  gefurchteten  Phlegmone  geschützt.  Dm 
Vorfahren  ist  vorzüglich,  weil  es  dadurch,  dass  dem  ausfliessendeo 
Darminhalto  der  Weg  in  die  Bindegowebsräume  der  Bauchdecken 
verlegt  wird,  eine  der  Ursachen  für  die  Entstehung  der  Phlegmone 
eliminirt.  Wenn  trotzdem  eine  Phlegmone  aoftritt,  so  braucht  nicht 
nothwendig  eine  Naht  nicht  gut  gehalten  zn  haben;  denn  dieee 
B  in  degewebsent Zündungen  können  aaeh  bei  Laparotomien  ohne  Bohr 
rotome  auftreten.  Der  Patient»  welchem  ieh  vor  c.  16  Jalra 
wegen  YoIyoIqb  den  Bmob  eröflbete  nnd  bei  welohem  eieh  der 
Volvnlnf  entwirren  lieee,  achwebte  nodh  Ungere  Zeit,  naebdeoi  4b 
C^realation  im  Darme  wieder  hergestellt  war,  in  LebeaegefUir  wegea 
einer  solohen  Phlegmone,  wdebe  sich  von  der  Bauchdecke  bis  rar 
Wirbelaftnle  entreckte.  Die  nekrotisirende  B  indegewebsentzünduDg 
war  also  aneh  in  einem  Falle  entstanden,  in  welchem  der  Dans 
nicht  eröffnet  war,  in  welchem  also  eine  directc  Infection  des  Binde> 
gewebes  durch  Darminhalt  nicht  stattfinden  konnte. 

Die  Section  ergab  in  unserem  Falle  eine  Bestätigung  dee 
fundcs  am  Lobenden.  Die  eröffnete  Darmscblinge  war  das  S.  Roma* 
nom,  welches  durch  eine  Achsendrehung  oberhalb  dea  Maatdaivs 
unwegsam  war  und  bis  in  die  reohte  Baaohgegend  herftbenreiebtSL 
Der  Kanal  des  Bruchsackes  dnrofasetrt  die  Banobdeoken  parallel  des 
Leistenkanale.  Seine  innere  Oeflhnng  lag  etwaa  oberhalb  der  Apeiw 


der  Diederrheioisohen  Geselbobaft  in  Bonn. 


89 


iura  inguin.  interna,  seine  äussere  oberhalb  der  externa;  im  Leisten- 
kanale  befand  sich  der  Samenstrang  in  normaler  Weise.  Da  an 
dieser  Stelle  keine  nomiftle  Oefifaung-  vorbanden  ist,  so  ist  die 
Deaimig  über  die  JSntikehnog  dee  Brucbee  lofawer.  Ans  der  Ana- 
nmete  erbellte  dtrftber  niohti;  dor  Patient  konnte  nor  angeben,  da« 
ter  Broeb  lange  Jabre  bindnrob  bestand»  ob  er  angeboren  war, 
wneete  er  niobt.  Der  Lage  nacb  rnnatte  man  den  Bmob  fBr  einen 
Bmehbraeb  erküren,  toq  den  gew^hnlicben  Banebbr6oben  nvter- 
aobied  er  rieh  aber  durch  seine  Richtung.  Bauchbrüche  durchsetzen 
die  Wandungeu  direct  von  vorn  nach  hinten  und  neigen  sich  erst 
durch  ihre  Schwere  abwarte,  naclidem  sie  diu  äussere  Oeffnung 
passirt  haben.  In  unserem  Falle  hatten  wir  aber  einen  schräge  die 
Bauch  Wandungen  durchsetzenden  Kanal,  dessen  Wände  überall  von 
dem  ausgestülpten  BaucbfelHriohter  austapezirt  waren.  Ich  neige 
mich  daber  der  Ansicht  zu,  das«  bier  ein  angeborener  Spalt  vor- 
banden war,  obwohl  iob  geiteben  mnei^  daat  die  £ntwiolrelang4ge« 
eohicbte  keine  Erklftnuig  fBr  die  JSntetebnng  einee  soloben  Spaltes 
giobt. 


AWgw i»e  SlUmiig  wom  7»  MAn  1881. 

Vorsitzender:  Prof.  Troschel. 
Anwesend:  24  Mitglieder. 

Dr.  JohnFIaniel  sprach  über  die  Flötzlagorung  in  der 
Stoppenb erger  und  Horst-Uertener  Mulde  des  Westfä- 
lischen Stein kohlengebirges  und  legte  darauf  besfigliobe 
JKiiiien  —  SitoationiriBS,  Qner-  nnd  Seigerprofile  —  vor. 

In  dem  genannten  Gebirge,  in  welobem  das  SteinkoUengebirge 
Too  der  Kreide  disoordant  überlagert  wird,  rind  nacb  Lettner  von 
Süden  nacb  Horden  vier  grössere  Hanptmnlden  nnterscbieden  worden, 
Ton  weleben  die  beiden  nördlicb  gelegeneren,  die  Essener  und 
Daisburger  Mulde,  mit  den  beiden  Torerwibnten  identisob  ^nd. 

Die  in  dem  Westfälischen  Steinkohlengebirge  von  Lottner  in 
seiner  geognosti sehen  Skizze  unterschiedenen  drei  Etagen,  —  die 
liegende,  mittlere  und  hangende  Etage  —  werden  jedoch,  wie  die 
Aufschlüsse  in  dem  letzton  Jahrzehnt  erpfeben  haben,  von  mächtigen 
kohlen  führenden  Scbiobten  überlagert,  wodurch  die  von  Lottner 
eiogeldbrten  Namen  in  Wegfall  kommen  mnssten.  An  Stelle  der- 
•elbeii  wurde  gesetat: 

iNiTsan  Sebligel  and 
9  Bismarek 
„    Unser  Frits 
Die  bangende  Etage  Qaskoblen-Gruppe 

mittlere         f  » 
*     I   Ksskohlen  „ 

liegende     „        Sandkohlen  , 


^  .d  by  Coogle 


90 


Sitzuugsberiohte 


In  der  Gaskoblengruppe  sind  sodann  noch  die  vorerwihntca 
drei  Niveaus  uuterschieden  wordou. 

Naobdem  sodann  die  eiuzelLioii  Ixttfener'acben  Etagen  besprocba 
liesw.  beriohügt  und  ergänzt  worden  mren,  wurde  die  Gasflamm* 
kohlengruppe  ansführlicher  beeproehen  und  swar  naeh  Art 
Kohle  und  der  Fldtslagerong. 

Da«  liegeiidit»  Niveau  dar  Gaeflammkohlengnippa,  dmm  aaa 
aufgeaiellie  Niveau  aoaer  Frita,  wiid  danli  kam  ZwiadbenmHfal 
Toa  der  OaakohleDgruppu  getreant;  et  beeiM  im  QaaaeD,  iiaA  6m 
AafiMshlüssen  auf  den  Zechen  ConsoHdation  und  Wilhehaine  Victoria, 
eine  Gesaiiimtmächtigkeit  von  396,6  m  mit  20,03  m  reiner  Kohle  la 
43  Lagerstätten.  Auf  jedes  Flutz  kommt  mitbin  eine  Mächtigkeit 
an  reiner  Kohle  im  Mittel  von  41  cm  und  das  Verbiiltniss  der 
sammtmachtigkeit  des  Niveaus  &axn  Kohieugehait  stellt  aich  auf 
19,75 : 1. 

Ueber  dem  hängendsten  Flötze  dieses  Niveaua  liegt  auf  dea 
Zeohen  Wiibelmlne  Victoria  und  König^ube  bis  zum  folgoadea 
Flötse  Biimarek  Nr.  2  Süden  ein  60  m  mächtiges  Sandataiimiifctal, 
welches  einen  geeigneten  Abschlnss  gegen  die  Conglomerat  lolireiidea 
Schichten  dea  Niv.  Bismarck  gibt  Das  Niveau  Biamarok,  eBtoonassa 
aus  den  Aufschlüssen  der  Zeohe  Bismarck  und  Ewald,  gibt  eiae 
Total-Mäobtigkeit  von  871  m,  vorausgesetst,  dass  es  sunt  Hangendeo 
angeschlossen  ist,  was  zur  Zeit  noch  nicht  bobauptet  werden  darL 
Für  diesen  Fall  beträgt  die  Gesaramtmäcbtigkeit  371  m;  das  Ver- 
bältniss  derselben  stellt  sich  zu  der  der  reinen  Kohle-Ablagerung, 
wie  30:1.  Auf  jede  Kohlon-Ablageruug  kommt  ün  Durchachnitt 
eine  Mächtigkeit  von  51  cm  reiner  Kohle. 

Üeber  dieser  Abtheilung  folgt,  wenn  auch  wohl  noch  nicht 
anmittelbar,  sondern  in  wenig  mächtigem  Abstände,  h5eh8twahr> 
sche&nlich  das  Niveau  Schlägel  und  £isen,  welohee,  naph  dan  Auf- 
schlüssen anf  dar  Zeche  gleiohen  Namens,  welohe  allein  in  diassm 
Nivean  baat»  bis  jetst  12  Flötse  ao&aweisen  vermag.  Baa  Bffikhtig* 
kaitsverhältniss  des  Geatama  aar  Kohle  betrügt  24,47:1.  Dm  2ßvaaa 
ist  indessen  nicht  völlig  erschlossen,  wader  anm  Liegeaden  noch  aam 
Hangenden  hin,  so  dass  die  YerhäHmsszahl  bei  der  waiteren  Er- 
Bchlicssung  eines  nur  einigermaaseu  mächtigea  Geateiasmittels  siel 
wesentlich  ändern  wird. 

Die  Mulden  yelbst  werden  durch  drei  grössere  Störunges 
durchsetzt,  welche  nach  dun  Namen  der  betroffenen  Zechen  von 
Westen  nach  Osten  benannt  worden  sind: 

1.  Die  Yerwerfong  Zollverein-Nordstern 

2.  „  „  Centrum-Hannovcr 

8.    9         9        Mont-Genis-Friedrioh  dar  Qroase. 
Daneben  smd  noch  knra  die  Yerwerfongen  arwihnt,  wekha 
1.  bei  den  Emscherschüohten  vorbeigeht^  2.  iwifoben  den  Zaehwi 
Mathias  Stinnas  ond  Nen-Essen  gelegen  ist 


der  niederrheinischexi  Gesellschaft  in  Bonn, 
» 


91 


Die  Verwerfung  Zollverein  -  Nordstern  ist  die  mindest  be- 
deutende unter  diesen  dreien.  Sie  verwirft  die  östliche  Gebirgs- 
Bohiohi  um  40^  ins  Liegende,  nimmt  aber  nm  Leybinker  Settel  hin 
ab;  nnf  Nordatem  iet  sie  dagegen  wieder  mit  einem  Seigerverwnrf 
von  40  m  angetroffim  worden.  ünwalirteheinHeh  ist  ea,  daae  diese  auf 
den  beiden  Zeehen  angetroffsnen  Verwerfungen  swei  parallele  sind 
oder  aiflli  aoskeUen,  die  eine  nach  Norden,  die  andere  naeb  Süden 
hin.  Die  seigere  Spnmgböbe  der  zweiten  Verwerfung  ist  auf  der 
Zeche  Hannover  local  mit  Sicherheit  zu  500  ra  ermittelt  worden; 
im  Allg-emeinen  behält  sie  indessen  diese  Sprunghöhe  nicht  bei, 
sondern  kann  wohl  im  Allgemeinen  nur  zu  300  m  mächtis^  ange- 
nommen werden,  welche  Zahl  auch  bei  der  Construction  der  Karten 
festgehalten  worden  ist.  Die  dritte  Verwerfung  Mont-CeniB-Friedricb 
der  Grosse  ist  durch  die  Baue  der  letztgenannten  Zeehe  naher  auf* 
geechioaaen  und  bat  eine  Senkung  des  östlioh  der  Störong  Hegenden 
GebirgsatQokes  nm  etwa  780  m  bewirkt,  um  weldie  Grösse  dieses 
Stück  c^eiohfalls  nadi  Sftdon  su  Tersoboben  worden  ist. 

Sodann  werde  in  einer  längeren  Anseinandersetanng  die  Form 
und  Aosdebnung  der  beiden  Molden  besprochen  und«  fBr  die  Zahlen- 
angabe der  Entreckang,  die  Gruppe  der  Gaskohlen  «ngenommcn, 
welche  in  der  Stoppenberger  Mulde  eine  vollständig  umlaufende 
Schichtenstellung  zeigt  und  in  der  Hordt- iiertener  Mulde  am  besten 
ergänzt  werden  kann. 

Es  wurde  so  die  Längenausdehnung  der  Stoppenberger  Mulde 
zu  12  400  m,  und  die  der  Horst-Hertener  Mulde  zu  15  650  m  bezw. 
10  100  m  ermittelt,  je  nachdem  man  die  Zeche  Sohlägel  und  Eisen 
oder  die  Zeche  Generai  Blomenthal  bei  Recklinghaosen  als  östliche 
Grenae  der  Mulde  anflbsst.  Die  grösste  Mftehtigkeit  des  Stein« 
koUeogebiigee  wurde  öaUiob  der  Störung  Centmm-Hanoover  su 
2280  m  in  der  Stoppenberger,  und  su  2870  m  in  der  Horst*Hert6iier 
Moide  ermittelt.  Sodann  reihte  sieb  hieran  eine  Berechnung  des 
ang«flhren  EoblenreicbthumB,  welcher  in  beiden  Mulden  verborgen 
iieg^t  und  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  bergmännisch  gewonnen 
werden  kann.  Die  Rechnung  ergab  für  die  Stoppenberger  Mulde 
12  390  Millionen  Center,  für  die  Horst-Hertener  Mulde  44  520 
Millionen  Centner. 

Aus  den  aus  der  letztgenannten  Muhle  erhaltenen  und  be- 
stimmten Versteinerungen  wurde  das  Vorwalten  der  Sigillarien  über 
die  anderen  Pflanzcnformen  constatirt  und  bezüorüch  derselben  eine 
Aebnlichkeit  mit  den  ?on  Geinits  ans  seiner  SigükrienBone  an^se> 
föbrten  Einaohlfissen  hervorgehoben. 

Professor  Schlüter  sprach  über  das  angebliche  Vor- 
kommen der  Gattung  Litbostrotion  im  rheinischen  Devon. 


92 


Sitzungsberichte 


Lithadcndrm  caespitosnm  Gold  f.  aus  dem  Stringocephales- 
Kalk  von  Bensberg  wurde  durch  Milne  Edwards  et  Haime  *)  jn: 
Gattung  Lithostrotion  gestellt  und  als  Ltthostr.  antiquum  beachriebes 
und  über  die  für  die  Gattung  Liiboetrotion  oharactoriaHwche  Cols- 
mdl»  bemerkt:  „Columella  an  pea  gnrosie  et  an  pea  oomprim^. 

Dar  Umstand,  dass  Badner  M  seinai  ▼ielfMdien  WandflniBga 
in  der  Bensberg-Paffirather  KaHnnnlde  niemals  ein  Eremplar  m 
IMoBiroitian  anfgefiinden  hat,  liest  es  wSnsohenswerth  ersehastB 
daa  Oeldftiss'sohe  Original  selbst,  welebes  ja  IfUne  Bdwaids  U 
Dorebslolit  der  im  Bonner  Maseom  vorhandenen  Corallen  gmAm 
haben  musste,  einer  näheren  Prüfung  zu  unterwerfen.  Mehnrt 
anj^efertigte  Quor-  und  Längsschnitte  zeigen  nuu  auf  das  Bestimm- 
teste, dass  eine  Coluinclla  nicht  vorhanden  ist,  dass  der  ganze  Bis 
der  Coralle  dagegen  völlig  übereinstimmt  mit  der  durch  Dyhowski  ^ 
für  eine  Koralle  aus  dem  Devon  von  Oberkunzendorf  in  Schlesirc 
anfgestellten  Gattung  Ftueienlaria  Im  Längsschnitt  bemerkt 
man  eine  breite  innere  Zone,  w^ohe  durch  I^den  anagefullt  iit 
die  theils  dorohgehen,  theib  k&ner  sind  und  sieh  dann  anf  sduif 
geetellte  mehr  Masenartige  Qebüde  stiltsen  An  jeder  Sdto 
eehliessen  lioh  swei  viel  schmalere  Zonen  an.  Die  innere  wird  m 
hufeisenförmigen  Blasen  gebildet»  weldhe  in  einlkeher  Bmhe,  & 
oonvexe  Seite  nadi  oben^  ftbereinandergelagert  sind.  Die  etvii 
breitere  inssere  Zone,  welche  durch  die  Aussenwand  begrenzt 
zeigt  ebenfalls  Blasen,  welche  aber  kaum  geboj^eu  sind  und  tkher 
im  Längsschnitte  mehr  den  Eindruck  horizontaler  Böden  hemr- 
rufen.  Der  Querschnitt  zeigt  ausser  zwei,  den  Zonen  entsprecbea-  i 
den  kreisförmigen  Linien  die  Septen,  welche  im  Gegensatze  zu  den«  j 
von  Fascicularia  Kunthi  Dam.  sp.  nicht  das  Centrum  erreichen. 

Goldfnss  fuhrt  als  Fundponkt  der  Koralle,  die  also  nk  Fttdr 
aäaria  eaetpUoaa  Goldf.  sp.  su  beseichnen  ist^  nur  Bensberg  ab. 

Sin  sweitee  im  Munnm  ?orhandenee  StIloki  welefaes  m 
GoldAiss'a  Hnd  ehenftlls  als  LUkoäendrm  eoe^AoMm  bewM 
ist  und  von  Schwelm  etammen  soll,  iat  also  wahraoheinliBh  cot 


1)  Goldfuss.  Petref.  Germ.  j)ag.  44,  tab.  13,  fig.  4. 

2)  Milne  Edwards  et  Haime,  Polyp,  foss.  des  terr.  palaeo:. 
pag.  439. 

8)  Zeitsehr.  der  deutsch,  geolog.  Ges.  tom.  25,  1S78,  pag.  10?* 
tab.  18,  fig.  8,  4. 

4)  Der  Name  Fascicularia  muss  freilich  durch  einen  andeRS 
ersetzt  werden,  da  derselbe  bereite  dundi  Milne  £dwards  fir  ein 
Bryozoo  verwandt  wurde. 

5)  Dybowski  zeichnet  dieselben  nicht,  sie  sind  jedoch  aock 
an  den  Oberkunzendorfer  Vorkommnissen  vorhanden,  wie  ein  voa 
einem  Origiualstücke  (welches  ich  Herrn  Dames  verdanke)  ang^ 
fertigter  Pflnnsehliff  darthut. 

6)  Die  Flg.  8  bei  Dybow^  steht  auf  dem  Kopfisl 


der  niederrheinischeD  Qesellschaft  in  Bonn. 


98 


B\Mer  in  seinen  ßeeitz  gelangt.  Das  umschliessende  Gestein  ist  ein 
dunkler  Kalk,  die  Koralle  selbst  verkicselt.  Zum  Vergleiche  wurden 
aaeh  von  diesem  Stücke  Dannschliffe  vorgele^  welche  den  Bau 
eines  echten  lAihostrotion  und  zwar  aus  der  Yerwuidaohaft  dee 
LUkotUr.  imgvHare  PbüL  elo.  am  Kohlenkalk  darthon. 

Dem  Vortragenden  iat  es  wahneheinliohy  dais  eine  Yerweohse» 
long  des  Fundortes  stettgefonden  —  bei  Schwelm  ist  nur  Devon 
bekeanfc  —  und  hier  eine  wirkliohe  Eoblenkelk-EoreUe  vorliege. 

Somit  ist  die  Gattung  Ltthostvotion  bisher  im  rheinisohen 
Devon -noch  nicht  nachgewiesen. 

Professor  Schaaff hausen  legte  den  e  ilften  Jahresbericht 
äo8  Amerikan.  Museum's  der  Naturgeschichte  in  New- 
York  vor,  der  ihm  mit  einem  Begleitschreiben  des  Prof.  Alb.  S, 
Bickmore  zugegangen  ist,  worin  er  für  die  prähistorisch-  archäologische 
Abtheilnng  die  Hülfe  der  deutschen  Gelehrten  in  Anspruch  nimmty 
um  eine  umfassende  Sammlung  menschlicher  Schädel  und  Skelette 
n  Stande  tu  bringen.  Die  grossartige  Anlage  dieses  Museums  bietet 
linen  neuen  Beweis  dafftr,  dass  Amerika  uns  awar  noch  nicht  in 
der  wissenschaftlichen  Arbeit  den  Rang  streitig  gemacht,  wohl  aber 
ans  in  den  ESnriohtungen,  wissensehaftÜches  Material  zu  sammeln 
und  dem  Volke  zugänglich  su  machen,  weit  fibertroffen  hat.  Möchten 
irir  an  der  Opferwilligkeit  für  die  Gründung  solcher  Institute  ein 
Beispiel  nehmen  1  Die  Stiftung  ist  durch  einen  Staats- Akt  vom  6. 
April  1869  anerkannt  und  ist  schuldenfrei.  Die  Stadt  schenkte  ein 
Gundstück  von  c.  4  Millionen  Doli.  Worth.  Der  von  der  Stadt  er- 
richtete Theil  des  Gebäudes  kostet  700,000  D.  und  ist  nur  der 
tcbtsehnte  Theil  des  Ganzen.  Die  23  Patrone  der  Gesellschaft 
zahlten  von  22,500  bis  2,600  D.  ein  Jeder.  Die  39  immerwähren- 
ien  Mitglieder  zahlten  zum  wenigsten  1000  D.,  die  82  auf  Lebens- 
leit  600  D.  jeder,  die  anderen  260  und  100  die  Jahres-Mitglieder 
nüden  70  D.  jihrlioh.  Im  Jahre  1879  wurde  die  Bibliothek  um 
12,000  Bfieher  Termehrt^  die  paliontolog.  Sammlung  vermehrte  sidi 
im  89,488  Gegenstftnde.  Besueht  wurde  das  Museum  im  J.  1876 
ron  1,120,494  Personen,  während  das  britische  Museum  in  London 
1875  nur  663,585,  das  S.  Kensington  Museum  839,212,  der  Jardin 
les  plautes  in  Paris  830,000  Besucher  zahlten. 

Hierauf  zeigte  derselbe  3  Schädel  aus  römischen  Gräbern  bei 
^etz,  die  er  von  II.  Dr.  F.  Möller  daselbst  erhalten  hat.  Die  Grab- 
unde  weisen  auf  das  4.  Jahrh.  u.  Z.  Der  wohler haltenste  dieser 
>chadel  muss  trotz  seiner  guten  Himentwioklung  einem  Gallier  oder 
Tormanan  angeschrieben  werdeni  weil  an  ihm  einaelne  Merkmale 
imtr  rohen  Bildung  nieht  fehlen  und  er  den  Typus  Ton  Soh&deln 
ns  unaweifiBlhaft  germanisohen  oder  gallischen  Qr&bem  an  sich 
rigt  Sein  Index  ist  78.1,  seine  CSapasittt  1530  com.  0er  Redner 


Sitzungsberichte 


erörtert  die  Gründe,  die  ihn  bestimmen,  den  Schädel  nicht  für  Äft 
eines  Römers  zu  halten.  Der  zweite  ist  ein  ChamaecephaluB  ootc 
Flachkopf  mit  eineia  Index  von  75.1  und  einer  Capazität  tui 
1S75  ccm.  Die  ^osae  YerbreiinDg  dieser  Schädel  im  Nordneitei 
Deutaohlands  und  dem  angrencenden  Friesland  hat  Vircbow  Uta- 
gewieien,  wenn  es  tncli  nieht  su  billigen  ist|  daee  er  die  ChanM* 
cephelie  nnr  ans  dem  Yerbiltniae  der  Höbe  ntr  Lftnge  dee  HMUk 
beredmet  Dieier  Metier  Sohftdel  atimmt  mit  einem  too  GSÜt 
meitter  beeebriebenen  Frietentobidel  ans  der  Domdfine  von  Bnan 
anf  das  Genaueste  ftberein,  nnd  es  kann  diese  Bestiramnng  mit  n 
80  grösserer  Sicherheit  getroflTen  werden,  da  es  bekannt  ist,  dw 
friesische  Gehörten  im  römischen  Heere  dienten.  Der  dritte  l< 
einer  jener  Schädel,  die  schon  1844  Eschricht  aus  den  ältert^r 
Gräbern  Skandinaviens  beschrieben  und  abgebildet  hat.  Dem  vo^ 
gelegten  Bilde  gleicht  der  betreffende  Schädel  in  auffallender  Yi&x- 
Er  ist  klein  und  rund  mid  seine  Kieforbildung  mit  rundem  Alrecr 
larbogen  eigenthümlich.  Sein  Index  ist  90.6  seine  Capazität  1350 cctr 
IKeee  Scbidel  werden  mit  Beoht  einer  Bevölkerung  finnisoh-lappisokec 
ürsprangs  sogeschrieben,  die  in  NorddeateeUand  tot  der  Aakinft 
der  Indogermaaen  oder  Gelten  weit  Terbreitet  war,  nnd  in  eimslBK 
Besten,  wie  ee  soheint»  bis  cur  Rtaierseit  sich  erhalten  hmtie.  Bse 
ansfBbrliohe  Besohreibung  dieser  Sobadel  wird  der  oftdiate  Mm- 
berioht  des  Metser  Vereins  für  Erdkunde  bringen. 

PhyslkallMlie  BeeUmm. 

Sitzung  vom  14.  Mars. 
Yorsitcender:  Prof.  TrosobeL 

Auwesend:  26  Mitglieder. 

WirkL  Oek-Bath  von  Deeben  beriebtet  über  die  kürsliek 
erschienene  Monographie:  die  Zinkeralagerstltfien 
von  Dr.  Ad.  Schmidt  Heidelberg.  Winter  1881. 

Diese  Beschreibung  ist  mit  vieler  Sorgfalt,  mit  Berfiekssehtiguc? 
der  vorhandenen  Litteratnr  nnd  der  bei  den  Grubenverwaltongia 
▼orhandenen  Pläne  und  Akten,  auf  eigene  örtliche  Untersuchun^t- 
gestützt  bearbeitet. 

Diese  Zinkcrzlagerstättcn  liegten  im  Muschelkalk  zvrisdi^i 
Odenwald  und  Schwarzwald.  Bei  Nnssloch  tritt  bereits  Roth 
Buntsandstein  auf.  Die  Lagerst&tten  bilden  ewei  getrennte^  Gruppen 
die  zwischen  Nussloch  und  dem  w.  Abhänge  gegen  das  HheinilÄ 
bilden  das  Hesselfcld  und  die  ö.  im  Gebirge  zwischen  AitrWiesloii 
nnd  fiaierthal  am  Kobelsberge  das  Baierthalerfeld. 

Der  Muschelkalk  aeigi  in  dieser  Gegend  dieselbe  EntwiekelaQ;. 
wie  sie  allgemehi  in  SSddentsehland  statt6ndet  nnd  spesieU  Inr  & 


der  niederrheimschen  Gesellschaft  in  Bonn. 


95 


Gegend  voil  Benecke  und  Cohen  in  ihrer  geognost«  Beschreibung 
fon  Heidelberg,  Heft  11  angegeben  wird. 

Von  unten  nach  oben  findet  sich:  Wellenkalk  nicht  scharf 
vom  Roth  getrennt,  77  bis  116  m  stark;  Anhydritgmppe  und  Haapi- 
muelielkalk  und  Trocbitenkalk  80—40  m.  Nodoaenkalk  40—60  m. 
Die  obersten  dolomitisclieii,  thonigen  und  glaakonitiBehen  Sohtoliten 
fsUen  M  Wiedooh,  wo  bereite  Kenper  Torkommt. 

Im  ö.  Theila  der  Oegond  ttellt  ticli  Löes  alt  Bedeokong  ein, 
der  stellenweise  eine  Stärke  von  20  bis  96  m  erreicht. 

Eine  bedeutende  Verwerfung,  der  Nussloehcr  Spalt,  durch- 
setzt die  MnschelkalkBchichten  an  dem  w.  Abhänge  des  Ludwigs- 
berges und  der  Hechel  von  N.  gegen  S.,  d^m  Rhein thale  parallel. 

Der  Gehirgatheil  ö.  des  Spaltes  ist  normal  gelagert,  mit 
schwachem  Einfallen  gegen  S.  Lokale  Störungen  an  der  Oberfläche 
seagen  sich  im  Schotter  mit  Thon,  Lehm  and  Löss  gemengt. 

I>er  Gebirgsibeil  w.  des  Spaltes  bietet  ähnliche  Störungen  in 
viel  grösserem  Maassstabe  dar,  dia  Schiohten  sind  vielÜMh  xerrissen, 
g^gen  w*  geneigl,  die  AbtheiInngen  seigen  sieh  an  der  Oberfliehe 
doroh  BraehstM»  nnd  Sohotter,  der  gegen  W.  ▼arsohwemmt  ist 
Der  Verf.  sooht  die  ntehste  ürsaohe  dieser  Stdmngen  in  der  Ans- 
laogungy  der  die  Kalksohiohien  mehr  ansgesetsi  sind,  als  die  Dolo* 
mitechichten ,  besonders  im  oberen  Wellenkalk;  die  entferntere 
Ursache  in  den  allgemeinen  Gebirgsbewcguugen,  die  aber  bei  der 
sehr  schwachen  Neigung  der  Schichten,  doch  nur  unbedeutend  ge- 
wesen sein  können. 

Das  Vorkommen  von  Galmei  ist  in  dem  Muschelkalk  zwischen 
Odenwald  und  Schwarzwald  nicht  auf  den  Bezirk  von  Wiesloch 
beschränkt,  aber  nnr  hier  so  reichlich,  dass  ein  anhaltender  Bergbau 
daranf  geführt  worden  ist,  der  nooh  gegenwärtig  Statt  findet. 

Dia  anderen  Stellen  sind:  Untergrombaoh,  wo  Gahnei,  Bleiglana 
nnd  lamonü  auf  Spalten  und  in  Höhlen,  SUberhello  bei  Bruchsal  wo 
Oafanei  ▼orkommi^  Esehelbronn  im  Sohwarsbaehfhale  bei  Sinsheim» 
Maisbaoh  nnd  Schotihausen  n.  ö.  von  Wiesloeh,  wo  viele  kleine 
firsfolder  im  Wellenkalk  und  Hanptmusehelkalk  auftreten.  Am 
Gipfel  des  Ludwigsberges  sind  N.  —  S.  streichende  Klöfte  im  Wellen- 
kalk mit  eisenreichem,  in  Liuionit  übergehendem  Galmei  erfüllt. 

Die  Erzfelder  von  Wiealoch  liegen  im  Trochitenkalk, 
zwischen  zwei  besonders  ausgezeichneter  Enkrini  ton  schichten. 
Die  obere,  der  Deckstein  besteht  aus  zwei  liänken  von  je  24 
bis  30  cm  Stärke,  darunter  folgen  die  ..Biättchen^,  3  Schichten: 
dichten  Galmei  führender  Kalkstein,  Galmei  führender  Thon  oder 
Galmei,  ausammen  15  cm,  der  erzführende  Kalkstein ,  3  bis  6  m 
stark  und  snr  Sohle  die  untere  £nkrinitensohioht  oft  verwittert  1,6 
bis  4^  m  slark. 

In  diesen  8  oberen  Sohkhten  findet  die  Ertgewinnung  statt 


06 


ffitetnigsberidita 


Die  Bnfeldflr  ttod  imregelmUiig  bagrenxt  Ton  tebr  mg- 

8ohled6iier  Grdne  und  doreh  «rme  Mittel  getramt. 

In  der  Hessel  sind  bisher  drei,  am  Kobelsberge  im  Baierthile 
zwei  Felder  bekannt  geworden. 

Das  nördlichste  Erzfeld  bei  Nussloch  ist  das  kleinste,  Ton 
unregelmässißfer  Gestalt,  140  m  laug,  70  m  breit  im  Trochiten-K»lt 
w.  vom  Nusslochcr-Spalt.  Nabe  südlich  beginnt  das  zweite  as 
Postweg  und  Max-Stollen,  ein  achmaler  Ausläufer  gegen  zwei 
Schenkel  gegen  S.,  GOO  m  lang  und  300  m  breit.  Das  Enl&ger 
nngeflUir  der  Oberfläche  parallel,  die  Sohächte  18  bis  24  m  liiC 
Bm  8.  hat  einen  eUiptisehen  UiiiriB%  einen  ■ehwaUin  AneUUiler  gßgm 
8,  iit  480  ni  lang  und  180  m  breit,  Einfidlen  mit  6  Otnd  gegoi  W. 
Die  Tiefe  der  Sohlofate  betrigt  nur  16  bb  18  nu 

Die  beiden  Lager  im  Baierthaler  Felde^  am  S.  W.  Abhänge 
des  Kobelsberge«,  8.  wom  Nasslooher  Spalt  sind  fon  denen  in  dsr 
Hessel  weit  getrennt.  Der  Zwischenraum  ist  vielfach  imiersuckt 
worden.  Galmei  und  zinkhaltiger  Limonit  ist  beinahe  an  aliea 
Stellen  angetroffen  worden  aber  nur  in  so  gering  zusammenhaagender 
Verbri'ituLg,  dass  ein  Abbau  nicht  stattfinden  konnte. 

Das  vierte  Erzfeld  ist  von  birnformigcr  Gestalt,  die  9pit<e 
gegen  S.  gerichtet,  SOO  m  lan^,  150  m  breit.  Das  Einfallen  geget 
8.  S.  0.  beträgt  1  bis  8  Grad,  die  erzführenden  Schichten  sind  ge> 
wöhnUoh  8  bis  6  m  mftohtig,  dooh  steigt  stellenweise  ihre  Hichlif* 
keit  bis  an  10  m. 

Endlich  das  letite  fünfte  Enfeld  ist 400m  ki^,  im  n. Ihäk 
180  m  und  im  s.  Xheile  nnr  60—80  m  breit.  In  dem  eretarsa  bs> 
trägt  des  Einfallen  8  bis  6  Orad,  in  dem  letsteren  6  bis  10  Giti 
Hiwdareh  wird  die  tiefe  Lage  dieses  t.  Theiles  unter  dem  natürliches 
Wasserspiegel  herbeigeführt.  Dieser  führt  nun  keinen  Galmei,  sonden 
Blende  in  einer  Mächtigkeit  von  1  bis  4  m.  In  der  tiefüten Sohk 
setzt  die  Blende  noch  weiter  ins  Rlinfallende  fort. 

Diese  Erzfelder  enthalten  in  den  erzführenden  Schichten 
kleinere  und  grössere  Erzmittel  (rutzen,  Buzen)  von  unregelmaasigtr 
Gestalt^  welche  durch  Schnäre^  Spalten,  Sohiohtfagen  antereinandff 
an  Zügen  verbunden  sind. 

Die  beigefügte  Skiiie  des  Tierten  Eraieldes  nebet  2  Frefiks 
giebt  ein  Bild  dieser  Verhältnisse.  Die  Eremittel  sind  hier  edir  is 
Länge  von  N.  W.  g^gen  8.  0.  gesogen  und  bilden  sehmids^  der 
Sohiehtong  parallele  Zdge  1  bis  12  m  Breite^  toi  UnsenfSnnigea 
Quersohoitt,  bis  an  6  m  Mftehtigkeit,  dnroh  Qqer-  nnd  Seiteniögt 
mit  einander  verbanden  und  umschliossen  taube  Oesieinspartien 
ringsum.  Die  Erzniittel  sind  an  keiner  Stelle  so  mächtig,  wie  die 
Entfernung  des  Decksteins  von  der  unteren  Enkrinitenschicht  Sic 
folpcen  ganz  besonders  der  Schichtfuge  zwischen  der  oberen  En- 
kr initensohioht  und  den  Blättchen,  seltener  der  Oberfläche 


dar  niederriiemlMlMD  GMellMüiaft  in  Bonn.  07 


der  miteren  Enkrimtenaoliiehi,  nooli  seltener  den  SeUohtftigen 

im  erKfohrenden  Kalkstein.  Diese  einselnen  Kalkschichten  besitzen 
über  und  unter  den  Erzmitteln  nicht  ihre  gewöhnliche  Stärke,  das 
Erz  vertritt  sie  theilweise  in  raumlicher  Beziehung.  Die  Erzmittel 
springen  an  senkrechten  Klüften  und  Spalten  von  einer  Scbichtfnge 
auf  eine  andere  über. 

Diese  Erzmittel  bestehen  nur  aus  Galmei,  rothem  Thon,  kies> 
ligem,  mehr  oder  weniger  zinkhaltigem  Limonit;  auf  der  Sohle  sind 
ne  gewöhnlieh  am  reichsten  an  Galmei  von  graner,  mehr  von 
rotlier  oder  rothbraoner  Farbe,  in  welligen  bie  1  nnd  selbst  2  m 
miehtigen  Lagen  (Stüokerk),  darüber  folgen  Schnüre  und  Adern, 
deren  Zwischenr&ome  theile  mÜ  rothem  Thon  erfüllt,  thefls  leer  sind. 
Sie  sehlieesen  anoh  KalkblÖeke  ein,  die  an  der  Anssenseite  in  rothen 
Thon  nmge&nder^  sind,  i||shdem  die  Galmei  -  Ablagerong  erfolgt 
war.  Zu  Oberst  überwiegt  der  Thon,  indem  dünne,  wellige  Erz- 
schnüre zum  Theil  zerbrochen  und  zahlreiche  Erzknöllchen  und  in 
der  Grösse  bis  zum  feinsten  Gruss  herabsinkend  liegen. 

Der  Galmei  ist  theils  durch  eine  feine  graue  oder  gelbliche 
Lottenlage  vom  Kalkstein  <Tet rennt,  tbeils  mit  demselben  fest  ver- 
bunden, in  denselben  übergehend  und  durch  die  in  Galmei  meta- 
morphosirten  Versteinerungen  bezeichnet  nnd  von  dem  abgelagerten 
£ne  leicht  nnterscheidbar. 

Tlion  mü  Zinkblüthe  gemengt  li^t  anf  der  Oberfliohe  dea 
granen  Galmeis,  Bleiglana  findet  aioh  nnregelmiseig  vertlieilt  im  Gal- 
mei in  loten,  aerfressenen  nnd  Mnetiten  Stücken,  Blende  nnr  aelten« 

Klüfte  dnreheetaen  die  Kalkadhichten  über  nnd  nnter  den 
Brsmittdn,  diese  leteteren  selbit  aber  niolit  Dieselben  streielien 
ongef&hr  einander  parallel  von  N.  W.  gegen  8.  0.  nicht  blos  in 
dem  Vierten,  sondern  auch  in  den  Erzfeldern  in  der  Hessel.  Im 
Streichen  sind  dieselben  auf  20  bis  100  m  verfolgt  worden  und 
breiten  sich  dann  im  festen  Gestein  aus.  Sie  setzen  in  die  Höhe 
niemals  weit  über  die  obere  Enkrinitenschicht  hinauf  und  endigen 
nach  der  Tiefe  nahe  unter  dem  erzführenden  Kalkstein,  mit  Aua- 
nahnie  einiger  im  Hessel felde,  welohe  bis  in  den  Wellenkalk  nieder- 
setzen. Diese  Klüfte  enthalten  an  den  Soliiohtfngen  Erzmittel,  die 
noh  aaob  darin  fortsetien  nnd  mit  den  sonst  darauf  verbreiteten 
Mitlein  vereinigen.  Der  Zinkgehalt  iat  anf  den  Klüften  in  derTiefe 
am  gröerten,  nimmt  naoli  oben  bin  ab,  wftlirend  der  Eiaengelialt 
nnter  dem  Deokatein  am  gröseten  iat. 

Anseer  diesen  EraUüften  kommen  aneh  TbonUüfte  vor,  nnd 
weite  Spalten,  die  mit  einem  weohselnden  Gemenge  von  Thon,  Letten, 
Kalkstein-  und  Galmcintucke  erfüllt  sind. 

In  dem  2.  Erzfelde  in  der  Hessel  findet  sich  im  mittleren 
Theile  weisser  Galmei,  der  in  der  Thalsenkung  zu  Tage  ausgeht; 
aonat  enthält  derselbe  grauen  Galmei  mit  Zinkglas  gemengt 

BttaaagSb,  d.  aisdsniisin.  nsssllsobsW  ia  Bona,  Ml.  7 


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98 


SÜBiingsberiehte 


Das  Blendemittel  im  fünften  Erdfelde  ist  von  dera  oberen 
Galmeimittel  an  der  Kluft  entlang  durch  ein  taubes  Mittel  von  40  m 
Länge  getrennt.  Dann  stellte  sich  zunächst  ein  schwarzer  Thon 
mit  in  der  Zersetzung  begriffener  Blende  und  Markasit  anter  den 
Deekstein  ein.  Unter  dem  Markasit  folgt  Sohalenblende,  dieselbe 
cn^ctst  den  früher  von  Kalkf^tein  eingeoommenen  Kanm  in  flächw 
Weise,  wie  oben  beim  Galmei  besohrieben  worden  ist. 

Weiter  im  Eiaü^  ileUi  nok  uf  der  Sohle  Soiwilepkhrif 
mit  dfinnen  StreifMi  von  Bleiglani  und  MerkiBt  ein»  1  bie 
ilark.  Auf  der  Oberflftobe  liegen  groeee  KrTttelle  ront  Bleiglani. 
Hierenf  lagert  Ki  et  blende,  ein  überene  feinkömigee  Gemenge  im 
Blende  nnd  Heikisit,  6m  etwas  arsenhaltig  ist.  Die  ohemiicbe 
Analyse  in  Uebereinstiraraung  mit  mechanischer  Trennuncr  des  feiien 
Pulvers  ergab  56,3  Proc.  Blende  und  38,8  Proc.  Markasit.  An 
Dache  haftet  eine  bis  2  m  starke  Lia^^e  von  Markasit,  stark  zers^ 
Der  mittlere  Theil  des  Lapers  bestand  beim  Anfahren  aus  einer  brei- 
artigen Masse  hervorgegangen  aus  36  Proc.  Blende,  45  Proc.  Mi^ 
kasit,  2  Procent  Bleiglanz.  Der  Verlust  besteht  in  dem  Sanersiofi^ 
der.  aar  Bildong  von  Schwefelsäure  ans  dem  Schwefel  dieser  Mh» 
xiliw  erforderiioh  war.  In  dieser  Masse  liegen  aaMreaohe  Slsli' 
klÜen,  die  warn  einem  Kerne  von  Markasit  und  einer  ümUUkng  im 
Sdiaalen- Blende  bestehen,  am  Dache  h&ngend  gebildei  worden  asd 
sp&ter  bei  baginnender  ümaetznng  des  Maikasita  in  limofidi  b«ab- 
gefallen  dnd. 

An  der  oberen  GHrenze  des  Blendemittels  bezeichnet  der 
natürliche  Wasserstand  den  Anfang  der  geschwefelten  Ene,  wäbreiiü 
sich  über  demselben  nur  oxydisohe  finden. 

üeber  die  Genesis  dieser  Lagerstätten  haben  Dr.  Herth  utc 
Director  Clauss  vor  80  and  20  Jahren  eine  Meinung  geäuasert.  Der 
erstere  kannte  nur  die  Felder  in  der  Hessel,  der  letztere  amr  wbA 
die  beiden  Bayerthaler  Felder,  aber  das  Blendemittel  war  ihm  «s* 
bekannt.  Daraof  beruhte  der  Wechsel  in  der  Ansicht  das  Dirselsr 
Claoss»  daas<  er  seine  Mhere  ofienbar  riohtige  Ansieht  von  d» 
Umaetning  der  Blende  in  Galm^  an^b. 

Ans  der  voransgegangenen  Beadhreibang  folgert  der  Verl  ^ 
epigene  Entatehong  der  Ene  in  Beaog  anf  die  AUagemng  d«^ 
Muflchelkalksteins  nnd  swar  vorsogsw^se  dnroh  Bildnng  von  HoU 
räumen  in  dieser  Formation  und  durch  deren  Ausfülluns:  ar* 
schliesslich  in  Bezug  auf  Blende,  vorwiegend  beim  Galmei 
Während  bei  diesem  letzteren  auch  die  Bildung  durch  allmähli^: 
Verdrängung  (Umsetzung)  des  Kalksteins  stattfindet,  welche  aber 
hier  keine  grosse  Ausdehnung  gefunden  hat. 

Die  Bildung  der  Hohlräume  im  Kalkstein  —  wie  aoch  der 
sahireichen  offenen  Höhlen  in  den  Kalksteinen  aller  FormaüeosB 
grftndet  sieh  anf  die  Bildung  von  Spalten  doroh  Hehnug  od 


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der  niederrbeinischen  Gesellschaft  in  Bonn. 


99 


Senkung,  tangentialen  Druck  und  solche  Lagen-  und  Niveauverhält- 
WtUßf  dMS  die  DurchströmuDg  grüsseror  Wassermassen  die  Fort- 
f&hrung  nnsehnlicher  Theile  der  KalksteinschiohteD  möglich  maohte 
bd  mehrfacher  Yerandmiuig  dieaer  Verkältaiaae  und  Trookenlegaiicf 
der  gelöeten  HoliMiinie. 

Die  BiMong  der  HoUrftnnie  bei  Wieeloeh  anter  der  oberen 
fiakriiiiteiiBebioht  wird  durch  dieee  Terbiltaiaae  and  durch  die 
leiditere  Anflfiabarkeii  der  leinem  Kalkaleuilagen  im  Yergleich  in 
dm  tboo^feren  und  dolomitiaeben  Lagen  bedinget.  In  dieaen  Hohl* 
raamen  lagerten  sich  ursprünglich  die  geschwefelten  Erze  von  Zink, 
Eisen  und  Blei  aus  sehr  echwachen  und  spärlich  zufliessenden 
Lösungen  ab,  deren  Verminderung  sich  in  der  verschiedenen  kry- 
stallinen  Structur  der  Erze  zu  erkennen  giebt.  Die  Schwefel- 
motalle  wurden  aus  diesen  Lösungen  durch  gasförmigen  oder  gelösten 
Schwefelwasserstoff-  oder  darch  Schwefelalkalien  niedorgeschlageDy 
mvB  achwefelsaaren  Lösungen  durch  organische  Stoffe  redncirt. 

Qalmei  entsteht  dann  durch  Zerselsang  von  Blende.  Bei 
dar  IKldvng  dea  Zinkvitriola  mnaa  anoh  Gipa  gebildet  werden,  der 
•llerdinga  nicht  mehr  Torhanden,  aondem  ala  leicht  IfiaUch  forlgo» 
filurt  iat,  •IMa  die  HohMnme  Ton  Gipakryatallen  im  Galmei  be- 
w«iaen  aein  einatmaligea  Torhandenaein  in  feater,  kryatalUniadher 
Gestalt.  Znm  Beweise  der  Anfldacng  des  Ealksteina  dienen  die 
sich  findenden  Schwerspatbkrystalle,  da  der  dortige  Kalkstein  Barinm 
enthält.  Der  Zinkvitriol  wird  durch  schwache  Lösungen  von  doppelt 
kohlensaurem  Kalk  in  Galmei  umgesetzt,  wobei  als  Eückstand  der 
Thon  bleibt,  der  dem  Kalkstein  beigemengt  war. 

Die  zweite  Art  der  Galmeibildung  durch  Umsetzung  des 
Kalksteina  kann  entweder  durch  schwefelsaure  oder  kohlensaure 
Zinklöaongen  erfolgen.  Aua  den  vorhandenen  Produkten  lässt  sich 
wm  ao  wenigar  auf  den  Weg  der  Bildung  aohüeaaen  ala  der  Galmei 
auch  heut  noch  Lagerort  und  Form  au  ftndem  Termag.  Dieae 
Bildung  dea  Galmeia  durch  direoten  Abaati  wird  dadurch  bewieaen, 
dnaa  aioh  in  alten  Bauen  Breooien  toh  Bergen  finden,  die  durch 
CMmei  ▼erldttet  aind,  und  üeberrindungen  Ton  eiaemen  mid  USIaemeii 
Qeifihstücken  durch  Gralmei. 

Endlich  gelangt  der  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  dass  aller  Gal- 
mei auf  diesen  Lagerstätten  aus  Blende  entstanden  ist  und  dass 
ein  ursprünglicher  A])8atz  des  Galmeis  nicht  statt  gefunden  hat. 
Der  Verf.  führt  für  diese  Ansicht  mehrere  Gründe  an,  nämlich: 

Die  Aehnlichkeit  in  der  Geatalt  dea  fast  ausschliesslich  Cblmei 
führenden  Mittels  und  dos  £aat  anaaohHeaalich  Blende  fahrenden  a. 
Theilea  dea  fünften  Erzfeldes; 

Die  Aehnlichkeit  in  der  Aufeinanderfolge  der  Mineralien  in 
den  Bnmittefaiy  mögen  sie  «ua  Oafanei  oder  Blende  gebildet  aein,  im 
öbcfcn  Theile  am  rei<diaAen  an  Slaen»  au  unterat  an  Zink;  daa  Fehlen 
Toa  direet  abgcactaten  Galmei  im  BlendemitteL 


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100 


Sitzungsberichte 


Die  allgemeine  Verbreitung  der  Hohlräume  nach  Gypskryatallen 
und  der  Schwerspathkryalalle  im  Gips ;  die  zerfressene  Beschaffenheit 
der  im  Galmei  eingeschlossenen  Bleiglanzkrystalle ;  dessen  Vorkommen 
als  zcrbroohne  Massen  die  Uebereinstimmung  der  oberen  Grenze 
der  Blende  im  fünften  Erzfelde  mit  dem  natürlichen  Wasserspiegel 

Diese  sorgfältige  Beschreibung  der  Wieslooher  Erzlagerst&tta 
im  Mnaohelkalk  fordert  sa  einer  Vergleiohaiig  mit  den  gidates 
Oalmeiablagonrngvii  anseree  Yalerlsadea  an  eeiner  5.  Greaae  ii 
Obenolileeteiiy  ebenfiüls  .in  Yerbindung  mit  Blei-*  und  ElMiieneB  vL 
Herr  von  Qroddedk  filkrt  anoh  der  Lehre  von  den  Lagerettttm 
der  Erae*  Leipzig  1879  lowohl  Wieelooh,  wie  Olier-Sdileiien  ■ 
den  „metamorphischen  Lagerstätten* ,  Typus  Raibl  an. 

Zunächst  sind  beide  Lagerstätten  darin  ähnlich,  dass  sie  in 
derselben  Formation,  dem  Muschelkalkstein  auftreten,  aber  darin 
verschieden,  dass  sie  andere  Horizonte  darin  einehmen.  Das  Folgendd 
ist  der  Beschreibung  des  Vorkommens  der  nutzbaren  Mineralia 
von  Runge  entnommen,  welche  einen  Anhang  zur  Geologie  tob 
Oberschlesien  von  Ferd.  Römer  bildet.  Die  Entwickelnng  des  Moscbel' 
kalke  iet  Ton  der  in  Snddeutsohland  gewöhnlichen  in  OberaohWm« 
eehr  fewehieden.  Hier  ist  die  untere  Abtheilong  eehr  vAMag  md 
entwkkelt.  Eck  nntenebeidet  darin:  als  Aequivalente  des  üBtens 
WeUenkalk:  caTamöser  Kalk  1  m  und  Chorsowerkalk  90  m,  Ockmat 
kalk  snsammen  80  m  mit  folgenden  ünterabihdlungen:  bIsiNr 
Sohlenstein,  4  m  darüber  folgt  die  Srssone,  gewöhnlich  die  SehicklMi 
von  Gorasdze  25  m,  in  der  Gegend  von  Tarnowitc  und  Bentbei 
vertreten  durch  eisenhaltigen  Dolomit  (Dachstein),  Enkriniten  and 
Terabratalschichten  4  m,  Mikalach&tser  Schichten  und  sohliesslich 
Himmelwitzer  Dolomit. 

Der  mittlere  Muschelkalk,  das  Aequivalent  der  Anhydritgrapps 
besteht  in  einem  weissen  gelblichen  merglichen,  versteinemngsleer^ 
Dolomit  von  12  bis  15  m  mächtig  nnd  endlich  der  obere  Muschel- 
kalk, Kalkstein  und  Dolomitsohichten  yon  Sfi  bis  13  m  rnftehtig.  Dil 
Eisenerse  bilden  unregelmissige  Nester  in  Kalk  und  Dolomit»  tMi 
anf  Dolomit^  theils  anf  Soblenstein  anfliegend  nnd  von  aUen  Sste 
von  Dolomit  umgeben,  ttieils  topffi^rmige  Yertieinngea  im  SoMmstäP 
Us  24  m  Tiefe  ansfUlend.  Die  Erze  bestehen-  wosentHeh  aoa  mal* 
migem  Limonit,  viel  seltener  aus  dichtem  Limonit,  der  8f^Kiü<»By 
kleinere  und  grössere  Knollen  bildet. 

Die  Zinkerze  sind  an  eine  grosse  Dolomitpartie  gebunden, 
welche  muldenförmig  auf  Sohlenstein  aufliegt  und  sich  von  Miecfaa- 
wiz  bis  Czeladz  und  Bcndzin  auf  eine  Länge  von  22,5  km  bei  2  bis 
4km  Breite  erstreckt.  Die  Zinkerze  mit  Blei-  und  Eisenerzen  verbreitäi 
sich  aufwärts  von  der  Qrense  des  Sohlensteins  und  des  Dolomita. 
Anf  dem  Sohtenstein,  der  angegriffen  nnd  theils  aufgelöst  eraeheiatk 
liegt  der  weisse  Galmei,  weldher  ans  Lagen,  Sohnflren  nnd  StMpm 


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der  siederrheiiuacfaen  GeseUsohaft  in  Bonn. 


101 


in  ¥161011  iiMMren  Formen  too  Gelmei  in  gelben  und  Mangrenen 
Letten  besteht  nnd  Spbirosiderit  und  oxydiaefae  Bleiene  enthUt 
Seine  MlUsfaiigkeit  steigt  bis  an  4  m.  Der  rothe  Oalmeiy  doroh  eine 
dfinne  Lettensdnoht  vom  wsissen  getrennt»  liegt  mit  einer  einiigen 
Anennlune  auf  diesem  letzteren,  nnd  geht  dnroh  Abnahme  des  Z^k- 
gehalies  vollst&ndig  in  Limonit  und  in  Dolomit  über. 

In  den  tiefsten  Lagen  des  Dolomite  unter  dem  üalmei  und 
in  Mulden  tritt  Blende  und  Eisenkies  auf. 

Nach  der  Tiefe  nimmt  überhaupt  der  Zinkgehalt  zu  und  der 
Eisengehalt  ab.  Hierin  stimmt  das  Verhalten  in  Oberschlesien  mit 
dem  zu  Wiesloob  vollkommen  überein,  was  in  Bezag  auf  die  £nt- 
atehnng  der  Lagerstätten  von  Bedeutung  ist. 

Das  Vorkommen  von  Chbrblsi  (Cotnnnit?)  in  Obersohlesien 
weist  anoh  daranf  hin,  dass  ausser  Sehwefel-  nnd  Kohlensinre  bei 
der  Bildung  der  Ene  aneh  Chlor  mitgewirkt  bat 

Bleiglans  tritt  im  Galmei,  anf  Zinkblende  anfiritaend,  in  festem 
Dolomit  in  Kdmem  nnd  Kristallen,  in  sersetatom  Dolomit  in  knnen 
Trümmern  anf. 

Die  Bleierzlagerst&tte  bei  Tamowitz  liegt  zwischen  Sohlenstein 
und  Dolomit,  an  einigen  Stellen  auch  im  Dolomit,  doch  erreicht  der 
darunter  liegende  Dolomit  nur  1  bis  2  m  Mächtigkeit.  Die  Lager- 
stätte bildet  eine  geschlossene  Bank  von  20  bis  39  mm,  doch  kommen 
einzelne  Anschwellangen  vor,  deren  Mächtigkeit  selbst  bis  zu  63  cm 
steigt.  Der  Bleiglanz  gerade  anf  der  Scheide  beider  Gesteine  oder 
anoh  wohl  im  festen  oder  zersetzten  Dolomit  oder  Limonit. 

Am  Ausgebenden  besteht  die  Lagerstitte  aus  okrigem  oder 
TitrioBsehem  Letten,  mit  Glanskohle  und  fossilem  Hobe  und  enthält 
Krystalle  Ton  Bleiglana  und  Eisenkies.  Die  ersteren  sdgen  sieb  an 
der  OberflSohe  zerfressen,  mit  Oemssit,  Tamowitait  (bleihaltigem 
Aragonit)  überzogen,  mit  Krystaüen  von  Bleiglas  (Bleivitriol)  besetat. 
Sonst  sind  nur  zwei  Schwerspathlagen  von  8  bis  18  cm  St&rke  und 
durch  31  cm  Dolomit  von  einander  getrennt,  unmittelbar  über  dem 
Sohlenstein  im  Niveau  der  Erzlage  bei  Stoiarzowitz  in  einer  Er- 
streckung  von  20  m  zu  erwähnen,  welche  Bleiglauz  eingesprengt 
enthalten  und  an  die  Einwirkung  von  Chlor  erinnern. 

Diese  Bleierzlage  bei  Tarnowitz  bedeckt  einen  Flaohenraam 
TOn  56qkiB,  besitzt  eine  muldenförmige  Oacbe  Lagerung.  Die  syn* 
küne  Linie  aieht  von  N.  W.  gegen  8. 0.  Die  FUlgel  fallen  einander 
mit  8  bis  4  Grad  einander  su.  Die  Ersmittel  smd  unregehnissig 
Uber  die  Flidhe  vertheilt  und  begrenat.  Auf  der  Friedriehsgmbe 
ist  die  Mttldenwendnng  in  der  SoUe  des  Friedrieh- Stollens  am 
Trodkenberge  bei  Lasorowka  nmfhhren,  während  dieselbe  Moide 
gegen  S.  0.  in  die  GalmeilagerBtätten  von  Benthen  und  Soharley 
übergeht. 

Auf  der  Friedriobsgrube  liegt  in  einer  Höhe  von  20  bis  80  m 


102 


Sitzungslieriobte 


im  Hingenden  der  Bleierzlage  eine  uurcgelmässige,  abeäizige  Blei< 
erzlage  im  Dolomit  Dieselbe  kennzeiolinei  lich  bei  Seharley  nnd 
Gr.  Dombrowkft  als  eine  10  m  starke  B^gion  Ton  aeneteieni  DokMU^ 
Dolomii-Lettea  und  Sand  mit  ehiEdnan  Blöekan  (Klölien)  M« 
Dolomites,  Btoiglans  und  Galmei,  welehe  ebenfidls  20m  ober  dn 
unteren  Galmeilager  Hegt  Das  Blei  aas  der  TamowitMr  vniM 
Erslage  enthalt  in  100  000  Theilen  7  Tbeile  Silber,  aus  der  obam 
(liegen  17  Theile. 

Spuren  von  Bleierzen  treten  im  Oberechlesischen  Muschelkilk 
gegen  N.  nnd  gegen  W.  noch  in  weiten  Entfernungen  von  dem 
Hauptvorkommen  auf,  wie  bei  Strzebniow,  Krappiiz  a.  d.  Oder, 
Laband  (Gleiwitz)  und  Georgenburg.  Das  Haupterzvorkommea 
(Oalmei,  Bleiglanz  und  Limonit)  setzt  gegen  0.  in  das  Königreidi 
Polen  und  nach  Krakau  (Gallizien)  auf  eine  ansehnliche  ErsUecksBg 
naok  Oikuss,  Slawkow,  Boleslaw  und  Babss^  fort. 

Dieselben  GrOnde»  wel^  dasu  gefOhrt  beben,  das  YorkomBMB 
des  sftmmtlidien  Qalmeis  bei  Wiesloch  anf  die  nrsprfingBabe  Ab* 
lagerung  von  Blende  snrftok  su  Akren  und  f&r  eine  metapbenaiNbe 
Büdnng  en  halten,  dürften  auch  f&r  Obersehlesien  gelten,  obghieb 
hier  nur  ein  Meiner  Theil  der  Blende  erhalten  and  ein  sehr  grosser 
Theil  in  Galmei  umgeändert  ist.  Inzwischen  darf  dabei  nicht  über 
sehen  werden,  dass  beim  Fortgänge  des  Bergbaues  gewiss  au  mehren» 
Stellen  ßlendemittel  zum  Aufscbluss  gölangen  werden. 

Bei  der  innigen  Verbindung  in  der  in  Oberschlesien  der  Galmei 
mit  dem  Limonit  stebti  die  vollständig  durch  alle  Yerh&ltnisse  m 
einander  übergehen  von  eisenhaltigem  Galmei  in  zinkhaltigen  Li- 
monit, so  dass  ein  vöUig  nnkfineier  Limonit  sieh  überiiaopt  hier 
nicht  finden  dürfte»  ist  an  eine  T^rennung  der  Bildung  disHr 
beiden  Eae  nioht  sn  denken.  Daraus  dürfte  aber  nidit  an  Mgv 
sebi,  dass  dieee  Bildung  in  detietben  Weise  wie  in  Wiealoeh  sfMgl 
seL  Die  Bildung  des  Limonlts  aus  Eisenkiesi  wie  dort  kann  fir 
Oberschlesien  hiebt  nachgewiesen  werden. 

Dagegen  macht  es  das  Vorkommen  von  eisenhaltigen  Dokmrit«» 
wahrscheinlich,  dass  dieser  wesentlich  bei  der  Bildung  des  Limoniti 
bethoiligt  sei.  Karsten  hat  viele  Dolomite  aus  Oberschlesien  unte^ 
sucht,  welche  aus  kohlensaurem  Kalk,  Magnesia  und  Eisenoxydol 
bestehen  und  bei  denen  das  letstere  von  einigen  Procenteu  bis  auf 
20  steigt.  Es  sind  folgende  hier  anzuführen:  I.  Hellblaues  krystallinei 
Gestein,  Knickschacht  der  Friedriobsgrube  68,6  m  Tiele.  TL  Schwtrz- 
graues  sohiefriges  Gestein  (sdhwarser  DaeUetten)  ebendaher  68  e 
Tiefe.  IIL  Bbues,  krystaUines  Gestein  Louiseeehadit,  Ort  gegttli^ 
IV.  blüuUoh  gelbes  Gestein,  auf  dem  Vorhergehenden  unmittflta 
aufliegend,  ebendaher.  Y.  Blinliohgranes  krTstettines  Gestern,  Aid^ 


1)  Kanten.   Archiv  Bd.  17.  1828.  S.  57--82. 


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der  mederrheiniacheii  GeseUschafl  in  Üoiul 


106 


Bchaoht,  Ort  gvgeo  K.   VI.  Blauea  krysiaUines  DaohgMiem,  Zinke- 


L  U,        in.        IV.         V.  VL 

GiOOOt       51.20      68.70      68.45      58.98      52.75  62.45 
HgOÜO,      27.70      18.96      28.90      29.54      62.08  88.67 
FttOCO,       20.25      19.10      17^      UM      18.95  18.46 
Mit  Ausnahme  ron  lt.,  bei  dem  Kieeelthon,  Thonerde,  Wasser, 
Bitnmeu  und  Verlust  zusammen  auf  30.24  Proc.  steigt,  betragen  die- 
selben Bestaudtheile  bei  den  übrigen  Gesteinen  nur  durohscbnittlicb 
2  Proc. 

Es  ist  klar,  dass  wenn  bei  solchem  Gesteine  CaOCO^  und  MgOCO^ 
aofgelöst  und  fortgeführt  wird,  das  Fe  als  Fe^OjIIoO  übrig  bleibt. 

Bei  zahlreichen  Galmeilagerstatten,  die  mit  Eifelkalk  und  mit 
Kohlenkilk  in  der  Gegend  von  Aaohen  und  mit  ersteren  in  West* 
falan  in  Verbindung  ttoben  nnd  som  Theil  ein  sieilee  Einfallen 
beeitien,  lal  die  Beobaohinng  gemaobt  worden,  datt  ticb  in  der 
Tiefof  ttaitoti  Gnlmei  Zinkblende  findet»  Sehr  naigeseiobneft  sind  in 
der  Gegend  von  Aachen  die  Qftnge  des  Breinigerberges  awiachen 
Breinig  und  Vichts  im  Eäfelkalkstein,  welche  bia  aar  Tiefe  von  60 
bis  80  m,  Limonit  nnd  Galmei  in  löchriger  Gestalt,  mit  Cerussit 
und  Bleivitriol,  unter  dieser  Tiefe  aber  Blende,  Bleiglanz  und  Mar- 
kasit  führen.  Die  Umändern njj  der  Schwefelerze  ist  ungemein  deut- 
lich, an  Stücken,  die  an  einem  Ende  aus  Schalcnhlendc  mit  feinen 
Lagen  von  Bleiglanz  und  Markasit,  an  andern  aus  Galmei,  Bleiglanz 
und  Limonit  oder  Eisenocker  bestehen. 

Auf  dem  Hammerberg  bei  Stolberg  im  Oberdevon  liefert  der 
Fossgang  ein  ähnliches  Beispiel,  auf  der  Höhe  des  Berges  fährt 
deraelbe  Qalmm,  w&brend  60  m  tiefer  nur  Sohalenblende,  Bleiglanz 
nnd  Markaaii  anflritt 

Die  lahlrcioben  EralageratUten,  welche  auf  der  Sehnde  des 
Oberdevon  nnd  XoUcnkBlk,  in  dicaem  letatem  nnd  auf  seiner  Scheide 
gegen  das  Steinkohlengebirge  auftreten,  beetitigen  allgemein  die 
Umänderungen  der  Blende  in  Galmei  in  den  oberen  Teufen,  während 
die  Schwefelerze  auf  die  grössere  Tiefe  beschränkt  sind. 

So  geht  auf  der  Grube  Poppeisberg,  auf  der  Scheide  des 
Oberdevon  und  des  Kohlenkalks  zwischen  Lontzen  und  Rubottraed 
Blende  in  Galmei  über,  Bleiglauz  in  beiden  eingeaprengt,  in  letzterem 
nach  Cerussit. 

Die  Gänge  von  Zufriedenheit  8.  w.  von  Hastenrath  im  Kohlen- 
kalk  fuhren  in  oberer  Tiefe  Galmei  mit  Bleiglana,  in  gröeeerer  Tiefe 
Blende  mit  Eiaenkiea. 

Die  Gftnge  am  Brookenberge  im  Bnabacher  Grubenfolde  in 
KoUenkalk  aeigan  ebenfiüla  gegen  daa  Anagebende  hin  mächtige 
Vorkommen  ^n  Oahnei,  während  in  der  Tiefe  Schalenblende  mit 
Eiaenkiea  nnd  fileiglans  vorkommt 


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104 


SitsuBgsberiohte 


Eine  der  wichtip:6tcn  Erzlagerstätten  liegt  tad  der  Scboidft 
swiaohen  Kohlenkalk  und  Kohlengebirge  im  Felde  yon  DiepenlÜHtei 
swiMshen  MaiiBba«di  und  Werth,  und  auf  2400  m  Linge  errnffibreod, 
bettitigt  ebenftlle  den  Uebergang  von  Galmet  io  gvöiaerar  Tiflle  m 
Blende,  yon  oiydisohen  Bleiersen  beionden  Gemant  in  BleiglaiiT 
und  ron  Limonit  in  Markaait.  Die  Umbildung  der  SohwirfefattM  in 
kohlensaure  Yerbindnngen  und  in  Oxydhydrate  hat  hier  in  einem 
grossen  Maassstabe  stattgefunden  und  ist  zweifellos. 

Am  Aachener  Herrenberg  auf  dem  Nordflücrel,  St.  Severin  ai:if 
dem  Südflügel  der  Nirmer  Kohlenmulde  finden  dieselben  Verhältnisse 
statt,  die  drei  Schwefelmetalle  finden  sich  in  grosserer  Tiefe,  Galnui 
reicht  bis  40  m  tief. 

Wenn  nun  überaus  zahlreiche  Beispiele  für  die  Enlateäaaf 
des  Limonits  aus  Markant  auf  diesen  Erzlago^rstätten  vorliegen,  so 
zeigt  doch  die  Scheide  von  Kohlenkalk  und  Kohlengebirge  rwiabhei 
liofterbof,  Kranisobeid  und  Busbaob  die  Entiiehong  deeeelbcn  aas 
lichtgranemtbonigemSpbftrofliderit  und  feinkörnigem Eiaenepnthdnwb 
MetamorpIfiM^i  allm&hligen  üebergang.  In  der  Gegend  von  Beig. 
Gladbach  Kreit  Mülheim  a.  Rhein  aind  11  nlden,  Triobtar  nnd  Klifta 
im  Eifelkalk  und  Dolomit  mit  Galmei  und  Limonit  erföUt,  in  deren 
Tiefsten  sich  Blende  einstellt,  ebenso  verhält  sich  auch  ein  Gang. 
Ganz  besonders  ausgezeichnet  ist  aber  die  Scheide  des  EifelkalksU  is 
und  des  Lenneschiefers  (der  oberen  und  unteren  Abtheilung  des 
Mittoldevon)  vom  Saalhof  an  der  Wupper  bei  Barmen  anfangend 
gegen  0.  bis  Kösenbeck  bei  Brilon  durch  die  vielen  bedeutend» 
Zink-  und  Eisenerzlagerstätte,  welche  sich  auf  derselben  befindai. 
Die  grosse  Limonit-Ablagenmg  anf  dem  Eifelkalk  in  der  Nähe  der 
Scheide  am  Schwelmer  Brunnen  seigt  aof  das  denUickste  ihre  Ahr 
fltammnng  ans  Iflarkasit,  der  mit  sohwanem  bitnminöeem  Thon  ab- 
gelagert worden  ist.  Mit  dem  Limonit  findet  siob  aoeb  am  Ende 
des  Lagers  Galmei  unmittelbar  auf  Kalkstein  und  Dolomit.  Daan 
findet  sieh  Galmei  bei  Limburg  a.  d.  Lenne,  bei  Lethmate  und  vm 
der  Grüne  nahe  zusammenhängend  über  Iserlohn,  Calle,  Weatig  bis 
gegen  Deilinghofen.  Von  der  Scheide  aus  ziehen  sich  Klüfto  weit 
in  den  Kalkstein  und  Dolomit  hinein.  Nahe  ö.  von  Iserlohn  auf 
den  Schächten  von  Hövel  und  Krug  von  Nidda  ist  eine  Tiefe  von 
180  m  erreicht  worden  und  dabei  hat  sich  die  Menge  der  Blende 
immer  mehr  in  Yerbältnias  xum  Galmei  vermehrt.  Die  Umänderung 
des  Galmei  aus  Kalkstein  und  Dolomit  erweist  sich  hier  dur<^  die 
grosse  Menge  yon  Yersteinemngen,  welche  selbst  in  Galmei  wmgb^ 
ändert  sind. 

Auch  weiter  gegen  0.  findet  siob  unter  gleichen  Yerbiltoiassn 
Galmei  bei  Yolkringbausen ,  Beckum  und  Langenbolthauaen  am 
Ausgehenden  von  Klüften»  Grössere  Tiefan  sind  nicht  aufgesobloassa. 

Hit  dem  mächtigeren  Auftreten  des  Bifeikalksleina  bei  Altoh 


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der  niederrheiniaeheii  Oeoellaohaft  in  BoniL 


106 


büren  Uber  Brilon  nach  Keffelke,  Thülen  and  Rösenbeck  »teilen  sieh 
«uoh  wieder  die  OafaneiTorkommen  auf  der  Sobeide  dei  Lenne- 
■ohielbn  und  ia  Blftften  nnd  Hoblr&amen  im  KsUraiein  und  Dolomit 
ein.  Kor  «a  ^er  Stelle  mimittelbar  A.  Ton  Brilon  itt  ein  Terenob 
mit  ifröflsern  Maschinenkr&ften  gemacht  worden,  der  auch  das  Auf« 
treten  von  Blende  nacbgewiesen  hat. 

So  ist  denn  auch  hier  an  zahlreichen  Beispielen  nachg^ewiesen 
worden,  dass  die  Ablagerung  von  Blende  (Bleiglanz  und  Eisenkies) 
die  ursprüngliche  und  die  Umbildung  in  Galmei  nur  in  der  Nähe 
der  Oberfläche,  so  weit  eine  wechselnde  Thätigkeit  4m  Wassers  und 
der  Luft  durch  die  Niveanverb&ltnisse  bedingt  war,  erat  ap&ter 
eingetreten  ist. 

Wihreod  an  vielen  dieser  Stellen  die  Umbildung  von  Limonit 
ans  Eisenkies  gina  bestimmt  erfolgt  ist,  so  aeigen  die  aablloeen 
GiqgB  im  ünterderon  im  Gebiete  der  Bieg  nnd  vieler  ihrer  Zoflftne, 
wie  der  Heller»  daes  hier  der  Limonit  nicht  aoa  Eisenldei  sondern  am 
Seenspath  als  dem  nrsprfinglioli  abgelagerten  Ifineral  hervorgegangen 
iat.  Es  ist  eine  gans  allgemeine  Erfahrung,  dass  alle  diese  Gänge, 
welche  in  ol>eren  Teufen  Limonit  fuhren  in  einer  grösseren,  aber 
sehr  verschiedenen  Tiefe  die  schrittweise  Umänderung  aus  P^isenspatb 
erkennen  lassen.  Das  Verhalten  der  überall  wiederkehrenden  Schnüre, 
Adern  und  uu regelmässigen  Einschlüsse  von  weissem  Quarz,  in  Eisen- 
spathe,  welche  im  zerbrochenen  Zustande,  in  getrennten  Stücken  im 
Limonit  liegen,  oder  frei  in  die  Drusenräume  des  Limonits  hinein- 
ragen. Die  Quarsschalen  aas  oonoentrisohen  Bildongoti,  welche  ein- 
eeitig  die  Eindrficke  der^  Krystalle  dea  Eisentpatbea  tragen  und 
Hohlrinme  iwiachen  aich  laaaen,  aeigen  dass  derselbe  gaos  anfgeldat 
worden  nnd  im  geldsten  Znstande  durch  die  Qhansohalen  hindurch 
gedrungen  nnd  an  einer  anderen  StsUe  als  Limonit  snr  Ablagerung 
gelangt  ist,  lassen  keine  andere  Erkl&mng  za.  Aber  anoh  die  all- 
mäblige  Umänderung  ist  an  den  durch  Klüfte  abgesonderten  Stücken 
zu  erkennen,  an  welchen  Ränder  von  Limonit  einen  Kern  von  Eisen- 
spath  umgeben.  Bei  dem  manganhaltigen  Eisenspath  ist  eine  Trennung 
des  Mangans  erfolgt,  welcher  besonders  in  Drusen,  Philomelan  und 
Pjrolusit  bildet. 

Prof.  Schaaffhau sen  legt  Knochenfunde  ans  der 
Sebipka-Höhle  in  M&hren  vor,  die  auch  den  von  ihm  früher 
besprochenen  menschlichen  üntcrkiefer  geliefert  hat.  Prof.  Maska 
wünioht  sein  ürthdl  darftber  an  hdren,  ob  viele  derselben  I8r  vom 
Menschen  gefertigte  Werksenge  in  halten  tindy  wie  man  in  Wien 
geglanbt  hat  Zwei  ZabnspBtter  vom  B&ren  sind  allerdings  an  der 
Bruehfliche  vom  Menschen  glattgeschliffen,  schon  früher  lieferte  die 
Höhle  Bärenzähne,  in  die  unter  der  Kroni^tiefe  Einschnitte  gemacht 
waren.  Auch  sind  zwei  aus  Knochen  gefertigte  Pfeilspitzen  darunter 


106 


Sitzungsberichte 


von  der  rohen  Form,  wie  mau  sio  aus  Feuerstein  kennt.    An  zwei 
andern  Stücken  sind  breite  Emkcrbunf^en,  an  einem  feine,  weitaui- 
einanderstehende  parallele  Kitze  bichtbar,  die  ein  Thierzabn  uicka 
wohl  gemacht  haben  kann^  die  man  also  dem  Menschen  soachnibca 
rauss.    Die  übrigen  an  ihren  Brnchräudern  stark  abgenindaten  und 
vielgeetaltigen  Stücke  toii  Böhrenknooheii  and  indetten  kein»  meniak*  ' 
liolien  Gerithe,  sondern  nidite  anders  als  KnochengtröBe^  -mlcfc« 
sich  ans  seharfkantigen  Brucfastfickmi  dudi  meohaaisdie  ftiiüiii, 
nnd  die  Wirknng  des  Wassers  ebenso  go'Uldei  hat,  wie  das  Geaekiebs 
im  Bette  eines  Flosses.    Sind  aber  diese  abgerondeten  Knochea- 
stficke  auch  nicht  vom  Menschen  geschliffene  Werkzeuge,   so  ver- 
rathen  sie  doch  in  anderer  Weise  das  Dasein  desselben  und  erzählei: 
uns  ihre  Geschichte.    Die  Raubthiere  zerbeissen  die  Röhrenknochen 
grosser  Thiere  nicht,  nur  der  Mensch  kann  sie  zerschlagen  haben, 
um  das  Mark  zu  gewinnen.  So  geschieht  es  noch  von  rohen  Völkern. 
Auch  sind  die  Knochen  so  zersprungen,  als  wenn  ein  heftiger 
Schlag  sie  getroffen  hätte.    Zwei  Knochenstücke  zeigen  auf  ihrer 
Innenflaohe  leine^  parallele  Kritze,  doch  will  ich  nieht  mit  nnatimwt 
helt  behaupten,  dass  das  schabende  Feaersteinmeaser  sie  het  forg» 
braoht  hat   Die  meisten  Knoohenstfioke  sind,  nadtden  aie  aei^ 
aohUgen  wareni  an  ihren  Rindern  Ton  Thieren,  vielleielii  fesa  l 
Hönde  ^  benagt  nnd  dann  gerollt  worden.  Aneb  die  Nagespnrea 
sind  abgemndet  und  beweisen,  dass  die  Knochen  erst  benagt  oad 
dann  geglättet  wurden.    Vielleicht  konnte  das  Wasser  allein,  weichet  | 
über  die  auf  einen  Haufen  goworienen  Mahl/.eitreste  dahinlief.  diese 
Wirkung  hervorbringen.    Dieses  Knocheugeröllo  hat  der  Redner  in 
vielen  Höhleu,  der  Klusensteiner  und  Gerolsteiner,  der  Martins-  udJ 
Eakushöhle  beobaoiitet.     Manche  Höhlengräber  klagen  über  die  ' 
Arbeiter,  dass  sie  nor  Brochstftoke  nnd  keine  gansen  Knochen  am 
dem  Höhlenlehm  heransgraben,  aber  man  sieht  an  den  alten  Broch» 
fliehen,  die  sieh  von  den  Denen  leieht  onterscbetden  Isssen^  dssi  i 
die  meisten  Knoehen  sehen  ab  Bruohstfteke  im  Beden  lageo.  Ssr 
sei  noch  erwthnt,  dass  ein  durch  seine  Glitte  nnd  Abmndung  asf> 
fsUender  Knoehen  nieht  selten  für  ein.ma  Ueosoheo  angsachilffe—  | 
Werkseug  gehalten  worden  ist,  es  ist  das  Os  penis  Tom  Birso. 

Sodann  spricht  er  über  zwei  Abhandlungen  des  Dr.  Chapmaa 
in  Philadelphia  vom  Jalire  1880.  Die  eine  berichtet  über  die  Zer- 
gliederung eines  8  jährigen  ürangutan  und  bestätigt,  dass  die  drei 
höhern  Anthropoiden  nicht  eine  Reihe  bilden,  in  der  ihr  Bau  inuner 
menschenähnlicher  wird,  sondern  dass  in  Hinsicht  einzelner  Körper^ 
theile  bald  der  eine  bald  der  andere  dem  Menschen  näher  steht. 
Der  Fnss  des  Orangutan  ist  am  wenigsten  menschen&hnlieh,  oad 
seine  Lunge  nicht  in  Lappen  getheilt|  aber  er  hat  wie  der  Mensck  1 
18  Rippen^  iritond  QoiAa  nnd  Ohiupansi  18  haben.  DiiM  hsta  | 
8  Hand-  und  Fusswanelknochen,  wie  der  Mensch,  wihrend  jener 


der  mederrheiiuachen  Geeellaohaft  in  Bonn. 


107 


dem  9  liftt  Sein  Gehirn  irt  nar  in  der  allgemeinen  Form  nnd  in 
der  Entiviekhing  der  enten  Oooipitd*Windang  meniohenMinlfeher  ^ 
ond  e^  kleines  Hirn  ist  hinten  von  dem  grossen  gans  bedeckt, 
was  indessen  naoh  Chapman  bei  allen  niedem  Afftm  der  Fall  ist 

Die  Windangen  der  Stirn-  nnd  Schläfenlappen  sind  wenipfer  ent- 
wickelt als  beim  Chimpansi,  die  ReiPscbe  Insel  ist  glatt.  Das  (jO- 
kirn  wog  10  Unzen.  Der  Darm  dieses  Affen  beherbergte  zwei 
Tienschlicho  Eutoaoen,  die  Ascaris  lambriooides  und  den  Trichoce- 
phalus  dispar. 

Die  zweite  Sebrift  beschreibt  die  6el>art  eines  jungen  £le* 
pfaanton«  der  am  9.  Mira  1880  in  der  Menagerie  von  Cooper  nnd 
Baikf  in  Philadelphia  anr  Wdt  kam.  Dies  Ereigniss  ist  überaas 
leitsn,  d«  der  gealhmte  Elephant  sich  niobt  fortenpflanaen  pflegt 
md  deesbalb  immer  wild  eingefimgen  werden  mnss.  B.  Owen  be- 
iehtet  Ton  einer  Faamng,  aber  ohne  nikhere  Angabe,  wo  sie  statt- 
refanden  bat.  Die  Tragzeit  des  mfltterliefaen  Thieres  kann  jetzt 
,'enauer  festgestellt  werden,  als  es  bisher  der  Fall  war.  Plinius 
rab  für  dieselbe  G  Monate  an,  Strabo  IfJ  bis  18,  Aristoteles,  der  immer 
unterricbtet  ist,  nahe  2  Jahre.  Nach  R.  Owen  dauerio  die 
5chwanger8cbaft  im  oben  erwähnten  Falle  593  Tage  oder  19  Monate 
ind  16  Tage.  £v.  Home  giebt  22  Monate  an.  Auch  Corse,  den 
J3iapmann  nicht  anföhrt,  beobachtete  eine  Paarung,  das  Junge  ward 
mch  20  Monaten  und  18  Tsgen  geboren.  Im  vorliegenden  Falle 
andsn  zwischen  dem  26.  Mai  und  20.  Juni  1878  sieben  Copulationen 
itatt,  so  dasi  Ton  der  ersten  an  gereohnet  die  Tragzeit  066  Tage 
(der  21  Monate  16  Tage,  von  der  letaten  gerechnet  680  Tage  oder 
SO  Monate  20  Tage  betragen  würde.  Die  letate  stimmt  mit  der 
«en  Gorse  angegebenen  6berein.  Die  lange -Tragzeit  des  Elephanten 
■t  durch  die  kolossale  Grosse  des  Thieres,  dem  die  des  Neuge- 
»orenen  entsprechend  ist,  bedingt.  Man  darf  voraussetzen,  dass  die 
hierische  Organisation  nur  in  einer  bestimmten  Zeit  eine  gewisse 
flenge  organischer  Substanz  bilden  kann.  Es  findet  sich  ein  naher 
'asammenhang  zwischen  der  Grösse  und  der  Tragezeit  der  Säugethiere. 
)ie  beträgt  bei  der  Maus  24,  beim  Kaninchen  81,  bei  der  Hündin 
►3  Tage,  beim  Rind  9  Monat  12  Tage,  beim  Pferd  naoh  Brehm 
0Vt'-l2  Monate.  Der  Elephant  gebiert  das  Junge  stehend; 
Üeses  wog  218  Va  Es  saugte  mit  dem  Munde  und  nioht  mit 
lern  Bfissel,  wie  Boffon  glaubte.  Die  Untersuchung  der  Eih&nte 
rgab,  dass  der  Elephant  eine  gürtelförmige  Plaoenta  hat  wie  die 
laubthiere.  B.  Owen  benutste  die  Anwesenheit  und  die  Form  der 
Msoenta  zu  einer  Eintheilnng  der  Sftngethiere.  Er  unterschied 
iplacentaria,  wie  die  Beutelthiero  und  Placentaria.  Bei  diesen  ist 
ie  Placenta  entweder  diffusa,  wenn  die  ganze  Oberfläche  des  Chorion 
loichm&ssig  mit  Zotten  besetzt  ist,  wie  *6ei  den  Cetaccen,  Pachy- 
lermeni  Einhufern;  Eameel  und  Lama  oder  sie  ist  cotyliformiS| 


I 


106  Sitiangsbenohte 

wenn  die  Zotten  zu  Cotyledonen  Tereinigrt  sind,  wi6  brt  dm  VMirtii 

Wiederkäuern ,  oder  sie  ist  discreta ,  wenn  die  Cotyledonen  i- 
cinzclnen  Stellen  dicht  zusammengedrängt  sind  und  entweder  eißrL 
Gürtel  bilden,  wie  bei  den  Raubthieren,  bei  Phoca  und  Lutra,  ods 
zwei  oder  eine  rundlicbd  Scheibe,  wie  bei  den  Nagern  und  Insektes- 
fressenii  oder  eine  solcbe  von  eiförmiger  Gestalt,  wie  bei  den  ¥\gd» 
mftnien  und  Affen.  Durch  jeoe  Beobachtung  beim  Elq^hentan 
liert  die  Benehong  der  Form  der  Plaoenta  sa  deo  doeabiB 
Thierklaeeen  an  ihrer  GeietsmftMigkeit. 

Siegfried  Stein  berichtet  „Ueber  die  in  blasigen 
Kupfer  und  in  K  upfer  legir  ungen  (Bronce,  Messing)  eingfr 
schlossenen  Gase,  sowie  über  die  Herstellung  dichter 
Güsse  aus  diesen  Metallen."  Im  Jahre  1873  wurde  hierin 
Bonn  eine  Wasserleitung  projoktirt,  jedoch  die  Anlage  vom 
meinderath  anfangs  abgelehnt.  Der  YerüaBser  trat  hiergegen  is 
einem  öffentlich  gehaltenen  Vortrag  energisch  auf.  Die  gesamatt 
Universitftt  verlangte  dann  ebenfalla  die  Anlage  der  WaiaerkitaBi 
und  diese  wurde  bald  nachher  anoh  ausgeführt. 

Dm  Wasaer  wird  sfidlicfa  oberhalb  der  Stadt  ani  einem 
bohrten  Brannen  entnommen,  der  nnr  wenige  Meter  vom  Vkm 
entfernt  iat.  Die  ganse  aftdiicbe  ümgebong  von  Bonn  iat  valb' 
nlaohen  Unpmngs  und  hierdtireh  seigt  rieb  die  Zosammenaatang 
der  Grundwasser  bedingt,  welche  in  der  Nähe  von  Bonn  im  Boda 
sich  vorfinden.  Violfach  treten  Mineralquellen  auf  mit  stark  3 
Ko  Wen  Säuregehalt  z.  B.  in  Godesberg,  in  Roisdorf,  u.  a,  a.  Ortes. 
So  enthält  auch  das  Wasser  in  dem  Maschinenbrunnen  der  Was8e^ 
leitung  eine  beträchtliche  Menge  Mineralsalze  und  viele  Kohlensätr-, 
wenn  der  Wasserstand  im  Rhein  niedrig  ist,  und  das  Bergwas^^.r 
dem  Brunnen  zufliesst.  Umgekehrt  tritt  dnrch  die  Eiesschiehtoi 
des  Rheinbetts  fiHrirtes  reineres  Flusswasser  stärker  in  den  BroBMi 
bei  hohem  Waaseratand  des  Rheinee.  Die  folgenden  Waaadiinaljfiw 
des  Bonner  Waaaerwerks  verdentlieben  dieaea  ^ieL  In  lOOOtt 
Thailen  Waaier  waren  enthalten: 

Im  Teraaeha-    Im  Hanptbnm*  Im  RbeiBwamv 

brunnen  am  28.     nen  am  18.        am  18.  Jon 
M&ra  1878.        Juni  1876.  1875w 

Chlornatrium  18,69  12,5  0^ 

(Kochsalz) 

Schwefelsaures  Natron    0,62  6^9  0,6 

(Glauliersalz) 

Kohlensaures  Natron      7.52  — 

(Soda)                   '  ^ 

Kohlensaurer  Kalk        31,19  24>0  9,4 

Kohlensaure  Magneaia    8,94  6^0  2,6 

Kieselsäure,        ^  nieht  0,8  0^ 

Eisonoxyd  u.  Thonerde  f  beatimmt  0,8  0,9 

Freie  Kohlenaftnre        45,5  89,0  4fi 


^  j  .^  od  by  Google 


der  niederrbeiaisohen  Geaelbchaft  in  Bonn. 


109 


Am  18.  Jnni  1875  hatte  der  Wasserstand  im  Bhein  nur  eine 
P^gelhöhe  von  2,75  m. 

Das  Wasser  ist  hart,  aber  erfrischend  zum  Trinken  durch 
ien  Gehalt  an  KohleDs&ure.  Beim  Kochen  setst  es  natürlich  starken 
Keewlaiein  an.  Eine  Htnptnntugend  zeigte  ea  dnroh  rasches  An- 
greifen nnd  Undiehtmachen  der  Wanerh&hne»  beioiidert  wenn  Messing 
En  deren  Gois  benniti  und  dieser  sehr  blasig  war.  Dem  Yerfesser 
flieser  Zeilen  wurden  von  vielen  Seiten  VorwQrfe  gemaohi,  als  ob 
BT  allein  an  diesen  Uebelstinden  sohnld  sei  Üm  sieh  dagegen  sn 
wehren  wies  er  zuerst  nach,  dass  namentlich  durch  den  Gehalt  an 
Kochsalz  und  au  schwefelsaurem  Natron  das  Wasser  aus  dem  Messing 
das  Zink  auflöse  und  schlug  deshalb  vor,  die  Hähne  nur  aus  söge- 
aanntem  Hothguss,  also  aus  reiner  Bronce  —  einer  Kupferzinn-Le- 
girong  herzustellen. 

Das  Zerfressen  der  fiahno  hörte  auf,  aber  viele  blieben  un- 
dicht, weil  der  Guss  an  sich  nicht  dicht  sondern  blasig  war.  Der 
Vortragende  suchte  auch  diesen  Uebelstand  zu  beseitigen  und  befasste 
sich  aeiirere  Jahre  lang  mit  Versuohen  inr  Herstellmig  Ton  diohten 
Kupfer-  und  Bronsegttssen.  Bisher  war  man  in  Faohkreisen 
sOgemeth  der  Ansieht,  dass  die  Blasenbildung  in  solohen  MeUll- 
güssen  dnreb  sobwefelige  8ftnre  ▼eranlasst  wilrdei  welche  ans  einem 
Sohwefelgeihalt  des  benutsten  Kupfers  berrftbre.  Durch  Benntaung 
von  Natrium,  Phosphor  oder  Phosphormetall,  von  Mangan  oder 
Manganleginmgen,  von  Wasserstoff  oder  Kohlenwasserstoff  gelang 
S8  keineswegs  in  befriedigendem  Masse,  den  vermeintlich  einge- 
schlossenen Schwefel  zu  entfernen  und  das  im  Metall  aufgelöste 
Kapferoxydul  zu  reduciren.  Die  Blasenbildung  musste  andere  Ur* 
achen  haben,  und  um  diese  au  ermitteln,  untersuchto  der  Vor- 
tragende den  Inhalt  der  Blasen,  welche  in  solchen  porösen  Güssen 
eingeschlossen  waren.  Es  geschah  nach  der  Oeisslerschen  Methode^ 
die  derselbe  seiner  Zeit  susammen  mit  Herrn  Yogelsang  benutsta 
rar  Erauttfong  der  Ebschlüsse  in  Bergkryatall,  —  durch  Auspumpen 
der  Gase  im  luftleeren  Räume  unter  aUmfthliohem  Erwftrmen  des 
betreflbiiden  Metalls.  Bei  geringer  Temperatur-Erhöhung  seigte 
lieh  Wasserstoff,  bei  noch  stärkerer  Erhitzung  Kohlenoxyd  als  Gas* 
ainschlass  in  dem  Spectralrobr,  welches  in  den  Apparat  eingeschaltot 
«rar.  Daraus  Hess  sich  auf  die  Ursache  schliessen.  Versuche  in 
lier  Praxis  zeigten,  wie  es  möglich  sei,  jederzeit  aus  an  sich  gutem 
Robmaterial  auch  dichte  fehlerfreie  Güsse  zu  erhalten,  sei  es  beim 
Schmelzen  im  Flammofen  oder  im  TiegeL  Enthält  das  Kupfer  noch 
äohwefely  so  ist  zu  dessen  BesaitigUDg  ein  entsprechender  Zusata 
ron  Manganlegirung  jedenfalls  von  Vortheil.  Das  Mangan  ver» 
liindert  aber  nieht  beim  Sohmelaen»  wie  nunmehr  erkannt  ist,  fär 
lieb  die  Blasenbildung.  Letitere  kann  nur  durch  sorgftltigee 
Behmelaen  termieden  werden.  Dieses  ist  bedüigt:  1)  durch  dio 


110 


ffitttuigBberNhte 


Tiegel,  deren  meehaiuMhe  Hmtennag  ond  chqmigiia 

setKnng  der  Tiegelmune;  2)  dnreli  die  chemitohe 

der  Asche  des  benutzten  Brennmaterials  und  deren  Einwirkung 
auf  die  Tiej^lmasse;  3)  durch  die  Temperatur,  welche  im  Schmeh* 
räum  herrscht,  sei  dieser  ein  Tiegelofen  oder  ein  Flammofen;  4i 
durch  richtige  rechtzeitige  innige  Miaobuog  der  bonuUleii  Ifetabi 
und  deren  Schutz  gegen  Oxydation. 

In  mehreren  Metallschmelzereien  bezw.  Fabriken  wird  jelfi 
nach  diesen  VonohUigen  mit  Erfolg  geerbeitet. 


Profenor  Trosehel  legte  eine  gelbe  Mane  vor, 
in  Poppelsdorf  gefimgen,  ond  yon  Hern  Dr.  Dreiseh  deni  NaUv- 
historisdben  Mnsenm  ftbergeben  war.  Er  machte  dabei  dnvnnf  aif' 
merksam,  data  anob  in  Wflrsbarg  im  Torigen  JahiA  gelbe  Wimm 

(ebamoit-farbige)  durch  Professor  Semper  gefunden  worden.  Sic 
wurden  im  Zoologischen  Garten  1880  p.  360  besprochen  und  for 
sehr  selten  gehalten.  Semper  hatte  ein  Männchen  und  ein  Weibchen 
gefangen  und  hat  mit  ihnen  Züchtungsversuche  angestellt.  Pi? 
Jungen  des  ersten  Paares  waren  anfanglich  viel  grauer  als  die 
Eltern,  nach  wenigen  Monaten  wurden  sie  ebenso  cbamois-fiarbif 
wie  diese.  Bei  einem  Wurfe  dieser  Nachkommen  fand  sieh  eilt 
weisse  Maus  unter  vier  gelben.  Bei  Yersuohen  Ton  Kremangee 
graner  nnd  weisser  Mftose  wnrden  die  Jungen  theils  gran,  thsdi 
weisst  kein  einaiges  gelb*  So  bleibt  es  sehr  aweiftUiall»  ob  mss 
die  gelben  M&nse  als  Krenaungsprodnete  von  granan  ond  weis» 
Mänsen  ansehen  darf. 

Femer  seigte  Derselbe  ein  Exemplar  einer  Seerotkt. 
Virgularia  Christii  Koren  und  Danielten  vor,  welches  Herr  Hein- 
rich Wolff,  Fischhändler  zu  Bonn,  dem  Museum  zum  Geschetk 
gemacht  hat.  Derselbe  hatte  es  von  der  Nordküste  Groasbritaniess 
zugeschickt  erhalten.  Es  war  trocken  in  Papier  gewickelt,  uod  nr: 
Theü  nooh  mit  den  Papierresten  verklebt.  Durch  Einweichen 
Wasser  während  24  Stunden  lösten  sieh  diese  Papierreste,  und  ibe 
getrockneten  Theile  sobwoUen  wieder  an,  so  dasa  das  Exemplar  skl 
in  Weingeist  nitnmehr  wieder  aiemlioh  gnt  ansninrnt  In  dar  Neii- 
aee  kommen  drei  Arten  von  VirgtHaHa  tot,  nimlidi  F.  «ssr«M 
0.  F.  MfilL,  fimmmrMca  8ars  nnd  OmtHi  E.  et  D.  ünler  Y«^ 
aeigung  der  Ablnldungen  wnrden  die  Yersohiedenheiteo  dieser  Art« 

EndKeb  besprach  Derselbe  die  Monographie  der  Gatturr 
Sinusigera  d'Orb.  von  Craven,  welche  im  12.  Bande  der  Ar- 
nales  de  la  Societe  malacologique  de  Bclgique  p.  105  erschienen  i?'- 
Dieser  Band  datirt  vom  Jahre  1877,  ist  dem  Vortragenden  al«?? 
erst  jetzt  zugesandt  worden,  also  wohl  auch  erst  in  diesem  Jabrt 
aasgegeben  worden.  Von  diesen  winiigen  Sehneoken»  wekhe  «ittsti 


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ä&t  niederrlieuniolimi  GatellBehftft  in  Bonn.  III 

eines  aas  Wimpeln  hestebraden  Schwimm apparatee  auf  dem  hohen 
Meere  an  der  Oberfläche  umhertreibeD,  bat  der  Verf.  12  neue  Arten 
beschriehen  und  hübsch  auf  drei  Tafeln  abprehildet,  80  dass  man 
nunmehr  20  verschiedene  Arten  derselben  kennt.  Man  hat  vielfach 
diese  fast  mikroskopischen  Geschöpfe,  von  denen  keines  1,5  mm 
übertrifft,  für  embryonale  Formen  von  bekannten  grösseren  Schneckeo, 
namentlich  Murez,  angesprochen.  Yerf.  geht  nun  darauf  auf»  nach- 
zuweisen, dass  es  wirklich  ausgewachsene,  eine  eigene  Gmppe 
bildende  Thiere  find.  Als  Beweiagrfinde  dafür  führt  Verf.  an:  sie 
kommen  oft  in  grosser  JBSntfemnng,  bie  720  Seemeilen^  von  den 
Kfieten  vor»  was  ee  tohwer  erUftrUoh  maoht,  wie  diese  kleinen 
Weaan  lo  weite  Wege  von  ihren  Bmtetfttten  snrüoUegen  könnten; 
die  fizemplare  derselben  Art  amd  immer  von  fast  gleicher  Grösse 
und  zeigen  keine  üeberg&nge  aus  dem  embryonalen  Zustande  zu 
einem  erwachsenen ;  obgleich  Muriciden  in  allen  Meeren  vorkommen, 
haben  sich  noch  nie  Siniisigera- Arien  in  den  Nordmeeren  gefunden; 
die  zierliche  Sculptur  der  Schalen  hat  keine  Aehnlichkeit  mit  den 
glatten  embryonalen  Schalen  anderer  Schnecken;  der  Rand  der 
Schalenmimdang  ist  mit  eigenthümlichen  Ausbuchtungen  versehen, 
nnd  hat  ganz  das  Ansehen  einer  vollendeten  Schale  u.  s.  w.  Der 
Vortragende  erkennt  diese  Gründe  vollkommen  an,  und  hat  sich  su 
der  Ansieht  des  Yerf.  bekehrt.  Ueber  die  Stellnng  im  System  ist 
aoeh  gar  keine  Sioberheit  gewonnen.  Hanohe  Antoren  lihlen  sie 
an  den  Heteropoden,  indessen  scheinen  sie  do<di  den  Gastenqpoden 
Eogesihlt  werden  su  müssen.  Die  üntersnohnng  des  Gebisses  würde 
am  besten  In  dieser  Besiehnng  Anfklirong  Tersohafibn.  Er  copirt 
freilich  eine  Abbildung  der  Radula  von  Sintisigera  Hiudeyi  Forbes, 
indessen  hat  dieselbe  wenig  Aehnlichkeit  mit  der  Radula  anderer 
Schnecken.  Sie  hat  dreispitzige  Mittelplatten  und  jederseits  eine 
Reihe  Seitenplatten,  die  in  drei  gezälmelte  Spitzen  enden.  Daraus 
lässt  eich  allenfalls  schliessen,  dass  sie  in  die  Abtheilung  der  Rhachi- 
glossen  gehören,  aber  daselbst  mindestens  eine  eigene  Familie  bilden 
müssen.  Arthur  Adams  sählt  sie  sa  den  Heteropoden  und  gründet 
aaf  sie  eine  besondere  Unterordnnngi  die  er  Braohiooeplialn  nennt. 

Hedlefnlflche  Seelion« 

Sitsung  vom  21.  M&rz  1881. 
VorsitBender:  Dr.  Leo. 
Anwesend:  14  Mitglieder. 

Aufgenommen  werden  dieDDr.Feld^Krukenberg  und  Kochs. 

Dr.  Ribbert  berichtet  über  eine  neue  Beobachtung  be- 
treffs der  Bildung  der  hyalinen  Harnoy linder.  Er  machte 


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112 


SitBOiigibandita 


dnnh  lV»aifindige  AbUemnraiig  der  BüerentHefie  AHwinSaugS»  hd 
KaninclieB  und  ii^eirte  den  Thieren  dinn  Terdtente  Arigribne 

ins  Blat.  Das  durch  dio  Glomeruli  transsudirende  Eiweiss  geniu} 
unter  diesen  Umständen  schon  innerhalb  jener  hyalin  und  farbu 
sich  nach  der  Erhärtung  mit  Millon*8  Reagens  unter  ErwamiG 
schön  roth.  Es  war  also  aus  dem  Eiweiss  eine  den  hyalinen  C^jUndem 
entspreohende  Masse  geworden. 

Dr.  Kocks  berichtet  aber  ein  von  ihm  eingeschlagene* 
Verfahren  bei  der  Anwendung  von  Quellkörpern,  weichet 
den  Zweck  hat,  die  Gefahr  der  Infection  ginslich  sa  eli- 
miniren.  Der  Qnenkorper  (Laminaria,  Tapelo^  Preeaaehwaaia) 
wird  biemaeh  nicht  direot  mit  dem  Gewebe  (der  OenrisechleimhBfll) 
in  BerfthmDg  gebracht,  sondern  in  einen  etwa  90—26  cm  langet 
dünnwandigen  Gammischlauch  bis  tn  dem  einen  geschloaeenen  Ende 
desselben  vorgeschoben  und  das  Aufquellen  des  Körpers  durch  Ab- 
füllen  des  unteren  Schlauchabschnittes  mit  Wasser  erzielt.  Die  znr 
Durchtränkung  des  Quellkürpers  erforderliche  Flüssigkeit  wird  daher 
nicht  aus  dem  Serum  der  Gewebe,  oder  dem  Secrete  der  Schleim- 
haut gewonnen,  sondern  in  sehr  einfacher  Weise  aus  dem  am  offenen 
Ende  unterbundenen  Schlauche  eingesogen.  Eine  Zersetzung  in 
Qaellkörper  ist  in  Folge  dessen  nicht  möglich  und  selbst  in  dieses 
enthaltene  oder  ihm  anhaftende  Infecticnietoffe  und  niedere  (hgir 
nismen  sind  dnroh  den  impermeablen  Uebenmg  von  dem  inficatem 
Gewebe  getrennt  nnd  nneehidlich  gemacht 

Den  enten  Vennch  machte  Beda,  mit  einem  Jarnier'aches 
Tampon,  den  er,  als  lehütaende  Hülle  Aber  den  Stift  gestreift  W 
nutzte,  and  dessen  unterer  Abschnitt  mit  Wasser  gefüllt  und  abge- 
bunden wurde.  Dieser  Versuch  gelang  gleich  vollkommen,  so  dt« 
bei  einer  Yirgo  das  Cavum  uteri  nach  dieser  ersten  Dohnung 
zum  Fundus  leicht  palpirt  werden  konnte. 

Einen  weiteren  Vortheil  findet  Redn.  darin,  dass  der  Quellkeeel 
steh  nicht  mit  der  Cervioalschleimhaut  verfilzt  und  diese  also  ba 
Entfernung  desselben  nicht  theüweise  oder  gans  mit  heraoiBS' 
rissen  wird. 

In  dem  oben  erwähnten  Falle  legte  K.  den  OneUkegel  an: 
Tage  Tor  den  erwarteten  Menses  eini  nm  also  eine  Erleiöhtemag  Iv 
die  Dehnung,  die  in  der  Anflockemng  des  üterusparenchyms  aai 
der  Neigung  des  ütems  sich  sn  dieser  Zeit  ofanekia  etwas  n  er 
öffnen  beginnt,  an  eraielen.  IMesen  Zeitpunkt  bei  also  aeeptiscbff 
Dehnung  zu  wählen,  glaubt  Redner  empfehlen  zu  können. 

Dr.  Kocks  theilt  forner  eine  von  ihm  gemachte  Beobachtua; 
mit,  bei  welcher  sich  an  der  hinteren  Scheidenwand  genau  in  seifitf 
Mittellinie  und  dicht  hinter  dem  üymen  beginnend,  ein  etwa  4  (m 


der  niederrheiniBcbeii  QeBeUaebaft  in  fionn.  llft 

langer  Blindsack  befand,  der  mit  Sohleimhant  aingeUeidet  als 
BUdungefebler  aufzufaeaen,  fär  dessen  Entstclinng  jedooh  die  Er- 
klärung in  der  Entwickelang  der  weiblichen  Gesohlecbtsorgane 
schwer  sn  finden  sei.  Et  handelt  eich  also  gleichsam  um  eine  Art 
▼on  Daplioit&t  der  Vagina,  die  jedoch  keine  laterale,  sondern  sagitale 
iflt.  Redner  suchte  vergebens  in  der  Literatur  nach  ähnlichen  Beob- 
achtungen, glaubt  jedoch  die  Entstehung  der  kleinen  zweiten  Scheide 
auf  abnorme  Vorgänge  im  Genitalstrang  zurückführen  zu  dürfen, 
obno  dass  es  ihm  bis  jetzt  gelungen  sei,  sich  eine  befriedigende  Er- 
klärung zu  geben. 

Dr.  Samelsohn  berichtet  über  einen  neuen  Fall,  in 
welchem  der  Versuch  zur  Entfernung  eines  in  den  Innen- 
raum  des  Augapfels  eingedrungenen  Eisensplitters  mit- 
telst des  Elektromagneten  gemacht  wurde.  Bei  der  Neu* 
heit  des  bezüglichen  operativen  Yerfafarens  ist  jede  Bereichenmg 
der  Kasuistik  von  Werth,  und  selbst  unlustig  verlaufende  Fälle 
▼ermogen  das  Verfahren  zu  verrollkommnen,  falls  nur  die  Ursache 
des  Misslingens  genügend  erkannt  zu  werden  vermag.  Der  erste 
an  anderer  Stelle  pulilicirtc  Fall  betraf  einen  grossen  Gussstahl- 
splittcr,  welcher  aus  den  tiefem  Lagen  der  Linse,  woaellifit  er  wegen 
der  mittlerweile  eingetretenen  cataractuncn  Trübung  nicht  geeehon 
werden  konnte,  mit  der  elektromagin  iisehen  l'iueette  glücklich  her- 
aus geholt  wurde,  mit  welcher  Entfernung  zugleich  die  Existenz 
des  schwer  bedrohten  Auges  erhalten  wurde.  In  dem  zweiten  jetzt 
zu.  besprechenden  Falle  lagen  die  Verhältnisse  noch  erheblich  im- 
grfinstiger,  da  die  Lage  des  fremden  Körpers  nur  durch  funktionelle 
Prüfung  ann&hemd  erschlossen  werden  konnte.  Es  handelt  sich 
tum  einen  ScUosser,  welcher  6  Stunden,  nachdem  ihm  ein  Eisens 
Splitter  in  das  rechte  Auge  geflogen  war,  bei  dem  Vortragenden 
eich  vorstellte.  Es  fand  sich  in  dem  untern  iossem  Quadranten 
der  Hornhaut  eine  kleine  bereits  verklebte  Wunde,  welcher  eine 
Spaltung  des  Pupillarrandes  der  Iris  entsprach.  Die  Linse  war 
bereits  sektoreuförmig  getrübt,  besonders  in  einem  uacli  unten  aussen 
liegenden  Keile.  So  weit  man  dureh  die  klar  gebliebenen  Linseu- 
theile  den  AugenhinteiT^rund  wahrnehmen  konnte,  zeigte  er  sich 
völlig  normal,  jedoch  gelang  es  nicht  den  untern  äussern  Theil  der 
Netzhaut  wegen  der  starken  Linsentrübung  zu  erleuchten.  Das 
Sehvermögen  betrug  noch  Finger  auf  15  Fuss,  das  Gosicbtsfeld 
seigte  eine  deutliche  Einschränkung  in  einem  nach  oben  innen  be- 
findlichen Sektor.  Da  es  somit  klar  war,  dass  sich  der  fremde 
Körper  in  dem  untern  äussern  Theile  des  Auges  befand,  so  war 
der  Versuch  angezeigt,  dessen  Entfernung  mit  dem  Magneten  zu 
ontemehmen:  misslang  derselbe,  so  blieb  nur  die  Enudeation  des 
Angfapfels  übrig.  Der  Patient  konnte  sieb  nicht  sofort  zur  Operation 
Sitaoogsb.  d.  nicderrlxeia.  UeaeUftciiATt  tu  Boim.  1681.  B 


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114 


fiitsimgtberidiite 


I 


entaohliesaen  und  kehrte  «rst  am  n&chsteii  Tage  mit  ftSrker  g»- 

trübter  Linse  und  hegrinnender  Iritis  rarftek.  ^  In  tiefor  Ciikmifofn* 

narkosc  wurd'j  nun  der  Aup^apfel  stark  nach  intiea  oben  gcrolK 
aus  der  Conjunktiva  am  untern  äussern  Theilo  ein  Lappen  voc 
der  Ciliargcgend  bis  zum  Ae(juator  gebildet  und  nun  mit  eineni 
schmalen  Staarmesser  ein  Schnitt  durcli  die  Augenliäute  in  meri- 
dionalcr  Richtung  angelegt,  welcher  in  einer  Ausdehnung  von 
8  mm  Länge  hinter  der  Ciliarkörpergegend  beginnend  ungefähr  am 
Aequator  endete.  Das  Heraustreten  einer  trüben  blutigen  Flüwig- 
keit  bewies,  das«  der  Schnitt  die  richtige  Stelle  getroffen  hatte.  £> 
wurde  sodann  der  Magnet  eingeführt  und  Torsiehtig  aliaa 
Seiten  getastet,  jedoch  vergebens.  Aneh  als  der  andere  Pol  dngs- 
fUirt  wurde  in  der  Voranssetanng,  dass  der  Fremdkörper  mögtiehsr- 
weise  selbst  magnetisoh  wftre,  folgte  derselbe  nioht  Nachdem  disse 
Versnehe  Tersohiedene  Ifale  erfolglos  wiederholt  waren,  m aaste  ?oa 
der  Fortsetsnng  der  Operation  Abstand  genommen  werden,  vad 
wurde  die  Wunde  durch  Vcrnuhung  des  Conjunktivallappens  ge- 
deckt und  die  Eisblase  «bpplicirt.  Als  nach  zwei  Tagen  die  Zeichen 
eitriger  Cyklitia  auftraten,  wurde  das  Auge  enukleirt.  Die  Sektion 
des  entfernten  Bulbus  zeigte  nun,  dass  der  Schnitt  den  Sitz  de? 
Eisensplitters  in  überraschend  genauer  Weise  getroffen  hatte.  De^ 
selbe  lag  dicht  au  dem  einen  Schnittrande  eingebettet  in  ein  6Iat> 
gerinsel,  welches  sich  a wischen  Netz  und  Aderhaut  befand.  Du 
Ifisslingen  der  Operation  war  also  allein  daraof  snrfiokstifiUireB, 
dass  der  Magnet  so  weit  in  den  Binnenranm  des  Angapfela  geftkrt 
wnrde^  statt  dass  es  angeaeigt  gewesen  wäre  die  Wunde  aelbst  ia 
Ihren  dnaelnen  Theilen  mit  der  Spitze  des  Bfagtieten  so  dnrehtaska. 
Für  fernere  Fftlle  ergiebt  sieh  demnach  in  der  Wnndregion  mittdrt 
des  Magneten  genau  zu  sondiren  und  dann  erst  zur  Durchforschunf 
des  Glaskörperraumes  überzugehen.  Zu  dem  ersteren  Zwecke  dürfte 
es  jedoch  nöthig  sein  ein  kleineres  Modell  zur  üand  zu  haben  al^ 
das  vorgezeigte. 

AUgemeine  Sitasiing  am  2.  Mai  1881. 
Yonitaender:  Prof.  TroaoheL 

Anwesend:  20  Mitglieder. 

Prof.  von  Lasanlx  berichtet  über  Untersochangen,  die 
er  an  einigen  sog.  kosmischen  Stauben  angestellt  hat 

um  deren  Herkunft  aus  ihren  mineralischen  Beatand- 

theilen  zu  erkennen.  Der  von  Nordenskjöld  als  kosmisci 
oder  vulkanisch  angesehene  Staub  aus  dorn  Inlandseise  Grönland.«, 
den  er  Kryokonit  genannt  hat,  ist  nichts  anderes  als  ein  Detritu? 
gneissartiger  Gesteine;  ein  im  Marz  1880  zu  Catania  gefallaaer 


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der  niederrheinlflehen  GeseUsdiaft  in  Bonn.  116 


Staub  enUi&lt  glcicbfallB  fiberwiegend  Beetendtheile  rein  sioiUamiohen 

Ursprungs  und  ein  mit  den  Sebneefätlen  im  December  1880  im 

Nordwesten  von  Kiel  niedergfegangener  Staub  läset  ebenfalls  seine 
Herkunft  von  nahe  gelegenen  Lokalitäten  erkennen.  Der  Vortragende 
glaultt  nach  seinen  Untersuchungen  daher  den  kosmischen  Ursprung 
dieser  Stauho  ))ezwcifeln  zu  dürfen  und  sogar  für  den  einzigen 
Bestandtheil  derselben,  der  überhaupt  eine  kosmische  Deutung  noch 
zui&eety  Dämlioh  das  in  ganz  geringen  Mengen  vorhandene  gediegene 
Eisen,  eine  terrestrische  Entstehung  durch  Reduction  von  Eisenvor- 
bindungen unter  der  Einwirkung  orgeniecher  Substanz,  die  in  allen 
diesen  Stauben  in  vertehiedener  Form  yorhanden  iat,  annehmen  sn 
mflneen.  Die  nftheren  Details  der  üntersnohung  eind  in  einer  in 
Teeharmak's  MitÜieilungen  enohlenenen  Abhandlung  publieirt  worden. 

Per  Vortragende  legt  forner  vor  künstlich  von  Herrn  A. 
von  Schulten  aus  Heising fors,  im  Laboratorium  des  Col- 
lege de  France  in  Paris  dargestellte  Analcim-Krystalle, 
die  derselbe  zu  übersenden  die  Güte  luitie.  Dieselben  wurden  er- 
halten, indem  im  gesohlossenen  Rohre  eine  Lösung  von  Natronsili- 
oai  oder  haustisoher  Soda  in  Gegenwart  eines  thonerdereiohen 
Glaaee  18  Stunden  lang  zu  einer  Temperatur  von  180—190*  0.  er- 
hitst  wurde.  Die  Wände  des  angewandten  Rohres  seigten  sich  dann 
mit  einer  Rinde  gelatinöser  Kiesels&ure  übersogen,  in  welcher  sahi- 
reiche kleine  IcositetraSder  von  Analoim  inneliegen,  die  durch  Auf* 
losen  der  Kieselsäure  mit  Natronlauge  isolirt  werden  konnten.  Die 
Art  der  Darstellung  entapriclit  sehr  wohl  den  Vorgängen,  die  bei 
der  Bildung  mancher  Vorkommen  des  natürlichen  Analcims  obge- 
waltet haben  mögen.  Hiisae  Lösungen  von  Natronsilicat  im  Con- 
takt  mit  thonerdehaltigon  Mergeln,  durch  welche  sie  hindurchdringen, 
sind  s»  B.  gewiss  die  Ursache  der  Entstehung  der  schönen  Analoime 
von  den  cyklopischen  Inseln  bei  Catania  gewesen,  wie  deren  Vor- 
kommen es  durchaus  wahrscheinlich  macht.  Das  optische  Verhalten 
der  Ideinen  kfinstlichen  Analcime  zeigt  eine  ToUkommene  Analogie 
mit  natiirlichen  Erystallen.  Herr  von  Schulten  Issst  dieselben 
naeh  Blallard's  Vorgang  als  PenetrationsTierlinge  auf.  Die  Basis 
jedes  IndiTidnums  ist  die  Oktaederfl&che,  die  Spitze  liegt  im  Centrum 
des  Icüsietlraeders.  Mit  der  Deutung,  die  der  Vortragende  den 
Krystallen  des  Analcims  von  den  cyklopischen  Inseln  gegeben,  deren 
anomales  optisclies  Verhalten  er  auf  Spannungsvorpfänge  zurückführt, 
scheiucQ  die  Erscheinungen  an  den  künstlicbeu  Krystallen  dann 
freilich  nicht  ganz  übereinzustimmen. 

Der  Vortragende  legt  endlich  vor:  Prof.  Orazio  Silvestri: 
Ricerche  chimiche  suUa  composizione  dclle  aequo  del 
Fiunio  Simcto  inSicilia  e  delle  acque  potabili  di  Catania. 
Catania  1880.  Eine  ganz  ausserordentlich  gründliche  Untersuchung, 


116 


Sitzangtberichte 


in  der  beioDderes  Gewicht  «ttch  auf  die  Sehwenkoogen  in  der  Zn- 
samiiieiiMttiing  der  Wasser  naeh  den  ▼enchiedenen  Jahreneifteo  g^ 
legi  wird.  Ffir  üntorsaGbungen  fthnlieber  Art  im  Intereeee  der 

öffentlichen  Gesundheitspflego  dürfte  die  Arbeit  als  ein  Maater  ht- 

zcicliuut  werdcD. 

WirU.  Geb.  Ratb  von  Deoben  epracb  Über  eine  Mitibti- 

lung  von   Dr.  Fr,   Goldenberg   über   A n thr aeoblatÜBi 

Scudderi  und  ist  hier  nur  zu  bemerken,  dass  die  Notiz  des  Auton 
in  den  Verhaudiungen  des  naturh.  Vereins  veröffentlicht  wenki 
wird. 

Derselbe  gab  ferner  Nachricht  über  die  Auffindung  von  einictt 
Säulen  aus  dem  Kalksinter  des  Bömer-Canais  an  der  Burg 
Dankwarderodc  in  ßraunschweig,  über  welche  Geh.  Kammerratb  foo 
Strombeck  daselbst  ansfübrlicbere  Notix  für  die  Verbandliuigen  dei 
natnrb.  Vereine  au  liefern  vereprocben  bat 

Dr.  Bertkau  verliest  folgenden  an  Herrn  Professor  Andrs 
geriobteten  Brief: 

Spute  der  Dmok  des  Jabrbuobes  nocb  nicbt  fertig  geeteOt 
leln,  so  möebte  es  sieb  vielleicbt  empfeblen,  meinem  Anfbatse  ^Waa- 
demde  Töne*  noeb  eine  knrse  Notia  beiangeben.  leb  erhalte  niai* 
lieb  so  eben  eine  Mittbeilung,  wonach  das  Pbftnomen  neaerdiags 
wieder  beobachtet  worden  istl  und  scheinen  die  Umstände,  unter 
denen  dasselbe  auftrat,  meiner  ausgesprochenen  Vermuthung,  d^-- 
es  aus  einem  Conflikt  von  kalten  und  wärmeren  Luftströmunj^rei 
hervorrrehe,  Bestätipunp  zu  verleihen.  Es  wäre  damit  also  dem 
Experimentiron  ein  ziemlich  sicherer  Ausgangspunkt  firtboten.  E' 
hält  sich  nämlich  zur  Zeit  in  Thronecken  behufs  forsttaxatorischer 
Arbeiten  der  Oberforster-Candidat  Herr  Gericke  auf;  derselbe  erlebte 
die  Erscheinung  und  berichtet  mir  darüber;  iob  beehre  nuch,  aai 
seinem  'Briefe  das  Weeentlicbe  wörtlich  folgen  an  lassen. 

,Am  6.  Deoember  vor.  J»,  einem  herrlichen  Morgen,  war  kk 
Mh  in  den  Wald  gegangeni  nm  im  Thal  awisofaen  FoohssleiB  onl 
Erbeskopf')  forsttaxatorisobe  Arbdten  voraonebmen.  Es  batie  slaik 
gereift  nnd  der  Boden  war  gefroren,  so  dass  ieh  znm  erstenmal  aeit 
meiner  Anwesenheit  in  Thronecken  (seit  Ende  September)  Scbnk« 
anzuziehen  wacrte.  Hei  dem  völlipf  klaren  Himmel  wirkte  die  Sonm 
dermassen,  dass  ihr  im  Laufe  des  Vormittages  Reif  und  Frost,  selb-: 
in  geschlossenen  Beständen,  weichen  mussten,  und  dass  ich  trotz 
verhältnissmässig  leichter  Bekleidung  zu  schwitzen  begann. 
mochte  awischen  1  nnd  2  Uhr  sein,  als  ich  mich  im  Ehlerbruck 


1)  Zum  VerstA&dniss  dieser  Mittheilung   vgl.  VerhandL  i 
Naturh.  Vor.  d.  preuss  Rheinl.  u.  Westftdens  1880  p.  161  £ 

2)  Das  Eöderbachthal 


der  Diaderrfaeimsoheii  GeBdlscbaft  in  Bonn. 


117 


(Fontdittrikt  210)  befand  %  da  meinte  ich  wiederholt  leieee  eigen- 
thilmliehes  S&neeln  über  mir  zn  hören,  dem  ich  jedoch  weiter  keine 
Beschtong  schenkte.  Punkt  2'/«  ühr  kam  ich  Tor  dem  Ehlerweg 

an  die  auf  Ihrem  Situationsplan  durch  Pfeil  angedeutete  Stelle') 
(Grenzstein  Nr.  1  der  DouselVi.icber  Försterwiese)  als  ich  stutzte, 
denn  über  mich  zogen  laute  Schallwellen  weg,  bald  näher,  bald 
ferner  erklingend,  so  dass  ich  nach  der  Uhr  sah  und  überlegte, 
wo  wohl  Glocken  geläutet  würden,  die  hier  so  eigenthümlich 
vibrirend  naohklängeo;  es  warea  dieselben  Töne,  die  ich  eine 
Stande  vorher  bedeutend  leiser  gehört  hatte.  Von  Malborn  konnten 
•ie  nicht  herrühren,  dapn  hätte  ich  deutlich  die  einzelnen  Schl&ge 
onteraeheiden  können,  snmal  der  Wind  gerade  von  dort  her 
am  Fnehettein  vor  bei  wehte.  Zwanzig  Minnten  lang  hdrte  ioh 
dieee  lauten  Töne,  deren  Höhe  ich  nicht  beatimmen  kann,  da  ich 
gar  kein  motikaliaohea  Gehör  besitse,  bia  sie  leiser  worden  and  all* 
mählich  yerstommten*. 

Aua  dem  übrigen  Inhalte  des  Briefes  geht  hervor,  dass.  der 
Erzähler  vollkommen  unbeeioflusst  war,  er  sagt,  er  habe  wohl  vom 
.,tönenden"  Thale  gehört  gehabt,  habe  aber  als  solches  das  Ilohl- 
triefbachthal  gehalten  und  sei  sehr  überrascht  geworden,  als  ihm 
ein  paar  Tage  später  Oberförster  Mirow  mein  liüchclchen  geliehen 
and  er  daraus  ersehen  habe,  dass  „Jahreszeit,  Wind  und  Wetter 
fast  gfenaa  mit  den  von  mir  beobachteten  Umständen  überein* 
stimmten''.  Sp&ter  hat  er  bei  „annähernd"  &hnliclien  Verhältnissen 
das  Thal  besacht,  aber  nichts  wieder  gehört 

Ala  das  Interessanteste  erseheint  in  diiesem  karaen  Bericht 
aHerdinga  die  erwfthnte  UebereinsUmmang,  man  kann  danach  nan 
wohl,  ungefähr  wenigstens,  benrtheilen,  wann  man  Hoffnung  hegen 
darf,  die  Erscheinung  wahrzunehmen. 

Die  in  den  periodischen  Zeitschriften  mehrfach  erschienenen 
Berichte  über  das  augenscheinlich  gleiche  Phänomen  sind  Ihnen, 
hochgeehrter-Herr  Professor,  wohl  nicht  entgangen ;  es  ist  erfreulich, 
wie  nun  mit  Einemmal  von  allen  Seiten  Material  herbeigebracht 
wird,  zuletzt  in  Nr.  106  der  Kölnischen  Zeitung,  worin  d«r  Afrika- 
reisende  Dr.  0.  Lena,  trotz  Herrn  Lübbecke,  wieder  den  Sa^d 
tönend  macht. 

Sollten  Sie^  hochgeehrter  Herr  Professor,  der  Ansicht  sein, 
lasa  Toratehender  Bericht  sich  auch  der  Theilnahme  Sr.  Exeellenz, 
ies  Herrn  Dr.  von  Dechen,  erfrenen  dörfte,  so  wfirde  ich  mir 
lie  Bitte  gestatten,  dmn  hoohyerehrten  Herrn  davon  Einsicht  gehen 
m  wollen. 

Genehmigen  Sie  etc.     ,  H.  Reuleaaz. 


1)  Aus  einem  beigefügten  Planchen  geht  hervor,  dass  CS  die 
Stelle  war,  wo  in  meiner  Karte  das  Wort  MEhler"  steht 


118 


Sitsnngsberidiie 


Major  von  Roehl  legte  die  aeaeite  Arbeit  des  Dr.  Manne 

die  Cirripodien  und  Ostraeoden  der  weisseu  $chreibkrei6? 
der  luacl  Rügen,  vor.  Vom  genannteu  Schriftsteller  war  1878 er 
schieneu:  Die  Foraminifcren  derselben  Lokalität.  Ferner  einige  TriU- 
biten,  welche  die  Firma  Dr.  Erantz  von  Vallongo  in  Portu^ai 
District  Porto,  erhalten  hat.  Dieselben  erscheinen  von  beiden  Seilet 
sasammengedrückt,  haben  im  Thorax  12  Glieder,  im  Pygidium  6, 
scheinen  der  Gattung  Ellipsocephalus  Zenker  anzugehören.  Du 
Gestein  seigt  grosse  üebcrcinstimmung  mit  den  Coblenzer  Schicbts 
der  älteren  rheinischen  Grauwaoke.  Au&Uend  bei  den  TrilobileB 
lind  die  Umschläge  der  Pleuren;  dieselben  sehen  ans  wie  hintige. 
gewimperte,  in  der  Mitte  mii  einer  schwachen  Furche  Temheae 
Schwimm-  oder  Rnderfasse,  wie  deren  bei  einigen  DelnpodeB  fer> 
kommen*  Dr.  Yolbreeht  in  seiner  Abhandlung  über  die  mk 
glatten  Bumpfgliedem  versebenen  russischen  Trilobiten  beseidttet 
dieselben  als  Pandersche  Organe  und  vermulhet,  dass  dieselbes 
wahrscheinlich  zu  den  Füssen  der  Trilobiten  in  naher  Verbind^ 
stehen  und  hierunter  häutige  Ruder-,  nicht  Schreitfüase  zu  verstt^iiÄ: 
seien.  Wird  dieses  allgemein  anerkannt,  so  würden  die  TrilobiteL 
weder  zu  den  Isopoden  noch  zu  den  PhjUopoden,  sondern  zu  da 
Dekapoden  zu  zahlen  sein. 

Dr.  Angeibis  bespricht  kurz  die  glacialen  Friktioa^ 
ph&nomene  im  Bereiche  des  norddentscben  DiluTiBBs 
und  knfipft  daran  folgende  Bemerkungen. 

Mnrchiaon  aohreibt  in  seinem  Werke  j^Geologie  dee  em 
paischen  Busslands  und  des  Urals'*  (bearbeitet  von  6.  Leoohari 
1848),  indem  er  gegen  die  sog.  Gletaohertheorie  polemisiri:  «W^ 
hatten  selbst  Gelegenheit,  auf  der  Oberfläche  der  niedrigen  IIöj 
von  KohlüJikalksteiii  auf  dem  rechten  Rbeinufer  bei  Düsseldorf 
beobachten,  wie  die  von  dem  darüber  liegenden  Grus  befreiten  hocb 
geneigten  Schichten  bedeutend  gestreift  und  geglättet  sind,   als  • 
eine  grosso  Last  darüber  hin  bewegt  worden  wäre,  an  deren  Bs*^' 
Sand  als  polirendes  Mittel  diente.   Alle  diese  Thatsachea  sind  d 
nämlichen,  wie  sie  gewisse  Gegenden  auf  den  brittischen  Insek 
aufzuweisen  haben.^ 

Da  seitdem  die  von  Murohison  hier  in  Ver^leieh  g^ 
BOgenen  brittiaofaen  Vorkommen  als  unzweifelhaft  von  Oletodfesr 
herr&brende  Friktionsersoheinungen  erkannt  worden  sind,  ao  siu^' 
der  Yortragende  auf  Yeranlassung  des  Herrn  Qeheimrathea  Dr.  tos 
Dechen  Excell.  Mnrchison's  Angaben  über  ähnliche  ErsobeiBaa* 
gen  in  der  Umgebung  Dftseeldorfs  aufs  Neue  zu  prüfen.  Die  tsc 
dem  englischen  Geologen  beschriebenen  Streifnngen  und  SchlifTtlächft 
konnten  zwar  nicht  beobachtet  werden,  da  es  jetzt  an  frii*^  i.  ^  . 
blössten  Gostoinaabhäugen  fohlt,  doch  zeigen  dio  gcognosti^^e- 


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dar  Diederrheiniscbea  Gesellschaft  in  Bonn.  119 

VerbältniBse^  dass  Murchison's  Beschreibungen  in  keinem  Falle 
%nf  Gletseherspnren  bezogen  werden  können.  Alle  in  der  Umgebniig 
von  Düsseldorf  bekannten  Kohlenkalkpartien  werden  nämlich  von 
michtigen  Lagen  eines  tertiiren  Sandes,  der  durch  seine  sahl« 
reichen  Yersteinenangen  (solche  sind  besonders  yon  Qralsnberg  be- 
kannt) charaktorisiri  ist,  bedeckt.  Zur  Zdt  der  ?ergleis6h«mng 
einee  Theilee  von  Korddeatschland  waren  ako  diese  Sande  bereits 
abgelagert  und  es  bitten  demgemftss  FriktionsersoheinungeD  aof  dem 
festen  Kohlenkalkatein  erst  nach  vorheriger  Zerstörung  der  ihn 
überlagernden  Sande  hervorgerufen  werden  können. 

Wird  die  südliche  Verbreitungsgrenze  skandinavischer  Ge- 
steine auf  der  Karte  durch  eine  Linie  markirt,  wie  dies  auf  von 
Dechcn's  geologischer  Karte  der  Rheinprovinz  und  der  Provinz 
Westphalen  mit  grösster  Genauigkeit  geschehen,  so  ergibt  sich,  dass 
aimxntliche  Kohlenkalkpartien  ausserhalb  des  Verbreitungsgebietes 
der  Bordischeii  Geechiebe  fallen.  Die  Linse,  welche  die  südlichste 
Verbreitung  derselben  angibt»  sieht  von  Kettwig  a.  d.  Ruhr  nach 
dem  Bheinthale,  liest  aber  Lintorf,  in  dessen  Kfthe  sich  das  nörd- 
liehste  KohlenksJbrorkommen  findet,  etwa  VsS^Q^^®  südlich  liegen. 

Sollte  die  Vergletsohemng  Norddeutsehlaads  überhaupt  Ins 
in  unsere  Gegend  gereicht  haben,  so  dürften  die  Spuren  davon  wohl 
nur  nördlich  von  dieser  Linie  zu  suchen  sein. 

Hauptmanna.  D.  Th.  Hoff  mann  berichtete  über  die  Trache- 
liastGS  Mourkii.  welche  vor  etwa  drei  bis  vier  Jahren  an  kleinen 
Fischen  aus  dem  bei  Turnau  (Böhmen)  fliessenden  Bache  Stebenka 
TOD  Herrn  Theodor  Mourek  bemerkt  wurde  und  durch  Herrn  Pro- 
fessor Dr.  Fritsch  in  Prag  bei  ihrer  näheren  BeBchreibung  su  Ehren 
des  Entdeckers  Mourkii  benannt  worden  sind.  Das  £igenthnmliche 
dmran  ist,  dass  in  der  gansen  Gegend  diese  Tr.  M.  sonst  nicht  weiter 
Torkommen,  als  nur  in  dem  Bache  Stebenka.  Selbst  in  der  Iser, 
in  welche  die  Stebenka  mündet,  sind  diese  Parasiten  an  den  Fischen 
nicht  SU  finden  gewesen.  Dieselben  sitsen  bei  den  damit  behafteten 
Exemplaren  zu  vier  bis  sechs  Stuck  an  den  Bauch-  und  Rücken- 
flössen  und  zeigen,  wenn  der  Fisch  gefangen  wird,  viel  Leben.  Die 
vorgelegten  Exemplare  verdankt  Herr  Hauptmann  Hoffmann  in 
seiner  Eigenschaft  als  Inhaber  der  Firma  Dr.  A.  Krantz  der  Freund- 
lichkeit des  Herrn  Franz  Schlechta  in  Turnau  und  nahm  Gelegen- 
heit, in  dankbarer  Erwähnung  desselben  die  interessante,  wohlprä- 
paririe  Gabe  dem  hiesigen  soologischen  Universit&ts-Mnseum  su 
überweisen. 

Professor  Trosohel  theilte  mit,  dass  ihm  durch  die  Güte  des 
Herrn  Forstmeisters  Sprengel  ein  junger  Behbook,  Spiesser, 
sngesehickt  sei,  der  im  Kottenfont  todt  aufgefunden  war.  Es  wurde 


190  Sitsimgtberichte  I 

gewünsoht,  die  Todesnmclie  des  Thieres  za  erfahraou  Bei 
Section  ergab  sieh»  daes  die  Haai  sich  nicht  mehr  vom  AaettoplBn 
eigne,  da  die  Haare  nicht  mehr  hielten,  und  schon  mehrere  InUe 
Stellen  vorbanden  waren.  Schon  inaterlich  zeigten  sich  an  mehreieD 

Stellen  zwei  {▼loiobweit  von  einander  entfernte  Locher,  die  anf  den 
Biss  eines  KuuhLhieres  scbliessen  Hessen,  Fuchs  oder  Hund.    Xac':  | 
dem  Abbalgen  fanden  sich  so   sturke  Verletzungen,  im  Fleisch  und  j 
am  Skelet,  dass  mau  die  nächste  Todesursache  auf  den  Angriff  eine?  | 
Raubtbiers  zu   schieben  berechtigt  war.    Die  Brüche   am  Skekt  j 
waren  aber  derart,  dass  sie  kaum  von  dem  Raabtbier  allein  herzu- 
rühren  schienen  ond  es  wurde  vermuthet,  dass  auch  ein  Mensch,  | 
etwa  darch  Schlagen  mit  einem  Stock  dabei  behilflich  gewesen  wia 
mochte*  Die  Hanptbisse  waren  am  Nacken  erfolgt,  nnd  ein  Bsb* 
Wirbel  war  gans  serstört»  dabei  war  der  linke  Ünteridefer  ss^ 
■dhmettert,  das  rechte  Schulterblatt  war  in  mehrere  Stöcke  wet"  ' 
hroehen,  nnd  der  rechte  Oberschenkel  war  gleichftüls  ser^littari  ' 
So  konnte  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  dnreh  diese  YerletzoDgen 
der  Tod  notliwondif^  hatte  erfoljj^en  müssen.  | 

Auffallend  war  dabei,  dass  das  ganze  Thier  ungemein  abge-  | 
magert  war.    Bei  der  weitereu  Section   fand  sich  denn  auch  dafür  | 
die  Ursache.    Der  ganze  Schlund  war  nämlich  mit  F liefen-  j 
maden  erfüllt,  die  noch  lebendig  waren  und  von  Herrn  Dr.  Bertkau 
als  Cephenomyia  stimulator  Clark  bestimmt  worden.  Diese £^ 
scheinang  erklärte  die  Abmagerunpr  des  Rehes  nnd  zugleich,  dass  et 
leicht  in  seiner  Mattigkeit  dem  Raubthiere  aam  Opfer  fallen  konnte 
Dass  diese  Erscheinung  gegenwärtig  nicht  Yereinzelt  in  dem  hiesigcD  | 
Rebbestande  da  steht,  ergab  sich  dnrch  die  Znsendung  eines  zweites 
Spiessers,  den  man  im  Walde  todt  gefunden  ^atte,  der  gleichfsOi 
abgemagert  und  von  den  Maden  im  Schlünde  behaftet  war,  fnSÜA 
ohne  irgend  welche  sonstige  Ver^'undunpfen.  Hier  schienen  also  die 
Maden  zum  Tode  geführt  zu  haben.    Jedoch   ?oll  auch   die  Lel>er 
ganz  zerstört  pnvcsen  sein,  und  voller  Geschwüre,  was  leider  der 
Vortrajrende  nicht  selbst  gesehen  hat,  da  der  Rehbock  ausgeweidet 
war.    Herr  Forstmeister  Sprenpfel  hatte  schon  dem  Vortragenden 
mitgetheilt  bei  der  sichtlichen  Abnahme  des  Hchstandes  habe  er 
das  Abschiossen  in  diesem  Jahre  von  i8  Stück  aaf  16  reducirt. 

Der  Vortragende  nahm  nnn  Veranlassung  n&here  MittheUungea 
ftber  die  Lebensweise  und  Entwickelung  der  Lanren  der  Oattnng 
Gephenomyia  zu  machen.  Die  Fliegen  suchen  sich  unter  grosssr 
Beängstigung  der  Rehe  den  offenen  Nüstern  zu  n&hem,  und  doii 
ohne  sich  festzusetzen  im  Fluge  einen  Tropfen  Flüssigkeit  abznsetiso, 
in  welchem  einige  lebendinrc  kleine  Maden  sich  bereits  entwickdt 
haben.  Dieso  veranlapsen  das  Reh  zu  niesen  nnd  sich  unwirsch  so 
betragen.  Sie  vorlassen  mit  dem  Eintritt  der  ersten  Häutung  die 
Nasenhöhle  und  wandern  in  die  Racbeohöhle.   Wenn  die  Madeo 


der  DiedcrrheiiiiBchiD  Gesellschaft  in  Bouu. 


121 


5ur  VcrpuppuTipf  reif  sind,  verlassen  sie  das  Wohnthier  durch  die 
S'ase  oder  den  Mimd,  verkriechen  sich  an  einen  ^geschützten  Ort 
md  verpuppen  sich  bald.  Die  Puppenruhe  dauert  21  bis  40  Tage. 
)ie  Qualen  der  Hebe  durch  diese  Paiasiten  müssen  sehr  hart  sein. 
Anfangs  wird  die  Nase  oft  blutig  und  wund,  und  häufiges  Niesen 
ieigt  den  Einzug  der  unwiilicommenen  G&sie  an;  später  tritt  ein 
weit  dnroh  den  Wald  hörbarer  Husten  ein,  ein  Zeichen,  dass  die 
tfaden  in  die  Raohenhöhle  und  den  Schlund  eingewandert  sind  und 
ier  beständige  Hustenreis,  sowie  die  g&nzliche  Erföllung  der 
ftaebenhöhle  mit  Maden  hindert  die  Aufnahme  hinreichender  Nah- 
'uug.  Wenn  das  Reh  die  schwere  Krankheit  bis  zur  Auswanderung 
ler  Maden  übersteht  und  auch  nicht  in  seiner  Mattig-keit  von  einem 
^aubtbiere  getcHitet  wird,  dann  mag-  es  vielleicht  wieder  gesunden 
md  kräftig  werden,  aber  jedenfalls  entsteht  durch  diese  schlimmen 
iäste,  wenn  sie  sich  häufiger  einstellen,  dem  Wildstande  ein  empfind- 
icher  Schaden.  Demselben  entgegenzuwirken  möchten  schwer  Mittel 
gefunden  werden. 

Hedizlnlscho  Seclion« 
Sitznng  vom  16.  Mai  1881. 

Vorsitzeuder:  Geh.-Rath  Busch. 
Anwesend:  26  Mitglieder. 

Aufgenommen  wurde  Herr  Dr.  Obkircher. 
Dr.  Zartmanu  legt  Rechnung  ab  über  das  vorige  Jahr. 
Geh.-Rath  Busch  berichtet  den  Eingang  der  Brosolv&re: 
ATilliiis  als  Primaner  und  fordert  zur  Zeichnung  auf. 

PM>f.  Ensch  theilt  auf  Wunsch  des  Herrn  Hins  kun  seine 
leobachtnngen  Uber  die  Heilwirkung  des  Phosphors  bei 
Cnocbenkrankheiten  mit.  Es  lag  nahe,  dass  gleich  nach  dem 
Srsclieinen  der  interessanten  Arbeit  des  Herrn  Wegner  ausgedehnte 
Ersuche  über  die  Wirknnpf  des  Phosphors  bei  denjenigen  Kränk- 
elten gemacht  wurden,  in  welchen  der  Skelettheil  iles  Knochens 
bgenummen  hatte  bei  gleichzeitiger  pathologischer  Zunahme  der 
on  der  Knochenrindo  eingeschlossenen  und  zwischen  den  Kuochen- 
alkcn  befindlichen  weichen  Gcwebstheile.  Am  meisten  Ilofi'nung 
eg^te  B.  von  der  in  kleinen  Dosen  geschehenden  Anwendung  des 
^hosphors  für  die  Behandlung  der  Caries,  besonders  bei  Individuen, 
eren  Knochenwachsthum  noch  nicht  beendet  war.  Herr  Wegner 
istte  geieigt,  dass  in  dem  während  der  PhosphorfBttening  vom 
^erioate  her  entwickelten  Knochen  eine  auf  Kosten  der  Gef&ssrftome 
£T  HaversisoheD  Kanäle  verdichtete  Knochenmasse  sich  befinde  und 
MS  ancb  die  vor  der  Fiitkerung  gebildete  Bindeiunibstaiis  der 


122 


Sitzungsberichte 


Röhrenknochen  in  ähnlicher  Weise  sklerosire,  wie  die  während  der 
PhosphorfätteruDg  neutrebildete.  Ferner  hatte  er  gesehen,  daat  nidt 
nur  das  in  den  Maschen  der  Spongiosa  und  das  im  Umfange  de: 
Gefasae  in  den  Haversiacliett  Kan&len  befindliche  Markgewebe  tkoü- 
weise  in  Knochen  fibergebt,  sondern  dass  aacih  ein  Tbeü  des  die 
grossen  Knochen  fallenden  Markgewebes  den  ossificaiorisehen  Pioe« 
eingeht,  indem  die  peripheren  Sehiditen  desselben  mknodben,  lo 
dass  die  Markhöhle  enger,  die  compacte  Rinde  dicker  wird.  1k 
nnn  bei  der  Caries  im  Ganzen  und  Grossen  die  entj^ecrengesetit« 
Verh&ltnisse  vorliegen,  indem  auf  Konten  der  Knocheubalken  in  de: 
Spongiosa  ein  weiches  Gewebe  sich  entwickelt  und  eb-?nso  in  dec 
Röhrenknochen  die  Rindensubstanz,  abgesehen  von  Jen  zufalliget 
Osteophyten  schwindet,  während  die  Höhle  einen  piosseren  Raum 
einnimmt,  so  konnte  man  ho£fen,  dass  in  den  überhaupt  heilbarea 
Fällen  die  Phosphorgaben  eine  schnellere  Verknöcherung  der  peri- 
pherischen Schichten  des  pathologisch  entwickelten  Weichgewebs 
bewirken  ond  solide  Avsheilong  der  Knochen  herbetf&bren  wMss. 
Leider  kann  B.  nichts  Ton  einer  Best&tagong  dieser  Hoflfioiung  bi- 
richten.  Es  kamen  in  leichteren  Fällen  natürlich  aaob  HeUnnges 
bei  der  Phosphorbehandlung  vor,  aber  es  ¥rar  nicht  in  eehlagender 
Weise  festzustellen,  dass  diese  Behandlung  einen  wesentlichen  ünt^ 
schied  in  Bezug  auf  die  Zeitdauer,  verglichen  mit  den  auf  andere 
Weise  behandelten  Fallen,  hervorgebracht  hätte.  Dasselbe,  wie  vc- 
der  Behandlung  der  Curies  kann  B.  auch  von  der  Behandlung  der 
Rachitis  sapfeu.  Auch  hier  kamen  bei  zweckmässiger  Regelung  de: 
Diät  im  weitesten  Sinne  des  Wortes  unter  der  Phosphorbehandhug 
manche  Heilungen  vor,  aber  niemals  in  so  schneller  Weise^  dass  der 
Behandlung  an  sich  ein  weeentlicher  Einfluss  zugeschrieben  werden 
konnte.  So  schnelle  und  gründliche  Umwandinngen»  wie  wir  ais  ii 
dem  neagegrflndeten  Godesberger  Kinderkrankenhaose  sehen  (wekhea 
freilich  für  die  Ernfthmog  gans  andere  Mittel  an  Gebote  ttdhen,  mt 
einem  gewöhnlichen  Hospitale),  haben  wir  bei  der  Phosphorbebsni- 
lung  nicht  beobachtet.  Dagegen  kamen  von  der  viel  teHeosra 
Osteomalaoie,  wenn  auch  nur  zwei,  Fälle  zur  Beobachtung,  bei  welcher 
unserer  Meinung  nach  die  Ileihmjij  nur  auf  die  Pbosphorhebandi^. . 
zurückzuführen  ist.  Der  erste  Fall,  welcher  wegen  der  weit<3n  Ent- 
fernung des  Wohnortes  des  Patienten  nur  ein  Paar  Mal  (restbes 
worden  ist,  betraf  eine  verhältnissmässig  blühend  aussehende  BaaeT- 
frau  von  30  Jahren,  bei  welcher  sich  die  Krankheit  im  drittem 
Wochenbette  entwickelt  haben  sollte.  Wir  sahen  dieselbe  ein  halb« 
Jahr  nach  der  Entbindung.  Die  Kranke  klagte  über  die  grösst« 
Beschwerden  beim  Stehen  und  Gehen,  welche  iu  der  letstea  Zeil « 
angenommen  hatten,  dass  die  Patientin  sich  anr  mit  groaaer  Mike 
vom  Bette  bis  au  einem  Stuhle  begeben  konnte.  Bei  den  Stekss 
und  Gehen  war  es  anffidlendy  dass  die  Patientin  die  Beine  in  ataikar 


der  niederrheinisehoii  GeaeUscbaft  in  Bonn. 


128 


AddootionssteUnng  auftetste.  An  kttnem  Skeleitknoolien  mit  Ant* 
nsiime  des  Baokeot  lienen  tioh  objeotiv  nachweisbare  Veränderungen 
oonikatiren;  an  dem  Beeken  waren  jedoch  an  anierem  Erstaunen  in 

der  verhältnissmässi^  kurzon  Zeit  dio  grössten  VeräiKlorunpfen  auf- 
j^etretcii.  Das  Becken  erschien  aeitlicli  zusimiineugedrückt,  die  Sym- 
physe spran;^  schna))elforniig  vor,  wovon  man  sich  deutlich  durch 
die  äussere  und  innere  Untersuchung  überzeugen  konnte,  indem  die 
horizoutaleu  Scharaboinäste  winkelig  eingeknickt  waren.  Wir  ver- 
ordneten absolut  ruhige,  horizontale  La^e  während  eines  Yicrtel- 
jmliree  und  den  Gebrauch  der  Wc^ne  rächen  PhosphorpiUen.  Ale 
ana  die  Patientin  nach  Ablauf  dieser  Frist  wieder  aogeführt  wnrde, 
yimr  aehon  eine  namhaft  grössere  Sicherheit  beim  Stehen  und  Gehen 
aa  bemerken,  aber  doch  noch  nicht  so  viel,  dass  wir  die  Behandlung 
so  siatiren  wagten.  Nach  abermals  awei  Monaten  ging  die  Patientin 
nngestfitit  die  Treppe  herauf,  bewegte  sich  gans  frei  und  behauptete 
keinerlei  Beschwerde  mehr  zu  fühlen.  Bei  der  Untersuchung^  zeigte 
sich,  dass  die  übrip^en  Skelettknochen  ihre  normale  Form  behalten 
hatten,  dass  aber  die  patholof,ä8che  Form  des  Beckens,  wenigfstens 
so  weit  wir  es  beurtheilen  konnten,  sich  nicht  geändert  hatte.  Der 
zweite  Fall  war  coni[)licirter  und  deswegen  interessanter,  weil  wir 
ihn  längere  Zeit  hindurch  beobachten  konnten.  Bei  einer  fünfzig^ 
jftbrigeii  Dame  hatten  sich  seit  einiger  Zeit  intensive  Schmerzen  im 
rechten  Oberarme  eingesteUti  welche  sowohl  spontan  als  auch  bei 
Druck  auf  eine  etwa  aolllange  Stelle  unterhalb  des  Deltoidansatsea 
eintimteD.  Da  der  Knochen  in  seiner  Dicke  nicht  Terftndert  war, 
»ooh  Form  und  Richtung  des  Schaftes  dne  gana  normale  war»  so 
nahmen  wir  einen  endostolen  entaftndlichen  Procesa  an»  machten 
atftrke  Jodpinselungen  und  gaben  innerlicl^  Jodkalium  und  spftter 
Kalksalze  bei  gleichzeitigem  Gebrauche  von  allgemeinen  Laugen- 
bädern. Als  aber  nach  mehrwöchentlicher  Behandlung  gar  keine 
Aendenmg  des  Zustandes  eingetreten  war,  wurde  seitens  der  Patien- 
tin jede  Behandlung  aufj^egeben.  Fitwa  '/^  Jahr  später  wurde  ich 
abermals  zur  Consultation  gerufen  und  war  erstaunt  über  dio  in 
dieaer  Zeit  zu  Stande  gekommenen  Veränderungen.  Die  an  sich 
aohon  früher  nicht  wohlgenährte  Kranke  war  zum  Skelette  abge- 
magert Sie  war  eigeotlidi  gana  auf  das  Lager  angewiesen  und 
konnte  nur,  wenn  sie  unter  beiden  Achseln  gestfitzt  wurde,  stehen 
und  mthselig  ein  Paar  Schritte  mit  starker  Adductionsstellung  der 
Beine  gehen.  Dabei  erschien  sie  um  mindestens  einen  halben  Eapt 
kleiner  ala  frfiher,  indem  eine  gewaltige  Kyphose  der  Brust-  nnd 
I^ordose  der  Halswirbel  entstanden  war,  dnrch  welche  letztere  der 
Kopf  fast  zwischen  den  Schultern  zu  sitzen  schien.  Schlüsselbein 
and  die  Tlioraxknochen  verbop^en,  die  Oberschenkel  gekrümmt,  so 
dass  die  beiden  normalen  Bie^ami^en  des  Femur  stärker  aus^'csprochcu 
waren,  die  Tibiae  hiogegou  gerade.  Am  stärksten  waren  auch  hier 


12i 


SitzuDgBberiohie 


ä'io  VerbildiiDgeu  des  Beckens  und  2 war  ebenfalls  im  Sinne  des  seü- 
HchüD  Zusammeud rücken 8  der  Darmbeinschaufeln  und  des  sfüi 
sohnabelförmigen  Vorspringena  der  Symphyse.  Merkwfirdigem«» 
zeigte  du  Os  homeri,  an  welehem  zaersk  sicli  sabjeotive  Symyto— 
gezeigt  hatten,  anob  jetzt  keine  wahrnehmbare  VerlDdenuig.  IHest 
Patientin  bat.  abgesehen  von  kleinen  Unterbreehongen.  welehe  6mA 
znllUige  anderweitige  Indispositionen  bedingt  worden,  die  Wegner* 
sehen  Phoppborpillen  anderthalb  Jahr  lang  genoininon.  In  den  erstes 
Monat ou  war  die  Kranke  noch  ganz  au  das  Bett  nefesselu  nAch 
etwa  7  Monaten  war  si«  im  Staude  mit  einem  Krückstöcke  ein  Paar 
Schritte  zu  geljen  und  jetzt  hewcjCit  sie  sich  schon  seit  ein  Paar 
Jahren  ganz  frei  umher.  Sie  ist  fredich  so  zuBammengcschnarrt  ge* 
blieben,  wie  sie  am  Anfange  der  Behandlung  war,  die  Abnahme  des 
Kubikinhaltes  der  Rumpfböhlen  durch  die  Verkrümmung  des  BompFai 
hat  ein  Herzleiden  znr  Folge  gehabt»  aber  die  Knoohen,  weiche 
firilher  wegen  ihrer  Erweiohnng  den  Dienst  Terstgten«  sind  in  Fotga 
der  Behandlung  wieder  fest  nnd  hraaehbar  geworden.  Jedenfells  ist 
et  nach  soloher  Beobadhtnng  werth»  darauf  hinznweiMiiy  daea  Bmt 
Wegner  ohne  eigene  positive  Beobaohtung  Tom  theoretiidheii  Stand- 
pankte  aus  gerade  für  die  Osteomalacie  den  Phosphor  als  ein  wahres 
Antidot  l)ezeichuotc,  indem  durch  den  von  ihm  bervorgerufericu  Heiz 
aus  weichem  ostragenem  Gewebe  sich  abnorm  dichter,  harter  Knocheo 
bilde. 

Professor  Binz  machte  zo  dieser  Mittbeilong  folgende  DaiMr 
knngen : 

Die  beiden  Fälle  regen  hoffentlioh  an  weitem  Yeraooheo  aa 
Menschen  in  einer  Knoohenkrankheit  an,  der  man  hie  jetat  nlUes 
gegenüber  stand.  Theoretiseh  dringt  eich  die  Frage  anf,  wie  die 
Heihmg  zustande  kommt*  Man  ist  ▼erraobt,  zunftohst  an  die  Zsfokr 
des  fehlenden  Materiales  für  den  Knochenbau  zu  denken,  timKeh 
wie  man  das  bei  der  Anwendung  des  pbosphorsauren  Kalks  siek 
vorstrllt.  Dl  III  t<tehen  jedoch  die  auf  experimenteller  Grundlage  be- 
ruhenden Krwä^i^nngeu  entgegen,  die  Wegner  seinen  Versuciicii  hin- 
zugefügt hat.  Der  i'hosphor  übt  einen  formativeu  Reiz  auf  du 
Knochenfrewebe  aus,  der  bei  der  vorsichtigen  I)ü«iiruniT  nicht  srofs 
genug  ist,  das  Gewebe  durch  Ueberreiz  bis  zur  Nekrose  zu  treibeOf 
aber  doch  gross  genug,  um  dessen  Wachsthum  zu  beschleunigen. 

Ich  möchte  dieser  Deutung  nun  die  weitergehende  hinzufügen, 
dase  der  vom  Phosphor  ausgeübte  formative  Reiz  innerhalb  des 
jungen,  weichen  mit  Protoplasma  durohaetzten  Knoohengewebee  sa- 
rfiokzufnhren  ist  auf  eine  gdinde  Steigerung  der  Oxydataoaeo  m 
diesem  Gewebe.  Zu  dieser  Deutung  führt  mich  die  Thatudie,  dass 
zwei  andere  ohemische  Körper,  die  in  der  lussem  Ereeheinung  tob 
gelben  Phosphor  weit  abliegen,  in  dem  Knochenwaohsthttm  dteeeihs 


der  niederrheinischen  Gesellschaft  in  Boon. 


125 


leisten  wie  der  Phosphor,  und  dass  ferner  diese  drei  Körper  zusam* 
meii  nnTerkeonbare  Begebungen  zum  Sauerstoff  und  dessen  Activi- 
niog  besitzen.  Jene  zwei  andern  chemischen  Substanzen  sind  die 
trsenige  Sftore  und  das  Pyrogallol  (Pyrogallussänre).  £s  liegen 
darüber  Tersnelie  Yor  von  Maas  (Tageblatt  d.  46.  Vers.  d.  A.  n.  N. 
so  Leipng  1872.  8.  171)  nnd  von  Oies  (ArehtT  f.  exper.  Patb.  a. 
Pharm.  1878.  Bd.  8.  8. 175  ff.)  and  von  dem  Vortragenden  und  seinem 
Assistenten  H.  Schulz  (dasselbe  ArobiT  Bd.  11,  18  u.  14).  Maas 
berichtet,  er  habe  durch  Phosphorfätterung  von  Thieren  die  gleichen 
Resultate  der  Kuochenablagerungfn  wie  Wegnei  erhalten.  Da  er 
die  Phosphoreiriwirkung  auf  Entziehung  einer  grösseren  Mengo  Saucr- 
sto(F  aus  dem  Blute  basirt  ghuihte,  so  nuichte  er  auch  Fütterungs- 
versucbe  mit  andern  den  Sauerstoü'  entziehenden  Mitteln,  besonders 
mit  dem  Arsenik  und  dem  PyrogalluL  Mit  beidem  hat  er  die  näm- 
liehen  Knochenablagerungen  eriialten,  am  besten  mit  der  arscnigen 
Säure.  In  grössern  Gaben  erzeugt  der  Arsenik  gleich  dem  Phosphor 
die  bekannte  Knochennekrose.  —  Die  Ergebnisse  Ton  Gl  es  an  Ka- 
ninohen,  Hahnen  und  jungen  Sohwoinen,  die  er  mit  sehr  rorsichtigen 
Gaben  Arsenik  gefüttert  hatte,  fielen  ebenfalla  sehr  beweisend  aus, 
m  dat  ein  Blick  auf  die  beigefügte  Figurentafel  mit  ihren  Knochen 
and  Neugeborenen  vom  Kaninchen  lehrt.  Aus  dem  Jahre  1868  liegen 
swei  Ähnliche  Fütterungsversucbe  von  Koussin  vor;  altbekannt  ist 
die  günstige  Wirkung  auf  das  äussere  kurperliche  Aussehen  des 
Arseniks  in  vorsichtigen  Gaben  bei  den  Arsenikessern  Stcyermarks. 

Maas'  Erklärung,  die  Wirkung  der  genannten  drei  chemischen 
Korper  —  Phosphor,  Arsenik  und  Pyrogallol  —  basire  vielleicht 
auf  einer  Entziehnng  des  Sauerstoffs,  passt  deshalb  nicht  gut, 
weil  die  sehr  kleinen  Mengen  Phosphor  und  Arsenik  gegenüber  der 
Fülle  des  Sauerstoffs,  der  von  dem  Hämoglobin  stets  neu  herange- 
bracht wird,  in  dieser  Beriehung  Terachwindend  sind.  Ferner  kum 
man  siofa  gewiss  TorsteUen»  wie  die  Entziehung  des  Sauerstofis  die 
Gewebe  zur  Atrophie  nnd  Entartung  ffthrl,  kaum  aber,  wie  dadurdi 
ihr  physiologisches  Wachsen  in  geradezu  stannenerregender  Weise 
angespornt  und  befördert  wird.  Die  Schwierigkeit  des  Yerstftnd- 
Disses  für  die  betreffende  Wirkung  aller  drei  Körper  wird  zumTheil 
gelöst  durch  den  von  mir  und  H.  Schulz  geführten  Nachweis,  dass 
lebendes  protoplasmatisches  Gewebe  auch  ohne  den  Sauerstoff  des 
Blutea  aus  der  ar3eni;_'on  Säure  die  höh(  re  Oxydationsstufe  Arsen- 
fiäure  schaflt  uml  dass  dasselbe  Gewebe  ans  der  Arsensäure  sogleich 
wieder  die  arsenige  Säure  macht.  Dieser  doppelte  Vorgang  bedingt 
gemäss  dem  heutigen  Standpunkt  der  chei^iif^chcn  Lehre  eine  un- 
nnterbroehene  Aettvirung  des  Sauerstoffs.  Unter  ihrem  Einfluss 
werden  protoplnsmatische  Gewebe  zu  erhöhter  Th&tigkeit,  d.  i.  in 
Tortiegendem  Fall  zu  Yeratftrktem  Wachsthum  angeregt,  nicht  viel 
ZBdera  nie  wenn  man  gewisse  addecht  grannlurende  Fttohen  mit 


126 


SitKoogBberiohte 


einer  Lösuug  des  leicht  zu  reduoirenden  Salpetersäuren  Silbers  oder 
TOn  Chlorkalk  bohandelU  Das  in  dem  Knochenmark  in  grosser  Menge 
▼orkandeDe  Protoplasma  ^  in  Form  der  üarblosen  Körperchen  - 
eignet  rieh  aar  Einleiiong  jenee  Beisvorgangea  a^.  Die  dank 
fibermässige  Areenikfüitemng  her?orgeratoe  Nekroae  iai  eine  wä 
den  sonatigen  Verfettongen  und  Zerstörangen  der  DrOaenseHiB  paialkl 
laufende  Eneheinung.  AUea  daa  wird  vom  Phoaphor  wie  ▼am  A^ 
senik  geleistet;  in  allem  Wesentliehen  aind  die  Folgezostiade  sid 
durchaus  gleich,  in  unwesentlichem  weichen  die  Verhältnisse  tos 
einander  ab.  Dazu  gehört  z.  B.  die  Stufe,  auf  der  die  beiden  MetjJ 
loide  Phosphor  und  Arsen  die  Erregung  des  Sauerstoffs  und  damit 
die  Reizvorgänge  in  den  Zellen  ausführen.  Der  Phosphor  thut  das 
bereits  in  freiem  Zustande  und  wahrscheinlich  auch  noch  in  den 
zwei  untersten  Oxydationsstadien  (untcrphosphorige  und  phospbori^ 
Säure);  das  Arsen  ist  in  freiem  Zustand  schon  durch  seine  ünlö« 
lichkeit  in  den  Bestandtheilen  and  dem  Inhalt  des  Wannbl&fters  ehse 
Wirkung  nnd  musa  erst  bis  tut  arsenigen  Siure  nnd  aar  AraaBsiatt 
ozydirt  aein.  —  Weniger  dnrchaicfatig  ala  beim  Phoaphor  nnd  hsia 
Arsenik  liegt  die  Sache  vorlänfig  noch  beim  PyrogaOoL  Von  &■ 
kennen  wir  nur  die  einseitige  Saaerstoffisntriehung.  Ihr  ehemisshff 
Verlauf  jedoch  ist  ein  solcher,  dasa  bei  dem  Vorgang  ihrer  Ver 
breuuung  durch  die  Bildung  intermediärer  Proilucte,  die  selbst  wie- 
der activen  Sauerstoff  abgeben,  im  wesentlichen  der  gleiche  Vorgacg 
wie  beim  Phosphor  und  Arsenik  unterstellt  werden  muss,  allerdings 
in  weniger  energischem  Maasso,  wie  das  ja  auoh  der  weniger  auf- 
geprägten Wirkung  entspricht. 

Dr.  Samelsohn  (Köln)  bemerkt  au  den  Ausfühningen  der  Te^ 
tragenden,  dass  ein  Einflusa  der  chroniaoheii  Phoaphoreinführnng 
auf  formative  Prooeese  ana  der  Qeachiohta  der  interatttiollen  Hspt* 
titia  hinreichend  gekannt  aei.  Anch  die  aeiner  Zeit  Ton  Tavigaot 
behauptete  Einwirkung  des  Pliosphora  auf  die  AufhelluDg  ctttaraelfiiBr 
Linsen  konnte  nur  auf  einem  fthnliohen  Gedankengange  beralMB. 
Leider  entbehrte  diese  Behauptung  jeder  reellen  Basis,  da  8. 
sowenig  wie  andere  Beobaphter  die  Mittheilungen  ?ou  Tavignoi 
bestätigen  konnten. 

Dr.  Samelsohn  behandelt  die  Frage  der  Seelenb Ii ndheit 
beim  Menschen.  Die  bahnbrechenden Experimentalarbeiten Münk'» 
über  den  Sitz  und  die  Function  der  Sebsphare  beim  Hunde  aD<i 
Affen  legen  dem  Pathologen  die  Verpflichtung  auf,  in  dem  so  wecb- 
aelvollen  Bilde  der  menschlichen  Sehstdrungen  nach  Symptomen  n 
suchen,  welche  die  Brficke  au  jenen  Versuchsergebnissen  au  addagct 
geeignet  sind.  Nach  knraer  Recapitulation  der  Mna krachen  Vv 
suche,  deren  kritische  Deutung  er  absichtlich  nnieriiast,  greift 


der  ntoderrhemiioheii  OeeeUMluii  in  Bonn. 


127 


Vortragender  den  von  Mnnk  geaehafienen  Ansdmek  der  Seelen- 
blindheit herans  nnd  stellt  einfach  die  Frage,  oh  ähnliehe  Symp- 
tomenhilder,  wie  sie  Münk  beim  operirten  Hnnde  schildert,  beim 

Menschen  zur  Beobachtung"  gelangen.  Wenn  wir  mit  Uebergehung 
aller  Deutungsverauche  die  Secleublindheit  als  einen  Zustatul  charak- 
terisirrn,  in  welchem  bei  völliger  Erlialtung  der  Wahrnehmung  die 
Aasarbeitung  oder  Vorworthung  der  Vorstell uugshilder  darniederliegt, 
also  jene  Trennung  von  Wahrnehmung  und  Vorstellung  pathologisch 
eintritt|  welche  Münk  durch  seine  Experimente  künstlich  hervor- 
gerufen zu  haben  glaubt,  so  müssen  wir  gestehen,  dass  solche  Zu- 
eiftnde  allerdings  cur  Beobachtung  des  Pathologen  gelangen.  Schon 
miier  gans  physiologischen  Verhältnissen  können  wir  Aehnliohes 
beobachten,  wenn  wir  ans  mnem  leichten  Mittagsschlnmmer  erwachen. 
Wir  sehen  dann  mit  yoUer  Klarheit  nnd  nngetrfibtem  Bewnsitsein 
gans  deutlich  die  nns  umgebenden  Gegenstftnde,  ohne  im  ersten 
Augenblicke  die  Deutung  der  nns  sonst  so  wohlbekannten  Dinge  zu 
finden;  erat  allmälig  schliesst  sich  der  Bogen,  der  von  dem  Centrura 
der  Wahrnehmung  zu  dem  Centrum  der  Vorstellung  führt,  und  da- 
mit taucht  die  Deutung  der  Eindrücke  immer  klarer  empor.  Auch 
die  bekannte  Thatsacho,  dass  beim  Schielen  das  Bild  des  abge- 
lenkten Auges  durch  willkürliche  Unterdrückung  desselben,  wie  wir 
ans  auszudrücken  pflegen,  vom  bewussten  Sehakte  ausgeschlossen 
wird,  ist,  wir  mögen  an  der  Sache  deuten  wie  wir  wollen,  in  letster 
Instanz  nur  auf  einen  ähnlichen  Vorgang  zurückzuführen.  Denn  dass 
ein  abgelenktes  Ange  mit  dem  fizirenden  gleichseitig  die  primä- 
ren Eindrücke  wahrnimmt,  beweist  sowohl  der  Schweigger'sche 
Yersueh  wie  die  Prüfung  des  binocnlftren  Gesiohtsfeldet:  es  handelt 
rieh  also  auch  luer  allein  um  die  Unf&higkeit,  beim  bmocul&ren  Seh« 
akie  die  Wahrnehmungen  des  abgelenkten  Auges  zu  Vorstellungen 
zu  verarbeiten  resp.  zu  den  deponirten  Vorstellungsbildem  zu  leiten. 

Eine  ähnliche  Erscheinung,  wie  die  für  den  binoculären  Sehakt 
jreschilderte,  bieten  für  den  monoculären  jene  seltenen  Formen  von 
Hemiauopie,  wo  in  den  fehlenden  Ge s ic htsfel d häiften  die 
blosse  Lichtempfindung  gut  erhalten  ist,  während  kein 
Objekt,  wie  gross  es  auch  sei,  wahrgenommen  wird.  Von 
diesen  seltenen  Hemianopien  hat  Vortragender  2  Fälle  beobachtet, 
die  er  in  Kurse  mittheilt.  Sie  bilden  den  Uebergang  zu  jenen  Krank- 
hetlsbildem,  die  wir  nach  Kussmaul  mit  dem  Ausdrucke  der 
Wortblindheit  (Alexie)  bezeichnen  und  die  den  Begriff  der  See- 
lenblindheit nach  Munk's  Auffassung  in  prftoisester  Weise  decken, 
wenn  sie,  wie  in  folgenden  2  selbstbeobaohteten  Fftllen  mit  Hemiauo- 
pie complicirt  sind. 

1.  Eine  intelligente  Frau  von  07  Jahren  stellt  sich  3  Wochen 
ii.'^ch  einem  Anfalle  von  Bewusst-  und  Sprachlosigkeit,  dem  eine 
kurze  Periode  von  Ptaraphasie  und  Ortsamnesie  gefolgt  war,  dem 


128 


Siizungsbenohie 


Vurtra<roiiden  mit  der  Klage  über  Verlust  des  Sehvermögens  vor 
Die  sehr  sehwierige  Untersuchung  der  l'ationtin  ergiebt  bei  völi:^ 
normalem  objectivem  Befundi'  der  Augen  eine  beiderseits  seiner 
durch  den  Fixirpuokt  gehende  rechtsaeitige  homonyme  Hcnuaztopic 
Während  Patientin  nicht  im  Stande  iti,  ^neo  eilixi|(en  Buchstabe 
der  Snello naschen  Tafel  laat  za  lesen,  vermag  sie  mühelos  selb»; 
die  kleinsten  derselben  nachzasohreiben,  desgleichen  echreibt  eie  isf 
Dictat  fliescend  and  richtig.  Ebenso  ist  sie  im  Stande  einen  BneC 
an  ihren  abwesenden  Sohn  e.  B,  mit  leichter  Miihe  sa  sdirttbec, 
allein  gestört  dorch  die  Erscheinungen  der  rechtsseitigen  Hmianopie, 
die  sie  jedoch  bald  durch  Kopfdrehnngen  en  mildem  gelernt  hat 
Dagegen  ist  sie  nicht  im  Stande,  den  soeben  geschriebenen  Brief  n 
lesen  weder  für  sich  noch  mit  lauter  Stimme:  sie  sieht  sämmtlicbr 
Buchstaben,  ist  jedoch  unfähig,  dieselben  zu  BegrifTswurten  zu  ver- 
arbeiten. Nur  ein  Wort  vermochte  sie  laut  /u  lesen,  und  das  vnr 
ihr  eigener  Name.  Nach  einigen  Monaten  war  auch  dieser  eigeii- 
thümliche  Zustand,  in  welchem  die  Verbindung  zwischen  dec 
optischen  Wahrnehmungscentrum  und  dem  Centrum  der 
sprachlichen  Yorstellung  bei  Intactheit  aller  übrigei 
Bahnen  unterbrochen  war,  allmälig Terschwnnden,  w&hrend  die 
Hemianopie  Tollkommen  bestehen  blieb,  so  dass  nun  der  AntheS. 
welchen  diese  an  der  Sehstörung  hatte^  in  eiactester  Weise  na^fe- 
wiesen  werden  konnte.  Es  zeigte  sich,  dass  Patientin  trota  derselben 
mfthelos  lesen  konnte  und  durch  dieselbe  nunmehr  nicht  empfind- 
licher genirt  war,  als  es  sonst  Hemianopon  zu  sein  pflegen. 

2.   Bei  einem  3Gjährigen  Manne  sti  llt  sich  unter  heftigen  Kopf- 
schmerzen und  erheblicher  Gedächtnissschwäche  eine  rechtsseitige 
homonyme  Hemianopie  ein.  deren  Grenzlinie  beiderseits  3  Grad  üb  : 
den  Fixirpunkt  hinausgeht.    Die  Sehschärfe  ist         dio  Färbet- 
empüodung  in  den  erhaltenen  Gesichtsfcldhäifteu  in  ihren  Grenses 
normal,  jedoch  quantitativ  etwas  abgeschwächt.   Während  der  Baaer , 
der  Beobachtung  stellen  sich  fornbergehend  Isirsoheinungen  «aj 
welche  den  im  Torhergehenden  Falle  geschilderten  in  frappantester 
Weise  gleichen  und  nur  durch  eine  tempör&re  Unterbfeohung  dar 
genannten  Iieitungsbahn  gedeutet  werden  können.  Naoh  8  Mooaiai 
unter  allm&Iig  zunehmendem  Stumpfsinne  trat  der  Tod  ein«  Die 
Section  ergiebt  einen  eigrossen  Tumor  im  linken  Hinterhauptslappea. 
über  welchem  die  Rinde  derartig  erwtMcht  ist,  dass  bei  der  iierjiur 
nähme  des  Gehirns  der  Tumor  sich  von  demselben  losreisst.  | 

Diese  beiden  Fälle  scheinen  mit  grösserem  Rechte,  als  dievccl 
Fürstner  und  Reinhardt  an  psychopathisehen  Individuen  hei/ty 
achteten,  der  Kategorie  der  Seelenblindheit  zuzuzählen  zu  seiOi 
wenn  wir  diesen  Ausdruck  überhaupt  in  unsere  pathologische  Nomet^i 
clatur  aufnehmen  wollen.  Die  näheren  Ausfuhrungen  behält  sieh  M 
för  einen  andern  Ort  vor.  3 


der  niederrheiDiechen  Q^atSktibaSt  in  Bonn. 


1^ 


AllKemeliie  Sltxnng  Tom  13.  Juni  1881« 
Tonitsender:  Prof.  Tr  ose  hei. 

Anwesend:  21  Mitglieder. 

WirU.  Geh.  Rath  ▼.  Deehen  machte, unter  Yorlefi^ng  einee 
fiKMnptera  der  1.  Aaegabe  der  geologitchen  üeberekshtskarte  von 
Bhiihilaiid*Weetfal«n  einige  Ifittheilaogen  fiber  die  Rftame,  in 
denen  die  Traehyie  det  Siebengebirges,  des  Weeler- 
Wttldes  nnd  der  Eifel,  to  wie  die  sie  umgebenden  Basalte 
80  wie  über  die  Räume,  in  denen  die  Basalte  im  Taunus 
nnd  Hunsrücken,  und  im  westlichen  Auslanfer  des  üa- 
biohtswaldes  vorkommen. 

Die  Trachyten  des  Siebenpfebirges  näheren  sieb  durch  die  be- 
deutende Kappe  der  Hohenburg  bei  Berkum  der  westlichen  Be- 
grenzung der  nmgebenden  Basaltzone  |  welche  einen  Raum  Ton 
900  qkm  einnimmt  und  darin  185  Kappen,  Decken  nnd  grössere 
Partien,  to  wie  76  einaebie  Gänge,  totamnien  M>  aelbetatlndige 
fiaaallkdrper  einsehfieaai.  Die  Yertheflnng  derselben  ist  sehr  nn- 
gleMifffiBig,  indem  sie  gegen  den  Band  der  Zone  Tereiiiaelt  stellen 
nad  liioli  gegen  die  Traohytgruppe  snsammen  dringen.  Im  Garnen 
enmU  aaf  8 . 5  qkm  Ein  BasaltTorkommen. 

Die  l^raehytgruppe  des  Westerwaldes  nimmt  einen  bedentenden 
Ilaum  ein,  besteht  aus  zahlreichen  einzelnen  kleinen  Kuppen  und 
gangförmigen  Durchbrüchen  auch  in  grösseren  Busaltpartien  und 
-bergen;  sie  liegt  in  dem  südwestlichen  Theile  der  pressen  I^asalt- 
zone.  Zwei  weit  entlegene  Trachytkuppen  bei  Isenburg  und  Arz- 
bach sind  nicht  mit  eingeschlossen  worden,  sie  liegen  am  westlichen 
und  südwestlichen  Rande  der  Basaltzone.  Die  gross ten  Basaltmassen, 
kleine  Hochflächen  bildend  liegen  n.  ö.  von  der  Traohytgruppe.  Die 
Dnanlte  sind  fiber  einen  Raum  von  8000  qkm  verbreitet,  410  Decken, 
Kvppen  und  45  Ginge  snsammen  456  einsefaie  Yorkommen,  im 
Gtamsen  entftlH  erst  aaf  6  qkm  Ein  Basaltvorkommen. 

Die  IVachytgruppe  der  Eifel  besteht  nur  ans  wenigen  Vor- 
kommett,  die  anf  eine  kleine  Fliehe  im  s.  Theile  der  Basaltsone 
«rertheilt  sind.  Die  Basalte  sind  auf  einen  Ranm  von  1600  qkm 
»  eriheilt,  darunter  195  Kuppen,  z.  Th.  diese  kleine  und  15  Gänge» 
susammeu  210  einzelne  Vorkommen,  im  Ganzen  entfällt  auf  7.6 qkm 
Sin  Basaltvorkommen. 

In  der  s.  von  diesen  drei  Basaltzonen  gelegenen  Partie  des 
Taunus  und  Unnsraoken  fehlt  irgend  ein  Vorkommen  von  Trachyt. 
>ie  Basalt  vorkommen  sind  sehr  viel  vereinzelter  als  in  deu  vorher 
srwftbnten  Zonen,  denn  auf  einen  Flacbenraum  von  2760 qkm 
connnen  nor  46  Kuppen,  Dorebbrfiehe  nnd  Ginge,  mithin  erst  anf 
to  q|km  nnr  Ein  Vorkommen. 

MnogSb.  tf.  BtoterhatB,  QssaUsShaft  la  Bona.  1881.  9 


180 


Sütuogsberiolita 


Von  dem  w.  Ausläufer  des  Hnbichtpwaldes  kommt  auf  die 
Karto  nur  ein  800  qkm  grosser  Abschnitt  zur  Darstellung  mit  81 
sclbststandic^en  nasaUvorkommon  von  Kuppen  und  Gängen,  oder 
auf  10  qkm  Kin  solchee  Vorkommen. 

Die  Lage  der  orloschenen  Vulkane  an  sich  selbst  und  in  ikier 
Beiiehung  zu  den  Basal tzoncn  ist  auf  der  Karte  durch  atarka  Uaam 
hervorgehoben.  Die  Ausbrüche  in  der  Vorder-Eifel  liegen  ▼anvgi' 
weise  waf  einer  60  km.  langen  Linie  von  Bertriek  im  8.  O*  bb  na 
Qoldberg  bei  Ormont  in  N.  W.  and  swar  nabe  a.  w.  Toa  der  Bamlt' 
sone  der  Eifel.  Diese  ▼nlkanisohen  Aasbrfiohe  begreaaen  die  BamH» 
in  der  Weise,  dass  anoh  niobt  ein  einciges  BasaltvoclBomineB  math 
halb  der  Volkane  und  nocb  weniger  anf  deren  s.  w.  Seite  aoflrili 
Der  grosse  Mosenberg,  Birresborn  und  Kopp  liegen  auf  einer  p&itt 
lelen  Linie  weiter  gegen  S.  W. 

Die  erloschenen  Vulkane  in  der  Umgebung;  des  Laacher-Se^^ 
dehnen  sich  vom  Brückstück  bei  Winninj^en  an  der  Mosel  bis  in 
den  Lavafülscn  der  Teufelsburg  bei  Oberheckenbach  in  der  Hicbiim^ 
O.S.O.— W.N.W.  auf  eine  Länge  von  34  km  aus.  Sie  nehmea  dn 
Raum  8.  von  der  ßasaltzone  des  Siebengebirges  ond  ö.  von  dB^ 
jenigen  der  fiifel  eini  dringen  mit  den  äosserstea  n.  w.  VorkosHMK 
sogar  noch  etwas  in  dieselbe  ein.  Die  Ltge  derselben  bai  in  iisstr 
Besiehung  einige  Aebnliohkeit  mit  der  Lage  der  erlosohenan  Vattase 
der  Voidereifel  am  s.  w.  Rande  der  dortigen  Basaitaone« 

Vom  Stiobner  Vnlkane  am  Alfbaohthale  ans  gegea  II.  Bsft 
sieh  eine  Reihe  ynlkanisoher  Ausbrüche  hie  snm  Nireligeberg  bei 
Drees  verfolgen,  die  zum  grössten  Theile  in  der  Basaltzone  der 
Eifel  liegen  und  dicht  an  die  dortige  Trachytgruppe  heranreicheiL 

Innerhalb  der  Basaltzone  des  Siebeng^ebirges  finden  sich  «we: 
vulkanische  Ausbrüche,  der  Roderberg  zwischen  Drachenfeh  and 
Hohenburg  und  die  Altnackskaule  am  Wiedbach  bei  Neustadt. 

Endlich  ünden  sioh  nooh  weiter  isolirt  Reste  eines  vnlkanisehsa 
Ausbruches  bei  Sohweppenbausen  am  Güldenbach  am  s.  Raade  te 
Basaltsone  des  Xaonns  nnd  Hunsrüoken,  unterhaib  Strombai^ 

Professor  Binz  macht  folgende  Mittheilung:  Im  vorigeaMr 
hat  Professor  Perroncito  in  Turin  naohgewiesen,  dsss  die  unter  te 
Arbeiftem  am  St.  Gotthardt-Tunnel  epidemisofa  aufUelsaib 

Blutleere,  der  anfangs  viele  erlagon,  der  Gegenwart  gewisKi 

Da  r  m  \v  ü  r  m  e  r  ihren  Ursprung  verdanke.  Bei  dem  Vergleich 
zwischen  den  Symptomen  der  genannten  Krankheit  und  dem  Td 
frühern  Beobachtern  entworfenen  Krankheitsbild  der  Blutleere 
Bergleute  (sogenannte  Bergkachexie)  fiel  ihm  bald  die  Aehnlichki:^ 
beider  auf.  Auf  seine  Anregung  wurden  an  einigen  Bei^gwerkeo  s 
Sardinien,  wo  die  Bergkackezie  herrscht,  Beobachtungen  angestellt, 
deren  Ergebniss  seine  Voraussetsung  tu  bestätigen  sohieay  iassfitfi 


der  niederrheiDMohen  GetoUsohikft  in  Bonn. 


wenigsiens  oMh  DarohfBlming  der  ron  ihm  qmpfohlen«n  Ifato- 
v^geln  gegen  die  EntwioUiing  nnd  Terbreitang  der  Wnnneier  die 
Snaldieii  in  jenen  Bergwerken  weehwonden  sein  aoH  Viel  ecblagen* 
dera  ErgrebnisM  wurden  betreff  der  in  den  nngarischen  Bergwerken 
Sefaemnitz  und  Kremnitz  herrschenden  Krankheit  erzielt.    Auf  Ver- 
anlassung von  Perroncito  wurden  die  Ausleernngen  der  dortigen 
Bergkranken  untersucht  und  die  gefundenen  Wurmeier  gezüchtet. 
Es  ergab  sich  ein  Nachwuchs  derselben  Parasiten,  die  bei  den 
Gotthardt- Arbeitern  bereits  gefunden  worden  waren.   In  vier  über- 
sandten Proben  konnte  aaoh  Perronoiio  die  Wurmeier  auffinden. 
Webreeheinlich  kommen  in  andern  gesondheiilioh  schlecht  besorgten 
Bergwerken,  bei  Tonnelbanten,  in  Ziegelbrennereien,  Minliehe  Dinge 
ftb  UrMkohe  der  Blntverermong  vor,  nnd  in  Folge  deBMn  bat  die 
Mittbeilnng  des  Tariner  Profeeeore  allgemeineree  Interesse,  ünrein- 
Uobkeü  ist  die  Urseebe  der  sobweren  £rkranknng.  An  ^ner  Seite 
das  TeanelB  kommen  die  Andeerangen  in  Berflbmng  mit  dem 
fliessenden  Wasser,  und  an  einer  andern  werden  die  mitgeschwemmten 
Eier  der  Parasiten  mit  dem  Wasser  getrunken.    Im  Darm  des 
Menschen  entwickeln  sie  sich,  die  Würmer  heften  sich  massenhaft 
an  die  Darmwandungen  an;  es  entstehen  hartnäckige  Durchfalle, 
Blutungen  und  allmähliche  Abzehrung.    Griesinger  hat  schon  seit 
lange  die  „ägyptische  Chlorose^  darauf  zurückgeführt   £0  ging 
ihm,  wie  es  heute  noch  manchen  Knappschaftsftnten  gehen  mag. 
Er  hielt  diese  Blutanmitb)  die  in  Aegypten  ungemein  verbreitet 
ist,  für  yersohiedenes  tadere:  f&r  MalariSy  Bubri  Sypbilis,  bis  ibm 
«iae  Leiobqi5£6inng  ibro  wibre  Katar  enthflDte.  Es  war  bei  einem 
lagen  igyptiscben  SoMaten,  der  an  langdanemder  Biarrböe  krank 
Img  nnd  seUiessliob  an  einer  plötslioben  Darmblntung  starb. 
DItmidann  erwies  sieb  als  von  Tausenden  der  Scbmarotier  bewobnt 
Perroncito  hat  nun  auch  gefunden,  womit  ihnen  beizukommen  ist. 
Die  Hauptsache  bleibt  natürlich  die  Verhütung  der  Krankheit  durch 
Maassregeln  der  Technik,  durch  Ordnung  und  Belehrung;  in  sehr 
vielen  J^ergwerken,  besonders  den  preussisch-fiecalischen,  werden 
schon  jetzt  so  widerliche  Zustände  unmöglich  sein.    Wenn  aber  das 
Uebel  bereits  vorbanden,  also  der  Darm  mit  den  Würmern  bevölkert 
ist,  so  gilt  e%  diese  von  hier  auszutreiben,  und  das  gelang  durcb 
Darreiohong  vom  Extraet  des  bekannten  Wurmfarrns  (Polystichum 
Filiz  mas)  oder  von  Tbymols&nre.       Was  die  Individaalit&t  der 
Schaaroteer  angebt,  so  sind  es  besonders  Doobmius  dnodenalis, 
aoeh  Strongyltts  genannt;  femer  Angnitlnla  intestinalis  und  Pseodo* 
rfaabditis  stereoralis.  Mit  den  gewdbnlioben,  bei  ans  so  bftnfig  vor- 
kommenden Eingeweidewürmern,  die  darobweg  harmlose,  wenn  aneb 
unschöne  Insassen  sind,  haben  sie  nichts  zu  thun.    Doohmius  inte- 
stinalis hat  eine  durchschnittliche  Län^^e  von  10  mm,  eine  Dicke  von 
etwa  1  mm;  seine  Eier  sind  oval,  gegen  Vso^^  ^^^>  ^^^^t  ^^^^ 


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18S 


Sitsungsbenolite 


den,  der  das  infieirfte  WoMer  trinkt,  in  der  Belenehtunpr  cinm  Ttnnicli 

oder  Bergwerkes  ganz  nnsichtbar  (Näheres  vp;!.  in  Leuckarts  ^Men&cb- 
licbcn  Parasiten",  2.  Ikl  ).  Das  Erkennen  der  genannten  Dann- 
Schmarotzer  als  der  Erreger  schwerer  Allß:emeinleiden  ist,  falls  e< 
sich  in  seinen  nanptsachcn  bestätigt,  von  ähnlicher  Trajrweitp  wk 
seiner  Zeit  das  Aufündeu  der  Trichine  als  der  Ursache  Termeiatüdi 
typhdaer  Epidemien. 

PkyAftlurilBehe  Sectlon. 

Sitzung  vom  20.  Jnni  1881. 
Yorsitaender:  Pjrof.  Troaebel. 
Anwesend:  22  Mitglieder. 

Wirkl.  Geh.  Rath  v.  Dechen  legte  den  eben  erschieneDen 
ersten  Jahrgang  des  Jahrbuches  der  Köuigl.  Preoss.  ge- 
ologischen Landesanstalt  und  Bergakademie  zu  Beriia 
(Verlag  der  S.  Schropp'schen  Hof-Landkartenhandlnng  1881)  vor. 

Diese  Publication  soll  dazu  dienen,  wisienschaftliche  Ergeh- 
niaae,  weldie  bei  den  AufiBabme-Arbeiten  dar  geologiaohett  fipeeial 
karte  Ton  Prenieen  und  den  Thfiringiseben  Staaten  erlafigi  woite 
und  ?0B  aUgemeinem  Intereaae  aind,  Mber,  ala  ea  in  den  n  daa 
Kartenblittem  gehörenden  Erlintemngen  möglieh  iat»  bekaaait  an 
machen.  Dann  wird  dtea  Jahrbnoh  dazn  benutzt  werden,  in  regel* 
mftssigen  Zeitabschnitten  einen  Ueberblick  über  die  Thätigkeit  der 
geologischen  Landosanstalt  und  ßer^jrakadpmie  zu  geben. 

So  finden  sich  in  dem  vorliegenden  ersten  Jahrgange  Mit- 
theilungen von  dem  Director  der  Anstalt  Geh.  Bergrath  Haucheoom« 
über  die  Gründung  und  Organisation  der  Königl.  geol.  Landetan* 
stalt  für  den  Preasa.  Staat  und  über  die  Thätigkeit  deradben  iai 
Jahre  1880. 

Unter  den  vielen  wichtigen  wiaaenaofaafUiehen  Mittheünagia 
Bind  drei  fBr  nna  von  beaonderem  Intereaae,  welohe  aidi  «nf  die 
Bhdnpronnz  bezieben:  die  Gliederung  der  rbeiniaeben  Onterdewe» 
Sefaicfaten  iwiaehen  Tannua  und  Weaterwald  von  C  Kodi  in  Wi» 
baden,  die  Quarzit^ttel-Bfioken  im  aftdSatiieben  TbeOe  dea  Bmt 
rftok  (linksrheiniacben  Taunus)  Ton  H.  Grebe  in  Trier  and  ein  Deitnir 
znr  Kenntniss  der  Fauna  des  Taunusquarzits  von  £.  Kayser  il 
Berlin. 

Die  erste  Arbeit  von  C.  Koch  giebt  für  einen  grossen  Ab- 
schnitt des  weit  verbreiteten  Unterdevon  zwischen  den  azoiscbec 
Schiefern  am  s.  Rande  des  Taunus  nnd  dem  Westerwalde  eines 
festen  Anhalt  für  die  Gliederung  der  Schiditen  von  den  tiefrtea 
dea  Unterdevon  bia  an  den  höchaten,  welche  nnmittelbar  vom  Mittd 


der  niederrbeiDlaohen  Gesellschaft  in  Bodo.  188 

davon  überlagert  werden.  Diese  Gliederung  wird  immer  Bernok- 
sichtigung  finden  müssen,  wenn  die  n.  vom  Weeterwilde  gelegenen 
ThtiJe  det  Unterdevon  bis  su  ihrer  obereo  Orentd  gsgm  dM  Mittel- 
dmn  einer  Ahnliofaen  Untertnchnng  nntenrorfeii  werdeOi  ebeneo 
«ie  dia  weetliohe  ForteeiKwig  derselben  Sohiehten  von  dem  linken 
Khalnafer  bie  war  Orenie  von  Belgien  und  Laxenborg. 

Es  iit  bekannt,  dass  die  Anebildang  der  Schiebten  in  diesen 
beiden  grossen  Ctebieten  dee  ünterdevon  von  derjenigen  abweicht, 
welche  C.  Koch  in  dem  Ranme  zwischen  Tahnas  und  Westerwald 
untersucht  hat^  indoin  in  dem  ereteren  die  oberste  Abtheilung  des 
Unterdevon  (der  Wissenbacher-  oder  Orthocerasschiefer)  mit  einer 
einzigen  auf  einen  kleinen  Raum  beschränkten  Ausnahme  (bei  Olken« 
bach  zwischen  Mosel  und  Alf)  durchaus  fehlt. 

Bei  der  Untersuchung  dieser  n.  and  w.  Gebiete  des  Unterdevon 
wird  besonders  der  früher  oft  begangene  Fehler  sa  vermeiden  sein, 
die  lofiülig  inerat  nntersaohte  Gegend  einer  Formation  ab  den 
normalen  Tjrpoa  in  betraohten,  dem  die  Ansbildong  der  geeammton 
Verbfieitang  derselben  aagepaest  wejrden  mosi. 

Bs  wird  vielmehr  jedem  Gebiete  ein  gleidber  Anspruch  auf 
Beadhtnng  seiner  Eigenthflmliohkeit  bewahrt  bleiben  mtoen  und 
erst  hieraus  ein  richtiges  Bild  von  der  Entwiokelnng  und  der  daraus 
abzuleitenden  Eintheilung  der  Schichtengruppen  sich  ergeben  können. 

C.  Koch  hat  den  Taunusquarzit  als  unteres  ünterdevon 
erkannt,  welches  den  azoischen  Schiefern  folgt.  Grebe  zeigt  in  der 
zweiten  Arbeit,  dass  die  s.  w.  Fortsetzung  dieses  Quarzitlagers  in 
den  beiden  spitzen  Sattelwendungen  bei  Sonnschied  aof  der  rechten 
Seite  des  Hahnenbacbs  und  in  der  Nähe  von  Schwarzerden  auf  der 
linken  Seite  des  Kellen-  oder  Simmerbachs  von  der  niohst  folgenden 
Sehiehtenabtheilong,  dem  Hnnarflckaoliiefer  (frftber  aneb  Wisper* 
■dnefbr  genannt)  bedeckt  wird.  Ebenso  bebt  siah  weiter  gqgen 
W.  nach  einer  Unterbreohnng  von  5^  km  der  Sattel  des  Tannna- 
qoanit  in  dem  s.  5.  Rücken  dee  Idarwaldee  (Wildenbnrger  Rtksken) 
mna  dem  umgebenden  Hunsrüoksehiefer  wieder  hervor  nnd  muss 
daher  für  ident  mit  dem  langen  Zuge  des  ö.  Taunusquarzits  gehalten 
werden.  Die  sattelförmige  Schichtenstellung  im  Katzenloche  am 
Idarbach,  am  Beilfels,  am  Fischbach  unterhalb  der  vormaligen  As- 
bacherhütte wird  g^au  beschrieben.  Der  Durchschnitt  des  Quar- 
zites  des  Errwaldes  (Hochwaldes)  durch  das  enge  Saarthal  von 
Mettlach  bis  Hamm  a.  d.  Saar  aeigt  mehrere  deutliche  Sattel  der 
Schichten,  der  nördlichste  wird  auf  dem  Nordflügel  vom  Hunsrück- 
aebiefBr  bedeckt.  Der  niohste  liegt  awiaohen  Hamm  nnd  Thaben, 
daraelbe  aeigt  sieb  in  n.  5.  Fortetreicben  nahe  am  Grosabaoh  bei 
Nieder>Zer£  Im  n.  ö.  Fortatreiohen  dee  Zerfer  Hochwaldes  vom 
Wadrilltbale  aus  erbebt  smb  ein  kleiner  Sattel  bei  der  Colonie  Qr. 
Abtei,  ein  grösserer  im  Malbomer^Steinkopf,  der  beaondeft  am  5. 


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IM 


SiteoDgeberiidite 


Abhänge  gut  aufgoschlossen  ist,  in  derselben  Streicbungslinie  zieht 
der  Quarzit  anfänglich  scbma],  dann  breiter  über  den  Bossbergj 
Engstber^,  Geisskopf  nach  Stipshausen,  wo  derselbe  von  Kappelbacb 
durchbrochen  wird  und  die  sattelförmige  Schichtenstellung  ebenso 
deutlich  erkennexi  lässt,  wie  am  Wege  von  Stipshausen  nach  dem 
Idarkopf.  Dieser  Sattel  ist  so  wichtig,  weil  derselbe  das  n.  ö.  £iidi 
des  HaaptquanitBoges  des  Idarwaldes  bezeichnet,  mithin  weaentlidb 
die  Ueberlagttniiig  dssMlben  dnroh  den  HantrfiokaeUafor  telstoDt 

C  Koch  findet,  dass  die  Tannniqiiannte  an  das  GMinniatt  iL 
Dnmonte  im  Hohen- Vena  erinnern.  Es  sdbeml  mir,  daae  dieis 
beiden  Bildungen»  «elehe  in  beiden  Gegenden  geas  enteehieden  die 
tiefiilen  flehicbten  des  Unterdevon  darstellen^  mit  dem  Namen  antares 
Unterdevon  mit  Recht  zu  bezeichnen  und  bei  den  Analogien  ihrer 
allordiiigs  sehr  beschränkten  Faunen  für  ident  zu  halten  sind. 

Koch  führt  überhaupt  10,  aber  den  Speeles  noch  nur  7  be- 
stimmte Versteinerungen  aus  dem  'l'auuusquarzit  an,  welche  in  dem 
petrefacteuführenden  Zuge  von  Burp:  Ehrenfels  am  Niederwald  u.  z. 
Tb.  auoh  an  einigen  anderen  Stellen  vorkommen;  ee  sind  folgende: 
Homalonotu8  Bömeri  De  K., 
Ftermea  nberenata  (De  K.  gp,)^ 
Qfmnmysia  deomato  JH 

Wimma eof^ami»  Ko^  F.  Sämar  hat  dieselbe  als 

NaUeopsia  9p,  beeeiobnet, 
Sfkifer  pnmamm  SMn.  (nadi  Kaifur  ident  mit  ßp»  mtekäi 

SrantM  Ton  Mmmiberg), 
TentaettiUes  Brandis  F.  Söm.j 
Pleurodictynm  prohUviaticum. 
Die  den  Speeles  nach  nicht  bestimmten  Formen  bleiben  ust 
berücksichtigt. 

*  Zu  vorgleichen  ist  hiermit  die  Notiz  über  einige  im  Gedinniea 
von  G.  Dewalque  gesammelte  und  von  De  Köninck  baschriebeii« 
Versteinerungen  in  den  Ann.  de  la  Soc  göol.  de  Belgiqne  L  1 
1875—1876  p.  25. 

Von  Gdoomont  bei  Malmedy  in  einem  weissen  qoaimitiLiobfla 
Sandetein,  welcher  das  Oambrium  von  Stavelot  (Hohe  YeniO  unmittel- 
bar bedeckt^  werden  folgende  der  Speeles  nach  bestimmte  ¥ef^ 
Steinerungen  besohrieben  und  abgebildet: 

Cygtiphyllum  profunäum  De  JT., 

Cyathophyüum  hinum  Lonsd.  Müne  Edw.  de  Uainc^ 

Chonetes  omaUana  De  K.y 

Stroplwmcrui  rigida  De  K.y 

Bhynchonella  acquicastata  De  K,, 


1)  Dieser  Name  kann  nicht  bestehen  bleiben,  da  er  bersAi 
Bweimal  in  der  Faliontologie  Yerbrauöbt  ist. 


der  niederrheiiiiacheD  OeseUaobaft  in  Bonn.  186 
Bpmf»  DmnonHamu  De  K 

APryjfa  ntieiikms  Idn,  eine  dardi  das  ganse  Devon  Inn« 
dnrobgefaende  Speoiae. 

In  der  NoUs  selbst  iet  bei  Stropk.  rigida,  ShjfmdL  aeqwc»  und 
JLiwyptk  reüe.  LUu  der  Fundort  nicbt  angegeben.  De  Köninck  bat 
aber  in  einem  Briefe  an  Prof.  Schlüter  mitgetheilt,  dass  diese  Spe- 
cies  Bowobl  in  Gdouinont,  als  in  Mondrepuits  vorkommen. 

Von  diesem  letzteren  Fundorte  in  Ober  Gcdinnien  am  Rande 
des  BÜdweBtlichsten  Cambrischen  Kernes  der  Ardennon,  den  Dumont 
Massiv  von  Rocroy  nennt,  beschreibt  De  Köninck  folgende  ?on  G. 
Dewalqoe  and  Malaise  gesammelte  bestimmte  Speeles: 

BrmUia  Jcmri  De  K., 
BegriMa  Biekteri  De 
HimiaiUmoilu  Udmen  De  JT., 
OHhie  VememH  De  K., 

Bpirifer  hyeterieua  8MM  =  8p.  mieropterus  Gdf,, 
Grammysia  dearnata  De  K.^ 

IHerinea?  ovalis  De  K.^ 

Avicula  subcrenata  De  k.,  (von  Koch  wahrscheinlich  als 

Pterinea  subcr.  augeführt), 
TentacuhUs  grandis  F.  Röm.^ 
ff        irreguiaris  De  K. 
Hierzu  kommen  noch  die  3  Bracbiopoden,  welche  ebenfalls 
in  Gdonmont  vorkommen. 

Von  den  Yersteinemngen,  welehe  C.  Koeb  ans  dem  Tannus* 
qnanit  anfahrt,  finden  sich  bei  Qdonmont  keine,  bei  Hondrepnits 
aber  4,  von  fiberbanpt  18  vor. 

Darob  Hebert  nnd  d'Arehiac  sind  von  Hondrepnits  noch  8 
Speeles  bestimmt  worden: 

Coelatter  eomtdlata  {Thorreiü  sp.)  ^Orb., 
Orammysia  IlamiUoyienHSf 
Aüicula  rcticulnta?  His. 
Die  nur  dem  Genua  nach  bestimmten  Versteinerungen  habe 
ich  anzuführen  unterlassen,  da  aus  denselben  keine  Schlüsse  auf  die 
Identität  der  Schichten  gezogen  werden  können. 

Koch  macht  (S.  205)  die  Bemerkung,  dass  der  Quarzitsag  von 
Abentheuer,  Binaenberg  and  Hambacher  Sauerbom  eine  wesentlich 
▼ersobiedene  Fanna  Ton  der  des  eigentliehen  Taanosqnarsits  enthält 
und  Yergleioht  denselben  mit  dem  Qnarsit  von  Martenroth  bei  Na* 
ettdten»  Langenbaeh  im  Weilthale  nnd  von  der  Bossel  am  Nieder- 
wald. Dies  widerspricht  aber  den  Beobachtungen  von  Grebe  nnd 
auch  E.  Kayser  f&hrt  die  Versteinerungen  von  Abentheuer,  Binsen* 
berg  und  Hambacher  Sauerborn  als  dem  Taunusquarzit  angehörend 
auf,  und  fügt  eine  Localitat  die  Neuhütte  (Sahler)  bei  Stroraberfr 
hinzu,  die  ganz  bestimmt  im  eigentlichen  Taunusquarzit  liegt  £r 


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136 


SiUungsbenohte 


führt  27  Formon  auf,  darunter  3  bis  4,  welche  nicht  ils  Special 
bettimmt  sind;  bleiben  28  bis  24  sur  Vergleiohong  übrig,  ünier 
dentelben  befinden  sich  5,  welohe  anoh  Kooh  -aiu  dem  Tauniieqaai^ 
Sil  snf&brt»  n&mlioli: 

MomaUmohu  Boewim  De 

TentaeuHiea  grandis  F.  SßwL  nsob  Kayser  wir  ak 
flcbeinUoh  diea«r  Speeiet  angehörig, 

Roemeria  capuliformis  Koch,  ?on  Kaysor  als  AioieuM  be- 
zeichnet, *) 

Spirifer  primae^nia  Steina 

Fkurodictyum  prohletnaticum  Gdf^ 
Die  übrigen  Species  sind : 

Mwrchisonia  taunica  Kays^ 

Bellerophon  Uüobaius  8ow., 

Salpingo8towu»  macrastoma  F.  Böm,  (PateUatHum  Wöa§\ 
PUritua  eoiMa  Qdf.9 
„     limala  Odff 
AeHnadeama  maOe^amis  8db., 
'  Qraimmytia  ftamtttofMfim  Vtm.  auch  von  MomdreywU  sa* 
geftüiri. 

„      pes  anseris  Wirt.  &  Z., 
Meganteris  äff.  Archiaci  Vem.f 
Eenssdaeria  strigiceps  F,  Rfmt.f 
Bhynchonclla  dalcidensis  F*  lUm*^ 
Athyn's  tindata  Defr.j 

Spirifer  hystericm  ScbU.   De  Koninok  führt  denselben  ron 

Mondrepuits  an  und  h&lt  denselben  für  ident  mit  Sp. 

mieropterua  Gdf.,  w&hrend  F.  Römer  denselben  uutßf. 

attiohtua  Schloih  Tereinigi  und  Saadberger  ihn  antsr 

Bp,  maeraptenu  stellt. 
Orthia  eonf.  eireiaari$  Smo.» 

LepUma  off.  Sedffioieki  und  MtirdUmnd  Fem.  won  deren 
Yersohiedenheit  sieb  Eayser  bisher  noch  nicht  über* 

sengen  konnte. 

Leptaena  laticosta  Conr.  ist  ident  mit  Strophomena  fa<tC(M<fl| 

Clwneten  sarcinulata  Schlt., 

Favosites  polymorpha  Gdf.  ? 
E.  Kaysor  macht  noch  die  Bemerkung,  daw  unter  den  an 
dem  Taunusquarzit  aogeführten  27  Formen  die  Mehrsahl  auch  im 
Spiriferensändstein  d.  h.  in  den  höheren  Stufen  des  Unierdenran^ 
vorkommt  and  sogar  zu  den  h&ufigsten  Arien  desselben  gehört:  wie 
Pienrodidyiim  pr^MmeAicm^  Chtmetes  aaremMOf  Bdenplum  frOs- 


1)  Dieser  Name  kann  nicht  besteben  bleiben,  da  er  bereits 
zweimal  in  der  Paläontologie  verbraucht  ist 


der  nieder rheinischeD  Gesellschaft  in  Bonn, 


1S7 


hatusj  Lefftaena  hikoBta,  BhynclwneUa  dakidensüf  Pterinea  costcUa, 

FL  Uneata. 

Es  wird  hierauf  bei  den  von  Koch  unterschiedenen  höheren 
Stufen  des  Unterdevon  Bäcksicht  genommen  werden. 

Auf  dem  Tannasquarzit  lagert  das  mittlere  ünterdeYOD| 
welehes  die  2.  uod  3.  Stufe  bildet.  Die  2.  Stufe  oder  der  Hunt« 
rftük-  (frfther  als  Wisper^)  aehiefer  beseidinet  bildet  eine  lebr 
niehtigo  AUagemng  T<m  bkragrauem  Sobiefer  mit  fielen  fein* 
epeltigvn  bMWdrdigai  Daeheebieforligeni.  Derselbe  ist  im  Gänsen 
snn  tn  Yerstsinerongen,  nur  in  «inigsn  Dsobsobiefergmben  werdsn 
dieselben  und  aneb  hier  in  mangelhafter  Erbaltiuig  gefiuuUn.  Ei 
werden  angeführt: 

Homalonotus  planus  {Ldb.  in  lit.)f 

Phacops  Ferdinandi  Kays.,, 

Cryphaem  lacinmttis  F.  Böm., 

Strophomena  laticosta  Coitr.  Leptaena  latic.  bei  Kayser, 
Spiriftr  miaropterua  Q^,    Siehe  die  vorhergehende  Be- 
merkung, 

CjyatiboerNMM  jMMMfii«  Qif.  eine  wenig  bestimmte  Speeies, 
Fimroäk^fim  prctUmtdiam  Odf^  bereits  von  Kooh  und 

Kayser  im  Tannns-Quarsit  angefUurty 
dann  ist  noob  das  €kmi9  ZofhrmiiiB  olme  Bestimmung  der 
Speeies  genannt. 
Als  Leitfossilien  werden  die  3  Trilobiten  und  die  Asterien* 
Schiefer  von  Bundenbach  als  besondere  Facies  bezeichnet. 

Die  3.  Stufe  erhält  den  Namen  untere  Coblenzschichten, 
eine  petrefactenreiche,  oft  massig  auftretende  Grauwacke  (d.  h. 
Sandstein  mit  thonigem  Bindemittel)  darin  aber  auch  sandsteinartige 
oder  qoarzitische  petrefactenreiche  Bänke  (S.  209);  Orauwacke-Quarzit, 
Pterineenschiefer  und  Feldspathgrauwadke*  Der  Grauwaoke-Quarsit 
—  wie  mir  Boheinen  will  ein  durchaus  unbrauchbarer  und  yer- 
werfliebor  Name»  der  ämk  Coblens-Quarsit  wie  Kooh  vorsobligt 
oder  Em^Hobenrbein-Quanit  im  Gegensatse  sum  Tannusqusnit  an 
ersetaen  wire  —  tritt  im  Labnthale  bei  Bad  Ems  nnd  Hobenrbeiner- 
bütte  in  swei  parallelen  Qoarsitsalttln  anf  nnd  entb&lt  die  Iblgenden' 
Venteinemngen  (S.  211). 

nomdlonotus  crassicauda  Sdb.j 

*  Bellerophon  trilohatus  J.  Sota,, 
Tentaculites  Scolaris  Scldoth.^ 

*  Chrammif9ia  H€aniUonen8i8  Vem., 

*  tf        pet^nseris  Wwt,  &  Z,, 

ßpirifer  micropUruSt 


188 


Spwifm  MMTOplerM  Qdf.  aohmal  und  laogfltglialit 

*  Bensfdama  strigteepa  F,  Söm^ 

*  JBAyndbofieBa  Dakidentis  F.  BSm^ 

*  Chtmeies  $ateimMa  SM4k, 

*  „     dilataia  F.  BOm,, 

*  lllwdocrinus  gonatodes  Wirt,  et  Z., 

*  Pleurodiciyutn  probkniaticum  Gdf. 

Diejenigen  hier  angefnhrten  Speoiet,  vrelche  nach  £.  Kajnr 
in  Tannusquarzit  'vorkotnmeTi,  sind  in  der  vorsiehenden  Liste  mit 
einem  Starn  beieichnet  worden.  Von  den  16  von  Koch  angeführten 
Speeiee  aos  dem  CoUensquanit  finden  ncfa  alio  9  nach  Kaytar  bi- 
r^to  im  Tannaeqnara ü. 

Wenn  ßp.  hifst€rieu$  nnd  ßp,  mienpteruB  idani  md,  ao  wMe 
•ich  dia  Zahl  16  auf  16  TerAndern,  wihrend  die  Zahl  9  qn^eriadert 
bleibt.  IXe  Fauna  des  Goblenzquarsit  wird  dadurch  der  des  Qaarati 
von  Abentheuer,  Rinzenberg  und  Hambaclier  Sauerbom  noch  ähn- 
licher. 

Als  Leitfossilien  für  diese  3.  Stufe  verzeichnet  Koch  (8. 2)9). 

Hmakmotm  enusieauda  Sdb.^ 
Tmtaeiaitw  iealarii  Mlotft., 
Qrammfßiia  SamHUmenaia, 

M       peS'onseriB  Wwt.  Z, 

Spirifer  hyskfkw»  SMfGk^ 
Bmssdaeria  gtrigiceps  F,  Bäm.<, 
Ehodocrinwi  gonatodes  Wirt.  &  Z. 

neben 

Spirifer  macroptcriis  Gdf,  =  Sp.  paradoxus  SMoth^ 
Pleurodictyum  problematicum  Gdf, 

Von  diesen  9  Speoies  fuhrt  £.  Kayser  nicht  weniger  sla  6  tm 
dem  Tannasquarsit  auf  und  somit  bleiben  nur  8  n&mlioh: 

BomabmtuB  eraukoMda, 
TentaeMes  Scolaris, 

Spirifer  macropterus 

ala  leitend  für  die  unteren  Coblenzschichten  (Stufe  3  übrig). 

Dass  hier  nothwendiger  Weise  eine  Berichtigung  eintretet 
muBS,  dürfte  keines  weiteren  Bewaiaee  bedürfen  und  wäre  aabr  xs 
wftnsohen,  wenn  G.  Koch,  £.  Kayter  am  besten  in  VerbiadiiDg  mit 
Qrebe  dieselbe  sobald  als  möglidi  vornehmen  and  bekannt  wmAsn 
möchten,  damit  aus  diesem  Irrthom  nicht  weitere  YerwinrangaD  ii 
der  Bearbeitung  des  Unterdevon  unserer  Provini  entstehen. 

Hierauf  folpt  das  obere  Unt  er  devon  ^  welches  ebenfalls  rwfi 
Stufen,  die  4.  als  Choudriten-Scbicb ten  und  Plattensand- 
stein von  Capellen,  dio  5.  ala  obere  Cob  1  en zsc h ic hie u  l<e- 
zeichnet  enthalt  und  wird  damit  die  obere  Scheide  des  sogeoanates 


der  niederrhffliiwphen  Gesellschaft  in  Boxm. 


139 


Spiriferen-Sandsteina  erreicht,  der  von  dem  Wissenbacher  oder  Ortho- 
cerasschiefer  als  oberste  6.  Stufe  des  üuterdevon  überla^^ert  wird. 

Die  4.  Stufe  besteht  aus  blauprauem  zartem,  auf  den  Spalt- 
tlächen  yieifach  graphitisch  glänzendem  Schiefer  mit  plattenförmigea 
Bänken  von  festem  graaem  Smdstein  sehr  Terschiedener  Dioke  2  bis 
35  cm,  die  QThierreste  kommen  nur  ganz  Tereinielti  dag^en  die 
t^iandm  regelmtaig»  bigweilen  memenheft  vor  (8.  221). 

AU  dianikfeerleiiioh  werdenfoigendeTersteiaeraDgen  beseichnet: 

*  Bomäkmirtm  mtdmttm  C,  itodb^ 
PttHma  ßltmffaUk  Qdf., 

„     UnmUa  Gdf., 
Meganteris  Ärchiaei  Vern., 

*  Acanthocrinua  A.  Böm., 

*  Ciwndrites  antiquus  Sternb,^ 

*  llaliserites  Dechenianus  Göp. 

Die  mit  einem  Stern  versehenen  Speeles  sind  (S.  240)  als  Leii- 
fotiilini  anzusehen. 

Die  Bemerkung  (ebendas.),  dass  die  Chondritenschiefer  in  die 
folgende  Stufe  übergeben,  bisweilen  mit  dorthin  gehörenden  Schiebten 
wechseüegem, '  giebt  sn  Bedenken  Vemnlemmg,  de  die  Bintbeiinng 
der  Sohiobten  fiberbanpi  nnr  eine  kSnstliobe  ist,  aber  nnr  naeh 
einhintllehen  Flidien  gedaebt  werden  kann;  anob  paait  ne  nidit  an 
(dem  8. 222  gebranehien  Auedmok  ^»schember  weebaellagemd*  worani 
tnf  ein  sattel-  ond  muldenförmiges  Verhalten  sa  sohliessen  sein 
dürfte. 

Die  5.  Stufe  des  ünterdevon,  die  oberen  Coblenzschichten  treten 
als  schiefrige  oder  feinsandige  Grauwacke  (?)  oft  mit  einer  reichlichen 
Menge  von  kohlensaurem  Kalk  auf.  der  an  der  Oberfläche  ausgelaugt 
wird  und  dann  die  losen,  porösen  Lagen  bildet,  in  denen  die  vielen 
Versteinerungen  als  Kerne  und  Abdrücke  enthalten  sind.  Bei  vielen 
dieser  Sehiobten  scheint  aber  aoeb  im  Bindemittel  eine  Menge  von 
kobleneanrem  fiisenozydul  nnprfinglioh  enthalten  gewesen  au  sein, 
wekdiee  an  der  Oberflftohe  in  Eieenoiydbydrat  Terindert  ist  ond 
woraat  die  bftnfig  auftretenden  losen  oekrigen  Lagen  berroigeben. 
Sie  leigen  sieb  besonders  reidi  an  organisoben  Einsehlüssen,  unter 
welehen  Formen  auftreten,  die  man  im  Mittelderon  ansutreffen  ge- 
wohnt ist  und  solche,  die  bisher  in  den  tieferen  Stufm  nicht  auf- 
jefunden  sind  oder  durch  das  ganze  Ünterdevon  hindurch  geben. 
Als  wesentlichste  werden  angeführt: 

*  Fhacops  latifrons  Bronn, 
Cryphaeus  laciniatus  Sdb,  tum  F,  Miöm.f 
Pterinea  costata  Gdf., 

*  Atrypa  reticularis  Lin,^ 

*  myynektmtOa  pHa  fictar» 
Aihifria  memikiea  X.  v.  B., 


140  SiUoiigtberiohie 


•  ßpirifer  s2)ecio!^i8  Bronn, 

•  ff      macropterus  Gdf.y 

•  „      cnUrijugatus  F.  Uöm.f 

•  Orthü  vulvaria  Schloth.y 

•  SUeptorhynchus  umbracuhm  MMt, 
(Siatuies  däatata  F.  Böm. 

Ferner  FeDeatrelte  ohne  BetUmmnng  der  Speoie«. 

Die  nach  8.  240  im  Allgemeinen  als  LeitfoenKen  der  6.  StA 
beseiobneten  Spedea  sind  Torstehend  mit  einem  Stom  irer sehen. 

Aasserdem  findet  sich  hier  noch  Penkmerm  Shtmmmm  F.  Ria. 
angeführt,  der  ans  dem  Qnanit  Ton  Qreifenstein  bekumt^  rai  Jl 
Maurer  im  Rapbaohthale  bei  der  FritsemVhle  anfj^efonden  woida 
ist,  im  Dinzbölzthale  bei  Wissenbach  zwischen  Unterderon  lai 
Wissenbacher  Schiefer  und  auf  der  Grube  Oscar  im  Wiaaenbacher 
Schiefer  z.  Th.  sehr  selten  vorkommt.  ' 

Mir  scheint,  als  wenn  besonders  diese  Liste,  aber  auch  di? 
vorhergehenden,  eine  Abändening  in  dem  Sinne  bedürfen,  dass  dtm 
nur  solche  Fossilien  aofgenommen  würden,  welche  in  keiner  anders 
Stufe  auftreten,  denn  solche,  welche  sich  in  zwei  oder  inelum 
Stnfen  findeui  suid  offenbar  fOr  eine  nicht  leitend. 

Als  6.  Stufe/  der  jüngsten  des  Unterdevon,  wird  d«r  Wisi» 
bacher  Schiefer  angeffihrt,  welcher  in  den  Lahngegendoa  md  o 
einem  langen  Zuge  weiter  gegen  N.  W.  von  Wieder  ■  DresecUidarf 
bis  Über  Wissenbai^  hinans  anitritt.  Derselbe  als  blangraner  Deck- 
schiefer  mit  rauheren  Zwischenlagern,  als  dessen  Leitfoasilien  folgesie 
angeführt  werden: 

Phacops  fecundus  Barr,^ 
fugttivus  Barr.f 
HomaUmotus  obtmus  Sdö., 
GimiatiUs  subnautiUnus  Bnmn^ 

ff        C9tXU8  Ii.  V*  Bmf 

ff      occtätus  Barr,, 
ff     Jugkri  Ä.  Säm^ 
ff     eo>nprt89U8  Beyr^f 
,t     lafeMptafMS  Beyr.f 
Or(hoeera$  trianguhre  Vem,  ^AsrdL, 

f,       crasgum  Ä.  Sdm»f 
Bactrites  carinatus  Münst, 

„       iychloüieimi  QuensUf 
Isocardia  securiformis  Sdb.f 
Spirifer  linguifer  Sdb. 
Die  Feststellung  der  Lage  des  Wissenbacher  Schiefers  in  de: 
Reihenfolge  der  devonischen  Schiebten  ist  ein  wesentliches  Ergebnis 
dieser  Arbeit  und  schliesst  sich  daran  die  Bemerknog  über  tüm 
Orthooeraskalk  bei  der  Aumühle  im  Wörsbaohthale  oberhalb  BosiBgmi, 


der  niederrheiniBcheo  Gesellschaft  ia  Boan. 


141 


über  die  Kalksteine  von  Greifenstein  und  Ballersbach  mit  dem 
untersten  flasrigen  Kalklaprer  von  Bicken  an. 

Das  am  weitesten  gegen  N.  0.  liegende  Vorkommen  von 
Wiatenbftcher  Schiefer,  welches  bekannt  iet,  findet  sich  zwischen 
Armsfeld  und  Haddenbexg  im  Gebiete  des  Kellerwaldes  in  der  halb> 
inseliomiigen  Erhebung  am  östUohen  Rande  nnseres  Derongebirges, 
in  denen  Dr.  C.  Chelius  ChmaüUa  comprt89m  Beyr^  OHhoeerai 
regulan  MMb.  Spmftf?  comf.  Imgmfer  8db.  gefonden  bat>). 

Ei  dürfte  hier  daran  lu  erinnern  sein,  dass  A.  Damont  in 
•einer  berttlunten  Arbeit  sur  les  terraint  ardennaia  ei  rh^nan  de 
PArdeDne,  da  Rhin,  de  Brabant  et  du  Gondros  in  den  Htooires  de 
rAcademie  royale  de  Belgique  t.  XX  1847  und  t.  XXfl  1648  4. 
pl.  451  und  zwar  in  dem  zweiten  Theile  eine  Gliederung  des  terrain 
rbenan  des  Unterdevon  aufgestellt  bat,  welche  in  einzelnen  Zügen 
noch  heute  anerkannt  wird.  Dasselbe  zerfallt  in  8  Systeme;  Ge- 
dinnien,  Coblenzien  und  Ahrien. 

1.  Das  Qedinnien  zerf&llt  in  2  Stageni  die  nnr  als  antere  and  obere 
bezeichnet  werden; 

2.  Das  Coblenzien  in  2  Etagen,  die  antere  Tannosien  nnd  die  obere 
Honerüekien; 

8.   Das  Abrien,  dessen  obere  Sdidide  mit  der  Basis  des  Mittelderon 
TOsammenfMlt,  bat  keine  weitere  Unierabtheilungen. 
Da  nun  Dnmont  nnr  Gegenden  in  Betracht  gesogen  bat,  denen 
der  Wissenbacher  Schiefer  darcbaus  fehlt,  so  z&bH  er  im  ünterdevon 

ebenfalls  6  Stufen  wie  C.  Koch,  die  aber  durchaus  nicht  damit  zu- 
sammenfallen, so  dass  die  Bezeichnung  „Gobienz  -  Schichten"  und 
„Coblenzien*  durchaus  verschiedene  Bedeutung  haben.  Die  erste 
Stufe  von  Kochs  Taunusquarzit  möchte  dem  unteren  Gedinnion  gleich 
zu  stellen  sein,  aber  die  2.  Stufe  der  Hunsrückschiefer  von  Koch 
durfte  kaom  mit  dem  oberen  Gcdinnien  zu  vergleichen  sein,  da  sich 
weder  pelrograpbische  noch  palftontolo^sche  Analogien  finden,  noch, 
weniger  aber  sind  die  Namen  Ton  Dumont  Tannosien  anf  Tannos- 
qnanit  nnd  Hnnsrüokien  auf  Hnnsrflcksohiefer  sn  besiehen. 

6.  Dewal^oCy  der  Tor  einigen  Jahren  eine  sehr  verbesserte 
geologisohe  Karte  von  Belgien  im  Biassstabe  von  1:600000  heraos* 
gegeben  hat,  folgt  im  Allgemeinen  der  Eintheilang  des  Unterdevon, 
des  Systdme  rh^nan  von  Domont,  indem  er  folgende  Abthoilongen 
annimmt: 

Poudirigue  de  Fepin  (unteres  Gedinnien), 
Gres  &  Schiste  de  Gedinne  (oberes  Geilinnieii)^ 
Gres  de  Bastogoe  et  du  Taunus  (Tauausien), 


1)  Die  Quarzite  und  Schiefer  am  Ostrand  des  rhein.  Schiefer- 

Sb.  Cbei  KkMter  Haina),  il  den  YerhandL  d.  natorhist  Yer.  1881. 
hrg.  88^  mit  einer  geoL  Karten 


142 


SiiEongtberielito 


Schisto  de  Hoaffalize  et  du  Hunsrück  (Hunsrückien), 
Gres  &  Schiste  de  Vireux  et  de  l'Ahr  (Ahrien). 
Die  nächst  obere  Abtheilung-  Poadingfue  de  Burnot-SchiBteB  roni:'-- 
de  Vicht  zieht  Dewalque  Doch  zu  dem  Systeme  rhenan, 
dieselben  bei  uns  dem  Mitteldevon  zugerechnet  werdeD. 

In  der  Esquisse  g:eolog.  du  Nord  do  la  France  et  das 
voitinee  pur  M.  Goaeelet  1er  &soicule.  LiUe  1880»  fiber  wekkt 
Vrot  SoUflter  in  dam  Sitsangtberiebte  18.  l>e^.  1880»  &  ST 
ein  anifllhrlidbeB  Referat  gegeben  hat,  findet  fieb  folgende  Eb- 
tbälnng  des  ünterdeTon  (£tttge  deronlen  InIMear)  die  bior  mM 
übergangen  werden  dirf;  dieselbe  lerftüt  in  4  Gruppen  (Aewiei) 
Gedinnien,  Taunusien,  Coblenzien,  EifeHen.  Während  Dewalqop 
den  Namen  Coblenzien  unterdrückt  hat,  gebraucht  Gosselet  den- 
selben anstatt  Hunsrückien  Dumont  und  nicht  mit  dem  Coblenadeo 
Dumont  zu  verwuchseln. 

Das  Gedinnien  wird  in  2  Untergruppen  und  5  Zonen  geUieüt 

Untere«  Gedinnien: 

1.  Pondingne  de  F^pin«  « 

2.  Arooie  de  Wcnsmes, 

8.  Foesilienftbrende  Sebiefer  tod  MondrcpaÜs  maä 
hmetj  mit  QnarzphylliiQn  von  Branz. 
Oberee  Gedinnien: 

4.  Sohistee  bigarr^a  d'Oignies, 

5.  Schistcs  und  quarzites  de  St.  Hubert.    Scbist^  e; 

Psammites  de  Fooz. 
Das  Taunusien  umfasst  eine  einzige  Zone,  den  Sandstein  voo 
Anor,  der  s.  vom  Orte  viele  Fossilien  enthalt;  von  den  bereite  be> 
schriebenen  werden  angefahrt: 

Bpwifer  pairadoxu8,  Lepkuma  Seägwkkif 

Spirigera  undciOf  AvieiUa  2ame0oM, 

Leptaena  MvrdUsonij         Pleuroäictyum  prohlemaiiam. 

Das  Coblenzien  oder  Grnuwacko  wird  in  4  Zonen  jpeÜMili: 

1.  Grauwaoke  von  Montigny, 

2.  Schwarzer  Sandstein  von  VireilXt 
8.  Botber  Sebiefer  von  Virenx,. 

4.  Gmuwacke  von  Hiergee. 

1.  Sandstein,  Sebiefer  nnd  GranwafllEe  mit 

Spirifer  para^xus^  bereite  ans  dem  Tannoiien  angelibri« 

Sprigera  undatay  ebenso, 
Stropiwmena  (kprcssa^ 
Qrammysia  HamiUonensis. 

2.  Arm  an  Versteinerungen,  aoMer  den  dureb  dse 
Coblennen  dnrobgebenden  Versteinerongen  ist  inur  S^ririßr 


der  niederrbdinisohen  Oeaeilschaft  in  Bonn. 


143 


dtmus  aaBgeföhri»  der  aber  auch  im  tCMuniaien  und  in  der  Qraawacke 
▼OB  Moniigny  vorkommt. 

8.  In  dieser  Zone  wird  das  Conglomerat  Ton  Bomot  ange- 
Ahrty  eine  lokale  nnregehntaig^e  Bildung  Ton  sehr  yenchiedener 
M&chtigkeity  eonst  bestellt  dieielbe  ans  SandsteiB  nnd  Schiefer. 

4.  Gratiwacke  Ton  Hierges  oder  oliere  Oraawacke  mit  awei 
TerieUedene»  Versteinerung -Niveaus.  Das  nntere  entb&lt: 
Sdsia  Oliviani,  Ptexmea  eostata, 

Spirifer  ardttensis,  „  ventricosay 

Rhf/mhoyieüa  pila,         '         „  trigona, 
Ptexinea  lineata. 
Das  obere  Niveau  dagegen 

Spirifer  cuUrijugatus^  Cdkecia  iandaUnat 
BhytidtoneUa  Orbignyana. 
Wir  sind  gewohnt,  das  Conglomerat  von  ßurnot  ident  mit 
den  von  Ytcht  und  hiernach  mit  dem  reihen  Schiefer  von  Virenx, 
also  mit  der  8.  Zone  des  Goblenaien  von  Oosseiet  als  Basis  des 
Ifüteldef on  in  betnushien,  nnd  also  das  Eifälien  —  die  Schiefer  von 
Gonfin  mit  Oakeäta  sandäHna  dem  Mitteldevon  susureehnen,  so 
dass  der  schwane  Sandstein  von  Yireuz  das  Unterdevon  nach  oben 
hin  schliessen  würde. 

Aucb  hieraus  mochte  zu  folgern  sein,  dass  zur  Vermeidung 
von  Verwirrungen  der  Name  nCoblen«'*  bei  den  ünterabtheilungen 
des  Unterdevon  nach  dem  Vorgänge  von  Dewalque  fernerhin  nicht 
mehr  zu  beuutsen  ist. 

Professor  Schlüter  besprach Danstüta  perampla  9p,n, 
anc  dem  Mittel-Devon. 

Bs  liegt  nur  ein  Bruchstück  eines  Stockes  vor,  dessen  Kelche 
Btebt  erhalten  sind.  Dasselbe  hat  noch  eine  Hdhe  von  c  110mm 
mid  einen  Durchmesser  von  e.  60  mm  und  besitst  7  Folypeozellett. 
Dur  Durohmesser  betrigt  18— 16  mm;  ihre  Entfernung  von  einander 
ist  angefihr  ebenso  gross,  oder  etwas  grösser.  Im  Innern  der  Zellen 
zahlreiche  Septen,  welche  sich  tm  Centrum  etwas  zu  drehen  scheinen. 
Ihre  Zahl  konnte  noch  nicht  festj^estellt  werden.  Böden  dicht  ge- 
drängt, in  der  Mitte  plan,  oder  etwas  concav  und  anscheinend  an 
den  Seiten  nach  abwärts  gebeugt.  Weder  eine  Auasenwand  noch 
eine  Innenwand  vorhanden.  Die  Septen  setzen  nicht  fort  in  das 
Cönenchym.  Dasselbe  besteht  znnfichst  aus  st&rkeren  8  bis  5  mm 
entfernten  Lamellen,  welche  nach  aufwärts  gewölbt,  die  Polypen- 
seilen  mit  einander  verbinden.  Der  Zwischenraum  swischen  dieeeo 
Gewölben  durch  Blasengebilde  ausgefüllt. 

Darufinia  perampla  ist  die  grosste  Art  des  Gesohleohtsy  von 
danen  awei  dem  Silur,  nnd  Jkarmimd  rimama  SehkU.  dem  Ober-De- 
von angehören. 


144 


S&twmgihwriflhto 


DonoMi  petampia  had  Mb,  im  StriagooepliilHi-Salk  w 

HolUmaten,  westlich  Lirobnrg  in  Westfalen. 

Original  im  Museum  des  naturhistorischen  Vereins  in  Bonn. 

Sodann  legte  Redner  Cryphaeus  acutifrons  $p»  n,  and 
Cryph.  rotundifrons  Emm.  vor. 

So  rahlreich  «neb  Exemplare  von  Crpphaeus  im  rimniin^r 
Unter-Devon  gesammelt  sind,  welche  man  nach  dem  Vovgange  m 
Ferd.  Börner  als  Cryphaeus  laeiniaiua  >)  la  beaeiolMii  gewohnt  1^ 
•o  selten  sind  doch  Stücke,  welche  ein  einiger  Mtaswn  genfiginisi 
Bild  des  Thierse  geben.  Der  Vortragende  legte  melirete  Kiasnglsis 
▼or,  welche  die  Uebeneogung  gaben,  düs  unter  dem  aogegnbeM 
Namen  wenigstens  iwei  wtchiedene  Formen   insHnmengelbsBt  maL 

Bei  der  einen  Art  ist  die  Stirn  leidit  sugeteh&rft,  das  Kopf- 
schild nicht  in  Hörner  nach  hiuten  ausgezogen;  das  vordere  Paar 
der  Seitenfurchen  der  Glabella  geradlinig  oder  leicht  concav  naeb 
hinten  ausgebogen,  das  mittlere  Fiu^chenpaar  oft  schwach  ausgfr* 
bildet;  das  ganze  Schild  flacher,  besonders  die  zwischen  Augen  aod 
Seitenrand  und  Hintcrcckc  gelegene  Partie.  Die  Augen  zeigen  10 
Facetten  in  den  längsten  Yertikalreihen.  Dieselbe  mag  als  Crppkam 
aenÜfrons  bezeichnet  werden. 

Mehrere  Exemplare  von  Daleiden  im  Masenm  der  ümtenilit 
M  Berlin.  Ein  JSsemplar  von  BIrknnMd  im  Mnseom  dor  Yhdw 
nt&t  n  Bonn. 

Bei  der  iweiten  Art  ist  die  Stirn  gerundet,  nidii  tnUfifk 
Bogeeehirft,  das  Kopfsdhild  nach  hinten  in  Domen  ausgezogen,  derm 
Lange  nidit  ganz  die  des  Kopfschildes  erreicht;  die  Vorderfurcheo 

der  Glabella  sindcouvex,  nach  vorn  aiisgebogen;  das  mittlere  Furcbeü- 
paar  so  deutlich,  wie  die  übrigen  ausgebildet;  das  ganze  Schild  ge- 
wölbter, besonders  die  zwischen  Augen  und  Seitenrand  gelegen? 
Partie  steil  abfallend.  Die  Augen  führen  8  Facetten  in  der  längsten 
Reihe. 

Ein  Exemplar  von  Braubach  im  Museum  zu  Berlin.  Vielleicfat 
gehört  dieses  Stück  so  Cryph.  Icunniatus  F,  B,  Da  demselben  aber 
erheblich  l&ngere  Homer  und  ein  aiemlich  breiter  SUmsanm  angr 
sehrieben  werden,  so  wfirde,  &11b  die  Zeiöhnong  In  diesen  Pnnklm 
satreffend  ist,  hier  cum  dritte  Art  vorliegen. 


1)  =  P!euracanthus  laciniatiisFcrd.  Föm. Rhein.  T^obergang^gebi 
1844,  pag.  82,  tab.  II,  fig.  8,  von  Ferd.  Römer  selbst  in  der  Letk 
geon^nost  für  synonym  erklart  mit  Phacops  rotundifrons  Emm,  Die 
von  Üurmeistcr,  Organis.  Trilob.  tab.  lY,  fig.  2  von  dieser  Art  se- 

Sibene  AbbOdong  wftre  denn  rdlUg  verfehlt ,  insbesondere  b 
opfschild,  das  Schwantsehild  nnd  die  Plearen. 

2)  Abgesehen  von  dem  in  der  Sitanng  vom  17.  Febr.  e.  bersfts 
anagesohiedenen  Oryphaau  Umbatui, 


^  j     ü  by  Google 


der  aiederrhemisohen  OeseHsohaft  in  Bonn 


146 


Zuletzt  legte  derselbe  8  Ii tho^raphi rte  Tafeln  vor,  welche 
eine  in  unseren  Verhandlungen  erscheinende  Abhandlung  über  De- 
Ton-Korallen  ülustriren. 

Dr.  Ph.  Bertkau  theilte  einigte  Bmchatüoke  aus  der  Lebens-, 
oamentlich  Fortpflanzungsgeschichte  unserer  Zecke, 
Ixodes  ricinus,  mit.  „Die  wiederholt  ausgesprochene  Ansicht, 
daas  das  geschlechtsreife  Männchen  kein  Blut  sauge,  wurde  neuer- 
diDgs  von  Megnin  (Compt.  rendus,  Paris,  T.  83  p.  993  fif.)  sogar 
dabin  ausgedehnt,  dass  das  Männchen  während  der  ganzen  Zeit 
^ines  Lebens  keine  Nahnuig  zu.  sich  zu  nehmen  brauche,  sondern 
dsn  ganzen  'Stoffwechsel  aus  dem  dem  Ei  mitgegebenen  Doiterror» 
nUhe  bestreite.  Die  allgemeine  Gültigkeit  dieser  Angabe  war  mir 
mr  sweifelhaft  geworden,  als  ich  bei  Dnrohsioht  der  yon  K  van 
Beneden  in  Brasilien  gesammelten  Araehniden  unter  den  von  einem 
Bydrochoeme  abgelesenen  fSzemplaren  des  Koeh'sehen  Amblyomma 
infomatnm  anoh  ebige  SC&nnehen  finnd,  denen  die  Mondtheile  ans- 
^rissen  waren;  aber  bei  der  Bestimmtheit  der  M6gnin*schen  An- 
gaben deutete  ich  diese  Ersebeinung  so,  dass  ich  annahm,  diese 
ilännchen  hätten  ihre  Rüssel  bei  dem  Versuche,  sie  von  den  mit 
hnen  in  copula  befindlichen  Weibchen  zu  trennen,  verloren  (S.  mein 
^'erzeichn.  der  von  Prof.  Ed.  van  Beneden  ges.  Araehniden,  Mem. 
ie  l'Acad.  roy.  d.  sei.,  des  lettres  et  des  beaux-arts  de  Belgique, 
mU,  p.  110).  Gegenwärtig  bin  ich  der  Meinung,  dass  diese 
Ifanncben  gleich  den  Weibchen  am  Körper  des  Capybara  gesogen 
latten  und  dass  die  von  Megnin  mitgeiheUte  Abstinens  der 
ünnchen  keine  allgemeine,  Tielleioht  nnr  eine  abnorme  Erscheinong 
Ii  Ein  Mftnncben  unseres  H^kboekes,  das  ich  nebst  mehreren 
iflchtemen  Weibehen  hier  vom  Orase  geschöpft  nnd  an  meinen 
LOrper  gesetst  hatte,  begann  hier  bald  sa  saugen  ond  blieb  auch 
Stunden  festsitzen,  w8hrend  ein  gleichseitig  angesetstes  Weibchen 
•eilich  volle  9  Tage  lang  sog.  Anfanglich  nahm  der  Körperumfang 
es  letzteren  nur  wenig,  später  rascher  zu,  ohne  indessen  die  Aus- 
ehnung  zu  erreichen,  die  mir  von  manchen  vollgesogenen  Exem- 
laren  vom  Hunde,  Igel,  Reh  u.  s.  w.  bekannt  waren.  Bis  zum 
ierlegen  kam  dieses  Exemplar,  obwohl  befruchtet,  übrigens  nicht, 
idem  es  aus  mir  onbekannten  Gründen  am  dritten  Tage,  nach* 
un  es  meinen  Körper  verlassen  hatte,  gestorben  war. 

Dass  das  Einsenken  des  Rüssels  von  Seiten  des  Männchens  in 
ie  inhra  des  Weibchens  mit  dem  Begattnngeakt  üi  Znsammenhang 
eht,  wie  schon  De  Geer  vermuthete,  ist  ausser  Zweifel,  obwohl 
laus  in  seinen  ^Gmndctigen  der  Zoologie*,  8.  Aufl.,  p.  574,  einen 
liehen  Zweifel  ausspricht  >).    Wfthrend  nftmlich  die  rec.  seminis 

1)  «Bei  der  Begattung  soll  das  kleine  Männchen  mit  dem 
opftbeil  nach  hinten  gekehrt,  an  der  Bauchseite  des  Weibchens 

aitBUBgib.  d.  ntodst^Min.  OesslJichsft  In  Bona«  18S1.  10 


146 


Sitsungsbarichie 


der  aieitteii  im  Fraen  gesehöpften  Weibehen  leer  wsren«  teda 
tioh  in  aU^n  den  Ezem^lareii,  die  ioh  mit  Bliiuiolie&  «memmwig» 
braoht  und  an  denen  iohr  die  leUteren  in  der  bekannten  Laga  ge- 
aeben  hatte      Spennatoaoen  in  den  SamentaMben*    Anf  vekte 
Weiie  nun  aber  der  Same  in  die  Samentaachen  übergeführt  wai 
kann  icb  niobt  angeben.   De  Oeer,  der  bereite  den  Begattnngs&k 
der  Spinnen  kannte,  nahm  an,  dass  das  Zeckenmännchen  seine  Palp^ 
in  die  Geschlechtsöflfnung  des  Weibchens  einführe,    was  indes^it 
nicht  der  Fall  ist.    v.  Siebold  giebt  in  seiner  verg^l.  Anatomie  an. 
dass  von  den  Hoden  zwei  feine  Kanäle  nach  vorn  gehen  und  12 
der  Unterlippe  ausmünden,  und  Gene  beobachtete  mehrere  Male  i£ 
eben  von  den  Weibchen  getrennten  Männchen  2  kleine,  spindelförmig« 
Körperoben,  rechte  and  links  von  der  Unterlippe»  die  sich  bald  ins 
Innere  des  Körpers  zurückzogen  (Mem.  d.  reale  accad.  di  Torioo: 
8er.  U.  Tom.  IX  (1848)  p.  774).  Pagenateober,  dem  beide  Aogabia 
nnbekannt  geblieben  au  aein  acbeinen,  nimmt  an,  daaa  die  Qeacblecbtt 
dffnong  dea  Minncbena  so  nabe  an  die  dea  Wetbebena  gebradi 
werde,  daaa  der  ans  der  erateren  auaflieasende  Same  durch  die  TUft^ 
keit  der  Sobeide  in  die  znm  Aofbewabren  dea  Samena  beaÜmsts 
Theile  übergeführt  werde.  (Beitr.  z.  Anat.  d.  Milben  II    Ixod.  riciBss- 
p,  38).  M  e  g  n  i  n  endlich  (a.  a.  0.)  spricht  von  einem  Penis,  dem  «irT 
in  die  vulva  eingesenkte  Rüssel  als  Führer  dient.  —  Es  hat  mir 
nicht  gelingen  wollen,  die  Beobachtung  v.  Siebold's  und  Gene* 
bestätigen  zu  können;  andererseits  habe  ich  auch  gegen  die  Pagei- 
stecber'sche  Darstellung  des  Vorganges  meine  Bedenken,  die  sicii 
namentlich  darauf  gründen,  dass  die  beiderseitigen  Geschlechtä- 
offnongen,  selbst  wenn  der  vordere  Rand  des  Sebeidenvorbofea  nad 
vorn  gedrfidkt  wird^  einander  nicbt  ao  nabe  gebraobt  werdest  kSoneB. 
ala  anm  beqnemen  üeberflieasen  dee  Samena  ndthig  iat  Wihnad 
ich  nnn  diese  Frage  nocb  nnentaobieden  laasen  moas,  glaabe  Ici 
dagegen  über  die  Samenftden  einige  nicht  unwichtige  Beriohti^ngc: 
geben  an  können.  Dieaelben  aeigen  ein  ganz  anderea  Ansaahia, 
wenn  sie  den  Hoden  und  wenn  sie  dem  reo.  sem.  entnommen  nnd 
Im  letzteren  Falle  sind  sie  0,1328  mm  lang,  haben  einen  schwach  alr 
gesetzten  Kopf  von  0,00332  mm  Länge,  worauf  ein  Mittelstuck  vo5 
0,06308  mm  Länge  folgt.  An  dieses  schliesst  sich  nun  ein  Endstück  vt ' 
0,0664  mm  Länge  an,  das  in  seinem  vorderen  Theile  verbreiten  osi 


anaitaen.*  Hienm  habe  ich  noch  an  bemerken,  daaa  der  Kopftbc 
des  Mftnnchena  nicht  nach  hinten  gekehrt  iat,  sondern  dieaeifcs 

Richtung,  wie  der  übrige  Körper  und  wie  das  Weibchen  hat;  dx 
Abweichende  von  der  bei  Insekten  und  anderen  Arachniden 
wohnlichen  Stellang  liegt  darin,  dasa  Baach  gegen  Baach  gt 

kehrt  ist. 

1)  Kinmal   hatte   freilich  auch  ein  Weibchen  kurze  Ze-^ 
seinen  Rüssel  in  die  vulva  eines  auderen  eingesenkt. 


der  iileterlieiiuMli«n  GeMUtcbaft  in  Bons.  147 

löffelartig  ausgehöhlt,  in  seinem  hinteren  Theile  wieder  verschmälert, 
abor  doch  etwas  dicker  als  das  Mittelstück  ist.  Dieses  Stück  scheint 
übrigens  nicht  ganz  solide,  sondern  der  Länge  nach  halb  gespalten 
zu  sein,  wie  eine  feine  Linie  vermuthen  lässt,  die  in  einer  Ein- 
kerbung am  Ende  beg^nt  und  vom  in  die  Bänder  der  löffelartigen 
Erweiterung  übergeht.  Letztere  ist  übrigens  nicht  einfach,  sondern 
doppelt:  die  hintere  ist  etwas  breiter  als  die  Terdere,  und  zwischen 
beiden  befindet  eich  eine  Einschnünuig.  —  Ein  gens  anderes  Ans- 
tehen «eigen  nnn  die  den  Hoden  entnommenen  Spennalosoen;  bei 
genaeerem  Yergleieh  erkennt  man  indessen  sehr  bsld,  dass  sie  sieh 
Bor  dadurch  von  den  ersteren  nnterseheiden,  dass  der  Kopf  mit  dem 
Mittelstliek  gegen  den  Endtheil  eingeklappt  und  s.  Th.  von  der 
loilelartigen  Erweiterung  nvahfillt  ist;  an  manchen  macht  sieh  Tome 
noch  eine  äusserst  zarte  Kogel  (Eopfkappe?)  bemerkbar.  Leydig 
bat  in  eeinem  Lelirbuch  der  Histologie  p.  534  und  Müller's  Archiv 
1855  Taf.  XVII  Fig.  42  wohl  nur  die  den  Hoden  entnommenen,  und 
P  a  g  0  n  8 1  e c h  e  r  (a.  a.  0.  Taf.  II  Fig.  14)  die  durch  Reagentien  veränderten 
Spermatozoen  dargestellt;  des  letzteren  Beschreibung  deutet  aller- 
dings einige  der  von  mir  beschriebenen  Eigenthümlichkeiten  an. 

Die  Befruchtung  der  Eier  findet  in  den  Eileitern  oder  gar  in 
den  Ovarien  Statt,  wohin  die  Spermatozoen  ans  den  Samentaschen 
auswandern.  Letalere  sind  nimUeh  manchmal  bereite  bei  halbvoUge- 
sogenen  Weibchen  gana  leer«  w&hrend  hier  die  Eileiter  dicht  mit 
ihnen  gefGillt  sind. 

Die  Eiablage  beobachtete  ich  in  gana  derselben  Weise,  wie 
sie  Gen ^  bereits  im  J.  1848  beeehrieben  hat;  ^)  da  aber  Gen6^  Bfit- 
theOong  ganz  in  Vergessenheit  gerathen  ist,  ich  überdies  auch  in 
einem  sehr  wesentlichen  Punkte  ihm  nicht  beipflichten  kann,  so  will 
ich  hier  meine  Beobachtung  ausführlicher  mittheilen.  Ein  Weibchen, 
das  am  28.  Mai  einen  Igel  freiwillig  im  vollgesogenen  Zustande 
verlassen  hatte,  hatte  am  9.  Juni  (wahrend  des  5. — 8.  war  ich  ab- 
wesend) 211  Eier  abgelegt;  im  Laufe  der  nächsten  Tage  bis  zum 
20.,  wo  ich  es  tödtete,  fuhr  es  mit  Eierlegen  fort;  die  ganze  Zahl 
der  während  dieser  Zeit  abgelegten  Eier  betrag  847.  Der  Akt 
selbst,  wie  ich  ihn  wiederholt  aufs  genaueste  beobachtet  habe,  ging 
in  fölgender  Weise  vor  sich.  Der  Kopf,  der  in  dem  gewöhnlichen 
Zustand  geradeaus  nach  vom  gestreckt  ist,  biegt  sich  nach  nnten 
und  sogar  nach  rückwärts  nm,  so  dass  die  ünterseite  dee  Rfissels 
anf  die  Brost  an  liegen  kommt.  Ans  der  OeschleehtsGffnung  stülpt 
sich  langsam  der  Ovipositor  hervor,  an  seinem  Ende  ein  Ei  tragend, 
während  gleichzeitig  aus  der  Spalte  zwischen  Kopf  und  Kiickeuplatte 


1)  In  anvollkommener  Weise  wurde  dieser  Vorgang  bereits 
von  Frisch  beschrieben:  Beschr.  von  allerlqr  Inseoten  in  Teutsch« 
Land»  Y.  p.  42. 


148 


Sitsiingsberichie 


eine  grosse,  an  der  Spitze  eingeRchniitene  Blase  herTortritt  und 
über  den  Rüssel  hinweg  dem  Ovipositor  entgegenkommt.  Im  Zu- 
stande der  stärksten  Entfaltung  wird  an  beiden  Hälften  dieser  Blase 
vom  noch  je  ein  kleiner  wurstformiger  Anhang  sichtbar,  mit  den 
das  £i  an-  seinem  ganzen  Umfang  betastet  wird,  worauf  sich  der 
Ovipoeitor  langsam  zurücksieht,  da«  Si  aber  an  der  Spitae  4« 
Blaia  snrückl&sst.  Letztere  wird  nun  ebenfalla  mngpMOg&BL  ui 
nimmt  daa  £i  mit.  Bei  Beginn  der  Eiablage  kommt  daoaelba  d» 
nadi  natnrgemias  Tom  anf  den  Kopf  lu  liegen,  und  ea  erUiri  mk 
■0  die  Angabe  Chabrier'a,  daae  die  Eiablage  dnrch  den  Maid 
erfolge ;  später  aber  wird  die  Lage  der  alten  Eier  dnroh  jedea  lei 
fainEukommende  alterlrt,  und  das  Thier  selbst  streift  buMiA  die 
Eier  an  andere  Gegenstände  ab;  doch  fand  ich  einen  Klampen  vos 
36  Eiern  auf  dem  Kopfe. 

Gene  hatte  sich  auch  die  Frage  nach  der  Bedeutung  dieser 
Blase  vorgelegt,  und  zur  Beantwortung  derselben  folgendes  Elxperi- 
ment  gemacht.  Er  stach  mit  einer  feinen  Nadel  die  hervorgeMülpta 
Blase  an,  und  fand  nun,  dass  alle  nach  einer  solchen  Operatios 
abgelegten  Eier  nach  kurzer  Zeit  eintrockneten.  Er  schloss  hieiani^ 
dass  die  Blase  die  Samentasche  sei,  und  dass  also  erst  im  Moneal 
der  Eiablage  die  beiderseitigen  Gaschieohtsprodnkte  mit  einandir 
anaammenkommen.  Ea  ist  dies  ein  aobwerer  &rthnm  Geae^s^  ds 
das  reo.  seminia  in  die  Oesohleobtswege  des  Waibohens  eingeaehaltst 
ist  nnd  die  Befrachtung  des  Eiea  innerhalb  derselben  Statt  findiL 
leb  habe  übrigens  den  6en6*schen  Tersnoh  in  weniger  gewnlteaiwr 
Weise  wiederholt,  indem  ich  die  Blase,  noeh  betör  m»  mit  dem  fi 
in  Berührung  gekommen  war.  durch  wiederholtes  Berühren  Tnit 
einem  Stäbchen  veranlasste  sich  zurückzuziehen.  Gewöhnlich  %a 
der  Ovipositor  dann  schon  so  weit  vorgestreckt,  dass  das  Ei  von  iha 
entnommen  werden  konnte.  Alle  auf  diese  Weise  gelegten  Eier  (41 
waren  nach  6 — 8  Stunden  eingetrocknet,  während  die  andern,  unter 
gleichen  äussern  Umständen  befindlichen,  sieh  Wochen  lang  frisch  ei^ 
hielten  Die  Untersuchung  der  Schale  seigta  nun  bei  den  auf  g^ 
wohnliche  Weise  abgelegten  noch  einen  unregelmässigen  Uebanag 
über  der  Eischale,  der  den  ersteraa  fehUa.  Es  geht  luanaa  alss 
schon  harror,  dasa  die  Blase  eine  Drfisa  ial^  deren  Sekrai  daa  S 
Tor  dem  Anstrockn^  sohütaen  solL  Diese  Drfiaa  iat  awaisdiaiikBfi^ 
jeder  Schankal  mit  mehreren  nnregelmässig  TerftstaltMi  Fonikeh; 
der  feinere  Bau  liess  sieb  an  dem  einsigen  Exemplar  (daasdlbe,  das 
mir  die  Eier  gelegt  hatte)  nicht  studieren,  da  ich  das  Prftparat  hatts 
eintrocknen  lassen.** 


1)  Ans  den  in  der  Nacht  vom  Jnni  gelegten  San 

schlüpften  am  4.  August  die  6beinigen»  traoheenlosen  Larraa  aaa. 
(Anm.  bei  der  Correktor.) 


der  niederrheinischeD  Gesellflcbaft  in  Bonn. 


149 


Prof.  von  Lasaulx  legt  der  Sektion  eine  Photographie  der 
berühmten  Berliner  A  rcbäopterixplatte  in  der  Grösse  des  Ori- 
ginals  vor,  die  Herr  Dr.  W.  Siemens  der  Bonner  paläontologiaehe& 
Sanunlung  zum  Geschenk  naohte.  BekannUieh  wurde  die  lo  übei^ 
WOB  werihvoUe  Origina^latte  durch  die  Liberalit&t  deiadbea  dem 
pettontologr*  Hoflenm  der  Berliner  UDiteratt&t  angewendet;  IBr  die 
iRQftrelflioh  anegefBhrte  photographiache  Abbildung  iat  aooh  die 
Bonner  Sammlnng  dem  hochverdienten  Geber  zu  beatem  Danke 
verpflichtet. 

Der  Vortragende  legte  dann  ferner  vor:  Ganz  beponders 
schone  Krystalle  von  Apophyllit  aus  dem  Basalt  des  Minder- 
berges bei  Linz.  Das  Vorkommen  dürfte  für  diese  Fundstätte 
überhaupt  neu  sein,  wie  der  Apophyllit  denn  in  den  Basalten  des 
Siebengebirges  bisher  nur  vereinzelt  und  nur  in  kleinen  Kry- 
stallen  gefunden  wurde  z.  B.  au  der  Gierswiese,  der  Adlergmbe 
bei  Honnef.  In  kleinen,  tafelförmigen  Erystallen  kommt  er  in  den 
Basalten  bei  dem  westlich  vom  Siebeugebirge  gelegenen  Aabaob  vw,  * 
An  Schönheit  ttehen  dieae  alle  hinter  dem  neuen  Vorkommen  au* 
rfiek.  Die  Kryatalle  vom  Bfinderbei^  atellen  die  wfirfel&hnliche 
Gombination  der  bekannten  KryitaBe  Ton  Gsiklowa  dar:  «o  P  od.  OP.  P. 
Die  Baau  nnd  Priamenfliohen  drusig,  aber  günsend,  deutlich  die 
Vereinigung  der  Sobindividnen  aeigend,  die  Pyramidenflieben  matt 
nnd  weise  wie  der  AlMn  ans  den  Blasenrftnmen  der  Phonolithe  yon 
Aussig.  Die  Eantenlänge  des  grössten  Krystalls  ist  1  cm.  Die 
Krystalle  sitzen  auf  einer  feinen  Rinde  von  Phillipsit,  welche  die 
Wandung  des  Blasenraumea  bedeckt,  an  der  einen  Seite  erscheinen 
Bijschel  von  Natrolith.  Herr  stud.  Blankenborn,  der  diese  Krystalle 
auf  einer  der  vom  Vortragenden  geleiteten  Excursionen  fand,  hat 
dieselbe  in  dankenawerther  Bereitwilligkeit  dem  mineralog.  Mnseam 
überwiesen. 

In  dem  Basalte  des  grossen  Weilberges  wnrde,  wahrsohein- 
Udi  mm  erstenmale  in  den  Basalten  des  Siebengebirges»  auch  Ois- 
mondin  gefnnden:  ein  allerdings  gana  yereinaeltesi  quadratisch  er» 
Bcheinendee  kleines  OktaSder,  daa  seiner  Form  nadi  niohta  anderes 
aein  kann.  Umhdllt  war  ea  mit  einer  grünlichgelben  Binde  von 
Steinmark  nnd  andb  der  Innere  Kern  war  nicht  frisch  genug,  nm 
die  Beschaffenheit  desselben  als  zum  Gismondin  gehörig  mit  Sicher- 
heit zu  erkenuen.  Aber  ganz  charakteristisch  erschien  trotz  der 
Umhüllung  der  schiefe  Schnitt  der  scheinbar  quadratischen  Basis. 

Hiue  ganz  besonders  interessante  Suite  von  Mineralien  und  Ge- 
steinen erhielt  das  mineralogische  Museum  aus  den  Pyrenäen  durch 
Herrn  M.  Gourdon  in  Bagneres  de  Luchon,  der  mit  rastlosem 
Eifer  die  Gebirge  seiner  Heimath  durchforscht.  Für  das  Museum  sind 
die  Stacke  fast  ohne  Ausnahme  Novitftteni  a.  Th.  sind  es  aber  anoh 
bisheran  Ar  die  Pyrenäen  selbst  nene  nnd  seltene  Vorkommen. 


150 


8iiniiigBb«rioht6 


Eine  grössere  Zahl  von  Oesteinen  repräsenÜrt  die  Erscheimmfes 
metamorphiecher  Schiefer  und  der  für  diese  besonders  cbaraktentti- 
Bchen  Mineralien.  Von  den  übrigen  Stücken  mögen  noch  folgende  be» 
sonders  erwähnt  werden,  die  der  Vortragende  der  Sektion  vorlegte. 
Herr  Gourdon  entdeckte  im  August  1879  in  den  Pyrenäen  ein  neu« 
Vorkommen  von  Ghromgrauat,  am  Montagne  de  Pardina  im 
Massif  des  Poseis  (Aragon).  Der  tiof  gron  gefikbte  Granat  bildet 
körnige  bis  dichte  Aggregate  mit  Quarz  verwaehaon.  In  kleinen  Hobl- 
rftmiMii  finden  aioh  jedoeh  aoob  aoharf  ansgebUdete  Dodekafidar*  Die 
TondamEntdedkeraasgeaproohaDaYerninthiuig»  daa  der  Granat  aneh 
Yaaadin  enthalt^  hat  aieh  nieht  beatitigt  Speklralannljtiaoh  mü, 
Hülfe  des  EnmkorffVchen  Fankenapparatea  konnte  keine  Spar  tot 
Yaoadin,  daa  recht  eharakteriatiaohe  Linien  zeigt,  erkannt  wcrd«» 
die  Anwesenheit  von  Chrom  dagegen  ergab  sich  nnzweifellinfl. 

Schöne  Krystallc  eines  neuen  Vorkommens  von  Desmin  in 
einem  pegmatitartigen  grosskörnigen  Gemenge  von  fettglänsendea  ^ 
*  Quarz  und  Orthoklas,  in  welchem  Pyrit-Körnchen  und  -StreifcbeE  i 
eingesprengt  sind,  liegen  von  der  M ontagne  de  S  u  perbagnere*,  ^ 
Dep.  Haute Garonne  vor.  DieKrystalle  zeigen  die  sonst  verhältnissmässi«' 
aeltene  Combination  od  F.  ooPoo.  f  od.  OP  and  die  nach  der  früheres 
rhombisohen  Aafifassnng  als  Basis  angesehene  Flfrche  des  Orihodomu 
+Po9.  Die  Krystallh  aind  aehr  dann  tafelldnnig  naoh  d«r  Fli^ 
der  Symmetrieebene.  Von  beaonderem  intere»e  iet  die  Beecbaffra- 
heit  der  Flftohe  OP  nnd  +Pod.  Die  eratere  aeigt  hinfig  eine  daat* 
liehe  Streiinng,  manchmal  nar  eine  ZweitheUang,  numehmal  abir 
«aoh  eine  mehrÜMibe  Streifang.  Noch  deatlieher  ist  dieselbe  afar 
auf  -|-Poo,  ao  daaa  dieae  Fliehe  eine  deatUohe  Kniekang  seigt,  dk  j 
über  dieselbe  parallel  der  Verticalaxe  (naoh  monokliner  SteUaog: 
verlauft  und  so  die  Vereinigung  der  Zwillingsindividuen  in  d^r 
scheinbar  einfachen  Fläche  erkennen  lässt.  Die  Zwillingsgrenze  auf 
•fPoo  verläuft  ganz  geradlinig  oder  auch  in  etwa  zickzackförmig: 
das  ungleichmässige  Einspiegeln  der  Fläche  links  und  rechts  vüc 
derselben  lässt  sie  ganz  besonders  hervortreten.  Die  sehr  glänzende, 
gute  Beschaffenheit  der  Flächen  der  Krystalle,  welche  ea  8—4  ma 
L&nge  haben,  gestattet  sehr  wohl  genaaere  liessangen,  auf  welobe 
später  aarüokgekommen  werden  soll 

In  einem  aohwarsen  feinkörnigen»  etwaa  sduefrigen  Knlk* 
steine  Ton  dem  Ausgange  des  Thaies  Ton  Halibierne  im  Hassif 
der  Maladetta  herrührend,  finden  sieh  mit  Fasefkalk  vmgebe&e, 
▼erdrfiokte  Pyritwfirfel,  ganz  dieselben  Ersoheinangen  bietend»  aaf  dii 
Mher  G.  Rose*)  zuerst  bei  Pyritwürfeln  aus  den  Thonschiefem  der 
Gegend  von  Malmedy  u.  a.  0.  aufmerksam  gemacht  hat,  nur  dass  es  iE 
jenem  Falle  Faserquars  ist,  der  die  durch  die  Pressung  und  Fort- 


1)  Zeitsohr.  d.  deutsoh.  geol.  Ges.  1864  p.  696. 


der  Biederrheinisohen  Gesellschaft  in  Bonn.  151 

"bewegang  der  Pyritwürfel  entstandenen  Hohlräume  erfüllte.  Vor 
allem  sind  in  dem  vorliegenden  Falle  durch  von  der  Stelle  rücken 
der  Pyrite  hohle  GasRen  hinter  ihnen  entstanden,  es  sind  seitlich 
feine  Bisse  gebildet  worden,  die  dann  mit  dem  weissen  Faserkalk 
erfüllt  wurden  und  sich  in  der  schwarzen  Kalksteinmasse  sehr  anf- 
fiallend  abheben.  Die  FyritkrystaUe  lödlsn  sieh  leioht  heraas  nnd 
Ismen  in  dem  Kalkttein  glaitfliohige  Hohlr&ume  übrig,  die  geoan 
die  Btreifnng  der  Wflrfelfläohen  seigen.  Anch  die  Würfel  selbst 
sind  Tersohoben  nnd  yerterri,  wenn  auch  nicht  in  dem  Masse,  wie 
in  den  Thonsdhiefem. 

Ansj^ezeiohnet  schön  sind  die  Yorkomtnen  von  Couzeranit  im 
Kalksteine  von  St.  Beat:  die  mehrere  Linien  dicken,  oft  über  Zoll 
langen  Prismen  der  Comhination  ooP.  od  P  od  sind  z.  Th.  vollkommen 
klar  und  durchsichtig  und  zeigen  in  den  zahlreichen  Querrissen  die 
basische  Spaltbarkeit.  Hierdurch  erhält  man  leicht  Splitter,  die 
zur  Beobachtung  des  Interferenzbildes  geeignet  sind.  Dasselbe  ist 
das  einer  optisch  einaxigen  Substanz  wie  schon  Descloizeanx  ange* 
g-eben.  zeigt  jedoch  auch  verschiedene  Störungen ,  die  im  Aufbau 
der  Krystalle  bedingt  scheinen.  Erwähnenswerth  ist  noch  das 
adiüne  Vorkommen  von  gediegenem  Schwefel  in  dem  weisten 
Marmor  vom  Ml  Arri  bei  St  B^at.  Auf  andere  interessante 
Vorkommen  dieser  Sendung  kommt  der  Vortragende  noeh  ein  anderes 
Mal  zurück.  Herrn  Gourdon  ist  da«  mineralog.  Museum  recht  sehr 
SU  Dank  verpfliebtet. 

Schliesslieh  legt  der  Vortragende  die  erste  Liefemng  des 
neuen  Lehrbuches  derMineralogie  von  G.  Tschermac k,  Wien 
bei  Holder  1881,  vor,  ein  Werk,  das  in  der  Person  seines  Verfassers 
die  sichere  Bürgschaft  einer  aussergewöhnlichen  wissenschaftlichen 
Bedeutung  trägt.  Der  Begründer  der  wichtigen  Lehre  des  Mischungs- 
geaetzes  der  Feldspathe  unternimmt  es  hier,  auf  der  Grundlage  der 
sendeten  Anschauungen  über  Wachsthum,  Krystallbau,  Zwillingsver- 
wachsnng,  optische  Verhältnisse  und  chemische  Constitution  der 
Mineralien  ein  Lehrbuch  zu  schreiben,  das  gans  besonders  den  phy- 
eikaliachen  Theil  der  Krystallographie  berfioksiohtigen  soll,  wie  aua 
der  Torliegenden  ersten  Liefernng  henronugehen  scheint.  In  der- 
selben werden,  Tom  V^achsthom  der  KryataUe  und  der  Molekular- 
gmppirung  in  denselben  ausgehend,  die  Symmetrieyerhftltnisse  der 
Molekularsysteme  und  hieraus  die  yerschiedenen  Krystallsysteme  in 
überaus  einfacher  nnd  klarer  Weise  entwickelt.  Es  schliesst  sich 
daran  die  Darstellung  der  Hemimorphie  und  Hemiedrie.  Besonders 
das  Kapitel  über  die  Zwilliugsbilduugen  enthält  vieles  Neue;  ein- 
gehend werden  hier  die  von  Tschermack  als  mimetische  Zwillings- 
verwachsungen bezeichneten  polysynthetischen  Zwillingsbildungen  er- 
örtert, die  dadurch  ausgezeichnet  sind,  dass  bei  diesen  durch  Ver- 
einigung von  mehreren  Individuen  niederer  Symmetrie  eine  Form 


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162 


▼on  anwheiDeiid  böliwer  Symmetrie  gebildet  wird.  Gerade 

haben  in  neaerer  Zeit  in  erhöhtem  Maate  das  Interesso  der  Minert« 
logen  in  Anspruch  genommeu.  Im  letzten  Theile  der  1.  Liefenm^ 
ist  die  Lebre  von  der  Mineraloptik  begonnen.  Vortrefflich  ausge- 
führte Tafeln  stellen  die  charakteristischsten  Interferenzbilder  de! 
verschiedenen  Repräsentanten  der  Krystallsysteme  dar.  Daa  guoe 
Werk  Boll  aus  drei  Lieferungen  besteben. 

Dr.  Qurlt  legte  die  geologisohe  Uebersiebtskarte  der 
eebwedischen  Provins  Wermland:  Qeologiak  OverrigtakKU 
dfver  Tennlaiidi  Län,  von  A.  E.  Tdmebohniy  im  Maaaaitabe  1:400 €00 
Tor.   1)a  Torantsasehen  war,  daae  die  geologische  Anfnalime  dieser 

an  das  Königreich  Norwegen  grenzenden  Provinz  durch  das  geolo^ 
gische  Bureau  in  Stockholm,  das  die  geolo/^nsche  Erforschung  Schwedenr 
zur  Aufgabe  hat,  noch  lange  Jahre  würde  auf  sich  warten  lassei 
müssen,  so  beschloss  der  Landsting,  die  Pro vinzial Vertretung  vqe 
Wermland,  auf  Antrag  des  Bergnieisters  A.  Sjögren,  selbstständig 
vorzugehen.  Es  wurden  daher  Geldmittel  bewilligt  und  dem  Landst- 
geologen  Tömebohm  der  Auftrag  ertheilt,  diese  industriereiche  Prcr 
yinz  zu  untersuchen,  was  in  den  Jahren  1876  bi»  1879  geschab,  nad 
eine  geologische  Karte  deraelben  zu  entwerfeOt  wekshe  nebet  mm 
Textbeeohreibnng  jetzt  bier  vorliegt  Wermland  besteht^  wie  die 
angrenzenden  ProTinzen  Norwegens  überwiegend  ans  kryatsUiai- 
sehen  Sobiefergesteinen,  in  weleben  eine  bestimmte  Alterefolg« 
naohweisbar  ist  nnd  zwiseben  denen  stob  tkeils  gleiehalterige,  tkÄ 
jüngere  ErnptiTgesteine  eingelagert  befinden.  Die  ältestes 
Theile  dieses  Gebirgsbaues  liegen  in  sehr  flach  gewölbter  Lfagenme 
im  Südwesten  der  Provinz  und  bestehen  aus  einem  grauen  oäa 
rothen  Eisengneis  mit  Magneteisen,  dessen  Schiebten  ein  deut- 
liches Einfallen  und  Streichen  zeigen.  Sie  sind  überlagert  von  einem 
charakteristiechen  llornblendegneise,  der  sich  durch  Muskovis 
und  zahlreiche  Pegmatitaasscheidungen  auszeichnet.  Auf  ihn  folgt 
dann  ein  ziemlich  grobflasriger  Oranitgnois  ohne  Homblendef  der 
seinen  eruptiven  Charakter  durch  seinen  Gehalt  an  zablrsicbes 
scharfkantigen  Gesteinbmcbstfiokeii  verritb«  im  Uebrigeo  aber  an^ 
in  geschlossenen  selbststAndigen  Massiven  als  Sltester  Granit  des 
Landes  auftritt  Alle  diese  Gneise  finden  sich  gelegvitliidi  dorel 
Gänge  nnd  Massive  eines  jüngeren  Granites  dnrefafaroebeoy  be- 
sonders am  See  Foxen  nnd  bei  Strömstad  im  angrenaendea  Her* 
wegen. 

Auf  dieser  ältesten  Abtheilung  des  Grundgebirges  liegt  ciK 
mächtige  Reihenfolge  von  gran ulitischen  Schiebten  und  auf  ihnen 
abermals  ein  rother  Granitgneis  von  eruptiver  Bildung;  doch 
ist  die  Granulitzoiie  so  charakteristisch  ausgebildet,  dass  sie  auf 
weite  Erstreckungen  leicht  zu  erkennen  ist  und  als  geognostiscber 


der  niederrlieiiiiseheix  Goflelliobail  in  Bonn.  168 


Horizont  benutzt  werden  kann,  indem  sie  tbeils  als  Granulitquarzit, 
oder  als  grauer  Glimmergranulit,  mit  untergeordneten  Conglomerat- 
scbichten,  ausgebildet  ist.  Die  Grauulitabtbeilung  Wermlands  ist 
als  Aequivalent  der  jüngeren  Abtbeilung  des  norwegischen  Grund- 
gebirges in  Telemarken  zu  betrachten,  und  es  schliesst  sich  an  sie 
als  gleicbaltrigea  ErupiiTgestein  ein  Gabbrodiorit  an,  welcher 
tbeils  gneiaartig  eingelagert  ist,  theils  ala  eelbstständige  Maseen 
auftritt;  gans  ebenao  wie  das  in  dem  nftchit  ilteren  Horizonte  mit 
einem  Hyperitdiorite  der  Fall  ist,  der  in  einer  breiten  Zone 
Toa  Ghriftinehamn  am  Wermersee  in  zablreicben  Zfigen  nnd  Kuppen 
tiab  gegen  K.  W.  bis  an  die  norwegische  Grenze  binsieht.  Der 
OrannUtsone  aufgelagert  zeigt  sich  gegen  Osten  ein  wenig  Terftndertes, 
oft  sandsteinartiges  Gestein,  das  aus  einem  Gemen(]re  von  körnigem 
Quarzit  mit  K]ndot  besteht.  Dieses  Epidotgestein  wird  zuweilen 
durch  einen  schönen  Augengneis  mit  ei-  bis  faustgrossen  Feld- 
spathangen, der  aber  eruptiven  Ursprungs  sein  mnss,  vertreten.  — 
Die  Schichtenfolge,  welche  das  westliche  und  mittlere  Werraland 
einnimmt,  findet  sich  durchaus  in  concordanter  Lagerung  und  gehört 
der  Drformation,  oder  dem  Grandgebirge  der  norwegischen  Geo- 
logen, an. 

Etwas  abweichend  ist  der  Gebirgsban  im  östlichen  Wermland 
und  dem  hier  angrenzenden  Kopparbergs  Lin,  indem  namentlich 
bei  Fhilipstad  grosse  Massen  von  Graniten  auftreten,  die  sich  aber 
«och  gneisartig  ansbilden  können.  Ein  älterer  Granit,  voa 
dnnkler  Farbe  nnd  mit  viel  Hornblende»  Glimmer  und  Oligoklai 
gehört  der  ftiteren  ürformation,  ein  hellerer,  grau  violetter  Granit 
mit  vorherrschendem  Mikroklin  oft  in  2 — 4  cm  langen  Krystallen,  der 
jungem  au;  während  noch  jüngere  Granite,  namentlich  ein  oligoklae- 
reicher  Hornblendegranit,  der  beständig  Titanit  führt,  bis  nach 
Dalame  hinein  fortsetzen,  z.  B.  bis  in  das  Jerna  Kirchspiel;  doch 
sind  in  der  Regel  die  jüngeren  Granite  quarzreich  und  arm  an 
fiomblende.  Die  Granulitformation  des  östlichen  Wermland  zeichnet 
sich  durch  ihren  Reichthum  an  Eisenerzen  aus  nnd  führt  in  ihrem 
oberen  Theile  Dolomite  in  grossen  Knollen  oder  Lagerstätten  und 
Piorite  ak  deokeniÖrmige  Lager,  oft  in  Gestalt  von  gr&nem  Diortt* 
■ohiefer  oder  Diorittoff.  Auf  diese  folgen  dann  am  See  Tngen  grüne 
Schiefer  und  schwarse  Xhonschiefer  nnd  weiter  nördlich  als  jöngstes 
Glied  der  Dal  Sandstein  mit  Gonglomeraten,  welche  susammen 
aehon  dem  Primordial  auznreohnen  sein  werden,  geradeso  wie  in 
Korwegen  der  schwarze  Diktyonemaschiefer  und  der  Blauqnars. 
Von  jüngeren  Eruptivgesteinen  gehören  dieser  Abtheilung  noch 
braune  Porphyre,  grüne  Porphyroide,  Diorite,  in  Gängen 
und  kleinen  Massiven  z.  B.  bei  P^^rsberp,  endlich  Gänf?e  von  Dia- 
bas, zuweilen  mit  Olivin,  an.  Die  technisch  verwendbaren  Fossilien 
der  Provinz  sind:  Kalkstein  und  Dolomit  nur  im  Osten,  Topfistein, 


154 


Siteiiiigtbflridita 


BacbwbiAfer,  Wetsateni,  Quarz,  basoDden  aber  Bitenerse,  mi. 

Ewar  Schwarzerze  (Magnetit)  in  den  älteren,  Blutsteine  (RolheiBen- 
erze)  in  den  jüngeren  Abtheilungen.  Auf  sie  ist  die  berühmte  Eisen- 
industrie Wermlands  basirt.  Ausserdem  kommen  noch  untergeordnet 
Kupfer-,  Blei-  und  Silbererze  vor.  Diese  Arbeit  des  Herrn  Tome- 
bohm  ist  eine  vorzügliche  Leistung,  wie  auch  di^  Ausführung  der 
Karte  in  Farbendruck  and  es  gereicht  dem  Landstinge  von  Wem- 
land  IM  groner  £bre,  die  Kosten  ibfer  Herstellung  nidit  geschsst 
sa  baben. 

Professor  Schaa  ff  hausen  legt  den  ihm  von  Herrn  Dr. 
Mehlis  in  Dürkheim  übersendeten  Schädel  von  Kirch- 
heim  yor,  der  einem  Skelete  angehört,  welches  in  bockender 
Stellung  auf  dem  Hoohufer  des  Eisbaches,  1  m  tief  in  einem  dibiTi- 
alen  Letten  gefanden  worden  ist  Die  boekende  SteUong  kooots 
darans  gesohlossen  werden,  dass  Ober>  und  Untersobeokel  eiaas 
•pitien  Winkel  bildeten  and  das  Becken  tiefer  lag  als  der  SchldeL 
Die  schmale  bohe  Form  mit  stark  .vorspringenden  Schmtelhoekaa 
weiebt  von  der  gewöhnlicben  Form  des  GermanensehMela,  die  vir 
aus  den  Reihengr&bern  kennen,  ab  und  nlhert  sieh  mehr  dem  Typ« 
-  einiger  heutigen  rohen  Rassen,  zumal  dem  der  Südsee- lusulaDer^ 
wenn  auch  bei  diesen  die  Schmalheit  in  einem  höhern  Maasse  vor- 
handen ist.  Auch  die  Begräbnissweise  muss  als  eme  sehr  alte  ge- 
deutet werden,  sie  kommt  in  den  skandinavischen  Steingräbern  vor 
nnd  war  die  der  Guanoben  auf  Tenerifia,  sowie  die  der  alten  P«* 
roaner. 

Der  Sobftdel  erinnert  an  den  Höblensch&del  von  £ngia  ond  iit 
dem  von  dem  Bedner  im  Jahre  1864  beschriebenen  ond  «aeb  des 
mit  dem  eben  erwftbnten  verglichenen  von  Nieder^IngRlhfiim  sskr 
ihnlich,  den  er  ab  jedenfhlls  der  vorrdmisdien  2Seit  angehörig  be> 
leichnet  hatte.  Aach  bei  diesem  worden  nnr  Steingerfttha  als  Bei- 
gaben des  Grabes  gefunden.  Der  Todte  von  Kirchheim  hkiH 
beiden  Händen  vor  seiner  Brutt  ein  18  cm  langes  Steinbeil  sn 
Melaphyr-Mandelstein,  dessen  nächster  Fundort  Waldböckelheim  SB 
rechten  Ufer  der  Nahe  ist.^  Auch  die  groben,  aus  der  Hand  geformte- 
Thongefässe  gleichen  denen  von  Ingelheim.  Eigeuthümlich  und  an  da 
spätem  germanischen  GefUssen  nie  vorkommend,  sind  Ornamente,  welche 
Filanzenformen  darstellen.  Eine  kleine  Schale  von  letzterem  Ort  ifi 
mit  aufrecht  stehenden  Bl&ttern  reich  verziert.  An  einigen  schwarzen 
Scherben  sind  die  scharf  eingeschnittenen  Stricbversieningen  mit  einer 
weissen  Masse  angefüllt»  die  aas  der  in  dortiger  Gegend  vorkoausei' 
den  nnd  noch  bente  vielfach  benatsten  weissen  Thonerde  besteht^  lAnr 
denschmit  hat  die  gleichen  ThoDge^äthe  aof  dem  Orabfislda  von  Mobs* 
heim gefanden,  das  er  als  einen  der  ftltesten  Friedhtfe  des  Bheis- 

l)  Archiv  für  Anthrop.  B.  UI  S.  106  und  TaL  1. 


der  DiederrbeiniaeheD  Gesellsohaft  in  Bohd. 


155 


landes  bezeichnet.  Mehlis  bemerkt,  dass  dies  Grabfekl,  auch  „am 
Hinkelstein''  genannt,  auf  dem  Hoohnfer  der  Pfrimm  liege,  wie 
ienes  von  Kircbheim  aaf  dem  des  Eck-  oder  Eisbacbes.  £r  macht 
darauf  aufmerksam,  dass  Sohliemann  ^)  in  Hissarlik  ähnliche  Orna- 
mate  aos  Tapfen,  Leisten  and  Knöpfen  bestehend  gafonden  habe, 
wath  flolebe,  wo  die  Einsobnitte  mit  wetsser  Kreide  aDgefSllt  nad. 
Dieae  Küteinlagen  finden  sich  anch  in  den  Schweiler  Piahlbanten 
sowie  in  den  Terramaren  Oberitaliens*). 

Anoh  in  Monsheim  sehlenen  die  stark  aerdületien,  mftrbeai 
Ton  Pflansenwarsehi  benagen  Skelette,  deren  Köpfe  meist  anf  dem 
Gesichte  la^en,  in  sitzender  Stellung  bestattet  zu  sein.  Ecker  unter- 
suchte einige  Schädel,  die  meist  nur  Schädelreste  waren  und  fand 
dieselbe  schmale,  lange  Form  wie  bei  dem  von  Nieder-Ingelheim  und 
deutete  sie  mit  dem  Redner  als  altgennanisch.  Auch  die  Schädel 
von  Höchst  und  Steeten  dürfen  mit  dem  vorliegenden  verglichen 
werden.  In  der  Nähe  der  letzteren  wurden  ebenfalls  Thongeräthe 
gefunden,  deren  Yerziemngen  mit  weisser  Bättmasse  eingelegt  waren  *)| 
beim  ersten  lag  ein  Steinbeil. 

Der  Sohidel  Ton  Kirehheim  ▼err&th  sein  hohes  Alter  schon 
doreh  ssine  allgemeine  Form.  Er  ist  hoch,  lang  nnd  schmal  nnd 
die  hoehstehenden  Scheitelbeinhöcker  springen  Tor.  Die  nur  wenig 
sorSckliegende  Stirn  ist  knrs  nnd  schmal  mid  über  den  siemlieh 
etarken  Augbranenbogen  etwas  eingesenkt.  Die  Hinterhauptsschuppe 
ist  ein  wenig  vorgewölbt,  die  1.  nuchae  bildet  eine  mässig  starke 
Querleiste,  die  Zitzen fortsätze  sind  klein,  aber  durch  den  sulcus  tief 
eingeschnitten.  Die  Schläfengegend  ist  auffallend  flach.  Die  Nähte 
sind  wenig  gezackt,  die  in  der  Mitte  geschlossene  s.  saj^ittalis  bildet 
in  ihrem  vordem  Theile  nur  eine  geschlängelte  Linie,  die  for.  parie- 
talia  fehlen.  Die  Stirnhöhlen  sind  in  mehrere  Räume  abg^etheilt, 
die  vorderen  Wände,  welche  den  Branenwulst  bilden,  sind  stark. 
Der  Schädel  ist  prognath,  die  er.  nasofacialis  fehlt,  ihre  Tordere 
Leiste  ist  herabgeiogen.  Das  Ctobiss  war  Tollständig  nnd  siemlieh 
abgeschliffui.  Die  Yordersihne  sind  Uein.  Der  Unterkiefer  hat 
einen  sehr  stumpfen  Winkel  von  60*;  das  Kinn  ist  schmal  nnd  Tor» 
springend,  so  dass  der  Schädel  fut  ein  Progenaens  ist  Der  bereits 
von  H.  Prof.  Walde3rer  in  Strassburg  aus  seinen  Bmchstfteken  sn* 
sammengesetzte  aber  unvollständige  Schädel  wurde  dem  Redner 
später  von  H.  Dr.  Mehlis  auf  seinen  Wunsch  zugesendet,  kam  aber 
zerbrochen  an,  so  dass  er  ihn  aufs  Neue  zusammenfügen  musste. 
Die  Maasse  des  von  ihm  auch  theüweise  in  Gjrps  ergänzten  Schädels 
sind  die  folgenden: 

1)  Ilios  No.  43,  45—47,  156,  162,  165. 

2)  Wiener  Mittheil.  1872,  Taf.  1,  1870  Taf.  3,  5  und  6. 

8)  Annalen  des  Y.  f&r  nassanische  Alterthnmsk.  XY.  1879| 
S.  816  nnd  887. 


166 


SitniiigBberiohte 


L.  190,  B.  switoheii  den  Tnbera  188,  Indos  79.  6»  Qmk 
Höhe  vom  yordern  Btnde  dee  for.  magnum  141,  anlMbtt  BAi 

vom  hintern  Rande  141,  Längenhöhen-Index  74.2,  Breitenhöfaen-lBda 
102.1.  Die  untere  Stirnbreite  ist  98,  die  geringste  Breite  des  Schädel« 
in  den  Schlafen  98,  F.  K.  109,  F.  N.  114.  Doch  kann  dies  M&üi. 
nur  geschätzt  werden.  Der  Gesichtswinkel  ist  60*^,  die  Entferauac 
des  Ohrlochs  von  den  obern  Schneidezahnen  120",  vom  Hinterhaupt 
98.  Die  1.  teraporalis  ist  schwach,  der  rechte  Tuber  etwas  vorge- 
schoben. Die  Maaioidal-Breite  ist  119,  Gg.  87,  der  Horiso&talaizh 
fang  522,  der  Queramfang  325  mm,  die  Capacität=  I86O0OB.  Aiick 
dieaei  Maaas  ist,  da  gaue  Theile  dea  Sofa&dels  in  Gyps  ersetzt  and, 
nur  annfthernd  riohtig,  vird  sioh  aber  Toa  dem  wirklicthen  Yerbilta 
nicht  weaenüieli  entfernen.  Die  a.  firontalia  iat  nach  Sehfttaang  131^ 
die  aagittalia  180,  daa  ob  ooeipitia  bia  snm  for.  magnum  11K6  nm  hif 

Der  Schftdel  ist  platyrrhin,  wiewohl  die  Höhe  dar  Km» 
öfifnung  nicht  inessbar  ist,  es  misst  die  Breite  80  mm.  Der  SebiM 
war  phanerozyg.  Die  Schädelknochen  sind  hellgelb,  sehr  infrt* 
kleben  au  der  Zunge  und  sind  an  der  .A.ussenfläche  von  PÜjnsfO- 
wurzeln  l)enagt.  Dieselben  sind  ziemlich  dick,  das  Scheiteibeii 
misst  über  dem  Tuber  9  mm.  Die  Diploe  ist,  was  bei  Schädeln  der 
germanischen  Vorzeit  mehrfach  beobachtet  ist,  stark  entwickelt,  »>? 
ist  an  jener  Stelle  7  mm  dick.  Der  Schädel  ist  ein  männlicher 
Germanenaebädel  der  vorrömischen  Zeit,  also  vielleicht  ein  K^l.e. 
Noch  nnter  den  Reihengr&berach&deln  ist  diese  Form  erkeuD^ir 
Dentlioher  iat  aie  an  ftltem  Sebideln.  Daaa  die  gröaate  firs^ 
fwiaohen  die  IHibera  ftUt,  iat  bei  mftnnliehen  Sehideln  adMw  fit 
primitif  ea  Merkmal.  Sehr  &hnlidi  itt  der  Sohidel  dem  tob  Eiigi( 
doeh  hat  dieser  eine  etwaa  breitere  Stirn  nnd  beaaere  Nihte,  asek 
ist  dessen  Sehl&fengegend  weniger  flach.  Gross  ist  die  AehnliAtai^ 
mit  dem  Schädel  von  Nieder-lngelheim  wenn  auch  die  Gesk^ 
bildung  verschieden  ist.  Die  Maasse  des  Kirchheimer  Schädels  linii 
L.  190,  B.  138,  H.  141,  H  ü.  522,  die  des  Ingelheimer:  L.  190,  B. 
187,  H.  144,  H.  U.  523.  Der  Querumfang  ist  bei  jenem  325,  bei 
diesem  835  mm. 

£igenthümlich  ist  beiden  Schädeln  auch  das  tiefstehende  Grusd 
bein,  dessen  Gelenkböoker  tiefer  stehen  als  die  Zitzenfortsatze,  so  6i» 
die  basie  cranii  nach  unten  gewölbt  eracheint.  Auch  schneidet  b(> 
beiden  die  Horisontale  fiut  den  Naaengmnd  nnd  die  Ebene  des  fer 
magnnm  Hegt  horizontal. 

Daa  Yorapringen  der  Soheitelhöeker  ▼eranlaaat  vonagavai« 
die  Pentagonalform  der  Norme  oodpitalia»  die  bei  alten  Sefaldda 
wie  bei  niedem  Raaaen  ao  oft  beobachtet  wird.  Thnmam  *)  UMet 

1)  Verhandl.  des  natnrhist  Y.  Sitgangab.  y.  6.  Des.  1684,  S 
118  und  Jahrb.  des  Y.  Ton  Alterthnmafr.  im  RheinL  XLIY  nnd  XL>« 
1868  S.  113. 

2)  Memoirs  of  the  Anthrop.  Soc.  I  1865  und  HI  1867-69. 


der  oiederrheiDischen  Gesellschaft  in  Bonn. 


157 


sie  bei  alten  Britenscbadeln  ab,  die  schon  Bateman  kahnförmig 
nannte,  weil  auch  die  Pfeilnaht  gehoben  ist,  B.  Davis  und  R. 
Krause  ^)  bei  Inselbewohnern  des  stilleQ  Meeres,  A.  B.  Meyer  ^)  bei 
den  Papuas.  Wir  sind  desshalb  berechtigt,  diese  Eigeothümlichkcit 
prähistorischer  Schädel  mit  einem  niedem  BilduDgsgprad  in  Ver- 
bindmig  so  tiringen.  Die  Scheitelbeine  haben  die  atark  gekrftmmto 
kindliche  Form  bewahrt,  weil  die  yolk»  Entwicldong  des  Gehirnes 
fohlt»  welche  den  Scdiidel  mehr  und  mehr  abmndet. 

Dass  die  Znsammensetanng  des  Schädels,  wie  sie  jetzt  ist,  bis 
anf  1  mm  in  allen  Maassen  richtig  sei,  dafür  kann  man  nicht  ein* 
Strien.  Die  Entfernung  des  Stirnbeins  vom  Scheitelbein  konnte  nur 
an  einem  Punkte  mit  grosser  Sicherheit  gefunden  werden,  dass  sie 
richtig  war,  erj^b  sich  aus  der  Verbindung  des  rechten  Wangenbeins 
mit  dem  Oberkiefer,  und  dass  dieser  richtig  stand,  zeigte  der  Schluss 
des  Gebisses,  bei  dem  der  Unterkiefer  in  seine  Gelenkgrube  am 
hüdel  richtig  passt.  Einige  kleine  Fehler  der  Znsammenfügung 
bleiben,  die  es  rathaam  ist  zu  lassen,  weil  sie  nicht  wesentlich  sind 
nnd  ihre  Berichtigang  die  fest  und  gut  vereinigten  Theile  wieder 
gefährden  würde.  Die  beiden  Hüften  des  Unterkiefers  sind  in  einem 
za  kleinen  Winkel  vereinigt,  der  Abstand  der  beiden  Gelenkköpfe 
mömle  6  mm  grtaer  seui;  auch  steht  das  rechte  Keilbeui  etwas 
tiefer  als  das  Imke  nnd  der  Oberkiefer  ist  ans  der  Medianlinie  etwas 
naeh  links  Terschoben. 

Yon  den  Skeletknochen  sandte  mir  Herr  Dr.  Mehlis  die  vier 
best  erhaltenen.  Der  linke  ziemlich  stark  gekrümmte  Radius  wird, 
wenn  man  das  fehlende  Stück  ergänzt,  240  mm  laug  gewesen  sein. 
Die  linke  Fibula  ist  342,  die  rechte  Tibia,  die  nicht  platyknemisch 
ist,  350  mm  lang.  Beide  sind,  wie  das  rechte  Femur,  kräftig  ge- 
bildet. Dieses  ist  ziemlich  krumm  und  hat  eine  starke  L.  aspera 
aber  einen  kleinen  Oelenkkopf.  Wenn  man  ein  0.20  mm  grosses 
fehlendes  Stück  hinsoreohnet,  so  maass  es  482  mm.  Es  ist  stark  von 
Kalksinter  amhüllty  Yon  dem  anch  feste  Stücke  am  Schädel  haften. 

Schon  in  meiner  ersten  Mittheilong  Uber  den  Nieder-Ingel- 
heimer  Sch&del  Tom  J.  1864  habe  ich  diesen  dem  Engis-Sch&del 
▼erglichen  nnd  in  ihm  einen  rohen  nnd  nrtprünglichen  Typus 
erkannt,  wie  er  von  den  alten  Skandinaven,  den  Kelten  nnd 
Briten  bekannt  ist  nnd  zum  Theil  in  höherm  Grade  vm9  bei  den 
heutigen  Wilden  begegnet.  Im  J.  1868  fasste  ich  in  vollständigerer 
Weise  die  Merkmale  zusammen,  die  an  den  rohesteu  Typus  der 


1)  Thesaurus  craniorum,  London  1867  p.  313. 

2)  Die  ethnographisch  •  anthropol.  Abtheilong  des  Moseoms 
Gcdefl^y.  Hambnrff  1881  Tat  86—46. 

8)  üeber  hondert  fOnf  nnd  dreissig  Papna-Schldd»  Mitth.  dea 
sool.  Mns.  in  Dresden  1.  1875. 


168 


Sitsongsbericihte 


hentigen  Wilden  erinneni  und  Mgt6y  d«M  er  daroh  dieae  Eigai- 
aobaften  Ton  der  bekumten  Form  det  Germenensehidels  betetaii 

abweiche.  Damit  sollte  nieht  gesagt  sein,  den  er  oner  aadn 

Kasse  aogehöre.  Mit  der  yorgermanisehen  mongoloiden  oder  fixiniseb- 
lappischen  Rasse  haben  der  Ingelheimer  und  Eirchheimer  kein« 
Verwandtschaft.  Wir  haben  eine  ältere  Form  des  GermaneDschidel' 
vor  uns,  als  die,  welche  wir  aus  den  Reibengräbern  kennen.  Vwi- 
leioht  ist  es  die  keltische,  der  schon  Ketzins  die  schmalen  Skaodi- 
naTenschädel  zaachrieb.  Wenn  Schliemaun  in  Troja  (üiaa,  S.  246) 
dieoelben  mit  weissem  Kitt  eingelegten  Thoogefässe  ^d,  so  tpriclit 
das  fOr  nahe  Culturbeziehongen  der  Kelten  und  Pelasger.  Wievohl 
beide  Sobftdel  eine  ftliere  Form  darstelleiiy  so  fehlt  ihnen  doch  niekt 
ein  gewieser  Gnlttirgrad,  der  sieh  beim  Ingslheimer  in  dem  genes« 
Prognathiamos  und  dem  Fehlen  starker  Braaenwnlsle  aoaspriokt» 
bei  dem  Kirohheimer  in  dem  Torspringeodeo  Kinn,  das  anf  da 
grieohisehen  Yaeenbildem  eo  gewöhnltoh  ist.  Anoh  aei  hier  aod 
bemerkt,  dass  der  von  Vlrehow,  Iliae  S,  568,  abgebildete  Trojaoir> 
Schädel  schmal,  hoch  und  lang  ist*). 

BKedlsinlsdie  Seciion« 

Sitsnng  vom  27.  Jani  1881. 
Vorsitzender:  Dr.  Leo. 
Anwesend:  14  Mitglieder. 

Prof.  Fink  1er  berichtot  über  die  Resultate,  welche  eine  Tca 
Dr.  K.  Lenzmanu  in  der  medicinischen  Klinik  unternommeoe 
Arbeit  zu  Tage  gefordert.  Es  handelt  sieh  um  „den  Ein  flasi  der 
Anwendung  transportabler  pneumatiseher  Apparate  a^f 
die  Giroulation  des  gesunden  Menschen*.  Die  Unteraaebani 
wurde  so  gemaohti  dass  der  Blutdmek  in  der  arteria  radislit  ter 
mittelst  des  von  Bach'schen  Sphygmomanometers  beetinmit  werde, 
für  verschiedene  Variationen  dee  Athmnngsmodas.  Zar  leichtm 
Handhabong  des  Instramentes  war  es  in  besonderer  Weise  bewq^ 
aufgehängt,  to  dass  durch  Losdrehen  einer  Schraube  die  Pelotte  dei 
Sphygmomanometers  auf  die  Arterie  herabsank.  Der  Druckwerti 
in  der  Arterie  wurde  dadurch  controllirt,  dass  die  Höhe  der  Queck- 
silbersäule beim  Verschwinden  des  Pulses  und  beim  ersten  Wieder- 
erscheinen  desselben  notirt  wurde. 

I.  Der  Valsalva'sche  Versuch  bewirkt  Sinken  des  Blutdruciu: 


1)  Den  Dürkheimer  Fund  hat  Dr.  Mehlis  ausführlich  in  ein^f 
Beigabe  zum  XL.  Jahresberichte  der  Poilichia,  Dürkheim  u.  Kaiflerr 
lautern  1881  beschrieben. 


der  niedenMidadiai  Gatelbohafl  in  Bonn, 


160 


nnd  swar  ist  das  Absinkcii  des  Blutdrucks  schon  gleich  im  Beginn 
des  Valsalva'schen  Versuchs  so  bedeutend,  dass  die  Erscheinung  für 
einen  Reflexact  erklärt  werden  muss.  Im  weiteren  Verlaufe  des 
Versuches  kommt  zu  diesem  den  Blutdruck  herabsetzenden  Reflexact 
ein  weiteres  nach  derselben  liichtong  hin  wirkendes  Moment,  die 
Kückstaunng  dfit  venösen  filatee,  hiosa,  so  dm  nun  ein  Minimom 
Abb  Blutdrucks  resnltiien  iniise. 

Die  PulsfreqQens  tieigt  während  des  YalsaWa^tohfls  Yer- 
tochi.  Aber  die  Yerinderaog  der  PulalreqaeiUB  hftli  nioht  gleichen 
Sdhritt  mit  der  Abeenkong  dea  Blntdrnoki;  der  Blntdradk  |iat  ioihoii 
annilierDd  aein  Minimom  erreiehti  während  die  Polsfireqoena  erat 
relnÜy  wenig  von  der  Norm  abweidit.  Aaoh  kehrt  die  Palafk«qiiana 
aefaBeller  zur  Norm  zurück  als  der  Blatdmck. 

Nach  dem  Valsalva'schen  Versuch  steigt  der  Blutdruck  über 
die  Norm,  bleibt  so  einige  Minuten  und  kehrt  dann  zur  Norm  zurück. 

II.  Bei  Inspiration  coraprimirter  Luft  sinkt  der  Blutdruck 
unter  die  Norm  durch  zwei  ursächliche  Momente :  ein  mechanisches 
und  besonders  ein  physiologisches.  Der  niedrige  Druck  ist  auch 
noch  als  Nachwirkung  zu  beobachten.  Der  Bückgang  zur  Norm 
findet  statt  nach  wenigen  Athemsügen  eomprimirter  Luft  ohne  vov- 
berigea  Anateigen  dber  die  Norm,  nach  mehreren  Athmangan  da^ 
gegen  fiberateigt  er  erat  die  Norm  nnd  kehrt  dann  an  ihr  sarfidk. 
Der  Pnla  iat  während  dea  Yeranoha  nnd  einige  Zeit  nach  demselben 
fireqnenter. 

in.  Dnrch  SSzapiration  in  comprimirte  Lnft  wird  der  Blnt- 
dmek  herabgesetzt;  der  niedrige  Druck  überdauert  die  Ausathmung 
um  kurze  Zeit,  um  dann  entweder  sofort  auf  sein  früheres  Maass 
zurückzukehren,  oder  erst  nachdem  er  vorher  gestiegen  war,  je  nach 
verschiedener  Dauer  der  Anwendung.  Die  Pulsfrequenz  steigt  wäh- 
rend des  Experimentes  um   nach  demselben  wieder  herabzugehen. 

lY.  Inspiration  und  Exspiration  eomprimirter  Luft  verstärkt 
die  vorher  aufgezählten  Einflüsse. 

Y.  Inspiration  verdünnter  Lnft.  Bei  ein-  bis  zweimaliger  In- 
apiration verdünnter  Luft  steigt  der  Blutdruck  w&hrend  der  Inspi- 
rstiony  um  seine  gröaate  Höhe  erst  bei  der  folgenden  £iapiration 
sn  erreichen.  Bei  Iftnger  fortdauernder  Einathmnng  verdünnter  Lnft 
kann  der  Blutdruck  deraelbe  bleiben»  oder  auch  fallen,  waa  sich  im 
eonereten  Falle  nach  dem  Grade  der  angewandten  Yerdünnung  und 
der  Dauer  des  Experimentes  richtet.  Als  Nachwirkung  haben  wir 
immer  ein  bedeutendes  Steigen  des  Blutdrucks. 

YI.  Exspiratiüo  in  verdüuute  Luft  steigert  den  Blutdruck  um 
ein  Gerioges. 

Prof.  Eoester  spricht  über  compensatorische  Hyper- 
trophieen  in  atrophiaohen  Nieren. 


160  Sitioogiberiolit« 

Bei  einer  frikheren  Gelegenheit')  hatte  lieh  der  Vortnfeüie 
üher  oompeneetoriiche  Hypertrophieen  nnd  deren  Bedeutong  he 
Allgemmen  enegesproohen,  ohne  die  speoieUea  7eriiiltBi«e  dm 
eimelnen  Hjpertrophieen  sn  tnelyairen. 

Er  geht  fir  jettt  suniohst  nnf  die  oompensetorieebeB  Hyper- 
trophieen  in  den  granulär -atrophischen  Nieren  ein.  Ke  dahin  M 
nur  bekannt,  dass  nach  Atrophie  oder  Exstirpation  einer  Niere  die 
andere  sich  vergrcssert  und  fähig  wird  vicariirend  für  beide  zu 
functioniren.  Durch  die  Untersuchungen  von  Rosenstein,  Perl  u.  Ä. 
ist  festgestellt,  da^s  an  der  Vergrösserung  nicht  alle  morpbologrischfa 
Elemente  der  Niere  sich  betheiligon,  sondern  dass  es  wesentlich  die 
gewundenen  und  mit  grossem  protoplasmatischemEl^tbel  niugekltt- 
deten  Abeobnitte  der  Harnkanälchen  sind,  die  eine  Tie^ifyeewm 
erinhreni  w&hrend  ein  gleichet  Yerlmlten  der  QkMnenili  aodi  svei- 
feUiftft  ericheinen  dfirfte. 

Nieht  bekannt  eoheint  es  ra  sein,  deis  in  ftat  aUen  gFBnllla^ 
atrophisohen  Nieren  eelbet,  einerlei  ob  nnr  eine  oder  beide  Ni«ei 
▼on  der  Atrophie  befkUen  find,  in  mehr  oder  weniger  mnsgesproebe» 
nem  Masse  solche  coropensatorisohe  H3rpertropbieen  Torkonmen.  b 
manchen  Nieren  wird  die  granuläre  Beschaffenheit  sogar  bauptsädi« 
lieh  dailurch  l)edingt.  Immer  treten  diese  Hypertrophieen  inselfÖrmif 
in  der  Rindensubstanz  anf  und  zwar  bäuüger  in  den  peripheren  tk 
den  centralen  Partieen  derselben. 

Mikroskopisch  handelt  es  sich  stets  um  eine  merkliche  oft  Hh 
gar  sehr  auffaUende  Veigrösserung  eines  ganzen  Convolats  oder 
besser  Systems  gewundener  Abschnitte,  die  sich  um  bez.  fiber  mam 
dasu  gehörigen  Glomerulus  gnippiren.  Seltener  findet  man  aosi 
Vereinselte  gewundene  Stficlce,  die  sich  Tergröesert  baben  nnd  dm 
wabrsoheinlioh  Schaltstfieke  darstellen. 

Nnn  sind  Erweiterungen  sowohl  ganzer  Hamtini1ohcni| stsi 
wie  einselner  Absehnitte  derselben  in  atrophisohen  Nieren  edhr  ge- 
wöhnliche nnd  gans  bekannte  lirsoheinungen.  Dieee  Brweiterangen 
dflrien  aber  nicht  mit  den  Hjpertrophieen  verwechselt  werden. 

Die  Erweiterungen  entstehen  durch  Stauung  des  Nierensecreti 
bei  Behinderung  des  Abflusses.  Entsprechend  dem  Stauungsdrack 
sind  in  solchen  Harnkanälchen  die  Epithelien  platt  an  die  Wand 
gedrückt. 

Bei  den  hypertrophischen  Harnkanälchen  aber  ist  das  Epithel 
nicht  platt,  sondern  sehr  hoch  und  protoplasmatisoh  gesohwelU>  ja 
bei  frischer  Untersuchung  oder  g^ter  Conservirung  kann  man  aa 
demselben  dentliobe  Stftbcbenseichnnng  erkennen.  Das  Lumen  diaev 
Harnkanälchen  ist  awar  snmeist  weiter  als  in  normalen,  aber  laags 


l)  Diese  Sitzungsber.  18.  März  1878.   Berl  klin.  Wochenschr. 

187a  No.  se. 


der  niederrheiniiebeii  QeteDBchaft  m  Bonn. 


161 


nicht  soweit  mit  In  pmiy  erweiterten,  hftnfig  genag  iit  kein  gröaierei 

Lumen  vorhanden  als  in  normalen  Harnkanälchen  oder  das 
schwellte  Epithel  füllt  den  ganzen  Raum  aus. 

Aus  diesen  Erscheinungen  ergibt  sich  mit  Sicherheit,  dass 
diese  Harnkanälchen  nicht  durch  Stauung  passiv  dilatirt,  sondern 
durch  aoUve  Wacbsthumsvorgänge  hypertrophisch  geworden  sind. 

Ob  neben  der  Yergrösscrung  der  Epithelien  noeh  eine  Neu* 
Bildung,  Vermehrung  derselben  stattfindet,  ist  schwer  zu  entscheideo, 
doch  «ebeiDt  es,  eis  ob  die  Zahl  der  einen  Querschnitt  auskleiden- 
deii  Epitbelien  gröeeer  eei»  all  einem  normalen  UamkanUehenqner- 
aohnitt  ankommt. 

Auffallend  iet  ee,  dati  die  an  einem  soleben  hypertrophiiehon 
Hamkanälchentyetem  gehörigen  Glomeruli  eine  deutliche  VergrSeae- 
rang  nicht  erkennen  lasien.  Ei  lind  aber  immer  Glomeruli,  an 
denen  eine  Erkrankung  nicht  nachweisbar  ist. 

Die  Kapsel  der  Glomeruli  ist  nicht  verdickt  und  in  dem  um- 
liegenden und  zwischen  den  hypertrophischen  Harukanälchenabschnit- 
ten  liegenden  interstitiellen  Bindegewebe  ist  entweder  keine  Ver- 
dickung oder  Kernwucherung  oder  nur  eine  sehr  viel  geringere  all 
in  den  fibrigen  Partieen  der  Nierenrinde  au  finden. 

Aas  dem  ganzen  Verhalten  kann  man  mithin  entnehmen,  dass 
wfthrend  fleckweiie  in  der  Nierenrinde  durch  interstitielle  und 
parencbymatöee  Prooeiie  oder  deren  Folgen  einaelne  Hamkanftlohen- 
abeohnitte  oder  Syiteme  mit  lammt  den  Olomerolii  atropbiren, 
andere  nicht  von  dem  Erkranknngiproceii  tangirte  oder  relativ  nor* 
male  eine  Tergrdiierung  erfahren.  Und  da  diese  Hypertrophie  nur 
an  den  gewundenen  Hamkanftlehen,  also  den  fnnetionell  wichtigsten 
Abschnitten  erfolgt  (event.  auch  an  den  Schaltstücken)  gerade  wie 
l)ei  der  Hypertrophie  der  einen  Niere  nach  Zugrundegehen  der 
anderen,  so  muss  auch  der  ersteren  die  Bedeutung  einer  compeu' 
sa torischen  Hypertrophie  zugesprochen  werden. 

Bass  auch  hierbei  die  Glomeruli  sich  nicht  nachweisbar  ver- 
grrössern,  scheint  dafär  an  iprechen,  dass  sie  auch  ohne  Hypertrophie 
eine  Functionssteigernng  eingehen  können,  die  Notwendigkeit  einer 
Boloben  ilberhanpt  Toransgesetat,  was  noch  streitbar  iii. 

Im  Aniohluii  an  die  Mittheilungen  dea  Herrn  Prof.  Koeiter 
betriobtet  Dr.  Ribbert  Qber  einen  Fall  Ton  partieller  eompeniato- 
riecher Hypertrophie  dei Harn kanftlobenepltbeli bei  fleck- 

weiser  in terstitieller  Nephritis  eines  todtgeborenen  luetischen 
Kindes.  Die  Nieren  waren  aussergewöhnlich  gross,  die  Oberfläche  glatt, 
rlie  Kinde  enthielt  auf  der  Schnittfläche  radiär  gestellte  grauweisse 
Streifen,  die  seitlich  allmählich  in  das  umgebende  Parenchym  von 
oormaler  Farbe  übergingen.  Diese  Züge  begannen  dicht  unter  der 
Oberfläche  und  erstreckten  sich  meist  bis  cur  Grenae  der  gleich- 
Bttsangsb.  d.  aledenlMlB.  Oessilsehifl  In  Bona.  IMt. 


162 


Sitzungsberichte 


m&8sig  dunkelrothbraunen  Marksubstanz.  Bei  mikroskopischer  ünt«r- 
Buchung  ergab  sich  nun,  dass  jenen  grauen  Stre  ifen  eine  ausgebildete 
interstitielle  Nephritis  entsprach,  charakterisirt  durch  sehr  reichliche 
interstitielle  zellip:o  Infiltration  und  Schrumpfung  der  Cilomerali.  Die 
mmkroskopisch  normal  aussehenden  Abschnitte  waren  auch  mikrot- 
kopitob  iotakt.  Inmitten  jener  entBÜndlich  Teränderiea  Abechnitts 
waren  nun  die  Harnkanälchen  völlig  verschwunden,  dagegen  zeigten 
aie  in  d«r  niolistea  Umgebung  derselben,  und  snm  Tbeil  Boeh  m 
Idehter  wUiger  Infiltnition  umgeben,  eine  eebr  hGbeehe  ocimpeam- 
torische  Hypertrophie,  die  sieh  aber  nioht  nnsspmeh  in  gleiohmisn- 
ger  Volumssunnhme  aller  Epithelien,  sondern  sieh  nur  aaf  mmgi 
unter  ihnen  erstreckte.  Einen  Theil  der  Imienfliche  der  Hsn- 
ken&lchen  nahmen  n&mlich  normal  grosse  Epithefien  ein.  Absr  | 
zwischen  ihnen  blieben  in  regelmässigen  Zwischenräumen  Lücken 
und  diese  wurden  ausgefüllt  durch  einen  Abschnitt  colossal  ver- 
grösserter  Zellen,  deren  Haiipttnasse  über  die  normalen  EpitheÜec 
hinaus  in  das  Harnkanälchen lumen  vorrap;-te  und  hier  sich  ringsom 
über  die  benachbarten  normalen  Epithelit  n  lagerte.  Der  zwischen 
letzteren  gelegene  Abschnitt  jener  Zellen  bildete  daher  gleichsam 
nur  einen  Fuss.  Auf  Querschnitten  der  Harnkanälchen  füllten  2,  .1 
oder  4  derartige  Zellen  das  ganie  Lumen  völlig  aus.  Ihr  optisdur  < 
Querschnitt  übertraf  den  der  normalen  Zellen  ungeftbr  am  dai 
Zehn&che.  Auch  der  Kern  war  erheblich  vergrössert  ond  gtgn 
das  Protoplasma  durch  eine  helle  2Sone  des  letaleren  seharf  aligs* 
grenst  Die  meisten  derartig  oompensatorisch  hypertrophis^dian  HaiB- 
kanahshen  lagen  dicht  unter  der  Oberflidhe,  wo  oft  ein  Querschutt 
direkt  an  den  anderen  stiess.  Weniger  dicht  fanden  sie  sich  seÜ-  ' 
lieh  von  den  interstitiellen  Abschnitten,  begleiteten  diese  aber  oft 
als  langgestreckte  Kanäle  bis  zur  Marksubstanz. 

Von  einer  Stauungsveränderung  kann  hier  natürlich  keioe 
Rede  sein. 

Besonders  bemerkenswerth  erscheinen  mir  im  vorliegendei 
Falle  awei  Umst&nde.  Einmal  die  Hypertrophie  nur  einzelner  Epi- 
thelien und  Eweitens  der  genaue  Anschluss  der  Hypertrophie  an  di« 
erkrankten  Parthien.  Die  Compensation  hatte  eben  nur  in  der 
nächsten  Umgebung  der  letzteren  stattgefunden,  die  swtsehen  dse- 
selben  liegenden  Bindenabsohnitte  waren  durchaus  normaL 

Allgeweiae  SüBanir  «n  4.  JuU  1881. 

Vorsitzender:  Dr.  Leo. 

Anwesend:  17  Mitglieder. 

Dr.  Anton  Rehmann  aus  Krakau  berichtet  über  die  Er 
gebnisse  seiner  swei  Reisen  in  Südafrika.  Referent  begab 


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der  niederrheimsohen  Oesellsohafb  in  Bonn.  168 


sich  im  Jahre  1875  nach  dem  Cap  der  guten  Hoffnung  und  widmete 
zwei  Jahre  der  Erforschung  jener  Gegenden,  wobei  er  sich  haopt- 
sächlich  in  der  alten  Colonie,  im  Oranje  Freistaat,  Basutoland  und 
Natal  aufhielt.  In  den  Jahren  1879  und  1880  unternahm  er  seine 
zweite  Reise,  welche  ausschliesslich  das  Transvaalgebiet  zam  Ziele 
baite.  Das  von  ihm  entworfene  Bild  der  Vegetationeverhältnisse 
▼on  Sodafrika  weicht  von  der  Schilderung,  welche  Grisebach  in 
eeioem  Werke  über  die  Vegetation  der  Erde  geliefert  hat,  vielfaoh 
ab.  Wahrend  nftmlich  Qrisebaeh  die  Gegenden  südlich  Tom  Finne 
Oariep  Terdnigt  und  all  das  Gebiet  der  Oapflora  aufgefaaet  hat« 
untareoheidet  Behmann  daselbst  drei  selbstündige  botanische  Re- 
gionen, und  swar  1)  die  Region  der  Winterregen,  welche  den  Sita 
der  eigentUehen  OapAora  bildet  nnd  nnr  einen  sohmalen  Sanm  Iftngs 
der  westlichen  und  südlichen  Seeküste  einnimmt.  2)  Die  Wüste 
Korroo,  von  der  vorigen  durch  den  gänzlichen  Mangel  der  Protea- 
ceen,  Restiaceen,  Ericaceen  und  anderer  charakteristischen  Bestand- 
theile  der  CapÜora  sowie  durch  das  Auftreten  der  Akacien  hin- 
reichend getrennt.  3)  Das  Roggefeld  oder  die  oberste  Terrasse, 
welche  von  der  Karroo- Wüste  durch  das  Zurücktreten  der  Akaoien 
▼erschieden  ist.  Die  Wüste  Kalihari  wurde  von  Grisebach  natarg^ 
mftss  aufgefasst  und  begrenat.  Die  Vegetation  von  Natal  und  Trans* 
▼aal  entspricht  sowohl  in  systematischer  als  in  physiognomischer 
Hinsicht  den  Verhältnissen  des  Sndangebietes,  mnss  aber  wegen 
Mengeis  an  Adansonia  digitata  nnd  Borassns  flabelliformis,  welche 
beide  den  22.  Grad  südlicher  Breite  nicht  überschreiten,  als  eine 
üebergangsstofe  betrachtet  werden. 

Major  ▼.  Roehl  besprach  einen  der  Firma  Dr.  Krantz 
zugesandten  Abdruck  einer  Abhandlung  von  Shrubsolc 
über  eine  Diatomee  des  der  Tertiärformation  angehörigen 
London  Clay  (aus  dem  Journal  of  the  Royal  Microscopi- 
cal  Society  entnommen).  Shrubsole  fand  bei  der  Untersuchung 
des  Thones  aus  einem  Brunnen-Bohrloch  nach  Foraminifercn  eine 
Menge  gl&nzeuder  kleiner  Körner.  Bei  näherer  Untersachung  waren 
dieses  verkieste  Diatomeen,  scheibenförmig,  0,1  mm  im  Durchmesser 
mit  einer  Erhöhung  in  der  Mitte,  der  Rand  leicht  umgebogen. 
Sbrubsole  nntersnchte  den  Thon  von  ▼ersohiedener  Art  des  London 
Cley»  ohne  Diatomeen  an  entdecken,  fand  deren  aber  in  enorm 
grosser  Menge  in  ▼erschiedenen  sehr  alten,  über  800  englische  Fuss 
tiefen  Bmnnen  nnd  an  einigen  Stellen  des  Ufers,  erfehr  auch,  dasa 
den  Bmnnen-Arbeitem  diese  kleinen  glftnaenden  Körnchen  längst 
bekannt  waren.  Am  Scblnss  der  Abhandlung  findet  sich  ein  Yer- 
zeichriiss  der  von  Dr.  Bosacy  und  Mr.  Kitton  aufgefundenen 
Diatomeen.  Redner  zeigte  ein  Exemplar  der  besprochenen  Diatomeo 
▼or.   Sodann  besprach  der  Vortragende  eine  ihm  übersandte,  von 


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164  Sitiangtberioihte 

Dr.  B rann 8,  Professor  der  Geolog^ie  an  der  Kftiserl.  j9paiii9chen  Uni* 
ven»itat  zu  Tokio  Daigaku,  in  enplischer  Sprache  verfanste  Geologie 
der  ümgegend  von  Tokio.  Nach  dieser  finden  sich  an  verschie- 
denen Orten  um  Tokio  neuere  vulcaniscbe  Bildungen,  an  anderen 
Oertlichkeiten  treten  die  Tertiärformation  und  krystallnische  Sediment- 
Gesteine  zutage»  sehr  verbreitet  sind  Dilavialbildungen,  welche  das 
Alluvium  vielfach  begrenzeu.  HiosiohtHch  der  DiluvialfomiAtiott 
bemerkt  der  Verfasser,  dass  der  sehr  verbreitete  Löss  mit  dem  Toe 
Herrn  Baron  t.  Richthofen  in  Ostasien  aufgefanden«!  übminatiiiiiiie; 
derselbe  habe  65  pCt.  Kieaelgebalt.  In  dieaer  Ablegerang  fiaden 
■tob»  wenn  aneb  nicbt  binfigi  Knoehen  von  iwei  Speoiee  Elephaa, 
Elepbai  meiidionelie  Keati  nnd  Elepbaa  entiqaus  Felquoner.  Aoe 
der  Tertiirformation  beeohreibt  Verfasser  22  Gastropoden,  2  Denta- 
lien,  83  Oonehiferen  mit  6  Tafeln  Abbildungen.  Br  bespriebt  aoeh 
die  Tertiärablageningen  von  Shinagawa,  Yokohama  und  anderen 
Theilen  Japans  nebst  Verzeichnissen  der  daselbst  gefundenen  Fossi- 
lien, in  Tokio  und  Yokuhama  87  Species  dem  Pliocen  angehörend. 
Schliesslich  zeigte  Redner  einige  Exemplare  der  grössten  Epheme- 
rina (Eintagsfliege),  Ephemera  (Palingenia)  longicauda,  welche  dem- 
selben von  Herrn  Dr.  v.  d.  Marek  in  Hamm  zugesaudt  vrar.  Diese 
Art  seiobnet  sich  durch  zwei  Schwanaborsten,  welebe  zwei*  Ina  öiei" 
mal  so  lang  sind  als  der  Körper,  aus,  kommt  nur  an  einigen  waiigea 
Orten,  auch  dann  nur  auf  kurse  Strecken  besobrftnkt  vor,  «ber  in 
so  grosser.  Menge,  dass  der  Fluss,  ans  dem  sie  anlsteigeo,  wie  na 
diobtesten  Nebel  erscbeint,  wobei  Oberflftehe  und  Ufer  bald  gana 
mit  todten  Körpern  bedeckt  sind. 

Gebeiner  Bergratb  Pabrieins  legte  mehrere,  beim  Berg- 
bau im  Lahngebiete  neuerdings  gemachte  Funde  vor,, 
welche  erkennen  lassen,  dass  die  Ablagerung  gewisser 
Erze,  wenn  auch  in  früheren  geologischen  Perioden  be- 
gonnen, doch  bis  zur  Gegenwart  fortdauert.  Schon  die 
Herren  Professoren  Streng  zu  Giessen  und  v.  Könen  zu  Guttingen 
haben  Mittheilungen  über  Pflanzen-  und  Thierreste  im  JSiaen-  und 
Manganerslager  des  Bergwerks  Eleonore  bei  Fellinorshausen  unweft 
Qiessen  gemacht,  und  Herr  Landesgeologe  Dr.  Kocb  au  Wiesbadea 
bat  in  der  im  Jahrbnch  der  Kgl.  Prenssiseben  geologiaeben  LaodaiK 
aostalt  f&r  1880  veröffentlichten  Beschreibung  dieses  Vorkommeaa 
in  Verlfindnng  mit  dem  dort  anf  S.  270  mitgetheilten  Profil  imcli> 
gewiesen,  dass  jene  Reste  niebt  gleiebaeitig  mit  der  Bildung  des 
mächtigen  und  ausgedehnten,  dem  mitteldeYoniscben  KaUcstein  an^ 
gelagerton  Erzlagers  eingebettet  wurden,  da  sie  sich  innerhalb  einer 
zehn  bis  zwölf  Mt'ter  tiefen,  im  Erzlager  niedergebrachten  Ein- 
grabung  und  von  Thon  und  Schotter  umschlossen  gefunden  haben, 
welche  von  den  Seiten  der  Eingrabung  abgeschwemmt  worden  sind 


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der  niedmrrhemiachen  OeieUtohaft  in  Bonn. 


165 


und  letstere  wieder  auigef&Qt  haben.  Innerbalb  dieaer  AnsüftUangfe* 

iDftBse  worden  zahlreiche  Reste  von  jetzt  noch  in  der  Nahe  wachsen- 
den Pflanzen,  Reste  von  Käfern  und  eine  ansehnliche  Partie  von 
Hirschgeweilien,  aber  auch  kleine  Stücke  von  Holzkohle  und  Eisen- 
schlacke gefunden,  weicht;  letzteren  von  einer  60  m  oberhalb  befind- 
lichen alten  Waldschmiede  herrühren.  Der  Grad  der  Erhaltung  der 
Ftiauzenreste  ist  verschieden,  da  uich  zum  Theil  die  Holzsubstanz 
noch  vorfindet,  theils  nur  Abdrücke  der  Rinde  und  der  Rlätter  übrig 
geblieben  sind.  Das  Bindemittel  der  einzelnen  Theile  des  in  der 
Pinge  befindlichen  Materials  und  die  AosflkUiingamasse  der  durch 
Yenrenmg  der  organiaohen  Subetanseii  entttandenen  Hohlrftnme 
beiieht  nun  som  Theii  am  £äien-  und  Manganers»  welche«^  toii 
dem  Yorgenannten  Eralager  stammend^  eine  ümeetaung  und  Nea- 
bildong  erfahren  hat»  Die  yorgelegten  Probestücke  waren  tod 
Herrn  Bergrath  Riemann  znWetslar  dem  Vortragenden  fibersandt 
worden,  and  bestehen  nach  einer  Mittheilung  des  Herrn  Professors 
Dr.  Andrä  hierselbst  aus  Blattabdrückeu  von  Corylus  avellanay 
Fagus  silvatica  und  Schalen  von  Haselnüssen ;  ein  wohlerhaltenes 
Holzstück  scheint  der  Birke  anznpeh(3rcn,  nur  sind  die  Gefässe  in- 
folge der  Auslaugung  sehr  scharf  als  feine  Röhren  hervortretend 
wahrnehmbar.  Nach  der  Mittheilung  des  Herrn  Biemann  werden 
derartige  Erzbiidungen  auch  in  ältereni  aus  den  Jahren  18G0  bis 
1862  herrührenden  Grubenbauen  dea  Bergwerks  Eleonore  beobachtet» 
wo  Reste  von  Grubenholz  gefanden  wurden,  die  theilweise  in  Man- 
gan* and  Eieeoera  umgewandelti  theils  damit  ftberaogen  waren.  Es 
geht  hieraus  wohl  unzweifelhaft  hervor,  dass  die  Umsetsong  und 
Heubüdung  dieser  Erse  noch  gegenwärtig  fortdauert  und  unter 
gfinstigen  Umständen  in  TerhftltnissmSssig  kurzer  Zeit  geschehen 
kann.  Ein  anderer  Fund  war  im  Jahre  1880  in  der  €h*abe  Waldeeke 
bei  Niedertiefenbach  unweit  Limburg  a.  d.  Lahn  gemacht  worden, 
wo  ein  dem  in  Dolomit  umgewandelten  mitteldevonischen  Kalkstein 
gleichfalls  aufgelagertes  Mangauerzlager  abgebaut  wird.  Man  hatte 
dort  bemerkt,  dass  der  Dolomit  so  stark  zerklüftet  war,  dass  er 
nur  aus  vereinzelteu,  unregelraässig  geformten  Stücken  und  Blöcken 
von  verschiedener  Grösse  bestand,  und  dass  sich  in  die  dazwischen 
befindlichen  Spalten  und  kleineren  Hohlräume  das  Manganerz  hin- 
einzog. Um  letzteres  nach  der  Tiefe  zu  verfolgen,  wurde  ein  bereits 
28  m  tiefer  Schacht  im  dolomitischen  Kalkstein  weiter  niedergebracht 
und  bei  40  m  Oesammttiefe  einV  ziemlich  ausgedehnte  Höhle  ge- 
troffen, welche  gans  mit  Manganera  ausgefüllt  war.  Das  letstere 
war  mulmig,  zum  Theil  gans  rein,  meist  jedoch  mit  Thon  mehr 
oder  weniger  Tcrmengt  und  scbloss  linsenförmige»  in  die  Lftnge 
gezogene  Thonlagen  von  verschiedener  Stärke  ein.  Bei  Fortsetzung 
der  Versuche  wurden  noch  mehrere  Höhlin  angetroffen,  welche 
voilständig  oder  nur  zum  Theil  mit  Manganerz  ausgefüllt  waren, 


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166 


SitiuDgsberichte 


und  im  Mangfftnerz  einer  dieser  Höhlen  lagen  mehrere  Zähne  von 
Bo8  taurus,  von  welchen  ein  Exemplar  durch  den  Kg].  Bergntb 
Wenckenbach  zu  Weilburg  dem  Vortragenden  übersaudt  wurde  und 
heute  vorgezeigt  werden  konnte.  Nach  diesem  Funde  ist  daher  die 
Krzablagerung  in  jenen  Hohlräumen  auch  als  eine  recente  anzusehen. 
Von  einer  dritten  Fundstelle  stammen  die  von  Herrn  Riemano 
ferner  eingesandten  Gegenst&ode»  welche  im  Terflossenen  Jahre  aus 
einem  Rolllager  des  Eisenersbergwerkes  Felicitas  bei  Oberbiel  im 
Kreise  Wetslsr  bekannt  geworden  sind.  IHe  benio  vorgelegten 
G^nstftnde  sind  Ton  Herrn  Gebeimraib  Scbaaf fbaasen  biefselbit 
als  Horn  einer  Ziege,  Zabn  eines  Sobweines  und  als  eine  rtamdM 
Fibel,  deren  Goldfarbe  anf  ein  längeres  Liegen  im  WasMT  schliesiei 
llssi,  bestimmt  worden.  Jenes  RolHager  bestebt  ans  EiseneRbnuli* 
stficken,  welche  sich  von  dem  benachbarten,  festanstebenden  Rot^ 
eisenerzlager  der  Grube  Fortuna  abgelöst  und  als  Geröll  massenhaft 
im  Thale  des  Laugwieserbaches  angehäuft  haben,  welcher  der  Eisen- 
bahnstation Albshausen  gegenüber  in  den  Lahnfluss  mündet.  Dis 
Liegende  dieses  Lagers  besteht  aus  Letten,  die  Mächtigkeit  beträgt 
0,5  m;  es  ist  sehr  wasserreich  und  von  einer  drei  bis  vier  Meter 
starken  Lebmablageruug  bedeckt.  Nach  der  Mittheilung  des  Hern 
Riemann  wurde  in  diesem  Lager  im  Torigen  Jahre  atiob  ein  goldener, 
leider  wieder  verloren  gegangener  Knopf  gefonden;  ansaerdem  sind 
bisber  noeb  mebrere  alte  Hufeisen  von  der  bekannten  kleinen  Form 
nnd  Tiele  Knochen  von  Pferd,  Rind,  Sobwein  nnd  kleineren  ThiMa 
gefunden  worden.  Alle  diese  Beste  beben  sieb  im  Rolllager  selbst» 
meist  in  dessen  unterm  Tbeile,  nicht  in  der  aufgelagerten  Lsh» 
decke  befunden.  Wabrsebeinlich  war  an  jener  Stelle  oder  in  deree 
Nähe  etwas  oberhalb  eine  Ansiedlung  von  Menschen,  und  e«  ist 
nach  jenen  Funden  nicht  zweifelhaft,  dasa  auch  dieses  RolUager  in 
biatonscher  Zeit  entstanden  ist.  / 

Professor  Binz  berichtet  über  eine  von  ihm  angestellt* 
Versuchsreihe  betreffend  die  Wirkungen  des  £inatQ- 
mens  von  Oson  auf  Menschen  und  Thiere.  Sie  ergahen. 
dass  die  gegenw&rtig  darüber  herrschenden  Ansichten,  wonach  das 
Ozon  entweder  giftig  oder  gana  wirkungslos  sein  soll,  unhaltbar 
sind.  Das  K&here  wird  in  einer  Faohseitscbrift  veröffentUobt  werden. 

Phjslkallsclie  Section. 

Sitzung  vom  11.  Juni  1881. 
Yorsitsender:  Geh.-Rath  TroscheL 
Anwesend:  28  Mitglieder. 

Siegfried  Stein  berichtet  über  die  Ursachen  der  Gih- 
rung  zuckerhaltiger  Flüssigkeiten.    Insbesoudere  führt  er 


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der  mederrhemiBdieii  Geaelltehaft  in  Bonn. 


167 


aosy  wie  die  in  der  Lnft  enthaltenen  mikroskopisehen  Keime  eni> 
weder  die  WeingiUirang  oder  die  EssiggäbruDg  oder  die  FAolniM- 

gähruDg  hervorrufen  in  einer  solchen  Flüssigkeit,  je  nach  der 
Temperatur,  welche  dieselbe  besitzt.  Er  erläuterte  das  Verfahren 
in  den  Bierbrauereien,  wie  durch  Kaltwasser-  und  fiiskühlung  dio 
möglichst  niedri^^e  für  die  Gährung  erforderliche  Temperatur  herbei- 
geführt und  innegehalten  werde,  um  ein  gutes  Bier  zu  erzeugen, 
nnd  dies  in  natürlich  icalten  oder  künstlich  abgekühlten  Kellern 
got  erhalten  werde.  Diese  auf  wissenficbaftlichen  Foriohangen  be- 
gründete Praxis  verlangt  der  Vortragende  aneh  angewandt  za  aehen 
bei  der  Weinbereitnng,  um  in  diesem  einen  guten  Weinherbst  ver- 
epreehenden  Jahre  bei  der  Gahmng  des  Mostes  und  der  Lagerung 
des  Weines  denselben  nicht  nur  gut,  sondern  auch  haltbar  hersn- 
stellen,  frei  von  Sssigsfture  und  frei  von  Fftulnisspilsen.  Mit  geringer 
Mühe  und  ohne  grosse  Kosten  lasse  sieh  aas  gut  reif  gewordenen 
Trauben  auch  alle  Zeit  ein  schöner,  edler,  haltbarer  Wein  her- 
stellen. 

Professor  Schaa  ff  hau  se  n  berichtet  über  ein  koloRsales 
Femur  des  Pferdes,  welches  im  Jan.  1880  beim  Abtray^en 
eines  Ufers  der  Wupper  in  Elberfeld  15'  tief  unter  dem 
Hochufer,  lO'  tief  in  dem  Abhänge  desselben  im  Gerolle 
gefunden  wnrde  und  ihm  von  H.  J.  R.  Haarhaus  übergeben 
worden  ist.  Der  fettglftnaende  sebwarzbranne  Knooben  ist  46 cm 
lang  und  hat  in  der  Mitte  einen  Umfang  von  20.2.  An  einigen 
Stellen  ist  er  von  einem  Fettwaehs  bedeekt,  welches  in  der  Kersen- 
flamme  brennt;  diese  Bildung  erkürt  sich  durch  seine  «Lage  im 
nassen  Grunde.  Der  Knochen  ist  jedenfalls  neueren  Ursprungs. 
Auch  auf  einer  Insel  der  Wupper  wurden  angeschwemmte  Knochen 
vonSus,  Cervus,  EquuH  gefunden.  Einige  fallen  durch  eine  tief- 
schwarze Färbung  auf,  die  hier  künstlich  durch  in  die  Wupper  aus 
den  Fabriken  und  Färbereien  gelangte  Farbstoffe  entstanden  zu  sein 
scheint.  Herr  Professor  Wallach  fand  den  Ueberzug  der  Knochen 
stark  eisenhaltig.  Die  schwarze  Substanz  löst  sich  leicht  in  ver- 
dünnten S&uren  und  giebt  dann  eine  starke  Eisenreaktion.  Ein 
mit  Salzsäure,  der  etwas  Blntlangensalz  zugefügt  war,  übergossenes 
Knochenstückchen  Hess  angefeuchtet  deutlich  erkennen,  dass  es  durch 
und  durch  mit  Berliner  Blau  durchsetzt  war.  Sodann  legt  er  ein 
rechtes  Oberkieferstück  von  Equus  fossil is  vor,  welches  er  der  Güte 
des  Herrn  Cap itain  verdankt.  Es  ist  im  lotsten  Sommer  26'  tief 
in  einem  Thonlager  bei  H6hr  un  Walde  von  Vallendar  gefunden 
worden.  Dieser  Thon,  über  dem  6'  hoch  Bimsstein  und  IVt'  Acker* 
erde  liegen,  wird  für  tertiär  gehalten.  Der  Knochen,  mit  dem  noeh 
einige  andere  Skeleltheile  ausgegrabcu  wurden,  gehört  einem  Vor- 
fahren des  lebenden  Pferdes  an  und  zeigt  anatomische  Abweichungen 


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168 


Siteuogtberiohie 


TOB  Eqaut  eaballoa.  Das  GaonMolooh  liegt  tm  5.,  bei  dkmmm 
6.  Baekiabii.  Dm  Gebiet  ist  jagendliob,  der  biatente  Packiebii  bi 
Boob  nicbt  dorchgebroeben.  Die  Torepiingenden  Leieten  en  dar 
Aueeeneeite  der  Z&bne  find  scbmal  und  teberfkantiger  elf  liel  ditee«. 
Die  Z&hne  aind  etwaa  Ueiner,  der  erete  Backstbn  iai  34  mm  laaf, 
der  zweite  28  breit,  aie  messen  beim  lebenden  39  und  29.  Der  atarit 
gewundene  Schmelz  des  Hippotherinm  ist  nicht  vorhaoden.  Ferner 
zeigt  er  fossile  Knochen,  die  sehr  mürbe,  weiss  und  mit  Di'ndntcQ 
bedeckt  sind  aus  einer  Sandp:rul)e  bei  Oberschlag  unfern  Bodbiir^- 
Sie  lagen  in  einem  braur.<'n  Sande  unter  mehreren  Lehm-  und  Mergrl- 
schiebten  in  12^  Tiefe,  36'  über  dem  heutigen  Bette  der  Erft.  Si^ 
aiud  ibm  von  Herrn  Dr.  M.  Fuss  übersendet  worden.  Es  sind  eiji 
40  cm  langes  Sobnlterblatt,  an  dem  sieb  Einschnitte  and  feine  Kritz« 
befinden,  die  vom  Menacben  herzurübren  aclieinen,  und  ein  cm 
langer  Mittelf oasknochen  von  Boa»  ein  Unterkiefer  von  Crotta  vad 
Stfieke  einea  miebtigen  Renntbiergeweiba,  deaaen  Stunge  in  der 
Mitte  einen  Umfang  von  12 cm  bat.  Die  fiber  der  einfacfaen  AugenapraMi 
atebende  Eisaprosae  iat  87  cm  lang  and  endet  in  eine  dreiapitzige 
Sehanfely  die  Krone  bat  einen  Durcbmeaaer  von  40ero.  Die  Geweik- 
Stange  zeigt  quere  stumpfe  Eindrücke,  die  zu  weit  ause  in  and  erstehen, 
als  dass  sie  Nagespuren  sein  könnten.  Wahrscheinlich  haben  Stesse 
gegen  das  Geweih  im  Lrben  des  Thieres  sie  hervor/rebracbt.  Diese 
Reunthierreste  lagen  4'  tiefer  als  die  ührijifpn  Knochen.  Sie  sind  mit 
kleinen  und  zahlreichen  Dendriten  bedeckt,  die  sich  in  besonderer 
Schönheit  an  den  in  derselben  Schiebt  vorkommenden  kleinen  Ter^ 
witterten  Kieselgeröllen  zeigen;  über  solche  hat  der  Redner  früher 
einmal  l^riobtet;  vgl.  Yerbandl.  dea  naturb.  Ter.  1865,  Sitzb.  S.  62.  fii 
iat  bemerkenawertb,  daaa  die  nicbt  aalten  in  den  obern  8cbicktoa 
onserer  Höblen  Torkommenden  Benntbiergeweibe  kleinen  Thiereo  an- 
geboren. Aueb  der  Cervaa  Guettardi,  bei  dem  der  «rate  Aal  d« 
Geweiba  8Vt  Zoll  von  der  Krone  wageredbt  abgebt,  war  eine  kleine  Art 
and  die  inanaem  weaUUiaobenHdbleD  aob&afigen  kleinen  Ge«r«ibaliflb 
mögen  nicht  jungen  Thieren,  sondern  einer  kleinen  Art  aogebörm 
die  zoletst  aasgestorben  zu  sein  scheint,  während  die  grossen  Thiere, 
von  denen  jene  mächtigen  Geweihe  stammen,  schon  Genossen  dtr 
Glacialzeit  gewesen  sein  müssen.  Auch  in  der  Balver  Höhle  rühren 
die  grösseren  Geweihe,  die  man  in  der  dortijrtn  städtischen  Samm- 
lung sieht,  aus  der  älteren  Schicht  des  Höhlenhodens,  welche  auch 
die  Bärenreste  lieferte;  vgl.  Verb,  des  naturhist.  Ver.  1872,  S.  9d.  \ 
Aacb  Virchow  fand  bei  seiner  Untersuchung  der  BaWer  Höhle  | 
eine  obere  Schicht,  deren  Einachiuase  vielleicht  bis  in*s  Mittelalter 
TO  verfolgen  aind,  and  dann  eine  iweite  oft  bia  8*  mächtige  Schicht, 
in  der  Renntbiergeweibe  mit  Koblenatflcken  b&nfig  waren,  ao  daai 
er  auch  ohne  Sparen  menaobliober  fiearbeitang  an  den  Knoeh» 
4anuia  aof  die  Gleichseitigkeit  dea  Menaoben  and  dea  Benn  Mbktaa 


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d«r  nMerrheimtobieii  Oesellsohafb  in  Bonn.  169 


Eni  nnter  dieser  Rennthierschicht  folgte  der  die  Reste  der  Iluhlen- 
thiere  überall  eioschliessende  Höhlenlehm.  Der  Redner  hat  auf  das 
oberflächliche  Vorkommen  von  Rennthierresten  in  einer  unberührten 
Höhle  bei  Warstein  unfern  Brilon  aufmerksam  gemacht,  vgl.  Verb, 
de«  naturh.  Ver.  1877  S.  115.  Schon  früher  bat  aich  derselbe  mit 
Rooksieht  auf  deutliche  Scbriftstellen  der  Alten  su  der  Ansicht  be> 
kmimi,  dass  das  Renntbier  in  den  deutsohen  Wäldern  erst  zur  Römer- 
sait  «iisgeatorben  lei;  vgl.  Verhandl.  des  nnturbiat.  Ver.  1866,  Sitsb. 
8.  78,  ebendns.  1867  &  78,  und  Archiv  f.  Anthrop.  YIIl  1876,  8. 16. 
Brmndt  sprach  sich,  wie  schon  Sehr  eher,  in  seinen  soograph.  nnd 
pnlMontoL  Beitrftgeo,  Petersli.  1867, 8. 68  ebenso  ans  nnd  neuerdings 
Strnekmann,  Zeitsehr.  d.  dentseben  geolog..  Qesellsehaft  1880, 8. 7^, 
wftbrend  Lartet,  Lnbbook»  Nehring  und  A.  dies  bestreiten. 
Lartet  wies  anf  die  Tbatsaohe  bin,  dass  Kennthierreste  in  den 
ccltiscben  Gräbern  fehlen,  aber  so  leicht  es  ist,  die  Geweilistücke  des 
Thieres  zu  erkennen,  die  übrigen  Skelettheile  mögen  leicht  mit 
andern  verwechselt  werden.  Der  Redner  hat  bereits  1859  einen 
irn  Löss  des  Maasthals  bei  Keer  mit  Menschenresten  gefundenen 
Wirbel  als  den  des  Hennihiers  bestimmen  können,  die  Schädel  ge- 
hörten der  celtischen  Rasse  an;  vgl.  Sitzb.  der  NiederrJi.  Gesellsoh. 
vom  19.  Juni  1859  und  vom  2.  Aug.  1866.  Die  Stelle  des  Caesar, 
de  bello  Gallico  VI  c.  26,  die  Lens  auf  das  Elen,  Eichwaid 
nnf  den  Biesenhirseh  besog,  schildert^  wie  Brandt  mit  Beoht  be- 
merkt, das  Bennthier.  Sie  lautet  „Est  bos  oervi  fignra,  cigns  a 
media  fronte  inter  anres  nnnm  oomn  ezistit  ezoelsins  magisque  di- 
reotnm  his,  quae  nobis  nota  sunt,  eomibns,  ab  ejus  snmmo  sieuti 
pahnae  ramique  late  diffiindontnr.  Eadem  est  feminae  marisque 
natura,  eadem  forma  magnitudoquo  cornuum.''  Dass  die  für  einen 
Hirsch  plumpe  Körperform  des  Renns  an  den  Ochsen  erinnert,  ist 
eine  treffende  Bemerkung.  Dass  beide,  das  Männchen  wie  das  Weibchen, 
ein  Geweih  tragen  nnd  sich  dadurch  von  den  andern  Hirschen  unter- 
shceiden,  ist  el)en80  richtig;  dass  das  Geweih  in  eine  verästelte  Schaufel 
endigt,  ist  ein  drittes  bezeichnendes  Merkmal.  Nur  die  Angabe,  das 
Thier  sei  einbörnig,  ist  falsch.  Aber  Brand  l  fragt  mit  Merr em,  ob 
nicht  unum  durch  die  Schuld  des  Abschreibers  statt  utrum  stehe. 
Die  Fabel  vom  Einhorn  kann  dasn  die  Veranlassung  gegeben  haben» 
Iiieat  man  utrnm,  so  kann  man  die  Worte  allerdings  anf  die  Eigen- 
thümliehkeit  des  Bennthiergeweihs  besiehen,  indem  dasselbe  jeder* 
seile,  nachdem  es  über  der  Stime  die  Augen*  nnd  Eissprossen  ab- 
gegeben hat,  keine  8eitenftste  mehr  bildet,  sondern  mit  einer  langen, 
platten,  etwas  dachen  8tange  in  die  gesaekte  Sohanfe!  übergeht.  Das 
Mosaik  im  Louvre,  welches  ein  Renntbier  nnter  Tannen  darstellt,  be- 
weist nur,  dass  die  Römer  das  Tliier  gekannt  liabon,  welches  ihnen, 
wie  andere  ausländische  Thiere,  vgl.  Verh.  des  naturhiat.  Ver.  1878 
bitab.  S.  90,  im  Circus  vorgeführt  worden  sein  kann.   Die  Tannen 


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170 


Siisangsberiohie 


deoten  auf  ein«  Ddrdliohe  Gegend*  Stroekmann  gelangt  in  «iner 
Abbandlong,  i&  der  die  Benntiuerfnnde  in  grotter  Vdlbtiadigkal 
iniamniengestelH  ond  mit  der  Yerbreitang  des  Thicres  in  ätcnr 

historischer  Zeit  sowie  in  der  Gegenwart  verglichen  sind,  zu  d«B 
Schlüsse,  dass  die  Rennthierresto  in  den  südlichen  Theilen  Deatscii- 
lands  vorzugsweise  in  älteren  Ablagerungen,  in  den  mehr  nördlicb?: 
in  Schichten  der  neueren  Quartärzeit,  während  der  die  Yergleucb-r 
rung  des  Landes  aufgehört  hatte,  vorkommen.  Sie  sind  in  West- 
falen in  altern  alluvialen  Schichten  gefunden,  in  einem  McHMre  fOi 
Mecklenburg  fand  sich  ein  Stück  Reonthierbom,  welches  noch  zn 
Tbeü  mit  Haut  überzogen  ist  und  im  Knochengewebe  rotbe  Ge&m 
erkennen  liest,  es  ist  vom  Menschen  bearbeitet ;  TgL  Conre^bL  da 
anthr.  Ges.  1877.  S.  79.  Wenn  Torfaeus,  Remm  Oread.  bist  I 
a.  86,  berichtet,  dass  1169  die  Earls  Ton  Orkney  nadi  NordaohotÜaai 
übersetzten,  nm  in  Caitbness  das  Renntbier  au  jsgen»  so  kann  es  am 
diese  Zeit  ancb  noch  an  den  nördlichen  Grenzen  Denteehlands  gelebt 
haben.  Jene  Angabe  ist  dnrch  die  Auffindung  von  Rennthierrestes 
in  den  llniiien  alter  Burgen  des  nördlichen  Schottland  bestätig: 
worden.  Kj  sind  also  hinreichende  Gründe  vorhanden,  einen  all- 
mählichen Rückzug  des  Renn  von  Süden  nach  Norden  unzunehmer. 
Aber  nicht  nur  die  Milderung  des  Klinia's  vordrän^^te  dies«^«  Th>r 
ans  Deutschland,  sondern  die  Ausrottung  der  \Vä.lder  in  Folge  dt.* 
Urbarmachung  des  Landes  und  die  zunehmende  menschliche  Bt- 
TÖlkerung  setzte  seinen  Wanderungen,  die  es  im  Winter  aus  des 
nördlichen  Gegenden  Europa's  bis  in  das  mittlere  Deutschlaad  necä 
znr  Römerseit  an^geffthrt  haben  mag,  ein  Ziel,  fiel  der  Antfaropokifsa» 
Versammlnng  in  Berlin  1880,  vgl.  Berieht  S.  127  n.  184,  legte  Rankt 
ein  Geweihstflok  des  Renne  ans  der  oberfrinkisohen  Höhle  vea 
Fockenstein  Tor,  das  in  der  jungem  Schicht  mit  Steinwerkse^fa 
und  Knochengerfttben,  sowie  Spinnwirteln  ans  Thon  gefonden  war. 
Er  bemerkte  dabei,  dass  die  Funde  von  Giebichcnstein  den  obe^ 
fränkischen  Stein-  und  Kuochenwerkzeugen  sehr  ähnlich  seien  un: 
einer  Zeit  angehörten,  die  der  römischen  Periode  kurz  voraus  gi&g 
Nehriu":  versicherte  in  den  oberfninkischen  Höhlen  die  Reste  dti 
Kennthiers  nur  in  den  tiefem  Schichten  mit  andern  Thieren  der 
nordischen  Fauna  gefunden  zu  haben.  Die  Sache  blieb  unentschied^ 
Fraas  und  Virchow  hielten  auch  die  Herkunft  des  Stuckaa  foa 
Renn  für  zweifelhaft. 

Znletzt  legt  der  Redner  das  Werk  von  J.  D.  Whitne:f  vor:  Tkc 
aariferons  gravelsof  the  Sierra  nevada  of  California»  Css- 
bridge 1879.  Es  enthftlt  den  genauen  Fandbericht  und  awei  Analehta 
des  berühmten  Calaveras-Scb&dels,  dem  anch^Desor  in  eeiner  Schnitt 
L'homme  plioeöne  de  la  Catifornie,  Niee  1879  ein  pKooenes  Aller 
zugesteht.  Bereits  in  der  Sitzung  der  Niederrh.  GeseUsohafl  leo 


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der  nieder  rheinischen  Gesellschaft  in  Bonn.  171 

7.  Jttni  1867  sprach  Schaaffhausen  über  diesen  im  Jahre  zuvor 
gemachten  merkwürdigen  Fond  und  erörterte  seine  Bedenken  gegen 
iiescs  hohe  Alter  ncuerdingi  beim  prähistorischen  Congresse  in 
Lissabon.  Der  Schidel  lag  im  goldführenden  Sande  unter  4  Lavft- 
strömen«  Wiewobl  er  sehr  bezetebnende  Merkmale  hoben  Aliere  an 
lieh  Mgt,  wie  die  Tortretenden  BrauenwAlete,  die  primitive  Naaen* 
büdung,  den  starken  Prognatbiimus,  die  den  Naaengrund  schneidende 
Soriaontale,  so  gehört  er  doch  nach  seinem  anatomisoben  Bau,  der 
mit  der  grosaen  Gesicbtsbreite  auf  die  Eskiroo'a  hinweitt,  und  nach 
meinem  geräumigen  Schädel-Volum  mehr  iu  die  quartäre  als  in  die 
-ertiäre  Zeit.  Dieser  Saud,  in  dem  er  gefunden  ist,  enthält  zwar 
viele  tertiäre  Pflanzen  und  Thiere,  aber  auch  Reste  eines  Tapirs 
und  eines  Pferdes,  die  von  den  lebenden  nicht  verschieden  sind, 
und  soofar  steinerne  Morser  der  alten  Bewohner,  die  man  doch  dem 
Tertiärnaenscbeu  nicht  wird  zuschreiben  wollen.  Eine  Heliz,  die  am 
Schädel  angeheftet  war,  gehört  einer  in  der  Sierra  nevada  lebenden 
Art  an,  Heliz  mormonum;  ein  zweites  Stück  einer  Muschelschale 
sass  am  Gaumen  fest,  ea  ist  durchbohrt  und  darf  als  ein  Schmuok- 
geriith  betrachtet  werden.  Daas  die  fossile  Flora  diesea  Sandes  kein 
Kadelhola  aufweist»  welches  jetst  die  dort  herrschende  Baumart  ist, 
berechtigt  noch  nicht,  sie  in  eine  weit  entfernte  geologische  Periode 
in  versetsen,  sondern  mag  ebenso  in  den  Teränderten  Naturverbält» 
nissen  begründet  sein,  zu  denen  hier  die  yuikaniachen  Ereignisse 
die  Veranlassang  gaben,  wie  der  Wechsel  der  Waldflora  in  Skan- 
-linavien,  wo  in  der  Stein-,  Bronze-  und  Kisenzeit  sieb  das  Nadelholz, 
die  Eiche  und  die  Buche  gefolgt  sind.  Noch  immer  ist  es  das 
Kheinland,  wo  der  älteste  menschliche  Schädel  gefunden  worden  ist. 

Prof.  Schönfeld  machte  einige  Mittheilungen  über  die  von 
ihm  seit  1876  in  Angriff  genommene  Durchmusterung  des 
Gürtels  des  Himmels  von  2*^  bis  23^  südlicher  Deolination, 
weUdie  den  Zweck  hat,  dem  Bonner  üimmelsatlas  eine  neoe  Serie 
ton  Sternkarten  hinzuzufügen  und  zugleich  die  dahin  gehörigen,  anf 
Meridianbeobacbtnngen  beruhenden  Stemverzeichnisae  möglichst  von 
allen  grobem  Fehlern  zu  reinigen.  Dabei  hat  sich  eine,  wenn  auch 
nicht  eben  grosse  Anzahl  atftrkerer  Fixttembewegungen  gefunden, 
die  frttber  noch  nicht  erkannt  worden  waren,  obwohl  namentlich 
Argelan  der  in  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  sehr  umfangreiche 
Vergleicluiui^cn  der  verschiedenen  Kataloge  vorgenommen  hat  und 
uns  in  dem  unsern  Breiten  zugänglichen  Theile  des  Himmels  wenig 
mehr  als  eine  Nachlese  übrig  gelassen  zu  haben  schien.  Es  ist 
aber  noch  immer  eine  grosse  Anzahl  von  Sternen  vorhanden,  welche 
bisher  entweder  gar  nicht  oder  nicht  zu  zwei  hinreichend  ver- 
schiedenen Epochen  bestimmt  worden  sind,  und  unter  diesen  werden 
sich  wohl  noch  manche  starke  £igenbewegungen  finden.  Von  den 


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172 


Sitsungsbariishte 


neuerdin^  hier  aufgefandenen  tind  swei  dareh  ihr»  Grfine  \« 

geringer  flfllijrkeit  der  Objecto  bemerkeuswerth.    Die  eine  belräf. 
jährlich  2'.'21   vuid  gehört  eiuem  Sterne  neunter  Grosse  ini  Orvn 
an,  dessen  Position  für   1880  5»»  25"  23'  —  S"*  4i:9  ist.     Er  / 
früher  nur  1823  Jan.  8  von  Beseel  beobachtet,  seit  1879  akr : 
Berlin  und  Bonn  wiederholt   bestimmt  worden.     In  der  Gegtsc 
wo  er  steht,  sind  starke  £igeDbew6gungea  eine  grosse  Selteofaei 
Weit  merkwürdiprer  ist  ein  anderer  Stern  neunter  Grösse,  dess^ 
PoeitioD  far  1880       3"  39'  —  16*  48:2  ist,  oder  vielmehr  ec 
Stempaar,  denn  der  angefahrte  hat  einen  nur  wenig  tehvicben 
Begleiter,  welcher  0!8  k'  V  efldlloh  folgt  and  an  der  eturkia 
w^ng  so  voUetftndig  theilnimmt,  dasa  die  nanmehr  33  Jahn  aa* 
faaeenden  Beobachtungen  nooh  gar  kei&e  Aenderong  der  gegen»* 
tigen  Stellunpr  beider  Gomponenten  erkennen  lassen.   Die  Bevege? 
beträgt  jahrlich  3'/ 68,  und  *e«  sind  zur  Zeit  nur  neun  lürker  l^ 
wegte  Fixsterne  oder  Fixsternsysteme  bekannt,  welche  BimiDtiiei| 
hellern,   meist  sehr  viel  heilern  Grösscnkiassen  angehören.  Es 
dies  also  ein  wirklicher  Doppelstern,   wenn  auch  conventionell 
Paare  so  genannt  zu  werden  pflegen,  deren  scheinbare  Distanz  kl?!*" 
als  32"  ist;  übrigens  nicht  der  einzige  dieser  Art,  denn  es  i'- 
vier  Paare  bekannt,  deren  scheinbare  Distanz,  allerdings  bei 
viel  kleinerer  gemeinsamer  Bewegung,  noch  grösser  ist.  —  Oek' 
die  Bedeutung  derartiger  Funde  für  den  Fortschritt  oaserer  UmA- 
nisse  von  der  Anordnung  unseres  Milehstrassensystems  spn^ 
sieh  der  Vortragende  dahin  ans,  dass  aar  Zeit  ihr  Haoptiiitsw 
noch  in  dem  R&thielhaften  derartig  ezoessiT  grosser  BewegsagP 
liege,  dass  es  aber  sehr  sweifelhaft  sei,  ob  wir  durch  sie  ia 
Beantwortung  der  wichtigen  Frage  nach  der  Oesetsmftssigkeit  ^ 
Sternbewegungen  weiter  kommen  können  als  durch  die  genaiie  B^ 
Stimmung  der   weit    häurtgern   kleineu    FixsternbewegtnigeD.  & 
scheine,  als  ob  im  Fixsternsystem  die  von  den  Anziehun^'t^o 
bängifreii  und  deshalb  einem  ursprünglichen  Inipuls  zugeschneb^*"'^ 
Tangential-  oder  WurfbewegLm|:;:on  eine  viel  grössere  und  compi" 
cirtere  Rolle  spielen  als  in  dem  Planetensystem  unserer  Soooe.  ^' 
dass  man  sogar  zweifelhaft  sein  könne,  ob  die  stärkstbevegts: 
Sterne  überhaupt  in  geschlossenen  Bahnen  laufen;  und  Bian.koeB& 
ohne  sichern  Thatsachen  zu  widersprechen,  sogar  anDebroeD.  ^ 
es  Sterne  gebe,  die  in  nahezu  geradlinigen  oder  hyperbdihalie^ 
Bahnen  durch  das  Weltall  laufen,  ohne  je  wieder  in  die  Itthe  ^ 
Oerter  zu  kommen,  die  sie  frflher  passirt  haben,  analog  d6rB^ 
wegnog  der  Massen,  die  uns  ab  und  zu  als  Meteoriten  mM^ 
werden,  innerhalb  unseres  Sonnensystems,   üebefhaupt  sei  nor 
Aassicht  vorhanden,  das  Problem  der  Auffindung  eines  CentralpoBCt?? 
der  Fixsternbcwegungen  auch  nur  im  Rohen  zu  lusen,  wenn  die  ufi: 
ausserhalb  der  Grenzen  unseres  Sonnensystems  sichtbare  Weit  ^ 


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der  üiederrheinisohen  Gesellochaft  in  Bonn. 


173 


irnppen  zerrdllt,  die  in  ähnlicher  Weise  unter  sich  durch  grosse 
wischenräume  getrennt  sind,  wie  unser  Sonnensystem  von  den 
ächsten  Fixsternen.  AnderDfall«  würden  die  auf  einen  einzelnen 
tem  wirkenden  Anziehungen  der  Hauptsache  nach  unbeatimmUar 
leihen,  man  müsste  tiob  mit  der  Beatimmaog  der  Bewegungen 
merbalb  der  kleinen  Systeme  (binftre,  temftre  n.  s.  w.  Systeme, 
tembaafen  wie  Plejaden  und  Praesape),  und  bezfiglicb  des  Fort» 
«hrritens  der  Sobwerpnncte  dieser  Systeme,  sowie  der  einfachen 
teroe  mii  einer  Art  von  Statistik  begndgen.  Zuniohst  müsse  man 
esooders  eine  genauere  Kenntniss  der  Grösse  und  Richtung  der 
ewegang  unseres  Sonnensystems  erstreben,  um  den  scheinbaren 
heil  der  Sternbewegungen  von  ihrer  wahren  Bewegung  zu  trennen, 
ie  beiden  oben  besprochenen  Bewcfrungon  z.  H.  seien  grösstontheils 
irch  die  Bewegung  unserer  Sonne  erklärbar,  indem  die  Richtung 
3r  Bewegung  des  ersten  nur  21°,  die  des  zweiten  nur  8**  von  der- 
migen  abweicht,  welche  sich  zeigen  müsste,  wenn  die  vrahren  Be« 
eprungen  NoU  wären;  immerhin  bleiben  auch  so  für  jenen  noch 
'8,  für  diesen  076  als  Minimum  der  wahren  Bewegung  fibrig. 
Or  das  sweite  Stempaar  deutet  die  sehr  grosse  scheinbare  Distans 
»der  Gomponenten  auf  eine  geringe  Entfernung,  bei  der  betriebt- 
Aen  südlichen  Deolination  desselben  ist  aber  der  Versuch  einer 
iraBaxenbesUmmung  in  nnsem  Breiten  misslich. 

Prof.  von  Lasaulx  spricht  im  Anschlüsse  an  seine 
ühere  Mittheilung  über  sogenannte  kosmische  Staube 
ergl.  Tschermack's  Mittheilunficn  1881  pag.  517)  über  einen 
)lchen,  der  ihm  freundlichst  von  Herrn  Dr.  Aiph.  Stübel 
US  Dresden  aar  Untersuchung  fibergeben  wurde.  Jener 
aub  wurde  schon  im  Jahre  1863  gesammelt  und  theilt  Herr  Dr, 
•Übel  brieflich  folgendes  fiber  den  Staabregen  mit,  das  er  seinem 
«laligen  Beisetagebuche  entnimmt:  «Ich  hatte  auf  der  Ueber&hrt 
ich  Brasilien  S«  Vicente  auf  den  oapyerdisohen  Inseln  am  22.  Juli 
163  auf  dem  englischen  Steamer  «Magdalena*  bei  ruhigem  Wetter 
«■lassen.  Der  schwach  wehende  Nordostwind  nahm  Ton  Mittag 
n  28.  bis  anm  Abend  des  26.  an  St&rke  an.  Den  26.  war  ea 
higer,  das  Sonnensegcl  konnte  wieder  aufgespannt  werden;  aber 
hon  am  Nachmittag  sprang  eine  heftige  Brise  aus  Nordost  auf, 
?lche  die  Nacht  hindurch  andauerte.  Am  Morgen  des  27.  zeigte 
^h  das  Schiff  mit  einem  zimmtfarbigen  Staube  bedeckt,  der  an 
in  feuchten  Tauen  und  Rnm  mehrere  Linien  dick  haftete.  Schon 
□ige  Tage  vorher  hatte  ich  mit  dem  Kapitün  über  die  Erscheinung 
r  Staubregen,  welche  an  der  afrikanischen  Küste  nicht  selten  sein 
Uen,  gesprochen  und  von  ihm  die  Mittheilung  erhalten,  dass  er 
i  auf  seinen  14  Reisen,  die  er  awischen  Lissabon  und  Brasilien 
isgeführt,  nur  ein  Mal  beobachtet  habe.  Bei  dieser  neuen  6e* 


174 


Sitrangtberiohte 


lefenheit  fögte  er  hinsa,  datt  et  aanfthernd  unter  gleicher  pfifft 
pbitcher  Breite  gewesen  leL  Wir  beCuiden  uns  nnter  81  Vi*  ^ 
und  lß%  W.  L.;  SSO  Meilen  in  gertder  Entfernung  Ton  du  Ar 
kenieohen  Kütte,  80  Meilen  Ton  Madeirt.''   „Dieter  LokmUtit 

zu  urtbeilen**,  fügt  Herr  Dr.  Stübel  nooli  hinzu,  ^dürfte  wobl  ha 
ein  Zweifel  darüber  aufkommen  können,  dass  der  Staub  der  ifn- 
kanischen  Wüste  entlehnt  und  vielleicht  durch  eine  höhere  ci 
mehr  östliche  Luftströmung  herübergeführt  wurde.  Es- dürfte  ä» 
mikroskupisch-petro^raphische  Sammlung  aus  Afrika  sein."' 

Die  eingehende  Untersuchung  des  Staubes,  die  der  VortragcLi 
vorgenommen,  ergab  die  vollkommene  Richtigkeit  jener  Vermuthui: 
des  Herrn  Dr.  Stübel.  Der  Staub  cnUiait  nur  Beetandtbeile  vc- 
e?ident  teiTettriaober  Herkunft  und  kann  soneeh  nur  alt  feiner  G^ 
eteinadetritne  gelten,  der  durah  den  Wind  tnuieportirt  wordik  De 
Staub  ist  ein  gelbee,  feines  Pulver,  mit  sehr  schwach  bitamtnöMB 
Geruobi  das  bei  gelindem  Erhitzen  sieh  sofort  aehwftrzt  und  dadoicl 
den  Gehalt  an  organischer  Subatans  Terr&th.  Wenn  man  Od  ii 
Glasröhrohen  erfaitst,  wird  ein  stechender,  aromataacher  Gsnek 
bemerkbar.  Braune  Tröpfchen  einer  öligen  Subatans  aetzen  rieh  8i 
die  "Wände  des  Glasröhrchens  ab,  die  sich  schnell  zu  einer  feste:, 
harzähiilicben  Masse  verfestigen.  Es  kann  daraus  vielleicht  auf  di? 
Anwesenheit  verschiedenartiger  z.  Th.  leicht  sich  verflüchtigetdr 
z.  Th.  kohlenstoffreicher,  harziger  Kohlenwasserstofi'e  geschlos^^r 
werden.  Wenn  man  eine  kleine  Menge  des  Pulvers  mit  Was?:' 
auszieht  und  einen  Tropfen  hiervon  verdunstet  und  unter  dem  ^ 
kroskope  betrachtet,  nimmt  man  einzelne  ausgeschiedene  Wurfakhea 
▼on  Chlornatrium  neben  geibliohen  fasrigen  Ausscheid angen  vak> 
die  nicht  n&her  bestimmbar  waren,  aber  wohl  auch  einem  Chbri» 
«gehören  dürften.  Mit  dem  Magneten  aieht  man  ans  dem  Stesk 
eine  kleine  Menge  aohwaner  Partikelcben  anS|  die  unter  dem  üt- 
kroskope  i .  Th.  aufiaUend  rundliche  Formen  zeigen  und  mit  sik 
lebhaftem  ataUgranem  Glanse  reflektiren.  Wenn  man  aokhea^vam 
Partikelchen  mit  einem  Tropfen  Salzsäure  befSsuchtet  unter  du 
Mikroskop  bringt,  so  nimmt  mau  ein  augenblickliches  lebbafta 
Entwickeln  von  Gasbläschen  wahr,  die  man  geneigt  sein  kooDif 
für  frei  werdenden  Wasserstoff  zu  halten  und  würde  hiernach 
gediegen  Eisen  schliessen  können.  Jedoch  zeigt  sich  schon  in 
schnellen  Aufhören  der  Reaktion,  dass  hier  keineswegs  eine  Wa*>: 
Stoffen twicklung  stattfindet.  Noch  sicherer  wird  die  Entscheidus: 
dadurch,  dass  dieselbe  Erscheinung  auch  Leim  Befeuchten  zt- 
einem  Tropfen  Essigsäure  eintritt.  Hiernach  kann  also  nur  KaR- 
carbonat  die  Ursache  der  Reaktion  aein,  welchea  mit  den  sohwarzes. 
metallisch  glftnzenden  Partikelchen  oberflfichlich  verwachssD  ist.  I: 
der  That  kann  man  dann  auch  die  Vereinigung  aehwarser  Splüiff 
mit  weiaaen  Körnchen  mehrfach  u.  d.  Mikroskope  sehen. 


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d«r  niederrheinischen  Gesellsobaft  in  Boim.  175 


iitim 


schwarzen  metallischen  Partikel  umgeben  sich  in  der  Säure  mit 
einem  rostfarbigen  Saume  und  der  Tropfen  lässt  durch  Farbe  und 
Verhalten  gelöstes  Eisen  erkennen.  Der  sichere  Nachweis,  dass 
aber  kein  gediegen  Eisen,  sondern  nur  Magneteisen  vorliegt,  wurde 
noch  in  einer  anderen  Weise,  durch  Anwendung  einer  Kupfervitriol- 
lösung erbracht.  Wenn  man  zu  einer  Vorprobe  recht  feine  Eisen- 
feiltplitter  nnter  das  Mikroskop  bringt,  so  erscheinen  dieselben  mit 
einem  granen  sUblftfbigeii  Beflez,  wie  die  Magnetitkörneben  des 
Stenbei.  Bringt  man  aber  non  einen  IVopfen  der  Knpfenritriol- 
IfitoDg  aaf  die  Eitenfeile«  eo  verwandelt  sieh  a.  d.  Mikroskope  im 
«oiEinenden  Liohte '  hat  angenblieklieh  der  ataklgrane  Befles  in 
einfn  aehr  lebhaft  knpferrotken  Glans,  von  dem  aof  den  Eiien- 
bpänoben  rednoirten  Knpfer  berrührend.  Beigemengte  Magnetit* 
kSracheu  dagegen  bebalten  den  graublauen  Beflex  unverändert  bei. 
Behandelt  man  in  gleicher  Weise  die  mit  dem  Magneten  auszieh- 
baren, metallisch  glänzenden  Partikelchen  des  Staubes  mit  Kupfer- 
vitriollösung, so  erhält  man  ein  durchaus  negatives  Resultat.  Auch 
nach  mehrstündiger  Einwirkung  und  unter  Anwendunor  concentrirter 
Losung  wird  der  stahlgraue  Reflex  nicht  geändert,  es  wird  keine 
Spar  Kupfer  reducirt.  Die  Körner  zeigen  nach  längerer  Einwirkung 
nur  den  rostfarbigen  Band,  der  durch  ein  partielles  Angegriffen* 
werden  durch  die  angewandte  Lösung  bedingt  ist.  Hiernach  er- 
gibt tioby  data  keinea  der  mit  dem  Magneten  anaiiehbaren  Partikel- 
eben  ged.  Eiaen,  aondem  daaa  alle  nnr  Magnetit  aind. 

Der  ▼orhin  erw&hnte  Gehalt  an  Ealkoarbonat,  der  aich  im 
Aulbranaen  bei  der  Befeochtnng  mit  8&nre  ergibt,  ist  nnn  auch  in 
der  Form  scharf  begrenater  kleiner  BhomboSderohen  von  Galdt 
imter  dem  Mikroskope  zu  erkennen.  Sie  sind  ganz  ähnlich  denen, 
die  früher  in  dem  Staube  von  C'atania  aufgHiundeu  wurden.  Ueber- 
haupt  gleicht  dieser  Staub  in  Bezug  auf  sein  ganzes  Verhalten  und 
seine  wesentlichen  Bostandtbeile  so  auffallend  dem  jetzt  untersuchten, 
das»  man  fast  an  eine  GemeinsamkeLt  der  afrikanischen  Herkunft 
für  beide  glauben  möchte. 

Neben  dem  Calcit,  an  Quantität  bedeutend  überwiegend,  er- 
scheinen Splitter  von  Quarz  unter  gekrenaten  Nicols  mit  lebhaften 
Farben  hervorlenchtend  und  thonige,  meist  rothlich  oder  roatroth 
gefirbfte  Partikel,  die  ihr  vollkommen  indifferentea  Verhalten  nnter 
gekränzten  Nioola  dentlieh  onteraoheidet.  Frid^thbroohatüoke 
waren  nicht  mit  Sicherheit  naohanweisen.  Wohl  aber  finden  aioh 
grüne  Splitter  nnd  awar  sowohl  aolohe,  die  für  Augit,  ala  aneh  aolehe, 
die  fBr  OKmmer  gehalten  werden  mnssen«  Ganz  besondert  anffhitend 
and  nach  ihrem  Absorptionsverhalten  sicher  zu  bestimmen,  erscheinen 
kleine,  leistenförmige  Partikelchen  von  Turmalin. 

Ausser  den  mineralischen  BestandtlieiU^n  finden  sich  endlich 
auch  verschiedene  Diatomaceon  in  dem  Staube,  die  jedoch  ausserhalb 


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176 


IKIwiDgsberiolile 


nnimr  Betrtebtiinc^  liegen.  Es  enthält  alto  anoh  dieser  Staub  keiaer- 

lei  Bestandtheile,  die  auf  einen  kosmischen  UrsprnDgr  verwiesen,  es 
liegt  in  ihm  eben  nur  terrcBtriscber  Detritus  mit  organischer  Sub- 
stanz gemengt  vor. 

Ein  ganz  ph  iches  Resultat  und  somit  die  BestätigTinp  <^f- 
vom  Vortraj/cnden  ausg^esprochenen  Ansicht,  dass  die  Arnabnw 
einer  kosmischen,  der  der  Meteoriten  gleichenden  Herkunft  für  diese 
Staube  nicht  satreffend  sei,  ergab  auch  die  Untersnchoiag  einsi 
Staubregens,  der  am  26.  Februar  1879  zu  Portici  in  Italien  gefsUec 
iat,  dnrch  Herrn  Paride  Palmeri  (Annaario  deUa  R.  Senola  Sa- 
periore  di  Agricoltnra  in  Portiei,  Vol.  II  Anno  1880.  Kapc^  1881 
Tipografia  dell'  Aoead.  Reale  delle  Scienae).  Ansdraeldioh  wird  wtA 
▼cm  Palmeri  betont,  dass  ihm  der  Naehweis  ged.  Eisens  nidit  ggls^ 
dass  dis  Ton  Tissandier  erwähnten  sphirisehen  Partik»!  wfm  Emm 
wahrsoheinlM  ebenCalls  nnr  Magnetitk5niohen  waren.  Der  TerIhsMr 
der  kurzen  Notiz  stellt  eine  quantitative  Analyse  jenes  Staubst  ia 
Aussicht,  qualitativ  wies  er  nach:  in  Wasser  löslich:  Clorür,  Sulfit. 
Kalk,  Natrou;  in  Säuren  löslich:  Eisenoxyd,  Kalk,  Magnesia,  Tboü- 
erde,  Natron,  Schwefelsäure,  Kieselsäure;  endlich  im  unlötlichai 
Theilo:  Kieselsäure,  Kisenoxyd,  Thonerde,  Kalk,  Magnesia,  Kali, 
organische  Substanz. 

Der  Vortragende  legte  ferner  eine  Reihe  ganz  be- 
sonders ansgezeiohneter  Obaidianstftoke  tot,  die  Herr 
Dr.  Stühe!  dem  mineralog.  Mnsenm  so  überweisen  dis 
Oate  hatte.  Derselbe  hat  diese  ObsidianspUtter  nnd  Meke  ia 
der  Umgebung  Ton  Quito  und  anf  der  ganaen  Hochebene  tob  Eeua 
der  gefhnden.  Alle  aind  Ton  anfiallend  heller  Farbe  nnd  steBsa 
ein  sehr  vollkommenes  Olss  dar,  das  in  dfinnen  Splitteni  Hut  teUos 
und  klar  durchsichtig  wird.  Ausser  Gas*  oder  Luftporen  eothiR 
das  Glas  nur  kleine,  unter  gekreuzten  Nicola  lebhaft  polar isirecde^ 
rechteckige  Kr\'8talliten,  der  jedoch  nur  wenig  zahlreich  sind.  Gaci 
ausgezeichnet  ist  der  niuschlige  Bruch  dieser  Obsidiane,  der  besonders 
an  den  Splittern  hervortritt.  Es  finden  sich  kuglige,  mit  eigen- 
thumlichen  Eindrücken  an  der  Oberfläche  versehene  Lapilli,  auf 
diesem  Obsidian  bestehend,  zahlreich  in  losen  Stücken  im  Bimsteit* 
tnff  bei  £1  Tablon  am  Cerro  Guamaai  in  der  östlichen  CordiUere 
von  Quito.  Bruchstücke  nnd  Splitter  desselben  finden  sich  hinig 
Über  das  ganae  Hochland  von  Eonador  verstrent.  Ks  sind  disssi 
«maweifelhaft  die  WerkstattabfUle  dea  an  Pfeilspitaen  «nd  enden 
Gegenstinden  verwendeten  Matenales.  Der  au^geceielinete  mnedl^e 
Bmoh  gibt  fast  bei  jedem  Sehlage  einen  regelmiscigeB  mit  bogee- 
förmiger,  ganz  ausserordentlich  seharfer  Sohneide  veisehenen  Splitftv. 
In  Ecuador  werden  die  Obsidiansplitter  von  den  Einwohnern  «Aja- 
culqui"  d.  i.  Geld  der  Todten  genannt,  in  Columbia,  wo  sie  ehes* 


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der  oiederrheinisolien  Oeaellschaft  in  Bonn.  177 


falls  an^etroÜea  werden,  heifisen  sie  „Piedras  de  Bftyo",  Blitzsteine 
oder  Donnerkeile. 

An  einem  der  vorliegenden  Obsidiansplitter,  der  in  der  Um- 
ffebung  von  Quito  gefunden  wurde,  ist  auffallend  ein  lebhafter  blauer, 
seidenartiger  Schiller,  ganz  an  den  beim  Labrador  erinnernd.  Er 
tritt  auf  den  musohligen  Brucbflachen,  die  den  Splitter  umg^nsen, 
aUenthalben  auf,  bangt  aber  nicht  TOn  einer  bestimmten  Stell aag 
zum  einfallenden  Lichte  ab,  denn  wenn  man  eine  der  blauschiUem* 
den  Fliehen  um  sieh  selbet  dreht,  bleibt  derselbe  iinterftnderl  Die 
Uotersnehnng  eines  Splitters  dieses  labradorisirenden  Obsidians  ergab, 
dsM  die  Ersoheittimg  bedingt  ist  dnreh  lahlreiohe,  ausserordentlich 
feine  und  dicht  neben  einander  liegende  Bisse,  welche  au  den  ftst 
kreisfiteinig  verlaufenden  Sprüngen  des  musehligen  Bmobes  in  ra- 
dialer Stellung  stehen.  Gröbere  Risse  dieser  Art  sind  auch  schon 
mit  dem  blossen  Auge  sichtbar,  aber  erst  u.  d.  Mikroskope  mit  dem 
Objektiv  7  werden  die  feineren  Risse  wahrnehmbar,  welche  wesent- 
lich die  Ursache  der  Reflexerscheinung  sind.  Es  verhält  sich  die 
plasige  MaBse  des  Obsidians  wie  ein  mit  einem  feinen  Gitter  von 
Linien  versehenes  Glasblättchen  z.  B.  eine  Nobert'sche  Platte  und 
hiermit  hat  sie  auch  die  auftretenden  Erscheinungen  gemeinsam, 
die  bekanntlich  zu  den  Beugungserscheinnngen  gerechnet  werden. 
Wenn  man  das  System  feiner  Risse,  die  in  einer  solchen  Kobert- 
Bcben  Platte  eingeschnitten  sind,  (s.  B.  1000  Diamantstriche  aof  1 
Unie)  betrachtet,  so  erseheiat  im  durchfallenden  Lichte  bekanntlich 
Bin  Spektrum,  im  reflektirten  Lichte  erscheint  die  geritste  Stelle 
mit  einem  labradorisirenden  fbrbigen  Schiller.  Die  Erscheinungen 
ier  sog.  Beugungsgitter  oder  Interferensspektren  zeigen  sich  fiber- 
tiaupt  nicht  nur  bei  durcbfaHendem,  sondern  auch  bei  refleetirtem 
Lichte,  wie  hier  bei  dem  Obsidian  und  es  ist  der  Schiller  also  be- 
züglich seiner  Entstehung  auch  ^^anz  nahe  verwandt  mit  dem  Bchönc^n 
^Farbenspiel  fein  gestreifter  Oberflächen  z.  B.  der  Barton'schen  Iris- 
uiöpfe  oder  auch  des  Perlmutter. 

Der  Vortragende  legt  dann  zwei  neue  Mineralien 
'or:  den  Damortierit  und  Uiddenit. 

Der  Dnmortierit  wurde  von  F.  Gonnard  in  Lyon  entdeckt 
lod  Ton  Herrn  Damour  analysirt  Er  bildet  schön  himmel-  oder 
riolblaae  oder  auch  dunkelschwarsblaue  fasrigeBftsohel,  eingewachsen 
o  fleis<diroithem  Orthoklas,  der  mit  bronaefarbigen  GlimmerbUtttchen 
zusammen  kleine  Adern  und  Schnfire  erfüllt,  die  quer  au  der 
iehieferung  eines  aus  denselben  Mineralien  und  aus  Quara  bestehen* 
len  feinkörnigen  Gneisses  aufsetzen.  Er  findet  sich  in  einem  Stein- 
Tuche  an  der  Strasse  von  Oullins  nach  Chaponost  in  der  Nähe 
OD  Beauuan  bei  Lyon.  Die  Fasern  zeigen  einen  ganz  besonders  anf- 
allenden und  schönen  Pleochroismus.  Wenn  ihre  Längsaxe  mit  dem 
8tlBungsb.  d.  niedtrrhaln.  OeMUsoiiaft  ia  Bonn.  1881.  1^ 


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178 


SitnmgslMriolito 


Hrapteohnitte  def  nntmii  Nioolt  gibkreatt  ertebeiaMi  tb  tkf 
liimmelblaiiy  in  der  dasn  Mnkreohtea  Stettung  v(^lkoiiiiiiai  hMoL 
Unter  gekrensten  IHooli  leigen  aUe  Faiem  parallele  and  eenkreelite 

OrientiraDg  und  dürften  sonach  wobl  dem  rhombischen  Sytteme 
angeboren.  Ihre  Zusammensetzung  ist  nach  Damoar:  SiO,  =29,85, 
Alj|O,  =  6G,02,  B>203=1,01,  MgO  =  0,45,  Glühverlust  =  2,25,  wzsiKh 
der  Formel  anpasst  4  AljO,  .  SSiO,.  Mit  keinem  der  bisher  bekanntcc 
Mineralien  aus  der  Sillimanit^ruppe,  zu  welcher  das  neue  MiDcral 
gestellt  werden  dürfte,  stimmt  es  sonach  überein  und  darf  wohl  sii 
nea  bezeichnet  werden. 

Der  Hiddenit  ist  eine  scbdn  emaragdgrüne  Yarietifc  dm 
Spodumen  und  erhielt  seinen  Namen  za  Ehren  des  ersten  Eni' 
deckers  Mr.  Hidden  von  Herm  Law.  Smith  ane  LoniariUe^  dsr 
ihn  analygirte  und  beitiinmt&  Er  findet  stob  auf  einem  ffthifH 
Eaolingange,  dessen  8aalb&nder  aus  KryikaUen  von  Qnan»  Orttoldn 
Glimmer,  Bntil  und  Smaragd  gebildet  werden  im  Qranit  sa  Warna 
Farm,  Alexander  Co.,  Nord  Carolina. 

Die  langprismatischen  KiTstalle  sind  s.  Tb.  in  Qoarz  eisf»- 
wachsen  und  dit-se  zeigen  auch  Eudigungen  und  zwar  nach  Smiti 
die  Flächen:  2i^oo(021),  +  P(221)  und  oP(OOl)  wie  am  Pyroxen. 
losen  Prismeu  weisen  meist  nur  beiderseitig  verbrochene  Endir 
auf,  in  der  Zone  der  Verticalaxe  erscheinen  gewöhnlich  das  Priscii 
and  die  beiden  Pinakoidc.  Die  Spaltbarkcit  nach  dem  nabesQ 
rechtwinkligen  Prisma  ist  sehr  vollkommen.  Kach  Dana  ^*^my" 
auch  Zwillinge  nach  dem  Orthopinakoid  vor. 

Auf  der  Flaobe  der  Symmetrieebene  beträgt  der  Winkel  da 
Anslösebungsrichtung  mit  der  Yertioalaxe  26—26%  auf  den  Flicte 
des  Prisma's  misst  die  Sohiefe  20—21*.  Auch  die  lebhaft  grü^  ge- 
ftrbten  Lamellen  seigen  keinen  Pleoohroismne. 

Es  gleicht  der  Hiddenit  einem  in  der  Sammlung  dee  hiarigm 
mineralog.  Museums  befindlichen  Ton  Deeeloiaeanx  lierHihreadeB 
Spaltungsstücke  eines  brasilianischen  Spodamenvorkommena,  der 
auch  genau  die  gleiche  Auslöschungsschiefe  auf  den  Prismenfläehes 
besitzt. 

Die  Analyse  von  L.  Smith  ergab  folgende  Zasammenseisnng 
Si02=64,35;  A1,0,  =28,10;  Fe,Og=0,26;  Li,0=»7,05;  Na,0»0^ 
Glühverlust  =0,15. 

Der  Hiddenit  verspricht  als  Schmuckstein  eine  ge wiese  Be- 
deutung zu  erlangen  und  kommt  anter  dem  Namen:  LithioBeaBniagi 
in  den  EdelsteinhandeK 

Wirkl.  6eh,Bath  Dechen  macht  einige  MitthnilangeB 
über  ein  isolirtes  BasaltTorkommen  an  dem  n.  Abhänge 
des  Ebbegebirges  bei  Hervel  unweit  Herecheid,  welches 
derselbe  vor  wenigen  Tagen  besichtigt  hat.  Ans  eeiawn 


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I 


.  der  niederrh«iii2idheii  OewUtoligll  ia  Bonn.  179 

froheren  Beobachtaogen  ergiebt  sieb,  dass  sich  auf  der  0.  Seite 
des  nördlichsten  Hauses  Stamm  eine  kleine  runde  Kuppe  von  Basalt 
aus  dem  weit  verbreiteten  Lenneschiefer  (der  untern  Abtheilung  des 
Witteldevon)  sich  erhebt,  an  der  ein  alter  Steinbruch  von  2  bis  3  m 
Tiefe  horizontal  liegende  Säulen  von  8  bis  21  cm  Stärke  entblÖMt. 
Unter  densell>en  ist  das  Gestein  massig  abgesondert  und  sehr  zer- 
klüftet. Nach  der  Lage  der  Säulen  gehört  der  Basalt  einem  seiger 
niedersetzenden  Gange  en,  der  angefahr  in  St  1  (N.  —  S.)  etreioht 
und  eine  Miehtigkeit  von  mehr  ele  6  m  erreioht,  aber  nioht  gans 
aufgesehlonen  lat» 

Nahe  a.  von  Hervel  nnd  am  Fnase  dea  ateil  ansteigenden 
BSekena  der  Ebbe  liegt  eine  aweite,  kleinere  Kuppe,  an  der  Basalt 
ia  einigen  kleinen  Felsen  ansteht  nnd  mit  grossen  BU^eken  bedeckt 
ist.  Ein  Theil  desselben  ist  kleinkörnig  abgesondert,  dunkel-  und 
hellgrau  gefleckt  (Sonnenbrcnner).  Er  enthalt  kleine  Körner  von 
Olivin,  Augit  und  Magnetit  und  Einschlüsse  von  Hasaltjaspis.  Das 
Vorkommen  ist  sehr  beschränkt  und  gehört  wahrscheinlich  dem- 
eelben  Gange  an,  da  es  in  derselben  Streichungslinie  liegt. 

Jetzt  sind  diese  beiden  Stellen  durch  viele  von  der  Provinsial- 
Verwaltong  von  Westfalen  aasgeführte  Versuchsarbeiten  aufge* 
schlössen,  in  der  Absicht  hier  eine  Gewinnung  von  Beschüttungs 
Material  für  die  Strassen  einsaleiten,  an  dem  es  in  der  weiten  Ver- 
breitnng  dea  Lennesehiefers  sehr  mangelt* 

Der  Basalt  an  der  n.  Kuppe  ist  durch  4  Sohftohte  nnd  einen 
Sohnr^raben  untersucht  worden.  Dabei  hat  sieh  ergeben,  dass  der- 
aelbe  dne  Lftnge  ^on  54  m,  an  dem  n.  Ende  eine  Mächtigkeit  von 
4  m,  im  Scburfgraben  Ton  8  m  nnd  am  s.  Ende  von  10  m  besitzt. 

An  dem  n.  Ende  setzt  der  Basalt  ganz  seiger  nieder,  am  s. 
Ende  hat  er  eine  sehr  steile  Neigung  von  etwa  70  Grad  gegen  S. 
Bemorkenswerth  ist,  dass  in  der  Ldngenerstreckung  sich  eine  bis 
zu  13,6  m  niedersetzende  Schieferrippe  und  eine  zweite  kleinere  bis 
8,6  m  gefunden  hat,  die  mithin  auf  dem  Basalte  liegen  und  mit  dem 
SO  beiden  Seiten  gegen  0.  und  W.  desselben  lagernden  Schiefer  zu- 
sammenhangen. Der  Kdrper  des  Basaltes  stellt  also  einen  kurzen 
Gang  oder  einen  »lang  gezogenen  stehenden  Stock''  dar  und  erinnert 
in  8«ner  Form  und  selbst  in  seinen  Dimensionen  sehr  an  den 
Baaalt  oberhalb  des  Dilpher  Lochs  ö.  der  Strasse  von  Siegen  nach 
Rödchen.  Der  Horizontalschnitt  des  Basaltes  nnter  den  Schiefer- 
rippen wird  auf  800  qm  gesch&tat. 

Die  8.  obere  Partie,  etwa  240  m  von  der  n.  Kuppe  entfernt  ist 
durch  zwei  Stollen,  von  denen  der  tiefere  10  ra  unter  dem  obem 
liegt,  untersucht  worden.  Das  Verhalten  des  Basaltes  ist  hier  sehr 
unregelmässig.  Das  n.  Ende  ist  bereits  erreicht,  und  damit  auch  hier 
erwiesen,  dass  ein  Zusammenhang  der  beiden  Basaltkiippen,  worauf 
das  Verhalten  an  der  Oberfläche  hinzuweisen  schien,  nicht  statt 


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180 


Sikmigiberiolife 


findet  und  jede  fl&r  eieh  einen  abgesonderten  Darehbraoh  bildet.  An 
n.  finde  letgt  eioli  eine  Mme  eines  sehr  eigenihümlieben  Konglo- 
merates, welches  hauptsächlich  aus  fest  zueammengebackenen  Stücken 
▼on  Basaltjaspis  von  schwarzer  bis  hellgrauer  Farbe  besteht,  die 
grosse  rundliche  Blöcke  im  Basalt  bilden.  In  dem  obern  Stollea 
endet  der  Basalt  gangförmig,  die  Schichten  des  Schiefers  qaer 
durchschneidend  in  einer  Mächtigkeit  von  2  m.  Im  Mittelstollen 
ist  das  8.  Ende  des  Basaltes  noch  nicht  erreicht,  sowohl  auf  der  w. 
Seite  als  auf  der  ö.  Seite  ist  hier  beträchtlich  mehr  fester  Basalt 
aufgeiohlotsen  worden,  als  im  OberstoUen.  Die  HaoptmMse  dei 
Yorkonmens  besteht  ans  zerrüttetem  Schiefer,  wdeber  ton  sebaslso 
Baseltgingen  nach  allen  Riohtnngen  durohsogen  ist  Der  BeeMgf, 
kleinkörnige  Basalt  tritt  in  nnregelmissigen  Partien  mit  d«n  aadoca 
ansammen  auf. 

Derselbe  legte  einige  Schieferstfieko  Tor,  welebe 

Freiherr  F.  F.  von  Dücker  bei  Gelegenheit  einer  gericht- 
lichen Kxpertite  aus  der  Schuttmasso  des  Bergrutsches 
bei  Kaub  gesammelt  hat,  und  die  mit  z.  Th.  parallelen  Streifen, 
Ritzen  und  Schrammen  versehen  sind,  welche  sehr  an  diejenigen 
erinnern,  welche  an  Gesteinsbruchstücken  und  Geschieben  als  Spureu 
von  Gletscherwirkung  angesehen  werden.  Dass  an  dieser  SteUe  lon 
einer  solchen  keine  Bede  sein  kann,  bedarf  keines  weiteren  Beweises. 
Die  Sehuttmassen,  welche  bei  dem  Bergrutsche  in  Kaub  ia  Bewegnog 
gewesen  sind,  bestehen  aus  den  Sohieferstäoken,  welche  eich  nseb 
und  nach  von  den  höheren  Theilen  des  Abhanges  los  Kolöst  babes. 
Die  Sohrammen  und  Ritsen  können  auf  diesen  StUoken  nur  wihrsad 
der  Bewegung  derselben  ron  den  höheren  Theilen  des  Abbanges  \» 
sn  ilArer  gegenw&rtigen  Lage  entstanden  sein.  Bei  der  Wicbtigksit, 
welche  den  geschrammten  Oesehieb-  und  Gesteinsbruchstüoken  n 
der  Gletscherfrage  beigemessen  wird,  verdienen  ähnliche  Vorkomm- 
nisse,  welche  entschieden  anderen  Vorgängen  und  Ursachen  ihre 
Entbteluing  verdanken,  die  grösste  Aufmerksamkeit.  Denn  wenn 
solche  Streifen  auf  Gfsteinfsoberflächen  andere  Ursachen  haben 
können  als  Gletscher,  so  sind  dieselben  ofifcnbar  nicht  als  Beweise 
für  das  frühere  Vorhandensein  von  Gletscher  anzusehen,  sondern  et 
müssen  noch  andere  Umstände  hinzutreten,  welche  diese  Beweise 
TervoUständigen.  Ks  liegt  hierin  offenbar  die  Aufforderung,  Ritzen 
und  Schrammen  auf  Gesteinsbruchstüoken  rüeksiehtlieh  ihrer  fiat» 
stehung  mit  grösster  Sorg&lt  su  prüfen  und  sich  dabei  nicht  von 
vorgofiassten  Meinungen  beeinflussen  su  lassen. 

Derselbe  legt  eine  kleine  Sehrift  von  W.  Trenkner: 

.,nie  geognostischen  Verhältnisse  der  Umgegend  von  OanabrOck 
nebst  einer  kol.  geognost.  Karte'*  vor,  welche  so  eben  bei  Oottfr. 


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der  nie<lerrheiDi8cheu  GeselUohaft  in  Bonn. 


181 


Veith  in  Osnabrück  erschienen  ist.  Die  Karte  ht  im  Maassstnbe 
von  1  zu  120000  Bchr  gut  ausgeführt.  Dieselbe  i)ringt  deu  Teuto- 
burger Wald  von  Bevergern  in  W.  bis  Dornberg  bei  Halle  i.  W.  in 
S.  0.  und  das  Weseigebirge  von  aeincm  w.  Ende  bis  Lübbecke  i. 
0.,  die  daswiachen  gelegene  Niederung  mit  den  sablreiohen  Er- 
bebnngen  vom  Dickeberg,  dem  w.  Ende  der  Ibbenbftrener  Bergplatte 
bie  Bum  oligoo&nen  Doborg  bei  Bände  sur  Anscheaang. 

Der  äussere  Umschlag  bezeichnet  diese  Schrift  oebst  Karte  als 
„Excursionsbuch  für  Geognostcn  vou  T renkner"  und  wird  als 
solches  gewiss  vou  Nutzen  für  zahlreiche  geognostische  "Wanderer 
sein,  die  eine  Gegend  von  Nordwcstdeutschland  besuchen,  wo  so 
viele  Formationen  auf  eiaem  kleinen  Flächenraum  zusammenge- 
drängt sind. 

Auf  der  Karte  sind  folgende  Formationen  unterschieden: 
Kohlengebirge,  Rothliegendes,  Zechstein,  Buntsandstein,  Muschelkalk: 
unterer  und  oberer,  Keuper:  unterer  und  oberer,  Rhftt,  Lies:  unterer 
und  oberer,  Dogger:  unterer  und  oberer,  Malm :  unterer  und  oberer, 
W&ldorthon,  Flaromenmergel,  Hilssandstein,  Plftner,  Pl&ner  mit  Grün- 
sand, Obere  Kreide,  Oliogoc&n,  Diluvium. 

Dr.  Gurlt  legte  eine  künstliche  Conglomeratbildung 
vor,  welche  auf  dem  Bleib  ergwe  rke  zu  Lintorf  bei  Düsseldorf 
entstanden  ist  und  ihm  vom  Bergwerksdirektor  Büttgen!) ach  da- 
selbst übergeben  wurde.  Es  hatte  sich  hier  um  den  Kopf  eines  alten 
eisernen  Schiencnnagels,  mit  welchem  die  Grubenschienen  auf  den 
hölzernen  Querschwellen  festgemacht  waren,  ein  festes  Conglomerat 
von  Bleiglanz,  Schwefelkies,  Kalkspath,  Quarz  und  Schiefer  mit 
Brauneisenstein  als  Bindemittel,  im  Laufe  von  höchstens  16  Jahren 
gebildet  und  swar  aus  solchen  Materialien,  welche  s&mmtlicfa  dem 
sogenannten  Grubenklein  angehören  und  wie  sie  sich  in  den  Förder- 
atreckan  Iftngs  der  Schienenbahnen  durch  Herabialien  von  den  Förder- 
wagen nicht  selten  ansammeln.  Im  vorliegenden  Falle  war  der 
Nagel  von  saurem  Gmbenwasser  stark  angcgriflTen  worden,  wie  seine 
zerfressene  Oberfläche  leicht  erkennen  lässt,  und  das  dabei  gebildete 
Kisenoxydhydrat  hat  dann  das  Bindemittel  zur  Verkittung  der  ver- 
ßchiedenartigfin  Bruchstücke  hergegeben.  Dieselbe  ist  so  fest,  dass 
der  Kopf  des  Nagels  von  dem  künstlichen  Conglomerate  dicht  um- 
schlossen gehalten  wird,  obwohl  er  looker  geworden  ist  und  sich  in 
seiner  Umhüllung  bewegen  l&sst. 

BtediciDlBCbe  Section« 
Sitsung  vom  18.  Juli  1881. 
Vorsitzender:  Geb.-Rath  Busch. 
Anwesend:  17  Mitglieder. 

Dr.  Moritz  Nu as bäum  berichtet  über  oiuige  Beobachtungen, 
den  Nebenkern  der  Zellen  anlangend. 


182 


SitsuDgsberiohte 


Den  ersten  Fand  auf  diesem  Gebiete  machte  von  Wittich  im 
Jahre  1845  am  Spinnenei;  nach  ihm  sind  an  den  Eiern  vieler  Thittc 
aller  Klasten  fthnliche  paatagere  Bildungen  nachgewiesen  «Ofden. 
"W&hrend  aber  lovobl  fiber  die  Abknnfl  als  dber  die  Bedeutang  d« 
Nebenkemes  im  Ei  die  Tersebiedenartigaten  Aaeiehien  war  ZmX 
noch  vorgetragen  werden,  ist  die  Kenntniss  eines  ibnliehen  OebiMM 
in  den  m&nnlicben  Gescblecbtssellen  sebon  weiter  gediehen.  Ikt 
Nebenkem  in  denSpermatoeyten  iat  darch  Ton  la  Valette  8t.6eorge 
zuerst  beschrieben  worden.  Derselbe  Forscher  wies  die  Entstehung: 
der  sogenannten  Kopfkappe  an  den  Samenfäden  aus  dem  Nebenkerne 
nach.  Während  somit  bei  vielen  Thiereu  der  Nebenkern  lu  der 
Samenfadenbildung  eine  nur  untergeordnete  Rolle  spielt,  legt  man 
ihm  bei  einigen  Mollusken  und  Crustaceen  eine  grössere  BedeutuDg 
bei|  freilich  nicht  ohne  die  Annahme  zu  macheu,  dass  der  Neben- 
kem sieb  vom  Kern  ableite.  Diese  Annahme  ist  aber  keineswep 
bewiesen.  £s  hat  etwas  Paradoxes,  dass  bei  einigen  Thieren  ein 
anderweitig  als  unwesentlioh  erkannter  Zellenbestandtbeil  die  Boll» 
des  wichtigen  Kernes  übemebmen  solle. 

Eine  eingebende  Prüfung  der  EntwieUnngsrorgtUsge  in  der 
Zwitterdrüso  von  Heliz  pomatia  bat  mir  geaeigt^  dass  bier  krine 
Ansnabme  von  dem  allgemeio  gültigen  von  la  Valette  St.  George- 
seben Gesets  vorliegt.  Es  wird  der  Kern  tarn  Kopf  und  der  ZeÜee- 
leib  zum  wimpernden  Schwauzfaden  des  Spermatosom.  Der  Neben- 
kern geht  zu  Grunde  und  nicht  der  Kern,  wie  man  bisher  annehme:: 
zu  müssen  geglaubt  hatte.  —  Im  kummeuden  Herbst  gedenke  ich 
an  den  Hodenzellen  von  Astacus  fluviatilis  weitere  Untersuchunjr?!i 
über  die  Bedeutung  des  Nebenkernes  anzustellen  und  hoffe,  aucQ 
hier  den  allgemein  gültigen  Modus  der  Samenkörperentwickloiif 
naehweisen  zu  können. 

Gelegentlich  meiner  fortgesetzten  Untersnohungen  Über  die 
Anatomie  der  Drüsen  seigte  es  sieb,  dass  der  Kebenkem  nicht  aar 
sohliesslicb  anf  die  Gescbleehtsprodocte  bildenden  Zellen  besebrlskt 
seL  Wie  aber  bier  der  Nebenkern  nicht  an  allen  2«eiteD  Torbsadea 
ist»  so  kommt  er  auch  in  den  Drüsenxellen  nicht  immer  vor.  Ei 
scheint,  als  wenn  er  wie  im  jungen  Ei  ond  Samenkörper,  so  aoeh 
in  den  von  mir  beobachteten  Drüsen  dann  sich  zeige,  wenn  die  Oe* 
webebildung  beginnt.  Bei  Salamandru  maculata  ist  er  von  locki- 
ger, epiralig  gedrehter  Gestalt,  in  der  peripheren  protoplasmatischen 
Zone  der  secernirendeu  Zellen  des  Pancreas,  der  Membrana  propna 
anliegend,  um  die  70.  Stunde  nach  der  Fütterung  am  häufigsten. 
Um  dieselbe  Zeit  kann  man  ihn  in  den  Oesophagealdrusen  von 
Bana  esculenta  finden;  auch  hier  der  Membrana  propria  nahe  g<?- 
lagert  Im  Pancreas  von  Triton  taeniatus  hat  er  dieselbe  Form 
und  Lage  wie  bei  Salamandra  maonlata.  Han  kann  den  Kebeokem 
isoliren;  Bewegnngen  habe  ich  an  ihm  nicbt  beobaobtet  Im  Bepeto- 


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der  niederrbeinisohen  GeieUichaft  in  Bonn.  188 


pancreat  von  Aitacus  flnmiilis  kommt  er  in  den  fermentbildenden 
ZdUen  tot,  wenn  die  Fermentkugel  eben  dentlioh  wird;  tp&ter  iet 
er  niebt  mebr  neobiaweieen. 

Da  man  die  Nahrangtanfnabme  bei  Tbieren  niobi  abaolot 
tiebor  beberrsoben  kann,  indem  aowobl  bei  Bana  ala  bei  Salamandra 
mmeidata  reobi  b&ufig  die  eigene  abgettoosene  Epidermis  aieb  im 
Magen  der  bungemden  Tbiere  vorfindet,  eo  wird  man  aucb  an  anderen 
Zeiten  alt  70  Stunden  naeb  der  FQtterung^  Nebeokeme  in  den  Drüsen- 
zellen auffinden  können;  sie  sind  aber,  soweit  meine  Erfahrung  reicht, 
am  reichlichsten  70  Stunden  nach  einer  FleischfütterunjC^  vorhanden. 

Es  wird  darauf  ankommen,  am  lebenden  durchsichti^^en  Object 
die  Abkunft  des  Nebenkernes  zu  Btudiron ;  die  einzelligen  Drüsen 
des  Copepoden  dürften  hierfür  geeignet  sein.  Ob  der  Nebenkern 
ein  integrirender  Bestandtbeil  aller  gewebebildenden  Zellen  aeiy 
mfiaaen  weitere  Untersacbongen  lebren. 

Prof.  Fin  kelnbn  rg  demonstrirte  einen  neuen  Apparat  anr  con- 
tinnirlicben  Anwendung  sobwacber  galyanisober Ströme, 
deeten  Construction  einen  beliebig  verlängerten,  aucb  ambulanten 
Ge  brau  ob  ebne  Beecbwerden  ermögliobt  Das  Bedftrfniss,  sobwfichere 
Ströme  in  l&ngererZeitdaueransuwenden  als  es  bei  dem  berkömmlicben 
Yerfabren  der  Fall  und  bei  den  bisberigen  Apparaten  tbanlich  ist, 
hat  sich  den  Elektrotherapeuten  besonders  gegenüber  solchen 
Kraiikheitszuständen  fühlbar  gemacht,  bei  welchen  es  sich  um  die 
Indikation  einer  Erregbar keitsveränd eru n g  in  den  Empfin- 
dungsnerven  handelt.  Wo  man  Einwirkungen  auf  die  Bewe- 
guDf^snerven  beabsichtigt,  da  scheinen,  wie  schon  DuBois-Rey- 
m  o  n  d  hervorgehoben,  die  Effecte  der  Strom-S  chliessung,  Schwan- 
kongen  und  Oeffnung  hauptsftohlich  bedingend  für  die  physiolo- 
gische und  daher  auch  für  die  tberapeutiaobe  Wirkung.  Die  Tetaniairung 
das  Muskels  durcb  Galvanisirung  des  Bewegungsnerven  berubt  ja  aucb 
immer  nur  auf  disoontinuirlicben,  rasob  aufeinander  folgenden  Rei* 
anngen.  Dagegen  zeigt  siob  bei  der  Einwirkung  auf  die  Bmpfin- 
dungsnerven  als  wesentlieb  massgebend  die  Quantität  und  die 
Aodauer  der  durcb  den  Strom  aelbst  bewirkten  Erregbarkeits- 
Terftndemng,  sowohl  derjenigen  im  Anelektrotonns  wie  im  Katelek- 
trotonus.  Und  hier  lassen  sich,  wie  schon  Pflüger  gezeigt,  auch 
bei  Stromstärken,  welche  noch  keine  Zuckungen  am  Froschpräparate 
erzeugen,  doch  bereits  die  Erregbarkeitsveränderungen  in  bedeuten- 
dem Grade  nachweisen.  Physiolof^ische  Versuche  über  1  an  gda  u  ern  de 
StromwirkuDg  liegen  nicht  ausreichend  vor,  weil  das  Froschpräparat 
auch  obae  Stromwirkung  sich  zu  bald  in  seinen  Erregbarkeitsver- 
biltniesen  ändert.  Die  Wirksamkeit  noch  weit  minimalerer  Ströme 
aber,  ala  solobe  je  in  der  Galvanotberapie  bia  dabin  in  Betracht  ge- 
logett  waren,  auf  dieEmpfindungsnenren  istgana  neuerdings  duceb 


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184  Sitsungsberioliie 

die  Venraehe  der  Kommisston,  welche  die  französ.  Akademie  der 
Medizin  behufs  Prüfung  der  metalloskopischon  Erscheinuugea  nieder- 
gesetzt hat,  zu  Tage  getreten.    Anderseits  ist  es  eine  bei  der  bisher 
üblichen  Anwendung  mehrerer  z.  B.  Stöh rer'scher  Elemente  häufigt* 
Beobachtung,  dass  auch  sogenannte  massige  und  schwächere  Ströme 
von  neuralgischen  Krauken  nur  kurze  Zeit  ertragen  werden,  onaa- 
genehme  Reizuugseraoheintingen  schon  bald  nach  der  SchlieMiaf 
an  der  Kathode  hervorrufen,  und  dass  der  Oeffnaiig  dee  SirooMS 
dann  anch  an  der  Anode  eine  negative  Modifikation  von  emgente 
Wirknng  folgt»  welohe  besondere  bei  Nearalgien  nnd  verwandien  Ze- 
etinden  den  Zweok  des  guisen  VerfSüirena  vereitehi  kann.  Gende  bei 
diesenZattftnden,  welche  die  Yerwertbang  des  Anelekirotonnn  indinnn, 
ist  die  Anwendung  langdanernder  tohwaoher  Strdme  erwfiasehi 
Die   physiologischen  Bewegungserscheinungen  des  Anelektrotonni 
gehen  an  sich  viel  langsamer  vor  sich  als  diejenigen  des  Katelektr»- 
tonus  ;  praktisch  bedeutsamer  aber  ist  die  klinische  Thatsache,  df&i 
bei  Hyperästhesien  eine  kurze  und  intensivere,   von  lebhaft^jn  Em- 
pfindungen begleitete  Einwirkung  leiclit  Reactionserscheinungen  ijB 
Sinne  einer  Steigerung  des  Leidens  nach  sich  zieht  und  im  gün- 
stigsten Falle  die  erzielte  Herabstimmuug  der  krankhaften  örtlichen 
£rregbarkeit  nur  von  kurzer  Dauer  su  sein  pflegt.    Diese  kotts 
Dauer  der  durch  die  jedesmalige  bis  zu  15  Minuten  dauamde  SttM* 
anwendnng  augenblicklich  bewirkten  Schmerzbefreiung  Yeraalaeitf 
eine  an  Cardialgie  leidende  Kranke^  Ton  dem  Retoentea  die  Ilnenhif 
fnng  eines  am  Körper  tragbaren  Apparates  cur  daaerndea 
Eneogung  elnee  eoh  wachen  Stromes  au  erbitten.  Ein  nach  Brb^ 
Vorgang  gemachter  Versneh  mit  einem  versehUossbaren  Zinkkoblen» 
demente,  welohes  in  der  Tasche  getragen  mit  den  ApplleaiionaetelleB 
in  leitende  Verbindung  gesetzt  wurde,  brachte  die  gewünschte  Wir» 
kung,  ermiithigte  aber  wegen  der  technischen  Schwierigkeit  und  Un- 
bequemlichkeit des  Verfahrens  nicht  zur  Wiederholung.  Glücklicher 
erwies  sich  dagefjen  ein  V^ersuch,  galvanische  Plattenelemente  mit  Be- 
nutzung schwachsauer  angefeuchteter  Filzlamellen  zur  Zwischenleitong 
in  gut  isolirender  Fassung  und  in  Form  eines  am  Körper  unmittel- 
bar getragenen  Qürtelapparates  anzuwenden.  Mechaniker  Es  ob- 
bäum  hierselbst  Tcrfertigte  auf  des  Referenten  Wunsch  solche  Zin^ 
Kapfer*£lemente  von  je  86  grm  Gewicht,  6V«  om  L&nge^  8  tm 
Breite  nnd  1  cm  Dicke »  deren  jedes  etwa  Vs  StrooialiriEe 
eines  St  5  hre  raschen  Elementes  b^sitet  und  deren  8  bia  10  iaFonn 
eines  leichten,  l&ngs  der  Wirbelsftule  oder  nm  den  Leib  ala  Glkitel 
getragenen  Bandstreifens  ohne  irgend  welche  BeUstigung  Tag  oder 
Nacht  über  in  beliebiger  Zeitdauer  anzuwenden  sind.  Diese  Ele- 
mente, deren  Stromstärke  Referent  an  einem  Galvanometer  demoo- 
strirtC;  zeichnen  sich  durch  grosse  Stabilität  des  Stromes  aus,  zeigen 
erst  nach  6  Wochen  eine  Abnahme  ihrer  Leistuug  und  erforden 


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der  niederrheiiiischen  Gesellschaft  in  Boun.  185 

dann  eine  Wiederherstellung  der  Metallflächo,  welche  von  der  die 
Filzschicht  tränkenden)  1  :  20  verdünnten  Schwefelsäure  nur  sehr  all- 
mählich angegriffen  werden.  Die  Construction  des  galvanischen 
GArielapparate  ermöglicht,  da  jedes  Element  mit  besonderem  Lei- 
toBgtaaiatse  nach  anaeen  Tenehen  ist,  die  Ansschaltung  einer  be- 
liebigen Zahl  der  darm  enthaltonen  Blemente,  so  dats  der  Kranke 
selbst  die  Stromstärke  in  gewissen  Abstnfangenregnliren  kann.  Beide 
Elektroden  werden  mit  einem  Uebersnge  von  Fenersehwamm  m- 
sefaen.  Die  Isolimng  der  Etementenreihe  ist  durch  Umhüllung  der* 
selben  nlit  Gattapcrcha  hergestellt.  Bei  der  bisherigen  Anwendung 
des  Apparates,  welche  sieh  auf  vier  Fälle  von  Neuralgie  und  einen 
von  rheumatischer  Il^Tzneurose  erstreckte,  äusserte  sich  zuweilen 
schon  nach  Istündiger  Anleitung  schnjcrzhafte  Ilautrftizimg  an  der 
Kathode,  wenn  deren  Applikationsfläche  nicht 
möglichst  breit  genornmf3n  wurde.  An  der  Anode, 
welche  in  den  behandelten  Fällen  auf  die  leidende  Stelle  seihet 
£xirt  wurde,  trat  auch  nsoh  mehrstündiger  Anwendung  nie  eine 
so  starke  Hautreizung  ein,  dass  man  sn  der  hier  nnerwünschten  Ver- 
grösserung  der  Eiuströroungsfliche  gezwangen  gewesen  w&re. 

Naoh  den  Eriahmngen,  welche  Referent  bis  jetst  mittelst  des 
Apparatee  gemacht  hat»  ist  letzterer  sehr  geeignet,  bei  chronischen 
Nenrosen  im  Bereifthe  der  Empfindungsnerven  und  be- 
ionden  bei  den  eigentlichen  Neuralgien  Tortreffliche  Dienste  zu 
leisten  nnd  dem  praktischen  Arzte  die  therapeutische  Verwerthong 
des  galvanischen  Stromes  in  erweitertem  Maasse  ohne  die  bisherigen 
übermässigen  Opfer  an  eigener  Zeit  zu  ermöglichen. 

Dr.  Kocks  Io?t  eine  von  ihm  construirte  Axenzug- 
zange  vor,  bei  welcher  die  starke  Dammkrümmung  dicht  am  Peri- 
neum liegt  und  bei  welcher  durch  eine  einfache  Drehung  des  Schlosses 
der  geoägende  Löffelschluss  erzielt  wird,  welcher  sonst  bei  der  hier 
ausgeführten  Construction  der  Zange  fehlte.  Dio  mit  dem  Instru- 
ment ausgeführten  Operatk>nen  beattttigen  die  Erfahrungen  Taf- 
nier'sy  Saenger's  u.  A.,  dasi  die  Extractionen  bei  r&amlichen 
Missverhftltnissen  nnd  hochstehenden  Köpfen  in  fiberratchender 
Weise  leicht  ausführbar  sind,  so  dass  die  Prinzipien  das  Axenzuges 
grfiasere  Aufmerksamkeit  Tcrdienen,  als  ihnen  bis  jetst  in  Bentsch- 
land  zugewandt  wurden. 

Allgemeine  Sltsang  wem  1.  Angami  1881. 

Vorsitzender:  Dr.  Leo. 

Anwesend:  16  Mitglieder. 

WirkL  Geh.-Bath  von  Dechen  trug  einige  Bemerkunp^en  über 
Bimsateinaande  im  Weaterwalde  Tor.  Seitdem  Fridolin 


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186 


Sitcnngtberiebta 


Sandberger  in  einem  Briefe  vom  SO.  Juni  1848  an  dem  Geheim- 
rath  von  Leonhard  die  Gründe  entwickelt  liat,  welche  gegen 
die  Entstehung  der  Bimssteine  auf  dem  Westerwald« 
selbst  sprechen,  ist  die  Ansicht  allgemein  angenommen  worden,  dass 
8ie  aus  der  Umtregend  des  La  ach  er  See 's  dorthin  gelani^t  ein«! 
Der  Kedner  selbst  hat  in  dem  geogDost.  Führer  zu  dem  IdiachfT 
See  und  seiner  vulkaniscbeD  Umgebung  (1864)  Tenadii,  dl6M  Ab- 
nohi  durch  den  Nachweis  des  räumlichen  Zusammenhanges  der 
Bimssiein-Ablagenmgen  yon  dem  Ncawieder  Becken  eos  bis  in  dn 
Westerwald  so  ^nntentfitsen. 

Dr.  0.  Angelbi«,  dem  leit  einigen  Jahren  von  Seitan  der 
KdnigUehen  Geologieehen  Lendeeanstalt  der  Auftrag  geworden  M, 
den  Wetterwald  geologieeh  aufsunehmen  und  tu  kartiren,  iet  dioih 
dieee  spesiellen  Untersuchungen  su  der  Ansieht  geführt  worden,  dass 
ein  sehr  wesentlicher  Unterschied  zwischen  den  Bimt* 
Steinsanden  des  VVesterwaldes  und  des  Laacher  See*i 
besteht.  Diese  letztern  lagern  bekanntlich  ihrer  Hauptmasse  nach 
auf  dem  Löss  der  Bonst  jüngsten  geolofrischen  Bildung 
unserer  Rheingegeuden,  oder  wechsellagcrn  mit  demselben  an  einigea 
Stellen.  Die  Bimssteinsande  des  Westerwaldes  gehören  dagiegeo, 
ebenso  wie  die  Trachyttuffe  des  Siebeugebirges  —  welche  gleichfiJls 
Bimssteinstücke  in  Menge  enthalten  —  den  mittleren  tertiären, 
Braunkohlen  führenden  Schichten  (oberoligooin oder  — m**) 
an  und  aind  mithin  aehr  viel  Alter  eb  die  Bimeateine  tos  Hee» 
Wied  und  vom  Laacher  See.  Den  Beweise  f8r  diese  Ansieht  bat  Dr. 
Angelhis  durch  die  Beobachtung  geliefert,  daaa  die  ftimeitrinesiids 
mit  den  fibrigen  tertiären  Sehiehten  und  den  Brmnnkohlenlagem  dee 
Westerwaldes  unter  dem  jüngeren  (sogenannten  Daebbaaalt)  liegen. 
Bei  dem  Mangel  natürlicher  Aufschlüsse  ist  dieser  Beweiss  erst  tcI: 
ständig  durch  einige  Schui  IVersuche  geführt  worden,  welche  Kedner 
unter  der  gefallig»ui  Führun;(  von  Dr.  Angelhis  am  14.  v.  M.  be- 
sichtigt hat.  Sie  liegen  an  dem  Abhänge  des  Kohlhack  und  Latt^c- 
del  auf  der  linken  Seite  des  Elhhachs  bei  Langendernbach,  zwisches 
Hadamar  und  Westerburg.  Die  Bimssteinsande  bedecken  den  Basalt 
von  Lattendel,  während  sie  am  Kohlback  von  der  steilen  bis  S& 
Qrad  überhängenden  Wand  des  Basaltes  bei  horizontaler  Schichten- 
läge  abgeschnitten  werdeoi  so  dess  hier  unzweifelhaft  dieser 
(Dach)-Basalt  jflngeren  Alters  als  die  Bimssteinnblnge- 
rnng  ist.  Dadnrohwird  dieselbe  aber  als  den  tertiären  Schicht 
ten  des  Westerwaldes  angehörig  charakterisirt.  Die  Beriebfel- 
gung  eines  allgemein  angenommenen  Irrthums  legt  reoht  aehlagend 
die  Wichtigkeit  und  Nothwendigkeit  der  genauesten  DurebfbrsehuBK 
der  geologischen  Verhältnisse  dar,  wie  solche  von  der  Königl.  Geolo- 
gischen Landesanstalt  unter  Benutzung  der  Generalstabskarten  im 
Massstabe  von  1 : 25,000  bewirkt  wird.   Dem  Redner  war  es  nicht 


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der  nie^errheiDiichen  Geaellaobaft  in  Bonn. 


187 


Tergonnt,  bei  Bearbeitung  der  Karte  im  Matettabe  Ton  1:80,000 
and  bei  dem  gerade  in  dieser  Gegend  in  den  Jahren  1866—1866 
noeh  bdehst  mangelhaften  KartenmateriaU  diesen  Irrthnm  anfrn- 
U&ren> 

Dr.  Deiohmüller  sprach  über  den  grossen  Kometen 
1881  b.    Die  erste  Nachricht  von  diesem  Himmelskörper  kam  durch 
ein  Kabeltelepramm  des  Astronomen  Gould  in  Cordoba  (Argent. 
Kepublik),  welches  sein  Erscheinen  auf  der  Südhalbkugel  meldete. 
Durch   die  beifrcfügte  Bezeichnuutr  ..Komet  1807**  und  die  Angabe 
seines  Ortes  zur  Zeit  der  ersten  Beobachtung  waren  die  näher unga> 
weisen  Bahnelemente  des  Kometen  schon  gegeben  und  es  konnten 
Zeit  ond  Ort  seines  firscheinens  auf  der  Nordbai bkugel  voraosbe- 
rechnet  werden.   Am  22.  Jani  wurde  der  Komet  in  Europa  snerst 
beob«cbtety  und  da  er  für  unsere  Breiten  sehen  etrcumpolar  war, 
so  konnte  er,  wie  noeh  jetzt,  zu  jeder  Nachtzeit  beobachtet  werden. 
Beprftsentirte  der  Komet  an  diesem  und  den  n&ehstfolgenden  Aben- 
den wegen  der  Nfthe  seiner  unteren  Cnlmination  noch  keine  auf* 
iallige  Ersdieinung,  so  erreichte  er  dies  Tennöge  seiner  rapiden 
Bewegung  nach  Norden  —  damals  über  4  Grad  täglich  —  doch 
sehr  bald,  und  am  2(j.  Juni,  als  er  eine  nurdliche,  Declination  von 
57  Grad  erreicht  hatte,  also  selbst  in  seiner  unteren  Cnlmination 
noch  18  Grad  über  dem  Horizont  stand,  erschien  er  in  der  vollsten 
Entfaltung  einer  Pracht,  wie  wir  sie  nur  selten  an  Himmelskörpern 
zu  sehen  gewohnt  sind.    Der  Komet  entfaltete  damals  einen  au 
seinem  Ende  etwa  3 — 4  Grad  breiten,  nach  dem  Kopfe  zn  konisch 
verlaufenden,  in  umgekehrter  Richtung  an  Intensität  gleichmässig 
abnehmenden  Schweif,  dessen  (in  Bezug  auf  die  t&gliche  Bewegung) 
Toransgehende  Grenze  eine  scharf  abschneidende  gerade  Linie  bildete, 
welche,  da  der  Komet  nahe  gegen  Mittemacht  in  seiner  unteren 
Cttlmination  war,  senkrecht  zum  Horizont  stehend,  in  ihrer  Vei^ 
lingerung  auf  die  Bichtnng  nach  der  Sonne  traf,  womit  allein  jedoch 
noeh  nicht  bewiesen  ist,  dass  der  Sehweif  direct  von  der  Sonne 
abgewandt  war.    Seine  augenfällige  Länge  betrug  damals  20  Grad, 
wu8  unter  der  Hypothese,  dass  der  Schweif  im  Radius  vector  liegt, 
einer  Lnnge  von  nalie  3  Millionen  ^leilen  entsprechen  würde.  Die 
der  nachfoli^^endcn  Grenze  zunächst  la^jernden  Schweifpartieenschlossen 
nicht  mit  einer  gradeu  Linie  so  scharfbegrenzt  ab,  vielmehr  bogen 
in  etwa  Vs  der  Länge  diese  Scbweiftheile  nach  Westen  ans,  allmäh- 
lich erlöschend,  sodass  sie  fast  den  Eindruck  eines  zweiten  in  dieser 
Hichtung  herausschiessenden  Strahles  machten;  doch  erschien  die 
Trennung  Yon  der  Hauptrichtung  nach  Norden  nicht  bestimmt 
K^nug,  um  einen  zweiten  Schweif  anzunehmen.  —  Interessante 
&seheinungen  zeigte  auch  der  Kopf  des  Kometen.  Der  intensiv 
leuchtende  eigentliche  Kern  erschien  durch  die  dem  Redner  zu  6e- 


186 


V 

SiUangsl)erichte 


böte  stehenden  optischen  Hülfamittel  nicht  fixiteroartig.  sovtei 
als  kleines  planetarisches  Scheibclien,  und  war  unigebcu  von  einer 
glcichiniissip,  aber  nmltcr  als  die  n&chsten  Schwcifpartiecn  leuchtet- 
don,  nahe  krcisforniij::  um  den  Kern  sich  laj^ernden  Coma  von  etv* 
15  Bogenniinuten  Durchnriesser,  die  dann  an  der  Ansatxstelle  da« 
Schweife»  allmählioh  in  jene  überging.    An  den  Kern  setzte  sic^ 
die  nach  der  Sonne  zu  gerichtete,  etwa  1  Bogenminuten  hohe,  aber 
einen  Periphorietbeil  von  etwa  60  Grad  umfassende  Auastrablmif. 
Im  Oegenstto  su  den  Ertoheinangen  an  friUier  beobaehteten  Koinetn 
bei  denen  dieses  Pb&nomen  (wie  e.  B.  beim  DonatiechcA  Komelm) 
wirkliob  aas  einielnen  bocbherauseehiesaendcn  8trable%  die  ekL 
dann  allm&hlich  nmbogen  and  matter  werdend  im  Scbweif  Tcrliefo. 
bestand,  erschien  es  bei  unserem  Kometen  mehr  büsdiel-  nie  etnUce' 
formig  und  war  —  wenigstens  Ins  Anfiuig  Joli  —  von  den  ob- 
liegenden  Tbiikn  der  Conm  durch  ein  intensiveres,  gleichmäs^ij^e^' 
Leuchten  bis  zu  seinen  iiussorsten  Theilen  scbarf  begrenzt^  so  da«3 
nach  dem  Anblick  ein  Zusaramenhang  oder  gar  ein  Üeberq-anir  der 
beiden  Theile  ineinander  nicht  anzunehmen  war.  Erst  als  der  Korne: 
gegen  Mitte  Juli  wesentlich  matter  zu  werden  beo^aiin  und  dairi: 
auch  die  Grenzpartieen  dieser  Ausstrahlung  an  Intensität  stark  ab- 
nahmen,  waren  die  Uebergänge  nicht  mehr  so  scharf  markirt  ocd 
ein  allmähliches  Verlaufen  der  schwächer  werdenden  Ausstrablaog 
in  die  umliegenden  Materien  scheinbar.  Bei  Beginn  dieaaa  Stadiow 
breitete  sieh  die  Aussirahlang  anch  auf  einen  grösseren  Peripbem- 
tbeil  ans,  so  dass  sie  jetat  wohl  ein  Winkel  von  120  Grad  amacMesi 
AuffiUlig  war  endlich  noch  die  am  4.  Joli  bemerkte  I>reliung  dsi 
gesammten  Aasstrahlangs-Phftnomens  im  PosiUonswinkel  tim  etva 
60  Grad,  so  dass  ihre  mittlere  Partie  jetzt  nach  einem  uvi  dieses 
Winkel  westlich  von  der  Sonne  gelegenen  Puncte  gerichtet  war 
Ausser  den  1k  zeichneten  wurden  wesentliche  Veränderungen  an  der 
81)  charakti'risirten   Form  der  Erscheitmng  nicht  wahrgenommei 
der  Kopf  nahm  an  Intensität,  der  Schweif  an  Länpe  und  Iiitcn-<itä*. 
in  dem  erwarteten  Verhältuiss  zu  der  aunehmcudcn  Entfernung  dt' 
Kometen  von  Sonne  und  Erde  ab.  —  Von  den  Untersuobaagea 
über  die  chemische  Beschaffenheit  des  Kometen  ist  noch  wenig  Za- 
Terl&ssiges  veröffentlicht  worden;  was  aber  bekannt  geworden,  be- 
stätigt die  auch  bei  früheren  Kometen  gewonnenen  ErgebnistOy  dass 
wir  es  hier  meist  mit  Kohlenwasserstoffverbindungen  zu  thnn  habsn. 
Wie  wir  überhaupt  Über  die  Bewegongsverhiltnisse  der  KMetee 
besser  unterrichtet  sind,  als  über  ihre  Katar,  so  dürfen  wir  aneh 
bei  unserem  Himmelskörper  in  dieser  Richtung  bessere  and  taver> 
l&ssigere  Ergebnisse  erwarten.    Vor  allem  bürgt  der  Umstand,  dass 
der  Komet  einen  scharf  begrenzten  Kern  aufwies,  dass  er  vor  und 
nach  seinem  Perifel  Beobachtungen  gestattete,  die  insgesammt  cin^L 
Zeitraum  von  nahe  drei  Monaten  umfassen  werden,  und  dasi  er 


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der  niederrbeinitohen  Getellidiftft  in  Bonn. 


189 


?n(ilich  den  Beobachtungen  auf  der  Nordhalbkugel  so  günstig  stand, 
lass  ausgedehnte  Reihen  guter  Meridianbeobachtungon  angestellt 
Verden  kannten,  für  recht  befriedigende  Ergebnisse,  welche  die 
inzustellenden  Untersuchungen  über  seine  Hahn  ergeben  werden.  — 
Jie  ersten  vorläufigen  Bestimmungen  der  Kahnelemento  des  Kometen 
latien,  wie  schon  erw&hnt,  eine  so  grosse  Aehnlichkeit  mit  denen 
les  grossen  Kometen  von  1807  ergebeo»  dass  vielfach  die  Ansicht, 
)eide  Kometen  seien  identisch,  ausgesprochen  wurde.  Wenn  man 
lie  Vertbeilnng  der  Kometenmaterie  im  Weltenraume  als  eine  tu- 
HUtge,  also  im  grossen  und  ganeen  gleiehmftssige,  annimmt,  so  ist 
Ulerdinge  die  Wahrscheinliebkeit,  dass  mehrere  Kometen  dieselbe 
Bahn  besehreiben,  unendlich  klein.  Nimmt  man  aber  an,  dass  die 
Someten  Theile  eines  grösseren  Massencomplezes  sind,  so  kann  man 
liese  Erscheinung  recht  gut  erwarten.  Dabei  ganz  abgesehen  von 
len  Pftllen,  bei  denen  durch  innere  oder  äussere  Kräfte  eine  Theilung 
ier  Kometen  stattgefunden  hat,  wie  dies  beim  Bielaschen  Kometen 
Twieseii,  bei  anderen,  welche  vermöge  ihrer  geringen  Perifehlistanz 
iie  Sonuen-Atmosphare  mit  erjormer  Geschwindigkeit  zu  durchlaufen 
laben,  und  dadurch  ähnliche  Vorgänge  wahrscheinlich  gemacht  sind. 
Solche  Fälle,  wo  also  Kometen  nahe  dieselbe  Bahn  beschreiben  und 
loch  die  Indentität  ausgeschlossen  ist,  fehlen  nun  in  der  Geschichte 
Ier  Kometen^Astronomie  thatsächlich  nicht.  Ausser  dem  schon  an- 
jefuhrten,  bieten  die  beiden  Kometen  1867  III  und  V  ein  Beispiel 
bieför.  Ber  uns  augenblicklich  interessirende  Komet  wird  im  Verein 
mit  dem  von  1807  die  Zahl  dieser  FUle  vermehren.  War  es  schon 
loreh  die  Bahnbestimmung  Bossels  von  dem  grossen  Kometen  1807 
inwahrscheinlich  gemacht,  dass  jener  Komet  eine  nur  74jfthrige 
Qnilaufszeit  habe,  so  erscheint  die  Ansicht,  dass  wir  es  hier  mit 
Müem  neuen  Himmelskörper  zu  Ihuu  haben,  jetzt  noch  besser  be- 
iründet.  Redner  hat  nämlich  die  äussersten  der  von  letzterem 
Himmelskörper  bekannt  gewordenen  Beobachtungen  —  die  erste 
Melbourne,  Mai  23,  und  die  letzte  Bonn,  Juli  18  —  unter  der 
ilypnthese  einer  parabasischen  Bahn  discutirt  und  ßndet  eine  so 
befriedigende  üebereinstimmuug  mit  den  Beobachtungen,  dass  das 
gleiche  von  einer  elliptischen  Bahn  von  der  geforderten  £xcentricität 
ucht  erwartet  werden  kann. 

■ 

Dr.  J.  Lebmann  legte  einige  grössere  D&nnsehliffe 
von  Grannliten  aus  dem  Königr.  Sachsen  vor  und  knüpfte 
^nm  kurze  Bemerkungen  über  die  Structur  der  Oranulite.  Es 
wurde  bezugnehmend  auf  frühere  Mittheilungen  crlantert,  dass  die 

einzelnen  das  Gestein  zusammensetzenden  Gemengtheile  ihrer  Bildurg 
■>aeh  nicht  gh.«ichalterig  sind.  Als  nicht  primäre  Bestandtheile,  soii- 
^*-'rn  erst  in  Folge  einer  Metamorphoso  ausgebildet,  wurde  ein  Theil 
^es  Quarzes  und  der  Maguesiaglimmer  bezeichnet.   Die  anscheinend 


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190  Sitoaugsbericbte 


brochlos  gefältelten  Quarzlamellcn  sind  nur  in  einrelncn  Fälleti  tot 
der  FälteluDg  bereits  vorbanden  gewesen  und  dann  in  zablrekbc 
Stücke  zerbroebea,  in  den  meisten  Fallen  hat  sich  der  Quarz  er«: 
nach  oder  w&hrend  der  Faltung  ansgetohieden  und  pflegen  daiua  di< 
Qqanlame]]en  an  den  UmbiegungMtellen  stark  Terdieki  wa  Min.  b 
letaterem  Falle  bestehen  die  Lamellen  ans  einem  TielfiMli  ▼ersabstaa 
Aggregat  von  Qaarskidividaeni  seltener  sind  sie  einbeitlioh  oad  wirlBet 
dann  anf  polarisirtes  Licht  in  allen  Theilen  gleichmissig^  ein.  Der 
brenne  Hsgoesiaglimmer  ist,  abgesehen  Ton  suweilen  wahmekmlwra 
ganz  gorin<:jfügigen  Knickungen  und  Biegungen,  von  der  Faltung  nicLi 
beeinflusst  worden  und  erweist  sich  dadurch  als  jüngere  Aussehe. - 
duns:.  —  Sehr  bemerkenswerth  ist,  dass  maniihe  feinkr>'s»talliiiiscbr 
Graiuilite  nicht  völlig  geschlossen  sind,  sondern  die  einzelnen  Feld- 
spath-  und  Quarzköruchen  sich  nur  theilweise  berühren  und  dnrcL 
lufterfüllte  fiino  Zwischenräume  von  einander  getrennt  werd^a- 
Dennoch  ist  die  Festigkeit  dieser  Gesteine  und  gleichfalls  ihre  H&rl< 
eine  sehr  hohe.  Solche  Massen  sind  durchdringbar  für  Flüsig* 
keiten  und  sangen  namentlich  Oele  leicht  ein.  Gans  besonders  saf- 
fiUlig  macht  sich  das  bei  der  Prftparation  Ton  Dinnsehliffen  bt* 
merkbar,  wenn  man  dieselben  nicht  in  Canadabalsam  emachaiht* 
sondern  mit  einem  transparenten,  schnell  trocknenden  Lneke  fiher 
aieht.  Dieser  dringt,  wenn  das  Mparat  nicht  knrs  Torher  bdk 
Alkohol  genettt  wurde,  sondern  ausgetrocknet  ist,  nur  an  ds 
B&ndem  des  Präparates  in  die  Fugen,  aus  welchem  die  Luft  eri- 
weicht,  ein,  während  in  den  mittleren  Theilen  die  Luft  eingeschlöss-: 
und  infolge  theilweiser  totaler  Reflexion  des  Lichte«  erkennbar  wini 

Professor  Scha  äff  ha  usen  legt  die  ilim  vom  Grafen  Zt- 
wisza  aus  Warschau  zugesandten  Photographiee n  vol 
bearbeiteten  Mammuthknoohen  aus  einer  Höhle  b«; 
Krakau  vor.  Es  ist  eine  Rippe  mit  Einschnitten,  die  an  eicen 
JSnde  von  beiden  Seiten  flach  sugesohliffen  ist,  und  ein  Stüok  Stow 
sahn*  mit  feinen  Strichen,  das  an  einem  Ende  nach  Art  eine«  Feeer- 
steinkernes  abgespalten  ist,  was  der  Redner  indessen  f&r  einm 
natfirlichen  Bruch  h&lt.  Dass  man  so  selten  an  Mammothknoehea 
die  Spur  der  Menschenhand  findet,  erklftrt  sieb  wohl  ans  dem  msist 
Ycrwitterten  Zustande  derselben.  Man  kann  aber  nicht  besweiMs, 
dass  die  in  Höhlen  von  Frankreich,  England,  Belgien,  Deutschland 
und  Polen  gefundenen,  aus  Elfenbein  geRchnitzten  Gegenstände  au- 
füS5?ileni  Mammuthzahn  gearbeitet  sind,  als  er  noch  hart  war.  Za 
"wisza  gibt  eine  befriedigende  f>rklHning  für  die  Tbatsache.  dass 
diese  Sachen  sich  viel  besser  erhalten  zeigen,  als  die  übrigen  Eetif 
des  Mammuth.  Es  ist  das  Fett,  mit  dem  sie  bei  der  steten  Be- 
rührung mit  der  menschlichen  Hand  oder  einem  anderen  Körper- 
theile  durchdrungen  sind,  welches  su  dieser  Erhaltung  beitrigt 
Zawissa  stimmt  dem  Redner  S0|  dass  mehr  als  diese  Dinge  die 

I 

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der  niederrlieiiibdbfia  Oesellsehaft  in  Bonn,  191 


in  den  Hoblen  von  Krakau  und  von  Steetcn  gefundenen  Waffen  aus 
Mammutbknochen  die  Gleichzeitigkeit  des  Menschen  und  des  vor- 
zeitlichen Elephanten  beweisen.    Der  letztere  hat  schon  früher  eine 
Stelle  des  Strabo  L.  IV,  C.  5,  worin  dieser  sagt,  da^s  die  alten 
Briten  Elfenbeinsachen  nach  Gallien  ausgeführt  hätten,  dazu  benutzt, 
die  Zeit  zu  bestimmen,  in  der  das  Mammuth  in  Europa  noch  gelebt 
zu  haben  scheint.    Wenn  seit  Strabo  (geboren  19  nach  Chr.)  bis 
beote,  also  in  etw»  2000  Jahren,  die  Menunntbrefte  in  Europa  Ter- 
wittert  tittd,  lo  können  die  Thiere,  deren  ZShne  und  Knoehen  da- 
malt  ▼erarbeitet  wurden,  nioht  wohl  ftiter  alt  iMXM)  Jahre  geweeen 
sein,  Toransgesetst,  daw  damals  die  Temperataryerhftltnisse  dieselben 
waren.  Denn  in  Sibirien  hat  sich  der  Kftlte  wegen  das  fossile 
Elfenbein  bis  hente  so  gut  erhalten,  dass  es  noch  immer  verarbeitet 
wird.    Wenn  es  auch  in  den  2000  Jahren  vor  unserer  Zeitrechnunof 
schon  wegen  der  Bedeckung  des  Landes  mit  Urwald  kälter  war  als 
heute,  so  hat  doch  sicher  in  dieser  Zeit,  während  welcher  die  Phö- 
nizier nach  der  Ostsee  fuhren,  keine  sibirische  Kiilte  in  Deutschland 
geherrscht,  und  jene  Rechnung  wird  annähernd  richtig  bleiben.  Ist 
das  Mammuth  aber  schon  länger  als  2000  Jahre  vor  Chr.  ausg^- 
storbeuy  dann  können  in  dieser  Zeit  bis  zum  fieginn  unserer  Zeit- 
reohnung  die  heutigen  Temperatnrverh&ltnisse  nioht  geherrsoht 
haben,  denn  in  2000  Jahren  verwitterte  der  Hammnthsahn.  Hierauf 
seigte  der  Redner  eine  Ansahl  tersdilagener  und  angebrannter 
Knoehenstficke  vom  Menschen  aus  portagiesischen  Höhlen^  die  ihm 
Herr  Delgado  aus  Lissabon  zugesohieirt  hat.  Er  h&lt  sie  f3r  MaU- 
zeitreste  von  Kannibalen.   Wie  eine  Untersuchung  des  Herrn  Th. 
Wachendorff  gezeigt   hat,  ist  es  nicht  etwa  Mangan,  welches 
die  Knochen  geschwärzt  hat;  sie  sind  verkohlt  und  zum  Theilo  cal- 
cinirt.    Die  Menge  solcher  Knochenhaufen,  die  in  der  Höhle  von 
Peniche  140  Individuen  erkennen  Hessen,  die  Aufspaltung  derselben, 
menschliche  Einschnitte  an  denselben,  das  fast  gänzliche  Fehlen 
von  Spuren  der  Benagung  durch  Thiere  oder  der  BoUung,  die  vor* 
herrschende  Zahl  der  Unterkiefer  sprechen  fQr  diese  Erklärung. 
Das  Fehlen  der  Gelenkenden  an  vielen  darf  auf  den  Hund  bezogen 
werden.  Strabo  schildert  die  Wildheit  der  Iberer  und  sagt,  dass 
sie  suweilen  Kannibalen  seien,  Horas  beseiohnet  eine  kantabrisdhe 
Yölkersohaft,  die  Coneani,  als  ausserordentUoh  roh,  und  Silius  It. 
III  68  sagt,  dass  sie  diese  Roheit  von  ihren  Yorfahren,  den  Massa- 
geten,  geerbt  hätten;  diese  sind  aber  berüchtigte  Kannibalen  des 
Alterthums.  Noch  in  letzter  Zeit  p^ab  es  unter  den  Basutos  menschen- 
fressende Höhleubewohner.   Auch  der  Polyphem  des  Homer  war 
ein  solcher. 

Professor  Andrä  läset  folgende  Mittheilung  machen:  Eine 
vor  einigen  Woohen  durch  versohiedene  Zeitungen  laufende  Mitthei- 


in 


Sitsongsberiofate 


long  liest  ▼emivtli«!!,  dait  bei  Kreuinaeh  Reste  de«  fidhleft- 
bftren  in  besonderer  ToUst&ndigkett  aufgefnuden  wordea 
seien.    Anf  eine  Aufraffe  theilte  indesnen  Herr  Gutsbesftser  Wolff 

auf  Burg  Gotenfels  bei  Stromberg  mit,  daes  der  Gesammtfund  2 — 3 
Hände  voll  Knochen  und  Zähne  nicht  übersteigen  dürfte.  Zugleich 
erwähnte  er,  daes  an  einem  anderen  Puucte,  in  einer  Sandtjrube  hei 
Waldlaubersheim,  zahlreiche  Muscheln,  Haifiach-  und  andere  Zähne 
nebst  Knochen  gefunden  seien.  Dieses  Iet2tere  Vorkommen  erklärte 
Professor  Andrä  für  tertiär  und  entsprechend  den  bekaonteo  Ab- 
lageraogen  von  Waldhöckelheim;  darnach  würden  die  fragUchea 
Knochen  sowie  ein  Theil  der  Zfthne  wahrscheinlieb  Ton  Halianas«. 
einem  aar  Ordnung  der  Cetaeeen  gehörigen  Thiers,  berrilbreiL. 


AIlgWMiiie  SltBiuiff  mm  7«  Hot.  I681« 

Vorsitzender:  Geh.-ßath  Busch. 
Anwesend:  88  Hitglieder. 

Professor  vom  Rath  hielt  einen  Vortrag  über  das  Erdbeben 
von  Ischia  vom  4.  März  1881,  woran  sich  Mittheilungen  über  dea 
Znstand  des  Vesuv  im  März  d.  J.,  sowie  über  einen  Beaooh  des 
Vultur  bei  Melfi  in  der  Prov.  Basilicata,  endlich  über  ein  selteasi 
Mineral  der  vesuvischen  Auswürflinge,  den  Cnspidin,  anreihtsos. 

Nachdem  der  Vortragende  nnter  Vorlegung  der  Karten  m 
Ferd.  Fonseea  und  C.  W.  C.  Fachs  eine  geologische  Skisse  der  faissl 
Isciüa  entworfen  (s.  Zeitsohr.  d.  deatsch.  geoL  Ges.  Bd.  16^  8.  M 
—688.  1866),  erwähnte  er  auf  Gmnd  der  Mittheilangen  Ton  Fnehs 
(s.  L*Iso1a  d'Isohia,  Monografia  geologica  del  Doit.  F>Bchs;  estmtto  d. 
▼o1.  II  delle  Mem.  R.  Comitato  geologico)  der  in  historischer  Zeit 
erfolgten  vulkanischen  Ausbrüche  und  Erdbeben.  Die  wichtigsten, 
die  Insel  betreffenden  Stellen  der  Klassiker  lauten  in  deutscher  lieber- 
setzuniT  wie  folgt:  „So  —  d.  h.  durch  vulkanische  Ausbrüche  — 
sollen  auch  die  Pithekusen  im  Campanischen  Golf  entstanden  sein 
und  bald  darauf  soll  eben  dort  der  Berg  Epopon«  unter  Ausbrach 
von  Flammen,  der  Feldflur  gleich  gemacht  worden  sein.  Dort  soll 
auch  eine  Stadt  von  der  Tiefe  verschlungen,  an  einem  andern  Ort 
durch  ein  Erdbeben  ein  Teich  entstanden,  anderswo  nnter  nieder* 
stürzenden  Bergen  die  Insel  Prochyta  entstanden  sein*  (C  PUait 
Secandi,  Nai  bist.  Vol.  L  lib.  II.  cap.  88). 

Es  darf  als  nicht  unwahrscheinlich  beseiohnet  werden,  dass 
der  durch  ein  Erdbeben  entstandene  Teich  der  Lage  del  Bagno  an 
der  NO-Knste  der  Insel  ist. 

«Eretrienser  wohnten  auf  den  Pithekusen;  obgleich  wohlhabend 
durch  die  Fruchtbarkeit  des  Landes  und  durch  Goldbcrgwerke,  ver* 


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der  niederrheiniflchen  Gesellsobaft  in  Bonn. 


19a 


liesBen  sie  zanächst  die  Insel  wegen  eines  ausgebrochenen  Aufstandes, 
später  aber  (wieder  zurückgekehrt)  wurden  aia  vertrieben  dnroh 
Erdbeben  sowie  durch  Einbruch  des  Meeres  und  Eruption  von 
heinem  Wasser«^  (Strebe^  Eemm  i^grapliia  Üb.  XYII.  J.  Casaa- 
bonne  reo.  Oenevae  1697). 

Anoh  die  nftobetfolgenden  Coloniaten  ans  Sjrakoi  wurden  dnrek 
Ttdlkaniiclie  fincbeinaogen  Ton  der  Inael  ▼ersoheael^t,  wie  ans  fol- 
gender Stelle  Strabo's  herrorgeht: 

»Der  Boden  batte  eolebe  AnebrAcbe,  dase  aaeb  die  dnrob  ffieron, 
den  Tyrannen  von  Syrakus,  dortbin  Geschickten  die  Insel  und  die 
errichtete  Befestigung  verliessen." 

Am  aiiscbaulichsten  ist  folgende  von  Strabo  nach  Timäus  ge- 
gebene Schilderung  eines  vulkanischen  Ausbruchs,  welcher  wabr* 
eoheinlich  zwischen  400  und  352  v.  Chr.  stattfand: 

»Tim&us  erwähnt  von  den  Pitbekusen,  dass  die  Alten  vielee 
fast  Unglaubliches  über  sie  berichten.  Doob  toll  knrs  vor  seiner 
Zeit  inmitten  der  Insel  ein  Hdgel,  mit  Namen  EpovaOf  naobdem  er 
dnreb  ein  Erdbeben  gespalten,  Feaer  ansgeepieen  und  die  swisehen 
ibm  and  dem  Meere  liegende  Streeke  Land  ins  Heer  gedrängt 
beben;  dann  soll  die  Erde»  in  Asobe  yerwandelt,  dnrob  einen  beftigen 
Wfarbehrind  (weloben  die  Orieeben  Typbon  nennen)  wieder  naob  der 
Insel  gelrieben  worden  sein;  drei  Stadien  weit  soll  das  Meer  anrilek- 
gewichen,  sogleich  aber  der  Wogenschwall  wieder  zurückgekehrt 
und  durch  das  Hückfluthen  des  Meeres  die  Insel  überschwemmt  und 
das  Feuer  auf  diese  Art  gelöscht  worden  sein.  Durch  das  Donner- 
getöse erschreckt,  sollen  die  Festlandabewohner  von  der  Meeresküste 
naob  Campanien  geflohen  sein"  (Strabo,  Kerum  geogr.  Y,  p.  171). 

Auf  eine  im  J.  89  y.  Chr.  erfolgte  Eruption  deutet  eine  Stelle 
des  Jul.  Obsequens  (Prodig.  oap.  114):    „In  Aenaria  braob  aas  einem 
Scblunde  Feaer  beryor«*.  —  Die  jüngste  Eruption  ist  jene  bekannte, 
welobe  den  Arso-Strom  eraengte  vaä  welcbe  von  Fontane  mit  fol- 
genden Worten  besobrieben  mrd.  j,Naobdem  plötiliob  das  Innere 
der  Erde  sieb  geöffnet  batte,  entsündete  sieb  Aenaria  in  niobt  ge- 
wöbnltobem  Brande  mit  leobtender  Olnt  Diese  Eruption  ▼ersoblang 
später  einen  durch  den  Brand  vemicbteten  Fleoken.  Das  gegen- 
über dem  Cumanischen  Ufer  liegende  Ijand,  ein  sehr  fruchtbares 
und  schönes  Gebiet  der  Insel,  wurde  durch  die  Eruption  verwüstet 
unter  gleichzeitiger  Ausstossung  von  ungeheuer  grossen  Felsblöcken, 
vermischt  mit  Rauch,  Flammen  und  Asche,  welche  später  vereinzelt 
(loch  mit  grosser  Gewalt  über  die  Fluren  geschleudert  wurden**. 
Diese  Eruption,  deren  Dauer  nach  Marenta  und  Lombarde  zwei 
Monate  soll  betragen  beben,  ereignete  sich  im  J.  IdOl.  Seitdem 
sind  Tulkanisobe  Eruptionen  auf  der  Insel  niebt  Torgekommen.  Erd- 
beben mögen  indese  an  allen  Zeiten  b&nfig  gewesen  sein,  wenngleiob 
genaoeve  Angaben  ans  frfiberen  Jabrbonderten  an  feblen  scbeinan. 
nimicSb.  d.  aisdsRislB.  flislliobsft  in  Bonn.  1881.  18 


194 


SitsongtberiGhte 


Ans  neaerer  Zeit  hat  sich  das  Erdbeben  vom  2.  Febr.  1828,  welchM 
▼orsogtwoBe  Casamioeiola  betraf  uud  tbeilweise  sarttörte,  der  Er- 
innemiig  der  Bewohner  eingeprägt.  Sehr  hofUg  wir  aach  die  £r- 
adiAttarong  yrom  7.  Jani  1862.  Daa  Beben,  weichet  am  15.  Augwt 
1867  die  ümgeboDgen  Neapels  bewegte,  wurde  sehr  etark  anf  lachiA 
geflihH  und  wiedermn  litt  Gaiamioeiola  am  meiiteiL  Leiehtere  Sitae 
sind  eo  gewöhnlieb,  dast  ihrer  kaam  ErwUmong  geaehiafai. 

Zar  jüngsten  Katastrophe  Tom  4.  Mira  1881  übersehend,  er- 
wihnte  Bedner,  dass  aam  Besnehe  der  Trfimmerstitie  tsind  wn  Billb* 
leistun^en  ein  eigener  täglicher  Dampfcrdienst  von  Neapel  aus  eis* 
gerichtet  wurde     Daa  Schiff  fahrt  nahe  am  Inselkastell  von  Ischiä 
vorbei,  welches  auf  einem  grauen  nackten  Trachytfels  (Sodalithtra- 
cbyt)  ruht.    An  der  senkrecht  abstürzenden  Felswand  erblickt  mar 
ein  hervorragendes  Netzwerk  von  Trachytgängen,  welche  zuweilen 
gebogenen  Lappen  gleichen.    Seltsame  Gegensätze  bietet  die  Um- 
gebung der  Stadt  Ischia:  einerseits  die  schöne  fruchtbare  Fbr. 
andrerseits  die  wilde  rauhe  Lavamasse  des  Arsostroms,  welche  auf 
einer  Strecke  von  1  KUom.  die  Küste  bildet.  Man  erbliekt  d« 
Krater  ,le  Gremate*,  aus  welebem  der  Strom  gefloesen,  dahiatar 
thürmt  der  Epomeo  sich  auf  mit  abenteuerlich  gestalteten,  Uehtgraaea 
GipfblflBlsen.  Das  Schiff  wendet  um  ein  kleines  Vorgebirge»  ik 
Pnnta  8.  Pietro.  Westlieh  dieser  Spitse  be&ad  sich  ein  kteiasr 
Kratersee  (etwa  */«  km  im  Durohmesser).  Nachdem  man  den  sehm»- 
len  niedem  Wall,  der  ihn  vom  Meere  schied,  durchschnitten,  st^^Ii: 
das  ehemalige  Kraterbecken  einen  trefflichen  und  zwar  den  einrig^i 
Hafen  der  Insel  dar.    Ein  zweites  Vorge]>irge,  die  Punta  Guardiolt. 
wird  umfahren  und  vor  uns  liep^t  der  mittlere  Theil  der  Nordküst«. 
ein  nur  schmales,  hügeliges  V(>rland,  welches  sich  äu&scrst  steil  za-^* 
Epomeo  erhebt  (Entfernung  des  759  m  hohen  Gipfels  von  der  K- 
Käste  =  2,2  km).    Die  Hügel  sind  geschmückt  durch  Gärten  und  »t* 
Ansiedluugen  bedeckt,  von  denen  jetzt  viele  in  Trümmer  li^e& 
Das  Schiff  b&lt  aaf  der  Rhede  von  Sn.  Giovanni,  nur  etwa  1  km  lern; 
Tom  Centmm  der  Verwüstungen.  Redner  hatte  daa  Olüdc»  im  Ohsist 
Parodit  welcher  mit  seinen  Genietruppen  die  Wegrftummng  der  SchoftU 
messen  und  die  Ausgrabung  der  Leichen  bewirkte,  den  kaiiiitaiBr 
reichsten  Führer  in  finden.  Wesentlich  seinen  Erknnd  ungeii  siaal 
die  folgenden  Mittheilnngen  sn  danken. 

Die  Erderschütterung  ereignete  sich  am  4.  März,  1  ü.  5  Mir  J 
Nachm.  ohne  jedes  Vorzeichen.  Es  war  nur  ein  einziger  furchtbarexJ 
Stoss.  Die  Erde  blieb  dann  bis  zur  Nacht  des  16.  zum  17.  MärxJ 
um  12  U.  5  Min.,  ruhig.  Da  ereignete  sich  bei  herrlichem  VollmoDAiT 
schein  ein  zweiter  Stoss,  welcher  die  Menschen  aus  dem  Schla:il 
weckte  und  sie  veranlasste,  den  übrigen  Xheü  der  Nacht  im  FreiaJ 
anzubringen.  Trotz  seiner  Heftigkeit  verursachte  dieser  zweite  Stos^ 
keine  grösseren  Zerstörungen.  In  dem  von  Guiscardi  Namens  deil 


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der  niederrheinitdieii  Geaellsobaft  in  Bonn. 


195 


von  der  Akademio  zu  Neapel  erwählten  Commiaaion  erstatteten  Be- 
richt „II  terremoto  di  Casamicciola"  sind  auch  Erschütterungen  am 
6.  und  7.  März  erwähnt,  von  denen  mir  auf  der  Insel  nichts  be- 
richtet wurde.  Im  Gegentheil  versicherten  die  Befrag^ten,  dass  die 
£rde  vom  Naobmittag  des  4.  bia  zur  Nacht  16^17.  vollkommen  ruhig 
gewaten  sei.  £e  möchte  daraus  ta  acbliessen  sein,  deas  die  Be- 
wegungen am  6.  UDd  7.  jedenfalls  nur  sehr  schwach  waren.  —  Das 
Erdbeben  vom  4.  warde  über  die  ganse  Insel  gefübli,  sowie  anf  dem 
benachbarten  Yivara  nnd  auf  Yentoiene.  Vom  naben  FesUande  li^ 
iadess  nicht  eine  einsige  Angabe  ^or,  dass  die  Ersehütterangen  dort 
gef&blt  worden.  Das  Ersohfittemngsgebiety  welohes  Herr  Oberst 
Pi^rodi  in  die  vorgelegte  Karte  einsotragen  die  Mte  batte,  besteht 
aus  einer  centralen  Ellipse,  innerhalb  welcher  die  meisten  Häuser 
vollständig  zer8tt»rt  und  in  Schutthaufen  verwandelt  wurden  und 
einer  durch  geringere  Wirkunp^en  bezeichneten  peripherischen  Zone, 
«Irren  regelmässig  elliptische  Umgrenzung  nur  durch  den  nördlichen 
Küstensaum  eine  Störung  erleidet.  Die  centrale  Ellipse  misst  von 
O'W  1876  m  bei  einer  Breite  von  550  m.  Das  Dorf  Casamicciola 
fallt  fast  seiner  ganzen  Ausdehnung  nach  in  die  östliche  Hälfte  dieser 
fUlipse,  welche  sich  bis  anf  500  m  der  Küste  nähert.  Die  peripbe- 
riaehe  Zone  besitst  einen  Lftngendurobmesser  (0-W)  von  8Vs  km  bei 
einer  Breite  Yon  2%  km.  In  der  letstgenannten  Zone  sind  noob 
Bescfaidigongen  der  Gebftnde,  wie  Risse  nnd  Spalten,  doch  keine 
▼ollstftndigen  Yerwfistungen  vorgekommen.  Ausser  dem  genannten 
Gebiete  sind,  zufolge  der  erwähnten  ^Relazione",  Besohftdigungen  sn 
Sta.  Lucia  delle  Vajole  zwischen  Forio  und  Casamicciola  sowie  auf 
<ler  S-Seite  des  Epomeo  zu  Fontana,  zu  Maropano  und  zu  Barano 
vorgekommen. 

Die  Erschütterung  wird  als  ein  vertikaler,  momentaner  Stoss 
bezeichnet.  Er  warf  innerhalb  des  bezeichneten  Gebiets  mit  furcht* 
Innrer  Gewalt  die  Hänser  zn  Boden.  Die  Gebäude,  aus  dem  lockern 
Tuffe  des  Epomeo  mit  schlechtem  Kalk  erbaut,  besitzen  flach  ge- 
wölbte D&cher,  welche  in  einem  Aagenbliok  an  Boden  stQrsten  nnd 
alles  Lebendige  nnter  ihren  TrQmmem  begruben.  Wäre  die  £r- 
flchfltterang  in  der  Nsobt  erfolgt,  so  wurden  fhst  alle  Bewohner  des 
Porfs  getödtet  worden  sein.  Auch  so  war  die  Zahl  der  Opfer  gross: 
118  Hensohen,  darunter  besonders  yieie  Kinder,  wurden  sofort  ge- 
tödtet; schwer  verwundet  70,  von  denen  manche  ihren  Leiden  er- 
lagen. Fast  einzigartig  scheint  dies  Erdbeben  wegen  seiner  iustan- 
tfinen  Wirkung  gewesen  zu  sein.  Bei  ähnlichen  Katastrophen  konnten 
die  Menschen  zuweilen  eine  schützende  Thorwölbung  oder  auch  das 
Freie  gewinnen  und  sich  retten.  Nicht  so  in  Casamicciola;  die 
Menschen  wurden  yielmehr  genau  an  der  Stelle  erschlagen,  wo  sie 
standen  und  sassen;  so  ein  Schuhmacher  und  sein  Lehrling  (nach 
einer  Mittheilung  Scaochi*s).  —  Unter  Führung  des  Oberst  Parodi 


196 


Sitiungsberiohte 


'wurde  ton  der  Rhede  S.  Giovanni,  deren  fast  unverletzte  Gebäude 
die  in  einer  Entfernung  Ton  wenigen  hundert  Meter  begioDentlen 
Verwüstungen  kaum  ahnen  UeMen,  der  Weg  zum  Dorf  durch  dit 
Sirada  Eddomada  und  Roma,  den  trachytischen  Hügel  Ton  CaM> 
miooiola  snr  Linken  laitend»  eingeiohlagen.  £inee  der  ersten  Zeng- 
nine  fSr  die  Gewalt  des  Erdbebens  gaben  swei  gemanert»  Tiereeit^s 
Tborpfeiler  der  Villa  Barbieri,  welche  I  bis  2  m  über  die  Garten- 
maoer  emporragten.  In  der  Höhe  dieser  Mauer  waren  äim  PMer 
horisental  abgebrochen;  die  getrennte  Masse  des  einen  war,  nater 
gleichzeitiger  Drehung  (ca.  5°)  um  eine  VertÜnlate,  etwas- versdie- 
ben,  das  losfirelÖBte  Tnimni  des  andern  Pfeilers  war  nochmals  zer- 
trümmert und  hinuntergestürzt,  der  zurückbleibende  Rest  gleichfai.» 
gedreht  und  verschoben.  Drehungen  der  einzelnen  Stücke  (Trom- 
meln) von  S?iulen  und  Pilastern  wurden  sehr  häufig  beobachtet.  Die 
Einzelheiten  eines  interessanten  Beispiels  dieser  Art  sind  in  dem 
Commissionsbericht  der  Akademie  mitgetheilt;  es  betrifft  zwei  aas 
je  7  Trommelstücken  und  einem  Kapital  angeführte  Pfeiler  (ßßm 
hochy  0,65  m  diok),  welche  das  £isengitter  resp,  das  Qitterihor  tot 
der  Kirehe  Sta.  Maria  deUa  PieU  (Strada  Poigatorio)  stfitsteo.  Die 
Pfeiler  nebst  den  unbeweglichen  Theilen  des  Gitters  mhen  auf  aiaae 
Soekel  von  reehteokigen  Werkfttfteken.  welcher  W  80*  N  gericlitei  Iii. 
Die  4  nntem  Stücke  des  linken  Pfeiler«  haben  eine  gfmfinmm 
Drehung  um  die  Tordere  rechte  Kante  besehrieben;  Drehmiffswinksl 
2**,  Maximum  der  Verschiebung  an  der  Peripherie  26  mm.  Das  x 
Stück,  an  welchem  das  Gitter  befestigt,  zeigte  keine  Verscbiebucg. 
Der  6.  Stein  ist  in  gleichem  Sinne  gedreht  wie  die  4  untern  ;  Ver^ 
Schiebung  der  Kanten  2,  resp.  4  ctm.  Der  7.  Stein  endlich  ist  ir. 
entgegengesetzter  Richtung  gedreht,  und  zwar  die  gegenüberliegen- 
den Vertikalkanten  um  4  resp.  2  ctm.  Am  rechten  Pfeiler  baber. 
die  4  nntern  Steine  ihre  Lage  nicht  verändert,  das  5.  Stück  hat  eine 
entgegengesetzte,  das  6.  und  7.  eine  gleicheinnige  Drehung  beschri^ 
bcD  wie  die  4  untern  Stücke  des  ersten  Pilasters.  Beide  gapifito 
haben  eine  gradlinige  Fortbewegung  in  der  Richtung  des  Sobkeli 
imd  fwar  gegen  W  erfahren.  Die  Grtoe  der  Verschiebang  betiigt 
bei  dem  rechten  Pfeiler  80  mm,  bei  dem  linken  etwas  weaigar.  Die 
Kirche  selbst  ist  nur  noch  ein  Sohutthanfen. 

Die  Via  SaasolO)  welche  mit  Platten  von  TeanTiedier  Liva 
gepflastert  ist,  zeigte  sich  in  ihrer  Mitte  der  Länge  nach  entzw« 
gerissen,  indem  die  Fugen  der  Steine  auseinander  gewichen.  Vorbei 
an  der  Piazza  und  an  der  vollständig  zertrümmerten  Kirche  Pur- 
gatorio  fanden  wir  überall  die  schrecklichste  Verwüstung  der  älteren, 
in  angedeuteter  Weise  gebauten  Häuser.  Die  neueren  Gebäude  ron 
besserer  Constroktion,  so  auch  die  beiden  Sentinellen  und  das  Höt«I 
Bollevue  waren  zwar  beschädigt,  doch  nicht  snsammengestäni.  Dasi 
innerhalb  der  centralen  Ersohfltterungsfliche  einielne  Punkte  wenifar 


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der  Diederrbeiniscben  Gesellschaft  in  Bonn.  197 

heftig  bewegt  wurden,  wird  durch  die  verhältnissmässig  gute  Er- 
haltung' der  betref?enden  Gebäude  sehr  wahrscheinlich.  In  dieser 
Hinsicht  ist  namentlich  die  Villa  Sauve  am  Wepre  Calvario,  südlich 
der  beiden  SontineUen  zu  erwähnen,  welche  fast  ganz  unverletzt 
blieb.  Trotz  ihrer  im  Vergleich  zo  den  altem  Hänsem  des  Dorfs 
besseren  Banart  würde  ein  Stoss,  welcher  Menschen  zu  Boden 
tehleodertei  einzelne  QnaderatAoke  in  den  gewichenen  Mauern  ser* 
brach,  auch  an  jener  Villa  nicht  ohne  Spuren  vorfibergegangen  sein.  — 
Mit  besonderer  Heftigkeit  scheint  der  Stoss  im  westlichen  Theil  des 
Dorfs  (Strada  Mennella)  und  in  den  anliegenden  Weinbergen  gewirkt 
SU  haben.  Die  GartenhSuser,  welche  hier  standen,  sind  in  wüste 
Steinhaufen  yerwandelt;  die  Terrassenmauem  derWeinherge  einge- 
stürzt; die  Rebstöcke  nebst  dem  Erdreich  herabgesunken. 

Nochmals  darf  wohl  auf  die  grosse  Zahl  der  durch  das  Erd- 
beben vom  4.  März  bewirkten  Drehunnren  (von  Theilen  der  Säulen 
oder  Pfeiler,  kleinen  Statuen  etc.)  hingewiesen  werden,  welche  man 
früher  für  Wirkungen  einer  rotirenden  Bewegung  des  Bodens  anzu- 
sehen geneigt  war,  während  sie  sich  in  viel  einfacherer  Weise  durch 
eine  andulatoriscbe  Erscbütterong  erklären,  welche  auf  einen  Gegen* 
stand  wirkt,  dessen  Schwerpunkt  nicht  seinem  Befestigungspunkt 
resp.  der  Stelle  der  stärksten  Reibung  entspricht.  Nur  diese  Auf- 
fassung erklärt  die  oft  (namentlich  auch  zu  Belluno,  s.  K.  Jahrb. 
f.  Miner.  1873)  beobachtete  Erscheinung,  dass  die  Drehnugsrichtung 
der  Theile  benachbarter  Sftulen,  Pfeiler  etc.,  oder  ein  und  desselben 
Arahitekterwerks  eine  Terschiedene  ist. 

Was  die  Lage  der  bewegenden  »Kraft  bei  dem  durch  grösste 
Intensität  und  engstes  Erschütterungsgebiet  gleich  ausgezeichneten 
Erdbeben  vom  4.  März  betrifft,  so  kann  es  ^vobl  keinem  Zweifel 
unterliegen,  dass  der  Stoss  von  einem  in  nur  geringer  Tiefe  liegenden 
Punkte  ausging.  Andernfalls  hätte  sich  die  Erschütterung  in  grössere 
Feme  ausdehnen  müssen.  Als  wahrscheinliche  Ursache  der  Kraft 
bezeichnet  der  Bericht  der  gen.  Commission  die  plötzliche  Entwick- 
lung einer  sehr  bedeutenden  Menge  gasförmiger  Stoffe. 

Dass  das  Erdbeben  vom  4.  M&rz,  sowie  frühere  ähnliche,  durch 
welche  Casamioeiola  heimgesucht  wurde,  in  irgend  welchem  Zusammen- 
hang mit  den  Thermen  steht,  welche  in  so  reicher  FAUe  in  unmittel- 
barer Nähe  des  gen.  Dorfs  entspringen,  darf  wohl  als  sehr  wahr- 
scheinlich bezeichnet  werden.  Wenige  Punkte  der  Erde  sind  so  reich 
an  Thermen  und  Fumarolen  wie  Ischia.  Aus  der  Zusammenstellung, 
welche  Fuchs  a.  a.  0.  gibt,  mögen  hier  nur  einige  wenige  Thatsachen 
angeführt  werden.  In  der  Nahe  der  Dnmpfquellen  von  Castiglione  steigt 
die  Temperatur  des  Me^rwassers  an  einem  der  Küste  nahen  Punkte 
auf  75"  C.  —  Aus  der  Lava  des  Monte  Hotaro  (welche  vielleicht  bei 
der  von  Strabo  nach  Timäns  berichteten  Ertjption  sich  ergoss)  stei- 
gen noch  jetst  in  grosser  Menge  Dampfstrahlen  empor.  Fuchs  be- 


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198 


ffitsoDgsberiobte 


stimmte  die  Temperaturen  einiger  dieser  Exhalationen  za  63^,  64*, 
68*^  C.  Uofem  vom  Dorf  Testaccio  nahe  dem  Sudgestade  iet  der 
KüBteneand  durch  Fumarolen  in  geringer  Tiefe  bis  87,1»*  C  «rbHtt 
Thermen  treten  im  ditliehen,  s&dliehen  nnd  nördliehen  TheSe 
der  Iniel  anf;  am  sahlreiehsten  nnd  Ton  der  hdohiten  Temperaftor 
sind  die  Thermalquellen  bei  Monte,  kaum  1  km  ösUioh  Gasamtoeiolty 
sowie  in  unmittelbarer  N&he  des  letztgenannten  Dorfes.  Ißdit  «renigar 
als  12  Thermen  werden  hier  aufgefiihrt,  deren  Temperaturen  37,S 
bisSO^  87^,5,  95«,  selbst  bisSyoC.  betragen.  Es  geht  daraus  hervor, 
dass  in  geringer  Tiefe  überheiztes  Wasser  vorhanden  sein  mxm. 
Stelleu  wir  uns  vor,  dass  Wasser  von  etwa  120"  C.  plötzlich  einen 
geringeren  Drucke  ausgesetzt  würde,  was  vielleicht  durch  schnelle? 
Emporsteigen  aus  der  Tiefe,  oder  durch  eine  SpaltenbilduDg  ge- 
schehen könnte,  so  erhalten  wir  eine  Dampfkraft,  welche  vielieicla 
eine  heftige  lokale  £rderschutterung  erzeugen  kann,  wenngleich  dai 
Nähere  des  Vorganges  sich  unserer  Forschung  vielleieht  immer  ent- 
liehen wird. 

Derselbe  Vortragende  knüpfte  dann  an  die  Yoraeignng  mehrsiv 
▼enrischer  Laven  Ton  der  Eruption  im  Mira  1881  einige  ICttto- 
lungen  über  den  Zustand  des  Feuerbergs  am  18.  Mira  s.  e.  ^  Be- 
kanntlich führt  jetst  eine  Bergbahn  am  Eruptionskegel  binanfy  aa 
dessen  nMliehem  Fusse  beginnend.  Da  die  Bahn  siofa  dem  Kegel- 
mantel anschliesst,  in  grader  Linie  zum  Gipfel  emporstrebend,  so 
hat  sie  im  Mittel  eine  Neigung  von  etwa  30^  zu  überwinden.  IXe 
untere  Station  liegt  in  einer  Meereshöhe  von  800  m,  die  obere,  r> 
gleich  Endpunkt  der  Bahn,  in  1 180  m  (nach  gütiger  Mittheilunir  von 
Prof.  Guiscardi).  Von  hier  bleiben  noch  etwa  140  m  bis  zum  höcb- 
sten  Kraterrand  zu  steigen,  zunächst  auf  wohl  angelegtem  Zickaaek- 
weg,  vorbei  an  mächtigen  Trockenmauern  aus  Lavablöcken,  na 
Schutze  der  Bahn  bestimmt.  Man  gelangt  auf  eine  Art  Ton  Hoohebese. 
welche  sanft  gegen  8  aum  Fuss  des  neuen  Eruptionekegels  akh 
emporhebt  und  etwa  80  bis  100  m  über  der  obem  Bahnstasioti  liegt 
Diese  (etwa  800  m  ausgedehnte)  Flüche  ist  durah  Ausfüllung  des 
grossen  Kraters  entstanden,  welche  die  Eruption  Ton  1873,  April  Sü. 
surüokliess.  Als  einaigen  Rest  des  Kraterrandee  bemerirte  «lan  nor 
auf  der  B-Seite  ein  kornartig  gestaltetes  Tramm,  fest  senkreeht  nach 
innen,  steil  nach  aussen  abfallend.  Die  Fläche,  auf  der  wir  uns  den: 
Kegel  nähern,  besteht  aus  frisch  geflossener,  an  einzelnen  Stellv-^ 
noch  in  Bewegung  begriffener  Lava,  über  welcher  die  Lufl  zittert, 
die  Bilder  aller  Gegenstände  verzerrend.  Der  ungewöhnliche  Anblick 
des  nahen  Feuerheerdes  wird  besonders  erhöht  durch  den  wahrhäft 
schreienden  Farbenkontrast.  Die  glänzend  schwarze  Lava  nimmi 
durch  die  in  grosser  Menge  aufsteigenden  ChlorwasserstoS-Fumarolea 
einen  brennend  rothen  bis  röthlichgelben  Farbenton  an.  Grosis  Par- 
tien der  Lavafl&che  zeigen  diese  infernalischen  Farben.  Der  ooa.  40  Im 


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der  Diederrheiiilfobeii  GeMUsehftft  in  Berns.  199 


60  m  hohe^  unter  Winkeln  von  39  bis  40^^  aufsteigende  Eruptionskegel 
erscheint  von  dieser  Seite  betrachtet  vollkommen  gelb,  ein  seltsamer 
Anblick.  Vorsichtig  muss  man  den  Weg  über  das  Lavafeld  wählen, 
theils  der  erstickenden  Chlorwasserstoffdämpfe,  tbeils  der  in  einzel- 
nen Lavapartien  noch  bestehenden  Kothglut  wegen.  Von  besonderem 
Interesse  waren  die  an  mehreren  Punkten  der  Lava  fläche  noch  statt- 
findenden Bewegungen.  Auf  der  nnebenen  rauhen  Fläche  hoben  sieh 
bankahnliehe  Partien  der  Lava  langsam  empor.  Die  plastisch  feurige 
Masse  trat  als  ifther  Sehleim  an  den  Seitenfliehen  der  gehobenen 
Scholle  in  Form  kleiner  Ströme  heraas.  Bei  der  Zfthflfissigkeit  des 
Feoersohleims  bewahrten  die  hersusgepressten  Lappen  in  Fonn  von 
Binnen  und  Kämmen  die  Eindrfloke  des  Braebrandes  der  Scholle, 
der  sie  entquollen.  Wo  diese  LsTabinder  sich  stauten,  da  schob  sich 
ihre  erstarrende  Oberflache  zu  jenem  zartwelligen  Relief  zusammen, 
welches  mehrfach  geschildert  wurde  (s.  Der  Vesuv,  eine  geolog, 
Skizze  von  G.  vom  Rath,  S.  31.  Virchow  und  von  Iloltzendorff,  Samm- 
lung VIII,  185).  Die  Lava  dieser  jüngsten  Ernptionsthätigkeit  (März 
1861)  zeichnet  sich  durch  die  ausserordentliche  Menge  grosser  (bis 
5  mm)  Leucitkrystalle  aus,  wie  sie  früher  wohl  nar  in  den  sog. 
ältero  Sommalaven  beobachtet  wurden.  Diese  Kömer  geben,  von 
einer  nur  dünnen,  schwarzen,  glasigen  Lavahant  nmsehlossen  der 
Stigpmoberflädbe  ein  eigenthfimltch  höckeriges  Ansehen«  Zwischen 
den  Höckern  bildet  das  Layaglas  Fäden  nnd  Strähne  oder  gans 
dfinne  Häute.  Die  Lencitkömeri  welche,  wie  der  Anblick  der  Lava 
und  ihres  Flieesens  beweist,  bereits  in  erstarrtem  Zustande  waren, 
als  die  Masse  sich  noch  bewegte,  scheinen  nicht  selten  ein  Aggregat 
von  körnigen  Bruchstücken  darsustellen.  An  diesen  Fraginenten 
beobachtet  man  indess  sehr  oft  Krystallflächen,  ja  wühlgebildete 
kleine  Kryställchen  von  der  Form  des  Leucit,  welche  zu  beweisen 
scheinen,  dass  auch  nach  dem  Zerbrachen  und  der  Zcrmalmung  der 
primitiven  Krystalle  eine  krystalliiiische  Neubildung  stattfand.  Aehn- 
liche  Erscheiaun^^en  nimmt  man  an  gewissen  Auswürflingen  der 
Eruption  von  1872  wahr. 

Nach  üeberschreitung  der  Lavafläche  wurde  der  Ernptions- 
kegel  erstiegen.  So  nahe  dem  Fcuerscblund  werden  die  Sinne  durch 
die  unheimlich  drohende  Naturkraft  mächtig  in  Anspruch  genommen. 
Ein  dumpfes  Brausen  der  ausströmenden  Dampfinassen,  untermischt 
mit  einzelnen  Donnerschlägen,  denen  nach  einigen  Sekunden  das 
Prassehd  nnd  Klirren  der  niederstfirsenden  Lavastficke  folgt,  —  be- 
täubt das  Ohr;  die  gelbe  Farbe  des  an  tausend  Stellen  Ghlorwasser- 
*toff  aushauchenden  Kegels,  die  weissen  Dampfballen,  welche  sich 
dem  Kreter  wälzen,  blenden  den  Blick,  üeber  die  scheinbar 
vibrirende  Lavafläche  hinweg  sieht  man  Neapel  und  das  Meer,  zit- 
ternde, verschleierte,  traumähnliche  Bilder.  Der  Krater  war  mit 
Dämpfen  erfüllt,  welche  durch  den  Wind  gegen  S  gejagt  wurden. 


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200 


SHimigtbarielite 


Yorsiohtig  iBonnte  mui  noh,  auf  den  lohiiiileii  Bande  vonohmtni, 
jener  Seite  niheroi  bii  die  ChlorwaneretoflRl&iDpfo  den  BftrH^ 
geboten.  0er  Krater  war  nur  klein,  aein  Umfiuiig  wurde  au  150  «i. 
•eine  Tiefe^  welehe  sieb  nnr  aof  Augenblicke  entbfiUte,  an  16  Ui 

20  m  gesohitzt.  Auf  dem  Eraterboden  erbob  sieh  ein  innerer  kleine«' 
Kegel,  von  dem  die  eruptive  Thätigkeit  ausging  und  Lavafetzen  bL- 
50,  ja  100  m  h.  in  rythmischem  Spiel  unter  Detonationen  und  einetu 
leisen  Erzittern  des  Bodens  ausgeschleudert  wurden.  Ringsum  war 
der  äussere  Kraterrand  mit  solchen  schwaraec,  rauhen,  noch  beiam 
Projektilen  bedeckt. 

I>m  Vultur  gewährt  ein  h er vorragendet  Interesse  schon  seine 
geograpbiaobe  Lage  auf  der  NO-Seite  der  Appenninenkette,  währttd 
die  andern  vulkanischen  Gebiete  der  SW- Seite  der  Halbiaa^  ainpi 
bAren.  Die  Entfernung  des  Berget  ▼on  den  grossen  Bnaewegeu  Ita* 
liensy  sowie  die  frühere,  durch  die  Furobt  noeb  eebr  übertrMflK 
Unsicberbeit  des  Landes  haben  es  bedingt,  dass  er  wenig  bosusbr 
wurde.  Vor  etwa  hundert  Jabren  wurde  die  ▼nlkanisehe  Natur  das 
Yultur  erkannt  dureb  Abbate  Tata  (1778).  Brooohi  entdeekte  dsa 
Hauyngehalt  der  Lava  von  MelB,  welche  zum  £niption<)gebiet  des 
Vultur  gehört  uud  eine  Gesteinsvarietät  darstellt,  wie  sie  jrleicb  aui- 
gezeichnet  noch  an  keinem  andern  Orte  der  Krdo  aufgefunden  wor- 
den ist.    Um  die  Kenutnisa  des  Berj^es  machten  sich  vorzugpsweis^ 
verdient  Abich  durch  eine  treffliche  Karte  im  Maassstabe  1  :  65  OOi^ 
(s.  Natur  und  Zusamnicnhanji  der  vulkanischen  Bildungen,  Taf.  III. 
Topographisch -geognostische  Skizse  des  Vultur  p.  IX  —  Xlj,  sowie 
Luigi  Palmieri  und  Arcang.  Scacobi:  «Ueber  die  vulkan.  Getrcnd  dsi 
Vultur  und  das  dortige  Erdbeben  vom  14.  Aug.  1851"  (im  Aosa 
bearb.  von  J.  Both  in  Ztsobr.  d.  d.  geolog.  Ges.  Bd.  V.  8.  21;  de- 
selbst  auch  die  Litteratur).  Einen  weeentliohen  Forteebriti  ib  der 
geolog.  Eenntniss  der  Basilicata  verdanken  wir  Herrn  Prof.  C.  Ds 
Oiorgi,  JBIote  geologicbe  solla  B.*"  (BolletUno  dd  B.  ComStato  gedlo» 
gioo  d'IUlia  X  (1879)  p.  616— G55).  Ein  allgemeines  nalurbistoHsdM 
Bild  unseres  Berges  gab  Hr.  F.  Pallottino,  Apotheker  und  Sindaco 
von  Ilionero:  „II  Vulture  e  la  sua  repione  vulcanica",  estr.  d.  BollettiLO 
Sez.  alpina  lucana;  1880).  —  Um  von  Neapel  den  Vultur  zu  erreichen, 
wurde  bis  Potenza  die  Eisenbahn  benutzt,  welche  die  grossartigsten 
Terrainhindernisse  zu  überwinden  hat  (zwischen  Neapel  und  Potenz» 
36  Tunnel).  Jenseits  KboM  folgt  die  Hahn  zunächst  dem  8ek'flus% 
dessen  klares  grünes  Wasser  über  Kalkfelsen  dahinrauscht.  Gegen 
S  wird  der  Blick  durch  ein  mächtiges  Kalkgebirge  (Montagna  di 
Postiglione)  angesogen,  welches  seine  Schicbtprofile  gegen  NO  wendet 
Bei  Gontursi,  wo  gewaltige,  au  einem  Conglomerat  verkittete,  dila- 
▼iale  Kalkgerdlie  von  der  Bahn  durchschnitten  werden,  wird  das  Selfr> 
thal  yerlassen,  und  weiter  empor  gebt  es  tunicbst  im  Thal  dei 
Fiume  bianoo,  dann  in  dem  des  Fiume  nero.  Wir  treten  aUwiljg 


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der  Diederrheiziischea  Gesellschaft  in  Bonn. 


201 


in  eines  der  wildesteu  Gebirpsmassive  der  Appenninen  ein.  Nichts  er- 
innert mehr  an  die  schönen  Fhiren  von  Eboli,  die  wir  eben  verlassen. 
Die  Bahn  hat  sich  durch  früher  ganz  uDuahbare  Felsenschluchten 
nnd  Spalten  einen  Weg  gebahnt.  Die  wildeste  dieser  Gebirgfsspalten 
ist  der  Schlund  (Gola)  von  Romasmaoo,  welcher  die  Kette  des 
Appeanin  io  einer  Breite  von  fast  12  km  qaer  darchbrieht.  Die  Felsen 
steigen  SlOO  m  &st  lothreoht  empor.  Tunnel  und  überwölbte  Gallerien 
reihen  sieh  in  nnnnterbroehener  Folge  an  einander.  Die  Kalkstein- 
sdiiobten  (Kreideformation)  sind  in  enge  Falten  gelegt,  wie  am 
Asunsiein  (Sohweix).  Nor  ein  gans  schmaler  Streifen  des  Himmels 
bleibt  sichtbar.  Pldtalieh  endet  in  scharfem  Absehnitt  das  Gebirge. 
Aas  dem  Tnnnel  beransfabrend.  erblicken  wir  eine  mit  Alluvionen 
erfüllte  Thalweitnng,  den  Piano  S.  Quirine.  Statt  der  von  vielen 
Böhlen  durchsetzten  fürchterlichen  Felsen  umfjeben  uns  sanfte  Hüi^el, 
nur  in  der  Ferne  von  hohen  und  schroffen  Ft-lsberpfen  überragt. 
Wir  befinden  uns  in  einem  jener  für  die  Appenninen  so  charakteri- 
stischen Gebirgsl>ecken,  welches  mit  jüngeren  Bildungen  erfüllt  ist. 
Der  Blick  zurück  auf  jenes  wilde,  scheinbar  jeden  Durchgang  für 
alle  Zeiten  wehrende  Gebirge  gehört  zu  dem  Grossartigsten,  was 
Italieu  darbietet.  Einen  trefflichen  Ueberblick  über  diesen  Theii  des 
Appennins  gewinnt  man  Ton  den  Höhen  von  ATigliano  (3  Ml.  gegen 
NO).  £s  ist  kein  geschlossener  Zng,  sondern  eine  Reihe  michtiger, 
sehöngeformter,  ansoheinend  isolirter  KalksteiDmassive«  welche  gegen 
NW  nnd  gegen  S  siehon«  Die  nördliche  Bogrensung  des  ca.  2  bis  8  Ml. 
im  Dnrohmesser  haltenden  Beckens  wird  durch  den  Centralrncksn 
des  Appennins,  das  Gebirge  von  Mure  Lnoano,  von  Bella  und  Avi- 
gHano  gebildet,  welches  in  den  Gipfeln  Monte  Pierno  1231  m.  Monte 
S.  Croce  1425  m,  Monte  Carmine  1230  m  erreicht.  Von  letzterem 
Gipfel  wendet  sich  der  die  HauptwasRerschcide  bildende  Rücken 
gegen  S,  die  östliche  I^ecrrenzung  jenes  Beckens  darstellend.  Dieser 
K — S  streichende  Rücken  führt  bis  Tito  den  Namen  „Ii  Foy**  und  er- 
reicht Höhen  von  1350  bis  1870  m.  „Dieser  Theil  des  Appennins  ist 
dnreh  lange  und  breite  Spalten  sersobnitten,  welche  durch  Einbrach 
der  nnterlagemden  Gebirgsmasson  entstanden  sind«  Sie  sind  zum 
Theil  angeföllt  durch  die  Trümmer  der  überlsgemden  Massen. 
Zwischen  jenen  Einbrnchsspalten  blieben  isolirte  Gebirgskörper 
stehen,  welche  unter  dem  Einfluss  der  Erosion  das  Ansehen  von 
serstdrten  Qyklopenbanten  erhielten^  (De  Giorgi).  Bei  Bsragiano 
endet  die  Alluvialebene,  die  Bahn  wendet  sich,  in  einer  Schlacht 
emporsteigend,  gepren  SO  und  erreicht  die  Station  Picerno.  Die  Stadt 
liegt  langgestreckt  auf  einem  durchtunnelten  Berge,  inmitten  mio- 
cäner  Ablagerungen  (zufoitre  der  gcolog.  Kartenskizze  der  Basilicata 
von  Dr.  C.  de  Giorß^i,  1:400  000).  Nun  nähert  man  sich  der  Wasaer- 
?:cheidc  zwischen  dem  tyrrheoischcn  und  dem  jouischrn  Meere,  welche 
bei  Tito  darchbroohen  wird,  ond  tritt  in  das  Qaellgebiet  des  Ba- 


903 


Sitsnngsberiehte 


sento  ein,  welcher  von  hier  an  der  Bahn  ihren  Weg  bis  Metapont 
vorzeichnet.  Während  der  Bahnhof  tief  unten  am  Basento^  hegt 
Potenza,  wie  die  meisten  Orte  der  Umgfebung,  auf  einer  schildförmig*» 
Höhe.  Alle  diese  Höhenlagen  sind  quellenloa.  Der  Wasserbedarf 
von  Foteiiza  (20,000  Einw.)  muas,  bis  eine  Wasserleitung  vollendet, 
2  km  gegen  N  in  der  die  Stadt  rings  umgebenden  Tbalaenkung  ge> 
schöpft  werden,  wo  die  Quellen  unterhalb  des  Pliocäns,  welche»  d« 
Stadtberg  bildet,  im  Gebiete  der  Mergel  und  Tbone  des  Eociae  ent- 
springen. 0er  Weg  von  Potenu  nach  Melfi  nbenchreitet  nwa 
Appenninenk&mme,  zuniohtt,  nahe  dem  Gipfel  Montooehio  1173»  dii 
Foy  (welche  bei  Tito  sich  bis  800  m  senken,  dann  bdlier  empontei- 
gend,  ihre  ForteaUang  finden  in  dem  Monte  deUa  Maddalenn  und  h 
den  Coate  i  Monti),  dann  die  Höhe  Carmine  (1290  m%  eine  Alt  lea 
Gebirgskuoten.  Das  Relief  des  aus  dem  Thalgrund  Ton  PotoBB 
gegen  N  und  W  sanft  ansteigenden  Berggehänges  bietet  eigeiitliüin- 
licho  Hache  \Vulbun}^en  dar,  welche,  verbunden  mit  den  wechselnd:a 
Bodentarben,  grau  und  röthlich,  den  verschiedenen  Bestand  der  Schids- 
ten  andeuten.  Es  herrschen  eocäne  Mergel,  Sandsteine  und  Schiefer- 
thone,  welche  im  Gegensatze  zu  den  Jüngern  pliocänen  Schichten  da 
Stadtplateans  steil  aufgerichtet  und  gefaltet  sind.  Die  eocaaeB 
Mergel  sind  itreckenweiae  in  thonige  Massen  aufgelöai,  aoda«  nur 
nooh  einselne  dünnere  Lagen  von  Kieaelkalk  yerraihen,  dnse  man  » 
mit  einem  ^n  eitu*  zereetiien  Gesteine  an  thnn  hat.  Rothe  tmi 
achwane  Flintmaaaen  liegen  Tereinselt  nmher.  Jenamta  Montoedn» 
treten  wir  in  das  Flniagebiet  dea  Sele;  mne  weite  Auaaieht  anf  dm 
Oebirgakeaael  von  Baragiano  öffnet  aich»  an  deaeen  Nordmnde,  aa 
Fnaae  der  hohen  waldbedeckten  (darin  Yiele  Wölfe)  GebirgsamwaDag. 
die  Orte  Avigliano,  Ruoti,  Bella  und  Maro  liegen.  Die  Strasse  aeakt 
sich  und  führt  durch  einen  prachtvollen  Tannenwald,  aus  welchen 
ein  Kalksteinriff,  gleich  einer  zerbrochenen  Mauer,  hervorragt.  Der 
"Wald  endet;  ein  schluchtenreiches  Gehänge  liept  vor  uns,  das  Quell- 
gebiet dos  Aviglianoflusses,  der  bei  Baragiano  sich  mit  dem  Platsnv 
vereinigt.  Ungeheure  diluviale  Conglomeratmassen  sind  iu  den  Riüü- 
salen  entblösst  und  durchschnitten.  Aehnliche  Geachiebemasseiv 
durch  ein  kalkiges  Cement  verbunden»  sind  —  ganze  üiigel  kos* 
stituirend  —  sehr  verbreitet  im  Appenninengebirge.  Ton  Avigliaas 
(höohater  Pnnkt  der  an  einer  steilen,  gegen  SW  abfülenden  fiecg- 
kappe  erbauten  Stadt » 918  m)  ateigt  die  Strasse  in  videB  Krim* 
mnngen  snm  Carmine  empor,  einer  wilden  Höhe,  deren  (namentÜck 
gegen  N)  sterile  Sandsteinsohiehten  nur  sehr  vemnselteBodeDlieslel* 
Inngen  gestatten.  Zorfickgewandt,  stellen  sich  dem  Blick  gegen  8  dis 
tiefyersohneiten  Kalksteinkolosse  von  Laurensana  dar.  Das  Land  irt 
nnbescbreiblich  öde  und  scheinbar  menschenleer.  Sehr  verschieden  ron 
derS-Seite  ist  der  Blick  nach  N.  Zur  Rechten  (gegen  NO  u.  0)  dehot 
sich  ein  plateauähnlichea  Gebirge/  le  Murgie,  aus.  Die  unabaebbared 


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der  niederrheiuiscbea  GeseUschaft  in  Bonn. 


203 


einförmigen  Bergflacben  werden  überragt  durcb  vereinzelte,  in  meilen- 
^osaer  Feme  Ton  einander  aufragende  Höben,  et  sind  die  Stadt- 
berge von  Accorenza  (Acherontia),  von  ForeDza  n.  e.  a.  Mehr  noob 
wird  der  Blick  gefeeaelt  durob  den  bier  cuerat  dem  bewundernden 
Auge  eradieinenden  Y oltar.  Der  erloacbene  Ynlkui  erbebt  itob  gleiob 
einer  oobönen  Oebifgtkrone,  welobe  bocb  empomgt  in  der  weiten, 
ihn  QDigebenden  AppenoinenlQcke.  Zwiaeben  dem  böobeten  Gipfel 
in  HO  (dem  Pianito  dl  Helfi  1829  m)  nnd  der  zweitböcbaten  Spitse 
gegen  SW  (Pizx.  8.  Hiübele  1268  m)  siebt  tieb  ein  zackiger  Kamm  bin. 

Pizzato  S.  Mlchela.  Piuuto  di  Melfl. 

IMn.  18S9III. 


Profil  des  Vuitor,  geMben  von  X  Frusci  am  nördlichen  Gehänge  des  Berges  Garmin«. 

Mit  Anmiabme  dee  kalmioirenden,  banmloi en  Gipfels  sind  die 
bdberen  Tbeile  des  Gebirges  mit  Bucbenwald  geschmückt,  der  sieb 

weithin  gegen  W  über  den  Ofanto  ausdehnt.  Sehr  auffallend  tritt 
in  der  vor  uns  ausgebreiteten  Landschaft  der  Unterschied  zwischen 
der  Bodenbeschaffeuheit  des  Appenuius  und  derjenigen  des  Vulkans 
hervor.  Der  Abhang  des  Carmine  ist  noch  rauh  und  felsig,  die  zer- 
brochenen Sandsteinschichten  ragen  allenthalben  hervor;  alles  aber 
ändert  sio^  am  Bach  von  Atella,  einem  Tributar  des  Aufidus.  Der 
fruchtbare,  dunkelgelbe  yolkanische  Tuff,  mit  üppigen  Fluren  bedeckt, 
hebt  sieb  sanft  von  allen  Seiten  zam  breiten  Yulkanischen  Kegel 
empor.  Beim  Abstieg  über  die  einsame  Stetion  Frnsci  erbebt  siob 
unmittelbar  rechts  tod  der  Strasse  ein  isolirter,  mit  einem  gewal* 
tigen  Kastell  der  Doria  (Gast  di  Lage  Pesole;  jetzt  von  einer  fried- 
lichen  Baoerscbaft  Ton  200  Seelen  bewohnt)  gekrönter  Hfigel.  Man 
dherschreHet  den  Atellaittss  (406  m)  nnd  erreicht  den  anf  einer 
Travertinscbolle  liegenden  Ort  gleichen  Kamens  (500  m).  Die  Strasse 
führt  nun  über  die  schön  bebaute,  aus  vulkanischem  Tuff  bestehende 
Fläche  nach  Rio  nero  (662  m);  auf  der  Wasserscheide  zwischen  den 
Zuflüssen  des  AtcUa  und  des  Olivento  gelegen.  Gegen  W  steigt  das 
Gehänge  zunächst  sanft,  dann  steiler  empor  zum  Vultnr,  dessen 
höchster  Gipfel  in  der  Luftlinie  kaum  3Va  km  entfernt  ist.  Gegen 
O  hebt  sich  jenseits  der  Oliventosoblucbt  das  aus  Schieferthon,  Sand- 
stein und  Kalkstein  bestehondo  Appennioengebirge  empor,  auf  dessen 
Yorböben  Bipacandida  and  Ginestra  liegen.  Der  nördliche  Horizont 
ist  nahe  begrenst,  während  der  Bilck  gegen  S  bis  zam  Carmine  reicht. 


SitBongtberieht« 


Der  Umfluig  eines  Gebirgekeufde,  gleich  dem  dee  Yolter,  weMar 
iidh  ungemeio  eaaft  über  einem,  zam  Theil  eebr  naregdoiieBig  g»> 
itelteten  Bodenrelief  erbebt,  ist  nieht  Keoea  ni  bettimmen.  Bbeav 

willkübrlioh  ist  die  Begrenz uui^:  durch  die  valkanitchen  Auswurf 
massen,  da  tliesi'  sich  zum  Theil,  namentlich  in  östlicher  Richtung, 
sehr  weit  ausdehnen,  zuletzt  in  Form  einer  nur  diinnen  Taffscbicist 
kaum  noch  einen  Einfluss  auf  die  Bodeng»^fitaUnnp  aiisabend.  An 
naturgeraässesten  erscheint  es,  die  Basis  des  Vultur  durch  den  Laof 
des  AteUft  and  des  Aufidus  sowie  durch  den  Olivento  und  die  Melüa  n 
botUmmen.  Diese  Qerinne  umfassen  den  groaaen  Vulkan  fast  ringsun 
bie  auf  eine  Strecke  von  4  km  in  NO.  Die  so  amtcbriebena  Flicbe 
bat  einen  Umfang  von  b%  Ml.  Man  wurde  irren,  wenn  nutn  a« 
dem  Anblick  des  Gebirges  TOn  8  (s.  die  ProfiUinie)  auf  einen  regel- 
m&ssigen  Ban  desselben  schliessen  wollte.  Ein  solcher  ist  nur  aa 
den  mittleren  Gehängen  der  N«  nnd  S-8eite  erkennbar»  wibrend  der 
Gipfelkrana  und  namentlich  die  SW-H&lfte  dem  Bilde  mnea  regei- 
mftssigen  Tulkanischen  Kegels  nicht  entsprechen.  Was  Ton  nnaam 
Standpunkt  auf  dem  Carmine  als  eine  Gipfelkrone  ersohlen,  ist  eise 
gradlinige,  2  km  Gipfelreihe,  welche  vom  Pizznto  di  Melfi  gegem 

SSW  zieht.  Von  demselben  Kulminationspunkt  läuft  »  in  schnell  sich 
senkender  Rücken  ca.  8  km  geilen  WNW,  sodass  demnach  die  höher* 
Region  unseres  Vulkans  zwei  rechtwinklig  im  P.  di  Melti  zusamn^D- 
stossende  Kämme  oder  Serren  darstellt.  Die  W-Seite  läset  kein« 
Spur  einer  Umwallung  erkenneui  sondern  besteht  aus  waldbedcdrtsa 
Bergrücken,  deren  Formen  verrathen,  dass  sie  dem  Appen nin  ange- 
hören und  lediglich  mit  vulkanischem  Material  überscbüttat  sial 
Das  im  Innern  der  angedeuteten  Gebirgssobenkel  liegende,  üaat  %  HL 
im  Durchmesser  haltende  Gebiet  besitst  ein  sehr  nnregalmisslgei 
Relief  und  seri&Ut  in  swei  mehr  weniger  getrennte  Theile.  Ems 
Oebirgsebene  oder  Terrasse,  von  Schluchten  durobsogao,  die  mA 
an  einem  Zweigthal  des  Aufidus  vereinigen,  nimmt  die  nördliche 
Hälfte  ein.  Die  Höhe  dieser  Terrasse  unter  dem  P.  di  Melfi  beträgt 
dort,  wo  sie  am  N-Fusse  des  P.  Michele  eine  wenig  geneigte  Ebenii 
darstellt,  etwa  350  bis  375  m.  Die  südliche  Uälfte  wird  durch  eiD€ 
kesselförmij^e  Senkunir  eiiifrenonimcn,  in  deren  Tiefe  die  beiden 
Seen  von  Montichio  (der  kleinere  östliche  650m  im  jsrrösseru  Durch- 
messer, der  grössere  westliche  750  m  messend),  G77  m  uut<?r  den: 
hohen  Gipfel,  652  m  üb.  M.  ruhen.  Der  kleinere  See  ergiesst  sich 
in  den  grösseren  und  dieser  in  den  Ofanto.  Die  äussern  Gehäng« 
des  Vultur  bieten  gegen  8»  0  und  N  eine  grosse  Zahl  (etwa  20) 
sanft  eingesenkter  Radialthaler  dar.  In  diesen  Teriaufeii  schmale, 
senkrecht  eingeschnittene  Rinnssie,  in  denen  der  dunkelbranna  Tuff 
an  Tage  tritt.  Ton  Rionero  steigt  man,  Yorbei  an  dem  durch  hohe 
Cypressen  weithin  erkennbaren  Friedhof,  erst  sanlt^  dann  üamsr 
steiler  gegen  NW  empor.  Das  Gehänge  besteht  bis  ta  einer  Böbs 


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der  niederrheiniBchen  Gesellschaft  in  Bonn. 


205 


von  etwa  1000  m  aus  vulkanischem  Tuff,  desRcn  oberflächliche  Massen 
durch  einp^emengte  duukle  Lavablöcke  (bis  mehrere  m  gross)  ein 
sehr  groBsbl eckiges  Conglomerat  darstellen. 

Die  Lava,  dunkelgrau  bis  schwärslich,  erscheint  swar  aaf  den 
ersten  Blick  zuweilen  nur  Augite  in  einer  feinkörnigen  oder  dichten 
Grundmuse  (solche  Varietäten  sind  es  wohl,  welche  mehrlaoh  alt 
Aogitophyr  beseiobnet  worden)  la  enthalten,  meist  aber  erkennt  man 
schon  dnroh  die  Lope,  ja  mit  dem  blossen  Ange  Hanyn  nnd  Leadt 
ftla  wesentliche  Oemengtheile.  Glimmer,  Apatit,  Magneteisen  fehlen 
ni^t.  Den  Leueit  sah  ich  niemals  frisch,  sondern  stets  in  weisse 
rnadliche  K6mer  verwandelt.  Diese  erreichen  suweOen  eine  Grösse 
▼on  1,  ja  von  einigen  cm.   Dann  treten  sie  nur  vereinzelt  auf,  er- 
scheinen als  körnige,  kaolinähnliche  Aggregate,  wdlche  zuweilen  fast 
wie  Einschlüsse  ausaehen.    Merkwürdiger  Weise  ist  der  Hauyn  in 
diesem  Gestein  weniger  zersetzbar  als  der  Leucit.    Als  Einschlüsse 
im  Tuff  finden  sich  verschiedenartige  Mineralaggregate  (sog.  Aus- 
würflinge), unter  denen  am  Mufigsten  körnige  Gemenge  von  Hauyn, 
Augit  und  Biotit,  sowie  von  vorherrschendem  Augit,  oder  auch  Horn- 
blende mit  untergeordnetem  Apatit.  Eio  trefflich  ausgebildeter  flächen- 
reicher Homblendekrystall  wurde  in  einem  Drosenranm  eines  Horn* 
Uendeaggregats  beobachtet.  —  Wo  der  steilere  Anstieg  beginnt^ 
Tersehwindet  der  gelbe  Tuff  mit  dem  grossblodkigen  Conglomerat 
nnd  an  die  Stelle  tritt,  den  Kegel  des  Pisa,  di  Melfi  bildend,  jenes  hier 
lacht*  bis  dnnkelgraae  Gestein,  aas  welchem  die  EinschlAsse  im  Taff 
bestehen.  Bs  liegt  in  Bftnken  und  erinnert  nicht  so  sehr  an  eine 
wahre  Lava,  als  an  ein  Eruptivgestein  mit  tuflahnlichem  Charakter, 
wie  solche  Gebilde  auch  in  der  Rocca  Monfina  verbreitet  sind.  Da 
die  Vulturspitze  alles  Land  gegen  N,  0,  SO  überragt,  so  ist  nach 
diesen  Seiten  die  Aussicht  unbegrenzt.     Als  ein  langgestreckter 
Rücken  mit  fast  horizontaler  Scheitellinie  stellt  sich  der  Monto 
Gargano  dar  (12  Ml.  fem).   Daran  schliesst  sich  gegen  NO  der 
Meereshorizont,  während  gegen  SO  die  Murgic,  plateauäbnliche,  ant 
horizontalen  Kreidekalksteinbänken  bestehende   Höhen,  in  ihrem 
Bau  dorohans  verschieden  vom  Appennin,  sich  hinaiehen.  G^en  8 
kennseichnet  sich  der  Hauptscg  des  Appennins  durch  die  von  W  nach 
O  gereihten  Gipfel  Mte.  Sqnadro  (1842  m,  unfern  S.  Feie  (669  m); 
Uer  auch  prachtvolle  thormfdrmige  Kalksteinfelsen),  Mte.  S.  Croce 
1426,  Mte.  Piemo  12S1,  Carmine  1280.  Nicht  weniger  anriehend  als 
die  Ferne  ist  der  Blick  auf  das  Yulkangebirge  selbst»  das  reicbge- 
gliederte  peripherische  Gehänge  mit  dem  Kranz  von  Städten  und 
Flecken  (Melfi,  Rapolla,  I'.arile,  Rionero,  Atella),  sowie  auf  die  in 
zwei  Terrassen  abstürzende  Tiefe  gegen  SW.    Tief  unten,  677  m  zu 
unsern  Füssen,  erblicken  wir  den  grösseren  der  beiden  Seen,  während 
der  kleinere  östliche  hinter  dem  600  m  mauerähnlich  abstürzenden 
Pisf.  S.  Michele  verborgen  ist.  —  Gegen  S  über  den  Kamm  herab- 


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306 


Sitgniigiberiolito 


■Itigttiid«  wurde  siuiiohfli  der  Weg  Bionero-Montewde  erreielii»  dm 
dareh  prachtyoUen  Buchenweld  hinab  sn  den  Weisenfluren»  welche  die 
obere  Terrane  tebmfiokeD.    Während  die  tieilen  Wallhdhea  eei 

dem  danklen  Leucitgettein  bestehen  (deaeen  hohe  Peleen  na  mdireni 

Stellen  aas  dem  waldigen  Abhänge  hervorragen),  füllt  brauner  tuI- 
kaoischer  Tuff  das  Gebirgainnere.  üeber  eine  zweite  Stufe  steigt 
man  binab  zu  den  Seen,  von  denen  der  grössere  klares,  der  kleinere 
trübes  Wasser  enthielt.  Ein  stattliches  verlassenes  Kiostergrbäude 
steht  am  NO-Ufer  des  kleineren  Sees,  am  Fuss  der  hohen  waidt)«- 
deckten  Bergwand  von  S.  Michele.  Um  Melfi  zu  erreichen  wurde 
die  Yulturspitze  zunächst  ötUioh  umgangen,  desgleichen  die  Ur- 
spniDgsmulden  mehrerer  gegen  N  gerichteten  Badialthäler.  Auch 
hier  besteht  der  4kohe  Kamm  ans  granem  Leocitophyrgeatein,  dis 
mittleren  nnd  unteren  Glinge  ans  braunem  gelbem  Tuff.  Der  Ab- 
stieg bietet»  stets  das  schön  liegende  Melfi  vor  Angen,  ein  beeondem 
Interesse  dar«  da  an  dem  800  m  hohen,  i'/t  km  breiten  Gehänge  dis 
▼ersohiedenen  7egetationsaonen  enge  an  einander  gerftckt  eraeheinsb 
Oben  Bnohendiekichte,  dann  der  Kastanienwald,  endlich  tiefer  hinab 
die  Olivenhaine.  Melfi  liegt  auf  einem  ausgezeichneten,  durch  Ero- 
ßion  isolirten  Plateau,  dessen  elliptische  Scheitelfläche  im  grösseren 
OW-lichen  Durchmesser  1  km  misst.  Den  höchsten,  in  NW  lie^ec- 
den  Theil  des  Stadtplanums  krönt  ein  altes  Normannenschloss.  Diese 
Hochplatte,  von  '6  Sr-iten  durch  die  Melfia  umflossen,  nur  gegen 
SW  weniger  geschieden  von  den  umgebenden  welligen  flöhen,  musste 
schon  in  frühster  Zeit  zu  einer  Stadtgründang  reizen.  —  Begleitet 
und  geführt  von  den  Herren  Dr.  Gaetano  Kiboni  und  Attilio  Stefißni. 
Lehrern  der  Mathematik  und  Naturwissenschaft  an  der  teehnisefaen  und 
landwirthschaftlichen  Schule,  suchte  ich  den  Fundort  des  berähmteo 
Haqynophyrs  anf.  Dies  an«geaeichnete  Gestein  bildet  einen  in  nn- 
regelmässigen  yerUkalen  Sftulen  lerklüfteten  Dnrcfabmch  dnrdi  dsa 
in  seiner  fast  horisontalen  Lagerung  nicht  gestörten  Tnff  an  der 
NW-Seite  des  Stadtberges  unterhalb  dee  Kastells,  dessen  Grund- 
mauern wahrscheinlich  auf  der  Hauyniaya  rohen.  Der  grosse  Bruch, 
in  welchem  das  Gestein  ausgebeutet  wurde,  musste  auf  Veranlassung 
des  Fürsten  Doria,  Eigenthümers  des  Kastells,  eingestellt  werden, 
weil  der  Bruch  die  Schlossmauern  gefährdete.  Nach  den  Schilde- 
rungen von  Abich  und  Scacchi  soll  das  vulkanische  Eruptivgestein 
sich  vom  Kastell  her  decken  förmig  über  den  Hügel  ausbreiten  nnd 
den  Gebäuden  der  Stadt  als  Unterlage  dienen.  Ich  habe  in  der 
Stadt  keinen  anstehenden  Uauynophyr  beobachtet.  Die  allgemeine 
Beschaffenheit  des  Gesteins  von  Melfi  ist  bekannt.  Hm.  Prof.  Zirkel 
▼erdanken  wir  eine  mikroskopische  Untersuchung,  welche  ausser  dem 
Hauyn  als  Gemengtheile  nachwies:  Leuf^t,  Nephelin«  Augit,  HeÜBtb, 
Magneteisen,  Apatit.  (Neues  Jahrb.  1870  S.  818^832.)  In  rauher, 
etwas  poröser  Grundmasso  umschUesst  das  Gestein  als  dem  bloasen  Aige 


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der  niederrbeiniMheii  Qaaellscbaft  in  Boon.  807 


sichtbaren  Gemenpftbeil  vorzugsweise  dodekaedrische  Krystalle  von 
Haayn,  2  bis  3,  doch  auch  10  mm  gross.  Sebr  auflfallend  und  wobl 
nocb  nicbt  vollkommen  erklärt  ist  die  Verschiedenbeit  der  Dode- 
kaeder nicbt  allein  in  Bezug  auf  Farbe,  sondern  aucb  in  der  Spalt- 
barkeit. Die  vorborrscbenden  Krystalle  sind  scbwärzlichgrau.  Diese 
haben  emen  moacbligen  Bruch  und  insofern  eine  scbalige  Bildung, 
als  sich  von  einem  Kern  eine  Vs        dicke  Scbale  trennt,  wie  man 

•   

aof  dem  Gestein sbrucb  zu  beobachten  Gelegenheit  hat.  Eine  Minder* 
nhl  der  Krystalle  ist  blaa  (die  rothe  Firbnng,  welche  blanen 
imd  granen  Variet&ten  Torkomniti  wird  dnroh  Zersetsong  bedingt). 
Dieee  blanen  Kömer,  welche  fnweüen  in  inniger  Terwaohsnng  mit 
den  granen  vorkommen»  nnd  vollkommen  spaltbar,  parallel  dem 
Dodd^aSder.  —  Eine  ausgezeichnete  Variet&t  des  Hanynophyrs  wnrde 
8W  der  Stadt  nahe  der  VtUa  des  Bisehofs  geschlagen.  Das  Gefüge 
des  Gesteins  ist  hier  mebr  geschlossen,  der  Brach  cbenfläcbig.  Neben 
sebr  zahlreichen  schwarzen,  fettglänzenden  Dodokacdern  mit  musch- 
ligem  Bruch  sind  mehr  vereinzelte  farblose,  vollkommen  spaltbare 
Dodekaeder  vorhanden  (blaue  und  rothe  Körner  fehlen).  Diese 
Verschiedenheit  scheint  auf  das  Vorhandensein  zweier  verschiedener 
isomorphen  Verbindungen  zu  deuten.  —  In  Melfi  erblickt  mau  noch 
manche  Häuser  in  Trümmern,  erinnernd  an  das  echreckliche  Erdbeben 
14  Aug.  1861  (2  U.  20  Min.  Nachm.)»  welches  die  Stadt  fast 
▼ollflündig  serstörte  nnd  600  ihrer  Bewohner  tödtete.  BapoUa  (8  km 
80)  li^  aam  grtaern  Theil  nooh  jetst  in  Rainen.  Der  Fleeken 
rnbt  aof  einem  schmalen,  spomShnliehen  Anslftofer  der  Yultnrge- 
bioge^  etwa  180  m  Aber  der  Sohlncht  der  Helfia.  Wir  steigen  steil 
hinals  an  hohen  Tnffwftnden  Yorbei  nnd  erreidien  das  Thal  des  Oli- 
Tente,  eines  Tribatftrs  des  Ofhnto.  Im  Gebiete  des  vulkanischen 
Tuffs  bat  hier  der  Olivento  eine  enge  Sohlucbt  gerissen.  Weiter 
abwärts,  wo  pliocäne  Thon-  und  Mergelbildungen  beginnen,  wird 
das  Thal  breit.  Der  Weg  nach  Venosa,  welcher  sich  von  demjenigen 
über  Lavello  nach  Canosa  abzweigt,  führt  über  eine  einförmige 
Hochebene  zwischen  320  und  400  ra  h.  Sanfte  Erosionsmulden  durcb- 
aieheo  diese  ans  den  Tuffen  des  Vultur  bestehende  Plateaufläche, 
deren  Neignng  von  SW  nach  NO  gerichtet  ist  Als  Marksteine 
erscheinen  am  südwestliehen  Horizont  die  Höhen  nnd  Stadtberge 
Ton  Forensa  nnd  Aooerensa.  Die  Bevölkerung  wohnt  in  diesem 
Gebiete  nieht  sowohl  in  Dörfern,  als  in  grossen  stadtfthnlichen  -An* 
Siedlungen  tof  natfirlichen  Bergfestnngen,  swisohen  denen  meilen* 
weite  unbewohnte  Fliehen  sieh  ausdehnen.  Das  altberfthmte  Venosa, 
Yaterstadt  des  Horas,  liegt  auf  einer  durch  Erosion  gegen  0,  N 
und  W  isolirten  Parcelle  des  Tuffplateaus,  welche  etwa  2  km  yon 
SW  nach  NO  sich  erstreckt  bei  einer  Breite  von  kaum  Va  km.  Ueber 
dies  ganze,  besonders  steil,  ca.  100  m,  gegen  0  abstürzende  Planum 
dehnen  sich  die  Kuinen  der  alten,  einst  grossen  und  mächtigen 


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208 


SUtangsbericfaie 


Stadt  aus,  wäbreud  die  heutige  sehr  herabgt^kommene  Stadt  auf  den 
südwestlichen  Tbeil  jenes  Raumes  ])eschräDkt  ist.  üeber  dem  vulkani- 
nischen  Tufi'  liegt  hier  eiue  mehrere  ra  mächtigfe  Bank  von  faust-  bis 
kopfgrossen  DiluvialgeröUen,  weiche  die  Scheitelfläche  der  Stadthohe 
bildet.  Diese  oder  eine  ähnliche  Geröllbank  findet  sich  wieder  in  den 
merkwürdigen  KatakombeD,  welche  1  km  NO  von  Venoaa  1663  beim 
Betrieb  einer  PuezolAngrnbe  entdeckt  wurden,  dort»  wo  eiDst  auf 
dem  Plateaurando  gegen  den  Dennoe  (dieeer  Neme  iet  boi  d«r  ein* 
heimieehen  Bevölkerung  verloren  gegangen;  der  «wuMrarme^  Flum, 
weleber  ■ich  gegen  W  snm  OUvento  wendet,  wird  jetsi  nur  Ffagnoan 
geninnt)  du  gans  vereebwondene  Kloster  Maddalena  lag.  IXe 
Decke  jener  Katakomben,  welche  durch  die  hebriiaehen  Inachriflaa 
und  das  ffild  dee  siebenarmigen  Lenditera  aieh  ab  jfidiaelia  Grab- 
stätten erweisen,  ist  je  nach  der  Festigkeit  dee  Oeeteina  bald  eihr 
stumpf  dachförmig,  bald  horizontal;  in  letzterem  Fall  ist  es  meist 
eine  Bank  diluvialer  Flussgerölle,  welche  dem  Tuff  grössere  Festig- 
keit verleiht.  In  den  anderthalb  Jahrtausenden,  seitdem  die  Todten 
hier  in  „Loculi**  gebettet  wurden,  hat  die  Erosion  und  der  Abbruch 
des  Tuffplateaus  bemerkbare  Fortschritte  gemacht,  wie  man  aus 
den  jetzt  durch  Abgleiten  von  Tufipariien  sa  Tage  liegenden  TodtoD- 
et&iten  erkennt. 

Schliesslich  sprach  derselbe  Vortragende  über  die  KryaVall^ 
form  des  Cuspidin,  indem  er  an  eeine  Mittheilnng  über  ein 
Cnspidin-ftbnlicbee  Mineral  in  der  Sita.  t.  7.  Febr.  1881  ankntpttfe. 
Entsprechend  der  damals  ausgeeprochenen  Hofihung,  daaa  ein  Boaaai 
der  Sammlungen  au  Neapel  ihm  eine  genauere  Kenntniaaoahaia  dai 
Cnspidina  und  augleich  ein  ürtheil  über  die  Identitit  dea  am  7.  Fahr« 
vorgelegten  Minerals  mit  dem  Cnspi^  ermöglidien  würde,  konnte 
Redner  sowohl  die  Originalstufe,  Dank  der  GeflUigkeit  des  Herrn 
Scacchi,  betrachten,  als  auch  einige  Auswürflinge  mit  Cuspidin-Kry- 
stallen  in  Resina  bei  Cozzolino  erwerben.  Die  Untersuchung  dieser 
Krystalle  und  ihr  Ver^^leich  mit  dem  oben  erwähnten  Yorkommnks 
cr^^ab,  dass  beide  verschieden  und  letzteres  einem  bisher  nicht  be- 
kannten Mineral  angehört.  Indem  der  Vortragende  die  vollständige 
Charakterisirong  dea  am  7.  Februar  vorgelegten  Minerals  bis  zur 
Ausführung  einer,  vorläufig  durch  den  Mangel  an  genagendem 
Material  verwehrten  Analyse  verschieben  muas,  gestattete  er  sieh 
einige  Bemerkungen  über  die  weniger  allgemein  bdmonte  Form  das 
Cuspidins,  dessen  bisherige  Kenntniss  sich  auf  eine  durch  Amam 
bearbeitete  briefliche  Mittheilnng  8caoehi*s*)  st&tit.  Scaoohi  beaohrelbt 
die  Krystalle  als  eine  Combination  sweier  rhombiacher  Pyramidaa 
P,  (III)  und  2PV8,(4S2),  nebst  dem  Makrodoma  Poo  und  dem  Braehy- 
pinakoid  go  P  a>.   Das  Axenverhältniss  (a  :  b  :  c  s  0,7173 : 1 : 1,9376) 


1)  B.  Groth,  Zeitschr.  f.  Krystallographie  I,  398. 


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der  niederrheioiaohen  Qesellsohafi  in  Bouu. 


209 


wurde  aus  den  MessuDgen  der  brachydiagonalen  Polkante  (112*' 8') 
und  der  Lateralkante  (77°  50')  abgeleitet.  nDiese  scheinbar  rhombi- 
«fcbeii  Gestalttin  tind  möglicherweise  monosymmetriscbe  Zwillinge, 
da  heim  Spalten  an  der  Spitze  des  Krystalls  ein  einspringender 
Winkel  von  188^42'  entstand  (die  Lage  der  Siialtflacben  iit  Tom 
YeiÜMeer  niebt  n&her  angegeben)^  (Annmi).  —  Darob  einen  glflek- 
licben  Zu&Il  fand  der  Yonragende  in  einer  kleinen  Druse  einer 
Cnspidinttofe  einen  1  mm  grossen  einfaoben  Krystall,  dessen  Fliloben, 
wenn  nnob  niebt  sebr  genaue,  so  doeb  befriedigende  Messungen 
Üfestatteten.  Die  VermutboDg  Seaecbi's,  dass  das  System  monosyin- 
jüctrisch  sei,  bestätigte  sich  vollkommen.  Wenn  wir  die  Grundfurm 
Scacclu's  (ii)  als  negative  IleniipyrainiJo  beibehalten,  so  ergibt  sich 
auf  Grund  der  Fundamentalmessungen  u:e=  146^57';  e:C3BB  111^5'; 
f:G=sI09'^27'  das  Axenverhältoiss: 

a :  b  :  c  =  0,7247  :  1  :  1,9623 
ß  =  90"  55'  41" 

Der  miier8Uol|te  Krystall  seigt  folgende  Combinationsformen  (s.  Fig.) 

n  =  (a:b:c),  —  P.  (III) 
y8(a':b:c),  P,  (III) 
p«(a:b:V.c), (118) 
q=-(»/,a:b:o),  -^Vt,  (288) 
r«(Vt«:*/,ib:c),  -8^«»/,,,  (12114) 
8n(a':  Vsb:e),  (121) 
e  =  (a:Q0b:e),  — dPoD._(101) 
f=(«':oob  :c),  Poo,  (101) 
h  =  (a  :  oo  ü  :      c)»  —  *'8  (103) 
d  =  (ooa:b:c),  Poo,  (011) 
g  =  (aDa:b:  V^c),  V^Poo,  (012) 
k  =  (OD  a  :  b  :      c),      P  x,  (014) 
l  =  (a:  b:ooc),  oo  P,  (110) 
bs(a>a:b:Qoc),  oo^ao,  (010) 
es(aDa:aob:c),  oP,  (001) 
Die  Fig.,  eine  grade  Projektion  auf  die  Horisontalebene,  bringt  alle 
beobaobteten  Combinationsgestalten  mit  Ausnabme  von  k  cur  An* 
aehaunng.  Es  betragen  die  Neigungen  der  Flfteben  sn  den  Axen- 
ebenen:  (a  Ebene  der  Axen  b  nnd  o,  etc.) 

n        y         p         q  r         s  e 

a  88*56'  |89*17'  l62*26V2'i50*24V4't88*69V,'l66»  4«/,';a0»  9'/,' 
b    55  57    65  382/3  64  17     4G  SS'/^  56  39^*  36  28» '90® 
1      c   72  %\\4l1  41  Vt  lad  58 Vi  l83  22'/3  |77  89'/«  |68  66 

!  f          b         d          g        k          1  * 

\           a  20«22«/3';47'^25'  ■89»34«//|89«20V2'89«10'  Sö^SSy,' 

b  90<>        90^       |27o    V2'|45  33     63  52V4'54  4>', 

0  41  39Vj4139V4l62  59Va.44  27     ,26  8    189  15 

I        Während  die  meisten  Flächen  leiobt  bestimmt  werden  konnten, 

■Mchte  die  Ermittlung  des  Symbols  Ton  r  niobt  geringe  Sebwierig- 

r    BHBsagsb.  d.  Btodeffkefa.  asaelltebin  In  Boaa.  1681.  14 


1 


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210 


SiizuDgBbericbte 


keit,  da  diese  Fläche  nur  ein  unvollkommenes  Spiegrelhild  gab.  zu- 
dem eine  leichte  Wölbunsr  die  Unsicherheit  vermehrte.  Vergeblicb 
waren  die  Bemühungen  auf  Grund  zweier  angenäherter  Messungen 
r :  e  und  r :  n  die  Axenacbnitte  zu  berechnen.  Endlich  gelang  die 
Conttetirnng  der  Zone  r :  q :  g,  welche,  im  Verein  mit  der  Messong 
r :  e  =  ca.  144",  die  oben  angegebene,  durch  ihre  wenig  einfachen 
Symbole  bemerkenswerthe  Formel,  gab.  Die  von  Scaochi  «Dgegebese 
Fliehe  m  (482)  konnte  loh  an  den  mir  vorliegenden  Kryttallen  nick 
auffinden.  Ale  Torherrtohende  Flächen  sind  sa  beaeichnea  n,  v  vbA 
r,  ferner  e,  f,  1,  die  andern  Flächen  treten  untergeordnet,  warn  Thd 
sogar  nur  punktförmig  auf.  Die  Kry stalle  besitzen  eine  ausgeseich* 
nete  Spaltbarkeit  parallel  der  Basis;  ihre  Farbe  ist  wasserhell,  wei« 
bis  lichtröthlichweiss.  Sie  finden  sich  theils  in  Drusen  aufgewachsen, 
theils  die  körnige  Masse  der  Auswürflinge  nebst  Biotit  und  ilora- 
blende  coustituirend  in  den  Tuffen  des  Somma. 

Professor  Schlüter  legte  einen  der  Gruppe  der  Mero 
stomen  angebörigen  Krebs  aas  dem  rbeiniachen  Uate^ 
Davon  vor. 

Es  liegt  nur  ein  Abdruck  vor  und  selbst  dieser  ist  anvoO- 
st&ndig,  indem  Extremitäten  nnd  Kopfochild  fehlen.  Von  des 
Segmenten  sind,  mit  Etnsohluss  des  Endgliedes  die  10  hinteren,  vos 
den  beiden  vorderen,  dem  11.  und  12.,  nur  Spuren  erhalten.  Die 
Segmente  sind  geradlinig  begrenzt,  leicht  gewölbt,  glatt;  oeitlieh  u 
einen  kurzen,  spitzen,  nach  hinten  gerichteten  Dom  endend.  Se 
nehmen  von  vorn  nach  hinten  im  Ganzen  und  im  Einzelnen  an 
Breite  ab;  die  Länge  der  vorderen  ist  zunilich  üboreiiistimmtnd 
und  beträgt  2,5  mm.  Das  dritte  Glied  (von  hinten  gezählt)  ist  4  ins 
lang,  ebenso  das  zweite ;  das  erste  (oder  Endglied)  läuft  staciiel- 
oder  dolchförmig  aus  und  konnte  bis  auf  eine  Länge  von  8,5  im» 
blossgelegt  werden;  seine  Breite  betragt  am  hinteren  Ende  noch 
nicht  ganz  1  mm,  vorn  4  mm.  Das  zweite  Glied  (von  hinten)  besüfi 
eine  gröaste  Breite  von  6  mm;  das  dritte  von  7,5  mm;  das  vierte 
von  9  mm;  das  fünfte  von  9,5  mm;  das  sechste  von  10  nun;  du 
bis  10.  Segment  anscheinend  noch  ein  wenig  breiter,  ihre  setthshe 
Begrenzung  aber  weniger  deutlich.  Die  Bedeckung  sdieinl  ySffii 
glatt  gewesen  zu  sein,  indem  man  keinerlei  Ornamentik  beiMrfct 
Nur  in  der  Mittellinie  des  zweiten  Segmentes,  etwas  nach  hisilK 
gerfiokt,  zeigt  sich  ein  schwacher  kreisf5rmiger  Bockel  (also  i» 
Original  Vertiefung).  Als  After-Spur  kann  man  deoselben  wohl  der 
Grösse  wegen  nicht  ansehen. 

Die  Stellung  dieses  Kia'pers  betrefifend.  so  treten  zwei  Gr- 
schlechter  in  Frage,  die  Gattung  Stylonurus  und  die  Gattung  Eur^/ 
pterus,  von  denen  die  erstere  mit  Gangfüssen,  die  letztere  mit 
Euderfüssen  versehen,  jene  vorherrschend  dem  Old  Bed  Sanditong* 


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der  niederrheinischen  GesellsGhaft  in  Bonn.  2U 

diese  Torhemehend  dem  8ilar  .angehörigi  obwohl  aooh  ins  Devon 
und  Carbon  fortsetsend.  Die  Hebrxshl  der  Arten  beider  Oattongen 
zeichnen  sich,  von  anderen  ümst&nden  abgesehen,  von  den  Torliegen- 
den  Stöcke  schon  darob  die  (Grösse  ans.  Unter  den  kleineren  Arten 
steht  Eurypterus  pygmaeua  SaiH. welcher  an  der  Basis  des  Old 
Red  Sandsione  gefunden,  am  nächsten. 

Sonach  kann  man,  bis  besser  erhaltene  Funde  einen  genaueren 
Vergleich  gestatten  die  rheinische  Art  als 

Eurypterus  cf,  pygmaeua  Salt. 

bezeichnen. 

Das  Stück  fand  sich  auf  der  Grube  CarlshofTnung  am  Nordab- 
hang des  Mahlscheider  Kopfes  bei  Struthütten,  Kreis  Siegen  und 
ruht  im  Museum  des  natnrhistorischen  Vereins  in  Bonn. 

Sodann  erörterte  Redner  den  Bau  der  Gattung  Tto- 
raerinus. 

Fftr  einen  eigentbftmlich  gebanten  Orinoiäm,  der  im  Mittel- 
Devon  Yon  Kerpen  gefunden  war,  wurde  durch  Ludwig  Schultae  *) 
die  Gattung  Tiaracrimu  errichtet,  mit  der  einrigen  Art  Tiar,  quadri' 
frons,  Zittel  siyricht  in  seinem  Handbuche  der  FaUUmtologie  die 

Ansicht  ans,  dass  Schultze  den  Körper  verkehrt  gestellt  und  die 
vier  ruitHydrospiren  versehenen  Basalstücke  als  Seitenplatten (Scheitel- 
platten) bezeichnet  habe. 

Zwei  von  den  sechs  Orij^inalstücken  des  Herrn  Schultze 
befinden  sich  im  Museum  des  naturhistorischen  Vereins  in  Bonn, 
ond  diese  geben  die  Ueberzeuj^ung  von  der  Richtigkeit  der  Auf- 
fassung Zittel's,  dass  Schultze  Ober-  und  Unterseite  verwechselt 
liabe,  ausserdem  aber  noch,  dass  besondere  Hasaistücke  vorhanden 
aeien,  welchen  die  grossen,  die  Seiten  des  Kelches  bildenden  StfUike 
•vfruhen«  Diejenige  Platte  n&müch  —  welche  Zittel  nicht  erwfthnt 
—  wdohe  nach  Schultze  den  Scheitetmittdpunkt  bildet  und  die 
grossen  Seitenplatten  abstutst,  ist  die  Basis  des  Kelches.  Dieselbe 
wird  durch  drei  Basalstficke  gebildet,  wie  drei  unter  gleichem  Winkel 
sttsammenstossende  Kfthte  darthnn,  und  im  Gentrum  von  einer  randeil 
Oeffnung,  dem  Nabrun gskanale  der  Säule  durchbohrt. 

Diese  Auffassung  findet  noch  eine  weitere  Bestätigung  durch 
eine  neue  Art  der  Gattung  aus  dem  Devon  des  nordwestlichen 
Frankreich,  welche  durch  Herrn  Daniel  Gehlert  in  Laval  behufs 
näheren  Vergleiches  nach  Bonn  gesandt  wurde. 

Dieselbe  liegt  in  zwei  Exemplaren  vor.  Die  Kelobe  sind  bis 


1)  Woodward,  Monogr.  of  the  British  fossil  Crustacea.  Order 
Merostomata.    London,  1866,  Pal.  Soc.  p.  144,  tab.  28,  fig.  6 — 7. 

2)  L.  Schultze,  Monogr.  d.  Echinodermen  des  Eifler  Kalkes. 
Wien  1867,  pag.  114,  tab.  18,  fig.  8. 


212 


8itiimgBberielit6 


auf  die  obere  Partie  —  die  Seiheiteldecke  fehlt  gänelieb  —  f^t  er- 
lialten.  Die  allgemeine  Gestalt  ist  cylindrisch  l)i8  ton noi. förmig, 
oben  etwas  verengt,  unten  ein  wenig  stärker.  Die  Hohe  betrigt 
12 — 14  mra,  der  grösste  Durchmesser  8  mm,  an  der  Basis  fi  mm. 

An  der  Basis  ist  die  Insertionsstelle  für  den  Stiel  ziemlicti 
tief  eingesenkt.  Die  drei  Basalia  betheiligen  sich  bis  auf  2  mm  Höhe 
an  der  Zaaammensetsang  der  Seitcnwandung  des  Kelches.  Uebtr 
den  anscheinend  horizontalen  Rändern  desselben  erheben^  sich  die 
Badialiaf  deren  Nähte  nicht  erkennbar  sind«  Wie  bei  Tiataet.  qwt- 
ärifiroM  befinden  eich  anf  den  Seiten  4  groese  Hydroepiren»  wdebe 
eriwblich  Iftnger  ala  breit  amd  und  in  der  Mittellinie  leicht  Idelartig 
Torapringen.  Dieaelben  beateben  aoa  etwa  20  horizontalen  erhabenra 
Bohren.  Werden  dieaelben  geöffnet^  ao  bemerkt  man  die  End^roi» 
welche  die  Tafeln  nach  innen  an  durchbrechen.  Die  Hydroapoea 
aind  nicht,  wie  bei  der  Eifler  Art  durch  flache  glatte  Längsforohee 
getrennt;  die  Oberfläche  ist  Wer  vielmehr  mit  Granulen  bedeck:, 
die  sich  gern  in  Länjrsreihen  ordnen  und  bisweilen  zusanunen- 
hangende  Riffe  oder  Kiele  bilden.  Auch  die  Ausseufläche  der 
8aiia  ist  gekörnt. 

Die  Art  mag  nach  dem  £ntdeok<ir  Tiaracrinu4  ÖchUrti  ge- 
nannt werden. 

Weiter  beaprech  Redner  einen  neuen  J^c^snt^eii  aas 
dem  Mittel-Devon  der  EifeL 

Es  lieiD^en  bis  jetzt  nur  Stacheln  vor.  Alle  Stficke  beaitwi 
eine  niedrig  kegelförmige  Gestalt.   Die  acharfrandifre  flach  conveis 

Oberseite  von  kreisförmigem  Ümriss.  Ihr  Durchmesser  betragt  4,5 
— 5  mni,  bei  wenigen  Stücken  5 — 6  mm.  Der  Kegel,  dessen  Höhe 
4 — 5  mm  misst,  erscheint  im  Profil  geradlini-j  oder  etwas  eingv'bogen. 
Er  verjüngt  sich  rasch;  sein  zugeschärftes  Ende  ist  an  keineni  iStö<^e 
vollständitr  erhalten  und  hat  an  den  vollständigsten  Stücken  kaaiD 
noch  ein  Millimeter  Durchmesser. 

Die  ersten  <refundenen  Exemplare  zeigten  eine  angewitterte 
Oberfläche,  welche  etwa  an  Spongien  denken  lieaa.  Ein  angefertigt« 
Dünnscblifl'  wies  nicht  auf  Spongim,  gab  aber  sngleicb  aaob  kaa 
Anhalten  über  die  Natur  dea  Körpera.  Weitere  Exemplare  seigtan 
dann,  daaa  der  ganse  Körper  aua  Kalkapath  beatehe  und  xoleftit 
lieaaen  beaaer  erhaltene  Stücke  erkennen,  daia  die  Oberflidie,  b»> 
aondera  an  dem  sngeach&rften  Theile  liniirt  aei,  freilich  so  fein»  da» 
ea  nur  unter  scharfer  Lupe  aichtbar  iat  So  löaeien  aioh  allmftUiak 
die  Zweifel  über  diese  problematischen  Körper  und  ergab  sich,  dass 
mau  es  mit  Seeigelstacheln  zu  thun  habe.  Die  Oberst^ite  derselben 
ist  mit  kleinen  regellos  gestellten  gerundeten  Hockerchen  —  wie 
sie  bei  vielen  Stacheln  vorkommen  —  besetzt.  Ein  Exemplar  tob 
7  mm  Länge,  bei  6  mm  Durchmesser  zeigt  dann  noch,  daaa  dar  Kegd 


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der  niederrheinisohea  Gesellsohaft  in  Bonn. 


218 


«iok  in  einen  etwa  8  mm  Itngen  Stiel  Terl&ngert,  der  erst  leiclii 
geiehwollen  ist,  und  sich  dann  wie  sar  Gelenkflftohe  hin  verengt, 
welche  jedoch  auch  an  diesem  vollst&ndigsten  Stficke  nicht  er- 
halten ist. 

Einen  Stachel  von  fthnlicher  Oestalt  glaubte  bereits  Quen- 

8tedt  aus  der  Eifel  zu  besitzen,  derselbe  gehört  jedoch,  wenn  der 
Fundort  richtig  ist,  wahrscheinlich  einer  anderen  Art  an,  welche 
später  von  Ludwig  Schult  ze  Xenocidaris  dar  {gern  genannt  wurde. 
Die  Stacheln  dieser  Art  sind  erheblich  grösser,  von  cylindrischer 
Gestalt,  oben  keulenförmig  verdickt  und  der  Hand  der  Oberseite 
zackig,  nicht  glatt,  wie  an  den  vorliegenden. 

Obwohl  die  Gelenkfläche,  deren  eigen thümliche  Beschaffenheit 
aar  Aufstellung  der  Gattung  Xenocidaris  geführt  hat,  an  den  vor- 
liegenden Stücken  noch  nicht  bekannt  ist,  so  finden  dieselben  den- 
noch vorlftofig  hier  ihre  natnrgem&sse  Stellung  und  mögen  die- 
selben als 

Xenaeidaria  eomfera 

baieichnet  werden. 

Ich  verdanke  die  Stftcke  einem  eifrigen  Zuhörer,  Herrn  En- 
gen Schulxt  der  dieselben  in  der  OriMotfcleii-Schicht  des  Mittel- 
Devon  in  der  Hillesheimer-Mnlde,  Ewischen  Kerpen  und  Nollenbach 

gesammelt  hat. 

Der  Vortragende  besprach  dann  das  Vorkommen  von 
Astraeospongia  im  Mittel-Devon  der  Pafl'rather  Mulde. 

Redner  hatte  in  der  Sitzung  vom  8.  Nov.  1880  ein  Gesteins- 
stflck  von  Gerolstein  vorgelegt,  welches  Nadeln  von  Artraeofpotigia 
enthielt,  ohne  dass  das  genauere  Alter  desselben  festgestellt  werden 
konnte.  Das  gegenw&rtig  vorgelegte  Exemplar,  welches  einer  Diapora 
hminaia  Barg,  aufliegt,  fand  sich  in  den  typischen  SMngocephalen' 
Schichten  von  Bflohel  bei  Bergisch  Gladbach. 

Zuletzt  sprach  Redner  über  die  vertikale  Verbreitung 
der  fossilen  Diadematiden  und  JEcJ^iniden  im  nördlichen 
Deutschlan  d. 

I.  Vertreter  der  Echinoiden'F&miiiQ  der  DiademaUdae  C<M, 
finden  sich  fossil  im  nördlichen  Deutschland,  ausser  einer  terti&ren 
Art,  nur  in  der  Jnra-  und  Kreide-Formation.  Die  Gmppe  umfasit 
überhaupt  mehr  als  40  Gattungen,  von  denen  nur  82  auch  fossil 
bekannt  sind  und  nur  11  derselben  sind  bisher  auch  in  dem  beseieh^ 
neten  Gebiete  gefunden,  n&mlich: 

1.  FaeudocidariSj  2.  HemiciäariSy  8.  Hypodiadema^  4.  PminIo- 
diadema,  5.  Hemipedinu,  (J.  Ortlhopsis,  7.  Phi/vwsomat  8.  Echinocy' 
2ihu8f  9.  Codiopsis,  10.  Glypticus,  11.  Cottaldia. 

Von  diesen  sind  5  Gattungen  auf  Jura  beschränkt  und  zwar 


214 


Sitzungsberichte 


PseudocidariSf  HemicidariSy  Hypocliadema,  Hmipedina.,  Gbjpticus: 
fünf  Gattungen  fanden  sich  nur  in  der  Kreid*\  nämlich:  Chtho^d^ 
Phymosorntty  Echinocypluis,  Codinpsis,  Cottahlia  und  nur  eine  Gatturg 
Pseudodiadema  hat  in  beiden  Formationen  Vertreter,  wogegen  die 
Gattung  £chinocyphus  auch  ins  Tertiär  fortsetzt. 
Im  einzelnen  ist  das  Vorkommen  folgendes^): 

1.  Pseudocidaris  Thurmanni  Etal.  -).  In  oberen 
Kimmeridge-Büdimgen,  sowohl  in  der  Zone  des  Ptmet' 
TOB  Oeeanif  wie  der  EsBogyra  «tfyula.  hü  Ahlem  nd 
Tdnjesberg. 

2.  Hemieidaris  intermedia  Flm,  Im  KoralienooütL 
Yölkten,  Linden,  Hildesheiin,  Sflntel,  Fallervlebett,  Lenes- 
stein,  Goslar,  NBeneen. 

8.   Hemicidaris  Hoffmanni  Ad.  Böm.  Pteroemur 

Schichten  und  fraglich  in  den  T'jr^/u/a-Schichten.  Ahlea, 
Porta  Westphalica,  Uppen,  Koheneggelsen,  LauensteiD. 
4.   Hemicidaris  Agassizi^  Ad.  Müm.  Korailenoolith. 
Kahleberg. 

6.  Hemicidaris  Purbeckeneis  Forb.  Zone  des  Pter^ 

ceras  Oceani.  Ahlem. 
6.  Hgpodiadema  guestfalicnm  Domes.   Mittl.  Lus, 

Zone  des  Amm,  bremepinaf  Capricomus-Schichtm,  Am^ 

ftofi-Sdhiehten.  Diehroek,  Willebadessen,  DielmisMD. 
7*  Hypodiadema  mtutt^ti».  Idas,  ArieUn-  und  Ptesi* 

eosta-Sohiohten,  Haverlah  Wiese  bei  Steinlah,  Sah* 

gitter. 

8.  Pseudodiadema  et  Priseieanense  Cott  BfitL  IM 

Zonen  des  Amm.  hrevispina.    Harzburg,  Altenbeken? 

9.  Pseudodiadema  suhangulare  Gldf.  sp.  =  iV«ö. 
vuniiülanum  Köm.  bei  Dames*).  Unter  Kimmeridg«, 
Zone  der  Terebr.  humeralis  und  frsglich  in  der  Züd? 
des  Pteroceras  Oceani.  Linden,  Ahlem,  Mönkeberg 
Hildesheim,  Hoheneggelsen,  Goslar,  Lanenstein.  Lack- 
stedt. 

1)  Für  die  Juraformation  vergl.  insbesondere  Dam  es,  die 
SMtiden  der  nordwestdeotsohen  Jurabüdungen.  Z.  d.  deotseh. 
geolog.  Ges.  tom.  24,  1872 

2)  Str  uckman  n ,  der  obere  Jura  der  Umgegend  Ton  Hanaow. 
Hannover  1878,  parr.  28. 

3)  Ein  Vergleich  der  in  Bonn  liegenden  Originale  von  Psfu- 
dodiadema  subanguhirc  Gldf.  und  der  von  Dam  es  als  /V.  mamtüti' 
num  bestimmten  Stücke,  ergibt,  dass  beide  ideut  sind.  Inäbesonder^ 
ist  hervorzuheben,  dass  die  Originale  von  Goldfuss  keine  Verdopp 
lung  der  Porenpaare  am  Seheitel  seigen.  Von  fünf  Exemplaren  ist 
nur  ein  (verdrücktes)  Stück  von  fünfseitigem  Umriss.  Hiernach  i^- 
die  durch  die  gesammte  neuere*  jE^/ttViiden-Litteratar  sich  durcb- 
ziehende  falsche  Auffassang  und  fienennung  za  oorrigiren. 

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der  niederrbeinischen  Gesellschaft  in  Bonn. 


215 


10.  Psendodiadema  hemisphaericum  Lam,  sp.  CoroUeti- 

oolithy  Hoheneggelsen. 

11.  Psendodiadema  rotulare  Agas,  Hils.  Berklingen, 
Gross  Vahlberg. 

12.  Psendodiadema  Bourgueti  Agas,   Hils.  Achim. 
18.   Psendodiadema  Brongniarti  Agat.  Oberer-Ganlt. 

Neu  Wallmoden. 
14«  Pseudodiadema  tenue  Agass.    Cenoman.  Tonrtia. 
Esaen. 

15.  Paeudodiadema  variolare  Brcngn,  Cenomaner 
Plftner.   Salzgitter,  Rethen. 

16.  Pse u d odiadema  Mi c h c l i n i  A gas.  Cc n Omaner  Planer. 
Rethen.  Lanofelsheim.  Salzgitter,  Sachsen. 

17.  Hemipedina  St  ruckmanni  Dam.  Weisser  Jura; 
Korallenoolith  und  Zuiie  des  Pterocerus  Oceani.  LindeO| 
Ahllen,  Galgenberg  bei  Hildesheim,  Lauenstein. 

18.  Hemipedina  pusilla  Dames,    Portland.  Ocker. 

19.  Orthopsii  granularia  Cott.   Langelsheiu.  Sachsen. 

20.  Phymoaoma  HiUii  tp.  n.^)  BUs.  Gross  Vahlberg^ 
Berklingen»  Gevensleben. 

21.  Phymosoma  ef,  Patoni  CoH.  Hils.  ibid. 

22.  Phymosoma  Qoldfussi  sp,  «.  =  Oyphoaoma  grämt' 
Jmm  OMf,  bei  Geinitz      Genomen.  Tonrtia.  Essen. 

28.  Phymosoma  eenomanense  Cott.  Cenoman.  Tonrtia. 
Essen. 

24.  Phymosoma  reguläre  Agas,  ?.  Unter-Turon.  Rother 
Pläner.  Kin^jelberir. 

25.  Phymosoma  guinguangulare  sp.  n.^).  Xuron. 
Graes. 

26.  Phymosoma  r ad iatum  Sofig,  Turon.  Graes»  Beuchte, 
Strehlen»  Oppeln. 

1)  Von  der  verwandten  Phym.  Aquitanicum  Cott*  verschieden 
durch  die  Wölbung  der  Oberseite,  durch  geradlinifro,  nicht  wellige 
PorenjTänge  etc.  Von  der  ebenfalls  nahestelienden  Phymosoma  Lonryi 
Alb.  Gras.  =  Phym.  und  Pseudodiadema  Neocomicrae  Catt.  durch 
das  engerQ  Peristom,  einfache,  nicht  verdoppelte  Porengänge  etc. 

2)  Das  Original  von  Phym.  granulosum  Gold  f.  sp.  stammt  von 
Maestriobt  und  ist  versohieden  durch  st&rkere  Warzenkegel,  mehr 
entwickelte  Grannlabänder,  weniger  wellige  und  am  Peristom  ein- 
fache Porengänge,  deutlich  entwickelte  Sekundftrwaraen  anl  der 
Unterseite  und  etwas  eingerenktes  Peristom. 

3)  Verwandt  mit  J^hymosfmia  Coquandi  Cott.  Dieses  ver- 
schieden durcli  stärkere  Knlwickluii<^  der  Grauulen,  grössere  Zahl 
der  Stachelwarzen,  stärker  ausgeprägte  Doppeizeiligkeit  der  Poren- 
gäuge  auf  der  Oberseite,  und  dadurch,  dass  die  Porenpaare  am 
Peristom  sich  nicht  su  sohrftgen  Reihen  ordnen,  sowie  durch  etwas 
eingesenkte  Mundlücke. 


sie 


SitsoDgsberiohte 


S7.  Phymosotna  Gehrdenense  sp.  i».').    Unter •  Seam. 
Gehrden. 

28.  Phymosoina  cf.  magnificum  Agas.  Unter-Senos. 
Adenstedt,  Bülten  (und  vielleicht  Speldorf). 

29.  Phymosoma  orna  tiss  imum  Agas.'^).  Über-SenoD. 
Zone  des  Amm.  Coesfcldiensis.   Darup.  Coesfeld. 

80.  Phymotomaprinceps.  Hag.  sp,  Ober-Senoo.  BofeiL 

81.  Phymoaoma  taeniaiuw^.  Mag.  <p.  Ober-SeMo. 
Kügen. 

82.  Phymosoma  pseudoradiaium  $p,  n.%  Oberteon. 
Ahlten. 

88.  Phymosoma  mäandrinum  sp.  n.*}.  Obor-SeooB. 
Eimraed. 

84.  Phymosoma  psniagonaU  MUHL  sp,  Ober-SeooB. 
Ateben. 

86.   Orthopsis  gr anularis  Catt,    Cenoman.  SachMn. 

Lancrelphcim? 

86.  Echinocyphus  difficilis  Agas  sp.  Cenomaa.  Esiea. 

Salzßritter. 

87.  Echinocyphu  s  riirspilia  Woodw,  sp.  Turon.  Graes, 
Wattenscheid,  Salzgitter. 

38.   Echinocyphus  tenuistriatus  Des.  sp.  Speldorf. 

89.  Echinocyphus  Pisum  sp,         Dnier-Senon.  Beek- 
lingheaeen,  Gehrden,  Balten. 

40.  JSehinoeyphus  pusillus  QMf.  Oligoein.  BOiidft 

41.  Codiopsis  Lorini  CatL  Neooom.  Neindorl 

42.  Codiopsis  doma  Dem.  Cenomeo.  Toortia.  Etwn 
48.  Glyptieus  hieroglyphieus  Münst.  W.  Jm.  Go- 

rallenoolith.  Völksen. 
44.    Cottaldia  granulosa  Münst.  sp.    Cenoman.  PliiiBB. 
Der  norddeutsche  Jura  lieferte  also  13  Diadematid^Hf  die  Kreide  90, 
das  Tertiär  1. 

II.  Die  Betheiligung  der  Echiniden  an  der  Echiywideen-Ym^ 
Norddeutschland's  ist  noch  geringer  als  diejenige  der  Diadmatidu. 
Von  25  Gattungen  der  Echiniden  sind  nur  vier  Gattungen  mit 


1)  Steht  d.  Phym.  Schlumhcrgeri  Colt,  nahe,  aber  dessen  Ge- 
häuse ist  höher,  diu  Mund  Kicke  nicht  eingesenkt,  die  Porengäng^ 
im  ganzen  Verlaufe  rreradliuig. 

2)  ssa  Cidixriü  varwlaris  Gldf.  (oon!  Brong.)  Petr.  Germ,  pag- 
138,  tab.  40,  fig.  9. 

8)  Grösser  als  Phym.  rmiiafiim,  Handlücke  Jdeiner,  ebne 
mehrfache  Granula-Keihon  auf  den  Ambulacralfeldera  etc. 

4)  Durch  die  stark  welligen  Porengänge  und  sogleich  nach 
oben  stark  verjüngten  Ambulacralfelder  von  allen  Arten  Tenchiedeo. 

5)  s  Echimpsis  prnOia  Ad.  Möm, 


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der  niederrheinisoben  Gesellaohaft  ia  Bonn. 


217 


wenif^en  Arten  vertreten.  Wir  haben  im  Jura  die  Gattungen  Pedina 
und  Stomechinu$  and  in  der  Kreide:  Fsamechinm  und  Diplotagma, 

1.  Pedina  aspera  Ages.  Corallenoolith. 

2.  Pedina  sMaevis  Oxford,  Hersamer^Sohiehten. 
8.  Psameehmm  faOam  Hü». 

4.  BUmethim»  ffyratu»  Ag.  Corallenoolith.  Gotkr.  Üelligten. 

6.  D^pluto^  (Muim.  Seiilm.  Ober-Senon.  Goeefeld. 
8oimeb  beeitst  der  Jon  16  Arten,  die  Kreide  82,  das  Tertiär 
1  Art. 

Die  Verthcilung  dien»  r  Arti;ii  in  den  Hauptniveaus  ist: 

Unterer  Lias: 

Hypodiadetiia  mintUum, 

Mittlerer  Lias: 
Pseudodiadema  cf.  Priscicanensef  Hypodiadema  guestfalicum. 

Im  Oberen  Lias  und  gesammten  Braunen  Jura  keine  Art. 
Unter  Oxford,  Heersamer  Scbiohten: 
PedAna  mbHaem», 

Corallenoolith: 
Hemieidaria  mUnmediaf  Agaatüdf  Pfeudodiadema  wbanguhrßf  Amt* 
ifphaeriemn.  Hemipedina  Sirueknumm,  CRypHeuB  "kieroglyphieu»,  JPe- 
dima  agpera.  Skmeehinus  gyratw. 

Oberer  Weisser  Jnra.   Pteroceras-  nnd  Virgula-Sohiohten: 
J'seudocidaris  Thurmanni.     Hemicidaris   LLoffmanni,  Hemipedina 
pusiUa, 

Hils: 

l^eudodiodema  rotulare,  Phymosoma  cf,  Peronif  HUsii.  Codiopsis 
Jjorinu    Psamediinus  faüax. 

AI  bien. 

Pscudodiad^ma  Brongniarii. 

Ceuoman: 

Pseudodiiidma  tenue^  variolare,  Michelini.  Phymosoma  Goldfussi, 
Cenomanmae.  Eehinoeypkua  diffieüis.  Codiopna  Dorna.  Coitaldia 
gramdosa. 

Turon: 

Phymotma  radiaiumf  regtdare^  quinquanguhref  JSehinocgphua  me- 
spiUa. 

Kmscher. 
Phymo8oma  ef.  tpalhuUferum. 

Ünter-Senon: 

Phymosoma  (?eftrdenmss,  cf.  magttifieum.  EMiMegplm  Ksurn,  tenui- 
gtriatus. 

Ober-Senon. 

Phgmoaoma  omoHsaimmn,  prineeps^  toentotum,  pteudoradiahm,  mä' 
andrimtm,  pentagonale.  Diplotagma  äUum, 

Oligoc&n: 

Uchinocyphus  pusiUus. 


318 


Siteongtberiohte 


Eiogehendere  Angaben«  neb«t  von  Abbildangen  begleifteta  B»> 
•dureibuDg  der  neoen  Arten,  werden  an  anderer  Stelle  baldigii 
feigen. 

Prof.  T rose  hei  besprach,  nach  einem  Artikel  in  der  Magdp- 
burgischen  Zeitung  vom  Donnerstag  27.  October,  den  grossartigen 
Plan  des  Herrn  Rittergutsbesitzers  M.  von  dem  liorne,   auf  Ber- 
Deuchen  in  der  Neumark,  die  siimmtlichen  zur  Odermündung 
gehörigen  G-ewässer,  also  das  Stettiner  Haf,  Papenwasser 
nnd  Dammsühen  See  mit  Karpfen  zu  besetzen.    Es  handelt 
Bich  um  eine  Wasserfläche  von  16Vs  Qnadratmeilen,  für  die  etwa 
32  Millionen  Karpfen  erforderlich  w&ren.  Eine  eolehe  Menge  jniger 
Karpfen  anzakaufen,  würde  Tie!  an  koetspielig  sein,  man  müstte  ut 
telbst  prodnoiren.  Der  Plan  dei  Uerrii  Ton  dem  Born«  geht  noo 
dahin,  in  der  Nihe  dea  Haffii  eogenannte  Strdohteiehe  ansolegn, 
die  am  Weetnfer  swisohen  üekermünde,  Pölits  nnd  dem  Papenwa— ' 
aas  verschiedenen  Brfleben  und  anderen  Terrains  sich  leicht  dareb  i 
Aufwerfen  eines  Erddamraes  und  Anbringen  enioa   hölzernen  Ab- 
zugsrohres herstellen  Hessen.    Da  ein  guter  Streichteicb  jährlich 
pro  Ilt'ctar  nO  000  bis  75  000  junge  Karpfen  liefert,   so  würden  60 
bis  90  llectar  Streichteiche  zur  Besetzung  des  Stettiner  liaäi  inner- 
halb 4  Jahren  ausreichen.    Eine  andere  Frage  ist  die,  ob  das  HtS 
ein  geeignetes  Gewässer  für  Karpfen  sein  würde,  oder  ob  nicht  ti^I- 
mehr  Wind  und  Wellen,  die  zahlreichen  Fischfeinde,  namenthefa 
die  Hechte,  ferner  Mangel  an  Nahmng,  oder  etwa  das  mitonttr  ss 
den  inaseren  Odermfindnngen  eindringende  Salawawer  der  OHM 
den  Karpfen  schaden  könnte?  Dasi  der  Karpfen  im  Haff  fortfcomMD 
könnte  wird  darans  gesohloMen,  dass  der  Blei  daselbet  gefeadn 
wird,  der  dieielben  Lebensbedingungen  hat  wie  der  Karpfen.  ¥t9- 
lieh  würde  der  Hecht  manches  Tansend  der  jungen  Äurpte  w 
aehren;  freilich  würden  Fischreiher,  Möwen,  Seeadler  und  andere 
Fischfüindo  das  Ihrige  zur  Vernichtung  der  Karpfenbrut  beitragen; 
freilich  würde  auch  der  Mensch  die  Fischchen  wegfangen,  noch  ehe  ' 
sie  die  marktmässige  Ausbildung  erreicht  haben;   —   aber  die  bü- 
rausreicheu  Gründe  des  nur  flachen  Hafl's  würden  sich  als  unerschöpf- 
liche Nahrungsquellen  für  die  Fische  aufthun,  und  auch  Versieci.- 
plätze  genug  gewähren,  die  Fischräuber  müssten  bekämpft  werden 
nnd  gegen  den  Menschen  würde  ein  Aufsichtsdampfer  eingerichtet 
werden  müssen.  £s  würde  aber  auch  su  Millionen  der  Nachsohob 
ans  den  sicheren  Streichteichen  in  das  Haff  geliefert  werden, 
den  Verlust  an  Karpfen  wieder  anssugleiohen.  —  So  grossartig  öer 
Plan  ist»  so  segensreich  würde  ein  guter  Erfolg  sein.  Ein  ümstsad 
scheint  bei  der  Besprechung  des  Für  nnd  Wider  ganz  übersehea  ss 
sein,  nämlich  dass  das  Stottiner  Haff  nach  awei  Seiten  hin  gans  offn 
ist.  So  könnten  die  Karpfen  theils  die  Oder  hinauf,  theils  in  dis 


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der  niederrheinischeu  GeselUcbaft  in  Bonn. 


219 


Ostsee  entweichen,  wo  sie  dann  Raubfischen  zur  Beute  fallen,  oder 
wenn  sie,  wie  viele  andere  Süsswasserlische,  in  dem  salzarmen 
Oatseewasser  ihr  Leben  zu  erhalten  vermöchten,  doch  so  zerstreut 
werden  würden,  dsss  sie  sich  dem  Fischfango  leicht  entziehen  konnten« 
Immerhin  wird  man  den  Resultaten  des  Unternehmens,  wenn  es 
wirklich  ins  Werk  gesetst  werden  sollte,  mit  Spannung  entgegen 
sehen« 

Hedlciutoctae  Seclion« 
Sitzung  vom  14.  November  1681. 

Vorsitzender:  Geb.-Rath  Busch. 
Anwesend:  29  Mitglieder. 

Dr.  Anton  Sohmits  wird  als  ordentliches  Mitglied  anfge> 
nomnen. 

Berathang  des  Ton  der  physikalischen  Section  eingegebenen 
K  Utwarfe  cur  Aendening  der  Vereinsstataten. 

Aligemeine  Sltaims  Tom  5.  Hesembw  1881. 

Vorsitzender:  Dr.  Leo. 

Anwesend:  43  Mitglieder. 

Der  Vorsitsende  gedenkt  des  darch  dea  Tod  geschiedenen 
laogj&hrigen  Direotors  der  medidnisohen  Section,  Geh.-Rath  Busch. 
I>ie  Hitglieder  erheben  sich  zam  ehrenden  Andenken  des  Verstor- 
"benen.  Es  folgt  sodann  die  Berathung  und  detiuitive  Beechlussuahme 
des  revidirten  Statuts.  Dasf^elbe  wird  nach  lünperer  Discussion  in 
der  Form  angenommen,  wie  es  allen  Mitgliedern  eingebändigt  ist. 

Pfaystkalisctae  Seetien. 

Sitzung  vom  12.  December  1881. 
Vorsitzender:  Prof.  Troschel. 

Anwesend:  28  Mitglieder. 

Wahl  des  Vorstandes  für  1882:  Nachdem  Herr  Geh.-Rath 
Troschel  erklärt  hatte,  dass  er  eine  Wiederwahl,  nach  fünfand- 
swnnsigjfthriger  AmtsfShrung,  nicht  annehmen  wlirde,  wurde  Prof. 
Schdnfeld  zum  Director  gewählt;  zum  Scbriftf&hrer  wieder om 
Prof.  Andri. 

Dr.  £.  Schmidt  hielt  einen  Vortrag  über  den  Protoplas» 
makörper  und  die  Kerne  der  gegliederten  Milchröhren 
der  Pflanzen. 

Nach  einer  Uebersicht  der  Entwicklung  unserer  Kenntnisse 


220 


Sitzungsberiobte 


über  die  Milchröhren  ginp  er  auf  seine  Untersuchungen  über  die«<a 
Gegenstand  ein.  Es  ist  ihm  mit  Hülfe  der  neuesten  Methoden  ge- 
laogeO)  an  Yertretern  aus  allen  hier  in  Betracht  kommenden  Familien 
nachara weisen,  dass  auch  nach  der  Versofamelzung  der  einzelnen  Zci> 
len  m  Milchröhren  der  Protoplaamakörper  and  ebenso  die  Kerne  tt- 
halten  bleiben,  also  in  dem  ganzen  Milcbrdlirennets  solcher  Pflanzet 
ein  einsiger,  gewaltiger  Symplast  Torhanden  ist.  An  einer  Beilie  an- 
gefertigter Tafeln  legte  der  Vortragende  im  Einseinen  einige  Ergd^ 
nisse  seiner  Untersuohnngen  dar.  Zum  Sdilass  erörterte  er  die  Frage, 
ob  der  Protoplasmakörper  der  gegliederten  Milchröhren  als  lebcatd 
anzusehen  sei.  Bei  der  Erörterung  der  Gründe  für  die  Bejahonf 
derselben  hob  derselbe»  hervor,  dass  die  Milchröhren,  wie  er  gefund^L 
habe,  bei  Verletzungen  der  Pflanzentheile.  also  auch  ihrer  selbst  eii 
ebenso  eigenarti<(^'^^  wie  interessantes  Verfahren  zeigen,  Schutz  geg'-rt 
die  Aussenwelt  zu  gewinnen.  Aach  dieses  wurde  vom  Vortragenden 
an  einigen  Zeichnungen  erläutert. 

Dr.  Hintze  legte  vor  und  besprach  Pseudomorphosen 
von  Antimonit  nach  Senarmontit  nnd  Paramorphosen  toc 
Valentinit  nach  Senarmontit,  welche  dersfdbe  in  einer  an  die 
Firma  Krants  in  Bonn  gelangten  Saite  Senarmontit-Krystalle  tos 
Soath*Ham  in  Canada  gefunden  hatte,  (cf.  Ghroths  Zeit^bhrift  ßr 
Erystallographie  und  Mineralogie,  Band  VL) 

Dr.  J.  Le'uniann  sprach  über  eruptive  Gneisse  ic  j 
Sachsen  und  Baiern. 

In  früheren  Sitzungen  der  Gesellschaft  theilte  Redn<>r  mr?hr- 
fach  Beobachtungen  mit,  welche  den  mechanischen  Einfluss  der  Gc- 
birgserhebung  auf  die  Structur-Ausbildung  krystallinischer  Sehiele^ 
gesteine  erl&utern,  ohne  eine  bestimmte  Ansicht  fiber  ihre  urspröog^ 
liehe  Bildungsweise  so  äussern.  Wenngleich  nnn  auch  Redner  aber 
einselne  Vorkommnisse  sich  bereits  seit  Jahren  eine  feste  MeittiiV 
gebildet  hatte,  so  hielt  er  es  dennoch  fftr  nfitzlieh  so  lange  mit  dei^ 
selben  surftck  za  halten,  bis  solche  Beweismittel  gefanden  «arest 
welche  anch  Anderen  sofort  als  nnsweideutig  erscheiaen  maagtan; 
auch  war  es  nicht  das  nftchste  Ziel  seiner  Untersochungen  über  die 
altkrystallinischen  Schiefergesteiue  ihre  ursprungliche  Entetehoof 
nachzuweisen  sondern  zu  ergründen,  wie  sich  krystallinische  Gesieiü« 
den  gebirgsbildendeu  Kräften  gegenüber  verhalten.  Auf  einer  Stn- 
dienrei><'  im  Horb<»t  dieses  Jahres  durch  das  bairisch-böhmiscbe 
Gren7gobirge,  Ficlitel^jcbir^je  und  sächsische  Erz-  und  Mittelgebirge 
haben  sich  jedoch  derartige  Beobachtungen  machen  lassen,  d£si 
Redner  nicht  langer  zögert  die  herrschenden  Anschanangen  über 
die  £Qt8tehung  der  krystallinischen  Schiefergesteine  vomehmbdi 
der  Gneise  oder  wenigstens  doch  deren  allgemeine  O&ltt^rait  sa 


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der  nieder rheiniscbea  Gesellschaft  in  Bonn. 


221 


widerlegen.  Manches  zum  vollen  Verständnisse  nöthitje  Detail  muss 
dabei  allcrdiogd  übergaDgen  und  auf  die  in  nicht  allzulanger  Zeit 
zu  erwartende  grössere  Veröffentlichung  des  Redners  verwiesen 
worden.  Es  möge  dies  die  thesenartige  Form  dieser  Torlaofigen 
Mittheilungen  rechtfertigen. 

Die  kiystaUinischen  Sohieferformationen  besitzen  eine  so  on- 
gebeare  Ausdehnung  und  eine  so  wechseWolle  Ausbildung  troii 
znanoher  aberall  sich  wiederfindender  Gharakterzuge,  dass  eine  allge- 
meine  Gftltigkeit  beanspruchende  Erklärung  über  ihre  Entstehnng 
äasserat  gewagt  erscheinen  muss.  Zur  Zeit  sind  dieselben  auch 
BOcli  oidit  in  dem  Maasse  gründlich  untersucht  worden,  dass  ein 
Ueberblick  über  ihr  preognostisches  Verhalten  möglich  ist,  deshalb 
kann  es  sich  immer  nur  um  einzelne  Wirkommnisso  handeln,  wenn 
man  über  Hypothesen  hinauskommen  will.  Die  apeciellen  Vorkomm- 
nisse, über  welche  Hedner  berichten  will,  sind  aber  insofern  von 
allgemeinerer  Bedeutung  als  gerade  auf  diese  Anschauungen  begründet 
worden  sind,  welche  in  neuerer  Zeit  grosse  Verbreitung  gefunden 
haben  nnd  die  kartographischen  geologischen  Aufnahmen  von  Sachsen 
nnd  Baiern  beherrschen. 

Die  Frage  nach  der  Entstehung  der  krystalliDischen  Schiefer 
and  namentlich  der  Gneisse  ist  sehr  eng  mit  derjenigen  nach  der 
Ent8tebui%  der  Granite  verknüpft  und  wird  ihre  Beantwortung 
durch  die  Beantwortung  letzterer  wesentlich  beeinflusst  werden. 
Allgemein  und  mit  Beoht  schreibt  man  den  eruptiven  Graniten  ein 
von  unseren  jetzigen  Laven  abweichendes  Magma  zu;  nimmt  an, 
dass  sie  unter  hohem  Druck  stark  durchwässert  und  nicht  feurig- 
rrlöhend  waren.  In  der  That  sind  die  in  den  Gemengtheilen  der 
dranite  noch  criiultenen  Reste  der  Mutterlauge  nicht  glasiger  Natur 
wie  bei  jün;TeroD  Eruptivgesteinen  sondern  bestehen  zumeist  aus 
W&sser  und  flüssiger  Kohlensäure.  Das  Vorhandensein  von  flüssiger 
Koblens&ore  weist  schon  auf  besondere  Bedingungen  bei  der  Ent- 
stehung bin.  Immerhin  ist  die  mebrerenorts  erwiesene  Verbindung 
YOn  Graniten  mit  Porphyren  ein  bedeutsamer  Hinweis  auf  ihre  Natur. 
Bei  manchen  granitischen  Gangbildangen  hat  Wasser  allerdingt  eine 
sehr  hervorragende  Bolle  gespielt  und  Hermann  Credner  hat 
dadurch  bestimmt  die  graniiisohen  G&nge  des  Sftchs.  Granulitge- 
birg  es,  sobald  sie  nicht  eine  durchaus  massige  Stfhctur  zeigen  und 
mächtig  sind,  als  rein  wässrige  Bildungen  und  zwar  als  Secretions- 
ma.sHeu  entstanden  durch  Gesteinsverwesuug  erklärt  und  von  den 
Eru|)tivgraniten  getrennt.  Wenn  das  auch  für  einige  untergeordnete 
Vorkommnisse  der  Fall  sein  mag,  so  ist  das  doch  für  die  Gesammt- 
heit  nicht  richtig.  Sie  verdanken  vielmehr  ihre  Entstehung  z.  Th. 
einer  plutonischen  Metamorphose  der  umgebenden  Gesteinskörper, 
z.  Tb.  stehen  sie  mit  dem  Ausbruch  grösserer  Granitmassen  in  zeit- 
Uobem  und  ursächlichem  Zusamroenlumge.  Nur  in  gana  beechr&nk- 


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222 


Sitzungsl  )erichte 


tem  Maasse  ist  für  graiiitische  Gebilde  eine  rein  wässrige  Entstebun? 
erwiesL'n,  wie  bei  jenem  Qnarz-Feldspathincrustat  auf  PorphyrL':eröll»i 
des  carbonischen  Coiipflomeratea  von  Euba,  Flöha  und  Oherwi'-sa  :l 
Sachsen;  bei  den  meisten  anderen  haben  beträchtlicher  Druck,  höhere 
Temperatur  und  damit  uns  unbekannte  Lösunjcrsverhältnisse  gewirkt 

Was  nun  die  sobiefrigen  granitttchen  Maaaen,  die  Gneisse  und 
die  mit  diesen  aufs  engste  verbundenen  anderen  altkrystailiniacbei 
Sobiefergesteine  wie  die  Glimmersobiefer,  Hornblendeschiefer  q.  i. «. 
betrifft,  90  hat  man  anch  (llr  diese  Tersncbt  eine  rein  wrtsarige  nl 
zwar  sedimentfire  Entstehnngsweise  anmnefamen.  Die  Udunahl  der 
Geologen  scheint  dar&ber  einig  und  klar  zu  sein,  dass  die  Glieder 
der  arohaeisohen  Formation  in  die  Gruppe  der  sedimeniftrea  GesteiBt 
gehören.  Als  yoUgAltige  Beweise  dalUr  wird  ihre  oonmiiBte 
Lagerung  anter  sieb  und  mit  echten  palaeosoischen  ThonKhiefers, 
sowie  ihre  Schieferun^  parallel  den  liegrenzungsHacheii  der  lage^ 
förmi}?eu  Gesteinskörper  angesehen.  Mag  nun  auch  für  einzelüf 
Lasen  der  archaeischen  Formationen  oder  selbst  für  viele  damt 
das  Richtige  getroffen  sein,  obsjleich  es  mir  eine  Behauptung  bleibt 
80  musR  doch  vom  Kedner  bestritten  werden^  dass  dies  for  sik 
kryatallinischen  Schiefer  und  f&r  alle  YorkomTnnisse  gilt,  ja  es  mos 
gerade  für  solobe  Vorkommnisse,  welche  in  erster  Linie  als  Beveiis 
anfjgefiihrt  werden,  eine  sehr  enigegengesetate  Bildangs^fciBe  tsb 
Bedner  in  Anspmeh  genommen  werden  ond  dchliesst  sieh  derselte 
hierin  Mteren  Beobachtern,  Naumann  nnd     Cotta  an. 

Das  Sächsische  Örannlitterritorium  wnrde  bekanntlich  foo 
Naumann  als  eine  Eruptirmasse  angesehen,  welche  die  überlagenh 
den  ond  dann  durchbrochenen  Thonscbiefer  sn  Glimmerschiefem  nnd 
Gneissen  metamorphosirte.  Diese  von  Naumann  geistvoll  m^^:^ 
führte  Idee  war  bislang  gewiss  eine  berechtigte,  denn  sie  basirl* 
auf  einer  Menge  durchaus  richtiger  Beobachtungen  und  machte  dien 
am  besten  ver^^tändlich,  dennoch  muss  in  ihr  ein  anderer  auf  d^n 
ersten  lilick  wie  es  scheinen  mag  völlig  fremdartiger  Factor,  der 
mechanische  Einflusa  der  Oebirgserhebung  substituirt  werden.  P« 
von  Dathe  und  dem  Kedner  ausgeführte  Aufnahme  desselben  G«* 
bietes  im  Maassstabe  von  1 : 25000  ergab  nämlich,  dass  ein  bereiti 
bestehendes  System  Ton  Oranulitlagem  durch  Faltung  an  einer  dss 
Erzgebirge  parallel  Yerlaofenden  GebirgsweUe  die  jetzigen  Lageniafi- 
verhältnisse  erhielt,  dabei  selbst  vielfach  zerrissen  nnd  von  Grsnites 
auf  Spalten  durchsetzt  wurde.  Einzelne  T|>rfaandene  diaoordsiite 
Begrenzungsstellen  zwischen  Grannlit  und  den  umgebenden  Schisfiers. 
auf  welche  Naumann  ein  so  grosses  Gewicht  legte,  sind  auch  obn^ 
Annahme  eines  eruptiven  Granulitmagmas  als  Störungen  infolge  de: 
Gebirgserhebuug  zu  erklären.  Das  Granulitterritorium  ist  aber 
nicht  eine  einheitliche  Masse,  sondern  ein  complicirtes  Systeni 
sehr  verschiedenartiger  Gesteine,  in  welchem  concordante  Lagerung 


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der  niederrheinitcheD  Gesellschaft  in  Bono. 


328 


^  sitaiis  vorherrschend  ist.  Welche  Entstehung  jedoch  den  einzelnen 
lagerförtnigen  Gesteinskörpcrn  zukomme,  darüber  haben  bisher 
weder  Dathe  noch  der  Redner  eine  bestimmte  Behauptung  ansge- 
eprochen.  Hermann  Gredner,  Kalkowsky  und  Saner  haben 
dagegen  eaf  Orond  ihrer  Beobachtungen  in  Sachsen,  die  altkrystal- 
Hnisehen  Sohiefer  als  Sedimente  des  alten  Urooeans  erkl&rt  und 
ersterer  bftlt  dieselben  sogar  fftr  direct  loystallinische  und  unver- 
foderte  Absktse.  Anch  O  ü  m  b  el ,  welcher  die  bairischen  Aufnahmen 
des  Fichteigebirges  und  des  ostbairischen  Grenzgebirges  unter  seinem 
Namen  veröffentlichte,  betrachtet  die  Gneisse  und  Glimmerschiefer 
mit  ihren  Einlagerungen  als  alte  Sedimente.  Ihre  krystallinische 
Beschaffenheit  soll  nicht  ursprünglich  auch  nicht  durch  ^lotamor- 
phose  sondern  durch  einen  Vorgang,  den  er  Diagenese  nennt,  ent» 
standeu  sein.  Redner  hielt  früher  ebenfalls  für  einzelne  krystalli- 
nisohe  Schiefergesteine  and  zwar  für  die  ausgezeichnet  gebänderten 
und  anscheinend  wohlgeschichteten  Augengranulite  eine  sedimentäre 
P^ntstehuug  für  «wahrscheinlich,  weil  es  ihm  gelang  darin  klastische, 
also  durch  2«ertrQmmemng  oder  Zerspaltung  entstandene  Mineral- 
partikel naohsuweisen.  Spater  wurde  vom  Redner  in  dieser  schein« 
baren  Schichtung  eine  Streckungserscheinung  erkannt,  bei  welcher 
mechanische  Streckung  und  Substanaumwandlung  sich  vereinigt,  und 
ibnlicho  Erscheinungen  wurden  bei  einer  grossen  Zahl  von  krystalli- 
nischen  Schielern  gefunden.  Als  Resultat  ergab  sich,  dass  die  Lage 
der  Gliiumerblättchen  und  der  Quarzlamellen,  durch  welche  in  den 
meisten  Fällen  die  Schieferstructui'  bedingt  wird,  absolut  nichts  mit 
einer  Schichtung  zu  thun  hat. 

Es  offenbarten  sich  vielmehr  in  allen  den  untersuchten  Ge- 
steinen Umbildungsvorgänge,  welche  nur  auf  die  mechanische  Heein* 
fiussung  bei  der  Gebirgserbebung  surückzufübren  sind.  Der  Glimmer 
und  Quarz  dieser  Gesteine  ist  grossentbeils  eine  jüngere  Bildung 
und  markirt  Verschiebungsflächen.  So  kommt  es.  dass  völlig  massige 
Gesteine  durch  Streckung  flasrig  und  schtefrig  werden  können.  So 
sind  manche  Oneisse  metamorphosirte  Granite,  manche  Gabbroschiefer 
metamorphosirte  massige  Gabbros,  manche  Dioritschiefcr  metamor^ 
pbosirte  massige  Diorite.  So  ist  ferner  in  dem  Sftchsisohen  Granulit- 
gebirge  durch  HerrordrSngen  eines  centralen  Complezes  von  festen 
Granuliten  und  durch  Herausbildung  von  Gleitflächen  ringsherum, 
dnrch  Ileraubbildung  gleichsam  eines  Harnisches  ein  äusserer  King 
entstanden,  auf  dem  ganz  besonders  massenhaft  Glimmer  und  Quarz 
zur  Ausschciduii^X  kan».  Es  ist  dits  der  das  Granulitterriturium 
uingebf  Ilde  Gürtel  von  Glimmerschiefern.  Und  während  die  festeren 
Granulitstraten  bei  dem  gewaltsamen  Drängen  und  Falten  zerbarsten 
und  in  die  Spalten  Granite  eindrangen,  wurde  auch  die  Umgebung 
des  Granulitcomplexes  gelockert  und  granitische  Eruptionen  injicirten 
diese  Zone  und  bildeten  darin  theils  mächtige  Lager  theils  sehr 


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224 


Sitzungsberichte 


zahlreicbe  Flammen  und  Flasern,  welche  alle  parallel  zwischen  des 
aufg-eblätterten  Schiefern  stecken  und  daher  von  ursprün<rHch  cod- 
cordanten  Lagern  oder  Schichten  sich  nicht  iinierscheiden.  Es  sm«: 
aber  Lagergänge.  Losgelöste  Schieferschoilcn  oder  kleiuere  Fr»^- 
mente  behielten  eine  parallele  Lage  bei  and  erscheinen  deshalb  uitAA 
90  auffällig  als  Kinschlüase.  Deren  gibt  es  aber  doch  reoht  deutlicbe 
und  diese  beweisen  dann  die  ernptWe  Entstehung  des  omgobendea 
Qesteins.  Wenn  man  die  kartographische  Darstellnng  b»tr»ektet» 
welche  Naumann  von  dieser  Sdiiefenone  gegeben  hat,  «>  findet 
man  da  in  der  That  £mptivgranite  in  lagerlörmigen  Hasaen  ver- 
seiohnet  und  hie  und  da  Diseordansen  angegeben,  ans  denen  Nau- 
mann eben  ihre  Eruptivität  folgerte.  Ein  grosser  Thetl  dieser 
behaupteten  Discordanzen  hat  sich  bei  einer  genaueren  KartirunL* 
als  nicht  vorhanden  erwiesen,  vielmehr  war  ihre  concordaute  Ein- 
lagerung fast  ausnahmslos  eine  so  evidente,  dass  aus  ihrer  Lagerune 
zunächst  nicht  auf  Eruptivmassen  j^efolpert  werden  konnte.  SolcLi= 
Lagerj^ranite  sind  ganz  besonders  häufiof  und  mächtig  auf  der  nörd- 
lieben,  weniger  zahlreich  auf  der  südlichen  Hälfte  des  Granulitge* 
birges  vorbanden.  Hier  treten  sie  bei  Wolkenburg  und  bei  Peidg 
in  mehreren  Lagern  auf  und  sind  fast  stets  völlig  gneisaartig.  Sie 
nmsobliessen  s.  Th.  sahireiche  parallelgericbtete  Schollen  von  GlimsMr> 
schiefer,  welche  schon  frühzeitig  die  Aufmerksamkeit  des  Bednsr» 
Üesselten,  weil  in  dem  benachbarten  sehr  ihnlichen  Granite»  aof 
welchem  das  stattliche  Schnlhaus  und  die  Kirche  von  Penig  stdit« 
gans  gleichartige  Schieferscherben  und  swar  völlig  regellos  als  wirk- 
liche Einschlüsse  beherbergt  werden.  Dennoch  gelang  es  nie  bsi 
den  kleineu  Schieferscholleu  in  den  lagerförmigen  granitiscbeii  Massen 
eine  Abweichung  von  der  regelmässigen  LajL'eruug  oder  sonst  Be- 
weise, dass  sie  losgerissene  Fragmente  bind,  wahrzunehmen. 

Dass  ein  Profil  mit  durchaus  concordanter  Lagerung  der  Straten 
nichts  gegen  eruptive  und  jüngere  Entstehung  beweist,  das  hatte 
ein  Granulit- Granitprofil  zwischen  Kochsbvu'g  und  der  Spinnerei 
America  a.  d.  Mulde  gezeigt.  Dort  bestand  vor  Ausfuhrung  der 
grossen  Bahneinschnitte  ein  kleiner  Steinbruch  (1674)  in  mittel* 
kömigem  rothlichem  Granit,  welcher  an  einer  Stelle  von  wenige 
Gentimeter  starken  schnurgrade  verlaufende  Granulitplatten  durah* 
sogen  wurde,  so  swar,  dass  gleichmftssig  starke  Zwisohenlagen  von 
Granit  regelm&ssig  mit  ihnen  weehsellagerten.  Einselne  Granufitr 
platten  durchsetiten  jedoch  nicht  die  ganze  Granitwand,  aondeim 
brachen  vorher  stnmpf  ab  und  ebenso  waren  eine  Ansah!  kürtersr 
Granulitplatten  bei  genauem  Einhalten  derselben  Lagerungsriebtang 
beiderseitig  begrenzt.  Wären  keine  weiteren  Beobachtungen  zu 
machen  gewesen,  so  hätte  man  sehr  wohl  beide  Gesteinsarten  für 
gleichaltcrig  halten  können.  Allein  einige  Durchschnitte  darcb 
Granulitplatten  in  der  Nähe  der  ersteren  mit  gänsUoh  verschiedensr 


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der  Diederrheinisohen  (ieaellschaft  in  Bonn. 


225 


X^e  gaben  die  Erklärung.   Der  dort  anstehende  Granulitcomplex 
WUT  ^er  gegen  die  Richtung  der  Lagen  auseinandergerissen  worden 
80  zwar,  daas  die  einzelnen  Lagen  wie  die  Zähne  eines  Kammes  in 
die  Spalte  bineinragteiit  und  f&Ute  der  Granit  alle  Zwisobenr&ume. 
War  diese  Ansieht  riehtig,  dann  konnte  der  Spaltenrand  nieht  weit 
entfernt  sei)»  und  musste  bei  weiterem  Brechen  der  Granit  ein 
Imldiges  Ende  nehmen.  In  der  That  Tersohwand  diese  interessante 
Stelle  bei  dem  Behnban  nnd  tret  Grannlit  geschlossen  hervor.  Hatte 
dieses  Bmspiel  anoh  anftnerksam  gemacht,  so  war  es  doek  lange 
nicht  möglich  bei  den  Granitgneisscn  von  Penig  etwas  Aehnliches 
nachzuweisen.    Erst  verhältnissmässig  spät  konnte  der  directe  Zu- 
sammenhang zwischen  granitischen  Lagei  u  im  Gneissglimmerschiefer, 
welcher  nahe  bei  Alt-Pcnig  von  der  Bahn  durchschnitten  wurde,, 
lind   dem  wenige  Schritt  im  Streichen  entfernten  Granit  an  der 
nach  Arnsdorf  führenden  Strasse  nachgewiesen  werden.   Im  Streichen 
keilt  sich  der  Gneissglimmerschiefer  vollständig  aus  und  grenzt  also 
ebenfalls  mit  zahnartigen  Vorapr&ngen  gegen  Eruptivgranit.  Des 
letzteren  Znsammenhang  mit  der  grösseren  GranitpartiOf  auf  welcher 
Sobolhaos  nnd  Kirebe  von  Penig  steht,  dfirfte  kaum  in  Frage  tn  sieben 
nein,  zumal  bei  Fundining  der  Pfeiler  für  die  neue  Peniger  Mnlden- 
brüeke  vor  swei  Jahren  derselbe  Granit  angetrofEbn  worden  ist,  wie 
Redner  idurob  den  Erbauer  der  Brfleke»  den  Ingenieur  Joseph  Holz  1, 
welcher  aueh  die  riesigen  Bahneinsehnitte  zwischen  Spinnerei  America 
und  Rochsbnrg  ausführte  und  durch  sein  scharfes  Auge  für  wissen- 
schaftlich werthvolle  Mineralstufen  den  Haupttheil  jener  schönen 
Collection   gewinnen    half,  welche  das  Museum   der  geologischen 
Landesuutersuchung  in  Leipzig  von  der  Muldenthalbahn  besitzt,  — 
kürzlich  erfahren  hat.    Die  genannten  drei  Punkte  liegen  in  gerader 
Linie,  und  markiren  den  Verlauf  des  Peniger  Granitganges,  welcher 
wohl  auch  den  Lauf  der  Mulde  auf  ca  800  m  bestimmt.  Nachdem 
der  Zusammenhang  nachgewiesen  wart  konnten  die  lagerartigen 
Partien  in  dem  Gneissglimmerschiefer  von  Alt-Penig  auch  nicht 
mehr  als  Granitgneiss  anfgefasst  werden  und  teigt  die  geologische 
Special-Karte  demgemlss  das  sahnförmige  Ineinandergreifen  von 
Gneissglimmerschiefer  und  firuptivgranit.  Aber  auch  die  anderen 
granitvehen  Einlagerungen  im  Gneissglimmerschiefer  bei  Penig, 
welche  als  Granitgneisse  verseiobnet  worden  sind,  nnd  bei  welchen 
discordante  Lagemngsverb&ltnisse  nicht  vorhanden  oder  doch  nicht 
so  deutlich  sind,  dass  sie   als  solche  allseitig  anerkannt  werden 
müssen,  sind  als  eruptive  Lagergänge  zu  deuten.    Weit  überzeugen- 
der aber  als  hier  zeigen  die  als  sedimentäre  Massen  gedeuteten 
GranitgneissG  auf  Section  Rochlitz  ihren  eruptiven  Charakter  zur 
Schau.    Dort  sind  es  z.  Th.  grosskry stall inischc  völlig  körnige  ja 
selbst  ausgesprochen  porphyrische  Gesteine,  wahre  Krystallgranite 
resp.  Syenitgranite.  Von  einer  Sohieferung  oder  Flasemng  ist  oft 
SttamifSb.  4.  nSederrlktla.  GsssUselisft  in  Bonn,  1861.  15 


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226 


Sitzungsberichte 


in  mächtinfpn  Partieen  nichts  zu  sehen  und  nur  die  grossen  weoif 
verrundeten  Feldspathe  liegen  z.  Th.  annähernd  in  einer  Richtung. 
Das  ist  aber  auch  bei  echten  Eruptivgraniten  uTid  bei  Trachytea 
mit  tafelförmigen  Sanidinen  der  FalL  Ueberraschend  iat  alierdingt, 
wie  der  Granitgneiss  z.  B.  in  dem  grösseren  Steinbrache  ao  der 
Lochmfthle  im  Erlbachthal  bei  Roohlits  durch  mehrere  Lagen  von 
GUmmeraohicfer  in  TBrachiedene  Lager  regelmiasig  ahgetheiU  «ivd 
imd  aahlreiobe  kleine  SohieferaohoUen  parallel  gerichtet  und  daher 
fldtsartig  umachlieast.  Blanche  derselben  aeigen  jedoch  dne  ao  atmapfe 
Endigangy  daaa  von  einem  oonoordanten  Verband  awiaohen  Sdiieftr 
und  Granitgneisa  nicht  die  Rede  aein  kann.  DeaUicher  nodi  ala  dkm 
dnroh  Yerwittemng  meist  fauligen  Schieferacholten  smd  die  s.  Th. 
«  recht  grossen  Parti ecn  von  licht  weissem  bis  gelblichem  oder  röth- 
lichem  und  mittelkörnigem  feldspatbreichemüneiss  mit  ausgezeichneter 
Gneissstructur  als  Einschlüsse  zu  erkennen.  Mögen  das  nun  bereits 
vor  der  Eruption  des  dortigen  Granitgneisses  existirende  ^ieeteinä- 
körper  oder  die  erst  erstarrten  und  wieder  zerrissenen  Theile  d»3* 
,  Granitgneissea  gewesen  sein,  ao  tat  swiscbcn  diesem  und  dem.  Grm&ii- 
gneias  eine  diaoordante  Begrenzung  nicht  zu  erkennen.  fiSlM  aolcbe 
Grencfläcbe  von  ca.  8  dm  Ii&nge  im  Durchschnitt  war  eenkreahi 
gegen  die  Fallriobtung  der  vermeintlichen  Schiebten  orientirt,  paiate 
Bicb  mithin  der  för  eine  Weohaellagemng  erforderticben  ^chtnag 
keineawega  an.  Hier  alao  ein  Graditgneiaa  mit  evidenten  Ktnarihlif> 
ten,  welcher  aeiner  Hauptmaaae  nach  kanm  die  Flaaamng  dea  GneiaNi 
leigtl  Naumann  hat  mit  Recht  dieaea  Geatein  ala  Granit  beaeiaharti 
Dentlidie  Einachlfiaae  von  Glimmerachiefer  lassen  aidh  aoeh  in  dssi 
mittelkömigen  gestreoktflasrigen  Granitgneiss  vom  Plbrdeberg  bei 
Döbeln  sammeln  und  darf  demnach  für  die  Granitgneiaae  im  sächsi- 
schen Granulitgebirge  wohl  inegesammt  eine  eruptive  Entstehung 
angenommen  werden.  Auch  die  den  Granitgneissen  in  Bezug  auf 
ihre  Lagerung  sehr  nahe  stehenden  Muscovitgneisse  (rothe  Gneisse 
haben  oft  einen  völlig  grauitisohen  Habitus  und  ihr  VorkoDameo  in 
dickbäuchig  anschwellenden  aneinandergM'eihten  Linsen  stimmt  ganx 
überein  mit  demjenigen  granitisoher  Trümer,  welche  Redner  bei 
Anerawalde  nnd  bei  Tirachheim  nahe  Glaudiaa  sammelte.  Die  Knaasr 
von  völlig  kömigem  oder  doch  nur  recht  wenig  an^geaproefaaa 
flasrigem  Mnacovitgneiss  im  GlimmeracbiefiBr  der  Bahneinacbiiitta  vea 
Limmrita  nahe  Döbeln  sind  nach  dar  Uebenengniig  dea  Bednen 
gans  entschieden  emptive  lajeotionamaseen.  Dieaelben  sind  ala  aedi- 
mentftre  Einlagerungen  gedeutet  worden  (Zeitaoh.  d.  Deatabh.  geoL 
Ges.  1877.  S.  791  und  Fig.  10.  Taf.  XI),  doch  kann  Redner  nur 
anrathen  gerade  diesen  Aufschluss  zu  besuchen,  um  ein  ürtheil  über 
rothe  Gneisse  zu  gewinnen. 

Als  ein  weiteres  Beispiel  für  nicht  sedimentäre  Gneisse  fuhrt 
Redner  die  aog.  Phyllitgneisae  Gümbels  an,  welche  das  Fichtelgebiife 


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der  niederrheinisohen  Gesellschaft  in  Bonn. 


227 


umgürten,  besonders  schön  bei  Wolfersreuth  bei  Redwitz  und  unter 
sehr  interessanten  Verbältnissen  am  Fürstenstein  bei  Goldkronacb, 
etwa 3  Standen  von  Bayreuth  entfernt,  auftreten.  Gümbal  beschreibt 
VOD.  vielen  Punkten  eine  Wechsellagenmg  zwischen  diesen  Gneieaen 
und  dem  PbylHt  and  aiebi  darin  den  Beweia,  dass  rar  Zeit  der  Ab- 
lagerong  der  Pbylltte  oder  Urthonaohiefer  aooh  Qneiaamaterial  aof 
aadioientire  Weise  abgelagert  wurde.  Nadh  Qfimbel  kommen  anoh 
im  ostbatriseken  Cbensgebirge  eraptive  Gneissmassen  entsekieden 
nicbt  Tor  und  bestdie  nirgends  die  Ndthigung  andere  Ursaeken  der 
Sebicktung  aufzusuchen  als  die  der  Sedimentation  sind.  „Es  würden 
demnach  alle  die  sogenannten  krystalliuischcn  Schiefer,  vom  Gneiss 
mit  seinen  gesammteu  ihm  untergeordneten  Zwischenlagen  an,  durch 
den  Glimmerschiefer  und  den  Urthonschiefer  hindurch,  in  unserem 
Gebirge  (ostbair.  Grenzgebirge)  eine  fortlaufende  Beibe  von  Sediment- 
gebilden ausmachen,  deren  vom  jüngeren  Sedimentargestein  abwei- 
chender Charakter  in  einer  mit  dem  Alter  der  verschiedenen  krystal- 
linischeD  Schiefer  zunehmend  gesteigerten  Verschiedenheit  des  Bil- 
dungsmaterials  und  der  äusseren,  in  den  frühesten  Erdbildongsperio- 
den  gans  besonderen  Bildangsbedingungen,  unter  weloken  erkökter 
Dmck  und  erkökte  W&nne  Torsügliok  wirksam  war^Ui  gesackt  werden 
dtbrfte/  Gümbel,  welcker  die  grosse  Fdlla  der  Beobaektangen  im 
oatbair.  Grensgebirge  and  im  Fiektelgebirge  unter  einem  leitenden 
Oeeiektspankte  tu  Terbinden  snckte,  gewann  die  üebersengnng  von 
der  rein  sedimentlren  Entstokuog  der  Torkin  anfiBfefilkrten  Gesteine 
und  glaubt  die  ihm,  wie  aus  seinen  Beschreibungen  mehrfach  hervor- 
geht, nicht  unbekannten  Schwierigkeiten  durch  Zuhülfenahme  einer 
Diagenese  heben  zu  können.  Für  die  versuchte  Erklärung  fordert  er 
die  Berechtigung  sie  aufstellen  zu  dürfen,  da  die  Beobachtungen  sich 
derselben  noch  am  besten  zu  fügen  schienen.  In  der  That  muss 
man  gestehen,  dafsGümbels  Diagenese  etwas  Bestechendes  hat,  da 
sie  manche  abnorme  Yorbandyerhältnisse  erklären  wärde.  Redner 
kann  sich  jedoch  nioht  der  Vorstellung  anschliessen,  dass  in  den  sog. 
arck&iaohen  Gebieten  absolut  keine  lagerförmigen  Gesteinskörper 
emptiTen  Üfspmnga  ezistiren  soUen;  aaek  ersekeinen  ikm  die  flb- 
Uoken  Beweise  fftr  die  sedimenUre  Katar  eines  einaelnen  Lagers  oder 
eines  Sokioktencomplexea  durohweg  niokt  ansrsiökend.  Zur  Zeit 
dArfte  keine  einsige  ErU&rung,  weleke  allgemein  gültig  sein  solli 
möglich  werden.  Gftmbels  Diageneee  ist  aber  für  die  Gesammtkeit 
der  Erscheinungen  berechnet.  Die  Niederschläge  der  alten  Meere 
sollen  nämlich  nicht  sogleich  verfestigt  worden  sein,  sondern  ver- 
harrten in  einem  Zustande,  welcher  sowohl  die  spätere  Erystall- 
auBscheidung  als  auch  Bewegungen  der  ganzen  Masse  gestattete.  Es 
wird  also  eine  Art  Magma  angenommen,  welches  jedoch  stufenweise 
zur  Ablagerung  gelangte  und  bei  dem  demnach  stets  die  obere 
Sobiokt  jüngerer  Entstekong  als  die  darunterliegende  ist.  Ja  selbst 


228 


Sitzungsbericbte 


für  den  massigon  Granit  wird,  wenn  er  in  Latcorn  auftritt,  trotz  »einer 
Aehnlichkoit,  ja  man  kann  fast  sagen  Gleichheit  mit  stock-  und  pang- 
fönnig  aufsetzendem  Granit,  dieselbe  sedimentäre  Entstebnng  anj^- 
nommen.  »Der  Lagergranit  ist  eine  massenhafte  Anhäufung  toc 
Gneissmaterial  und  im  Uebrigen  wie  dieser  selbst  eotetanden.  Diese 
Annahme  erklärt  die  Ersobeionngen,  selbst  die  sogenannten  alynoraa, 
anter  welchen  wir  den  Legergrsnit  in  nneerem  Gebirge  nnUrfCoi 
sehen»  auf  eine  befriedigende  Weise,  wenn  wir  nicht  onberdekeSefakigi 
lassen  wollen,  dass  die  ausgeschiedene  Masse  eine  Zeitlang  in  eineni 
weiterer  Ansbildnng  fthigen  weichen  Zastande  gebliebeii  ist,  der  es 
mdgUoh  machte,  dass  die  Lagennasse  stellenweise  gang-  oder  stosle- 
förmig  in  entstandene  R&ame  hineingepresst  worde.  Auf  gtei^ 
Weise  lässt  sich  sowohl  das  an  vielen  Orten  beobachtete  nnd  mehr- 
fach erwähnte  Verflochtenscin  von  Granit  und  Gneiss  an  ihren 
Bepfrenzungsrändern,  selbst  das  üraschlossensein  von  benachbarten 
Gueissstiicken  im  Granit,  die  vollständig  scharfkantig  und  uuverandert 
geblieben  sind  als  auch  der  nicht  selten  zu  beobachtende  Uebergai^g 
von  Lagerj^anit  in  Gneiss  erläutern."  Redner  ist  nun  doch  der  An- 
sicht, dass  scharfkantige  Brachstücke  auf  feste  Maasen  schliest^ 
lassen.  Nur  feste  Körper  können  zertrümmert  werden,  niidit  aber 
plastisch  weiche.  Zwischen  Pateredorf  nnd  Viechtach  guis  in  im 
K&he  des  Pfahls  ist  einer  der  schönsten  Aofschlüsse  der  dortiges 
Gegend  durch  euien  Weganschnitt  geschaffen.  Lagergranit  mit  por- 
phyrisch ausgeschiedenen  bis  6  cm  grossen  vermndeten  OrthoUss- 
krystallen  (Karlsbader  Zwillingen)  nmschKesst  in  seinem  haageadBB 
Theile  eahllose  Fetten  eines  Hebten  nnd  eines  sehwirzHcben  (biolit- 
reichen)  Gneisses,  von  denen  es  nicht  zweifelhaft  ist,  dass  sie  zerrissen 
sind,  und  deren  Zwischenräume  der  Lagergranit  erfüllt.  Die,  Ver- 
hältnisse sind  hier  so  überzeugend  und  sprechen  so  sehr  für  eine 
eruptive  Entstehung  dieses  Lagergranites,  dass  die  Annahme  einer 
Diagenese,  welche  ja  auch  solchen  Erscheinungen  ungepaast  ist,  über- 
flüssig wird.  Dabei  ist  der  ganze  Habitus  des  Lagergrau ites  ein  solcher, 
dass  man  weit  mehr  an  den  durch  grosse  Feldspatbtafeln  ansgezeicb- 
neten  Syenitg^nit  von  Redwitz  im  Fichtelgebirge  als  an  ein  durch 
Sedimentation  entstandenes  Gestein  erinnert  wird.  Aach  die  dorch 
grosse  Orthoklase  s.  Th.  mit  deutlicher  Krystallomgrenanng  potpkyn* 
sehen  PhylUtgneisse  von  Wolfersrenth  hei  Redwits  madien  aidit  te 
Eindruck  eines  Sedimentfirgesteins.  Redner  Hess  eine  Platte  qoer 
gegen  die  Flasemng  in  der  Grdsee  von  90  x  80  cm  sdileifen  und 
beh&lt  sieh  Tor,  über  diese  noch  mmal  eingehend  su  berichtefi.  So 
extrem  porpbyrisch  sind  nun  andere  PhylUtgneisse  nicht.  Am  FürBteo* 
stein  bei  Goldberg  unweit  Goldkronach  im  Fichtelgebirge,  einer  über 
den  Wald  hervorragenden  Felsenklippe  mit  prächtiger  Aussiebt  in 
das  Thal  des  weissen  Main  und  nach  Bayreuth  zu,  ist  der  Phylht- 
gneiss  mittelkömig  und  richtig  gneissartig  entwickelt.  Bemerkeot- 


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der  niederrheinischen  Gesellschaft  in  Bonn. 


229 


vrerth  ist  die  talkartige  oder  sericitisch  aussehende  Substaaz,  welche 
den  Glimmer  vertritt  and  dem  Gestein  eine  grünliche  Färbung  yer^ 
leiht.  Nach  Gümbels  Angaben  befindet  »ich  dieser  Gneiss  in  con- 
oordanter  Lagerang  mit  Urthonsohiefer.  Redner  scheinen  die  Aul- 
aehltoe  in  der  Umgebung  niobi  genügend  aahlreich  in  sein,  nm  dies 
mit  Sioherbeit  oonstatiren  au  können;  er  selbst  beobachtete  Ton 
Brandbols  kommend^  daes  die  Thonsdiiefer  daselbst  und  iwar  die 
leisten,  welche  man  bei  dem  Anfstiege  cum  Fftrstenstein  in  siemlieher 
Ausdehnung  anstehend  trifft,  cntgegengesetates  Einltillen  besitzen  wie 
der  Gneiss  vom  Fürstenstein.  Fallen  und  Streichen  des  Gneisses 
stimmt  mit  den  Angaben  auf  der  Karte  überein.  Was  nun  den  Für- 
stenstein selbst  betrifft,  eine  der  für  die  gleichzeitige  Ablapeniiifr  von 
Thonscliiei'er-  und  Gneisamaterial  am  meisten  hervorgehobenen  Be- 
weisstellen, 80  trifft  man  dort  allerdings  zahlreiche  Thonschieferla- 
mellen  in  völliger  oder  doch  nicht  gerade  auffallig  abweichender 
Kichtung  mit  der  Scbieferang  des  Gneisses.  Am  Fusse  des  Felsen 
int  früher  gebrochen  worden  —  jetzt  ist  das  Steinbrechen  daselbst 
▼erboten  —  nnd  scheint  damit  eine  grössere  Partie  von  Tbonschiefer 
verschwunden  an  sein.  Wenigstens  denten  die  Angaben  yon  Gümbel 
und  eines  früheren  Beobachters,  Cotta,  auf  das  ehemalige  Vorhan- 
densein einer  solchen  hin.  Hier  lassen  einselne  noch  anstehende  Oneise- 
tafefai  Ton  IVa  m  im  Quadrat  40  nnd  wohl  nocb  mehr  grössere  nnd 
kleinere  Schieferpartieen  wahrnehmen.  Man  erhilt  hier  ganz  den 
Eindruck,  dass  es  parallel  gerichtete  Sehiefersohollen,  fremdartige 
Einschlüsse  sind.  Auf  der  entgegengesetzten  nach  Goldberg  zu  liegen- 
den Seite  des  F'elsen  bemerkt  man  schwarze  Thonschiefer  in  mehreren, 
einige  Meter  langen  unregelmässigen  und  sich  Imufig  seitlich  aus- 
flasernden  Streifen,  die  einander  parallel  gehen,  sich  aber  auch  verei- 
nigen und  wieder  trennen.  Hier  möchte  man  glauben,  dass  es  wech- 
sellagernde Schichten  seien,  zumal  die  Thonschiefersubstanz  sich 
zwischen  die  einzelnen  Gemengtheile  des  Gneisses  verflasert.  Allein 
in  den  zwischenliegenden  Gneissstreifen  finden  sich  dann  wiederum 
Uainere  Schieferpartieen,  die  gans  wie  Fragmente  anssehen.  Um  ein 
bestimmtes  ürtheil  zn  gewinnen,  worden  Hunderte  von  Thonsohiefer- 
«ohoUen  betrachtet  nnd  alles  was  AnfBohluas  sn  geben  Terspracb  go- 
•iinmelt.  Es  zeigte  sich  schon  an  Ort  nnd  Stelle,  dass  mebt  wenige 
Seldeforstüdke  qner  abgebrochen  im  Gneiss  Hegen  and  dass  das  Gneisa- 
material auf  Rissen  parallel  der  Schieferung  und  quer  dagegen  in 
die  Schiefer  eingedrungen  ist.  Vom  Redner  durchgeschnittene  und 
vorgelegte  Stücke  zeigen  diese  Verhältnisse  in  einer  Deutlichkeit, 
dass  wohl  jede  andere  Erklärung  ausgeschlossen  ist.  Dass  unter  den 
Einschlüssen  stumpf  abgebrochene  Thonschiefer  selten  sind,  erklärt 
sich  dorch  die  leichte  Spaltbarkeit  derselben.  P]in  granitisches  Mag- 
ma &nd  die  durch  Dislocationen  aufgeblätterten  ThonschieÜBr  vor 
oder  wurde  in  die  sich  erweiternden  8paltenrftnme  hindngesogen  oder 


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230 


Sitzungsberichte 


hinemgepresst,  sodass  auch  sehr  dünne  und  grosse  ThonschieferlameiIrL 
umschlossen  werden  konnten  ohne  zu  zerreissen.  Zufolge  der  Bewe- 
gung des  Magmas  in  einer  Richtung  behielten  die  losgelösten  Schie- 
ferscholien und  -flitterchen,  denn  sie  sinken  zu  grosser  Kleinheii, 
ann&benid  parallele  Riebtang.  Sowohl  an  den  grösseren  Stückes 
wie  namentlieh  an  den  kleinen  flitteroben  beobachtet  idmi  riielSmck 
eine  AnfloBong  durch  das  Magma  und  scheint  letztere«  in  seiasr 
ZnaammeiiMitnuig  dureh  die  aufgelöste  Xhonachiefersabsians  belficht- 
Ueh  beeinflottt  worden  su  sein.  Die  vorgelegten  Eineohlneee  mä 
liehtgraae  bis  völlig  sohwarse  Thonschiefer,  nnd  dkhte  licbi  gelblicte 
oder  grünllohe  Wetnohiefer.  Bedner  erinnert  imsa^  dam  liuuili 
Bernhard  von  Cotta  im  Jahre  1848  dieee  Dinge  ab  Rine€^lKi^> 
erkannte  nnd  den  umgebenden  Gneies  I3r  eni|itiT  hielt. 

Professor  Troschel  machte  die  Arzcige,  dass  der  Herzog  Carl 
in  Bayern  die  grosse  Güte  gehabt  hat,  dem  Naturhistorischen  Museua» 
der  Universität  Bonn  zwei  Gemsen  zum  Geschenk  zu  machen,  einen 
Book  und  eine  Gais.  Dieselben  hat  er  für  diesen  Zweck  in  seii>«i 
Jagdrevieren  am  Tegernsee  schiessen  lasten.  Beide  werden  snsfs 
stopft  and  ausserdem  die  Skelete  von  ihnen  aofgestellt.  Sie  sind  i» 
aehönem  Winlerkleide  nnd  werden  eine  Zierde  dea  Moseams  bildaa. 
Letrterea  ist  dem  hohen  Oeber  lu  grosaem  Dank  Terpfliohtet. 

Professor  Sohaaffhauaen  spriebt  über,  nenere  Fnada 
diluvialer  Thierreste  im  Bheinthat  Im  Jahre  1876  wurden  bei 
Eönigswinter  in  einer  jetzt  wieder  in  Feld  verwandelten  Lehmgnibe 

die  Kmniade  und  Z&hne  eines  Rhinoceros  gefunden  und  von  H. 
Meyer  an  das  naturhistor.  Museum  in  Göttingen  abgegeben.  Dis 
Grube  lag  rechts  am  Eingange  in  das  Seufzerthal,  etwa  00  F.  nbsr 
der  Bheinebene. 

In  Honnef  wurden  in  diesem  Frühjahr  beim  Graben  eines  Brun- 
nens im  Hause  der  Fr.  Wagner  zwischen  der  Chaussee  und  dem 
Rheine  in  37  F.  Tiefe  Knoohen  von  Rhinooeros  nnd  Bos  gefonden. 
Nach  Angabe  des  Herrn  Maurermeisters  Beyer  lag  hier  unter  dsr 
Aekererde  88  F.  tief  grober  8and|  dann  7  F.  Lehm»  darontar  GeröOab 
Die  Knochen  lagen  im  Lehm.  Bimsstein  kam  nicht  vor.  Das  Waaaar 
wurde  bei  51  F.  erreicht.  AnfiTallend  ist  dieTerschiedenlieit  iwaisr 
Sprungbeine  vom  Ochsen,  das  eine,  90  mm  lang,  ist  weiss  nnd  mfiilie, 
wie  die  übrigen  Knochen,  das  andere,  89  mm  lang,  ist,  wiewold  es 
nur  einige  Fuss  höher  lag,  fest  und  braun,  wie  ein  Torf  knoohen.  I»» 
die  mit  den  Fleischtheilen  in  die  Krde  komraeudon  Knociifn,  wie  die 
ausgegrabenen  Leichen  zeigen,  nach  15  bis  20  Jahren  durch  die  m  einen 
schwarzen  Moder  verwandelten  Weichtheile  braun  gefärbt  sind  und  erst 
spater,  wenn  die  färbende  organische  Substanz  durch  Oxydation  zerttdn 
oder  durch  das  Wasser  fortgeführt  ist,  weiss  werden,  so  sind  die  Xocf* 


der  niederrheiniiohen  GesellAohaft  in  Bona. 


2dl 


knoohen  vmbrsclieinlioh  desshalb  so  tief  Ivaan  gefärbt,  weil  die 
Torft&aren  auf  die  organiseheu  Sobttanzen  erhaltend  wirken.  Man 
wird  aber  Termnihen  dürfen,  daae  solche  braune  Knochen,  wie  die 
Skelete  dee  irischen  Riesenhirsches,  mit  den  Weidhtheilen  in  den 
Torf  gelangt  sind.  Noch  in  taosendjfthrigen  Grabst&tten  sieht  man 
die  das  Skelet  umgebende  Erde  dnnkler  gef&rbi  dareh  den  kohlen- 
stoffhaltigen Moder  der  Tcrwesten  Weichtheile. 

In  Sayn  wnrden  in  diesem  Sommer  dicht  bei  der  Klosterkirche 
auf  der  linken  Seite  des  Brexbaches  bei  deu  Gruudarbeiten  für  die 
Westerwald-Eisenbahn  in  grosser  Menge  fossile  Knochen  gefunden, 
die  dem  Poppelsdoifer  Museum  überwiesen  sind.  Der  Redner  hat 
die  Fundstelle  zweimal  unter  Führung  der  Herrn  Bauinspektor  Hövel 
und  Baumeister  Dr.  Bräu  1er  besucht.  Dieselbe  liegt  nach  einer 
Skisze  des  ersteren  28  m  über  dem  Brexbach  und  45—46  m  über 
dem  Wasserspiegel  des  Rheines,  104  m  über  dem  Nullpunkt  des 
Amsterdamer  Pegels.  Ein  Weg,  der  an  der  Fundstelle  Torbeiführt, 
die  nahe  an  der  £inmfindang  dee  Brexbaches  in  den  Saynbach  liegt, 
deutet  anf  ein  altes  Hochufer.  Wenn  man  auf  dem  Wege  nach 
Engers  ans  Sayn  hinausgeht,  so  erkennt  man  das  alte  Bett  des  Sayn* 
beidiee  an  einer  rechte  und  links  in  gleicher  Höhe  hinlaufenden  üfer« 
böschnng,  die  auf  der  nördlichen  Seite  einen  weiten  Kreisbogen  bildet, 
der  sieb  bis  ge^en  die  Concordia Hütte  fortsetzt,  die  auf  dem  rechten 
Ufer  des  heutigen  Saynbaches  liegt.  Dieses  alte  Ufer  liegt  etwa  30  F. 
über  der  Thalebene.  Der  alte  Saynfluss  wand  sich,  nachdem  er  in 
westlicher  Richtung  aus  dem  Gebirgsthale  ausgetreten  war,  in  einem 
Bogen  nach  Süden,  um  den  Rhein  zu  erreichen.  Herr  Dr.  Bräu  1er 
hat  durch  ein  Nivellement  ermittelt,  dass  das  alte  rechte  Saynbach- 
ufer  in  unmittelbarer  Nähe  der  Sayn-EIngerser  Chaussee  die  Höhe 
76,75  m  über  dem  Amsterd.  Pegel  hat.  Gegen  den  Rhein  hin  senkt 
es  sieh  aUnuUig.  Das  jetzige  Saynbachbett  liegt  dieser  Stelle  gegen- 
über etwa  12  m  tiefer  als  das  alte  rechte  Ufer.  Das  linke  frühere 
Seynufer  ist  noch  deutlicher  su  erkennen  als  das  rechte,  da  ea  der 
Goneordiahfltte  gegenüber»  wie  er  bemerkt,  schro£P  abfillt. 

Der  Bergabhaug  über  der  Fondstelle  ist  unter  dem  Waldboden 
mit  Bimssand  20—60  cm  hoch  bedeckt,  darunter  liegt  eine  michtige 
Ablagerung  sandigen  Lehms  von  6  bis  7  m,  unter  welcher  zwei  durch 
thonigen  Lehm  getrennte  Ld<^eu  von  wenig  gerollten,  meist  eckigen 
Geschieben  folgen,  die  nicht  weit  fortgeführt  sein  können;  zwischen 
diesen  Steinen  finden  sich  die  meisten  Knochen.  Es  sind  Reste  von 
Equus,  Bos,  Rhinocros,  Cervus  megaceros  und  Elepbas  primigeuius 
Torbanden,  andere  sind  noch  nicht  bestimmt. 

In  ganzen  Nestern  hangen  kleine  Schneckenschalen  an  den 
Knochen  und  in  den  Spalten  des  Tbones,  die  als  Helix  hispida,  viel- 
leicht sericea  von  v.  Leydig  bestimmt  worden  sind.  Wenn  Sand- 
berger«  Land-  und  Süsswasser-ConcbyUen,  Atlas  T.  XXXVI  8,  9 


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282 


Sitzungsberichte 


und  10  drei  Varietäten  als  V.  major,  media  und  minor  unterscheidet, 
wobei  die  Zahlen  8  und  9  verwechselt  sind,  die  8,  7  und  4  mm  gron 
sind,  so  kommen  hier  Grössen  von  6,  6,  4  and  3  mm  u.  a.  tot,  die 
*  wohl  nur  Altersuntertohiede  sind.  Fernor  kommt  dftmiit«%  witwohl 
seltner,  Sncoinea  oblong»,  6  and  6  mm  grosse  and  in  grosMr  Mengt 
Papa  rnnseornm,  2  und  8  mm  gross  Yor«  Diese  Sehneekmi  sind  ksin 
Beweis  f&r  dss  kftltere  Klima  jener  Zeit,  da  sie  noch  in  onserer  Gcgeai 
leben.  Die  Heliz  bispida  ist  nach  Sand  berger  im  Korden  DentMb- 
lands  hinBger  als  im  Sfiden  und  kommt  hier  nnr  im  Gebirge  rot. 
Lischke  fand  sie  bei  Elberfeld,  Leydig  bei  Bonn.  An  den  Ab- 
hängen des  Siebengebirges  kommt  sie  2  Fuss  tief  im  Lehm  und  an 
manchen  Stellen,  wie  im  Romersdorfer  Thale,  sehr  häufig  vor. 

Spuren  des  Menscheu  liessen  sich  an  diesen  Knochen  nicht  er- 
kennen, aber  man  durfte  darnach  suchen,  weil  der  unter  ganz  ähc- 
lichen  Umständen  bei  Moselwcis  gefundene  Schädel  des  Moschusochsen 
solche  deutlich  wahrnehmen  las  st.  Wohl  aber  seigten  sich  Einechnitte 
an  dem  Hom^apfen  eines  Schädelstüokes  TOn  Bos,  das  mit  einen 
anderen  in  einiger  Entfemnng  von  hier  schon  Ir&her  gefonden  ood 
sieher  von  Menschen  dort  begraben  worden  war.  Diese  KnodMD 
lagen  neben  einem  PfSsde  in  einer  Rasenböschnng  in  garinger  Tiel^ 
sie  waren  so  leicht  and  mürbe,  wie  Knochen,  die  dem  Zutritt  vea 
Laft  und  Wasser  ansgesetat  sind. 

Zaletat  berichtete  er  Ober  förtdanemde  Funde  in  der  Lehn- 
grube  zu  Moselweis,  die  den  Sch&del  des  Mosebusochsen  geliefert 
hat.  Die  Oertlichkeit  der  Fundstelle  verhalt  sich  gerade  so  wie  in 
Sayn,  sie  entspricht  einem  alten  Hochufer  des  Flusses.  Auch  hier 
liegen  die  meisten  Knochen  zwischen  einzelnen  Geschieben,  die  wie  in 
Sayn  scharlkantip  sind.  E»  sind  neuerdinj^s  Reste  von  Rhinoceros, 
Equus,  Cervus  taraudus  und  Elephas  pnmigenius  gefunden,  von  denen 
der  Redner  einige  vorlegt.  Ein  Metacarpus  des  Pferdes  zeigt  einen 
Einschnitt,  der  von  einem  Steingerathe  hervorgebracht  soheint^  er 
ist  breit  und  auf  dem  Grunde  streifig.  Das  Zusammenliegen  dieser 
verschiedenen  Thierknoehen  t&sst,  wie  es  aoeh  am  Unkelatein  ven 
Herrn  Schwarz  beobachtet  wurde,  auf  die  Gleichseitigkeit  derselbea 
achliessen.  Das  Rennthiergeweih  teigt'die  Eigenthfimliohkeit,  dan 
es  keine  Angensprosse  hat,  die  an  C.  Ouettardi  fehlt.  Brebm  sagt 
▼om  lebenden  Renn,  dass  man  äusserst  selten  ein  regelmassig  gebantes 
Geweih  finde,  es  komme  oft  vor,  dass  die  Augensprossen  gänzliek 
verkümmert  seien.  Ein  Schädel  des  Poppelsdorfer  Museums  hat  an 
einer  Seite  statt  derselben  nur  eine  kleine  Zacke.  Als  auf  der  Ber- 
liner Anthropologen- Versammlung  im  J.  1880  Ranke  einen  Renn- 
thierknoclieu  vorzeigte,  der  zwischen  den  einer  jüngeren  Periode 
angehörii^en  Funden  in  einer  fränkischen  Höhle  gelegen  haben  sollte, 
von  Fr  aus  aber  für  zweifelhaft  erklärt  wurde,  wies  Virchow  an 
vorgelegten  Stücken  auf  die  mannigfaltige  BUdong  der  Theile  des 


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der  mederrheinisoheD  Gesellachaft  in  Bonn.  2dd 

Hirschgeweihes  und  zumal  der  Eissprossen  dea  Benns  an  ihrer  End* 
aosbreitung  hin.   Vgl.  Bericht,  S.  184. 

Bemerkenswerth  ist  der  Zastand  der  Zertrfimmening,  in  wel- 
ebmn  sioh  gerade  die  grössten  bei  Moselweie  gefundenen  Knodien  dea 
MaannDtti  s.  B.  die  Femara  befinden,  die  in  kleinere  Stfioke  serbroehen 
und  wie  snsainiBesgeqpietieht  erscheinen  nnd  dnreh  Kalk  wkittefc 
aind.  Es  ist  dieses  Zerbreehen  nnd  ZnsammendHioken  gesehehen, 
naebdeni  die  Knochen  bereits  lange  Zeit  in  der  kalkhaltigen  Thon- 
ablage ran  gelegen  und  einen  starken  Kalksinterübenug  erhalten 
hatten,  denn  die  Stücke  der  abgelösten  Kalksintorschale  sind  mit  den 
Knochen  selbst  auf  das  Nene  durch  Sinterbildung  in  eine  Masse  ver- 
einig, an  der  indessen  die  Gescliiebe  niemals  Theil  nehmen.  Der 
Vortragende  glaubt,  dass  eine  solche  mechanische  Gewalt  nur  durch 
die  Schollen  eines  Eisganges,  welche  die  Ufer  anfwühlen,  ausgeübt 
worden  sein  könne  und  macht  darauf  aufmerksam,  dass  noch  heute 
gerade  diese  Stelle  des  Moseltbales  den  zerstörenden  Wirkungen  des 
Eisganges  an^geaetsl  sn  sein  pflege,  indem  die  Eismaasen  gerade  hier 
sich  mrfthQrmen,  was  meist  dadaroh  Teranlasst  ist^  dass  das  Mosel- 
eis  eebon  treibt»  wihrend  die  Eisdecke  des  Bhdnes  noch  steht  und 
jenea  desshalb  anfjifestant  wird. 

G.  Selipmann  p^ibt  Nachricht  von  aus^i- zei chnetcn  Kry- 
stallen  vo  n  Topas  und  Turmaliu,  die  er  durch  Herrn  Hermann 
btern  in  Oberstein  erhielt.  Die  Topase  stammen  vom  Ural  und 
sind  zum  Theil  lose  und  rundum  ausgebildet,  sum  Theil  auf  Quarz, 
Albit  oder  Glimmer  auf-  oder  in  dieselben  eingewachsen.  Diese  lets- 
teren  aind  bemerkenawerth  durch  ihre  schöne  lichtblaue  Farbe  und 
ihre  Tollkommene  Durohaichtigkeit.  Die  Tnrmaline  sehen  ftusserlich 
schwarz  und  TöUig  opak  aus,  erweisen  sich  aber,  wenn  in  genügend 
dünne  Pktten  parallel  der  Hauptaze  geschnitten,  vortrefflich  klar 
und  Ton  ölgrüner  bis  branner  Farbe.  Es  konnten  an  denselben 
einige  neue  BhomboMer  bestimmt  werden. 

IMedlziiitBctae  Sectton. 
Sitzung  vom  10.  Dccember  1681. 
Vorsitzender:  Dr.  Leo. 
Anwesend:  30  Mitglieder. 
Die  Dr.Dr.  Heyer  und  Robert  werden  su  ordentlichen  Mii- 
gUedem  aufgenommen. 

Yorstandswahl  pro  1882.  6eh.-Bath  Rühle  wird  sum 
Vorsitzenden,  Dr.  Leo  sum  Seoret&r,  Dr.  Zartmann  tum  Rendan- 
ten  gewühlt. 

Prof.  Doutrclepont  sprach  über  NerTendehnung  und 
stellte  drei  Patienten  mit  Rückenmarkserkrankung  vor,  an  denen  er 
diese  Operation  aufgeführt  hatte. 


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284 


Slteungsberioltto 


1)  Paraplegie,  starke  Anaetibetie ~  NerTendalmsag 

allor  4  Nerven  zu  verschiedenen  Zeiten.  Bückkehr  der  £e> 
weguug  und  der  Sensibilität. 

Maurer  E.,  1850  geboren,  wurde  im  Januar  1880  ins  hiesige 
Friedricb-Wilb.-Stift  wegen  Ulcera  crurum  aufgenommen  und  klagt« 
ausserdem  über  Schwäcbe  in  den  Beinen,  Zittern  beim  Geben,  and 
über  geringe  Schmerzen  in  beiden  unteren  Extremitäten.  Anfangt 
Febraar  war  das  Gehen  sehr  erschwert,  durch  zunehmende  Schwieha 
der  Muskeln,  des  Rückeni  und  der  Beine.   Trotz  Anwendung  dflr 
Elektrioitftt  nahm  die  Parese  der  Beine  schnell  sa  und  gio^  A  nfaagn 
April  in  ToUitftndige  Paralyse  über,  welohe  mit  atarker  Anaeattiaris 
verbanden  war.  Wegen  Betentio  nrinae  mnaite  Mitte  Oetober  der 
Katheter  angelegt  werden«    Im  Nor.  traten  heftige  Anftlla  von 
Magenkrampf  mit  Erbrechen  auf,  dae  Schlacken  war  eraebw«rt  Im 
December  warde  oonatatirt,  daM  der  Patellarrefles  beidendte  fekhe. 
Im  Jahre  1881  änderte  sieb  der  Zustand  nicht,  Fat.  klagte  b&nfif 
über  Sciimerzen  im  Vorlaufe  der  Wirbelsäule  und  musste  häufiger 
wegen  Retentio   urinae  katheterisirt  werden.    Lange  fortg^eeetzt« 
Anwendung  der  Elektricität  hatte  keinen  Erfolg.    Anfan^rs  Augosl 
forderte  Herr  San. -Rath  Dr.  Leo,  der  den  Fat.  bia  dahin  bebandelt 
hatte,  D.  auf,  die  Nervendehnung  auszufuhren.  Am  2.  Au^^nat  wurde 
folgender  ttatus  aufgenommen.    Auge  und  G^hör  bieten  keine  Alh 
norroit&t  dar,  die  Sprache  des  Fat.  ist  schleppend.   In  den  oberen 
Extremitäten  ist  die  Senaibilit&t  yermindert,  ebenso  die  moaoolire 
Kraft,  Pat  kann  einen  Gegenstand  mit  der  Hand  nicht  lange  M 
drücken,  die  Moskeln  smd  jedoch  nicht  atrophisch.  Pet.  Uagi  tiher 
ein  schmershaftes  GürtelgefUü.  Der  Stahl  kann  nnr  darch  K^fstisre 
entleert  werden,  nie  spontan,  Pat.  läblt  nicht,  wenn  der  Stahl  kommt 
Die  ürinentleemng  erfolgt  nnr  durch  grosse  Anstrengung  sehr  kag» 
sam.  Die  Sensibilität  der  unteren  Extremitäten  ist  beiderseits  gleich' 
massig  sehr  herabpesetzt.    Pat.  localiairt  tiefe  Nadelstiche  sehr  un- 
genau und  erkennt  nur  unsicher  die  in  9 — 10  cm  Entfernung  ge- 
stellten Spitzen  des  Anaesthesiometers.    Die  Reflexerregbarkeit  i>t 
vollständig  erloschen.    Die  elektrische  Erregbarkeit  der  Muskeln  ist 
erhalten.    Die  Muskeln  sind  yoUständig  paralytisch,  Fatient  kamx 
gar  keine  Bewegung  an  den  unteren  Extremtäten  ausfahren.  Das  Herx 
zeigt  eine  Stenosis  est.  yeoosi  sin.  und  Insoflieiens  der  tsIt.  mitrmlii, 
Folgen  eines  im  J.  1870  ftberstandenen  aoaten  Qelenkrhenmatismns 
Patient  kann  wegen  Schwiche  der  Bückeomaskeln  nidht  mAr  aitaai. 
Am  4.  Ang.  warde  die  Dehnang  des  Unken  nervas  Isclriadicnt  ass- 
gefilhrt.  Wegen  des  Oersfehlers  and  der  geeekwiebten  Seasihililit 
im  Beine  warde  die  Operation  nar  anter  lokaler  Anaestbesie  ge- 
macht. Die  Freilegung  des  Nerven  war  schmerslos,  nar  die  starke 
Dehnung  des  Nerven  selbst  veranlasste  den  Patienten  einige  Mals 
zu  stöhnen. 


J 

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der  niederrbduuMhen  Gesellschaft  in  Bonn.  28ft 

Am  5.  Aag.  war  keine  Aeuderung  des  Zustandes  eingetreten. 
Am  6.  klagte  Pat.  äber  Brennen  in  der  Wunde,  die  Untersachnng 
der  Sensibilität  am  op«rirten  Beine  ergab  eine  genaue  Localisation 
▼OB  Nadelstichen;  nihrend  Fat.  am  rechten  Beine  die  beiden  Spitsen 
des  Anaeatbenometera  kaum  auf  9  cm  £ntfemnng  erkennen  kann, 
«rkannt  er  dieedben  am  Unken  Beine  last  fibaraU  anf  1  cm  £nt* 
fenrang; 

Am  7.  Aug.  kann  der  Patient  die  dicke  2«ehe  bewegen^  die 
anderen  noch  nicht,  am  8.  Bewegung  der  übrigen  Zehen.  Am  11, 
Aug.  wird  das  Fusagelenk  bewegt,  sowie  das  Knie  und  die  Hüfte 
g^ebeugt.  Streckunfr  des  Knies  voUstäudig  unmöglich.  Am  rechten 
Seine  war  keine  Aeuderung  nach  der  Operation  wahrzunehmen. 

Am  12.  Aug.  wurd«  unter  lokaler  Anaesthesio  der  rechte  nervus 
ischiadicus  gedehnt.  Bei  der  Dehnung  des  Nerven  selbst  empfand 
Pat.  mehr  Schmerz  als  bei  der  ersten  Operation.  Schon  am  folgenden 
Morgen  mr  die  Senaibüitat  am  ganaen  Beine  £ut  normal,  Pat.  lo- 
kaliairt  jede  Berflhrnng  dea  Beines  genau,  gibt  genan  jede  Zehe  an, 
welche  geatochen  wird.  Unterachied  cwischen  der  Sensibilität  beider 
Beine  nicht  mehr  vorhanden.  Bei  grosser  Anatrengong  kann  Fat. 
des  rechte  Fussgelenk  wenig  bewegen  and  das  Knie  minimal  beugen. 
Dm  Unke  Knie  wird  bis  an  einem  Winkel  von  120°  gebeugt.  Am 
14.  Aug.  Morgens  Bewegung  der  rechten  dicken  Zehe,  erst  Abends 
der  anderen  Zehen.  Von  da  ab  konnte  täglich  eine  Kräftigung  der 
Bewegung  in  beiden  Heiueu  constatirt  werden;  Schmerzen  in  den 
Beinen  treten  nicht  auf.  Einige  Male  kunute  der  Patellarrcüex  er- 
zeugt werden,  aber  nicht  constant.  Die  Streckmuskeln  der  Kniee 
blieben  jedoch  vollständig  gelähmt,  während  sie  auf  den  Induotiona* 
ström  reagirten. 

Am  80t.  Aug.  wurde  der  nery.  crur.  dexter  unter  dem  Pon- 
psurtschen  Bande  freigelegt  und  kräftig  wieder  nnr  unter  localer 
Anaeathesie  gedehnt  Bei  der  Dehnung  seibat  klagte  Pat  über  hef- 
tigere Scbmeraen  ala  bei  den  vorigen  Dehnungen;  am  folgend«! 
Tage  beobachtete  man  schon  bei  den  Versuchen  des  Patienten  daa 
Kniegelenk  au  strecken,  Zuckungen  des  Quadrioeps.  Am  6.  Sept 
konnte  der  Pat.  di.s  rechte  Bein  gestreckt  aufheben,  das  Knie  beugen 
uod  strecken. 

Am  7.  Sept.  wurde  wie  rechts  auch  links  der  nervus  cruralis 
gedehnt.  Am  9.  konnte  Pat.  die  patella  so  festhalten,  dasa  sie  nicht 
von  der  Stelle  bewegt  werden  konnte,  am  11.  wurde  das  gestreckte 
Bein  fest  von  der  Unterlage  aufgehoben. 

Neben  der  Beseitigung  der  Sensibilität»-  und  Motilitätsstörung 
der  unteren  Extremitäten  war  Patient  auch  von  dem  so  lästigen 
Oürtelgeffihl  befreit;  daa  Uriniren  ging  leicht  ohne  Anstrengung  vor 
sich,  die  Stuhlentleemng  erfolgte  ohne  ktnstliche  Hülfe. 

Am  20.  Sept.  wurde  cum  ersten  Male  ▼ersucht  den  Patienten 


286 


Sitz  uDgsbericbte 


aufzustellen.  Von  zwoi  Seiten  gestützt,  zitterte  derselbe  am  ganzes 
Körper;  beim  Versuche  zu  gehen,  warf  er  die  Beine  stark  zitternd 
vor.  Durch  die  grosse  Anstrengung  schwitzte  er  arn  ganzen  Körper. 

Yom  26.  Sept.  an  wurden  täglich  Gehversuche  mit  Krücken  an- 
getiellt.  Dabei  warf  er  die  Beine  sehr  stark  sitternd  and  schleudenid 
▼or.  Nur  sehr  langsam  trat  eine  weitere  Bessenug  im  Gehen  «in. 
Jetzt  kann  er  einige  Schritte  anf  Kröchen  gest&tst  im  Zimsier  ohne 
das  YOrherige  Zittern  machen»  er  kann  sich  attein,  nnf  einea  Sfei^ 
sioli  stütsend,  anfstellen;  die  Beine  werden  jedoch  nicht  T&el  kttf- 
tiger,  beim  Gehen  schlendert  er  die  Beine  yor.  Die  SensibilitSU  bläU 
jedoch  erhalten,  Fat.  localisirt  jeden  leisen  Stich  genao.  Dio  Bete* 
fehlen  wieder,  nur  der  Cremasterreflex  ist  nachweiBbary  beeonden 
auf  der  linken  Seite.  Urin  und  Stuhlentleerung  sind  normal.  Pst 
macht  täglich  kurze  Gehversuche  auf  Krücken  und  sitzt  sonst  dec 
ganzen  Tag  ohne  zu  ermüden  auf  einem  Sessel. 

2.  Tabes  dorsalis.  Dehnung  beider  nervi  ischiadici 
und  crurales. 

J.  C.  51  Jahre  alt  litt  im  SO.  Jahre  an  heftigen  oad  laiige 
anhaltenden  Kopfschmerzen.  Vor  4  Jahren  arbeitete  er  nn  Cansl- 
bauteni  wobei  er  h&ufig  über  Leib-  und  Rückenschmeraen  klagte- 
Spfttcr  beschftfticrte  er  sich  mit  Gartenarbeiten,  welche  er  jedoch 
bald  wegen  Auftreten  ähnlicher  Schmersen  au%ebe&  mneale  imd 
weil  sein  Gang  unsicher  wurde.  Sein  Schlaf  der  firilher  gut  wir, 
wurde  seit  djem  Jahre  1880  biufig  durch  heftige  Schmeraen  in  des 
unteren  Eactremitftten  auweilen  auch  in  den  Ann«i  gestört»  Bis 
Bchwftohe  der  Beine  nahm  immer  mehr  au,  es  trat  Tanbbeitegefthl 
und  Ameisenkriechen  in  den  Füssen  hinzu,  so  dass  Patient  seit  Mitto 
November  1860  nicht  mehr  arbeiten  konnte;  er  konnte  nur  auf  deo 
Stocke  gestützt  gehen.  Im  Juli  1881  wurde  F.  in  die  hiesige  me- 
dicinische  Klinik  aufgenommen  und  galvanisch  behandelt,  ohne  dass 
eine  Bessernng  eintrat. 

Am  24.  Aug.  liess  er  sich  im  hiesigen  Friedr.-Wilh.-Stift  auf* 
nehmen»  um  einen  Versuch  mit  der  Nerreodehnong  in  machen.  Beiai 
Gehen  7.e\cri  er  sehr  starke  Ataxie,  er  kann  nur  auf  einen  Stock  2^ 
stütst  gehen.  Beim  Schlüsse  der  Attgen  schwankt  er  sehr  stark  and 
kann  keinen  Schritt  gehen,  ohne  umin&llen.  Die  motorische  Kraft  ist 
nicht  geschwftcht.  Fat.  klagt  über  Taubsein,  Pelsigiein  und  KlUe- 
gefühl  der  Ffisse.  Amtliche  Bcfleae  fehlen.  Die  SennbOilii  der 
unteren  Extremit&t  ist  beiderseits  gleichm&ssig  herabgeielst  Fst 
localisirt  iwar  siemlich  genao,  Ahlt  jedoch  nnr  bd  8—9  cm  eot* 
femten  Spitien  des  Anaesthesiometers  die  iwei  Stiche.  Verminderter 
Urin-  und  Btuhldrang.  Links  vorgeschrittene,  rechts  beginnende  Seh- 
nervenatrophie.  Fat.  klaut  sehr  über  das  Gürtelgefühl  und  über 
heftipL  in  die  Beine  schiessende  Schmerzen,  welche  ihm  die  Nacht- 
ruhe rauben.  Die  elektrische  Krr^barkeit  der  Muskeln  ist  erhaiteo« 


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der  niederrheiniscbeQ  GeseUsohaft  in  Bonn. 


237 


Auf  beiden  Seiten  gleich.  In  geschlechtlicher  Beziehung  keine  Aen« 
deraog  eingetreten.  Am  26.  Ang.  wurde  die  Dehnung  beider  n. 
iaohiadici  unter  lokaler  Anaesthesie  ausgeführt.  Bei  der  ersten  Deb- 
ming  aelbit  kUgte  P.  über  niobt  sehr  bedeutende  Sobmersen,  so 
ömn  er  es  ablehnte  eieh  für  die  Debnung  dee  rechten  ieebiadieue 
betäobcn  sn  lassen.  An  dem  folgenden  Tage  klagte  er  über  heftige 
8<sbmenen  im  Verlaufe  der  n.  isebiadioi,  welebe  eben  so  stark,  wie 
wihrend  der  Dehnung  waren.  Oürtelgef&hl  ist  versohwunden;  Fat 
gibt  an  mehr  OeflUit  in  den  Bemen  su  haben,  die  Ffisse  seien  nicht 
-mehr  so  taub  und  kalt.  Im  Bette  liegend  hebt  er  die  Beine  bei 
geschlossenen  Augen  ohne  viel  Schwanken  auf.  In  der  Nacht  vom 
27.  auf  den  28.  Aug.  wieder  heftige  Schmerzen  im  Verlaufe  der  n. 
iecbiadici.  Am  29.  ruft  Kitzeln  der  Fusssohle  Kefloxe  hervor,  Pa- 
tellarreflex fehlt  vollständig,  .\nfangs  September  waren  die  Schmerzen 
in  den  nerv,  ischiad*  geschwunden,  dagegen  sehr  heftig  im  Verlaufe 
beider  n.  crurales  n.  saphepi.  Daher  wurde  am  20./9.  der  rechte  und 
uxn  17./10.  der  linke  nervns  cmralis  in  Chloroformnarkose  gedehnt, 
woraaf  die  Schmersen  auch  bald  schwanden.  Dieselben  kehrten  je- 
doch bald  wieder»  und  swar  auch  im  Verlauf  der  isebiadioi^  waren 
jedoch  nicht  so  stark  wie  Mber.  Das  Gdrtelgeffihl  ist  auch  wieder 
Torhanden.  In  Folge  der  Nervendehnnng  hat  die  Ataxie  nachge- 
lassen, Patient  kann  ohne  Stock  viel  besser  gehen,  das  Bömberg^ 
sehe  Symtom  ist  viel  geringer,  als  vor  der  Operation;  Patient  kann- 
einige  Schritte  bei  geschlossenen  Augen  gehen.  Die  Sensibilität  zeigt 
im  Vergleich  zu  früher  eine  geringe  besserung.  Der  Sohlenreflex 
ist  vorbanden,  jedoch  fehlen  die  anderen  Reflexe. 

8.   Tabes  dorsalis.    Dehnung  beider  nerv,  ischiadici. 

H.  S.,  34  J.  alt,  gibt  an,  in  den  Jahren  1877—79  an  Spermator- 
rhoe  gelitten  zu  haben.  Seit  der  Zeit  hat  er  jede  geschlechtliche  Lust 
verloren.  Im  P>nlgahr  79  bemerkte  er  zuerst  eine  Unsicherheit  im 
Gehen,  während  er  schon  mehrere  Jahre  früher  bei  der  Arbeit  und 
beim  Gehen  leicht  ermfidete.  Er  arbeitete  jedoch  noch  bis  warn 
Herbst  1680,  von  da  ab  masste  er  es  wegen  in  grosser  Unsicherheit 
und  Schwanken  beim  Geben  und  Stehen  aufgeben.  Zu  gleicher  Zeit 
litt  er  an  h&ufigem  Drang  cum  Üriniren  mit  Ersehwerang  verbanden 
und  an  starker  Stuhlverstopfung.  Seit  Anlang  des  J.  81  Uagt  «r 
über  Ameisenkriechen  und  Taubsein  der  Füsse,  Schwindel-  und  Q9ap» 
telgefühl.  Erst  drei  Wochen  vor  der  Aufnahme  ins  Fried.-Wilh.- 
Stift  hier  im  Sept.  81  heftige  neuralgische  Schmerzen  in  den  Beinen 
und  zuweilen  in  den  Armen.  Von  März  bis  Juni  81  Kaltwasserkur 
ohne  Besserung.  Der  stat.  pracs.  ergibt;  Pat.  klagt  über  Augen- 
flimmern,  über  Doppeltsehen  bei  Anstrengung  der  Augen.  Es  lässt 
ai^  eine  leichte  Parese  des  linken  rectus  int.  und  leichte  Ptosis 
rechts  nachwMsen.  Der  Augenspiegelbefund  ergibt  Nichts  abnormes. 
Die  Pnpülen  raagiren  tarftge  auf  Licht.  Die  SensibiUt&t  der  oberen 


236 


Sitzangsbericbte 


Extremität  ist  vermindert,  er  lokalisirt  jedoch  richtig,  beim  ZeigftL 
oder  beim  Fassen  eines  Gegenstandes  mit  der  Hand  pchwankt  dieff 
hio  und  her,  ehe  der  Gegenstand  berührt  wird.  Gürtolfrefühl,  Mos- 
kelkraft  nicht  geschwächt,  elektrische  Erregbarkeit  erhalten.  Die 
Lage  der  anteren  Extremität  im  Bette  wird  nur  angenaa  angcgebcsL 
Bei  Anwendang  des  ADaeethesiometers  pnbt  er  nor  bei  einer  6  ob 
groMen  Entfemimg  der  2  Spitzen  das  Gefühl  von  2  Sttohen  tu, 
aber  nooh  tmnoher;  er  loealiiirt  die  Empfioduiig  gcnsa,  knm  je> 
doeh  Hiebt  genau  anterseheideii  ob  ein  epilMr  oder  etompte  Oegea 
stand  ibn  berAbrt  Pelagsein  der  Foianblen,  nearalgieofaoSoinMnB 
in  den  Beinen.  Das  Uriniren  ist  nor  dnrob  itaikei  PMeen  mogiiehi 
StnblTeretopfung.  Der  Gang  dei  Patienten  iet  sebr  acbwankeDd,  er 
kann  obne  Stock  keinen  Schriti  machen.  Er  schlendert  die  Mne 
nnd  stampft  mit  dem  Fnsse  auf;  bei  geschlossenen  Augen  fallt  er 
gleich  hin.    Kein  Zittern  der  Extremitäten.    Alle  Reflexe  fehlen. 

Am  28.  Sept.  wurde  der  linke,  am  29.  Okt.  der  rechte  nervui 
ischiadicus  gedehnt.  Gleich  nach  der  ersten  Dehnung;  konnte  P*t 
im  Bette  liegend  das  entsprechende  Bein  bei  geschlosBenon  Aogea 
fester  aufheben,  als  das  andere. 

In  Folge  der  Operation  ist  nach  Aussage  des  Patienten  dei 
Gürtelgefühl  geringar^  die  Ataxie  iat  Termindert,  Fat.  kann  olae 
Stock  aber  nor  aehr  ataktiioh  gehen,  beim  Schhiese  der  Angen 
•ohwankt  der  Fat  noch  siemüch  eterk,  keine  Atasda  der  obem 
Eztremititen  mehr.  Die  Befiese  fehlen  noch  Tollatindig.  DSa  Ba- 
aehwardan  bei  der  Urin-  nnd  SUihlentleerung  aind  geeohwuDdan. 

Die  Dehnungen  der  Kerren  sind  in  dieaen  FUlan  fcrifUg  aa^ 
geführt  worden^  aber  nicht  so  stark,  dass  der  Patient  an  dem  Norm 
▼om  Operationstische  aufgehoben  wnrde;  nachdem  der  Zeigelinger 
unter  den  von  der  Scheide  freigelegten  Nerven  geschoben  war, 
wurden  6 — 10  gleichmässig  kräftige  Traktionen  an  den  Nerven  cen- 
trifugal  ausgeführt,  denen  ein  oder  zwei  centripetale  Traktionen 
folgten.  Die  Wunden  heilten  alle  mit  Ausnahme  der  Stellen,  wo 
die  Drainröhre  gelegen  hatte,  per  primam  intentionem;  Fieber  wurde 
in  keinem  Falle  beobachtet. 

Znm  Schlüsse  hebt  D.  den  dentliohen  Erfolg  der  Kerrendah- 
nong  bei  dem  ersten  Falle  hervor,  der  ao  aichtbar  nach  der  Dehnnag 
der  einaelnen  Nerven  au  beobaohten  war.  In  den  beiden  liiitatM 
Fillan«  reinan  TabesflUlen,  iat  ein  Erfolg  der  Narvendabnoag  iwar 
andh  vorhanden,  baaondara  iat  die  Ataxia  sehr  varmindart»  ein  Kad^ 
laas  der  Scbmeraen  ist  vothanden,  die  Patienten  gahaa  ertachiedsn 
besser,  aber  von  einer  Heilung  der  Patienten  kann  kaiaa  Bade  ann. 

Dr.  Leo  stellt  einen  Mann  mit  colossalor  Erweiterung  dar 
Venen  der  Bauchdecken  vor,  welche  sich  angeblich  erst  seit  einigen 
Monaten  entwickelt  hat.   Die  Erweiterung  begann  in  der  rechten 


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der  niederrhemieoben  Geaellachaft  in  Bonn.  239 

Leistengegend  und  stiegen  von  da  swei  Strange  gesohl&Dgelt  bis  zum 
Rippenbogen  hinauf.  Ebenso  entwickelte  eiob  aus  einem  Varix  der 
linken  Leiste  ein  nach  oben  gehender  Strang.  In  der  Mitte  swiaohen 
beiden  steigt  gleioli&Us  ein  Strang  toh  der  Symphysis  o.  pabia  bis 
snr  Mitte  des  Sternoms  hiiianf.  Die  AfTeotion  erinnert  an  das  be» 
kannte  Gaput  Medosae,  wenn  anch  die  Grappirong  der  Tenen  nibbt 
mnd  um  den  Nabel  stattfindet.  —  Die  Aetiologie  ist  dnnkelf  eine 
Compression  der  grossen  Yenenstftmme  des  Pfortadersystems  mit  siem* 
lieber  Bestimmtheit  anzunehmen.  Patient  ist  88  Jahre  alt,  hat  1670 
einen  Typhus  überstanden  und  will  später  wassersüchtig  (?)  gewesen 
sein.  Vor  Jahren  ist  er  seiner  An^^^abe  nach  luetisch  inficirt  gewesen. 
Jetzt  ist  sein  Befinden  im  Ganzen  gut;  er  klagte  anfangs  über  Schmer- 
zen in  der  Gegend  des  linken  Leberlappens,  doch  verloren  sich  die- 
selben nach  wenigen  Tagen  des  Hospitalaufenthaltes.  Die  Milz  war 
etwas  groiSy  die  Lebergrösse  normal.  Der  Urin  soll  zeitweise  albn- 
minöa  gewesen  sein;  wihrsnd  seines  Aufenthalts  im  Hospital  vom  21. 
Decbr.  1881  bis  9.  Jan.  1882  war  er  eiweissfrei. 

• 

Dr.  Alexander  von  Wolff  aas  Petersborg  (Gast)  spriobt 
Uber  ein.  birnförmiges  Loftpessar  bei  prolapsns  uteri. 

Dr.  Ungar  macht  Mittheilung  über  die  Genese  der  Ley- 
den' scheu  Asthmacrystalle  und  zeigt  darauf  bezügliche  mi- 
kroskopische Präparate.  Aosführlicbe  Mittheiluog  soll  an  anderer 
Steile  erfolgen. 


VaifefsHIIs-Boohdraektnl  tob  Oivl  Osorgl  ta  Bona. 


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DigitizGL, ,  ,  ...oogle 


t.7  Facciculcriü  CQCspilcsa  jjdf 


DigitizGL,  i  ,  ^.oogle 


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4  Compophyllum  (juadritjcm i n u m.  i.ik.i »istr.  Bt 


DigitizGL,  i  ,  ^.oogle 


UNN.  OF  MICH 
UBRARY 


!d  by  Gooc^le